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1. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 15

1869 - Erfurt : Körner
15 Iii. Blicke in die innern Zustände der christlichen Kirche im 2. und 3. Jahrhundert. 1. Wie die Kirche verwaltet worden. In Jerusalem, von wo die Predigt des Evangelii ausgegangen war, genossen die Apostel, so lange sie lebten, vor allen andern Gläubigen das höchste Ansehen. Nicht nur, daß sie ihren eigenen Gemeinden als Lehrer Vorständen, sondern sie wurden auch von andern in zweifelhaften Fällen zu Rathe gezogen, uui) ihre Entscheidung ward als giltig und bindend anerkannt. Dabei blieben sie aber Diener der Kirche und herrschten nicht über sie. Ueberall, wo neue christliche Gemeinden gestiftet worden waren, hatten die Apostel einen Rath der Aeltesten eingerichtet, nach dem Vorbilde der jüdischen Gemeinden. Die Mitglieder desselben hießen Aelteste (mit dem griechischen Namen Presbyter), obwohl es nicht gerade immer die in den Jahren am weitesten vorgeschrittenen Glieder der Gemeinde waren, oder Hirten, auch Bischöfe d. h. Aufseher. Die Ael- testen waren nicht ausschließlich die Lehrer der Gemeinde. Mit Ausnahme der Weiber lehrte ursprünglich Jeder, der vom Geiste die Gabe dazu empfangen hatte; es gab im Anfänge keinen Unterschied zwischen Geistlichen (Clerus) und Volk (Laien). Alle Christen waren Priester und konnten in den Ver- sammlungen das Wort Gottes verkündigen und die Taufe vollziehen. Schon frühzeitig hatten sich die Apostel Diakonen zugeordnet, welchen die Pflege der Armen und Kranken, die Verwaltung der gemeinschaftlichen Güter und andere Hilfsleistung übertragen war. Für das weibliche Geschlecht waren Diakonissinnen berufen. Außerdem gab es noch Vorsteher; das waren Gemeindeglieder, welche an den Berathungen der allgemeinen kirchlichen An- gelegenheiten Theil nahmen, wie Ap.-Gesch. 15 erzählt wird. Diejenigen, welche sich besonders zu Lehrern eigneten, erhielten je nach der Art ihrer Wirksamkeit besondere Namen. Evangelisten nannte man die, welche wie Paulus von Ort zu Ort zogen und predigten; Propheten hießen solche, welche in der Schriftauslegung besonders geschickt waren; Hirten waren solche Lehrer, welche einer Gemeinde bleibend gegeben wurden. Später kam es zwischen Clerus und Laien ;u einer schärferen Unter- scheidung. Die Bischöfe wurden die Häupter der Gemeinde, namentlich gelangten die zu Antiochien, Rom, Alexandrien') und Karthago zu großem Ansehen. Mit besonderer Verehrung betrachtete man den Bischof zu Rom, weil Petrus und Paulus hier den Märtyrertod erduldet hatten und von hier aus die Ausbreitung des Christenthums in das Abendland ge- schehen war. Die Kirchenzncht wurde noch im Sinne der Apostel geübt. Die von der Gemeinde Ausgeschlossenen mußten öffentlich Kirchenbuße thun, wenn sie Ab- solution erhalten wollten. Die Uebung christlicher Barmherzigkeit lag allen Gemeinden noch immer sehr am Herzen. Gerieth eine benachbarte Gemeinde in Noth, so sammelte man für sie eine besondere Collecte, wie es zuerst jn Antiochien für die Brüder in Judäa geschah. So wurde des Apostels Wort 1j Alexandrien, feste Seestadt an der Mittelmeerküste Acgyprcn's, liegt am nordwestlichen Rande des Nildclta.

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1. Mittlere Geschichte - S. 49

1848 - Leipzig : Brandstetter
40 verbunden war. Constantin erhob das Christenthum zur Staatsreligion; gesetzliche Bestimmungen und Einrichtungen, die bisher drückend für die Christen waren, hörten nun auf, den Clerus befreite er von lästigen Ver- bindlichkeiten, gestattete Vermächtnisse an die Kirchen, verordnete die allge- meine Feier des Sonntags (seit 321), als den eigentlich gottesdienstlichen Tag, gewährte den Geistlichen reiche Einkünfte (den afrikanischen Geist- lichen schenkte er über 70,000 Thaler unseres Geldes zum Unterhalte) und hob das Ansehen des geistlichen Standes bedeutend; die prächtigen Tempel wurden den Versammlungen der Gemeinde eingeräumt, die Götterstatuen in Standbilder Jesu und seiner Apostel verwandelt. In dem Clerus ent- wickelte sich nun niehr und mehr eine Rangordnung und kirchliche Negie- rung (Hierarchie), so daß die Bischöfe die Oberaufsicht ganzer Kirchensprengel hatten, die Diaconen und Presbyter, ihnen untergeordnet, das Lehramt und den Gottesdienst der einzelen Gemeinden besorgten. Die Bischöfe der Haupt- städte erhoben sich bald über die übrigen und hießen Patriarchen, doch kommt auch für sie jetzt schon die Benennung „heiligster Vater" vor. Bei Streitigkeiten in den Gemeinden traten sie als Schiedsrichter auf; dadurch, so wie durch die Synoden stieg ihr Ansehen und durch das Wachsen ihrer Gemeinden gewannen sie auch an Einkünften. Hierdurch aber ließen sich jetzt schon manche Bischöfe zur Herrschsucht, zu Stolz und Habgier, ja selbst zu einer ihrer Würde wie ihrem Stande nicht ziemenden Prunksucht verleiten. Dennoch blieb ihre Gewalt in mancher anderen Hinsicht noch beschränkt, und wenn auch die Bischöfe in den Provinzen auf die Wahl eines Bischofs in der Hauptstadt Einfluß hatten, so hing sie doch größten- theils immer von der Gemeinde selbst ab. Die Bischöfe in den drei Haupt- städten des römischen Reiches, in Rom, Alexandrien und Antiochien, gal- ten zwar als die vornehmsten Bischöfe der Christenheit, doch war es noch allgemeine Ansicht, daß überhaupt alle Bischöfe an Macht und Würde sich ganz gleich seien. Wenn man aber im Abendlande der römischen Gemeinde jetzt einen gewissen Ehrenvorzug zutheilte, weil sie hier die größte und ein- zig apostolische war, so gestand man ihr doch keineswegs Vorrechte vor den übrigen christlichen Gemeinden zu, noch viel weniger dem Bischöfe von Rom, und zwar deshalb, weil man dem Petrus keine höhere Gewalt zu- schrieb, als die anderen Apostel besessen hatten. Die Erdichtung, daß Petrus der erste Bischof von Rom gewesen und jeder Bischof dieser Stadr ein Nachfolger des Petrus sei, fing erst in dieser Zeit an sich zu bilden und festgehalten zu werden. Indem Constantin in der angedeuteten Weise die Christen und deren Geistliche begnadigte, bekannten sich seine Hofleute und Staatsbeamten zur neuen Lehre, doch war freilich diese Bekehrung aus irdischen Zwecken nicht mit christlicher Veredelung verbunden und die schwelgerische und lasterhafte Lebensart war am Hofe, wie zuvor, heimisch. Constantin selbst gab in dieser Beziehung ein übles Beispiel. Um seine Herrschaft zu befestigen, Weltgeschichte. Ii. 4

