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1829 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Siebenjähriger Krieg. 557
lumwwwwmmivvimmwiwiiti wiwuuwiwivwwvvvivvi
schloß wenigstens von der Gegenwart der Müssen wo möglich
noch Vortheil zu ziehen. So groß war die geistige Gewalt, welche
Friedrich über die Menschen übte, daß er jetzt den General Czer-
nitschef dahin vermogte, noch drei Tage lang den Befehl zum
Abzüge vor seinem Heere geheim zu halten, am Tage des An-
griffs auf Dauns Verschanzungen mit auszurücken, und einen
Theil des östreichischen Heeres bloß durch seine Gegenwart in Un-
thätigkeit zu erhalten. Czernitschef brachte dem großen Könige die-
ses Opfer, welches ihm leicht seinen Kopf kosten konnte; das
Treffen bei Reichend ach erfolgt am 21. Juli und wurde ge-
wonnen. Am folgenden Tage trennte sich das russische Heer
vom Könige und zog zurück; Czernitschef aber wurde nicht zur
Rechenschaft gezogen, weil die Kaiserin ihre Gesinnung gegen den
König geändert hatte. Anfänglich hatte sie geglaubt, Friedrich
selbst habe ihren Gemahl zu den harten Maaßregeln angefeuert,
die er gegen sie ergriffen; als sie nun aber nach des Kaisers
Tode dessen Papiere durchsuchte, fanden sich Briefe des Königs
mit den dringendsten Ermahnungen zur Vorsicht in seinem Be-
tragen, und besonders zur Schonung seiner Gemahlin. Das
änderte Katharinens Stimmung, und sie bestätigte den Frieden
mit Preußen, doch ohne ihre Hülfe zum fernem Kriege gegen
Oestreich zuzusagen.
Friedrich fing die Belagerung von Schweidnitz an; aber
sie nahm den übrigen Theil des Sommers weg. So schlecht
zweimal in diesem Kriege die preußische Besatzung diese Festung
vertheidigt hatte, so klug und tapfer hielten sich jetzt die östreichi-
schen Anführer, der General Guasko, als Befehlshaber, und
Gribauval, als Ingenieur der Festung. Neun Wochen lang
hielten sie die Belagerung aus, die der König selbst am Ende
mit großem Eifer leitete, und erst, als keine Hoffnung des Ent*
satzes übrig war, und alle Nothdurft fehlte, ergaben sie sich am
9. Oktober mit 10,000 Mann zu Gefangenen.
In Sachsen führte der Prinz Heinrich in diesem Jahre, nach
seiner besonnenen Weise den Krieg so, daß er das ganze Land,
außer Dresden, besetzt hielt und durch seine tapfern Unterfeld-
herrn, Seidlitz, Kleist und Belling, manchen glücklichen Streift
zug in Böhmen und im Reiche machen ließ. Als ihn endlich
aber die Oestreicher mit der Reichsarmee durch Uebermacht aus
seiner guten Stellung bei Freiberg verdrängen wollten, griff
er die letztere am 29. Oktober an und schlug sie gänzlich in die
Flucht.^ Dieses war das letzte Treffen im siebenjährigen Kriege.
Der König schloß am 24. November einen Waffenstillstand mit
Oestreich und vertheilte seine Heere von Thüringen bis nach
Schlesien in's Winterlager. Sein Oberst Kleist aber blieb mit
10,000 Mann noch im Felde gegen die deutschen Fürsten, brach
in Franken ein, und brachte einen der Rcichsfürsten nach dem
andern zum Frieden.
Der Herzog Ferdinand von Braunschweig hatte
1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Siebenjähriger Krieg.__________________23s
mit Preußen, doch ohne ihre Hülfe zum fernern Kriege ge-
gen Öestreich zuzusagen.
Friedrich fing die Belagerung von Schweidnitz an;
aber sie nahm den übrigen Theil des Sommers weg. So
schlecht zweimal in diesem Kriegs die preußische Besatzung
diese Festung vertyeidigt batte, so klug und tapfer hielten
sich jetzt die östreichischen Anführer, der General Guasko,
als Befehlshaber, und Grrbauval, als Ingenieur der
Festung. Neun Worden lang hielten sie die Belagerung aus,
die oer König selbst am Ende mrt großem Elfer leirete, und
erst, als keine Hoffnung des Entsatzes übrig war, und alle
Nothdurft fehlte, ergaben sie sich am 9. Oktober mit 10,000
Mann zu Gefangenen.
In Sachsen führte der Prinz Heinrich in diesem Jahre,
nach seiner besonnenen Weise den Krieg so, daß er das
ganze Land, außer Dresden, besetzt hielt und durch seine
tapfer» Unterfeldherrn, Seidlitz, Kleist und Bölling, man-
chen glücklichen Streifzug in Böhmen und im Reiche machen
ließ. Als ihn endlich aber die Oestreicher mit der Reichs-
armcc durch Ucbermacht aus seiner guten Stellung bei
F reib erg verdrängen wollten, griff er die letztere am
29. Oktober an und schlug sie gänzlich in die Flucht. Dieses
war das letzte Treffen im siebenjährigen Kriege. Der Kö-
nig schloß am 24. November einen Waffenstillstand mit Oeft-
reich und vertheilte seine Heere von Thüringen bis nach
Schlesien in's Winterlager. Sein Oberst Kleist aber blieb
mit 10,000 Mann noch im Felde gegen die deutschen Fürsten,
brach in Franken ein, und brachte einen der Reichsfürsten
nach dem andern zum Frieden.
Der Herzog Ferdinand von Braunschweig
hatte die drei letzten Jahre des Krieges hindurch seinen al-
ten Ruhm in der Bertheidigung Niedcrsachsens und West-
falens trefflich behauptet. Frankreich bot alle Kräfte auf,
diese Länder doch noch zu erobern und die Ehre der Waffen
zu retten; es wurden immer neue Feldherrn geschickt, hie
Heere im Jahr 1761 sogar bis auf 150,000 Mann verstärkt,
denen Ferdinand nur 80,000 cntgegenzusetzen hatte; und
dennoch erreichten sie nichts, als den Besitz Hessens, dessen
Dertheidigung außer Ferdinands Kräften lag, weil er von
zwei Seiten zugleich, vom Niederrheine und vom Maine
her, bedroht wurde. Dagegen ließ er sich durch keine Künste
noch Schrecken aus seinen Stellungen am ljnken Ufer der
Weser und an der Dimcl, wo er Niedersachsen und West-
falen zugleich deckte, verdrängen. In vielen einzelnen
Gefechten zeichneten sich seine Unterseldherrn, der Erbprinz
pon Braunschweig, Spörken, Kielpiansegge
1872 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Kohlrausch, Heinrich Friedrich Theodor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
168 Iii. Zeite. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt.
Daher machte England und Holland im Jahr 1713 zu Utrecht Frieden mit Frankreich, erkannten Philipp von Anjou, den Enkel Ludwigs Xiv. als König von Spanien an und machten dagegen aus, daß er Mailand, Sardinien und die spanischen Niederlande an Oestreich abtreten sollte. England 'erhielt durch diesen Frieden die Festung Gibraltar in Spanien, nebst der Insel Minorka, sowie große Besitzungen in Amerika, Preußen ward von Spanien und Frankreich als Königreich anerkannt und erhielt das Oberquartier Geldern. Der Kaiser wollte anfangs in einen solchen Frieden nicht willigen und setzte den Krieg noch im Jahre 1714 fort. Allein es ging unglücklich, da er die ganze sranzösiche Macht nun allein gegen sich hatte, und so mußte er in dem Frieden zu Rastatt in demselben Jahre jene Bedingungen doch annehmen, mußte ferner dieknrsürsten von Barern und Köln der Reichsacht entbinden und ihnen ihre Länder wiedergeben, und endlich sogar die wichtige Festung Landau in den Händen der Franzosen lassen, so daß diese nach allen verlorenen Schlachten am Ende doch noch Vortheile über Deutsch-and davon trugen. Freilich sein bisheriges Uebergewicht in Europa hatte Frankreich eingebüßt. Oestreich, Frankreich, England, Spanien waren die mächtigsten Staaten, die einander die Wage hielten, und die Staatsmänner arbeiteten nunmehr daraus hin, daß an diesem europäischen Gleichgewicht, wie man es nannte, nichts verändert werde.
