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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 86

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
86 Auch der päpstliche Legat, Cardinal Julian, war dabei. Im August 1431 fiel dieses Heer in Böhmen ein, wäh- rend der Herzog Alb recht von Oe streich durch Mäh- ren vordrang. Ein Theil des deutschen Heeres, welchen der Cardinal anführte, rückte bis Tepel vor und ver- brannte auf seinem Zuge 200 Dörfer, dann vereinigte es sich mit dem Hauptheere. Als die Hussiten erschie- nen nahmen die Deutschen die Flucht und zogen sich in eine Wagenburg bei Niesenberg; da aber die Böh- men stürmen wollten, warfen die Neichsvölker die Waffen weg, ließen Geschütz und Gepäck, mehr als 8000 Wagen, zurück und flohen zur Grenze hin. Auf der Flucht allein wurden ihrer 12,000 erschlagen. Als der Kaiser Sigismund durch diese schmähliche Niederlage sich überzeugt hatte, daß die Böhmen mit Gewalt nicht zu unterwerfen wären, da knüpfte er Unter- handlungen mit ihnen an, und lud sie ein, Abgeordnete an die Kirchcnversammlung zu Basel zu senden, doch dauerte es noch länger als ein Jahr, ehe sie sich dazu verstanden. Während der Zeit sollen sie in Meißen eingefallen und bis vor Naumburg gedrungen seyn, doch zweifeln viele Geschichtsschreiber an der Wahrheit dieser Sage, obgleich in Naumburg deshalb noch ein Fest gefeiert wird. Wäh- rend mit einer Hussitenpartei, den Calixtinern 1433 ein Vergleich, die Prager Union zu Stande kam, setz- ten sich die übrigen dagegen, und es kam zwischen den verschiedenen Hussiten Parteien selbst zum Kriege. Die Calixtiner behielten aber die Oberhand und erkann- ten den Kaiser als ihren rechtmäßigen König an, der ihnen nun die freie Religionsübung gestattete. Nach dem Tode Kaiser Sigismunds 1437 wollten aber auch die Calixtiner seinen Eidam und Erben Alb recht von Oestreich nicht für ihren König anerkennen, sondern beriefen den pol- nischen Prinzen Casimir auf den Thron. Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige zog dem König Al- b recht mit 5000 Mann zu Hilfe und half ihm die Ca- li xt in er und P ölen überwältigen. Als daraus der Kur- fürst mit seinem Heere zurückzog, wurde er am 23sten Sep- tember 1438 von dem Feldherrn der Calixtiner, Peter von Sternbcrg zwischen Brix und Bilin überfallen.

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 201

1867 - Mainz : Kunze
Bon der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung rc. 201 Dresden, Naumburg*) und Magdeburg, südlich bis Wien und Preß- burg vor und brachten unermeßliche Bente heim. Noch einmal führte der Kurfürst von Brandenburg ein mächtiges Kreuzheer gegen sie; allein die Kunde von der Annäherung der Hussiten trieb es wieder in die Flucht. Kaiser Sigismund sah ein, daß die Hussiten unbezwinglich seien, Pr°k°p>us „ . . auf dem und bot Frieden an. 143-1 trat ein neues Concil zu Basel zusammen. Concil zu Dahin lud man auch Hussiten ein und versprach denselben völlige Baftl. Sicherheit und die Erlaubniß, in ihrer Weise in Basel Gottesdienst zu halten. So erschienen denn 1432 vier hussitische Prediger und vier Gelehrte aus dem weltlichen Stande; auch Prokopius der Große er- schien mit 300 Rittern als Begleiter und zeigte den versammelten Herrn, daß er ein sehr gelehrter Redner war. Allein man erreichte Nichts. Im folgenden Jahre kam ein Vergleich zu Stande, welcher Die Canx- der Ansicht der Calixtiner entsprach; die Taboriten und Waisen toer*gen bic Zu- warfen . denselben, wurden aber von den Calixtinern, welche nun ge- borten und . . . , jlcgctt- meinschastliche Sache mit den Katholiken machten, geschlagen und ver- loren ihre beiden trefflichen Führer, Prokopius den Großen und den Kleinen. Die Reste der Hussiten sammelte nun der tapfere Rohatz, Freiherr von Duba, und führte sie auf seine Burg Sion Die Calix- tiner und die Prager einigten sich jetzt mit dem Kaiser und nahmen . ihn mit Jubel auf. Nachdem sich Rohatz hartnäckig vertheidigt hatte, wurde die Burg gestürmt und zur Uebergabe gezwungen. Rohatz nebst 63 Hussiten wurde zu Prag gehenkt. Als 1437 Sigmund starb, wollte sein Nachfolger und Schwieger-Aus den An- sohn Albrecht von Oestreich nicht einmal die Calixtiner dulden. Es§ kam abermals zum Kriege. Die Böhmen waren glücklich und erwählten Huß bildet nach Albrechts frühem Tode einen calixtinischen König in der Person des Georg von Podiebrad. Nach dessen Tode verloren die Calixtiner dergememde. *) Der Bischof von Goch in Naumburg hatte in Costnitz für den Tod des Joh. Huß gestimmt. Darum belagerte Prokopius die Stadt und wollte sie vernichten. Auf den Rath des Schlossers Wilhelm Wolf zogen am 28. Juli 1432 sämmtliche Kinder in Sterbekleidern, eine Citrone und einen grünen Zweig in der Hand, ans der Stadt und flehten den hnssiti- schen Feldherrn um Gnade an. Dieser bewirthete die Kinder mit Kir- schen und ließ die Feldmnsik spielen, hob aber ani andern Tage die Be- lagerung auf. Zum Andenken an die Befreiung der Stadt Naumburg von Jammer und Elend feiert dieselbe alljährlich noch das Kirschen- oder Hussitenfest, obgleich die ganze Belagerung von neuern Geschichtsforschern in Zweifel gezogen wird.

2. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 239

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
289 Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Hussiten noch entschiedener her-Nach^Zaa's vor. Ein Theil der Taboriten wählte Prokopius den Großen zum Führer; P°°k°piur ein anderer dagegen hielt keinen für windig, Ziskas Nachfolger zu werden, nannte Slnfllt)rtr-sich deshalb „die Waisen" und wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch meistenteils ein anderer Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung hatte. Neben ihnen bestanden noch Horebiten, nach dem Berge Horeb so genannt, und die Calixtiner. Aber trotz dieser Spaltungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht aufkommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis Dresden, Naumburg und Magdeburg, südlich bis Wien und Preß-burg vor und brachten unermeßliche Beute heim. Der Bischof von Goch in Naumburg hatte in Kostnitz für den Tod des Lagerung Johannes Hnß gestimmt. Darum (so geht die freilich nicht sicher beglaubigte Sage) bürg 1432. belagerte Prokopius die Stadt und wollte sie vernichten. Auf den Rath des Schlossers Wilhelm Wolf zogen sämmtliche Kinder in Sterbekleidern, eine Citrone und einen grünen Zweig in der Hand, aus der Stadt und flehten den hussitischen Feldherrn um Gnade an. Dieser bewirthete die Kinder mit Kirschen, ließ die Feldmusik spielen und hob am andern Tage die Belagerung auf. Noch einmal führte der Kurfürst von Brandenburg ein mächtiges Kreuz Heer gegen die Hussiten; allein die Kunde von der Annäherung derselben trieb es wieder in die Flucht. Kaiser Sigismund sah ein, daß die Hussiten unbezwinglich seien, und bot Frieden an. 1431 trat ein neues Concil zu Basel zusammen. Dahin lud man Prokopius auch Hussiten ein und versprach ihnen völlige Sicherheit und die Erlaubnis, in ihrer Ga0ujcf(™ Weise in Basel Gottesdienst zu halten. So erschienen denn 1432 vier hussitische Basel 1432. Prediger und vier Gelehrte aus dem weltlichen Stande; auch Prokopius der Große erschien mit 300 Rittern als Begleiter und zeigte den versammelten Herren, daß er gat®j*er ein sehr gelehrter Redner war. Allein man erreichte nichts. Im folgenden Jahre bekriegen die kam ein Vergleich zu Stande, welcher der Ansicht der Calixtiner entsprach; die ut^fiegen. Taboriten und Waisen verwaisen denselben, wurden aber von den Calixtinern, welche nun gemeinschaftliche Sache mit den Katholiken machten, geschlagen und verloren ihre beiden trefflichen Führer, Prokopius den Großen und den Kleinen. Die Reste der Hussiten sammelte nun der tapfere Rohatz, Freiherr von Duba, und ührte sie auf seine Burg Sion. Die Calixtiner und die Prager einigten sich jetzt mit dem Kaiser und nahmen ihn mit Jubel auf. Nachdem sich Rohatz hartnäckig vertheidigt hatte, wurde die Burg gestürmt und zur Uebergabe gezwungen. Rohatz starb nebst 63 Hussiten zu Prag am Galgen. Als 1437 Sigmund starb, wollte sein Nachfolger und Schwiegersohn Albrechts den An-von Oesterreich nicht einmal die Calixtiner dulden. Es kam abermals zum Kriege. d-^ Die Böhmen waren glücklich und erwählten nach Albrechts frühem Tode einen ca- bildet sich di-lixtinischen König in der Person des Georg Podiebrad. Nach dessen Tode ver- Brüdenfe- loren die Calixtiner immer mehr Boden und Bedeutung. Von ihnen trennte sich gemeinde, eine kleine Partei, welche die böhmische und mährische Brüdergemeinde bildete. Sie zeichnete sich durch ihr frommes, thätiges und friedfertiges Leben aus und hat sich bis auf den 'heutigen Tag erhalten; ein großer Theil der böhmischen Brüder trat 1722 zu der Herrnhutergemeinde des Grafen Zinzendors über.

3. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 111

1902 - Leipzig : Teubner
§ 20. Das luxemburgische Haus (—1437). 111 Verbesserung vor der Papstwahl durchsetzen wollte, erklärten sich die Romanen zuerst für die Wahl, und da die Engländer ihnen nachgaben, wurde der Italiener Otto Colonna als Papst Martin V. erwählt. Dieser verzögerte die Kirchenverbesserung und löste endlich die Versammlung auf. c. Der Hussitenkrieg (1419—1434). Das tschechische Volk geriet in furchtbare Erregung, als die Nachricht von Hus' Einäscherung anlangte. König Wenzel starb vor Schreck über den Aufstand in Prag (1419). Sigismund wäre der erbberechtigte Nachfolger gewesen, aber man versagte ihm die Anerkennung, weil er in Breslau die päpstliche Kreuzzugsbulle wider die ketzerischen Böhmen hatte verkündigen lassen. Die entschlossensten Anhänger des Hus erbauten sich eine gewaltige Feste, Tabor in Südwestböhmen, nach der sie sich Taboriten nannten. Sie wollten zugleich die staatliche und gesellschaftliche Ordnung umstoßen; der einäugige, erbarmungslose Johann Ziska war ihr Feldoberster. Die gemäßigten Hnssiten forderten vor allem, daß den Laien auch der Kelch beim heiligen Abendmahl gereicht würde, was die katholische Kirche abgeschafft hatte. Darum nannte man sie Anhänger des Kelches (calix), Calixtiner oder Utraquisten, weil sie das Abendmahl „in beiderlei Gestalt" (sub utraque forma) genossen. Als wider die Hussiteu das Kreuz gepredigt wurde, bewaffnete Ziska sein Fußvolk mit eisenbeschlagenen Dreschflegeln, „Morgensternen", Sensenspeeren und Spießen. Von einer Wagenburg gedeckt, von Geschützen unterstützt, zogen die von wilder Begeisterung erfüllten Hussiten unter frommen Gesängen in den Kampf. Ein Kreuzheer nach dem andern zerstob vor ihnen. Bei Prag und Deutsch-Brod führte Ziska selbst die Seinen zum Siege; bei Mies (w. von Pilsen) lief bei ihrem Anmarsch ein starkes Heer in wilder Flucht schmachvoll auseinander. Nach Ziskas Tode (1424) übernahmen die beiden Prokope die Leitung der Taboriten, die nun verheerende Einfälle in die Nachbarländer von der Donau bis zur Ostsee machten. Ein Teil sonderte sich aber ab und nannte sich die „Waisen". Prokop der Große warf ein sächsisches Heer bei Aussig (in Böhmen, an der Elbe) völlig zurück. (Sage von den Hussiten vor Naumburg.) Da blieb Kaiser und Kirche nichts weiter übrig, als Frieden zu schließen. Diesen brachte die allgemeine Kirchenversammlung zu Basel, die sich (1431) zusammengefunden hatte, die Gebrechen der Kirche zu heilen, 1433 zu stände. Durch die sogenannten „Prager Kompaktsten" wurde den Böhmen der Kelch, die Predigt in der Landessprache und die Stellung der Geistlichen unter weltliche Gerichte, also wirklich eine Art Landeskirche bewilligt. Die Taboriten erkannten den Vertrag nicht an. Aber die Calixtiner schlugen sie mit der Schärfe des

4. Memorierstoff aus der deutschen und bayerischen Geschichte für Mittelschulen - S. 71

1893 - Regensburg : Bauhof
- 71 bildeten die strengere Partei und wollten von der katholischen Kirche durchaus nichts wissen. Infolge des Prager Aufstandes entsandte der Kaiser bedeutende Streitkräfte nach Böhmen. Aber die Hussiten, geführt durch Ziska und die beiden Prokopius, schlugen die kaiserlichen Heere bei Wissehrad, Deutschbrod, Mies und Aussig. Dann überschritten sie die Grenzen Böhmens und verheerten die Nachbarländer Österreich, Mähren, Schlesien, Bayern, Franken und die Oberpfalz (Hiltersried). — Endlich brachte das Konzil zu Basel, welches von 1431—1449 währte, mit den Calixtinern einen Vergleich (Prager Compaktaten) zustande, worin diesen der Gebrauch des Kelches beim Abendmahle zugestanden wurde. — Die Taboriten, welche diesem Vergleiche nicht beitraten, wurden erst durch die Niederlage, die sie durch die Katholiken und Calixtiner beiböhmisch-brod erlitten, zur Ruhe gebracht. (Aus den Hussiten entstand die böhmisch-mährische Brüdergemeinde, und aus dieser später die protestantische Brüderunität zu Herrenhut in Sachsen.) Während des Konzils zu Konstanz übertrug Kaiser Sigismund dem Nürnberger -Burggrafen Friedrich Vi. aus dem Hause Hohenzollern für eine von diesem schon früher entlehnte größere Geldsumme die Mark Brandenburg und die Kurwürde. Dieser Burggraf ist der Stammvater des Hohenzollern-preußischen Fürstenhauses. Da mit Sigismund der Mannesstamm des böhmisch-luxem-burgischeu Hauses erlosch, gingen seine Länder an den Gemahl seiner einzigen Tochter, den Herzog Albrecht von Österreich, über. Kaiser aus dem Kaufe Kaösörrrg 1438 — (1740) 1806. Albrecht Ii. 1438-1439. Nach Sigismund wurde dessen Schwiegersohn, der Herzog Albrecht von Österreich, deutscher Kaiser und zugleich König von Böhmen und Ungarn. — Fortan blieb die deutsche Kaiserwürde beim Hause Habsburg, beziehungsweise Habsburg-Lothringen, bis zur Auflösung des Reiches 1806.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 201

