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1. Ulrich Flamming - S. 24

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
24 Kästchen, von welchem aber der Schlüssel verloren gegangen war. Pulver, Kompaß und alles andere war ein Nanb der Wellen geworden. Doch lagen noch einige Bretter und Balken, als Trümmer von dem zerrissenen Boote, mit einigem Eisenwerke, Las sich an denselben befand, umher. Die zweite Sorge gieng nun auf Erholung und Wiedererlangung der verlornen Kräfte. An Wasser und Lebensmitteln gebrach es nicht. Freu- dig und wonnetrunken genoß man, jedoch auf Flammings ernstliches Anrathen, nur mäßig und mit Vorsicht, von einigen auf der Erde hernmlie« genden Baumfrüchten, und schöpfte Wasser ans einem in der Nähe fließenden Bache mit hohler Hand. Die Insel sah einem großen Garten ähn- lich, so üppig und frisch stand alles da, und in solchem Ueberflnsse boten sich den Geretteten die Lebensmittel an. Die ansgesendeten Kundschafter, welche erforschen sollten, ob die Insel bewohnt sey oder nicht, kamen jetzt zwar mit der Nachricht zu- rück, daß ihnen nichts von Menschen aufgestoßen wäre, allein demungeachtet zweifelte Flamming, daß die Insel unbewohnt sey. Die Gesträuche schie- nen thm hiezu nicht wild und verwachsen genug, die Vögel zu scheu, und, obgleich an ordentlich eingetheilte Saat- oder Erndtefelder nicht zu denken war, dennoch überhaupt alles zu regelmäßig, als

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1. Ulrich Flamming - S. 82

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
82 Schnell verstrichen, in erwünschter Einigkeit und unter der eifrigsten Betreibung der Kriegsübun- gen, die sechs Monate, für welche die erwähnten obrigkeitlichen Personen als Regenten und G e- setzgeber gewählt worden waren. Am Ende des fünften Monates wurde, auf Flammings Vor- stellung, eine allgemeine Volksversammlung zusam- menberufen, in welcher über die Wahl künftiger Obrigkeiten das Nöthige erinnert werden sollte. Flamming trat, auf ausdrücklichen Befehl der gegenwärtigen Regierung, auf, und hielt eine Rede an die Versammlung. Er sagte in derselben, daß man die Zuletzt durchlebten fünf Monate mit eben so viel vorher verflossenen Monaten vergleichen möchte. Man sollte alsdann erwägen, in welchem von die- sen beiden Zeiträumen, man sich am ruhigsten und glücklichsten gefühlt habe, in welchem die Familien am wenigsten in Trauer und Wehklagen versetzt worden wären, und in welchem am meisten zum gemeinschaftlichen Vorth eil der ganzen Insel geschehen sey. „Bedenkt einmal, meine Freunde, sprach er, wie es nunmehr bei einem Ue- berfall der Feinde hergehen wird? Wie diese erstau- nen werden, statt leer stehender Hütten und wehrlos gelassener Weiber und Kinder und Kranken, tausend wohl geübte Krieger gegen sich anrücken zu sehen, und sagt es euch selbst, ob sie unter solchen Umstän- den ihre Angriffe wiederholen, oder ob sie zurück- kehren, und nach zwei mißrathenen Versuchen, auf

2. Ulrich Flamming - S. 97

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
97 Sechster Abschnitt. ^s dauerte mehrere Tage, baß'herr Lehrreich (der Hofmeister) dem guten Georg nichts mehr von Flamming und von diesen Inselbewohnern vorlas. Georg glaubte immer, es geschehe aus Mangel an Zeit, und weil Hr. Lehrreich wichti- gere Geschäfte habe, und geduldete sich. Als er aber einmal sah, daß der Lehrer höchstwahrscheinlich nichts ganz norhwendiges zu thun habe, nahm er ihn bet der Hand und bat, daß er die Geschichte von Flatn, ming fortsetzen möchte. Flamming, mein lieber Sohn, erwiederte der Lehrer, ist todt, und meine Geschichte von ihm und von der Insel hat ein Ende. Ich habe keine Nachrichten weiter davon. G