77. Karl Vi. 1711-1740. Friedrich Wilhelm I. 1713-1740.
Weder Kaiser Joseph I., noch König Friedrich I. hatten das Ende des spanischen Erbsolgekriegs erlebt. Der Friede von Rastatt war von Kaiser Karl Vi., der von Utrecht von König Friedrich Wilhelm geschlossen worden.
Der spanische Erbfolgekrieg war aber nicht der einzige jener Zeit. Wie dieser den Westen und Süden erschütterte, so beunruhigte der nordische Krieg 1700—1721 den Norden. Derselbe ward gegen Schweden, die erste Macht des Nordens, von den übrigen nordischen Mächten Rußland, Polen und Dänemark unternommen, wie sie meinten, zur rechten Zeit, weil ein junger Fürst auf dem schwedischen Throne saß. Allein es war ein Irrthum, wenn sie geglaubt, mit dem Sturze der schwedischen Macht leichtes Spiel zu haben. Der König Karl Xii. zeigte sich als einen gewaltigen Kriegshelden und kämpfte 9 Jahre lang mit dem größten Glück gegen seine Feinde. Das deutsche Reich hielt sich neutral; dadurch sollte auch der Krieg von den deutschen Besitzungen Schwedens fern gehalten werden. Als aber Karl, von dem russischen Zaren Peter d. Gr. geschlagen, 5 Jahre in der Türkei sich aufhielt, und seine Feinde auch in die deutsch-schwedischen Gebiete eindrangen, da besetzte Friedrich Wilhelm die schwedischen Festungen Stettin und Wismar zur Aufrechterhaltung der Neutralität, nicht um sie an sich zu reißen. Karl aber, der bald daraus nach einem merkwürdigen Ritt aus der Türkei in Stralsund erschien, war darüber sehr erzürnt und wollte namentlich davon nichts hören, daß Friedrich Wilhelm nur nach Vergütung seiner Unkosten Stettin räumen wollte. Er verlangte sofortige Herausgabe: da schloß sich Friedrich Wilhelm seinen Feinden an. Schweden wurde wieder, wie-kzur Zeit des großen Kurfürsten, ans Deutschland hinausgedrängt, und als Karl Xii. 1718 gefallen war, mußte es im Frieden von Stockholm 1720 gegen Geldzahlungen die Stifter Bremen und Verden an Hannover, Vorpommern bis zur Peene (also mit Stettin) an Preußen abtreten. Aber noch immer behielt es ein Stück von Pommern mit
1889 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ende des siebenjährigen Krieges; Frieden. 157
aufgestellten Russen hatten zwar nicht mitgefochten, aber doch einen Teil der Östreicher in Unthätigkeit gehalten. Daun zog ab und verlor damit seine Berbindung mit Schweidnitz. Auch die Russen verließen jetzt Schlesien; zwar erkannte Katharina Ii. den von Peter mit Friedrich geschlossenen Frieden an, rief aber das Hilfsheer zurück. So hat Friedrich den Ruhm, den Krieg allein ohne Bundesgenossen siegreich beendet zu haben. Er betrieb zunächst die Wiedereroberung von Schweidnitz.
Die Festung war aber mit allen Kriegsbedürfnissen und mit starken Schutzwehren versehen, und Friedrich hatte eine nur geringe Truppenmacht zur Verfügung. Daun rückte zum Entsatz heran, wurde aber mit Verlust zurückgeschlagen; doch hielt sich die tapfer verteidigte Festung noch bis zum Oktober. Die ganze Besatzung wurde kriegsgefangen. Somit hatte Friedrich ganz Schlesien bis auf die Grafschaft Glatz und einen Teil von Oberschlesien wieder in seiner Gewalt; er beschloß deshalb, seinem Bruder Heinrich ein Hilfsheer nach Sachsen zu senden. Ehe dies aber geschah, griff dieser auf Anraten des von seinen Wunden wieder genesenen ^eydlitz die Östreicher und Reichstruppen (29. Okt.) bei Freiberg plötzlich an 1762 und schlug sie in zweistündigem Kampfe in die Flucht. Das Haupt-verdienst auch in diesem Kampfe gebührt Seydlitz. der mit seiner Reiterei Östreicher und Reichstruppen, Fußvolk und Reiter, einen nach dem andern aus dem Felde schlug und weithin verfolgte. Bald nachher erschien Friedrich selber in Sachsen, das nun bis auf Dresden vom Feinde gesäubert wurde. Dann sandte der König den Obersten von Kleist, einen ausgezeichneten Parteiführer, mit 10 000 Mann ins Reich, um die kleinen deutschen Fürsten zu zwingen, vom Kriege zurückzutreten. Das Streifcorps brach in Franken ein und erhob überall schwere Kriegssteuer — Nürnberg z. B. mußte llj2 Millionen Thaler zahlen — und kam bis auf eine Meile vor Regensburg. Erschrocken baten die in dieser Stadt anwesenden Reichstagsmitglieder den bisher verächtlich behandelten preußischen Gesandten um Fürsprache; auf dessen Veranlassung hin kehrte dann von Kleist auch um. Der Zug hatte indes die gehoffte Wirkung: die deutschen Fürsten traten einer nach dem anderen von dem Bündnisse mit Östreich zurück.
Auf dem westlichen Kriegsschauplätze stand die Sache Friedrichs ebenfalls günstig. Prinz Ferdinand hatte mit Glück und großem Geschick die Franzosen abermals geschlagen und sie aus Hessen verdrängt. Da diese in dem Seekriege, welchen sie mit Spanien gegen England führten, ebenso unglücklich waren, so schlossen sie mit England (3. Nov. 1762) den Vertrag zu Fontainebleau, der später durch den Frieden zu Paris bestätigt ward. Beide versprachen ferner, ihre Bundesgenossen in Deutschland nicht weiter zu unterstützen. Obwohl also die Engländer ihren Bundesgenossen im Stich ließen, sah Friedrich doch leichten Mutes in die Zukunft: hatte er es jetzt doch mit Östreich allein zu thun! Er rüstete abermals eifrig, nahm einen Teil der aufgelösten Armee Ferdinands von Braunschweig in Dienst und stand so Maria Theresia furchtbarer gegenüber denn je. Da unterdrückte diese ihren Haß und entschloß sich zum Frieden. Friedrich ging gern darauf ein, er verlangte nur Rückkehr zu dem Besitzstände vor dem Kriege. Lange widersetzte sich Maria Theresia
1818 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
293 V!?.Ztr. vom westp. Fried, bis jetzt. i6/j8-!8i7.
Mit bewunds'ungswürdiger Ordnung batten sich
seine Schaaren «vieler gesannne't, und als nun.
Zechen 9 Uhr die Sonne durchbrach, erkannte er,
daß ein Theil des ostreichschen Heeres schon seine
Seiten umging und gab den Befehl ¿um Rückzug.
Er geschah mit solcher Ordnung, daß der östreich-
sche Feldherr dadurch außer Fassung gebracht, ihn
gar nicht störte, sondern in sein altes Lager zu-
rückkehrte. Doch hatte der König treffliche Heer-
führer, 9000 Mann guter Krieger und über hun-
dert Stück Geschütz verloren, lind da auch das
Lager eingebi'ßc >var, so fehlte den Uebriggeblie-
nenen allehschutzmehr gegen das Ungemach der
spaten herbstlichen Zeit.
Dennoch zeigte sich der König mit unerschüt-
terlicher Ruhe und Fassung, und sen Anblick er-
füllte das Heer mit gleichem S-nne^ Wie Friedrich
sich immer >m Unglücke am größten bewiesen hat,
so auch nach diesem Verluste. Er, der Geschlagene,
alles Heergerarbes Beraubte, setzte durch künstliche
Marsche und Wendungen seine ursprüngliche ?lb-
stcht durch, täuschte den Gegner, umging seine
Stellung, erschien plötzlich in Schlesien, und zwang
den General Harsch, die Belagerung von Neiße
eiligst aufznheben. Schlesien wurde ganz vom
Feinde befreit. Und Daun, der Sieger, nachdem
er den König nach Schlesien ziehen lassen mußte,
und ein Angriff auf Dresden nur dazu führte,
daß der preußische Befehlshaber, Graf Sckmettau,
zu seiner V rtheidigung die schönen Vorstädte der
^tadt niederbrannte, — kehrte mißmuthig nach
Böhmen zurück, und nahm dort sein Winterlager.
So hatte die Ueberlegenheit des Geistes dre Fol-
geit einer Niederlage rn die eines Sieges umge-
svandelt.