2. Mittlere Geschichte - S. 38

1848 - Leipzig : Brandstetter
38 die mit dem Tode Jesu für immer fallen mußten. Die Aeltesten und Weisesten unter den Christen führten die Aufsicht über die Gemeinde, wo-- mit auch das Lehramt verbunden war. Doch lag ihnen ursprünglich das Lehrgeschäft keineswegs als eigentliches Amt ob, denn man betrachtete die Fähigkeit, in den Versammlungen durch Lehre und Ermahnung zu erbauen, für ein Gnadengeschenk des heiligen Geistes, das jedem Christen ohne Unter- schied des Standes zu Theil werden konnte und sich auch auf verschiedene Weise, bald als Prophetie, bald als Lehre, äußerte. Sie hießen Aufseher oder griechisch Episkopi (daher das deutsche Wort Bischöfe), Aelteste oder Presbyter (daher das deutsche Wort Priester), Pastoren oder Hirten, Papä oder Väter, Diaconen und Diaconissinnen, die den Kirchendienst besorgten, den Abwesenden daß Liebesmahl brachten, Kranke pflegten u. dgl. m., Katecheten, welche die jungen Christen und auch Neubekehrte vor der Taufe im Worte Gottes unterrichteten; denn die Kindertaufe ist erst in späteren Zeiten aufgekommen. Dazu kamen besonders seit dem dritten Jahrhunderte noch Exorcisten, Leser u. m. A. Mlle diese Kirchenbeamten wurden wohl von der Gemeinde hochgeachtet, hatten aber keinen besonderen Vorrang vor den Uebrigen, obgleich Einzele von ihnen in manchen Gemeinden auch schon ein persönliches Uebergewicht erhielten. Sie bezogen auch keinen Ge- halt, sondern nährten sich wie Andere von ihrer Hände Arbeit oder irgend einem anderen Erwerbszweige; man ahmte auch hierin dem Beispiele der Apostel nach. Nach und nach, als die Gemeinden größer wurden, erhielten auch diese Männer, die das geistliche Wohl der Brüder zu besorgen hatten, besonders in Hauptstädten ein größeres Ansehen. Indem man aber die mo- saische Verfassung des Priesterthums gern als ein Vorbild der christlichen Kirche betrachtete, verglich man auch die christlichen Kirchenbeamten mit der mosaischen Priesterschaft und nannte sie nach derselben. So bezeichnete man nur im zweiten Jahrhunderte ihre Gesammtheit als eine Gott zuge- hörige Schaar (I. Petr. 5, 3) mit dem Namen Clerus (nach dem grie- chischen Worte Kleros) und betrachtete sie als einen eigenen, von den ge- wöhnlichen Christen, den Laien (vom griech. Worte Laos, das Volk), abgesonderten Stand; doch wurde dabei die Idee des allgemeinen christlichen Priesterthums immer festgehalten. Bestanden auch die Gemeinden unab- hängig von einander, so schwangen sich doch einzele, bald wegen ihres apostolischen Ursprunges, bald wegen der Wichtigkeit der Stadt, in der sie lebten, bald weil sie Muttergemeinden waren, über andere empor und die Bischöfe erhielten ein höheres Ansehen. Solche Umstände führten auch dazu, daß man nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts anfing, der Stadt und dem Bischöfe von Nom ein höheres Ansehen vor den Bischöfen und Gemeinden anderer Städte zuzutheilen, doch wurde es von diesen gar oft als unzulässig sehr nachdrücklich zurückgewiesen. Das Ansehen der Bischöfe mußte aber überhaupt steigen, als man Synoden oder Kirchen Ver- sammlungen einzuführen begann; diese wurden aber erst seit dem dritten

3. Weltgeschichte für einfache Volksschulen - S. 23

1879 - Leipzig : Klinkhardt
— 23 — §♦ 15. Das Christenthum in den ersten Jahrhunderten. Nach der Himmelfahrt des Herrn Jesu Christi und der Ausgießung des heiligen Geistes über die Apostel am ersten christlichen Pfingstfeste wurde vou diesen das Evangelium aller Welt verkündigt. Petrus wirkte in Palästina und Rom, Johannes in Ephesus, Philippus in Kleinasien; Matthäus soll in Afrika, Thomas in Indien die Lehre des Herrn verbreitet haben. Keiner aber war dabei so thätig wie Paulus, der Apostel der Heiden. Unaufhörlich reiste er umher, belehrte das Volk und ermahnte und stärkte die Schwachen durch mündliche Lehre und Briefe (Episteln). In vielen Städten Syriens, besonders Kleinasiens, Griechenlands, ja selbst in Rom bildeten sich christliche Gemeinden. Die Reinheit und Vortrefflichkeit der Lehre, der strenge, sittenreine, einträchtige und stille Lebenswandel der Christen, ihre bürgerliche Gleichheit und Gütergemeinschaft, ihr Eifer und freudiger Märtyrertod waren ein mächtiger Antrieb zum Beitritt. In den Häusern der Christen wohnten Frömmigkeit, Liebe und milde Litten. Die Frau war nicht mehr die Magd, sondern die Gefährtin des Mannes; die Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen und die Sclaven menschlich behandelt. An der Spitze^ aller christlichen Gemeinden standen anfangs die Apostel. Die Vorsteher der einzelnen Gemeinden hießen Bischöfe (Aufseher) und Presbyter (Aelteste, woraus das Wort Priester entstanden ist), welche die ^Versammlungen leiteten; die Armenpflege hatten die Diaconen (Diener) zu besorgen. Die Bischöfe in größeren Städten eigneten sich ein gewisses Aufsichtsrecht über die benachbarten Gemeinden an, wodurch Diöceseu oder bischöfliche Sprengel entstanden. Die Bischöfe der bedeutendsten Städte, z. B. in Jerusalem, Antiochien, Constantinopel und Rom vergrößerten ihre Gewalt und erhoben sich zu Metropoliten oder Erzbischöfen. Hohes Ansehen legten sich insbesondere die Bischöfe von Rom als Nachfolger der Apostel Paulus und Petrus bei und nahmen später die Oberhoheit über die übrigen Bischöfe und die ganze christliche Kirche in Anspruch. Leit 450 hatte der Bischof von Rom den höchsten Rang und wurde Papst (Vater) genannt. Ans Grnnd der heiligen Schrift wurde die christliche Lehre frühzeitig in dem apostolischen Glaubensbekenntnisse zusammengestellt. Die Angelegenheiten der Kirche wurden auf den Kirchenversammlungen (Concilien) berathen. Für den öffentlichen Gottesdienst wurde schon int ersten Jahrhundert der Sonntag als der Tag des Herrn bestimmt. Die Versammlungen der Christen wurden gewöhnlich gegen Abend gehalten und mit einem Liebesmahle beschlossen, zu welchem die Reicheren L-peisen mitbrachten, die sie in Gemeinschaft mit den armen Gliedern der Gemeinde genossen. Da Lehre und Leben der Christen in grellem Widersprüche zu fcnt herrschenden Begriffen und Gebräuchen des Heidenthums stand, erhoben sich bald die blutigsten Verfolgungen gegen sie. Kaiser Nero

4. Der Unterricht in der Geschichte - S. 68

1893 - Delitzsch : R. Pabst
68 Entwickelung der christlichen Kirchen. Mohammed. Laien, ab. Die Bischöfe in den größeren Städten standen in besonders hohem Ansehen, weil diese Gemeinden von den Aposteln selbst gestiftet waren. Das feste Zusammenhalten der Bischöse war notwendig, um den Spaltungen in der Kirche vorzubeugen. Die Einheit aller strenggläubigen Gemeinden bildete die „allgemeine" (katholische) Kirche. Im Gegensatz zu der heidnischen Genußsucht war die christliche Sitte einfach, streng. Mehr und mehr entwickelte sich die Vorliebe für Entsagung, der ehelose Stand galt als besonders verdienstlich. Aus dieser Richtung ging das Mönchtnm hervor, dessen Begründer der Ägypter Antonius war. b) Gottesdienst und Kirchenlehre. Der Gottesdienst wurde in der ersten Zeit in den Häusern abgehalten. Bei demselben las der Vorsteher der Gemeinde ein Stück der heiligen Schrift vor, dann folgte die Predigt, gemeinschaftliches Singen, Beten und die Feier des heiligen Abendmahls. Zum wöchentlichen Feiertag wählte man den Sonntag, den Auserstehungstag des Herrn. An einem der drei großen christlichen Feste empfingen die Neubekehrten die Taufe. Zur Zeit der Christen-Verfolgungen hielten die Gläubigen ihre Gottesdienste in Höhlen ab. Erst im 3. Jahrhundert entstanden Kirchen. In den Gottesdienst wurde manches Heidnische herübergenommen, so der Weihrauch und die prächtigen Gewänder der Priester. Nach und nach begann man die Mutter Maria, die Apostel und Blutzeugen als Heilige zu verehren und ihnen zu Ehren Festtage der Kirche zu halten. Die Schriften der Evangelisten und Apostel, in der weit verbreiteten griechischen Sprache abgefaßt, bildeten das Neue Testament als Grundlage der christlichen Kirchenlehre. Aus dem Neuen Testament stellte man die Hauptlehren zusammen als apostolisches Glaubensbekenntnis. Um einen in der Kirche ansgebrochenen Lehrstreit über die Person Christi zu schlichten, berief Konstantin (325) das erste „ökumenische Konzil" nach Nicäa. Hier wurde die Lehre des Presbyters Arius, der behauptete, Christus sei bloß ein Geschöpf gewesen, durch Athanasius aus der Schrift widerlegt und das nicäifche Glaubensbekenntnis (Wesensgleichheit des Vaters und des Sohnes) festgestellt, dem später das athanasianische zugefügt wurde. Um den Jrrlehrern kräftig entgegentreten zu können, entwickelte man die Kirchenlehre wissenschaftlich in besonderen Schulen. Zn den berühmtesten Kirchenlehrern (auch Kirchenväter genannt) gehören Origen es von Alexandrien, Ambrosius von Mailand, Chrysöstomos von Antiochien und Augustinus von Hippo in Afrika. 28. Mohammed 571—632. a) Der Stifter einer neuen Religion. Große Gefahr entstand der christlichen Kirche durch den von Mohammed gestifteten Islam. Mohammed stammte aus dem vornehmen Koröischitengeschlecht in Arabien, dem die Bewachung des schwarzen Steins in der Kaaba zu Mekka oblag. Die Kaaba soll nach der Sage vou Adam erbaut worden sein.