3. Ulrich Flamming - S. 40

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
4o der das Werfen mit der Streitaxt verboten hatte. Gegen diesen wandte sich Flamming mit Auver- sicht in der Miene, legte tn der Entfernung von vier Schritten den Zweig zu seinen Füßen nieder, senkte sich auf das linke Knie und drückte die flache rechte Hand langsam und hart auf den Boden nieder. — Dies schien ihm das schicklichste und verständlichste Zeichen der Unterwürfigkeit und friedlichen Gesinnung zu seyn. — Er blieb ungefähr eine Minute lang in dieser Stellung, stand dann von der Erbe auf, thar einige Schritte zurück und stand wie ein Mann La, der jetzt den wichtigsten Augenblick seines Lebens feiert. Von den voranstehenden Inselbewohnern waren einige, als Flamming ihnen so nahe kam, um einen Schritt zurück getreten, und schienen unschlüssig, ob sie ihn naher wollten kommen lassen, oder wie sie ihn zurückwersen sollten. Der Mann hingegen, dein Flainming den Friedenszweig zu Füßen legte, stand unverwandt da. und verrieth in seinen Gesichts- zügen Ueberlegung und Nachdenken. Dennoch gab auch Er keinen Laut von sich, und stand bewegungslos wie die andern. Flamming fiel nun darauf, den Leuten be- greifirch zu machen, daß seine Gesellschafter Unglück- liche waren, die der Gefahr des Ertrinkens entgangen seyn, und gezwungen wurden, auf der Insel

4. Ulrich Flamming - S. 76

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
76 Lie hundert Waffenschüler, so daß jeder von den Europäern zehne bekam, für deren Uebung er zu sorgen harte. Die Waffen, in welchen Flam- ming üben ließ, schränkten sich auf den Spieß oder die Lanze ein. Man mußte mit denselben sowohl in geschlossenen Gliedern gegen den Feind anrücken, al6 auch sie mit Sicherheit nach einem kleinen Ziele werfen lernen. Es war ein äußerst glücklicher Gedanke, daß Flamming gerade auf die Lanze verfiel. Denn, abgerechnet, daß es ein Werkzeug zur Vertheidi- gnng und zum Angriff in der Nahe ist, und doch auch zum Angriff in die Ferne dient; so erfodert der Gebrauch desselben auch Muth, Verstand und Kaltblütigkeit; Eigenschaften, ohne welche niemand eines Sieges werth ist. Es wird überdies eine an- haltende Uebung erfodert, wenn man sich auf den Spieß will verlassen können. Auch dieser Umstand war sehr vortheilhaft, um die Eingebornen aus ihrer Schläfrigkeit und Unthätigkeit herauszubrin- geu. — Zugleich aber wußte der überlegende Flamming es so anzufangen, daß diese Spieße Gelegenheit zu einer Art von Feld- oder Gar- tenarbeit gaben. Diese Spieße waren nämlich nichts anders, als die Aeste eines sehr festen Hol- zes, welches zwar auf der Insel wuchs, aber ohne Pflege und Wartung nur kurze und gebogene Aeste trieb. Flamming hatte schon vorher durch Fleiß