Am Ende des Jahres war Friedrich, trotz
mancher Unfälle, im Besitze aller Länder, wre am
Ende des vorigen; ja, die Festung Schweidnitz,
fvelche ihm damahlö fehlte, hatte er jetzt in feiner
Gewalt, und dazu waren auch seine westphälischen
Lander durch den tapfern Prinzen Ferdinand den
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
183
vember war die furchtbare Schlacht. Während Friedrich von einer Seite
angriff, sollte Ziethen von der andern vordringen. Beide wurden aber
durch Sümpfe, Gräben und Wälder aufgehalten. Massenweise werden die
Preussen niedergeschmettert, mehrere Male werden sie zurückgeworfen;
aber immer erneuern sie den Angriff mit der grössten Tapferkeit. Der
König selbst wird verwundet. Endlich kommt die Nacht; aber noch ist
die Schlacht nicht entschieden. Am andern Tage will der König mit
gefälltem Bajonett den Kampf erneuern. Während der Nacht sass er
sorgenvoll in der Kirche des nahen Dorfes E1 s n i g auf den Stufen des
Altars und schrieb beim schwachen Scheine einer Lampe Befehle für den
folgenden Tag. Auf dem Schlachtfelde ging es verworren durcheinander.
Hier wird ein Trupp Oestreieher von den Preussen gefangen genommen,
dort geht es einer Abtheilung Preussen nicht besser. Endlich brennen
im Torgauer Walde zahlreiche Feuer. Oestreieher und Preussen sammeln
sich um dieselben, und da niemand weiss, wer Sieger ist, kommen sie
mit einander überein, sich am Morgen dem zu übergeben, der gesiegt
habe. Friedrich reitet schon in der ersten Morgendämmerung zum
Dorfe hinaus, um zu erfahren, wie es um Ziethen stehe. Da plötzlich
kommt dieser mit einigen Husaren herangesprengt und ruft ihm zu:
„Ew. Majestät, der Feind ist geschlagen; er zieht sich zurücki“ Beide
stürzen zugleich von dem Pferde; der König liegt in Ziethen’s Armen.
Der alte Feldherr weint, wie ein Kind, laut auf und kann kein Wort
weiter hervorbringen. Dann sprengt er zu den Kriegern und ruft:
„Burschen! unser König hat die Schlacht gewonnen; der Feind ist völlig
geschlagen. Es lebe unser grosser König 1“ Alle stimmten jubelnd ein:
„Es lebe unser grosser König! Aber unser Vater Ziethen, unser Husa-
ienkönig, auch I" Ziethen hatte nämlich des Abends 10 Uhr die Anhöhen
endlich erstürmt, und der Feind hatte sich während der Nacht über die
Elbe zurückgezogen.
50* Die letzten Jahre des Krieges.
Ungeachtet dieser Siege blieb Friedrichs Lage doch sehr bedenklich, denn
die russischen und östreichischen Hauptheere waren in Schlesien vereinigt und
machten 130,000 Mann aus, und Friedrich konnte ihnen nur noch 50.000 ent-
gegenstellen. Gegen eine solche Uebermacht hätte er doch zuletzt unterliegen
müssen, wenn die Anführer beider Heere einig gewesen wären. Ihre Eifersucht
rettete ihn auch diesmal; sie trennten sich wieder, und die Russen zogen sich
zurück. Leider fiel ihnen aber gegen Ende des Jahres 1761 die Festung Kol-
berg in die Hände, und die Oestreicher hatten halb Schlesien in Besitz. Da. in
der größten Noth, war Gott am nächsten. Im Januar 1762 starb die russische
Kaiserin Elisabeth, und ihr Nachfolger Peter Iii., welcher schon lange
Friedrichs Freund war, bestieg den Thron. Sogleich ließ er alle preußischen
Gefangenen ohne Lösegeld frei, schloß Frieden und schickte dem Könige sogar
20,000 Russen zur Hülfe. Auch die Schweden machten bald Frieden. Der russi-
sche Kaiser Peter wurde zwar schon nach 6 Monaten ermordet, aber seine Nach-
folgerin, die Kaiserin Katharina, hielt den Frieden aufrecht, obgleich sie die
russischen Hülfstruppen wieder zurückrief. So waren nur noch Oestreich, Frank»
reich und das deutsche Reich in den Waffen. Aber auch diese waren des Krie-
ges müde; und nachdem England und Frankreich in Paris Frieden geschlossen
hatten, kam am 15. Februar 1763 zu Kuöertsöurg, einem sächsischen Jagd-
schlösse, auch der Friede zwischen Preußen. Oestreich und Sachsen zu Stande.
Friedrich behielt Schlesien; nicht einen Fußbreit Landes verlor er. Zwar hatte
dieser Krieg gegen 125 Millionen Thaler und das Leben von 180,000 tapfern
Kriegern gekostet, aber Friedrichs Thaten hatten Preußen auch ein solches An-
sehen verschafft, daß es von nun an zu den Hauptmächten Europas gerechnet
wurde.
1855 -
Langensalza
: Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
- Autor: Prätorius, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
'Diana Theresia und Friedrich 11.
259
die sich in der Hauptstraße des Dorfes zu sammeln suchten. Vergeblich
suchten die Feldherren die Reihen in der Dunkelheit zu ordnen. Dem
Prinzen Franz von Braunschweig riß eine Kugel den Kopf weg; auch
der alte Keith blieb tobt, der Prinz Moritz von Dessau wurde schwer
verwundet. Seidlitz und Ziethen sammelten zwar auf freiem Felde die
Reiterschaaren und hieben tapfer auf die Oestreicher ein, allein vergeblich.
Auch der anbrechende Tag gewährte keinen Vortheil; ein dichter Nebel
verhinderte den König, die Lage der Feinde und der Seinigen zu über-
sehen. Erst gegen neun Uhr, als die Sonne durchbrach, erkannte er, daß
ein Theil des östreichischen Heeres schon seine Seiten umging, und befahl
den Rückzug. Er geschah mit Ordnung, und Daun suchte ihn nicht zu
stören; er meinte: „dem fliehenden Feinde müsse man goldene Brücken
bauen." Dennoch hatte der König treffliche Heerführer, 9,000 gute
Krieger und über 100 Stück Geschütz nebst dem ganzen Lager verloren.
Aber auch ohne Heergeräth setzte er seine ursprüngliche Absicht durch,
täuschte den Gegner, umging seine Stellung, erschien plötzlich in Schlesien
und zwang den General Harsch, die Belagerung von Neiffe eiligst auf-
zuheben. Am Ende des Jahres besaß er wieder alle Länder, die er am
Ende des vorigen besessen hatte, und die Festung Schweidnitz noch dazu;
auch seine westphälischen Länder waren von den Franzosen gesäubert
worden.
Das Kriegsjahr 1759 war fast blos durch Unfälle ausgezeichnet,
die Friedrich auf verschiedenen Punkten erlitt. Oestreich, Rußland und
Frankreich verdoppelten ihre Anstrengungen zu seinem Untergange. Oestreich
besonders ergänzte seine Heere aus der kräftigsteu Jugend der Erbländer
und ihm blieb bei der Stärke seiner Heere, ungeachtet der blutigen Schlach-
ten, immer ein bedeutender Kern alter Krieger übrig, während in dem
kleinen Heere Friedrich's die Zahl derer, welche das Schwert und die
Krankheiten übrig gelassen hatten, sehr gering war. Sein Heer bestand
daher größtentheils aus Neugeworbenen, von denen überdieß die wenig-
sten geborene Preußen waren. Mit 'ihnen sollte er den vielfach über-
legenen Feinden widerstehen. — Die Russen rückten gegen die Oder, und
der östreichische General Laudon drang gleichfalls vor, um sich mit ihnen
zu vereinigen. Friedrich schickt den General Wedel ab, dieses zu ver-
hindern; der ward aber bei Pal zig 23. Juli von den Russen geschlagen,
und Laudon vereinigt sich mit ihnen 3. August. Der König eilte nun
selbst an die Oder, aber auch er erleidet 12. August bei Kunersdorf
eine völlige Niederlage. Nur wenige Ueberreste seines Heeres brachte er
- 17*
1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Friedrich der Große als Landesvater.
