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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 89

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
89 wollte, zu vererben. Zu diesem, dem Hause Wettin und dem Lande so nachtheiligen Vorhaben, hatte Vitzthum auch einen Theil der thüringischen Stände günstig ge- stimmt. Kurfürst Friedrich konnte dazu natürlich nicht stillschweigen, und da er wußte, daß Apel der Urheber dieses ihm feindseligen Planes war, so verlangte er, daß sein Bruder denselben nebst dessen Brüdern N u ß o und Bernhard vonvitzthum und den übrigen ihm feindseligen Räthen von sich entfernen, auch alle dem Wettinischen Hause nach- theiligen Verbindungen auftösen möchte. Herzog Wilhelm gab dieser Forderung aber kein Gehör, sondern glaubte viel- mehr dem arglistigen Vitzthum, der ihm einredete: der Kur- fürst wollte nur deshalb des Herzogs treue Räthe von ihm entfernen, damit er desto gewisser ihn selbst, als einen jungen unerfahrenen Herrn, nach seinem Willen lenken könnte, und da er nicht Lust hatte unter seines Bruderö Vormundschaft zu stehen, ließ er demselben einen unfreundlichen Bescheid sagen; des Kurfürsten Näthe und Freunde mögen denn auch wohl, statt zum Frieden zu rachen, das Zornfeuer angebla- sen haben, und so kam denn wirklich der Krieg zwischen den beiden Brüdern im August 1440 zum Ausbruch. Der Kurfürst begann die Feindseligkeiten damit, daß er Apels Schloß Noßla angriff. Herzog Wilhelm feierte gerade damals zu Jena seine Hochzeit mit Anna, Kaiser Al- brecht Ii. Tochter, und die Gäste ließen die Tafel im Stich und liefen von dannen, als die Nachricht von des Kurfürsten Kriegszug ankam. Dieser bot den Frieden an, wenn der Herzog seine Näthe entlassen würde, doch dieser wollte lieber das Land meiden, als thun, was sein Bru- der begehrte, und so hatte denn der schreckliche Bruderkrieg seinen Fortgang. Viele thüringische Adelige, die da einsahen, daß der Herzog Unrecht hatte, traten auf die Seite des Kurfürsten; dafür ließ Wilhelm ihre Güter verwüsten. * Der Erzbischof von Magdeburg, die Bischöfe von Mer- seburg und Naumburg und die Stadt Erfurt verbün- deten sich auch mit Friedrich. Da nun Wilhelm sei- nem Bruder nicht mehr gewachsen war, so rief er 9000 Böhme n herbei, die halfen ihm zwar wenig, verwüsteten aber seine Lande sowohl wie die seines Bruderö auf die schrecklichste Weise. Diesem gräuelvollen Kampfe, der da-

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1. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 369

1865 - Zwickau : Zückler
[229] 369 gefürchteten Helden. Unter trüben Ahnungen und ernsten Ermah- nungen an seine beiden Söhne, Friedrich und Wilhelm, legte er im Januar 1428 sein Haupt zum Todesschlummer nieder. Nach Mohr. 19. vor Bruderkrieg (1446—1450). „Wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen!' Noch auf seinem Sterbebette hatte der Kurfürst Friedrich I. der Streitbare seine Söhne zu brüderlicher Eintracht und zur Milde gegen die Unterthanen ermahnt. Leider wurde diese Ermahnung nicht befolgt! Schon hinsichtlich ihrer Gemüthsart waren die beiden fürstlichen Brüder einander ganz entgegengesetzt. Kur- fürst Friedrich Ii., der Sanftmüthige genannt, liebte die Ruhe und den Frieden; Wilhelm, rasch und hitzig von Natur, fand Wohlgefallen am Kriege. Sagte man von ihm doch: „Wenn Wilhelm die Sporen anschnallt und über den Schlosshof von Weimar geht: so klirrt ganz Thüringen davon“. Nun standen aber beiden Fürsten eigennützige und herrschsüchtige Räthe zur Seite; dem Herzog Wilhelm vorzüglich der streitsüchtige Apel von Vitzthum. Anfangs regierten die Brüder ihre Länder gemeinschaftlich; dann theilten sie sich in dieselben, so dass der Kurfürst Friedrich Meissen, der Herzog Wilhelm Thüringen erhielt; das zwischen Mulde und Saale gelegene Osterland wurde unter beide vertheilt. Keiner aber war mit dem, was ihm zugefallen, zufrieden. Die Vermittlungsver- suche benachbarter Fürsten waren ohne Erfolg, weil vorzüglich Apel von Vitzthum den Herzog immer heftiger wider seinen Bruder aufreizte, ja seinen Herrn sogar dahin zu bringen suchte, dass er für den Fall seines kinderlosen Todes Thüringen an den König von Böhmen vererbte. Es kam zum Kriege zwischen den Brüdern 1446—1450. Der Krieg bestand weniger in entscheidenden Schlach- ten, als in unzähligen kleinen Gefechten, Plünderungen, Mord- bränden und anderen Gräueln bürgerlicher Kriege. Vielleicht hät- ten die Fürsten nach zwei Jahren Frieden gemacht; allein daran war dem habgierigen Vitzthum Nichts gelegen. Auf seinen Be- trieb liess Wilhelm 9000 Böhmen anwerben, und diese wirthschafte- ten in Freundes, wie in Feindes Lande, auf gleich schreckliche Weise. Auch des Kurfürsten Helfershelfer gingen nicht schonender zu Werke; Hermann von Harras, der Brandmeister genannt, hatte 60 Dörfer auf einmal anzünden lassen. — Der Kurfürst selbst musste es erfahren, wie wenig der Bruderkrieg im Lande Billigung fand. Das wichtige Freiberg mit seinen Silberzechen hatten die Brüder, als sie die Länder theilten, gemeinschaftlich behalten. Als nun der Krieg ausgebrochen war: so verlangte 1446 Friedrich, dass die Iii. 24

2. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 85

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Friedrich der Sanftmüthige. 85 Rache, und namentlich Apel Vitzthum, von seinem Hofe zu ent- fernen. Da sich der Herzog dessen weigerte, so zog der Kurfürst 1446 mit einer bewaffneten Macht vor Apel's Sitz zu Roßla und belagerte die Burg. Durch den Markgrafen Albrecht von Bran- denburg begütigt, ließ Friedrich seine Schaaren wieder abziehen. Auf wiederholtes dringendes Bitten, Apel'n zu entfernen, gab Wil- helm den Gesandten des Bruders schnöde Antwort. Wie auf den Herzog Wilhelm jener Apel, so wirkte auf den Kur- fürsten dessen Kanzler Georg von Bebenburg aufreizend ein, der nun seinen kurfürstlichen Herrn zu einem entscheidenden Schritte be- redete. Schon war Friedrich mit einem Kriegsheere bis Lützen auf- gebrochen, um seinen Bruder mit Gewalt zur Entfernung seiner Räthe zu bewegen, als ihm die Mahnung des sterbenden Vaters ins Ge- dächtniß kam und er seinem Hofmarschall Kunz von Kaufungen in das Lager des gleichfalls gerüsteten Bruders sandte, worauf beide Heere auseinander gingen. Doch im nächsten Jahre 1447 kam die dem Anschein nach beendete Fehde wieder zum Ausbruche. Da näm- lich jeder Versuch, dem Fürsten die Augen über seine bösen, ihn förm- lich beherrschenden und auch die Ritter und Herren in ihren Gerecht- samen beeinträchtigenden Räthe zu öffnen, vergeblich war, so hatten mehre thüringische Grafen und Ritter einen geheimen Bund zum Sturze der beiden Vitzthum und ihrer Partei geschlossen. Man beschloß, sich gegen Apel's und seiner Genossen Besitzungen zu wenden. Auch ent- deckten sich die Verbündeten dem Kurfürsten von Sachsen und boten ihm ihren Beistand an. Der Gras Ernst von Gleichen begann die Feindseligkeiten, indem er die Apel'schen Güter bei Camburg und Dorn- burg verheerte, auch das Dorf Wormstedt in Brand steckte. Nachdem Herzog Wilhelm zur Rache dafür'mehre Schlösser der Verbündeten verwüstet, traten diese zu dem Kurfürsten Friedrich über, welcher gleichfalls seine Mannen zusammenzog und nun die Besitzungen der Gebrüder Vitzthum und ihrer Genossen (Kriebstein, Lichtewalde rc.) eroberte und besetzte. Als er hierauf nach Freiberg zog und Rath sammt Bürgerschaft auffordern ließ, ihm zu huldigen und dem Herzog Wilhelm abzusagen, ereignete sich ein rührendes Beispiel sächsischer Unterthanentreue. An der Spitze des Rathes erklärte nämlich der greise Bürgermeister Molsdorf in aller Ehrerbietigkeit, sie wollten lieber sterben, als ihren dem Herzog Wilhelm eben so heilig als dem Kur- fürsten geleisteten Eid brechen, und er, der Aelteste, wolle seinen er- graueten Kopf vorerst sich abschlagen lassen. Friedrich der Sanft- müthige, dadurch gerührt, crwiederte freundlich: „Nicht Kopf ab, lieber Alter! Solche Leute, die Eid und Pflicht so wohl in Acht nehmen, brauchen wir noch länger!" — In diesem verderblichen Kampfe be- diente lieh der Herzog Wilhelm fremder Truppen, die er, 10,000 Mann stark, aus Böhmen herbeigerufen hatte, und die auf gut Hussitisch Hau- ssen. Sie überfielen, gleich viel, ob Freund oder Feind, die wehrlosen Bürger und Bauern, beraubten und schlugen todt, wessen sie habhaft werden konnten, schändeten Weiber und Mädchen und brannten ganze Dörfer nieder. — Am 29. Sept. 1447 kam endlich zu Erfurt eine i

3. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 27

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 27 — hatte zwar den unseligen Bruderkrieg verschuldet und dadurch über Sachsen viel Unglück gebracht. Trotzdem war aber die Liebe zu seinem Bruder nicht erloschen. Denn einst sagte vor Gera ein trefflicher Schütze zu Friedrich: „Darf ich den Herzog Wilhelm erschießen?" Der Kurfürst Friedrich Wilhelm schüttelte den Kopf und sprach: „Schieß, wohin du willst, aber triff meinen Bruder nicht!" Wilhelm erfuhr bald darnach, wie freundlich sein Bruder gegen ihn gesinnt war. Da erkannte er sein Unrecht und beschloß, sofort dem Bruderkriege ein Ende zu machen. Er bat seinen Brnder um eine Unterredung. Friedrich gewährte gern diese Bitte. Im Angesichte ihrer Heere reichten sie sich die Bruderhand und gelobten Frieden und Eintracht. Dies Versprechen hielten beide bis an ihr Ende. So hatte im Jahre 1451 der Bruderkrieg sein Ende erreicht. Apel von Vitzthum aber, der böse Ratgeber, mußte Thüringen verlassen. B. Kesprechuug. l. Friedrich und Wilhelm. An Herzog Wilhelm gefällt uns nicht, daß er mit seinem Teile unzufrieden war und deswegen den verderblichen Bruder- und Bürgerkrieg begann, durch den sechs Jahre lang Sachsen und Thüringen verheert wurden. Wilhelms Unrecht ist um deswillen so groß, weil ihm Friedrich der Sanftmütige' schon mehrmals nachgegeben und er feinem Vater aus dem Sterbebette gelobt hatte, mit feinem älteren Bruder in Eintracht zu leben. Wilhelm war also nicht bloß streitsüchtig, eigensinnig und unzufrieden, sondern auch wort- brüchig. Dazu scheute er sich nicht, die raubgierigen Böhmen noch einmal ins Land zu ziehen, und diese haben wieder wie ehemals geraubt und geplündert. Geras schreckliche Zerstörung zeigte dem verblendeten Wilhelm, was er für Soldaten und Ratgeber befaß. Freilich müffen wir Wilhelm auch in etwas entschuldigen, denn böse Ratgeber, wie z. B. Apel von Vitzthum, hetzten ihn gegen seinen Bruder auf und reizten die wilden Böhmen zu Mord und Raub auf. Aber Wilhelm hätte diesen Ratgebern nicht folgen sollen; seine Schwäche war sein Fehler. Darum fingen wir: „Weisheit steh’ um ihn her, ihn flieh' der Schmeichler Heer!" An ihm gefallt uns jedoch, daß er endlich Frieden schloß, die bösen Ratgeber bestrafte und von da an in Eintracht mit feinem Bruder lebte. An dem Kurfürsten Friedrich gefällt uns, daß er das feinem sterbenden Vater gegebene Versprechen halten wollte. Deshalb gab er ja mehrmals nach, tauschte sogar mit Wilhelm die Länder, weil dieser gern Thüringen besitzen wollte. Aber dies alles nützte ihm nichts, denn Apel von Vitzthum wußte immer wieder etwas Neues,

4. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 379

1871 - Zwickau : Zückler
den waren u. schon Sachsens Grenzen bedrohten; aber vms konnte er allein ausrichten, da die übrigen deutschen Fürsten ihn verliessen, u. auch der tapferße Kriegsmann vor den schwarzen Räuberhorden der Hussitm die Flucht ergriff 's Bei Brüx (1425), bei Miefs u. vor Allem bei Aussig (1426) verlor er gegen sie viele seiner trefflichßen Streiter. Diese unglücklichen Ereignisse der letzten Jahre, u. dazu die stets peinigende Voraussehung, dass es noch schlimmer kommen, u. Sachsen settbst in die Hände der grausamen Feinde gerathen werde, brach die Kraft u. den Muth des einst so gefürch- teten Helden. Unter trüben Ahnungen u. ernsten Ermahnungen an seine beiden Söhne, Friedrich u. Wilhelm, legte er im Januar 1428 sein Haupt zum Todesschlummer nieder. Nach Mohr. 11. Friedrich der Sanftmüthige (1428-1464). Wilhelm 111, der tapfere. Der Bruderkrieg. (1446-1450). „Wie fein u. lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen!" Noch auf seinem Sterbebette hatte der Kurfürst Friedrich I., der Streitbare, seine Söhne zu brüderlicher Eintracht u. zur Milde gegen die Unterthanen ermahnt. Leider wurde diese Ermahnung nicht befolgt! Schon hinsichtlich ihrer Gemüthsart waren die beiden fürstlichen Brüder einander ganz entgegengesetzt. Kurfürst Friedrich Ii., der Sanft- müthige genannt, liebte die Ruhe u. den Frieden; Wilhelm, rasch u. hitzig von Natur, fand Wohlgefallen am Kriege. Sagte man von ihm doch: „Wenn Herzog Wilhelm die Sporen anlegt u. damit über den Hof zu Weimar geht: so hört man ihn über ganz Thüringen". Nun standen aber beiden Fürsten eigennützige und herrschsüchtige Räthe zur Seite; dem Herzog Wilhelm vorzüglich der streitsüchtige Apel von Vitzthum. Anfangs regierten die Brüder ihre Länder gemeinschaftlich; i. I. 1445 theilten sie sich in Altenburg in dieselben, so daß der Kurfürst Friedrich Meißen, der Herzog Wilhelm Thüringen erhielt; das zwischen Mulde u. Saale gelegene Osterland wurde unter beide vertheilt. Keiner aber war mit dem, was ihm zugefallen, zufrieden. Die Vermittlungsversuche benachbarter Fürsten waren ohne Erfolg, weil vorzüglich Apel von Vitzthum den Herzog immer heftiger wider seinen Bruder aufreizte, ja seinen Herrn sogar dahin zu bringen suchte, das; er füv den Fall seines kinderlosen Todes Thüringen an den König von Böhmen vererbte. Es kam zum Kriege zwischen den Brüdern 1446—1450. Der Krieg bestand weniger in entscheidenden Schlachten, als in vielen kleinen Gefechten, Plünderungen, Mordbränden u. anderen Gräueln btirgerlicher Kriege. Vielleicht hätten die Fürsten nach zwei Jahren Frieden gemacht; allein daran war den; habgierigen Vitz- thum Nichts gelegen. Auf seinen Betrieb ließ Wilhelm 0000 Böhmen anwerben, und diese wirthschafteten in Freundes, wie in Feindes Lande auf gleich schreckliche Weise. Auch des Kurfiirsten Helfershelfer gingen nicht schonender zu Werke; der Feldhauptmann Hermann von Harras

