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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 128

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
128 ernsthafte Weise beunruhigt. Das Glück des Kaisers gegen den König von Frankreich hatte den Fürsten, die der Reformation abgeneigt waren, neuen Muth zur Verfolgung der neuen Lehre gegeben, und die Mißverständnisse und Zwi- stigkeiten zwischen beiden Religionsparteien wurden immer größer. Nun erschien im Marz 152s Landgraf Philipp bei dem Kurfürsten und eröffnete ihm, daß mehrere der mächtigsten deutschen Fürsten zu Breßlau einen Bund geschlossen hätten, die lutherisch e Lehre auszurotten, und den Kurfürsten, wenn er seine Geistlichen nicht auslicferte, von Land und Leuten zu verjagen. Ein Gleiches sollte auch dem Landgrafen widerfahren. Diesem war der Bundcsver- trag von dem Kanzler des Herzogs Georg, Otto von Pach, mitgetheilt worden. Der Kurfürst und der Land- graf schloffen nun einen Vertrag, verpflichteten sich zu einer schleunigen Errichtung eines Heeres von 26,000 Mann, womit sie die Verbündeten unverweilt angreifen wollten. Zu diesen gehörten der König Ferdinand von Böh- men, die Kurfürsten von Mainz und Brandenburg, die Herzöge von Baiern und Sachsen, der Erzbischof von Salzburg, die Bischöfe von Bamberg und Würz- burg. Luther widerrieth diesen Krieg und auch die kur- fürstlichen Räthe und übrigen Geistlichen drangen darauf, daß vor dem Angriff wenigstens genauere Erkundigung ein- gezogen werden sollte, was es mit dem Bündnisse eigent- lich für eine Bewandtniß habe, und da ergab es sich denn, daß das Stattfinden eines solchen Bündnisses nicht erwiesen werden konnte. Obgleich die Gefahr eines blutigen Krieges nunmehr abgewendet war, so ließ die Spannung zwischen beiden Religionsparteien nicht nach, das zeigte sich besonders 1529 auf dem Reichstage zu Speier. Daselbst drangen die Katholiken darauf, daß der Verbreitung der neuen Lehre Einhalt gethan werden solle. Die Anhänger der Kirchen- verbcsserung setzten sich aber dawider und ließen am loten April 1529 eine öffentliche Protestation dagegen vorlesen. Von nun ab erhielten sie den Namen der Protestanten und ihre Partei erhielt mit dem Namen auch Zusam- menhang. Der Kaiser zeigte sich höchst ungehalten über die Pro- tcstation und ließ sogar die Gesandten, die sie ihm über-

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1. Die deutsche Geschichte - S. 375

1829 - Elberfeld : Büschler
Die ersten Bündnisse der protestantischen Fürsten. 375 iillwl Vv^ 'Vwvv'% X Xxxxxxxxxxxxxx Xxxxxxxxx Xxx Xxxxxxxxxxxxxxxxxx Xxx Xxx Xx/ 86. Die ersten Bündnisse der protestantischen Fürsten. In unserm Vaterlande hatten indeß viele Fürsten schon öf- fentlich die nene Lehre in ihren Landern eingeführt. Einer der eifrigsten war der junge Landgraf Philipp der Großmü- thige vonhessen; dieser drang auch bei den übrigen Fürsten, welche mit ihm gleich gesinnt waren, darauf, daß sie ein Bünd- niß zu gegenseitigem Schutze schließen sollten, wenn etwa die Gegner das Wormser Edict mit Gewalt durchzuführen versuchten. Seme Sorge war nicht ungegründet. Schon hatten mehrere andersgesinnte Fürsten zu Leipzig eine Zusammenkunft gehalten und über die gemeinschaftliche Vertheidigung ihrer Lander gegen das Eindringen jeder Neuerung gerathschlagt; sic hatten den Kai- ser um Beistand angerufen, und dieser hatte in seiner Antwort von „Ausrottung der Irrthümer der lutherischen Sekte" gespro- chen- Es wurde also im 1.1526 zu Torgau ein Bündniß errichtet zwischen dem Churfürsten von Sachsen, Johann dem Standhaften, — sein Bruder Friedrich der Weise war 1525 gestorben, — Philipp vonhessen, den Herzogen vonbraunschweig- Lüneburg, dem Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürsten Wolf- gang von Anhalt, Grafen Gebhard und Albrecht von Mansfeld und der freien Reichsstadt Magdeburg. Auch der Markgraf Al- brecht von Brandenburg, ehemals Meister des deutschen Ordens, nun Herzog in Preußen, hatte die neue Lehre eingeführt, und schloß ein besonderes Bündniß mit dem Churfürsten von Sachsen. Der Kaiser, der damals noch in Spanien und mit dem ge- fangenen König Franz beschäftigt war, und bald darauf, nach dessen Loslassung, einem neuen Kriege mit ihm entgegensah, ver- tröstete die Deutschen, welche ihn zur Beilegung der Händel her- beiwünschten, mit einem neuen Reichstage, sobald er irgend Muße finde, zu ihnen zu kommen. Indeß ließ er im Jahr 1529 vorläufig einen Reichstag zu Speier halten. Dieser machte aber den Riß zwischen beiden Partheien nur größer, denn er gab der neuen einen Namen. Die Mehrheit der Stände, welche katholisch war, faßte den Beschluß: „Es solle im Wesentlichen bei dem Wormser Edicte bleiben, die Messe beibehalten werden, und die, bei denen die neue Lehre Eingang gefunden habe, soll- ten sich aller Neuerungen enthalten; keiner solle übrigens des andern Unterthanen, des Glaubens halber, in Schutz wider ihre Obrigkeit nehmen." — Mit diesem Schlüsse waren die lutherisch Gesinnten unzufrieden, und legten eine förmliche Verwahrung, Protestation, dagegen ein, wovon sie den Namen Protestan- ten erhalten haben. Es waren die meisten der oben erwähnten Fürsten, welche den Torganer Bund geschlossen hatten, auch der Markgraf Georg von Brandenburg von der fränkischen Linie, und die Städte: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Kostnitz, Reutlingen, Windsheim, Memmingen, Lindau, Kempten, Heilbronn, Jßny, Weißenburg, Nördlingen und St. Gallen.