183
rückrief. — So waren nur noch Oestreich, Frankreich und das
deutsche Reich in den Waffen. Den Oestreichern nahm Friedrich im
Sommer 1762, nach dem glücklichen Treffen bei Burkersdorf,
die Festung Schweidnitz wieder ab; und die Franzosen wurden über-
haupt in den drei letzten Jahren des Krieges durch die große Klug-
heit des Prinzen Ferdinand mit einem viel kleineren Heere völlig im
Zaum gehalten, obgleich keine bedeutende Schlacht mehr vorsiel. Aber
in vielen kleineren Gefechten zeichneten sich, außer dem Heerführer
selbst, noch seine Unterfeldherren der Erbprinz von Braunschweig,
Spörken, Kielmannsegge und Luckner aus. Am 1. Nov. 1762 er-
oberte er noch die hessische Hauptstadt Kassel wieder, die eine Zeit-
lang in den Händen der Franzosen gewesen war; und am 29. Nov.
war das letzte Treffen dieses Krieges in Sachsen bei der Stadt
Frei bürg, zwischen dem Prinzen Heinrich auf der einen, und den
Oestreichern nebst der Reichsarmee auf der andern Seite. Der
Prinz Heinrich gewann es.
Alle Partheien waren des vergeblichen Krieges müde; daher
wandte man die Winterruhe zu Unterhandlungen an, und am 10.
Februar wurde durch den Pariser Frieden dem Kriege zwischen
England und Frankreich, und am 15. durch den Frieden zu Hu-
bertsburg, einem sächsischen Jagdschlösse, dem Kriege zwischen
Preußen, Oestreich und Sachsen ein Ende gemacht. Von allen Sei-
ten wurden die Eroberungen zurückgegeben, die Gefangenen ausgelie-
fert, und keine Kriegskoften erstattet. König Friedrich blieb im
Besitze von Schlesien und gab dagegen dem Churfürsten von Sach-
sen sein Land wieder. Keiner gewann durch den höchst blutigen
Kampf, außer daß England einige Inseln jenseits des Weltmeeres
von Frankreich erhielt; aber Ein Hauptgewinn war aus der schwe-
ren Prüfungszeit hervorgegangen: das allgemeine Verlangen nämlich
nach Ruhe und Frieden, und zweitens die Ueberzeugung, daß die
neue preußische Macht auf zu festen Stützen ruhe, um durch die
Waffen wieder vernichtet werden zu können. Diese Stimmung hielt
von nun an fast 30 Jahre lang Europa in einer glücklichen Ruhe,
welche die Völker erfreute und die Künste des Friedens wieder em-
porblühen ließ.
8?. Friedrich der Große als Laudesvater.
Vor allem hatte Friedrich der Große viele Wunden seines sehr
zerrütteten Landes zu heilen. Er hat es mit der treuesten Sorgfalt
gethan, so daß man wohl sah, daß er den Frieden lieber hatte, als
den Krieg, und daß er kein ehrgeiziger Eroberer hatte seyn wollen,
wie die Weltgeschichte ihrer so viele auszuweisen hat, die Leben und
Glück der Menschen für gering achten, wenn nur ihr Ruhm ausge-
breitet wird. Friedrich wußte sehr gut, daß der wahre Ruhm eines
Königs darin besteht, wenn er durch alle Mittel, die in seiner Ge-
walt sind, den Fleiß des Bürgers und Landmanns, Kunst und Wis-
senschaft, Recht und Gerechtigkeit, Ordnung, und durch dieses Alles
1885 -
Aachen
: Jacobi
- Autor: Richter, Eugen
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Schule, Elementarschule
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
41
christliche Religion und alles, was ans Christentum erinnerte, wurde abgeschafft. Wer die neuen Gesetze nicht befolgte, wurde ins Gefängnis geworfen und hingerichtet. Das traf besonders die Adligen, die Reichen und die Geistlichen. Viele Franzosen flüchteten ins Ausland. Der König wollte auch flüchten, wurde aber aus der Flucht von einem Postmeister erkannt und wieder nach Paris zurückgebracht. Man warf nun die ganze königliche Familie ins Gefängnis. Im Jahre 1793 wurden der König und die Königin hingerichtet. In ganz Europa herrschte Schrecken und Entsetzen über die Greuelthaten der französischen Regierungsmänner. — d. Krieg gegen Frankreich. 1792—95. Um den gefangenen französischen König zu befreien und den schrecklichen Zuständen in Frankreich ein Ende zu machen, erklärten Preußen und Östreich den Krieg an Frankreich. Anfangs drangen die Preußen siegreich vor, mußten aber bald vor den übermächtigen französischen Heeren sich zurückziehen. Die Franzosen eroberten die österreichischen Niederlande (Belgien) und Holland und drängten die deutschen Heere bis an den Rhein zurück. Die preußische Armee erfocht noch einige Siege, aber Mangel an Geld, die Unruhen in Polen und Mißtrauen gegen Östreich bewogen Friedrich Wilhelm Ii., Frieden mit der französischen Republik zu schließen. Im Frieden zu Basel (1795) trat er seine linksrheinischen Länder an Frankreich ab.
11. Friedrich Wilhelm Iii. 1797—1840. a. Die Jahre der Trübsal. Friedrich Wilhelm Iii. war ein milder und wohlwollender König. Er schätzte Offenheit und Aufrichtigkeit über alles; Lug und Trug waren ihm verhaßt. Er liebte den Frieden und suchte ihn auch seinem Volke zu erhalten. Das war aber damals schwer. Die Franzosen führten fast mit allen Völkern Europas Krieg, nur Preußen hatte seit dem Baseler Frieden Ruhe. Da wurde Napoleon Bonaparte Kaiser der Franzosen; der wollte nicht nur über Frankreich, sondern über ganz Europa herrschen. Er fing daher Krieg mit dem deutschen Reiche, mit Östreich, Rußland, England und Spanien an und blieb überall Sieger; nur die Engländer waren auf dem Meere unüberwindlich. König Friedrich Wilhelm, der durchaus den Frieden erhalten wollte, wurde zuletzt von Napoleon so übermütig gereizt und verhöhnt, daß ihm nichts übrig blieb, als den Krieg zu erklären. Dieser fiel aber für Preußen sehr unglücklich aus. In der großen Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt, im Oktober 1806, wurde das preußische Heer vollständig geschlagen und zersprengt. Mit unglaublicher Schnelligkeit ergossen sich die französischen Heerhaufen über das ganze Land. Die meisten Festungen fielen durch Verrat oder Feigheit der Kom-
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
186
da dieselben gar kein Ende nehmen wollten, hatten die drei mächtigen Nachbarn,
Rußland, Oestreich und Preußen, Stücke weggenommen und ihrem Pändergebiete
einverleibt. Jetzt fand die zweite Theilung Polens statt, und später, 1795,
wurde noch der Rest getheilt, so daß dieses Land, das einst über 1ls,000 Quadrat-
meilen betrug, aus der Reihe der Staaten verschwand.
Friedrich Wilhelm Iii., der Gerechte. (1797—1840.)
53. Preußens Fall.
Noch hatte Preußen Frieden, als Friedrw' Wilhelm den Thron bestieg,
aber rings umher war Kriegsgetümmel. Oestreich, England und Rußland
stritten fortwährend mit Frankreich, und es wollte ihnen nicht gelingen, dies
gährende Reich zur Ruhe zu bringen. Es war aber in diesem Lande ein großer
Kriegsheld aufgekommen, der in der Geschichte wenige seines Gleichen hat:
Napoleon Vonaparte, eines Advokaten Sohn von Corsika. Der bän-
digte nicht nur die Revolution in Frankreich, sondern erfocht auch, namentlich
in Italien, Sieg auf Sieg. Dadurch erlangte er ein solches Ansehen, daß
ihn das Volk 1804 zum Kaiser der Franzosen wählte. Dieser eroberungssüch-
tige, ehrgeizige Mann ließ nur zu deutlich durchblicken, daß er die Absicht habe,
alle Reiche in Europa erst zu schwächen und dann sich zu unterwerfen. Unser
König suchte alles sorgfältig zu vermeiden, was ihn hätte mit Napoleon in
Krieg verwickeln können, und es bestand auch scheinbar zwischen Frankreich und
Preußen Friede; aber auf die Dauer sollte auch Preußen dem Kriege nicht
theilnahmlos zusehen. Napoleon überschritt 1805 den Rhein und zog, ohne
anzufragen, durch die preußischen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth,
um Oestreich anzugreifen. Entrüstet Uber diese Anmaßung erlaubte nun auch
der König den Russen, durch Schlesien zum Kampfe zu ziehen, und schloß mit
dem russischen Kaiser Alexander einen Bund gegen Frankreich, dem auch
Oestreich beitrat. Noch suchte Friedrich Wilhelm den Frieden zu erhalten, aber
der stolze Korse trieb es mit seinen Beleidigungen gegen Preußen so weit, daß
der edle König die Schmach und Ungerechtigkeit nicht länger ertragen konnte
und ihm 1806 den Krieg erklärte.