1878 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung k. 201 Zu werden, nannte sich deshalb „die Waisen" und wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch rneistentheils ein anderer Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung hatte. Neben ihnen bestanden noch die Horebiten nach einem Berge Horeb so genannt, und endlich die Calixtiner. Aber trotz dieser Spaltungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht auskommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis Dresden, Naumburg*) und Magdeburg, südlich bis Wien und Preßburg und brachten unermeßliche Beute heim. Noch einmal führte der Kurfürst von Brandenburg ein mächtiges Kreuzheer gegen sie; allein schon die Kunde von der Annäherung der Hussiten trieb es wieder in die Flucht. Kaiser Siegmund sah ein, daß die Hussiten unbezwinglich seien, Prokopius und bot Frieden an. 1431 trat ein neues Concil zu Basel zusammen, Dahin lud man auch Hussiten ein und versprach denselben völlige Basel Sicherheit und die Erlaubnis, in ihrer Weise in Basel Gottesdienst U3"' zu halten. So erschienen denn 1432 vier hussitische Prediger und vier Gelehrte aus dem weltlichen Stande; auch Prokopius der Große erschien mit 300 Rittern und zeigte den versammelten Herrn, daß er ein sehr gelehrter Redner war. Allein man erreichte nichts. Im folgenden Jahre kam ein Vergleich zu Stande, welcher der Ansicht der Calixtiner Die Calix-entsprach; die Taboriten und Waisen verwarfen denselben, wurden aber tiner 6etrici von den Calixtinern, welche nun gemeinschaftliche Sache mit den Katholiken machten, geschlagen und verloren ihre beiden trefflichen Führer, Prokopius den Großen und den Kleinen. Die Reste der Hussiten sammelte nun der tapfere Rohatz, Freiherr von Duba, und führte sie auf seine Burg Sion. Die Calixtiner und die Prager einigten sich jetzt mit dem Kaiser und nahmen ihn mit Jubel aus. Nachdem sich Rohatz hartnäckig vertheidigt hatte, wurde die Burg gestürmt und zur Uebergabe gezwungen. Rohatz nebst 63 Hussiten wurden zu Prag gehenkt. *) Der Bischof von Goch in Naumburg hatte in Coustanz für den Tod esjohann Hus gestimmt. Darum belagerte Prokopius die Stadt und wollte fte vernichten. Auf den Rath des Schlossers Wilhelm Wolf zogen am 28. Juli 1432 sämmtliche Kinder in Sterbekleidern, eine Citrone und einen grünen Zweig in der Hand, aus der Stadt und fehten den hussttischen Feldherrn um Gnade an. Dieser bewirtete die Kmder mit Kirschen und ließ die Feldmusik spielen, hob aber am andern ^age dte Belagerung auf. Zum Andenken an die Befreiung er Stadt Naumburg von Jammer und Elend feiert dieselbe alljähr-' ba^ Kimen- oder Hussitensest, obgleich die ganze Belagerung von neuern Geschichtsforschern in Zweifel gezogen wird. gen bte Taboriten und siegen.

6. Geschichte der Deutschen - S. 132

1856 - Münster : Cazin
132 Deutschland unter Regenten waren die einzelnen Sekten immerhin noch vereinigt und zwar sowohl innerlich durch ihren gleich großen Fanatismus gegen Andersgläubige, als auch äußerlich durch Annahme der von Jacob von Mies während Hussens Gefangenschaft neu aufge- stellten Lehre, man müsse das Abendmahl unter beiderlei Gestal- ten (sub utraque specie) empfangen, woher sie den Namen Utraquisten oder Calixtiner erhielten. Als ein päbstlicher Legat die Irrenden unter dem Beistände der weltlichen Macht in den Schooß der Kirche zurückzuführen unternahm, erklärte sich Kö- nig Wenzel zu Gunsten der Hussiten, und erst als die Umtriebe Ziska derselben hauptsächlich unter dem fanatischen Anführer Ziska ihm für seine Stellung bedenklich zu werden anfingen, verbot er ihnen für ihre gottesdienstlichen Zusammenkünfte die früher zugestandene Benutzung der Kirchen in Prag. ' Daher feierten sie jetzt ihre religiösen Handlungen auf freiem Felde und beson- ders auf Bergen, denen sie testamentalische Namen, wie Horeb und Tabor, gaben; auch hielten sie feierliche Umzüge durch die Straßen von Prag, bei denen ein Kelch vorgetragcn wurde. Als der Magistrat ihnen diese untersagte und sogar einige von ihren Glaubensgenossen gefangen hielt, stürmten sie das Rathhaus, und stürzten elf von den Magistratspersonen aus den Fenstern, welche von dem darunter stehenden Pöbel mit Spießen aufge- fangen wurden. Alles dieses geschah noch unter Wenzels Re- gierung in Böhmen; und als derselbe 1419 starb, wollten die Czechen den wegen vorgeblichen Treubruchs an I. Huß ver- haßten Sigismund als ihren König nicht anerkennen. § 105. Hussiten - Kriege. 1419 — 1436. Als Si- gismund seine Anerkennung durch Waffengewalt erzwingen wollte, verhob sich die ganze Czechen-Partei unter Ziska ; ein Heer, wel- ches Sigismund von seinem Erblande Ungarn in Böhmen ein- rücken ließ, wurde 1420 von den fanatischen Taboriten vor - Prag geschlagen, und Sigismund mußte, da Unterhandlungen Unglückliche zu keinem Resultate führten, zurückziehen. Er unternahm dar- Feldzüge auf noch fünf Feldzüge, welche jedoch eben so unglücklich ende- L7"ie !en. wie der erste; zwar hatte er nach mehrmaligen Niederlagen Taboriten. w den Jahren 1421 und 1422 ein Reichsherr aufgeboten, wel- ches aber bei dem Verfall aller Kriegsordnung in Deutschland gar nicht recht zu Stande kam. Ueberdies konnte ein Heer, welches nur für die bestimmte Zeit eines Feldzuges in Heer- bannsdienste stand, den fortwährend unter den Waffen lagern- den Böhmen um so weniger einen kräftigen Widerstand leisten, weil die Kriegführung bei dem Aufkommen der Feuerwaffen nur durch andauerndes Exercitium günstige Erfolge erzielen konnte. Doch wollten die deutschen Fürsten wegen Geldmangel kein Söldnerheer auf längere Zeit unterhalten, und so blieb

7. Mittlere Geschichte - S. 221

1859 - Leipzig : Fleischer
221 Cardinal war in großer Gefahr. Er verlor seinen Cardinalshut, sein Meß- gewand u. s. w., und wäre beinahe gefangen genommen worden. Dieses neue Unglück bewirkte endlich die Ueberzeugung, daß mit Gewalt nichts auszurichten sei, und man beschloß daher, mit den Hussiten zu unter- handeln. Im Jahre 1431 war ein Concil in Basel versammelt worden (das bis 1448 gewährt hat), um das nachzuholen, was man in Costnitz ver- säumt hatte: die Mißbräuche in der Kirche aufzuheben. Dies Concil lud nun die Böhmen ein, Abgeordnete nach Basel zu schicken. Anfangs schlugen das die Böhmen rund ab; da aber das Concil zu bitten fortfuhr, so erschien endlich 1432 Prokop Hoch an der Spitze einer böhmischen Gesandtschaft in Basel. Aber man konnte sich mit ihnen nicht einigen; die Gesandten wurden nach langem Hin- und Herreden endlich ungeduldig, und Fogen wieder heim. Das Concil setzte dennoch die Unterhandlungen fort, und da ein großer Theil der Böhmen, namentlich die Prager, sich nach dem Frieden sehnten, und besonders nur auf Bewilligung des Kelches beim Abendmahl bestanden, wo- von sie den Namen Calixtiner annahmen, so kam endlich 1433 ein Ver- gleich zu Stande, den man die Prager Compactaten nennt, wozu be- sonders Johann Rokhczana, ein angesehener Geistlicher in Prag, dem man die- Aussicht auf das Erzbisthum Prag eröffnet hatte, beitrug. Die Taboriten und Waisen waren zwar sehr unzufrieden damit, weil sie ihr zügel- loses Leben voll Raub und Mord fortsetzen wollten, und weigerten sich, die Compactaten anzunehmen; aber sie wurden 1434 in der Schlacht beiböh- misch-Brod (5 Meilen östlich von Prag) von den Calixtinern so entschei- dend aufs Haupt geschlagen, daß sie sich nicht wieder erholen konnten. Auch die beiden Prokope waren in der Schlacht erschlagen worden. Nun war die Aussöhnung mit Kaiser Sigismund nicht mehr schwierig. Sie kam zu Stande 1436 durch den Vergleich von Jglau; Sigismund wurde als König von Böhmen anerkannt, und bewilligte dafür den Böhmen freien Gottesdienst, Erhaltung der Freiheiten des Landes, und eine Amnestie. Dann hielt er seinen feierlichen Einzug in Prag, und wurde mit Jubel vom Volke empfangen. Rokhczana wurde auch wirklich zum Erzbischof eruannt. Das Concil in Basel war theils wegen des noch fortdauernden Hussiten- krieges, theils wegen des allgemeinen Verlangens nach Kirchenverbesserung, selbst gegen den Wunsch des Papstes zu Staude gekommen, und alle seine Ränke, es zu vereiteln, scheiterten anfangs, weil die versammelte Geistlichkeit sich von dem lobenswerthen Bestreben, die verdorbene christliche Kirche zu reinigen, beseelt zeigte. Papst Eugen Iv. bemerkte bald, daß der freisinnige Geist der versammelten Väter dem päpstlichen Ansehen gefährlich werde, und da er deshalb ihnen befahl, auseinander zu gehen, so erklärten sie einmüthig, sie würden bleiben und ihr Werk fortsetzen. Eugen berief dagegen ein ande- res Concil nach Ferrara (1427), das aber nur von Wenigen besucht wurde. So entstand ein völliger Bruch; zuletzt erklärte das Basler Concil den Papst als ketzerisch, und ernannte zum neuen Papst den ehemaligen Herzog von Savoyen, Felix V. Trotz der guten Aussichten, daß das Licht durchdringen werde, siegte doch zuletzt die päpstliche Hinterlist. Noch ist zu erwähnen, daß unter Sigismunds Regierung (1422) das Haus Sachsen-Wittenberg ausstarb. Der Kaiser erklärte Sachsen für

