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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 149

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
149 die aber nicht beachtet wurden; noch größere Schwierigkei- ten machte die Universität, doch wurden die heftigsten Eife- rer für die römische Kirche entfernt und an ihre Stelle Anhänger der neuen Lehre berufen, und da mußte sie sich, endlich fügen. In Dresden wurden seit dem 30. Juni alle katholischen Kirchengebräuche abgeschafft und um Pfing- sten war der evangelische Gottesdienst schon im Gang. Im Juli wurde die große allgemeine Kirchenvisitation ge- halten und in den Jahren 1540 und 1541 eine abermalige. Die Stände, die im November 1539, der großen Landes- schulden wegen, zusammenberufen werden mußten, führten große Beschwerden über die Neuerungen, beklagten sich über die Eingriffe der Visitatoren in ihre Patronatsrechte und über neue Bürden beim Unterbalt der Geistlichen und Schulen; sie erlangten in der Hauptsache aber weiter nichts, als daß über die Verwendung der geistlichen Güter ein stän- discher Ausschuß mit zugezogen werden sollte, damit die Einkünfte zur Verbesserung der Universität, der Kirchen und Schulen verwendet würden. Herzog Heinrich, seiner Gutmüthigkeit und der Be- förderung der Kirchenverbefferung wegen, der Fromme ge- nannt, verlor in der letzten Zeit seiner Regierung alle Lust zu Staatsgeschäften, er legte deshalb auch am 7. August die Negierung wirklich nieder, wohl weil er das Heranna- hcn seines baldigen Lebensende fühlen mochte, welches am 18. August 1541 auch wirklich erfolgte. Siebenundzwanzigstes Capitel. Begebenheiten des Herzogs und nachmaligen Kurfürsten Moritz. Die Befestigung der Reformation durch ihn. Herzog Moritz, der in seinem 2osten Jahre zur Ne- gierung gelangte, war durch ein merkwürdiges Jugendleben früh zum Manne herangereist, und hatte noch in seinen Jünglingsjahrcn die Welt von vielen Seiten kennen lernen. Sein Vater liebte die Ruhe und den Genuß der Tafel, da-

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1. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 138

1889 - Leipzig : Hirschfeld
138 Moritz. wurde, lernte er die frommen Reformatoren persnlich kennen und ward durch diesen Umgang mehr und mehr fr die neue Lehre ge-Wonnen. Doch soll damals Luther wie ein Seher den Kurfrsten vor dem jungen Moritz mit den Worten: Sehet wohl zu, gndiger Herr, da Ihr Euch in ihm nicht einen jungen Lwen erziehet!" ge-warnt haben, worauf der gutmtige Kurfürst erwiderte: Nun, ich hoffe das Beste!" - Zu Anfang des Jahres 1541 hatte sich Moritz wider Willen seiner Eltern mit Agnes, der Tochter des Landgrasen Philipp von Hessen vermhlt, und als er sich mit seinem wegen dieses Un-gehorsams erzrnten Vater endlich wieder ausgeshnt, bertrug ihm derselbe am 5. August 1541 die Regierung der einen bedeutenden Teil seiner Lnder. Kurze Zeit darauf (am 18. August) starb jedoch bereits der Herzog H eiurich, als sich sein Sohn eben auf der Reise befand, um seine Gemahlin heimzuholen. In dem bereits am 5. Mai desselben Jahres ihm bergebenen Testamente hatte er im Widerspruche mit der Erbordnung Albrecht's des Beherzten festgesetzt, da nach seinem Tode die Lnder unter beide Shne Moritz und August geteilt werden sollten. Jedoch Moritz erhob gegen diese Bestimmung auf Verlangen seines Schwiegervaters Einspruch, bis endlich ein Ver-gleich zustande kam und beide Brder im September 1541 die Huldigung im Lande entgegennahmen. Bei der Spannung, welche zwischen den Huptern des schmal-kaldischen Bundes, dem Kurfrsten Johann Friedrich und Phi-lipp von Hessen eingetreten war, entfernte sich Moritz immer mehr von ersterem, ja endlich, am 21. Januar 1542, erklrte er sogar seinen Austritt aus jenem Bunde, versicherte dabei aber zugleich, da er mit seinem Lande der evangelischen Sache treu bleiben werde. Um sich dem Kaiser Karl V. gefllig zu erzeigen, vielleicht auch aus eigenem Thatendrange, zog Herzog Moritz im Jahre 1542 gegen die Trken. Auf diesem Kricgszuge htte er jedoch bei der Bela-geruug der von denselben besetzten Stadt Pesth beinahe sein Leben verloren, wenn ihn nicht sein treuer Kampfgenosse Sebastian von Reibisch mit Aufopferung seines eigenen Lebens gerettet htte. Der-selbe fing mit seinem Leibe die Streiche des Trkenhaufens auf, so da die herbeigeeilten Streiter den Herzog noch lebend und unver-sehrt antrafen. Es war dieser Feldzug jedoch fr das christliche Heer von keinem Borteile, so da die deutschen Fürsten, und unter ihnen auch Moritz, im Oktober desselben Jahres wieder heimwrts zogen. Im nchsten Jahre sehen wir den Herzog wieder mit dem Kaiser im Kampfe gegen Frankreich, und als der Krieg im Frhjahre 1544

2. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 150

1854 - Leipzig : Hirschfeld
150 Heinrich der Fromme. nachtheilige Folgen für ihn und sein Werk blieb. Durch die vielfältig erhobenen Klagen und einlaufenden Beschwerden fand sich die außer- ordentlich thätige Regierung veranlaßt, eine zweite Visitation anzuordnen, die auch schon gegen Ende des I. 1539 in der Haupt- stadt begonnen und im Febr. 1540 in den verschiedenen Provinzen fortgesetzt wurde, und bei welcher insbesondere an allen Orten nicht geistlichen Gebietes die Aushebung der Klöster, die so häufig die Pflanz- stätten der Unsittlichkeit waren, angeordnet wurde. So war denn nun endlich in ganz Sachsen die Reformation eingeführt. Doch dem Herzog Heinrich, der die letzte Hand an das Werk gelegt, war es nicht lange vergönnt, die Segnungen davon hie- nicden zu genießen. Von mancher bitteren Erfahrung während seiner kurzen Regierung niedcrgebeugt, und im Vorgefühle seines nahen Todes, übertrug er am 7. August 1541, unter Beiordnung seiner Räthe, den größten Thcil der Regierungsgeschäfte seinem älteren, erst 20jährigen Sohne Moritz, dem nachmals so berühmt gewordenen Kurfürsten, der das vom Vater rühmlich begonnene Werk mit dem besten Erfolge fortsetz tc. Und siehe, schon nach elf Tagen legte Herzog Heinrich der Fromme sein müdes Haupt zur Ruhe. In Abwesenheit seiner Söhne (Moritz war bereits wieder zu seinem Schwiegervater, dem hessischen Landgrafen Philipp, gereist und August befand sich Studien halber auf der Universität Leipzig) erkrankte er aus seinem Schlosse zu Dres- den. In seinem Testamente (vom 5. Mai 1541) ertheilte er seinem Sohne und Nachfolger Moritz unter Anderem die fromme Weisung, „die rechte, wahre evangelische Religion in seiner Stadt und in seinem Lande treulich zu erhalten." Sein Sterbelager umstanden, außer seiner treuen Pflegerin Katharina und mehren Acrzten, der Prediger Schuh m a n n und der Superintendent C e l l a ri u s. Heinrich starb, nachdem er sein Ende ohne alles Todesgrauen herbeinahen gesehen und zuvor das heil. Nachtmahl genossen, am 18. August 1541 Abends gegen 8 Uhr im 69. Lebensjahre, betrauert von seiner treuen Gemah- lin und seinen 5 Kindern, sowie von seinen Unterthanen, in deren Herzen er sich ein bleibendes Denkmal der Liebe und des Dankes ge- setzt hatte. Sein Gcheimschrcibcr Bernhard Freydiger, von welchem wir aus dem Jahre 1563 eine Lebensbeschreibung Hcinrich's besitzen, beschließt dieselbe mit den gewiß nicht aus feiler Schmeichelei, sondern aus inniger Ueberzeugung und lauterer Wahrheitsliebe geflossenen Worten: „Weil er über das, so er hatte, ein milder Fürst war, auch Kriegslcutcn, Bergmannen und gemeinen Handwerken fast geneigt, so ward er auch von solchen allen wiederum geliebt und werthgchaltcn, daß ihm Jedermann günstig war. Und über dieß Alles war er ein getreuer frommer Fürst, ohne Betrug und Falsch, und was er zusagte, das mußte gehalten sein, auch oft mit seinem Schaden, welche nicht die geringste Tugend an einem Fürsten ist und doch bei vielen nicht erfunden wird." Steht auch Herzog Heinrich an Thatenrcichthum des Rcgcntcn- lebens seinen Söhnen und Nachfolgern Moritz und August offenbar

3. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 61

1855 - Dresden : Meinhold
61 1541) dieses Bisthum zur Erledigung gelangt, und Johann Friedrich glaubte, jetzt sei die Zeit gekommen, die Reformation, welche allerdings schon in demselben Wurzeln geschlagen, hier vollständig einführen zu können. Er protestirte also gegen eine vom Capitel vorgenommene Wahl des Julius Pflugk zum Bischof und beschloß, als Landesherr das Bisthum zu säcularisiren. Zwar nahm der Kaiser die Reichs- unmittelbarkeit des Stifts in Schutz und befahl dem Churfürsten (18. Juni 1541), die Wahl Pflugks anzuerkennen, allein derselbe nahm darauf keine Rücksicht, sondern er ernannte Nicolaus von Ams- dorf, der aber dem protestantischen Glauben angehörte, zum geistlichen Verweser desselben und setzte ihm einen Verwalter der weltlichen Ge- richtsbarkeit an die Seite, verwendete aber die bischöflichen Einkünfte, nach Abzug eines jährlichen Gehaltes für jene, zu milden Stiftungen. Karls V. unglücklicher Feldzug in Afrika (1541) und Ferdinand's Bedrängniß durch den Türkenkaiser Solimán bewirkten cs gleichwohl, daß auch der neue Reichstag zu Speier (1542) nicht ungünstig für die Sache der Protestanten ausfiel, im Gegentheil die Regensburger Beschlüsse wurden auf 5 Jahre bestätigt. Unterdessen war Heinrich der Fromme (18. August 1541) nach kurzer Regierung in den albertinischen Ländern gestorben und ihm sein Sohn, der an Jahren junge aber sehr kluge Herzog Moritz, gefolgt. Der- selbe hatte zwar früher einige Zeit an Johann Friedrichs Hofe gelebt, allein obgleich Beide demselben Glauben zugethan waren, gab es doch manche Veranlassung, die eine wahre Innigkeit zwischen ihnen verhinderte. Dazu kam, daß Luther das Mißtrauen, welches Johann Friedrich gegen seinen Vetter hegte, theilte und bei jenem noch steigerte, Moritz aber durch Philipp von Hessen, seinen Schwiegervater, dem Johann Friedrich auch grollte, gegen diesen eingenommen worden war. Da er nun überdieß auch sich von dem Schmalkaldischen Bunde abwendete, so war es kein Wunder, daß der glaubenseifrige Churfürst seinem jun- gen Vetter wenig protestantischen Sinn zutraute und ihm immer mehr entfremdet ward. Dazu kamen aber auch noch äußere Mißver- hältnisse. Nach dem zwischen den Brüdern Ernst und Albrecht vorgenomme- nen Theilungsvertrag sollte das Bisthum Meißen und natürlich auch das dazu gehörige Collegiatstift Wurzen beiden sächsischen Linien ge- meinschaftlich gehören. Gleichwohl befahl Johann Friedrich daselbst, ohne Herzog Moritz zu Rathe zu ziehen, die Türkensteuer zu erheben (1542) und die evangelische Lehre einzuführen, ließ auch die Stifts-

4. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 156

1854 - Leipzig : Hirschfeld
156 Moritz. Religionssachen, bcn Bundesverwandten gegenüber, manche Verlegen- heiten fürchten lassen mochte, trotz der sehr gemessenen Aufforderung des Kaisers, nicht, sondern schickte Beauftragte dahin, erthcilte diesen aber eine Anweisung, welche zeigt, daß er, obschon er mit seinem Vetter und Schwiegervater und den übrigen schmalkaldischcn Bundes- genossen nicht verbündet war, dennoch in Sachen seiner Kirche ganz mit den Wünschen und Beschwerden der übrigen evangelischen Rcichs- mktglieder übercinstimmte. — Im Frühjahre 1544 rüstete sich Moritz zum zweiten Zuge gegen Frankreich und befahl scheibend seine thcure Gemahlin ihrem Vater Philipp. Auch auf diesem Feldzuge zeichnete sich unser Herzog durch hervorstechende Tapferkeit aus. Be- sonders war es die Berennung der muthvoll vertheidigten Stadt St. Dizier, wo die Waffen Moritzens und seiner Reiterei, deren er 1200 Mann nebst Geschütz führte, erglänzten. Der Kaiser spendete unserm heldenmüthigen Herzog für den bewiesenen Muth seinen leb- haften Beifall. Nach manchem Verluste ward am 18. Sept. 1544 der Friede zu Crespy geschlossen, worauf Moritz mit den Seinen in das Vaterland zurückkehrte. Uebrigens hatte cs Moritz nicht unterlassen, in seinem Lande die Sache des Protestantismus zu fördern. Die cingezogenen geistlichen Güter*) wurden auf seinen Befehl zur Errichtung von Schulen und Stipendien, sowie zur Verbesserung von Prediger- und Schullehrerstellen und zum Unterhalte alter schwacher Geistlichen ver- wendet. Jngleichen wurden die Einnahmen der Universität Leipzig erhöhet und diese mit verschiedenen Stipendien und Freitischen für die Studirenden begabt. Besonders aber verdient die vom Herzog Moritz bewirkte Gründung der drei sogenannten Fürsten- oder Landes- schulcn zu Pforta, Meißen und Merseburg hervorgehoben zu werden, die im I. 1543 eröffnet wurden, und von denen die letztere im I. 1550 nach Grimma verlegt wurde, wo sie bekanntlich zur Zeit noch blühet. Wie durch die Gründung dieser Schulen, so sorgte Moritz für das Gedeihen der Universität auch durch seine Aufmerk- samkeit auf die übrigen Schulen, die vor der Reformation meist Klo- sterschulen gewesen und den Klöstern nur Sänger und Ministranten erzogen hatten. Dadurch wurden der Universität wohlerzogene und gebildete Jünglinge zugeführt und ein besserer Grund für Wissenschaft und Leben gelegt. — In den Jahren 1544 und 1545 war Moritz besonders darauf bedacht, seine Länder wehrhaft zu machen, da er eine große Entscheidung der Dinge in Deutschland ahnen mochte. Er ließ daher Pirna und Dresden mehr als bisher befestigen, und ein Gleiches geschah mit Leipzig und insbesondere mit der dasigcn Plei- ßenburg. Auch wendete er in dieser Zeit dem Bergwesen seine Auf- merksamkeit zu und ordnete Commissarien für die Bergstädte, unr die Geschäfte des Bergbaues regelrechter zu gestalten. Außer dem Con- siftorium zu Leipzig ward auch ein solches zu Meißen errichtet. *) Nur einige Klosterhöfe und geringe Klöster wurden zum Nutzen des Landes- herrn (zur Einlösung verkaufter Stadtrenten) veräußert.

5. Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen - S. 27

1892 - Dresden : Huhle
— 27 — entbehren konnte und ihrer Zustimmung bei den kirchlichen Umgestaltungen bedurfte (daher 9 Landtage binnen 12 Jahren; ständige Ausschüsse in den Kreisen für die Verwaltung der Stenern). § 50. Ebenso brachte Moritz die Verfassung der kursächsischen Landeskirche zum Abschluß, neben der, wie damals überall, den Andersgläubigen nur die Gewissensfreiheit, nicht das Recht zur Bildung von Gemeinden und öffentlichem Gottesdienst verblieb. Als oberster Landesbischof setzte der Kurfürst an die Spitze der alten Erzpriesterbezirke Superintendenten. Über diesen standen die Konsistorien von Leipzig und Meißen, seit 1580 das Oberkonsistorium in Dresden. Das Patronat über die Pfarr-stelleu ging meist an die Grundherren und Städte über Die drei Bistümer blieben als weltliche Herrschaften erhalten, die übrigen Stifter und Klöster wurden mit Zustimmung des Landtags 1541 meist für weltliche Zwecke eingezogen (säkularisiert) und ihre Güter an Edelleute und Städte veräußert oder zur fürstlichen Kammer geschlagen, andere für Kirchen- und Schulzwecke verwendet. Mit diesen Mitteln stattete Moritz die Universität Leipzig reichlicher aus (Pauliner-kloster, Konvikt) und begründete nach dem Vorbilde der Württembergischen Stiftsschulen die drei Fürsten- und Land es schulen Meißen, Grimma und Schulpforta. 2. Die Kulturbliite Kursachsens im Zeitalter der Glaubens-kiimpfe. August. Christian I. Christiau Il 1553-1611. § 51. Da Moritz von seiner Gemahlin Agnes von Hessen nur eine Tochter Anna hinterließ (vermählt mit Wilhelm I. von Nassan-Oranien , so folgte ihm sein jüngerer Bruder August (1553- 86). Geboren 31. Juli 1526, hatte er seine Jugend meist am böhmischen Hofe verlebt und eine gelehrte Bildung in Freiberg und Leipzig genossen. 1544 wurde er Administrator des Stifts Merseburg, 1548 vermählte er sich mit Anna, Tochter König Christians Iii. von Dänemark. Prakiischer Verstand, große, oft bis zur Harte gesteigerte Willensstärke und unermüdliche Arbeitsamkeit machten ihn zu einem trefflichen Regenten seines Landes („Vater" August). In feiner Reichspolitik aber wurde er beherrscht von der Furcht vor einer neuen Erhebung der erbitterten Ernestiner und der Abneigung gegen die Reformierten (1563 Übertritt der Kurpfalz zum Calvinismus^. Daher suchte er im Reiche den bestehenden Friedenszustand aufrecht zu erhalten, schloß sich eng an das Kaiserhaus (Ferdinand I. 1558 bis 1564, Maximilian It. 1564—76 ) an und lehnte jedes Zusammengehen mit der calvinischen Pfalz ab. Mit den Ernestinern versöhnte er sich deshalb im Vertrage von Raumburg 1554 durch Rückgabe von Altenburg 1554. und des späteren Reuftädter Kreises (s. die Karte); im Reiche hals er

6. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 117

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 117 — lich, bis sie schließlich nur noch ganz selten stattfanden. Lateinische Gesänge hörte man noch lange Zeit erschallen und man las sogar die biblischen Abschnitte zuerst lateinisch vor, um sie dann deutsch zu wiederholen. Wie in Kursachsen drangen auch im albertinischen Sachsen die Kirchenbesichtiger darauf, Schulen für Mägdlein und Knäblein zu gründen, wie z. B. in Dresden. Freilich gab es auch treue Anhänger der alten Kirche, die im geheimen sich erbauten. Daher verbot der Rat zu Dresden die geheimen Zusammenkünfte alter papiftifcher Weiber vor dem Pförtchen und gab allen die Weisung, entweder davon zu lassen oder das Weichbild der Stadt zu verlassen. Freilich blieben die vornehmsten Stände vielfach katholisch. So war in kurzer Zeit ohne Zwang und Gewalt das Herzogtum Sachsen für die Reformation gewonnen. Die Klöster wurden eingezogen, ihre Güter entweder an Edelleute oder Städte veräußert oder zur fürstlichen Kammer geschlagen oder für Kirchen- und Schulzwecke verwendet, obgleich darob die erzürnten Bischöfe von Meißen und Merseburg den Herzog beim Kaiser verklagten. Lange genoß allerdings Heinrich die Segnungen der Neuerungen nicht, denn schon im Jahre 1541 rief ihn der Tod ab. 2. Moritz als Herzog von Sachsen. Schon frühzeitig zeigte Moritz (1541—1553), der älteste Sohn Heinrichs, große Geistesgaben und einen hellen Verstand. Während seiner Jugendzeit hielt er sich meistens an den Höfen seiner Verwandten auf. Johann Friedrich der Großmütige, sein Vetter, gewann den klugen Prinzen so lieb, daß er ihn wie sein eigenes Kind hielt. An dem Hose zu Witteuberg lernte Moritz die Reformatoren kennen und ward durch sie sür die neue Lehre gewonnen. Doch durchschaute Luther den hochfliegenden Prinzen ganz richtig, denn als ihn einst Johann Friedrich um diesen fragte, sprach er mit Seherblick: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß Ihr Euch in ihm nicht einen jungen Löwen erzieht!" „Nun, ich hoffe das Beste," antwortete der Kurfürst in seiner Gutmütigkeit und ahnte nicht, daß ihm derselbe Moritz sein Land und seinen Kurhut rauben sollte. Da sich Moritz mit einer Tochter Philipps von Hessen vermählte, so waren alle gewiß, daß auch Moritz ein treuer Anhänger der evangelischen Kirche sein würde. Bei seinem Regierungsantritte gelobte er auch, wie er es seinem Vater versprochen hatte, die evangelische Lehre in seinem Lande zu erhalten, und später verhieß er, ihr Hilfe zu leisten, wenn sie bedroht würde. Doch trat er dem Schmalkaldischen Bunde zunächst nicht bei. Für die Bildung sorgte er, indem er manche der aufgehobenen Klöster in Schulen verwandelte; fo entstanden z. B. die Landes- und Fürstenschulen Meißen, Psorta und Grimma. Noch heute nehmen die Fürstenschulen zu Grimma und Meißen eine geachtete Stellung unter den

7. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 349

1844 - Leipzig : Tauchnitz
Geschichte Sachsens. 349 neu gestifteten Universität Jena entgegen. Er starb nicht lange nachher den 16. Okt. 1553. 8- 14 In sehr zweideutigem Lichte erscheint bei allen diesen Ereig- nissen Herzog Moritz von Sachsen, Sohn Heinrich des From- men, dem er im I. 1541 in der Regierung gefolgt war. Durch die nächsten Bande der Verwandtschaft mit Friedrich verbunden und der protestantischen Partei angehörend, führt er doch Krieg gegen seinen Vetter, den Kurfürsten, im Auftrage des strengkatho- lischen Karl, und nimmt die Länder später in Besitz, die jenem erblich und rechtlich gehörten. Sieht man dagegen auf Das, was Moritz, nachdem er zu der Kurwürde gelangt war, gethan hat; so kann man ihm wenigstens das Zeugniß geben, daß er dem Pro- testantismus dadurch nicht hatte untreu werden wollen; ja, man kann wohl auch sagen, daß, wenn Moritz nicht so gehandelt hätte, wie er handelte, der Protestantismus in große Gefahr in Deutsch- land gekommen sein würde. Denn so ehrenwerth auch die Ge- sinnung Friedrichs war, so fehlte es ihm doch an der nöthigen Klugheit, in so schwierigen Zeiten und einem so klugen Gegner, wie der Kaiser Karl war, gegenüber mit gutem Erfolge $u wirken. Dies sah unstreitig der hochbegabte Moritz ein und wohl ihm, wenn diese höhere Einsicht und nicht die Begierde nach größerem Besitzthum und nach einer höheren Stellung ihn bei seinen Schrit- ten leitete! Herzog Moritz war, wie schon erwähnt worden ist, der Sohn Heinrich des Frommen und Enkel Albert des Beherzten. Sein Oheim war der euch schon bekannte Georg der Bärtige, welcher ein sehr heftiger Gegner Luthers war, obgleich er selbst Verbes- serungen im kirchlichen Wesen wünschte. Heinrich dagegen be- günstigte die Reformation und erklärte sich im I. 1536 öffentlich für dieselbe, führte sie in seinen Besitzungen ein und trat auch dem schmalkaldischcn Bündnisse bei. Nachdem er nach dem Tode des Herzogs Georg den 17. April 1539 dessen Länder nach der gesetz- lichen Erbfolge erhalten hatte, wurde auch in Leipzig und in den anderen Landestheilen die Reformation eingeführt. Heinrich starb bereits 1541 und sein Sohn Moritz (geb. den 21. März 1521) folgte ihm in der Negierung. Er setzte die Kirchenverbesserung fort, welche (ein Vater begonnen hatte und verwendete die eingezogenen Kirchengüter zum Besten der Universität Leipzig und zur Grün- dung der drei Fürstenschulen zu Meißen, zu Merseburg, von wo sie später nach Grimma verlegt wurde, und zu Pforte. Frühzeitig im Kampfe geübt, zeigte er sich auch als Fürst bald schlagfertig, wo man seine Rechte angreifen wollte. Am ruhmvollsten zeigt er sich in seinem Kampfe mit dem Kaiser Karl. Obgleich ihn dieser

8. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 135

1889 - Leipzig : Hirschfeld
Heinrich der Fromme. 135 die schriftliche Erklrung, er werde stets sich so zu verhalten wissen, wie er es vor Gott und kaiserlicher Majestt verantworten knne, bitte aber, ihm in seinem Lande Ziel und Ma zu gnnen. Das Testament seines Bruders sei unvollzogen geblieben und somit ohne Kraft und fr ihn nicht bindend. Wolle man aber ihm wegen seines Eifers fr das Evangelium Ungemach bereiten, so werde er sich an seine Freunde (die schmalkaldischen Bundesfrsten) wenden und sich mit ihrer Hlfe zu schtzen wissen." berlie Heinrich, im Gegensatze zu seinem verstorbenen Bru-der, die Erledigung der Staatsgeschfte auch vorzugsweise seinen Rten, so war er dafr in der Einfhrung der Reformation um so thtiger. Den Anfang machte er nach Beendigung seiner Hnldignngs-reise in Leipzig, wo noch ein Teil der hhern Stnde und Professoren der alten Lehre ergeben war. Er lie daselbst die auf Georg's Befehl ihres Glaubens wegen Vertriebenen wieder aufnehmen und am Pfiugstseste (25. Mai) 1539 wurde in seiner, sowie des Kurfrsten Johann Friedrich und anderer Fürsten Gegenwart in der Nikolai-kirche daselbst von Luther die erste Predigt in deutscher Sprache ge-halten. Wie in Leipzig wurde die Reformation am 6. Juli desselben Jahres auch in Dresden, wo zwar bereits evangelische Geistliche wirk-ten, eingefhrt, und so folgten, nachdem der Herzog in dieser Weise in den beiden bedeutendsten Stdten vorgegangen war, auch die bri-gen Bewohner des Landes dem gegebenen Beispiele. Bald darauf wurde im ganzen Lande eine Kirchenvisitation ab-gehalten, welche die Aufhebung der Klster und Einziehung der geist-lichen Gter und Stiftungen, aber auch eine Klageschrift der Bischfe zu Meien und Merseburg an den Kaiser nach sich zog. Die letztere blieb jedoch, obsthon ein Proze gegen den Herzog vor dem Reichs-kammergericht eingeleitet ward, ohne nachteilige Wirkung. So war denn nun endlich in ganz Sachsen die Reformation eingefhrt. Doch dem Herzoge Heinrich, der die letzte Hand an das Werk gelegt, war es nicht lange vergnnt, die Segnungen davon zu genieen. Von mancher bitteren Erfahrung während seiner kurzen Regierung niedergebeugt, und im Vorgefhle seines nahen Todes, bertrug er am 5. August 1541, unter Beiordnung seiner Rte, den grten Teil der Regierungsgeschfte seinem lteren, erst 20 jhrigen Sohne Moritz. Bereits am 18. August desselben Jahres legte Heinrich der Fromme sein mdes Haupt zur Ruhe, nachdem er in ruhiger Er-Wartung seines Endes vorher das heilige Abendmahl genossen hatte.

9. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 312

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
312 Heinrich der Fromme und Moritz. der tapfere Schärtlin von Bnrtenbach, stand an der Spitze desschmal- kaldischen Heeres. In bessern Händen konnte der Oberbefehl nicht sein. Der Kaiser, welcher die Ueberlegenheit der protestantischen Fürsten kannte, hatte mit seinem Heere ein festes Lager bei Regenöburg bezogen, Schärtlin rieth das Lager zu erstürmen. Leider willigten die Bundeshäupter nicht ein. Wahrscheinlich ist, daß sie, wenn sie hier losschlugen, den Sieg davongetragen haben würden, und doch gereicht ihnen gerade das Zandern, wie wir schon oben S. 36 gesehen haben, zum Ruhme. Eö wäre gewiß auch Alles noch besser für Johann Friedrich geworden, hätte er nicht an seinem Better, Herzog Moritz von Sachsen, einen Gegner gefunden, welcher ein sehr kluger Fürst und großer Feldherr war. Dieser Herzog Moritz war ein Sohn Heinrich des Frommen, eines Fürsten, den wir ebenfalls schon früher (S. 3) wegen seiner Anhäng- lichkeit an die evangelische Lehre haben bewundern lernen. Wie Heinrich einst den Abgesandten seines Bruders, Georg des Bärtigen, gesagt hatte: „Was mein Herr Gott mir bescheret hat, wird mir werden", so ge- schah es. Georg starb im Jahre 1539, ohne daß er die Pläne, durch welche er seinem Bruder die alberttnischen Lande, welche er besaß, entziehe» wollte, zur Ausführung bringen konnte. Merkwürdig übrigens ist es, daß Georg, obgleich heftiger Gegner lutherischer Lehre, doch in seiner Todesstunde sich auf ächt evangelische Weise getröstet hat und mit einem ächt lutherischen Gebete auö der Welt gegangen ist. Den sterbenden Herzog redete nämlich sein Leibarzt Rothe also an : „Gnädiger Herr, Sie pflegten sonst zu sagen: „Geradezu gibt die besten Nenner" ; dies thun Sie auch jetzo und gehen gerade zu Christo, welcher für unsere Sünde gestorben und unser einiger Seligmacher und Fürbitter ist, und lassen die verstorbenen Heiligen fahren". Auf diese Trostworte rief der sterbende Fürst: „Ci, so hilf mir, du treuer Heiland, Jesu Christi; erbarme dich über mich und mache mich selig durch dein bitteres Leiden und Sterben." Kaum hatte Heinrich die Ländekeien seines Bruders in Besitz genom- men, so wurde auch schon die Reformation in denselben eingeführt. In Leipzig namentlich wurde der erste öffentliche Gottesdienst zu Pfingsten 1539, in Dresden am 6. Juli desselben Jahres gehalten. Heinrich selbst konnte sich aber des Segens, welchen die neue Lehre in seinen Landen wirkte, nur kurze Zeit freuen. Er starb, nachdem er sein Ende ohne alles Todes- grauen herbeinahen gesehen und zuvor das heilige Abendmahl genossen, am 18. August 1541, Abends gegen 8 Uhr, im 69. Lebensjahre, betrauert von seiner treuen Gemahlin und von seinen fünf Kinder», sowie von seinen Unterthanen, in deren Herzen er sich ein bleibendes Denkmal der Liebe und des Dankes gesetzt hatte. Es ist ein schönes Lob, welches ihm einer seiner Zeitgenossen in folgenden Worten ertheilt: „Weil er über daö, so er hatte, ein milder Fürst war, auch Kriegsleuten, Bergmannen und gemeineil Hand- werken fast geneigt, so ward er auch von solchen allen wiederum geliebt und werth gehalten, daß ihm Jedermann günstig war. Und über dieß Alles war er ein getreuer frommer Fürst, ohne Betrug und Falsch, und was er zusagte, das mußte gehalten sein, auch oft mit seinem Schaden, welche nicht die geringste Tugend an einem Fürsten tst und doch bei vielen nicht erfunden wird." Moritz suchte nun in den albertinischen Landen das Werk zu vollenden, welches sein Vater begonnen hatte, und die Segnungen der Regierung die- ses klugen Fürsten erfährt noch unsere Zeit. Wie Moritz selbst ein Schüler des gelehrten Rector Rivius zu Freiberg gewesen war, so suchte er auch

10. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 276

1892 - Leipzig : Voigtländer
276 Königreich Sachsen. £g nach seinem Tode: „Mit ihm ist die Redlichkeit, wie mit seinem Bruder die Weisheit gestorben, beide, in einer Person vereint, würden ein Wunder von einem Menschen gegeben haben." 3. Johann Friedrich der Großmütige (1532 bis 1547). — Karl V. war endlich seiner auswärtigen Feinde Herr geworden und wandte sich nun gegen die „ungehorsamen Fürsten". Der schm alkaldische Krieg brach aus. In diesem mußte Johann Friedrich plötzlich mit seinem Heer den Kampfplatz in Süddeutschland verlassen und nach Sachsen eilen, denn sein eigener Vetter, der junge Herzog Moritz, hatte sich dem Kaiser angeschlossen und war in das Kurfürstentum eingefallen. Moritz wurde zwar daraus vertrieben, aber der Kaiser rückte bald darauf in Sachsen ein, besiegte Johann Friedrich in der Schlacht bei Mühlberg (1547) und nahm ihn trotz heldenmütiger Gegenwehr gefangen, ja, er sprach sogar das Todesurteil über ihn aus. Der Kurfürst saß eben mit dem Herzoge von Braunschweig beim Schachspiel, als man ihm das Urteil verkündete. Ruhig und ergeben hörte er es an; darauf wandte er sich um und sprach: „Nun laßt uns weiter spielen, Herr Herzog!" Auf die Fürbitte seines Vetters Moritz und anderer Fürsten unterließ zwar der Kaiser, den harten Spruch zu vollziehen, aber Johann Friedrich mußte Land und Kurwürde an Moritz abtreten. Für seine Söhne blieben ihm nur einige Besitzungen in Thüringen, aus welchen allmählich durch mancherlei Zuwachs die sächsischen Herzogtümer Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg entstanden. Johann Friedrich ertrug seinen Verlust und seine fünfjährige Gefangenschaft mit Seelengröße. 4. Moritz (1541—1547—1553) entstammte der alber-tinischen Linie. Alberts Sohn und Nachfolger war nämlich Herzog Georg der Bärtige (1500—1539), allein dieser war ein grimmiger Feind der Reformation und verfolgte Luthers Anhänger in grausamer Weise. Erst sein Bruder Heinrich der Fromme (1539—1541) führte sie im Herzogtum Sachsen ein. Ihm folgte sein hochbegabter, aber ehrgeiziger Sohn Moritz (1541 — 1553) in der Regierung. Dieser führte das Werk fernes Vaters zu Ende und bemühte sich redlich, die Bildung in seinem Lande zu fördern. Darum gründete er 1543 die drei Fürstenschulen oder Landesschulen zu Meißen, Merseburg (später nach Grimma verlegt) und Schulpforta. Auch die Universität Leipzig erfuhr durch Moritz besondere Vergünstigungen. Moritz war Protestant, aber der kluge Fürst sah den Untergang seines Vetters Johann Friedrich voraus und fürchtete, daß dessen Länder unrettbar dem Kaiser verfallen würden. Um diesen wertvollen Besitz dem Hause Wettin zu erhalten, trat er heimlich

11. Realienbuch - S. 40

1897 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
Fig. 9 Friedrich der Weise 40 eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen, wobei ihn der Maler Lukas Cranach begleitete. Er wurde von allen Fürsten hochgeachtet und vom Kaiser Maximilian selbst des Reiches beste Säule genannt. Er hatte im Jahre 1502 die Universität Wittenberg ge- gründet. 1519 wurde ihm die deutsche Kaiser- krone angetragen, die er zu Gunsten Karl V. aus- schlug. Er war einer der edelsten Fürsten. Nach ihm regierte von 1525 —1532 sein Bruder Johann der Beständige, der die Reformation in Kursachsen einführte. Sein Sohn Johann Friedrich der Großmütige (1532—1547) war ein ebenso entschiedener Anhänger der luthe- rischen Lehre. Er verlor, wie wir weiter unten im schmalkaldischen Kriege sehen werden, das Kur- fürstentum, welches an die albertinische Linie über- ging, deren Vertreter bis dahin Albrecht der Beherzte 1485—1500, Georg der Bärtige 1500—1539, Heinrich der Fromme 1539— 1541 und Moritz 1541—1553 waren. Letzterem folgte Vater August 1553-1586. Unter seiner Regierungszeit waren in Sachsen viele Religionsstreitigkeiten, deshalb ließ er eine neue Bekcnntnisschrift der evangelisch-lutherischenkirche, die Konkordienformel, 1580 abfassen. Unter ihm wurde Sachsen ein Musterstaat. Er führte eine neue Berg-, Polizei-, Münz- und Kirchenordnung ein und gründete das Oberkonsistorium. Er hob den Ackerbau, die Industrie und den Handel. Er beförderte den Obst- und Wein- bau, die Viehzucht, die Waldwirtschaft und den Bergbau. Er nahm vertriebene Niederländer auf, welche die Tuchmanufaktur förderten und die Baumwollenindustrie nach Sachsen brachten. Er war sparsam in seiner Verwaltung und legte den Grund zu den berühmten Dresdner Sammlungen. Er verkehrte viel mit den Bürgern. Seine Gemahlin „Mutter Anna" starb 1585 an der Pest. August starb 1586 und wurde in Freiberg begraben. Er ließ Schloß Augustusburg bauen. 1). Reformation in andern Ländern. Ulrich Zwingli hatte v. 1518—31 eine Reformation in der Schweiz, Calvin von Genf aus in Frankreich herbeige- führt. Ihre Lehre stimmte mit der Luthers nicht ganz überein. (Abendmahl.) Ihre Anhänger wurden Reformierte genannt. Sie sind besonders in Frankreich, der Schweiz, Westdeutsch- land und den Niederlanden verbreitet. § 9. Religionskriege in Deutschland, a. Der schmalkaldische Krieg, 1546—47. Die religiösen Angelegenheiten in Deutschland sollten auf der Kir- chenversammlung zu Trient 1545 geordnet werden. Als die Protestanten diese aber gar nicht beschickten, sprach der Kaiser die Acht über sie aus, und es be- gann der schmalkaldische Krieg (gegen den schmal- kaldischen Bund). Der Kaiser besiegte zunächst die Protestanten in Süddeutschland (Philipp v. Hessen), dann Johann Friedrich v. Sachsen in der Schlacht gig 10 Moritz v. Sachsen, bei Mühlberg 1547. Beide Fürsten wurden ge- fangen genommen, und das Kurfürstentum Sachsen gab der Kaiser dem mit ihm ver- bündeten protestantischen Herzoge Moritz v. Sachsen. Moritz fiel aber heimlich vom

12. Heimatkunde von Leipzig - S. 147

1891 - Leipzig : Weber
Kurzer Überblick über die geschichtliche Entwickelung der Gemeinde Leipzig. 147 Leipzig geschah dies zu Pfingsten 1539. Luther selbst hielt am ersten Feiertage eine Predigt in der Thomaskirche. Nun wurden lutherische Geistliche eingesetzt. Die kirchliche Aussicht führte nicht mehr der Bischof von Merseburg, sondern der Landesherr, der sie in Leipzig durch den Pfarrer an der Thomaskirche, welcher Superintendent genannt wurde, ausüben ließ. Die Klöster wurden aufgehoben und ihre reichen Besitzungen in der Stadt und Um- gegend wurden Eigentum des Herzogs. Herzog Moritz schenkte das Paulinerkloster der Universität, die nun ihren Sitz von der Ritterstraße dahin verlegte. Die Klosterkirche wurde Universitäts- kirche. Die übrigen Klöster verkaufte der Herzog an die Stadt- gemeinde. Mit dem Thomaskloster kamen das Gut Connewitz mit der Probstei und Probstheida und mit dem Nonnenkloster der Nonnenwald und die heilige Wiese in städtischen Besitz. Der Schmalkaldische Krieg brachte großes Unglück über die .Stadt. Sie wurde 1547 durch den Kurfürsten Johann Friedrich belagert. Moritz hatte zuvor die Vorstädte abbrennen lassen, damit die Belagerer keine Unterkunft fänden. Obwohl die innere Stadt nicht eingenommen werden konnte, wurde sie doch sehr stark beschossen und die Pleißenburg ganz zerstört. Unter Kurfürst August entstanden heftige Feindseligkeiten zwischen den Lutheranern und den Anhängern Calvins, welche später einen Ausstand zur Folge hatten. Diesem Fürsten ist die An- legung des Floßgrabens, welcher bis vor wenig Jahrzehnten noch für die Stadt wichtig war (s. S. 48), zu verdanken. Um das Jahr 1500 begann in Leipzig eine rege Bauthätig- keit. Die Thomas-, Barfüßer- und Nikolaikirche wurden durch Neubauten ersetzt. Nahe an der Johanniskirche legte man einen Begräbnisplatz an. Nach der Belagerung ließen Moritz, und August den Festungsgürtel vollkommener herstellen und die Pleißenburg neu aufbauen. Die Befesügungswerke erhielten ungefähr die Gestalt, in der wir sie in Fig. 21 sehen. Die Stadt erbaute ein neues Rathaus. Auch schöne Privathäuser, z. B. das Fürstenhaus, entstanden in jener Zeit. Der bedeutendste Baumeister Leipzigs war damals Hieronymus Lotter, der 10*

13. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 76

1855 - Dresden : Meinhold
76 Mlintz, Herzog (1 541 — 47) und Churfürst (1547 — 53) von Sachsen.. Allerdings hatte sein Vater noch vor seiner vollständigen Aus- söhnung mit ihm seinem Rathe Antonius von Schönberg ein (5. Mai 1541 errichtetes) Testament übergeben, in welchem in Widerspruch mit der Erbordnung Albrechts des Beherzten sein ganzes Besitzthum zwischen seinen Söhnen Moritz und August getheilt werden sollte, allein Moritz protestirte auf Verlangen seines Schwiegervaters Philipp von Hessen,, der ihm überhaupt auf jede Art mit weisem Rathe zur Seite stand, gegen dasselbe und ließ es dann bis zum Jahre 1 5 50 uneröffnet liegen. Theils um sich dem Kaiser gefällig zu zeigen, theils aus eigenem Drang, zog er im Juni 1542 demselben gegen die Türken zu Hilfe. Auf diesem Zuge war sein treuer Christoph von Carlowitz sein steter Begleiter, allein fast wäre er gar nicht zurückgekehrt, denn als er bei der Belagerung von Pesth mitten unter einen Türkenhaufen vom Pferde gestürzt war, hatte er cs nur der Aufopferung seines treuen Dieners Sebastian von Rcibisch, der mit seinem Leibe die Streiche ausfing, die seinen Herrn treffen sollten und seine Hingebung mit dem Leben be- zahlte, zu danken, daß seine zu Hilfe herbcieilenden C weiter ihn noch lebend und unversehrt antrafen. Im nächsten Jahre stand er dem Kaiser auch in seinem französi- schen Feldzüge bei und bewährte bei der Belagerung von St. Diziev (1 544) die alte Tapferkeit seines Hauses. In demselben Jahre ward auch auf seinen Betrieb sein Bruder August, dem er zuvor durch Ab- tretung mehrerer Aemter, Städte und Klöster ein anständiges Ein- kommen gesichert, zum Administrator des Stifts Merseburg (15. Mai) ernannt, er selbst aber beschäftigte sich nach seiner Rückkehr aus dem Felde vorzüglich mit der Regelung der aus den eingezogenen Kloster- gütern fließenden Einkünfte, indem er dabei, wie er selbst sagte, solcher Güter halber Ordnung zu machen bemüht war, darin Gottes Ehre gesucht und die Armuth bedacht werde. Vorzüglich gingen aber diese Einnahmen der Verbesserung der Schulen zu Gute, und unter andern wurden viele und großartige Schenkungen an die Universität Leipzig gemacht. Jetzt ward aber seine Aufmerksamkeit durch das kräftige Auftreten des Kaisers nach dem Frieden zu Crespy nach einer andern Seite hin gelenkt und wir haben bereits gesehen, wie seine ganze Thätigkeit in den Jahren 1545 — 47 einzig und allein dahin ging, entweder seinen

14. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 112

1889 - Leipzig : Hirschfeld
112 Johann Friedrich der Gromtige. Mainz, der Erzbischof von Salzburg, die Herzge von Bayern, der Herzog Georg von Sachsen und die Herzge Ernst und Heinrich vonbraunschweig gehrten. Die Parteien stellten sich immer feindseliger gegeneinander, doch die drohende Trkengefahr ver-hinderte noch den Ausbruch des Krieges. Im Jahre 1541 war Philipp, der Bischof von Naumburg ge-storben, und da die Reformation daselbst bereits Wurzeln geschlagen hatte, so beschlo Johann Friedrich der Gromtige das Re-formationswerk in diesem Bistume zu vollenden, indem er gegen die ohne seine, des Landesherrn Zustimmung vom Kapitel vorgenommene Wahl des Bischofs Julius von Pflugk protestierte und den pro-testantischen Nikolaus von Amsdorf zum geistlichen Verweser einsetzte. Zu derselben Zeit, nmlich am 18. August 1541, war in den albertinischen Landen der Herzog Heinrich der Fromme gestorben, dem nun sein Sohn Moritz in der Regierung folgte. Obschon sich derselbe am Hofe seines Oheims, des Kurfrsten Johann Friedrich aufgehalten hatte und in der lutherischen Lehre erzogen worden war, trat er doch nicht dem schmalkaldischen Bunde bei, so da er sich da-durch den ohnehin gegen ihn mitrauischen Kurfrsten nur noch mehr entfremdete. Dazu kam noch, da letzterer eigenmchtig in der ihnen gemeinschaftlich angehrenden Stadt Wrzen eine von den deutschen Stnden auf dem Reichstage zu Regensburg bewilligte Trkensteuer ausgeschrieben hatte. Ehe es jedoch zu einem infolge dessen beabsich-tigten Kriege kam, stiftete Herzog Moritzen's Schwiegervater, der Landgraf Philipp von Hessen Frieden, so da die bereits kmpf-gerstet einander gegenber stehenden Heere um Ostern 1542 wieder entlassen wurden. Diese unblutige Fehde hat den Namen Fladen-krieg" erhalten, weil die Truppen nun daheim ihre Osterfladen ruhig verzehren konnten, oder weil sie, besonders in der Gegend von Wrzen und Oschatz, den Bauern die Osterfladen weggegessen hatten. Wenn nun auch scheinbar wieder ein gutes Einvernehmen zwischen Johann Friedrich und Moritz hergestellt war, so nahm letzterer doch nicht an dem Zuge gegen den erbitterten Feind des schmalkal-bischen Bundes, den Herzog Heinrich von Braunschweig teil. Der Kurfürst und Philipp von Hessen fielen in besten Land ein, verjagten den Herzog und fhrten in seinem Lande, wo die Anhnger Luther's viel hatten dulden mssen, die Reformation ein. Whrend der Kaiser einen Krieg mit Frankreich gefhrt, war die Erbitterung der Religionsparteien in Deutschland immsr hher ge-stiegen. Alle Versuche, durch Kirchenversammlungen und Reichstage

15. Neue Zeit - S. 69

1897 - Stuttgart : Neff
69 sollten bis zum Konzil suspendiert sein. Um die unentbehrliche Türkenhilfe zu erhalten, gewährte Karl den Evangelischen in einer geheimen Deklaration Schutz auch ihres kirchlichen Be- sitzes, Billigung der Unterhaltung von Kirchen und Schulen aus geistlichen Gütern, Zulassung protestantischer Beisitzer am Reichskammergericht, trat aber zugleich der katholischen Liga bei. Philipp hatte 11. Juni in einem geheimen Vertrag sich Karl gegenüber verpflichtet, mit Cleve, Frankreich und England kein Bündnis zu schliessen, sowie deren Aufnahme in den Schmalkaldener Bund, der damals Kursachsen geneigt gewesen wäre, zu hinter treiben; da- gegen erhielt er vom Kaiser eine allgemeine Amnestie zuge- sichert. In den Vertrag war Philipps Schwiegersohn, der junge Moritz von Sachsen (Herzog seit August 1541), mit einbezogen. Cleve nicht zu unterstützen, verpflichtete sich bald darauf auch Joachim Ii. von Brandenburg. Weitere Erfolge und Aussichten der Reformation. In Rücksicht auf die notwendige Türkenhilfe gestand König Ferdinand auf dem Reichstag in Spei er Anfang 1542 den Protestanten fünfjährige Erstreckung des in Regensburg gewährleisteten Friedensstands und Aufschubs der Religionsprozesse zu. Johann Friedrich von Sachsen begann jetzt auch mit der Säkularisation in Wirklichkeit nicht „landsässiger“ Stifter, indem er in dem unter Kursachsens Schutz stehenden Bistum Naum- burg Amsdorf als Bischof einsetzte und durch Luther weihen liess, die weltliche Regierung aber selbst übernahm. Ueber eine Teilung des Bistums Meissen verständigte er sich, nach beider- seitigen Rüstungen, mit seinem albertinischen Vetter Moritz; dieser bereitete den Erwerb des Bistums Merseburg vor (der 1545 erfolgte). Eine grosse Aussicht bot sich dem Prote- stantismus im Erzbistum Köln dar, dessen Inhaber, der betagte Hermann von Wied, nach Reformen im Sinne der Konzilien und des Erasmus, im Einverständnis mit seinen Land- ständen und unter Anlehnung an den Speirer Beschluss von 1542 begann, unter Mitwirkung Bucers und Melanchtlions eine in der Lehre durchaus evangelische Kirchenordnung zu schaffen. Der Herzog Wilhelm von Cieve war, schon um einen Rückhalt gegen den Kaiser zu finden, bereit, den- selben Weg zu gehen; auch der Bischof von Münster, Minden, Osnabrück hatte Lust, im Fall des Gelingens dem Kölner nach- zufolgen. Die Schmalkaldener verdrängten Mitte 1542 den Herzog Heinrich von Braunschweig, weil er u. a. die vom Kaiser ausser Kraft gesetzte Acht an Goslar zu voll- ziehen sich anschickte, unter schweren Ausschreitungen ihrer

