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1. Bd. 6 - S. 240

1845 - Leipzig : Kollmann
240 cere Deputationen erschienen an den Schranken des Convents, um ihren Schmerz über seinen Tod auszudrücken. Der Sprecher der einen verlangte, daß das begangene Verbrechen durch die schrecklichste Todesstrafe gerächt, daß das Leben der Mörde- rin, statt wie ein Faden durchschnitten, durch die größten Q-ua- len zerrissen werden solle. Dem Ermordeten selbst wurden Ehren- bezeigungen ohne Gleichen gespendet. Man rief ihn auf den öffentlichen Plätzen an; die Namen Cato, Aristides, Sokra- tes rc. ertönten in bunter Neihefolge zur Bezeichnung eines Men- schen, der, ungesättigt vom Blute der Septcmbertage, unauf- hörlich 100,000 Köpfe verlangt hatte. Sein Leichnam ward in einer theatralischen, von dem Maler David angeordneten Lage, die den Moment seines Todes veranschaulichte, in der Franzis- canerkirche ausgestellt und in dem Garten der Cordeliers beerdigt. Sein Brustbild erhielt im Sitzungssaale deè Convents einen Platz neben dem des Brutus, und bald ward an allen öffentlichen Plätzen, nicht blos in Paris, sondern in allen Städten und Dörfern Frankreichs, ein Denkmal Marat's errichtet, das sich auf einem den Berg vorstellenden Nasenhügel erhob und bei allen von den Jakobinern anbefohlenen Festen durch die Jugend beider Geschlechter bekränzt werden mußte, sollten anders die Eltern nicht im Namen der Freiheit vor's Blutgericht gezogen werden. Auch die Ehre des Pantheons — obschon ein eigenes Gesetz bestimmte, daß Niemand früher, als einundzwanzig Jahre nach dem Tode sie erhalten könne —ward für diesen Märtyrer der Freiheit aus- nahmsweise sogleich in Anspruch genommen, und er an die Stelle des nun in Ungunst gefallenen Mirabeau gestellt. Der Clubb der Cordeliers errichtete in seinem Saale dem Herzen Marat's einen Altar, und der Convent decretirte, daß vierundzwanzig sei- ner Mitglieder an der Einweihung theilnehmen sollten. Dasselbe geschah, als auf dem Carousselplatze ein Obelisk für Marat er- richtet ward. Endlich ward sein Bildniß, auf Befehl der Muni- cipalität, an der Vorderseite der Kirchen und Häuser, statt der Bildnisse der heiligen Jungfrau und der Könige von Frankreich angebracht. Am Abende vor dem Begräbnisse Marat's ward Charlotte Corday hingerichtet. Sie war dem Nevolutionstribunal überge- den worden. Ihr Verhör war kurz; sie erklärte ohne Umschwci'f, den Mord aus eigenem Antriebe und ohne Mitschuldige begangen

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1. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 451

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
451 gunst gefallenen Mirabeau von seiner Stelle in die- sem Tempel entfernt. Der Klub der Cordeliers errichtete in seinem Saale dem Herzen Marat's einen Altar, und der Convent dekretirte, daß vier und zwanzig seiner Mitglieder an der Einweihung Theil nehmen sollten. Dasselbe geschah, als auf dem Carouftlplatze der Obelisk für Marat errich- tet ward. Marat's Vergötterung hätte hinge- reicht, öffentliche Ehrenbezeigungen für immer zu entwürdigen. Am Abende vor dem Begräbnisse Marat's ward Charlotte Corday hingerichtet. Sie war dem Revolutions - Tribunal übergeben worden. Zhr Verhör war kurz, sie erklärte ohne Umfchweif, den Mord aus eigenem Antriebe und ohne Mit- schuldige, um der Verbrechen Marat's willen, be- gangen zu haben. Auf die Frage, ob sie schwan- ger sey, epwiederte sie: Zch kannte keinen Mann, den ich meiner werth geachtet hätte: denn Marat lebte noch. Der ihr zugeordnete Vertheidiger, Chau- veau-Lagarde, begnügte sich, die Geschwornen auf- merksam zu machen, daß der hohe Grad von See- lenruhe, womit sie die That verübt habe, und den sie im Angesichte des Todes fortwährend behaupte, eine bis zum Wahnsinn gesteigerte politische Schwär- merei zu seyn scheine, die vielleicht bei Bestimmung der Strafe Berücksichtigung verdiene. Diese ward ihr natürlich nicht zu Theil; denn obwohl die Leh- re der Jakobiner den Mord heiligte, und ihr Thun die Bande der Gesellschaft Zerriß, wollten sie die- selbe doch nicht g^gen sich selber gerichtet wissen.

2. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 450

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
/-■ 450 roux überbracht hatte, ward sogleich in Anklage- stand gesetzt, und verhaftet. Dem Ermordeten selbst wurden pomphafte Worte und Ehrenbezeigungen ohne Gleichen gespendet. Die Namen Cato, Ari- stides, Sokrates, Timoleon, Fabricius und Pho- cion ertönten in bunter Reihefolge zur Bezeichnung eines Menschen, der, ungesättigt vom Blute der Septembertage, unaufhörlich dreimal hunderttausend Köpfe verlangt hatte. Sein scheuölicher, von ve- nerischem Gifte zerfressener Leichnam wurde nackt, mit einem nassen Tuche bedeckt, in einer theatrali- schen, von dem Maler David angeordneten Lage, die den Moment seines Todes veranschaulichte, in der Franziskaner-Kirche ausgestellt, und vom gan- zen Convent zu Grabe geleitet. Sein Brustbild erhielt im Sitzungöfaale einen Platz neben dem des Brutus, und bald schändete die öffentlichen Plätze nicht bloß in Paris, sondern in allen Städten und Dörfern Frankreichs, ein Denkmal Marat's, das sich auf einem, den Berg vorstellenden Nafenhügel erhob, und bei allen von den Jakobinern anbefoh- lenen Festen durch die Jugend beider Geschlechter bekränzt werden mußte, sollten anders die Eltern nicht im Namen der Freiheit vor's Blutgericht ge- schleppt werden. Auch die Ehre des Pantheons, obwohl ein eigenes Gesetz bestimmte, daß Niemand früher als ein und zwanzig Zahre nach dem Tode sie erhalten könne, wurde für den Französischen Sokrates ausnahmsweise sogleich in Anspruch ge- nommen, und um die großen Männer der Zukunft nicht zu verkürzen, der Körper des nun in Un-

