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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 135

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
135 Bischof nicht bezahlte, da ließ der Kurfürst Wurzen mit 400 Mann besetzen. Herzog Moritz, ohne dessen Zustim- mung es geschehen war, zog sogleich ein Heer zusammen, eben so der Kurfürst, und schon wollten beide den Kampf beginnen, als der Landgraf Philipp herbeieilte und am loten April 1542 die feindlichen Vettern mit einander ver- glich. Dieser unblutige Feldzug wurde, weil er gerade zur Osterzeit vorfiel, der Fladenkrieg genannt. Von weit größerer Bedeutung war ein Streit mit dem Herzog Heinrich, dem Jüngeren, von Braun- schweig, der ein heftiger Feind der Protestanten und des schmalkald isch e n Bundes war. Ganz besonders erbit- tert zeigte er sich gegen den Kurfürsten von Sachsen, den er sogar verleumdete, daß er chm nach dem Leben gestan- den habe. Dagegen hat Herzog Heinrich sich von dem Verdacht, daß er Mordbrenner nach Sachsen und Hes- sen gesandt habe, nicht gereinigt. Der Haß beider Für- sten Hegen einander war so groß, daß sie durch gedruckte Schriften einander angriffen, worin sie sich gegenseitig mit den allernicdrigsten Schimpfworten belegten. Doch blieb cs nicht bei den Schmähungen, sondern es kam auch zu Thätlichkeiten. Der Kurfürst von S a ch se n und der Land- graf von Hessen überfielen im Juli 1542 Herzog Hein- richs Land mit 19,000 Mann, eroberten am I2ten Au- gust Wolfenbüttel und binnen Monatsfrist ckas ganze Land. Sie führten nun darin sogleich die Reformation ein und eine Kirchenordnung, und ließen sich durch keine Ermahnungen des Kammergcrichts und des römi- schen Königs daran hindern. Die Vermittelung des Her- zogs Ludwig von Baiern wiesen die Sieger zurück, und wollten das Land nur gegen Bezahlung von 1 Million Gulden den Kindern des Herzogs Heinrich zurückgeben. Die Eroberung dieses Landes erfolgte nicht etwa aus blo- ser Nachsucht des Kurfürsten, sondern war aus dem Grunde nöthig, weil die schmalkaldischen Bundesglieder einen so gefährlichen Feind nicht in ihrem Rücken dulden konn- ten. Da der Kaiser im Kriege mit Frankreich begriffen, König Ferdinand aber höchst unglücklich pegen die Tür- ken war, so mußte die katholische Partei die Eroberung geschehen lassen. Nunmehr wäre es aber an der Zeit ge-

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1. Neuere Geschichte - S. 47

1848 - Leipzig : Brandstetter
47 ein, besiegte den östreichischen Statthalter in offener Schlacht und nahm (im I. 1534) von seinem Erblande wieder Besitz. König Ferdinand wollte in der schwierigen Zeit die protestantischen Fürsten, die Ulrich's Sache zur ihrigen machen konnten, nicht reizen, und schloß noch in dem- selben Jahre den Vertrag zu Ca den in Böhmen, kraft dessen Her- zog Ulrich Würtemberg, jedoch als Afterlehn Oestreichs (so daß er unmittelbar von Oestreich abhing) besitzen sollte. Ulrich regierte von nun an weise und gerecht, und führte die Reformation in Würtemberg ein*). Eben so eigenmächtig, wie die Vertreibung des Herzoges Ulrich ge- wesen war, war auch die Vertreibung des Herzoges Heinrich von Braun- schweig im I. 1542. Dieser Fürst, ein höchst leidenschaftlicher Herr, ver- folgte mit einer außerordentlichen Erbitterung das Lutherthum und gab in seinem Lebenswandel aller Welt großes Aergerniß. Es kam zuerst zwischen ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich (der seinem Vater Johann deni Beständigen im I. 1532 nachgefolgt war) zu einem öffentlichen Schrift- wechsel, in welchem es nicht an Schmähungen fehlte. Als er unter Anderen an den Kurfürsten schrieb: „Luther gebrauche ihn nur zum Hanswurst," ergriff auch Luther die Feder und schrieb das bekannte Buch: „Wider Hans Worst," welches eben so heftig wie des Gegners Schriften ist und nur durch die Zeit entschuldigt werden kann, in der es geschrieben wurde. Weil nun Herzog Heinrich die freien Reichsstädte Goslar und Braun schweig dafür, daß sie dem Schmalkaldischen Bunde beigetreten waren, hart bedrängte, und weder auf die Abmahnungen des Kammerge- richtes, noch auf König Ferdinand hörte, fiel der Schmalkaldische Bund im I. 1542 mit 19,000 Mann in die Braunschweigischen Lande ein, jagte den Herzog in die Flucht und behielt sein Land trotz aller Abmahnung des Kammergerichtes in Besitz. Herzog Heinrich eroberte sich zwar drei Jahre darauf mit Soldaten, die er für König Franz I. geworben hatte, sein Land wieder, wurde aber von dem Landgrafen Philipp und dem Kurfürsten von Sachsen bei Nordheim umzingelt, und mußte sich, da er kein Treffen wagen wollte, gefangen geben, worauf ihn der Landgraf auf die Festung Ziegenhain unter strengen Gewahrsam setzte. Kaiser- Karl V. ließ dieß Alles geschehen, und verlangte blos, daß dem Herzoae eine ritterliche Haft gegeben würde. Während Kaiser Karl seine großen Pläne scheitern sah, drängte ihn der Past mit den deutschen Bischöfen und katholischen Reichsfürsten, der um sich greifenden Reformation ein Ziel zu setzen. Papst Clemens Vii. war gestorben (25. Septb. 1531) und diesem Paul Iii. gefolgt, — ein Kirchenfürst, der ganz wie seine Vorgänger der vielfach vom Kaiser ange- *) Lesenswerth ist Lichtenstein, Romantische Sage aus der würtembergischen Geschichte, von Hauff. Stuttgart !826. 3 Bde.

2. Deutschland - S. 135

1827 - Breslau Breslau : Graß
155 ten Mal in Welschland ein, ward aber wieder besiegt. Von der andern Seite bedrängten den Kaiser die Türken, und dieser Bedrangung ist es zuzuschreiben, daß der erste Speier- sche Reichstag 1526 so günstig für die Evangelischen aus- fiel, die in demselben Jahre zu Torgau ein Bündniß unter einander schlossen. Im Jahr 1529 ward zu Speier ein neuer Reichstag gehalten, der für die Anhänger Luthers so ungünstig ablief, daß sie gegen dessen Beschlüsse sich feierlich verwahrten (protestirten). Im Jahr 1530 wurde das Augsburgische Glaubensbekenntniß (Konfession) feierlich übergeben, und in dem Reichstagsbeschluß die evangelische Lehre als Ketzerei verworfen. Die Evangelischen schlossen 1531 den Schmalkaldischen Bund; 1532 kam der Nürn- berger Glaubensvergleich zu Stande; und da so die Deut- schen einig waren, mußten die Türken wieder abziehen. Im Jahr 1534 verschaffte der Landgraf Philipp von Hessen dem abgesetzten Herzog von Würtemberg durch eine schnelle Eroberung sein Land wieder, das der Kaiser besaß, und in demselben Jahre brachen die Unruhen der Wiedertäufer in Münster aus. In die Jahre 1542 bis 1645 fällt die Braunschweigische Fehde, und 1545 der Anfang der Kir- chenversammlung zu Trident, welche die Evangelischen nicht beschickten. Den 18ten Februar 1546 starb Luther, und bald darauf brach die Kriegsflamme aus. Der Herzog Moritz von Sachsen hatte sich leider mit dem Kaiser Karl verbunden, der die Reformation nicht begriff, und rückte in die Länder des Kurfürsten von Sachsen ein, während der- selbe in Süddeutschland bei einem Heer von 80,000 Mann war, das aus Sächsischen, Hessischen und den Truppen der Oberdeutschen Städte bestand. Der Kurfürst eilte sogleich zurück und eroberte seine Länder wieder; allein der Kaiser besiegte Süddeutschland, zog darauf nach Sachsen, schlug den Kurfürsten Johann Friedrich bei Mühlberg und nahm ihn gefangen. Er handelte hart gegen denselben, und erst

