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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 199

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
190 tigkeiten, doch zwang er sie, seine Oberhoheit anzuerkennen. Als 1683 die Türken Wien belagerten, führte er selbst 11,000 Mann zum Entsatz herbei, that selbst den ersten Angriff auf die Feinde, und trug durch seine und seiner Mannschaft bewundernswürdige Tapferkeit viel zur Rettung der kaiserlichen Hauptstadt bei, doch behandelte ihn Kaiser Leopold mit solcher Kälte, daß er gleich nach der Be» freinng von Wien nach Sachsen zurückkehrte. Seine Kriegsliebe ließ ihn aber nicht ruhen; er reiste 1684 selbst nach Vene dig und schloß mit der Republik einen Vertrag, nach welchem er 3000 Mann auf zwei Jahre gegen die Türken in Morea stellte. Die Sachsen fochten zwar mit großem Ruhm, allein doch nur für eine fremde Sache wurden eine Menge Menschen aufgeopfert, denn nur ein kleines Häuflein kehrte davon zurück. Gleichzeitig sen- dete der Kurfürst seinen Vetter Christian von Mer- seburg mit 5000 Mann dem Kaiser gegen die Türken zu Hilfe, denen mit dem Beistände der Sachsen Ofen entrissen wurde. Ruhm wurde allerdings erworben, aber der Krieg kostete viel Geld und viele Menschen, und an beiden hatte Sachsen damals einen großen Mangel. Ein Streit mit Kurbrandenburg wegen der Vogteigerech- tigkeit über Quedlinburg und wegen des Fürstenthums O.uerfurt wurde 1685 gütlich verglichen, Kursachsen blieb im Besitz, trat aber das Amt Bug an Branden- burg ab. Die Ansprüche auf Erfurt erneuerte der Kur- fürst 1689 vergeblich; was seines Vaters Räthe in dieser Sache schlimm gemacht hatten, konnte er nicht wieder gut machen. Vielleicht hatte er darin mehr ausgerichtet, sicher aber bei seiner Thatigkeit und Einsicht viel Gutes für sein Land gestiftet, wenn er weniger in auswärtige Angelegen- heiten verwickell, und weniger kriegerisch gewesen wäre. Im Jahr 1688 führte er 14,000 Mann gegen Frankreich in's Feld. Im folgenden Jahre betrieb er neue Rüstungen und half Mainz zurückerobern. Gleich darauf erlosch am 12. Sep- tember 1689 mit dem Tode des Herzogs Julius die lauenburgische Linie, auf deren Land Kursachsen das Erbrecht zustand. Es meldeten sich zu dieser Erbschaft noch viele andere Reichsftände, doch wäre der Kurfürst nicht

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1. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 216