2. Neuere Geschichte - S. 35

1848 - Leipzig : Brandstetter
35 zu halten, wie ein jeder solches gegen Gott und Kays. Maj. hoffet und vertrauet zu verantworten." Hiernach blieben die evangelischen Fürsten in Ruhe, denn es dauerte bis zum Anfänge des Jahres 1529, ehe Karl die deutsche Religionssache wie- der aufnehmen konnte. In dieser Zeit sorgten jene dafür, daß sich die junge Kirche in zweckmäßiger Weise entwickelte. Dazu half namentlich die von Luther empfohlene, im I. >527 begonnene und bis zum I. 1529 dauernde Kirchenvisitation. Dabei überwachten sie Alles, was um und neben ihnen geschah, mit großer Sorgsamkeit, die sich sogleich in eine rege Tha'tig- keit verwandelte, sobald sie irgend Gefahr drohende Schritte erblickten. Dieß zeigte sich jetzt, als der Landgraf Philipp durch Otto von Pack plötz- lich die Nachricht erhielt, daß der König Ferdinand, der Kurfürst-Erz- bischof Albrecht von Mainz, der Kurfürst Joachim von Brandenburg, der Herzog Georg von Sachsen, der Erzbischof Matthäus von Salz- burg, der Bischof Wigand von Bamberg und der Bischof Conrad von Würzburg in Breslau heimlich ein Bündniß zum Ueberfalle der evangelischen Fürsten geschloffen hätten. Die Sache kam zur Untersuchung. Es ergab sich zwar, daß das Bündniß nicht bestand, daß aber doch, — wie man römischer Seits bis auf den heutigen Tag behauptete, — die Anzeige Pack's nicht eine reine Erdichtung gewesen war. Wirkliche Gefahren drohten jedoch dann, als der Kaiser in Italien eben die Oberhand behalten hatte und seine frühe- ren Pläne zur weiteren Ausführung wieder aufnahm. Dieß zeigte er schon in dem Ausschreiben zu dem neuen Reichstage nach Spei er (März >526). Auf diesem Reichstage kam es zum völligen Riffe zwischen den Katho- liken und Luther's Anhängern, der dadurch nur noch größer wurde, daß letzte einen Namen bekamen. Die katholischen Fürsten brachten den Be- schluß zu Stande: Es solle bei dem Wormser Edicte verbleiben, die Meffe beibehalten werden, und die, welche die neue Lehre angenommen hätten, sollten sich aller Neuerungen enthalten. Mit diesem Schluffe waren die Lutherischgesinnten nicht zufrieden, und legten dagegen eine Protestation oder Verwahrung ein, wovon sie den Namen Protestanten erhalten haben. Die Protestation legten folgende Fürsten ein: der Kurfürst Johann, der Landgraf Philipp, der Markgraf Georg von Brandenburg, die Herzoge Ernst und Franz von Braunschweig-Lüneburg, der Fürst Wolf- gang von Anhalt. Ihnen hatten sich noch die I-l Reichsstädte angeschlossen: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Costnitz, Lindau, Memmingen, Kempten, Nördlingen, Heilbron, Reutlingen, Jßny, St.gal- len, Weißenburg und Windsheim, — also auch Städte, welche sich zu der gleichzeitig von Zwingli in der Schweiz bisher verkündigten Lehre bekannten. Noch andere Städte, wie Cöln, Frankfurt, Ravensburg und Rottweil wollten sich der Protestation anschließen, aber die römischen Agenten auf dem Reichstage, namentlich Fab er und Leonhard Eck, 3 *

3. Viertehalb Jahrhunderte - S. 596

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
596 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. herigen Bereiche der lutherischen, wodurch eine große Spaltung innerhalb der neuen Lehre entstand. 10. Auch in Deutschland schienen die Ereignisse auf blutige Ent- scheidung hinzudrängen. Im Jahre 1524 schlossen der Erzherzog Fer- dinand, der Herzog Wilhelm von Baiern und die meisten süddeutschen Bischöfe ein Bündniß zur Aufrechthaltung der katholischen Religion. Gleiches geschah im folgenden Jahre zu Dessau von den beiden Haupt- gegnern, welche die Reformation im Norden Deutschlands hatte, dem Kurfürsten Joachim und dem Herzoge Georg, in Verbindung mit kleineren Fürsten. Zugleich ließ der abwesende Kaiser, für den der Verlauf des Krieges in Italien eine günstige Wendung genommen hatte, einen Reichs- tag nach Speier ausschreiben, wo Maßregeln in Ansehung der Religion getroffen werden sollten. Da schlossen, um sich für alle Fälle sicher zu stellen, im Jahre 1526 der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen zu Torgau ein Bündniß, dem bald andere norddeutsche Für- sten beitraten. Als nun der Reichstag im nämlichen Jahre in Speier zusammenkam, erzeugte sich zwischen beiden Parteien eine heftige Span- nung. Um einen Bruch zu verhüten, vermittelte der Erzherzog einen Schluß, der hinsichtlich der Religion für die nächste Folgezeit jedem Theile in seinem Gebiete freie Hand ließ, und ein Concil behufs der Entschei- dung begehrte. Die Aussicht auf eiuen neuen Krieg in Italien und die von Seiten der Türken drohende Gefahr machten für die Bevollmäch- tigten des Kaisers ein strengeres Durchgreifen unmöglich. Wie die Genossen des Torgauer Bündnisses diese Umstände zu benutzen suchten, zeigte sich daran, daß sie auf das leere Gerücht von einem zur Vertil- gung ihrer Religion geschlossenen Bündnisse große Rüstungen machten, und da kein Feind anzugreifen war, der Landgraf von dem Kurfürsten von Mainz und den Bischöfen von Würzburg und Bamberg eine große Summe zum Ersätze der aufgewandten Kosten erpreßte. Noch einmal gab dem Kaiser ein Stillstand, der in seinem Kriege mit Frankreich eingetreten, die Hoffnung, endlich sich der Angelegenheiten Deutschlands anzunehmen, und zugleich forderte das Vordringen der Türken, die schon Ungarn in ihrer Gewalt hatten, schleunige Hülfe. Aus beiden Gründen schrieb er für das Jahr 1529, obgleich er selbst noch nicht dazu erschei- nen konnte, einen neuen Reichstag nach Speier aus. Hier stritt man, während die Türken vor Wien standen, zunächst darüber, ob die Neli- gionssache oder die Türkenhülfe zuerst berathen werden solle. Die Ka- tholiken mußten endlich darein willigen, daß die Religionssache den Vor- rang habe. Gemäß dem kaiserlichen Vorschläge beschloß man mittelst Stimmenmehrheit, es sollten diejenigen Stände, die der neuen Lehre anhingen, sich bis zum Zusammentritte des Coucils aller ferneren Steue- rungen enthalten und in ihren Gebieten Niemanden an Feier des

4. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 96

1852 - Koblenz : Bädeker
96 Moritz von Sachsen. Passauer Vertrag. fällig Abbitte und rettete seine Länder, mußte aber, eben so wie der Kurfürst, dem Kaiser als Gefangener folgen. Eine unerwartete Wendung der Dinge bewirkte der Uebertritt des Herzogs Moritz (der nun den Zweck seines Bündnisses mit dem Kaiser erreicht hatte) zu der Partei seiner Religionsgenossen, wozu ihm die vom Kaiser verweigerte Freilassung seines Schwiegervaters, des Landgrafen von Hessen, den Vorwand gab. Er vereinigte sich mit mehrerer: deutschen Fürsten und trat, um Geld zu erhalten, mit Heinrich Ii. von Frankreich in Bündniß, der die zum Reiche (aber der französischen Zunge) gehörigen Städte Metz, Toul und Verdun besetzte. Die Verbündeter: beschuldigten den Kaiser, der sich in Jnspruck befand, vielfacher Verletzung seiner Wahlcapitulation und der Unterdrückung der Reichsfreiheit, und Moritz wollte ihn gefangen , nehmen. Kann: gewann der Kaiser Zeit, in der Nacht nach Villach in Kärnthen zu entfliehen. Sein Bruder Ferdinand, der die Hoff- nung auf Vereinigung beider Religionsparteien durch ein Concil auf- gegeben hatte, vermittelte mit den Kurfürsten und andern deutschen Fürsten den Passauer Vertrag 1552, wornach den Anhängern der Augsburgischen Confessio:: freie Religionsübnng bis zu einen: allgemeinen Reichstage bewilligt wurde, und der noch gefangene Landgraf seine Freiheit erhielt; auch der Kurfürst, den der Kaiser schon bei seiner Abreise vvn Jnnspruck aus der Haft entlassen hatte, ward der Reichsacht entbunden und wieder als Herzog von Sachsen, Landgraf in Thüringen und zu Meißen eingesetzt. — Der Versuch des Kaisers Metz wiederzugewinnen blieb erfolglos und der (bis 1556 fortgesetzte) Krieg endete mit einen: Waffenstillstände, der den ersten Schritt zur Schmälerung Deutschlands enthielt, indem er die Franzosen im Besitze ihres durch Bethörung deutscher Fürsten gelun- genen Raubes ließ. Diese Bahn hat die französische Eroberungslust fast drei Jahrhuuderte hindurch verfolgt. Der Markgraf Albert vvn Brandenburg, welcher den Passauer Vertrag nicht anerkennen wollte, wurde vvn Mvritz (bei Sievershausen 1553) geschlagen, Mvritz aber tödtlich verwundet. Der versprochene Reichstag ward 1555 ebenfalls dnrch Karl's V. Bruder, den römischen König Ferdinand, in Augsburg eröffnet und durch den Augsburger Religionsfrieden der katholischen und Augsburger Confession völlig gleiche Freiheit eingeräumt, nur über den sog. geistlichen Vorbehalt (resorvalum ecclesiasticum), oder die Forderung der Katholiken, daß geistliche Reichsstände, wenn

