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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 26

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
26 die den jungem Sohn mehr liebte, als den ältem, bewog ihren bejahrten Gemahl, das Testament zu ändern, und dem jüngern die Markgrafschaft, dem altern dagegen nur Weißenfels als Erbe zuzuweifen. Solche Ungerechtig- keit wollte Alb recht sich aber nicht gefallen lassen, ergriff zu den Waffen, und nahm den eigenen Vater gefangen. Des'sohnes Gewaltthat gegen den Vater gab ein Aer- gerniß im Reiche, welches der Kaiser nicht schweigend dul- dewlkonnte. Er gebot die Loslassung des alten Markgra- fen. Doch kam es nochmals zum Kriege zwischen Vater und Sohn, in welchem letztem sein Schwager, König Ot- tokar von Böhmen, ihm beistand, der aber bei der Gelegenheit einen Theil von dem Schatze des Markgrafen Otto raubte, und das Land schrecklich verheerte. Dies Mal stiftete 1189 der römische König Heinrich Vi. Frie- den zu Würzburg, doch war die Versöhnung nicht aufrich- tig, und, im Groll gegen seinen Erstgebornen, schloß am 18. Februar !190 Markgraf Otto die Augen für immer. Otto hatte durch die ungerechte Beeinträchtigung sei- nes älteren Sohnes einen Feuerbrand in sein eigenes Haus geworfen, der noch lange nach seinem Tode verderbend fort- glimmte. Seine beiden Söhne übernahmen zwar die ihnen zukommenden Landestheile ohne Streit, allein der Eltern un- gerechte Vorliebe für den Jüngsten hatte eine zu große Erbitterung bei Beiden erregt, als daß sie lange hätten in Frieden leben können; auch hatte ihr Vater ihnen einen Vorwand zum Hader hinterlassen, den sie begierig ergriffen, um einander wehe zu thun. Er hatte nemlich einen an- sehnlichen Schatz im Kloster Al ten zelle niedergelegt, und verordnet, daß derselbe seinem jüngsten Sohn Dietrich ausgeliefert werden sollte. Daö erfuhr Alb recht, ging nach Altenzelle, und nahm den Schatz, obgleich die Mönche ihn auf den Hochaltar gelegt und für Kirchen- gut erklärt hatten. Dietrich begehrte Antheil an diesem Schatze, und, da seine Forderung unbeachtet blieb, so ent- stand eine Fehde zwischen den Brüdern, in welcher Die- trich, als der schwächere, von Albrecht hart bedrängt ward. Er fioh zum Landgrafen Hermann von Thürin- gen, und vermählte sich mit dessen unschöner Tochter Jutta, weil er mit dieser eine reiche Mitgift und ihres

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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 28

1889 - Leipzig : Hirschfeld
3. Alrecht I. ober der Stolze. (11901195.) Nach des Vaters Tode trat Alb recht, wie es jener zuerst verfgt hatte, die Regierung der die Markgrafschaft Meien an, während sein Bruder Dietrich unter dem Titel eines Grafen die Herrschast Weienfels bernahm. Wie kurz auch die Regierung Albrechts gewesen, so liegt doch der derselben in mehrfacher Hin-ficht ein Dunkel verbreitet, das sich um so weniger zerstreuen lt, da die auf diesen Markgrafen erbitterten, und darum vielleicht nicht vorurteilsfrei gebliebenen Mnche von Zelle seine einzigen gleichzeitigen Geschichtschreiber gewesen sind. Diese Erbitterung hatte aber in nach-folgender That Alb rechts ihren Grund. Es war bekannt, da sein Vater Otto dem Kloster Zelle einen Schatz von 3000 Mark Silber anvertraut hatte. Sobald Albrecht Markgraf geworden war, forderte er solchen von den Mnchen zu-rck. Dieselben verweigerten dies jedoch unter der Versicherung, da genannte Summe zu Seelenmessen bestimmt worden sei. Als Al-brecht dessenungeachtet streng auf seiner Forderung bestand, suchten die widerstrebenden Klosterherren den Schatz dadurch zu retten, da sie denselben in der Klosterkirche auf den Altar der heiligen Jungfrau niederlegten. Doch Albrecht lie sich, selbst auf die Gefahr hin, von ihnen als Kirchenruber verschrieen zu werden, nicht abhalten, den Schatz, der dessen Bestimmung jene einen Nachweis zu liefern nicht imstande waren, von da hinwegzunehmen. Alb recht schonte auch seines Bruders nicht und erlaubte sich Gewaltttigkeiten gegen dessen Gter, sowie gegen den Teil des Erbes, welchen nach des Vaters Willen beide Brder gemeinschaftlich benutzen sollten. Allmhlich schlo er ihn von den Burgen aus, die ihnen ge-meinschaftlich waren, und machte so Miene, ihn nach und nach seines Erbes ganz zu berauben. Der auf diese Weise drei Jahre lang bedrngte Graf Dietrich begab sich endlich zu dem Landgrafen Her-mann von Thringen, um bei demselben Hlfe zu suchen. Doch dieser trug anfnglich Bedenken, in sein Begehren zu willigen, da es ihm, wie er meinte, an einem schicklichen Anlasse fehle, um den Mark-grasen zu bekriegen. Endlich aber lie er sich doch herbei, ihm seine

2. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 10

1902 - Leipzig : Barth
10 ------------ und Stadtmauer geschützt, konnte sich nunmehr der Bürger der Stadt in größerer Sicherheit seines wachsenden Wohlstandes freuen. Denn auch den Handel förderte Otto mit der Ausbeute der Bergwerke. Ersuchte nawütlich Leidig, das er besonders lieb hatte, in Flor zu bringen H dort einen Hauptsitz des Handelsu gründen. Er"verliek der Stadt daä Recht jährlich zwei Jahrmärkte ^u Kalten und veranlaßte dadurch die Entstehung der beiden Leipziger Haupt messen zu Ostern und zu Michaelis, zugleich baute er daselbst die ehrwürdige Nicolaikirche. Sehet da, welch eine inhaltreiche Kette von Ursachen und Wirkungen! Otto wußte den Segen des Bergbaues wohl zu verwenden. — Aber er hatte doch bei feinem Reichtume nicht immer Ruhe. — Seine Grenznachbarn waren neidisch und befehdeten ihn unablässig um feines äußeren Glückes willen. Sein eigener Sohn Albrecht überzoa ibn mit Kriea. nahm ihn gefangen und ließ ihn lange Zeit in dem Taubenturme auf dem Schlosse Dewin (Dvben bei Grimma) schmachten. Freilich hatte der Vater den Zorn des Sohnes gereizt, Seine Gemahlin Hedwig nämlich, welche ihren jüngeren Sohn Dietrich mehr liebte als den älteren, hatte den Markgrafen überredet, er solle in seinem Testamente jenen statt diesen zum Nachfolger in der Mark bestimmen, und das wollte sich Albrecht nicht gefallen lassen. Erst aus Furcht vor des Kaisers Zorn ließ er den Vater wieder los. So hatte denn der „reiche" Otto in seinen letzten Lebensjahren oft Kummer und Drangsal und stieg voll Kummer hinab in die neue Fürstengruft zu Attzelle, wohin ihm bis zu Friedrich dem Strengen die "meisten ^Meißner Fürsten folgten. Er starb 1190^ Unter Otto dem Reichen ward am Fuße des Collmbergs bei Ofchatz eine Art Landtag, eine Versammlung von Rittern, Bischöfen und Vornehmen des Landes gehalten, und bei dieser Gelegenheit erbat sich der Markgraf von den Landständen eine Beisteuer zu den Kriegskosten, eine Abgabe, die den Namen einer Beede hatte. — In welchem Ansehen übrigens in dieser Zeit die Geistlichkeit stand, mag folgende Begebenheit lehren: Ottos Bruder Dietrich, der gewöhnlich Markgraf von Landsberg heißt, hatte einen sehr geliebten Sohn, der als großer Freund von ritterlichen Übungen einst ein berühmtes Turnier oder Kampffpiel in Wien besuchte. Nun waren aber auf mehreren Turnieren Kämpfer getötet oder verletzt worden, und deshalb hatte der Erz-bifchof zu Magdeburg gedroht, daß er jeden in den Bann thun werde, der wieder ein Turnier besuchte. Unglücklicherweise fand auch Dietrichs einziger Sohn in Wien feinen Tod, und der Vater sah nur feine Leiche wieder. Aber niemand wollte den Getöteten begraben, weil er im Bann war. Sein Vater und dessen Bruder, der mächtige Otto, reisten nach Magdeburg, thaten einen Fußfall, vermochten aber nicht eher etwas auszurichten, als bis sie versicherten, der Verstorbene fei in großer Reue über feinen Ungehorsam aus der Welt gegangen. Nun erst ge-

3. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 11

1902 - Leipzig : Barth
— 11 — nehmigte der Erzbischof, daß die Leiche nach eingeholter Erlaubnis des Papstes auf dem Petersberge begraben würde, jedoch nicht im Innern, sondern vor dem Eingänge der Kirche, -r/' b) Albrecht der Stolze. Auf Otto folate der älteste seiner beiden Sökne. iener rauhe und streitlustige Albrecht. Ob er wirklich so übermütig und dabei bösartig gewesen sei, wie die Nachrichten aus jener Zeit melden, bleibt immer ungewiß. Denn die Mönche, welche damals die Geschichten schrieben, waren Albrechts Feinde, weil er nicht sehr ihr Freund war. Die Mönche verdroß es aufs äußerste, daß der junge Markgraf bald nach seinem Regierungsantritte nach Kloster Zelle kam und einen Schatz von angeb-Üch 3000 Mark Silbers heftig"verlangte, den sein Bater uy"m Testen Zeit bei den Mönchen niedergelegt hatte. Sie wollten ihn nicht herausgeben, sondern meinten, der Vater habe ihnen das Geld geschenkt; weil sie aber auch nicht wagten, dem Markgrafen geradezu Trotz zu bieten, so legten sie es auf dem Altar in der Klosterkirche nieder: aber Albrecht kümmerte das wenig, er nahm es auch von dort ohne viele Umstände fort. Das konnten die frommen Väter nicht vergessen: sie verfolgten den Markgrafen, überall mit Haß und Verleumdung. Bald darauf gerieten auch die beiden Brüder in Streit miteinander, man weiß selbst nicht recht worüber. Da sich der Jüngere. Dietrich, nicht zu helfen wußte, so verlobte er sich aus Not mit der noch im Kindesalter stehenden Tochter des tapferen Landgrafen Hermann von Thüringen, Jutta, und dieser kam ihm dafür U Kriegsleuten gegen seinen Bruder zu Hilfe. Nun mußte Albrecht freilich unterliegen. Er ward bei Reveningen von Dietrich und Hermann gänzlich geschlagen und konnte nur in erner Mönchskutte versteckt heimlich nach Leipzig zurückgelangen. Er starb bald hernach plötzlich auf dem Äzege von Freiberg nach Meißen, nachdem er nur fünf Jahre regiert hatte. Jetzt wollte der auf die Erweiterung seiner Macht bedachte Kaiser Heinrich Vi., der damals über Deutschland regierte, sich an den Meißner Ländern vergreisen. Weil Meißen ein reiches Land geworden war. so wünschte er es in seine eigene Gewalt zu bekommen. Er schickte deshalb ein Kriegsheer herein und ließ das Land in Beschlag nehmen; er behauptete, die Erblichkeit, welche seit Konrad von Wettin die Markgrafen besaßen, gelte nur für die Söhne nach des Vaters Tode, aber nicht für den Bruder. Da ging's nun wieder traurig in unseren Gegenden her. Allein da fügte es die Vorsehung unerwartet, daß der Kaiser in Italien an einem Trunke während der Hitze starb, so daß das schon fast verlorene Meißen wieder frei aufatmen konnte.

4. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 19

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Otto der Reiche. 19 im Jahre 1185 mit seinen Vasallen eine berathende Versammlung (Landgemeinde oder Landtag) zu Culwitz (d. i. Kolm am Kolmberg oder auf diesem selbst) hielt. Wie wohlthätig nun auch die Anstalten waren, welche Otto für sein Land traf, so fand er doch bei seinen Zeitgenossen nicht die Anerkennung und Dankbarkeit, die er wohl verdient hätte. Nament- lich mußte er von seinem ältesten Sohne die tiefsten und bittersten Kränkungen erfahren, die auch sein Lebensende herbeiführten. Seine Gemahlin Hedwig hatte ihm, außer zwei Töchtern*), zwei Söhne geboren: Al brecht, welcher den Namen des „Hoffärtigen" oder des „Stolzen" erhalten, und Dietrich, der gewöhnlich der „Bedrängte", zuweilen auch der „Elende" oder der „Vertriebene" beigenannt wird. Gleich seinem Vater Konrad verfügte Otto auf den Todesfall noch bei Lebzeiten über seine Länder und bestimmte für den älteren Sohn, Albrecht, die Mark Meißen, während der jüngere, Dietrich, die erkaufte Herrschaft Weißenfelö nebst andern Burgen und Gütern in Thüringen zugctheilt erhielt. Doch seine Gemahlin Hedwig, deren Liebling der jüngere Sohn war, fand an dieser nach dem damaligen Rechte ganz richtigen Theilung Mißfallen und bot alle Künste der Ueberredung auf,' um ihren Gemahl dahin zu bewegen, daß er diese Bestimmung wieder umstieß. Es gelang ihr Solches auch, und nun verfügte der alte Markgraf, daß Meißen sammt der Markgrafenwürde an Dietrich kommen, Albrecht dagegen die bei Weitem kleineren Besitzungen von Weißensels re. erhalten sollte. Doch Otto mußte diese Nachgiebigkeit gegen seine Gemahlin schwer büßen. Denn Asbrccht, über diese ihm nachtheilige Aenderung des Testaments höchst erzürnt, begann auf Anrathen mehrer seiner Freunde (darunter auch der Bruder seiner Mutter, der Herzog Bernhard von Sachsen sich befand, der ihm seinen Beistand zusicherte) einen förmlichen Krieg gegen den alten Vater, und der Ausgang dieses unnatürlichen Kam- pfes war, daß Albrecht seinen tief gekränkten Vater im Jahre 1188 gefangen nahm und ihn auf der Veste Dewin (Döben bei Grimma) sestsetzte, wo er ihn durch den Burggrafen und noch andere Freunde auf das Strengste bewachen ließ. So mußte denn der greise Mark- graf in dem Zeiträume von sechs Jahren zum zweiten Male hinter düstcrn Kerkermauern seufzen und schmachten, und dießmal durch die rohe Gewalt des eigenen Sohnes! Inzwischen wurde das meißner Land durch Einfälle der diesen oder jenen Theil Begünstigenden beun- ruhigt. Der unglückliche Vater wandte sich an seinen hohen Gönner, den Kaiser Friedrich 1., und dieser, über Albrccht's That sehr un- willig, gab demselben, bei Verlust seiner Gnade, den Befehl, den ge- fangenen Vater freizulassen, ermahnte aber zugleich den Vater, daß er seinen Schmerz überwinden und seinen Sohn wieder zu Gnaden annehmen möchte. *) Adela, an den Herzog Ottokar von Böhmen vermählt, der sie im I. 120l verstieß, worauf sie bis zu ihrem Tode (1211) als Nonne im Kloster zu Meißen lebte, und Sophie, erst an den Herzog Ulrich von Böhmen und dann an den Burggrafen Friedrich von Nürnberg vermählt. 2 *

5. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 274

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
274 Otto der Reiche, Markgraf zu Meißen. Otto der Reiche, Markgraf zu Meißen. Wie ist denn dieser Markgraf zu dem Beinamen des Reichen gekom- men V Die Ländereien, welche er besaß, waren keineswegs sehr umfangreich, aber es wurde unter seiner Regierung ein Schatz entdeckt, an den visher .Niemand gedacht hatte, ein Schatz, der tief unter der Grde, und zwar in einer damals ganz unwirthbaren Kegend, verborgen lag, nämlich die Frei- berger Bergwerke. Vs war uni das Jahr >170, als Fuhrleute aus Goslar, welche Salz und Blei geladen hatten, in die Gegend kamen, in welcher jetzt Freiberg liegt. , Die Gegend war unwegsam, und das Zugvieh — so erzählt man vermochte den schwere» Wagen nicht von der Stelle zu ziehen. Während man den Wagen herauswand, siehe, da erblickte man eine Silberstufe. Die Fuhrleute »ahmen dieselbe mit in ihre Heimath, und die Bergleute am Harz, wo damals schon Bergbau getrieben wurde, fanden die ihnen vorgezeigte Silberstufe sehr reichhaltig und dachten: wo diese gelegen hat, da muß wohl noch mehr Silber zu finden sei». . Und so machten sich denn viele Bergleute aus den Harzgegenden auf und ^ogen in die Gegend, wo jetzt Freiberg liegt. Diese Stadt ließ nämlich Otto er- bauen und gab ihr viele Freiheiten; daher ihr Name. Durch diesen Fund des schonen Freiberger Silbers wurde nun Stto allerdings ein sehr reicher Herr; aber es ging ihm nicht wie anderen Leuten, welche, wenn sie schnell reich werden, nicht wissen, was sie mit dem Gelde machen sollen, »ein, Markgraf Otto wendete sein Geld sehr gut an. Scho» vor Auffindung der Freiberger Silbergruben hatte er zu Zelle bei Nossen ein großes Kloster gestiftet. Gin solches Kloster war auch eine Wohlthat für das Land in der damaligen Zeit. Der Fremde, welcher vielleicht eine weite Reift durch unwirthbare Gegenden gemacht hatte, freute sich gewiß, wenn er die Mauern von Zelle erblickte; denn hier fand er bei den gastfreien Visterzienftrmonchen sichere Aufnahme und Labung durch Speise und Trank. Dabei waren die Visterzienftrmonchewon Zelle fleißige und gelehrte Leute, und sorgten daher auch für Verbreitung nützlicher Kenntnisse unter Städte- nud Dorfbewohnern. Durch de» reichen Freiberger Bergsegen wurde Otto in den Stand gesetzt, dieses Kloster stattlich auszubauen und zu erweitern. Unter den Städten erfuhr besonders Leipzig reiche Wohlthaten des reichen Markgrafen. Gr umgab diese Stadt mit einet festen Mauer und mit tiefen Graben, schenkte ihr viele Freiheiten, erbaute die dastge Nicolai- kirche und stiftete ln Leipzig die beiden Hauplmessen, die Oster- und Michaelismesse. Messen nennt man heute »och diese großen Jahrmärkte, weil sie nach beendigter Messe, einer bekannten gottesdienstlichen Handlung der römisch-katholischen Kirche, ihren Ansang nahmen. Man sollte nun denken, Otto sei, weil er so reich war, daß er nicht bloß viel bauen, sondern auch ganze Ländereien, z. B. Weißensels nebst Zubehör an sich kaufen konnte, ein recht glücklicher Herr gewesen. Und doch war es nicht so. Wer einmal Grimma besucht, wird, wenn er Zeit hat, gewiß nicht unterlassen, das hoch über der Mulde gelegene Dorf Döben auszusuchen. Döben hat ein altes schönes Schloß; aber von einem Thnrme dieses Schlosses wird dein Wanderer erzählt: Hier saß einst Markgraf Otto als Gefangener. Und wer hat ihn denn in diese Gefangen- schaft gebracht? Sein eigener Sohn, Albrecht der Stolze, welcher sich da- durch gekränkt fühlte, daß sein Bruder Dietrich, gewöhnlich Dietrich der Bedrängte genannt, im Testamente des Olto besser als er bedacht worden war. Wer so Bitteres am eigenen Sohne erfährt, ist gewiß ein recht armer

6. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 25

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
25 worden. Er stiftete 1162 das Kloster Altenzelle, und schenkte dazu 800 Hufen Land. Zu dieser Schenkung ge- hörten auch die Dörfer Christiansdorf und Losnih, und ein Theil des Waldes M i r i q u i d i. Als dieser Wald ausgerottet werden sollte, wurden Silberadern entdeckt*). Otto tauschte nun die beiden Dörfer und den Wald im I. 1174 gegen die Stadt Roßwein ein, berief Berg- leute vom Harz, und ließ den Bergbau fleißig betreiben. Die Entdeckung dieser Bergwerke, wovon die Gegend das Erzgebirge genannt wird, hat die segensreichsten Früchte für das Land und die Fürsten gehabt. Die Stadt Frei- berg wurde deshalb 1179 gegründet, und die Gegend durch die Bergarbeiter stark bevölkert; Markgraf Otto er- hielt aber von den Bergwerken eine reiche Ausbeute, die er zur Aufnahme des Landes- verwandte. Er befestigte die Städte Freiberg und Leipzig, kaufte die Herrschaft Weißenfels und noch viele andere Güter in Thürin- gen, und baute die Burg Landsberg. Da aber durch den Bergseegen der Verkehr im Lande sich vergrößerte, so stiftete Markgraf Otto zwei Jahrmärkte mit großen Vorrechten in Leipzig, aus welchen nachmals die beiden Hauptmeffen entstanden sind. So ist unter diesem Mark- grafen durch die Auffindung der Bergwerke der Grund zu dem nachmaligen großen Wohlstände des Landes und zum Reichthum seiner Regenten gelegt worden. Verdient der gute Gebrauch, den Markgraf Otto der Reiche von den Schätzen machte, die er durch den Bergbau gewann, dank- bare Anerkennung, so darf doch nicht verschwiegen werden, daß er in seinen letzten Negierungsjahren durch die unbe- dachtsame Nachgiebigkeit gegen die Vorliebe seiner Gemah- lin Hedwig für ihren jüngcrn Sohn Dietrich viel Un- heil über sein Land, über seine Familie und über sich selbst gebracht hat. Sein ältester Sohn Alb recht sollte nach deutschem Rechte, und wie auch üblich und billig, die Markgrafschaft Meißen erben, dem jüngern Die- trich war die Herrschaft Weißenfels nebst einigen an- dern Gütern zugedacht. Die Markgräfin Hedwig aber, *) Nachandern haben Salzsuhrlcute bei der Ausbesserung des Weges die Silberadern gefunden.

7. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 26

1889 - Leipzig : Hirschfeld
26 Otto der Reiche, seinem Tode die Markgrasschaft Meien, dieser dagegen die erkaufte Herrschaft Weienfels nebst andern Burgen und Gtern in Th-ringen erhalten. Aber seine Gemahlin Hedwig, deren Liebling der jngere Sohn war, suchte den Markgrafen dahin zu bewegen, da er sein Testament ndern und dem jngern Sohne die Markgrafschaft bergeben mchte. Als sich nun Otto dazu geneigt zeigte und dies zu thun gedachte. Albrecht aber davon Kunde erhielt, so begann letz-terer auf Anraten seines Oheims, Herzogs Bernhard von Sachsen, und anderer Freunde und Getreuen einen frmlichen Krieg gegen den alten Vater, in welchem er denselben 1188 gefangen nahm. Otto wurde nun auf der Feste Dewin (Dben bei Grimma) festgesetzt und aufs strengste bewacht. der diese unnatrliche Handlungsweise Albrechts war jedoch der Kaiser Friedrich I. sehr erzrnt; da er jedoch durch die Vorberei-tungen zu einem Kreuzzuge abgehalten war, 'mit Waffengewalt gegen Albrecht vorzugehen, so gebot er ihm durch Abgesandte bei Verlust seiner Gnade, den gefangenen Vater freizulassen, ermahnte aber zugleich den Vater, da er seinen Schmerz berwinden und seinen Sohn wieder zu Gnaden annehmen mchte. So ward der Markgraf wieder frei, aber seine Schtze, deren er so viele hatte, waren vom Sohne grtenteils geplndert worden. Da der Vergleich zwischen beiden von manchen nicht aufrichtig dar-gelegt worden war, so mifiel er dem Vater gnzlich. Daher entbot er seinen Anhngern, da sie den Frieden brechen und Krieg führen sollten, der auch im Jahre 1189 begann. Obgleich diejenigen, welche auf der Seite des Sohnes waren, nichts thun wollten, so wurden sie doch gezwungen, ein Heer zu sammeln und Widerstand zu leisten. Die Landschaft wurde durch Raub und Brand verwstet, namentlich litten dabei sehr die Städte Eisenberg und Leipzig, und als unter-dessen Albrechts Schwager, der Herzog Ottokar von Bhmen, ihm zu Hlfe kam, mute das Meiner Land unter den Plnderungen und Verwstungen der bhmischen Haufen noch schwerer leiden. Die-selben, welche selbst den der 30 000 Mark Silber enthaltenden Schatz des Markgrafen geraubt hatten, trieben ihr Unwesen so toll, da sich Albrecht selbst bewogen fand, sie zum Abzug aufzufordern. Doch ward dieser Kampf bald durch den neuen Kaiser Heinrich Vi. infolge eines auf einer zu Wrzburg gehaltenen Frstenversammlung zustande gekommenen Vergleiches dadurch geendigt, da Alb recht die Erbfolge im Markgraftum Meien eingerumt erhielt. Der alte Markgraf berlebte diese Austritte nicht lange. Der an seinem Herzen nagende Gram endete sein Leben bereits am 18. Fe-

8. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 369

1871 - Zwickau : Zückler
369 Adel eine so heftige Erbitterung hervor, daß sie des Markgrafen Leibarzt, wie es heißt, mit 100 Mark Silber bestachen. Dieser brachte seinem Herrn in einein Trünke Wein Gift bei, so daß er am 17. Februar 1221 starb. Er ward zu Altzella beigesetzt. Non 8 Kindern überlebten ihn nur 3 Söhne. Der älteste, Dietrich, ward Bischof zu Naumburg; der mittlere, Heinrich der Ältere, Dompropst zu Meißen; der jüngere, Heinrich, folgte dem Vater in der Regierung. Nach Stichart. 3». Heinrich der Erlauchte. <1221—1288.) Er war i. J. 1218 zu Meissen geboren. Der Erlauchte ward er wegen ferner Prachtliebe, Freigebigkeit und Tapferkeit genannt. Als fein Vater Dietrich starb, war er erst drei Jahre alt. Sein Oheim, der Landgraf von Hessen Ludwig Ii. oder der Heilige, übernahm mit Ilein- rich’s Mutter die Vormundschaft — Der Bischof Eckard von Morseburg wollte das Osterland vormundschaftlich verwalten; ja er ging soweit, sich landesherrliche Rechte über die zwischen der Saale u. Mulde gelegenen moissnischen Landestheile anzumassen. Als Ludwig dieser Ungerechtigkeit entgegentrat, belegte der übermüthige Bischof ihn u. seinen Mündel mit dem Banne u. hob diesen nicht eher wieder auf, als bis Ludwig eine Ab- findungssumme von 800 Mark Silber entrichtete. — Bald darauf gerieth aber Ludwig mit feiner eigenen Schwester Jutta in Zwistigkeiten. Nach dem Tode ihres Gemahls hatte sich Jutta mit dem hennoberg’sehen Grafen Poppo Xiii. vermählt, welchen sie ihren bedeutenden Witthumsbesitz zu- wenden wollte. Ja, sie hetzte sogar die moissnischen Herren gegen ihren Bruder auf u. bemächtigte sich eines der drei vom Markgrafen Dietrich erbauten Schlösser in Leipzig, so dass Ludwig mit einem Heere nach Meissen aufbrach u. die Festungen Groitzsch u. Rochlitz, so wie die Burg Tharand einnahm. Während der Fehde flüchtete sich Jutta mit ihrem Gemahl u. ihrem Sohne Heinrich nach Wien zu dem österreichischen Herzog Leopold Vii., wo sie ihr Lcibgedingo oder ihren Witthumsbositz für 12000 Mark Silber verpfändete. Dieser Aufenthalt hatte zur Folge, dafe Leopold’s Tochter, Constantia, mit dem jungen Markgrafen Heinrich verlobt ward, u. dass, als der wackere Landgraf Ludwig i. J. 1227 starb, Herzog Leopold von Österreich als Vormund eintrat. — Wenn Heinrich die Regierung seiner angestammten Lande selbstständig übernommen hat, ist ungewiss; vielleicht geschah es im J. seiner Vermählung mit Constantia, 1234. Im nächsten Jahre starb Jutta, nachdem sie sich 8 Jahre vorher mit ihrem Bruder Ludwig versöhnt hatte. — Im 19. Jahre nahm Heinrich der Erlauchte (1237) an einem Feld- zuge gegen die heidnischen Preussen Theil. Hier war er tapfer, so dass die Preussen sich ergeben mussten und nun die Taufe empfingen. Im J. 1240 kämpfte er gegen die beiden Markgrafen Otto u. Johann von Brandenburg. Diese nahmen die beiden Städte u. Schlösser Mittel- walde u. Köpernick für sich in Anspruch, während sie doch unter Hein- Hi. 24

9. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 120

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 120 — selbst kaum kannte. Als er sein zwölftes Jahr vollendet hatte, war er schon so groß und stark, wie ein Jüngling von mehr als zwanzig Jahren. Darum schlug sein Bater ihn auch schon so früh zum Ritter, setzte ihn zum Häuptling über seinen ganzen Hof und gebot seinen Mannen, ihm zu dienen. Unter diesen seinen Mannen war auch einer namens Hildebrand. Der war der Sohn des Herzogs von Venedig und vor Jahren an den Hof Theodomir's gekommen. Er war von allen Rittern am Hofe zu Bern der schönste von Gestalt, der tapferste im Kampfe und der weiseste im Rate. König Theodomir hatte ihn daher lieb wie seinen eigenen Sohn. Der junge Dietrich war damals, als Hildebrand nach Bern kam, erst ungefähr sieben Jahre alt, aber er faßte, gleichwie sein Vater, eine herzliche Zuneigung zu dem tapferen Ritter. Diese Zuneigung ward immer größer, je älter Dietrich ward, und als er von seinem Vater das Schwert empfing und über den Hof gesetzt ward, da schloß er mit ihm ein Freundschaftsbündnis, wie einst König David und Jonathan, und dies Bündnis haben sie treu gehalten bis an ihr Lebensende. Stets waren sie unzertrennliche Gefährten, und wenn sie nicht gegen die Feinde auszogen, so verfolgten sie die Bären und Eber in den Wäldern ihrer Heimat. Schon in seinem Knabenalter bestand der junge Königssohn an der Seite des Meister Hildebrand (denn so wurde er genannt, weil er der beste Lehrmeister in der edlen Waffenkunst war,) manche gefährliche Abenteuer. Einmal verfolgten sie auf der Jagd einen flüchtigen Hirsch und kamen dabei in die Nähe oer Höhle eines Zwerges. Dietrich ward das kleine Männchen gewahr, jagte ihm nach. und als er es ergriffen, hob er es zu sich in den Sattel. Dieser Zwerg war der geschickteste Dieb unter dem ganzen Zwergvolk und hatte alle Schätze der Umgegend, alles Gold und Silber und viele kostbare Kleinode znsammengestohlsn I

10. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 122

1891 - Leipzig : Voigtländer
niemals kam ich in solche Lebensgefahr als bei diesem Weibe." Da hieb Dietrich dem Grim schnell mit dem Schwerte Nagelring den Kopf ab und sprang dann seinem Meister zu Hülfe. Er schlug Hilde jetzt mit einem gewaltigen Schlage in zwei Stücke, von oben nach unten. Die Riesin aber war so zauberkundig, daß ihr das gar nicht schadete, die beiden Hälften liefen wieder zusammen, und Hilde ward wieder so gesund wie vorher. Endlich aber setzte Dietrich den Fuß ans die eine Halste, da blieb sie liegen und starb, und darauf auch die andere. Nun nahmen die Sieger so viel von den Schätzen, als sie nur fortschaffen konnten, das übrige aber ließen sie in der Höhle und verwahrten den Eingang, daß ihn niemand öffnen konnte. Als sie heimkamen und ihr Abenteuer erzählten, auch die Schätze und das Schwert, sowie einen Helm, den Dietrich dem Grim abgenommen hatte, vorzeigten, da waren alle Helden ihres Lobes voll, und Dietrich ward berühmt über alle Lande. Ec soll damals erst dreizehn Jahre alt gewesen sein. Um diese Zeit kam aus dem Lande der Schwaben ein junger Held nach Bern, der hieß Heime oder Hei mir. Der war eines mächtigen Königs Sohn und hatte am Hofe seines Vaters viel von der Stärke und Tapferkeit Dietrich's gehört. Da gelüstete es ihn, sich mit demselben zu messen. „Entweder will ich schnell des Todes sein, oder ein noch berühmterer Mann werden als Dietrich," sprach er zu seinem Vater, und dieser ließ ihn nach vielen Bitten endlich ziehen. Als er in Bern ankam, trat er vor den Hochsitz des Königs Dietmar und grüßte ihn und seinen Sohn, der neben ihm saß. Darauf sprach er zu diesem: „Herr Dietrich, ich habe deinen Namen in meiner Heimat rühmen hören und bin lang geritten, um dich zu sehen. Wenn du nun dich und deine Stärke mit mir versuchen willst, so fordere ich dich zum Zweikampf draußen vor Bern, und der stärkere von uns beiden foll des anderen Waffen davon

11. Theil 1 - S. 63

1809 - Leipzig : Hinrichs
6z Von 1127— 1247t Der Ertrag der Freibergischen Bergwerke gab dem Markgrafen nicht nur die Veranlassung, die Städte Leipzig, Freiberg und Eisenberg zu verschönern und zu befestigen, sondern auch Weißenfels, und einige andere thüringische Güter zu kaufen. Zwar ward er durch den Kauf der letz« kern in eine Fehde mit dem Landgrafen Ludwig von Thü» ringen verwickelt (1182). der ihn sogar gefangen nahm und auf die Wartburg sehte; er erhielt aber, gegen die Abtretung der in Thüringen erkauften Güter, durch den Kaiser seine Freiheit wieder. Empfindlicher war es für den Markgrafen, daß er selbst von seinem ältesten Sohne Albrecht (1188) gefan- gen genommen wurde, ob er gleich denselben gereizt hatte. Denn Anfangs bestimmte Otto in der Theilung seiner Lan- der unter seine beiden Sohne, Albrecht und Dietrich, dem ältern die Markgrafschaft Meißen, und dem jüngern die erkaufte Herrschaft Weißen sel 6 nebst einigen andern Gütern. Er ward aber durch den Einfluß seiner Gemahlin bewogen, drefe Theilung abzuändern, und Meißen Dietri- chen, Weißenfels Albrechten zu bestimmen. Dies ver- anlaßte den ältesten Sohn, auf den Rath seines Vetters, des Herzogs Bernhard von Sachsen, sich'der Person seines Vaters zu versichern, ihn auf dem Schlosse Dewin (nicht Düben — sondern Deben an der Mulde, unweit Grimma) gefangen zu halten, und dessen gesammelte Schätze sich zuzueignen. Albrecht mußte nun zwar auf den Befehl des Kaisers Friedrich i ihn der Gefangenschaft ent- lassen, aber der Kampf ward sogleich zwischen beiden er- neuert, in welchem der Herzog Ottokar von Bohmen, Otto's Schwiegersohn, Albrechren unterstützte, bis endlich der römische

12. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 57

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
57 licß sich Albrecht seine Buhlerin Kunigunde antrauen, und nun würden die unglücklichen Kinder erster Ehe den Verfolgungen ihrer gewissenlosen Stiefmutter erlegen sein, wenn sich der Großvater und Oheim derselben nicht ange- nommen hätten. Markgraf H e i n r i ch nahm seinen älte- sten Enkel Heinrich zu sich, und gab ihm das Plciß- nerland, die Mitgift seiner Mutter, zu verwalten, die bei- den, jüngern Friedrich und Diez mann nahm Diet- rich von Landsberg zu sich. Darüber mag wohl ein Groll in dem entarteten Albrecht entstanden sein, denn 1275 brach wieder ein Krieg zwischen beiden Brüdern aus. Dietrich erhielt Beistand von dem Erzbischof Erich von Magdeburg, und beide drangen in Thüringen ein. Albrecht überfiel sie aber bei Tennstädt und schlug und vertrieb sie. Nun schlofien die beiden Brüder Frieden. Das war aber dem Erzbischof Erich nicht angenehm, denn der mochte auf eine große Beute gehofft haben. Er verbiß aber seinen Groll darüber, und einige Jahre später bat er die beiden Brüder, ihm Hilfe zu leisten bei der Eroberung eines Schlosses. Der Markgraf D i e t r i ch erschien selbst, Landgraf Albrecht sandte seinen Sohn Friedrich. Als diese mit ihren Mannschaften in dem Lager des Erzbi- schofs ankamen, da nahm er sie beide gefangen; Fried- rich entkam, Dietrich mußte sich aber mit schwerem Gelde lösen, dafür verwüstete er aber, als er wieder frei war, die Magdeburgischen Stiftslande. Markgraf Heinrich hatte noch den Kummer, einen Krieg zwischen seinem ausgearteten Sohne und seinen Enkeln erleben zu müssen. Albrecht hatte sein Herz von seinen rechtmäßi- gen Söhnen ab und seinem Bastard Apih zugewendet, diesen hätte ec vom Kaiser für ächt erklären lassen und wollte ihn zum Erben seiner Länder einsetzen. Die recht- mäßigen Söhne ließ er darben, der Bastard aber lebte im Ueberfluß. Wollten die ächten Söhne sich nicht um ihr Erbe bringen lassen, so waren sie gezwungen, die Waffen gegen ihren eigenen Vater zu ergreifen. Das geschah 1281. Viele thüringische Lehnsträger standen ihnen bei, an- dere hielten es mit dem Vater. Damals war ohnehin eine schreckliche Zeit in Thüringen. Dieses Land wurde durch Hungcrsnoth, Seuchen, Feuersbrünste und Ucbcrschwcmmun-

13. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 366

1871 - Zwickau : Zückler
366 für den Kaiser Otto Iii. in Italien; aber sein Sohn, sein Enkel u. Urenkel wurden im Osterlande u. Meißen immer angesehner. Als nun Lothar von Süpplingenburg den deutschen Thron bestieg: so setzte er 1123 den Ur- urenkel jenes Dietrich, Konrad von Wettin, zum erblichen Markgrafen von Meißen ein, also, daß diese Würde vom Vater auf den Sohn u. Enkel u. s. w. ununterbrochen übergehen sollte. So wissen die Fürsten aus dem Hause Wettin, welche gegenwärtig über Sachsen regieren, beinahe 800 Jahre rückwärts die Freuden und Leiden auszuzählen, welche Gott über ihre Vorfahren verhängt hat. Konrad war ein tapferer Kriegsheld. Aber auch der Anbau des Bodens ward unter seiner Regierung gefördert. Denn der Bischof Gerung von Meißen zog niederländische Einwanderer, welche ihr Vaterland in Folge heftiger Überschwemmungen verlassen hatten, in die Gegenden bei Wurzen. Dies waren fleißige Leute, welche dem theils noch ganz unangebauten, theils durch den Krieg verwüsteten Land reiche Frucht abgewannen. 2. -Otto der Reiche. (115u—1190.) Konrads Sohn, Markgraf Otto, ward für den frommen Sinn, welcher ihn bewog, an der freiberger Mulde das Kloster Altzella zu bauen, auf merkwürdige Weise belohnt. Als man nämlich zu diesem Zwecke große Waldstrecken ausreutete, blitzten aus den Wurzeln der gefällten Bäume mächtige Silberstufen hervor. Bergleute von Goslar am Harz- gebirge folgten der Aufforderung Otto's, den reichen Gottessegen zu Tage zu fördern. Sie legten den Grund zur ersten Bergstadt des Erzgebirges, dem noch immer berühmten Freiberg, 1185. Daß Otto nun mit Recht der Reiche hieß, war nicht die einzige Folge dieser glücklichen Entdeckung. Das Erzgebirge war nämlich damals noch ein großer undurchdringlicher Wald (Miriquidiwald), fast nur von Wölfen und Bären bewohnt. Als man aber nunmehr überall nach Erz umhersuchte, einschlug und oft auch einen reichen Fund that: so entstand bald da, bald dort im finstern Walde eine lichte Stelle, eine Hütte, ein Dorf, ein Städtchen; aus diesen sind im Laufe der Zeit recht ansehnliche Städte geworden. Otto verwandte den ihm zugeflossenen Bergsegen theils zu Schenkungen an Kirchen u. Klöster, theils zur Befestigung u. Verschönerung der Städte. Auch erhielt von ihm Leipzig i. I. 1169 das Recht, zwei Jahrmärkte, die nachherigen Messen, zu halten. — Doch war Otto bei all seinem Reichthume nicht glücklich. Denir durch ungerechte Vorliebe für seinen jüngeren Sohn Dietrich reizte er den ältern, Albrecht, zur Empörung gegen sich u. zum Kampfe gegen den Bruder, welcher auch nach dern Tode des Vaters noch fortdauerte. 3 Albrecht I, der Stolze. (1190-1195.) Nach Otto des Neichen Tode trat Albrecht (geboren zu Leipzig 1158) wie es jener zuerst verfügt hatte, die Regierung in der Markgrafschaft