1873 - Heilbronn : Scheurlen
216 Türkenkriege. Ludwig Xiv. remberg, die Besatzung und die Bürgerschaft leisteten zwar den entschlossensten Widerstand; aber sie hätten nach zweimonatlicher Belagerung unterliegen müssen, wenn nicht das von Karl von Lothringen befehligte Reichsheer (worunter die Kurfürsten von Baiern und Sachsen und andere Fürsten waren) und das damit vereinigte polnische Heer unter dem Polenkönig Johann Sobiesky, im ganzen 64,000 Mann, zum Entsatz herbeigekommen wären und die Türken 12. Sept. unter den Mauern Wiens in die Flucht geschlagen hätten. Der Kaiser benützte seine siegreichen Waffen, drang in Ungarn vor und führte noch 16 Jahre Krieg mit den Türken. Kurfürst Maximilian Emanuel eroberte Belgrad, die drei Feldherren: Herzog Karl von Lothringen, Prinz Ludwig von Baden und Prinz Eugen von 12.Aug. 1687. Savoyen, besiegten die Türken bei Mohacz; Ludwig von Baden be- 1691. siegte den Großvezier Kiuprili Mustapha bei Salankemen an der Theißmündung, wo 26,000 Türken samt Kiuprili fielen; Prinz Eugen von Savoyen, der, von Ludwig beleidigt, in östreichische Dienste übergetreten ll.sept. 1697.war, schlug den Sultan Mustapha Ii. bei Zenta an der Theiß, wo 20,000 1699.Türken fielen. Nun verstand sich die Pforte zum Frieden von Karlowitz, worin sie Siebenbürgen und das Land zwischen Donau und Theiß an Östreich, Morea und Dalmatien an Venebig abtrat, das gleichfalls mit den Türken schon längst im Kriege war. So gieng Östreich aus seiner Türkennoth mit Ruhm hervor. In Ungarn setzte es wenigstens seinen Willen durch: nach dem 1687. Blutgerichte zu Eperies würde auf dem Reichstage zu Preß bürg das Wahlkönigthum abgeschafft, und Ungarn für ein Erb re ich der habsburgischen Dynastie erklärt. Tökeli mußte in die Türkei flüchten. Weniger ruhmvoll würde der Krieg im Westen geführt. Prinz Wilhelm von Oranien hatte zur Aufrechthaltung des Friebens und zur Abwehr 1686.französischer Übermacht das Augsburger Bünbniß zu Stanbe gebracht zwischen Holland, Spanien, Schweden, dem Kaiser und mehreren Mitgliedern 1689. des deutschen Reiches. Auch England trat bei, nachbem bort inzwischen König Jakob Ii. vom Throne gestürzt war, und fein Schwiegersohn, Wilhelm 1688.von Omnien, den englischen Thron bestiegen hatte. Trotzdem sieng Ludwig 1689-1697. aufs neue Krieg an. Bei dem Tode des Kurfürsten Karl von der Pfalz machte er im Namen feiner Schwägerin, Elisabeth Charlotte, Herzogin von Orleans, der Schwester des verstorbenen Kurfürsten, Ansprüche ans Pfalz-Simm ern, obgleich rechtmäßig die ganze Pfalz an die katholische Seitenlinie Pfalz-Neuburg fallen sollte. Ein französisches Heer rückte unter dem Morth 1689.brenner Melac in der Pfalz ein, und gegen 1200 Städte und Dörfer, barunter Heibelberg-, Mannheim, Worms, Speier, würden theils geplündert, theils niebergebrannt. Auch Württemberg würde mehrmals von den französischen Räubern heimgesucht und verwüstet, besonbers 1688 (Weiber von Schorndorf), 1692 1690.und 1693. Der Marschall von Luxemburg siegte bei Fleurus über die Deutschen unter dem Fürsten von Waldeck, über das niederländisch-spanische 1691. Heer unter Walbeck bei Leuse (Tournay) und über die Holländer unter 1693. Wilhelm von Omnien bei Neerwinben. Heibelberg würde nebst seinem 1693. Schlosse zerstört und der ganze Landstrich von Stuttgart bis Darmstadt fürchterlich verheert, ohne daß sich die deutsche Uneinigkeit und Eifersüchtelei zu entscheidenden Maßregeln aufraffen konnte. Auch in Italien siegte Ludwig durch seinen General Catinat über den Herzog von Savoyen, und sein Admiral 1690. Tourville bei Dieppe über die holländisch-englische Flotte. Die Feinde Ludwigs wären noch viel schlimmer weggekommen, wenn nicht dieser, der vom