Mit Jubel wurde diese Kriegserklärung im ganzen Lande aufgenommen.
Die Armee des Königs jauchzte, daß sie nun endlich gegen den übermüthigen
Herrscher Frankreichs das Schwert ziehen durfte, und träumte nur von Sieg.
Das preußische Herr sammelte sich an der Nordseite des Thüringerwaldes unter
dem Oberbefehl des 72 jährigen Herzogs von Braunschweig. Noch ehe die
Schlacht gewagt wurde, gelang es Napoleon, das Heer der Preußen zu theilen.
Beide Theile desselben, wovon der eine bei Zena unter dem Prinzen von
Hohenlohe und der andere bei Aucrstädt unter dem Herzoge von
Braunschweig stand, wurde zu gleicher Zeit am 14. Oktober 1806 ange-
griffen, völlig besiegt und zersprengt. Ueber 50,000 Mann verlor der König
an diesem Unglückstage. An die Stelle der früheren Kampfeslust trat sofort
eine Muthlosigkeit, die wie eine ansteckende Krankheit um sich griff. Die ein-
zelnen Heerhaufen zogen sich eiligst und nicht in der besten Ordnung über die
Elbe und die Oder zurück, viele erlitten hier und dort eine Niederlage, oder
mußten sich dem Feinde unter harten Bedingungen ergeben. Vielleicht hätte
alles noch eine bessere Wendung genommen, wenn nur die Befehlshaber in den
Festungen sich wacker gehalten hätten. Aber die Festungen Erfurt, Span-
dau und Stettin übergaben sich dem Feinde bei der ersten Aufforderung:
Magdeburg, das mit einer starken Besatzung versehen war, siel nach kurzer
Belagerung; der Commandant von Küstrin aber wartete gar nicht die Be-
lagerung ab, sondern ging den Feinden entgegen und unterhandelte mit ihnen
vor der Stadt wegen Üebergabe der Festung, er, der noch wenige Tage zuvor
gegen den König geprahlt hatte, er weide sich so lange vertheidigen, bis ihm
das Schnupftuch in der Tasche brenne.
1816 -
Potsdam
: Horvath
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Preußen. Z8z
England, wogegen Oestreich mit Frankreich ein
Bündnis schloß, Kiid da man ihm auf jeine An-
fragen zu Wien kerne befriedigende Antwort gab,
rückte er in Sachsen ein. Dies war der Anfang
des 7jährigen Krieges, worin Friedrich Oestreich,
Rußland, Frankreich, Schweden und die meisten
deutschen Fürsten wider sich, und mit 500,000
Mann zu kämpfen hatte, welche ihn aber doch nicht
überwältigen konnten, und lhm endlich ernen eh-
renvollen Frieden zugestehen mußten. Die merk-
würdigsten Vorfälle in diesen! Kriege sind: der
Sieg bei Lowosttz in Böhmen, und dir Gesangenr
nehmung der ganzen sächsischen Armee 1756, der
Sieg bei Prag, die verlorne Schlacht bei Kollin
in Böhmen, die verlorne Schlacht bei Großjä-
gerndorf in Preußen wider die Russen, die völlige
Niederlage der Reichs- und französischen Armee
bei Roßbach, die Eroberung von Schwerdnitz durch
die Oestrelcher, dre für die Preußen verlorne
Schlacht bet Breslau, der rühmliche Sieg der
Preußen bei Leuthen und die Wiedereinnähme von
Breslau 1757: die Wiedereroberung von Schweid-
nitz, die vergebliche Belagerung von Olmüz; der
Sieg über dre Russen bei Zornvorf,und der Ueoerfall
durch die Oestrncher bei Hochkirch 175s: Me ver-
lornen Schlachten bei Kay und Kunnereoorf wider
die Russen, die Eroberung Dresdens durch die
Oestreicher, und der Verlust bei Maxen 1759;
der Verlust bet Landshur, die vergebliche Belage,
rung Dresdens, der Sreg bei Liegnih über die
Oestreicher, die Einnahme Berlins durch die Rus-
sen und der Sieg über die Oestreicher bei Torgau
1760: die Einnahme von Schweidnitz durch die
Oest-
1854 -
Ulm
: Nübling
- Autor: Bauch, Nikolaus
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Würtemberg
21
15) Friedrich Ii.
Herzog von 1797—1803.
Friedrich Ii. war ein Fürst von großen Gechtes-
gaben und einer seltenen Kraft des Willens.
Im Kriege der Franzosen mit den gegen sie verbün-
deten Mächten, zu denen besonders Oestreich geborte,
stand Friedrich anfangs auf Seiten der letzteren. Als
aber die ersteren i. I. 1800 unter General Moreau
wieder siegreich vordrangen, mußte Württemberg an sie
6 Millionen Franken Brandschatzung bezahlen. Dre.
altberühmte Festung Hohentwiel wurde in Folge von
Uebergabe geschleift, und der Herzog selbst flüchtete sich
nach Wien, bis der Lüneviller Friede (1801) seine
Rückkehr erlaubte. Da Mömpelgard und die andern
Besitzungen jenseits des Rheins an Frankreich abgetreten
werden mußten, so wurde der Herzog mit E l l w a n g e n,
Eßlingen, Gmünd, Rottweil, Reutlingen,
Heilbronn rc. entschädigt und zugleich zum C h u r-
f ü r st e n des deutschen Reichs erklärt (1803).
Das Lchmfürstenthum Württemberg.
Von 1803 — 1800.
Weil Friedrich die neuen ansehnlichen Erwerbungen
unrer dem Namen Neuwürttemberg zu einem von
der übrigen Landesverwaltung ganz getrennten Gebiet
vereinigte, gerieth er in Mißhelügkeiten mit den Land-
ständen, wobei er sein Trachten nach unumschränkter
Herrschaft immer deutlicher zeigte.
Inzwischen brach ein neuer Krieg Frankreichs mit
3e»
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
206
Bundesgesetzen regiert worden. Im Jahre 1848 wollte aber der damalige
König von Dänemark das Herzogthum Schleswig gänzlich von Holstein trennen
und mit Dänemark vereinigen. Das Volk erhob sich und verfocht heldenmüthig
sein gutes Recht. Das deutsche Volk stand dabei auf seiner Seite. Selbst
Preußens König, Friedrich Wilhelm Iv., schickte dem Brudervolks unter dem
General v. Wrangel ein Heer zur Hülfe, das auch bald die dänischen Truppen
siegreich bekämpfte und aus dem Lande vertrieb. Der edle König fand jedoch
nur bei wenigen seiner deutschen Mitfürsten eifrige Unterstützung, ja Oestreich
blieb sogar im besten Einvernehmen mit Dänemark und ließ seinen Gesandten
ruhig in Kopenhagen. Rußland und Frankreich hatten aber seit Beginn dieses
Krieges sich ganz auf die Seite der Dänen gestellt und nahmen gegen Preußen,
als den Vorkämpfer für Schleswig-Holstein, eine sehr drohende Haltung an,
die fortwährend drohender wurde. Gegen eine solche Uebermacht wollte aber
Preußen den Kampf nicht wagen und schloß mit Dänemark 1850 Frieden. Die
Schleswig-Holsteiner setzten zwar den Kampf noch fort, mußten sich aber doch
zuletzt wieder unter das dänische Joch beugen.
Schwere Zeiten brachen jetzt für die Herzogthümer herein. Das deutsche
Wesen, die deutschen Einrichtungen, ja sogar die deutsche Sprache suchte man
in Schleswig gewaltsam zu verdrängen, um Land und Leute dänisch zu machen.
Die deutsche Bevölkerung wurde hart bedrückt. Endlich schlug jedoch die Stunde
der Erlösung. Oestreich und Preußen verbanden sich zur Befreiung Schleswig-
Holsteins und rückten anfangs 1864 in diese Länder ein. Die Dänen hielten
wacker Stand und vertheidigten heldenmüthig ihr stärkstes Bollwerk, die Aüp-
peter Schanzen. Dies waren 7 selbstständige, sehr starke Festungswerke, auf
den Höhen am Sund gelegen. Aber der ritterliche Prinz Friedrich Karl
mit seinen tapfern Preußen ruhte nicht, bis dieselben in seinen Händen waren.
