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1. Theil 1 - S. 34

1839 - Leipzig : Fleischer
34 schleifte ihn durch das Feld bis ins Lager, wo er ihn, mit Staub und Blut besudelt, zum Fräße der Hunde hinwarf. Wer beschreibt das Geschrei und Jammern in Troja, besonders im Hause des alten Priamos? Als es Nacht war, machte er sich allein auf nach dem griechischen Lager; denn er konnte den Gedanken nicht ertragen, daß sein geliebtester Sohn unbeerdigt bleiben sollte. Unerkannt kam er bis zum Zelte des Achilleus, bat diesen fußfällig um Zurückgabe der theuern Leiche, und erhielt sie endlich für schweres Lösegeld. Trotz dem Verluste des tapfern Hectors wehrten sich die Tro- janer doch so mannhaft, daß die Griechen schon abziehen wollten, als einer von ihnen eine Lift ersann. Es wurde ein ungeheuer großes Pferd aus Holz gezimmert, in dessen hohlem Bauch mehrere der tapfer- sten Streiter sich bargen. Die andern zogen scheinbar ab, hielten sich aber in der Nahe. Kaum waren sie fort, als das Volk hinausströmte, das Thier anzuschauen, und einmüthig wurde beschlossen, es in die Stadt zu ziehen. Nun überließen sich die erleichterten Trojaner ganz der Freude, schwelgten bis tief in die Nacht, und legten sich sorglos schlafen. Da öffnete sich das unheilbringende Pferd, und entlud die eisernen Männer, die nun den Andern die Thore öffneten, und mit ihnen über die schlaftrunkenen Trojaner hersielen. Nur wenige entka- men dem gräßlichen Blutbade; auch der Greis Priamus fand mit Weib und Kindern seinen Tod, und die Stadt sank in Asche. Dann kehrten die Griechen einzeln nach Hause zurück. Aber viele von ihnen fanden unterwegs ihren Tod, andere erreichten das Vater- land erst nach vielen Gefahren. Keiner hatte deren mehrere zu be- stehen, als der kluge Odysseus, König der kleinen Insel Ithaka im ionischen Meere. Er mußte 10 Jahre umherirren, litt mehr als ein Mal Schiffbruch, und hatte mit Riesen und Ungeheuern zu kämpfen, ehe er seine Heimath erreichte. Sehr anziehend schildert diese Aben- teuer derselbe Homeros, der schon oben erwähnt ist, in einem andern Gedichte, der Odyssee; aber der Raum verbietet, einzelnes derselben zu erzählen. Endlich kam er nach Ithaka, und fand hier zwar seine treue Frau Penelope seiner sehnlichst harrend, aber auch das ganze Schloß voll unverschämter Fremden, die hier auf seine Rechnung schwelgten und praßten, weil sie ihn längst für todt hielten. Diese brachte er alle ums Leben, und nun erst konnte er sich der Seinigen freuen. Der trojanische Krieg hatte zehn Jahre gewährt, und die Zer- störung Troja's pflegt man in das Jahr 1184 zu setzen. Obgleich Griechenland nur ein kleines Land war, so kam es doch nur selten vor, daß sich alle, oder auch die meisten Stämme zu einer solchen gemeinschaftlichen Unternehmung, wie der trojanische Krieg war, vereinigt hatten. Jede Stadt macht ein Ganzes für sich

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1. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. X

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
X holz. Alsdann versteckten sich die tapfersten Helden in dem Bauche des Pferdes. Die anderen Griechen brachen die Zelte ab und segelten mit ihren Schiffen nach der nahen Insel Tenedos. Bald darauf kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und sahen mit Verwunderung das gewaltige Pferd. Während sie es anstaunten, brachten die trojanischen Hirten einen gefangenen Griechen, Sinon, herbei. Dieser hatte sich im Schilfe verborgen gehalten. Als die Trojaner ihn fragten, was das Pferd zu bedeuten habe, sagte er: „Die Griechen schiffen jetzt in ihre Heimat. Das Pferd, ein Geschenk für die Götter, sichert ihre Fahrt. Hättet ihr es in eurer Stadt, so würdet ihr unüberwindlich sein." So sprach der listige Grieche, und die Trojaner glaubten ihm. Eiligst machten sie Räder unter den Koloß, banden Stricke daran und zogen ihn jubelnd in die Stadt. Als sie an das Tor kamen, erwies sich das Pferd zu groß. Sogleich stiegen einige Männer auf die Stadtmauer, rissen einen Teil davon nieder und brachten so das Ungeheuer mit vieler Mühe auf den Marktplatz. 6. Zerstörung Trojas. Dem fröhlichen Tage folgte eine schreckliche Nacht. Als alles im Schlafe lag, öffnete Sinon leise die verborgene Tür des Pferdes und ließ die Helden heraus. Dann begab er sich mit ihnen zu den Toren. Die schlafenden Wächter werden getötet und die Tore geöffnet. Draußen warten schon die indessen zurückgekehrten Griechen. Sie dringen haufenweise in die Stadt ein, und Mord und Brand füllt bald ganz Troja. Wer nicht durch das Schwert fällt, findet in den Flammen seinen Tod. Nur wenige Trojaner retten sich durch die Flucht. Helena aber wurde ihrem Gemahl- wieder zugeführt. Ihretwegen war das schöne Ilion (Troja) in einen Aschenhaufen verwandelt worden. 8. Irrfahrten des Odysseus. (Historische Sage.) 1. Irrfahrt. Die von Troja heimkehrenden Helden wurden von^ mannigfaltigem Unglücke heimgesucht. Am meisten aber unter ihnen hatte Odysseus zu leiden. Seine Schiffe wurden unterwegs vom Sturme verschlagen, und so mußte er 10 Jahre laug auf deiu Meere umherirren, ehe er in seine Heimat, Jthaka, gelangte. 2. Bei den Cyklopen. Auf seinen Irrfahrten kam Odysseus auch zu den menschensressenden Cyklopen ans Sicilicn. Einer von ihnen hieß Poly- phem. Odysseus betrat mit seinen Gefährten die Wohnung dieses Riesen, fand ihn aber nicht zu Hause. Die Wohnung bestand aus einer Felsenhöhle. Weite Ställe ringsumher waren mit Lämmern und jungen Ziegen gefüllt, und überall standen Körbe mit Käse und Kübel mit Milch. Gegen Abend kam Polyphem nach Hause. Aber welch ein Ungetüm war das! Auf der Stirn saß das einzige, entsetzlich funkelnde Auge, und die Arme verrieten eine unmenschliche Stärke. Die Griechen verkrochen sich vor Angst. Polyphem aber verrammelte die Tür mit einem riesenhaften Steine und fraß zwei der Griechen auf. Am auderen Morgen verzehrte er noch zwei der Fremdlinge. Hierauf trieb er seine Herde hinaus und wälzte den Stein wieder vor die Tür. Da ersann Odysseus eine List. Als der Riese wieder heimkam, gab er ihm 3 Kannen Wein zu trinken. „Wie heißt du?" fragte ihn der Riese. Odysseus autwortete: „Mein Name ist Niemand." „Nun denn", entgegnete der Riese, „Niemanden will ich zuletzt verzehren, das soll dein Gastgeschenk sein." Bald darauf fiel Polyphem, berauscht von dem Weine, in einen tiefen Schlaf, daß sein Schnarchen einem rollenden Donner glich. Dann hielt Odysseus einen Baumstamm ins Feuer, bis die Spitze eine glühende Kohle war. Diese bohrte er dem Cyklopen ins Auge, daß es zischte wie glühendes Eisen im Wasser. Der Riese erhob ein furchtbares Gebrüll und schrie so laut um Hilfe, daß die Wände seiner Höhle zitterten. Die anderen Cyklopen kamen vor den Eingang seiner Höhle gelaufen und fragten ihn, wer ihm etwas zuleide tue.