2. Bd. 4 - S. 186

1786 - Dresden Leipzig : Hilscher
^ 186 Johann George Ilf. ist kein obersachflscher Kreistag mehr gehal- ten worden. Im folgenden Jahre 1684 unternahm Johann George der Dritte eine Reife nach Italien, und befuchte zugleich das Kar- neval zu Venedig, schloß auch mit den Ve- nezianern, weil sie an dem Kriege wider die Türken öffentlich Theil nahmen, einen Sub- sidientraktat, nach welchem er ihnen drei In- fanterieregimenter wider die Türken in Morea überließ, und schickte auch, obgleich feine Ver- dienste, bei dem Entfaz von Wien, so wenig belohnt worden, dennoch im Jahre 1686 fei- ne übrigen Truppen, dem Kaiser nach Ungern zu Hülfe, um dadurch die Eroberung von Ofen zu bewerkstelligen. In den Jahren 1688 und 1689 gieng der Kurfürst selbst mit feiner Armee gegen die Franzosen zu Felde, und war bei der Eroberung der Stadt Mainz zugegen. 1689 starb Julius Franz, der lezte Herzog von lauenburg, deffen lande, vermöge der von Kaiser erhaltenen Anwartschaft, und Even- tualbelehnung, durch die Erbverbrüderung, die beide Hauser 1671 miteinander errichtet hatten/an Sachsen fallen folten, weshalb auch der Kurfürst, gleich nach des Herzogs Tode, von dem Herzogthume Befiz nehmen wolte,

3. Bd. 8 - S. 62

1846 - Braunschweig : Westermann
62 Zweites Kap. Die Zeiten Ludwig's Xiv. wiewohl unter Widerspruch der Ulema's—, über Ungarn sich ergoß, Tökely zum Herrn des ganzen Reiches, als Schüzling der Pforte, erklärend (1682). Bald war das kaiserliche Heer zurück nach Oestreich getrieben, die wenigen Pläze in Ungarn, welche noch Leopold gehorchten, theils genommen, theils eingeschlossen, und also der Krieg auf teutschen Boden gewalzt. Die Türken lagerten sich vor Wien (14. Juli 1683). Der Kaiser, in bestürzter Eile, floh nach Passau. Oestreich und Steiermark wurden von Tartar en ver- wüstet, Städte und Dörfer wurden verbrannt, viele Tausend Menschen in die Sklaverei geschleppt. Tökely brandschaztc Mähren. Die Bcsazung Wiens bestand aus 12,000 Mann regulirtcr Truppen, welchen die Bürger und mit diesen die gcwcrbtreibcnde und die studircnde Ju- gend tapferen Beistand leisteten. Der Graf Rüdiger von St ahremberg, welchem der Oberbefehl anvertraut war, erschöpfte alle Hilfsmittel der Kunst, des Hcldcnniuthcs, des glühenden religiösen und patriotischen Eifers. Aber die Türken zählten 200,000 Streiter und 200 Feuerschlünde. Hatten sie gleich viel Bclagcrungskunst, als Macht und Muth besessen, Wien hätte nothwendig fallen müssen. Alsdann wäre auch Oestreichs Glanz erloschen, und Tcntschland, um nicht Beute der Türken zu werden, hätte sich anderem, wahrscheinlich Frankreichs, Schuze vertrauen müssen. An den Rcichs- grcnzen stand bereits ein französisches Heer; Ludwig gedachte seinen Sohn zum römischen König zu machen. Leicht wäre hiedurch Frankreich zur Herrschaft Europa's gelangt, oder hätte sie mit den Türken getheilt, oder endlich, wenn Glück und Heldenmuth Beides abgewandt hätten, so wäre immer eine ganz andere Ordnung der Dinge aus dem wilden Kampfe hervor- gegangen. Aber Wien wurde nicht erobert. Die dringende Gefahr riß endlich die teutschen Stände aus ihrer sonst gewöhnlichen Schläftigkeit und engherzigen Entzweiung. Achtzigtauscnd Streiter sammelten sich aus den teutschen Landen in kurzer Frist. Zwanzigtausend Polen gesellten sich ihnen als Hilfsvölker bei. Der König von Polen, der tapfere Johann Sobiesky, führte den Oberbefehl. Unter ihm standen der Herzog Karl von Lothrin- gen und der Fürst von Waldeck. Die Kurfürsten von Baiern und Sachsen mit anderen hohen Häuptern befanden sich bei'm Heere. Schon waren viele Außenwerke Wiens zerstört, viele Streiter gefallen, täglich hef- tigerer Andrang von außen, größere Noth und Mangel in der Stadt. Da

4. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 178

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
178 müthige Schwedenkönig, der den Oberbefehl über die vereinigten Heere selbst führte, den vollständigsten Sieg er- rungen. 8,000 Feinde waren auf dem Platze geblieben, 1000 gefangen, die übrigen versprengt, Geschütz und Gepäck fiel in die Hände der Sieger. Alle noch in den Händen der Kaiserlichen befindlichen Städte wurden ihnen schnell entrissen, bald war Kursachsen vom Feinde befreit. Die Schlacht bei Breitenfeld war nicht allein für Sachsen, sondern für das ganze protestantische Deutschland das glücklichste Ereigniß, denn durch sie wurde der Uebermuth der katholischen Partei gebrochen, die nahe daran war, die Protestanten völlig zu über- wältigen. Der Kaiser schaltete mir dem Reichswesen wie mit seinem Eigenthume und verhängte eigenmächtig die Reichsacht über die Fürsten, die sich ihm nicht unterwerfen wollten, was aber die protestantischen Reichsstände zu erwarten batten, das war durch Magdeburgs grauen- volle Zerstörung offenbar worden. Der Schrecken hatte die Protestanten gelähmt und auch der Leipziger Bund würde sich in kurzer Zeit aufgelöst haben, wenn Tilly nicht aus Sachsen vertrieben worden wäre. Nun änderte sich die Lage der Dinge völlig und die Katholiken, deren Kriegsmacht beinahe völlig vernichtet worden war, hatten Alles von den Protestanten zu fürchten, wenn diese einig blieben und ihre Streitmacht gut zu benutzen wußten. Dieß sah der Kaiser wohl ein und deshalb ließ er die schon besetzte Lausitz wieder räumen, auch dem Kurfürsten Friedensanträge machen, wenn er sich von Schweden trennen würde. Der aber konnte und wollte mit dem Kaiser sich nicht einlassen, daernurebendiegewalttha, tigkeiten der Kaiserlichen in seinem Lande erfahren hatte, auch Schweden seinen Abfall schwer gerächt haben würde. Er war mit Gustav Adolf übereingekommen, daß er in die kaiserlichen Erblande einfallen sollte, während der König Franken und Schwaben überziehen und sich dann die Donau abwärts gegen Baiern und Oestreich wenden wollte. Dem zu Folge brach das sächsische Heer nach Böhmen auf und schon im Anfang des November hatte Arnim Prag besetzt, nicht lange darnach den größten Theil von Böhmen. In des Kurfürsten Hand war nun

5. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 246

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
246 derung des sächsischen Heeres, die Überlassung des Kö- nig ft eins auf zwei Jahre, und nun trat Sachsen in Verbindung mit Preußen mit den Waffen auf. Während König Friedrich von Schlesien aus in Böhmen eindrang, "ließ der Kurfürst 22,000 Mann zu dem Heere stoßen, welches Prinz Heinrich durch Sach- sen nach Böhmen führte. Eine im Erzgebirge zurück- gelassene Abtheilung von Sachsen und Preußen sollte die feindlichen Einfälle abwehren. Trotz dem brächen im September 1778 zwei östreichische Regimenter durch, brandschatzten eine Menge Städte und führten, wenn die geforderten großen Summen nicht gleich bezahlt wurden, angesehene Einwohner als Geißeln mit sich fort und sandten sie bis nach Ofen in Ungarn. Diesen Brandschatzungen wurde zwar spater vorgebeugt, doch hatten diese Gegenden durch Einquartirungen viel gelitten. Am 13. Mai 1779 wurde dieser kurze Krieg durch den Frieden zu Teschen geendigt. Kursachsen erhielt für die baiersche Allo- dialerbschaft 6 Millionen Gulden, auch die Lehnsrechte über die schön burgischen drei Receßherrschaften, Glaucha, Waldenburg und Lichten stein. Friedrich Au- gust gab von der erstrittenen Erbschaft jedem seiner Ge- schwister 50,000 Gülden, das Uebrige wies er der Haupt- kasse des Landes zu und es wurden davon die Millio- nen Thlr. Schulden an Hannover abgezahlt und die dafür verpfändeten Aemter und Einkünfte wieder gelöst. Das gute Verhältniß mit Preußen erleichterte auch die Auseinandersetzung wegen der Grafschaft Mansfeld, deren letzter Besitzer 1780 gestorben war. Kursachsen hatte diese Grafschaft lange der Schulden wegen sequestrirt, an Preußen siel ein Theil davon für Magdeburg, und da die Schulden von beiden Theilen übernommen werden mußten, war die Auseinandersetzung sehr verwickelt. Eine andere Erwerbung war das Amt Walternienburg mit 12,000 Thlr. jährlichen Einkünften. f Auf Verwendung Rußlands wurde es jedoch an die Fürsten von Anhalt gegen eine jährliche Abgabe von 4,000 Thlr. überlassen. Kaiser Joseph wollte, was er nicht mit den Waffen in der Hand hatte erkämpfen können, durch friedliche Unter- handlungen erhalten. Er trug dem Kurfürsten Karl