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 698

1858 - Weimar : Böhlau
698 Charlotte Eorday. Aufstellung einer neuen, ganz demo- kratischen Verfassung. Bundesfest amio.august. Zeit verschoben wurde, lind die Hoffnung nicht in Erfüllung ging, daß die Departements für ihre Abgeordneten gegen die Tyrannei deß pariser Pöbels sich erheben würden, ergriffen mehrere die Flucht. Abgeord- nete von acht Departements fanden sich in Caen, in der Nor- mandie, zusammen, erließen Proklamationen gegen die Pöbelherrschaft in Paris und bereiteten eine Unternehmung zum Sturze derselben vor. Aber der Convent erklärte die flüchtigen Girondisten für Vaterlandsver- räther, und diese sahen sich von neuem zur Flucht genöthigt. In Caen lebte Charlotte Corday, Tochter eines begüterten Edelmanns, eine Jungfrau von 25 Jahren, rein an Sitten; sie ver- einigte mit einer Fülle von Schönheit einen fein gebildeten Geist und ein feuriges Gefühl, das seine Richtung auf politische Ideen genommen hatte. Von den nach Caen geflüchteten Girondisten wurde Marat als das Haupt und die Seele der Bergpartei bezeichnet und als ein elender, nichtswürdiger Bösewicht geschildert, dessen strafloses Wüthen die Nation beschimpfe und dessen Fall daß Vereinigungszeichen für alle Freunde der Freiheit sein werde. Das schwärmerische Mädchen glaubte sich be- rufen, der Schreckensherrschaft eines Marat und dadurch dem Unglück Frankreichs ein Ziel zu setzen. In dieser Absicht begab sie sich nach Paris, erlangte, nachdem sie mehrmals abgewiesen worden war, endlich Zulaß bei dem Gefürchteten, als dieser im Bade saß, und stieß ihm ein Messer in die Brust. Von der herbeigeeilten Wache ließ sie sich ru- hig verhaften. Dem Revolutionstribunal erklärte sie, den Mord aus eignem Antriebe und ohne Mitschuldige, um der Verbrechen Marat's willen, begangen zu haben. Sie verrieth keine Bewegung, als ihr das Todesurtheil gesprochen wurde. Mit Ruhe und edler Haltung machte sie am 17. Juli 1793 den Todesweg. Den ihr zugeschickten Priester halte sie zurückgewiesen. Den Schmähungen der wüthenden Weiber, die, gleich Furien, die Guillotine regelmäßig umstanden, setzte sie ein mit- leidiges Lächeln entgegen. Viele Zuschauer entblößten bei ihrem Vor- überkommen ehrerbietig das Haupt; andere klatschten Beifall; denn be- reits wohnten viele den Hinrichtungen mit derselben Stimmung wie einem Schauspiele bei. Am Tage darauf wurde Marat's Leiche im Pantheon, neben Voltaire und Rousseau bestattet. Die Jakobiner schrieben seinen Tod der Gironde zu und hatten deshalb, um das Volk zur Rache anzuregen, die Leiche mit aufgedeckter, klaffender Wunde, in einer von dem Maler David angeordneten Lage mehrere Tage hindurch zur Schau ausgeftellr. An allen öffentlichen Plätzen sah man die Büste des Ermordeten; man nannte ihn Cato, Aristides, Timoleon. Tausende von Kindern wurden nach ihm benannt; Compagnien des republikani- schen Heeres legten sich seinen Namen bei „Marats Herz, sang das Volk, ist so heilig wie das Christi; Christus war Prophet, aber Marat ein Gott." Die Liste der geächteten Girondisten wurde bald bis auf 61 Namen vermehrt; 73 andere Abgeordnete, welche mit den Girondisten gestimmt hatten, und die gegen das Verfahren am 2. Juni Einspruch erhoben, wurden verhaftet. Es wurde eine von Hecault de Sech elles ent- worfene und vom Convent angenommene, ganz demokratische

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 567

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
91. Der National-Convent seit der Hinrichtung Ludwig's Xvi. 567 welche zunächst in Haft kommen sollten, und eine eingeschüchterte Mehrheit hieß den Antrag gut. Die Maßregel trug noch den Schein schonender Milde; man gab den Geächteten nur Hausarrest und stellte sie unter den Schutz des Volkes! Die Menge verlor sich nun; aber die Freiheit und wirkliche Autorität des Convents war von diesem Augenblicke an vernichtet. Verschieden, aber fast durchaus traurig war das Schicksal der übrigen Girondisten. Mehrere waren schon vor der letzten Katastrophe entflohen; andern, selbst schon verhafteten Mitgliedern, gelang eine augenblickliche Rettung. So entkamen Barbaroux, Lanjuinais^ Pckion und Andere nach der Normandie und gelangten nach Caen, der Hauptstadt des Departements Calvados, wo sie das Volk zu den Waffen riefen, die Schmach und die tyrannische Verletzung der Volks-Repräsentation zu rächen. Insbesondere ward Marat in den Provinzen als Haupturheber der zahlreichen Leiden angesehen, die jetzt auf dem unglücklichen Frankreich lasteten. Daher faßte ein hochherziges Mädchen, die Tochter eines Edelmannes, von der reinsten Freiheitsliebe beseelt, den Entschluß, ihr Vaterland von diesem Ungeheuer zu befreien. Charlotte Cordav d'armans hatte aus der Seetüre der Geschichte der Vorzeit einen tiefen Haß gegen alle Unterdrückung eingesogen. Mucius Scävola und andere Helden des Alterthums entflammten ihre Seele; ihre Aufopferungen schienen ihr neidenswerth. Außerdem soll ihr Entschluß auch durch den Schmerz der Liebe gefördert worden sein; sie soll nämlich einen jungen Officier von der Garnison von Caen geliebt haben, der, als Verschwörer angeklagt, aus Marat's Betrieb von bezahlten Bösewichtern ermordet wurde. Wie dem auch sei, sie verließ ihre stille Heimat, kam am 12. Juli 1793 in Paris an, begab sich zweimal in Marat's Wohnung, ohne vorgelassen zu werden. Da schrieb sie noch denselben Abend an ihn: „Bürger! so eben komme ich von Caen. Ich habe Ihnen wichtige Geheimnisse zu entdecken, und werde Ihnen Gelegenheit geben, Frankreich einen Dienst zu leisten? Am folgenden Morgen kaufte sie erst einen Dolch im Palais Royal (man muß sich wundern, daß dies nicht auffiel), verbarg ihn in ihrem Busen und trat damit in Marat's Wohnung, der eben im Bade war. Er befahl, sie eintreten zu lassen. Während der Unterhaltung über die fortdauernden Verhandlungen im Calvados führte das Heldenmädchen mit fester Hand den Todesstreich nach dem Herzen des Wütherichs. Mit einem Schrei: „Mir das?" hauchte er auf der Stelle die Seele aus. Sie wartete ruhig, bis Diener herbei kamen und sich ihrer Person versicherten. Der berüchtigte Postmeister Drouet fuhr mit ihr zur Abtei. Als sie vor derselben ankamen, stürzte ein Jüngling herbei und bat, ihn statt ihrer zu opfern: ihm ward der Tod, ohne sie zu retten. Vergebens betheuerte sie, den Unglücklichen nicht zu kennen. Aus dem Gefängnisse schrieb sie an Barbaroux. „Morgen um 5 Uhr beginnt mein Proceß und ich hoffe noch an demselben Tage mit Brutus und andern Helden des Alterthums im Elysium zusammen zu sein."

5. Bis zum Frieden von Campo Formio - S. 423

1824 - Berlin : Duncker & Humblot
V 423 lassen. Aber statt so kräftige Maaßregeln zu er- greifen, hielten sie prunkvolle Reden, ließen aus dem Süden drohende, gegen die Jakobiner gerich- tete Adressen kommen-, welche diesen Vorwände zum Widerstande gaben, und suchten in den Gesehen Hülfe gegen Menschen, die gar kein Bedenken tru- gen, mit der Pike in der Hand neue Gesetze ge- den, und alte aufheben zu lassen, je nachdem es ihren Parteizwecken angemessen war. Durch eine seltsame Nemesis fielen die Girondisten in dieselben Fehler, welche der unglückliche Ludwig ihnen ge- genüber begangen, und durch deren geschickte Be- nutzung sie ihn zu Grunde gerichtet hatten. Da die Unmöglichkeit vor Augen lag, daß ei- ne so vielköpfige Versammlung, wie der Convent, selber regieren, und den Staat durch die Gefah- ren, die ihn bedrohten, Hindurchsteuern könne, die vollziehende Gewalt aber den Händen der im Voll- ziehungsrathe sitzenden Minister zu überlassen, der ärgste Widerspruch schien, so ward vornehmlich auf Danton's und Marat's Betrieb am 6. April ein Wohlfahrtsausschuß mit diktatorischer Voll- macht errichtet, der nach eigenem Ermessen, und ohne vorher der Zustimmung des Convents zu be- dürfen, Alles, was das Wohl des Ganzen heische, gebieten, und zur Ausführung bringen sollte. Es war dies der Diktator, nach dessen Ernennung sich Marat so oft heiser geschrien hatte. Um jeden Preis hätten die Girondisten sich dieses Ausschusses bemächtigen sollen, aber mit unbegreiflicher Schlaff- heit ließen sie sich ausschließen, und die neun Mit-