5. Vom Tode des Augustus bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 29

1911 - Berlin : Teubner
§ 7. Die Arnulfinger und die Bekehrung der Deutschen. 29 m Bischöfe) sind Vertrauensmänner der kleinen Gemeinschaften, aber das Wort Gottes legt jeder aus, den der Geist Gottes dazu treibt. Erst mit dem Anwachsen der Gemeinden kommt es von selbst, daß eine Teilung der Tätigkeiten eintritt, daß aus Lehrtätigkeit und Aufsicht „Ämter" werden. Schon im zweiten Jahrhundert heben sich deutlich die Priester von den Laien ab und die Bischöfe wieder von den Priestern. Indem nun die Kirche sich im römischen Reiche ausbreitet, nimmt sie dessen Beamtentum unwillkürlich an. Kirche u. Staat. Ist der Bischof der Aufseher über die Priester und Gemeinden der Stadt und Umgegend, so steht der Bischos der Provinzialhauptstadt über den Bischöfen des Landes (Metropolit, Erzbischof). An ihn wendet man sich um Auskunft, um Rat, schließlich auch um Entscheidung in Streitfragen des Lebens und Glaubens. Wie aber die Provinzialhauptstädte die übrigen Städte, so überragt die Reichshauptstadt jene an Bedeutung: die Bischöfe von Rom glaubten also eilte bevorzugte Stellung beanspruchen zu dürfen. Aber all solche Fragen konnten erst von Bedeutung werden, als dem Christentum freie Entfaltung durch seine Anerkennung als gleichberechtigte Religion ermöglicht wurde. Tatsächlich setzte um diese Zeit der Versuch der römischen Die Ansprüche Bischöfe, eine Oberherrschaft über die gesamte christliche Kirche zu bean- Bischöfe, sprachen, erkennbar ein. Begründet wurde der Anspruch vor allen Dingen 1) mit der Behauptung, daß der Apostel Petrus, dem Christus nach Matth. 16 die erste Stellung unter den Aposteln und besondere Gewalt eingeräumt habe, wie Paulus in Rom gelebt und gelitten und die dortige Gemeinde als erster Bischof geleitet habe, 2) mit dem Hinweise aus die Bedeutung Roms als Hauptstadt der gesamten römischen, ja der ganzen Welt. Aber es fehlte viel, daß die übrigen Bischöfe sich der Forderung Roms fügten. Abgesehen davon, daß Christus bei anderen Gelegenheiten allen Aposteln die gleichen Machtbefugnisse und Aufgaben zugewiesen habe und daß solche Herrschaftsansprüche überhaupt dem Geiste und den ausdrücklichen Lehren des Stifters der Religion widersprächen, wurde den Bischöfen von Rom entgegengehalten, daß auch die Bistümer von Antiochien in Syrien und Alexandrien in Ägypten von Petrus eingerichtet worden seien, und zwar früher als das in Rom. Dazu kam, daß zu derselben Zeit Konstantinopel zur gleichberechtigten Hauptstadt des Reiches ernannt wurde, und die Patriarchen dieser Stadt waren nicht gewillt, dem römischen Bischof den Vorrang zuzugestehen, um so weniger, als Rom sehr bald nicht einmal mehr der Sitz der weströmischen Kaiser war. Trotzdem gelang es vornehmlich den energischen Das Papsttum. Bischöfen Leo I., der zur Zeit Attilas lebte (vgl. S. 22), und Gregor I., der um 600 römischer Bischof war, wenigstens im Abendlande (Italien, Gallien, Spanien), wo man die Vormacht Roms auch auf geistigem Gebiete bereitwillig anerkannte, allmählich auch die Oberherrschaft des römischen Bischofs in Lehre und Kirchenzucht zur Anerkennung zu bringen. Der Ehrentitel papa = 23ater, mit dein früher alle Bischöfe ausgezeichnet wurden, wurde von jetzt an auf den römischen Bischof beschränkt, und so entstand die Bezeichnung „Papst". Da die Päpste in gewissem Sinne die Erbschaft der römischen Jmpera- Entstehung der toreu antraten, so suchten sie sich auch einen Teil der weltlichen Herrschaft ^chaft^Päpste. anzueignen. Dazu bot sich die Gelegenheit, als nach dem Zusammenbruch

6. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 150

1849 - Halberstadt : Frantz
150 terschied des Geschlechts; denn wer die Wundergabe der Lehre er- halten hatte, der konnte auch lehren. Die Stifter freilich und Leh- rer der einzelnen Kirchen, auch wenn sie nicht Vorsteher — Män- ner, welche die gemeinsamen Angelegenheiten besorgten — waren, genossen von selbst ein höheres Ansehen. Später sielen in der Regel beide Thätigkeiten zusammen. Da schon früher die Apostel natürlich ein höheres Ansehen gehabt hatten, als andere Lehrer, so trug sich dies leicht aus ihre Nachfolger über, zumal ihre Gemein- den die zahlreichsten und angesehensten waren. Daraus gingen die Bischöfe hervor, welche über die anderen Geistlichen eine Auf- sicht führten. Je mehr sich nun die Gemeindegeschafte häuften, und je mehr die Lehrer sich in wissenschaftliche Kämpfe mit Hei- den und Ketzern — welche letztere die reine Lehre des Evangeli- ums durch falsche Auslegung zu verderben trachteten — einlassen und dazu sich durch Studiren ausrüsten mussten; desto stärker und leichter bildete sich der Unterschied zwischen Geistlichkeit (Clerus) und Volk oder den Laien aus. Besonders schnell bildete sich dies Alles in den größeren Hauptstädten des römischen Reichs aus, zumal da hier die Wichtigkeit des Ortes mit dem Vorzüge aposto- lischer Stiftung öfter zusammentraf; so besonders in Rom, Antio- chien, Alexandrien, Ephesus und Korinth. Unter diesen wieder hob sich das Ansehen Roms am meisten: von hier aus waren die meisten Gemeinden gestiftet, hier waren die einflußreichsten Christen, hieher kamen die meisten Glieder anderer Gemeinden in Veranlas- sung ihres bürgerlichen Verkehrs, hier — und darüber sing man bald sehr streng zu wachen an — hier hielt man auf die Bewah- rung der reinen Lehre vor jeder ungehörigen Beimischung. Früh also schon wurde der Bischof von Rom, wenn auch nicht förmlich, doch der Sache nach als das Haupt der durch das ganze Reich verbreiteten Christenheit anerkannt. Diese strenge Gliederung und Unterordnung unter wenige Häupter that besonders in den trauri- gen Zeiten der Christenverfolgungen noth. Die meisten römischen Kaiser kümmerten sich zwar um Religion, weder um heidnische, noch um christliche, gar wenig; aber von Zeit zu Zeit gab es doch einen, der sich über die Ausbreitung des Christenthums und über die zunehmende Machtlosigkeit des heidnischen Götzendienstes erboß-

7. Alte und mittlere Geschichte bis 814 - S. 29

1876 - Halle : Anton
29 er, als er sich von Verfolgern umstellt sah? — 13. Mit welchen Worten starb er? — 32. Despajian und Titus. Namen: Vespasian — Titus — Vesuv Herculanum Pompeji Stabiä. Zahlen: 69 — 79. 70. 79-81. 79. Fragen: 1. Wer folgte dem Nero als römischer Kai,er? Wann hat er regiert? — 2. Wo befand er sich, als er auf den Thron erhoben wurde? Warum? — 3. Wem übertrug er den Oberbefehl gegen die Juden? — 4. Was that Titus mit Jerusalem? — 5. Was entstand in der belagerten Stadt? Wie hoch soll sogar die Noth gestiegen fein? — 6. Was verweigerten die Juden trotzdem hartnäckig? — 7. Was geschah deshalb mit Jerusalem? Wann? — 8. Welches Gebäude wollte Titus gern schonen? Wodurch wurde aber seine Vernichtung herbeigeführt? — 9. Welches Wort des Herrn ist so in Erfüllung gegangen? — 10. Was mar das Loos des jüdischen Volkes? Worin lebt es seitdem? — 11. Welches Land wurde unter Vespasian den Römern noch unterworfen? — 12. Wer folgte dem Vespasian als Kaiser? Wann? — 13. Durch welche Charaktereigenschaft zeichnete er sich aus? Welchen Beinamen erhielt er deshalb? — 14. Welche Aussprüche zeugen von seiner Freundlichkeit und Menschenliebe? — 15. Welches Unglück ereignete sich unter ihm? Wann? — 16. Welche Städte wurden in Folge deß verschüttet? — 17. Was hat man in neuerer Zeit wieder gethan? Warum ist dies von Wichtigkeit? 33. Das Christenthum in den ersten Jahrhunderten. Namen: Bischöfe — Presbyter — Diakonen — Laien — Papst — Stepbanus — Diocletian — Ignatius — Antiochien Polykarpus — Smyrna — Märtyrer. Zahlen: 64. 300. Fragen: 1. Welchen Auftrag hatte der scheidende Christus seinen Jüngern gegeben? Wie entsprachen die Apostel demselben? — 2. Wo und wann entstand die erste christliche Gemeinde? Auf wessen Predigt? — 3. Wer trug das Christenthum namentlich zu den Heiden? In welche Länder? — 4. Wie nannte man die Vorsteher der einzelnen Gemeinden? Welche Pflichten lagen ihnen ob? — 5. Wer waren die Diakonen? — 6. Welker Stand bildete sich später in der christlichen Kirche? — 7. Wie hießen die außerhalb desselben Stehenden? — 8. Wer erlangte allmählich das größte Ansehen in den einzelnen Gemeinden? — 9. Welcher Bischof beanspruchte aber den höchsten Rang in der Christen-

