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1. Geschichte der neuesten Revolution - S. 69

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
69 leicht zu revolutionären Krawallen und Putschen mißbrau- chen. Was in Paris vorgekommen war, wollte man auch in Berlin nachäffcn. So tauchte überall die blaue und grüne Bluse als Demokratentracht auf. Später galt der lange Kinnbart, der graue runde, an der Seite aufgeklappte Hut oder auch der schwarze Kalabreserhut als Hauptabzci- chen eines demokratischen Parteigenossen. Die unterste Schicht der berliner Demokratie bildeten die Erdarbeiter, unter welchen wiederum die s. g. Rebberg er eine beson- dere Rolle spielten. Diese Leute, welche bei der Abtragung der Rehberge eine Meile von Berlin auf Kosten des berli- ner Magistrats für einen sehr guten Tagelohn beschäftigt wurden, trugen runde gelbe Strohhüte, an welchen eine rothe oder gelbe Hahnenfeder prangte, und hatten ein ver- wegenes und abentheuerliches Ansehen. Draußen auf den Rehbergen führten sie ein wahres Schlaraffenleben und ver- zehrten ihr Tagelohn mit Prassen und unter politischen Geschwätzen. Von Zeit zu Zeit erschienen unter ihnen de- mokratische Emissäre aus der Hauptstadt, die sie bald zu dieser bald zu jener Demonstration, wozu man ihres dro- henden Erscheinens in der Stadt bedurfte, zu bewegen such- ten. Dann sah man diese „Rehberger" in geordneten Ko- lonnen, einen Fahnenträger voran, in die Stadt einmar- schiren; einige Mal brachten sie auch, um Schrecken zu er- regen, ihre Aerte mit. Kommunistische Wühler brachten ihnen auch Geschmack an fremdem Eigenthum bei. An die Rehberger reihten sich d.ie Maschinenbauer und Eisenarbeiter, die sich mit stolzem Sclbstbewußtsein in einem Maueranschlage als die „Säulen der Demokratie" bezeichneten. Inzwischen war, fast gleichzeitig mit dem deutschen Na- tionalparlament zu Frankfurt a. M., in Berlin die Ver- sammlung zur Vereinbarung einer neuen Verfassung zwi- schen dem König und dem Volke, die sich auch bald den Namen „preußische Nationalversammlung beilegte", zusam- mengetreten. Aber auch diese Versammlung entsprach kei- neswegs den Hoffnungen, welche man auf sie gesetzt hatte, und zerfiel in mehrere feindselige Parteien, welche sich ge- genseitig hinderten und das Vorschrciten zu einem gedeih- lichen Ziele unmöglich machten. Dieselbe Uneinigkeit zeigte sich unter den verschiedenen Schichten der Bevölkerung in der Hauptstadt und anderwärts. So stürmten die Arbeiter, weil ihnen die Bewaffnung in der Bürgcrwehr bis jetzt noch versagt war, kurz nach dem Zusammentritt der National

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1. Bd. 1 - S. 710

1835 - Eisleben : Reichardt
710 Deutsch land. daß Wasskr sammelt. Dreser Damm besteht aus mächtigen, mit eisernen Klammern verbundenen Granitblöcken, mit Granilsand und Moos ausgefüllt, ist 60 F. hoch und 325 F. lang und hat unten 78, oben 59 Fuß im Durchmesser. Das hinter diesem Damme sich sammelnde Wasser bildet einen 480 F. breiten, 5200 Fuß langen und 60 F. tiefen Teich, der ein volles halbes Jahr die für den Andreasberger Bergbau nöthigen Wasser liefert, und wenn auch in der Zeit kein Tropfen hinzu liefe. Der Ausfluß des Oderteichs geht als Rehberger Graben, 2 Stunden weit nach Andreasberg. Das überflüßige Wasser, was der Rehberger Graben nicht abführt, stürzt durch eine Vertiefung des Dammes, 20 Fuß breit, in das alte Bette der Oder und bildet hier einen über 60 Fuß hohen Wasserfall, indem es über ungeheure Granit- massen brausend in ein weites Bassin und aus diesem in das wilde Thal hinab fallt, wo eine fürchterliche Verwüstung und Wildheit herrscht, und ganze Berge von Granitblöcken sich auf- thürmen, über und zwischen welchen brüllend und schaumend das Wasser hinweg eilt. Der Brocken, der höchste Berg des ganzen Harzes, 3500 Fuß über der Flache der Ostsee erhaben, liegt in der Preußischen Grafschaft Wernigerode, und hat auf seiner Oberflache l Stunde im Umkreise und 1200 bis 1500 F. im Durchmesser; an seiner Grundfläche aber 1 M. in der Lange und £ M. in der Breite. Der Gipfel besteht aus einer kahlen, runden Flache mit einem moorigen Boden und ist so wie an den Abhangen mit unförmli- chen Granitblöcken bedeckt, von welchen 2 der größten der Hexen- altar und die Teufelskanzel heißen. Die Aussicht von die- ser Höhe ist groß und weit, besonders nach den ausgedehnten Ebe- nen Norddcutschlands, die an seinem nördlichen Fuße beginnen, wo es sich schwer bestimmen laßt, wie weit das Auge reicht. Ge- wöhnlich schwimmt, selbst beim heitersten Wetter, der entferntere Horizont in einem Nebel, welcher den Lichtkreis des Gesichts ver- dunkelt und die Granzscheide des Himmels und der Erde unkennt- lich macht. Wer schöne, malerische Landschaften vom Brocken zu erblicken hofft, wird sich getauscht finden; dazu steht man viel zu hoch, dazu erscheint alles zu klein, und ist viel zu entfernt vom Beobachter. Aber eben darin besteht das Eigenthümliche dieses Umsichtspunkts, daß man hier nicht, wie auf andern Bergen, eine schöne Landschaft nahe vor sich hat, sondern über'alles um sich her erhaben ist, ringsum durch nichts im Sehen gehindert wird, eine ungeheure Flache Land und Gebirge überblickt, die gleich einer Landkarte ausgebreitet ist, und ein natürliches Pano- rama genannt werden kann. Man übersieht ringsum eine Flache der Erde, 17^ Meile weit, und soll an 300 Städte und Dörfer, theils mit, theils ohne Fernrohr erkennen; z. B. Wernigerode, Halberstadt, Quedlinburg, Magdeburg und die Elbe, Burg, Bran-

2. Mittelstufe - S. 81

1903 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ii. Erdkunde Heimatkunde von Berlin und der Mark Brandenburg. I. Berlin. 1. Berlin, die Hauptstadt Preußens und des Deutschen Reiches, liegt fast in der Mitte der Mark Brandenburg zu beiden Seiten der Spree. Diese durchfließt hier ein Tal, das ungefähr 51 /2 km breit ist und von Osten nach Westen verläuft. Sein Nordrand wird von dem südlichen Abfall des Barnims, sein Siidrand von dem nördlichen Abfall des Teltows gebildet. Berlin füllt mit seinen Häusern und Straßen die ganze Breite des Spreetals ans und steigt sogar auf die beiden Hochflächen (Barnim und Teltow) hinauf, so daß man mit gutem Recht von einer Hochstadt iinb einer Niederstadt reden kann. Dies erkennt man, wenn man die Belle Alliance-Straße im Süden und die Schönhauser- oder die Brunnenstraße im Norden entlang wandert. Teile des Nordrandes sind die Rehberge, der Weinberg und der Windmühlenberg. Die höchste Erhebung des Südrandes ist der Krenzberg (65 m); auch das Tempelhofer Feld, die Hasenheide, die Rollberge bei Rixdorf und die Erhebungen, ans denen Schöneberg liegt, bezeichnen den Südrand. 2. Sehen wir ans der Karte genauer zu, um die Lage Berlins zu bestimmen, so finden wir, daß es in der Mitte zwischen der mitteldeutschen Gebirgsschwelle und dem Meere, zlvischen dem Rheine und der Weichsel liegt. Ferner fällt uns auf, daß es sich ungefähr an der Stelle befindet, wo die von Norden kommende Havel und die ihr von Süden zufließende Spree sich vereinigen. Bedenkt man nun ferner, daß an dieser Stelle der Teltow und der Barnim sich am meisten nähern und daß hier der Übergang über die Spree durch eine Insel in der- selben erleichtert wurde, dann versteht man, wie begünstigt diese Stelle für die Entstehung einer großen Stadt ist. Hier war der bequemste Übergang über die breite und sumpfige Niederung, welche die Mark von Osten nach Westen in der Mitte durchzieht, so daß schon seit alter Zeit eine Handelsstraße ihn benutzte, lind diese Straße kreuzte hier einen Wasserweg, der den Handel nach verschiedenen Richtungen gestattete. Nur der Umstand hielt in früheren Zeiten die Entwickelung der Stadt zurück, daß ihre Lage keinen Schutz gewährte gegen feind- liche Angriffe. Erst als die unruhigen und kriegerischen Zeiten des Mittelalters zu Ende gingen und friedlichere Zeiten für unser Land kamen, verlor dieser Umstand seine Bedeutung. Diese Zeiten kamen, als die Hohenzollern ihre Herrschaft in der Mark antraten, um sich hier eine Hausmacht zu gründen. Nicht eine der alten Hauptstädte der Mark (Spandau, Brandenburg) erkoren sie zur Residenz, sondern mit richtigem Scharfblick erwählten sie Berlin. Und als dann später Handel und Verkehr immer mehr aufblühten, da zeigte sich erst recht Rcalienbuch I. 6

