Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Bd. 2 - S. 136

1844 - Leipzig : Kollmann
———^ipl — 136 — weder Bedenklichkeit, noch Furcht und nahm heiter von seinem Wirthe Abschied, um sich in seine Wohnung, die Citadclle von Peronne zu begeben. Als er, gefolgt von den Kämmerlingen und Hoffourrieren des Herzogs, an die zu ihr führende Zugbrücke gelangte, welche sich über einen ungewöhnlich breiten und tiefen Graben hinzog, stieg er vom Pferde, sah die daran wachcbal- tenden zahlreichen Bogenschützen und anderen Bewaffneten scharf an und äußerte gegen den Grafen d'argcnton"), der ihn nebst noch mehreren burgundischen Edeln begleitete: „sie tragen Andreas- Kreuze, aber nicht die meiner schottischen Bogenschützen." „2hr werdet sie aber eben so bereit finden, Sire, in Eurer Verthci- digung das Leben zu wagen" — sagte d'argenton, dessen feines Ohr in dem Tone des Königes einen Anklang entdeckt hatte, den Ludwig selbst gewiß nicht gerne hätte merken kaffen; „sie tragen Andreas-Kreuze — fuhr jener fort — als einen Theil der Kette des goldenen Vließes, des Ordens des Herzogs von Burgund." „Das ist mir wohl bekannt" — sagte der König und zeigte auf die Ordenskette, welche er selbst aus Artigkeit gegen seinen Wirth trug — verbat sich hierauf die weitere Begleitung der burgundischen Herren und stand, als diese sich entfernt hatten, mit Einigen von seiner Umgebung unter dem Bogengänge des inneren Hofes, trüben Blickes den Ungeheuern Thurm anschaucnd, welcher eine der Ecken des Gebäudes cinnahm und in der That das Gefängniß des Schlosses war. Die dunkeln Mauern dieses großen, festen Werkes, welches sich, wie behauptet wird, noch aus den Zeiten Karls des Großen herschrieb, waren von furcht- barer Dicke, die Fenster sehr klein und mjt Eisengittern versehen; cs warf die ungeheure Masse dieses Baues einen düstern, abcn- Ihcucrlichen Schatten über den ganzen Hofraum. „Da soll ich doch nicht wohnen?" — sagte der König, auf den Thurm deutend, nicht ohne einen leisen, ahnungsvollen Schauder. — „Nein, behüte der Himmel! — crwicderte der graue Seneschall, der ihm mit unbedecktem Haupte zur Seite ging — Eurer Majestät Gemächer sind in diesem niedrigen Gebäude zubereitet — dieselben, worin König Johann zwei Nächte vor der ^ ‘ "lmtcr in der Geschichte als Annalist seiner Zeit, unter dem schon tle gedachten Namen Com mine 6. Er war damals Vertrauter des Herzogs Kacl des Kühnen und einer seiner geachtetstcn Räthc.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Bd. 1 - S. 951

1835 - Eisleben : Reichardt
Preußi sche r Staat. 951 ders ergreifend von der Seite des Hauptportals, ein ausgezeichnetes Denkmal der Kraft und der Leistungen des Mittelalters und der soge- nannten Gothischen oder altdeutschen Baukunst, zu dessen Erhaltung und Wiederersetzung der beschädigten Theile der König beträchtliche Summen angewiesen hat. Ware dieser Dom nach dem ursprünglichen Plane zanz vollendet worden, so würde er das größte, höchste und vollkommenste Gothische Gebäude der Welt seyn. Aber so ist bloß der Chor vollendet, wahrend das untere Schiff der Kirche nur bis zur Halste seiner Höhe gebracht, und die Vorhalle, so wie die beiden Thür- me am mwollendetsten geblieben sind. Ungeachtet er also bei Weitem nicht vollendet ist, so erregt doch seine große Pracht, die Kühnheit seiner Verhältnisse und die Zierlichkeit seiner Umrisse Bewunderung. Den größten Eindruck macht das Innere dieses kolossalen Gebäudes, wenn man von dem Thurmende hineingeht. Das Auge verliert sich in dem ungeheuren Raume, der sich nach allen Seiten zu ausdehnt. Der erste Grundstein wurde 1248 gelegt, aber die Vollendung dieses Riesengebaudes, woran noch 1499 gearbeitet wurde, verhinderten die Streitigkeiten der Erzbischöfe mit der Bürgerschaft der Stadt. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes erbaut. Die ganze Lange dessel- den betragt 400 und die ganze Breite der untern Kirche 161 F., wahrend die Breite der vordern Westseite an dem Boden 231 F. betragt. Das Gewölbe tragen 100 Säulen, in einer vierfachen Reihe stehend, wovon die 4 mittlern Säulen gegen 30 F. im Umfange haben. Gleich den Baumen eines uralten Forstes, stehen diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Ästen gespalten, die sich mit ihren Nachbarn in spitzen Bogen wölbt, und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar ist. Die innere Höhe des Chors betragt 161 F., und auch das Mittelschiff der Kirche sollte in dieser Höhe und Form fortgesetzt werden, steht aber nur bis zur Halste seiner Höhe und ist mit Brettern überwölbt. Ebenso sind die beiden Thürme, deren jeder eine Höhe von 500 F. erreichen sollte, unvollen- det geblieben; denn der auf der Nordseite stehende Thurm ist 20 bis 21 F. hoch und der an der Südseite kaum bis zur Halste seiner Höhe gebracht. Waren beide Thürme nach dem entworfenen Plane ausgebaut worden, so würden sie durch einen Schwibbogen mit einan- der verbunden, und dieser bis in den Chor fortgeführt worden seyn; so daß er in Form eines Kreuzes von eben der Höhe, wie gegenwär- tig der Schwibbogen des Chors ist, ausgelaufen wäre. In dem Mit- telpunkte dieses. kreuzweisen Schwibbogens wollte man eine Kapelle aufrichten und darin die Gebeine der heiligen 3 Könige aufbewahren. Drei Thore hatten zu dem Eingang zwischen den Thürmen geführt, und das Hauptthor in der Mitte würde dem Ganzen vollkommen entsprochen haben. Die große Glocke in dem zur südlichen Seite stehenden Thurme wiegt 225 Ctr. und die andere in demselben Thurme hängende Glocke hat ein Gewicht von 115 Ctr. Zu den vornehmsten

2. Fibel, oder naturgemäßer Lerngang im Rechtschreiben und Rechtlesen - S. 53

1862 - Kiel : Homann
53 Gutes. Nenne Gutes! Danket ihnen dafür! Das Vieh ist dumm. Sieh' den Hund! Zieht der Hund? Zieh', Schimmel, zieh'! Der Mörder flieht. Zielt der Schütze? „Kleider machen Leute." — „Geld macht den Mann." O. th — ii nt l r (thr — n) Thau Thon Thron Thran Thräne — thum thun — Thal Thaler — theilen — Thor Thür Thier Thee Theer — Thau Tau — Thon Ton. — Das Tau liegt im Thau. Der Töpfer hat Thon. Der Baß hat einen Ton. Was ist der Thron? Der Thran riecht. Die Thräne fließt. Der Räuber thut Sünde. Der Reiche hat viel Eigenthum. Das Thier geht im Thal. Der Vater vertheilt den Thaler. Der Thee ist schädlich. Was ist das Thor? Der Thor ist ein Mensch. Die Thür steht offen. Der Theer ist dünn. — Die Schüler tragen die Tafel. Die Reiter traben. Die Kinder treten ins Waßer. — „Kleine Mäuse haben auch Ohren." — „Recht thun läßt sanft ruh'n." -n „Der Geizige hat seinen Gott im Kasten." — „Der Narr trägt sein Herz im Munde." — 10. lt m l r — th Noth Muth Meth Loth Ruthe Geräth Unrath Athem Äther — miethen rathen — roth theuer. — Käthe Koth Pathe Wuth Fehde Wirth Thurm — werth — Tute nieten Niete — Wirth wird — werth wehrt währt wärt. — Der Schiffer hat oft Noth. Der Krieger hat Muth. Wie ist der Meth? Wie ist das Loth? Die Ruthe ist nützlich. Der Stuhl ist ein Geräth. Was soll der Unrath? Der Athem ist kurz. Der Äther ist fein. Der Mann miethet die Wohnung. Hans, rathe das Räthsel! Das Blut ist roth. Der Wirth ist theuer. Die Tute wird leer Die Käthe ist ein Gebäude. Der Weg'ist kothig. Der Pathe ist ein Mann. Was ist die Pathe? Der Stier ist wüthend. Die Fehde ist aus. Wer hat Federn? Der Thurm ist spitz. Das Kalb ist zehn Thaler werth. Sie wehrt sich nicht. Der Regen