8. Grundriß der Weltgeschichte - S. 90

1885 - Nürnberg : Korn
90 § 50. Me Geschichte, x—476 n. Chr. des heiligen Geistes über die Jünger Christi (am Pfiugstseste, 50 Tage nach Christi Auserstehung) verkündeten die Jünger als Apostel oder Abgesandte Christi das Evangelium von Christus dem Heiland der Welt, unter den Juden und vor allem der Heidenapostel Paulus, gebürtig aus Tarsus in Cilicien, auch unter den Heiden von Kleinasien bis nach Griechenland und Italien. Trotz der schweren Christenverfolgungen, besonders unter Nero, Trajan, Mark Aurel, Septimius Severus, Decius und Galerins, verbreitete sich das Christentum rasch über alle Provinzen des römischen Reichs. Konstantin d. Gr. war gegen die Christen freundlich gesinnt; nach seinem Siege über Maxentins (312) erließ er das erste Toleranzedikt, durch welches das Christentum gleiche Berechtigung mit andern Religionen erhielt (§ 46, 7). Nach der vorübergehenden Be-günstiguug des Heidentums unter Julian dem Abtrünnigen wurde unter Theodosius d. Gr. (f 395) das Heidentum verboten und die Göttertempel geschlossen. 2. In den Zeiten der Verfolgungen bewiesen die Christen die größte Glaubenstreue durch That und Wort. Mit unerschütterlicher Standhaftigkeit bekannten die Märtyrer ihren Glauben auch im Angesichte des Todes, so zur Zeit Trajaus der Bischof Symeon, der in Jerusalem gekreuzigt, und Bischof Ignatius von Antiochien, der in Rom den wilden Tieren vorgeworfen wurde; Polykarp, Bischof von Smyrna, der (ums Jahr 156) rn hohem Greiseualter aus dem Scheiterhansen starb. Die Angriffe, welche das Christentum durch Schriften der Gegner erlitt, wurden von den Apologeten (Verteidigern) des Christentums mit Kraft und Weisheit zurückgewiesen, so durch den tiesgelehrteu Origenes in Alexandria und den geistreichen und beredten Tertnllian in Karthago (beide im Anfang des 2. Jahrh.). 3. Die Leitung der Gemeinden übergaben die Apostel den Presbytern (Priestern), d. h. Ältesten, die ansangs auch Bisch öse (d. H. Aufseher) genannt wurden. Für die Pflege der Armen und Kranken waren Diakonen und Diakonissen (Diener und Dienerinnen) bestellt. Allmählich schlossen sich die kirchlichen Beamten zu einem besondern Stande, dem Klerus, zusammen, im Unterschied von den übrigen Gemeindegliedern, den Laien. Mit der Zeit wurde nur einer aus den Presbytern einer Gemeinde mit der Bischofswürde betraut und über die andern gesetzt. Unter den Bischösen ragten die der größeren Städte durch Einfluß und Ansehen hervor, so die Metropoliten oder Patriarchen von Antiochien, Alexandrien, Konstantinopel, namentlich aber der Bischof zu Rom als „Nachfolger des Apostels Petrus".

9. Grundriß der Geschichte - S. 62

1886 - Breslau : Hirt
L 62 Erster Abschnitt. Geschichte des Altertums. der Mrtyrer, erst heidnischer Philosoph, dann christlicher Apologet erlitt den Mrtyrertod. In der grausamen Christenverfolgung zu Lyon und Vienne erduldete mit wunderbarer Kraft die zarte Sklavin Blandina die Martern teuflischer Bosheit. Spter ragt zu Karthago eine junge Frau von Stande, Perpetua, als Mrtyrerin durch groß' artige, rhrende Sndhaftigkeit hervor. Auch die allgemeinen furcht-baren Christenverfolgungen unter Decius und Diokletian konnten das Christentum nicht ausrotten; sie vermehrten nur die Schar der Bekenner, die sich sogar freudig zum Tode drngten. Die christlichen Apologeten (Verteidiger) konnten in ihren Schrif-ten mit Recht auf die den Menschen erneuernde Kraft des Christentums hinweisen. Es hat die christliche Familie als mchtige sittliche Lebens-gemeinschaft gegrndet, indem es den Frauen eine tiefgreifende Wirk-famkeit verliehen, Knechte und Kinder zu Ehren gebracht, die Sklaverei gemildert und allmhlich abgeschafft hat. Heiliger Lebensernst, der von heidnischen Lustbarkeiten sich fern hielt, opferfreudige Bruder- und Feindesliebe besonders gegen Arme und Kranke, vielfach schon ein Leben der Entsagung und Enthaltsamkeit (Askese) in Andacht und Arbeit mit Hingabe des Vermgens an die Gemeinde zeichnen das Leben der ersten Christen aus. Die Begrbnissttten galten ihnen als Pflanzungen der Auferstehung, die Inschriften und Sinnbilder in den unterirdischen Grberstraen Italiens zeigen den Glauben, die Liebe und die Hoffnung derselben. Auftauchende Hresien (Irrlehren), besonders dergnosticis-mus, welcher das Christentum durch Vermischung mit heidnischer Religions-Weisheit erst zur Weltreligion zu erheben glaubte, machten die Fest-stellnng des neutestamentlichen Kanons und die Fixierung der wesentlichen christlichen Lehren unter Bindung an das apostolische Wort notwendig. In der apostolischen Zeit standen als Ordner und Schiedsrichter an der Spitze der Gemeinden von den Aposteln eingesetzte Presbyter (lteste) oder Bischfe; in der nachapostolischen Zeit erhielt der Bewhr-teste unter den Presbytern als Erster unter Gleichen" den Namen Bischof allein. Von der Gemeinde gewhlte Diakonen und Diako-nissinnen besorgten die Armen- und Krankenpflege. Mit dem Aufhren der apostolischen Geistes gaben in der Gemeinde wurde die bisher freie Lehrttigkeit an die bestehenden Kirchenmter gebunden, und es beginnt die Unterscheidung von Klerus (die zu Kirchenmtern Aus-erwhlten) und Laien. Der Stadtbischof erlangte eine Aufsichtsstellung der die umliegenden Landgemeinden, der Metropolit in der Provin-zial-Hauptstadt der die Provinzial-Bischse; ein noch hheres Ansehen genossen die 3 groen Bischfe in Antiochien, Alexandrien und vor allen in Rom. Der Apostel Petrus und sein angeblicher Nachfolger int rmischen Bistum galten mehr und mehr als Reprsen-tan ten der Einheit der katholischen (allgemeinen) Kirche. Erst iw Z. Jahrhundert entstanden schmucklose christliche Kirchen, an Stelle des Sabbaths war der Sonntag getreten, die Todestage der Mrtyrer

10. Schleswig-Holstein in geographischen und geschichtlichen Bildern - S. 101

1884 - Flensburg : Westphalen
101 Ii. Einführung des Christentums. 1. Ausbreitung des Christentums bis an die Grenze unseres Landes- Die Apostel gingen nach dem Befehle ihres Herrn „in alle Welt", d. h. in alle Teile des römischen Reiches und warnt seine Zengen „bis an das Ende der Erde". Schon ant Ansgange des ersten Jahrhunderts wnrde „das Wort vom Kreuze" gepredigt von den Alpen bis in die Wüsten Afrikas hinein, von Spanien bis nach Indien. Im 2. und 3. Jahrhundert wurde die Lehre Jesn auch an den Ufern des Rheins und der Donau bekannt, wo die Römer Burgen und Städte angelegt hatten. Die schnelle Verbreitung des Christentums muß unsere Bewunderung erregen, wenn wir bedenken, wie Mutig die Bekenner Jesu in diesem Zeitraume von den Juden und Heiden verfolgt worden sind. Zwar war die Macht der Juden nach der Zerstörung Jerusalems, 70 n. Chr., gebrochen; aber die Verfolgungen von Seiten der Heiden, die im Jahre 64 unter dem Kaiser Nero begannen, dauerten bis zu Ende des 3. Jahrhunderts. In dieser Zeit der Anfechtung sind viele Christen vom Glauben wieder abgefallen; viele jedoch haben freudig den Märtyrertod erlitten und noch in den Flammen Loblieder gesungen zur Ehre Gottes. Erst nachdem Konstantin der Große, der erste christliche Kaiser, den römischen Thron bestiegen hatte, 312 n. Chr., trat für die Christen die Zeit der Ruhe ein. Unter feinen Nachfolgern war freilich Julian der Abtrünnige, der das Heidentum wieder aufzurichten suchte; aber schon Theodosius der Große (der 379 die Regierung antrat und 395 fein thatenreiches Leben beschloß) erhob das Christentum zur herrschenden Religion im römischen Reiche. An der Spitze jeder Gemeinde stand ein Ältester, den man auch Bisch of, d. H. „Aussetzer" Zu nennen pflegte. In größeren Gemeinden aber, wo mehrere Ältesten die Verwaltung führten, wurde nur der Vorsitzende mit dem Namen Bischoi bezeichnet. Die Bischöfe der Städte beanspruchten nach und nach ein höheres Ansehen als die Bischöfe kleinerer Orter, welche unter ihrer Aufsicht standen. Auf der allgemeinen Kirchenversammlung zu Nicäa, 325, und in späteren Zusammenkünften wurde den Bischöfen zu Rom, Konstantinopel, Antiochien, Jerusalem und Alexandrien Der Vorrang vor allen Bischöfen der Christenheit förmlich zuerkannt. Die Bischöfe von Rom aber, die sich als Petri Nachfolger und Christi Statthalter ansahen, trachteten danach, die „Bischöfe der Bischöfe", ja das sichtbare Oberhaupt der ganzen christlichen Kirche zu werden. Da in der Gemeinde Jesu Christi „Weizen und Unkraut" neben einander wuchs, so zogen sich viele fromme Gemüter ganz in die Einsamkeit einer Wüste zurück, um nicht von der Welt ver-

11. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 4

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
— 4 — mehr als 100000 ^Meilen und etwa 120 Mill. Einwohner. Mit anderen asiatischen Landern kam auch Palastina unter römische Herrschaft. Augustus. Tiberius. Pontius Pilatus. ^ 2. Die christliche Kirche in imt ersten drei Jahrhunderten. Durch die Predigt des Apostels Petrus am 1. Psingsttage wurde die christliche Kirche gestiftet. Bald bildeten sich im ganzen jüdischen Lande und an den Grenzen desselben Gemeinden. Dadurch wurde der Haß der Juden gegen die Christen immer größer und sie verfolgten dieselben aufs heftigste. Im jüdischen Volke selbst entstanden verschiedene Parteien und Unordnungen und durch den Druck der Römer gereizt, brach das Volk in offene Empörung ans. Der römische Feldherr Titns belagerte Jerusalem und zerstörte die Stadt im Jahre 70 n. Chr. — Paulus predigte das Evangelium besonders unter den Heiden und stiftete Gemeinden in Kleinasien, Griechenland und in Rom. Auch in Frankreich, Spanien, Britannien und Nordafrika breitete sich die christliche Kirche schon in den ersten Jahrhunderten aus. Denn Religion und Sittlichkeit waren unter den Heiden tief gesunken. Die Ausübung der christlichen Religion aber wnrde von den heidnischen Obrigkeiten verboten. Da die Christen lieber des fürchterlichsten Todes starben, als ihren Glauben ausgaben, so erhoben sich 7 blutige Verfolgungen gegen die Christen, in welchen viele Tausende unter den Zähnen der wilden Thiere, dnrch das Schwert, in den Flammen n. s. w. ihren Tod fanden. Die Zahl der Christen aber mehrte sich täglich. Ums Jahr 300 nahmen diese Verfolgungen ihr Ende. Der Kaiser Konstantin (333) wurde Christ und erklärte nun die christliche Religion für die Staatsreligion. — Anfangs leiteten die Apostel die innern Angelegenheiten der Gemeinden. Als das nicht mehr möglich war, wurde ein Rath der Aeltesten eingerichtet, welcher nun die Aussicht über die Gemeinde hatte und deren Geschäfte besorgte. Die einzelnen Mitglieder hießen Aelteste oder Presbyter oder auch Bischöfe. Lehren konnte anfangs jeder. Außerdem bestand das Amt der Diakonen (Krankenpfleger). Bald führte im Rathe der Aeltesten einer den Vorsitz und nun wurde dieser vorzugsweise Bischof

12. Alte Geschichte - S. 28

1911 - Leipzig : Hirt
— 28 — Xvi. Aas Christentum in den ersten Jahrhunderten. 1. Gründung. 1. Wie die christliche Kirche entstand und sich ausbreitete. Einem öenfforrte gleich, das sich allmählich zum weithinschattenden Baume entfaltet, erwuchs innerhalb des großen römischen Weltreichs ein anderes Reich, das nicht von dieser Welt und doch bestimmt war, die ganze Welt zu umfassen. Sein Stifter Jesus Christus hatte seinen Jüngern befohlen: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie." Nachdem er sie vom Himmel herab mit der Kraft aus der Höhe, die er ihnen verheißen, ausgerüstet hatte, füllte Mut und Begeisterung die früher so Furchtsamen. Zuerst zeugte Petrus von dem Gekreuzigten und Auferstandenen; auf seine Predigt hin bildete sich in Jerusalem die erste christliche Gemeinde; jenes Pfingstsest wurde der Geburtstag der christlichen Kirche. Paulus, der große Heidenapostel, trug das Evangelium durch Kleinasien, Mazedonien und Griechenland bis nach der Welthauptstadt Rom. 2. Inwiefern sich innerhalb der christlichen Kirche ein besonderer Stand bildete. Im Ansange leiteten die Apostel die Gemeinden selbst, später aber verordneten sie ihnen besondere Vorsteher. Zur Bezeichnung ihrer Würde nannte man dieselben „Älteste" (Presbyters und zur Bezeichnung ihres Berufes „Aufseher" (Bischöfe.) Ihnen zur Seite standen Diakonen, denen die Armenpflege oblag (Stephanus). Bald schieden sich diese Beamten als Klerus (aus-erwählter Stand) von den Laien (Volk). Nun nannte sich der oberste Presbyter im besonderen Sinne „Bischos". Das meiste Ansehen beanspruchte und fand der Bischos zu Rom; er nannte sich papa (Vater, nämlich der gesamten Christenheit) oder Papst. 3. Welche Lebensweise die ersten Christen führten. Anfangs versammelten sich die ersten Christen täglich zur gottesdienstlichen Feier. Später wählte man den Sonntag zum wöchentlichen Feiertag. Der Gottesdienst selbst war einfach. Vor allem befleißigten sich die ersten Christen eines reinen Wandels. Unwürdige Glieder wurden aus der Gemeinde ausgeschlossen. Vor Christo und der christlichen Gemeinde hatten Mann und Weib, Herr und Knecht gleiches Recht und gleichen Wert. Die Arbeit wurde den Christen Ehrensache. Dem Willen ihres Stifters gemäß entfalteten die christlichen Gemeinden eine reiche Liebestätigkeit. 2. Verfolgung. i. Bon welcher Seite die Christen zuerst verfolgt wurden. Die Predigt von dem Gekreuzigten und Auferstandenen war den Juden, die einen irdischen Messias erhofften, ein Ärgernis, und den Heiden, die ihre eigenen Götter verlachten, eine Torheit. Die ersten Christenverfolgungen gingen von den Juden aus. Der hohe Rat zu Jerusalem ließ den Petrus und den Johannes stäupen und verbot ihnen die Predigt von Christo. Den Almosenpsleger Stephanus steinigte man. Sein Tod gefiel dem Saulus, der mit Drohen und Morden

13. Leitfaden der Geschichte, Erdkunde, Naturkunde und Sprachlehre für Mittelschulen und die Oberstufe der Volksschulen - S. 42

1873 - Harburg : Elkan
42 heidnischen Gottesdienst. Er unterwarf stch selber den Gesetzen der Kirche. Als er 7000 aufständische Thessalonicher hatte hinrichten lassen und der Bischofambrosius vonmailand ihn deswegen vom Abendmahl ausschloß, that er reuig Kirchenbuße. Durch ihn kam das Christenthum zum vollen äußern Siege; aber die Einfachheit und innere Lauterkeit der ersten Zeit gieng bei vielen verloren. §♦ 58. Die Gemeinden. a. Die Verfassung der christlichen Gemeinden wurde nun völlig geändert. Die Priester (der Klerus) schie- den sich als ein bevorrechteter, Gott näher stehender Stand von den Laien. Sie wurden von den Bischöfen ernannt; diese standen unter den Erzbischöfen oder Metropolitanen (Bischöfendergrößernstädte), die wiederum den 5 Patriarch en (Erzvätern) von Rom, Konstantino- pel, Antiochien, Jerusalem und Alerandrien untergeben waren. Diese Herrschaft der Priester heißt Hierarchie. (Pallium — weißes Bischofs- kleid ; Dom- oder Kathedrälkirche = Kirche des bischöflichen Stuhles; Domkapitel — geistliche Räthe des Bischofs). — b. Als hohe Feste wurden Pfingsten, Weihnacht und Himmelfahrt hinzugefügt. Der Gottes- dienst (Kultus) nahm durch schöne, mit Bildern geschmückte Kirchen, durch Musik, öffentliche Aufzüge und prunkende Gewänder der Priester an äußerem Glanze zu. Wallfahrten zu den heil. Oertern galten für verdienstlich, ebenso die Verehrung der Reliquien, die Kasteiungen, das Eremiten- oder Einsiedlerleben (Simeon lebte 30 Jahre ohne Obdach auf einer Säule in Syrien) und das Mönchsthum. Die ersten Klöster entstanden in Aegypten; die Gelübde der Mönche und Nonnen waren Armuth, Keuschheit oder Ehelosigkeit, Gehorsam. §. 51). a. Die christliche Lehre wurde von den Kirchenvätern d. h. an- gesehenen Kirchenlehrern weiter ausgebildet. Solche waren Clemens und Origen es in Alexandrien, Eusebists und Chrysostoinus in Konstanti- nopel, Augustinus zu Hippo in Afrika und Hieronymus, welcher in Beth- lehem starb. Letzterer verfaßte eine lateinische Uebersetzung der Bibel, die Vulgata d. i. Allgemeingebräuchliche genannt. — b. Die Lehre wurde, wenn ein Streit entstanden war, auf den großen Kirchenversammlungen oder Kon- eisten festgesetzt. Diejenigen, welche die Beschlüsse derselben annahmen, nann- ten sich Katholiken d. h. Rechtgläubige; die Abweichenden hieß man Häretiker (Irrgläubige) oder Ketzer. Auf dem ersten Koncil — zu Nicäa (325) in Kleinasien — verwarfen 250 Bischöfe die Lehre des Arius, daß Christus dem Vater nicht gleich sei. Ein anderer großer Streit erhob sich 100 Jahre später zwischen Augustinus, welcher lehrte, daß die menschliche Natur gänzlich ver- derbt sei, und daß Gott nach seiner Gnade die einen zur Seligkeit erwähle, die andern dem Verderben überlasse, und Pelagius, welcher behauptete, der Mensch sei von Natur gut und auch sein eigenes Bestreben sei zu seiner Hei- ligung nothwendig. Mehrere Synoden (kleinere Kirchenvers.) erklärten sich gegen Pelagius. §. 60. Die Spaltung der katholischen Kirche. Das Papstthum. Unter den Patriarchen erlangten die von Konstantinopel und Rom mit der Zeit das höchste Ansehen, und dann entstand unter diesen beiden ein Streit um den Vorrang. Der Name Papst d. i. Vater, den früher alle Bischöfe geführt hatten, wurde schließlich dem römischen allein beigelegt. Die Päbste Innocenz I. (404) und Leo d. Gr. (444) be-