3. Preußischer Kinderfreund - S. 203

1859 - Königsberg : Bon
203 noch des Landes alte Eintheilung in Altmark (jetzt zu Sachsen), Mittel- mark, Priegnitz, Uckermark und Neumark. Unter den Städten muss Berlin als die Hauptstadt des Staats und Residenz des Königs, der Sitz der höchsten Landesbehörden, am meisten unsere Aufmerksamkeit auf sich richten. Sie ist eine der größten und schönsten Städte Europa's mit 425,000 Einwohnern. Man findet hier die schönsten Gebäude, wie das königliche Schloff, das Zeughaus, das Museum, das Opetnhaus, die Paläste der Prinzen und Ministerien, die größte Universität des Staats und andere zahlreiche Anstalten für Wissenschaft, Kunst und Lebensverkehr. Auch drängen sich noch zur Betrachtung in die Reihe des Guten und schönen: das Brandenburger Thor mit seinem Triumphwagen und Viergespann, die Statuen zur Verherrlichung des großen Kurfürsten und der Helden des siebenjährigen, so wie des Freiheitskrieges, unter welchen die des großen Königs Friedrich Ii. einzig ist, wie er selbst. Doch wo fänden wir das Ende des Schönen, wodurch alljährlich, ja oft täglich Tausende von Fremden angelockt und geseffelt werden, und durch welche Stadt und Land wieder der reichste Gewinn zufließt. Die zweite Residenz des Königs ist Potsdam ander Havel mit 40,000 Einwohnern, dem großen Militairwaisenhause und schönen Palästen; nahebei denkwürdige Lustschlöffer. Wir merken noch die Festung Spandau; Charlottenburg mit königl. Schlöffe und der Todtengruft der Königin Luise; Brandenburg, Neustadt mit Spiegelfabrik, Fehrbellin und Jüterbogk, so wie Frank- furt an deroder mit seinen besuchten Meffen, Landsberg an der Warthe und die Festung Küstrin. 89. Die Rüdersdorfer Kalklager. Nirgeüd in der Provinz Brandenburg treten an die Oberfläche der Erde solche Felsarten, die im Innern derselben erzeugt sind und Urgebirge genannt werden. Diese Urgebirge enthalten weder Muscheln, noch Steinkohlen, noch Salze, sind aber reich an mancherlei Erzen, welche die Spalten des eigentlichen Gesteins ausfüllen. — Wohl aber findet sich in der Mark sogenanntes Flötz- gebirge. Die dasselbe bildenden Gesteine sind in uralter Zeit aus dem Waffer abgesetzt, welches früher unsern Erdball in größerer Menge als heute umgab. Sie bilden, weil sie auf diese Weise entstanden sind, meistentheils große Schichten über einander; und diese sehen gerade so aus, als ob man aus ge- waltigen Werkstücken von Sand oder Gips eine Riesenmauer aufgeführt hätte. Solche Schichten nennen die Bergleute Flötze, denn stützen bedeutet das An- setzen des Gesteins durch Waffer. Die Flötzgebirge bestehen hauptsächlich aus Kalk, Gips und Sandstein; sie führen auch Muscheln und Salz und Steinkohlen bei sich und sind oft sehr reich an Eisen und Blei, aber arm an andern Erzarten. Zu diesen Gebirgsarten gehört in der Mark das große Kalksteinlager von Rüdersdorf, welches für einen großen Theil des Vaterlandes von nicht geringer Wichtigkeit ist. Hier liegen in deutlich erkennbaren Schichten über einander verschiedene Lagen von Kalkstein. Die unterste Lage hat eine blaue Farbe. Zunächst über derselben liegt ein weißer oder gelber Kalkstein, der aus einzelnen 1 bis 5 Fuß dicken Lagen besteht, im Ganzen aber eine Höhe oder Mächtigkeit von 240 Fuß hat. Dieses Gestein wird hier hauptsächlich gebro- chen. Es folgen nun noch viele andere Schichten von verschieden gefärbtem Gestein, die theilweise auch benutzt werden.

4. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 205

1895 - München : Oldenbourg
14g. Der Glockenguß zu Breslau. 205 Das Schrot, welches auf der Jagd gebraucht wird, besteht aus kleinen Bleistückchen, die auf eine sehr einfache Weise ihre runde Form erhalten. Bei einer Schrotfabrik sieht man gewöhnlich einen hohen hölzernen Turm. Oben in diesem Turme wird das Blei geschmolzen und dann in ein Gefäß gegossen, dessen Boden mit vielen kleinen Löchern versehen ist. Damit das geschmolzene Blei nicht allzu- schnell durch die kleinen Löcher laufen und etwa in Strahlen hinabfließen kann, liegt auf dem Boden eine Schichte Bleirost. Diese läßt das geschmolzene Blei nur ganz lang- sam durch, so daß es in Tröpfchen durch die Löcher fallen muß. Ein fallender Tropfen ist vollkommen rund, und wenn nun die runden Bleitropfen unten im Turme an- kommen, fallen sie hier in ein Gesäß mit Wasser, wodurch sie sofort abgekühlt und fest werden. Dadurch, daß man das obere Gefäß mit größeren oder kleineren Löchern ver- sieht, kann man das Schrot nach Belieben groß oder klein machen. Auch für die Färber ist das Blei von Bedeutung, indem verschiedene Farbstoffe daraus bereitet werden. Das ist unter andern: mit dem Bleiweiß und dem Mennig der Fall. Bleiweiß ist ein Heller weißer, Mennig ein dauer- hafter roter Farbstoff; das erstere ist ein starkes Gift. (Nach Jütting-Hmzinga.) 146. I)er Glockenguß zu Wreskau. ff War einst ein Glockengießer zu Breslau in der Stadt, ein ehrenwerter Meister, gewandt in Rat und That. Er hatte schon gegossen viel Glocken, gelb und weiß, für Kirchen und Kapellen zu Gottes Lob und Preis. Und seine Glocken klangen so voll, so hell, so rein; er goß auch Lieb' und Glauben mit in die Form hinein. Doch aller Glocken Krone, die er gegossen hat, das ist die Sünderglocke zu Breslau in der Stadt. Im Magdalenenturme, da hängt das Meisterstück, rief schon