3. Lehrbuch zur Kenntniß der verschiedenen Gattungen der Poesie und Prosa für das weibliche Geschlecht, besonders für höhere Töchterschulen - S. 186

1877 - Stuttgart : Heitz
186 bcm Lehnstuhl nieder, den sonst Niemand einnehmen durfte, als der Wirth. Dieser lief nun auf und ab, schaffte herbei, was Küche und Keller vermochten, und sagte seiner erstaunten Frau in's Ohr: das sei eben der Tausendkünstler, der dem Bastian das schöne Haus über Nacht gebaut habe. „Und was hat ihm denn der Vastel vorsetzen können," setzte er hinzu, „als etwa ein paar elende Erdäpfel? Wenn wir ihn gut beivirthen, so wird er uns schon noch besser bedenken." — Und die Frau sagte das ihren Mägden wieder, und die sagten es den Nachbarn, und in wenigen Augenblicken war es wie ein Lauf- feuer im ganzen Flecken herum, der Hexenmeister sei wieder da, und sei in dem Schwane eingekehrt. Ja Manche wußten schon von Wundern, die er gethan; das Unglaublichste wurde geglaubt, und Niemand gönnte dem Wirthe das Glück, das ihm, wie sie meinten, zugefallen war. Mas nun lange wicht geschehen war, geschah an dem Abend; eine Menge Gäste kam in das Wirthshaus. Alle Tische waren besetzt, und wer an den Tisch kommen konnte, an dem der Graurock saß, hielt sich für besonders glücklich. Dieser war anfänglich ganz still, aß und trank, was ihm vorgesetzt wurde, und schnitt dabei wunderliche Gesichter, etwa wie Einer, der den Ge- sichts-Tik hat. Bisweilen knöpfte er auch den Rock auf, als ob ihm zu warm würde, und da wollte denn der Eine eine prächtige goldene Kette unter der Weste, der andere rothfunkelnde Edelsteine auf seinem Wamse gesehen haben. Wie nun die Mahlzeit vorüber und die Stube recht voll neugieriger Gäste war, legte der Fremde Messer und Gabel aus der Hand, und ließ sich mit dem Wirthe in ein Gespräch ein. — „Das war halt eine passable Mahlzeit, Herr Wirth. Immer aber ist Er nicht so freundlich gegen Seine Gäste." — „Nach Unterschied," antwortete dieser, „nachdem nian eben die Leute vor sich hat." — „Wofür hält Er mich denn?" fragte der Fremde. — „Das weiß ich freilich so eigentlich nicht zu sagen," erwiederte der Wirth; „aber ich glaube mich nicht zu irren, wenn ich Sie für einen vornehmen Cavalier halte, der zum Spaß incognito reist." — Der Graurock lächelte, und schnitt wieder seine wunderlichen Gesichter. Dann fuhr er fort: „Ich kenne Ihn wohl länger, als Er glauben mag, Herr Wirth." — „Sehr viele Ehre," sagte der Wirth, und lüstete die Mütze. — „Ja, Er war von klein auf ein durchtriebner Schalk. Weiß Er noch, wie Er Seinen blinden Großvater aus dem Blas- rohre mit Erbsen aus die Nase schoß, und dann zum Fenster hinaus zankte, als ob die Buben von der Straße hereingeworfen hätten? Oder wie Er auf dem Dache Seiner Mutter die Würste aus der Esse angelte?" — „Ja, es ist wahr," sagte der Wirth: „ich war ein loser Vogel, und ich muß noch lachen, wenn ich daran denke, wie meine Mutter selige über ihre Würste klagte, und ich ihr weiß machte, die Fledermäuse hätten sie gefressen." — „Seine Mutter hielt etwas auf Beten und Singen," fuhr der Graurock fort, „und hielt auch Ihn dazu an. Sie hatte eine gute Art dabei. Für jeden Spruch oder Vers, den Er auswendig wußte, gab sie Ihm einen Kreuzer. Und das muß man sagen, Er verdiente Etwas mit der Gottes- furcht. Das Geld lieh Er dann armen Leuten auf Pfänder aus. — Jst's nicht so?" — „Ich habe mein Geld immer arbeiten lassen," erwiederte der

4. Lebensspiegel für Landleute - S. 626

1844 - Darmstadt : Ollweiler
626 „Ich mag nicht! — sagt Michel, — „Base Margaret!), holt mir ein Gläschen!" „Du magst nicht?" sagt der Grünrock. „Komm nur, bis du dein Gläschen getrunken hast. Wir spielen nur für Kurzweil, es geht um nichts." — O, denkt der Michel, wenns um Nichts geht, das ist nicht gespielt- und setzt sich neben den Grünrock. —' Da kommt ein schön gelockter Knabe au's Fenster und ruft: „Meister Michel, auf ein Wort! Die Marie schickt mich." — „Schick sie wieder, ich weiß schon was die im Kopf hat. Wer spielt aus, und was ist Trumpf, und gestoche das Eckstein! Drauf und drauf." — Zuletzt sagt der Grünrock: „Was bist du für ein Glückskind! Wollen wir nicht um einen Kreuzer spielen?" Das ist jetzt einerlei, denkt Michel, gespielt ist gespielt und sagt: „Es ist einerlei!" Kommt doch," ruft der Knabe, und klopft wieder am Fenster, „nur auf ein Wörtchen!"— „ Laß mich jetzt ungeschoren! Schippe und noch einmal Schippe!" So gehts fort vom Kreuzer bis zum Kroneuthaler. Wie sic aufstehen, sagt der Grünrock: „Michel, ich kann dich j tzt nicht bezahlen. Magst dafür meinen Fingerring behalten, bis ich ihn wieder einlöse. Es sind verborgene Kräfte in dem rothen K'.rfuukcl! Sieh nur, wie er einem anblitzt!" — Zum dritten Mal klopft's am Fenster: „O Michel, kommt, cs ist noch Zeit!" „Laß ihn schwätzen," sagt der Grüurock, „wenn er nicht gehen will. Da, nimm den Ring, und wenn du keinen Kreuzer Geld daheim hast, cs kaun dir nicht fehlen. Steckt der Ring am Finger, und du greifst in die Tasche, alle Tage einmal, so hast du einen harten Thaler. Nur an keinem Feiertag, ich will dir das nicht rathen. Kannst du mich sonst noch brauchen, so ruf nur Vitzli Butzli, — ich hab die Ohren immer bei mir." Indeß sitzt die Frau daheim im einsamen Stübchen, liest in der Bio-l und im zerrissenen Gebetbuch, und der Michel kommt schimpfend°: „Find ich dich wieder in deinem ewigen Beten und Flennen? Da guck her, was ich gewonnen hab', einen rothen Karfunkel!" — Mariechen erschrickt: „O Jesus," sagt's, „was seh ich! Kein gutes Geschick!" — und fällt in Ohnmacht. Wärst dn doch nimmer erwacht, wie manchen bittern Kummer hättest du verschlafen, arme Frau, der deiner noch wartet! Neu wirds täglich schlimmer. Michel flankirt auf allen Märkten umher; alle Kirchweihen besucht er, und wo man in ein Wirths- haus tritt am Morgen oder am Abend oder in der Nacht, da sitzt der Michel und kartet. Sein Kind verwildert; sein Gütchen geht hin, Acker um Acker, und die Frau vergeht in bitteren Thränen. Geht er manchmal heim, gibtö schnöde Reden und Antworten; er schlägt betrunken die Frau; hernach muß er zum Pfarrer und vorö Amt, und mit dem Amtödiener in den Thurm. Geht er schlimm, so kommt er ärger zurück, wenn ihm der Bitzli Butzli etwas ins Ohr setzt und die Galle in's Blut jagt. So währt es sieben Jahre. Einstmal bringt ihn der Butzli