2. Für Unterklassen (einjährig) - S. 6

1881 - Neubrandenburg : Brünslow
einen Hirsch mit ehernen Füßen und goldenem Geweih lebendig ein, bezwingt einen Eber, reinigt den Augiasstall und bändigt die menschenfressende Rosse des Königs Diomedes. Dem Tode nahe, verbrennt er sich selbst und wird aus den Flammen des Scheiterhaufens auf den Olymp, den Götterberg der Griechen, erhoben und unter die Götter versetzt. 2. Der trojanische Krieg, etwa 1200 v. Chr. Er war eine gemeinsame Unternehmung aller griechischen Könige gegen die Stadt Troja in Kleinasien. Die Veranlassung zu dem trojanischen Kriege war diese: Dem Könige Meneläus von Sparta wurde von Päris, dem Sohne des Königs Priamus von Troja, seine Gemahlin, die schöne Höleria, geraubt. Die Griechen sahen diesen Raub als eine Beschimpfung des ganzen Landes an, und um dieselbe zu rächen, zogen sie unter der Führung des Agamemnon, Achilles, Odysseus und anderer Könige gegen Troja Sie belagerten es 10 Jahre vergebens. Endlich verfertigten sie auf den Rat des klugen Odysseus ein großes hölzernes Pferd, in dessen hohlem Innern sich während der Nacht einige ihrer Krieger versteckten, während die übrigen sich einschifften. Die Trojaner überließen sich am nächsten Tage ganz der Freude und zogen das Pferd in ihre Stadt. (Warum?) Als in der folgenden Nacht die Trojaner in tiefem Schlafe lagen, wurde die verborgene Thür des Pferdes geöffnet. Die kleine Heldenschar verließ dasselbe und öffnete ihren bereits wieder heimgekehrten Genossen das Stadtthor. Fast alle Trojaner wurden im Kampfe getötet, und ihre Stadt wurde zerstört. Die Waffen der Griechen und Trojaner waren: Lanzen, Schwerter, Schleuder, Bogen und Pfeile, Streitwagen — Harnische und Schilde. In neuester Zeit hat ein Mecklenburger namens Schliemann im Schutte des zerstörten Trojas Nachgrabungen veranstaltet und Waffen und goldene Schmucksachen von großem Werte gefunden, die jetzt im Museum zu Berlin aufbewahrt werden. 3. Odysseus (Ulysses). Aus der Heimfahrt von Troja irrte Odysseus, König der kleinen Insel Jthaka, 10 Jahre lang auf dem Meere umher und erlebte — der Sage nach — die wunderbarsten Abenteuer. Nachdem er im Sturm mehrere Schiffe verloren hatte, wurde er zu den Inseln der menschenfressenden Cyklopen verschlagen. Das waren Riesen mit einem Auge, das sich mitten auf der Stirn befand. Nach Speise suchend, kam Odysseus in die Höhle des Polyphem, die von diesem zugleich als

3. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 21

1907 - Berlin : Schultze
— 21 — Griechen ihr Lager ab und segelten mit ihren Schiffen nach der nahen Insel Tencdos. Neugierig kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und umringten verwundert das gewaltige Pferd. Da brachte man einen gefangenen Griechen herbei, der sich in der Nähe absichtlich verborgen hielt. Dieser bekundete auf ungestümes Drängen der Trojaner, daß das Pferd, ein Geschenk der Götter, dem Glück bringe, in dessen Besitz es sei. Eiligst führten es die betörten Trojaner im Triumph in die Stadt unk feierten Freudenfeste. Doch als in der Nacht alles im tiefsten Schlaf lag, stiegen die im Bauche des Pferdes verborgenen Helden heraus, öffneten die Tore, und herein drangen scharenweise die unterdessen zurückgekehrten Griechen. Einem Feuermeer glich ganz Troja; wer nicht durch das Schwert fiel, kam in den Flammen um, nur wenige konnten sich retten. Helena wurde ihrem Gemahl wiedergegeben, aber die schöne Stadt Ilion oder Troja war ein Schutthaufen geworden. Heimkehr der Helden. — Menelaus und Helena kehrten glücklich heim nach Sparta. Agamemnon wurde bei seiner Rückkehr von seiner treulosen Gemahlin Klytämnestra ermordert: sein Sohn Orestes tötete sie, wurde aber als Muttermörder von den Erinnyen verfolgt und erst dann von ihnen erlöst, als er mit seinem Freunde Pylades seine als Pricsterin in Tauris lebende Schwester Jphigenia nach Griechenland zurückgebracht hatte. Odysseus' Irrfahrten. — Sehr viel hatte Odyffeus, der König von Jthaka, auf der Heimreise zu leiden. Wie die Sage erzählt, irrte er zehn Jahre umher und erlebte die wunderbarsten Abenteuer. So kam er zu dem menschenfreffenden Cyklopen Polyphem auf Sicilien; denselben, der schon mehrere seiner Gefährten verzehrt hatte, blendete er und entfloh. Darauf kam er zur Zauberin Circe, die mehrere seiner Genoffen in Schweine verwandelte, stieg in die Unterwelt, entging glücklich dem betörenden Gesang der Sirenen, indem er seinen Gefährten die Ohren mü Wachs verklebte und sich an den Mastbaum band; sodann kam er glücklich vorbei an den beiden Meeresungeheuern Scylla und Charybdis, zwei Meeresstrudeln an der Küste Italiens, und wurde hierauf 7 Jahre wider seinen Willen von der Nymphe Kalypso festgehalten. Von ihr entlassen, litt er wieder Schiffbruch und kam an die Insel Schern, wo ihn Nausifaa, die Tochter des Phäakenkönigs fand, der ihn auf einem Schiff nach seiner Heimat Jthaka führen ließ, welche er fchlafend erreichte. Mit Hilfe seines Sohnes Telemach, der ausgezogen war, feinen Vater zu suchen und ihn nun bei einem Hirten der heimatlichen Insel fand, befreite er sein Haus von den unverschämten und auf seine Kosten zechenden und schmausenden Freiern und gelangte wieder in den Besitz seines treuen Weibes und seiner Herrschaft über Jthaka. (Die Taten der Helden von Troja sowie die Irrfahrten des Odysseus bilden den Inhalt der „Ilias" und der „Odyffee", zweier Dichtungen des griechischen Dichters Homer). Die Dorische Wanderung (1104). — Etwa 60 — 70 Jahre nach dem Trojanischen Kriege brachen die Dorer, ein Bergvolk aus Thracien, nach dem Süden Griechenlands auf, um sich neue Wohn-

4. Theil 1 - S. 60

1880 - Stuttgart : Heitz
60 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. Als man sich noch darüber stritt, kam Laokoon, ein Priester des Meergottes Poseidon, herbei. „Wie?" rief er, „ihr wollt das Pferd in die Stadt ziehen? Ums Himmels willen nicht! Kennt ihr die Griechen so schlecht? Irgend ein Betrug muß dahinter stecken. Entweder haben sich Feinde darein versteckt oder sie wollen sonst irgend eine Tücke damit ausüben. Weg mit dem Pferde!" Bei diesen Worten schleuderte er einen Spieß gegen das Bild, daß es durch und durch dröhnte, und wenig fehlte, daß nicht die Trojaner die List geahnt hätten. Aber in dem Augenblicke brachte man einen griechischen Ueberläuser, der sich von den Trojanern absichtlich hatte gefangen nehmen lassen; der wußte durch listig gestellte Worte sie zu überreden, das Pferd sei nur gemacht den Göttern zu Ehren, um eine glückliche Heimfahrt zu erflehen, und die Griechen hätten es absichtlich so groß gezimmert, damit die Troer es nicht in die Stadt bringen möchten; denn von seinem Besitze hänge die Herrschaft ab. Noch wußte man nicht, ob man seinen Worten glauben sollte, als zwei ungeheure Schlangen vom Meere herkamen und den Laokoon mit seinen zwei Söhnen umschlangen. Von wildem Schmerze gepeinigt, schrieen sie laut auf und strebten vergebens, sich loszureißen.*) Das abergläubische Volk hielt den unerwarteten Tod Laokoons für eine von den Göttern über ihn verhängte Strafe wegen Verletzung des heiligen Pferdes, und laut forderte es/ daß es schleunig in die Stadt gezogen werde. Jung und Alt, Mann und Weib spannten sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Mauer niedergeworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum ersten Male, überließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht hinein und legten sich dann ermüdet zu Bette. Als nun die Griechen, die in dem Pferde verborgen waren, merkten, daß Alles still war, öffneten sie die versteckte Thüre, und das Pferd entlud sich seiner unheilbringenden Eingeweide. Rasch fielen die Krieger über die Schlafenden her und stießen nieder, wen das Schwert erreichte, während die übrigen Griechen, die sich indessen der Stadt genähert hatten, zu den Thoren her einströmten und Mord und Feuer durch alle Theile der Stadt verleiteten. Die königliche Burg wurde gestürmt, und *) Ein herrliches Kunstwerk von Marmor, diese Scene vorstellend, ist aus dem Alterthume erhalten worden und befindet sich im Belvedere in Rom: Laokoon und seine Söhne.