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 83

1861 - Freiburg : Herder
Die englische Revolution und das Zeitalter Ludwigs Xiv. 83 Sultan zum Vasallenkönig des nichttürkischen Ungarn ernennen und bewog, von den Ränken des französischen Gesandten und Konstantinopel unterstützt, den Sultan zum Kriege gegen den Kaiser. Der Großwesir Kara Mustafa brach 1683 im Frühjahre auf und zog von den Heerhaufen Tökölys und Apafis begleitet mit 300,000 Mann gerade auf Wien los (17. Juli). Die Besatzung der Stadt unter dem Wien durch tapfern Grafen Starhemberg zählte nur 14,000 Mann, wurde b$etf9uert!ter aber von der Bürgerschaft und den Studenten trefflich unterstützt, so 1683. daß die Türken wohl allmälig durch ihre Geschütze und Minen die Festungswerke in Trümmerhaufen verwandeln konnten, aber bei allen Stürmen blutig zurückgeschlagen wurden. Die Stadt war jedoch bereits auf das äußerste gebracht, als das christliche Heer: 20,000 Kaiserliche unter dem Herzog Karl von Lothringen, 12,000 Bayer und eben so viele Sachsen, 9000 Schwaben und Franken sowie 18,000 Polen unter König Johann Sobiesky, dem die deutschen Heerführer den Ober- befehl überließen, am 12. September vom Kahlenberg gegen Wien an- rückte und die Türken nach einem kurzen aber mörderischen Kampfe in die wildeste Flucht warf. Dieser Sieg bei Wien erregte in der ganzen Christenheit einen großen Jubel, nur Ludwig Xiv. wurde auf das un- angenehmste überrascht, denn wäre Wien gefallen und das christliche Heer geschlagen worden, so hätte Deutschland ihn zu Hilfe rufen müssen und dann wäre ihm die Kaiserkrone als Siegespreis über die Türken gewiß zu Theil geworden. s 218. Der türkische Krieg dauerte noch lange, und anfangs mit abwechselndem Glücke fort. Erst 1686 am 2. September wurde Ofen von den Reichstruppen unter Anführung des Kurfürsten von Bayern unter Blutströmen erstürmt, am 12. August 1687 das türkische Heer bei Mohacz auf das Haupt geschlagen, worauf die Türken ihren Schützling Tököly nach Asien deportierten und Apasi dem Kaiser hul- digte. Belgrad siel 1688 durch einen mörderischen Sturm in die Hände der Christen, ging jedoch bald wieder verloren; aber 1689 schlug der Markgraf Ludwig von Baden die Türken bei Patacin Aus untrer und Nissa, nahm Semendria und Widdin und siegte 1691 in der Türkenlouis, großen Schlacht bei Salankemen, Prinz Eugen aber vernichtete 1697 am das türkische Heer bei Zenta, worauf der Sultan ganz Ungarn bis "° 0tpi' auf das Banat an den Kaiser abtrat. Auch die Venetianer hatten ^ede von gegen den Sultan zu den Waffen gegriffen und behielten im Frieden 1699.^ die Halbinsel Morea (Peloponnes), mehrere Küstenplätze in Alba- nien und einige Inseln. Jakob Ii. von England (1685—1688). Sein Sturz durch Wilhelm von Cranien. § 219. Wie Ludwig Xiv. an dem Könige Karl Ii. von England einen Bundesgenossen hatte, so blieb auch dessen Bruder und Nachfolger Jakob Ii. neutral und empfing französische Geldhilfe. Er war Ka- tholik, konnte aber dennoch Karl Ii. ohne Widerstand auf dem Throne folgen, als er gelobte die Verfassung und die Staatskirche zu be- schützen. Er entflammte jedoch bald den Haß der Anglikaner, indem er mit königlichem Gepränge in die Kirche ging, die wegen Eidwei- gerung gefangenen Katholiken frei ließ und 1200 Ouäker begnadigte. 6 *