6. Neuer deutscher Kinderfreund - S. 225

1836 - Leipzig : Wigand
225 wahrer Tiger in Menschengestalt, war von einer heldenmüthi- gen Jungfrau, die das Unglück und die Schande ihres Vater- landes nicht mehr ertragen mochte, mit eigener Aufopferung im Bade ermordet worden. Zu jeder andern Zeit und unter je- dem andern Volke würde man den Tod eines solchen Wüthe- richs als ein glückliches Ereigniß betrachtet haben. Hatte er doch öffentlich in einer Zeitschrift, die er selbst herausgab, wie- derholt erklärt, daß um die Freiheit zu befestigen, noch 300,Ooo Köpfe fallen müßten; war doch aufsein Anstiften die Ermor- dung vori mehr als 6000 Gefangenen in allen Gefängnissen von Paris binnen einer Zeit von drei Tagen erfolgt und hatte doch er insbesondere die Hinrichtung des unglücklichen und vortreff- lichen Königs betrieben. Schon um dieser Verbrechen willen hatte er tausendfachen Tod und ewigen Abscheu verdient. Aber vielleicht besaß er ein Furcht gebietendes Aeußere oder streng re- publikanische Tugend? Nichts weniger als das! In seinem unansehnlichen, äußerst vernachlässigten Körper wohnte eine schmu- tzige Seele. Auf sein bleiches verzerrtes Gesicht waren alle Lei- denschaften, denen er sich ohne Rückhalt hingab, mit unverkenn- baren Zügen geschrieben. .Auch wenn ihn nicht der Dolch der Rache getroffen hatte, wäre er in kurzer Zeit ein Opfer seiner Ausschweifungen geworden. Und dennoch war ec der Abgott der Maffe des französischen Volkes, das vielleicht durch nichts semen Wahnsinn deutlicher an den Tag gelegt hat, als durch Dmrat's Vergötterung. Kaum war die Ermordung Marat's ruchbàr geworden, als das Volk in ausgelassenem, wildem Schmerze durch die Straßen lief und die Mörderin zerreißen wollte. Nur mit Mühe wurde sie den Händen der wüthenden Menge entrissen, um auf dem Schaffotte ihr Leben zu enden. Dagegen wurden dem Ermordeten Ehrenbezeigungen ohne Glei- chen gespendet. Die prächtigsten Namen aus der alten Ge- schichte, selbst der Name eines Sokrates, wurden demwütherich beigelegt, der ungesättigt von dem Blute von 6000 Gefangenen noch unaufhörlich bis zum Aushauche seines verruchten Lebens 300,000 Köpfe verlangt hatte. Sein scheußlicher, vom Gifte ekelhafter Krankheiten zerfressener Leichnam wurde mit ei- nem nassen Tuche bedeckt, um den Augenblick seines Todes zu veranschaulichen, in einer der Hauptkirchen von Paris ausge- stellt^ und vom ganzen National-Convente, damals der höchsten Behörde in Frankreich, zu Grabe begleitet. Sein Brustbild wurde nicht nur in Paris, sondern in allen Städten und Dör- fern auf öffentlichen Plätzen aufgestellt und mußte bei allen vom Freiheilsschwindel angeordneten Festen von der Jugend bei- 15

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 226

1868 - Mainz : Kunze
226 Dritte Periode der neueren Geschichte. und die Frankreich lehnten sich die Freunde der Monarchie, besonders in der den^ ^endee, jenem westlichen Landstrich am biscayischen Meerbusen zwischen Waffen. Loire und Garonne, in den Städten Bordeaux, Toulon, Marseille und Lyon gegen die Mörder des Königs auf. Die Haupttriebfeder der europäischen Coalition wider Frankreich war der englische Minister William Pitt, welcher den Dauphin zum Könige erheben wollte. Einer der angesehensten Pariser Conventsmitglieder, Carnot, bebte vor der ungeheuren Gefahr, welche Frankreich bedrohte, nicht zurück und rief die ganze wehrfähige Nation zu den Waffen; die junge Mannschaft von 18—25 Jahren vertheidigte die Grenzen, die übrige Bevölkerung blieb gerüstet in ihren Wohnsitzen. Verfolgung Im Convente selbst erhoben sich zu gleicher Zeit heftige Zwistig- bet sà.°à' feiten zwischen den Jakobinern und Girondisten. Mit Hülfe des Pö- bels gelang es den Ersteren, sich über den Convent zu erheben. Robes- pierre, Danton und Marat beschlossen, alle ihren Plänen widerstrebende Personen zu vernichten. Ihnen erlagen zuerst die Girondisten. Als Marat 60,000 Köpfe verlangt hatte, um die Republik sicher zu stellen, widersetzten sie sich. Wer von ihnen nicht entfloh, ward verhaftet und verrätherischer Umtriebe beschuldigt. 21 starben muthig auf dem Blut- gerüste. Der Herzog von Orleans, welcher dem Pöbel schmeichelte und sich Citoyen Egalité nennen ließ, dachte nun daran, sich zum Diktator erheben zu wollen; allein seine Feigheit im Momente der Entscheidung führte seinen Sturz herbei. Er wurde verhaftet und guillotinirt (1793). Mit dem Tode der Girondisten sank der Stern der Schreckensmänner. Zuerst erlag der wüthende Marat dem Dolche Charlotte eines schönen Mädchens, Charlotte Corday, aus Caën. Sie stand in 1 mordet^ ^em Wahne, dazn berufen zu sein, ihr Vaterland von jenem Ungeheuer Marat, befreien zu sollen, reiste nach Paris und erhielt unter dem Vorwände, sie müsse Sachen von Wichtigkeit entdecken, Zutritt zu Marat. Sie nannte ihm mehrere nach Caën geflüchtete Girondisten, deren Namen Marat aufzeichnete. „Was wird das Schicksal dieser Männer sein?" fragte sie. „„Alle werden ihren Lohn auf dem Blutgerüste empfangen"", lautete die Antwort! „Da hast Du den Deinen!" — sprach Char- lotte Corday und stieß ihm den Dolch so fest in die Brust, daß er augenblicklich todt zu Boden sank. Sie ließ sich ruhig verhaften und starb vier Tage nachher unerschrocken und heiter auf dem Schaffot. Robespierre Allein Marat's Tod änderte an dem innern, traurigen Zustande Frank- gestalten "die reichs nichts. Da die Gefahr von Außen immer bedenklicher und be- inneren Ver-deutender wurde, so beraubte, man den Convent seiner Macht und ord- hältnisse um. neje ^en Antrag Danton's einen Wohlfahrts- und Sicherheits-

8. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 612

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
612 94. Der National-Convent seit der Hinrichtung Lndwig's Xvi. gange der Gemäßigten in der Geburt erstickt werden mögen. Aber die Vendeer wollten von der Republik nichts wissen, und die südlichen In- surgenten nichts vom absoluten Königthume. Mittlerweile hatte zu Paris im National-Convent, zwischen den Gi- rondisten und der Bergpartei, der Kampf auf Leben und Tod begonnen. Die Bergpartei hatte mit der Katastrophe vom 21. Januar einen vollständigen Sieg über die Girondisten erfochten; die halben und mißlungenen Versuche der letztern in dem Processe gegen Ludwig Xvi. gaben ihr die erwünschteste Gelegenheit zum Angriffe. Man beschuldigte sie, Feinde des Volkes, Mitschuldige des Tyrannen zu sein, weil sie Ludwig chatten retten wollen, und die Republik zu verrathen, weil sie in einigen Fällen Mäßigung predigten. Die Girondisten verhinderten abermals nicht, daß am 9. April ein Comité des öffentlichen Wohles von 9 Conventsgliedern decretirt wurde, welche, mit unumschränkter Gewalt ausgestattet, die Aufsicht über die Minister führen und die öffentlichen Angelegenheiten ganz nach eigenem Ermessen leiten sollten. Daß hierzu noch Männer wie Danton, Barrere, La Croix, Cambon rc. ernannt wurden, vollendete die schreckliche Macht, die alle französische Bürger unter das Mordbeil, auf einen Wink der Willkür, stellte. Nur mußte man erst noch sich der wenigen Gemäßigten von Talent und Energie entledigen. Sofort wurde eine Proscriptions-Liste entworfen und Ma- rat predigte ungescheut und laut in seinen Blättern, wofern nicht der Convent gereinigt werde, und 250,000 Köpfe fielen, sei an keine Ret- tung der Republik zu denken. Zu spät fühlte nun die rechte Seite und die ebenfalls gemäßigte „Ebene", daß sie sich vereinigen müßten. Marat wurde vor das Re- volutions-Tribunal gestellt. Dagegen forderte der Maire Pache im Namen von 35 Sectionen und des Gemeinderathes die Austreibung der vorzüglichsten Girondisten. Auch bewirkten die Iacobiner durch ihre drohende Menge, die den Angeklagten begleitete, daß Marat frei- gesprochen und bekränzt im Triumph in die Versammlung zurückge- tragen wurde. Der Streich war verfehlt und noch dazu das Beispiel gegeben, gegen die Glieder des Convents mit Proceß zu verfahren, man hatte ihre Unverletzlichkeit selbst aufgegeben. Auf den 18. Mai ward ein Mordanschlag gegen die Gironde vor- bereitet, aber entdeckt und eine Commission von 12 Mitgliedern („les Douze“) ernannt, welche hierüber und über alle sonstige gesetzwidrige Umtriebe Untersuchungen anstellen sollte. Als sie demgemäß den nichts- würdigen Substituten des Gemeinde-Procurators, Hebert (den Her- ausgeber eines Blattes — père Duchesne —, welches in der ge- meinsten Art alle Sittlichkeit und Religion auszurotten, so wie eine Metzelei vieler Abgeordneten herbeizuführen suchte) verhaften ließ, erhob sich der lauteste Widerspruch gegeu diese (nach Marat's Ausdruck) des- potische und freiheitstödtende Behörde. So wie am 14. Juli 1789 die Entlassung Necker's, so gab am 31. Mai 1793 die Verhaftung Hebert's eine Veranlassung oder einen Vorwand zu Aufständen. Da-