14. Bd. 2, Abth. 1 - S. 272

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
2?2 Deutschland. letzter» Tode, (1046) sollen nach einigen noch drey Markgrafen, Wilhelm, Otto und Ekbert gelebt ha- den, andre aber gehen sogleich zu dem ersten Mark- grafen Dedo, der auch die Lausitz besaß, aus dem gräflich Wettinischen Geschlechte über, welches die Fabel von Wirtikind, der Sachsen Heerführer, ab- stammen laßt, das aber eigentlich slawischen Ursprungs war. Unter den Markgrafen dieses Hauses ward das Meißnerland, das man auch schon Sachsen zu nennen anfleng, erblich, wovon wir ganz deutliche Spuren unter der Regierung Conrads finden, welcher i ? 56 seine Lander unter seine Kinder als ein Erb - und Ei- genthum theilte. Ihm folgte, als Markgraf, Qjtto der Weiche , deswegen so genannt, weil unter der Regierung desselben die Bergwerke zu Freyberg ins Aufnehmen kamen» Das ganze Erzgebirge war da- mals ein ungeheurer Wald, und böhmische Bergleute hatten den ersten Anfang des Bergbaues gemacht, deren kleine Versuche nun Otto erweiterte, die Stadt Freyberg anlegte, und durch die hier gewonnenen Schatze Ln den Stand gesetzt ward, Ländereyen in Thüringen zu kaufen, und auch verschiedene Städte, wohin auch Leipzig gehört, dem er zween Jahrmärkte gab , zu erweitern, oder zu befestigen. Nach seinem Tode entstand zwischen seinen Söhnen Albrecht und Dietrich, unter die er seine Lande getheilt hatte, ein Krieg, der durch Albrechts Absterben 1195 seine Endschaft erreichte. Dietrichs Sohn, Heinrich der Erlauchte, der bey dem Tode feines Vaters nur zwey Jahr alt war, zeigte sich von der ersten Jugend als einen tapfern Ritter, und er hatte auch alle Gele- genheit, in dem nach Heinrich Rafpens über Thürin- gen entstandenen Erbfolgekriege, Proben davon ab- zulegen. Alb recht von Braunfchweig, der der Herzo- gin» voll Brabant Gerechtsame verfocht, und Heinrich, waren in der That zween einander würdige Gegner, das

15. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 24

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
,'4 Siebentes Capitel. Meißen unter den erblichen Markgrafen aus dem Hause Wettin bis zur Vereinigung mit Thüringen, von 1123 bis 124 7. Der erste bekannte Stammvater des glorreichen Für- stenhauses Wettin, welches noch gegenwärtig auf dem sächsischen Königsthrone fitzt, war Dietrich, ein lehns- freiec Adeliger aus dem,Hause Buzizi im Schwaben- gau, der 982 gestorben sein soll. Sein Sohn Dedo er- warb einen Theil des Hosgau und die Burg Zörbig. Er wurde 1009 vom nordsächsischen Markgrafen Wer- ner erschlagen, und hinterließ einen Sohn Dietrich Ii., der 1017 die Grafschaft Ei len bürg erbte. Dieser starb 1034, und hinterließ sechs Söhne, von denen Dedo und Thimo die Vater, ersterer von Heinrich dem Aelteren, letzterer von Konrad waren. Konrad oesaß schon große Güter, als er die Negierung der Mark übernahm, und da er ein Vetter des Kaisers Lothar war, so wurde er noch mit vielen Besitzungen beliehen. Durch den Tod seines Bru- ders Dedo erbte er dessen Güter, und 1155 belieh ihn auch der Kaiser mit der Markgrafschaft Niederlausitz; die Landschaft Budissin und Nisani erwarb er 1144. Konrad warein streitbarer Fürst, der in Italien, dann gegen Alb recht den Bären und gegen Polen tapfer focht, zweimal eine Pilgerschaft nach dem heiligen Grabe that, und dann einen Kreuzzug gegen die Obotriten machte. Er ward seiner Tapferkeit wegen der Große ge- nannt. Markgraf Konrad theilte i. I. 1156 seine Länder unter seine 5 Söhne, legte die Negierung nieder, und ging in das von ihm reichbegabte Kloster auf dem Peters- berge, woselbst er schon ein Jahr darauf starb. Sein ältester Sohn Otto, nachmals mit dem Beinamen der Reiche, folgte ihm in der Regierung der Meißner Mark, die Oberlausitz fiel aber an den Kaiser zurück. Otto's Regierung ist sehr wichtig für sein Land ge-

16. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 275

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Heinrich der Erlauchte und Albrecht der Unartige. 275 Vater. Auch überlebte Otto diesen Schmerz nicht lange. Er starb im Jahre 1190. Heinrich der Erlauchte, Markgraf zu Meißen und Land- graf zu Thüringen. Dieser Fürst war noch nicht drei Jahr alt, als sein Vater, Dietrich der Bedrängte, starb. Die Vormundschaft für ihn übernahm Lndwig der Heilige, Landgraf von Thüringen, ein Fürst, welcher, wenn er auch nicht den Namen des Heiligen verdiente, doch wegen seiner Rechtlichkeit und unverbrüchlichen Treue auf den Namen eines Hochherzigen gerechte Ansprüche halle. Diese Treue bewies er besonders dem jungen Markgrafen Heinrich. Selbst Heinrichs Mutter, Jutta, ftiflete schlimme Händel an, aber Ludwig wachte, daß seinem Mündel nichts von seinen Rechten und Besitzungen entzogen wurde, und vertheidigte das Eigenthum desselben mit Wort und Schwerdt. Heinrich übernahm übrigens die Regierung seines Landes bereits in seinem l(>. Lebensjahre und führte dieselbe 54 Jahre hindurch. An den Gütern dieser Erde hatte dieser Fürst Ueberfluß. Nicht genug, daß eie Freiberger Bergwerke ihm große Summen einbrachten, er erhielt auch vom Kaiser das Pleißnerland und kam somit in den Besitz der Städte Altenburg, Zwickau, Werdau, Frohburg, Ehemnitz und Leiöntg. 'Jbeit bedeutender war aber der Besitz Thüringens, welches ihm im I. I 247 Zufiel. Wie ging es denn zu, daß Thüringen an den Markgrafen Heinrich von Meißen verstell Der letzte Landgraf, Heinrich Raspe, war gestorben, ohne Kinder zu hinterlassen, denen sein reiches Land zufalle» konnte. 'Nun war aber Heinrichs Mutter, Jutta, die Tochter eines thüringischen Land grafen, und somit war Heinrich der rechtmäßige Erbe Thüringens. So gar leicht wurde ihm aber der Besitz dieses Landes doch nicht. Namentlich mußte er mit der Herzogin Sophie von Brabant, welche auch aus Thüringen abstammte und dies Land auch gern haben wollte, sieben Jahre lang Krieg führen. Endlich gelangte er aber doch in den Besitz des größe- ren Theils von Thüringen, und Sophie mußte sich mit einem kleineren Theile begnügen. Heinrich war nun ^zwar äußerlich reich und glücklich, aber er mußte, wie Otto der Reiche <S. 274) erfahren, daß Mancher arm sein tonne bei großem Gut. Auch Heinrich hatte einen entarteten Sohn, Albrecht, den die Geschichte mit dem Namen des Unartigen gebrandmarkt hat. Heinrich meinte nämlich, es würde gut für ihn sein, wenn er noch bei seinen Lebzeiten sein großes Land mit seinen Söhnen theile. So gab er denn Thüringen an seinen ältesten Sohn Albrecht, das Osterland zwischen der Saale, Elfter und Mulde seinem zweiten Sohne Dietrich, und nur daß Meißner Land und die Niederlansitz behielt er für sich. Aber diese Theilung brachte vielfachen Kummer über das Herz des alten Markgrafen Heinrich und trübte die späteren Jahre seines Lebens. Albrecht der Unartige. Mit dem Landgrafen Albrecht war frühzeitig Margarethe, die edle Tochter Kaiser Friedrich Ii. ans dem Geschlechte der Hohenstaufen, vermählt worden. Obgleich sie ihm drei Söhne, Heinrich, Friedrich und Diezmann geboren hatte, so wandte sich doch sein Herz von ihr ab und einem Hoffräulein zu, welches unter dem Namen der Kunne (Kuni- gunde) von Eisenberg in der meißnisch-thüringischen Geschichte auf eine traurige Weise bekannt geworden ist. Albrecht lebte mit der Kunne 18'

17. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 28

1854 - Leipzig : Hirschfeld
28 Dietrich der Bedrängte. losgesprochene Markgraf mußte die Kriegsschäden ersetzen. Ebenso ge- riet!) Dietrich mit Siegfried, dem Abte von Pegau, in Streitig- keiten, der, mit Uebergehung Dictrich'ö, einen andern Klostervoigt gewählt hatte, wogegen der gereizte Markgraf den Markt zu Pegau und den Abt daselbst, dessen Kloster Münzgerechtsame besaß, durch Per- leihung der Münz- und Marktgcrechtigkeit an Groitzsch zu beeinträch- tigen suchte. Ein vom Papste ernanntes Schiedsgericht hob jene Rechte von Groitzsch auf und verurtheilte den Markgrafen Dietrich, dem Abte einen Schadenersatz von 7050 Mark Silber zu leisten. Der aber- mals von Magdeburg aus über das Land ausgesprochene Bann zwang endlich den sich weigernden Markgrafen zur Abentrichtung jener Summe. Noch hatten die Kaiserwirren kein Ende. Kaiser Otto hatte sich (1212) mit Philipp's hinterlasscner Tochter vermählt. Als diese aber schon drei Tage nach der Vermählungsfeicr starb, fielen die Bayern und Schwaben von ihm ab. Da nun der inzwischen mit ihm wieder in Feindschaft gerathene Papst ihn in den Bann gethan und H cinrich's Vi. Sohn, den jungen Friedrich, zum Gegenkönig aufgestellt hatte, so war auch unser Markgraf Dietrich unter denen, welche sich auf des Letzteren Seite neigten. Doch als Otto aus Italien herbeistürmte, um seine Rechte zu wahren, fand es Dietrich für gcrathen, sich dem- selben wieder anzuschließen, so daß er ihm bei seinen Unternehmungen in Thüringen wichtige Dienste leistete. Zuletzt aber verlor Otto gegen Friedrich (11.) die entscheidende Schlacht bei Bouvines, mußte die Hoffnung, sich zu behaupten, für immer aufgeben und zog sich nach seinen Erbstaaten zurück. Somit endigte der Wahlkampf, der auch un- serm engern Vaterlande so manche Wunde geschlagen hatte. Natürlich mußte sich nun Markgraf Dietrich gleichfalls bequemen, auf die Seite des Kaisers Friedrich zu treten, und er fand bei demselben eine um so günstigere Aufnahine, da sein Uebertritt nicht ohne Gewicht und Einfluß erschien. So war denn das Leben dieses Markgrafen in der That überreich bis dahin an Bedrängnissen gewesen und noch war das Maß nicht ge- füllt. Noch harreten seiner die letzten und wohl die wichtigsten Bedräng- nisse seines Lebens, die seine eigenen Unterthanen ihm bereiteten, und zwar gerade diejenigen unter ihnen, denen er von jeher die meiste Fürsorge gewidmet hatte, nämlich die Bürger zu Leipzig. In ver- jüngter und verschönerter Gestalt war durch Dietrich's kräftige Unter- stützung das durch Ottokar von Böhmen zerstörte Leipzig aus seinen Trümmern wieder entstanden, und nun, da der Sturm der äuße- ren Unruhen beschwichtigt schien, gedachte der Markgraf, von frommer Gesinnung getrieben, dem heiligen Thomas in dieser Stadt ein Kloster zu errichten (12j 3). Doch die Bürgerschaft, welche argwöhnte, es gelte nicht dem Bau einer frommen Stiftung, sondern der Errichtung einer Zwingburg, um die Stadt ihrer Gerechtsame zu berauben, schaarte sich in einer Nacht zusammen, verbrannte das ^bereits angefahrene Bau- holz und entfernte die gleichfalls schon zur stelle geschafften übrigen Baumaterialien. Um aber der gerechten Ahndung dieses ihres freveln- den Gcbahrenö zu entgehen, verfielen sie auf den teuflischen Gedanken

18. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 43

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Älbrecht Ji. 43 Einige Jahre nach Margarethen's Tode, nämlich im 1. 1272, vermählte sich Älbrecht Ii., wie einige Jahre früher sein Vater- Heinrich gethan, gleichfalls mit einer Ministerialin (Hofdame), der schon oben erwähnten Kunigunde von Eisenberg, die ihm, .wie erzählt wird, schon vorher einen Sohn Apitz (d. h. Älbrecht der Jün- gere) geboren hatte. Als dieß geschah, erhob sieb sein Bruder, Diet- rich von Landsberg, gegen ihn. Alb recht's Söhne erster Ehe, Heinrich, Friedrich und Diezmann, welche die Knabenjahre überschritten hatten, hielten sich von da an zeitweilig bei dem Vater in Thüringen, häufig bei ihrem Oheim Dietrich zu Landsberg, Leip- zig re., oder auch bei dem Großvater, dem Markgrafen Heinrich, in Dresden, Tharand, Freiberg k. auf; ihr Verhältniß zu dem Vater war damals durchaus kein feindseliges. Die Wahl Rudolph's von Habsburg züm deutschen König (29. Sept. 1273) brachte die wettiner Fürsten in eine üble Lage. Aus Grund ihrer nahen Verwandtschaft mit Ottokar von Böhmen waren sie Verbündete desselben gegen Rudolph. Obschon nun spä- ter, wie die'vom König Rudolph bewirkte Standeserhöhung von Heinrich's des Erlauchten Gemahlin und ihrer Kinder beweiset, wenigstens scheinbar ein freundlicheres Verhältniß eintrat, so übertrug doch 'Rudolph tu demselben Jahre (1279) die Verwaltung der Reichs- güter in Thüringen und Sachsen seinem Schwiegersöhne, dem Her- zog Älbrecht von Sachsen und dem Markgrafen von Brandenburg, und zeigte sich aucb weiterhin den wettiner Fürsten nicht besonders geneigt. Inzwischen waren des Landgrafen Älbrecht Ii. Söhne in die Jahre der Mannbarkeit getreten (23—20 Jahre alt) und forderten, wie dieß der Großvater seinen Söhnen in noch jüngeren Jahren gewährt hatte, eine selbstständige Rente zu eigenem Hofhalt, das heißt in der Weise jener Zeit, wo es weder Eivillisten noch zinsentragende Wcrth- papiere gab, die Abtretung eines Landestheils zur Nutzung des Ertrags der Kammergüter und Zolle. Der älteste Sohn Albrecht's, Hein- rich, hatte schon vorher als solcher die Verwaltung des durch seine Mut- ter an das Haus gekommenen Pleißnerlandcs erhalten; die beiden jün- geren Söhne, Friedrich und Diezmann, in gleicher Weise durch ein festes, unabhängiges Einkommen sicher zu stellen, trug Älbrecht Beden- ken, da seine Hofhaltung, welche nicht so prachtvoll war, wie die sei- nes Vaters Heinrich des Erlauchten, einen dreifachen Abzug in der Einnahme nicht wohl gestattete. Und statt drei Hofhaltungen auf einmal sechs in den Landen der Wettiner zu unterhalten, war auch in jenen, trotz der Ergiebigkeit der frciberger Silbergruben, geld- armen Zeiten eine schwere Aufgabe. Friedrich und Diezmann aber, die sich seit 1280 „jüngere Landgrafen von Thüringen" nannten, griffen widernatürlich zu den Waffen, um das zu erzwingen, was ihnen der Vater freiwillig nicht wohnlich in die fürstliche Küche brachte, wiederholt unterhandelt und diesen überredet habe, daß er, als Teufel verkleidet, feine Gemahlin, die Landgräfin, erdrossele! —

