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1. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 19

1913 - München : Seybold
hartem Tuff geworden ist. Die Besteigung wurde nur mit einer be- schränkten Zahl von Trägern ausgeführt. In langsamem Anstieg mühte sich die kleine Karawane auf schmalen Pfaden durch eine Pflanzendecke, die von Hauptmann Herrmann als „Urbuschwald“ bezeichnet worden ist. Es ist ein oft undurchdringliches Gebüsch von krautartigen Sträuchern und meist nicht sehr hohen Bäumen. Nach dreistündigem, mühevollem Steigen wurde 5oo Meter unter dem Gipfel, im Sattel zwischen Mittel- und Südkrater, ein enges Lager bezogen. Dichter Nebel wogte um uns her und verschleierte die Aussicht auf den Gipfel. Und kaum war das letzte Zelt aufgeschlagen, so prasselte mit kolossalem Hagelschlag ein Gewitter hernieder und verwandelte die Gegend auf kurze Zeit in eine Winterlandschaft. Die Temperatur sank naturgemäß schnell, und die Kälte machte sich so unangenehm fühlbar, daß sich die armen Träger zum Schutz vor dem Unwetter unter die Zeltdächer drängten. Aber dann klärte sich der Himmel auf, und prachtvoll hob sich auf einmal der Gipfel des Vulkans als dunkle Silhouette gegen die vorüberjagenden Wolken ab. Wir hatten den Aufenthalt zu einer kurzen Mahlzeit benutzt, und nun wurde sofort der Anstieg zum Gipfel unternommen. Die Böschung steigt bis zu 35 Grad. Sie zu erklimmen war außerordentlich anstren- gend, da das naokte Gestein dem Fuß nur wenig Halt bot. Zudem machte sich die ungewohnte Dünne der Luft äußerst fühlbar, so daß man ge- zwungen war, fast alle hundert Schritte mit hörbar klopfendem Herzen sqhwer atmend stehen zu bleiben. Aber unermüdlich kletternd strebten wir vorwärts. Zehn Meter liegt der Kraterrand noch über uns. Die hämmernden Pulse zwingen uns zu nochmaliger kurzer Bast; hätten wir geahnt, welches Bild uns erwartete, so würden wir schneller geeilt sein. Denn verstummend blickten wir wenige Augenblicke später in eine riesige Arena von unbeschreiblicher Großartigkeit. Der abgestumpfte Gipfel des Ninagongo ist nämlich ganz von einem mächtigen, nahezu kreisrunden Explosionskrater eingenommen, dem Graf-Götzen-Krater. So habe ich ihn seinem kühnen Entdecker zu Ehren getauft. Die Innen- wände des Kraters lallen steil nach unten ab und enden hier auf einem völlig ebenen Lavaboden, in dessen Mitte zwei nebeneinanderliegende steilwandige Eruptionsschlote ausgesprengt sind, die sich wie eine etwas plattgedrüokte große Acht ausnehmen. Eine Vorstellung von den ge- waltigen Ausdehnungen des Graf-Götzen-Kraters vermögen am besten die von Oberleutnant Weiß ausgeführten Messungen zu geben. Danach be- trägt der Durchmesser des Kraters 1251 Meter, seine Tiefe i55 Meter 19 2*

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1. Aus allen Erdteilen - S. 229

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. Thielemann: Der Popocatepetl. 229 nachmittags zum Rancho hinunterschaffen. So leben sie sechs Stunden täglich auf dem Schnee und achtzehn Stunden im Bereiche der ersticken- den Schwefeldämpfe der Solfatareu oder des Schmelzhauses. Auch für uns machten diese das Nachtlager nicht gerade erquicklich. Dabei be- schränkt sich die Nahrung der Indianer aus zähes Maisbrod (tortillas) und Bohnen, und trotzdem ist ihr Aussehen frisch und kräftig. Ihr Tagelohn ist dagegen auch fo reichlich, daß sie einen großen Teil des Jahres in ihren Dörfern am Fuße des Berges leben können und sich nur einige Monate der schweren Arbeit zu widmen brauchen. Der gewonnene Schwefel wird hier oben durch einfaches Schmelzen auf einem sehr primitiven Herde von den anhaftenden Steinen und Schlacken gesäubert und dann in Blöcken von 12% Kilo Gewicht durch Maultiere iu das Thal geschafft, wo er einer nochmaligen Reinigung und weiteren Ver- arbeitung unterliegt. Der Aufbruch wurde für den nächsten Morgen auf 4 Uhr feftge- setzt, und nachdem wir noch die praktische Erfahrung gemacht hatten, daß auf 3750 Meter Höhe weder Fleisch noch Kartoffeln gar werden, wurde zeitig zur Ruhe gegangen. Es hielt allerdings etwas schwer, die Führer Zur festgesetzten Stunde in Marschbereitschaft zu bringen, allein um halb fünf konnte die Besteigung beginnen. Die ersten 500 Meter absoluter Höhe wurden zu Pferde auf einem Zickzackwege zurückgelegt; die feine vulkanische Asche, mit welcher die Wände des Kegels bedeckt sind, machte den Tieren das Steigen recht sauer, und als wir bei Sonnenaufgang das Ende des Reitweges bei einem auf Lavablöcken errichteten Kreuze erreichten, waren sie völlig erschöpft. Die Grenze des Baumwuchses hatten wir iu 3980 Meter Höhe hinter uns gelassen. Das Wetter war nicht ungünstig, die Luft frisch, der Berg völlig wolkenfrei, ebenso wie sein Nachbar Jztaecihnatl und der ferne Pie von Orizaba; in den Thälern wogten allerdings dicke, weiße Nebel. Als die Sonne stieg, war das Bild ein herrliches; der Dom des Popoeatepetl erglänzte über uns im blendenden Weiß, und gleich Inseln stiegen die beiden andern hohen Gipfel aus dem leuchtenden Wolkenmeere empor, eine Erscheinung, von der keiner sich einen Begriff machen kann, der die Wolken nur von unten ge- sehen hat. Nun begann die eigentliche Ersteigung. Zunächst war noch ein kurzes Aschenfeld zu passieren, und dann wurde die Schneewand be- treten, welche in gleichförmig steilem Anstieg von wenig unter 40 Grad zum Gipfel führt. Der Zustand des Schnees war günstig; nur wenig verglaste Stellen ließen den Eispickel vermissen, sonst genügte ein festes Einsetzen des be- nagelten Bergschnhes zum sicheren Tritt. Die beiden Führer und die be- gleitenden Indianer stiegen sicher und schnell auf ihren mit Lappen um- wundenen Sandalen, um fo mehr, als der Schnee vom Winde leicht gefurcht

2. Für das sechste und siebente Schuljahr - S. 241

1915 - Leipzig [u.a.] : B. G. Teubner (Theodor Hofmann)
241 Ein kleines Beispiel mag uns helfen. Denken wir uns, wir sollten von einer Ebene aus einen Hügel hinaufgehen. Der Hügel kann all- mählich oder steil ansteigen. Zwischen dem Punkt, wo wir hundert Meter über der Ebene stehen, und dem, wo wir zweihundert Meter über der Ebene stehen, kann eine lange oder eine kurze Strecke liegen. Die lange Strecke ist gleichbedeutend mit allmählichem, die kurze mit steilem Anstieg. In beiden Fällen sagt man, der Hügel steigt so und so viel Meter auf das Kilometer. Auch ein Zyklon hat seinen Anstieg, natürlich nicht den eines festen Hügels, aber den verschiedener Barometerhöhen. Das Barometer steht in einem Zyklon immer tiefer als außerhalb desselben. Der Unterschied zwischen dem niedrigeren Barometerstand an einem Orte und dem höheren an einem andern wird aber nicht nach Metem auf das Kilometer, sondern nach Millimetern auf das Zentimeter be- rechnet. Denken wir uns, zwei Barometer würden in zwei, fünf Kilo- meter voneinander entfernten Städten täglich beobachtet. An einem Tage wäre der Barometerstand genau derselbe, d. h. das Quecksilber in beiden stände gleich hoch. Dies bedeutet Windstille. Am folgenden Tage steht ein Barometer 5 Millimeter höher. Dies bedeutet ein wenig Wind. An einem andern Tage steht ein Barometer ein Zentimeter höher als das andere; das ist ein steiler Anstieg und bedeutet Sturm. Eines Tages steht ein Barometer gar vier Zentimeter höher — ein furchtbar scharfer Anstieg, der einen Wirbelsturm bedeutet. Solch große und rasche Wechsel innerhalb einiger Kilometer sind in den gemäßigten Zonen unbekannt, in den tropischen Gegenden da- gegen nichts Ungewöhnliches. A. Giberne (Das Luftmeer). 162. Das Lustschiff des Grafen Zeppelin am 4. und 5. August 1906. 1. Am 4. August 1908 trat Graf Zeppelin mit seinem Aluminium- luftschiff Nr. 4 die große Fahrt nach Mainz und zurück an. Das Deutsche Reich hatte sich bereit erklärt, ihm seine Erfindung abzukaufen, wenn sich auf dieser Fahrt die Leistungsfähigkeit seines Flugschiffes erprobte. Am frühen Morgen des 4. August war der Graf von der Ballon- halle in der Nähe von Friedrichshafen aufgestiegen, und sein Luftschiff flog in etwa 100 Meter Höhe über den Vodensee auf Konstanz zu. Die Bürgerschaft war hier früh aufgestanden und in großer Spannung. „Zeppelin kommt!" riefen die Alten und die Jungen, als man das Fahr- zeug erblickte, und das Hurra-Rusen und Tücherschwenken wollte kein Ende nehmen. Dietlcins Deutsches Lesebuch. Ausg. P. Teil Iii 3. Aufl. 16