7. Die neue Zeit - S. 232

1866 - Leipzig : Brandstetter
232 Dies kam affo: Leopold hatte der jesuitischen Partei volle Gewalt gegeben, den evangelischen Glauben in dem freiheitsstolzen Ungarn auszu- rotten und Alle, welche dort an jenem Glauben hielten, sollten ans alle erdenkliche Weise bedruckt und zum Katholizismus zurückgebracht werden. Deutsche Truppen wurden iu's Land gelegt, um jede Empörung niederzu- halten; aber die Ungarn erhoben sich für ihre gerechte Sache und ein kühner Mann, Emmerich Tökölh, trat an ihre Spitze, um Gewalt durch Gewalt zu vertreiben. Bald stand ganz Ungarn in Aufruhr und Ludwig schürte denselben schadenfroh durch seine Gesandten. Tököly aber warf sich deit Türken in die Arme, um sich die ungarische Königskrone als türkischer Basalt auf's Haupt setzen zu kennen. Da führte der Großwessir Kara Mnstapha im Jahre 1683 ein Heer von 200,000 Türken durch Ungarn gerade gegen Wien und dachte für gewiß, es zu erobern und zu seiner Hanptjtadt zu machen. Der Hos floh über Hals und Kopf nach Linz, verfolgt von den lauten Verwünschungen der Unterthanen, die mit Recht alles Unheil der schlechten Regierung und der Schwäche des Kaisers zu« schrieben. Auch viele Einwohner Wiens suchten ihr Heil in der Flucht. Doch die deutsche Treue und der ritterliche Sinn des trefflichen Po- lenkönigö Sobicsky machten Alles wieder gut. Der fränkische und schwä- bische Kreis und die Kurfürsten von Baiern und Sachsen hatten dem Kaiser Hülsstrnppcn gesandt; Johann Georg Iii., der sächsische Kurfürst, war sogar persönlich mit iu's Feld gerückt. Und was guten Erfolg verhieß, der Oberbefehl über die verbündeten deutschen Truppen lag in den Händen des Herzogs Karl von Lothringen, eines der größten Feldherrn seiner Zeit. Bevor aber dieser alle seine Truppen beisammen hatte und stark genug war, um cs mit dem gewaltigen Feinde aufnehmen zu können, hatte Kara Mnstapha längst die Hauptstadt Wien eingeschlossen und belagerte sie mit allem Ingrimm und aller Wuth. Die Wälle und Mauern der Stadt hielten schlechten Stand. Die Türken drangen mit Laufgräben und Minen immer näher heran. Was von der Bürgerschaft die Waffen tragen konnte, bewaffnete sich, mit Einschluß der Bürgerwehr war die Besatzung 22,000 Mann stark. Angeführt von dem hcldenmüthigen Grafen Rüdiger von Stahrcmberg, kämpften sie wie die Löwen, das Blut floß in Strömen, denn Kara Mnstapha führte immer neue Schaaren iu's Treffen; er hatte bei dem Propheten geschworen, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Unablässig donnerten die türkischen Kanonen, die Straßen Wiens waren mit Leichen und halbverhungerten Menschen erfüllt; cs ward am 10. Sep- tember ourch cine Aline die Bnrgbastei in die Luft gesprengt und der wackere Stahrembcrg eilte auf den Stephansthurm, um als Zeichen der äußersten Roth eine Rakete steigen zu lassen. Da sehen die Wiener auf der Spitze des Leopoldberges eine rothe Fahne flattern, cs steigen Raketen auf und die Rettung ist nahe! Das verbündete Heer zieht von der Höhe des Kalenberges herab, Johann Sobicsky, der König von Polen, ist mit 12,000 Reitern und 3000 Fußgängern im Heere des Herzogs von Lothringen erschienen und dieser