5. Welcher die Geschichte des Alterthums und des Mittelalters enthält - S. 341

1854 - Saalfeld : Riese
341 er von der sächsischen Schweiz bis zum Harzgebirge, von der Spree bis an die Saale herrschte. Er focht gegen Normänner, Polen und Slaven, pilgerte zwei Mal nach dem heiligen Grabe, legte im Jahre 1156 im Dome zu Meißen vor vielen Herren und Priestern seine Rüstung und sein Schwert am Altare nieder und endete als Mönch in dem Kloster Peters- berg Lei Halle seine irdische Laufbahn (1157). Ihm folgte in der Mark- grafschaft Meißen sein Sohn, Otto der Reiche (gest. 1190), unter wel- chem die Freibergischen Bergwerke entdeckt und die ersten beiden Leipziger Messen gestiftet wurden. Otto's des Reichen zweiter Sohn, Dietrich der Bedrängte (1195 — 1221), vermählte sich mit der Tochter des Land- grafen Hermann von Thüringen, wodurch die unter dessen Sohne, Heinrich dem Erlauchten (1221 — 1288), erfolgende Vereinigung der Landgrafschaft Thüringen mit Meißen vorbereitet wurde. Sein Enkel von seinem ältesten Sohne Albrecht dem Entarteten war Friedrich mit der gebissenen Wange (1291 — 1324), der nach zwei sturmvollen Jahr- zehnten und nach dem Absterben der übrigen Fürsten seines Hauses zum ruhigen Besitze von Meißen und Thüringen gelangte. Er vereinigte die Reichsstädte Altenburg, Chemnitz und Zwickau mit seinem Lande, in wel- chem er 1309 einen allgemeinen Frieden anbefehlen ließ, zu dessen Haltung sich Adel und Bürger eidlich verbindlich machten. Friedrich's des Gebisse- nen Urenkel war eben jener Friedrich der Streitbare, der als erster Herzog von Sachsen Wettinischen Stammes und Kurfürst (1423 — 1428) den Namen Friedrich's I. führt. Friedrich's I. Nachfolger als Kurfürst und Herzog von Sachsen war Friedrich Ii. oder der Sanstmüthige (1428 — 1464), unter wel- chem der für Meißen und Thüringen so verderbliche Bruderkrieg ausbrach. Als nämlich im Jahre 1440 durch den Tod des kinderlosen Friedrich des Friedfertigen die sämmtlichen Wettinischen Lande zum letzten Male unter Eine Herrschaft kamen, brach zwischen den beiden noch übrigen Brüdern eine langverhaltene Zwietracht los. Der jüngere Bruder, Wilhelm der Strenge, glaubte sich nämlich bei der 1445 zu Stande gekommenen Erb- theilung, wonach ihm Thüringen und ein Theil des Osterlandes, d. h. des Landes zwischen der Pleiße und Saale mit dem Hauptort Altenburg, zuge- fallen waren, übervortheilt, und seine Räthe, namentlich der böse Apel von Vitzthum, entflammten durch ihre arglistigen Einflüsterungen ihren Herrn zum Zorne gegen seinen Bruder, den sanftmüthigen Friedrich. Da ent- brannte der schreckliche Bruderkrieg, der die Gebiete beider Fürsten auf die jammervollste Weise verwüstete. Ja, Wilhelm ries sogar 9000 Böhmen herbei, die in Freundes-, wie in Feindesland mit gleicher Grausamkeit haus- ten und im Jahr 1450 in dem erstürmten Gera himmelschreiende Frevel- thaten verübten. Jeder Versöhnungsversuch Friedrich's war fruchtlos, und die kaiserliche Mahnung zum Frieden blieb ohne Erfolg. Zuletzt aber wurde ein Ereigniß eigner Art die Veranlassung zu dem Ende des Krieges. Die feindseligen Heere standen an der Elster einander gegenüber. Da erbot sich ein gemeiner Krieger, dem Herzog Wilhelm, der nahe am Lager daher- schritt, aus seiner Donnerbüchse die tödtliche Kugel ins Herz zu jagen. Aber Friedrich antwortete: „Schieß, wohin du willst, nur triff meinen Bru- der nicht!" Wilhelm erfuhr bald dieses brüderliche Wort, und es löschte die Flamme des Hasses in seinem Herzen. Auf freiem Felde, im Auge-

6. 40 Lektionen, umfassend den Zeitraum bis mit Maximilian I. - S. 112

1881 - Leipzig : Klinkhardt
— 112 — Friedrich wußte, daß Apel von Vitzthum hauptsächlich schuld war an dem Zerwürfnis, so verlangte er von seinem Bruder die Entlassung des gefährlichen Ratgebers. Weil diese nicht erfolgte, griff Friedrich zum Schwerte, und 5 Jahre lang fügten sich nun die Brüder durch Verwüstung ihrer Besitzungen entsetzlichen Schaden zu. Wilhelm hatte 9000 Böhmen, alte Hussitenkrieger, in Sold genommen, welche furchtbare Greuel verübten. So brannten sie Gera nieder und mordeten an 5000 Menschen. In der Nähe dieser Stadt stießen nun die feindlichen Brüder mit ihren Heeren aufeinander. Doch kam es zur Aussöhnung. Ein als vortrefflicher Schütze bekannter Büchsenmeister erbot sich beim Kurfürsten, seine Donnerbüchse auf Herzog Wilhelms Zelt zu richten und so dem Kriege mit einem Male ein Ende zu machen. „Schieß, wen du willst", rief ihm Friedrich zu, „nur triff meinen Bruder nicht!" •— Diese Äußerung wurde dem Landgrafen Wilhelm hinterbracht, und da er sich so schon von der Untreue seines Ratgebers, Apel von Vitzthum, überzeugt hatte, war er zur Aussöhnung mit seinem Bruder gern bereit. Vor beiden Heeren reichten sich die Brüder die Hände, und mit Jubel begrüßten die geängsteten Unterthanen nach langer blutiger Fehde den ersehnten Frieden. Mit dem Bruderkriege hing eng zusammen ein anderes Ereignis, das für die Geschichte unseres engeren Vaterlandes von Wichtigkeit ist, der Prinzenraub. Am Hose des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen war der angesehene Ritter Kunz von Kaufungen als Hofmarschall angestellt. Er besaß das nahe bei Penig gelegene Wolkenburg und jedenfalls auch das feinen Namen tragende Kaufungen. Bei der Erstürmung von Gera war er von Wilhelms Söldnern gefangen und nur gegen ein hohes Lösegeld freigegeben worden. Auch hatten seine in Thüringen gelegenen Güter großen Schaden gelitten, weil er treu am Kurfürsten hielt. Einstweilen waren ihm dafür die Güter des Apel von Vitzthum, Kriebstein und Schweikershain bei Waldheim, überwiesen worden. Als er nun nach beendigtem Kriege die seinigen wieder erhielt und jene herausgeben sollte, so meinte er, es geschehe ihm Unrecht und feine Treue werde ihm übel belohnt. Er werde sich, drohte er, schon rächen, aber nicht an des Kurfürsten Unterthanen, sondern an dessen eigenem Fleisch und Blut. „Lieber Kunz", soll da der Kurfürst lachend erwidert haben, „siehe wohl zu, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennst." Grollend verließ Kunz den kurfürstlichen Hof, um den günstigsten Zeitpunkt zur Ausführung feiner Rachepläne abzuwarten. Er beabsichtigte nichts Geringeres, als des Kurfürsten beide Söhne, Ernst und Albert, zu entführen und für die Herausgabe derselben seine Bedingungen zu stellen. Deshalb verband er sich mit mehreren Rittern, unter ihnen Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels. Ferner wußte er einen ihm treu ergebenen Mann, Hans Schwalbe, als Küchenknecht in kurfürstliche Dienste zu bringen. Dieser hatte ihm stets zu berichten, was am Hofe geschah, damit ihm die günstigste Gelegenheit zur Ausführung des geplanten Raubes nicht entgehe. Der Kurfürst hielt sich mit seiner Familie damals im Schlosse Altenburg auf und Knnz heimlich auf der nahe gelegenen Burg Kohren.

7. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 285

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Der Bruderkrieg. 285 sittenverderbende Druckschriften feil geboten ^und gekauft werden. Der Freund Gottes und Jesu beklagt diesen Mißbrauch, freut sich aber doch auch, daß es mit Hülfe der Buchdruckertunst möglich ge- worden ist, das theure Wort Gottes um einen geringen Preis in die Hände selbst der Armen zu bringen. Auch dürfen wir nicht vergessen, daß diese Kunst in der Hand Gottes zugleich eilt Mittel geworden ist, das große Werk der Neformation zu befördern. . N a ch B r e d o w und Kappe. Der Bruderkrieg. Friedrich der S a nftmüthige und Wilhelm der Dritte oder der Tapfere regierten die von ihrem Vater, Friedrich dem Streit bare», geerbten Länder anfangs gemeinschaftlich. Dasselbe thaten sie auch noch einige Zeit, als sie im Jahre 1440, nach dem Lode ihres Oheims, Friedrich des Friedfertig e n, die Landgrafschaft Thüringen er- hielten. Allein Wilhelm war ein unruhiger Fürst, der das Wohlleben liebte, nicht aber die Friedfertigkeit. Er drang daher <415, in seinem Bruder, die Länder zu theile», Friedrich willigte ein, und man kam dahin überein, daß d'er jüngere Bruder die Besitzungen gleichmäßig theilen, der ältere aber zwischen beiden Theilen zuerst wählen sollte. Wilhelm hatte die Theilung jo vorgenommen, daß ans die eine Seite Meißen, und auf die andere ganz .Thüringen fiel. Nun wählte Friedrich das schöne Meißnerland, wbriiber Wilhelm, der dasselbe gern für sich gehabt hätte, höchst unzufrieden war. Anstatt also dadurch die Einigkeit zu fördern, entstand gerade das Gegen theil, und die Brüder blieben der väterlichen Ermahnnngen so wenig ein gedenk, daß ein sechsjähriger Krieg von 1440 bis 1451 entstand, welcher in der Geschichte der Bruderkrieg genannt wird und unerhörtes Unglück über die Bewohner von Meißen und Thüringen brachte. Dazu kam, daß Wilhri» der Tapfere an Apel von Vitzthum einen treulose» Rathgeber besaß, der durch diesen Zwist immer mehr Güter zu gewinne» hoffte und auch wirklich gewann. Ja, er brachte seinen Fürsten gegen de» Bruder so sehr.' in Erbitterung, daß jener den Entschluß faßte, seine Besitzungen nn seinen' Schwager Ladislaw, König von Böhme», zu verschenken, sobald er bei seinem Tode keinen Erben hinterlassen sollt ' Friedrich erfuhr solche Bosheit, und verlangte deshalb von seinem Bruder, den Unruhstifter Apel von Bitz thun; zu entfernen. Allein Wilhelm gab ihm zur Antwort, daß er eher selbst das Land räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen, pinn drang der Kurfürst Friedrich mit 18,000 Mann in Thüringen .ei». ' Soldaten ließen es an nichts fehlen, was den Krieg für die armen Tt/fi ringer schrecklich machte; den» die Kirchen wurden geschändet, die Städ> " und Dörfer in Asche gelegt und die Bewohner abscheulich gemißhandelt Ein Ritter, Namens Herr mann von Harras, welcher auf Friedriche Seite stand, lies; im feindlichen Lande 60 Dörfer an einem Tage anbrennen. Man kann leicht denken, daß die Gegner ein Gleiches thaten, Bie steckte". Städte und Dörfer in Brand; vorzüglich litten Naumburg und Ze;p. Vor allem aber mußte die Stadt Gera das Elend des Krieges empsinden. Mnthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten Angriffe der Feinde; allein als diese denselben wiederholten, so siel die Stadt den 30. Oktober 1400 in ihre -bände. Das war ein Jammer-tag für die Bürger zu Gera. Ohne alles Erbarmen steckten die wilden Krieger die Stadt in Brand; mehr als

8. Der sächsische Kinderfreund - S. 22

1868 - Leipzig : Arnoldi
22 seine Besitzungen an seinen Schwager Ladislav, König von Böhmen, zu verschenken, sobald er bei seinem Tode keine Erben hinterlassen sollte. Friedrich erfuhr solche Bosheit und ver- langte deshalb von seinem Bruder, dass er den Unruhstifter Apel von Vitzthum entferne. Allein Wilhelm gab ihm zur Ant- wort, dass er eher selbst das Land räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen. Nun drang der Churfürst Friedrich mit 18,000 Mann in Thüringen ein. Seine Soldaten liessen es an nichts fehlen, was den Krieg für die armen Thüringer schrecklich machte; denn die Kirchen wurden geschändet, die Städte und Dörfer in Asche gelegt und die Bewohner abscheu- lich misshandelt. Ein Ritter, Namens Herrmann von Har- ras, welcher auf Friedrich’s Seite stand, liess im feindlichen Lande 60 Dörfer an einem Tage abbrennen. Man kann leicht denken, dass die Gegner ein Gleiches thaten. Sie steckten Dörfer und Städte in Brand; vorzüglich litten Naumburg und Zeitz. Vor allen aber musste die Stadt Gera das Elend des Krieges empfinden. Muthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten Angriffe der Feinde; allein als diese denselben wie- derholten, fiel die Stadt den 30. October 1450 in ihre Hände. Das war ein Jammertag für die Bürger zu Gera. Ohne alles Erbarmen steckten die wilden Krieger die Stadt in Brand; mehr als 5000 Einwohner wurden ermordet; Weiber, Mädchen und unschuldige Kinder blieben nicht verschont, und wer noch das Leben gerettet hatte, der sah sich seiner Wohnung und seiner ganzen Habe beraubt. Solche Grausamkeit sahen alle Fürsten mit Missfallen an. Dennoch setzten die Brüder den Streit fort. Sie standen mit ihren Truppen unweit Gera an der Elster, um eine grosse Schlacht zu liefern. Plötzlich trat ein Soldat aus der Armee des Churfürsten Friedrich hervor mit dem Ver- sprechen, dem Kriege ein schnelles Ende zu machen. „Wie willst du das anfangen?“ fragte Friedrich. ,,Ich werde,“ ant- wortete er, „meine Donnerbüchse auf das Zelt des Herzogs Wilhelm richten und mit einem Schusse den Krieg beendigen.“ Der Churfürst wünschte aber den Tod seines Bruders nicht, sondern sprach zu dem Soldaten: „Schiess wen du willst, nur triff meinen Bruder nicht!“ Das war ein brüderliches Wort. Wilhelm hörte bald davon und ward über die Sanftmuth Fried- rich's so gerührt, dass er alles Zornes gegen ihn vergass und sich geneigt zum Frieden zeigte. Beide Brüder kamen nun im Angesicht ihrer Armeen zusammen, reichten sich die Hand, versprachen sich gegenseitige Liebe und schlossen einen Was-

9. Der sächsische Kinderfreund - S. 27

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
27 gen fiel. Nun wählte Friedrich das schöne Meissnerland, worüber Wilhelm, der dasselbe gern für sich gehabt hätte, ' höchst unzufrieden war. Anstatt also dadurch die Einigkeit zu fördern, entstand gerade das Gegentheil, und die Brüder blieben der väterlichen Ermahnungen so wenig eingedenk, dass ein sechsjähriger Krieg von 1446 bis 1451 entstand, welcher in der Geschichte der Bruder- krieg genannt wird und unerhörtes Unglück über die . Bewohner von Meissen und Thüringen brachte. Dazu kam, dass Wilhelm der Tapfere an Apel von Vitz- thum einen treulosen Rathgeber besass, der durch diesen Zwist immer mehr Güter zu.gewinnen hoiste, und auch wirklich gewann. Ja er brachte seinen Fürsten gegen den Bruder so sehr in Erbitterung, dass jener den Ent- schluss fasste, seine Besitzungen an den König von Böh- men zu verschenken , sobald er bei seinem Tode keinen Erben hinterlassen sollte. Friedrich erfuhr solche Bos- heit, und verlangte deshalb Von seinem Bruder, den Un- ruhstifter Apel von Vitzthum zu entfernen. Allein Wil- helm gab ihm zur Antwort, dass er eher selbst das Land räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen. Nun drang der Churfürst Friedrich mit 18000 Mann in Thü- ringen ein. Seine Soldaten liessen es an nichts fehlen, was den Krieg für die armen Thüringer schrecklich machte ; denn die Kirchen wurden geschändet, die Städte und Dörfer in Asche gelegt, und die Bewohner abscheu- lich gemisshandelt. Ein Ritter, Namens Herrmann von Harras, welcher auf-Friedrich'« Seite stand, liess im feindlichen Lande 60 Dörfer an Einem Tage anbrennen. Man kann leicht denken, dass die Gegner ein Gleiches thaten. Sie steckten Dörfer und Städte in Brand; vor- . zügiich litten Naumburg und Zeitz. Vor allen aber musste die Stadt Gera das Elend des Kriegs empfinden. Muthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten An- griffe der Feinde; allein als diese denselben wiederholten, so fiel die Stadt den 16 October 1450 ist. ihre Hände. Jlj Das war ein Jammertag für die Bürger zu Gera. Ohne alles Erbarmen steckten. die wilden Krieger die Stadt in Brand; mehr als 5000 Bewohner wurden ermordet; Wei- der, Mädchen und unschuldige Kinder blieben nicht ver- . -• \ . " ' .