3. Das Vaterland - S. 228

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
228 beweglich war, zu retten; das Haus, iu dem sie lange Jahre gewohnt, den Weinberg, die Ölpflanzung, den Obstgarten, was alles sie mit ihrer Hände Arbeit und eisernem Fleiße sich geschaffen, mußten sie leider zurücklassen. In einigen Stunden, oft nur Minuten, war es eine Wüste von Lavablöcken und Felstrümmern, der Schauplatz trost- loser Verheerung, auf dem selbst die Grenzmarken des früheren Be- sitztums nicht mehr zu erkennen sind. Der Schwefel- und Kohlendampf wurde immer lästiger und die Hitze der Lava schon fühlbar; endlich standen wir plötzlich vor dem langsam heranrückenden Lavawalle. Die Vorstellung, die man sich von einem Lavastrome macht, trifft wenig mit der Wirklichkeit zu- sammen. Die Lavaflut ist nicht eine feurige, fließende Masse, sondern ein 5 bis 9 Meter hoher Steinwall, gebildet teils aus schwarzen, teils aus dunkelrot glühenden Felsblöcken. Und dieser Wall, welcher von der am Boden hinkriechenden flüssigen Lava getragen wird, rückt nun sichtlich, ungefähr bis 1 Meter in der Minute, auf uns zu. Fortwährend lösen sich einzelne mächtige, glühende Blöcke von dem Gipfel des Walles ab, stürzen mit Getöse herunter und setzen alles, was in ihrem Wege steht, augenblicklich in helle Flammen. Zuweilen klafft in dem vordrängenden Felsenwalle plötzlich ein großer Schlund auf, und eine feurige Lavaglut schießt, wie das flüssige Erz bei einem Glockengüsse, brausend hervor, entzündet, was sie berührt, und wird, schnell zu Lavablöcken erkaltend, mit der übrigen Masse vorwärts geschoben. Es ist ein Anblick so gewaltig und überraschend, so neu und überwältigend, daß man nur sprachlos staunend dastehen, das Großartige und Wunderbare der Erscheinung aber nicht mit Worten beschreiben kann. „Kommen Sie," rief mir mein Begleiter zu, „kommen Sie, in drei Minuten wird das Hans des Pfarrers von der Lava überflutet werden!" Wir eilten durch den immer dichter werdenden Ranch und die unerträgliche Hitze, die uns die Haut im Gesicht aufzog, längs der Lavaglut bergaufwärts. Wir erreichten endlich den großen Weinberg des Pfarrers, in dessen Mitte das stattliche, auch schon ganz ausgeräumte Pfarrhaus lag. Der alte Pfarrer bemühte sich mit Hilfe einiger Männer, die Weinpfähle abzureißen, um wenigstens diese als Brennholz zu retten. Sein schwarzer Hund, ein kluges, treues Tier, lief immer, ängstlich bellend, zu dem verlassenen Hause hin, dem ein 8 Meter hoher Lava- wall schon bis auf 10 Meter nahe gerückt war, und dann wieder zu seinem Herrn zurück, an dem er bellend aufsprang, als wolle er ihn vor der herannahenden Gefahr warnen. Der Pfarrer hatte sich soeben wehmütig nach dem Hause gewendet, an dessen dicken Stein- mauern sich die Lavablöcke immer höher aufdämmten, — er betrachtete das Heimwesen, in dem er so lange gewohnt und gewaltet hatte, mit tiefer Trauer zum letztenmale. In demselben Augenblicke stürzte die an den Steinmauern turmhoch ausgedämmte Lava mit furchtbarem

4. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 354

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
354 beabsichtigte Mittellager mit dem großen Zelt für Wochen ein- gerichtet. Tags darauf brach die kleinere Bergkarawane von acht Mann auf, um über die Grasflur dem Sattelplateau zwischen den beiden Bergen zuzustreben. Sie kam an diesem Tag nicht ans Ziel; erst am folgenden Tag wurde das Kibolager in der Nähe des west- lichen Bergriesen, 4330 Meter hoch, erreicht. Unterhalb vier weithin sichtbarer, hoher Felsblöcke, hinter einem Wall kleinerer Blöcke wurde das kleine Zelt aufgeschlagen. Während die fünf Träger zurückgeschickt wurden, blieben nur die zwei Reisenden mit einem Suahelibegleiter zurück. Am 3. Oktober, bei kalter und stockfinsterer Nacht, wurde die erste Kibobesteigung unternommen. Der Kegel lag etwa 21/2 Kilo- meter vom Lager entfernt, auf seiner etwa 6 Kilometer breiten Grundfläche noch 1680 Meter über ihrem Standpunkt aufgetürmt. 7 Uhr 20 Minuten standen sie endlich auf dem Rücken der Bergrippe, die sie sich als geeignetsten Aufstiegsweg ausersehen hatten, und begannen keuchend über festen Fels und losen Schutt hinweg der steilen Erhebung des Kammes zum Eis hinan zu folgen. Alle zehn Minuten mußten sie ein paar Augenblicke Stehenbleiben, um den Lungen und dem Herzschlag eine kurze Beruhigung zu gönnen. Denn sie befanden sich längst über Montblanc-Höhe, und die zu- nehmende Luftdünne machte sich allmählich fühlbar. 9 Uhr 50 Minuten langten sie an der untern Grenze des geschlossenen Kiboeises 5480 Meter hoch an. Da die Eiskuppe sofort unter 35 Grad Neigung emporsteigt, war ihr ohne Eispickel durchaus nicht bei- zukommen. So suchten sie die Schneebrillen hervor, zogen den Schleier über das Gesicht und banden das Gletscherseil um den Leib. Um 1/211 Uhr begann die schwierige Arbeit des Stufenhauens. In dem glasharten, im Bruch wasserhell glänzenden Eis erforderte jede Stufe an zwanzig Pickelhiebe. Langsam ging es an der glatten Wand aufwärts, anfänglich wegen ihrer fürchterlichen Steilheit schräg nach rechts hinauf, dann gerade auf den Gipfel zu. 12 Uhr 20 Minuten standen sie unter der letzten, steilen Erhebung des Eis- hanges in 5700 Meter Höhe. Obwohl die Temperatur nur wenig über 0 Grad Celsius schwankte, wirkte doch der Sonnenreflex vom Eis durch Brille und Schleier so stark schmerzhaft hindurch, daß sich ihnen später die Haut von Hals und Gesicht ablöste und Meyers Augen tagelang der dunkelblauen Schutzbrille bedurften. „Das Er-