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 114

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
114 vergeben unsern Schuldiger«. Führe uns Diese Worte machten einen tiefen Eindruck auf das Herz jenes vornehmen Mannes. Mit Thränen siel er zu den Füßen des Jo- hannes und versöhnte sich von ganzem Herzen mit seinen Feinden. Das Kreuz Christi lehret Vergebung. Ludwig Xff. hatte, ehe er König von Frankreich wurde, sehr viele Feinde, welche ihm immer entgegen waren. Als er den Thron bestiegen hatte, ließ er ein Verzeichniß derselben fertigen und be- zeichnete jeden Namen mit einem schwarzen Kreuz. Das vernah- men jene Feinde, geriethen in große Furcht und flohen. Als Ludwig dieß hörte, ließ er sie mit Versicherung seiner Gnade zurückrufen und versicherte, er habe das Kreuz zu ihren Namen geschrieben, um sich dabei stets an das Kreuz Christi zu erinnern, von wel- chem herab derselbe gesprochen habe: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie thun." Führe uns nicht in Versuchung. Wer in aller Welt sollte glauben, daß die Hölle zuweilen in einer Tabakspfeife glimmte, und daß der Teufel sich in ein Pfei- fenrohr verkröche? Und doch, liebe Kinder, ist dem so! Hört zu, ich will euch eine Geschichte erzählen: Es war zu Johanni J&15. Die Maien grünten und die Vögel sangen lustig in den Bäumen: da begegnete dem Andreas aus Umpferstedt, der eben in die Sonutagöschule gehen wollte, ein anderer Lehrbursch aus der Stadt, und fragte denselben: „wo er hingedächte?" Andreas gab ihm zur Antwort: „In die Sonn- tagsschule!" „Was lernt ihr da?" „Schreiben, Rechnen; beson- ders aber Bibel und Gesangbuch." „Das hört man ja in der Kirche genug!" „Dafür geh' ich lieber in die Schenke!" „Rauchst du Tabak?" „Ich rauchte gern, aber ich habe keinen!" „Und auch wohl keine Pfeife?" Ich besitze deren zwei. „Da, nimm eine davon und stopfe sie dir!" Sie waren indeß eine Strecke weiter und schon vor das Thor gekommen. „Ich dächte, du ließest heute Sonntagsschule Sonntagsschule" sein, sprach der Versucher, und gingst mit mir nach Lützendorf." Andreas war noch eine Weile unentschlossen. Wie der Versucher dies merkte, nahm er Feuer, gab dem armen Schusterjungen ein Stück brennenden Schwammes damit er seine Pfeife ebenfalls anstecken konnte. Andreas roch den Portvrieo und zog den lieblichen Geruch recht begierig, mit beiden Nasenlöchern, in sich. „Das ist ein herrlicher Tabak! Wo bekömmst du den her?" befragte ihn Andreas. „Ja sieh; so oft ich ein Paar Schuhe forttrage, die 16 Gr. kosten: so lasse ich

6. Das Vaterland - S. 254

1856 - Darmstadt : Diehl
254 ist dem Fremden der wunderliche, plattdeutsche mit französischen und wallonischen Wörtern untermischte Dialekt des Volkes. Von den wohlthätigen Anstalten Rheinpreussens liesse sich noch viel erzählen, von der Rettungsanstalt für arme, verwahr- losete Kinder, unweit Düsseldorf, von der Kleinkinderschule und der Krankenpflege, nebst der Erziehungsanstalt für Lehrerinnen und Wärterinnen zu Kaiserswerth, besonders aber von der Irrenheilan- stalt zu Siegburg am Siebengebirg. Dort werden Menschen, welche so unglücklich waren ihren Verstand zu verlieren, in ärztliche Pflege genommen und durch sanfte und geschickte Behandlung grossen- theils geheilt, während man in manchen anderen Irrenhäusern durch die rohe Gewalt, die man gegen die Unglücklichen anwendet, sie noch wahnsinniger macht und eigentliche Tollheit erzeugt. 66. Der Dom zu Köln. Unter den vielen Kirchen der Stadt Köln und überhaupt unter allen Kirchen Deutschlands ist eine der merkwürdigsten der herrliche Dom. Da er als ein ausgezeichnetes Denkmal der Kraft und der Leistungen des Mittelalters und der sogenannten gothischen oder altdeuischeit Baukunst gilt, aber gleichwohl unvollendet ist, so hat nicht nur der Köuig von Preußen beträchtliche Summen dafür angewiesen, sondern sich auch ein besonderer Verein gebildet, welcher hofft das ungeheure Gebäude endlich vollständig auszuführen. »Wäre der Dom nach dem ursprünglichen Plane ganz vollendet worden, so würde er das größte, höchste und vollkomntenste gothische Gebäude der Welt sein. Aber so ist blos der Chor vollendet, während das untere Schiff der Kirche nur bis zur Hälfte seiner Höhe ge- bracht, und die Vorhalle, sowie die beiden Thürme am unvollendetsten ge- blieben sind. Ungeachtet er also bei weitem nicht Das ist, was er werden sollte, so erregt doch seine große Pracht, die Kühnheit seiner Verhältnisse und die Zierlichkeit seiner Umrisse Bewunderung. Den größten Eindruck macht das Innere dieses kolossalen Gebäudes, wenn man von dem Thurm- ende hineingeht. Das Auge verliert sich in dem ungeheuren Raume, der sich nach allen Seiten ausdehnt. Der erste Grundstein wurde 1248 ge- legt, aber die Vollendung dieses Riesengebäudes, woratt noch 1599 gear- beitet wurde, verhinderten die Streitigkeiten der Erzbischöfe mit der Bür- gerschaft der Stadt. Der Dom ist in der Form eines Kreuzes erbaut. Die ganze Länge desselben ist 400 und die größeste Breite 231 Fuß. Das Gewölbe tragen 100 Sättlen, in einer vierfachen Reihe stehend, wovon die mittleren Säulen gegen 30 Fuß im Umfange haben. Gleich den Bäumen eines uralten Forstes stehen diese schlanken Säulen da; nur am höchsten Gipfel sind sie in eine Krone von Ästen gespalten, die sich in spitzen Bogen wölbt und dem Auge, das ihnen folgen will, fast unerreichbar ist. Die innere Höhe des Chors beträgt 161 Fuß, und auch das Mittel- schiff der Kirche sollte in dieser Höhe und Form fortgesetzt werden, steht aber nur bis zur Hälfte seiner Höhe und ist mit Brettern überdacht. Ebenso sind die beiven Thürme, deren jeder eine Höhe von 500 Fuß erreichen sollte, unvollendet geblieben; denn der auf der Nordseite stehende Thurm ist nur 20 Fuß hoch und der an der Südseite kaum bis zur

7. Theil 2 - S. 226

1864 - Mainz : Kirchheim
226 7. Der Münster zu Straßburg. Ich habe es gesehen, dieses Wunder der christlichen Welt, das Meister- stück der Baukunst. Ich stieg hinan, nicht ohne Bangen und Beschwerde. Der Blick von der Nebengallerie auf die Kirche und auf die Stadt machte mich schon schwindeln. Nun stand ich auf der viel höheren Plattform, von welcher man die ganze Stadt und das ganze Rheinthal von den Vogesen bis hinüber zu den badischen Gebirgen überschauen kann. Ich überwand den Schwindel und sah auch hinab auf die Menge der aufstrebenden Pfeiler und Säulen mit den dazwischen gestellten Bildwerken. Dann zog der von der Plattform sich erhebende Thurm meine Blicke auf sich. Seine Treppen sind schmal; die Durch- sicht, die überall gestattet ist, niachte mich zagen; aber ich strebe hinauf, und nun stehe ich oben über den sogenannten vier Schnecken, welche eine um den Thurm herumführende Gallerte verbindet. Hinab zu sehen erregt beinahe Grausen; darum betrachtet nietn lieber die wunderbare Bauart des Thurmes. Schon bis zur Plattform ist er gewissermaßen aus einzelnen Säulen zusammen- gesetzt, die, wie eine Gruppe von Krystallen, aufsteigen. An mehreren Punkten ist er von Fenstern durchbrochen; aus den Ecksäulen schießen kleine Säulen her- vor, und alle Flächen sind mit Säulen, Pfeilern, Nischen und Standbildern verziert. Von der Plattform aus ist der ganze Thurm aus Säulen und Bän- dern geflochten, die mit eisernen Stäben und Klammern verbunden sind. Die vier Schnecken, in welchen sich die Treppen hinaufwinden, bilden vier große Säulen, welche oben durch eine Gallerie verbunden sind. Zwischen ihnen er- hebt sich der schlanke Thurm, von vier Fenstern durchbrochen, deren Wölbungen sich oben in einen zierlichen Kranz verschlingen und über welchen wieder vier kleine Fenster sich wölben. Die Kühnheit des Baues erregt zugleich Zagen und Vertrauen. Man glaubt, emporgehalten zu schweben; aber man fühlt sich sicher in den Händen der kühnen Gewalt, die Einen emporhält und Klugheit und Sorgfalt mit sich verbindet. Der Sturm bewegt den leichten, schlanken Bau; aber er kann ihn nicht erschüttern; der Blitz schlägt jährlich mehrmals in den Thurm; aber er kann nicht mehr thun, als hier und da einen Stein lockern. Mit Sehnsucht blickte ich hinauf zum dritten Stockwerke des Thurmes; der Thürmer öffnete die Thüre, welche zur Spitze des Thurmes hinauf führt. So durchsichtig und luftig die Treppe ist, so hat sie doch keine Gefahr. Und welch ein Entzücken, oben zu stehen unter der Krone, wo einst der Baumeister im stolzen Gefühle der Vollendung seines Werkes gestanden hat! Der Dom verräth in seinem Kreuze den Ursprung einer älteren Zeit, als der Thurm und die übrigen Theile des Gebäudes. Das Ganze ist großartig und prächtig. Das Innere ist des Aeußeren würdig; starke Säulen tragen das hohe Gewölbe, und der magische Schein der schön gemalten Fenster, besonders der Sonne über dem Portal, verbreitet eine heilige Dämmerung. 8. Die Holländer. Ein eigenthümliches Land ist das von den Fluthen der Nordsee bespülte und vor den Mündungen des Rheins, der Maas und Schelde ange-