Nachdem dieselben 2 Monate lang fast unaufhörlich beschossen worden, ging
man am 18. April zum Sturm über. In zwei Stunden waren die Schanzen
sämmtlich erobert und mehrere tausend Dänen zu Gefangenen gemacht. Die
Oestreicher mit den preußischen Garden waren unterdessen nordwärts in
das dänische Jütland eingezogen und hatten die Festung Friedericia ein-
genommen.
Nach einem zweimonatlichen Waffenstillstände, während dessen in London
vergebens über den Frieden verhandelt wurde, begann der Krieg von neuem.
Der Feind wurde nun aus Jütland völlig hinausgetrieben; die Preußen setzten
unter Herwarth von Bittenfeld in einer Nacht in 160 Kähnen über die
Meerenge nach der Insel Alfen über, und in Einem Tage, war dieselbe in
ihrem Besitz. Nun baten die Dänen rasch um Frieden. Derselbe wurde auch
abgeschlossen und in demselben die Herzogthümer Schleswig-Holstein und Lauen-
burg an Oestreich und Preußen abgetreten.
74. Der deutsche Krieg von 1866.
1. Die Ursachen des Krieges. Die Freundschaft zwischen Preußen und
Oestreich war aber nicht von langer Dauer. Als die Befreiung von Schleswig-
Holstein glücklich vollbracht war, kam man überein, vorläufig beide Länder ge-
meinschaftlich zu regieren und dann das Weitere zu berathen und zu beschließen.
Bei diesen Unterhandlungen konnten sich aber beide Mächte nicht einigen.
Preußen hatte die Hauptarbeit gethan und verlangte daher auch, daß ihm
Schleswig-Holstein allein überlassen würde; es wollte dann Oestreich durch eme
Summe Geldes entschädigen. Davon wollte dieses aber nichts wissen, obgleich
der Besitz der Herzogthümer für Oestreich wenig Werth hatte, weil dieselben von
seinen übrigen Ländern weit entfernt liegen. Es bestand vielmehr darauf, die
Grafschaft Glatz und einen Theil Oberschlesiens, zu haben. Der Zwiespalt wurde
immer größer, die Verhandlungen immer feindseliger. Oestreich ging sogar an-
fangs 1866 so weit, seine krieggerüsteten Truppen, an Preußens Grenzen aufzu-
stellen, um Preußen durch Drohung zur Nachgiebigkeit zu zwingen. Da sah sich
J
1837 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Elementarschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Elementarschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
104 It. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517.
erkanntö der Erzbischof die vorzüglichen Eigenschaften dieses tapfern
und biedern Grafen. Als derselbe nun, auf seinen Rath, zum König
gewählt war, reiste der Burggraf von Nürnberg, Friedrich von
Hohenzollern, der ein Schwager Rudolfs war, zu ihm, es ihm an-
zukündigen. Er traf ihn eben bei der Belagerung der Stadt Basel,
welche einige von seinen Freunden aus ihren Mauern vertrieben
hatte. Rudolf konnte der Botschaft kaum Glauben beimesten, so
wenig hatte er an die deutsche Kaiserkrone gedacht, bis auch der
Reichsmarschall Graf Pappenheim ankam. Nun schickte er sogleich
Botschaft in die Stadt, kündigte ihr seine Erhebung an und bot
ihr, weil er nun der mächtigere war, großmüthig den Frieden an.
Dankbar nahmen ihn die Bürger an und wünschten ihm Glück.
Darauf reiste Rudolf nach Aachen und wurde feierlich gekrönt. Als
er nach der Krönung die Reichsfürsten mit ihren Ländern von Neuem
belehnen wollte, —- das mußte jeder neue Kaiser thun, fehlte das
Reichsscepter, worauf die Fürsten schwören mußten. Alle waren in
Verlegenheit; aber Rudolf ergriff ein dastehendes Crucisix, küßte es
und hielt es den Fürsten zur Eidesleistung hin. „Denn" sprach er,
dieß Zeichen, durch welches die Welt erlöset ist, mag uns wohl als
Scepter dienen."
Seine größte Sorge wollte Rudolf auf die Wiederherstellung
der Ordnung und des Landfriedens in Deutschland selbst richten.
Nach Italien zu gehen und dort seine Zeit und vielleicht viel Blut
seiner Unterthanen zu verschwenden, dazu hatte er nicht Lust. Er
pflegte zu sagen: Italien gleiche der Höhle des Löwen, in welche
viele Fußtapfen der Kaiser hinein aber wenige herausgingen. —
Aber auch in Deutschland war es nicht so leicht, alle Widerspensti-
gen zum Gehorsam zu bringen. Besonders weigerte sich der stolze
König Ottokar von Böhmen, ebenfalls ein deutscher Reichsfürft, der
sich eingebildet hatte, er müsse, als der Mächtigste, Kaiser werden,
den ehemaligen Grafen von Habsburg als seinen Oberherrn anzu-
erkennen. Er wollte weder die Belehnung seiner Länder von ihm
annehmen, noch sich bei ihm wegen der Klagen, die gegen ihn er-
hoben wurden, rechtfertigen. Er hatte nämlich, außer Böhmen,
auch die östreichischen Länder durch Geld und Waffen und Erbschaft
an sich gebracht, behandelte sie aber mit Härte. Als er sich nun
offenbar gegen die kaiserliche Gewalt auflehnte, wurde der Reichs-
krieg gegen ihn beschlossen und Rudolf rückte rasch mit seinem Heere
vor Wien. Der König kam aus Böhmen herbei, die Hauptstadt
Oestreichs zu beschützen; aber er fühlte sich doch zu schwach, als er
nun dem Reichsoberhaupte gegenüber stand, und schloß lieber einen
Frieden, worin er Oestreich abzutreten und den Kaiser als Lehns-
herrn anzuerkennen versprach. Er sollte zu dem Ende in Rudolfs
Lager kommen und kniefällig Abbitte thun. Er kam; aber um sei-
nen Reichthum zu zeigen, mit einem großen, glänzenden Gefolge,
und selbst in Gold und Purpur gekleidet; Rudolf dagegen war so
einfach und prunklos, daß er selbst als Kaiser noch das graue Kriegs-
wams trug, welches er in früherer Zeit als Graf von Habsburg
1770 -
Mühlhausen
: Beck
- Autor: Chrysander, Wilhelm Christian Justus
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
126
Vom Kriege.
da liessen sich auch so v>el »aus«nd von andern aus-
wärtiaen Nationen brauchen.
Welche Oerecr sind in diesem Kriege bekannt worden?
Der Belagerungen und Eroberungen wichtiger
Städte und Festungen gedenken wir nicht, weil
deren Nahmen in der Geographie bekannt ge-
nung sind.
Folgende zum theil schlechte Oerter aber sind
wegen wichtiger Bataillfn merkwürdig worden.
Bey Lobesitz in Böhmen hielten die Preußen
s. 6. das erste Treffen und siegeten.
Bey Prag siegeten sie das folgende Jahr wieder/
wurden aber bey Collin in Böhmen geschlagen.
Bey Hasrenbek ohnweit Hameln wurden die
Hannoveraner Lurch die Franzosen überwunden.
Zu Roßbach in Sachsen litten die Franzosen
eine schwere Niederlage.
Bey Breßlau kamen die Preussen zu kurtz-
Zu Leuchen bey Lissa in Schlesien siegeten sie
wieder.
Zu Crevelt im Fürstenthum Möurö fochten die
Hannoveraner glükbch, a. 1758.
Zorndorf bey Cüstrin war vor die Russen fatal.
Zu Hochkirchen bey Bauhen wurden die Preus-
se»"durch dre Oestreicher überfüllen und geschlagen.
Zu Bergen bey Frankfurth zogen die Hanno,
voraner den Ksutzcrri. 3. 1759.
Dey
1887 -
Wiesbaden
: Kunze
- Autor: Beck, Philipp, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Lehrerinnenseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Mädchen
200
Zweite Periode der Neuzeit.