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 29

1871 - Münster : Coppenrath
— 29 — Karl, der noch nie in Italien gewesen war, trat jetzt mit Nachdruck und kaiserlicher Pracht dort auf und ließ sich zu Bologna vom Papste zum Kaiser, sowie zum Könige der Lombardei krönen. Es ist die letzte Kaiserkrönung, welche Italien sah. 8. Die ersten Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten. Reichstag zu Speyer (1529). — Die Protestanten. — Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekommen, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nachdruck aufzutreten. Hier hatte sich unterdessen der Strom der inneren Gähruug durch alle Provinzen fortgewälzt. Mehre Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihren Staaten eingeführt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um den Gefahren, welche der neuen Lehre drohten, bei Zeiten zu begegnen, drang er auf ein Vertheidigungs-Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau vou mehren Fürsten und Grafen g-e-schlossen. Der Kaiser, damals im Kriege mit Franz 1., konnte den Wunsch der Katholiken, die Neligionsstreitigkeiten beizulegen, selbst nicht erfüllen. Da eröffnete sein Bruder Ferdinand, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, im Jahre 1529 einen Reichstag zu Speyer. Auf diesem wurde von der Mehrzahl der Reichstände beschlossen: die Lutheraner sollten sich bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung aller ferneren Neuerungen enthalten. Gegen diesen Beschluß protestirten die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Gebrauch gekommenen Namen Protestanten. Augsburger Coufession (1530). — Im folgenden Jahre 1530*) kam endlich der Kaiser selbst, nach neunjähriger Abwesenheit, zum großen Reichstage in Augsburg. Auf dem- *) 3it demselben Jahre erfand der Bürgermeister Steinmetz Jürgens 31t Watenbüttel bei Braunschweig das Spinnrad, und sein Haus heißt noch jetzt das Spinnrad.

6. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 305

1845 - Berlin : Klemann
Reformationen. Protestation der Evangelischen (1529). 305 dem Verhältnis, daß die geistliche Gewalt unter der des Staates stand. Dies wirkte wieder auf die größere Verbreitung der evangelischen Lehre heil- sam zurück, weil mm immer mehre einsichtsvolle und thatkräftige Fürsten öffentlich dieselbe bekannten. So war die evangelische Lehre schon bis nach Samland in Preußen hinaufgedrungen, und der dortige Bischof Georg von Potenz nahm sie an. Bald folgte ihm ein andrer geistlicher Fürst, der Hoch- meister des deutschen Ordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg. Dieser lag in Fehde mit Polen und da ihn das Reich dabei nicht unter- stützte, so vertrug er sich endlich mit Polen, erkannte dessen Oberherrlichkeit über Preußen an und erhielt nun letzteres als erbliches Herzogthum für sich und seine Brüder zu Lehn (1525). Er übergab jedoch dem deut- schen Orden alle päpstlichen und kaiserlichen Privilegien, welche derselbe be- saß, und nun verließen jene Mitglieder desselben, welche die neue Lehre nicht annehmen wollten, das Land Preußen, zogen nach Mergentheim und wählten dort Walthern von Kronberg zum Hochmeister; so bestand der einst so mächtige Orden nun auf einem andern Grund und Boden fort, ohne höheren Zweck und ohne Thätigkeit. Albrecht von Brandenburg aber be- kannte, als neuer Herzog von Preußen, nun öffentlich die evangelische Lehre und verbreitete sie in seinem Land. Ebenso thaten auch Kurfürst Johann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen, zubenannt der Großmüthige, Herzog Ernst von Lüneburg, Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürst Wolf- gang von Anhalt, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken und die Grafen von Mansfeld; auch viele Reichsstädte, wie Nürnberg, Nördlingen, Straß- burg, Hall, Hamburg, Magdeburg. Als nun jene Reichsstände, welche ka- tholisch geblieben waren, diese rasche Ausbreitung der evangelischen Lehre sahen, beriethen sie sich eifrig unter einander, um dies zu hintertreiben. Aber die Evangelischen waren auch auf der Hut und schloffen im Jahr 1526 zu Torgau ein Bündniß zu ihrer wechselseitigen Sicherheit. Die Katholischen nahmen indessen gleichfalls eine festere Stellung ein, und als im Jahr 1529 zu Spei er ein Reichstag gehalten wurde, setzten sie es auf demselben, weil sie Stimmenmehrheit hatten, durch, daß die evangelische Lehre nicht weiter verbreitet werden dürfte. Dagegen legten jedoch die evangelischen Reichs- stände unerschrocken eine feierliche Protestation ein; von dem Tage an (es war am 19. April) ist der Name: „Protestanten" aufgekommen. Der Kaiser war damals gerade in Italien und ergrimmte heftig, als ihm die evangelischen Reichsstände jene Protestation vorlegen ließen, nicht so- wohl über die evangelische Lehre an und für sich, sondern weil ihm, in sei- ner Machtvollkommenheit, in seinem Glück und Streben, der politische Widerstand der Fürsten verhaßt war; er dachte in seinem Stolz, ihrer bald Meister zu werden. So war die evangelische Partei zwiefach bedroht, durch die katholischen Fürsten und durch den mächtigen Kaiser. Aber ein hoch- edler Fürst stand, voll Feuereifers und Muth, als ihr Schirm und Hort in deutschen Landen. Das war Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen; dieser erwog alle Umstände und sah nur Heil in der festen Eintracht aller evangelischen Stände. Leider war nämlich in der evangelischen Partei selbst ein großer Zwie- spalt. Dies war also gekommen: Ungefähr zur selben Zeit, als Luther in Sachsen gegen den Ablaßhandel und andere Mißbräuche der römischen Kirche auftrat, war zu Einsiedeln in der Schweiz ein Pfarrer, Namens Ulrich Zwingli (geboren zu Wildhaus im Toggenburgischen 1484), ein Bieder- mann , hell von Einsichten, innig fromm und stark von Muth. Den ver- Duller'ö Gesch. d. deutsche» Volkes. — Schul -Ausg. on

7. Abth. 2 - S. 31

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648. 31 8. Die ersten Bündnisse der protestantischen Fürsten. In unserm Vaterlande hatten indeß viele Fürsten schon öffentlich die neue Lehre in ihren Landern eingeführt. Ei- ner der eifrigsten war der junge Landgraf Philipp der Großmüthige von Hessen; dieser drang auch beiden übrigen Fürsten, welche mit ihm gleich gesinnt waren, dar- auf, daß sie ein Büudniß zu gegenseitigem Schutze schlie- ßen sollten, wenn etwa die Gegner das Wormser Edict mit Gewalt durchzuführen versuchten. Seine Sorge war nicht ungegründet. Schon hatten mehrere andersgesinnte Fürsten zu Leipzig eine Zusammenkunft gehalten und über die gemeinschaftliche Vertheidigung ihrer Länder gegen das Eindringen jeder Neuerung gerathschlagt; sie hatten den Kaiser um Beistand angerufen, und dieser hatte in seiner Antwort von „Ausrottung der Irrthümmer der lutheri- schen Sekte" gesprochen. Es wurde also im I. 1526 zu Torgau ein Bündniß errichtet zwischen dem Churfür- sten von Sachsen, Johann dem Standhaften,— Friedrich der Weise war 1525 gestorben, — Philipp von Hessen, den Herzogen von Braunschweig - Lüneburg, dem Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürsten Wolfgang von Anhalt, Grafen Gebhard und Albrccht von Mansfeld und der freien Reichsstadt Magdeburg. Auch der Markgraf Albrecht von Brandenburg, ehemals Meister des deutschen Ordens, nun Herzog in Preußen, hatte die neue Lehre eingeführt, und schloß ein besonderes Bündniß mit dem Churfürsten von Sachsen. Der Kaiser, der damahls noch in Spanien und mit dem ge- fangenen König Franz beschäftigt war, und bald darauf, nach dessen Loslassung, einem neuen Kriege mit ihm entge- gensah, vertröstete die Deutschen, welche ihn zur Beilegung der Händel herbeiwünschten, mit einem neuen Reichstage, sobald er irgend Muße finde, zu ihnen zu kommen. Indeß ließ er im Jahr 1529 vorläufig einen Reichstag zu Spei er halten. Dieser machte aber den Riß zwischen bei- den Partheien nur größer, denn ergab der neuen einen Na- men. Die Mehrheit der Stände, welche katholisch war, faß- te den Beschluß : „Es solle bei dem Wormser Edicte bleiben, die Messe beibehalten werden, und die, bei denen die neue Lehre Eingang gefunden habe, sollten sich aller Neuerungen enthalten; keiner solle übrigens des andern Unterthanen, des Glaubens halber, in Schutz wider ihre Obrigkeit nehmen." — Mit diesem Schluffe waren die lutherisch Gesinnten unzu- frieden, und legten eine förmliche Verwahrung, Protestation,