9. Neueste Geschichte - S. 32

1859 - Leipzig : Fleischer
32 Todfeinde, und wenn wir die Verworfenheit dieser letzteren bedenken, so er- scheinen uns jene freilich als wohldenkende Männer, so wenig sie es auch waren. Manche von ihnen mochten indessen auch wirklich vor ihren eigenen Verbrechen Ekel empfinden, und vor dem Anblicke der scheußlichen Ausgeburten der Revolution zurückschaudern. Dies zeigte sich besonders bei dem Prozesse gegen den König. Die Jakobiner wünschten ihn ohne weiteres Urtheil zum Tode zu schleppen; die Girondisten aber widersetzten sich; sie hatten wohl seine Absetzung gewollt, aber seinen Tod wollten sie nicht. Die unglückliche königliche Familie war indessen im Gefängnisse durch alle Stufen der Erniedrigung geführt. Die Magistratspersonen und Offiziere, die im Tempel die Wache hatten, wetteiferten recht mit einander, den.könig zu schmähen und zu kränken. Er vertrieb sich die Zeit damit, seine beiden Kinder zu unterrichten; nicht einmal das Lesen der Zeitungen wurde ihm erlaubt. Man nahm ihm Papier, Tinte und Bleifedern weg, ließ ihn keinen Augenblick allein, und endlich wies man ihm ein abgesondertes Zimmer an; doch erlaubte man anfangs noch, daß er während des Essens mit den Sei- nigen zusammenkommen durste. Oesters hörten sie ein Geschrei unter ihren Fenstern, welches ihre Köpfe verlangte, und wirklich versuchte der wüthende Pöbel mehrmals in den Hof zu dringen, um das erlauchte Paar zu er- morden. Am 3. December 1792 beschloß der Convent, daß Ludwig verhört wer- den solle. Welche Gerechtigkeit! Dieselben Menschen, die ihn anklagten, wollten auch das Urtheil über ihn sprechen! Von dem Augenblicke an wur- den ihm und den Seinigen alle schneidende Werkzeuge, Messer und Scheeren, weggenommen, damit sie sich nicht selbst ums Ldben brächten. Am 11. De- cember wurde er zum ersten Male vor die Schranken des Convents geführt- Man hatte ihm nicht einmal Zeit gelassen, seinen Anzug und sein Haar zu ordnen. Bei seinem Eintritte in den Saal entstand ein tiefes Schweigen. Das Ungewöhnliche der Scene hatte Alle betroffen. Ein sonst mächtiger König stand mit dem Hute in der Hand vor den Schranken, während die, welche sonst vor ihm im Staube krochen, mit bedeckten Köpfen die Sitze An- nahmen. „Ludwig!" so redete ihn endlich der Präsident Barrere an, „die französische Nation klagt Sie an. Der Convent will, daß Sie durch ihn gerichtet werden. Man wird Ihnen jetzt das Verzeichniß Ihrer Verbrechen vorlesen. Nun können Sie sich setzen!" — Die Anklageacte war lang; er wurde darin als der größte Tyrann dargestellt, der das Blut seiner Unter- thanen vergossen, und unzählige Verbrechen begangen habe, und absichtlich waren die Klagepunkte so gestellt, daß er verwirrt werden sollte. Aber ge- rade das, was ihn demüthigen sollte, erhob seinen Geist. Sein von Ver- brechen reines Gewissen gab ihm eine große Kraft, so daß er mit einfacher Würde Klage für Klage mit einer Klarheit beantwortete, die selbst seine Feinde in Erstaunen setzte. Er wußte sich so bestimmt zu rechtfertigen, daß sie ihn hätten lossprechen müssen, wäre nicht schon vorher sein Tod beschlossen gewesen. Endlich brachte man ihn wieder in sein Gesängniß zurück; aber von dem Augenblicke an durfte er seine Familie nicht mehr sehen. Jetzt wollten die Jakobiner sogleich zu seiner Hinrichtung schreiten, und einer schlug unter dem lauten Gelächter der Cordeliers vor, ihn noch in

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 614

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
614 94. Der National-Convent seit der Hinrichtung Ludwig's Xvi. 24 Schuldige ausliefere". „Man liefere uns alle aus!" schrie die ihn umgebende Meuterer-Rotte. Er ließ sofort mehrere Kanonen auf den Convent richten. Niemand wagte es mehr, sich der Verhaftung der Ge- ächteten zu widersetzen; Marat trat unter sie und dictirte das Schick- sal ihrer Mitglieder. Nachdem die Liste geschlossen, wurde ein Ver- hafts-Decret gegeben, an dessen Beschlüsse die Hälfte der Versammlung keinen Theil nahm. Man gab den Geächteten Hausarrest, und stellte sie unter den Schutz des Volkes! Der Rest des Convents bekam nun für den Augenblick Luft; die Menge verlor sich; aber die Freiheit und wirkliche Autorität des Convents war von diesem Augenblicke an ver- nichtet. Verschieden, aber fast durchaus traurig, war das Schicksal der übri- gen Girondisten. Mehrere waren schon vor der letzten Katastophe ent- flohen; anderen, selbst schon verhafteten Mitgliedern, gelang eine augen- blickliche Rettung. So entkamen Barbaroux, Lanjuinais, Petion und Andere nach der Normandie und gelangten nach Caen, der Hauptstadt des Departements Calvados, wo sie das Volk zu den Waffen riefen, die Schmach und die tyrannische Verletzung der Volks-Repräsentation zu rächen. In diese Zeit gehört eine That, die der Absicht nach eine der edelsten Aufopferungen der reinsten Vaterlandsliebe, der Wirklichkeit nach aber ein schwärmerischer Jrrthum war. Marat hatte schon lange Mord aller in seinen Augen Verdächtigen gepredigt; er war der Götze der rohen Pöbelmasse von Paris und der Anführer gedungener Meuchel- mörder; er hatte hauptsächlich die Insurrection vom 2. Juni geleitet und vollendet; er hatte die Proscription und Verhaftung der geächteten Girondisten dictirt; was war natürlicher, als daß man ihn, besonders in der Ferne, in den Provinzen, als den Haupturheber der zahlreichen Leiden ansah, die jetzt auf dem unglücklichen Frankreich lasteten? Ein hochherziges Mädchen, die Tochter eines Edelmannes, faßte, von der reinsten Freiheitsliebe beseelt, den Entschluß, ihr Vaterland von diesem Ungeheuer zu befreien. Charlotte Corday d'arm ans hatte aus der Lectüre der Geschichte der Vorzeit einen echt republikanischen Geist in sich genährt und einen tiefen Haß gegen alle Unterdrückung einge- sogen. Mucius Scävola und andere Helden des Alterthums entflammten ihre Seele; ihre Aufopferungen schienen ihr neidenswerth. Nächstdem soll ihr Entschluß auch durch den Schmerz der Liebe gefördert worden sein: sie soll nämlich einen jungen Officier von der Garnison von Caen geliebt haben, der, als Verschwörer angeklagt, auf Marat's Be- trieb von bezahlten Bösewichtern ermordet wurde. Wie dem auch sei, sie verließ ihre stille Heimat, kam am 12. Juli 1793 in Paris an, begab sich zweimal in Marat's Wohnung, ohne vorgelassen zu werden. Da schrieb sie noch denselben Abend an ihn: „Bürger! so eben komme ich von Caen. Ich habe Ihnen wichtige Geheimnisse zu entdecken, und werde Ihnen Gelegenheit geben, Frankreich einen Dienst zu leisten." Am folgenden Morgen kaufte sie erst einen Dolch im Palais Royal