5. Aus allen Erdteilen - S. 231

1887 - Münster i.W. : Schöningh
v. Thielemann: Der Popocatepetl. 231 hervorragte, doch hatten sich im Osten die Nebel gebrochen und gestatteten manchen schönen Blick in das Land um Puebla. Der Pie von Orizaba und der Jztaccihnatl schauten fortwährend klar und heiter aus die wogen- den Nebel herab, auch der Süden war gänzlich wolkenfrei, und bis in die endlose Ferne zogen sich die Berge und Thäler der Sierra caliente1) Zu unserer angenehmen Überraschung blieben wir wahrend des Steigens und auf dem Gipfel gänzlich verschont von allen den üblen Wirkungen, welche man der dünnen Luft zuzuschreiben pflegt; weder Schwindel noch Brechreiz, Atembeschwerden, Flimmern der Augen oder Blutandrang nach dem Kopfe stellte sich ein. Erst beim Abstieg, der um 10 Uhr begann, machte sich eine vorübergehende Übelkeit und dumpfer Kopfschmerz bemerkbar. Die einzige körperliche Erscheinung, welche uns hier auf den Schneefeldern in höherem Grade entgegentrat, als ich sie in den Alpen empfunden habe, war die Unfähigkeit, eine Entfernung auch nur annähernd genau zu schätzen; während nnsers letzten kurzen Haltes vor Erreichung der Spitze glaubten wir noch mindestens zwanzig Minuten Steigung vor uns zu haben, während der Gipfel in Wirklichkeit nur durch ein 16 Meter breites, mäßig geneigtes Schneefeld von uns ge- trennt war. Auf dem Rückwege wurde am Rande des Kraters ein Frühstück eingenommen; ein Hinabsteigen in die Tiefe unterblieb jedoch wegen ein- tretenden Nebels und wegen der fehr lästigen Schwefeldämpfe. Zudem hatten wir die schauerliche Großartigkeit des Schlundes von oben her sattsam bewundern können. Schwierig ist der Abstieg in den Krater übrigens * nicht, da behufs der Schwefelbeförderung ein leidlicher Zickzackpfad angelegt ist. Sobald die Indianer auf diesem die Ausbeute von den Solfataren erst bis zum Rande hinausgeschleppt haben, ist ihre Hauptarbeit gethan; denn den Bergabhang hinunter bis zur Grenze des Schnees sahren sie mit ihren eentnerschweren, in Strohgeflecht verschnürten Schwefelpacken in einer bequemen und gäuzlich gefahrlosen Schneeschurre. Auch wir sausten in dieser, ein jeder hinter seinem Führer aus einer Strohmatte sitzend, mit Windeseile dem Thale zu; etwa 800 Meter senkrechter Höhe wurden in wenig über eine Viertelstunde zurückgelegt. In einer ferneren Stunde war der Rancho wieder erreicht. 1) Das warme Land, diejenigen Länderstrecken, welche sich längs der Küsten hinziehen und wegen ihrer wärmeren Temperatur den Anbau von Baumwolle, Zucker- rohr u. dgl. gestatten.

6. Bd. 3 - S. 294

1838 - Eisleben : Reichardt
294 Amerika. gehört habe; man vernahm dasselbe sogar auch auf dem stillen Ozean, im S.w. der Insel Puna. Der schon oben erwähnte Boussingault und Hall machten am 22. November 1831 einen Versuch den Cotopaxi zu ersteigen, welchen sie von der Meierei Callo aus unternahmen, die 9 M. von Quito weit liegt. Von dieser Meierei aus ist der Cotopaxi noch 3 M. entfernt. Es geschieht selten, daß der Reisende die dazwischen liegende, mit unge- heuren Felsblöcken besaete Ebene durchzieht, ohne von einem Unwetter überfallen zu werden, das von dem einen oder dem andern ihrer furchtbaren Nachbaren, dem Cotopaxi oder dem Jliniza verursacht wird, die wechselweise auf einander entgegengesetzten Seiten des Horizontes donnern. In der gleich jenseits dieser Ebene beginnenden Schlucht, die zum ewigen Schnee hinanführt wachsen einige wenige Gesträuche; die Stelle der Pajonales oder Hochgrasflachen der andern Schneeberge nimmt hier jedoch eine mit eisenfarbenem, vulkanischem Sande bedeckte Flache ein, woraus kein Gras- halm zu sehen ist. Die Schneegranze fanden sie hier 14,500 F. Der Krater ist von einem finstern Felsenwall umgeben, gegen welchen die blendende Weiße der unter ihm ruhenden Schneegesilde seltsam ab- sticht. Als sie mit unsäglicher Mühe die Höhe von 17,200 F. er- reicht hatten und also noch 500 F. von dem Gipfel entfernt waren, fanden sie den Schnee, der bis dahin hart gefroren gewesen war, so lose rings um den Krater aufgeschichtet, und so weich, daß sie Gefahr liefen, in demselben zu versinken und das höhere Hinaufklimmen und das Erreichen ihres vorgesetzten Zieles durchaus unausführbar war. Die-Schwefelausdünstungen des Kraters waren stark fühlbar. Von der Iahe und Steilheit des Cotopaxi giebt folgender Vorfall einen Begriff. Als sie nämlich sich einmal niedersetzten, um auszuruhen, legten sie ihre Alpenstöcke neben sich. Kaum waren sie aber aus den Handen, als beide gleich abgeschnellten Pfeilen den Abgrund hinunter- schoßen und unwiederbringlich verloren waren. An dem östlichen Ende des Kraters sieht man, nach ihrer Bemerkung, häufig eine dünne Dampfsaule emporsteigen und es ist, nach ihrem Ermessen, kein Grund zur Vermuthung vorhanden, daß der Cotopaxi in der Periode der Ab- nahme seiner vulkanischen Thätigkeit sich befinde. Von den in diesen Landern lebenden Thieren bemerken wir den Manati oder Fluß-Manati, auch Seekuh genannt, das zu den Fischsaugethieren gehört und sich vorzüglich in dem Orinoco und verschiedenen Nebenflüssen desselben, so wie auch im Maranon und andern großen Flüssen. Südamerikas aufhalt. Auch in Afrika findet sich dies Thier, ob aber dieses von dem Amerikanischen Fluß- Manati wesentlich verschieden sey, ist noch nicht ausgemacht. Der Manati Südamerikas hat eine schwarzgraue Haut und erreicht gewöhn- lich eine Lange von 10 bis 12 F. Sein Gewicht betragt, nach Hum- boldt, der viele Manatis im Orinoco traf, 500 bis 800 Pfund. Doch finden sich auch solche, die einige tausend Pf. wiegen. Sv

7. (Achtes und neuntes Schuljahr) - S. 380

1913 - Frankfurt am Main : Diesterweg
380 meter vom Lager entfernt, auf seiner etwa 6 Kilometer breiten Grundfläche noch 1680 Meter über ihrem Standpunkt aufgetürmt. 7 Uhr 20 Minuten standen sie endlich auf dem Rücken der Bergrippe, die sie sich als geeignetsten Aufstiegsweg ausersehen hatten, und begannen keuchend über festen Fels und losen Schutt hinweg der steilen Erhebung des Kammes zum Eis hinan zu folgen. Alle zehn Minuten mußten sie ein paar Augenblicke Stehenbleiben, um den Lungen und dem Herzschlag eine kurze Beruhigung zu gönnen. Denn sie befanden sich längst über Montblanc-Höhe, und die zu- nehmende Luftdünne machte sich allmählich fühlbar. 9 Uhr 50 Minuten langten sie an der untern Grenze des geschlossenen Kiboeises 5480 Meter hoch an. Da die Eiskuppe sofort unter 35 Grad Neigung emporsteigt, war ihr ohne Eispickel durchaus nicht bei- zukommen. So suchten sie die Schneebrillen hervor, zogen den Schleier über das Gesicht und banden das Gletscherseil um den Leib. Um V211 Uhr begann die schwierige Arbeit des Stufenbarrens. In dem glasharten, im Bruch wasserhell glänzenden Eis erforderte jede Stufe an zwanzig Pickelhiebe. Langsam ging es an der glatten Wand aufwärts, anfänglich wegen ihrer fürchterlichen Steilheit schräg nach rechts hinauf, dann gerade auf den Gipfel zu. 12 Uhr 20 Minuten standen sie unter der letzten, steilen Erhebung des Eis- hanges in 5700 Meter Höhe. Obwohl die Temperatur nur wenig über 0 Grad Celsius schwankte, wirkte doch der Sonnenreflex vom Eis durch Brille und Schleier so stark schmerzhaft hindurch, daß sich ihnen später die Haut von Hals und Gesicht ablöste und Meyers Augen tagelang der dunkelblauen Schutzbrille bedurften. „Das Er- scheinen einiger leichter Nebelwölkchen in unserer Höhe schreckte uns auf; beim Weitersteigen empfanden wir aber die Atemnot so stark, daß wir alle fünfzig Schritt einige Sekunden stehen bleiben mußten, um weit vornübergeneigt nach Luft zu röcheln. Die Eis- oberfläche wird nun zusehends zerfressener. Da wir oft bis an die Brust einbrachen, nahmen unsere Kräfte in besorgniserregender Schnelligkeit ab, und immer noch dehnte sich die Wand unabsehbar, und der oberste Eisgrat wollte nicht näher kommen. ,Vorwärts/ rief ich zur Selbstanfeuerung aus, ,der Berg muß doch einmal ein Ende haben/ Endlich gegen 2 Uhr näherten wir uns dem höchsten Rand. Noch ein halbes Hundert mühevoller Schritte in äußerst gespannter Erwartung, da tat sich vor uns die Erde auf, das Ge-