Der erste schlesische Krieg 1740—1742. Friedrich Ii. benutzte die Bedrängnis der jungen Kaiserin Maria Theresia und bot ihr seine Hilfe an, wenn sie ihm die schlesischen Fürstentümer Brieg, Liegnitz, Wohlau und Jägerndors abtreten wolle, aus die er gerechte Ansprüche hatte (§. 12, 3). Maria Theresia erklärte sich nicht geneigt, aus Friedrichs Forderung einzugehen, und die Minister zu Wien bemerkten spottend, einem Fürsten, dessen Amt als Reichs-Erzkämmerer es sei, dem Kaiser das Waschbecken vorzuhalten, komme es nicht zu, der Tochter des Kaisers Gesetze vorzuschreiben. Aus diese Antwort hin griff Friedrich zu den Waffen. Er rückte in Schlesien ein und eroberte es ohne große Mühe. Nur die Festungen Glogau, Neisse und Brieg leisteten tapferen Widerstand. Erst im folgenden Jahre (1 < 41) erschien das östreichische Heer unter Neip-perg, konnte aber Glogau nicht mehr retten, da Neipperg vom Feldmarschall Schwerin (10. April) 1741 bei Molwitz, in der Nähe von Brieg, besiegt und aus Schlesien hinausgedrängt wurde. Eine Zeitlang wurden jetzt von Östreich mit Friedrich Unterhandlungen gepflogen,' als sie aber ohne Erfolg blieben, rückte Friedrich in Böhmen ein, besiegte (17. Mai) 1742 die östreicher bei Chotusitz unweit Ezaslau und zwang dadurch Maria Theresia zum Frieden zu Breslau (11. Juni) 1742, in welchem Friedrich Schlesien mit der Grafschaft Glaz überlassen wurde.
Der östreichische Erbsolgekrieg 1740 — 1748. Unterdessen war auch der Kurfürst von Bayern in Östreich eingefallen, hatte stch in Linz huldigen und Wien zur Übergabe auffordern lassen. Während er in Prag als König empfangen wurde, floh Maria Theresia nach Preßburg und trat, ihren unmündigen Sohn Joseph auf dem Arme, in die Reichsversammlung der ungarischen Stände. Unter dem begeisterten Jubelruse: „Laßt uns sterben für unfern König Maria
Theresia!" versprachen diese, Leib und Leben für die Kaiserin zu lassen und ihren Thron zu schützen, und hielten wacker ihr gegebenes Söort. Ein bedeutendes Heer rückte in Böhmen ein, welches Karl von Bayern eben verlassen hatte, um sich in Frankfurt zum deutschen Kaiser krönen zu lassen. Sein Kaisertum war kurz und kummervoll. An dem nämlichen Tage, wo Karl Vii. (1742—1745) in Frankfurt gekrönt wurde, besetzten die Östreicher München. Die Engländer schlugen mit der sogenannten pragmatischen Armee die Franzosen bei Dettingen unweit Hanau 1743 und drängten sie über den Rhein zurück, woraus zwischen Östreich, England, Holland und Sardinien ein Bündnis zur Aufrechterhaltung der pragmatischen Sanktion zustande kam.
1845 -
Carlsruhe
: Müller
- Autor: Eisenlohr, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
110
Festung Glatz von dem östreichischen General Laudon erobert
und Dresden vom Könige vergebens belagert. Dagegen ge-
wann er über Laudon einen Sieg bei Liegnitz und dadurch
Schlesien wieder. Zwar brandschatzten die Russen und Oest-
reicher Berlin, zogen aber wieder ab, als Friedrich sich näherte
und dieser gewann mit Ziethen die blutige Schlacht bei Tor-
gau gegen Daun. Das Jahr 1761 war für Friedrich noch
gefährlicher, denn er konnte dem Heere der Oestreicher und
Russen nur schwache Streitkräfte entgegenstellen. Er bezog
daher ein festes Lager bei Bunzelwitz unweit Schweidnitz,
verlor aber die Festungen Schweidnitz und Kolberg. Am Ende
dieses Jahres starb die russische Kaiserin Elisabeth und ihr
Nachfolger, Peter Hl., schloß sogleich Frieden und Bündniß
mit Friedrich und schickte ihm sogar ein Hilfsheer. Indessen
stürzte Katharina ll., Peters Gemahlin, den Kaiser, der sie
übel behandelt hatte und ließ ihn ermorden. Sie wurde nun
selbst Kaiserin, berief das Hilfsheer zurück, den Frieden mit
Preußen aber hielt sie aufrecht. Schon vorher hatten die
Oestreicher Schweidnitz wieder verloren und die Franzosen
wurden von Ferdinand von Braunschweig im Zaume gehalten
und verloren das von ihnen besetzte Kassel wieder. Da sich
alle kriegführenden Mächte nach Frieden sehnten, so wurden
Unterhandlungen angeknüpft und im Februar 1763 kam der
Frieden auf dem sächsischen Jagdschlösse Hubertsburg zu Stande,
durch welchen Friedrich im Besitze von Schlesien blieb. Der
Frieden in Deutschland währte nun fast 30 Jahre lang.
Zur Zeit Friedrich des Großen erfolgte auch die erste
Theilung Polens. Nach dem Tode August Ili. (1763) drang
Katharina Ii. den Stanislaus Poniatowski, einen schwachen
Mann, den Polen zum Könige auf, und verband sich mit
Friedrich, um sich auf Kosten Polens zu vergrößern. Da in
Polen ein Bürgerkrieg entstanden war, trat auch Oestreich
dem ungerechten Bunde bei und diese drei Mächte theilten
unter dem vergeblichen Widerstreben der Polen 1772 den
größten Theil des polnischen Reichs unter sich. Die Theilung
wiederholte sich 1793 und 1795.
1867 -
Berlin
: Vahlen
- Autor: Müller, David
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
344
Die vierte Coalition. Friede zu Tilsit. § 587—588.
Ein glänzendes Beispiel altpreußischen Muthes aber gab der 73 jährige L'homme
de Courbiere in Grand enz, der, als ihn die Franzosen mit Unverschämtheit
bedeuten wollten, es gäbe keinen König von Preußen mehr, entschlossen er-
wiederte: „Nun, so bin ich König von Graudenz," und die Festung bis zum
Frieden hielt. Auch Danzig, großartiger versorgt und befestigt, begann eine
hartnäckige Vertheidigung. Aus Schlesien, dieser jüngsten der preußischen Pro-
vinzen, kam die Kunde von frischer patriotischer Haltung. Zwar waren, als
ein Armeekorps unter Jerome Bonaparte hier einrückte, ebenfalls eine Reihe
Festungen in schimpflicher Kopflosigkeit übergegangen; so Glogau (2. Dezember),
Brieg, selbst Breslau (5. Januar) und am schimpflichsten das feste Schweidnitz
(7. Februar). Doch fehlte es nicht an erhebenden Beispielen; erst nach tapferer
Bertheidigung siel Neiße, und die kleinen Festungen Kosel und Glatz hielten
sich sogar unter den schwierigsten Verhältnissen bis zum Friedensschlüsse. Ueber-
haupt aber regte sich die Bevölkerung der Provinz, und es fehlte nur an ent-
schlossener Leitung, um schon jetzt Großes zu leisten. — Das erhebendste Bei-
spiel aber des Widerstandes gab Colberg in Pommern (§ 503.). Hier trat,
nach altenl Recht und Herkoinmen, die tapfere Bürgerschaft selbst mit in die
Vertheidigung; an ihrer Spitze Nettclbeck, eine kühne Seemannsnatur, in
tausend Abenteuern seiner Jugend und in den Gefahren ferner Meere und Welt-
thcile gehärtet, jugendlich bei 70 Jahren und ein echter Preuße der alten Zeit.
Bald leuchteten hier auch die kühnen Husarenstücke des unternehmenden, feurigen
Schill, und als die Gefahr näher kani, die kühle Ruhe und schöpferische Kraft
Gneisenau's, der zum Commandanten der Feste ernannt war. Ein Theil
der Stadt stand in Flammen, die Gefangenen brachen aus dem Stockhause aus,
aber unerschüttert ertrug die Stadt das 30 ständige Bombardement — bis die
Friedenskunde kam.