19. Die Provinz Hannover - S. 325

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
325 unter Anzündung vieler Lichter und unter dem Geläute aller Glocken der Stadt in die Kirche. Hermann setzte sich, wie der Kaiser gethan, mitten unter die Bischöse zur Tafel und schlief des Abends in des Kaisers Bette. Das empörte den Grafen Heinrich von Stade; er nannte die Handlungen Hermanns sträflichen Übermut und widersetzte sich den Anordnungen desselben. Als Hermann ihn mit Gefangenschaft bedrohte, sloh der Graf über die Alpen nach Italien und klagte dem Kaiser fußfällig sein Leid. Durch ein kaiserliches Mandat verordnete hieraus Otto, daß der Erzbischof Albert als Strafe für den verschwenderischen Aufwand, ihm (dem Kaiser) so viel Pferde nach Italien schicke, als er dem Her- mann habe Glocken läuten und Lichter anzünden lassen; Hermanns Versahren aber blieb ungerochex. Die Annales Saxonnm des alten Mönches Witichindus von Corvei, (ein Zeitgenosse Ottos des Großen) berichten ebenfalls manche interessante Einzel- heiten über Hermann Billung. Der ältere Wichman, der Bruder Hermanns, war ein großer, tapferer und gelehrter Mann und stand in kaiserlichen Kriegsdiensten, wie auch sein Sohn, Wichman der jüngere. Als aber Hermann vor allen Fürsten und Großen des Reiches die kaiserliche Gunst und Gnade erfuhr, da kündigten beide Wichman dem Kaiser voll Neides den Dienst, und Wichman der jüngere blieb des Kaisers Widersacher bis in den Tod. Hermann aber war ein solch treuer Freund des Kaisers, daß als Otto, 973 aus Italien zurückgekehrt, von Hermanns Tode ver- nahm, er über die Maßen betrübt ward und bald darauf verschied. Nach Leibnitzens Scriptorum Brunsv. war Wichman der ältere ein Schwa- ger des Kaisers Heinrich des Ersten und somit ein Oheim Ottos des Großen. (Mathilde, die Gemahlin Heinrichs und die Gemahlin Wichmann's sen. waren Schwestern und Töchter des Grafen Dietrich von Oldenburg-Ringelheim). Her- mann wäre darnach ein entfernter Anverwandter seines Kaisers gewesen. Der bereits oben angeführte Bischof Ditmar von Merseburg (lebte im 10. Jahrhun- dert unter Otto I.) nennt den Bischof Bruno von Verden einen Blutsfreund Her- manns, und zugleich einen Großsohn des Kaisers Otto. (Ludolf, Herzog von Schwaben, der Sohn Ottos, war der Vater Brunos). Hiernach wäre also Hermann in zweifacher Hinsicht ein Verwandter Ottos I. (Die nahe Verwandt- schast hinderte indeß (nach Ditmar) den Bischof von Verden nicht, den Billung mit dem Bannfluch zu belegen.) Hermann Billung hatte die herzogliche Würde vom Kaiser erblich über- kommen. Mit Magnus, der iin Jahre 1106 ohne männliche Erben verstarb, erlosch die billungische Linie. Magnus hinterließ zwei Töchter, Wulfhilde und Eilika. Wulfhilde ward die Gemahlin des Herzogs Heinrich des Schwarzen von Baiern, der dadurch zugleich die lüneburgischen Lande als Erbgut überkam. Der Sohn Heinrichs des Schwarzen, Heinrich der Stolze, war bekanntlich der Vater Heinrichs des Löwen, von den: wir im folgenden Stücke Näheres hören werden. — Die zweite Tochter des Herzogs Magnus Eilikan ward die Gemahlin des Grafen Otto von Wallenstedt, des Vaters Alb rechts des Bären, dessen Sohn Bernhard der Begründer der askanischen Linie oder des anhaltischen Hauses wurde. —

20. Das Mittelalter - S. 78

1893 - Leipzig : Dürr
— 78 — junge Witwe, die er nach kurzer Ehe zurückließ, war Adelheid, die Tochter des Königs Rudolf El von Burgund (Ober- und Niederburgund). Sofort nach dem Tode Lothars bemächtigte sich der Markgraf Berengar von Jvrea, der schon lange nach der Königskrone gestrebt hatte, der trauernden Regentin und Italiens. Er selbst ergriff die Zügel der Regierung und wollte die Königin zwingen, seinen Sohn Adalbert, den er zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, zu heiraten. Als Adelheid nicht einwilligte, brachte er sie als Gefangene in eins seiner Schlösser am Gardasee. Aber mit Hilfe des Bischofs von Reggio und eines treuen Dieners, des Mönches Martin, entfloh sie unter Gefahren und Abenteuern nach Canossa. Von hier aus sandte sie Boten an König Otto und bat um dessen mächtigen Beistand. Otto folgte dem Rufe. Zunächst schickte er seinen Bruder Heinrich mit den bayrischen Kriegsmännern über die Alpen, damit der bedrängten Königin die erste Hilfe nicht fehle, dann führte er selbst ein Heer nach Italien. Berengar wagte nicht, in offener Feldschlacht zu widerstehen, er zog sich in das feste Pavia zurück, und als schon am nächsten Tage der deutsche König vor den Mauern der Stadt anlangte, ergab er sich. Otto begnadigte ihn, nahm aber die italienische Königskrone als ihm allein gehörig in Besitz und vermählte sich mit Adelheid. Von nun an strebte er auch nach der höchsten weltlichen Würde der abendländischen Christenheit, der Kaiserkrone. Ehe er aber dieses Kleinod erreichen konnte, sollte er noch einmal eine traurige Erfahrung im Kreise seiner nächsten Vasallen machen. Sein ältester Sohn, Ludolf von Schwaben, war schon durch Grenzstreitigkeiten mit seinem Oheim und Nachbar Heinrich von Bayern zerfallen, nun war dieser ihm auch in Italien zuvorgekommen, hatte Adelheid zuerst Hilfe gebracht und sie sich durch fortwährende Dienstbereitschaft zu Dank verpflichtet. Auch mochte er in dem neuen Ehebunde feines Vaters eine Gefahr für fein Recht der Nachfolge im Reich sehen. Zu seinem Unglück fand er einen Gleichgesinnten in seinem Schwager Konrad von Lothringen, der Heinrich ebenfalls nicht leiden konnte, und zu ihnen gesellte sich der Friedensstörer Erzbischof Friedrich von Mainz. Der Vater that alles, um den Ausbruch der Feindseligkeiten in der eigenen Familie zu verhüten. Vergebens! Ein furchtbarer Bürgerkrieg entzündete sich, der von Lothringen bis an die Slavengrenze, von Sachsen bis Bayern wütete. Mancher tapfere Lehnsmann fiel vom König ab, aber die Treuen, wie Billung, dem er das Herzogtum Sachsen übergeben hatte, der Bischof Ulrich von Augsburg, sein Bruder Brun, Erzbischof von Köln, und er selbst,