3. Das Mittelalter - S. 175

1877 - Leipzig : Brandstetter
175 kränkte er durch hochfahrenden Stolz. Einer der ausgezeichnetsten Männer jener Zeit war der sächsische Graf Otto von Nordheim, damals Herzog von Bayern. An diesem hätte Heinrich eine starke Stütze haben können; statt dessen entriß er ihm sein mütterliches Erbe, das Herzogthum Bayern, auf eine falsche Anklage hin, daß Graf Otto einen Edelmann habe dingen wollen, um den König Heinrich zu ermorden. Heinrich übertrug Bayern einem Italiener, Namens Welf. Aber Otto begab sich voll Rache zu dem Grafen Magnus von Sachsen und verband sich mit ihm gegen den König. Heinrich zog gegen sie, nahm Beide gefangen und ließ darauf im ganzen Sachsenlande, besonders am Harz, feste Bergschlösser erbauen. In diese legte er als Besatzung fränkische Soldaten, welche nun das Land durchstreiften, die Bewohner plünderten und sie im Namen des Königs zu harter Frohnarbeit zwangen. Da kamen die vornehmsten weltlichen und geistlichen Herren in Sachsen zusammen und rathschlagten mit einander, was zu thun sei. Einige waren der Meinung, man solle sogleich mit dem (Schwerte dreht schlagen: dem aber widersprachen Andere, die den Weg zur Güte versuchen wollten. So schickte man denn drei Abgeordnete an Heinrich, der eben in Goslar sein Hoflager hatte. Sie sprachen: „Adeligster König! Das Volk der Sachsen, welches keiner Nation an Muth und Treue nachsteht, bittet dich, die Rechte der Altvordern, die alte Freiheit des Landes, ihm wieder zu geben. Ausländer und Dürftige maßen sich mit Gewalt unsere Güter an und entziehen Eingebornen die Waldungen, Weiden und Heerden. Lässest du uns nach vaterländischer Sitte leben, so wird kein Volk in Deutschland und Frankreich treuer und ergebener gefunden werden." — Das war gut und vernünftig gesprochen, aber das gute Wort fand bei dem stolzen Heinrich keine gute Statt. Er fuhr die Gesandten rauh an und entließ sie, ohne ihre Bitten zu erhören. Da war die Geduld der Sachsen erschöpft; schnell brachten sie ein Heer von 60,000 Mann zusammen und zogen gen Goslar. Bestürzt floh Heinrich nach seiner geliebten Harzburg, einem festen Bergschlosse zwischen Jlsen-burg und Goslar. Aber das Sachsenheer umringte auch dieses Schloß und nur mit Mühe entkam Heinrich in einer dunkeln Nacht durch die Schluchten des Harzgebirges, nachdem er seine Schätze und Reichskleinodien in Säcken heimlich hatte fortbringen lassen. Drei Tage und drei Nächte irrte er umher, bevor er nach Hessen gelangte. Unterdessen machten sich die Sachsen über seine Bergschlösser her und zerstörten sie aus dem Grunde. Noch jetzt erblickt man auf vielen Bergen des Harzes die grauen Trümmer ans jener Zeit. Das Volk war so erbittert auf den Frankenkönig, daß es selbst die schöne Kirche in der Harzburg niederbrannte und die Leichen eines Bruders und eines Söhnchens des Kaisers aus ihren Grüften herauswarf. Dann wurde in einer großen Versammlung der König Heinrich für unwürdig erklärt, die Reichskrone zu tragen, und der Herzog Rudolph von Schwaben zum König von Deutschland ausgerufen. Voll inneren Grimmes zog Heinrich 1075 nach Worms, wo er sich

4. Neuere Geschichte - S. 56

1861 - Leipzig : Brandstetter
56 Afterlehn Oestreichs, so daß er unmittelbar von Oestreich abhing, besitzen sollte. Ulrich regierte von nun an mit weiserem und gerechterem Sinne, und führte die Reformation in Würtemberg ein. Eben so eigenmächtig, wie die Vertreibung und Einsetzung des Herzogs Ulrich gewesen, war die Vertreibung Herzogs Heinrich von Braun- schweig im Jahre 1542. Dieser Fürst, ein leidenschaftlicher Mann, ver- folgte mit hartnäckiger Erbitterung das Lutherthum und gab nicht minder durch seinen Lebenswandel der Welt großes Aergerniß. Zuerst kam es zwischen ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich, der seinem Vater Johann dem Beständigen im Jahre 1532 nachgesolgt war, zu einem öffent- lichen Schriftwechsel, in welchem es nicht an Schmähungen fehlte. Als er unter Anderem an den Kurfürsten schrieb: „Luther gebrauche ihn nur zum Hanswurst", ergriff auch Luther die Feder und schrieb das bekannte Buch: „Wider Hans Worst", welches, eben so heftig wie des Gegners Schriften, nur durch die aufgeregte Zeit erklärt und entschuldigt werden kann, in der es geschrieben wurde. Da nun Herzog Heinrich die freien Reichsstädte Goslar und Braunschweig dafür, daß sie dem Schmal- kaldischen Bunde beigetreten waren, hart bedrängte und weder auf die Ab- mahnungen des Kammergerichtes, noch auf König Ferdinand hörte, fiel der Schmalkaldische Bund im Jahre 1542 mit 19,000 Mann in die Braunschweigischen Lande ein, jagte den Herzog in die Flucht und behielt sein Land trotz der Abmahnung des Kammergerichts in Besitz. Herzog Heinrich eroberte es sich zwar drei Jahre darauf mit Soldaten, die er für König Franz I. geworben hatte, zurück, wurde aber von dem Land- grafen Philipp und dem Kurfürsten von Sachsen bei Nordheim umzingelt, und mußte sich, da er kein Treffen wagen wollte, gefangen ge- den, worauf ihn der Landgraf auf die Festung Ziegenhain unter strengen Gewahrsam setzte. Kaiser Karl V. war genöthigt, dies Alles geschehen zu lassen. Wie viel solche Nachgiebigkeit seinem stolzen Herrschersinn kosten mochte, das wußte Niemand. Er verlangte blos, daß dem Herzoge ritter- liche Haft gegeben würde. Während Karl seine politischen Pläne mehr und mehr scheitern sah, lag ihm der Papst mit den deutschen Bischöfen und katholischen Reichs- fürsten hart an, der um sich greifenden Reformation ein endliches, festes Ziel zu setzen. Clemens Vii. war gestorben (25. September 1534) und Paul Iii. war ihm in der päpstlichen Würde gefolgt — ein Kirchen- sürst, der ganz wie seine Vorgänger der vielfach vom Kaiser angeregten Forderung, ein Koncil zu veranstalten, ausznweichen wußte, von glühendem Hasse gegen die evangelische Lehre und deren Bekenner erfüllt war und jede friedliche Ausgleichung der streitigen Religionssache zu verhindern suchte. Um sich den Schein zu geben, als ob es ihm mit der Koncilien- sache Ernst sei, sandte er seinen Legaten Vergerius nach Deutsch- land, welcher die Verhandlungen über das Koncil in solcher Weise be- treiben sollte, daß die Versammlung in einer deutschen Stadt umgangen

5. Theil 3 - S. 50

1875 - Leipzig : Brandstetter
50 Podagra wirkte für Buße und Besserung mehr als der neue Hofprediger. Es sah fromm bei Hofe aus. Wer Hoflivree trug, hatte auf dem Aer-ntel mit den Anfangsbuchstaben eingenäht: „Gottes Wort bleibt ewig." Aber gegen das Trinken und Zuschlagen mußten die Edikte immer erneuert werden." Im Jahr 1542 erfolgte die Vertreibung des Herzogs Heinrich von Braunschweig. Er war ein heftiger Mann, der mit hartnäckiger Erbitterung den evangelischen Glauben verfolgte und nebenbei nicht minder durch seinen Lebenswandel der Welt großes Aergerniß gab. Erst kam es zwischen ihm und dem Kurfürsten Johann Friedrich, der seinem Vater Johann dem Beständigen im Jahre 1532 nachgefolgt war, zu einem öffentlichen Schriftwechsel, in welchem es nicht an Schmähungen fehlte. Als er an den Kurfürsten schrieb: „Luther gebrauche ihn nur zum Hanswurst," ergriff auch Luther die Feder und schrieb das bekannte Buch: „Wider Hans Worst," welches sich eben nicht durch große Feinheit auszeichnet. Da nun Herzog Heinrich die freien Reichsstädte Goslar und Braunschweig dafür, daß sie dem Schmalkaldischen Bunde beigetreten waren, hart bedrängte und weder auf die Abmahnungen des Kammergerichts, noch auf König Ferdinand hörte, fiel der Schmalkaldische Bund im Jahre 1542 mit 19,000 Mann in die Braunschweigischen Lande ein, jagte den Herzog in die Flucht und behielt sein Land trotz der Abmahnung des Kammergerichts in Besitz Herzog Heinrich eroberte es sich zwar drei Jahre darauf mit Soldaten, die er für König Franz I. geworben hatte, zurück, wurde aber von dem Landgrafen Philipp und dem Kurfürsten von Sachsen bei Nordheim umzingelt, und mußte sich, da er kein Treffen wagen wollte, gefangen geben, worauf ihn der Landgraf auf die Festung Ziegenhain unter strengen Gewahrsam setzte. Kaiser Karl V. war genöthigt , dies Alles geschehen zu lassen. Er verlangte blos, daß dem Herzoge ritterliche Haft gegeben würde. Während Karl seine politischen Pläne mehr und mehr scheitern sah, lag ihm der Pabst mit den deutschen Bischöfen und katholischen Reichsfürsten hart an, der um sich greifenden Reformation ein endliches, festes Ziel zu setzen. Clemens Vii. war gestorben (25. September 1534) und Paul Iii. war ihm in der päbstlichen Würde gefolgt — ein Kirchensürst, der ganz wie seine Vorgänger der vielfach vom Kaiser angeregten Forderung, ein Koncil zu veranstalten, auszuweichen wußte, und, vom Hasse gegen die evangelische Lehre und deren Bekenner erfüllt, jede friedliche Ausgleichung der streitigen Religionssache zu verhindern suchte. Um sich den Schein zu geben, als ob es ihm mit der Konciliensache Ernst sei, sandte er seinen Legaten Vergerius nach Deutschland, welcher die Verhandlungen über das Koncil in solcher Weise betreiben sollte daß die Versammlung in einer deutschen Stadt umgangen würde und der Pabst als Ankläger und Richter in eigener Sache auftreten dürfte.

6. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 38

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
38 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands re. Beispiele folgten in Norddeutschland die Bischöfe von Lübeck, Kamin und Schwerin (ein junger mecklenburgischer Prinz) und selbst der Erz- bischof von Mainz ließ die Reformation in Magdeburg und Halber- stadt gewähren, weil er sie nicht hindern konnte und dabei eine nicht unbedeutende Geldsumme herausschlug. Solche Triumphe in Deutschland und die Fortschritte der Reformation in andern Ländern vereitelten die Hoffnung des Kaisers, der immer noch an einem Vergleich zwischen den Theologen arbeitete; so veranlaßte er 1540 ein Religionsgespräch zu Worms, das 1541 zu Regensburg fortgesetzt wurde. Die Katholiken, der päpstliche Legat Kontarini und der Dompropst Ju- lius Pflug gaben so viel nach, daß sie mit Melanchthon in den vier wichtigsten Punkten übereinkamen, aber weder Luther, der den Kurfürsten von Sachsen auf seine Seite brachte, noch der Papst wollten von einer derartigen Ausgleichung, welche die Unterschiede nur verhüllte und jeden- falls nur zum Nachtheile der Katholiken ausgeschlagen wäre, etwas wissen, und so zerrann die ganze Sache wieder (Regensburger Interim). Als gleichzeitig das Bisthum Naumburg in Erledigung kam, wählte das Kapitel den Julius Pflug zum Bischöfe, der Kurfürst von Sachsen aber setzte den Lutheraner Amsdorf mit dem Gehalte eines Pfarrers zum Bischöfe ein, den Luther ordiniert hatte (Januar 1542). Zu gleicher Zeit war der Herzog Heinrich von Braunschweig- Wolfenbüttel mit den schmalkaldischen Fürsten in einen heftigen Streit gerathen, in dem sie in einer Weise gegen einander schrieben, welche am besten bezeugt, wie entartet die fürstlichen Sitten in jener Zeit waren, darum mögen die Titel der Gegenschriften hier einen Platz fin- den. Der des kursächsischen Libells lautet: „Wahrhaftige, beständige, ergründete, christliche und aufrichtige Verantwortung wider den verstock- ten , gottlosen, vermaledeiten, verfluchten Ehrenschänder, bösthätigen Barrabas, auch h... .süchtigen Holofernes, der sich Heinrich von Braun- schweig nennt, und sein unverschämt kalphurnisch Schand- und Lügen- buch." Heinrichs (des jüngern) Antwort: „Erhebliche, gründliche, wahr- haftige, göttliche und christliche Quadruplik wider des gottlosen, ver- ruchten, verstockten und abtrünnigen Kirchenräubers, vermaledeiten und boshaften Antiochi, Novatiani, Severiani und H. ...wirths von Sachsen, der sich Hansen Friedrich von Sachsen nennt, erdicht, erlogen und un- verschämt Lügenbuch." Auch Luther gab seinen Senf dazu in seiner Schrift „wider Hans Wurst", in welcher er dem Braunschweiger sagt: „Ihr seid beide, Vater (darunter ist der Teufel zu verstehen) und Sohn, die rechten Hans Wurst, Tölpel, Knebel und Rülze, verzweifelte, ehr- lose, verlogene Bösewichter." In dem Kriege (1542), der aus dieser Feindschaft erwuchs, wurde Heinrich geschlagen, bei einem zweiten Ver- suche (1545) gefangen und Braunschweig-Wolfenbüttel reformiert.

7. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 364

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
*** >3 364 fx warf und leicht Zwiespalt unter den Bund selbst bringen lonnte — Landgraf Philipps Doppelehe, indem er außer seiner Gemahlin Christine von Sachsen'sich (4. März 1540) das schöne 17jährige Fräulein Margaretha von der Saal förmlich, aber zur linken Hand, hatte antraueu lassen. Zu gewissenhaft für ein bloscs Con- cubinat oder andere Lüderlichkcit, glaubte er durch den Drang seiner Natur sich zu diesem Schritt genöthigt und diesen durch ein Gutachten seiner Theologen und selbst durch Luthers bedingte Zustimmung entschuldigt. Denn Luther meinte, daß dieser Schritt, wenn er ja geschehen solle, „und der Landgraf die Metze nickt als eine Hure von sich thun könne," nur des öffentlichen Acrgcrnisses wegen mit höch- ster Geheimhaltung geschehen könne, aber tobte nicht wenig, als diese wie ein Beichtrath gegebene Antwort und die Sache selbst durch die Schwatzhaftigkeit von Margarethens Mutter bekannt geworden war. Philipp mußte von allen Seiten die stärksten Vorwürfe hören, und cs fehlte wenig, daß seine Bundesfreunde mit ihm gebrochen hätten. Aber sic konnten selbst seine Hülse nickt entbehren. — Fast um dieselbe Zeit führte Johann Friedrich im Stift Naumburg die Reformation ein, verdrängte den dort neu gewählten Bischof von Pflug, setzte in Nicolaus von Amsdorf einen protestantischen Bischof ein und sccularisirte das Stift zum Schrecken aller Römischen und mit Verachtung aller Abmahnungen des Kaisers (1541). Doch konnte dieser eben auch nicht mehr thun als abmahncn. Denn aller Widerreden ungeachtet unternahm er noch im Octobcr 1541 einen Seczug gegen Hassan Aga, der als Statthalter Barbarossa's von seinem Raubstaat Algier aus Spaniens und Italiens Küsten fürchterlich heinisuchte. Aber Regengüsse, Stürme, Hunger, Seuchen und Feinde vereitelten die ganze Unternehmung so, daß Karl nach ungeheurem Verluste Ende November 1541 schon wieder in Spanien war. Eben so wenig war unter Joachiins Ii. von Brandenburg Anführung 1542 gegen die Türken, welche sich nach Zapolya's Tode Ungarns bemächtigt hatten und Oesterreich bedrohten, etwas ausgerichtet worden. Dagegen brach, angeblich wegen Ermordung seiner Gesandten nach Conftantinopel, 1542 auch Franz von Frankreich wieder los, nahm Barbarossa mit 100 Schiffen als Freund in Marseille und Nizza auf, ließ ihn mit einem französischen Gesandten an Bord 5000 christliche Gefangene (worunter 200 schöne Nonnen für Solimans Harem) an den italienischen Küsten machen. So war der Stand der Dinge, als 1542 auch in Deutschland eine darum sehr bedenkliche Fehde ausbrach, weil leicht die beiden ganzen Parteien, die schmalkal- dische und römische, hinein verwickelt werden konnten: denn wenn auch ein kurzer Feldzug (Ostern 1542, davon der Fladcnkricg) des jungen albertinischen Herzogs Moriz von Sachsen, der 1541 seinem Vater Heinrich gefolgt, aber nickt dem schmalkaldischen Bunde bet getreten war , gegen den Kurfürst über dessen einseitige Besteuerung der Stiftsstadt Wurzen ohne Blutvergießen durch Philipps von Hessen Vermittlung beendigt worden war '*): so brach doch noch im Sommer 1542 der lang erwartete Krieg der schinalkaldischen Bundeshäupter gegen den wilden Herzog Heinrich von Braunschwcig aus. Dieser früher an der Spitze des heiligen Bundes stehende Todfeind der Reformation haßte den schmalkaldischen Bund auch darum, weil dieser ihm in seinen Planen auf die Bundesstädte Braunschweig und Goslar im Wege stand. Er sollte sogar Mordbrenner in seine Länder geschickt haben, und aufgefangcne Briefe ließen keinen Zweifel, daß er das Schlimmste im *) Luther meinte über diese Fehde: bei vernünftigen Leuten würde man cd ansehen, als wenn zwei volle Baner» sich in der Schenke um ein zerbrechen Glas, oder zwei Narren um ein Stück Breds schlügen.

8. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 377

1806 - Altona : Hammerich
377 39* Heinrich I. und Otto I. §)ie Nachfolger Karls des Großen hatten weder den Much noch die Geistesgröße ihres Ahnherrn, sein weit- läufiges Reich in Ordnung zu erhalten. Da nun über- dies das Erbrecht der Erstgeburt noch nicht eingeführt war; so entstanden bald blutige Fehden unter den Söh- nen der fränkischen Könige, und Deutschland trenn- te sich als eigener Staat von Karls großem Reiche. —- Doch war auch hier nicht Ruhe. Die mächtigen Her- zoge wollten nicht gehorchen und bekriegten sich unaufhör- lich unter einander; und zwei Feinde hatte Karl noch nicht ganz besiegt, die unter schwächeren Regenten küh- nere Einfälle und Räubereien im deutschen Gebiete wag- ten : dies waren die Hunnen, auch genannt A v a r e n oder mit dem neuern Namen Ungarn; und die W e n- d e n und Slaven jenseit der Oder in Pommern, Preus- sen und Polen. — Dieses so von innern und äußern Feinden erschütterte Reich regierte ums Jahr 900 ein Kind, Ludwig. Er starb 911 achtzehn Jahre alt; und Deutschland wäre jetzt-wahrscheinlich in lauter klei- ne Staaten zerfallen, hatten sich nicht die Franken und Sachsen aus Furcht vor den Ungarn und Wenden mit einander vereiniget, und einen König als Oberhaupt oes Reiches gewählt. Sie wählten den alten Herzog der Sachsen Otto. Er aber lehnte die angetragene Wür- de seines Alters wegen ab, und empfahl den Herzog der Franken Konrad. Dieser war ein guter Mann, besaß aber nicht die Geisteskraft ein so zerrüttetes Reich zusammenzufassen. Besonders meinte er, von dem wächligen Herzoge der Sachsen Alles fürchten zu dür- fen. Als daher sein Gönner Otto starb, wollte er dem Sohne

9. Bd. 3 - S. 47

1879 - Calw [u.a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
§ 8. Schmalkalden. Suleiman. Münster. 47 spuk, den die Papisten auch der Reformation zur Last legten, schadete jedoch derselben nur bei Wenigen; doch ward sie dadurch aus Münster verdrängt. Sonst schritt sie eben jetzt gewaltig vorwärts. Noch 1535 starb der Kursürst Joachim I. von Brandenburg, ein solcher Feind der evangelischen Sache, daß seine ihr hold gewordene Frau Elisabeth nur durch die Flucht seinem tödtlichen Zorne hatte entrinnen können. Sein Sohn Joachim Ii. trat 1530 mit seinem zujauchzenden Volk zur erneuerten Kirche über. Ebenso dessen Schwester, die 1540 in Brannschweig-Calenberg resormirte. a. 1539 gieng der alte Lutherfeind, Herzog Georg von Sachsen den Weg alles Fleisches; seine Söhne noch vor ihm. Sein Bruder Heinrich ließ sogleich den evangelischen Gottesdienst im Herzogthum einrichten, wofür seine Unterthanen Gott auf den Knieen dankten. Bald darnach, 1542, wurde Braunschweig-Wol-fenbüttel damit beglückt. Sein Herzog Heinrich, ein ganz dammloser Mensch, der Lutheru, die Fürsten von Sachsen und Hessen und alle Welt beschimpfte, auch gern noch Faustrecht übte, hatte die Stadt Goslar überfallen, welche zum Schmalkaldischen Bunde hielt. Ihr leistete der Landgraf mit Bundestruppen Hilfe, verjagte den Herzog und bemächtigte sich seines ganzen Gebietes, in welchem nach dem sehnlichen Verlangen der Bevölkerung alsbald die Reformation eingeführt ward. Auch ein geistliches Kursürsteuthum wäre 1543 beinahe evangelisch geworden. Der alte Erzbischos Hermann von Köln, früher ein Ketzerverbrenner (S. 32), wollte aus Herzensglauben sein Land reformiren und seine weltlichen Stände pflichteten gänzlich bei. Melanchthon half ihm dazu. Allein sein Domkapitel widersetzte sich samt der Universität mit aller Macht, und im schmalkaldischen Krieg (§ 10) wurde er abgesetzt. Er zog sich aus seine Familiengüter in Wied zurück, wo er 1552 treugläubig im Frieden starb.

10. Die deutsche Geschichte - S. 88

1855 - Essen : Bädeker
T — 88 — Nestor, 1499—1535, ein Fürst von strenger Gerechtigkeit und aus- gezeichneter Geistesbildung, der Stifter des Kammergerichts und der Universität Frankfurt (15063, war einer der bittersten Feinde der Reformation, verbot Luthers Schriften und die Trennung vom römischen Glauben. Aber die reformatorischen Grundsätze drangen mit Macht ein, gefördert von dem Bischof zu Brandenburg, und er verfuhr ganz im hohenzollernschen Geiste, denn während alle katholischen Re- gierungen für die Ketzer Scheiterhaufen lodern ließen, hat er Keinen wegen seines Glaubens gekränkt. Nur daß in seinem eigenen Hause Luthers Lehre Eingang gefunden, daß seine eigene Gemahlin seine Kinder darin erziehen ließ, erfüllte ihn so mit Zorn, daß die Kurfürstin es für rath- sam hielt, zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten von Sachsen, nach Witten- berg zu entweichen, und nun wollte er lieber sterben und verderben, als in den nürnberger Religionsfrieden willigen. Sein Sohn Joachim Ii. Hektor, 1535—71, obgleich ein Zögling des Erzbischofs Albrecht von Mainz, seines Oheims, war dagegen ein ebenso warmer Freund der Reformation, und vier Jahre nach seinem Regierungsantritt 1539 feierte er zu Spandau das h. Abendmahl unter beiden Ge- stalten. Damit betrat er die Bahn, auf der sein Haus zur zweiten Hauptmacht Deutschlands emporsteigen sollte, und zwar mit dem milden Geiste, der die Hohenzollern vor allen Fürstengeschlechtern ausgezeichnet. Keiner wurde zu dem Glauben des Fürsten gezwungen, keine geistliche Stiftung mit Gewalt aufgehoben rc., aber es dauerte nicht lange, so war das ganze Land lutherisch, und die Klöster und Bischofssitze , wurden leer. Ein Consistorium wurde eingesetzt, eine Kirchenvisitation angeordnet, eine allgemeine Kirchenordnung vorgeschrieben. Und noch einen zweiten und dritten wichtigen Schritt zur künftigen Größe seines Hauses that Joachim, indem er (1537) mit dem Herzog von Liegnitz, Brieg und Wohlau einen Erbvertrag abschloß, und (1569) vom Herzog Albrecht und dem Könige von Polen die Mitbelehnung über Preußen für Brandenburg erwarb. §. 113. Der schmalkaldische Krieg. Die Stellung der Leiden Religionsparteien wurde indeß täglich schroffer; sie thaten sich einander Schaden, wie sie konnten. Der schmal- kaldische Bund vertrieb den Herzog Heinrich von Braunschweig- Wolfenbüttel, einen eifrigen Verfolger des Lutherthums, weil er die Städte Goslar und Vraunschweig, Bundesglieder, hart mitnahm, lind auch des Kaisers Abmahnungen nicht achtete, von Land und Leuten, und richtete den lutherischen Gottesdienst ein (1542); und als das Kammer- gericht mit der Acht drohte, kündigte er ihm den Gehorsam auf. Da- gegen zwang der Kaiser den Herzog Wilhelm von Cleve, der in seinem Lande die Reformation sehr begünstigte, daß er gelobte, nie vom katholischen Glauben abzuweichen (1543), und der Kurfürst von Köln, Graf Hermann zu Wied, der in seinem Erzbisthume die Reformation einzuführen im Begriffe stand, wurde seiner Würde entsetzt. Hätte der Kaiser nicht mit den Seeräubern in Tunis und Algier, mit

11. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 118

1854 - Leipzig : Hirschfeld
118 Johann Friedrich der Großmüthige. war, zu sacularisiren ld. i. in ein weltliches Besitzthum zu verwandeln), indem er sich damit zu rechtfertigen gedachte, daß die Unterthanen die- ses Stifts ohnehin meist protestantisch seien und die noch vorhandenen Domherren reichlich entschädigt werden sollten. Statt des vom wider- strebenden Domcapitel ohne Wissen des Kurfürsten schnell gewählten Bischofs Julius vonpflugk setzte derselbe Nikolaus von Ams- dorf aus Magdeburg zum protestantischen Bischof ein und gab dem Stifte einen weltlichen Administrator, worauf die Reformation in dem- selben vollends durchgeführt wurde. Im nächsten Jahre 1542 gcrieth der Kurfürst Johann Fried- rich mit seinem Vetter, dem Herzog Moritz*), in Unfrieden. Dieser, obschon Protestant, war vom schmalkaldischen Bunde, dessen Mitglied sein Vater gewesen war, abgetreten und griff, als der Kurfürst Johann Friedrich ohne sein Vorwissen in der ihnen gemeinschaftlichen Stadt Wurzen eine von den deutschen Ständen auf dein regcnsburger Reichstage bewilligte Türkensteuer ausgeschrieben und, da der meißner Bischof, unter dessen Sprengel Wurzen gehörte, nicht gehorchen wollte, die Stadt Wurzen mit 400 Mann Cavallerie besetzt hatte, zum Schwert gegen den Kurfürsten. Moritz hatte, als er noch Prinz war, sich eine Zeit lang zu Wittenberg am Hofe seines Oheims, des Kurfürsten Johann Friedrich, aufgehalten und war dort für Luther's Lehre gewonnen worden. Doch hatte dieser Aufenthalt, statt ein künftiges freundschaftliches Verhältniß vorzubereiten, das Gegentheil bewirkt. Auf irgend eine Weise vom Kurfürsten beleidigt, hatte Moritz dessen Hof schnell verlassen, und als er jetzt Landesherr war, sprach sich die gereizte Stimmung dieser erlauchten Vettern gegen einander auf den eben gedachten Wurzener Anlaß so lebhaft aus, daß Beide statt einer- ruhigen Erörterung des streitigen Rechtes stracks zum Schwerte griffen. Herzog Moritz, voll ritterlichen Muthes, sammelte bedeutende Trup- penmassen bei Oschatz, der Kurfürst lagerte mit den Scinigen bei Grimma. Da jedoch Moritzens Schwiegervater, der Landgraf Phi- lipp von Hessen, zwischen die Gereizten trat und Frieden stiftete, so kam es für dieß Mal nicht zum Kampfe. Weil die beiden Heere um Ostern 1542 entlassen wurden, so daß sie daheim noch friedlich ihre „Osterfladen" verzehren konnten, so hat diese unblutige Fehde den Namen „Fladenkri eg"**) erhalten. Noch in demselben Jahre 1542 gewann die Abneigung der pro- testantischen und katholischen Partei gegen einander einen Ausbruch in der Bekriegung des wilden Herzogs Heinrich v o n Braunschweig- Wolfenbüttel. Dieser erbitterte Feind des schmalkaldischen Bundes hatte, seit er Mitglied des heiligen Bundes war, die benachbarten *) Als Herzog Georg der Bärtige gestorben (1539), war diesem sein Bru- der Heinrich der Fromme in der Regierung gefolgt, aber auch bereits 1541 mit Tode abgegangcn, worauf des Letzteren älterer Lohn Moritz die Regierung überkam. **) Nach Andern rührt jener Name daher, weil die Thaten beider Heere darin bestanden, daß sic, besonders in der Gegend von Wurzen und Oschatz, den Bauern die Osterfladen wcggegessen hatten.

12. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges - S. 43

1904 - Halle : Gesenius
— 43 — Herzoge der deutschen Länder. So ist es damals zuerst geschehen und oft dann in der Folge; es war ein Zeichen, daß die Herzoge der einzelnen Länder den König, der über das ganze Volk gesetzt war, als ihren Herrn erkannten, daß sie nichts anderes sein sollten und wollten als die ersten seines Gefolges. So leistete der Lothringerherzog, in dessen Gebiet Aachen lag, die Dienste des Kämmerers und ordnete die ganze Feier, sorgte der Frankenherzog als Truchseß für die Tafel, stand der Schwaben herzog als oberster Mundschenk den Schenken vor und nahm der Bayernherzog für die Ritter und ihre Pferde als Marschall Bedacht. Als die Festlichkeiten beendet waren, lohnte Otto einem jeden der Großen mit reichen Geschenken, und froh kehrten alle in die Heimat zurück. Ein solches Fest hatten die deutschen Völker nie bisher gesehen, und nie ist eine Krönungsfeier von gleicher Bedeutung wieder begangen worden. Und doch war dem neuen Könige kein ruhiger Regierungsanfang be-schieden. Er trat im Gegensatze zu seinem Vater herrisch auf und verdarb es darum bald mit manchem von denen, die ihn erhoben hatten. Auch den alten Herzog Eberhard von Franken hatte er gegen sich. Mehrmals empörte sich dieser; er verband sich mit dem Lothringerherzog und dem jüngeren Bruder des Königs, Heinrich, um Otto vom Throne zu stoßen. Aber Otto wurde der großen Fürstenverschwörung Meister. Die beiden Herzoge kamen um; Heinrich demütigte sich und erhielt Verzeihung. Dafür blieb er nun zeitlebens dem Bruder treu. Nachdem die widerspenstigen Herzoge beseitigt waren, zog Otto die Herzogtümer als erledigte Reichslehne ein und vergab sie nachher an seine Verwandten. Schwaben kam an seinen Sohn Liudolf, Bayern an seinen Bruder Heinrich, Lothringen an seinen Schwiegersohn Konrad. So glaubte er sich gesichert zu haben. n. Otto, König von Italien und römischer Koiser. Ottos Macht sollte bald einen bedeutenden Zuwachs erhalten. Nach dem Aussterben der Kärlinger in Italien war das Königreich Italien an einheimische, langobardische oder, wie man jetzt sagte, lombardische Fürsten gekommen, von denen einer den andern verdrängte. Nunmehr herrschte dort König Berengar, der die junge Witwe seines Vorgängers, Adelheid, mit seinem Sohne wieder verheiraten wollte. Adelheid aber mochte diesen nicht, weil er ein roher Mensch war. Da ließ Berengar sie ins Gefängnis werfen. Sie entkam jedoch aus diesem und rief Otto um Hilfe an. König Otto zog mit einem Heere über die Alpen, schlug, unterstützt von seinem Bruder Heinrich von Bayern, den Berengar und befreite so die Königswitwe von diesem binnen kurzem. Beide gefielen einander, und da Otto auch Witwer war, so feierten sie bald ihre Vermählung, durch welche der König ein Anrecht auf Italien zu erhalten glaubte. Berengar blieb vorerst noch Herr im Lande. Die Neuvermählung seines Vaters war Liudolf nicht lieb; Konrad, der Lothringerherzog war mit Otto gleichfalls unzufrieden, und auch der Erzbischof von Mainz gesellte sich hinzu. Die drei zettelten eine zweite Fürstenverschwörung gegen König Otto an, die noch viel gefährlicher