5. Theil 1 - S. 58

1867 - Breslau : Max
58 Alte Geschichte. 1. Periode. Griechen. ein ungeheueres Pferd aus Holz, in dessen hohlem Bauche sich die Tapfersten verbargen. Die Uebrigen zogen dann ab und hielten sich mit ihren Schiffen hinter einer benachbarten Insel (Tenedos), um den Ausgang abzuwarten. Kaum waren sie fort, als die Trojaner, die längst schon neugierig von den Mauern aus das höl- zerne Ungethünl betrachtet hatten, aus den Thoren hinausström- ten und es in der Nähe anschauten. Keiner wußte recht, was er daraus machen solle; Einige wollten es in die Stadt ziehen, An- dere meinten, es müßte verbrannt werden; denn den Griechen sei nicht zu trauen. Als man sich noch darüber stritt, kam Laokoon, ein Priester des Meergottes Poseidon herbei. „Wie?" rief er, „ihr wollt das Pferd in die Stadt ziehen? Ums Himmels wil- len nicht! Kennt ihr die Griechen so schlecht? Irgend ein Be- trug muß dahinter stecken. Entweder haben sich Feinde darein versteckt, oder sie wollen sonst irgend eine Tücke damit ausüben. Weg mit dem Pferde!" Bei diesen Worten schleuderte er einen Spieß gegen das Bild, daß es durch und durch dröhnte, und wenig fehlte, daß nicht die Trojaner die List geahnt hätten. Aber in dem Augenblicke brachte man einen griechischen Ueberläufer, der sich von den Trojanern absichtlich hatte gefangen nehmen las- sen; der wußte durch listig gestellte Worte sie zu überreden, das Pferd sei nur gemacht den Göttern zu Ehren, um eine glückliche Heimfahrt zu erflehen, und die Griechen Hütten es absichtlich so groß gezimmert, damit die Troer es nicht in die Stadt bringen möchten; denn von seinem Besitze hänge die Herrschaft ab. Noch wußte man nicht, ob man seinen Worten glauben sollte, als zwei ungeheuere Schlangen vom Meere herkamen, und den Laokoon mit seinen zwei Söhnen umschlangen. Von wildem Schmerze gepei- nigt, schrieen sie laut aus und strebten vergebens, sich loszureißen (Ein herrliches Kunstwerk von Marmor, diese Scene vorstellend, ist aus dem Alterthume erhalten worden, und befindet sich im Belvedere in Rom: Laokoon und seine Söhne.) Das abergläu bische Volk hielt den unerwarteten Tod Laokoons für eine von den Göttern über ihn verhängte Strafe wegen Verletzung des heiligen Pferdes, und laut forderte es, daß es schleunig in die Stadt ge- zogen werde. Jung und Alt, Alaun und Weib spannten sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Blauer nieder- geworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum ersten Male, überließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht

6. Die alte Geschichte - S. 61

1899 - Langensalza : Gressler
61 zwei ungeheure Schlangen vom Meere herkamen und den Laokoon mit seinen zwei Söhnen umschlangen. Von wildem Schmerze gepeinigt, schrieen sie laut auf und strebten vergebens, sich loszureißen. (($in herrliches Kunstwerk von Marmor, diese Scene vorstellend, ist aus dem Altertume erhalten worden und befindet sich im Belvedere in Rom: Laokoon und seine Söhne.) Das abergläubische Volt hielt den unerwarteten Tod Laokoons sür eine von den Göttern über ihn verhängte Strase wegen Verlegung des heiligen Pferdes, und laut forderte es, daß es schleunig in die Stadt gezogen werde. Jung und alt, Mann und Weib spannten sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Mauer niedergeworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum erstenmal, überließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht hinein und legten sich dann ermüdet zu Bette. Als nun die Griechen, die in dem Pferde verborgen waren, merkten, daß alles still war, öffneten sie die versteckte Thür, und das Pferd entlud sich seiner belebten und unheilbringenden Eingeweide. Rasch fielen die Krieger über die Schlafenden her und stießen nieder, wen das Schwert erreichte, während die übrigen Griechen, die sich indessen der Stadt genähert hatten, zu den Thoren hereinströmten und Mord und Feuer durch alle -teile der Stadt verbreiteten. Die königliche Burg wurde gestürmt, und Priamos, der sich mit seinem Weibe und allen ihm noch übrigen Kindern zu dem Altare geflüchtet hatte, hier von des Achilles wildem Sohne Neoptolemos bei den grauen Haaren gefaßt und erstochen. Mit ihm fiel sein ganzer Stamm. Aus der Stadt entkamen nur wenige; unter diesen der tapfere Troerfürst Anen s. Mit Mühe rettete er sich und feinen kleinen Sohn As kan, den alten Vater Anchifes auf den Schultern tragend. Er schiffte daun noch Westen, gelangte nach vielen Schicksalen nach Italien und baute sich in der Gegend des nachmaligen Rom an. Nachdem Troja der Erde gleich gemacht und jede Rache gekühlt war, dachten die ans dem Kriege übrig gebliebenen Helden an den Rückweg in ihr Vaterland. Jeder folgte aber dabei seinem eigenen Sinne, und so kamen sie zum Teil erst nach vielen sonder-

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 10

1875 - Harburg a. d. Elbe : Elkan
10 9. Alsdann entbrannte der Kampf von neuem, und auf beiden Seiten fielen manche Helden. Achilles selbst wurde durch einen Pfeilschuß in die Ferse getödtet, und auch Paris verlor bald hernach das Leben. Nun versuchten die Griechen noch einmal mit allen Streitern einen Sturm auf die Mauern Trojas, aber die Umsicht und Tapferkeit des Aeneas schlug denselben ab. Nachdem so die Griechen lange erfolglos die Stadt belagert hatten, nahmen sie aus den Rath des Odysseus ihre Zuflucht zu einer List. Sie bauten in wenigen Tagen ein turmhohes Pferd von Holz, in dessen Bauche sich die tapfersten Helden verbargen. Die übrigen brachen das Lager ab, bestiegen die Schiffe und segelten nach einer benachbarten Insel. Sobald die Trojaner ihr Land von den Griechen befreit sahen, stürzten sie aus der Stadt heraus und betrachteten mit Staunen das riesige Pferd. Als sie noch berathschlagten, ob das zurückgelassene Thier entweder ins Meer gestürzt oder den Flammen übergeben werden sollte, brachte man einen zurückgelassenen Griechen, Simon mit Namen, gefangen zum König. Als man diesen nach der Bedeutung des Rosses fragte, erklärte er, daß es ein Weihgeschenk für die Götter sei, und deshalb so groß angefertigt worden, damit es den Trojanern nicht gelingen möchte, das Thier in ihre Mauern zu bringen, weil sonst die Stadt unüberwindlich sein würde. Nach diesen Worten eilten einige Trojaner zur Stadt und rissen einen Theil der Mauern nieder, um die Thore zu erweitern, andere fügten dem Thiere Räder unter, und noch andere drehten Seile, an denen die Bewohner, trotzdem es an Warnungen nicht fehlte, das Riesenthier unter Gesang nach Troja zogen. Alsdann überließ man sich ungestört der Freude. Um Mitternacht aber gab Simon den griechischen Schissen das verabredete Zeichen zur Rückkehr und öffnete den Bauch des Rosses. Die Griechen stiegen hervor, öffneten die Thore, überfielen die schlafenden Bewohner und steckten die Stadt in Brand. Fast alle trojanischen Kämpfer kamen um, Priamus selber wurde am Altar des Jupiter enthauptet. Am Morgen fanden die Griechen nirgends mehr Widerstand, sie bemächtigten sich daher der unermeßlichen Schätze und führten diese sowohl, als auch die gefangenen Weiber, die sie zu Sklavinnen machten, nach den Schiffen. Menelaus bekam seine Helena wieder. So endete mit der gänzlichen Zerstörung der Stadt der trojanische Krieg. 5. Agamemnons Ankunft und Tod. 1. Nach der Zerstörung Trojas eilten die Griechen zur Heimat, allein viele von ihnen fanden noch aus dem Meere ihren Tod. Agamemnon mit seinen Schiffen erreichte glücklich die griechische Küste. Während seiner Abwesenheit hatte sich jedoch seine Frau Klytemnestra, welche ihrem Gemahl wegen der Opferung Jphigenias zürnte, mit einem lasterhaften Manne vermählt. Als nun die Landung des Agamemnon bekannt wurde, beschlossen

8. Kurze Übersicht der Alten Geschichte - S. 16

1883 - Berlin : Wiegandt und Grieben
— 16 — nigte er beit Stall des Königs Augias, in welchem 3000 Rinder drei Jahre lang geftanben hatten, indem er einen Fluß hineinleitete und so den Dung wegspülte. Auch soll er bei Spanien Europa und Afrika auseinander gerissen ^und an der dadurch entstandenen Meerenge von Gibraltar zwei Felsen, die sogenannten Säulen des Herkules, errichtet haben. b. Tlieseus. Er befreite die Stadt Athen von einem Tribute an die Insel Kreta, der alle 9 Jahre in 7 Jünglingen und 7 Jungfrauen bestand; dieselben wurden im Labyrinth von dem Ungeheuer Minotaurus, (halb Stier, halb Mann), getötet. Theseus erlegte das Ungeheuer und sanb sich an dem gaben der Königstochter Ariabne wieber aus dem Labyrinth heraus. Sein Vater erwartete ihn am Ufer. Weil aber Theseus vergaß, statt der schwarzen Segel weiße, als Zeichen der glücklichen Heimkehr, aufzusetzen, stürzte sich sein Vater voll Verzweiflung ins Meer. 4) Pie ältesten Kriegsthaten. a. Der Argonautenzug 1250 v. Chr. Diesen unternahm der Sage nach ein griechischer Fürst, Jason, in Verbinbung mit mehreren anberen Helben aus einem Schiffe, welches „Argo" hieß. Er wollte nämlich das golbene Vließ, Fell eines wunderbaren Wibbers, welches im Haine des Mars zu Kolchis am schwarzen Meere von einem senerschnaubenben Drachen bewacht würde, holen, was ihm auch gelang. b. Der Trojanische Krieg um 1200 v. Chr. Er war die erste größte gemeinsame Unternehmung der eilten griechischen Helben: Paris, der Sohn des Königs Priamus von Troja in Kleinasien, hatte dem König Menelaus von Sparta seine schöne Gemahlin Helena geraubt. Um diese Schmach zu rächen, brachen die Griechen unter Einführung des Agamemnon nach dem festen Troja auf und belagerten es 10 Jahre lang vergeblich. In dem Kampfe ragte als größter griechischer Held Achilles hervor, der aber in dem trojanischen Helden Hektor einen ebenbürtigen Gegner fand. Erst durch die List des schlauen Odysseus oder Ulysses wurde die Stadt eingenommen. Aus seine Veranlassung nämlich wurde ein großes hölzernes Pferd gebaut, an dessen weitem Bauche eine verborgene Thür angebracht wurde. In demselben verbargen sich nun 30 der tüchtigsten Helden. Darauf brachen die Griechen ihr Lager ab, begaben sich auf die Schiffe und stellten sich so, als ob sie nach Hause segelten. Sogleich kamen die Trojaner heraus, zogen das Pferd in die Stadt und stellten es vor dem Tempel ihrer Schutzgottin auf. In der Nacht nun kamen die Helden aus ihrem Versteck hervor, öffneten die Thore und ließen die inzwischen auf Verabrebung zurückgekehrten Griechen ein. So würde Troja eingenommen und zerstört. Anm. 1. Auf der Heimfahrt nach Griechenland irrte Odysseus 10 Jahre lang