5. Für die Mittelklassen mehrklassiger Schulen - S. 231

1886 - Berlin : Stubenrauch
231 Werkstücken von Sandstein oder Gips eine Riesenmauer aufgeführt hätte. Solche Schichten nennen die Bergleute Flötze; denn flöhen bedeutet das Ansetzen des Gesteins durch Wasser. Die Flötzgebirge bestehen hauptsächlich aus Kalk, Gips und Sandstein; sie führen auch Muscheln, Salz und Steinkohlen bei sich und sind oft sehr reich an Eisen und Blei, aber arm an anderen Erzarten. Zu diesen Gebirgsarten gehört in unserer Mark das große Kalksteinlager von Rüdersdorf, welches für einen großen Teil des Vaterlandes von nicht geringer Wichtigkeit ist. Hier liegen in deutlich erkennbaren Schichten über einander verschiedene Lagen von Kalkstein. Die unterste Lage hat eine blaue Farbe. Zunächst über derselben liegt ein weißer oder gelber Kalkstein, der aus einzelnen 130 bis 150 cm dicken Lagen besteht, im ganzen aber eine Höhe oder Mächtigkeit von 75 in hat. Dieses Gestein wird hier hauptsächlich gebrochen. Es folgen nun noch viele andere Schichten von verschieden gefärbtem Gestein, die teil- weise auch benutzt werden. Die in den hiesigen Brüchen gewonnenen Steine werden nach ihrer Größe und Beschaffenheit verschieden angewendet. Einige Stücke eignen sich zur Anfertigung von winkelrechten Quadern, Treppenstufen, Grabplatten und andern Steinhauer-Arbeiten. An- dere dienen wenigstens als gewöhnliche Bausteine. Noch andere werden in Kalköfen gebrannt. Da die Rüdersdorfer Steinbrüche durch einen Kanal mit der Spree in Verbindung stehen, so werden die gewonnenen Kalksteine fast gänzlich zu Wasser verfahren. Der bedeutendste Absatz findet nach der benachbarten Hauptstadt Berlin statt. Mit Brennsteinen wird nicht nur die Umgegend versehen, sondern sie werden mittelst der Kanalverbindungen zwischen Elbe, Spree, Oder und Weichsel weithin gesendet. Einerseits kommen sie bis Mecklenburg und Hamburg, andererseits bis Stettin, Posen, Bromberg und Grau- denz. Sind doch diese Kalkbrüche die einzigen in den Provinzen Brandenburg, Pommern und Preußen! Seit der Zeit, daß in Stadt und Land der Bau massiver Gebäude so bedeutend zugenommen hat, ist der Verbrauch der Bau- und Brennsteine sehr gestiegen. Man hat deshalb die Be- sorgnis ausgesprochen, daß das Rüdersdorfer Lager sich bald er- schöpfen könne. Andere aber haben nachgewiesen, daß mindestens noch für 1000 Jahre Vorrat da ist.

6. Land und Stadt - S. 208

1905 - Leipzig : Dürr
— 208 — Empfang einer Abordnung der städtifchcn Behörden Berlins. (Zu seinem Geburtstage, 27. Januar, hatte der Kaiser an den Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin eine Kabinettsordre gerichtet, in der er mitteilte, daß er in der Siegesallee die Marmorstandbilder der Fürsten Brandenburgs und Preußens in fortlaufender Reihe wollte errichten lasten. Die Abordnung stattet nun den Dank der Stadt ab. Der Kaiser antwortet auf die an ihn gerichtete Ansprache:) Mir liegt viel daran, daß die Erinnerung an die glorreichen, vor fünfundzwanzig Zähren durchlebten Zeiten namentlich auch in der Bürgerschaft wach erhalten werde. Deshalb habe Zch nach langem Überlegen den Plan gefaßt, die Standbilder der Fürsten unseres Landes in Meiner Hauptstadt Berlin aufstellen zu lasten. Denn was das Auge sieht, daran wird das Lftrz erinnert. Überdies läßt die Ge- schichte keiner anderen Stadt der Welt den Einstuß der Fürsten auf die Entwicklung und Förderung einer Stadt in so interessanter Weise erkennen, wie die Berlins. Sie zeigt Fürst und Stadt manches Mal im Streit untereinander, doch bald wieder in Eintracht, immer in gegenseitiger Achtung. Sodann hat es Mir Freude gemacht, der städtischen Verwaltung. Berlins, deren Leistungen Zch gern anerkenne, in der gestifteten Gabe ein Zeichen Meiner Anerkennung geben zu können. Zch komme oft in die Lage, namentlich im Auslande und insbesondere in England, wo man sich für Gemeindeverhältnisse sehr interessiert, zu schildern, was die Stadt Berlin leistet. Zch hebe dann immer ganz besonders hervor, daß dies geleistet wird von Männern im Ehrenamt, die für die Verwaltung tätig sind ohne Nutzen für sich, lediglich aus Neigung und aus Patriotismus sür die Stadt. Es wird Mir das oft nur schwer geglaubt. Zch hoffe nun aber auch, daß die gesamte Bevölkerung ohne Unterschied des Bekenntnisses und der politischen Parteien auch in Zukunft und auch in schweren Zeiten einmütig und treu zu ihrem Fürsten halten und es Mir erleichtern wird, Meine schweren Pflichten zu erfüllen. 3.11.1895.

7. Geschichte der Deutschen - S. 349

1781 - Leipzig : Weidmann und Reich
Gesch.der Deutschen. V Zeitraum. 349 te, und ihm eine ansehnliche Summe Gelbes da-I. nachc. für zahlte, ohne daß die deutschen Reichsstande darein gewilligt hatten, von neuem einen betracht» lichen Verlust zufügte: so ist es nicht zu verwun- dern, daß er die Gemüther der deutschen Fürsten immer mehr von sich abwendig gemacht hat. X V. ^Wenzel regierte nach seiner Absetzung Auswan- im deutschen Reiche noch neunzehn Jahr über das Gerung der böhmische. Wahrend dieser Zeit gab seine vor- Gelebten zügliche Liebe gegen die Böhmen zu einer merk-aus Prag, würdigen Auswanderung der Deutschen aus diesem Reiche Gelegenheit. Die Universität, welche in der Hauptstadt desselben zu Prag von feinem Vater angelegt worden war, überrrafdie wenigen übrigen deutschen an Lnenge der Stu- dierenden, an Ruhm und guter Verfassung überhaupt. Zwar kannte man auch daselbst nicht mehr, als auf andern hohen Schulen dieser Zeit, eine gründliche und ausnehmende Gelehrsamkeit, oder ein freyes scharfsichtiges Nachforschen in der- selben. Man trug die eingeführten Lehrgebäude fleißig vor, unv dispmirte mit dem hitzigsten Eifer darüber; nicht um sie zu berichtigen, sondern um * sie noch mehr zu befestigen. Allein die vorzügli- chen Freiheiten und Rechte, welche der Pragev Universität ertheilt worden waren, brachten sie bald in Aufnahme. Diese königliche Hauptstadt hatte auch an sich viel Angenehmes und Reizen- des; Handlung und künsiliches Gewerbe, und mit denselben Ueberfluß an allem, herrschten dar. inne. Von den Deutschen wurde die Prager hö- ht

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 5

1914 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
2. Der Groe Kurfürst. 5 5. Friede. Nach dreiigjhrigen Kmpfen waren schlielich alle des Krieges mde, und es ward im Jahre 1648 Friede geschlossen. Man nennt ihn den Westflischen Frieden, weil er in der westflischen Stadt Mnster und in Osnabrck zustande kam. Deutschland war zu einer Wste geworden. Man konnte Stunden weit gehen ohne einen Menschen zu treffen. Viele Ortschaften waren von der Erde der-schwnnden, andere halb verfallen. Den alten Leuten erschien der Friede als eine Rckkehr ihrer Kinderzeit. Die Jugend aber, das harte, ver-wilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Mrchen aus fernem Lande; die Zeit, wo auf jedem Ackerstck dichte, gelbe hren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Khe brllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden und lustigem Peitschenknall auf das Feld fahren wrden; wo sie nicht mehr mit Heugabeln und ver-rosteten Musketen den Nachzglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Grbern der Er-schlagenen sitzen wrden; wo die Dcher des Dorfes ohne Lcher, die Hfe ohne zerfallene Scheunen sein sollten; wo man den Schrei des Wolfes nicht in jeder Winternacht vor dem Hoftore hren mte, wo ihre Dorfkirche wieder Glasfenster und schne Glocken haben wrde, wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Kruzifix und einem vergoldeten Kelch stehen sollte. Als es bekannt wurde, da Friede geschlossen sei, kamen die Leute in der halb zerstrten Kirche ihres Ortes zusammen und sangen: Gottlob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudenwort, Da nunmehr ruhen sollen Die Spie' und Schwerter und ihr Mord. 2. er Groe Kurfürst. Zu der Zeit des Dreiigjhrigen Krieges gab es noch kein Knig-reich Preußen; damals hie dieser Staat noch Kurfrstentum Brandenburg und war nicht viel grer als die heutige Provinz Brandenburg. Die Herrscher dieses Landes hieen Kurfrsten (von kren, d. h. whlen, weil die Kurfrsten den deutschen Kaiser zu whlen hatten). Den Grund zu der heutigen Gre Preuens hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg gelegt, der des-halb auch der Groe Kurfürst" genannt wird. 1. Seine Jugend. Friedrich Wilhelm, der spter den Namen der Gro'e Kursrst" bekommen hat, ist im Jahre Im) in dem Schlosse * zu Berlin geboren. Seine Jugend fllt also in die Zeit des Dreiig-jhrigen Krieges. Da war er in der Hauptstadt Berlin nicht sicher. Fern von Vater und Mutter wuchs er deshalb heran; zuerst wurde er in Jagdschlssern vor den umherstreifenden Feinden verborgen gehalten;