5. Ulrich Flamming - S. 68

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
68 Die Männer hörten ihm mit steigender Aufmerk- samkeit zu. Solche Anordnungen in Absicht auf vor- fallende Streitigkeiten, die in Europa schon so alt, und so allgemein verbreitet sind, daß man sie fast gar nicht mehr als etwas besonderes und von den Men- schen wirklich erst gestiftetes ansieht, waren ihnen neue und unerhörte Dinge. Sie machten sich zwar ziemlich unvollkommene Vorstellungen davon; aber die Sache gefiel ihnen doch. Sie meinten, es wurde freilich schwer seyn, so etwas auf ihrer Insel einzu- führen, weil nicht alle Leute einsehen würden, daß es zu ihrem Besten wäre. Wenn aber Flamming mit seinen Landsleuten dabei thun wollten, was sie könnten, so versprächen auch sie, diesen Plan aus allen Kräften zu unterstützen, und denen unter ihren Landsleuten, welche vielleicht widerspänstig seyn wür- den, durch Vorstellungen, Ermahnungen und Zurccht- wcisen die Sache annehmlich zu machen. Dies war in der That alles, was Flamming erwartete. Er bat sie, daß sie am folgenden Morgen eine Versammlung von allen erwachsenen und ver- ständigen Mannspersonen an einem dazu bestinrmten Orte auf der Insel veranstalten möchten, weil er ent- schlossen wäre, seine Vorschläge der ganzen Insel kund zu machen.------- Die Versammlung kam am folgenden Morgen glücklich zu Stande. Es strömte Alles, und zwar

6. Ulrich Flamming - S. 25

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
25 daß nicht Menschen, wenigstens zuweilen, hieher gekonmren ftyu sollten. Wir müssen, sagte Flamming, auf alle Falle handeln, als wäre die Insel bewohnt. Jeder bewaffne sich, so gut er kann. Keiner aber mache eher von seinen Waffen Gebrauch, als ich ihm die Erlaubnis dazu ertheilen werde. Wer diese ohne meinen Willen nimmt, der findet seinen Tod unter meinen Händen. — Dies sprach er, und schlug an den Sabel, mit welchem er noch seit gestern umgürtet war, und den er an seinem Leibe mit geborgen hatte. Die Gesellschaft war mit Flammings An- ordnung zufrieden. Man versprach, ihm als einem tapferen und einsichtsvollen Manne zu folgen, und begab sich sogleich, auf seinen Vorschlag, mit den geretteten Waffen und einigen Knütteln versehen, auf einen in der Nähe befindlichen Hügel. In kurzer Zeit war man auf der Spitze des- selben angclangt. Die lachendste Gegend stellte sich den Blicken der erstaunten Fremdlinge dar. Wiesen und Wälder, von spiegelnden Flüssen durchschnitten, Blüthen und Früchte an den Baumen, bewachsene Berge und schattige Thaler lagen hier vor ihren Augen. Die Fläche der Insel war, so weit das Gesicht reichte, unabsehbar. Nicht ferne von ihnen,

7. Ulrich Flamming - S. 85

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
Dieses alles wurde nun in der gegenwärtigen Volksversammlung auch zum erstenmal ausgeführt. Man wählte nicht mehr drei Männer, sondern man wählte dreizehngesetzgeber, und überließ diesen, was sie für Männer Zur Aufsicht über die Ausführung ihrer Gesetze ernennen wollten. So wie nun weiter auch diesen übrig blieb, was sie- für Unterobrigkeiten einsetzen wollten, damit die Anstalten und heilsamen Anordnungen auf der Insel desto besser in Gang kämen, und Aufsicht über die- selben gehalten werden könnte. Flamming sah demnach seine guten und weit- aussehenden Gedanken zum Theil schon wirklich ausgeführt, und genoß noch überdies bei allen ver- nünftigen Bewohnern der Insel eine Verehrung, wie sie nur wenigen Menschen zu Theil werden kann. Schon ging er, nachdem nun ein Theil seines Planes in Gang gebracht war, mit dem Gedanken um, zur Ausführung des darauf folgen- den Th eil es einige Schritte zu thun, als sich—• ein Umstand ereignete, der alles schon gestiftete Gute wieder zu vernichten drohete. Ihr errathet es, meine Leser. Flamming ward krank. Es schlich sich ein Fieber in den Kör- per, von welchem ihm seine Naturkenntnisse sagten, daß es den Tod zur Folge habe. Es that ihm weh, daß er ein Leben, welches er mit so mancher