14. Die Zeit von Christi Geburt bis zum Regierungsantritt Karls des Großen - S. 146

1864 - Leipzig : Teubner
146 Die Entwicklung der christlichen Kirche bis zu Constantinus. Wurden die letztern zahlreicher, und zwar wie es fast immer der Fall war durch die Thätigkeit der Gemeinde, was war natürlicher als daß sich aus ihnen neue Gemeinden bildeten, diese aber sich schon aus Dankbarkeit, jedoch auch aus dem Bedürfnis der Hülfe und Beratung zu jener ersten in das Verhält- nis von Töchtern zur Mutter stellten? Und wenn die gewachsne Zahl der Christen in einer Stadt zur bessern Erbauung und leichtern Ausübung der Liebeswerke eine Teilung in mehrere Gemeinden notwendig machte, sollten die neuen nicht zu der ursprünglichen in die gleiche Stellung treten? Nun waren in den Hauptstädten der Provinzen die ersten Gemeinden gegründet und von diesen aus die übrigen desselben Landstrichs ins Leben gerufen worden, sollten jene sich nicht dieser mit mütterlicher Liebe annehmen, sie bei der Wahrheit zu erhalten und in allem zu fördern beflissen sein, diese zu ihnen Hülfe und Unterstützung suchend ausschaun und ihnen in allen gemein- samen Angelegenheiten das Vorrecht der Ehre einräumen? Was ursprünglich Wirkung der Liebe ist, bildet sich im Fortgang wie zur Pflicht, so zum Rechte aus. Bischöfe erhielten Aufsichtspflicht und -recht über eine größre Zahl von Gemeinden (Sprengel) und wiederum die der Hauptstädte (Metropoliten) über mehrere solche Verbände. Die angesehnsten waren die Bischöfe der ältesten Gemeinden, von Jerusalem, Antiochien, Alexandria und Rom, der letztre namentlich, weil die dortige Gemeinde durch das Blut der Apostel Petrus und Paulus geweiht und in dem Sitz der weltlichen Herschaft die Stellung des Hirten der Gemeinde die dornenvollste, aber auch die einflußrmchste war. Es gibt keine innigere und festre Gemeinschaft, als die in Christo Jesu. Alle Christen und also auch alle Gemeinden bekannten sich als Glieder an seinem Leibe. Von vornherein war die Kirche als eine einige über die ganze Erde sich verbreitende (katholische)G anerkannt. Was schon die Apostel gethan hatten, daß sie in Conventen über die Auffassung der Lehre und die den be- kehrten zu erteilenden Vorschriften sich einten, muste auch in der ganzen Kirche Bedürfnis bleiben, und wer sollte dann als die Vertreter angesehn werden, wenn nicht die Bischöfe, die Nachfolger der Apostel im Predigtamt? Schon um die Mitte des zweiten Jahrhunderts finden wir Synoden, Versamm- lungen der Bischöfe auf Berufung und unter Leitung der Metropoliten, bald regelmäßig: ein treffliches Mittel zur Erhaltung des Zusammenhangs und der Einheit. Die Zeit ist nicht fern, wo von der ganzen Kirche solche Versamm- lungen in das Leben treten sollten. 3. Die innere Einheit fand die wichtigste Stütze in der Abfassung der Bücher des neuen Testaments, der ewigen Grundlage und der einzigen Quelle des christlichen Glaubens, des wahrhaftigen Wortes Gottes2). Eine kurze Zusammenfassung gab das den Täuflingen vorgelegteglaubensbekenntnis (symbolum), welches, obgleich es nicht von den Aposteln schriftlich verfasst ist, doch weil es alle Grundlagen der apostolischen Lehre in kürzester und prä- cisester Fassung enthält, mit Recht das apostolische heißt und von allen Kirchen als ihr Fundament anerkannt wird. Was die Apostel schon gethan, daß sie die Gemeinden durch Briese ermahnten, erbauten, stärkten, setzten 1 1) y.a&’ olrjg rrjg yrjg (xrjg ouoviiivr]g). — 2) Frühzeitig wurden die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, 13 Briefe Pauli, der erste des Johannes und der erste des Petrus nebst der Apokalypse allgemein anerkannt (¿¡xoxoyovf.isvct'), wärend andre Schriften für zweifelhaft oder nicht gleicher Autorität galten (uvxilsyo- (i£vcc). Der Kanon (d. h. die Regel, die Festsetzung; daher kanonische Bücher), welcher noch jetzt gilt, wurde 393 auf einer Synode zu Hippo in Afrika cndgiltig fcstgestcllt.

15. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 227

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 81. Kaiser a. d. Familie b. Augustus. (Claubier.) Tiberius. Caligula. 227 sonders bcn Auftrag gab: „Weint bu bekehrt bist, so stärke beine Brüber" (Luk. 22, 32). Der Herr hatte also bcn Petrus selbst an die Spitze gestellt, und er trat auch nach bcr Himmelfahrt des Herrn als der Erste unter bcn Aposteln auf. Er veranlaßte die Nachwahl eines Apostels an die Stelle des Verräters Jubas (Apg. 1, 15); er ergriff immer das Wort im Namen bcr übrigen Apostel; er sprach das Strafgericht aus gegen Ananias und Saphire (Apg. 5,3); er wies den Magier Simon ans der kirchlichen Gemeinschaft (Apg. 8, 9); ihm wurde durch besondere Offenbarung der Auftrag erteilt, beit ersten Heiden, Cornelius, ohne Beschneidung in die Kirche aufzunehmen (Apg. 10, 1); feine Stimme entschied mich bei dem Apostelkonzil. Petrns war zuerst Vorsteher (episcopus) der Kirche von Antiochia, begab sich aber zwischen 42—45 n. Chr. nach Rom. Dort erlitt er zugleich mit dem Apostel Paulus den Martertod (68 n. Chr.). Petrus wurde (auf fein Verlangen) kopfunter gekreuzigt, Paulus, welcher römischer Bürger war, mit dem Schwerte enthauptet. Die erste christliche Gemeinde war begreiflich Jerusalem. Zu Antiochien erhielten aber die Gläubigen zuerst bcn Namen Christianer ober Christen. 3. Von der römischen Kirche sagt schon der Hi. Ignatius, ein Schüler des Apostels Johannes, daß sie bcn Vorsitz führe im christlichen Liebesbnnbe. Als in der Gcmeiube von Korinth Streitigkeiten abgebrochen waren, wanbten sich die Parteien nach Rom, und Papst Klemens, der britte Nachfolger des Apostels Petrus, schlichtete sie. Der Hl. Polykarp, ein Schüler des Apostels Johannes, reiste noch in seinem 90. Jahre nach Rom , um sich mit Papst Anicet über Gegciiftäiibe bcr Kirchenziicht zu besprechen. Sein Schüler, bei Hl. Irenaus, erklärte, daß mit der Kirche in Rom jebe anbere Kirche übereinzustimmen verpflichtet sei wegen ihres mächtigen Vorranges. Papst Victor ßebrohte schon die asiatischen Bischöfe mit dem Ausschluß aus der Kircheugemeiuschast, weil sie in der Feier des Osterfestes abwichen (196 n. Chr.). Tertullian gesteht ein, daß der römische Bischof als der Bischof bcr Bischöfe gelte (205 it. Chr.). 00 zieht sich von beit ersten Jahren bcr christlichen Kirche eine ununterbrochene Reihe von Zeugnissen fiir den Vorrang (Primat) Petri durch alle Jahrhunderte hindurch. 8 81. Die Kaiser ans der Familie des Äugustns. (Die Llaudier.) Tiberius. Laligula. (14—68 ii. Chr.) 230) Nach dem Tode des Augustus trat desseu Stiefsohn Tiberius die Herrschaft au, ein grausamer, hinterlistiger und ausschweifender Manu. Im Aufauge stellte er sich, als ob die Negierung für ihn nur eine Last wäre, und ließ sich vom Senate förmlich bitten, daß er sie doch übernehmen möchte. Auch regierte er acht Jahre laug ziemlich mild und gut. Als aber Sejauus, der Präfekt der Prätorianer, sein Güustliug geworden war, fing