9. Die neue Zeit - S. 183

1866 - Leipzig : Brandstetter
183 nachspürenden Feinden entronnen, endlich die Stadt Rafnäs in Süder- manland erreichte. 3. Hier gelangte nun zu seinen Ohren die Nachricht von den Greuel- scenen in der Hauptstadt, durch welche er seiner Eltern, aller seiner Ver- wandten und Freunde auf eine so entsetzliche Art beraubt worden war. Zugleich ward ihm kund, daß seine Verfolger von seinem Aufenthalte in Schweden unterrichtet wären; überall suchte man fortwährend mit ver- doppeltem Eifer nach ihm, auf seinen Kopf war eine große Summe gesetzt und denjenigen der gewisse Tod angedroht worden, welche den Flüchtling verbergen würden. Wiederum mußte der Arme seinen Zufluchtsort verlassen und sein Leben dem flüchtigen Umherirren anvertrauen. Sein Entschluß war, im Norden des Landes die Thäler aufzusuchen, welche die Dalekarlier, zu deutsch: die Thalmänner, ein biederer, tapferer Volksstamm, bewohnten. Hier, in der Mitte dieser braven Männer, die seit den ältesten Zeiten durch tapfere Thaten ihren Muth und ihre Vaterlandsliebe bewährt hatten, glaubte der Flüchtling nicht nur Schutz, sondern auch gewaffnete Unterstützung gegen die Bedrückungen zu finden. Aber der Weg in jene Thäler war weit, noch manches Ungemach, noch manche Gefahr mußte er überstehen, ehe er dahin gelangte. Von einem einzigen Diener begleitet, trat er die schick- salsvolle Reise an, und schon beim Beginn derselben verließ ihn eben dieser Diener auf die treuloseste Weise, indem er mit dem ganzen ihm von seinem Herrn anvertrauten Gepäcke davon ging. Wüthend darüber setzte Gustav, der dadurch alles seines Geldes, aller seiner bisher geretteten Kostbarkeiten und Habseligkeiten beraubt war, eine Strecke nach, allein bald ermattete sein Pferd und er sah sich genöthigt, nur auf seine Rettung bedacht zu sein. Zu diesem Zwecke ließ er sein Pferd mit dem darauf befindlichen Gepäcke im Stich, um seine Verfolger glauben zu machen, daß er ermordet worden sei. Dann warf er alle seine Kleider, die seinen wahren Stand hätten verrathen können, von sich, legte einen groben Kittel an, schnitt seine Haare kurz ab, setzte einen runden Filz auf den Kopf und ging nun als Tagelöhner umher, um vor den Thüren der Landleute um Arbeit und Unterhalt zu bitten. Mehrere Tage lang irrte er so ohne Geld, ohne Gefährden, von allen Menschen verlassen, fast ohne Hoffnung in unwirth- baren Wäldern und Gebirgen umher und kam endlich nach Fahlun, wo er als Handlanger in den Kupferbergwerken seinen armseligen Unterhalt er- warb. Allein des unterirdischen Aufenthaltes ungewohnt, begann seine Gesundheit zu wanken und bald sah er sich genöthigt, wieder auf die Ober- fläche der Erde zurückzukehren, um dort durch die Arbeit seiner Hände das kümmerliche Leben zu fristen. Endlich gelang es ihm, auf einem Edel- hofe als Drescher Arbeit zu erhalten; so sehr er jedoch bemüht war, seinen Mitarbeitern seinen Stand zu verbergen, so fanden sie doch Vieles in seinem Wesen, was damit nicht übereinstimmte, und sie versäumten nicht, ihrem.

10. Geschichte des Alterthums - S. 372

1852 - Weimar : Albrecht
372 nisches Heer ein und viele Freiwillige eilten aus Athen und den bövtischen Städten herbei, so daß den Thebanern bald 10,000 Hopli- ten und 2000 Reiter zu Gebote standen. Jetzt versuchten sie die Burg zu erstürmen; aber diese war gut befestigt und die Besatzung leistete kräftigen Widerstand. Mangel an Lebensmitteln nöthigte jedoch die Besatzung bald gegen freien Abzug die Burg zu überge- den. Theben erhielt eine demokratische Verfassung und wurde als Vorfechter der Demokratie der Mittelpunkt aller antispartanischen Bestrebungen. Die Wahl von Böotarchen statt der bisherigen Po- lemarchen gab die Absicht der Thebaner kund, ihr Verhältniß zu dem bövtischen Bunde zu erneuern. Theben wurde aber nicht bloß wie früher der Vorort des bövtischen Bundes, sondern die alleinige Hauptstadt und übte eine vollkommene Herrschaft über Böotien aus. Epemondas Epaminondas und Pelopidas waren es, welche ihre Vaterstadt pidas.' Theben befähigten, auf einige Zeit den Vorrang in Griechenland zu behaupten, um welchen bisher nur Sparta und Athen gestritten hatten. Die Thebaner waren zwar berühmt wegen ihrer körperli- chen Stärke und Böotien reich an waffenfähigen Männern; aber die Böotier waren von jeher den gröberen Genüssen ergeben und ihre Schwelgerei sprichwörtlich geworden. Man warf den Thebanern übermüthige Rohheit und Mangel an Bildung vor. Ihr Name hatte keinen guten Klang unter den Hellenen, welche die Verrätherei im Perserkriege und die grausame Behandlung 'der Platäer nicht vergessen konnten. Auch befleckten die Thebaner den Ruhm ihrer Befreiung durch manche Handlung wilder Rachsucht. Epaminondas stammte aus einer edlen, aber verarmten Familie und soll zu der Zeit der Befreiung Thebens ohngefähr vierzig Jahre alt gewesen sein. Bis zu dieser Zeit hatte er sein Leben auf seine geistige und körperliche Ausbildung verwendet. In den musischen und gymnastischen Künsten hatte er sich der Unterweisung der tüch- tigsten Lehrer erfreut. Den größten Einfluß aber gewannen auf ihn die Lehren und der Umgang des Pythagoreers Lysis. In seiner Jugend hielt sich Epaminondas gleich weit entfernt von den demo- kratischen Hetärien, wie von den oligarchischen Umtrieben. Obgleich er die Tyrannen seiner Vaterstadt verabscheute, wollte er doch an der gewaltsamen Umwälzung keinen Theil nehmen. Aber am Tage nach der Ermordung der Oligarchen erschien er mit einer von ihm angeführten und geordneten Schaar und brachte durch deren ruhiges Auftreten auch in die Gemüther der Bürger größere Ruhe. Seine Verdienste scheinen anfangs nicht die gebührende Anerkennung ge- funden zu haben, und auch später hatte er von seinen Feinden und von den Launen des Volkes viel zu leiden. Er ertrug aber alle Anfeindungen mit Langmuth und Geduld; dem Vaterlande opferte er gern seine Empfindlichkeit und verschmähte es sogar seinen Fein- den entgegenzuarbeiten. In seinem ganzen Wesen offenbarte sich der von den Pythagoreern geforderte Sinn für Harmonie, eine durch keine Leidenschaft gestörte Ruhe und Sicherheit des Geistes, im Reden und Handeln unerschütterliches Festhalten an Wahrheit und Recht, in Erfüllung von Pflichten gegen Einzelne und den Staat eine Treue und Gewissenhaftigkeit, die ihn gegen jeden

11. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 318

1910 - Halle a.S. : Schroedel
318 Nach der Seile hin, von welcher der Fahrweg zur Grube führt, verflacht sie sich allmählich und gestattet den Wagen eine bequeme Ein- und Ausfahrt. Die gegenüberliegende Seite dagegen fällt haushoch steil ab und zeigt uns die Schichten des goldgelben Kieses, der hier gegraben wird. 2. Die senkrechte Wand ähnelt einem riesigen Buche. Wir sehen an ihr die Kieselgesteine und den Sand in gleichmäßigen, wagerechten Lagen übereinander, genau wie die Blätter eines gedruckten Werkes mit gelbem Schnitt. Ganz zu oberst liegt eine Schicht Ackererde, kaum zwei Spannen dick. Dann folgen die Kiesgeschiebe bis zum Grunde der Grube. Wahr- scheinlich setzen sie sich aber nach der Tiefe noch ein gut Stück in derselben Weise fort. Beim Weitergraben würde man schließlich auch andere Ge- steine finden, auf denen das ganze Kieslager ruht, wie gelber Zucker in einer tönernen Schale. 3. Für einen Knaben ist die Kiesgrube ein sehr lehrreicher Ort. Hier wird der goldfarbige Gartensand gegraben, hier gibt's aber auch wunder- hübsche Kieselsteine von allen Formen und Größen. Manche sind so dick wie eine Faust, andere so klein wie Spitzkugeln und auch so schön rund wie diese. Viele Kieselsteine finden sich auch, die flach wie Geldstücke und glatt abgerundet sind. Mit ihnen läßt es sich wunderschön werfen. Flach auf das Wasser geschleudert, tanzen sie drei-, viermal empor, ehe sie unter- sinken. Auch zu Fangspielen sind solche Kieselsteinchen ganz nett; sie sind glatt und schmuck wie poliert. Die einen sehen weiß aus, andere gelb; noch andere braun oder schwärzlich. Wer sich ein Vergnügen daraus machen wollte, könnte aus ihnen ordentliche Figuren bilden, wenn er sie nach ihrer Größe und Farbe zusammenlegte. In der Stadt wirst du sehen, daß die Leute die runden Kieselsteine auch wirklich dazu benutzt haben. Die Stein- setzer haben die hübschesten faustgroßen Stücke ausgelesen und damit die Seitenwege der Straßen sowie die Hofräume an den Gebäuden gepflastert. Die hellen Steine bilden dann den Grund, und aus dunkeln Kieseln sind Buchstaben, Wappen oder sonstige Figuren zwischcnein gepflastert. 4. Du möchtest wissen, wie das Kieslager entstanden sein mag; denn es dünkt dir wahrscheinlich, daß die Millionen runder Steinchen von so ganz verschiedenem Ansehen nicht von Anbeginn her an dieser Stelle in derselben Weise gelegen haben. Ganz genau kann dies freilich niemand wissen; denn als das Kieslager entstand, wohnte daselbst kein Mensch; kein Landmann pflügte dort, und kein Vater machte mit seinen Kindern hier Spaziergänge. Allein schon durch aufmerksames Betrachten kann man sich den Her- gang mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vorstellen. Der Kieselstein ist ein Rollkiesel, ein weitgereister Gesell, der in seinem Leben zahllose Stöße und Püffe erhalten hat, ehe er die abgeschliffene

12. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 409

1912 - Halle a.S. : Schroedel
409 Nach der Seite hin, von weicher der Fahrweg zur Grube führt, verflacht sie sich allmählich und gestattet den Wagen eine bequeme Ein- und Ausfahrt. Die gegenüberliegende Seite dagegen fällt haushoch steil ab und zeigt uns die Schichten des goldgelben dieses, der hier gegraben wird. 2. Die senkrechte Wand ähnelt einem riesigen Buche. Wir sehen an ihr die Kieselgesteine und den Sand in gleichmäßigen, wagerechten Lagen übereinander, genau wie die Blätter eines gedruckten Werkes mit gelbem Schnitt. Ganz zu oberst liegt eine Schicht Ackererde, kaum zwei Spannen dick. Dann folgen die Kiesgeschiebe bis zum Grunde der Grube. Wahr- scheinlich setzen sie sich aber nach der Tiefe noch ein gut Stück in derselben Weise fort. Beim Weitergraben würde man schließlich auch andere Ge- steine finden, auf denen das ganze Kieslager ruht, wie gelber Zucker in einer tönernen Schale. 3. Für einen Knaben ist die Kiesgrube ein sehr lehrreicher Ort. Hier wird der goldfarbige Gartensand gegraben, hier gibt's aber auch wunder- hübsche Kieselsteine von allen Formen und Größen. Manche sind so dick wie eine Faust, andere so klein wie Spitzkugeln und auch so schön rund wie diese. Viele Kieselsteine finden sich auch, die flach wie Geldstücke und glatt abgerundet sind. Mit ihnen läßt es sich wunderschön werfen. Flach auf das Wasser geschleudert, tanzen sie drei-, viermal empor, ehe sie unter- sinken. Auch zu Fangspielen sind solche Kieselsteinchen ganz nett; sie sind glatt und schmuck wie poliert. Die einen sehen weiß aus, andere gelb; noch andere braun oder schwärzlich. Wer sich ein Vergnügen daraus machen wollte, könnte aus ihnen ordentliche Figuren bilden, wenn er sie nach ihrer Größe und Farbe zusammenlegte. Zn der Stadt wirst du sehen, daß die Leute die runden Kieselsteine auch wirklich dazu benutzt haben. Die Stein- setzer haben die hübschesten faustgroßen Stücke ausgelesen und damit die Seitenwege der Straßen sowie die Hofräume an den Gebäuden gepflastert. Die hellen Steine bilden dann den Grund, und aus dunkeln Kieseln sind Buchstaben, Wappen oder sonstige Figuren zwischenein gepflastert. 4. Du möchtest wissen, wie das Kieslager entstanden sein mag; denn es dünkt dir wahrscheinlich, daß die Millionen runder Steinchen von so ganz verschiedenem Ansehen nicht von Anbeginn her an dieser Stelle in derselben Weise gelegen haben. Ganz genau kann dies freilich niemand wissen; denn als das Kieslager entstand, wohnte daselbst kein Mensch; kein Landmann pflügte dort, und kein Vater machte mit seinen Kindern hier Spaziergänge. Allein schon durch aufmerksames Betrachten kann man sich den Her- gang mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vorstellen. Der Kieselstein ist ein Rollkiesel, ein weitgereister Gesell, der in seinem Leben zahllose Stöße und Püffe erhalten hat, ehe er die abgeschliffene

13. Viertes, fünftes und sechstes Schuljahr - S. 320

1912 - Halle a.S. : Schroedel
— 3-20 — Nach der Seite hin, von welcher der Fahrweg zur Grube führt, verflacht sie sich allmählich und gestattet den Wagen eine bequeme Ein- und Ausfahrt. Die gegenüberliegende Seite dagegen fällt haushoch steil ab und zeigt uns die Schichten des goldgelben dieses, der hier gegraben wird. 2. Die senkrechte Wand ähnelt einem riesigen Buche. Wir sehen an ihr die Kieselgesteine und den Sand in gleichmäßigen, wagerechten Lagen übereinander, genau wie die Blätter eines gedruckten Werkes mit gelbem Schnitt. Ganz zu oberst liegt eine Schicht Ackererde, kaum zwei Spannen dick. Dann folgen die Kiesgeschiebe bis zum Grunde der Grube. Wahr- scheinlich setzen sie sich aber nach der Tiefe noch ein gut Stück in derselben Weise fort. Beim Weitergraben würde man schließlich auch andere Ge- steine finden, aus denen das ganze Kieslager ruht, wie gelber Zucker in einer tönernen Schale. 3. Für einen Knaben ist die Kiesgrube ein sehr lehrreicher Ort. Hier wird der goldfarbige Gartensand gegraben, hier gibt's aber auch wunder- hübsche Kieselsteine von allen Formen und Größen. Manche sind so dick wie eine Faust, andere so klein wie Spitzkugeln und auch so schön rund wie diese. Viele Kieselsteine finden sich auch, die flach wie Geldstücke und glatt abgerundet sind. Mit ihnen läßt es sich wunderschön werfen. Flach auf das Wasser geschleudert, tanzen sie drei-, viermal empor, ehe sie unter- sinken. Auch zu Fangspielen sind solche Kieselsteinchen ganz nett; sie sind glatt und schmuck wie poliert. Die einen sehen weiß aus, andere gelb; noch andere braun oder schwärzlich. Wer sich ein Vergnügen daraus machen wollte, könnte aus ihnen ordentliche Figuren bilden, wenn er sie nach ihrer Größe und Farbe zusammenlegte. In der Stadt wirst du sechen, daß die Leute die runden Kieselsteine auch wirklich dazu benutzt haben. Die Stein- setzer haben die hübschesten faustgroßen Stücke ausgelesen und damit die Seitenwege der Straßen sowie die Hofräume an den Gebäuden gepflastert. Die hellen Steine bilden dann den Grund, und aus dunkeln Kieseln sind Buchstaben, Wappen oder sonstige Figuren zwischenein gepflastert. 4. Du möchtest wissen, wie das Kieslager entstanden sein mag; denn es dünkt dir wahrscheinlich, daß die Millionen runder Steinchen von so ganz verschiedenem Ansehen nicht von Anbeginn her an dieser Stelle in derselben Weise gelegen haben. Ganz genau kann dies freilich niemand wissen; denn als das Kieslager entstand, wohnte daselbst kein Mensch; kein Landmann pflügte dort, und kein Vater machte mit seinen Kindern hier Spaziergänge. Allein schon durch aufmerksames Betrachten kann man sich den Her- gang mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit vorstellen. Der Kieselstein ist ein Rollkiesel, ein weitgereister Gesell, der in seinem Leben zahllose Stöße und Püffe erhalten hat, ehe er die abgeschliffene