8. Theil 2 - S. 247

1839 - Leipzig : Fleischer
hinter Wagen verschanzt, und wurden hier von den Deutschen ange- griffen, die aber dabei eine solche Niederlage erlitten, daß über ganz Deutschland der Schrecken kam. Glücklicherweise sielen die Hussiten, sobald die äußern Feinde vertrieben waren, gleich sich selbst wieder an, und rieben dadurch ihre Kräfte auf. Die erschrockenen deutschen Fürsten rüsteten sich indessen —auch der Papst mahnte dazu — zu einem neuen Zuge 1427, der endlich entscheiden sollte. Man wollte Böhmen von 4 Seiten zugleich an- greisen. Das eine dieser Heere belagerte die Stadt Mies (in der Gegend von Pilsen). Sogleich eilte Prokop Holy herbei. Bei dem Anblick der Hussiten wurden aber die Deutschen von einem solchen Schrecken ergriffen, daß sie eiligst davon flohen. Auf der Flucht wur- den viele Tausende durch die Hussiten erschlagen, und die andern deutschen Heere machten sich, da sie von der Niederlage hörten, aull- schnell davon. Sogleich erneuerten die Taboriten und Waisen wieder ihre Ein- fälle in die benachbarten Länder, überall die schrecklichsten Spuren ihrer Verwüstungen zurücklassend. Ein Haufen drang bis Breslau, ein andrer gar bis in die Nähe von Berlin vor. Am fürchterlichsten war aber der Einfall, den sie 1429 und 30 nach Sachsen und Nord- baiern unternahmen. Sie zogen die Elbe hinab über Pirna, Dres- den, Meißen, Torgau bis ins Magdeburgsche, wobei über 100 Städte und 1400 Dörfer verwüstet wurden, und schleppten die Beute auf 3000 Wagen, von denen manche mit 12 — 14 Pferden bespannt waren, nach Böhmen zurück. Da alle Versuche, die der Kaiser gemacht hatte, die Hussiten zur Anerkennung seiner gescheitert waren, so wurde 1431 ein Kreuz- zug gegen die Hussiten beschlossen, zu dem der Papst (Eugen 4.), der einen Cardinal-Legaten, Julian, mit einer Kreuzesbulle nach Deutsch- land geschickt hatte, noch mehr anfeuerre. Das Kreuzheer, das von dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich 1. angeführt wurde, brach in Böhmen ein, und belagerte die Stadt Tauß (im westlichen Böhmen, unweit des Böhmerwaldes). Sobald es aber hieß: „die Hussiten kommen!" entstand eine greuliche Verwirrung im Lager. Ein Theil zog gleich auf und davon, worauf sich alle Ordnung auflöste, und die Soldaten zum Theil einzeln davon liefen. Der kriegerische Cardinal brachte es durch Vorstellungen dahin, daß ein Theil des Heeres wieder Halt machte. Aber als Prokop Holy mit den Hussiten wirklich erschien, stürzte sich Alles in die verwirrteste Flucht. Die Hussiten verfolgten sie, schlugen an 11,000 todt, und machten große Beute. Selbst der Cardinal war in großer Gefahr. Er verlor seinen Cardi- nalshut, sein Meßgewand u. s. w., und wäre beinahe gefangen genom- men worden.

9. Die deutsche Geschichte - S. 69

1855 - Essen : Bädeker
69 war Huß zu Kostnitz angekommen, so wurde er verhaftet, und als der Kaiser seine Befreiung verlangte, behaupteten die Cardinäle, der Kaiser dürfe einem Ketzer nicht freies Geleit gewähren, noch ihn beschützen. Im Verhör konnte und wollte Huß die Hauptpunkte, die ihm zur Last gelegt wurden, nicht leugnen; er wurde zum Scheiterhaufen verdammt, und erduldete alle Schmach und den Märtyrertod mit heiligem Muthe (6. Juli) 1415. Seine Asche wurde in den Rhein geworfen. Im folgenden Jahre büßte in gleicher Weise sein Freund Hieronymus von Prag. So verfuhr nicht der Papst, sondern das Concil, von dem man eine Reformation erwartete, mit wahren Jüngern und Zeugen Christi. „Die Taube werft ihr heute in die Gluth, Doch wird ein Schwan aus ihrer Asche steigen, Mit dem ihr nimmermehr desgleichen thut." §. 89. Der Hussitenkrieg. Mit tiefem Schmerz vernahmen die Böhmen das grausame Schick- sal ihrer geliebten Lehrer, und ihr Schmerz verwandelte sich in Wuth gegen Geistliche und Mönche, so wie gegen den Kaiser. In bewaffne- ten Prozessionen zogen sie umher, voran ein Priester mit dem Kelche, und zerstörten Kirchen und Klöster. Als sie (30. Juli) 1419 das Nathhaus zu Prag stürmten, weil aus demselben ein Kelchpriester ver- wundet worden war, starb König Wenzel vor Zorn, und auch Sigis- mund besaß weder Kraft noch Klugheit, die Empörten zur Ordnung zu bringen. Alles, was er that, konnte sie nur noch mehr reizen. Die Hussiten spalteten sich in Calixtiner (Kelchner) und Taboriten, jene die milderen, welche den Genuß des Kelches im Abendmahle zurück- forderten, diese die strengeren, welche Rückkehr zur apostolischen Einfalt und Lauterkeit begehrten; aber die gemeinsame Gefahr und der gewal- tige Held Johann Ziska einigten sie, und sie schlugen das kaiserliche Reichsheer in die Flucht, als es 150,000 Mann stark (1420) Prag stürmte. Rieht besser erging es andern Reichs- und Kreuzheeren, denen weder des Papstes Ablaßverkündigungen, noch des Kurfürsten Friedrich kriegskundige Führung Begeisterung emd Muth einzuflößen vermochten; schon des blinden Ziska Name warf sie in Angst und Verderben. Die empörendsten Grausamkeiten wurden von beiden Seiten verübt. Nach Ziskas Tode (1424) zerfielen die Hussiten in 4 einander feindselige Parteien, wovon die, welche sich die Waisen nannten, weil sie ihren Vater Ziska verloren, die wildesten waren; aber in Zeiten der Noth hielten sie fest zusammen, und als fein Feind es mehr wagte, ihr Land zu betreten, da fielen sie verheerend in die Nachbarländer ein, indem sie, als das auserwählte Volk Gottes, sich berufen wähnten, die „Ka- naaniter" auszurotten. Endlich sah man ein, daß die Gewalt nichts vermochte; das Concil zu Basel schritt zu Unterhandlungen, und es ge- lang, die Calixtiner durch Zusage des Kelchs zu gewinnen. Die Taboriten und Waisen, die in ihrem Widerstande beharrten, erlitten bei Vöhmisch-Brod (1434) von den Calixtinern eine völlige Niederlage, so daß selbst ihre Oberanführer Prokopius der Große und Prokopius der