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 27

1840 - Münster : Coppenrath
27 sich mit des Kaisers Schwester Eleonore vermahlte. Burgund blieb dagegen, unbeschadet der kaiserlichen Ansprüche, bei Frankreich. Karl, der noch nie in Italien gewesen war, trat jetzt mit Nachdruck und kaiserlicher Pracht dort aus und ließ sich zu Bo- logna vom Papste zum Kaiser, so wie zum Könige der Lombardei krönen. Ec ist der letzte Kaiser, der zu Rom vom Papste feier- lich gekrönt wurde. 8. Die ersten Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten. Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekom- men, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nach- druck aufzutreten. Hier hatte sich unterdeß der Strom der in- neren Gahrung durch alle Provinzen fortgewalzt. Mehre Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihre Staaten eingeführt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um den Gefahren, welche der neuen Lehre droheten, bei Zeiten zu begegnen, drang er auf ein Vertheidigungs-Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau von mehren Fürsten und Grafen geschlossen. Der Kai- ser, damals im Kriege mit Franz I., konnte den Wunsch der Katholiken, die Religionsstreitigkeiten beizulegen, nicht erfüllen. Jndeß ließ er im Jahre 1529*) vorläufig einen Reichstag zu Spei er halten, auf welchem beschlossen wurde, daß die neue Gemeinde die gemachten Einrichtungen zwar behalten, aber keine weitere Neuerung sich erlauben, und nirgends die Messe und ka- tholischen Gebrauche abschaffen sollte, bis zur Entscheidung einer künftigen Kirchenversammlung. Gegen diesen Beschluß protestirten die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Gebrauch gekommenen Namen Protestanten. *) In demselben Jahre erreichten die. Spanier unter Anführung des Franz Pizarro das gesuchte Goldland Peru.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 24

1875 - Münster : Coppenrath
— 24 — Bald darauf begab sich Karl nach Italien und ließ sich mit großer Pracht in Bologna zum Könige der Lombardei und von dem Papste zum Kaiser krönen. Es ist die letzte Kaiserkrönung, welche Italien sah. 8. Die ersten Bündnisse -er lutherisch gesinnten Fürsten. Reichstag zu Speyer (1529). — Die Protestanten. — Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekommen, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nachdruck aufzutreten. Hier hatte sich unterdessen der Strom der inneren Gährung durch alle Provinzen fortgewälzt. Mehre Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihren Staaten eingeführt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um den Gefahren, welche der neuen Lehre drohten, bei Zeiten zu begegnen, drang er auf ein Vertheidigungs-Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau von mehren Fürsten und Grafen geschlossen. Der Kaiser, damals im Kriege mit Franz I., konnte den Wunsch der Katholiken, die Religions-streitigkeiten beizulegen, selbst nicht erfüllen. Da eröffnete sein Bruder Ferdinand, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, im Jahre 1529 einen Reichstag zu Speyer. Auf diesem wurde von der Mehrzahl der Reichsstände beschlossen: es sollten die Stände, in deren Ländern die neue Lehre eingeführt worden, sich bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung aller ferneren Neuerungen enthalten. Gegen diesen Beschluß protestirteu die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Gebrauch gekommenen Namen Protestanten. Augsburger Confession (1530). — Im folgenden Jahre 1530*) kam endlich der Kaiser selbst, nach neunjähriger Abwesenheit, zum großen Reichstage in Augsburg. Auf demselben überreichten die Protestanten ihr von Melanchthon mit schonender Nachgiebigkeit abgefaßtes Glanbensbekenntniß in acht und zwanzig Artikeln — welches daher die Augsburger Confession genannt wird, — damit hieraus genau ersehen werden könne, in wie fern die neue Lehre von der katholischen abweiche. Die Katholiken gaben nnverweilt eine Widerlegung derselben ein; auf welche die Protestanten durch eine „Apologie" (Vertheidigung) antworteten; aber trotz Schriften und Gegenschriften blieben alle Ver- *) In demselben Jahre erfand der Bürgermeister Steinmetz Jürgens zu Watenbüttel bei Braunschweig das Spinnrad, und sein Haus heißt noch jetzt das Spinnrad.

10. Enthaltend Denkwürdigkeiten und Lebensbeschreibungen aus der neuern und neuesten Geschichte - S. 58

1869 - Langensalza : Beyer
58 Hierauf starb er am 21sten Mai 1564, noch nicht volle 50 Jah- re alt. Seine Lehre, der Calvinismns, breitete stch namentlich über Frankreich, sowie auch über die Schweiz, Deutschland, Ungarn und England aus. Die Calvinisten machen eine besondere Partei in der reformirten Kirche aus, als Gegensatz von den Zwing- lianern. Reichstag zu Speier. — Protestanten. 1529. Bei der geistigen Regung und Bewegung, welche für Rom im- mer bedrohlicher wurde, drang der Papst in Kaiser Karl V., die Ketzer mit Gewalt auszurotten. Schon im Jahre 1525 waren viele katholische Fürsten in Dessau zu einem Bündniste wider die Anhänger Luther's zusammengetreten. Der tapfere Landgraf Phi- lipp von Hessen aber brachte im nächstfolgenden Jahre (1526) zu Torgau ein Gegenbündniß zu Stande, an welchem auch die Herzoge von Braunschweig und Lüneburg, von Mecklenburg, der neue Herzog Alb recht von Preußen, die Kurfürsten von Trier und von der Pfalz, die Fürsten von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Stadt Magdeburg Antheil nahmen. Häupter dieses Bundes waren der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen. Auf dem Reichstage zu Speier (1529), den der Kaiser aus- geschrieben hatte, wurde von den katholischen Fürsten beschlossen, „ein früherer (1526) in Speier gefaßter Beschluß solle aufgehoben sein, die Katholiken könnten ihre Religion nicht ändern; wo Lu- ther's Lehre noch nicht sei, könne sie auch nicht eingeführt werden; wo sie aber sei, solle man es damit nicht weit'r treiben." Gegen diesen Beschluß legten die evangelischen Stände den 19ten April eine Gegenerklärung, Protestation, ein. Daher erhielten sie den Namen Protestanten.*) In dieser Erklärung heißt es: *) Dieser Name wurde erst im Jahre 1541 üblich. Anfänglich führten ihn bloß die Anhänger der evangelisch-lutherischen Kirche, durch den westphälischen Friedensschluß (1648) wurden aber auch die Reformirten unter diesem Namen mitbegriffen.

11. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 188

1873 - Heilbronn : Scheurlen
188 Augsburger Konfession. Geistlichkeit noch reiche Güter. Darauf wurde die evangelisch-lutherische Religion von Gustav Wasa nach und nach im ganzen Lande eingeführt und später sogar als die allein herrschende und allein geduldete erklärt. In Dänemark wurde nach Vertreibung Christians Ii., welcher zuletzt auf das Schloß Sonderburg (auf der Insel Alsen) bis zu seinem Ende, 16 Jahre lang, eingesperrt wurde, unter König Friedrich I. und dessen Sohne Christian Iii. die Reform Äion nach lutherischer Weise durchgeführt (Bugenhagen). Die freie Bauernschaft von Norwegen führte sie gleichfalls ein. §. 146. 1530. Augsburger Konfession? Als auf dem Reichstag zu Spei er 1529 die katholischen Stände den Beschluß durchsetzten, daß das bisher nicht befolgte Wormser Achtsedikt gegen Luther erneuert und jede weitere Verbreitung seiner Lehre verboten werden solle, so protestirten die evangelischen Stände (7 Landesherren und 15 Reichsstädte) gegen einen solchen, alle weitere Reformation hemmenden Beschluß und erhielten davon den Namen Protestanten. Um aber zu zeigen, daß sie nur die Mißbräuche abstellen und zur ursprünglichen reinen Lehre zurückgehen wollen, 25.Juni 1530.Übergaben die lutherischen Stände auf dem Reichstag zu Augsburg ihr Glaubensbekenntniß, das von Melanchthon in 28 Artikeln abgefaßt war und den Namen „Augsburgische Konfession" erhielt. Melanchthon selbst war anwesend, Luther hielt sich als Geächteter in Koburg auf. Der Kaiser ließ eine Widerlegung (Konstitution) der Augsburger Konfession abfassen und vorlesen, wogegen Melanchthon eine Apologie verfaßte. Da der Kaiser im Interesse der politischen Einheit des Reichs durchaus darauf drang, daß die Evangelischen wieder zur katholischen Kirche zurückkehren sollten, während diese von den abgeschafften römischen Mißbräuchen nichts mehr wissen wollten, so fiel der Reichstagsabschied für sie sehr ungünstig aus, und unter Androhung der Reichsexecution wurde die vollständige Wiederherstellung des alten Zustandes gefordert. Nun schloßen die meisten protestantischen Stände zur Vertheidigung ihres Glaubens und ihrer Rechte, nachdem sie schon 1526 das Tor-2.Dec. 1531.gauer Bündniß geschlossen hatten, den schmalkaldischen Bund, dessen Mitglieder folgende waren: Kurfürst Johann von Sachsen, Landgraf Philipp von Hessen, drei Herzoge von Braunschweig und Lüneburg, Fürst Wolfgang von Anhalt, zwei Grafen von Mansfeld und die Städte: Straßburg, Ulm, Konstanz, Reutlingen, Memmingen, Lindau, Biberach, Jsny, Magdeburg, Bremen, Lübeck. Allein die Gefahr vor den bereits gegen Ungarn anmarschirenden Türken bewog 1532.den Kaiser, mit den Protestanten den Nürnberger Religionsfrieden zu schließen, nach welchem die Länder, in welchen die Reformation bereits eingeführt sei, nicht weiter bedroht werden sollten. Doch erweiterte sich der schmal-kaldische Bund immer mehr. Landgraf Philipp von Hessen zog mit 24,000 Mann nach Württemberg, aus welchem Lande Herzog Ulrich wegen Störung des Landfriedens (1519) von dem schwäbischen Bunde vertrieben worden war. Der Kaiser hatte darauf seinen Bruder Ferdinand damit belehnt, welcher 1531 in Köln zum römischen König ernannt wurde. Philipp schlug die Ost- 1534. reicher bei Lausten und setzte Herzog Ulrich wieder in sein Land ein. Dieser ließ nun die von den Einwohnern begehrte Reformation durch Blaurer und Schnepff durchführen. Auch im Elsaß, in Baden und in mehreren süd-und norddeutschen Städten, wie Augsburg und Hamburg, wurde reformirt.

12. Theil 3 - S. 36

1875 - Leipzig : Brandstetter
36 die Oberhand behalten hatte und seine früheren Pläne zur weiteren Ausführung wieder aufnahm. Er zeigte diesen Entschluß in dem Ausschreiben zu einem neuen Reichstage nach Speier (März 1529) an. Auf demselben Reichstage kam es zur völligen Spaltung zwischen den katholischen und evangelischen Fürsten. Die Katholischen brachten es durch die Mehrheit der Stimmen zu dem Beschluß, daß diejenigen Stände, in deren Ländern die neue Lehre eingeführt sei, bis zu einem künftigen Koncil alle Neuerungen verhüten, die übrigen aber bei dem Wormser Edikt verharren sollten. Da dies nichts Anderes hieß, als die Ausbreitung der evangelischen Lehre fortan für gesetzwidrig erklären, so legten die evangelischen Stände gegen diesen Beschluß eine Prolestation oder Verwahrung ein, wovon sie den Namen Protestanten erhalten haben. Diese Protestation ging von dem Kurfürsten Johann, dem Landgrafen Philipp, dem Markgrafen Georg von Brandenburg, den Herzogen Ernst und Franz von Braunschweig-Lüneburg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt aus. Ihnen hatten sich 14 Reichsstädte angeschlossen: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Kostnitz, Lindau, Memmingen, Kempten, Nördlingen, Heilbronn, Reutlingen, Jßny, St. Gallen, Weißenborn und Windsheim, — also auch Städte, welche sich zu der gleichzeitig von Zwingli in der Schweiz bisher verkündigten Lehre bekannten. Noch wollten sich Köln, Frankfurt, Ravensburg und Rottweil der Protestation anschließen, aber die römischen Agenten auf dem Reichstage, namentlich Faber und Leonhard Eck, wußten es zu verhindern. Die protestirenden Fürsten und Städte fertigten darauf eine Gesandtschaft an den Kaiser ab, um ihm die Gründe vorzulegen, welche sie zu dem gethanen Schritte veranlaßt hätten, und ihn um Schutz für ihre Rechte aufzurufen. Diese Gesandtschaft fand eine höchst ungünstige Aufnahme; denn schon hatte er mit dem Pabste den Vertrag zu Barcellona, und mit dem Könige Franz den Frieden von Eambray abgeschlossen, wobei die Unterdrückung der evangelischen Partei, mit Anwendung der Gewalt, als ein Hauptpunkt festgestellt war. Solche Nachrichten gaben den evangelischen Fürsten die Ueberzeugung , daß sie das Schlimmste zu erwarten hätten, wenn der Kaiser nach Deutschland kommen würde. Die einzige Hülfe und Abwendung der drohenden Gefahren schien in dem Abschluß eines Bündnisses aller evangelischen Fürsten und Stände zu liegen und Landgraf Philipp, der schon in Speier mit dem Kurfürsten Johann, so wie mit den Städten Nürnberg, Straßburg und Ulm einen Bund zu gegenseitiger Verther-digung angeregt und abgeschlossen hatte, war auch jetzt für die Bundessache thätig. Es kam ihm besonders darauf an, auch die Bekenner der schweizerischen Reformation in den Bund aufzunehmen; hier aber trat ihm Luther's Glaubensstrenge entgegen; eine Verbindung mit den Anhängern Zwingli's, die Luther wegen ihrer freieren Auslegung der Em-