8. Drittes Lesebuch - S. 325

1861 - Trier : Leistenschneider [u.a.]
325 durchbrochen, aus den Ecksäulen schiessen wieder kleine Säulen hervor, und alle Flächen sind mit Säulen, Pfeilern, Nischen und Standbildern verziert. Von der Plattform aus ist der ganze Thurm aus Säulen und Bändern geflochten, die mit eisernen Stäben und Klammern verbunden sind. Die vier Schnecken, in welchen sich die Treppen hinaufwin- den, bilden vier grosse Säulen, welche oben durch eine Gallerie verbunden sind. Zwischen ihnen erhebt sich der schlanke Thurm, von vier Fenstern durchbrochen, deren Wölbungen sich oben in einen zierlichen Kranz ver- schlingen und über welchen wieder vier kleine Fenster sich wölben. Die Kühnheit des Baues erregt zugleich Zagen und Vertrauen, man glaubt emporgehalten zu schweben, aber man fühlt sich sicher in den Händen der kühnen Gewalt, die einen emporhält und Klugheit und Sorgfalt mit sich verbindet. Der Sturm bewegt den leichten, schlanken Bau, aber er kann ihn nicht erschüt- tern; der Blitz schlägt jährlich mehrmals in den Thurm, aber er kann nicht mehr thun, als hier und da einen Stein lockern. Mit Sehnsucht blickte ich hinauf zum dritten Stockwerke des Thurmes; der Thürmer öffnete die Thüre, welche zur Spitze des Thurmes hinaufführt. So durchsichtig und luftig die Treppe ist, so hat sie doch keine Gefahr. Und welch ein Entzücken, oben zu stehen unter der Krone, wo einst der Baumeister im stolzen Gefühle der Vollendung seines grossen Werkes gestan- den hat! Der Dom verräth in seinem Kreuze den Ursprung einer älteren Zeit, als der Thurm und die übrigen Theile des Gebäudes. Das Ganze ist grossartig und prächtig. Das Innere ist des Aeusseren würdig; starke Säulen tragen das hohe Gewölbe, und der magische Schein der schön gemalten Fenster, besonders der Sonne über dem Portal, verbreitet eine heilige Dämmerung. 283. Die Schweiz ist das Höchste Gebirgsland in Europa und das malerischste und wun- dervollste Land der Erde. Nirgends ist die Größe Gottes in der Natur so sichtbar als Hier. Die himmelhohen Alpen, nicht selten mit ewigem Schnee bedeckt, durchziehen das Land. Zwischen diesen Gebirgen liegen warme, freundliche und fruchtbare Thäler, die sehr oft durch Lawinen heimgesucht werden. Viele Flüsse: der Rhein, die Rhone, der Inn, die Aar, Neuß u. a. und zahlreiche Bäche winden sich zwischen den Gebirgen hindurch und bilden manche herrliche Wasserfälle. Der

9. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 234

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
234 großem Thurme wiegt 25,000 Ctr. und ist aus dem Metalle der von Tilly in Magdeburg erbeuteten Kanonen gegossen. Im Innern sind noch einige gemalte Fenster von hoher Schön- heit, das ansprechende Gemälde aus dem 15len Jahrh., eine Maria mit dem Jesuskinde und den drei Herl. Königen, dann die Gebeine der heil, drei Könige in einem silbernen, vergol- deten, mit herrlich getriebener Arbeit und viele« Edelsteinen verzierten Sarge zu sehen. Das Innere des Doms in seiner majestätischen Einfalt und die gen Himmel strebenden Säulen im Schiff, die gleich Eichen des Haines das hohe Gewölbe stützen, erregen ^Staunen. Der hohe Chor mit Grabsteinen und Gewölben, wo die Fußtritte wiederhallen, erwecken das Gefühl des Erhabenen. Den Namen des großen Baukünst- lers kennt man nicht. Der Dom hat die Form eines latei- nischen Kreuzes, und dieses endigt im Chor nach Morgen mit einer halben Rundung. Den fünffachen Haupteingang im Abende zieren zwei Thürme, welche fünf Geschosse haben, und ein Gebäude unzähliger schlanker Säulen, aus immer hö- her und höher steigenden bogenförmigen Fenstern und Knos- pcnthürmchen wie zusammengewachsen, bilden sollen. Das oberste Geschoß soll ein durchbrochener Obelisk von durchsich- tigen Ranken und großen Knospen sein, die endlich in eine einzige Blume sich enden. Die weitläuftigen Träger eines solchen unermeßlichen Gebäudes mit allen ihren Schwibbogen, Verzierungen, Knospen, Spitzen und Thürmchen sind einem Walde, die gothischen Säulen, einem Geflechte vieler zusam- mengewundenen schlanken Röhren, der stolzen Wölbung ei- nes hohen Baumganges, dem Wasserstrahle eines gewaltigen Springbrunnens zu vergleichen. Der Platz ist jetzt von elen- den Hütten und Trödelbuden, die ihn sonst entstellten, befreit. Der König Friedrich Wilhelm l!I. hat viel für den Aus- bau des Domes gethan, und noch mehr sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. Ueberall giebt es Dombau-Bereine, welche zur Vollendung dieses Wundcrbaues ihr Scherflcin beitragen. Nächst dem Dome sind die Peterskirche mit Rubens be- rühmter „Kreuzigung Petri", die St. Urselakirche mit den Gebeinen der 11,000 Jungfrauen u. a. zu merken. Sehens- werth sind auch das Rathhaus mit schönem Portale und großem Saale, und das alterthümliche Kaufhaus Gürzenich, ein Ge- bäude aus dem 15ten Jahrh., dessen untere Räume Waaren- niederlagen, dessen obere einen großen, prächtigen Saal ent- halten. Zu den größten Hauptmerkwürdigkeiten der Stadt gehört noch die Walraff'sche Kunst- und Alterthümer- Sammlung. Köln ist eine mächtige Handels - und Fabrikstadt, hat verschiedene Fabriken und zur Uebcrwinterung der Schiffe einen Sicherheits-Hafen. Das bedeutendste Fabrikat ist un-

10. Mit einem Stahlstich - S. 562

1837 - Stuttgart : Belser
662 Siebentes Hanptstück. des Königs, den Namen der armagnacquischen er» hielt. Beiderseits rüstete man Krieg; auch der 1410 ge. schloßne Friede von Bicötre hob die Spannung nicht auf; vvrnämlich durch die Fleischerzunft, welcher Graf St. Pol als Statthalter von Paris zum Titel einer königlichen Miliz verhalf, machte Johann seinen Gegnern sich furcht, bar: Mord und Plünderung erfüllte die Hauptstadt, und Völker der Armagnacs sogen die Provinzen aus. Mit Erstaunen sah sich Karl, als er wieder einmal zur Be» sinnung kam, von lauter Anhängern der burgundischen Parthci umgeben; allein man wußte ihm das Benehmen der Prinzen so nachtheilig darzustellen, daß er selbst die Oriflamme zu St. Denys gegen sie erhob, und wenn vor Bourges ein Friede zu Stand kam, so geschah dieß aus Noth, wegen einreissender Seuchen und einer Verschwö. rung, die mitten im königlichen Heer entdeckt wurde. Erst, als dem Herzoge von Burgund ein Plan, den Kö- nig zu entführen, fehl schlug, gelangten die Armagnacs völlig ans Ruder, und bekämpften mit Glück ihren Geg. ncr. So tapfer Johann Arras vcrtheidigte, — bei wel- chem Anlasse zuerst der Feuerrohre gedacht wird, — so kam cs ihm doch nicht wenig zu Statten, daß die Gräfin von Hennegau und sein Bruder, Herzog Anton von Brabant, Frieden vermittelten; übrigens auch den Königlichen; denn wurde der Herzog aufs Aeusserste getrieben, so stand zu befürchten, daß er sich den Engländern in die Arme werfe, die nun erst wieder eine drohende Stellung einnahmen. Heinrich Iv. hatte auf dem angcmaßten Throne stets mit Unruhen zu kämpfen gehabt. Kaum hatte Heinrich Percy, genannt Hotspur oder Heißsporn, Sohn deö Grafen von Northumberland, den 14. September am Homiltonhill mit englischen Bogenschützen die Schotten besiegt, über welche seit 1590 Robert Iii. regierte, so trat er mit Owen Glendower, einem Abkömmlinge der Fürsten von Wales, in Verbindung und wollte Edmund, Len jungen Grafen de la Marche, Urenkel Herzog Lionels von Clarence, als den zunächst berechtigten Prinzen, auf