8. Ulrich Flamming - S. 70

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
) 7° ihnen so angesehen werden, wie die Hausvater von den Kindern und von den Hausmüttern. Man schlagt und droht in meinem Vaterlande einander nicht, wenn irgend einem Unrecht geschehen ist, son- dern man zeigt die Sache bei der Obrigkeit au. Diese untersucht, wer Recht oder Unrecht hat, und halt, wenn dieses herausgebracht ist, den, der Unrecht hat, an, dem andern Ersatz^für den Schaden zu geben, den er ihm zugefügt hat. So geht alles in Ruhe und Friede aus einander, und äußerst selten hört man, daß jemand einen andern um das Leben gebracht hat." Hierauf erzählte Flamming auch der Ver- sammlung, daß in Europa kein Volk wäre, wel- ches sogleich die Flucht ergriffe, wenn ein Feind angerückt käme; sondern man sey daselbst auch auf diesen Fall in voraus gefaßt; man sey in Waf- fen geübt, und habe Anführer, welche jedem streit- baren Manne angäben, was er bei der Vertheidi- gnng zu thun habe. Nachdem er nun seine Rede geendigt hatte, fragte er die ganze Versammlung, ob sie nicht auch Lust hatten, eine so ordentliche und wohl- thätige Lebensart unter sich einzuführen. Er zeigte ihnen, daß dieses ganz leicht gehen könnte, tzvenn ste einige überlegende und verständige Männer

9. Ulrich Flamming - S. 23

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
23 schoß ihre freundlichen Stralen längst über den Erd- boden hin. Es war eine große, mit Wäldern versehene und fruchtbare Insel, auf welcher sie ans Land gekommen waren. Ob bewohnt oder nicht, das wußte man nicht, und bekümmerte sich auch noch nicht darum; denn jetzt war das erste, daß die geretteten Lebenden einander brüderlich umarmten, und gemeinschaftlich bemüht waren, ihre umherliegenden Unglücksgenossen durch Reiben der Glieder, durch Odem einblasen, durch Befreiung von allen fest anliegenden Kleidungs- stücken wieder ins Leben zu bringen. Bei mehrern gelang es; bei einigen aber auch nicht, und von neun und Zwanzigen, die dnrch die Wellen ans Land geschleudert worden waren, waren zwanzig am Leben, neune blieben todt; die übrigen hatten schon während der Nacht ihren Untergang in dem Wasser gefunden. Flamming war unter den Geretteten, und gab die mehresten guten Rathschlage. Sobald die- jenigen wieder zum Bewußtfeyn gebracht worden, die wirklich noch Leben in sich hatten, sorgte man vor allem, einiges mit an das Land geworfene Ei- senwerk zusammen zu lesen und es hinter einem Busche in nolhdürftige Sicherheit zu bringen. Es bestand in einer Flinte, einem Beile, einigen Hak-- ken, Schaufeln, Säbeln, und in dem eisernen

10. Ulrich Flamming - S. 30

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
30 er doch der Gesellschaft, auf ihrer Hut zu seyn; noch dringender aber empfahl er, sich bei der Zusammen, kunft mit den Einwohnern friedlich und ruhig zu verhalten, und bat, daß man ihm, wenigstens in den ersten Tagen, als Anführer folgen möchte. Die Ge- sellschaft versprach dieses mit einem Handschlage, den jeder aus derselben ihm gab, und er versprach ihr dagegen, daß er die Unterhandlungen nach bester Ein- sicht einleiten, sich im Falle der Noth aber an die Spitze der Gesellschaft stellen, und als Held für die- selbe kämpfen wolle. Es entstand hierauf die Frage, was nun zu thun sey, und besonders, ob man die Ankunft der Einwoh- ner erwarten, oder die Einwohner aufsuchen solle? Vor allem, erwiederte Flamming, laßt uns um- kehren zu dem Ufer, an welchem wir gerettet worden sind, und wo sich noch einiges von unfern Sachen be, findet; wo auch die Leichname unserer Brüder noch liegen. Die Bretter, das Eisenwerk, und was wir noch haben, wollen wir hinter Büschen verbergen, daß es nicht gleich in die Augen fällt. Die Leich- name wollen wir an einen Ort legen, den wir von diesem Hügel aus sehen können. Alsdann wollen wir uns mit so viel Mundvorrath versehen, als wir in unfern elenden und zerrissenen Kleidern beherbergen, und sonst noch mitnehmen können, und uns mir dem- selben wieder auf diesen Hügel begeben. — Wir können, setzte er hinzu, von hier mehr übersehen, als