14. Das Altertum - S. 47

1907 - Leipzig : Voigtländer
§ 29. Das Zeitalter des perikles 460—429. 47 § 29. Das Zeitalter -es perikles 460—429. 1. perikles. Bald nach dem Tode des Rristibes roarb perikles der leitenbe Staatsmann Rthens. Er stammte aus einer vornehmen Herkunft Hbclsfaniilie; sein Vater war Lanthippus, der in der Schlacht bet Mykale die Athener zum Siege geführt hatte (§28, 4e). perikles war reich begabt und erhielt eine tiefgehenbe Bilbung. Mit ernstem Ausbildung Eifer roanbte er sich dem Staatsleben, der Kunst und lvissenschaft zu. Unwiberstehlich war seine Berebsamk eit; sie glich dem Blitz und Bereöjam= Donner des 3eus. So würde die Zeit des „Olympiers", wie man ihn 6e,t nannte, für Rthen von höchster Bebeutung. 2. Der Busbau des Staates, perikles brachte das Staatswesen der Athener zu höchster Dollenbung und Kraft. a) Veränderungen int Innern: Die letzten Vorrechte des Rbeis würden beseitigt, die Staats- Vollendung Verfassung zur vollen Demokratie ausgebilbet. Durch Bezahlung Demokratie der dem Staate geleisteten Dienste in Volksversammlung, Gericht und Heer würde den Rrmen die Teilnahme am Staatsleben ermöglicht. b) Veränderungen nach außen: Die mit Rthen verbünbeten Stabte hatten anfangs weniger Gelb unter-als Schiffe und Mannschaften zum Kriege gegen die Perser gestellt. Rus m£es?er Bequemlichkeit fanbten sie statt der Schiffe mehr und mehr Gelb- 9<mofien steuern. Diebunbeskasse würde aus dem gefahrbeten Delos auf die feste Burg von Rthen verlegt; die Rthener beschafften die Schiffe. Das mehrte die Macht der Rthener; die verbünbeten aber sanken zu Untertanen herab, die streng zu ihren Pflichten gezwungen würden. Rus dem athenischen Staate warb ein ausgebehntes athenisches Reich. 3. Gewerbe, Handel und Schiffahrt der mächtigen hauptstabt verkehr vermehrten sich rasch: Rthen würde der Mittelpunkt des Verkehrs; seine Schiffe befuhren die See vom Schwarzen Meere bis nach Italien. Besonbers im Hafen Piräus herrschte ein reger Verkehr, hier pimus brängten sich in buntem Gewimmel Rnkommenbe und Rbfahrenbe, Matrosen und Zischer, Kaufleute und hanbwerker, Lastträger und Sklaven; alle Munbarten der griechischen Sprache schwirrten burcheinanber. hier stauben großartige Lagerhäuser, in benen die Güter des In- und Ruslanbes der Beförberung harrten; hier lagen die Schiffswerften, auf benen die Schiffe gebaut und vom Stapel gelassen würden, hier ankerten zahlreiche h an b eis schiffe. Die einen brachten den Rthenern Nahrungsmittel und Rohstoffe für das Gewerbe: häute zur Leberfabrikation; wolle und Farbstoffe für die Webereien und Färbereien; (Eisen, Kupfer und Zinn

15. Das Altertum bis zum Tode des Augustus - S. 236

1903 - Paderborn : Schöningh
236 des Staates begann zuerst Tib. Sempronius Gracchus zu rtteln. Er deckte die Schden der Nobilitt schonungslos auf, und seine Nachfolger fanden bei ihrem Streben, die Macht des Amtsadels zu strzen, an den italischen Bundesgenossen, welchen das Vollbrgertum versagt war, bereit-willige Helfer. Der Drang der Zeit ging dahin, an die Stelle der Nobiles eine volkstmliche Tyrannis, an die Stelle der stdtischen Republik ein rmisches Reich zu setzen. Der Jngnrthinische Krieg zeigte die sittliche Verkommenheit der Senatspartei. Aber weder den Mnnern, welche, auf die niederen Schichten des Volkes gesttzt, die Demokratie gegen den Adel begnstigten, wie Saturninus, Glaucia, Snlpicins und dem mit ihnen verbndeten, sieggekrnten Marius, noch auch dem fr die Wiederherstellung lngst vergangener Zustnde schwrmenden Aristokraten Sulla wollte es gelingen, eine solche Herrschaft dauernd aufzurichten. Pompejns, der Mann der Senatspartei, scheute sich, die Verfassung, fr die er zu kmpfen vorgab, selbst zu strzen; so fehlte ihm der Mut, den gleichsam schon fertigen Thron zu besteigen. Erst Csar wagte diesen Schritt der die Leiche seines Nebenbuhlers hin zu tun. Zwar fiel er durch die Hand der Republikaner; aber die Monarchie schien doch schon so fest gegrndet, da sein Adoptiv-shn und Groneffe Octavian als rechtmiger Prtendent auftreten und nach einem letzten siegreichen Kampfe mit den Republikanern und mit seinem kriegsgewandten, aber durch Schwelgerei entnervten Mitbewerber Antonius das Erbe Csars ohne Widerspruch antreten konnte. Whrend sich so die politische Machtflle allmhlich in der Hand eines Herrschers vereinigt, erhlt das Staatsgebude eine immer breitere Grundlage, indem das seit Sulla den Jtalikern zuerkannte rmische Brgerrecht unter den Kaisern allen freien Provinzialen zugnglich wird. So brachte das Herrschende Rom der Welt eine grere Freiheit, als es die Griechen, welche den Staatsbegriff auf die engen Grenzen der Stadt beschrnkten, ver-mocht hatten.