9. Geschichte des Altertums - S. 22

1912 - Habelschwerdt : Franke
22 in Streit. Deshalb zog sich Achilles grollend vom Kampfe zurück, und die Trojaner, die ihn am meisten gefürchtet hatten, drangen nun in das Lager der Griechen ein und steckten ein griechisches Schiff in Brand. Patroklus, der Freund des Achilles, 'wollte die Feinde zurückdrängen, wurde aber von Hektor mit einer Lanze durchbohrt und seiner Rüstung beraubt. Um den Tod seines Freundes zu rächen, forderte Achilles Hektor zum Zweikampfe auf. Dreimal jagte er den tapferen Trojaner um die Mauern der Stadt, dann kam es zum Kampfe, in dem Hektor siel. Den Leichnam band der Sieger mit Riemen an seinen Streitwagen und schleifte ihn bis ins griechische Lager, wo er ihn uubeerdigt liegen ließ. In der Nacht kam Priamus zu Achilles und erhielt auf seine Bitten den Leichnam des Sohnes zurück. Achilles beteiligte sich jetzt weiter am Kampfe. Gerade als er im Begriff war, in Troja einzufallen, wurde er von Paris durch einen Pfeilschuß in die Ferse, die einzige verwundbare Stelle seines Körpers, getötet. („Achillesferse.") 6. Die Zerstörung Crojas. Die Griechen richteten trotz großer Tapferkeit vor Troja nichts aus. Deshalb griffen sie auf den Rat des schlauen Odysseus zu einer List. Sie bauten ein großes hölzernes Pferd, in dessen Bauche sich Odysseus und andere tapfere Helden verbargen. Dann zerstörten sie ihr Lager und zogen sich auf ihren Schiffen nach einer Insel zurück. Als die Trojaner den Abzug der Griechen bemerkten, eilten sie vor die Tore der Stadt. Ein Grieche, der sich als Flüchtling ausgab, erzählte ihnen, daß das hölzerne Pferd ein Weihegeschenk für die Göttin Athene fei. Die Griechen hätten es so groß gemacht, um zu verhindern, daß die Trojaner es in die Stadt brächten, denn Troja würde dadurch unüberwindlich werden. Vergebens warnte der trojanische Priester Laökoon vor dem Geschenk der Danaer*) und bohrte seine Lanze in den Leib des Pferdes. Da kamen zwei Schlangen aus dem Meere und erwürgten ihn und seine beiden Söhne. (Vgl. Taf. 13.) Die Trojaner hielten diesen furchtbaren Tod für eine Strafe der Göttin. Sie erweiterten das Tor. zogen das Pferd in die Stadt und feierten ein großes Siegesfest. In der Nacht, als alle Trojaner in tiefem Schlafe lagen, stiegen Odysseus und seine Gefährten aus dem Bauche des Pferdes und riefen ihre auf dem Meere harrenden Landsleute durch Feuerzeichen herbei. Troja wurde ein Raub der Flammen; seine Bewohner starben durch das Schwert oder wurden in die Gefangenschaft geführt. Unter den *) Homer gebraucht den Namen Dlnaer, deren König Agamemnon den Oberbefehl hatte, für alle Hellenen. Mit „Danaergeschenk" wird noch heute sprichwörtlich eine gefährliche, unheilbringende Gabe bezeichnet.

10. Alte Geschichte - S. 17

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 17 — seinem Feinde die Füße und zog einen Riemen hindurch. Dann band er ihn an seinen Wagen, schleifte ihn längs des Thores hin und eilte mit ihm über Stock und Stein dem Lager zu. Dort ließ er ihn, mit Blut und Staub bedeckt, den Hunden zum Fraße liegen. Am folgenden Tage kam der alte Vater Hektors zu ihm und bat um den Leichnam seines Sohnes. Nach dem Glauben jener Zeit fand nämlich die Seele des Verstorbenen keine Aufnahme in das Schattenreich, solange er nicht ehrenvoll begraben war. Da ließ Achilles den Leichnam abwaschen und versprach, 11 Tage die Waffen ruhen zu lassen, damit dem gefallenen Helden eine würdige Leichenfeier gehalten werde. — Endlich fiel auch Achilles, von einem Pfeile des Paris getroffen. 5. Das hölzerne Pferd. Bereits 10 Jahre lagen die Griechen vor Troja; aber die Stadt war noch immer nicht erobert. Da ersannen sie eine List. Sie erbauten auf den Rat des schlauen Odysseus ein großes Pferd aus Tannenholz. In dem Bauche des Pferdes versteckten sich die tapfersten Helden. Die andern Griechen brachen die Zelte ab und segelten mit ihren Schiffen nach der nahen Insel Tenedos. Bald darauf kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und fahen mit Verwunderung das gewaltige Pferd. Während sie es anstaunten, brachten trojanische Hirten einen gefangenen Griechen, Sinon, herbei. Dieser hatte sich im Schilfe verborgen gehalten. Als die Trojaner ihn fragten, was das Pferd zu bedeuten habe, sagte er: „Die Griechen schiffen jetzt in ihre Heimat. Das Pferd, ein Geschenk für die Götter, sichert ihre Fahrt. Hättet ihr es in eurer Stadt, so würdet ihr unüberwindlich sein." So sprach der listige Grieche, und die Trojaner glaubten ihm. Laökoon, ein Priester des Apollo, warnte sie, das Pferd in die Stadt zu bringen. Als er aber am Meeresstrande ein Opfer brachte, stieg ein Schlangenpaar aus dem Meere auf und erwürgte ihn mit seinen Söhnen*). Dadurch sicher gemacht, hörten die Trojaner nicht auf feine Stimme. Eiligst machten sie Räder unter den Koloß, banden Stricke daran und zogen ihn jubelnd in die Stadt. Als sie an das Thor kamen, erwies sich das Pferd als zu groß. Sogleich stiegen einige Männer auf die Stadtmauer, rissen einen Teil davon nieder und brachten so das Ungeheuer mit vieler Mühe auf den Marktplatz. 6. Zerstörung Trojas. Dem fröhlichen Tage folgte eine schreckliche Nacht. Als alles im Schlafe lag, öffnete Sinon leise die an dem Leibe des Pferdes verborgene Thür und ließ die Helden heraus. Daun begab er sich mit ihnen zu den Thoren. Die fchlafeudeu Wächter werden getötet und die Thore geöffnet. Draußen warten schon die indessen zurückgekehrten Griechen. Sie dringen haufenweife in die Stadt ein, und Mord und Brand füllt bald ganz Troja. Wer nicht durch das Schwert *) Diese Begebenheit ist in der berühmten „Laökoongruppe" von drei rhodifchen Künstlern dargestellt. Das Bildwerk wurde 1506 in einem Weinberge bei Rom aufgefunden und befindet sich im Vatikan. Kahnmeyer u. Schulze, Geschichte für Knabenschulen, n. 2 Gefangene Troerinnen.