10. Deutsche Geschichte - S. 43

1865 - Langensalza : Greßler
43 Die wichtigsten Ersindungen im Mittelalter. krieg von 1419 — 1436. Mit Gewalt der Waffen wollten sie sich jetzt freie Religionsübung erkämpfen, auch den Sigismund als ihren König nicht anerkennen, weil er das dem Huß zugesicherte freie Geleit nicht gehalten hatte. Die Anführer der huffitifchen Schaaren waren erst Procop, dann Ziska. Sachsen, die Lausitz und Brandenburg wurden von ihnen anf's gräßlichste verheert, und noch lebt ihr Andenken in den Städten Naumburg, Guben und Bernau fort.' Im Jahre 1420 spalteten sich die Hussiten in die beiden Parteien der Calixtiner und der Taboriten. Erstere hatten ihren Namen von dem Worte calix (Kelch), denn sie forderten für sich besonders den Gebranch des Kelches beim Abendmahl; sonst erkannten sie im Algemeinen die bestehende Kirche an. Letztere hatten ihren Namen von dem Berge Tabor, wie sie den Berg Hradistin im Bechiner Kreise nannten, auf dem sie eine starke Festung angelegt hatten. Sie bildeten die strengere Partei und wollten von der bestehenden katholischen Kirche durchaus nichts wissen. Im Jahre 1433 ward mit den Calixtinern auf der Kirchenversammlung zu Basel Friede geschlossen. Diesen Frieden hielten aber die Katbolischen schlecht, und nur verstohlen durften die Calixtiner späterhin ihren Gottesdienst halten, während die Taboriten sich noch tiefer in die Wälder Böhmens zurückziehen mußten. Nachmals verlor sich der Name „Hussiten" ganz und für ihn kam der der „böhmischen" und „mährischen Brüder" auf. 14. Die wichtigsten Erfindungen im Mittelalter. Von den Ersindungen, die in der Zeit des Mittelalters ge- macht wurden und die einen höchst bedeutenden Einfluß auf die gesummten menschlichen Verhältnisse ausgeübt haben, sind besonders zu erwähnen: die Erfindung des Compasses, die des Schießpulvers und die der Buchdruckerkunst. 1) Die Erfindung des Compasses. Alle Seereisen, die die Alten unternahmen, geschahen meist an den Küsten entlang, wobei sie keine andern Wegweiser hatten als die Sonne und die Sterne. Wurden diese Körper aber durch die Wolken verhüllt, so fehlten ihnen die Wegweiser und rathlos schwammen sie dann aus der weiten Wasserwüste umher. Aus diesem Grunde entging ihnen die Bekanntschaft mit vielen Ländern, weil sie nicht zu ihnen gelangen konnten. Da kamen sie (ob das im 12. oder 14. Jahr- hundert war — das weiß man nicht so genau) darauf, daß ein Eisenstäbchen, sobald es mit dem Magnetstein bestrichen wird und

11. Das Mittelalter - S. 109

1877 - Wolfenbüttel : Zwißler
hatte, daß die deutschen Korporationen in ihrem Stimmrechte beschränkt wurden, wodurch die Gründung der Universität Leipzig herbeigeführt wurde 1409. Da Johannes Hnß die Abschwörung seiner Lehren verweigerte, wurde er trotz des freien Geleites, das ihm Kaiser Sigismund versprochen hatte, dem Feuertode übergeben Juli 1415. Sein Freund Hieronymus von Prag starb ein Jahr später ebenfalls den Märtyrertod. 6. Die Verbrennung Hussens rief unter den Czechen eine stürmische Bewegung hervor, welche bei Wenzels Tode 1419, als Böhmen an den wortbrüchigen Sigismund kam, zu einem furchtbaren Religionskrieg anwuchs. Die Hussiten auch Utraquisten oder Calixtiner genannt, weil sie den Genuß des h. Abendmahles unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie) verlangten und deshalb den Kelch als Bnndeszeichen trugen, kämpften unter ihrem kriegskundigen Feldherrn, dem blinden Ziska, gegen die Heere Sigismunds mit fanatischer Wuth und wachsenden Erfolgen. Der Hauptsieg der Hussiten war bei Deutsch-Brod 1422. Erst als diese nach Ziskas Tode in Parteien zerfallen waren, als die gemäßigten Calixtiner sich von den wilden Taboriten geschieden hatten, die alle Satzungen verwarfen, welche aus der h. Schrift nicht buchstäblich zu erweisen waren und sogar dem Communismus huldigten, verlor die Bewegung an Heftigkeit. Die Calixtiner erlangten ans dem seit 1431 versammelten Concil zu Basel durch die sog. Prager Compactm" den Kelch beim Abendmahl und freie Predigt in der Landessprache. — Indessen hatten die Taboriten, geführt von Procop dem Großen und Procop dem Kleinen, ihre verheerenden Züge bis nach Sachsen, Franken, Baiern und Brandenburg hin erstreckt, wurden aber schließlich mit Hilfe der gemäßigten Parteien in der Schlacht bei Prag 1434, wo beide Procope fielen, bezwungen und Böhmen wieder dem Kaiser Sigismund unterworfen. Die Unzufriedenen unter den Taboriten bildeten später die Secte der böhmischen und mährischen Brüder, „arm, bibelfest und friedfertig". 7. Eine wichtige Regierungshandlung des Kaisers Sigismund war die Ernennung des Burggrafen Friedrichs Vi. von Hohen-Zollern zum obersten Verweser und Hauptmann in der Mark Brandenburg. Die Uebertragung der Kurnntrde auf die Hohenzollern geschah auf dem Concil zu Kostnitz 1415-

12. Mittlere Geschichte - S. 220

1859 - Leipzig : Fleischer
oder Reichsheeren angegriffen wurden. Am wildesten blieben die Taboriten und Waisen, die unter dem Vorwände der Religion, nachdem sie ihr Vater- land genug verwüstet hatten, die benachbarten Länder angriffen, und da furcht- bare Verwüstungen anrichteten. Sie fielen bald in Baiern, bald in Schle- sien, oder in Sachsen, Mähren, Lausitz und Oestreich ein, erfüllten Alles mit dem Schrecken ihres Namens, und kehrten dann mit reicher Beute be- laden zurück. Kein Wunder, daß die deutschen Fürsten sich zu einem neuen Zuge gegen die Hussiten verbanden. Anführer war wieder der Markgraf von Meißen, nun auch Kurfürst von Sachsen, Friedrich der Streitbare. Die Hussiten hatten sich bei Außig 1426 an der Elbe hinter Wagen ver- schanzt, und wurden hier von den Deutschen angegriffen, die aber dabei eine solche Niederlage erlitten, daß über ganz Deutschland der Schrecken kam. Glücklicherweise sielen die Hussiten, sobald die äußern Feinde vertrieben waren, gleich sich selbst wieder an, und rieben dadurch ihre Kräfte auf. Die erschrockenen deutschen Fürsten rüsteten sich indessen — auch der Papst mahnte dazu — zu einem neuen Zuge 1427, der endlich entscheiden sollte. Man wollte Böhmen von 4 Seiten zugleich angreifen. Das eine dieser Heere belagerte die Stadt Mies (in der Gegend von Pilsen). So- gleich eilte Prokop Holy herbei. Bei dem Anblick der Hussiten wurden aber die Deutschen von einem solchen Schrecken ergriffen, daß sie eiligst davon flohen. Auf der Flucht wurden viele Tausende durch die Hussiten erschlagen, und die andern deutschen Heere machten sich, da sie von der Niederlage hör- ten, auch schnell davon. Sogleich erneuerten die Taboriten und Waisen wieder ihre Einfälle in die benachbarten Länder, überall die schrecklichsten Spuren ihrer Verwüstungen zurücklassend. Ein Haufen drang bis Breslau, ein andrer gar bis in die Nähe von Berlin vor. Am fürchterlichsten war aber der Einfall, den sie 1429 und 1430 nach Sachsen und Nordbaiern unternahmen. Sie zogen die Elbe hinab über Pirna, Dresden, Meißen, Torgau bis ins Magdeburgische, wobei über 100 Städte und 1400 Dörfer verwüstet wurden, und schleppten die Beute auf 3000 Wagen, von denen manche mit 12—14 Pferden bespannt waren, nach Böhmen zurück. Da alle Versuche, die der Kaiser gemacht hatte, die Hussiten zur Aner- kennung seiner Würde zu bringen, gescheitert waren, so wurde 1431 ein Kreuz- zug gegen die Hussiten beschlossen, zu dem der Papst (Eugen Iv.), der einen Cardinal-Legateu, Julian, mit einer Kreuzesbulle nach Deutschland geschickt hatte, noch mehr aufeuerte. Das Kreuzheer, das von dem Kurfürsten von Brandenburg, Friedrich I., angeführt wurde, brach in Böhmen ein, und belagerte die Stadt Tauß (im westlichen Böhmen, unweit des Böhmerwal- des). Sobald es aber hieß: „die Hussiten kommen!" entstand eine greuliche Verwirrung im Lager. Ein Theil zog gleich auf und davon, worauf sich alle Ordnung auflöste, und die Soldaten zum Theil einzeln davon liefen. Der kriegerische Cardinal brachte es durch Vorstellungen dahin, daß ein Theil des Heeres wieder Halt machte. Aber als Prokop Holy mit den Hussiten wirk- lich erschien, stürzte sich Alles in die verwirrteste Flucht. Die Hussiten ver- folgten sie, schlugen an 11,000 todt, und machten große Beute. Selbst der

13. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 251

1849 - Halberstadt : Frantz
— 251 — Ziska vertheidigte es mit Kunst und Tapferkeit. Man schloß Frie- den, den Hussiten wurde Freiheit des Predigens und der Gebrauch des Kelches bewilligt, ihren Geistlichen alle weltliche Herrschaft und Reichthum verboten und eine Aufforderung an alle Christen gestattet, Laster und Sünde auszurotten. Nun ließen die Böhmen Sigismund in die Stadt und krönten ihn zum böhmischen Könige (1420). Allein der Frieden hatte keinen Bestand. Die Böhmen wollten die ganze Welt bekehren, hielten sich für das dazu von Gott auserwa'hlte Volk, nannten alle umwohnenden Völker Phili- ster, Ammoniter, Moabiter, Kananiter, ihre Priester Baalspfaffen, den Papst den Widerchrist, lagerten im Freien, lebten vom Raube der Klöster und Papisten, wollten keinen König, sondern eine Re- publik, ja manche Schwärmer unter ihnen wünschten den Natur- zustand von Adam und Eva wiederherzustellen, liefen nackt umher und lebten wie die Thiere. Bei aller Mäßigung der Verständigen konnten doch solche Greuel nicht verhütet werden: das gemeine Volk kennt keine Freiheit mit Schranken, nur Zügellosigkeit. Der Papst hätte gern mit Einem Schlage dem Greuel ein Ende ge- macht; auch Sigsmund wollte Böhmen gern in seine Gewalt zurückführen. Allein die mächtigen deutschen Fürsten hatten zu ei- nem neuen Kriege keine Lust, so lange die Böhmen in ihrem eige- nen Lande blieben. Als nun vollends Sigismund nach Ungarn gerufen wurde, um die von den Türken drohende Gefahr abzuweh- ren, bekamen die Hussiten freie Hand, sielen in Österreich, dann in Brandenburg ein, verwüsteten Alles mit Feuer und Schwert und suchten sich überall sestzusetzen. Endlich betrieben der Papst, der Kaiser und die Fürsten von Brandenburg, Meißen, Österreich und Baiern eine neue Reichsrüstung. Ein großes Heer zog 1426 nach Böhmen, ward aber geschlagen. Im folgenden Jahre ein neuer Feldzug: beim bloßen Anblick der wilden Hussiten liefen die Deut- schen davon, ihrer 16,666 wurden auf der Flucht erschlagen. Nun zogen die Hussiten überall in den benachbarten Ländern (Schlesien, Mähren, Österreich, Franken) umher, plünderten und mordeten, sengten und brannten und wollten so die Sünde aus der Welt schaffen. Endlich kam 1431 ein neues Reichsheer unter der An- führung des tapfern Kurfürsten Friedrich von Brandenburg zu

14. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 38

1833 - Halle : Schwetschke
S8 A) Europa. versität zu Prag, Johann Huß, geb. 1373 ch 1415, eine ketze- rische -Lehre verbreite. Und allerdings hatte er mit Geist und Kraft die Anmaßungen der Päpste und die Mißbräuche in der Lehre und dem Gottesdienste der Kirche freimüthig gerügt, wie dies aber auch viele Andre zur nemlicken Zeit gethan. Zu gleicher Zeit aber hatte er durch Vorliebe für sein Vaterland die in Prag ftudirenden Deut- schen beleidigt, und dieser Nationalhaß mehr als seine Meinungen war es, welcher ihn ins Verderben führte. Als nun aber vollends einer seiner Freunde, Jakob v. Mies, auf die Wiedereinführung des Kelches beim Abendmahl auch für die Laien drang und vielen Anhang fand (die Calixtiner), so ward Johann Huß zur Ver- antwortung nach Coftnitz unter kaiserlichem sichern Geleite geladen. Er erschien, so muthig, aber nicht so glücklich, als später Luther zu Worms, und ward nach einer fruchtlosen Vertheidigung und langem harten Gefängniß am 6. July 1415 verbrannt und seine Asche in den Rhein gestreut. Ein gleiches Schicksal traf seinen gelehrten, aber heftigern Freund Hieronymus von Prag, welcher um ihn zu retten nach Coftnitz gekommen war, dort aber, nachdem er lange in einem dunkeln Kerker geschmachtet und von der Qual überwunden seine Meinungen abgeschworen, aber bei bald wieder- erwachtem Muthe diese Schwachheit öffentlich bereut und zurück- genommen, am 30 Mai 1416 ebenfalls verbrannt wurde. Beide Märtyrer der Wahrheit starben mit einer Freudigkeit und einem Muthe, welche selbst die Bewunderung ihrer Freinde erzwang. Furchtbar war die Rache der Böhmen, die sich nach ihrem gelieb- ten Huß nun Hussiten nannten. Unter der Anführung des mil- dern, nur leider zu bald gestorbenen Nikolaus von Hussinecz und des furchtbar wilden Ziska, wurden nicht allein unzählige Kirchen und Klöster verwüstet, (der schwache Wenzel starb vor Schreck beim Beginn dieser Unruhen 1419), sondern auch die Heere Sigismunds, welcher die Krone behaupten wollte, und später die Heere der zum Kreuzzuge gegen die Hussiten aufgebote- nen Deutschen überall geschlagen; und mit unmenschlicher Grau- samkeit verwüsteten Ziska und sein Nachfolger Procopius der Ge sch orne, (weil er Geistlicher gewesen) die angränzenden Län- der, besonders Sachsen, die Lausitz und Schlesien. Als aber die Hussiten unter sich selbst uneins geworden sich in Calixtiner, die milderen, welche nur den Gebrauch des Kelches verlangten, und Taboriten, von der von ihnen angelegten Festung Tabor so genannt, die wilderen und grausameren, theilten, da gelang es endlich der Baseler Kirchenversammlung, 1431 — 48, gegen Gestattung des Kelches die Calixtiner zu gewinnen. Es kam 1433 zu einem Vergleiche, die Prager Compáctate», welche auch Sigismund beschwor, doch wenig hielt, und ohne zum ru- higen Besitz Böhmens gelangen zu können, 1437 starb; mit ihm war das luxemburgische Haus ausgestorben und die deut-

15. Geschichte des Mittelalters - S. 157

1839 - Berlin : Duncker & Humblot
Kaiser Sigismunds Regierung. 157 große Aufwand und die Theürung in Costnitz zu beschwerlich wurde, hob Martin das Concil auf, welches nur die Unterordnung des Papstes unter die Concilien und die regelmäßige Berufung derselben (jedoch ohne Gewährleistung) ausgesprochen hatte. — Auf diesem Concil war nun auch trotz des freien kaiserlichen Geleites und unüberwunden Johann Huss am 6. Juli 1415 (und sein Freund Hieronymus Faulfisch 1416) als Ketzer grausam verbrannt worden, weshalb in Böhmen der Hussitenkrieg aus- brach. — e. Hussitenkrieg von 1420—1436*). Die Böh- men, durch Hussens Tod ergrimmt, wurden durch das Concil noch mehr gereizt, als man ihnen den Kelch im Abendmahl, welchen Jacob von Mies ihnen zugesprochen hatte, verbot. Nun bildeten sich Unter dem Namen der Hussiten mehrere Parteien, vor allen die Calixtiner und dieheftigcn Taboriten (Tabor, Lager). An die Spitze der letztern trat der gefürchtete. Johann von Trocznow, Zischka genannt, welcher bei einem Aufruhr in Prag -das Rathhaus stürmte, was Wenzels Tod herbeiführte (1419). Als hierauf Sigismund, Hussens Richter, das Land nehmen wollte, brach der schreckliche, grausam geführte Hussi- tenkrieg aus. Die Berge Tabor und Oreb wurden Kampf- lager, Sigismund musste aus Prag, nachher aus Böhmen weichen, Zischka wüthete und herrschte über Prag und andere- hussitische Parteien, bis er an der Pest starb 1424. — Nun wurde Prokop der Große Anführer der Taboriten, Prokop der Kleine der Waisen (Orphani), gemeinsam siegten die Parteien in entscheidender Schlacht bei Außig über die Meißner und ver- heerten die umliegenden Lander. Der Schrecken ihres Namens war so groß, dass die bestgerüsteten Reichsheere, noch ehe es zum Kampfe kam (1427 und 1431), schimpflich die Flucht ergriffen und die Hussiten ungehindert in fremden Ländern raubten und mordeten. Endlich kam es zu Unterhandlungen mit dem (seit 1431) zu Basel zusammengetretenen Concil und bei den in- nern Uneinigkeiten der Hussiten nahm die mildere Partei der Calixtiner die Co mpaktaten an, worüber aber mit den Taboriten und Waisen ein furchtbarer Kampf ausbrach, in *) Studien : Hussiten Krieg: darinnen begriffen das Leben, die Lehr, der Tod Zoll. Hussi etc. durch M. Zach. Theobaldum Schlaccowaulcnsem. Nürnb. 1621. 4. (Iii. Th. bis 1430, 1458 und 1517).