10. Theil 1 - S. 163

1809 - Leipzig : Hinrichs
Von 1424 —1635. 163 in Thüringen besasr, sogar auf gleichen Antheil an dem Herzoglhume Sachsen Anspruch, und ob er gleich von die- sem Ansprüche abstand, so ward sein ohnehin störrischer Charakter von Apel von Vitzthum und dessen Brüdern noch mehr gegen seinen Bruder aufgeregt. Der Churfürst war aber ebenfalls mit seinem Theile nicht Zufrieden, und glaubte sein Interesse dadurch beeinträchtigt. Da ward, unter Vek« Mittelung der meißnischen, osterländischen und vogtländtschen Stände, durch den Churfürsten von Brandenburg, den Erz« Lischoff von Magdeburg und den Landgrafen von H ssen ein Vergleich in dem Kloster Neuwerk bei Halle (n Dee. 144s) bewirkt, nach weichem einige oster-und vogtländische Besitzungen noch mir dem Theile des Churfürsten verbun- den wurden, Freyburg aber an den thüringischen Landes- theil kam. Doch auch dieser Vergleich hob das Mißverständniß zwischen den beiden Brüdern nicht; vielmehr harre der Her- zog Wilhelm, auf dessen Entschlüsse nicht nur Apel von Vitzthum, sondern auch die thüringischen Landstande einwirk- ten, unter denen die Grafen von Schwarzburg, Scolberg, Mannsfeld und Gleichen sich befanden, die Absicht, seinem Bruder auf den Fall, daß er unbeerbt stürbe, die Suc- cession in Thüringen zu entziehen, und sie ( wahr- scheinlich) dem Könige von Böhmen zuzuwenden. Als nun der Churfürst von seinem Bruder verlangte, diejenigen Rache zu entlassen, welche gegen sein Interesse wirkten; so brach (1446 f.) ein Krieg zwischen beiden Brüdern aus, in welchem Wilhelm böhmische Hülsstriippen erhielt, u'ch welcher, je weniger es zu eigentlichen Schlackten kam, die Län- der beider Fürsten selbst desto empfindlicher verwüstete. End- 11 [2] 1

11. Theil 1 - S. 164

1809 - Leipzig : Hinrichs
164 Dritte Periode. lich nach mehrmals abgeschlossenen Vergleichen, und nach mehrmals erneuerter Fehde, in welcher die Thürmger, in Verbindung mit den Böhmen, die Stadt Gera (1450) im Sturme eroberten und zerstörten, wurde von dem teutschen Kaiser, der mir der Reichsacht drohte, und dem Churfürsten von Mainz ein Waffenstillstand, und darauf zu Pforta (27 Jan. 1451) der Friede und eine völlige persönliche Aussöhnung zwischen beiden Brüdern durch den Churfürstenfrie« brich 2 von Brandenburg, und dessen drei Bruder, so wie durch den Landgrafen Ludwig von Hessen und andere geistliche und welk« liche Große vermittelt. — A pel von Vitzthum verlor, so wie dessen Bruder, die Gunst des Herzogs Wilhelm schon nach dem blutigen Tage bei Gera; ec sollte die ihm ver« liehenen Güter in Franken (Kobürg rc.) wieder gegen die Restitution in Roßla herausgeben, und als er sich dessen weigerte, und seine Brüder eine von dem Herzoge von Burgund nach Sachsen abgeordnete Gesandschaft überfielen und gefangen nahmen, wurde die ganze Familie mit dem Land« banne belegt, ihrer Güter verlustig erklärt, worauf Apet von Vitzthum, mit Haß gegen Wilhelm 3, nach Böhmen und Polen'entwich. Erst im Jahre 1479 wurde Bernhard von Vitzthum, Apels jüngster Bruder, und die Söhne Apels und Duso's von Vitzthum, mit Verzichtleistung auf die Forderungen ihrer Väter, in Wilhelms Kriegsdienste aufgenommen. Ob nun gleich durch den Frieden zu Pforta der Bru- derkrieg selbst beendigt war; so zeigten sich doch noch mehrere nachtheilige Folgen desselben in dem sogenannten Prinzenraube, welchen Kunz von Kaufungen voll« brachte. Dieser tapfere Ritter im Dienste des Churfürsten

12. Bd. 2 - S. 66

1844 - Leipzig : Kollmann
66 sich hierdurch an seiner Ehre gekränkt. Die gegenseitige Unzu- friedenheit wurde durch die Einwirkung ihrer Näthe nicht nur unterhalten, sondern bis zur Erbitterung gesteigert. Unter denen Wilhelms zeichnete sich in dieser Hinsicht Apel von Vitz- thum, der den Churfürstcn persönlich haßte, besonders aus. Wiewohl mehrere benachbarte Fürsten es versuchten, die Ha- dernden zu versöhnen, so scheiterten doch alle ihre Bemühungen an der beharrlichen Thatigkeit, mit welcher Apel von Vitzthum das Kriegsfeuer anzuschüren bemüht war. Gewohnt/ sich rasch zu entschließen, zu stolz, um einen zu rasch gefaßten Entschluß zurückzunehmen, zu streng über seinem Worte haltend, selbst wenn es in Uebcreilung gesprochen war, hatte Wilhelm den Plan des Krieges schon entworfen, schon die Hülfstruppcn Podiebrads, zu dessen mächtiger Bundesgenoffenschaft ihm Vitzthum verhelfen hatte, an sich gezogen, ehe Friedrich sich überzeugen konnte, daß es seinem Bruder mit dem Kriege ein wirklicher Ernst sey. Vergebens waren jetzt gütliche Vorstellungen; umsonst das Er- bieten des sanftmüthigcn Churfürsten, Alles zu thun und einzu- gehen, was nur irgend mit Würde und Ehre bestehen könne. Wilhelm sah in diesen Acußcrungen nur hülflose Schwäche; seine Freunde reizten seinen Eifer noch mehr, und nun zeigte sich eins der traurigsten Bilder, die uns die Geschichte je aufzustcllen vermag — das Bild eines blutigen Krieges zwischen zwei Brüdern. llnaufhaltsam drang Herzog Wilhelm mit einem, durch Podiebrads Hülfsvölkcr verstärkten Heere in Sachsen ein. Un- vermeidlich war nun der Krieg und Friedrich mußte sein Land mit bewaffneter Hand schützen. Das Heer wurde aufgcbotcn, die Vasallen zogen ihre Mannen zusammen, und auch Ritter Kunz von Kaufungen, obgleich nicht des Churfürsten Lehnspflich- tiger, meldete sich, Dienste in seinem Heere nachsuchcnd. Mit Freuden ward der durch seine Tapferkeit berühmte Krieger ausge- nommen und einem Heerhaufen bcigesellt, den einer der biedersten Männer seiner Zeit, der Ritter Nicollaus von Pflug, führte. Herzog Wilhelm zog über Plauen und Greiz auf Gera, einen festen Platz, an dessen Erhaltung dem Churfürsten Alles gelegen war; seine Wegnahme sollte um jeden Preis verhindert werden. Von Altcnburg aus, wo das kleinere Heer unter Pstug und Kaufungcn sich gesammelt hatte, mußte dieses, der bedrängten Stadt zu Hülfe zu eilen, vorrücken und stellte sich zwischen ihr

13. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 26

1902 - Leipzig : Barth
26 sie auf Prokopius, der sie sogleich mit eisernen Dreschflegeln angreifen ließ. Da ward eine grenzenlose Verwirrung unter den Kaiserlichen. Sie hatten keinen kriegskundigen Anführer; sie verwickelten sich in ihren Rüstungen und in ihrer weitläufigen Wagenburg; es wurden 11 bis 12000 niedergemacht. Nur etwa 700 Vornehme, von denen ein starkes Lösegeld zu erwarten war, kamen mit Gefangenschaft davon. Der Kardinal Julian, jener päpstliche Gesandte, verlor auf der Flucht Meßgewand, Mütze und Bannbulle, und vermochte nur mit Mühe sein Leben zu retten. So unwiderstehlich waren damals die Hussiten, so entmutigt und verlassen alle umliegenden Nachbarstaaten. Erst als nach und nach Uneinigkeiten unter den Hussiten selbst entstanden, gelang es den Fürsten, Frieden mit ihnen zu schließen, und etwa um das Jahr 1436 war der schreckliche Hussitenkrieg als beendigt anzusehen.^ Leider fiel in die Regierungszeit Friedrichs des Sanftmütigen noch ein anderer höchst verheerender Krieg und zwar zu einer Zeit, wo sich das arme Sachsen von den Hussitengreueln noch nicht lange wieder erholt hatte. Es war der traurige Bruderkrieg 1445—50. Der Kurfürst und sein Bruder Wilhelm machten nämlich im Jahre 1445 eine Teilung ihrer Länder; der Kurfürst bekam als Hauptteil Meißen, und der Herzog Wilhelm, der in Weimar lebte, bekam Thüringen. Der letztere war aber auf Anstiften seines ränkevollen Rates, Apel von Vitzthum, nicht zufrieden mit seinem erhaltenen Teile. So kam's zu einem Kriege, an welchem fast alle Herren des Meißner- und Thüringerlandes eifrigen Anteil nahmen, die einen auf Friedrichs, die anderen auf Wilhelms Seite. Beide Brüder übten in diesem Kriege schwere Übelthaten, auch der „sanftmütige" Friedrich. Denkt nur daran, wie er einst nach Freiberg kam und von den dortigen Ratsherren forderte, sie sollten ihn allein von nun an als Gebieter anerkennen und von seinem Bruder sich gänzlich lossagen. Freiberg gehörte doch einmal seit der Teilung beiden Brüdern und hatte beiden Treue geschworen; es war sonach eine offenbare Ungerechtigkeit, die Bürger zum Eidbruch verleiten zu wollen. Doch als der alte Bürgermeister Niklas Weller mit sämtlichen Ratsherren vor den Kurfürsten hintrat und erklärte, er wolle lieber seinen Kopf verlieren, als die Treue brechen — da trat auch wieder die angeborene Milde Friedrichs hervor und er sprach versöhnt: „Nit Kop ab, Alter, solche ehrliche Leute brauchen wir mehr." Bei weitem größeres Unheil aber richtete Herzog Wilhelm an, denn er rief 9000 böhmische Mordbrenner zu Hilfe herein nach Meißen, und von ihnen ward namentlich die Gegend um Döbeln, Pegau und Zeitz fürchterlich verwüstet. Aber das fluchwürdigste Denkmal setzte sich dieses Raubgesindel in der Stadt Gera, die sie plünderten und verbrannten, wobei 5000 unschuldige Menschen ermordet wurden. Friedrich, der zu spät nach Gera kam, um die Greuel der Böhmen zu verhüten, gab auch hier wieder einen Beweis seiner nicht ganz erstorbenen Bruderliebe. Es

14. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 164

1873 - Hildburghausen : Gadow
162 80. Der sächsische Prinzenraub. Einer von den Edelleuten, welche dem Kurfürsten Friedrich dem Sanstmüthigen im Bruderkriege (1446 bis 1451 gegen Herzog Wilhelm Iii. den Tapfern) wichtige Dienste geleistet und durch Unerschrockenheit und Kühn- heit sich trefflich ausgezeichnet hatten und am kurfürst- lichen Hofe in großem Ansehen standen, war Kunz oder Conrad von Kaufungen, ein kurfürstlicher Kriegsoberster und gewesener Hofmarfchall, ein Mann, dessen unter- nehmender Geist, Verwegenheit und Ungerechtigkeit ihn überall hin begleiteten. Er besaß in Thüringen ansehn- liche Güter, welche ihm in dem Bruderkriege verwüstet und durch Apel von Vitzthum weggenommen worden waren. Der Kurfürst entschädigte ihn dafür durch einige Güter des Apel von Vitzthum, die im Meißnischen lagen, unter der Bedingung, daß er sie wieder abtreten solle, sobald er die seinigen zurückerhalten würde. Diese Bedingung ging Kunz ein und stellte selbst eine Hand- schrift darüber aus. Der Friede kam 1451 glücklich zu Stande und eine Bedingung desselben war, daß ein Jeder wieder zu dem.besitze der Dörfer und Güter ge- langen sollte, die er im bisherigen Kriege verloren hatte. Kunz von Kaufungen wurde in seine thüringischen Güter wieder eingesetzt, weigerte sich aber, die Vitzthum'schen Güter im Meißnischen zurückzugeben, sondern glaubte, sie als Belohnung seiner geleisteten Dienste behalten zu dürfen. Als die Stadt Gera mit Sturm genommen wurde, gerieth Kunz in Gefangenschaft und wurde nach Böhmen abgeführt. Aus derselben mußte er sich mit 4000 Goldgülden loskaufen. Der Kurfürst suchte ihn dadurch zu entschädigen, daß er ihm seinen rückständigen Sold auszahlte und überdieß noch einige Güter schenkte. Kunz konnte damit zufrieden sein und schien es auch zu sein; denn im Grunde konnte er auf gar keinen Schadenersatz Anspruch machen, weil er um Sold diente. Dessenunge- achtet wollte er sich durchaus nicht dazu verstehen, die Apel von Vitzthum'schen Güter im Meißnischen zurückzu- gehen, und doch konnte der Kurfürst vermöge des Friedens- schlusses sie ihm nicht lassen. Weder die Erinnerung an sein schriftlich gegebenes Versprechen, noch die güt- lichen Vorstellungen des Kurfürsten und das Zureden seiner Verwandten, noch die Aussprüche der Rechtsgelehrten zu Leipzig und Halle, Nichts konnte den Kunz von seiner

15. Bilder aus dem sächsischen Berglande, der Oberlausitz und den Ebenen an der Elbe, Elster und Saale - S. 106

1883 - Leipzig : Spamer
106 Der Kamm des Gebirges und das Hügelland der Elfter und Mulde. Entschädigung übergab ihm der Kurfürst einige Besitzungen im Meißnischen die teils Apel von Vitzthum, teils dem Kurfürsten selbst gehörten, z. B. das Schloß Kriebstein an der Zschopau und das Rittergut Schweickershain, westlich von ersterem und südöstlich von Geringswalde gelegen; doch fügte er ausdrücklich die Bedingung hinzu, daß Kunz dieselben zurückgeben müsse, wenn er nach dem Kriege die eignen Güter wiedererhalten würde. Letzterer Fall trat im Jahre 1451 ein, aber trotzdem weigerte sich Kunz, Schweickershain herauszugeben, indem er vorgab, daß er das Gut während des Krieges immer in gutem Zu- stände erhalten und daher viel Geld in dasselbe verwendet, seine thüringischen Güter dagegen sehr verwüstet vorgefunden habe. Er verlangte daher vor der Herausgabe eine Entschädigung, um so mehr, als er sich aus der böhmischen Gefangenschast, in welche er 1450 vor Gera geraten, für eine hohe Summe hatte loskaufen müssen. Auch darüber war er verstimmt, daß Friedrich ihn gezwungen hatte, einen Raub wiederzuerstatten, den er 1448 in der Nähe von Leipzig an thüringischen Kaufleuten begangen, und überhaupt wähnte er sich für die vielen jenem erwiesenen Dienste nicht genügend belohnt. Dem milden Kurfürsten lag nichts ferner, als gegen Kunz ungerecht oder auch nur unbillig zu sein, und er bot ihm daher eine Entschädigung an, mit welcher dieser aber nicht zufrieden war. Nun verglichen sich beide dahin, ihren Streit einem Schiedsgericht vorzulegen; als dieses sich jedoch wegen einiger schwierigen Punkte an die Schöppen zu Leipzig. Magdeburg und Freiberg um Rechtsbelehrung wandte, protestierte Kunz dagegen und ließ sich sogar zu der Drohung hinreißen, er wolle sich für den Schaden, den er erlitten, nicht an Land und Leuten, sondern an dem Fleisch und Blut Friedrichs rächen. Er hoffte vielleicht, den Kurfürsten dadurch einzuschüchtern, doch dieser entgegnete lachend: „Mein Kunz, siehe, daß du mir die Fische im Teiche nicht verbrennest!" Der erzürnte Ritter wartete jetzt den Spruch der Schiedsrichter gar nicht ab, sondern begab sich nach Böhmen, wo er auf dem Südabhange des Erzgebirges nord- westlich von Brüx die Burg Eisenberg erworben hatte. Hier in Böhmen hielten sich auch die beiden Brüder Apel und Busso von Vitzthum auf, die von Rache- durst gegen Friedrich erfüllt waren und sicherlich nicht unterließen, Kunzens Haß immer mehr zu schüren. So traf er denn alle Anstalten, seine Drohung zur That werden zu lassen; er wollte die beiden Söhne des Kurfürsten, Ernst und Albert, von denen damals jener 14 und dieser 12 Jahre zählte, von dem Schlosse Altenburg entführen und sie auf seiner böhmischen Burg so lange ge- fangen halten, bis der Kurfürst seine Forderungen alle erfüllen werde. Es war Kunz gelungen, einen ihm völlig ergebenen Menschen, Namens Hans Schwalbe, als Küchenjungen in kurfürstliche Dienste zu bringen, und durch ihn erfuhr er alles, was in Altenburg am Hofe vorging. Ferner verband er sich mit neun andern Rittern, unter denen Wilhelm von Mosen und Wilhelm von Schönfels die vornehmsten waren, um seinen Plan leichter und sicherer ausführen zu können. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, begab er sich in aller Stille auf das Schloß zu Kohren zu einem Freunde; hier, in der Nähe Altenbnrgs, wollte er den günstigsten Zeitpunkt für den beabsichtigten Gewaltstreich abwarten. Am 5. Juli 1455 benachrichtigte ihn Hans Schwalbe, daß am nächsten Tage, einem Sonntage, der Kurfürst mit dem größten Teile seines Hofstaates eine Reise nach Leipzig antreten, am Montag Abend aber der Kanzler den

16. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 78

1889 - Leipzig : Hirschfeld
78 Friedrich der Sanftmtige. durch nur immer grer, da Wilhelm, wie man wissen wollte, auf die rnkevollen Vorstellungen seiner obengenannten Ratgeber willens war, die Erbfolge in Thringen auf seinen Schwager, den jungen König Ladislaus von Bhmen, einen Sohn Albrecht's von Oesterreich, zu bertragen, falls er selbst ohne mnnliche Leibes-erben sterben sollte. Da nun Friedrich der Sanftmtige an seinen Bruder die Forderung stellte, die ihm feindlich gesinnten Rte und namentlich Apel von Vitzthum von seinem Hofe zu entfernen, ohne da solches geschah, so entspann sich 1446 ein fnfjhriger Bruderkrieg, in welchem nach Art der damaligen Kriegsfhrung die gegenseitigen Lnder verwstet und deren Bewohner mglichst gesch-digt wurden. Noch gelang es in demselben Jahre dem Markgrafen Albrecht von Brandenburg, den Kurfrsten, welcher Rola, den Wohnsitz Apel's, belagerte, zum Abzge zu bewegen; doch da auch auf Friedrich's Seite der Kanzler Georg von Bebenburg auf-reizend einwirkte, so war daraus das Kriegsheer bis Ltzen anfge-brechen. Die Heere der beiden Brder standen einander bereits gegen-ber, als dem Kurfrsten die Mahnung des sterbenden Vaters ins Gedchtnis kam, soda die Feindseligkeiten einstweilen wieder ruhten. Unterde hatten auch viele thringsche Grafen und Herren ein ge-Heimes Bndnis zum Sturze der Brder Vitzthum und zum Bei-stnde Friedrich's geschlossen. Der Graf Ernst von Gleichen, welcher bisher Rat und Hofmeister Herzog Wilhelm's gewesen war, erffnete 1447 den Kampf durch die Verwstung Apel'scher Gter bei Camburg und Dornburg, wofr Herzog Wilhelm mehrere Schlsser der Verbndeten zerstrte. Kurfürst Friedrich bte dafr wieder Vergeltung, indem er gleichfalls seine Mannen zusammenzog und nun die Besitzungen der Gebrder Vitzthum und ihrer Genossen (Kriebstein, Lichtenwalde :c.) eroberte und besetzte. Als er hierauf nach Freiberg zog und Rat samt Brgerschaft auffordern lie, ihm zu hul-digen und dem Herzog Wilhelm abzusagen, ereignete sich ein rh-rendes Beispiel von Unterthanentreue. An der Spitze des Rates er-klrte nmlich der greise Brgermeister Nicolaus Well er in aller Ehrerbietigkeit, sie wollten liebersterben, als ihren dem Herzog Wil-Helm eben so heilig als dem Kurfrsten geleisteten Eid brechen, und er, der lteste, wolle seinen ergraueten Kopf vorerst sich abschlagen lassen. Friedrich der Sanftmtige, dadurch gerhrt, erwiderte freundlich: Nicht Kopf ab, lieber Alter! Solche Leute, die Eid und Pflicht so wohl in acht nehmen, brauchen wir noch lnger!" In diesem verderblichen Kampfe bediente sich der Herzog Wilhelm fremder Truppen, die er, 10000 Mann stark, aus Bhmen herbeigerufen

17. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 25

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 25 — Der Bruderkrieg. A. Darbietung. Wie Friedrich der Sanftmütige von seinem Bruder Wilhelm bekriegt wurde. 1. Ursache des Bruderkrieges. Kurfürst Friedrich der Streitbare hinterließ zwei Söhne, Friedrich und Wilhelm. Auf dem Sterbebette noch sagte ihr Vater zu ihnen: „Seid einträchtig, gebet einer dem anderen nach und vergebet einander!" Anfangs beherrschten sie auch Thüringen und Meißen gemeinschaftlich in voller Eintracht; das Kurfürstentum gehörte nämlich dem älteren Friedrich allein. Nach einiger Zeit aber wünschte Wilhelm die Teilung der Länder. Friedrich der Sanftmütige ging darauf ein und überließ seinem jüngeren Bruder die Teilung. Wilhelm machte zwei Teile: Meißen und Thüringen, während Freiberg der reichen Bergwerke wegen beiden gemeinsam gehören sollte. Friedrich sollte sich nunmehr sein Land wählen. Er wählte Thüringen. Damit aber war Wilhelm unzufrieden, denn er wünschte Thüringen zu besitzen. Da gab Friedrich der Sanftmütige nach, tauschte mit ihm und nahm Meißen. Aber Wilhelm war immer noch nicht zufrieden; besonders Apel von Vitzthum, einer von seinen Ratgebern, sagte ihm tagtäglich, daß er zu kurz weggekommen wäre. Da vergaß Wilhelm, was ihm sein sterbender Vater gesagt hatte: „Lasset euch durch nichts trennen und uneinig machen!" Apel von Vitzthum trennte die beiden Brüder^ und machte sie uneinig; denn Wilhelm durchschaute leider den argen Heuchler und Schmeichler nicht. Als Friedrich der Sanftmütige dies merkte, verlangte er von Wilhelm, den bösen Apel von Vitzthum zu entlassen. Aber Wilhelm antwortete, er wolle lieber selbst aus dem Lande gehen, als seine treuen Ratgeber fortschicken. Darauf begann er den Krieg gegen seinen Bruder; dieser Krieg heißt deswegen der Bruderkrieg (1446—51). 2. Die Greuel des Bruderkrieges. Wilhelm besaß nur ein kleines Heer. Deswegen rief er die raubgierigen Hufsiten aus Böhmen zu Hilfe. 10000 dieser unmenschlichen Räuber verwüsteten nun noch einmal Meißen, das sich kaum erst etwas von allen früheren Verwüstungen durch die Hussiteu erholt hatte. Dem armen Landmanne plünderten sie die Felder, Gürten und Scheunen, trieben die Herden weg und brannten die Hütten nieder. Die Städte belagerten und zerstörten sie, so daß der Handel und das Gewerbe stockten und der Ackerbau ganz darnieder-