11. Lehrbuch der Geschichte des Altertums für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 201

1903 - Leipzig : Roßberg
— 201 — Streit aus, der den gesürchtetsten Helden der Griechen lange vom Kampfe fernhielt. Als die Trojaner einmal allzu kühn anstürmten, gab Achilles seinem Freunde Patroklus die Erlaubnis, sich am Kampfe zu beteiligen. Aber der tapfere Held wurde von Hektar mit einem Speere durchbohrt. Bei der Kunde hiervon hielt es Achilles nicht länger in seinem Zelte. Voll Wut stürzte er sich auf die Trojaner und trieb sie unter furchtbaren Verlusten zurück. Hektor, der allein im Felde geblieben war, jagte er dreimal um die Stadt. Als derselbe endlich stand hielt, durchbohrte er ihn mit seiner Lanze und schleifte den Leichnam nach den Schiffen. Doch nicht lange konnte sich Achilles seines Sieges freuen. Ein Pfeil, den Paris absandte und den Gott Apollo lenkte, traf ihn an der einzig verwundbaren Stelle seines Körpers, an der Ferse, und machte dem Leben des Jünglings ein Ende. Die herrlichen Waffen des Gefallenen wurden dem klugen Odysseus zugesprochen, zum großen Ärger des starken Ajax, der darüber in Wahnsinn verfiel und sich selbst entleibte. e) Das hölzerne Pferd. Die Griechen lagen bereits zehn Jahre vor Troja, aber die Stadt war noch nicht erobert. Da erschien Phi-loktet mit dem Bogen des Herakles im Lager. Zwar wurden viele Trojaner, unter anderen auch Paris, der Anstifter des Krieges, von den sicher treffenden Pfeilen getötet; aber erst durch die List des Odysseus sollte die Eroberung der Stadt gelingen. Auf seinen Rat bauten die Griechen ein großes Pferd, und die andern Griechen segelten, nachdem sie die Zelte abgebrochen hatten, mit ihren Schiffen nach einer benachbarten Insel. Bald darauf kamen die Trojaner aus der Stadt heraus und sahen mit Verwunderung das große Pferd. Trotz der Warnung eines Apollopriesters zogen sie das Pferd in die Stadt, um es den Göttern zu weihen. In der darauffolgenden Nacht entstiegen dem Pferde eine Anzahl griechischer Helden, die die schlafenden Wächter töteten und die Tore öffneten. f) Zerstörung Trojas. Draußen aber warteten schon die inzwischen zurückgekehrten Griechen. Sie drangen haufenweis in die Stadt ein, und Mord und Brand füllten bald ganz Troja. Priamus fiel am Altare des Zeus, zahllose Gefangene wurden in die Sklaverei abgeführt, darunter Hekuba mit ihren Töchtern; die schönste derselben, Kassandra, welche als Seherin den Fall Trojas geweissagt hatte, fiel Agamemnon als Beute zu. Die Anstifterin des Unheils nahm Mene laus wieder zu sich. Aeneas trug seinen Vater auf den Schultern aus der brennenden Stadt und soll nach Italien geflüchtet sein. 2. Die Rückkehr der Griechen von Troja, a) Agamemnons Ankunft und Tod. Den Zerstörern Trojas war auf ihrer Heimkehr noch großes Elend vorbehalten. Schon beim Einschiffen entstand Streit unter den Anführern über den einzuschlagenden Weg. Darüber trennten sie sich; unaufhörliche Stürme vernichteten die Schiffe; die Hälfte der Mannschaft ertrank. Einige wurden verschlagen und streiften jahrelang

12. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 131

1911 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
131 Dieser war in der Regel so dunkel, daß er verschiedene Deutungen zuließ. In schwierigen Fällen pflegten die Griechen stets ein Orakel um Rat zu fragen, und jeder brachte ein seinem Stande und Vermögen angemessenes Geschenk mit. d. Festspiele. Den Göttern zu Ehren veranstaltete man zu be- stimmten Zeiten Festspiele, zu welchen das Volk von nah und fern herbei- strömte. Besonders berühmt waren die Olympischen Spiele, die alle vier Jahre bei der Stadt Olympia abgehalten wurden, ioier maßen die Griechen ihre Kräfte im Ring- und Faustkampf, im Wettrennen, Speer- und Scheibenwerfen, in der Dicht-, Ton- und Bildhauerkunst. Jedem Sieger wurde ein Kranz von Olivenzweigen aufs Haupt gesetzt, was be den Griechen die höchste Auszeichnung war. Nach den Olympischen Spielen richteten die Griechen ihre Zeitrechnung ein und nannten den Zeitraum von einem Spiele zum andern eine Olympiade. e. Sagen. Die älteste Geschichte der Griechen ist in Dunkel gehüllt; doch erzählt die Sage von großartigen Taten einzelner Helden und des ganzen Volkes, hierher gehören die Sagen von .Herkules, dem größten Helden der Sagenzeit, und die sagenhaften Erzählungen vom Argonauten- zug und dem Trojanischen Krieg. Der Argonautenzug. 1250 v. Chr. Phrixus und Kelle, die Kinder eines griechischen Königs, wurden von ihrer Stiefmutter verfolgt und flohen auf einem Widder mit goldenem Vließ (Fell) über das Meer nach Kolchis (am Schwarzen Meere). Kelle fiel herab und ertrank im Meere; die Stelle bekam den Namen Kellespo nt, d. h. Meer der Kelle. Phrixus aber kam glücklich nach Kolchis, wo er den Widder dem Gotte Zeus opferte und das Fell in einem hl. Kaine aufhängte. Am diesen kostbaren Schatz zu erlangen, unternahmen 50 tapfere griechische Kelden (darunter Kerkules und der Sänger Orpheus) unter Führung des Jason auf dem Schiffe Argo einen Zug nach Kolchis. Mit Kilse der zauberkundigen Königstochter Medea gelangte Jason in den Besitz des Felles und erreichte nach langer Fahrt glücklich die Keimat wieder. Der Trojanische Krieg. 1200 v. Chr. Paris, ein Sohn des Königs von Troja, entführte Kelena, die Gemahlin des Königs Menelaos in Sparta, und brachte sic nach Troja. Daraus unternahmen die Griechen aus 1200 Schiffen einen Kriegszug nach Troja, an dem sich die tapfersten Kelden (Achilles, Odysseus u. a.) beteiligten. Aber erst nach zehnjähriger Belagerung konnten sie die Stadt erobern, und zwar durch eine List. Auf den Rat des schlauen Odysseus erbauten die Griechen ein großes hölzernes Pferd, worin sich mehrere Kelden versteckten, während sich das übrige Leer mit der Flotte hinter eine Insel zurückzog. Jetzt kamen die Trojaner aus der Stadt und betrachteten das wunderbare Pferd. Ein Grieche, welcher ab- sichtlich zurückgelassen worden war, erzählte ihnen, die Griechen seien in die Keimat zurückgekehrt und hätten das Pferd als Geschenk für die Götter zurückgelassen. Wenn es den Trojanern gelänge, es in die Stadt zu bringen, so würde diese unüberwindlich und glücklich sein. Die Trojaner ließen sich täuschen, rissen das nächste Stadttor nieder, zogen das Pferd in die Stadt und feierten ein Freudenfest. Als sie sich aber zur Ruhe begeben halten, stiegen die Kelden aus dem Pferde, öffneten die Tore der Stadt, und diese wurde nun von den inzwischen wieder zurückgekehrten Griechen voll- ständig zerstört. Menelaos führte Kelena wieder nach Sparta zurück; aber die tapfersten unter den griechischen Leiden hatten den Tod gefunden. 144. Lykurg und Solon. a. Unter den griechischen Städten waren Sparta und Athen lange Zeit die mächtigsten. Den Grund zu ihrer Blüte legten ausgezeichnete Gesetze. Die Spartaner erhielten ihre Gesetze um 800 v. Chr. durch den 9*

13. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 117

1905 - Delmenhorst : Horstmann
117 betete man zu ihnen und brachte ihnen Fleisch und Früchte als Opfer dar. Priester und auch Priefterinnen, durch deren Mund nach dem Volksglauben die Götter redeten, verkündeten deren Willen; doch waren solche Aussprüche, Orakel genannt, stets zweideutig. Zu Ehren der Götter wurden auch große Feste und Spiele veranstaltet, zu denen man von weither zusammenkam. (Die Olympischen und Korinthischen Spiele). 3. Kunst und Wissenschaft. Die Griechen und ganz besonders die Athener haben Hervorragendes in Kirnst und Wissenschaft geleistet. Ueberall zeigten sie ein tiefes Gefühl für alles Schöne, und darum suchten und pflegten sie es. Dichtkunst, Gesang, Musik, Tauz, Bau-und Bildhauerkunst kamen in Griechenland zu hoher Blüte und sind uns noch jetzt musterhafte Vorbilder. 4. Griechische Staaten. Die Griechen waren zwar ein Volk mit gemeinschaftlicher Sprache und Religion, doch bestanden im Lande mehrere Staaten, die von Königen aus berühmten Heldengeschlechtern, die den Göttern verwandt waren (Heroen), regiert wurden. 6. Die Sage vom trojanischen Kriege. 1. Veranlassung. Paris, der Sohn des Königs Priamns von Troja, .kam nach Sparta in Griechenland und entführte die Gemahlin des Königs Menelaus, uameus Helena. Um solches Unrecht zu rächen, vereinigten sich die Helden Griechenlands zu einem großen Kriegszuge gegen Troja. Der Anführer war Agamemnon, Menelaus' Bruder. Neun Jahre laug belagerten sie Troja, konnten aber die Stadt nicht erobern. 2. Das hölzerne Pferd. Da erbauten sie auf den Rat des schlauen Königs Odysseus eiu großes hölzernes Pferd, ' in dem sich 13 tapfere Männer verbargen. Die übrigen verbrannten die Zelte und Lagergeräte und segelten fort. Bei der Insel Tenedos gingen sie vor Anker. Als die Trojaner den Abzug der Feinde gewahrten, kamen sie aus der Stadt heraus und fanden das Pferd. Als sie noch berieten, was sie damit machen sollten, wurde ein zurückgebliebener Grieche herbeigebracht, den man im Schilf am Ufer ergriffen hatte. Man fragte ihn, zu welchem Zwecke das Pferd erbaut sei. Der Schlaue verstellte sich, weinte und tat, als ob er es nicht sagen dürfe. Zuletzt sprach er: „Ein Priester gebot uns, das Pferd zu bauen, damit unsere Heimfahrt glücklich sei. Es ist so groß gemacht, damit ihr es nicht in eure Stadt bringen könnt; kommt es hinein, so wird niemand sie besiegen können." Kaum hatten die Trojaner solches vernommen, so machten sie Räder unter das Pferd und zogen es nach der Stadt. Da das Stadtor zu klein war, so wurde ein Teil der Stadtmauer abgebrochen und dann das seltsame Ding unter Jubel in die Stadt gezogen, wo man in der Freude sich dem Weine im Uebermaß ergab. Am Abend lag ganz Troja im tiefsten Schlummer. 3. Untergang Trojas. Jetzt eilte Siuon — so hieß der Grieche — an den Strand und gab der Flotte durch eine brennende Fackel ein Zeichen zur Rückkehr. Darauf öffnete er eine verborgene Tür am Bauche des