16. Für mittlere Klassen - S. 169

1868 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
169 Anblick giebt. Man findet ganze Gänge voll Waffen, Shawls, edler Steine, Tücher, so wie Reihen von Gold- und Silberarbeitern. Buch- händlern, Wechslern. Und dennoch ist die ungeheure Pracht, welche sonst hier glänzte, sehr geschwunden, so großartig und blendend auch noch immer das Schauspiel dem Europäer erscheinen muß.. Da lagen in frü- herer Zeit ausgebreitet: damascenische Säbel, tartarische Bogen, arabi- sche Lanzen, persische Dolche, Türkise aus Nischabur und Oiubtnen aus Beda schau, Perlen von Bahrein, Diamanten voll Golkonda, Shawls von Angora aus Persien und Kaschemir, indische Musseline und Kali- kos, englische und französische Tücher, deutsche Leinwand und schwedisches Eisen, geschnittener Sammet aus Bruffa, Beduinenmäntel aus der Ber- berei, kurz alle Herrlichkeit, so die Sonne vom Aufgang bis zum Nieder- gang schaut, fand sich hier zum Kails und Verkauf ausgestellt. Indessen verläßt der Fremde bald die stille Pracht und'sucht die belebteren Bazars wieder aus. Willig folgt er dem drängenden Strome, indem sein Auge an dem farbigen Gewühl der Nationen und Trachten sich weidet. Im Verhältniß zu der Menge. die sich auf den Gaffen um- hertreibt. sieht man Wenige im altmorgenländischen Costüm. Hiezu gehört die weite Hose, darüber der lange Kaftan, den der Gürtel zusam- menhält; den Kopf bedeckt der Turban, der bei den Mohamedanern aus einem rothen Mützcken besteht, um welches man ein unendlich langes Stück von weißem Musselin windet. Er giebt dem Gesicht ein edleres, majestätischeres Ansehen, als jede andere Kopfbedeckung. Besonders impo- sant erscheint der alte Türke in dieser malerischen, stattlichen Tracht; die jüngere Generation sieht bleicher, magerer ans.— Die Armenier, deren es eine große Anzahl in Konstantinopel giebt, tragen einen Kaftan von dunkelblauer Farbe und zur Unterscheidung von den Türken, statt der gelben, rothe Pantoffeln. Ihr Haupt bedeckt ein schwarzer Filz von seltsamer Form. Er gleicht einem großen Kürbis, den man unten abge- schnitten und auf den Kopf gestülpt hat. Das Gesicht der Armenier ist zwar etwas plump und ausdruckslos, aber frisch und gesund, wie ihr ganzer Körper. Die ineisten sind Handwerker oder Künstler, besonders Steinschneider und Goldschmiede.— Die Juden, die auch hier zerstreut leben, haben keine eigentlichen Gewerbe; sie treiben sich zwischen der Menge umher, bald einen kleinen Handel führend. bald den Dolmetscher oder Cicerone machend. Ihre Kopfbedeckung besteht aus einer dunkeln, steifen Mütze, um welche ein Stück Zeug genäht ist. Ihr Kaftan hat denjelben Schnitt, wieder des Türken, und ist aus gewürfeltem, dunk- lem Kattun gemacht. — Ein Stand, der in allen orientalischen Erzäh- lungen und Märchen eine große Rolle spielt, sind die Derwische, die tür- kst chen Mönche, deren Secten sich durch die Farbe der Kleidung unter- scheiden. Ihre langen Kaftans flattern ohne Gürtel frei um die Hüfte und sind bald hellbraun, bald weiß und bei dem Orden, der für den ehrwürdigsten gilt, grün. Auf dem Kopfe haben sie einen Hut von weißem Filz, einen Fuß hoch und in der Form eines abgekürzten Kegels. — Der Anzug des Volkes, der Wasser- und Lastträger, der Tagelöhner und Obsthändler läßt sich nicht wohl beschreiben; jeder zieht an, was ihm gejchenkt wurde, oder was er wohlfeil gekauft hat. Einige tragen Kaftans, die Meisten kurz abgeschnittene, runde Jacken, die bei den Waperträgern von Leder sind. Die Beinkleider, vom Gürtel bis zum Kme sehr weit, umschließen eng die Wade bis zum Fuß. Fast Alle

17. Die Völker und Staaten der Erde - S. 283

1845 - Berlin : Duncker & Humblot
Spez. Volks- u. Staats-Verh. §. 24. Freie Städte. S.staatseinrichtgn. 283 Verfassungen, doch von verschiedener Ausprägung. In Lübeck und Bremen waltet allerdings die Demokratie am entschie- densten vor, da hier nicht nur die Gesetzgebung und die Ge- staltung aller öffentlichen Angelegenheiten entweder — wie in Bremen — von der gesammten Bürgerschaft, dem „Bürger- Konvent" und ihren Abgeordneten (Altermännern) oder — wie in Lübeck — von den (zwölf) Korporationeil (Kompagnien), in welche die Bürgerschaft zerfällt, in Gemeinschaft mit dem aus ihr unter gewissen Einschränkungen *) erwählten „Hoch- edlen und Hochweifen Rath" oder Senat ausgehen, sondern auch im Wesentlichen nur unbedeutende Unterschiede von mehr- oder minderberechtigten Bürgerklassen stattfinden. — In Ham- burg und Frankfurt**), wo übrigens das Bürgerrecht ebenfalls erworben, nicht aber ererbt wird, unterscheidet man dagegen verschiedene Schichten des Bürgerthums; in Ham- burg „Bürger und Schutzverwaudte", von beiten jene in, aus- schließlich zu Ämtern und Ehrenstetten und zu jeglichem Ge- werbe berechtigte, „Groß- und in Kleinbürger" zerfallen, — in Frankfurt „Patrizier und Gelehrte", die Anspruch auf die be- deutenderen Ehrenstetten im Staate haben, ferner eigentliche „Bürger" (Kaufleute, Handwerker, Lastträger, Tagelöhner rc.) und „Nachbarn", worunter die Landleute des Gebiets ver- standen werden; außerdem „Beifassen", d. h. Anfäßige ohne Bürgerrecht, „Permifsionisten" oder Fremde, endlich die Klasse der Dienstboten. — In beiden Republiken steht die Initiative bei der Gesetzgebung allein dem Senate zu, von dem auch die ganze vollziehende Gewalt, die administrative und Justiz- verwaltung ausgeht, während er die Gesetzgebung mit den aus der Bürgerschaft abgeordneten Korporationen theilt. — Für die Rechtspflege besteht ein für alle vier Städte *) In Bremen muß man studirt haben oder Kaufmann (nicht Krä- mer) seyn, in Lübeck zu den beiden Korporationen der Junker- (oder Zirkel-) Kompagnie und der Kaufleute, oder zu einer der fünf Schiffer- Gilden gehören, um rathsfähig zu seyn. — **) Ein Irrthum, der sich in dieser Beziehung auf S. 31 der Iii. Ab- theilung meiner „Anfangsgründe" rc. eingeschlichen, ist hiernach zu be- richtigen. —

18. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 331

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
33. Die Revolutionen in Deutschland im Jahre 1848. 331 f. Der September-Aufstand in Frankfurt, s. S. 341. g. Die October-Revolutiou in Wien. Alles, was man in den Märztagen vom „ewigen Völkerfrnhling" geschrieben und gesprochen hatte, waren eitle Worte gewesen. Der anfängliche Idealismus der revolutionären Bewegung, die Begeisterung für eiu einiges Deutschland, für Freiheit und Menschenrechte war, wie ein Traum, verflogen. Der Gang der Bewegung war selbst für solche Männer abstoßend geworden, welche Jahre lang an dem Sturze der alten Zustände gearbeitet hatten. Die Liberalen, maßvoll in ihren Wünschen, wählerisch in ihren Mitteln, zogen sich allmählich zurück und überließen die Bekämpfung des Radicalismus der wieder Muth gewinnenden reaktionären Partei, uneingedenk, daß dann auch die Frucht des Sieges der letzteren in den Schooß fallen werde. Zunächst ermannte sich das Ministerium gegen die Arbeiter-Associationen, die auch in Wien (wie in Paris, s. S. 310) eine Besoldung für das Nichtsthun in Gesellschaft erzielt hatten, und kündigte eine Herabsetzung des Tagelohnes um 5 Kreuzer für Weiber und Halberwachsene an. Ein darauf folgender Arbeiter-Krawall, der die Stadt und die Vorstädte vier Tage lang in ein förmliches Kriegslager verwandelte, ward durch die Waffen unterdrückt, und das Ministerium konnte in der Neichstagssitzung triumphirend hervorheben, zum ersten Male habe die Regierung einer Volksbewegung nicht nachgegeben. Die seit Monaten verborgen gehaltenen schwarz-gelben Farben wagten sich wieder hervor, conservative Vereine traten ins Leben, und auch in der Presse hörte man nicht mehr ausschließlich radicale Stimmen. Die Demokraten, welche sich durch den Sturz des Ministeriums und die Sprengung des Reichstages rächen und in den Besitz der Gewalt setzen wollten, erlitten bei dem Versuche, den Sicherheitsausschuß (der sich beim vorigen Aufstande selbst aufgelöst hatte) herzustellen, eine neue empfindliche Niederlage, gewannen aber Bundesgenossen an den Ungarn. Diese hatten eine Deputation an den Wiener Reichstag geschickt, um dessen Hülfe für ihre separatistischen Bestrebungen gegen die Politik des Hofes (s. Nr. 36) nachzusuchen. Vom Reichstage (den der Magyarenhaß der Slawen beherrschte) abgewiesen, fanden sie bei der Wiener Demokratie eine desto günstigere Aufnahme, indem diese den Magyaren den Beistand des Wiener Volkes gegen die „Schacher-Politik" des „Hyänen-Ministeriums" zusicherte. Daher verweigerten die Wiener Truppen den Gehorsam, als der Befehl an sie erging, gegen die Ungarn auszurücken. Der Ministerrath wies eine Petition der Studenten, welche den Rückzug des Militärs aus der Stadt verlangte, zurück, sah sich aber bald im Kriegs-Ministerium förmlich blokirt und gab auf einzelnen Papierstreifen den Befehl, das Feuern überall einzustellen. Dies hinderte den Pöbelhaufen nicht, das