13. Geschichte der neueren Zeit - S. 58

1861 - Münster : Coppenrath
58 11. Die ersten Bündnisse der lutherisch gesinnten Fürsten. Reichstag zu Sxcier (1529). — Protestanten. — Jetzt war für den Kaiser der erwünschte Augenblick gekommen, auch in Deutschland, das seiner so sehr bedurfte, mit Nachdruck aufzutreten. Hier hatte sich unterdessen der Strom der inneren Gährung durch alle Provinzen fortgewälzt. Mehrere Fürsten hatten schon öffentlich die neue Lehre in ihre Staaten einge- sührt. Der eifrigste unter ihnen war der junge Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Um allen mög- lichen Gefahren, die nunmehr über sie einbrechen könnten, zur rechten Zeit zu begegnen, drang er auf ein Vertheidiguugs- Bündniß. Dieses wurde im Jahre 1526 zu Torgau von mehreren Fürsten und Grafen geschlossen. Der Kaiser, da- mals im Kriege mit Franz I., konnte den Wunsch der Ka- tholiken, die Religionsstreitigkeiten beizulegen, selbst nicht er- füllen. Da eröffnete sein Bruder Ferdinand, den er zu seinem Stellvertreter ernannt hatte, im Jahre 1529 einen Reichstag zu Speier. Auf diesem wurde von der Mehrzahl der Reichs- stande beschlossen: die Lutheraner sollten sich bis zu einer all- gemeinen Kirchenversammlung aller ferneren Neuerungen ent- halten. Gegen diesen Beschluß protestirten die Anhänger der Reformation feierlich und erhielten davon den nachher in Ge- brauch gekommenen Namen Protestanten. Augsburger Llmsifgon (1530). — Im folgenden Jahre 1530*) kam endlich der Kaiser selbst, nach neunjähriger Ab- wesenheit, zum großen Reichstage in Augsburg. Auf demselben überreichten die Protestanten ihr von Melanchthon mit schonender Nachgiebigkeit abgefaßtes Glaubensbekenntniß in acht und zwanzig Artikeln, — welches daher die Augsburger Con- fessio n genannt wird — damit hieraus genau ersehen werden könne, in wie fern die neue Lehre von der katholischen ab- *) In demselben Jahre erfand der Bürgermeister Steinmetz Jür- gens zu Wattenbüttel bei Braunschweig das Spinnrad, und sein Haus heißt noch jetzt hievon das Spinnrad.

14. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 30

1879 - Leipzig : Teubner
30 Fortschritte der Reformation. und in dieser Zeit beschäftigten ihn fast beständige Kriege mit Frankreich und mit den Türken, so daß er um die Angelegenheiten Deutschlands, wo sein Bruder Ferdinand von Oestreich das Amt eines Reichsverwesers übte, sich wenig bekümmern konnte. Unter diesen Verhältnissen konnte die Reformation in Deutschland sich immer mehr ausbreiten und befestigen; das Edict von Worms und die Acht gegen Luther gerietheu in Vergessenheit. Da katholische Fürsten, unter ihnen namentlich Ferdinand von Oestreich und die Herzöge Wilhelm und Ludwig von Baiern, und die meisten süddeutschen Bischöfe zu einem Bündniß zusammentraten, um die Ausbreitung der Reformation zu verhindern, so schlossen auch die Fürsten, welche zu der lutherischen Lehre hielten, im I. 1526 ein Bündniß zu Torgau, das die Abwehr jeden Angriffes zum Zwecke hatte. Die Hauptmitglieder dieses Bundes waren der Kurfürst von Sachsen, Johann der Standhafte, der feinem im I. 1525 verstorbenen Bruder, Friedrich dem Weisen, gefolgt war, und der Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige. Diese beiden hatten sich öffentlich zu der neuen Lehre bekannt und gestalteten im 1.1526 im Geiste derselben den Gottesdienst und die ganze Kirchenverfassung in ihren Ländern um, und ihrem Beispiele folgten die Herzöge von Mecklenburg und Pommern, vier Herzöge von Brannschweig-Lünebnrg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und viele Städte. Vorher schon, im 1.1525, hatte der Hochmeister des deutschen Ordens in Ostpreußen, Albrecht von Brandenburg, die lutherische Lehre angenommen und in seinem Lande eingeführt. Er hatte das Ordensland mit Zustimmung des Königs von Polen, der der Lehnsherr des Ordenslandes war, in ein weltliches Land verwandelt, nnter dem Titel eines Herzogthums Ostpreußen, und es für ein Erbeigenthnm seiner Familie erklärt. Die Veränderungen, welche ans Grund der Lehre Luthers bei der Grüuduug der neuen Kirche eintraten, waren hauptsächlich folgende. Man sagte sich von der geistlichen Herrschaft des Papstes los, und die Landesherrn übernahmen die oberste Leitung der Kirchenangelegenheiten. Die geist-

15. Neuere Geschichte - S. 42

1861 - Leipzig : Brandstetter
42 auch Städte, welche sich zu der gleichzeitig von Zwingli in der Schweiz bisher verkündigten Lehre bekannten. Noch andere Städte, wie Köln, Frankfurt, Ravensburg und Rottweil, wollten sich der Protestation anschließen, aber die römischen Agenten ans dem Reichstage, namentlich Fab er und Leonhard Eck, wußten es zu verhindern. Die protestirenden Fiirsten und Städte fertigten daraus eine Gesandtschaft an den Kaiser ab, um ihm die Gründe vorzulegen, welche sie zu dem gethanen Schritte ge- zwungen hätten, und ihn um Schutz für ihre Rechte aufznrufen. Diese Gesandtschaft fand eine höchst ungünstige Aufnahme; Karl ließ sie sogar verhaften; denn schon hatte er mit dem Papste den Vertrag zu Barcel- lona, und mit dem Könige Franz den Frieden von Cambray abge- schlossen, wobei die Unterdrückung der evangelischen Lehre und Partei, selbst mit Anwendung der Gewalt, als ein Hauptpunkt festgestellt war. Solche Nachrichten gaben den evangelischen Fürsten die Ueberzeugnng, daß sie das Schlimmste zu erwarten hätten, wenn der Kaiser nach Deutsch- land kommen würde. Die einzige Hülse und Abwendung der drohenden Gefahren schien in dem Abschluß eines Bündnisses aller evangelischen Fürsten und Stände zu liegen und Landgraf Philipp, der schon in Spei er mit dem Kurfürsten Johann, so wie mit den Städten Nürn- berg, Straßburg und Ulm einen Bund zu gegenseitiger Vertheidignng angeregt und abgeschlossen hatte, war auch jetzt für die Bnndessache uner- müdet thätig. Es kam ihm besonders darauf an, auch die Bekenner der schweizerischen Reformation in den Bund aufzunehmen, aber hier trat ihm Luther's Glaubensstrenge entgegen; eine Verbindung mit den Anhängern Zwingli's, die Luther wegen ihrer freieren Auslegung der Einsetzungs- Worte im heiligen Abendmahle mit dem Namen „Sakramentirer" belegte, hielt dieser dem reinen evangelischen Glauben gefährlich, überdies besorgte er den Ausbruch eines Krieges gegen den Kaiser; Krieg aber wollte er von der Religionssache ein- für allemal fern gehalten wissen. Vergebens bemühte sich der Landgraf, ein Einverständniß zwischen Luther und Zwingli herbeizusühren. Eine Zusammenkunft der beiden Reformatoren in Marburg 1529 konnte die gewünschte Vereinigung nicht bewirken. Die beiden Auffassungen waren in ihrem Grunde eben so tief verschieden, wie die Naturen der Männer selbst; der eine ganz religiös- gemüthlich, der andere politisch-praktisch. Beide strebten nach demselben Ziel, aber sie mußten verschiedene Wege einschlagen; und ohne sich ver- binden zu können, ergänzten sie sich gegenseitig. Doch milderte das Marburger Gespräch die heftige Erbitterung, mit der sie sich bisher durch Schriften bekämpft hatten, und man verständigte sich endlich über vierzehn Artikel, die man als gegenseitig verglichen ansehen sollte; — aber schon damals gab es auch Eiferer, die noch evangelischer als Luther selbst sein wollten, so daß Luther mit anderen ihm beistimmenden Theologen die Artikel sogar überarbeiten mußte. Sie wurden zu siebzehn Artikeln er- weitert, auf dem Konvente zu Schwabach übergeben (Oktober 1529) und