14. Theil 1 - S. 58

1827 - Breslau : Max
58 Stadt gezogen werde. Jung und alt, Mann und Weib spannte sich vor, und da die Thore zu niedrig waren, wurde die Mauer niedergeworfen, und so hielt das unheilbringende Pferd seinen Einzug. Endlich, nach zehn Jahren zum ersten Male, über- ließen sich die Trojaner der sorglosen Freude; sie schwelgten bis in die Nacht hinein, und legten sich dann ermüdet zu Bette. Als nun die Griechen, die in dem Pferde verborgen waren, merkten, daß Alles stille war, öffneten sie die versteckte Thüre, und das Pferd entlud sich seiner Eingeweide. Rasch sielen sie über die Schlafenden her, und stießen nieder, wen das Schwerdt erreichte, wahrend die übrigen Griechen, die sich indessen der Stadt genähert hatten, zu den Thoren hineinströmten, und Mord und Feuer->zdurch alle Lheile der Stadt verbreiteten. Die königl. Burg wurde gestürmt, und Priamos- der sich mit seinem Weibe und allen ihm noch übrigen Kindern zu dem Altar gefluchter hatte, hier von Achilleus wildem Sohne, Neoptolem, bei den grauen Haaren gefaßt, und erstochen. Mit ihm siel sein ganzer Stamm. Aus der Stadt entkamen nur Wenige; unter diesen der tapfre Troerfürst Aeneas. Mir Mühe rettete er sich und seinen kleinen Sohn As kan, den alten Vater Anchises auf den Schultern tragend. Er schiffte dann nach Westen, ge- langte nach vielen Schicksalen nach Italien, und baute sich in der Gegend des nachmaligen Noms an. Nachdem Troja der Erde gleich gemacht, und jede Rache gekühlt war, dachten die aus dem Kriege übriggebliebenen Hel- den auf den Rückweg in ihr Vaterland. Jeder folgte aber dabei seinem eigenen Kopfe, und so kamen sie denn zum Theil erst nach vielen sonderbaren Schicksalen nach Hause. Keiner erlebte aber dabei so viele Abenteuer als Ulysses oder Odysseus, der König von Jthaka. Von seinen Irrfahrten handelt die ganze Odyssee. So anziehend auch die Erzählung davon ist, so kann hier doch nur Einiges davon gleichsam als Probe gegeben werden. Einmal kam er nach Sicilien. Hier wohnten damals furcht- bare Riesen, Cyklopen genannt. Statt zweier Augen hatte Jeder nur eins, welches mitten auf der Stirne blitzte. Odysseus nahm zwölf der tapfersten Gefährten, mit denen er ins Land bineinging, wo er eine große Höhle fand. Sie traten ein, sa- hen große Stalle für Schafe und Ziegen, und ringsum standen

15. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 5

1873 - Heilbronn : Scheurlen
Trojanischer Krieg. Homer. 5 zurückgelassenen Philoktetes, welcher Herakles Pfeile hatte, herbei, und dieser erschoß damit Paris. Odysseus raubte nebst Diomedes mitten aus der Stadt Ilion das sogenannte Palladium und entschied endlich durch seine unerschöpfliche List, indem er ein mit Bewaffneten angefülltes hölzernes Pferd durch die Trojaner selbst in die Stadt hineinzubringen wußte, die Eroberung derselben. Troja wurde zerstört, Priamus und seine Söhne getödtet, seine Gattin Hekuba, seine Tochter Kassandra, die Unglücksprophetin, seines Hektors Gattin, Andromache, in die Sklaverei geführt, feine Tochter Polyxena, mit welcher Achilles sich hatte vermählen wollen, von Neoptolemus auf seines Vaters Grab erstochen. Auf ihrer Rückreise hatten viele Helden ein schlimmes Schicksal, das merkwürdigste Odysseus. Dieser irrte 10 Jahre lang auf Meeren und Inseln unter mancherlei Abenteuern und Gefahren umher, kam endlich wieder zu seiner treuen Gattin Penelope und seinem Sohn Tele-machus nach Ithaka und erschlug die übermüthigen Freier, die indessen seiner Gattin und seinen Gütern so unverschämt zugesetzt hatten. Menelaus nahm seine Gattin Helena wieder nach Sparta. Von den Trojanern rettete sich nur eine kleine Schar unter dem tapferen und frommen Aneas, des An-chises Sohn, kam nach Latium in Italien und gründete sich dort eine neue Heimat, eine Sage, welche besonders von dem römischen Dichter Virgil ausgeschmückt und mit der etwa drei Jahrhunderte später lebenden Königin Dido von Karthago in Verbindung gebracht worden ist. §• 4. Homer. 1000. Über die näheren Lebensumstände des großen epischen Dichters Homer, welcher in seiner Ilias dis Kämpfe vor Troja im Zeitraum von 51 Tagen (im zehnten Jahre des trojanischen Krieges) und in seiner Odyssee die Abenteuer des Odysseus, in den letzten 40 Tagen seiner Heimreise von Troja nach Ithaka besingt, (die früheren verflicht er als Erzählungen des Odysseus selbst in die Dichtung), wissen wir nichts bestimmtes. Um die Ehre, ihn zum Mitbürger zu haben, stritten sich sieben Städte: Smyrna, Rhodus, Kolophon, Salamis, Jos (Chios), Argos, Athen; am allgemeinsten verbreitet war die Ansicht, daß Smyrna Homers Vaterstadt sei. Seine Gedichte waren in Griechenland die Grundlage aller höheren Bildung, aller Kunst und Wissenschaft, und mit Recht sagt der griechische Geschichtschreiber Herodot (geb. zu Halikarnassus 484), daß Homer und Hesiod (100 Jahre nach Homer in Böo-tien geboren) den Griechen ihre Götter gemacht haben. Diese Gedichte wurden, da damals die Schreibekunst noch nicht in Anwendung war, anfangs von Mund zu Mund fortgepflanzt und von herumziehenden Sängern oder Rhapsoden einzelne Theile derselben aus dem Gedächtniß vorgetragen. Es gab besondere Sängerinnungen, di^Homeriden, von denen die auf Chios am berühmtesten war, welche sich zur Pflicht machten, die homerischen Gedichte zu erhalten und zu verbreiten. Daß aber bei dieser Art der Verbreitung die Gedichte vor Änderungen und Einschiebungen nicht sicher waren, liegt auf der Hand. Daher hat sich Pisistratus in Athen im Verein mit mehreren Dichtern ein großes Verdienst erworben, indem er die einzelnen Stücke der Ilias und Odyssee wieder zu einem Ganzen vereinigen ließ. In dieser Fassung wurden sie vollständig und im Zusammenhang von den Rhapsoden an den Panathenäen vorgetragen. Als die vornehmsten griechischen Gottheiten, welche später auch von den

16. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 32

1887 - Hannover : Meyer
32 14. Der trojanische Krieg (Schluß). gaben sich auf die Schiffe, fuhren aber nur bis nach der nahen Insel Tenedos. Als die Trojaner den Rauch von dem Lager in die Luft steigen sahen und auch kein feindliches Schiff mehr erblickten, strömten sie voll Freuden aus der Stadt, um die verlassene Lagerstätte zu besehen. Dort fanden sie das hölzerne Roß. Einige rieten, es zu verbrennen; andere wollten es in die Stadt schaffen. Während sie stritten, trat der Priester Laokoon in ihre Mitte und sprach: „Unselige, traut dem Pferde nicht! Meint ihr, eine Gabe der Griechen berge keinen Betrng? Kennt ihr den listigen Odyssens so wenig?" Dabei schlenderte er eine Lanze gegen den Bauch des Rosses, und es ertönte aus dem Innern wie leises Waffeugeklirr. Aber die Trojaner blieben verblendet, und ein besonderer Vorfall bestärkte sie in ihrem Wahn. Laokoon hatte sich zum Opfer an den Meeresstrand begeben; da kamen zwei große Schlangen von Tenedos herübergeschwommen und erwürgten ihn samt seinen beiden Söhnen. Nun waren die Trojaner gewiß, Laokoon habe gefrevelt und sei dafür von den Göttern gestraft worden. ^Inzwischen brachten trojanische Hirten einen Griechen herbei, den sie im Schilfe des Ufers gefangen hatten. Sinon hieß er. „Jetzt bekenne", hieß es, „was ist es mit dem Pferde?" Das eben hatte der Arglistige gewünscht; denn er war von seinen Landsleuten zurückgelassen, um die Trojaner zu täuschen. „Ach nein", jammerte er, „das kann und dars ich nicht sagen; lieber tötet mich aus der Stelle!" Um so neugieriger wurden die Trojaner. Endlich gab Sinon mit erheucheltem Wiberstreben ihren Bitten und Drohungen nach. „So hört benn!" rief er. „Die Griechen schiffen jetzt nach Hause. Sie fürchteten aber, daß der Zorn der Pallas Athene, der beleidigten Schutzgöttin eurer Stadt, ihnen auf der Heimfahrt verderblich werden möchte; deshalb haben sie ihr auf den Rat des Priesters dieses Sühnegefchenk geweiht. Dabei ängstigte sie nur der Gedanke, daß das Pserd in eure Stadt gelangen könne; denn in diesem Falle wirb Troja nach bern Ausspruche des Priesters unüberwindlich sein und ringsum die Völker beherrschen. Um dem vorzubeugen, haben sie eben das Roß so groß gebaut, daß es nicht durch eure Thore geht." So sprach der listige Grieche, und die Trojaner glaubten seinen lügnerischen Worten. Eiligst brachten sie Räder unter dem Pserde an, rissen das Thor und einen Theil der Stadtmauer nieder und zogen jubelnd das Roß durch die Lücke bis nach der Burg. Dann überließen sich alle der Freude bei Schmaus und Gelag; durch die ganze Stadt erscholl Musik und Gesang, und von Wonne und Wein berauscht, sanken zuletzt die Trojaner in einen tiefen Schlaf. 2. Trojas Fall. Schrecklich sollte diese Nacht für die ahnungslose Stadt werden; denn Trojas letzte Stunde war gekommen’ Als alles schlummerte, lies Sinon ans Meer und gab durch eine brennende Fackel den Griechen, die sich heimlich wieder dem Strande genähert hatten, das verabredete Zeichen. Hierauf schleicht er nach dem Pferde, öffnet die Thür, und heraus ans dem finstern Bauche steigen bte geharnischten Helden. Sie gehen nach den Thoren, erstechen die schlaftrunkenen Wächter und öffnen. Mit wildem Kriegsgeschrei dringen nun die Scharen der Griechen in die wehrlose Stadt. Zu spät bemerken die Trojaner den Verrat und raffen sich auf

17. Erzählungen aus der Sagenwelt des klassischen Altertums und aus der ältesten Geschichte der Griechen und Römer - S. 24

1913 - Leipzig : Teubner
24 A. Griechische Sagen vor den Augen der Trojaner verbarg. Als diese die Griechen abfahren sahen, strömten sie voll ^zubel zu den Toren der Stadt hinaus und meinten, jetzt sei der lange Krieg endlich zu Ende. Mit Erstaunen sahen sie an der Stelle des griechischen Lagers das große hölzerne Pferd stehen. L ao ko o n, ein Priester Apollos, riet seinen Landsleuten, das Roß zu zerstören, und stieß mit einer Lanze gegen die Seite des Holz-tieres, um ihnen zu zeigen, daß es hohl wäre und Feinde darin verborgen sein könnten. Aber ein listiger Grieche, der sich absichtlich schlecht versteckt und von den Troern hatte fangen lassen, betörte sie mit schlauen Reden. Er sagte, wenn sie das Pferd in die Stadt zögen, würden sie die Göttin Athene, der es die Griechen geweiht hätten, endlich versöhnen. Zerstörten sie es aber, so würde die erzürnte Göttin gewiß die Griechen wieder zur Umkehr bewegen und Troja ihnen doch noch erliegen. Da kamen plötzlich aus dem Meere zwei Schlangen hervor und umringelten die beiden Söhne des Priesters Laokoon, und als er ihnen zu Hilfe eilte, erstickten sie auch den Vater in furchtbarer Umschlingung. Jetzt meinten aber die Trojaner, dies wäre die Strafe der Götter für Lao-foon, weil er sie zur Zerstörung des Rosses ausgefordert hätte, und schenkten dem schlauen Betrüger vollen Glauben. Voll Freude zogen sie das hölzerne Ungeheuer in die Stadt und legten sogar ein Stück Mauer nieder, da das Tor zu eng war. $erxil!ja89anfl Nachts aber, als ganz Troja sich sorglosem Schlummer überließ, schlich sich der verräterische Grieche zum Pferd und befreite die versteckten Helden. Sie riefen durch Feuerzeichen die Flotte herbei und öffneten nach Ermordung der schlaftrunkenen Wachtposten den wieder gelandeten Griechen die Tore. Nun überfielen die eingedrungenen Feinde die fast wehrlosen und entsetzten Trojaner. Bald stand die Stadt in flammen. In schrecklichem Tlntbade wurden Priamns und die meisten Trojaner erschlagen, und nur wenigen gelang es, sich durch schnelle Flucht zu retten. Von all den berühmten Helden entkam nur Äneas aus dem allgemeinen Verderben. Die Frauen schleppte man auf die Schiffe, um sie teils als Gattinnen teils als Sklavinnen nach . der Heimat zu bringen. Jubelnd fuhren die Griechen ab, aber manch einer fand auf der Fahrt den Tod; manchen erwartete zu Haus tückisches Verderben, und mancher sah erst nach langer Irrfahrt die Heimat wieder. 6) Odysseus' Heimkehr. Abfahrt. Ant spätesten von all den Helden, die vor Troja gekämpft hatten, war dem listenreichen Odysseus die Heimkehr beschieden. Auf zwölf

18. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 31

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 31 — in welchem der sieggewohnte Troer erlag. Achilles selbst fand bald darauf den Tod durch die Hinterlist des Paris. Mit Hektor hatte die Stadt ihren Hort verloren, doch fiel sie nur durch List. Auf den Rat des schlauen Odysseus (Ulixes), des Königs von Jthaka, bauten die Griechen ein riesengroßes hölzernes Pferd, in dessen hohlem Bauche sich die erprobten Helden verbargen, während die übrigen auf ihre Schiffe zurückkehrten und nach der nahegelegenen Insel Tenedos absegelten. Den neugierig aus der Stadt herbeieilenden Trojanern erzählte ein im Schilfe versteckter Grieche mit schlauer Hinterlist, wie die Griechen das Pferd erbaut hätten, um die zürnende Göttin Minerva zu versöhnen, und wie sie nur deshalb ihm die riesenmäßige Gestalt gegeben, damit es den Trojanern unmöglich sei, es in die Stadt zu bringen, für die es ein unüberwindlicher Hort sein würde. Unbekümmert um die Warnungen des Priesters Laokoon, der Betrug und Arglist ahnte, zogen die Trojaner das Riesenpferd durch die rasch geöffneten Mauern in ihre Stadt und gaben sich seit langen Jahren zum erstenmal wieder sorglos dem Schlafe hin. Die in dem Innern des Pferdes befindlichen Griechen verließen ihr Versteck und öffneten ihren in der Stille der Nacht zurückgekehrten Brüdern die Tore der Stadt. Furchtbar wütete der Griechen Schwert unter der überraschten Bevölkerung; nur Äneas, der Sohn des trojanischen Fürsten Anchises, entrann mit seiner Familie und 300 Trojanern dem allgemeinen Blutbad. An der unglücklichen Stadt erfüllte sich, was die Seherin Kassandra, Priamos' schöne Tochter, längst vorherverkündet: sie wurde ein Raub der Flammen, und nichts blieb Übrig von ihrer Herrlichkeit. Der trojanische Krieg ist dichterisch verherrlicht worden von Homer in seiner Jliade, die mit Hektars Leichenfeier abschließt, und von Vergil in seiner Äneide, die den Untergang der Stadt schildert. Übrigens haben die Ausgrabungen des Altertumsforschers Schliemaun den Beweis erbracht, daß eine Stadt Troja wirklich durch Feuer zerstört wurde. Heimfahrt der Helden. Nach der Zerstörung Trojas kehrten die Griechen in ihre Heimat zurück; doch nur wenigen der überlebenden Fürsten war es beschiedeu, ruhig auf dem väterlichen Erbe zu altern, an dem lang entbehrten häuslichen Herde im Kreise der Ihrigen sich des errungenen Sieges zu freuen und lauschenden Kindern und Enkeln zu erzählen von der Helden Streit und Untergang: viele litten Schiffbruch; andere wurden in unbekannte Gewässer verschlagen und erreichten erst nach langjährigen gefahr- und mühevollen Irrfahrten die heimatliche Küste. Dieses Los traf den Odysseus, den der zürnende Meergott Poseidon zehn Jahre lang von seiner heimatlichen Insel Jthaka, seiner treuen Gattin Penelope und seinem Sohne Telemach fernhielt. Von seinen wunderbaren, an Abenteuern reichen Irrfahrten, bei denen er zu den furchtbaren Cyklopen, einäugigen Riesen im fernen Westen, und zum Eiland der Zauberin Circe

19. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 53

1878 - Danzig : Gruihn
Der trojanische Krieg. — Aeneas. 53 zogen sich zurück. Voll Freuden kamen die Trojaner herbei, und indem sie das Wunderroß anstaunten, beriethen sie darüber, ob sie es in die See werfen oder verbrennen sollten. Denen im Bauche des Pferdes wurde bei solchen Reden ganz unheimlich zu Muthe. Ein trojanischer Priester sprach warnend: „Memt ihr, eine Gabe der Griechen verberge keinen Betrug? Trauet dem Thiere nicht!" Mit diesen Worten stieß er eine eiserne Lanze hinein, und aus der Tiefe ertönte ein Widerhall, wie aus einer Kellerhöhle. Während dies vorging kam der schlaue Grieche herbei, und spielte seine falsche Rolle, und alle glaubten dem Heuchler, welcher sprach: „Dieses Pferd ist ein Weihegeschenk für die Göttin Athene und ist deshalb so groß gebaut, damit ihr Trojaner es nicht durch eure Thore in die Stadt bringen könnt; denn diejenige Stadt, in welcher sich dieses Roß befindet, ist unbesiegbar". Eroberung Trojas. Darauf rissen die Trojaner ein Stück der Mauer ihrer Stadt nieder, um dem unheilvollen Gaste den Weg zu bahnen; sie fügten Rüder an die Füße des Roßes, und zogen es jubelnd in ihre heilige Burg, nicht achtend auf die Warnungen der Seherin Kassandra. Die Trojaner überließen sich die halbe Nacht hindurch der Freude bei Schmaus und Gelage. Unterdessen schlich sich jener Betrüger zu den Thoren und ließ als verabredetes Zeichen eine lodernde Fackel in die Lüfte wehen; dann pochte er leise an den hohlen Bauch des Pferdes, und die Griechen kamen geräuschlos zum Vorschein. Mit gezückten Schwertern verbreiteten sie sich m die Häuser der Stadt, und ein gräßliches Gemetzel entstand unter den schlaftrunkenen und berauschten Trojanern. Feuerbrände wurden in ihre Wohnungen geschleudert, und bald loderten die Dächer über ihren Häuptern. Zu gleicher Zeit stürmten die andern Griechen in die Stadt, die sich mit Trümmern und Leichnamen anfüllte. Die Griechen bemächtigten sich uner-meßlicher Schätze und schleppten die Weiber und Kinder an den Strand des Meeres. Menelaus führte feine Gemahlin Helena weg. Priamus und feine Söhne wurden niedergestoßen. Die Königin nebst ihren Töchtern, wie auch die edle Andromache, wurden als Sklavinnen unter die Sieger vertheilt. Troja selbst machte man dem Erdboden gleich. Nach (Saffian, Schwab, Becker u. a. 30. Aeneas. Aeneas rettet die Seinen. Nach der Zerstörung Trojas gelang es nur wenigen Bewohnern, auf ihre Schiffe zu fliehen.' Unter ihnen war auch der tapfere Fürst Aeneas. Trotz aller ferner Anstrengung, die Stadt zu retten, sah er doch nach verzweifeltem Kampfe die Unmöglichkeit ein, und dachte nun erst an feine eigene Sicherheit. Er eilte nach feiner Wohnung, wo er zunächst feinen Vater Anchifes fand. Dieser aber weigerte steh, die Vaterstadt zu verlassen und sprach: „Ihr, die ihr jung seid, flieht! Mich alten Mann aber laßt hier ruhig sterben. Ich führe ja ohnedies ein elendes Leben, seitdem mich Zeus durch feinen Blitzstrahl gelähmt hat". Alle Bitten der ©einigen konnten den Sinn des Alten nicht wankend machen. „Gut!" rief Aeneas, „so will ich auch nicht fliehen; so will ich mich wieder tu die Schlacht stürzen, bis ich den Tod finde, während ihr, meine Geliebten, hier in der Wohnung ermordet werdet!" Rasch w äffn et er sich wieder und will forteilen; da schlingt sich feine Gattin Hreusa um ferne Füße, reicht ihm den kleinen Asfanius und ruft: „Wenn Ju zu sterben enteilst, so nimm auch uns mit". Laut jammerte sie, als sich plötzlich ein Wunder zeigte. Auf dem Haupte des Askanius sah man eine Helle Flamme, die ihm kein Haar verletzte. Voll Schrecken löschte man

20. Ferdinand Hirts neues Realienbuch - S. 11

1911 - Breslau : Hirt
Alte Geschichte. 11 Schätzen nach Troja. Da ergrirnlnte Menelaus sehr urrd forderte alle Könige der Griechen zu einem gemeinsamen Kriegszuge gegen Troja auf. Viele Fürsten folgten seinem Rufe; denn der Raub der Königin galt als Schmach für ganz Griechenland. Bald lagen im Hafen von Aulis 1200 Schiffe zur Über- fahrt bereit, und gegen 100 000 Krieger brannten vor Kampfbegier. Zum Anführer wurde der Bruder des Menelaus, der starke und mächtige König Agamemnon, gewählt. Unter den andern Heerführern ragten besonders her- vor: der unbezwingliche Achilles, der tapfere Ajax, der stürmische Diomedes, der alte und erfahrene Nestor und der kluge und listige Odysseus. Lange wartete man vergebens auf günstigen Wind zur Abfahrt. Ein Seher verkündigte, Agamemnon hätte die Göttin Artemis erzürnt, und ihr Zorn könnte nur da- durch besänftigt werden, daß er ihr seine Tochter Iphigenie opferte. Der König war bereit dazu. Als jedoch seine Tochter vor dem Opferaltar stand, wurde sie von der Göttin selbst gerettet und in einer Wolke entführt. Bald darauf erhob sich ein günstiger Wind, und die große Flotte erreichte glücklich die Küste von Troja. b) Die Kämpfe vor Troja. Zehn Jahre dauerte der erbitterte Kampf; denn Troja war von starken Mauern mit festen Türmen umgeben und wurde unter Anführung des heldenmütigen Königssohnes He kt or tapfer verteidigt. Das Kriegsglück schwankte hin und her. Über die Kämpfe im letzten Jahre bat der griechische Dichter Homer in seiner Ilias ausführlich berichtet. Achilles zog sich vom Kampfe zurück, weil er meinte, Agamemnon hätte ihn beleidigt. Nun drangen die Trojaner vor, erstürmten das Lager der Griechen und wollten ihre Schiffe verruchten. Achilles sandte seinen Freund Patroklus mit seiner eigenen Rüstung in den Kampf. Die Griechen siegten und verfolgten die Feinde bis an die Mauern ihrer Stadt. Hier fiel jedoch Patroklus, von Hektars Lanze durchbohrt. Da ergrimmte Achilles sehr und erschlug in heißem Kampf viele Feinde. Am Abend traf er Hektor, verfolgte ihn lange Zeit und durchbohrte ihn zuletzt mit seinen: Speer. Dann schleifte er den Leichnam des Erschlagenen hinter seinem Wagen dreimal nur die Mauern der Stadt und ließ ihn unbestattet liegen. In der Nacht kam Priamus heimlich mit vielen Schätzen in sein Zelt und bat fußfällig um den Leichnam feines Sohnes, bis er erhört wurde. Hier endet der Bericht des Homer. Über die weiteren Begebenheiten berichten andre Dichter. Ms der Friede nahe war, wurde Achilles von Paris verräterisch durch einer: Pfeilschuß getötet, und ein neuer Kampf begann. e) Die Zerstörung Trojas. Was den Griechen mit Gewalt nicht gelungen roar, erreichten sie durch List. Auf den Rat des Odysseus erbauten sie em großes hölzernes Pferd. In den Bauch desselben stiegen Odysseus, Menelaus und andre Helden. Darauf eilten die Griechen auf ihre Schiffe, fuhren scheinbar ab urrd ließen das Pferd auf den: Schlachtfelde stehen. Die Trojaner glaubten der Aussage eines Überläufers, daß das Pferd ihnen Glück bringen würde, und zogen es im Triumph in die Stadt. In der Nacht stiegen die griechischen Helden aus ihrem Versteck heraus uno öffneten die Tore. Darauf drang das Heer der Griechen in die Stadt und zerstörte sie. Nur wenige Trojaner retteten sich durch die Flucht; die andern fanden ihren Tod, darunter auch Priamus mit allen seinen Söhnen. Die Frauen wurden gefangengenommen und als Sklavinnen unter die Sieger verteilt. Die befreite Helena zog ni't ihrem Gemahl in ihre Heimat. ck) Die Rückkehr der Griechen. Die griechischen Helden konnten nicht einig werden über den Weg, den sie nach ihrer Heimat einschlagen sollten, so