16. Die deutsche Geschichte - S. 91

1855 - Essen : Bädeker
91 zu Passau Unterhandlungen ein, und der passauer Vertrag kam zu Stande 1552, wornach Johann Friedrich und Philipp ihre Freiheit erhielten, beide Religionsparteien gleichgestellt wurden und sich friedlich zu einander halten sollten. Genaueres sollte auf einem nahen Reichstage festgestellt werden. §. 116. Bis zum augsburger Religionsfrieden 1555. So erfreulich die Errungenschaften waren, wodurch Moritz seinen früheren Verrath an den Glaubensgenossen sühnte, so bitter waren die Früchte seiner Vundesgenossenschaft mit Frankreich für das Vaterland, womit jene theilweise erkauft wurden. Die Franzosen hatten die lothrin- gischen Festungen Metz, Toul und Verdün weggenommen, und Karl, so sehr er sich anstrengte, vermochte nicht, sie wiederzugewinnen. Dazu setzte Moritzens ehemaliger Freund, der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, als Frankreichs Bundesgenosse, unbekümmert um den passauer Vertrag, in Deutschland den Krieg gegen die katho- lischen Reichsstände fort, die er fürchterlich brandschatzte. Moritz, um dem Vaterlande seine redlichen Absichten zu zeigen, griff ihn bei Sie- vershausen auf der lüneburger Heide an, und besiegte ihn in einem blutigen Treffen, fiel aber selbst tödtlich verwundet, 32 Jahr alt (1553). „O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!" rief der Kaiser aus, als er die Kunde empfing. Herzog August wurde seines Bruders Moritz Nachfolger im Kurfürstenthume. Albrecht, nochmals geschlagen, geächtet, floh nach Frankreich, kehrte nach 2 Jahren zurück, und starb bald nach- her bei seinem Schwager, den: Markgrafen von Baden, zu Pforzheim. So war es endlich einmal ruhig im Reiche, und Ferdinand ließ es sich nun ernstlich angelegen sein, den verheißenen Reichstag zu Augsburg zu Stande zu bringen, nicht mehr um eine Religions- Vereinigung, sondern einen festen Religionsfrieden zu erzielen. Vier- mal lud er ein, und Niemand kam. Zum fünften Mal kamen doch wenigstens die Gesandten. Am 5. Febr. 1555 wurde dieser denk- würdige Reichstag zu Augsburg eröffnet, am 2l>. Sept. geschlossen mit dem augsburger Religionsfrieden. Man versicherte gegenseitige Duldung,. den Reichsständen, die sich zur augsburgischeu Confession be- kannten, und den römisch-katholischen völlig gleiche und ungestörte Religions- freiheit, wovon jedoch alle Andersgläubigen ausgeschlossen sein sollten; die Unterthanen katholischer Stände sollten freien Abzug haben, wenn sie auswandern wollten, und die der evangelischen Lehre schon seit Jahren zugethanen Unterthanen geistlicher Stände der Religion wegen nicht bedrängt werden. Den „geistlichen Vorbehalt", daß geistliche Fürsten, die in Zukunft von der alten Religion abträten, auf ihr Amt und Einkommen Verzicht thun müßten, mußten sich die Evangelischen endlich gefallen lassen, doch gaben sie einen Protest dagegen zu Pro- tokoll. Das sind die wesentlichen Bestimmungen dieses Vertrages, der zwar manches Verfängliche enthielt, doch den vorläufigen Bedürfnissen entsprach, und eine evangelische Kirche zu Recht anerkannte.

17. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 153

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Moritz. 153 verweisend geäußert haben: „Moritz, Du thust, als wenn Dir ganz Sachsenland gerecht wäre." Moritz verließ um jene Zeit den Hof des Herzogs und wendete sich zu seinem Vetter, dem bald zu Torgau bald zu Weimar sich aufhaltenden Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmüthigen. Hier, an dem Hofe des der Lehre Luther's aufrichtig ergebenen Kurfürsten, hatte Moritz Gelegenheit, die Urheber der Reformation persönlich kennen zu lernen und ward für deren Sache je mehr und mehr gewonnen. Der Kurfürst hielt seinen Pflegling wie sein eigenes Kind. Doch ward sein kühner Geist, der vielleicht jetzt schon die schwachen Seiten Johann Friedrich's, die er später zu dessen Nachtheil benutzte, wahrnahin, von Luther durchschaut. Denn als dieser eines Abends, wie es öfter zu geschehen pflegte, an der kurfürstlichen Tafel sich befand, und ihin der junge hoffnungsvolle Vetter des Kurfürsten mit der halblauten Frage vorgestellt ward, was er wohl von demselben halte; sagte Lurher, nachdem er den jungen Prinzen scharf angeblickt, im Tone der Besorgniß warnend zum Kur- fürsten: „Sehet wohl zu, gnädiger Herr, daß Ihr Euch in ihm nicht einen jungen Löwen erziehet!" Der Kurfürst crwiederte darauf in sei- ner gewöhnlichen Gutmütigkeit: „Nun, ich hoffe das Beste!" — Die Folgezeit sollte zeigen, daß sich wohl Johann Friedrick in seiner Hoffnung, nicht aber Luther in seinem Scharfblicke getäuscht hatte. Nachdem der letzte Sohn des Herzogs Georg (1539) gestor- den war, glaubte dieser in Moritzens Verbindung mit der Wittwe des Verstorbenen das Mittel zu finden, ihn für sich zu gewin- nen. Katharina aber, die Mutter von Moritz, der inzwischen mit Philipp von Hessen persönlich bekannt geworden war, und uin diese Zeit in Frankfurt a. M. lebte, erblickte darin nichts als eine List Georg's und ermahnte ihren Sohn, der evangelischen Lehre treu zu bleiben. Der beabsichtigten Verbindung ihres Sohnes mit Agnes, einer Tochter Philipp's, waren indeß Heinrich wie Katharina entschie- den enigegen. Dessenungeachtet war Moritz zu Anfang des I. 1541 wider Willen seiner Aeltern an den landgräflichen Hof gereist und hatte sich am 9. Jan. zu Marburg mit Agnes vermählt. Nach ge- schehener Aussöhnung übertrug Heinrich im August 1541 seinem Sohne Moritz, auf Wunsch mehrer Männer aus der Ritter- und Landschaft, einen bedeutenden Theil der Regierung, mit der Bestim- mung, daß Moritz mit seiner Gemahlin nach Dresden oder auch nach Meißen oder Pirna ziehen sollte. Während derselbe auf der Reise nach Hessen begriffen war, um seine Gemahlin herbeizuholen, starb, wie schon erwähnt, Vater Heinrich am 18. August 1541. Da im väterlichen Testamente es ausgesprochen war, daß alles Erbthum den beiden Söhnen Moritz und August gleichmäßig zu- sallen solle, nach der Verordnung des Stammvaters Albrecht aber der jüngere Sohn nur das Recht der einstigen Lehenfolge, der ältere dagegen ausschließlich den Besitz der ererbten Länder hatte, so pro- testirte Moritz, auf Rath seines Schwiegervaters, gegen das Testa- ment seines Vaters, und ließ es uneröffnet liegen, traf jedoch über einige Streitpunkte später einen Vergleich mit dem Bruder

18. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 75

1855 - Dresden : Meinhold
75 Zuerst ward damit in Leipzig, wo noch immer der größte Theil d>er höher» Stände und Professoren der alten Lehre eifrig ergeben war, der Anfang gemacht und am ersten Pfingstfeiertag (25. Mai) durch Luther in der Nicolaikirche die erste Predigt in deutscher Sprache gehalten. Kurz darauf begann die Kirchenvisttation im ganzen Lande, die Klöster, Stiftungen und geistlichen Güter wurden eingezogen, allein dabei mit großer Willkür verfahren, so daß die Stände auf ihrer Versammlung zu Chemnitz (1539) geradezu darüber, daß man sie nicht vorher gehört und daß ihr neuer Herr gegen seines Bruders Räthe allzu strenge verfahren sei, Beschwerde erhoben. Aus demselben Grunde ward er mit den Bischöfen von Meißen und Merseburg in mißlichen Zwiespalt verwickelt, so daß jener (1540) in seiner Klag- schrift an den Kaiser über die Eingriffe der sächsischen Fürsten in seine Gerichtsbarkeit auf ihn vorzüglich mit abzielte. Sein Sohn Moritz, an den sich Georgs von seinem Vater übel behandelten Räthe, wahr- scheinlich auch Georg und Christoph von Carlowitz vertrauensvoll wendeten, mochte mit allen diesen gewaltsamen Aenderungen wenig einverstanden sein, allein sein Einfluß auf seinen Vater ward noch dadurch geschwächt, daß er wider den Willen seiner über die allerdings zu verwerfende Doppelehe des Landgrafen Philipp von Hessen erbitter- ten Eltern seine Vermählung mit der ihm freilich früher verlobten Tochter desselben Agnes vollzog (1541). Herzog Heinrich, der sich erst nach längerer Zeit mit seinem Sohne wegen seines Ungehorsams wieder aussöhnte, übertrug ihm noch bei Lebzeiten (5. August 1541) die Regierung über einen bedeutenden Theil seiner Länder, konnte sich jedoch nicht lange der so sehr von ihm gewünschten Ruhe erfreuen, sondern starb schon am 18. August 1541. Er ward, wie es immer sein Wunsch gewesen, in der alten Bergstadt Freibcrg begraben, das treue Bergvolk, dem er stets geneigt gewesen war, gab ihm auch das letzte Geleite in die Für- stengruft im Dome. Allerdings war, wie der Chronist sagt, seines Thuns nicht gewesen, sich mit des Landes Sachen täglich viel zu be- kümmern, sondern er hatte stets ein sorgenfreies behäbiges Leben den ernsten Staatsgeschäften vorgezogen, daher hatte seine Gemahlin wohl mehr Einfluß auf ihn gehabt, als für einen selbständigen Regenten schicklich war, allein er hatte durch seine Gutmüthigkeit und Milde die Herzen seiner Unterthanen gewonnen und so lebt das Andenken des frommen Heinrichs heute noch im Gedächtniß des Volkes. Es folgte ihm also sein Sohn, der kaum zwanzigjährige

19. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 284

1892 - Leipzig : Voigtländer
284 Königreich Sachsen. [iß 1485 Teilung des kursächsischen Ländergebietes. Ernst erhält Kursachsen, Albrecht (Albert) Meißen. So entstehen die zwei Linien des Hauses Wettin: Ernestinische Linie (Kursachsen). 1486—1525 Kurfürst Friedrich der Weise, gründet 1502 die Universität Wittenberg, Beschützer Luthers und der Reformation. 1525—1532 Kurfürst Johann der Beständige, führt die Reformation in Kursachsen ein. 1532—1547 Kurfürst Johann der Großmütige, verliert nach der Schlacht bei Mühlberg 1547 Land und Kur-würde an Moritz. Johann Friedrichs Nachkommen regieren noch heute die sächsischen Herzogtümer in Thüringen. 1553—1586 Kurfürst August, erwirbt 1569 das Voigtland („Vater August" und „Mutter Anna"). Nach ihm regieren Christian I. (bis 1591), Christian Ii. (bis 1611), Johann Georg I. (bis 1656), unter welchem 1635 die Lausitz an Sachsen kommt, Johann Georg Ii. (bis 1680), Johann Georg Iii. (bis 1691), Johann Georg Iv. (bis 1694). 1694—1733 Kurfürst Friedrich August der Starke, tritt 1697 zur katholischen Kirche Über und wird zugleich König von Polen. Unter Kurfürst Friedrich August Ii. (1733—1763) erfährt Sachsen die Leiden des 7jährigen Krieges. Sein Sohn Friedrich Christian stirbt 1763 nach kurzer Regierung. Von 1763—1768 verwaltet Prinz Xaver das Land als Vormund des jungen Kurfürsten Friedrich August. 1763—1768—1800—1827 Kurfürst, später König Friedrich August der Gerechte, unter welchem 1806 Sachsen von Napoleon I. zum Königreich erhoben wird. 1807 erhält Friedrich August von Napoleon das Großherzogtum Warschau. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig Gefangener der Verbündeten, 1815 Teilung Sachsens. 1827—1836 König Anton der Gütige, giebt am 4. Septbr. 1831 seinem Volke die Verfassung. 1836—1854 König Friedrich August Ii. 7. April 1839 Eröffnung der ersten Eisenbahn Sachsens (Leipzig-Dresden). 1854—187ä König Johann, schließt sich nach dem Kriege von 1866 dem Norddeutschen Bunde und 1871 dem Deutschen Kaiserreiche an. 1873 König Albert. Königin Carola. 1889 800jähriges Regierungsjubiläum des Wettiner Fürstenhauses. Albertinische Linie (Meißen). Herzog Albrecht „der Beherzte" regiert bis 1500. 1500—1539 Herzog Georg der Bärtige, Feind der Reformation. 1539—1541 Herzog Heinrich der Fromme, führt die Reformation in Meißen ein. 1541—1553 Herzog, später Kurfürst Moritz, gründet 1543 die drei Fürstenschulen, erlangt 1547 die Kurwürde, stirbt als Retter des Protestantismus.

20. Der sächsische Kinderfreund - S. 36

1868 - Leipzig : Arnoldi
36 fangenschaft befand. Gegen diesen verfuhr Carl mit aller Härte und sprach sogar den 10. Mai 1547 das Todesurtheil über ihn als einen Rebellen aus, das aber auf Fürbitten des Herzogs Moritz bald dahin abgeändert ward, daß Johann Friedrich die Churwürde und die damit verbundenen Länder abtrat, die festen Städte Wittenberg und Gotha übergab und versprechen mußte, den Kaiser auf seinen Reisen als Ge- fangener zu begleiten. Weil der unglückliche Fürst in des Feindes Gewalt war, so mußte er sich Alles gefallen lassen, was man von ihm forderte. Indeß überall zeigte er den frömmsten Sinn, und selbst als man ihm das Todesurtheil ankündigte, blieb er so unerschrocken, daß er zu seinem Mitgefangenen, Herzog Ernst von B r a u n s ch w e i g, mit dem er Schach spielte, ruhig sagte: „Weiter im Spiele!" Wegen dieser Seelengröße, die ihn auch im größten Unglücke nicht verließ, er- hielt er den Beinamen des Großmüthigen. Beweint von seinen treuen Unterthanen, verließ er bald seine Residenz Wittenberg, nahm von seiner weinenden Familie zärtlich Abschied und folgte dem Kaiser 5 Jahre und 4 Monate als Gefangener. An seine Stelle war der Herzog Moritz von Carl V. zum Churfürsten ernannt worden, und so kam seit der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg die Churwürde Sachsens von der ernestinischen auf die albertinische Linie. Sein Schicksal än- derte sich, als Moritz 1552 gegen den Kaiser unerwartet zu Felde zog, diesen beinahe gefangen nahm und von ihm den 2. Sept. 1552 die Freilassung Johann Friedrichs bewirkte. Letzterer lebte nicht lange mehr im Schooße seiner Familie. Er starb schon am 4. März 1554 zu Weimar und erreichte ein Alter von 50 Jahren. Seine ihn liebende Gemahlin Sibylle ging ihm einige Tage im Tode voran. Beide Grab- mäler findet man in der Stadtkirche zu Weimar. Moritz. Der Churfürst Moritz erblickte das Licht der Welt zu Freiberg den 21. März 1521, wo sein Vater Heinrich der Fromme als Herzog residirte. Dieser Heinrich war der Erste in der albertinischen Linie, der nicht nur-selbst die evangelische Lehre annahm, sondern sie auch in seinem kleinen Lande verbreitete. Freilich zog er sich dadurch den Haß seines Bruders Georg des Bärtigen zu, welcher zu Dresden wohnte und Luther und dessen Freunde durchaus nicht dulden wollte; allein er blieb seiner Ueberzeugung treu. Als sein Bruder- Georg den 17. April 1539 mit Tode abging, erbte er dessen große Besitzungen, führte sofort in den neuerworbenen Ländern die Reforma- tion ein und ließ sich in Dresden nieder. 1541 starb er daselbst, befahl aber, daß er in Freiberg begraben werde, weil er diese Stadt immer als eine ihm treue und ergebene gefunden hatte. Nach ihm übernahm