16. Neuere Geschichte - S. 41

1861 - Leipzig : Brandstetter
41 abermals ein für die evangelische Sache über alle Erwartung günstiger Abschied des Reichstages zu Stande (August 1526), welcher der neuen Kirche sogar das Recht gab, sich gesetzlich weiter zu entwickeln. Denn au- ßerdem, daß man bestimmte, den Kaiser durch eine Gesandtschaft um die Veranstaltung eines General- oder Nationalkoncils zu ersuchen, war man dahin übereingekommen: „Mittlerzeit des Conciiii oder aber Nationalver- sammlung nichts destoweniger mit den Unterthanen, ein jeglicher in Sachen des Edikts, so durch Kays. Mas. auf dem Reichstage zu Worms ausge- gangen, für sich also zu leben, zu regieren und zu halten, wie ein jeder solches gegen Gott und Kays. Maj. hoffet und ver- trauet zu verantworten." Bei diesen Bestimmungen blieb es bis zum Anfänge des Jahres 1529, während welcher Zeit die Leiter der jungen Kirche mit allem Eifer für ihr Wachsthum und Gedeihen sowohl innerlich als äußerlich sorgten. Während Luther durch Predigten und Schriften für die Entwickelung und Befestigung des reinen Glaubens wirkte, hatten die Fürsten ein wachsames Auge aus die politischen Vorgänge und hielten sich stets bereit zu kühner Abwehr gegen jede Gefahr. So erhielt Landgraf Philipp durch Otto von Pack plötzlich die Nachricht, daß der König Ferdinand, der Kur- fürst-Erzbischof Albrecht von Mainz, der Kurfürst Joachim von Bran- denburg, der Herzog Georg von Sachsen, der Erzbischof Matthäus von Salzburg, der Bischof Wigand von Bamberg und der Bischof Kon- rad von Würzburg in Breslau heimlich ein Bündniß zum Ueberfalle der evangelischen Fürsten geschlossen hätten. Die Sache kam zur Untersuchung. Es ergab sich, daß dieses Bündniß nicht bestand und die Angabe Pack's sich nur auf wiederholten betrügerischen Gelderwerb gründete. Wirkliche Gefahr drohte erst dann, als der Kaiser in Italien die Oberhand behalten hatte und seine früheren Pläne zur weiteren Ausfüh- rung wieder aufnahm. Dies zeigte er schon in dem Ausschreiben zu einem neuen Reichstage nach Spei er (März 1529). Auf diesem Reichstage kam es zur völligen Spaltung zwischen den katholischen und evangelischen Fürsten, die dadurch noch größer wurde, daß Letztere einen bestimmten Na- men erhielten. Die Ersteren beschlossen: es solle bei dem Wormser Edikte verbleiben, die Messe beibehalten werden und alle Neuerungen bestraft werden. Mit diesem Beschlüsse waren die Anderen nicht zufrieden; sie legten dagegen eine Pro test ation oder Verwahrung ein, wovon sie den Namen Protestanten erhalten haben. Diese Protestation ging von dem Kurfürsten Johann, dem Land- grafen Philipp, dem Markgrafen Georg von Brandenburg, den Her- zögen Ernst und Franz von Braunschweig-Lüneburg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt aus. Ihnen hatten sich noch 14 Reichsstädte angeschlossen: Straßburg, Nürnberg, Ulm, Kostnitz, Lindau, M emmin gen, Kempten, Nördlingen, Heilbronn, Reutlin- gen, Jßny, St. Gallen, Weißenborn und Windsheim, — also

17. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 65

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 65 — Mitarbeiter war Philipp Melanchthon, geboren 1497 in der Pfalz, der sich durch seine Gelehrsamkeit schon sehr früh den Namen „Lehrer Deutschlands" erworben hatte. Luther sagte selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit den Rotten und Teufeln muß kriegen. Aber Magister Philipp fährt sein säuberlich daher, bauet und pflanzet, säet und begeußet mit Lust." So ordnete Melanchthon das sächsische Kirchen- und Schulwesen; Luther aber schrieb den großen Katechismus für die Geistlichen, den kleinen für die Schulkinder. Justus Jonas half im Predigtamte, und Bugeuhageu wurde ausgesandt, wenn in einer Stadt oder in einem Lande die Reformation durch eine neue Kirchenordnung einzuführen war. 10. Ausbreitung der Reformation. Überall wurden die Klöster aufgehoben und ihre Güter zur Erhaltung der evangelischen Prediger und Lehrer verwendet. Der Gottesdienst fand in deutscher Sprache statt, die Ehelosigkeit der Geistlichen hörte auf. Die kirchliche Gewalt der Bischöfe ging auf die Landesherren über, welche die Geschäfte der Kirche durch geistliche Räte (Konsistorium) besorgen ließen. In einem Briefe forderte Luther die Bürgermeister und Ratsherren aller Städte deutschen Landes aus, daß sie christliche Schulen errichten und halten sollten. Dieser Aufforderung wurde allgemein Folge geleistet, indem man neben den Lateinschulen deutsche Schulen für den Bürgerstand gründete. Bald herrschte die evangelische Lehre in ganz Norddeutschland und in den süddeutschen Reichsstädten. Die Anhänger der alten Lehre wurden bedenklich. Aber dem Bündnisse der Katholiken zu Regensburg, dem auch Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig angehörte, setzten die Evangelischen das Bündnis zu Torgan 1526 entgegen. Hierdurch waren sie so stark geworden, daß sie aus einem Reichstage den Beschluß durchsetzten, in Sachen der Religion könnte es jeder Reichsstand so halten, wie er es vor Gott und Kaiser zu verantworten sich getraue. Als dann auf dem Reichstage zu Speier 1529 die Verbreitung der neuen Lehre 1529 verboten werden sollte, protestierten die Evangelischen dagegen und wurden infolgedessen Protestanten genannt. Auf dem vom Kaiser Karl V. nach Augsburg ausgeschriebenen Reichstage 1530 erschienen neben dem Kaiser fast alle Kurfürsten, Fürsten 1530 und Herren. Hier überreichten die protestantischen Stände ihr von Melanchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis. Der Kaiser aber erklärte: „Wenn die Protestanten nicht bis zum Frühjahr des folgenden Jahres zur alten Lehre zurückgekehrt sind, soll Gewalt gegen sie angewandt werden." Da verließen die meisten protestantischen Fürsten den Reichstag und schlossen 1531 zum Schutze ihrer Religion den Bund zu Schmalkalden. Nun hätte es zum Kriege kommen müssen, wenn nicht der Kaiser wieder die Hülse der Protestanten gegen außen, nämlich gegen die Türken, nötig gehabt hätte. 1532 schloß er den Religionsfrieden zu Nürnberg. Jetzt traten noch mehrere deutsche Fürsten und Städte zur neuen Lehre über und gründeten evangelische Pfarrstellen und Schulen. So Geschichtsbilder. 5