11. Ulrich Flamming - S. 67

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
67 fügte hinzu, da6 sie dieses gefährlichen Feindes nur durch tapfern Widerstand los werden könnten. Um diesen aber leisten zu können, sey es nöthig, daß sie sich täglich in den Waffen übten. Alsdann machte er sie auch darauf aufmerksam, daß unter ihnen selbst so wenig Liebe, gegenseitige Zuneigung und Freundschaft herrsche; und daß sie, die nicht Muth genug hätten, sich einem ungerechten, gemeinschaftlichen Feinde entgegenzustellen, sogleich mit Keulen und Spießen bei der Hand wären, wenn es unter zweien von ihnen zu Streitigkeiten käme. Dies müßte ganz aufhören, setzte er hinzu; sie müß- ten ihre Waffen in Angelegenheiten unter einander selbst ganz ruhen lassen, und solche gegen niemand als gegen äussere Feinde gebrauchen. Flamming erzählte ihnen hierauf, wie es bei vorfallenden Streitigkeiten unter einzelnen Personen in den meisten Ländern von Europa, vorzüglich aber in Deutschland, gehalten würde, daß man da Obrigkeiten und Richter hätte, daß niemand sich selbst Recht schaffen dürfe, sondern von der Obrig- keit, welche erst alles untersuchte, sein Recht er- hielte, und zeigte, wie großen Einfluß diese wohl- thatige Einrichtung auf die Ruhe und das Glück der Leute in Europa habe. E 2

12. Ulrich Flamming - S. 64

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
64 besser ist, als bei ihnen. —- Steht mir nur treulich bei- meine Freunde; und gebt mir eure Hand darauf, daß ich sicher darauf rechnen kann. Man gab den Handschlag. Man verehrte die gute Gesinnung und die gründliche Ueber.egung des braven Flammiug, und verband sich, ihm bei Aus- führung seines großen Planes auf das hülfreichste beizustehen. Flamming setzte noch mit wenigen Worten hinzu: man pflege eine solche Veränderung der gesell- schaftlichen Lebensart eines Volkes den Ausgang aus dem Stande der Natur, und die Ver- einigung in einen Staat oder in die bürger- liche G ese l lsch a ft zu nennen: Dies sey der erste Schritt, sagte er, wenn sich ein Volk knltiviren (bilden oder vervollkommnen) wolle, das heißt mit andern Worten: wenn es Leute, die in allen mögli- chen Künsten und Wissenschaften so geschickt sind, als die Leute in Europa, die so ruhig und einträchtig unter einander leben, als diese, einander so hnlfreich beistehen als diese, und sich über ihre Pflichten, über Gott und Religion so richtige Begriffe verschaffen können, als die Europäer es schon gethan haben, unter sich haben wolle. Selbst die Europäer erstaunten, da ihnen Flammiug dies alles so auseinander setzte. Sie hatten

13. Ulrich Flamming - S. 34

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
34 rtmkehren und wie der Blitz davon laufen, das war die Sache Emes Augenblicks. Flamming hatte nämlich, so bald er wahr- nahm, daß man jetzt entdeckt werden könnte, der Gesellschaft geboten, sitzen zu bleiben. — Es war von zwei einzelnen Männern, die keine Waffen als ein paar Prügel hatten, und über die Hälfte nackt waren, nichts zu besorgen. Und Flam- ming hielt für gut, daß die erste Stellung, in welcher er mit seinen Gefährten angetroffen wurde, nicht gerade eine kriegerische wäre, damit, wo möglich, die Vorstellung von Feindseligkeit und Angriff in den Einwohnern unterbliebe. Was, dieser Vorsicht ungeachtet, ans den Mann, der sie gesehen und, wie es schien, gefürchtet hatte, für ein Eindruck gemacht worden wäre, das konnten sie freilich nicht wissen, konnten es aber auch auf keine Weise verhindern, und damit beruhigte sich Flamming. Man zweifelte nicht, daß nunmehr entschei- dende Auftritte nicht lange ausbleiben könnten. Flamming empfahl daher nochmals Vorsicht, friedfertiges Benehmen und Gehorsam gegen seine Befehle. Man nahm hierauf noch etwas Nahrung zu sich, gab sich einer dem andern die Hände, ge- lobte einander bis in den Tod beizustehen, und