16. Grundriß der Geschichte - S. 62

1886 - Breslau : Hirt
62 Erster Abschnitt. Geschichte des Altertums. der Mrtyrer, erst heidnischer Philosoph, dann christlicher Apologet, erlitt den Mrtyrertod. In der grausamen Christenverfolgung zu Lyon und Vienne erduldete mit wunderbarer Kraft die zarte Sklavin Blandina die Martern teuflischer Bosheit. Spter ragt zu Karthago eine junge Frau von Stande, Perpetua, als Mrtyrerin durch gro-artige, rhrende Sndhaftigkeit hervor. Auch die allgemeinen furcht-baren Christenverfolgungen unter Decius und Diokletian konnten das Christentum nicht ausrotten; sie vermehrten nur die Schar der Bekenner, die sich sogar freudig zum Tode drngten. Die christlichen Apologeten (Verteidiger) konnten in ihren Schrif-ten mit Recht auf die den Menschen erneuernde Kraft des Christentums hinweisen. Es hat die christliche Familie als mchtige sittliche Lebens-gemeinfchaft gegrndet, indem es den Frauen eine tiefgreifende Wirk-samkeit verliehen, Knechte und Kinder zu Ehren gebracht, die Sklaverei gemildert und allmhlich abgeschafft hat. Heiliger Lebensernst, der von heidnischen Lustbarkeiten sich fern hielt, opferfreudige Bruder- und Feindesliebe besonders gegen Arme und Kranke, vielfach schon ein Leben der Entsagung und Enthaltsamkeit (Askese) in Andacht und Arbeit mit Hingabe des Vermgens an die Gemeinde zeichnen das Leben der ersten Christen aus. Die Begrbnissttten galten ihnen als Pflanzungen der Auferstehung, die Inschriften und Sinnbilder in den unterirdischen Grberstraen Italiens zeigen den Glauben, die Liebe und die Hoffnung derselben. Auftauchende Hresien (Irrlehren), besonders dergnosticis-mus, welcher das Christentum durch Vermischung mit heidnischer Religions-Weisheit erst zur Weltreligion zu erheben glaubte, machten die Fest-stellung des neutestamentlichen Kanons und die Fixierung der wesentlichen christlichen Lehren unter Bindung an das apostolische Wort notwendig. In der apostolischen Zeit standen als Ordner und Schiedsrichter an der Spitze der Gemeinden von den Aposteln eingesetzte Presbyter (lteste) oder Bischfe; in der nachapostolischen Zeit erhielt der Bewhr-teste unter den Presbytern als Erster unter Gleichen" den Namen Bischof allein. Von der Gemeinde gewhlte Diakonen und Diakonissinnen besorgten die Armen- und Krankenpflege. Mit dem Aufhren der apostolischen Geistesgaben in der Gemeinde wurde die bisher freie Lehrttigkeit an die bestehenden Kirchenmter gebunden, und es beginnt die Unterscheidung von Klerus (die zu Kirchenmtern Aus-erwhlten) und Laien. Der Stadtbischof erlangte eine Aufsichtsstellung der die umliegenden Landgemeinden, der Metropolit in der Probin-zial-Hauptstadt der die Provinzial-Bischfe; ein noch hheres Ansehen genossen die 3 groen Bischfe in Antiochien, Alexandrien und vor allen in Rom. Der Apostel Petrus und fem angeblicher Nachfolger im rmischen Bistum galten mehr und mehr als Reprsentanten der Einheit der katholischen (allgemeinen) Kirche. Erst im 3. Jahrhundert entstanden schmucklose christliche Kirchen, an Stelle des Sabbaths war der Sonntag getreten, die Todestage der Mrtyrer

17. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 169

1854 - Saalfeld : Riese
169 § 47. Die christliche Kirche und die Ausbreitung des Christenthums in der ersten Periode des Mittelalters. I. Ursprung des römischen Papstthums. Um die Zeit, als Karl Martell Majordom im Frankenreiche war, hatte das römische Papstthum schon eine solche Macht und ein solches Ansehen erlangt, daß es auf den Gang der Ereignisse und die Entwicklung des Lebens einen großen, weltgeschichtlichen Einfluß ausübte. Es ist darum hier der Ort, die Entstehung und Ausbildung desselben näher ins Auge zu fassen. Die ursprüngliche Verfassung der christlichen Kirche war eine Ch ri sto tra- tte (d. h. die Herrschaft des verherrlichten Christus als Herrn der Kirche durch sein Wort und seinen Geist) mit freien, volksthümlichen Formen. Die Apostel übten auf die Gemeindeangelegenheiten keineswegs ein despotisches Uebergewicht aus, sie waren nicht Herren der Gemeinde und ihres Glaubens, sondern suchten die freie Mitwirkung der Gemeinden für die Kirchenleitung zu gewinnen, sie sehten für die Ordnung und Leitung derselben einen Rath von Gemeindeältesten (Presbytern) ein. Bei den griechischen Gemeinden erhielten die Aeltesten den Rainen Episkopen (Bischöfe) als Aufseher, Leiter des Ganzen. Diese Gemeindevorsteher wurden gewöhn- lich aus Antrag der Apostel von den Gemeinden selbst gewählt oder auch den sich erst bildenden Genreinden von den Aposteln verordnet. Solange die Apostel lebten, hatten sie, als die unmittelbaren Botschafter und Bevollmäch- tigten Christi, ein festes Band der Einheit um die zerstreuten Gemeinden geschlungen. Die Stellvertreter und Nachfolger der Apostel boten sich aber dar in denjenigen Männern, welche sie beim Scheiden aus den von ihnen gestifteten Gemeinden als ihre unmittelbaren Schüler zu Bischöfen oder Presbytern geweiht hatten. Es war natürlich, daß im Fortgange der Zeit einer unter den Presbytern, der mit größern persönlichen oder geistigen Vorzügen ausgestattet war, an die Spitze des Aeltesten-Rathes trat oder vielmehr von seinen Amtsbrüdern gesetzt wurde, um der ausführenden Ge- walt in der Hand eines Einzigen mehr Kraft und Nachdruck zu geben. Dieser Eine als Vertreter der Gemeinde nach Innen und Außen nahm nach und nach den Titel eines Bischofs für sich allein in Anspruch. Hiermit ging die Ausbildung eines eignen geistlichen Standes Hand in Hand, blieb aber in den beiden ersten Jahrhunderten des Christenthums weit entfernt von geistlicher Herrschaft (Hierarchie). Unterdessen bildete sich auch die Idee der Einen apostolisch-bischöflich-katholischen (allgemeinen) Kirche immer mehr aus und strebte auch nach einem äußerlichen Mittel- punkte; unter den Geistlichen selbst entstand eine abgestufte Rangordnung. Der Sprengel der Stadtbischöfe dehnte sich über die benachbarten Landge- meinden und Landgeistlichen aus, die Bischöfe der Provinzialhauptstädte (Metropoliten) traten an die Spitze der andern geringern Bischöfe, und unter den Metropoliten ragten wieder drei besonders hervor, welche als Bischöfe der drei Hauptstädte des römischen Reichs: Roms, Alexan- driens und Antiochiens mehrere Provinzen unter ihrer Aufsicht hatten. Aber schon im dritten Jahrhundert fingen einzelne römische Bischöfe an, sich Nachfolger Petri zu nennen und auf diese Nachfolge hin einen Pri- mat (die erste Stelle) über alle übrigen Bischöfe zu beanspruchen. Auch

18. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mecklenburgischen Volksschulen - S. 5