8. Aus allen Erdteilen - S. 230

1887 - Münster i.W. : Schöningh
230 Amerika. war und kleine Vorsprünge das Aufsetzen des Fußes erleichterten. Wo dies nicht der Fall, ist der benagelte Bergschuh bei weitem vorzuziehen. Mit Schleier und blauer Brille zum Schutze der Augen gegen das gefährliche Blenden des Schnees hatten wir uns wohlweislich versehen. Bis zum Kraterrande war der Anstieg ziemlich eintönig : trotz der beträchtlichen Steil- heit und ungeachtet wir seit Monaten keinen Berg betreten hatten, nahmen diese 940 Meter Höhenunterschied nur drei Stunden in Anspruch. Den Indianern schien es völlig gleichgültig zu sein, ob sie aus ebenem Boden oder an steilen Wänden gingen; sie bezeichneten die Entfernung stets nach dem geradlinigen Abstand und uicht uach der Höhe. Um 9 Uhr war der Kraterrand erreicht. Ganz unvermittelt und un- geahnt erschloß sich der Blick in den schauerlicheu Felsenkessel, dessen gelb- graue Wände uns gegenüber bis zu 620 Meter senkrecht aus der Tiefe emporstiegen. Der Anblick hat etwas überwältigend Grausiges, das keiu Bild und keine Beschreibung wiedergebe« kann. Der in der Tiefe aus deu Solfatareu aussteigende Dampf, die eigentümliche Mischung von Schwefelgelb und Aschgrau im Kessel, der blendend weiße Schnee aus den Rändern der Wände und der tiefblaue Himmel darüber vereinigen sich zu Lichteffekteu, welche man gesehen haben muß, um sie für möglich zu halten. Wir verweilten hier zunächst nur kurze Zeit, um alsbald zur Besteigung des Gipfels zu schreiten. Dieser befindet sich an der Südwestseite des Kraterrandes, dessen Neigung von Südwest nach Nord- ost eine ziemlich gleichförmige ist; der Höhenunterschied zwischen den gegenüberliegenden Punkten des Randes mag an 375 Meter betragen. Unsere Führer weigerten sich anfangs zwar weiterzugehen und schützten gefährliche Stellen und schlechte Beschaffenheit des Schnees vor; sie mußten aber nachgeben, da wir andernfalls ohne sie gegangen sein würden. Die Sache gestaltete sich nicht so schlimm; den Kraterrand entlang an- steigend, abwechselnd auf den Felsblöcken selbst und an den steilen Schnee- lehnen längs derselben klimmend, wurde in fünf Viertelstunden die Spitze er- reicht. Gefährliche Stellen hatten wir kaum zu passieren, doch war Schwindelfreiheit und ein ganz sicherer Tritt an manchen Orten erwünscht. Der Gipfel selbst besteht aus einer sanft gewölbten Schneefirst, deren höchste Stelle nur etwa 10 Meter vom Rande der senkrecht abfallenden Krater- wand entfernt ist. Die Meereshöhe der Spitze beträgt nach der neuesten trigonometrischen Messung 5391 Meter. Die Schneewände ringsum siud von den Sturmwinden in ein Schollenmeer zerwühlt worden, dessen Furchen eine Tiefe von 2 Meter erreichen. Abgesehen von einzelnen kurzen Windstößen, war es zur Zeit völlig still und so sonnig warm, daß wir volle drei Viertelstunden am Kraterrande sitzen und das groß- artige Schauspiel mit Muße bewundern konnten. Über dem Thale von Mexico lagerten freilich noch Wolken, aus denen nur der Pie von Toluca

9. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 273

1908 - Altenburg : Bonde
273 Stunden, oft nur Minuten, war es eine Wüste von Lavablöcken und Felstrümmern, der Schauplatz trostloser Verheerung, auf dem selbst die Grenzmarken des früheren Besitztums nicht mehr zu er- kennen sind. Der Schwefel- und Kohlendampf wurde immer lästiger und die Hitze der Lava schon fühlbar; endlich standen wir plötzlich vor dem langsam heranrückenden Lavawalle. Die Vorstellung, die man sich von einem Lavastrome macht, trifft wenig mit der Wirklichkeit zusammen. Die Lavaflut ist nicht eine feurige, fließende Masse, sondern ein 5 bis 9 Meter hoher Steinwall, gebildet teils aus schwarzen, teils aus dunkelrot glühenden Felsblöcken. Und dieser Wall, welcher von der am Boden hinkriechenden flüssigen Lava getragen wird, rückt nun sichtlich, ungefähr Vs bis 1 Meter in der Minute, auf uns zu. Fortwährend lösen sich einzelne mächtige, glühende Blöcke von dem Gipfel des Walles ab, stürzen mit Getöse herunter und setzen alles, was in ihrem Wege steht, augenblicklich in Helle Flammen. Zuweilen klafft in dem vordrängenden Felsenwalle plötzlich ein großer Schlund auf, und eine feurige Lavaglut schießt, wie das flüssige Erz bei einem Glockengüsse, brausend hervor, entzündet, was sie berührt, und wird, schnell zu Lavablöcken erkaltend, mit der übrigen Masse vorwärts geschoben. Es ist ein Anblick, so gewaltig und überraschend, so neu und überwältigend, daß man nur sprachlos staunend dastehen, das Großartige und Wunderbare der Erscheinung aber nicht mit Worten beschreiben kann. „Kommen Sie," rief mir mein Begleiter zu, „kommen Sie, in drei Minuten wird das Haus des Pfarrers von der Lava überflutet werden!" Wir eilten durch den immer dichter werdenden Rauch und die unerträgliche Hitze, die uns die Haut im Gesicht aufzog, längs der Lavaglut bergaufwärts. Wir erreichten endlich den großen Weinberg des Pfarrers, in dessen Mitte das stattliche, auch schon ganz ausgeräumte Pfarrhaus lag. Der alte Pfarrer bemühte sich, mit Hilfe einiger Männer die Weinpfähle abzureißen, um wenigstens diese als Brennholz zu retten. Sein schwarzer Hund, ein kluges, treues Tier, lief immer ängstlich bellend zu dem verlassenen Hause hin, dem ein 8 Meter hoher Lavawall schon bis aus 10 Meter nahe gerückt war, und dann wieder zu seinem Herrn zurück, an dem er bellend aufsprang, als wollte er ihn vor der heran- nahenden Gefahr warnen. Der Pfarrer hatte sich soeben wehmütig nach dem Hause gewendet, an dessen dicken Steinmauern sich die Lava- blöcke immer höher aufdämmten; — er betrachtete das Heimwesen, in 6. Iv. R, io

10. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 187

1911 - Breslau : Hirt
22. Auf dem antarktischen Inlandeis. 187 des Morgens stellenweise harte Sastrugis, die alle nach Südsüdost wiesen. Wir halten diesen Kurs inne, weil das Land sich in ungefährer Richwng von Südosten nach Osten erstreckt. Im Lause des Tages erschienen noch mehr hohe Berge im Südosten; in westlicher Richwng entdeckten wir etliche 3000—4800 Meter hohe Bergspitzen. Das ganze Gelände scheint aus Massen auf Massen solcher Berge zu bestehen^ einer hinter dem andern. Am schlimmsten war heute unser Kampf mit dem schrecklich weichen Schnee, besonders in den Tiefen dieses wellenförmigen Plateaus. Nachmittags passierten wir eine derart schlechte Stelle, daß die Ponys bis zum Bauch in den Schnee sanken; es gelang uns nur mit äußersten Kräften, die Schlitten von der Stelle zu bekommen. Beim Anstieg ging es besser, doch schon um 5.45 p. m. hatten die Ponys ausgespielt, besonders der alte Qnan, der beinahe zusammenbrach, nicht infolge des hohen Ladegewichts, sondern durch die fortwährenden Anstrengungen, seine Gliedmaßen durch den Schnee zu arbeiten. Das Wetter ist ruhig und klar, doch sehr heiß und strapaziös für Mann und Pferd. Wir gestatten uns nur kleine Rationen, denn wir müssen sparen, was wir nur irgend können, um soweit als mög- lich vorwärts zu kommen. Marshall hat heute das neuentdeckte Land abgemessen. tut dies regelmäßig. Der Hypsometer zeigte um 1 p. m. sehr hoch, sofern man sich auf ihn verlassen kann und die Resultate nicht vom Wetter abhängen. Wir müssen ungefähr auf Meereshöhe sein. Die Wellenformen laufen ungefähr von Osten nach Süden und von Westen wieder nach Westen herum; sie sind uns gegenwärtig ein Rätsel. Ich kann mir nicht denken, daß die Speisung der Gletscher durch die an- liegenden Berge irgend etwas mit dieser Wellenform der Oberfläche zu tun hat. Wir sehen mehrere Gletscher, doch ihr Umfang steht in keinem Verhältnis zu der be- deutenden Ausdehnung dieser Barrierformation. Die Gletscher sind stark gespalten. Wir kommen an enormen Granitklippen am Fuße der Höhenkette vorbei; sie stehen vertikal ungefähr 1500—2000 Meter hoch und zeigen nicht die geringsten Schnee- spuren. Die nackten Hauptblöcke ähneln den Schist- (Schiefer-) Felsen des westlichen Gebirges unserem Winterquartier gegenüber, doch wir sind natürlich noch zu weit entfernt, um dies mit Bestimmtheit behaupten zu dürfen. Weiter nach Süden sind die Berge gänzlich frei von Schnee, weil ihre Abhänge vertikal sind; sie sind minde- stens 2500—3000 Meter hoch. Alles in allem ein zauberhaftes, wundervolles Land. Bekannt ist uns nur die weite Ausdehnung des Barriergebietes nach Osten, wo wir bis jetzt noch kein Land gesichtet haben. Wir legten heute 23|- Kilometer zurück und sind müde. Der Schnee reichte bis über unsere Knöchel, und jeder Schritt kostete Anstrengungen. Dennoch kommen wir gut nach Süden vorwärts und gewinnen mit jeder Meile ein Stückchen neuer Welt. Bis jetzt sind wir über 475 Kilometer in weniger als einem Monat marschiert. 30. November. Abmarsch um 8 p. m. Quau ist sehr wackelig und pfeift schein- bar auf dem letzten Loch. Armes Tier! Er und Socks sind schneeblind; wir hoffen, daß die Augenschirme, die wir für sie hergerichtet haben, etwas helfen werden. Wir wechselten uns stündlich an Qnans Schlitten ab, je einer von uns hals rechts und links. Socks geht schneller, ist deswegen stets voraus und macht dann einen kurzen Halt, wonach er sich beträchtlich leichter fühlt. Wir kamen heute nur langsam vorwärts, denn die Oberfläche war heute nachmittag schlimmer als je zuvor. So legten wir nur 19i Kilometer zurück. Quan war total erschöpft, und so schlugen wir schon um 5.45 p. m. das Lager auf. Wir fütterten die Ponys reichlich, doch sie fressen nicht gut, obwohl sonst Quan zu wimmern anfängt, sobald er nur das Futter wittert. Be- sonders liebt er die Maujeeration und kümmert sich wenig um den Mais. Auch

11. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 68

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
68 Bilder ans Europa. — Italien. einen raschen Abzug finden könnte; denn auch das Meer treibt Dünen (Tomboli) auf, hinter denen der Sumpf sich erhält. In der Vermischung des See- und Flußwafsers aber gedeihen gewisse Pflanzen, welche, wenn sie in den heißen Monaten verfaulen, einen Gestank verbreiten, der fast allem thierischen Leben feind ist, wie man versichert, daß dieser Hauch Metalle anlaufen mache. Als besonders schädlich bezeichnet man unter diesen Pflanzen eine Chara-Art, die dort vorzugsweise häufig wächst. Nächstdem sollen die todten Fische, die der Ombrone, wenn Regengüsse sein Wasser besonders getrübt, mit sich führt, und die im seichten stehenden Wasser ver- faulen, die Luft vervesten. Mit einem Worte, das stehende Wasser ist ein wesentlicher Grund, oaß diese ehedem blühende, von einer römischen Straße durchzogene, mit großen Städten besetzt gewesene Gegend seit mehreren Jahrhunderten eine Wüste geworden, welche die wenigen Bewohner vom Monat Juni an fliehen müssen, wenn sie nicht noch früher, als es ohnehin geschieht, dieser giftigen Atmosphäre erliegen wollen. 40. Der Vesuv. Der Vesuv erhebt sich auf dem Ostgestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so prachtvoll ist der Ausblick seiner Höhe. Ern mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braun- rothes Lavagefild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht es anfangs ziemlich gut; es sind noch große, fest liegende Steine da, aus welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und ausruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer halben Stunde ist die beschwerliche Be- steigung des Kegels vollendet, wir stehen glrücklich oben am Rande de Kraters. Der Krater des Vesuvs ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand umher 10—15 Meter hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. Natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher als an der anderen. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande, der ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt der heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt. In der Mitte des ungeheuern Kessels ist der eigentliche Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 8—10 Meter hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, ge- bildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Oeffnung, die in das Innere des ewig brennenden Höllenrachens hinabgeht, aus welcher ein weißer schwefelgelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Oeff- nungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrothe Kohlenglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde schauerlich öde Ansicht.

12. Bd. 2 - S. 391

1886 - Langensalza : Greßler
391 hang des Gesteins auf dem Felskamm machte nur größere Vorsicht nötig, da viele Massen, die wir für anstehend hielten, lose in den Sand gehüllt lagen. Wir schritten hintereinander und um so langsamer fort, als man die Stellen prüfen mußte, die unsicher schienen. Wir waren nun 5430 Meter hoch. Nach einer Stunde vorsichtigen Klimmens wurde der Felskamm weniger steil, aber leider blieb der Nebel gleich dick. Wir fingen nun nach und nach an, alle an großer Übelkeit zu leiden. Der Drang zum Erbrechen war mit etwas Schwindel verbunden und weit lästiger als die Schwierigkeit zu atmen. Wir bluteten aus dem Zahnfleisch und aus den Lippen. Die Bindehaut der Augen war bei allen eben- falls mit Blut unterlaufen. Die Nebelschichten, die uns hinderten, entfernte Gegenstände zu sehen, schienen plötzlich zu zerreißen. Wir erkannten und zwar ganz nahe den domförmigen Gipfel des Chim- borasso. Es war ein ernster großartiger Anblick. Die Hoffnung, diesen ersehnten Gipfel zu erreichen, belebte unsere Kräfte aufs neue. Der Felskamm, der nur hie und da mit dünnen Schneeflocken bedeckt war, wurde etwas breiter; wir eilten sicheren Schrittes vorwärts, als auf einmal eine Schlucht von etwa 125 Meter Tiefe und 20 Meter Durchmesser unserm Unternehmen eine unübersteigliche Grenze setzte. Wir sahen deutlich jenseit des Abgrundes unsern Felskamm in der- selben Richtung sich fortsetzen, doch zweifle ich, daß er bis zum Gipfel selbst führt. Die Kluft war nicht zu umgehen. Wir hatten eine Höhe von 5650 Meter erreicht. Wir blieben kurze Zeit in dieser traurigen Einöde, bald wieder ganz m Nebel gehüllt. Wir sahen nicht mehr den Gipfel des Chim- borasso, keinen der benachbarten Schneeberge, noch weniger die Ebene von Quito. Da das Wetter immer trüber wurde, so eilten wir auf demselben Felskamm herab, der unser Aufsteigen begünstigt hatte. Vorsicht war indessen wegen Unsicherheit des Trittes noch mehr nötig, als im Heraufklimmen. Als wir ungefähr in 5460 Meter Höhe waren, fing es heftig an zu hageln. Zwanzig Minuten, ehe wir die untere Grenze des ewigen Schneees erreichten, wurde der Hagel durch Schnee ersetzt. Die Flocken waren so dicht, daß der Schnee bald viele Centimeter tief den Boden bedeckte. Wir wären gewiß in Ge- fahr gekommen, hätte uns der Schnee aus 5650 Meter Höhe über- rascht. Um zwei Uhr erreichten wir den Punkt, wo unsere Maultiere standen. Der Teil unseres Aufklimmens oberhalb des ewigen Schneees hatte nur 3^2 Stunden gedauert." 42. Der Aniazorienstrorn.* Der Amazonenstrom, der größte Strom der Erde, bildet das mittelste der drei großen Wassersysteme Südamerikas. Ihm strömen * Nach Martins und Pöppig.