11. Geschichte der neueren Zeit - S. 335

1861 - Münster : Coppenrath
335 uev Gewalt. Die Guillotinen waren Tag für Tag in ihrer gräßlichen Arbeit und mußten wegen des großen aufdampfen- den Vlutsumpfes wiederholt ihren Standort wechseln. Selbst eine mitleidsvolle Thräne bei der Verurteilung eines theuren Angehörigen galt schon als Hochverrath und ward mit dem Tode bestraft. Marat äußerteeinst im Convente: nach seiner Berechnung müßten noch 300,000 Köpfe fallen, bevor an die Rettung der guten Republik zu denken sei! Aber mitten unter seiner blutigen Berechnung ward der Unmensch selbst ein Opfer des Todes. Ein Mädchen aus Caen in der Normandie, Charlotte Corday, ging, in dem Wahne, ein gottgefälli- ges Werk zu thun, wenn sie ihr Vaterland von einem Ty- rannen befreie, nach Paris und kaufte dort einen Dolch, den sie in Marat's Brust stoßen wollte. Unter dem Vorwände, Sachen von Wichtigkeit entdecken zu müssen, erhielt sie am 13. Juli 1793 Zutritt. Sie nannte ihm mehrere nach Caen geflüchtete Deputirte, deren Namen er sich aufschrieb. „Und was wird das Schicksal dieser Männer sein?" fragte sie. „Es sind Verschworene," war die Antwort, „die alle ihren Lohn auf dem Blutgerüste bekommen sollen." — „Da hast Du den Deinen!" sagte sie und entweihte ihre reine jungfräuliche Hand durch Meuchelmord an einem Verworfenen, den Gott ohne sie gerichtet hätte. Mit dem Schrei: „Mir das!" sank er au- genblicklich todt zu Boden. Sie aber ließ sich ruhig verhaften und empfing vier Tage nachher mit heiterer Ergebung den Todesstrcich. Doch Marat's Tod änderte nichts in der Sache; Nobespierre triumphirte sogar, einen Nebenbuhler weniger zu haben. Der Zustand Frankreichs erschien nunmehr verzweiflungs- voll. Seine siegreichen Feldherren verließen es. Dumouriez ging zu den Oesterreichern über. Lafayette war schon früher, vor der Hinrichtung des Königes, ausgewandert. Ueberzeugt, daß er den Sturm, der damals wüthete, nicht mehr bezwin- gen könne, hatte er beschlossen, zu seinen alten Freunden in 1

12. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 683

1858 - Weimar : Böhlau
«83 Kopf ihrer Freundin ans Fenster gehalten werde, stürzte Antoinette ohn- mächtig zu Boden. Die Commissarien hatten Mühe gehabt, den Pöbel durch Nachgiebigkeit soweit zu begütigen, daß er mit der königlichen Fa- milie nicht wie mit den übrigen Gefangenen verfuhr. Im Hospital zu Bicetre stellten die Mörder, vom Schlachten er- müdet, die Verhafteten massenweise im Hofe auf und schmetterten sie mit Kartätschen nieder. Die Zahl der Schlachtopfer in Paris wird auf mindestens 6000 angegeben. Aber nicht zufrieden mit diesen Schlachtopfern, erließ der Bürgerrath eine Aufforderung an alle Communen Frankreichs, seinem Beispiele zu folgen, und in Rheims, in Meaux, in Lyon sowie in allen Communen, in denen die Jakobiner herrschten, wurden die Verhaf- teten ermordet. In Paris dauerte das Morden fünf Tage lang, vom 2. bis zum 7. September. Die Nationalversammlung, vom Schrecken gelähmt, wagte nicht einzuschreiten. Am 3. September, als das Blut in Strömen floß, berathschlagte sie über die Einführung einer Scheide- münze. Als endlich eine Deputation derselben um Einhalt des Blut- vergießens bat, rief einer der Mörder: „bleibt ihr bei eurer Arbeit und laßt uns die unsrige." Alle Gewalt war in den Händen des Bürgerraths. Die Commis- sarien desselben reisten zu den Armeen und ertheilten den Generalen Be- fehle; ein von ihm bestellter Aufsichtsausschuß ertheilte mehreren Per- sonen Vollmacht, alle Verdächtigen zu verhaften, und diese Personen hatten ihre Vollmacht wieder auf andere übertragen. In jeder Stunde der Nacht brachen die Trabanten Robespierre's, Danton's und Marat's in die Häuser und schleppten die Bewohner in die Gefängnisse, ohne den mindesten Grund anzugeben. Die Nationalversammlung war der Kraft des Jakobinismus nicht mehr gewachsen. Aber noch besaßen die Giron- disten das Uebergewicht des äußeren Ansehens. Während der Septem- bermorde fanden die Wahlen zum Nationalconvente statt, und in den Wahlversammlungen der Provinzen wurden fast alle Girondisten wieder gewählt. Denn die zweite Nationalversammlung hatte ihren Mitgliedern die Wiedererwählung gestattet. In Paris spielte bei den Wahlen der schlechteste, ganz von den Jakobinern geleitete Pöbel die Hauptrolle. Robespierre wurde zuerst gewählt, und dieser empfahl wieder meh- rere der Septembermörder, besonders den abscheulichen Marat. Auch als erwählter Gesetzgeber fuhr dieser fort, in seinen Volkßblättern Mord, Raub und Brand gegen die Aristokraten zu predigen. Er wies bestän- dig auf die Ernennung Robespierre's zum Dictator mit unumschränkter Gewalt als auf das einzige Mittel hin, wahre Freiheit und Gleichheit durch Vertilgung aller ihrer Feinde zu stiften. Der Herzog von Orleans mußte seine Wahl zum Conventsgliede durch Annahme des Namens Egalite erkaufen. An Zahl waren Girondisten und Jakobiner im Convente sich ohngefähr gleich. Die Girondisten, welche Ordnung, Freiheit und Herrschaft der Gesetze begründen trociten, hatten die Über- legenheit der Talente und die Mehrheit des besseren Theils der Nation, die Jakobiner die Verwegenheit des Verbrechens und die Fäuste des pariser Pöbels auf ihrer Seite. Am 21. September 1792 schloß die gesetzgebende Versammlung ihre Sitzungen und holte den im Schlosse der Tuilerien bereits versammelten Convent nach ihrem Ver- Die Wahlen -um Convent u. Eröffnung deffelbcn.