14. Ulrich Flamming - S. 39

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
39 Ihr Anblick machte die Einwohner aufmerksam, ohne sie in Furcht zu setzen. Die Berathschlagung wurde plötzlich unterbrochen, jeder hielt seine Waf- fen fester in den Händen, und sähe mit unver- wandtem Blicke auf die Fremdlinge hin. Mit Vorbedacht hatte Flamming verordnet, daß die hintersten von seiner Gesellschaft so weit in den Büschen bleiben sollten, daß man nicht sehen könnte, ob sie die letztem waren oder nicht. Er stand, nachdem er einige Schritte vorwärts gethan hatte, still, und hielt mit freundlichem Gesichte seinen Zweig hoch in die Höhe. — Noch war keine Veränderung unter den Inselbewohnern wahrzunch- men. — Flamming gieng nun wieder um einige Schritte vorwärts, und stand wieder still. Als die tiefe Stille in der großen Anzahl der Einwohner noch fortdauerte, und nichts von drohender Miene oder feindseliger Gesinnung wahrzunehmen war, schritt Flamming, muthvoll und mit Würde in seinem ganzen Wesen, langsam vorwärts. Jetzt war er den Vordersten bis auf zehn Schritte nahe gekommen. Er stand nochmals stille, hielt seinen Zweig aufs neue m die Höhe, und als er wieder nichts anders als Staunen und Verwunderung auf den Gesichtern las, von Feindseligkeiten aber durch- aus nichts erblicken konnte, trat er ihnen um noch einige Schutte näher. Es waren etwa zwanzig von den Inselbewohnern, die etwas vor den andern vor- aus standen, und unter denen auch der sich befand,

15. Ulrich Flamming - S. 54

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
54 den. Jeder Strich bezeichnete ein ganzes Wort, und man brauchte viele Jahre dazu, um diese Schrift kennen zu lernen. Auch lernte sie niemand, als wer Priester werden wollte. Die Kinder wuchsen auf, wie die Pflanzen; man sorgte blos, daß sie keinen Schaden am Körper litten. Die geringen Geschick- lichkeiten im Gartenbau und Bastschlagen lernten die Kinder leicht durch Ausehen und Selbstversuche. Ueberhaupt gieng es also auf dieser Insel so müßig her, daß lch glaube, mancher arbeitscheue Europäer würde sich wünschen, mit Flamming und dessen Gefährten alles Ungemach ausgestanden zu haben, um auf dieser paradiesischen Insel die vortrefflichsten Früchte als Nahrung genießen, und doch dabei die Hände müßig in den Schoß legen zu können. „Das glaube ich selbst auch," — versetzte Georg, ein munterer Knabe, dem diese Geschichte von seinem Hofmeister vorgelesen wurde, und der bisher mit ununterbrochener Aufmerksamkeit zugehört hatte. — „Es geht mir fast eben so. Das müssen recht glückliche und zufriedene Leute gewesen seyn, diese Inselbewohner." „Meine Nachrichten über dieselben sind noch nicht zu Ende" — erwiederte der Hofmeister. — „Ver- spüre dein Urtheil, lieber Georg, bis du erst alles weißt. So eben stoße ich hier auf ein: D e m u n g e - achtet. Ein Wort, welches jederzeit anzeigt, daß