13. Theil 3 - S. 36

1839 - Leipzig : Fleischer
36 fortgesetzt, und war selbst mehrmals an der spanischen Küste verhee- rend gelandet. Das verdiente eine ernste Züchtigung. Zwar rieth der alte erfahrene Andreas Doria, der die Flotte befehligen sollte, Auf- schub bis zum Frühjahre, weil schon die Zeit der Herbststürme da jey; aber Karl war zu ungeduldig. Er selbst begleitete die Fahrt. Das Heer wurde glücklich gelandet, und Algier berannt. Aber noch ehe die Zelte und Vorräthe ausgeschifft werden konnten, brach ein furcht- bares Wetter los. Zugleich sielen die Feinde aus der Stadt aus, und richteten unter den durchnäßten und vor Hunger ermatteten Kaiserli- chen eine große Niederlage an, während auch die auf offner See trei- bende Flotte furchtbar zugerichtet wurde. An Eroberung der Stadt war nun nicht mehr zu denken; es kam nur darauf an, einen erträg- lichen Rückzug zu machen. Die Schiffe waren angewiesen worden, beim Vorgebirge Metafuz vor Anker zu gehen; dorthin zog sich nun das geschwächte Heer, stets vom Feinde bedrängt, und mit allen Ent- behrungen kämpfend, zurück. Am vierten Tage erreichte man die Flotte, und schiffte sich eilends ein; mißmüthig kehrte Karl nach Ita- lien zurück. König Franz hatte indessen Karls Unternehmung gegen Algier benutzt, einen vierten Krieg (1542 — 44) mit ihm anzufangen. Unter einem wichtigen Vorwände sing er die Feindseligkeiten an. Er verband sich wieder mit dem Sultan Soliman, während Karl den König von England Heinrich 8. zu einem Bündnisse vermochte. Ob- gleich Franz mit 5 Heeren zugleich aufgetreten war, so sah er doch bald zu seinem Schrecken, daß sich das Glück gegen ihn wandte. Heinrich 8. war an der nördlichen Küste Frankreichs gelandet, und Karl drang von Deutschland aus in Frankreich ein, nahm mehrere Städte weg, und stand nur noch zwei Tagemärsche von Paris ent- fernt. Da hielt es Franz für gerathen, Friedensanträge zu machen, die der Kaiser auch gern annahm, weil die Engländer den Krieg nur lau führten, die Türken in Ungarn Fortschritte machten, und sein Heer in Frankreich Hungersnot!) litt. Ueber die Bedingungen verei- nigte man sich schnell, und der Frieden in Crespy 1544 machte den Feindseligkeiten ein Ende. Dies war der letzte Krieg, den beide feindliche Schwäger mit einander führten; denn Franz 1. starb bald darauf, 1547. Indessen hatte die Reformation m Deutschland große Fortschritte gemacht. Es traten nicht nur mehrere Fürsten und Städte, z. B. der Herzog Ulrich von Würtemberg, der Herzog Heinrich von Sach- sen (Georgs Bruder), der Herzog Barnim von Pommern, der König von Dänemark, die Grafen von Nassau und Schwarzburg, die Städte Augsburg, Braunschweig, Frankfurt am Mayn, Hamburg und andere, etwas später auch der Kurfürst Joachim 2. von Brandenburg zur

14. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 27

1900 - Karlsruhe : Lang
27 — winden. Heinrich war ein besonders mächtiger Fürst; ihm gehorchte das ganze norddeutsche Land zwischen dem Rhein und der Elbe. Da geschah es, daß König Konrad schwer krank wurde. Als er sah, daß sein Ende nahe war, ließ er seinen Brnder Eberhard zu sich kommen und sprach zu ihm: „Heinrich von Sachsen ist mein Feind; aber er ist der einzige Mann, der unser Deutschland groß und stark machen kann. Darnm bringe ihm die Krone und die Kleinode des Reiches. Er soll nach mir König sein in Deutschland, und die Herzöge und Fürsten sollen ihm gehorchen." Eberhard that, was der König ihm befohlen hatte. Erriet den Fürsten und Herren, daß sie den tapfern Sachsen-herzog zum Könige wühlen sollten. In Fritzlar hielten die Fürsten eine Versammlung j ^ und wählten Heinrich von Sach-Ee sen zum deutschen Könige im Jahre 919?) 2. Wie König Heinrich Deutschland einig machte. Dem neuert Könige gehorchten im Ansang nur die Franken und die Sachsen. Der Alemaunenherzog Bnrkard unterwarf sich erst, als ihn Heinrich mit Krieg bedrohte. Arnulf, der Herzog von Bayern, wollte sich mit gewafsneter Hand widersetzen und sammelte ein großes Heer bei Regeusburg, das damals die Hauptstadt des Bayernlandes war. Als Heinrich heranrückte, zog Arnulf ihm entgegen, um eine Schlacht zu schlagen. Heinrich aber wollte nicht den Kampf, sondern den Frieden. Er schickte darum dem Arnulf die Botschaft, daß sie zusammenkommen und den Streit Aug' in Auge ausmachen wollten. Arnulf meinte, Heinrich wolle den Streit durch einen Zweikampf entscheiden. Daher begab er sich in voller Waffenrüstung an den bestimmten £)rt. Da sprach Heinrich zu ihm: „Warum widerstrebst Du Gottes Gebot? Sein Wille ist Heinrich I. ') Vergl. im Anhang das Gedicht: Heinrich der Vogelsteller.

15. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 137

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Neubegründung der deutschen Einheit. 137 rief ihn die Schar der Franken zum König aus, und die herbeigeeilten Sachsen stimmten mit ein. So hatte der Herzog den Morgen am Vogelherde einen guten Fang gemacht, und er hieß seitdem „Heinrich der Vogler I" — Aber auch Deutschland hatte einen guten Fang gemacht; ein geistlicher Schriftsteller sagt von ihm: „Er war ein Mann, wie ihn die ganze Welt bedurfte, der größte und beste unter den Königen." B. Neubegründung der deutschen Einheit. Aber das Werk, das seiner harrte, war schwer. Deutschland drohte in fünf Herzogtümer auseinanderzufallen, und Heinrich war nur von Franken und Sachsen gewählt, und die Süddeutschen, die Bayern, Schwaben und Lothringer, wollten nichts von ihm wissen. Heinrich schonte sie, soviel er konnte; er lehnte sogar aus Klugheit die Krönung durch den Erzbischof von Mainz ab, weil er dessen „nicht würdig" sei. Dann redete er den Herzögen gütlich zu, schlug auch einmal scharf darein, und so erreichte er, daß sie ihm wenigstens den Namen „König" gaben, wenn sie auch in ihren Ländern taten, was sie wollten. Damit mußte Heinrich zufrieden sein, denn ihn drängte die äußere Not. C. Kampf mit den äußeren Feinden. Die Ostgrenze des Reiches wurde im Norden von den Wenden, im Süden von den Ungarn bedroht. Letztere, die Nachfolger der Hunnen in den ungarischen Steppen, brachen auf ihren kleinen, flinken Pferden fast alljährlich in Deutschland ein, raubten und plünderten, was sie fanden, verwüsteten die Felder, zündeten die Häuser an — und verschwanden, ehe der deutsche „Heerbann" zusammen war. Auch jetzt drangen sie bis tief nach Sachsen hinein, da gelang es Heinrich, einen ihrer Führer gefangen zu nehmen, und — anstatt das hohe Lösegeld für ihn anzunehmen — gebrauchte er ihn als Unterhändler und schloß mit den Ungarn einen Vertrag, in dem diese versprachen, neun Jahre lang Sachsen und Thüringen zu verschonen, wenn Heinrich ihnen einen jährlichen Tribut bezahlte. Und so geschah es! Alljährlich holten sich die Ungarn bei ihm eine Summe Geldes, und dafür hatte er Ruhe. Die süddeutschen Herzöge mochten sich einstweilen selber helfen! Aber nicht aus Feigheit oder Trägheit hatte der König das getan, er brauchte nur Zeiti Zunächst rüstete er sein Land gegen künftige Einfälle der Feinde. Er ließ nämlich die vorhandenen Burgen befestigen und neue feste Burgen bauen. Kein freier Sachse aber zog gern hinter feste Mauern; da befahl der König, daß von je neun Männern durch das Los einer bestimmt würde, der in die „Stadt" ziehen mußte. Die andern acht sollten dafür sein Feld bestellen und ihm seine Ernte einfahren. Er aber sollte den andern acht für den Notfall Unterkunft in der Burg rüsten. Dazu ließ der König hier Scheunen bauen, in die mußte jeder Bauer ein Drittel feiner Ernte niederlegen, damit er in der Not zu essen hätte. Auch befahl Heinrich, daß alle Versammlungen, Gerichtstage und Feste in den Burgen gefeiert würden; so blühten allmählich Städte heran, und wenn der Feind kam, boten