13. Bd. 4 - S. 68

1824 - Leipzig Frankfurt a. M. : Hinrichs
68 Achter Zeitraum. Abends um sechs Uhr, beendigt ward, weil die meisten Mitglieder ihr Votum mit Angabe der Gründe begleiteten. Wahrend dieser Sitzung waren die Anhänger der Jacvbiner in der Nahe des Convents versammelt und unter den Mas- sen, um die gemäßigte Parthei zu schrecken, oder einen Aufstand zu erregen, sobald die Mehrheit gegen den Tod sich erklären würde. Bevor man noch die Stimmen zahlte und das Resultat bekannt machte, eröffnete der Präsident Vergniaud dem Convente, daß er zwei Briefe erhalten habe, einen von Ludwigs Vertheidigern, die sogleich vorge- laffcn und angehört zu werden verlangten; den andern von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, in welchem er eine Note des spanischen Gesandten mittheilte, worin die- ser die Verwendung seines Hofes zu Ludwigs Rettung und zur Herstellung des Friedens zwischen Frankreich und den kriegführenden Mächten anbot. Der Convent beschloß aber, daß die Vertheidiger Ludwigs erst nach der Zählung der Stimmen vorgelassen und die Mittheilungen des spanischen Gesandten uneröffnet bleiben sollten, weil selbst die Muth- maßung, als ob die Einmischung fremder Mächte irgend einen Einsiuß auf die Entscheidungen des Convents haben könnte, unter der Würde desselben wäre. Bei der stürmischen Zählung der Stimmen fand es sich, daß 28 Mitglieder des Convents, theils wegen Krank- heit, theils wegen Verschickung in öffentlichen Angelegen- heiten, theils auch — dies waren zehn Individuen gewesen — wegen bestimmter Weigerung nicht gestimmt hatten, und . die Zahl der Stimmenden sich auf 721 belief. Von diesen hatten 366 unbedingt für den Tod, 319 für Gefängniß bis zum Frieden oder Verbannung, die übrigen für den Tod unter gewissen Bedingungen gestimmt. Das Tod es ur- theil ward darauf mit einer Mehrheit von fünf Stimmen (unter denselben selbst die Stimme des Herzogs von Orleans) ausgesprochen, Ludwigs Appellation an die Nation, welche seine Vertheidiger überbrachten, verworfen, die Zählung der Stimmen am folgenden Tage noch einmal durchgegangen (wo die Jacvbiner eine künstliche Mehrheit

14. Theil 4 - S. 55

1813 - Leipzig : Hinrichs
Frankreich. 55 daß er zwei Briefe erhalten habe, einen von Ludwigs Ver- theidigern, die sogleich vorgelassen und angehört zu werden verlangten; den andern von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten, in welchem er eine Note des spanischen Gesandten mittheilte, worin dieser die Verwendung seines Hofes zu Ludwigs Rettung und zur Herstellung des Frie- dens zwischen Frankreich und den kriegführenden Machten anbot. Der Convent beschloß aber, daß die Vertheidiger Ludwigs erst nach der Zahlung der Stimmen vorgelassen und die Mittheilungen des spanischen Gesandten uneröffnet bleiben sollten, weil selbst die Muthmaßung, als ob die Einmischung fremder Machte irgend einen Einfluß auf die Entscheidungen des Convents haben könnte, unter der Würde desselben wäre. Bei der stürmische Zählung der Stimmen fand es sich, daß 24 Mitglieder dks Convents theils wegen Krankheit, theils wegen Versa, icknng in öffentlichen Angelegenheiten, theils auch — dies waren vier Individuen gewesen — we- gen bestimmter Weigerung nicht gestimmt hatten, und die Zahl der Stimmenden sich auf 721 belief. Von diesen hakten 366 unbedingt für den Tod, 319 für Emsperrung bis zum Frieden^ die übrigen für den Tod unter gewissen Bedingungen gestimmt. Das Todes urtheil ward also ausgesprochen, Ludwigs Appellation an die Nation, welche seine Vertheidiger überbrachten, verworfen, die Zahlung der Stimmen am folgenden Tage noch einmal rovidirt (wo man eine künstliche Mehrheit von 26 Stimmen für das To- desurtheil herausbrachte), und Ludwig 16 am 21 Januar im Z9sten Lebensjahre, im Angesichte seines ehemaligen Pal- lastes, guillotinirt. Sein Leichnam ward auf dem Magdalenenkirchhofe beerdigt, und in sein Grab Kalk ge- worfen, um die Verwesung zu beschleunigen. Auf die Nachricht von dieser blutigen That erklärte sich der Graf von Provence zum Regenten von Frankreich wäh- rend der Minderjährigkeit des Dauphins. 1

15. Bd. 2 - S. 356

1854 - Leipzig : Engelmann
356 Die französische Revolution. 13. Juli, besonders als Marat's Ermordung durch die edle, von Barbarour's Reden angefeuerte Charlotte Corday den Gliedern des Bergs eine willkom- mene Gelegenheit bot, durch Schilderungen von Verschwörungen zur Er- mordung der Patrioten und zum Umsturz der Freiheit das Volk in angst- voller Gahrung zu halten. Charlotte Corday starb auf dem Blutgerüste; Marat's Leiche dagegen wurde im Pantheon beigesetzt, nachdem sie zu thea- tralischen Schaustellungen gedient hatte. Am 31. Oktober wurden die in Paris anwesenden Girondisten zur Guil- lotine geschleppt; aber auch die Entflohenen und Geretteten starben größtentheils eines gewaltsamen Todes; die meisten, wie Roland, Pation, Büzot, Condorcet, Rebequi, durch Selbstmord. Auch F r a u R o l a n d blutete auf dem Schaffot. 73 Conventsglieder, die gegen die Ausschließung der Girondisten Protest eingelegt, wurden einige Monate spater ebenfalls ausgestoßen, so daß der Convent nunmehr zum bloßen Werkzeug des Wohlfahrtsausschustes herabsank. §. 724. Die Gräuel im Süden. Die Blutherrschaft der Jakobiner erzeugte Aufstande im Innern von Frankreich, die nur durch die unmensch- lichste Grausamkeit unterdrückt wurden. Der mißlungene Versuch der Ein- wohner der Normandie und Bretagne, die ausgeschlossenen Girondisten wie- der in ihre Rechte einzusetzen, gab dem Wohlfahrtsausschuß Gelegenheit, die Gegend von der Seine bis zur Loire und zur äußersten Meeresküste durch den schrecklichen Carrier mit Mord und Blut heimzusuchen. Dieses Ungeheuer ließ in Nantes seine Opfer Hundertweise vermittelst Schiffen mit Fallböden in der Loire ertranken (Noyaden). Noch entsetzlicher waren die Grauelthaten der Jakobiner in den Städten des Südens, in Lyon, Marseille und Toulon. In der ersten Stadt hatte der ehemalige Priester Chalier, als Vorsteher des Iakobinerclubs, durch schändliche Maueranschlage, worin der Pöbel zur Beraubung und Ermordung der als Gegner der neuen Ordnung bezeichneten reichen und angesehenen Bürger aufgefordert ward, solche Er- bitterung bei allen ehrbaren und wohlhabenden Einwohnern hervorgerufen, daß die in Eigenthum und Leben Bedrohten sich gegen die Jakobiner erhoben 1«. Im.und Chalier hinrichten ließen. Diese That füllte die Pariser Schreckens- manner mit furchtbarer Wurh. Eine republikanische Armee rückte vor die Mauern der Stadt; nach hartnäckigem Kampfe wurde dieselbe eingenommen '1795!" und mit Mord und grausenhaftcr Verwüstung heimgesucht. Collot d'her- bois, Ronsin, Fouchö, Couthon u. A. ließen die Einwohner massen- weise erschießen, weil die Guillotine zu langsam wirkte; ganze Straßen und Hauser wurden eingerissen oder mit Pulver gesprengt; in die Habe der wohl- habenden Bürger theilte sich der Pöbel; Lyon sollte vertilgt werden und zu einer G em ei nde ohne Namen herabsinken. Auf ähnliche Weise wüthe- ten die Republikaner in Marseille, und Toulon. Die Royalisten von Toulon hatten die Engländer zu Hülfe gerufen und ihnen Stadt und Hafen über- geben. Im Vertrauen auf diesen Beistand und auf die Starke der Festungs- werke trotzten die Touloner Bürger ihren republikanischen Widersachern.

16. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 565

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
91. Der National-Convent seit der Hinrichtung Ludwig's Xvi. 565 republikanischen Truppen. Die Vened6er waren nahe daran, sich mit andern Insurgenten im Süden (siehe S. 570) in Verbindung setzen zu können; und wäre dies geschehen, so hätte wohl die Terroristenherrschaft noch vor dem völligen Untergange der Gemäßigten in der Geburt erstickt werden mögen. Aber die Venedser wollten von der Republik nichts wissen, und die südlichen Insurgenten nichts vom absoluten Königthume. Mittlerweile hatte zu Paris im National-Convent zwischen den Girondisten und der Ber Partei der Kampf aus Letzey und Tod begonnen. Die Bergpartei hatte mit der Katastrophe vom 21. Januar einen vollständigen Sieg über die Girondisten erfochten; die halben und mißlungenen Versuche der letztem in dem Processe gegen Ludwig Xvi. gaben ihr die erwünschteste Gelegenheit, sie als Feinde des Volkes, Mitschuldige des Tyrannen zu bezeichnen. Die Girondisten verhinderten abermals nicht, daß am 9. April ein Comited?S^|eju[ichen Wohles von 9 Conventsgliedern decretirt wurde, welche, mit unumschränkter Gewalt ausgestattet, die öffentlichen Angelegenheiten ganz nach eigenem Ermessen leiten sollten. Daß hierzu noch Männer wie Danton, Barröre, La Croix, Gantbon rc. ernannt wurden, vollendete die schreckliche Macht, die alle französischen Bürger unter das Mordbeil, auf einen Wink der Willkür, stellte. Nur mußte man erst noch sich der wenigen Gemäßigten von Talent und Energie entledigen. Sofort wurde eine Profcriptions-Liste entworfen und Mara^der Volksfreund, predigte ungescheut in seinen Blättern, wofern nicht dermnvent^reüt^we^e, und ^öojöooöpjesid^ sei an keine Rettung der Republik zu denken. Maratwurde^E^on'der Gironde vor das Revolutions-Tribunal gestellt, aber die Jacobmer bewirkten durch ihre drohende Menge,^ie den Angeklagten begleitete, daß er freigesprochen und mit Eichenlaub bekränzt im Triumph • in die Versammlung zurückgetragen wurde. Der Streich war verfehlt und noch dazu das Beispiel gegeben, gegen die Glieder des Convents mit Proceß zu verfahren, man hatte ihre Unverletzlichkeit selbst ausgegeben. Auf den 18. Mai ward ein Mordanschlag gegen die Gironde vorbereitet, aber entdeckt und eine Commission von 12 Mitgliedern („les Douze“) aus Girondisten, freilich zweiten Ranges, ernannt, welche alle Handlungen des pariser Gemeinderathes seit einem Monate prüfen und über alle gesetzwidrige Umtriebe Untersuchungen anstellen sollte. Als sie einige der verrufensten Hetzer in den Vorstädten, wie Hebm (den Herausgeber eines Blattes - p&re Duchesne — welches in der gemeinsten Art alle Sittlichkeit und Religion auszurotten so wie eine Metzelei vieler Abgeordneten herbeizuführen suchte), verhaften ließ, erhob sich der lauteste Widerspruch gegen diese (nach Marat's Ausdruck) despotische und fteiheittödtende Behörde. So wie am 14. Juli 1789 die Entlassung Necker's, so gab am 31. Mai 1793 die Verhmng Hebert's eine Veranlassung oder einen Vorwand zu Aufständen. Damals commündirte Lafayette die entstehende National-Garde, jetzt ernannte der

17. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 260

1875 - Münster : Coppenrath
— 260 — nung müßten noch 300,000 Köpfe fallen, bevor an die Rettung der guten Republik zu denken sei! Aber mitten unter seiner blutigen Berechnung ward der Unmensch selbst ein Opfer des Todes. Ein Mädchen aus Casn in der Normandie, Charlotte Corday, ging, in dem Wahne, ein gottgefälliges Werk zu thun, wenn sie ihr Vaterland von einem Tyrannen befreie, nach Paris und kaufte dort einen Dolch, den sie in Ma-rat's Brust stoßen wollte. Unter dem Vorwande, Sachen von Wichtigkeit entdecken zu müssen, erhielt sie am 13. Juli 1793 Zutritt. Sie nannte ihm mehre nach Caen geflüchtete Deputirte, deren Namen er sich ausschrieb. „Und was wird das Schicksal dieser Männer sein?" fragte sie. „Es find Verschworene," war die Antwort, „die alle ihren Lohn auf dem Blutgerüste bekommen sollen." — „Da hast Dn den Deinen!" sagte sie und entroeihete ihre reine jungfräuliche Hand durch Meuchelmord an einem Verworfenen, den Gott ohne sie gerichtet hätte. Mit dem Schrei: „Mir das!" sank er augenblicklich todt zu Boden. Sie aber ließ sich ruhig verhaften und bestieg vier Tage nachher mit heiterer Miene das Schaffst. — Doch Marat's Tod änderte nichts in der Sache; Robespierre trinmphirte sogar, einen Nebenbuhler weniger zu haben. Der Zustand Frankreichs erschien nunmehr verzweiflungsvoll. Seine siegreichen Feldherren verließen es. Dumouriez ging zu den Oesterreichern über; Lafayette war schon früher, vor der Hinrichtung des Königes, ausgewandert. Ueberzengt, daß er den Sturm, der damals wüthete, nicht mehr bezwingen könne, hatte er beschlossen, zu feinen alten Freunden in der neuen Welt zurückzukehren, war aber von den feindlichen Vorposten angehalten und als Staatsgefangener in das Innere von Oesterreich abgeführt worden. Die französischen Heere wurden geschlagen und von allen Seiten rückten die Verbündeten siegend in Frankreich, in dessen Innerem Zwietracht und Bürgerkrieg herrschten. Bei dem Andrange so unermeßlicher Gefahr schritten die Machthaber zu dem verzweiflungsvollen Mittel einer revolutionären Regierung, die bis zum Frieden dauern sollte. Der Convent ward feiner Macht beraubt, und auf Danton's Antrag alle Gewalt einem doppelten Ausschüsse, dem Wohlsahrts- und dem Sicher-heitsausfchusse, ertheilt. Diese neue Macht sollte durch kein Gesetz gebunden sein; willkürlich sollte sie über Eigenthum, Freiheit und Leben eines jeden Bürgers gebieten dürfen; Schrecken sollten die äußeren und inneren Feinde zermalmen. Daher nannte man diese Regie-

18. Tabellarische Übersicht der alten, mittleren und neuen Geschichte - S. 98

1835 - Berlin : Dümmler
! 98 I- »• Chr. 1792 Frankreich. Deutsches Reich. Könige. Preußen. 1793 Septbr. Nach Vollendung u. Bestätigung der Constitution durch den König löst sich die consti- tuirende Versammlung auf. Zweite gesetzgebende Nationalversammlung, Octbr. 1791 bis Sept. 1792. Zwei Partheien: a) die Gemäßigten, auf Erhaltung der neuen Verfassung gerichtet (Feuil- lans); — b) die Heftigeren (Jacobiner, Cordeliers)', Errichtung einer Republik beabsichti- gend (Girondisten, gemäßigte Republikaner) stehen einander bestreitend gegenüber. 1792 Der König nimmt als letztes Mittel der Aussöhnung die von den Jacobinern erwählten Mi- nister an. Das Jacobinische Ministerium zwingt den König)— dem Wunsche aller Par- theien gemäß — April, zur Kriegserklärung gegen Oestreich, wodurch zugleich auch der Krieg gegen Preu- ßen entsteht. Innere Verhältnisse. Aeußere Ereignisse. Die Girondisten gehen auf den Stur; der Regie-- rung aus. — Das Ministerium despotisirt den! König, und wird von diesem zum Theil ver--Das Kriegsmanifest des Herzogs v. Braunschweig abschiedet. ; erregt Erbitterung und Begeisterung für den Dieß, so wie das gleichzeitige Eindringen der- Kampf- fremden Mächte, ti. Orleans Bestechungen er< regen, Aug., stürmische Auftritte in Paris, in deren Folge! die Entthronung des Kgs. u. Gefangen-- setzung d. königl. Familie beschlossen wird/ Septbr. Hinrichtungen erfolgen, u. der Beschluß Septbr. Nizza, Savoyen werden eingenommen wird angenommen, zur Feststellung der Nepu! blik einen National-Convent cinzusetzen. Iii. National - Convent, Sept. 1792 bis! Oct. 1795. Frankreich Republik. ! Derselbe proclamirt gleich anfangs Frankreich für- eine Republik. ! Aber im Convent stehen a) die Girondi- Octbr. Cüstine nimmt Mainz ein, und brand- sten, Gegner der Pöbelherrschaft; b) die Berg-! schätzt Frankfurth. Parthei der Jacobiner unter Marat's, Ro- bespierre's, Danton's Leitung, die Fortsetzung!Novbr. Dumouriez unterwirft nach dem hart- der Revolution wollen — feindlich sich bekäm- nackigen Kampfe bei Gemappe die östreichischen pfend gegenüber. ! Niederlande, wird aber Die Jacobiner, die mächtigeren, wollen- den Tod des Königs — der verhört — für! schuldig erkannt — mit geringer Stimmenmehr- heit zum Tode verurtheilt, und ! 1793, 21. Jan., hingerichtet wird. Der sich heftiger gestaltende Streit der Par-! 1793, Mäxz, vom Versuch, Holland zu erobern, Die anfänglichen Verluste in der Champagne wandeln sich bald in Siege um. Auch gegen Italien wenden sich die franzö fischen Waffen. stenrechte durch die franzö- sche Nationalversammlung neu entworfen Constitu- tion. bewirken die Anmaßungen derselben und französische Emigrirte des Kaisers u. Friedrich Wilhelm's nähere Vereinigung zum Selbstschutz und zur Unterstützung der königlichen Autorität in Frankreich. 1792—1835 Franz Ii. April. Darauf erfolgt die Kriegserklärung der französischen Nationalversammlung. Des Oberfeldherrn, Herzogs' v. Braunschweig, glückliche Fortschritte in der Cham- pagne endigen nach großen Be- schwerden und Verlusten, Octbr., mit einem Rückzuge. Die Oestreicher büßen nach der Niederlage bei Gemappe die Niederlande ein. Während des Krieges gegen Frankreich vereint sich Friedrich Wilhelm Ii. ungeachtet seiner früheren Verpflich- tungen gegen Polen mit Katharina Ii. v. Ruß- land 1793 zur zweiten Thei lung Polens, und er-