13. Theil 2 - S. 239

1827 - Leipzig : Brockhaus
meten, von tausend Stichen durchbohrt. Einzelne empö- rende Scenen machten das Ganze noch verhaßter. Ein roher Mensch, einst Pfeifer in den Diensten des Grafen von Helfen st ein, ging vor seinem eigenen Herrn her und spielte ihm den Todtenmarsch. Er riß ihm den Hut von dem Kopf, setzte ihn auf und rief ihm zu: Lange genug habe ich dir zur Tafel gepfiffen, nun will ich dir zu einem andern Tanz pfeifen. — Nichts konnte den Grafen retten; umsonst warf sich seine Gemahlin vor den Barba- ren auf die Kniee und flehete um sein Leben; umsonst hielt sie ihr zweijähriges Söhnchen in den Armen und beschwor sie, ihm seinen Vater nicht zu tobten; ihre Bitten fanden kein Gehör, der Graf wurde vor ihren Augen niederge- stochen, sie selbst aber von den rohen Menschen gemißhan- delt. Sie rissen ihr das Geschmeide vom Hals, verwun- deten das Kind in ihren Armen, setzten sie auf einen Mist- karren, und führten sie so nach Heilbronn. Von hier ging der Zug in das Mainzksche, wo sich neun Städte mit den Bauern verbanden, und den Kur- fürsten zwangen, ihre Forderungen zu unterschreiben. Von Mainz zogen sie gegen Würzburg. Unterwegs wurden alle Schlösser und Klöster geplündert und angezündet. Ein fränkischer Ritter, Florian Geier, war ihr Anführer. Auch der berühmte Götz von Berlichingen wurde ge- zwungen, ihr Narr und Hauptmann zu werden, wie er sich ausdrückte. Er zog mit ihnen vor Würzburg, das ihm die Thore öffnete. Eben so wild wie am Main wütheten die Bauern am ganzen Nheinstrom bis nach Elsaß hinüber. Zuletzt be- mächtigten sie sich auch der Stadt Zabern. Der Herzog von Lothringen, der als Nachbar Gefahr für seine eigenen Lande besorgte, bot in aller Eile seine Lehnsleute auf, suchte bei auswärtigen Grafen und Herren Hülfe und nahm 6000

14. Bd. 2 - S. 324

1903 - Langensalza : Greßler
324 aus dem Krater geflossen zu sein scheint. Seine Trümmer bilden eine Mauer von verschlackten Felsen, welche sich mitten durch die bewegliche Asche erstreckt. Wir brauchten fast eine halbe Stunde, um den Gipfel zu erreichen. Als wir auf der Spitze ankamen, waren wir erstaunt, daselbst kaum soviel Platz zu finden, um bequem sitzen zu können. Wir wurden durch eine kleine kreisförmige Mauer von Lava anfge-- halten, die uns den Anblick des Kraters entzog. Der Westwind wehte mit solcher Heftigkeit, daß wir Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Es war acht Uhr morgens, und wir waren erstarrt vor Kälte. Jene Lavamauer hatte auf der einen Seite eine Öffnung, durch die wir an den Boden des Trichters hinabstiegen, der etwa die Tiefe eines gewöhnlichen Stadtturms hat. Die äußeren Wände des Kraters sind beinahe senkrecht. Wir stiegen hinab auf einem Strich zerbrochener Laven. Die Wärme war nur an einigen Spalten bemerkbar, aus denen sich Wasserdünste mit Brausen entwickelten. Das Innere dieses Trichters verkündet einen Vulkan, der seit Jahrtausenden nur durch seine Seiten Feuer ausgeworfen hat. Das Majestätische dieser Gegend beruht auf der Erhöhung über der Oberfläche des Ozeans, auf der tiefen Einsamkeit dieser hohen Gegenden, und auf der unermeßlichen Weite, welche das Auge von der Spitze des Berges umfaßt. Die Reise auf die Spitze dieses Vulkans ist höchst interessant durch die malerischen Schönheiten, die sich denen darbieten, welche die Majestät der Natur lebhaft empfinden. Die Erfahrung hat die Reisenden be- lehrt, daß die Spitzen sehr hoher Berge selten eine so schöne Aussicht darbieten, wie die Bergspitzen, deren Höhe die des Vesuv, des Rigi und des Pny de Dom nicht übersteigt. Kolossale Berge, wie der Monte Rosa, haben eine so bedeutende Masse, daß die Ebenen nur in einer großen Entfernung gesehen werden, und daß ein bläulicher Duft gleichförmig über die Landschaft verbreitet ist. Der Pik von Teneriffa vereinigt durch eine schlanke Gestalt die Vorteile, welche weniger hohe Bergspitzen haben, mit denen, welche von einer sehr großen Höhe ent- springen. Nicht nur entdeckt man von seinem Gipfel einen ungeheuren Horizont vom Meer, sondern man sieht auch die Wälder von Tene- riffa und den bewohnten Teil der Küsten in der Nähe. Man könnte sagen, der Vulkan erdrücke mit seiner Masse die kleine Insel, welche ihm zur Grundlage dient: er schwingt sich aus dem Schoß der Ge- Wässer zu einer Höhe, die dreimal größer ist als die, in welcher im Sommer die Wolken schweben. Wenn sein Krater, der seit Jahr- Hunderten erloschen ist, Feuerströme ausspie, so würde der Pik, einem Leuchtturme ähnlich, dem Schiffahrer in einem Umfang von mehr als 260 Meilen zur Richtung dienen. Als wir auf dem äußern Rande des Kraters saßen, richteten wir unsern Blick nach Nordwest, wo die Küsten mit Dörfern geziert sind. Zu unsern Füßen gaben Haufen von Dünsten, die beständig von den Winden getrieben wurden, das mannigfaltigste Schauspiel. Jene gleichförmige Wolkenschicht,

15. Aus allen Erdteilen - S. 524

1887 - Münster i.W. : Schöningh
524 Australien. und stiegen Rauchwolken empor. Wir hatten eine größere Thätigkeit des Vulkans vorausgesetzt, und so fühlten wir uns durch diesen Anblick einigermaßen enttäuscht, trösteten uns jedoch damit, daß der neue Krater mit dem Feuersee uns ein gewaltigeres Schauspiel bieten werden. Ein Ritt von zwanzig Minuten, und wir waren am Vulkau-Hause angelangt, wo ein großes, offenes. Holzfeuer angenehme Wärme verbreitete, und wir unsere triefenden Kleider wechseln konnten. Aus dem Lavasee des Kilauea. Das ganze Haus machte deu Eindruck vou Sauberkeit und Behag- lichkeit und war im Innern, des Weihnachtsfestes wegen, reich mit Ge- winden von Immergrün und Farnkräutern, sowie mit Büscheln von Silbergras geschmückt. Die wenigen Zimmer sind uur durch zwei Meter hohe Graswände voneinander getrennt, ein Umstand, der das Besprechen von Geheimnissen zu einer Unmöglichkeit macht; und heute Morgen beim Erwachen ward ich zu meiner Überraschung gewahr, daß ich während des Schlafes meine Hand durch die Wand hindurch in das austoßende Gemach gestreckt hatte. Je weiter der Abend vorschritt, um so herrlicher wurde der Anblick des Kraters. Die feurige Wolke über dem neuen Krater nahm an