16. Bd. 2 - S. 58

1854 - Leipzig : Engelmann
58 Das Zeitalter der Reformation. 1542. 1545. 1546. 1543. Jmmar 1541. halte eines Pfarrers als Bischof ein, und übertrug die weltliche Verwaltung einem sächsischen Beamten. §. 483. Jetzt hielt sich nur noch Herzog Heinrich von Braunschweig- Wolfenbüttel zur alten Kirche, weniger ausueberzeugung, als aus Haß gegen den Landgrafen von Hessen, seinen ehemaligen Jugendfreund. Heinrich war ein leidenschaftlicher, ruchloser und harter Mann, der die Städte Braunschweig und Goslar auf alle Weise drückte und die katholischen Fürsten fortwährend gegen die Glieder des schmalkaldischen Bundes aufreizte. Darüber kam es zuerst zu einem heftigen, alle Fürsten- und Menschenwürde verletzenden Schriftwechsel zwischen Heinrich und den beiden Bundeshauptleuten, denen sich auch Luther („wider Hans Worst") anschloß. Von Schmähungen ging man zu Waffen über. Säch- sische und hessische Truppen rückten vor Wolfenbüttel, nöthigten die Stadt zur Uebergabe und den Herzog zur Flucht und unterstützten die von Bugen h agen geleitete Reformation des Landes. Heinrichs Versuch, nach dem Abzug der Feinde sich wieder in den Besitz seines Landes zu setzen, endigte mit seiner Niederlage und Gefangennehmung durch den Landgrafen. — Auch im Süden und Westen des Reichs gewann die lutherische Lehre stets neue Bekenner. Die Herzoge von Bayern konnten nicht verhindern, daß die Reichsstadt Regensburg dem Bei- spiele von Augsburg folgte und daß ihr eigner Vetter Otto H einrich von der Oberpfalz (Neuburg, Sulzbach, Amberg) dem schmalkaldischen Bunde beitrat und durch den Prediger Osiander von Nürnberg den neuen Ritus in seinen Kirchen einführen ließ. In der Rheinpfalz wurde die unter dem Volke schon langst verbreitete evangelische Lehre durch den Kurfürsten Friedrich Ii. begründet, nachdem die in der heil. Geistkirche in Heidelberg zur Meffe versam- melte Gemeinde das Lied: „Es ist das Heil uns kommen her!" angestimmt. Am 3. Jan. 1546 wurde das Abendmahl zum erstenmal unter beider Gestalt ausgetheilt. Auch Baden-Durlach trat dem evangelischen Bekenntnisse bei. Am meisten erschrack die altkirchliche Partei über die Neuerungsversuche des Kur- fürsten von Köln, Hermann von Wied, der seinen Standen einen von Nutzer und Melanchthon bearbeiteten R e so rm a ti o n s e n tw u r f von etwas gemäßigter Form vorlegte. Bald reichten in Bonn, Andernach u. a. O. verheirathete Geistliche das Abendmahl in beider Gestalt, so sehr auch Universität, Kapitel und Magistrat von Köln gegen die Neuerung protestirten. Selbst unter dem östreichischen Adel zahlten die lutherischen Ansichten viele Anhänger. tz. 484. Religionsgespräch in Regensburg. Bei solcher Stimmung war der nochmalige Versuch einer Ausgleichung ganz natürlich. Auf dem Reichstag zu Regensburg wurde auf die Grundlage eines von dem Kanzler Granvella vorgelegten Vergleichs eine Besprechung zwischen Melanchthon, dem frommen und gemäßigten Legaten Contareni und einigen andern ähnlich gesinnten Männern (Jul. Pflug) angeordnet. Und wirklich kam man in den vier wichtigsten Artikeln des Glaubens einander näher als je, so daß die gemäßigten Ständeglieder auf eine Uebereinkunft drangen, bei der man das Verglichene zu Grunde legen, das Unverglichene einem Concil Vorbehalten sollte. Aber sowohl der Papst, der in seines Lega- ten Nachgiebigkeit einen Verrath argwöhnte, als Luther und der Kurfürst, die in dem ganzen Plan nur einen Fallstrick erblickten, hintertrieben die Ver- einigung. Nun gab Karl den Gedanken an eine friedliche Ausgleichung auf.

17. Braunschweigische Reformationsgeschichte - S. 8

1912 - Braunschweig : [Selbstverl. G. Zimmermann]
Das Land Braunschweig - Wolfenbüttel unter dem Regiment des Schmalkaldischen Bundes. Mit aller Macht hatte Herzog Heinrich der Jüngere das Reformationswerk in seinem Lande zu verhindern gewußt. Seine ablehnende, ja, feindliche Haltung gegen die „neue Lehre“ trat im Jahre 1538 offen zu Tage, als die Führer des Schmalkaldischen Bundes in Erkenntnis der von feiten der katholischen Fürsten drohenden Gefahr sich zu einem Fürstentage in Braunschweig versammelten. Glatt versagte er dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und dem Landgrafen Philipp von Hessen das freie Geleit durch seine Gebiete, ja, er begrüßte sogar den an der Festung Wolfenbüttel vorbeireitender! Landgrafen mit seinen Geschützen. Noch klarer zeigte sich seine feindselige Gesinnung gegen Ende des Jahres 1538. Sie kam dadurch aus Licht, daß der Landgraf von Hessen in der Nähe Kassels den Herzoglichen Sekretär aufgriff, der Briefe an den Kurfürsten von Mainz und den Vizekanzler ^eld, den Haupturheber der Hl. Ligue, bei sich führte. Diese wurden ihm abgenommen, geöffnet und enthielten arge Schmähungen gegen den Landgrafen Philipp faßte hierauf den Herzog Heinrich mit der Feder an. Ein Schriftwechsel zwischen beiden erwuchs aus diesem Funde, wie er wohl selten in der Geschichte wiederkehrt. Auch Luther griff tapfer in den Federkrieg mit ein durch seine Schrift „Wider Hans Worst", März 1541. Auf beiden Seiten war man aufs äußerste gereizt; es fehlte den schmalkaldischen Bnudes-fürstcn nur die passende Gelegenheit, um mit dem Herzoge abzurechnen. Die äußere Veranlassung zum Losschlagen wurde auch bald gegeben. Im Sommer 1542 bedrängte Herzog Heinrich die beiden zum Schmalkaldischen Bunde gehörenden Städte Braunschweig und Goslar sehr hart. Kaum hatten die Fürsten davon erfahren, als auch schon der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen mit ihrem 22 000 Mann starken Heere den Städten zu Hilfe kamen. Die Folge war, daß der von keinem Bundesgenossen seinerseits unterstützte Herzog mit seinen Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnns aus dem Lande fliehen mußte. Erging mit ihnen nach Landshut in Bayern. Die Häupter des schmalkaldischen Bundes nahmen das Land in Bundesbesitz, selbst die stark befestigte Residenz Wolfenbüttel mußte nach 10 tägigem, hartem Widerstande den vereinigten Angriffen des Kurfürsten, des Landgrafen und der Braunschweiger weichen. Dadurch war es möglich, für das ganze Land eine provisorische Bundesregierung einzusetzen, zu deren Mitgliedern zwei Statthalter und 6 Räte bestimmt wurden. Die Häupter selbst machten daun den Anfang zur Reformation des Landes. Die Durchführung des Reformationswerkes konnte am besten und leichtesten nur durch eine allgemeine Laudeskirchenvisitation ermöglicht werden. Deshalb entschloß man sich sofort dazu und wählte D. Johannes Bugenhagen, Anton Coroinus, General-superintendent in Pattensen, und Martin Görlitz, den 1. Stadtsuverintendent in Braunschweig, zu geistlichen Mitgliedern der Visitationskommissiou, zu weltlichen Räten Heinrich v. Steinberg und Georg v. Dannenberg als Vertreter Sachsens und Hessens, den Amtmann v. Taubenheim aus Königslutter und den fürstlichen Rat Hamjtedt für Braunschweig. Schon am Schluß des Jahres 1542 war ein großer Teil der Bevölkerung der Herzoglichen Lande für die reine Lehre gewonnen und damit die wichtigste und segensreichste Umwälzung der neueren Zeit vollzogen. Trotz all des Segens, den die Neugestaltung der kirchlichen Verhältnisse tu sich barg und mit sich brachte, bieiet diese Zeit dem objektiven Betrachter der damaligen Verhältnisse kein erfreuliches Bild. Die Art und Weise, wie die Bundesgenossen herrschten, die Habsucht, mit der das Land ausgesogen wurde, die Roheit, mit der gar