16. Ulrich Flamming - S. 98

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
98 Georg. Ach das ist Schade! Gerade jetzt, da ich glaubte, die Geschichte der Insel würde erst recht angehen. Lehrr. Würde es dir lieb gewesen feyn, wenn ich dir Hütte vorlesen können, wie diese Insel- bewohner in Kenntnissen Und Künsten Nach und nach weiter gekommen, und ein steißiges, geschicktes und verständiges Volk geworden wären? Georg. Freilich, lieber Lehrreich, das wollte ich ja eben wissen. Ich hätte eben sehen mögen, wie es zugcht, daß die Menschen, wie Sie mir schon ein- mal gesagt haben, immer reicher an Kenntnissen und geschickter in allerlei Künsten werden. Lehrr. Ich kann dir das sagen, lieber Georg. Georg. Aber wie können Sie das, da Sie keine Nachrichten weiter daher haben? Lehrr. Von diesen Inselbewohnern kann ich es freilich nicht; das ist wahr. Allein, so arm an Kenntnissen und Geschicklichkeiten, als diese Leute zu Flammings Zeiten waren, so arm sind ehedem alle Völker, deren Namen du nennen kannst, gewe- sen. Unsere Vorfahren, die alten Deutschen, hatten vor zwei tausend Jahren noch keine Spinnräder und Electrisi'rmaschinen, keine Kirchen, keine Kirchthürme, keine Glocken und keine Kanonen. Sie hatten keine Bücher, sie wußten nicht, daß man mit Gänsekielen schreiben kann. Sie hatten nicht einmal zahme Gänse, sondern höchstens können sie wilde Gänse und Schnee- gänfe gekannt haben. Die schönen Städte in Deutsch-

17. Ulrich Flamming - S. 57

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
5 7 könnte, und glaubte endlich dergleichen gefunden zu haben. Nur wußte er noch nicht, wie er sie seinen schläfrigen Freunden vortragen und annehmlich ma- chen sollte, bis endlich ein Vorfall, wie sich bisher noch keiner ereignet hatte, ihm auch hiezu die gün- stigste Veranlassung gab. Mitten in der Nacht wurden die armen ganz ruhig schlafenden Bewohner dieser Insel durch Lärm und Kriegsgeschrei aufgeweckt. Eine zahlreiche Schaar von Einwohnern einer benachbarten Insel hatte einen feindlichen Einfall unternommen, und fieng an zu rauben und Gewaltthätigkeiten auszn- üben; als unsere Europäer, welche glaubten, daß man einen Anschlag gegen ihr eigenes Leben gefaßt habe, in aller Eile sich bei Flammming mit ihren Gewehren versammelten. Wer von den Ein- gebornen sich zu widersetzen wagte, wurde erschla- gen. Man sah daher alles in der Düsteruheit der Nacht mit Kindern und Habe den Wäldern zueilen. Kaum säumten die Flüchtlinge so lange, daß Flamming, welcher mit seiner Gesellschaft in geschlossener Reihe hervortrat, einige von ihnen ein- holen und fragen konnte: was der Lärm denn ei- gentlich zu bedeuten hätte? Feinde, Feinde! war die Antwort. „Rettet euch, rettet! Weiberrauber! Menschenfresser!" — Dies war alles, was die Europäer erfahren konnten. Eben berathschlagten sie sich, was sie thun wollten, als ein ganzer