Z 588. Anfangs des Frühjahrs 1807 kam Alexander selbst nach Preußen,
auch jetzt noch voll feurigen Eifers. Bei einer Heerschau umarmte er Friedrich
Wilhelm und rief unter Thränen: „Nicht wahr, keiner von uns Beiden fällt
allein? Entweder Beide zusammen oder keiner von Beiden!" Zn Bar teu-
ft ein ward ein neuer Vertrag, die 4. Coalition, zunächst zwischen Rußland
und Preußen, geschlossen. Aus Englands und Schwedens Unterstützung konnte
man rechnen, auf Oestreichs künftigen Beitritt hoffte man. Keine Eroberung
mehr galt es, sondern Herstellung der durch Bonaparte zertrümmerten Ordnung
Europas, ferner Befreiung Deutschlands, vor Allem Preußens. Mit diesen
großen Entschlüssen ging man in den sich erneuernden Kampf. Aber schon am
25. Mai fiel Danzig, nach einem mit ungenügenden Kräften Seitens der
Russen gemachten Entsetzungsversuche und nach der tapfersten preußischen Ver-
theidigung. Mit überlegenen, trefflich geleiteten Kräften begann dann Napoleon
den Feldzug. Bei Heilsberg (10. Juni) ward zwar ein erster kecker Angriff
der Franzosen von den Russen kaltblütig abgewehrt, wobei abermals der preu-
ßische Muth glänzte. Aber der Oberaeneral Bennigsen und die Altrussen waren
bereits des Krieges „für Preußen" müde, und es ward immer weiter nach der
Grenze hin zurückgewichen. So kam es zur entscheidenden Schlacht bei Fried-
land an der Alle, 14. Juni, in der Napoleon den Sieg errang. Noch war
nicht Alles verloren: wie bei Leoben und Austerlitz war Napoleons Rücken be-
droht, da Oestreich ihm nicht sicher war, Schweden und England eine Landung
in Pommern, die Blücher vor hatte, begünstigten. Aber Napoleon hatte mit
Alexander bereits Untcrhandlngen angeknüpft, und, seiner Betheuerungen gegen
den Freund vergessend, hatte sich Alexander darauf eingelassen. Am 25. Juni
1907 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Kornrumpf, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
174
geschlagen. Blücher wollte sich mit der Hauptarmee unter dem Prinzen Hohen-
lohe vereinigen. Als er aber erfuhr, daß dieser bei Prenzlau die Waffen ge-
streckt hatte, zog er mit seiner Schar nach Mecklenburg, vereinigte sich hier mit
dem bisher vom Herzog von Weimar geführten Korps und wandte sich nun,
etwa 20000 Mann stark, immer von den Franzosen scharf verfolgt, nach Lübeck.
Pork hatte meist die schwere, aber ehrenvolle Aufgabe, das hart bedrängte
Korps zu decken. Verzweifelt warf er sich endlich in die alte, noch ziemlich
befestigte Reichsstadt Lübeck hinein. Aber fast gleichzeitig drangen die Fran-
zosen nach. Ein wütendes Gefecht entspann sich in den Straßen der Stadt,
in dem Blücher persönlich wie ein Rasender kämpfte, Pork aber schwer ver-
wundet in Gefangenschaft geriet. Der französische Befehlshaber schickte nachts
zu ihm und ließ ihm sagen, er habe ja für seinen Ruhm und seine Regierung
genug geleistet, er möge sich nun auf ehrenvolle Bedingungen ergeben. Er
antwortete, seine Lage sei nicht so schlimm; andere als ehrenvolle Bedingungen
werde er überhaupt nie annehmen. Endlich, als alle Aussicht, sich noch durch-
zuschlagen, geschwunden war, mußte er, vom heftigsten Fieber befallen, in die
Übergabe willigen. Als er unter die Urkunde, die ihm und seinen Kriegern
ehrenvolle Gefangenschaft zusicherte, seinen Namen setzte, schrieb er noch dazu:
„Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe."
b) Die Befehlshaber der Festungen. Unter den Festungen machten
besonders Kolb er g und Graudenz eine rühmliche Ausnahme. Kolberg,
das sich schon im 7 jährigen Kriege tapfer gegen die Russen verteidigt hatte,
war durch den unternehmenden, ritterlichen Leutnant Schill reich mit Vor-
räten versehen worden. Der edle Joachim Nettelbeck, ein siebzigjähriger
Bürger, der in jüngeren Jahren als Seemann das Weltmeer befahren hatte,
leitete die Verteidigung und ermunterte durch sein Beispiel die Bürgerschaft
zum tapfersten Widerstände, bis der vom König gesandte Oberst Gneisen au
den Befehl übernahm. Dieser, ein tapferer und entschlossener Mann von
glühender Vaterlandsliebe, wußte Bürgerschaft und Militär so zu begeistern,
daß jeder Kleinmut fern blieb und die Stadt gegen das überlegene Belagerungs-
heer der Franzosen so lange verteidigt wurde, bis der Waffenstillstand den
feindlichen Angriffen ein Ende machte. Nirgends bewährte sich der Mut
und die Aufopferungsfähigkeit der Bürgerschaft glänzender als in Kolberg.*)
Ebenso glorreich hielt sich das kleine Graubenz a. d. Weichsel. Hier kom-
mandierte der alte 73jährige General Courbisre, der, trotz seines hohen
Alters ein Held, schon unter den Fahnen Friedrichs Ii. gefochten hatte. Als
alle feindlichen Angriffe von der kleinen Besatzung zurückgeschlagen wurden,
ließ ihn der französische Anführer zur Übergabe auffordern, indem er ihm vor-
*) Hier sei zur unterrichtlichen Verwertung noch empfohlen: „Die Belagerung
von Kolberg." Albert Richter, Quellenbuch. 5. Ausl. S. 255.
1811 -
Halle
: Hemmerde und Schwetschke
- Autor: Remer, Julius August, Voigtel, Traugott Gotthilf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Akademie, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
9. Kap. Polens Untergang v. 1789 b. 1794. 615
Polen stehen. Als man aber die polnische Armee reduciré,,
wollte, erregten der Brigadier Madalinski und der tapfere
General Kosciuzko einen Aufstand und eine Konföderation, am
24sten März 1794. Die Russen wurden mit großem Verluste
aus Warschau getrieben und am 4ten April bey Praclawice
von Kosciuzko geschlagen. Allein die Insurgenten waren aller
auswärtigen Hülfe beraubt und ihren Feinden nicht gewachsen.
Der König von Preußen schlug Kosciuzko bey S<elze am 6ten
Iun., und trieb ihn nach Warschau. Ein Aufruhr in Süd-
preußen nöthigte die Preußen, die Belagerung aufzuheben.
Aber Kosciuzko wurde von dem russischen General Fersen an,
loten Oft. bey Madziewice geschlagen und gefangen genommen,
und der General Suworow eroberte die Vorstadt von Warschau
nrit Sturm und entsetzlicher Niedermetzelung der Einwohner,
am 4tcn Okt. Ganz Polen wurde unterworfen und beruhigt.
Oestreich hatte gleichfalls Truppen in die benachbarten Provin-
zen einrücken lassen. Die drey Mächte vereinigten sich zu einer
Theilung des unglücklichen Polens, die erst 1797 völlig berich-
tigt wurde. Der König Stanislaw ging am uten März 1797
nach St. Petersburg, wo er am irten Febr. 1798 starb.
Als Preußen dem unglücklichen Kriege gegen Frankreich durch
den-Frieden zu Tilsit 1807 ein Ende machte, so mußte es in
demselben Südpreußen, Neu-Ostpreußen und einen Theil von
Westpreußen abtreten, woraus, nach Kaiser Napoleons Wil-
lei,, das Herzogthum Warschau geschaffen wurde. Zu demsel-
den kam durch den Frieden zwischen Oestreich und Frankreich,
am i4ten Okt. 1809, ganz West-Gallizien, ein Bezirk um
die Stadt Krakau und der Zamoökische Kreis in Ost-Gallizien.
$■ 3. Tod der K- Katharine ll. und Friedrich Wilhelms Ii.
Katharine Ii., die merkwürdigste Person in der zweyten
Halste des 18ten Jahrhunderts nach Friedrich dem Großen,
starb am i7ten Nov. 1796. Reines Lob verdient, was sie für
das innere Wohl und die Verbesserung ihres Reichs, für die Ver-
mehrung der Betriebsamkeit, die Civilisirung ihrer Unterthanen,
und die Vergrößerung des Staatsvermögens that, so wie auch
ihre Liebe für die Wissenschaften und die Unterstützung dersel-
den. Aber viele Regenten sind ihr darin gleich gekommen, meh-
rere haben sie übertroffen. Ihre eigentliche Größe ist eine blu-
tige, mit dem Leben von einer Million Unterthanen in den un-
gerechtesten Kriegen erkaufte, politische Größe, wodurch sie ih-
ren Staat nicht nur mit ausgedehnten Eroberungen erweiterte