18. Die neue Zeit - S. 108

1866 - Leipzig : Brandstetter
108 die Bundeshäupter ihm den Befehl zuschickten, Throl sogleich zu räumen, weil der König Ferdinand (des Kaisers Bruder), der Herr des Landes, den Krieg noch nicht erklärt habe. So war der Kaiser durch die Uneinig- keit und# Planlosigkeit seiner Gegner aus der drohenden Gefahr gerettet und hatte Zeit, sein Heer zu verstärken. Alsbald brach auch das sächsische und hessische Heer nach Süddeutsch- land auf. Die beiden Bundeshänpter schickten dem Kaiser eine förmliche Kriegserklärung zu, in welcher es unter Anderem hieß, sie seien sich keiner Widersetzlichkeit gegen ihn bewußt; er aber habe die Absicht, ihren Glauben und die Freiheit des Reiches gewaltsam zu unterdrücken. Der Kaiser ant- wortete aber damit, daß er die Reichsacht über sie anssprach, sie Empörer, Meineidige und Verräther nannte, die ihm Krone und Szepter nehmen wollten, und daß er dem Herzog Moritz von Sachsen die Aussührung der Reichsacht auftrug. Sogleich brach dieser in Gemeinschaft mit dem König Ferdinand in das Land seines Vetters ein und eroberte es im Nu., Als Johann Friedrich diese Schreckenspost empfing, war er nicht mehr zu halten, sondern brach mit seinem Heere aus, um das Kursürstenthnm zu retten. Der Rest der Bundestruppen, nun zu schwach, dem Kaiser widerstehen zu können, bat demüthigst um Frieden und ging auseinander. Wie im Triumphe zog Karl durch Oberdeutschland; seine Gegenwart schreckte Alles zu dem alten Gehorsam zurück. Die früher so übermüthigen Städte öffneten ihm de- müthig ihre Thore und kauften seine Gnade um vieles Geld. 3. Moritz war unterdeß selbst in's Gedränge gekommen und hatte, statt fremdes Land zu erobern, beinahe das sinnige verloren. Jetzt aber rückte das siegreiche kaiserliche Heer in Eilmärschen zur Hülfe herbei, und stand schon am 22. April (1547) an der Elbe, nicht weit von Meißen, wo sich eben der Kurfürst befand. Dieser glaubte den Feind noch weit entfernt, und wurde nun sehr überrascht. Eiligst zog er sich mit seinem kleinen Heerhaufen auf das rechte Elbufer und ließ die Brücke hinter sich abbrechen. Nun trennte ihn der breite Strom von seinem mächtigen Gegner und rnhig zog er sich hinunter bis Mühlberg. Karl folgte ihm auf dem linken Ufer. Am Abende vor der Schlacht ritt der Kaiser mit seinem Bruder Ferdinand und mit Herzog Moritz am Ufer hin, um die Gegend anzusehen. Die Elbe fluthete stark, jenseits standen die Feinde und hatten alle Kähne auf das rechte Ufer geführt. Da brachte der kaiserliche Feldherr, Herzog Alba, einen Müller herbei, der aus Rache, weil ihm die Sachsen zwei Pferde weggenommen hatten, den Kaiserlichen einen seichten Ort in der Elbe, gerade der Stadt Mühlberg gegenüber, entdeckte, wo ein Reiter ohne Gefahr an das jenseitige Ufer gelangen konnte. Am Morgen des folgenden Tages (24. April), der das Schicksal des Kurfürsten entscheiden sollte, lag ein dichter Nebel über der Gegend. Meh- rere spanische Soldaten warfen ihre Rüstung ab, stürzten sich in den Strom,

19. Die Geschichte des Mittelalters - S. 189

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
44' Otto I., der Große. 189 behauptete sich in stolzer Selbständigkeit, bis er im zehnten Jahre der Regierung Otto's endlich genöthigt wurde, sich abermals der fremden Herrschaft zu beugen. Schneller wurden die empörten wendischen Stämme des Nordens unterworfen, gegen die der junge König selbst sogleich nach seiner Krönung zu Felde zog. Wohl traute er sich selbst noch nicht Erfahrung genug zu, um die schwere und gefährliche Kunst des Krieges zu üben; er übergab deshalb die Führung des Heeres, sobald er die Greuzen des Feindes überschritten hatte, einem tapfern und sehr verständigen Manne aus Sachsenland, Hermann, dem jungem Sohne des Grafen Billnng. Dieser griff die Feinde an, schlug sie auf's Haupt und beendete in kürzester Zeit den Krieg (936). Abermals unterwarfen sich die Wenden und zahlten den gewohnten Tribut. Der König ließ als Markgrafen über die Länder an der untern Elbe den wackern Hermann zurück und kehrte mit seinem siegreichen Heere heim. Doch schon in dem Frühjahr des folgenden Jahres stürmten aufs Neue die Ungarn heran; auch sie wußten, Heinrich war nicht mehr, und wollten die Tapferkeit des neuen Königs auf die Probe stellen. In unermeßlichen Schaaren ergossen sie sich über Deutschlands Grenzen und zogen durch Franken, um auf einem neuen Wege dann von Abend in Sachsen einzudringen. Aber schnell sammelte Otto sein Heer; ehe sie noch die Grenzen Sachsens erreichten, stellte er sich ihnen entgegen, griff sie an und trieb sie in die Flucht. Sie wandten sich darauf dem Westen zu, von Otto unablässig verfolgt, bis sie die Grenzen des deutschen Reiches verlassen hatten. Ueber die Ebenen Frankreichs schweiften ihre Reiterschaaren bis zur Loire; schrecklicher als je zuvor verheerten sie das arme Land, denn dort war Niemand, der, wie Heinrich und Otto, der Zerstörung hätte wehren können. In den nächstfolgenden Jahren hatte die von Heinrich I. begründete Einheit des Reiches noch manche schwere Prüfung zu bestehen durch eine Reihe innerer Kämpfe des Königs, theils mit den Herzogen, unter benen namentlich Giselbert von Lothringen (Otto's Schwager) sein schönes, reiches Land zu einem eigenen Königreiche erheben wollte, wie es schon vor Zeiten gewesen war, theils mit seinen eigenen Brüdern, die ebenfalls nach der Krone strebten. In diesen Stürmen erprobte sich die Kraft des jungen Königs, er verfocht nicht allein seine Stellung und den Glanz seiner Krone, er verfocht nicht minder die Einheit des deutschen Vaterlandes, welche aus diesen Kämpfen so gestählt hervorging, daß sie allen ferneren Angriffen zu trotzen vermochte. Noch immer schlossen sich alle gegen die Einheit des Reiches und die königliche Gewalt gerichteten Bestrebungen vorzüglich an die Stellung des Hsrzogthums an. Der wiederholte Aufstand der Herzoge hatte dem Könige gleich im Anfange seiner Regierung hinreichend gezeigt, daß eine starke Reichsgewalt mit jener Fülle der Selbständigkeit, die Heinrich den Herzogen

20. Mittlere und neue Geschichte - S. 132

1877 - Leipzig : Senf
132 Neuere Geschichte. die Städte Goslar und Braunschweig, weil sie der Neformatiou anhingen, bedrängte, er ließ es ruhig geschehen, daß die Fürsten des fchmalkal-dischen Buudes ihn 1542 aus seinem Lande vertrieben. Uuterdeß hatte sich zwar die Reformation noch weiter ausgebreitet, der schmalkaldische Bund aber dadurch sich nicht erweitert, denn die neuen Protestantischen Fürsten in Brandenburg und Sachsen-Dresden traten ihm nicht bei. Nach dem Tode des Kurfürsten von Brandenburg Joachims I. Nestor 1535 traten seine Söhne Joachim Ii. He kt or in der Churmark (sie umfaßte die vier brandenbnrgischen Marken: Priegnitz, Alt-, Mittelund Uckermark) und Johann in der Neumark zur Reformation über, dasselbe geschah auch vom Herzog Heinrich, seit 1539 Nachfolger seines Bruders Georg in Sachsen-Dresden. Moritz, der 1541 seinem Vater Heinrich gefolgt war, schloß sich, obgleich auch Protestant, näher an den Kaiser und unterstützte ihn bei seinem Kriegszuge gegen Frankreich. Carl wandte sich zuerst gegen den mit Frankreich verbündeten Herzog von Cleve, der beim Tode des kinderlosen Herzogs von Geldern dies wichtige Land mit seinen schon bedeutenden Ländern (Cleve und Jülich mit den gleichnamigen Hauptstädten, die Grafschaft Mark mit der Hauptstadt Hamm, das Herzogthum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf und die Grafschaft Ravensberg mit der Hauptstadt Bielefeld) vereinigen wollte. Doch der Kaiser zwang ihn durch Ueber-raschung, auf Geldern zu seinen Gunsten zu verzichten. Indem Carl schon 1521 auch das große Bisthum Utrecht erworben hatte, umfaßten feine niederländischen Besitzungen nnn mit Ausnahme von Lüttich die jetzigen Königreiche der Niederlande und Belgien und das Großherzogthum Luxemburg, 1548 schlug er sie als einen besonderen, den burgundischen Kreis, zu Deutschland. Auch der Erzbischof Hermann von Cölln, der 1542 nach dem verlockenden Beispiele des Hochmeisters Albrecht von Brandenburg sein Erzstift säcularisiren wollte, wurde von ihm genöthigt, seiner Würde zu entsagen. Und obgleich Carls Truppen 1544 bei Cerisoles in Piemont eine empfindliche Niederlage erlitten, gelang es ihm doch selbst mit einer starken Macht tief in Frankreich gegen Paris 1544 vorzudringen und den König Franz zum Frieden von Cresp y 1544 zu nöthigen, in welchem Carl versprach, den zweiten Sohn von Franz mit Mailand zu belehnen. Als dieser aber bald darauf starb, gab Carl Mailand als Lehn seinem Sohn Philipp 11. und fortan blieb Mailand von 1546—1713 ein Eigenthum von Spanien. Die Türken hatten 1541, als Johann von Zapolya mit Hinterlassung eines unmündigen Sohnes gestorben war, denselben mit Siebenbürgen abgefunden (welches nun bis 1699