16. Lehrbuch der deutschen Geschichte - S. 102

1874 - Erlangen [u.a.] : Deichert
102 59 -60. Die mittlere deutsche Geschichte. Iv. Periode, 12731517. ihnen, die excentrischen Orphaniten oder Verwaisten zuerst ohne Anfhrer blieben, dann Procopins den Kleinen zum Fhrer whlten) und in die gemigteren Calixtiner, so benannt von ihrem Ver-langen, da der Kelch (calix) beim Abendmahle, wie in der alten Kirche, auch den Laien gereicht werde (sie wurden auch Utraquisteu genannt, weil sie das h. Abendmahl unter beiderlei Gestalt sub utraque forma begehrten). In wilden Plnderungszgen drangen die Hnssiten (seit 1425) bis zur Donau, dem Rhein und zur Ostsee vor. Drei 'neue Zge, die das aus den mannigfaltigsten Bestandteilen zusammengesetzte Reichsheer nach Bhmen machte, endeten mit dessen schmhlicher Flucht. Da brachte endlich das Basler Concil (14311448) mit den Calixti-nern einen Vergleich (die Prag er Compactaten) zu Stande, nach welchem ihnen der Gebrauch des Kelches gestattet und Sigismund durch den Vertrag von Jglan (1436) kurz vor seinem Tode als König von Bhmen anerkannt wurde. Die Taboriten, welche sich gewei-gert hatten auf einen solchen Vergleich einzugehen, waren mit Hilfe der Calixtiner von den Katholiken durch die schwere Niederlage bei Bhmisch brod (1434) geuthigt worden, ihre festen Pltze zu berge-ben und Ruhe zu halten. Aus dem besseren Theile der in stille Verborgenheit sich zurckziehen-den Hussiten entstand die bhmisch-mhrische Brdergemeinde und aus dieser spter die evangelische Brderunitt zu Herrn-Hut in Sachsen (1722, s. . 90, 2). Mit Sigismund, den wie seinen Vater und Bruder mehr die Sorge fr seine eigenen Lnder, besonders auch Ungarn beschftigte, als das Wohl des deutschen Reiches, erlosch der Mannesstamm des Hauses Luxemburg. Sein Erbe gieng an den Gemahl seiner einzigen Tochter, den Herzog Alb recht von Oesterreich, der. . 60. 1438-1740 11. Kaiser aus dem Kaufe Kabsburg (14381740; 1806). At-~ vrccht Ii Friedrich Iii. Maximilian I. *). p.5' 1. Aldrccht Ii (14381439), zugleich König in Bhmen und Ungarn, Sigismunds Schwiegersohn und Erbe der luxemburgischen Lnder, ein unternehmender und khner, sparsamer und bedchtiger, ehrenhafter und frommer Fürst, wurde ohne sein Znthuu zum deutschen Kaiser gewhlt und fortan blieb die Kaiserwrde bis zur Auflsung des deutschen Reiches beim Hause ^Oesterreich. Al-brecht Ii. fate besonders die Herstellung des Landfriedens in Deutschland in's Auge, starb aber, ohne gekrnt zu sein, erst 42 Jahre alt, nachdem er von einem Feldzng gegen die in Siebenbrgen eingedrnnge- *) Vergl. die Stammtafel . 57.

17. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 60

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I — 60 — das ihm ebenfalls gehörte, und überließ die Mark seinem Bruder Otto dem Römer unter welchem die Markgrafschaft zu einem Kurfürstentum erhoben wurde (1356)' Ihm folgte sein Bruder, Otto der Faule, der letzte der bayrischen Fürsten, die über Brandenburg regierten. 7. Brandenburg unter den Luxemburgern. Von den bayrischen Fürsten fiel Brandenburg an das luxemburgische Haus. Aus diesem kamen in dem Kurfürstentums Wenzel und Sigismund zur Regierung. Letzterer war auch noch König von Ungarn und hatte keine Zeit, sich um das kleine Brandenburg zu bekümmern. Da er oft in Geldnot war, so verpfändete er die Mark an seinen Vetter Jobst von Mähren. Dieser war nur darauf bedacht, sich in dem fremden Lande zu bereichern, und drückte die Unterthanen mit harten Steuern. Die Neumark verkaufte er an den deutschen Ritteroden. Auch ließ er sich alle Jahre nur einmal in der Mark sehen, um das zusammengescharrte Geld in Empfang zu nehmen. Die Ritter aber versagten ihm den Gehorsam; sie wollten nur dem Kaiser Unterthan sein. Um ihre Freundschaft zu gewinnen, setzte Jobst die beiden trotzigsten derselben, Dietrich und Hans von Quitzow, zu Statthaltern in der Mark ein. Jetzt hatten diese freies Spiel. Mit ihren Kriegsleuten zogen sie von einer Stadt zur andern und Plünderten überall, wo ihnen nicht freiwillig große Summen gezahlt wurden. Selbst Berlin gab ihnen Feste und Schmausereien. Der Bauer war weder seines Lebens noch seines Eigentums sicher. Nicht selten steckten ihm die Raubritter, wenn sie ihm alles genommen hatten, auch noch Haus und Hof in Brand. Manche Ritter scheuten sich auch nicht, im Walde oder an der Landstraße dem Kaufmanns aufzulauern und ihm seine Waren zu rauben. 56. Die Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Vi. wird Statthalter. 1412. Endlich kam dem zerrütteten Lande ein Helfer; das war der Burggraf Friedrich Vi. von Nürnberg, aus dem Hause der Hohenzollern. Dieser hatte dem Kaiser Sigismund zu der Kaiserkrone verholfen und ihm stets treu zur Seite gestanden. Dafür ernannte ihn derselbe jetzt zum Statthalter der Mark und ließ ihm zugleich 100 000 Goldgulden auf dieselbe verschreiben, da Friedrich bedeutende Ausgaben zur Einlösung verpfändeter Güter zu machen hatte. Brandenburg und viele andre Städte nahmen den Burggrafen willig auf; jedoch die Ritter des Havellandes, an ihrer Spitze Dietrich und Haus von Quitzow, verweigerten „dem Nürnberger Tand" den Eid der Treue. Sie spotteten sogar: „Wenn es auch ein ganzes Jahr Burggrafen regnet, so wollen wir sie doch nicht aufkommen lassen." Friedrich aber zog mit einer Kanone, „faule Grete" genannt, vor ihre festen Schlösser und eroberte eine Burg nach der andern. Dietrich von Quitzow floh, Hans aber wurde gefangen genommen; die andern Ritter baten demütig um Gnade. 2. Belehnung. 1415 verlieh der Kaiser dem Burggrafen aus Dankbarkeit für seine ihm geleisteten Dienste die Mark Brandenburg mit der Kurfürstenwürde als erbliches Eigentum. Zwar behielt er sich vor, für sich und seinen Bruder oder ihre männlichen Erben die Mark für 400 000 Goldgulden wieder einlösen zu können. Dieses Recht erlosch aber, als er und sein Bruder ohne männliche Erben starben. Friedrich Vi. nannte sich als Kurfürst Friedrich I. 1417 fand auf dem Konzil zu Konstanz die feierliche Belehnung statt. 3. Im Kampfe gegen die Hussiten. Als die wilden Scharen der Hussiten den Kaiser Sigismund nicht als König von Böhmen anerkennen wollten, rüstete der Kaiser ein Heer von 130 000 Mann und stellte es unter den Oberbefehl des Kurfürsten Friedrich von Brandenburg. Aber letzterer wurde bei Riesenberg in Böhmen geschlagen. Prokop d. Gr. drang nun verwüstend in die Mark Brandenburg ein und belagerte Bernau. Nach bangen Wochen kam endlich des Kurfürsten Sohn Friedrich mit einem Heere und schlug mit Hilfe der tapfern Bernauer die Hussiten in die Flucht. 1432.