16. Theil 3 - S. 305

1834 - Königsberg : Bornträger
Inseln der Westküste. 305 aus der Erde hervordringen. Der schroffste Theil des Berges blieb uns nun noch zu besteigen übrig, der Zuckerhut, welcher den höchsten Gipfel bildet. Der Abhang desselben ist mit vulca- nischer Asche und Bruchstücken von Bimsstein bedeckt, und so steil, daß es fast unmöglich wäre, die Spitze zu erreichen, wenn man nicht einem alten Lavastrom folgte, der einst aus dem Kra- ter geflossen zu seyn scheint. Seine Trümmer bilden eine Mauer von verschlackten Felsen, welche sich mitten durch die bewegliche Asche erstreckt. Wir brauchten fast eine halbe Stunde, um den Gipfel zu erreichen. Als wir auf der Spitze ankamen, waren wir erstaunt, daselbst kaum so viel Platz zu finden, um bequem sitzen zu können. Wir wurden durch eine kleine kreisförmige Mauer von Lava aufgehalten, die uns den Anblick des Kraters entzog. Der Westwind wehte mit solcher Heftigkeit, daß wir Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Es war 8 Uhr Morgens, und wir waren erstarrt vor Kälte. Jene Lavamauer hat auf der einen Seite eine Oeffnung, durch die wir an den Boden des Trichters hinabstiegen," der etwa die Tiefe eines ge- wöhnlichen Stadtthurms hat. „Die äußern Ränder des Kraters sind beinahe senkrecht. Wir stiegen hinab auf einem Strich zer- brochener Laven. Die Wärme war nur an einigen Spalten be- merkbar, aus denen sich Wasserdünste mit Brausen entwickelten. Das Innere dieses Trichters verkündet einen Vulkan, der seit Jahrtausenden nur durch seine Seiten Feuer ausgeworfen hat. Das Majestätische dieser Gegend beruht auf der Erhöhung über die Oberfläche des Oceans, auf der tiefen Einsamkeit dieser ho- hen Gegenden, und auf der unermeßlichen Weite, welche das Auge von der Spitze des Berges umfaßt. Die Reise auf die Spitze dieses Vulcans ist höchst interessant durch die malerischen Schönheiten, die sich denen darbieten- welche die Majestät der Natur lebhaft empfinden. Die Erfahrung hat die Reisenden be- lehrt, daß die Spitzen sehr hoher Berge selten eine so schöne Aussicht darbieten, wie die Bergspitzen, deren Höhe die des Vesuvs, des Rigi, und des Puy de Dome nicht übersteigt. Ko- lossale Berge, wie der Monte Rosa, haben eine so bedeutende Masse, daß die Ebenen nur in einer großen Entfernung gesehen werden, und daß ein bläulicher Duft gleichförmig über die Land- schaft verbreitet ist. Der Pik von Teneriffa vereinigt durch eine schlanke Gestalt die Vortheile, welche weniger hohe Bergspitzen haben, mit denen, welche von einer sehr großen Höhe entsprin- gen. Nicht nur entdeckt man von seinem Gipfel einen ungeheu- ren Horizont vom Meer, sondern man sieht auch die Wälder von Teneriffa und den bewohnten Theil der Küsten in der Nähe. Man könnte sagen, der Vulcan erdrückte mit seiner Masse die kleine Insel, welche ihm zur Grundlage dient; er schwingt sich Nösselts Geographie. 2te Ausl. Hi. 20

17. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 127

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 127 — dämmen stehend, teilen die weiten, wasserbedeckten Flächen in kleinere Felder. Das Gitterwerk, das so entsteht, gibt der Reislandschaft ihren eigentümlichen Charakter. Die braunen Dämme — die Stäbe des Gitters — heben sich scharf ab von den spiegelnden Wasserflächen oder von dem lichtgrünen Grasteppich, der daraus hervorwüchst. Die Farbe dieses Sammet- teppichs, in weiter Ferne mehr smaragdgrün, in der Nähe freudig gelbgrün, steht in reizendem Kontrast zu dem mannigfach gestalteten dunkelgrünen Pflanzenschmuck des Vordergrundes, zu dem violettblauen Gebirgshinter- gründe und zu den dunkelgrauen Monsunwolken, welche in mächtigen Haufen über den lichtstrahlenden Himmel ziehen. Besonders hübsch erscheinen die Reisfelder des niederen Gebirges, die bis zu tausend Meter aufsteigen und oft in halbrunden Talmulden die Bildung eines riesigen griechischen Amphi- theaters nachahmen; die braunen Dämme, in gleichen Abständen sich über einander erhebend, entsprechen den Sitzreihen, wie man sie z. B. im Amphi- theater von Syrakus so schön erhalten sieht. (4. Vulkane.) Das Wunderland Java ist nicht nur für den Biologen, sondern auch für den Geologen von höchstem Interesse, insbesondere für das Studium der Vulkau-Entwicklung. Von den 51 größeren Feuerbergen, welche in langgestreckter Kette die Insel durchziehen, sind 28 noch heute in Tätigkeit. Trotzdem ich schon in Neapel, in Sizilien, auf den liparischen und kanarischen Inseln die wunderbare Bildung der aktiven Vulkane in mannigfaltigen Formen kennen gelernt hatte, trat sie mir doch hier (ebenso wie gestern auf dem Kawa Mauuk) abermals in einer neuen Form eut- gegen. Schon in weiter Ferne, in Garnt, fällt morgens, wenn das Ge- birge klar und wolkenfrei ist, die absonderliche Form des Papandajan auf: ein breiter, mächtiger Doppelkegel mit zwei Spitzen, welche durch einen sehr breiten und tiefen Sattel getrennt sind. Der vordere (nördliche) Rand des Sattels ist tief ausgeschnitten, und man blickt durch diesen Ausschnitt in ein gewaltiges Amphitheater, aus dessen östlichem Teile beständig eine starke Rauchsäule emporsteigt. Der Ausschnitt des gewaltigen Kraterrandes, der 12 Kilometer lang und 4 Kilometer breit ist, stellt die offene Bresche dar, durch welche man bequem in den tiefen Grund des trichterförmigen Kraters eintritt. Diese Öffnung ist die Folge der furchtbaren Explosion vom 12. August 1772, durch welche 40 Dörfer zerstört und 3000 Menschen getötet wurden. Der ganze Gipfel des gewaltigen Vulkans wurde dabei in die Luft gesprengt, und als Rest blieb der heutige abgestutzte Kegel des Kraters übrig, aus welchem ein Drittel oder ein Viertel der nördlichen Mauer ausgebrochen ist. Durch diese Bresche fließt der dampfende Bach ab, längs dessen Ufern wir heraufgestiegen sind. Die inneren Wände des ungeheuren Amphitheaters, die sich bis 270 Meter über seinen Boden erheben, sind größtenteils ganz nackt, aus grauen, gelben, roten oder braunen Lavamassen gebildet. Der hügelige Boden desselben ist mit weißen Sublimaten und gelben Schwefelkristallen bedeckt und von zahlreichen größeren und kleineren Löchern durchbrochen, aus denen kochendes Wasser und Schwefeldämpfe aufsteigen. Ein zweckmäßig angelegter Pfad führt in vielen Windungen zwischen den brodelnden Kesseln hin und auf Holzstegen oder Baumstämmen über die dampfenden Bäche hinweg, die aus dem durchlöcherten Boden emporquellen. Auch hier müssen wir aufmerksam den Weisungen des uns begleitenden Führers folgen, um