18. Neuere Geschichte - S. 36

1848 - Leipzig : Brandstetter
36 wußten es zu verhindern. Die protestirenden Fürsten und Städte fertigten darauf eine Gesandtschaft an den Kaiser ab, um ihm die Gründe vorzu- legen, welche sie zu dem gethanen Schritte gezwungen hatten und ihn um Schutz für ihre Rechte aufzurufen. Diese Gesandtschaft fand eine höchst ungünstige Aufnahme, ja Karl ließ sie sogar verhaften, denn schon hatte er mit dem Papste den Vertrag zu Bare ello na, und mit dem Könige Franz den Frieden von Cambray abgeschlossen, wobei die Unterdrückung der evangelischen Lehre und Partei, selbst mit Anwendung der Gewalt, als ein Hauptpunkt festgestellt war. Die Nachricht hiervon gab den evangeli- schen Fürsten die Ueberzeugung, daß sie das Schlimmste zu erwarten hätten, wenn der Kaiser nach Deutschland kommen würde. Ein vorzügliches Mittel zur Abwendung drohender Gefahren schien der Abschluß eines Bündnisses aller evangelischen Fürsten und Stande zu sein, und der Landgraf, der schon in Spei er mit dem Kurfürsten Johann, sowie mit den Städten Nürnberg, Straßburg und Ulm einen Bund zu gegenseitiger Verthei- digung angeregt und abgeschlossen hatte, war auch jetzt für die Bundessache ungemein thätig. Es kam ihm besonders darauf an, auch die Bekenner der schweizerischen Reformation in den Bund aufzunehmen, aber Luther's Be- fangenheit trat ihm entgegen, denn dieser meinte, daß eine Verbindung mit den Anhängern Zwingli's,— die Luther, wegen ihrer freieren Auslegung der Einsetzungsworte im heil. Abendmahle, mit dem Namen „Sacramen- lirer" belegte, — dem reinen evangelischen Glauben gefährlich sei, über- dieß besorgte er den Ausbruch eines Krieges gegen den Kaiser, einen Krieg aber wollte er von der Religionssache durchaus fern gehalten wissen. Ver- gebens bemühte sich der Landgraf ein Einversiändniß zwischen Luther und Zwingli herbeizuführen; seine Bemühung gedieh nicht weiter, als daß Luther !4 Artikel aufsetzte, die man als gegenseitig verglichen ansehen sollte, — aber schon damals gab es auch Eiferer, die noch evangelischer als Luther selbst sein wollten, so daß Luther mit anderen ihm beistimmenden Theologen die Artikel sogar überarbeiten mußte. Sie wurden zu 17 Ar- tikeln erweitert, auf dem Convente zu Schwabach übergeben (October 1529) und heißen „die Schwabacher Artikel." Von der Annahme derselben wurde die Aufnahme der schweizerischen Reformirten in einen evan- gelischen Bund abhängig gemacht. Dieser gedieh jetzt selbst nicht weiter, ja er konnte nicht einmal unter lutherisch-gesinnten Fürsten auf dem darauf abgehaltenen Convente zu Schmalkalden (Decbr. 1529) zum Abschlüsse gebracht werden. Hieran waren abermals vornehmlich die Wittenberger Theologen Schuld, denen der Gedanke an einen Krieg schrecklich war und deshalb riechen, die Sache Gott zu befehlen, dem Kaiser aber das Land zu öffnen. Der Kaiser hatte sich eben in Bologna vom Papste krönen lassen und mit ihm die Verabredung getroffen, nach Deutschland zurückzukehren, um nlit Güte oder Gewalt, wie es die Umstände erfordern möchten, die

19. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 127

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
127 Unterhalt für die Geistlichen die Ursachen sein mochten. Lu- ther eiferte für sein Werk soviel er konnte und er gelangte doch wenigstens dahin, daß 1526 seine Ordnung des Got- tesdienstes in allen sächsischen Kirchen angenommen wurde. 1527 kam es endlich dahin, daß eine allge- meine Kirchenvisitation begonnen und eine Lehr- Kirchen- und Schulordnung abgefaßt wurde. Diese Kirchcn- visitation, an welcher, außer Luther und Mel auch thon, auch noch die übrigen berühmten Geistlichen, die bei der Verbreitung der neuen Lehre thatig waren, als Myco- nius, Menius, Jonas, Bugen Hagen, Spalati- nus und Masa nebst einer Anzahl Adeliger, Antheil nah- men, währte von 1527 bis 1529. Die Einkünfte der Kirchen und Stiftungen wurden verzeichnet, um davon die Besoldungen für Lehrer und Prediger zu erhalten. Der Gottesdienst ward von den anstößigen Mißbräuchen gereinigt, Einheit der Lehre und äußere Zucht und Ordnung bewirkt, auch das noch vorhandene Kirchengut gegen alle Eingriffe der Habsucht gesichert. Die Gebrechen des öffenlichen Un- terrichts wurden abgestellt und neue Schulen gegründet. Da einige katholische Fürsten, als die Kurfürsten Al- brecht von Mainz und Joachim von Brandenburg, die Herzoge Heinrich von Wo Isenbüttel und Erich von Kalenberg 1525 zu Dessau eine Verbindung zur Ausrottung der lutherischen Lehre gestiftet hatten, so schloffen der Landgraf Philipp von Hessen, der Kurfürst Johann von Sachsen, die Herzoge Philipp, Otto, Ernst, Franz von Braunschweig und Lüneburg, Heinrich von Meklenburg, Wolfgang von An- halt, die Grafen Gerhard und Alb recht von Mans- -seld und die Stadt Madeburg am 4ten Mai 1526 das Bundniß zu Torgau, um sich gegenseitig gegen die Katholiken beizustehen. Mit dem damaligen Hochmeister und Herzog Albrecht von Preußen schloß der Kurfürst zu gleichem Zweck noch einen besonder« Bund. Das Bünd- nis von Torgau hatte den guten Erfolg, daß die Fürsten, welche der Reformation zugethan waren, auf dem Reichs- tage zu Spcier fest zusammcnhielten und die Vollziehung des Edicts von Worms verhinderten. Darauf wurden die Anhänger der neuen Lehre auf eine

20. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 308

1851 - Heidelberg : Winter
308 Kap. 36. Stellung der Parteien bis zum 30jähr. Krieg. (Union u. Liga.) noch Weiteres befürchten ließ: so schloß die, unterdeß durch den Ueber- tritt mehrerer ehemals lutherischen Fürsten (z. B. Anhalt, Hessen-Cassel) verstärkte calvinisti sch e Partei in Vereinigung mit den lutheri- schen Fürsten von Württemberg, Baden, Neu bürg und Brandenburg und von 15 Reichsstädten (darunter Straß bürg, Ulm und Nürnberg) unter der Leitung des Kurfürsten Frie- drich Iv von d er Pfalz 1608 die protestantische Union, zum Zweck gemeinschaftlicher Verthei- digung und Betreibung ihrer Beschwerden, —woraus sich ihr aber daun 1609 die katholische Liga unter dem Oberbefehl des Herzogs Maxi- milian von Bayern entgegcustellte, so daß sich also die beiden Linien des Hauses Wittelsbach, die ältere von Kurpfalz und die jüngere von Bayern, als Führer der beiden Religionsparteien gegenüberstanden. Beide Bündnisse traten zuerst im Jülichischeu Erbschasts- streit gegen einander ans. Es war nämlich in diesem Jahre der Herzog Johann Wilhelm von Jülich, Cleve und Berg kinderlos gestorben und viele deutsche Fürsten machten Ansprüche aus die Erbschaft. Da vorauszusehen war, daß der Streit auf dem Rechts- wege kein Ende nehmen werde, setzten sich zwei von jenen Erbpräten- denten , der Kurfürst Johann Sigmund von Brandenburg und Pfalzgraf Wolfgang von Psalz-Neuburg, rasch in den gemeinschaftlichen Besitz des Landes. Hieraus griff der Kaiser für Oesterreich ein und ließ die Stadt Jülich einnehmen. Da schloß die Union auf Betrieb des Kurfürsten von der Pfalz, der keinen Habsburger am Niederrhein sich fcstsetzen lassen wollte, undeutscher Weise ein Bündniß mit Frankreich, dessen Könige Heinrch Iv diese Gelegenheit willkommen war, um wo möglich Oesterreichs Macht in Europa zu brechen und Deutschland eine andere Gestalt zu geben. Mit solcher Hülfe nun brandschatzte die Union die geistlichen Stifter in Franken und am Rhein und be- lagerte Jülich. Nun forderte der Kaiser die Liga auf, ihn zu unterstützen; ehe diese aber herbeikam, vertrieben die „possedirenden Fürsten" die Kaiserlichen aus Jülich. Mit der Ermordung Heinrich's Iv in Frankreich aber, und mit dem bald daraus erfolgten Tode Friedrichs Iv vou der Pfalz ließ die Gereiztheit zwischen den Unirten und den Ligisten für diesmal nach und im October 1610 schloß die Union mit der Liga Frieden. Brandenburg und N e u b u r g wollten sich nachher durch eine Hctrath des jungen Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neu bürg mit der Tochter des Kurfürsten Johann Sigmund von Brandenburg vergleichen; weil