11. Bd. 1 - S. 162

1835 - Eisleben : Reichardt
162 Frankreich. Durchgangen und mit trefflichen Statuen und Basreliefs geziert führt auf den Königsplatz, der ein Viereck bildet und mit 7 schö- nen Pallasten geschmückt ist. In der Mitte dieses Platzes stand sonst die Statue des Königs Ludwigs Xv. in Bronze, auf einem marmornen Fußgestelle, wurde aber wahrend der Revolution zerstört. Luneville. Durch diesen am 9. Februar 1801 zwischen Frankreich und Oesterreich abgeschlossenen Frieden verlor Deutsch- land das ganze linke Rheinufer, das an Frankreich siel; und die deutschen Fürsten, welche durch diese Abtretung verloren hatten, sollten vermittelst Säkularisation der geistlichen Staaten in Deutsch- land entschädigt werden. Straßburg. Die Kathedrale, der Münster genannt, ist mit ihrem Thurme ein Meisterwerk der Gothischen oder richtiger altdeutschen Baukunst. In weiter Ferne, lange vorher, ehe der Wanderer etwas von den übrigen Thürmen Straßburgs wahr- stimmt, zeigt sich ihm die durchsichtige Pyramide dieses majestäti- schen Gebäudes, des höchsten Thurms der Erde, den nur die größte Pyramide Aegyptens an Höhe übertrifft. Die Kirche, von 1015 bis 1275 erbaut, hat 514- F. Länge und 116 F. Breite, 5 hohe Säulenhallen, in welchen durch die farbigen Glasfenster ein Halb- dunkel herrscht, und eine große Orgel mit 2242 Pfeifen, deren größte aus Zinn 341 Pf. wiegt, 28 F. lang ist und über einen Fuß im Durchmesser hat. Doch der merkwürdigste Theil der Kirche ist der Thurm, von durchbrochener Arbeit, so daß das Licht von oben bis unten ganz durch denselben durchscheinet. 1277 begann der Bau des Thurmes unter dem berühmten Baumeister Erwin, von Steinbach im Großherzogthum Baden, und ward erst 1439 vollendet. Sein unterer Theil bis zur Plateforme, zu welcher 325 Stufen führen, bildet ein Parallelogramm mit 6 vorspringenden Pfeilern. Die ganze Faeade ist mit Bildhauerarbeit, großen und kleinen Statuen, Arabesken und allerlei Figuren geziert. Drei Portale, wovon das mittlere das Hauptportal bildet, führen hier in das Innere der Kirche. Ueber dem Hauptportale erblickt man die große Fensterrose, welche mannigfaltig die schönsten Farben zurück- strahlt und in ihrem innern Durchmesser 43 F. hat. Auf der Plateforme steht auf der einen Seite das Wächterhaus, und auf der andern erhebt sich kühn der obere Theil des Thurmes, eine ganz durchbrochene, völlig durchsichtige Pyramide, an welcher 4 Wendeltreppen in 4 durchsichtigen Thürmchen auf die Gallerie des ersten Stockwerks der Pyramide führen, von da an der Thurm sich zuspitzt. 8 schmale Wendeltreppen führen nach der Krone, über welcher das Kreuz mit dem achteckigen Knopfe ist, wohin man nur vermittelst angebrachter eiserner Stangen gelangen kann. Nach den neuesten Messungen ist die ganze Höhe des aus Quadersteinen Zusammengesetzten Gebäudes vom Fußboden inwendig im Thurme

12. Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte - S. 59

1856 - Moers : Rhein. Schulbuchh.
§. 37. Die Kreuzzüge. 59 Fluch über sich und seine Familie. Auch die Knechte mögen mit- ziehen und au dem heiligen Werke theilnehmen. Von dem Augen- blicke an, da sie mitziehen, seien sie frei!" Solches und noch Vieles Andere redete der Pabst, und alles Volk rief: „Gott will es, Gott will es!" Wer Lust hatte, mitzuziehen, nähete sich ein rothes, wollenes Kreuz auf die Schulter. Große Haufen schlechten Gesindels sammelten sich, zogen durch Ungarn, plünderten überall, namentlich die Juden („weil deren Vorfahren den Herrn Jesum gekreuzigt hatten") und — wurden beinahe sämmtlich erschlagen. Erst nach der Erndte 1096 kam ein geordneter Kriegszug, dreihundert tausend Mann stark, zu Stande, und der fromme Herzog Gottfried von Bouillon ward der Anführer desselben. Drei volle Jahre brachte derselbe auf dem weiten Marsche zu, und sein Heer schmolz in den vielen Kämpfen mit den Ungläubigen, von Hunger und Pest geplagt, bis auf 40,000 zusammen. Mit unendlichem Jubel erblickten diese endlich nach dem unsäglich mühevollen Marsche die Thürme von Jerusalem, von der Abendsonne beleuchtet. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen sie unwill- kürlich, und ein frommer Schauer durchbebte ihre Gebeine. Sie naheten sich der heiligen Stadt, erstürmten sie, und — erwürgten Alles, was ihnen vorkam. Die Straßen waren mit Türkenleichen angefüllt, die Gossen flössen von Menschenblut. Die Unglücklichen! sie meinten Gott zu dienen; aber sie kannten seinen Willen und seine Liebe nicht und besteckten ihre Hände mit Blutschulden. Da erschien plötzlich Gottfried im weißen Gewände; alle thaten's ihm nach, und die Mörder wallfahrten zur Grabesstätte des Friedensfürsten. „Du sollst unser König sein!" rief froh die Menge dem Sieger entgegen, und besorgte ihm eine goldene Krone. Gottfried nahm aber die Krone nicht an. „Nein," sagte er, „nimmer werde ich hier eine'gol- dene Krone tragen, wo mein Heiland mit Dornen gekrönt ist!" Und er litt es nicht, daß man ihn krönte. Auch ließ er sich nicht König nennen, sondern nur „Beschützer des heiligen Grabes!" Sein Bruder Balduin ward sein Nachfolger, und nannte sich König von Jerusalem. Es gab also jetzt Könige von Jerusalem. Das dauerte aber nicht lange. Die muhamedanischen Fürsten be- kriegten fast unaufhörlich das junge schwache Königreich. Von Europa kamen zwar von Zeit zu Zeit große christliche Heere demselben zu Hülfe, aber sie richteten nichts aus. Selbst 50,000 französische und deutsche Knaben versammelten sich, und wollten, von Priestern angeführt, die Muhamedaner bekämpfen. Sie kamen aber theils auf dem Marsche um, theils mietheten sie sich wohlfeil aitf Schiffen ein, die Seeräubern gehörten, und wurden von diesen in'die Sklaverei v.rkauft. Das kleine Reich in Palästina wurde immer ohnmächtiger

13. Bd. 2 - S. 124

1844 - Leipzig : Kollmann
T — 124 — Karl hatte an Ludwig Xi., dem Könige von Frankreich, nicht nur einen persönlichen Feind, sondern auch einen gefährli- chen, ränkevollen Nebenbuhler seiner Macht. Dieser, welcher ebenso wenig dem Herzoge, der ihm, um mehrerer südlichen Provinzen des burgundischen Reiches willen, lehnspflichtig war, den Königstitel, wie auch die Tochter desselben dem deutschen Thronerben Maximilian gönnte, indem er diese, die reichste Erbin ihrer Zeit, für seinen eigenen Sohn zu gewinnen hoffte, machte, obcngedachte Unterhandlungen zu vereiteln, Gebrauch von einem feiner gewöhnlichen Kunstgriffe. Heimlich wendete er steh an den Kaiser und — was bei schwachen Menschen so leicht gelingt —- flößte demselben dadurch Mißtrauen ein, daß er ihm vorstellte, wie Karls unersättlicher Ehrgeiz, nicht zufrieden mit dem Königs- titcl, bald nach der Kaiserkrone selbst trachten würde. Friedrich, von Natur argwöhnisch, fand eine noch reichere Omelle von Bedenk- lichkeiten in seiner eigenen Schwäche. Ein gewisser Neid hatte sich bei dem Anblicke der burgundischen Neichthümcr seiner Seele bemächtigt, und jener Glanz, wodurch Karl so viel Aufsehen erregte, schien ihm eine absichtliche Satyre auf die kaiserliche Armuth. Sein wankender Vorsatz ging daher in Furcht über, und diese dann verleitete ihn zu einem eben so beleidigenden, wie des kaiserlichen Ansehens unwürdigen Schritte: zwei Tage vorher, ehe die Krönung vor sich gehen sollte, stand er in der Nacht auf, bestieg, ohne Abschied zu nehmen, mit Maximilian ein Schiff und fuhr nach Cöln, vorgcbend, die daselbst ausgcbrochenen Irrungen beilegen zu wollen. Dem Herzoge von Burgund ließ er durch den zurück- gelassenen Grafen von Montfort nur so viel sagen: „das zwischen ihnen Verabredete solle zu einer anderen Zeit zu Stande gebracht werden." Ludwig Xi., König von Frankreich. Die letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts bereitete eine Reihe künftiger Ereignisse vor, die sich damit endeten, daß Frank- reich jene furchtbare Macht errang, welche seitdem unausgesetzt

14. Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte - S. 50

1837 - Meurs : Rhein. Schulbuchh.
50 §* 37. Die Krenzzügo. hundert tausend Mann stark, zu Stande und der fromme Herzog Gottfried von Bouillon ward der Anführer desselben. Dre»9 volle Jahre brachte derselbe auf dem weiten Marsche zu, und fetitti Heer schmolz in den vielen Kämpfen mit den Ungläubigen, vom« Hunger und Pest geplagt, bis auf 40,000 zusammen. Mit nnend-rc lichem Jubel erblickten diese endlich nach dem unsäglich mühevollemr Marsche die Thürme von Jerusalem, von der Abendsonne be-«-9 leuchtet. „Jerusalem, Jerusalem!" riefen sie unwillkührlich, unööi ein freudiger Schauer durchbebte alle ihre Gebeine. Sie nahetenn sich der heiligen Stadt, erstürmten sie, und — erwürgten Alles,^ was ihnen vorkam. Die Straßen waren mit Türkenleichen an--n gefüllt, die Gassen flössen von Menschenblnt. Die Unglücklichen!! sie meinten Gott zu dienen, aber sie kannten seinen Willen undü: seine Liebe nicht, und befleckten ihre Hände mit Blutschulden. Da« erschien plötzlich Gottfried im weißen Gewände; alle thaten'sd ihm nach, und die Mörder wallfahrteten zur Grabesstätte desd Friedefürsten. „Du sollst unser König sein!" rief die frohe Mengen; dem Sieger entgegen, und besorgte ihm eine goldene Krone. Gott- v fried nahm aber die Krone nicht an. „Nein, sagte er, nimmer r: werde ich hier eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland 6 mit Dornen gekrönet ist!" Und er litt es nicht, daß man ihn« krönte. Auch ließ er sich nicht König nennen, sondern nur-« „Beschützer des heiligen Grabes!" Sein Bruder Balduin ward sein Nachfolger, und nannten sich König von Jerusalem. Es gab alfo setzt Könige von u Jerusalem. Das dauerte aber nicht lange. Die muhamedanischen n Fürsten bekriegten fast unaufhörlich das sunge, schwache König--»-; reich. Von Europa kamen zwar von Zeit zu Zeit große christliche^ Heere demselben zu Hülfe, aber sie richteten nichts aus. ©eibjifi' 50,000 französische und deutsche Knaben versammelten sich und 6 wollten, von Priestern angeführt, die Muhamedaner bekämpfen» n Sie kamen aber theils auf dem Marsche um, theils miethetenn sie sich wohlfeil auf Schiffen ein, die Seeräubern gehörten, und Ü wurden von diesen in die Sctaverei verkauft. Das kleine Reich inw Palästina wurde immer ohnmächtiger und endlich gar von den Aegyp- tern 1187 den Christen wieder entrissen. Dennoch zogen nachheri; noch mehrere christliche Könige nach dem heiligen Lande; aber dies! heiligen Orte waren und blieben in den Händen der Ungläubigen..! Beinahe 200 Jahre (l 195 — 1271) hatten diese Kreuz-»-; züge gedauert, und über sechs Millionen Christen waren dabei umgekommen. Aber sie haben denn doch auch manches Gute ge- *9 stiftet. Die Krieger hatten im Morgenlande Kranken- und Armen-»-! Häuser und allerlei nützliche neue Dinge kennen gelernt, erzählten«: davon im Abeudlande, und man machte cs nach. Die Knechten entliefen ihren harten Herrn, wenn sie schnöde bchandelt wurden, >1, I

15. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 4

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
12. Bequeme Schifffahrt. Ein Schiff wurde von Mannheim den Neckar hinauf nach Hei- delberg gezogen. Kommt hinterdrein, mit vollem Felleisen und ein Paar heraushängender Stiefelschuhe, ein Handwerksbursche. „Darf ich auch mit für Geld und gute Worte? Was muß ich geben?" Der Schiffmeister, der ein gar luftiger Kumpan war, sagte: „Fünfzehn Kreuzer, wenn ihr ins Schiff wollt sitzen. Wollt ihr aber helfen ziehen, nur sechs.^ Das Felleisen könnt ihr mir in das Schiff werfen, es hindert euch sonst nur." Der Handwerksbursche fing an zu rech- nen: „Fünfzehn Kreuzer, — Sechs Kreuzer — Sechs von Fünfzehn bleiben Neun." Dce neun Kreuzer, dachte er, kann ich verdienen. „Wenn's denn erlaubt ist," sagte er, und warf das Felleisen in das Schiff. Hernach schlang er eins von den Seilen über die Achsel und half ziehen, was er nach Leibeskräften vermochte. „Wir kommen eher an Ort und Stelle," dachte er, „wenn ich nicht laß bin." In Heidelberg aber entrichtete er sechs Kreuzer Fahrgeld für die Er- laubniß, mit zu ziehen und nährn das Felleisen wieder in Empfarrg. Derselbe. 13. Der Sternseher. In einem der letzten Feldzüge stand einmal ein Soldat während einer hellen Sommernacht Schildwache. Zum Zeitvertreib betrachtete er die benachbarten Häuser und Gebäude, und unter andern auch einen runden Thnrnr, auf welchen! mehrere Personen herum standen, die an den Himmel hinaus schauten. Auf einmal streckt einer von den Sternsehern ein langes Fernrohr heraus und richtete dasselbe nach einem Sternchen in die Höhe. Der Soldat dachte: Was will denn der da oben mit seinem Blasrohr? Nachdem er ihm eine Zeit lang unbeweglich zugeschaut hatte, sagte er bei sich selbst: Der zielt aber lange. Endlich schoß ein Stern, wie man zu sagen pflegt, und der Soldat gerietst in Erstaunen und Bewunderung: Alle Welt! — sagte er überlaut — der kann's! Er meinte nämlich, der Astronom habe den Stern vom Himmel heruntergeschossen, wie man einen Vogel vom Zweige herabschießt. Es gibt also nicht nur Leute, die da meinen, die Sterne schießen, sondern auch, daß sie können geschossen werden. Derselbe. 14. Liebe eines Storches zu seinen Jungen. Einst wüthete ein fürchterlicher Brand zu Delft in Holland. Die Flamme ergriff auch einen Thurm, ans dessen Dach sich eine Storchsamilie angesiedelt hatte. Umsonst versuchte der Alte seine Jungen wegzutragen. Sie waren zu schwer für seinen Schnabel. Immer höher wirbelte die Flamme und zündete jetzt schon das Nest an. Der Storch sank auf seine Kinder, bedeckte sie mit seinen Flügeln und verbrannte mit ihnen zu Asche.

16. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 350

1910 - Wittenberg : Herrosé
350 Handwerk." „Und die Kreditgenossenschaften," fügte Herr Andreas hinzu, „schützen durch Beschaffung des nötigen Geldes diejenigen, oie schwer mit dem Leben zu kämpfen haben. Aber sie entfernen nicht alle Übelstände. Das Geld allein tut's nicht!" „Da hast du recht, lieber Freund," sagte Herr Wimmer, „viele Handwerker haben auch bei dem Einkaufe von Rohstoffen, Halb- fabrikaten und Werkzeugen mit erheblichen Mißständen zu kämpfen. Aus erster Hand können sie nicht kaufen, weil die Lieferanten bei geringem Bedarf gar keine Geschäftsverbindung mit ihnen ein- gehen. Mit erheblichem Preisaufschlage kaufen sie bei Händlern schlechtere Waren. Einen Wechsel in der Bezugsquelle können sie auch bei günstigeren Angeboten nicht eintreten lassen, da sie gewöhnlich, mit Zahlungen noch im Rückstände, das zwangsweise Vorgehen des Verkäufers fürchten müssen." Herr Andreas ent- gegnete: „Noch schlimmer kann es werden. Der Handwerker, der von wucherischen Händlern einmal abhängig ist, sinkt bald immer tiefer in das Schuldverhältnis hinab und muß ihnen schließlich die Erzeugnisse seiner Kraft und seines Fleißes zu billigem Preise ablassen, mit denen sie dann die Schleuderkonkurrenz treiben können. In allen diesen Beziehungen ist die Rohstoffgenossen- s ch a f t die einzige Rettung; denn sie will aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit retten, die noch Freien vor derselben bewahren und allen die Vorteile des Großbetriebes sichern und Ersparnisse zu- wenden, indem sie die notwendigen Rohstoffe, Halbfabrikate und Werkzeuge für gemeinschaftliche Rechnung ankauft und an die Mitglieder wieder abläßt." „Die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen Einrichtung," meinte Herr Wimmer, „liegen auf der Hand. Die großen Bestellungen sichern geringe Preise. Günstig auf die Preisgestaltung wirken ferner die Barzahlung und die große Sicherheit, welche die Genossenschaft dem Verkäufer bietet. Sie kann deshalb auch an die Beschaffenheit der zu kaufenden Gegen- stände hohe Anforderungen stellen. Die Mitglieder selbst brauchen kein größeres Lager mehr zu halten und tragen die Gefahr der Verschlechterung und Vernichtung der Vorräte nicht mehr selbst." „So ist's," sagte Herr Andreas, „aber vorsichtig muß die Ge- nossenschaft zuwerke gehen. Mit einem kleinen Lagerräume und mit dem Bezüge von Massenartikeln sängt sie an. Als Lagerhalter nimmt sie einen gelernten Fachmann. Die Verkaufspreise setzt der Vorstand fest. Bestimmte Kreditgrenzen dürfen nicht überschritten werden." Auf eine weitere Frage des Freundes fügte Herr Andreas hinzu: „Diese Genossenschaften kaufen auch Maschinen und Werkzeuge, die sie gegen bestimmte Gebühren an die Mit- glieder zur Benutzung verleihen." „Dies ist alles vortrefflich," äußerte Herr Wimmer, „aber etwas fehlt doch noch. Ein bedeutender Teil der Kundschaft wird durch die glanzvolle Ausstattung der großen Verkaufsläden und die reiche Auswahl in denselben angelockt, während er an den

17. Quellenbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 74

1904 - Breslau : Hirt
74 - Whrend eines neunmonatlichen Aufenthaltes daselbst wurden sie infolge des Hinschwindens des Heeres und der Erschpfung der Vorrte tief gedemtigt. Als der Herr aber das Leid seines Volkes sah, gab er die Stadt samt den trkischen Truppen in seine Hnde. *) 2. Um dieselbe Zeit, da die Christen bei der Belagerung von Antiochia sich aufhielten und alle orientalischen Völker vor Furcht bebten, kamen vom Könige der gypter,^ der gemeinhin fr den der Babylonier galt, Gesandte zum Herzog von Gotesrid und versprachen ihm hinterlistiger Weise Hilfe gegen die Trken, die damals Jerusalem samt dem ganzen, den Sarazenen entrissenen Palstina behaupteten. Da also die Gesandten des obengenannten Knigs dem Herzog Gotefrid sich vorgestellt hatten, wurden die auserlesensten Edlen der Franken denn so pflegen die Orientalen alle abendlndischen Völker, wie ich glaube, wegen des alten Ansehens dieses Volks und seiner Tapferkeit zu nennen nach Ba-bylonien abgeordnet. Die Barbaren nuu, verwundert der die Strke, den hohen Wuchs, die Haltung, den stolzen Gang, die Feinheit der Männer, meinten, das seien Götter, keine Menschen. Hierauf belagerte uach gepflogener Beratung der König der Babylonier, begleitet von den Gesandten der Franken, Jerusalem, und indem er die vorgenannten Helden in die Mitte des Heeres fhrte, sagte er, da er mit ihnen im Bunde stehe, und so besetzte er die Stadt, nachdem sie sich mehr aus Furcht vor diesen, als vor ihm ergeben und die Trken hinausgejagt worden waren, mit Sarazenen. Unterdes wurden die Christen, nachdem sie, wie wir bereits erzhlten, Antiochia ge-nommen hatten, weil sie Gott nicht wrdig dafr priesen, von einer solchen Menge von Sarazenen^) umzingelt, da dem frheren berflusse eine so unertrgliche Hungersnot folgte, da man sich kaum des Genusses von Menschen-fleisch enthielt. Da bemerkte die Not seines Volkes der barmherzige Gott in seiner Gte und nach seiner Gnade und zeigte die heilige Lauze, mit welcher die Seite seines Sohnes Christus in seinem Leiden nach dem Bericht der heiligen Schrift durchbohrt wurde, und die bisher unbekannt war, in gtt-Itcher Offenbarung seinen Glubigern.5) Im Vertrauen auf sie zogen die Christen, wenngleich von Hunger geschwcht, hinaus und schlugen nicht durch ihre, sondern durch Christi Kraft die Sarazenen.6) Dann nahmen sie auf ihrem Weitermarsch die Städte Barras und Matra7). Whrend sie dort weilten, wurden sie, erzhlt man, zum andern Male von solcher Hungersnot heim- 1) Belagerung Antiochias vom 21. Okt. 1097 bis zum 3. Juni 1098. 2) Kalif Mustaali (10941101). 3) Die Einnahme von Jerusalem durch die gyptischen Fatimiden kann nicht vor Juli 1098 erfolgt sein. 4) Kerboga von Mosul fhrte am 6. Juni ein groes Entsatzheer heran, dessen Strke verschieden angegeben wird (300 bis 660000). 5) Peter Bartholomus, ein Provenzale, wollte durch den Apostel Andreas und Christus selbst im Traume auf diese Lanze als Siegeszeichen der Kreuzfahrer hingewiesen worden sein. In der Peterskirche Antiochias fand man sie nach langen Nachgrabungen am 14. Juni 1098. Feuerprobe Peters vor Arkas (Jrkah) am 8. April 1099, am 20. April erlag er den dabei erhaltenen Wunden. 6) Am 28. Juni 1098. Streitigkeiten der den Besitz Antiochiens hielten die Kreuz-fahret monatelang in der Stadt zurck. 7) Jetzt Kesr ei Sara, durch seine Ruinen berhmt. Raimund eroberte die Stadt im Oktober 1098. Jetzt Ma'arrat en Na'aman; genommen durch Raimund von Toulouse und Robert von Flandern am 11. Dezbr. 1098.

18. Bd. 3 - S. 382

1838 - Eisleben : Reichardt
382 Amerika. steht die Recoba und trennt ihn von dem Siegesplatze. Die Re- coda ist ein Gebäude von Maurischer Bauart, bildet dem Fort gegen- über einen Triumphbogen und hat auf jeder Seite eine in Arkaden geöffnete Gauerie mit einer Terrasse darüber, die mit einer Ballustrade umgeben und mit großen gefirnißten Vasen verziert ist. . Die mit Marmor in der Mitte gepflasterten Gallerien sind mit Buden ange- füllt, worin Zeuge und Kleider für das Landvolk verkauft werden. Wir betreten nun den Siegesplatz, auf dessen Mitte eine Art Obelisk oder vierseitige Pyramide steht, die sich 30 F. hoch erhebt und von einem Eifengitter und 12 in Kugeln auslaufenden Pilastern umgeben ist. Am 25. Mai und 9. Julius ist die Pyramide und der ganze Platz mit Inschriften, Trophäen, Guirlanden und Fahnen geschmückt, öffentliche und Privathauser sind erleuchtet; Spiele aller Art, Pferde- rennen, Feuerwerke, militärische Revüen und eine schmetternde Musik tragen 3 Tage lang dazu bei, die allgemeine Freude zu vermehren und locken zahlreiche Fremde hieher. Die Westseite des Siegesplatzes nimmt der Cabildo ein, gleichfalls ein Maurisches Gebäude, etwa 250 F. lang, mit 2 Reihen von Arkaden über einander, von denen die zur ebenen Erde einen Portikus bilden, wo man sich vereinigt, um Geschäfte abzumachen; im ersten Stockwerk gelangt man mittelst einer Gallerte in mehrere hohe, geräumige Säle; ein eiserner Balkon schmückt die Vorderseite, und ein viereckiger Thurm mit einem kleinen Glocken- thürmchen nimmt die Mitte des Gebäudes ein, das zur Zeit der Spanischen Herrschaft als Rathhaus diente; gegenwärtig aber der Sitz des Gerichtshofs ist, wo alle Tribunale und das Obergericht ver- einigt sind. Während der heiligen Woche wird unter dem Porticus des Cabildo ein Christus aufgestellt, der auf Händen und Füßen ein ungeheures Kreuz schleppt und einen Strick um den Hals hat, den die Andächtigen küssen, wobei sie zugleich ihre Opsergaben darbringen. Nahe dabei wird auf die unanständigste Weise ein ungeheurer Judas verbrannt. Links von diesem Gebäude, auf der Nordseite des Platzes und in der Ecke einer Straße steht die Kathedrale, ein ausgezeichnetes Ge- bäude, wenn es vollendet wäre, aber seit dem Anfange des Krieges mit Brasilien wurde die Arbeit an der Vorderseite unterbrochen. Der Peristyl in Säulenform, welcher die Faeade bildet, ist unter der Lei- tung eines Französischen Baumeisters ausgeführt worden. Eine große Kuppel erhebt sich darüber. Das Innere ist einfach, der Hochaltar zeichnet sich jedoch durch die Kühnheit seines Baues und die Leichtigkeit seiner Verzierungen aus; er erhebt sich mitten in dem Schiffe der Kirche und über ihm wölbt sich die Kuppel des Doms. -- Auf der Südseite des Siegesplatzes hat man eine Gallerie mit Arkaden nach dem Muster der Recoba begonnen, und sie wird diesen Platz bedeutend verschönern. Das schönste Gebäude von Buenos Ayres ist das Haus der Repräsentanten, welches fast ein ganzes Quadrat einnimmt und

19. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 400

1859 - Essen : Bädeker
400 täube mußten alles Schwerfällige vermeiden, alle Mühseligkeit der Arbeit verbergen und leicht, natürlich wie die Pflanze, von einem in- nern Lebenstrieb hervorgedrängt, aus dem Boden zu wachsen scheinen; denn der Glaube an die Gottheit ist nichts Erzwungenes, Drückendes, sondern das Freieste und Natürlichste, wie das Erhabenste. Der Bau mußte nach der Höhe streben, alle Säulen, Pfeiler und Thürme, wie Pflanzen und Bäume, hervorwachsen ans Licht; denn der Glaube strebt dem Himmel zu. Der Altar mußte gegen Morgen stehen; denn von Morgen kam der Heiland! Endlich mußte die Erhabenheit des Ganzen in die reichsten und lieblichsten Verzierungen sich verbergen, die starre Linie in tausend zierlichen Windungen und Stufen, wie der Lichtstrahl in Farben, sich brechen, die Masse nur aus unermeßlich vielen, für sich lebendig scheinenden Steingewächsen sich aufbauen; denn die Gott- heit verbirgt sich in der Welt und Natur und ist nicht getrennt von der lieblichen Mannichfaltigkeit der Dinge. Durch alle diese Verzierun- gen geht aber wieder eine Grundform durch, worin der Geist des Ganzen je wieder im Kleinen ausgesprochen ist. Diese Form ist die Rose in Fenstern, Thüren, Bögen, Säulenverzierungen und, von ihr getragen oder zu ihr ausblühend, das Kreuz. Die Rose bezeichnet hier immer die Welt, das Leben, das Kreuz den Glauben und die Gottheit. Ein Kreuz in der Rundung der Rose war das all- gemeine Zeichen der Gottheit im Mittelalter. An den Bauten erschöpften Jahrhunderte ihren Fleiß. Was eines Mannes kühner Geist ausgedacht, vermochten erst späte Geschlechter zu vollenden; denn der lebenslängliche Fleiß von tausend und aber tausend kunstbegabten Händen war erforderlich, um das rohe Gestein nach dem Niesengedanken zu zwingen. Doch in treuer Entsagung ei- gener Verbesserungssucht arbeiteten gleich große Meister im Sinne und Geiste nach dem Plane des ersteren fort, und jeder war stolz auf das Werk, nicht auf den Namen, also daß uns fast alle diese Meister, die Erfinder wie die Vollender, völlig unbekannt geblieben sind. Das größte dieser Wunderstücke ist der Dom von Köln*). Er ward an- gelegt 1248, das Chor geendet 1320. Er ist noch unvollendet, kei- ner seiner Thürme ausgebaut, und doch ragt er über alle Gebäude der Welt hervor und übertrifft alle an innerer Vortrefflichkeit der Kunst. Ihm zunächst an Rang steht das große Münster zu Straßburg, be- gonnen schon 1015, sein berühmter Thurm erst 1276 durch den Meister Erwin von Steinbach in seinem Grundriffe angelegt, und endlich 1439 durch den Meister Johann Hülz von Köln vollendet. Der andere Thurm ist nicht ausgeführt. Unter den großen Werken dieser Zeit treten ferner hervor die herrlichen Kirchen von Freiburg im Breisgau, Ulm, Erfurt, Marburg, Würzburg u. s. w., später die Prachtbauten von Prag und zahlreiche herrliche Kirchen in den Niederlanden. Neben vielen Domen erhielten sich auch manche Rathhäuser der Städte in ihrer altherkömmlichen Schönheit. •) Vergleiche Seile 10: Der Dom zu Köln!

20. Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht - S. 30

1867 - Altona : Hammerich
30 3. Der Thurm. 1) Derselbe ist, wie oben gesagt, eine Spitzsäule, entweder kantig oder rund, welche meistens auf dem Westende der Kirche steht. 2) Er ist aus Holz und Steinen erbaut; der Fuß und die Grundmauern aus Sternen, oft bis zu bedeutender Höhe aus Felsen, — das innere Gebälk aus Holz, — die äußere Bedachung aus Metall oder Holzschindeln. 3) Die Spitze des Thurmes ist aus Eisen und mit einer vergolde- ten Kugel, einem Kreuz, einem Hahn oder Fisch als Windfahne verziert. Von so bedeutender Höhe'herab erscheinen diese Dinge sehr klein, sind aber recht ansehnlich groß. 4) Von der Spitze des Thurms bis an den Fuß läuft eine eiserne Stange, den Kindern als Blitzableiter bekannt. 5) Durch den Fuß des Thurms führt eine Thür ins Innere, — die Thurmthür. In bedeutender Höhe erblicken wir mehrere Luken, die am Sonntag Morgen in der Regel geöffnet find; ferner nach allen 4 Himmels- gegenden eine runde Scheibe mit Einem Zeiger und vergoldeten Ziffern. (Abbildung.) Stundenzeiger, — kein Minutenzeiger. Das Zifferblatt, auf dem oft noch die Jahreszahl der Anfertigung oder Erneuerung steht, gehört zu einer Uhr, — der Thurmuhr, und zu der Uhr gehört eine Glocke, welche entweder außerhalb oder innerhalb des Thurmes hängt. Stunden- glocke, — Halbstundenglocke; Hammer oder Schlägel; — Glockenstuhl, — Schalllöcher. Glocke und Hammer sind von Metall. 6) In dem Thurme sind mehrere Glocken: Sturmglocke, Betglocke, Feierglocke, Sterbeglocke. Läuten, plattdeutsch: beiern.^) 7) Im Thurm ist eine Treppe, die hoch, fast bis in die Spitze hin- aufführt. Wendeltreppe. 8) Zur Prüfung: a) Die Kirche hat einen Thurm. b) Die Kirche hat einen Thurm. c) Jede Kirche hat einen Thurm. 6) Jede Kirche hat einen Thurm. e) Ein Gebäude mit einem Thurme ist eine Kirche. 4. Die Kirche. Inneres und Gottesdienst. 1) Wiederholung aus 1: Die Kirche ist ein großes altes Gebäude mit massiven Mauern, wenig Holzwerk nach außen, einem hohen Ziegeldach, an der Westseite mit einem Thurme versehen. 2) Die Kirche hat viele Thüren, große und kleine, viereckige und oben runde. Der Haupteingang ist an der Süd- oder Nordseite. 3) Die Kirche hat viele hohe und breite, also große Fenster, deren kleine Scheiben in Blei oder Eisen gefaßt sind. Bogenfenster, — buntes Glas, — nur wenige können geöffnet werden. 4) Der innere Raum der Kirche ist nicht in Stuben abgetheilt, son- dern nur durch Längs- und Oluergiinge in Vierecke geschieden, welche mit dem Gestühl angefüllt sind. Feste und bewegliche Bänke mit und ohne Lehnen, einfach angemalt. 5) Oben an den Wänden herum sind ebenfalls Stühle oder Kirchen- stände angebracht, zu denen Treppen hinaufführen. Die meisten Kirchcn- stcinde können abgeschlossen werden. *) *) Gedichte; Blumenlese, Nr. 70, 71, 72.