18. Deutsche Forschertätigkeit in Afrika und Asien - S. 9

1910 - Paderborn : Schöningh
Besteigung des Kilnnandjaro 9 Schutt die nimmer ruhende Tätigkeit der Naturkräfte verrät, ist von ganz eigenartigem Reiz. Nun begannen wir keuchend über festen Fels und losen Schutt hinweg den steilen Lavakamm zum Eis hinan zu folgen. Alle 10 Minuten muhten wir ein paar Augenblicke stehenbleiben, um den Lungen und dem Herzschlag eine kurze Beruhigung zu gönnen, denn wir befanden uns längst über Montblanc-Höhe, und die zunehmende Luftdünne machte sich stark fühlbar. 8 Uhr 15 Minuten hatten wir über Schotter hinweg eine Höhe von 5200 Meter erreicht und ruhten sitzend eine halbe Stunde lang. Ein Schluck von dem mit Zitronensäure versetzten Schnee- wasser netzte den in der überaus trockenen Luft schmerzhaft gewordenen Gaumen. Als wir den Blick zurückwandten, schien es uns, als sei die Höhe des im vollen Sonnenlicht rotbraun herüberleuchtenden Mawensi (5355 Meter) bereits überstiegen. Wie Maulwurfshaufen lagen die zentralen Hügel des Sattelplateaus unter uns in der Tiefe, zu welcher von Süden her langsam Nebel heraufwallten. Über der Zone des Urwaldes drängte sich eine dichte, silbergraue Wolkenmasse, während weit draußen, über der Ebene, einzelne Kumulus- wölken in der dunstigen Atmosphäre schwammen, vom Wider- schein des ziegelroten Steppenbodens an der Unterseite rötlich gefärbt. Das Unterland selbst aber war im Schleier der auf- steigenden Wasserdämpfe nur in undeutlichen Konturen er- kennbar. Dagegen blinkte und blitzte über uns der Eishelm des Kibo gleichsam in Kampfeslust um die Verteidigung der Bergfestung. Weiter kletternd trafen wir kurz vor 9 Uhr an einen Absturz zur Linken, der uns einen großartigen Niederblick in das benachbarte, 800 bis 900 Meter tiefe Felstal eröffnete, bis wir endlich um 9 Uhr 50 Minuten an der unteren Grenze des geschlossenen Kibo-Eises, dem ersten afrikanischen Gletscher, in 5480 Meter Höhe anlangten. Der Fels setzt an dieser Stelle nicht in die sonst allerwärts an der Eisgrenze sichtbaren hellblauen Schmelz- und Abbruchwände von 20 bis 30 Meter Höhe ab, sondern geht in etwa 20 Meter Breite ganz allmählich in die Eiskuppe über. Diese aber steigt schnell unter

19. Geographisches Quellenlesebuch der außereuropäischen Erdteile - S. 18

1913 - München : Seybold
Teilnahme daran versagen, da mich dringende Schreibarbeit ans Zelt fesselte. Zudem hegte ich auch keine Hoffnung mehr auf Erfolg; an die Möglichkeit vollends, daß die beiden gesunden Löwen noch in der Nähe sein könnten, dachte ich natürlich gar nicht. Und doch täuschte ich mich. Denn kaum waren die beiden Askari, die ich zur Beobachtung und eventuellen sofortigen Meldung an den diesseitigen Rand der Schlucht entsendet hatte, außer Sichtweite, als der eine von ihnen, der Massai Abdallah, in schnellem Laufe zurückkam, schon von weitem winkend. Hier tat Eile not! Feder und Papier wurden beiseite geworfen. Auf- springend riß ich den Hut vom Nagel, stülpte ihn auf und lud in vollem Laufe die Büchse. Inzwischen hatte mich Abdallah erreicht. „Schnell, schnell, Bana, dort liegen zwei große Löwen und schlafen, karibu sana, ganz nahe!“ Zwei Minuten später betrachtete ich äußerst niedergeschla- gen die ganz frischen Fährten und die noch warme Stelle, wo die beiden Mähnenlöwen von den Askari auf fünfzig Schritt im Schlafe überrascht worden waren. Die Büsche bewegten sich beinahe noch, wo die Raub- tiere im Dickicht der Schlucht verschwunden waren. b) Eine Kletterpartie auf unruhigem Boden. Der Kissenji sich am nächsten erhebende Vulkan ist der Ninagongo, dessen Fuß in dreistündigem Marsche zu erreichen ist. Sehr reizvoll ist der Weg dorthin nicht, denn er windet sich durch eine ununterbrochene Reihe von Feldern. Ja, selbst am Fuße des Berges war deren Zahl noch so groß, daß wir bei der Aufrichtung der Zelte um einen freien Platz in Verlegenheit gerieten. Aber Kissubi, der schwarze Fremdenführer, der seit langem das Recht in Anspruch nimmt, jeden Europäer bis unter den Gipfel hinauf zu geleiten, und der sich auch zu uns gesellte, wußte Rat und zeigte uns ein Fleckchen, wo schon manches Zelt vor dem unsrigen gestanden hatte. Denn es haben seit der Erstbesteigung des Ninagongo durch Graf Götzen im Jahre 1894 nicht wenige seine Dienste in Anspruch genommen. Als ein auffallend regelmäßiger, oben abge- schnittener, typischer Schichtkegel hebt sich sein Hauptgipfel scharf vom wolkenlosen Himmel ab, im Norden und Süden von je einem niedrigen Seitenkrater begrenzt. Während Nord- und Südkrater an- scheinend schon längst erloschen und bis oben bewaldet sind, macht der in der Mitte gelegene Hauptkegel einen noch recht frischen Eindruck. Der Pflanzenwuchs reicht nicht ganz bis zum Gipfel hinauf. Das letzte Stück ist vielmehr nackte Lava und Asche, die mit der Zeit zu stein- 18

20. Bd. 1 - S. 427

1835 - Eisleben : Reichardt
427 Königreich beider Sicilien. Aetna am 25. Julius erstieg, traf auf der ganzen Südseite des Berges nirgends eine Spur von Schnee, als in einigen Vertie- fungen am Fuße des Kegels, während etwa 14 Tage früher be- trächtliche Schneestreifen an seinem nördlichen Abhange sichtbar waren. In der obersten Region erhebt sich auf einer weiten Ebe- ne der 1000 F. hohe, steil in die Höhe steigende Aschenkegel des großen Kraters, welcher an seiner Basis 2'/) Stunde im Umfange hat. Das Hinausklimmen ist jedoch hier bei Weitem nicht so be- schwerlich wie auf dem Aschenkegel des Vesuvs; denn auf letzterem versinkt man tief in der trocknen und losen Asche und kommt oft mit der größten Anstrengung beim Steigen mehr rückwärts als vor- wärts; hier aber ist die Äsche größtentheils feucht und kompakt und erlaubt sicher und fest aufzutreten. Nur verursacht die auf dieser großen Höhe schon sehr dünne Luft, wie überhaupt auf be- trächtlichen Berghöhen, den Meisten einige Beschwerden, und bringt Kurzathmigkeit, welche zum öftern Stillestehen nöthigt, Herzklo- pfen, Durst, Müdigkeit bei der geringsten Anstrengung hervor; Andere aber empfinden davon wenig oder nichts. Der Gipfel des Aetna hat 3 Spitzen, da sie aber in fast gleichschenklichtem Dreieck gegen einander liegen, so wird immer eine derselben verdeckt und daher erhielt der Gipfel den Namen il Bicorne (das Zweihorn). Auf dem höchsten Gipfel nun, zwischen drei Spitzen, befin- det sich der große Krater, dessen Beschreibung wir hier mit den eigenen Worten eines Reisenden, der den Aetna 1820 bestieg, folgen lassen. „Der Krater des Äetna erscheint in der Gestalt ei- nes unregelmäßigen Ovals, und ist wenigstens dreimal so groß, als der des Vesuvs. Er hat das Aussehen eines gewaltig großen durch eine ungeheure aus Schlacken und Asche gebildete Scheide- wand in zwei Theile getheilten Trichters mit zwei Mündungen von ungleicher Größe, deren jeder neuerdings durch eine Scheide- wand getheilt ist. Diese Scheidewand aber ist so niedrig, daß man jene Mündungen nicht als vier verschiedene Krater, sondern als zwei Oeffnungen eines und desselben Kraters zu betrachten hat, die höchst wahrscheinlich etwas unter der Oberfläche des bemerkba- ren Grundes wieder zusammenstoßen. Die größte Mündung hat eine Oeffnung nach N., weil bei dem Ausbruche von 1787 ein Theil des Kegels durch die Gewalt der Lava mit fortgerissen wur- de. ^ Da der Krater mit jedem Ausbruche seine Gestalt und Größe verändert, ja zuweilen in seine eigenen Eingeweide zusammenstürzt, so ist jede auch noch so genaue Beschreibung desselben nur auf eine Zeit gültig. Gegenwärtig (1820) mag sein oberer Umkreis etwa y4 Stunden betragen. Sein Rand ist nicht durchgehends gleich hoch, und von den drei Spitzen, welche er bildet, ist die eine hoher als die andern. Auf der Nordseite ist derselbe sehr steil abgeschnitten. Das Innere des Kraters bietet eine etwa 25 Fuß tiefer als der Rand liegende Fläche dar. Hier finden sich die