18. Ulrich Flamming - S. 29

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
29 <3&het tinfer den Arm, und schlich sich in dem Ge- büsche, mit welchem der Hügel besetzt war, leise herab, um näher an den Ort zu kommen, wo sich der Mensch, auf welchen alle Blicke gerichtet waren, befand. 'Es glückte ihm, unbemerkt ganz nahe an ihn zu kommen, und er sähe nun, daß es,eine Frau war, dfe ihr Kind in dem Bache badete, und sich selbst auch an dem obern, bis auf die Hüften entblößten Theile ihres Körpers wusch. Der Unterlheil des Leibes war, zu F l a m m i n g s Erstaunen, mit einem Kleide » bedeckt, das einem leinenen, blaß aschgrau gefärbten europäischen Weiberrocke gar nicht unähnlich war. Die Farbe ihrer Haut schien blaßgelb. Sie nahm, nachdem sie das Kind gebadet hatte, es auf den Arm, drückte cs an ihre Brust und Wangen, und lief, so schnell sie konnte, wieder in ihre Hütte hinein. Flamming kehrte nun zu seiner Gesellschaft zurück, und erzählte das wenige, was er hatte be- obachten können. Ihm, für seine Person, — setzte er hinzu, — sey beinahe alle Furcht benommen, daß sie von den Einwohnern feindlich behandelt werden würden; das sanfte Aeußere dieses Weibes, die Sorgfalt, die man auf den Anbau der Erde gewandt erblickte, die nicht weit von einander stehenden, und mit keinen Thüren versehene Häuschen, — dieß alles ließe ihn vermurhen, daß hier ein friedliches, von Feld- und Baumfrüchten lebendes und incht ganz arbeitloses Volk wohnen müsse. Indessen empfahl i

19. Ulrich Flamming - S. 73

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
73 genheiteri insgesammt gehörig beurtheilen, und euch also gut regieren zu können. Ist es mir aber er- laubt, von dem mir erwiesenen Zutrauen einigen Gebrauch zu machen, so will ich diejenigen aus eurem Volke mit Namen nennen, welche mir zu diesem Amte vorzüglich geschickt Vorkommen. Ich werde ihrer drei nennen, und möchte, daß diese drei euch gemeinschaftlich regierten. Das Regie- ren ist eine so schwere Kunst, daß ich glaube, ein einziger Mann möchte zu derselben zu wenig seyn." Nachdem er dieses gesagt und hierauf gewartet hatte, ob die Versammlung mit seinem Vorschläge zufrieden wäre, gieng er, da von dieser keine Einwendung dagegen geschah, auf drei der ver- ständigsten und überlegendsten, schon ziemlich be- jahrten Männer zu, führte sie, einen nach dem andern, auf den Platz, auf welchem er bisher ge- standen hatte, und hatte das Vergnügen, seine Wahl durch eine laute Beifallsbezeugung aus der Menge gebilligt zu sehen. Die Männer wuß- ten fast nicht, wie ihnen geschah; Flamming selbst aber, mit den übrigen Europäern gieng auf sie zu, und jeder von ihnen legte einen kleinen Büschel Gras, als das Zeichen der Unterwerfung, das man auf dieser Insel hatte, zu den Füßen der erwählten obrigkeitlichen Personen nieder. v

20. Ulrich Flamming - S. 77

1799 - Braunschweig : Schulbuchhandlung
77 und Versuche es mit einzelnen Stammchen dahin gebracht, daß sie schlanke und längere Aeste trieben, ohne daß das Holz seine Festigkeit verlor. Auf seine Vorstellung wurde es daher durch die Volksvorsteher zum Gesetz gemacht, daß jeder, der das vierzehnte Jahr überschritten hätte, alle Jahre zwei neue Stammchen von diesem Baume an einem großen, dazu angewiesenen Orte anpflan- zen sollte, damit mit der Zeit ein großer Wald von diesen nützlichen Bäumen entstünde, der es der Insel an solchen wichtigen Waffen nicht fehlen .ließe. Die Anpflanzung und Wartung dieses Baumes kostete in den ersten Jahren manche Mühe, und erfoderte allerlei nur durch Uebung und Verstand erwerbbare Vortheile. Desto besser, dachte aber Flamming bei sich selbst. Diese Anpflanzung wird meinen Freunden Gelegenheit geben, Geistund Arme in Thätigkeit zu setzen; und das ist es ja eben, woran es ihnen fehlt, und was sie unter einander zu unfriedfertigen Menschen, gegen fremde Feinde aber zu feigen Ausreisseru macht. — Es war eine süße Belohnung für ihn, wenn er be- rechnete, daß dieser klein scheinende Umstand sei- nen wohlthätigen Freunden so wichtige Dienste lei- sten würde.