18. Erster Unterricht in der Weltgeschichte - S. 154

1823 - Frankfurt a.M. : Andreä
154 Europäische Staaten. Kirchenversammlung zu Kostnitz. Indessen herrschte in den weltlichen, wie in den geistlichen Angelegenheiten große Verwirrung. Deutsch- land wurde von großen Raubcrhorden geplündert; wäh- rend Fürsten und Adel ebenfalls in ewigen Fehden leb- ten; in Italien hatten die Kardinale mehrere Päbste gewähtet, welches zu Parthcien Anlaß gab. Wenzel, Karl 4 Sohn und Nachfolger, reg. v. 1378 bis 1400), konnte nicht helfen. Die Städte traten in Bündnisse, eben so die Ritter; allein diese Verbindungen waren der 'Ruhe gefährlicher, als einzelne Raubritter. Wenzel wurde abgesetzt, und Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser gewahlet, (reg. v. 1400 bis 1410); auch dieser war zu schwach, um Ordnung herzustellen. Die uneini- gen Kurfürsten wählten abermals, und zwar zwei Kaiser: Sigismund und Jodok ns, Wenzels Bruder und Neffen. Wenzel war auch noch da; — also drei Kaiser, aber auch drei Päbste. Wenzel und Jodokus dankten ab, und Sigismund, nun allein wieder auf dem Throne, (reg. v. 1410 bis 1437), wollte auch in den geistlichen Angelegenheiten Einigkeit Herstellen. Er veranstaltete eine Kirchenversammlung zu Kostnitz, (Konstanz), welche 1414 anfing. Des Kaisers Absicht gelang. Ein Kirchen- Oberhaupt wurde allgemein anerkannt; aber gegen das kaiserliche Wort Johann Huß verbrannt, woraus der blutige Hussitenkrieg entstand. Der Huffiten-Anführer Ziska vertrieb Sigismunds Truppen aus Böhmen, und streifte verwüstend in Deutschland umher, bis endlich die gütlichen Vorschläge der Kirchenversammlung zu Basel, noch mehr aber die Theilungen unter den Hussiten selbst, wodurch sie schwach wurden, diesen Kämpfen ein Ende machtest. Sigismund verkaufte die' Mark und das Kurthum Brandenburg an den nürnberger Burggrafen Friedrich, wodurch das Haus Hohenzollern nach

19. Geschichte des Mittelalters - S. 200

1867 - Mainz : Kunze
200 Vierte Periode des Mittelalters Die Hilssiten zogen 1419 nach Prag und verlangten die Los- lassung einiger Gefangenen. Sie wurden abgewiesen; zugleich traf ein Johann Steinwurf vom Rathhause herab ihren Priester. Da drang Ziska in Führer, das Rathhaus ein und warf den Bürgermeister und 12 Räthe aus den Fenstern in die Schwerter und Spieße der bewaffneten Menge. König Wenzel ward vom Schlage gerührt und starb; sein Bruder- Sigismund wollte mit unerbittlicher Strenge gegen die Aufrührer ver- fahren, allein er war feinen Gegnern nicht gewachsen. So entbrannte denn ein sechszehnjähriger Krieg (1420 — 1436), welcher mit un- schlägt die menschlicher Grausamkeit geführt wurde. Sigismund erschien mit einem kaiserlichen .= Heere. 100,000 Mann starken Kreuzheere, ward aber aus dem Lande hinaus- gejagt, und so oft er erschien, geschah ihm dasselbe. Unter den Hussiten Uneinigkeit traten indessen bald Spaltungen hervor. Die Gemäßiateren, zwischen den . ^ ° Kalixtinern welche den Frieden wünschten, waren zufrieden, daß man ihnen den u. Taboriten. Kelch beim Abendmahl zugestand, weßhalb sie auch Kelchner oder Calixtiner hießen, daß in der Landessprache gepredigt und eine strengere Kirchenzucht eingeführt wurde. Ihre Gegner, die Taboriten, wollten nur das gelten lassen, was unmittelbar aus der heiligen Schrift abge- leitet werden könne. Ziska stand an der Spitze der Taboriten und wüthete jetzt gegen die böhmischen Städte, welche es nicht mit ihm hielten, mit derselben Grausamkeit wie gegen die rechtmäßigen Katho- liken. Männer und Frauen wurden in Kirchen eingesperrt und ver- brannt, unschuldige Kinder erwürgt und Städte und Dörfer einge- äschert. Durch einen Pfeilschuß verlor Ziska sein zweites Auge; von nun ließ er sich auf einem Karren in die Schlachten fahren, ordnete das Heer und feuerte seine Krieger an. 1424 starb er bei der Be- Nach Ziskas lagerung einer böhmischen Stadt an der Pest; es verbreitete sich die Prokopius Sage, er habe befohlen, seine Haut über eine Trommel zu spannen. Anführer. Nach seinem Tode traten die Spaltungen unter den Hussiten noch ent- schiedener hervor. Ein Theil der Taboriten wählte Prokopius den Großen zum Führer, ein anderer dagegen hielt keinen für würdig Ziska's Nachfolger zu werden, nannte sich deßhalb „die Waisen" und wählte einen Kriegsrath, in welchem jedoch meistentheils ein anderer Prokopius, der Unterscheidung wegen der Kleine genannt, die Leitung hatte. Neben ihnen bestanden noch die Horebiten nach einem Berge Horeb so genannt, und endlich die Calixtiner. Aber trotz diejer Spal- tungen siegten die Hussiten allenthalben, und um die Uneinigkeit nicht aufkommen zu lassen, trug Prokopius der Große den Krieg über die Grenzen Böhmens hinaus. Plündernd und mordend drangen sie bis

20. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 89

1902 - Wolfenbüttel : Zwißler
Ii. Kaiser aus dem Hause Luxemburg 13471437. 89 und eiferte gegen die Verweltlichung der Kirche, bereit Haupt nicht der Papst, sondern Christus fei, gegen die Sittenlosigkeit der Geistlichen, gegen den Abla u. a. Seine Lehren fanden in Bhmen groen Anklang. Als der Papst ihn in den Bann tat, berief er sich auf ein allgemeines Konzil. So wurde er von Sigismund gegen Zusicherung freien Geleites nach Konstanz geladen. Aber kaum war er angekommen, als man ihn trotz des kaiserlichen Geleitebriefes in den Kerker warf. Da er den Widerruf feiner Lehren verweigerte, wurde er von dem Konzil zum Tode verurteilt und als Ketzer im Juli 1415 verbrannt. Ein Jahr spter erlitt auch sein Freund und Gesinnungsgenosse Hieronymus von Prag den Mrtyrertod. <1. Der Hussitenkrieg 1419-1434. Die Verurteilung Hussens erregte unter seinen Landsleuten, den Tschechen, heftige Erregung. Als ihr König Wenzel im Jahre 1419 starb und Sigismund sein Land er-halten sollte, wollten die Bhmen ihn, da er an Hus wortbrchig ge-worden sei, nicht als König anerkennen. Die religise Erbitte* rltng wurde durch den nationalen Ha der Tschechen gegen Deutschen noch gesteigert. Es kam zu einem Mutigen Religionskriege, der 15 Jahre lang bittern Jammer der Deutschland brachte. Die Hufsi-ten, so nannte man Hffens Anhnger, verlangten vor allem das Abend-mahl unter beiderlei Gestalt (sub utraque specie, daher Utraquisten" genannt), also den Kelch auch fr die Nichtgeistlichen (daher Calix-ttner"); in ihren Fahnen fhrten sie einen Kelch als Zeichen ihrer Forde-rnng. Sie schieden sich bald in die gemigten Calixtiner und die wilden Taboriten, die nicht blo eine grndliche Umgestaltung der Kirche erstrebten, sondern auch ein demokratisches Gottesreich" auf Erden herstellen wollten. Unter Fhrung Ziskas und nach dessen Tode der beiden Prokope, Prokops des Groen und Prokops des Kleineu, schlugen sie alle Heere in die Flucht und dehnten ihre verwsten-ben Zge bis nach Sachsen, Franken, Bay ern und Brandenburg aus. Endlich kam es auf dem Konzil zu Basel 1431 zu einem Frieden mit den Calixtinern, denen der Kelch beim Abendmahle und freie Predigt in der Landessprache zugesichert wurde. Als die beiden Prokope 1434 in der Schlacht gefallen waren, fgten sich auch die Tabo-rtten. Kaiser Sigismund wurde nun als König in Bhmen anerkannt. e. Die wichtigste Staatshandlung, welche Kaiser Sigismund auf dem Konzil zu Konstanz vollzog, war die Ernennung des Burg-grasen Friedrich Vi. von Hohenzollern zum Kurfrsten 6eo' kermnstltuf fr i- nale