19. Landeskunde der Provinz Brandenburg und der Stadt Berlin - S. 28

1911 - Breslau : Hirt
28 Landeskunde der Provinz Brandenburg und der Stadt Berlin. Sümpfen zum Teil erfüllte Niederung, welche von der Havelmündung in süd- östlicher Richtung zur Oder zieht. Schon die Luftlinie zwischen Wittenberg und Stettin, also der kürzeste Weg, durchschnitt hier die Niederung- dazu näherten sich gerade hier die Hochflächen des Barnims und des Teltows am meisten und erhielten durch sandige Flächen im Spreetal eine natürliche Ver- bindung. Diese Handelsstraße kreuzte sich hier mit dem Wasserweg, der durch die Wasserläufe der Elbe, der Havel und der Spree gebildet wird und an den sich die Straße nach Frankfurt an der Oder anschloß, das den Handel mit Polen vermittelte. So waren an dieser engen Stelle des Spreetals die günstigsten Bedingungen für die Anlage und die Entwicklung einer Handelsstadt gegeben. Vermutlich war Kölln die ältere Ansiedlung; an dem Landungsplatz gegen- über, am rechten Spreeufer, entstand später Berlin. Der Name „Kölln" be- deutet, falls er aus dem Wendischen stammt, vielleicht „Dorf auf Pfählen"- doch wollen einige ihn auch von dem lateinischen Colonia ableiten. Auch für den Namen „Berlin" ist noch keine sichere Deutung gefunden. 1307 wurden beide Städte zu einer Bundesstadt mit gemeinsamem Rat vereinigt, die bald alle Städte der Mark (Frankfurt ausgenommen) überholte. Berlin aber überholte wieder die Schwesterstadt Kölln in ihrer Bedeutung als Stadtgemeinde. War ja doch Kölln als Inselstadt durch natürliche Grenzen an weiterer Ausdehnung gehindert, während sich Berlin nach Bedarf ausbreiten konnte. Das Machtverhältnis der beiden Gemeinden wird durch die Verteilung der gemeinschaftlichen Lasten bezeichnet: Berlin trug zwei Drittel, Kölln ein Drittel. Die Verbindung wurde 1442 wieder gelöst. Hatte bis dahin Berlin-Kölln als mächtiges Gemeinwesen eine führende Rolle unter den märkischen Städten gespielt, so wurde es von jetzt an auch dem Namen nach Hauptstadt der Mark, als Kurfürst Friedrich Ii., der Eiserne, in ihr seine Residenz aufschlug. Wenn auch die günstige Lage der erste Grund des Aufschwunges gewesen ist, so verdankte doch in der Folge Berlin seine Be- deutung dem Geschlecht der Hohenzollern, das in unermüdlicher Sorge für die Hauptstadt tätig gewesen ist. Am 31. Juli 1443 wurde der Grund zu dem Kurfürstlichen Schloß (Fig. 21) gelegt, auf dem unbebauten nordwestlichen Teil der Spreeinsel, neben der Stadt Kölln. Es war eine rechte, mit Mauern, Türmen und Gräben geschützte Burg. Ein Teil von ihr an der Spreeseite, der grüne Hut — so wird der Rund- türm nach seinem grünen Kupferdach genannt — und die alte Schloßkapelle ist noch jetzt erhalten. Dem prachtliebenden Joachim Ii. genügte die Burg nicht mehr. Er ließ durch Kaspar Theiß einen Neubau aufführen (1538 — 71), der von der Spree aus bis zu dem Querbau reichte, der heute die beiden Schloßhöfe trennt. Südlich von diesem Bau, also auf der östlichen Seite des Schloßplatzes, wurde eine Stechbahn zur Veranstaltung von Turnieren angelegt. Versuchen wir uns nun ein Bild von den beiden Städten zu entwerfen, wie sie um 1500 ausgesehen haben. (Fig. 41.)

20. Leitfaden der Alten Geschichte für Quarta - S. 15

1901 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Griechisches Mittelalter. 1000—500. 15 geziert, die fortan die Hauptgottheit der Stadt war. Ihre Verehrung stand daher auch im Mittelpunkte des neuen Festes, das Pisistratns zur Erinnerung an die vor alters geschehene Einigung der Stadt stiftete, der Panathenäen. Es wurde alle 4 Jahre unter Veranstaltung von Wettkämpfen aller Art gefeiert. Seinen Höhepunkt bildete die feierliche Prozession attischer Jünglinge und Jungfrauen zum Athenetempel, um dem Oberpriester das Festgewand zu übergeben, das die athenischen Jungfrauen alljährlich für das Götterbild webten. Kunst und Wissenschaft ferner, vor allem die Pflege der homerischen Gedichte, fand am Hofe eine Stätte, wie kaum bei irgend einem der Tyrannen. Auch nach außen hin breitete sich der Ruhm Athens aus: es setzte sich am Helles-pout fest, dessen Beherrschung für die aufblühende Stadt, die ihr Getreide bald von auswärts haben mußte, eine Lebensfrage wurde: kurz, der Handel fand neben dem Ackerbau Beachtung. Was Wunder daher, daß die Athener das Leben unter ihrem Tyrannen priesen als die Wiederkehr des goldenen Zeitalters! 2. So blieb es auch, als nach des Vaters Tode seine Söhne Hippias und Hippärch ganz in dessen Sinne weiterregierten. Da wurde 514 bei Gelegenheit des Panathenäenfestes der jüngere Sohn (514) Hipparq von Harmödios und Aristogeiton wegen einer Beleidigung, die er ihnen thenlenftstdvon° zugefügt hatte, ermordet. Dadurch mißtrauisch gemacht, glaubte Hippias, Harmodios und fortan nur mit Gewaltthätigkeiten und Hinrichtungen seine Herrschaft er aufrecht erhalten zu können. Es bildete sich daher eine Verschwörung gegen ihn, und mit Spartas Hilfe wurde er 510 vertrieben. Er begab 510 Hippias wird sich unter den Schutz des Perserkönigs. Ebenso groß wie einst die vertrieben. Freude über die Begründung der Tyrannis war jetzt der Jubel über ihre Beseitigung. Den Tyrannenmördern wurden auf dem Markte Standbilder aus Erz gesetzt; ihre Nachkommen wurden auf Staatskosten gespeist, und bei jedem Festmahl ertönte noch in späten Zeiten ein Lied zu ihrem Ruhme. § 12. Die Weiterbildung der Demokratie durch Klisthenes. Es dauerte noch einige Jahre, bis völlige Ruhe in Attika eintrat. Sie wurde hergestellt durch den Adligen Klisthenes (Kleisthenes). Er führte Klisthenes stellt die solonische Verfassung in vollem Umfange wieder ein und that einen ^"wiedn wichtigen Schritt zur Weiterbildung der Demokratie. Der be- vermindert aber herrschende Einfluß, den die Adligen bis dahin durch ihr Ansehen und den beg ihr Zusammenhalten auf die Wahlen und Beschlüsse in den Volksversammlungen ausgeübt hatten, wurde durch weise Maßregeln des neuen Gesetzgebers beseitigt: der Tagelöhner vermochte fortan denselben Einfluß auszuüben wie der Großgrundbesitzer; wer draußen im Gebirge wohnte, galt ebensoviel wie der, der in Athen lebte. Um serner die Wiederkehr der Tyrannis unmöglich zu machen, setzte er das Volk in stand, jeden, der ihm verdächtig schien, danach zu streben,