1876 - Wismar [u.a.] : Hinstorff
genannt. Erzbischöfe. Alle diese Kirchenbeamten sah man bald als einen besonderen Stand an, der vorzugsweise Gott geheiligt sei und mit irdischen Dingen gar nichts zu schaffen haben solle. So vollzog sich zwischen den Geistlichen (Klerus) und Nichtgeistlichen (Laien) eine Scheibung. Wie sich die Lanbbischöse in bet Regel unter die Bischöfe in der Stadt stellten, so genossen die Bischöfe in benjenigen Gemeinden, in welchen vorzugsweise Apostel gewirkt hatten (Rom, Antiochien, Alexandrien, Ephesus, Korinth) wieder ein größeres Ansehen. (Patriarchen). Der Bischof von Rom aber, als Nachfolger Petri sich betrachtend, wurde mit der Zeit als der erste aller Bischöfe, als Haupt der ganzen Christenheit angesehen; er nannte sich Papst. — Wer falsch lehrte oder grobe Sünden beging, der wurde aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen (Exkommunikation). Zeigten die Ausgeschlossenen Reue, so wurden sie wieder ausgenommen, mußten aber vorher Kirchenbuße thun. Nach dem Siege des Christenthums bauten die Christen sich prächtige Kirchen und schmückten sie mit Bildern. Prozessionen. Reliquien. Wallfahrten. Bald verehrte mein die Bilder und Reliquien und hielt die Wallfahrten für ein verdienstliches Werk. Ab und zu versammelten sich die Bischöfe einer Provinz, um sich über die Lehre zu besprechen. (Synoden). Größere Versammlungen, auf welchen die Kirchenlehre festgestellt wurde, hießen Kirchenver-fammlungen. (Konzilien). § 3. Deutschland zur Mi Christi. Deutschland war mit Wäldern, Sümpfen und Morästen bedeckt, war reich an Flüssen und Seen und hatte ein rauhes Klima. In den Wäldern lebten Wölse, Auerochsen, Bären, Elenthiere re. Die alten Deutschen waren ein starkes, tapferes, abgehärtetes, treues, ehrliches, keusches, gastfreies, freiheitsliebendes Volk, hatten aber Neigung zum Spiel und Trunk. Ihre liebste Beschäftigung war der Krieg, in Friedenszeiten die Jagd und Viehzucht. Die Wirtschaft überließen sie den Frauen und Knechten. Ihre Götter waren Wuotan, Donar, (Thor), Hertha, Freyja re. Sie verehrten dieselben in heiligen Hainen, besonders unter alten Eichen. Die verstorbenen Helden kamen zu Wuotan in Walhalla. Städte und Dörfer hatten die alten Deutschen nicht, sie wohnten in zerstreut liegenden Häusern. Sie zerfielen

19. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 105

1869 - Hildburghausen : Nonne
' Daö Christenthum in den ersten fünf Jahrhunderten. 109 die Blutzeugen (Märtyrer)Qualen und Tod ertrugen, mehrte die Zahl der Bekenner, so daß man mit Recht daö Blut der Märtyrer „den Samen der Kirche" genannt hat. Mitten unter den Drangsalen verbreitete sich daö Christenthum nach allen Himmelsgegenden, namentlich über Italien, Spanien und Gallien; auch nach dem inneren Asien (Indien) drang cs vor und von dort kamen einige Lehrer zu den Gothen und bekehrten viele derselben (Bischof Ulfilaö 350). Im vierte« Jahrhundert (324) wurde Ulsilas 350. daö Christenthum durch Konstantin den Gr. bereits zur Staatsrcligion erhoben. 2. Da die ersten Christen von den Juden ausgegangen waren, so wurde ihre Gemeindcordnung dem Muster der jüdischen Synagogen nach- gebildet. In den christlichen Gemeinden gab es demnach A elt este (Pres- byter) und Aufseher (Bischöfe), denen in der Regel daö Lehrgeschäft ob- lag; in größeren Gemeinden wurden ihnen, zur Besorgung des Armen- und Krankenwesens, Diakonen und Diakonissinnen beigeordnet. Die gottesdienstlichen Versammlungen fanden anfangs in Privathäusern, zur Zeit der Verfolgung in Wäldern und Höhlen statt. Erst vom dritten Jahrhundert an entstanden Bethäuser und Kirchen. Der Tag der Zusam- menkunft war, anschließend an die mosaische Sitte, der Sonnabend, doch trat für diesen bald der Sonntag als der Tag ein, an welchem der Herr auferstanden und die erste christliche Gemeinde gestiftet worden war. In den Versammlungen erhob man sich durch Gesang, Gebet und Bibcllesen; Gottes- häusig fanden auch sogenannte „Liebesmahle" statt, an die sich dann dienst, das heilige Abendmahl anschloß. Damals wurden meistens nur Erwach- sene — nach Ablegung eines kurzen Glaubensbekenntnisses — getauft. Diejenigen, welche darauf vorbereitet wurden, hießen ^Katechumenen." Sorgfältig wachte die Gemeinde über die Unsträflichkeit ihrer Mitglieder. Irrende wurden ermahnt, Lasterhafte vom Abendmahle zurückgewiesen oder aus der christlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Das Recht der Ausschlie- ßung stand nicht den Bischöfen und Aeltesten allein, sondern der ganzen Gemeinde zu. Innerhalb der Gemeinde waren anfangs die Einzelnen gleich berech- tigt. Seit Konstantin I sonderten sich aber die Geistlichen vom Volke (Laien) als ein besonderer Stand (Klerus) ab und gewannen kraft ihres Amts eine gewisse Herrschaft über die Gemeinde. Bald entstand eine be- stimmte Rangordnung unter den Geistlichen. Die Bischöfe erhoben sich über die Presbyter, die Bischöfe der Hauptstädte über die der Provinzial- städte und die angesehensten Bischöfe nahmen den Titel Erzbischöfe (Ober- bischöfe) an. Endlich erhoben sich die Bischöfe zu R om, Konstanti no pel, Patriarchen. Antiochien, Alexandrien und Jerusalem als Patriarchen über alle. So brauchte nur noch einer von diesen die oberste Leitung an sich zu rei- ßen und daö Gebäude der Priesterherrschaft oder Hierarchi war vollendet.— In der That, gelang dies auch später (600) dem Patriarchen von Rom, der sich als Nachfolger Petri das Primat über die ganze Chri- Papst, stenheit aneignete und seitdem Papst hieß. 0 Konstantin hatte viele Kirchen erbaut und mit Grundbesitz beschenkt, den Geist- lichen eigene Gerichtsbarkeit und Steuerfreiheit bewilligt, auch Vermächtnisse au die Kirche gestattet.

20. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 131

1899 - Breslau : Hirt
Sieg des Christentums: Älteste Einrichtung der Kirche; Mönche und Klöster. 131 die Bischöfe in den großen Städten das größte Ansehen, besonders in denjenigen, in welchen die Apostel selber gelehrt und gelebt hatten, also in Antiochien, Ephesus, Jerusalem und Rom. Ihnen wurden allmählich die Bischöfe der nahen Landgemeinden untergeordnet. Endlich erhob sich der Bischof von Rom zum Haupt der ganzen Christenheit. Rom galt als Hauptstadt der Welt; Petrus selber war, wie man meinte, der erste Bischof der dortigen Gemeinde gewesen; der Bischof zu Rom betrachtete sich also als dessen Nachfolger und benutzte sein Ansehen, um sich über alle anderen Bischöfe zu erheben. Schon früh fing er an, sich „Bischof der Bischöfe" zu nennen und Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen einzelnen Gemeinden ausgebrochen waren. Später nannte er sich Papst, d. i. Vater. Die Bischöfe sorgten für äußere Zucht und Ordnung in der Gemeinde. An dem Auferstehungstage Christi, am Sonntage, versammelte sich die ganze Gemeinde in einem Bethause oder Saale; größere Gemeinden erbauten sich bald auch besondere Kirchen. Schon früh feierte man alljährlich das Osterfest und das Pfingstfest, die Feier des Himmelsahrts- und des Weihnachtsfestes aber kam erst im vierten Jahrhundert in Gebrauch. Alle, welche kein geistliches Amt verwalteten, hießen Laien, d. i. Volk. Die Gemeinden standen untereinander in Verbindung durch Versammlungen der Geistlichen einer Provinz oder durch allgemeine Kirchenversammlungen oder Konzilien, durch reisende Christen und durch Briefe angesehener Kirchenväter. Wer grobe Sünden gethan, besonders wer den Glauben verleugnet hatte, wurde aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen (exkommuniziert) und nur nach langen Bußübungen wieder aufgenommen. ü. Mönche und Klöster. Schon in den ersten Jahrhunderten nach Christo sahen es Christen für ein Gott wohlgefälliges Werk an, all ihr Hab und Gut den Armen zu geben und fern von dem Treiben der Welt in der Einsamkeit bei dürftiger Nahrung mit Fasten und Beten das Leben zu verbringen. Solche Menschen nannte man Mönche, d. i. Alleinlebende. Der, welcher dem Mönchswesen den Ruf besonderer Heiligkeit verschaffte, war der Ägypter Antonius. Schon als Kind liebte er die Einsamkeit und mied die Spiele seiner Genossen; als Jüngling beschäftigte er sich am liebsten mit der Bibel. Das Wort des Herrn: „Verkaufe alles, was du hast, und gieb es den Armen!" ergriff ihn so, daß er sein ganzes Vermögen verschenkte und sich in die Einsamkeit zurückzog. Dort verbrachte er seine Tage mit strengen Bußübungen, Gebet und frommen Betrachtungen. Eine Hütte war seine Wohnung, die Früchte einiger Dattelbäume seine Speise; für Körbe, die er flocht, tauschte er Brot ein, mit dem er die müden Wanderer, welche ihn dort aussuchten, erquickte. Denn seine Hütte wurde bald ein Wallfahrtsort für alle, welche Rat und Trost suchten; weithin verbreitete sich sein Ruhm, selbst Kaiser Konstantin bei- 9*