18. Bd. 3, Abt. 2 - S. 85

1891 - Cöthen : Schulze
85 — und Vollbort (als) ein gemeines Recht unseres Stiftes, und wollen, daß jedermann, der vor uns und unseren Nachkommen (Nachfolgern) Recht suchen soll, sich daran genügen lasse. Spangenberg, Beiträge n. s. w. S. 119 f. (Uuger, Deutsche Landstände Ii S. 190 n. 1.) 104. (1392. Teilbrief der bayr. Herzoge Stephan, Friedrich und Johann:) Wir Stephan, Friedrich und Johannes Gebrüder u. s. w. bekennen und thun kund öffentlich mit dem Briefe für uns und alle unsere Erben . . ., daß wir mit wohlbedachtem Mute, rechtem Wissen und guter Vorbetrachtung, dazu mit Willen, Gunst und Rat aller unserer getreuen Grafen, Freien, Landherren, Ritter und Knechte, Städte und Märkte von namhafter Sache und Notdurft wegen überein worden sind, unsere Lande zu Ober- und Niederbayern mit einander zu teilen. ... H. Schulze, Hausgesetze I, 265. 105. (1506. Vertrag der Herzoge Albrecht und Wolfgang von Bayern über das Landshuter Erbe und zugleich Primogenitur-Sanktion.) Wie . . . und welcher Gestalt und Maß wir Herzog Albrecht oder nach uns unser regierender Sohn oder Erbe als regierende Fürsten sollen und mögen kriegen, soll beschehen, wie wir uns und eine gemeine Landschaft dessen mit einander vertragen. H. Schulze, Die Hausgesetze der deutsch. Fürstenhäuser. ^ Bd. I S. 274. 106. Wie die Fürsten den Kaiser in Abhängigkeit gebracht haben und demselben nur gewisse Oberhoheitsbesuguisse zuerkennen wollen, so sind sie ihrerseits abhängig von dein Willen der Stände. Pierre de Froissard, Lettres 17. (Lyon 1527.) (Janssen, Gesch. d. d. Volks I, 2 S. 440.) 107\ (1287.) (Landgraf) Albrecht (von Thüringen) gab Haltung*, feinem Sohne (Apitz) die Burgen Tenneberg, Brandeberg, Breitenbach,6qitfc' Brandenfels, Wildeneck samt den zu selbigen Burgen gehörigen Vogteien. Hist, de Landgrav. Thuring. cap. 73. Pistor.-Struve I p. 1334. 107b. (1451. Herzog Wilhelm von Sachsen hatte während des Krieges mit seinem Bruder Friedrich Koburg zum Scheine an Apel Vitzthum vertauscht. Nach der Aussöhnung) forderte Herzog Wilhelm Herrn Apel Vitzthum um sein Schloß und seine Stadt Koburg mit anderen seinen Schlössern und Städten und ihren Zugehörungen des Landes zu Franken (vor sich. Apel Vitzthum aber wollte die Besitzungen nicht herausgeben.) . . . Herzog Wilhelm

19. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 26

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 26 — lag. Am schlimmsten erging es der Stadt Gera. Nach langer Verteidigung fiel es den wutschnaubenden Tschechen in die Hände. Apel von Vitzthum hatte ihnen erlaubt, die eroberte Stadt plündern. Wie reißende Wölfe fielen sie über die armen Bewohner her. Alles, was einen lebendigen Odem hatte, erstachen sie, niemand schonten sie in ihrer Blutgier. Selbst die, die sich in ihrer Angst ins Gotteshaus geflüchtet hatten, ereilte der Tod, denn Apel von Vitzthum ließ die Kirche mit den großen Donnerbüchsen oder Kanonen zusammenschießen. 5000 Menschen verloren durch die Zerstörung Geras ihr Leben. Eine blühende Stadt lag wieder in Schutt und Asche da. Friedrichs Heer suchte diese Schandtaten zu rächen, indem es Thüringen verwüstete. So ließ ein Anführer von Friedrichs Heer an einem Tage gegen 60 Dörfer in Brand stecken. Aber zu einem wirklichen Kampfe zwischen den Heeren kam es fast nie. 3. Wie der sanftmütige Friedrich den Bruderkrieg beendete. Friedrich hieß mit Recht der Sanftmütige. Er hatte schon oft seinem Bruder nachgegeben, damit es nicht zum Kriege kommen sollte. Als Wilhelm ihn dennoch anfing, da erlosch seine Treue und Liebe zu seinem Bruder doch nicht. Einst zog er mit seinem Heere nach Freiberg, um es für sich allein einzunehmen; denn es gehörte ja noch zur Hälfte seinem Bruder. Die braven Freiberger hatten beiden Treue geschworen und wollten sie keinem brechen. Deshalb zogen die Ratsherren mit den Sterbekleidern ans den Armen auf den Markt, wo der Kurfürst Friedrich mit seinem Heere hielt. Vor ihm fielen sie auf die Kniee nieder, und der silberlockige Bürgermeister sprach: „Hochgebietender Herr! Es will sich mit unserer Ehre und unserem Gewissen nicht vertragen, daß wir Euch allein gehorchen und dem Herzog Wilhelm die Treue brechen, die wir ihm geschworen haben. Wir würden ja einst mit Schanden in die Grube fahren müffen. Unser Leben steht jetzt in Enrer Hand; aber lieber wollen wir uns den grauen Kops zu Füßen legen lassen, ehe wir unseren lieben Herrn verleugnen." Solch ehrliche und treue Leute wollte Friedrich der Sanftmütige nicht hinrichten lassen. Vielmehr freute er sich darüber, daß sie ihren Treueid so fest hielten. Deswegen richtete er den greisen Bürgermeister auf und sprach zu ihm: „Nicht Kopf ab, Alter, nicht Kopf ab! Solcher ehrlichen Leute brauchen wir mehr!" Darnach brach er mit seinem Heere auf und zog von dannen, denn er wollte es nunmehr nicht allein besitzen. So zeigte sich Friedrich sanftmütig und gerecht gegenüber den Bürgern Freibergs, die seinem Bruder Wilhelm die geschworene Treue nicht brechen wollten. Aber auch gegen seinen Bruder selbst war er ebenso. Dieser

20. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 255

1842 - Zwickau : Zückler
hafte Unnatur und übermächtige Ungerechtigkeit; im Hussitenkriege mochte freilich wohl Mancher wünschen, Friedrich der Streitbare hatte die Hussiten nicht durch den Anfang der Feindseligkeiten gereizt; da nun aber einmal Geschehenes nicht zu ändern war: so glaubte Jeder das Seinige thun zu müssen, um das Land vor dem aüßerften linglücke zu bewahren. Als aber des Streitbaren Söhne, Kurfürst Friedrich, welchen man den Sanftmüthigen nennt, und Herzog Wilhelm von Thüringen, durch Einflüsterungen des bösen Apel von Vitzthum mit einander in Krieg geriethen 1445 — 50 und ihre Unterthanen zwangen, gegen einander nicht weniger abscheülich zu Hausen, als die Hussiten gethan hatten: da meinten die Unterthanen, solches möchte doch wohl dem Gebote zuwider laufen, welches Gott dem Fürsten gegeben. Sie drängten sich daher gar nicht unter die Fahnen ihrer Fürsten, und Wilhelm nament- lich, auf deffen Seite daö größere Unrecht war, mußte deßwegen für Bezahlung die wilden Böhmen ins Land rufen, welche man früher wohl lieber für ihr Weg- bleiben bezahlt hatte. Auch Friedrichs erfuhr einen Be- weis der Mißbilligung dieses unnatürlichen Kampfes. Das wichtige Freiberg mit seinen Silberzechen halten die Brüder, als sie ihre Länder theilten, gemeinschaft- lich behalten; als aber der Krieg auögebrochen war, verlangte Friedrich, die Freiberger Bürgerschaft sollte dem Bruder den Gehorsam aufsagen, um ihm allein zu gehorchen. Die Stadt aber ward von einem tüch- tigen Bürgermeister, Niklaè Weller, regiert, welcher Kopf und Herz auf der richtigen Stelle hatte, und daher Gott fürchtete, Recht that und Niemand fcheüte. Der zog mit dem ganzen Nathe, die Sterbekleider auf dem Arme, zu dem Kurfürsten, neigte sich ehrer- bietig und sprach: Als Euer Kurfürstlichen Gnaden noch freündlich waren mit Eürem Herren Bruder, da haben wir mit Freüden unfern beiden Herren unver- brüchlichen Gehorsam geschworen und haben unfern Schwur gehalten bis daher. Der traurige Zwist, in welchen unsere lieben Herren zu des Landes Unglück gerathen sind, kann für uns keine Entschuldigung des Meineides gegen einen unserer Fürsten sein. Wir sind daher hier erschienen, bereitwillig unsere Köpfe