19. Enthaltend der neuesten Geschichte erste Hälfte - S. 87

1845 - Halle : Anton
87 nisse zu Charlotte Cordai verhört, und zu diesem Ende dessen Papire versigelt. Duperret aber hatte eine Protestati- onsschrift gegen die Aechtung der Girondins entworfen; hatte sie in aller Stille von 73 Conventsdeputirten unterzeich- nen laßen. Mercier, Bailleul, noch mancher andere be- deutende Name waren unter den Unterzeichneten. Man fand nun diese Säuft zur Unzeit, als das Volk in Pa- ris durch Marat's Tod höchst aufgeregt, als der Berg auf der Höhe feiner Macht angekommen war. Die Dreiund- siebenzig ersännen nun natürlich als Conspiratoren, als Verräter, die es mir den girondistischen Rebellen in den Provinzen gehalten. Die Nachrichten von dem Falle der Vestungen Condat, Mainz und Schwanental giengen eben ein, und regten das Volk zur Wut auf. Da hatte der Berg die Mittel zu Niderwerfung aller seiner Feinde in Händen. Inzwischen hatte das Drängen der Municipalität geholfen. Bis zum loten August war die neue Versa- ßung fertig *). An diesem Tage solté sie durch ein groß- ') — ,,huit jour (3tc bis 10 Juni) suffirent pour achever cet ouvrage, qui était plutôt un moyen de ralliement qu’un vé- ritable plan de législation. Hérault de Sêchelles en avait été le rédacteur.“ Thiers. Die Verfaßung war in einfachsten arithmetischen Linien. Alle voljährigen Franzosen waren Volbür- ger. Aus 50,000 Seelen ward von den Volbürgcrn ein Deputir- tcr gewàlt. Die Deputirten des Volkes bildeten immer auf ein Jahr das oberste Statscollegium; dann wurden sie durch neue Dcputirte ersezt. Dies oberste Collegium machte Gesetze, Décrété und öffentliche Einrichtungen. Die Décrété und öffentlichen Ein- richtungen harten sofort Giltigkeit, wenn sie angeyrdnct wurden, die Gesetze erst wenn innerhalb eines vcstimtcn Termines die Ur- versamlungen nicht reclamirtcn. Die executive Gewalt war in den Händen von 80 Personen, welche von Wälern gewält wur- den, welche Wäler von den Urvcrsamlungen gewält wurden. Dies Collegium hatte in seinen Händen die Wal sämtlicher Beamteten, vom General und Minister an bis herab, und ward alle Jahre zur Hälfte erneuert.^ — Wenn sich die Menschen mit solchen steif geschnittenen Pappkästchen beglücken ließen, wäre in der Tat nicht abzusehen, warum sie nicht im Ueberfluße des Glückes schwelgten. — Am loten Juni war der Entwurf dieser Verfaßung fertig — am 24tcn ward sie von dem Convente angenommen. In tausenden von Exemplaren in die Provinzen versandt, sotten sich diese über dieselbe binnen drei Tagen entscheiden. Die Departements, welche die Vcr- faßung nicht annamen und in girondistischen oder royalistischen Be- strebungen verhärten, waren aberunter sich vereinzelt, zum Teil lo- cal weit auseinander gelegen — sie vermochten nichts gegen die Pläne des Conventes, der bh zum luten August mit allen Vorbereitungen

20. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 511

1852 - Leipzig : Wigand
Specielle Geschichte. 611 Marie Antoinette, die Tochter des römisch-deutschen Kaisers Franz I. Nun vereinigten sich fast alle Regenten Europas (Oester- reich, Preußen, England, Spanien, Portugal und die Fürsten Italiens) gegen Frankreich. Die Franzosen nannte man von jetzt an die Neu- franken. Das Glück war anfangs bei den Waffen der Verbündeten. Die Oesterreicher siegten in den Niederlanden, die Spanier drangen bis Roussillon vor, die Engländer nahmen Toulon, und im Innern wüthe- ten verheerende Bürgerkriege. In Paris bildeten sich nun zwei Aus- schüsse des Conventes, welche unter dem Vorwände, für die öffentliche Wohlfahrt und Sicherheit zu wachen, alle Macht an sich rissen. Die Neufranken ergriffen jetzt ungeheuere Maaßregeln, den auswärtigen Feinden mit Nachdruck entgegenzuarbeiten. Das ganze französische Volk wurde zu den Waffen gerufen, und ganz Frankreich in ein unge- heueres Heerlager umgewandelt. 13 Heere kämpften mit Muth und mit Begeisterung für die junge Freiheit, und vereitelten durch ihre Ueber- zahl und durch ihren fanatischen Muth die erprobtesten Feldherrnkünste. Die politische Herrschaft lag nun in Frankreich vernichtet. Es war noch übrig, die geistliche zu zertrümmern. Auch dafür sorgten die von un- bändigem Freiheitstaumel fortgerissenen und gleichsam betäubten Neu- franken. Im Monat November 1793 schaffte man die christ- liche Religion ab, und errichtete statt der Kirchen einen Tempel der Vernunft. Man verwarf den Glauben an die Gottheit und an eine Unsterblichkeit des menschlichen Geistes. (Wie hätten auch die Häupter der Revolution, bei dem Bestehen jenes Glaubens, mit ihrem Ge- wissen durchkommen wollen?) — Erst am 7. Mai 1794 wurde der Glaube an ein höchstes Wesen durch einen Beschluss des National- convents gesetzlich wieder eingeführt. Die Finanzen waren durch die großen Ausgaben, welche die vielen Kriege und die ungeheuer» Ausrüstungen kosteten, gänzlich erschöpft. Um dieser Finanznoth abzuhelfen, machte man eine unglaubliche Menge Papiergeld, welches unter dem Namen Assignaten (Anweisungen) auf den Erlös aus den verkauften Nationalgütern ausgegeben ward. Solche Assignaten setzte man aber in so unglaublicher Menge in Um- lauf, dass sie endlich allen Werth verloren, und man z. B. für ein Paar Stiefeln gegen 20,000 Franken (3000 Thaler) solches Papier- geld zahlen musste. — Doch auch die Häupter der Schreckenszeit wur- den nach und nach von der Revolution verschlungen. Der scheußliche Bürger Egalits (Gleichheit, so ließ sich nämlich der Herzog von Orleans nennen, um für die Volksversammlungen wählbar zu sein) war als ein Opfer seiner eigenen Cabalen gefallen. Robespierre, welcher Tausende seiner Willkür, seiner Laune und seinem Blutdurste geopfert hatte, wollte sich zuletzt noch an denen vergreifen, welche ihm hinsichtlich ihrer Macht, ihrer Schändlichkeit und ihrer Blutbegier am