8. Neue Zeit - S. 226

1897 - Stuttgart : Neff
226 \, /- i £ & ># deutschen protestantischen Fürsten, insbesondere Johann Georg Iii. von Sachsen und Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg („Magde- burger Konzert“); das Reich erklärte 24. Februar 1689 den Krieg. Leopold s e t z t e a b e r — dem Wunsche Hollands und Englands zuwider — den Türken krieg fort. Mit dem Kaiser schlossen Mai 1689 Holland und Wilhelm Iii. vonengland, der alte und zäheste Gegner der französischen Vorherrschaft, dessen englisches Königtum (s. S. 209) für Ludwig von Anfang an ein schwerer Misserfolg und Nachteil war, einen Kriegsblind, dem Spanien Mitte 1690 beitrat; der Koalition gehörte seit 1690 auch Viktor Amadeus von Savoyen an, bis seinen Uebertritt Ludwig mit der Abtretung von Casale (1695) und Pinerolo (1696) erkaufte. Schweden zog sich schon 1691 wieder zurück. In Deutschland zeigte sich 1689 ein grosser kriege- rischer Aufschwung. Die Franzosen mussten nach und nach die besetzten Gebiete räumen, verwüsteten aber nach einem Befehle und Plane Louvois’ die Rheinpfalz: im März wurden Schloss und Stadt Heidelberg in Brand gesteckt (von letzterer jedoch nur 30 Häuser vollständig zerstört), Mann- heim, das 1653 mit Bewilligung allgemeiner Religions- und Ge- werbefreiheit gegründet worden war, wurde gänzlich zerstört und blieb bis 1697 wüste, im Mai wurden Worms, Speier samt Dom und Kaisergräbern, Oppenheim zerstört, ausserdem sehr viele kleinere Städte und Flecken. Der kriegerische Auf- schwung und der Zusammenhalt minderten sich aber bald, auch infolge grosser Misshelligkeiten zwischen dem Kaiser und einzelnen „armierten Ständenbesonders Kursachsen und Kurbrandenburg, über Winterquartiere, Subsidien und Geld- assignationen auf die nicht armierten Reichsstände. Der Türken- krieg, der überdies unglücklich verlief, schwächte die Kräfte Frankreich gegenüber. Wilhelm und sein Heer wurde dem festländischen Kampf entzogen, da Jakob mit französischer Hilfe in Irland sich festsetzte. Jakob wurde zwar Juli 1690 von Wilhelm an der Boyne geschlagen und floh wieder nach Frankreich. Aber die Franzosen erfochten in den Nieder- landen den Sieg bei Fleurus, in Italien den bei Staffarda. In den Niederlanden waren auch 1691—93 die Franzosen sieg- reich (bei Stenkerken August 1692 und bei N er winden Juli 1693 über König Wilhelm); dagegen wurde die französische Flotte am Kap la Hogue Mai 1692 von der englischen ge- schlagen. In Süddeutschland suchte die französische Mord- brennerei 1692 Baden und Württemberg heim; Mai 1693 wurde, da die Franzosen noch auf dem Vormarsch begriffen waren,

9. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 215

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Johann Georg W. 215 fassen, welche sein Vater gutmüthiger Weise an die weißenfelser und mersebmger Linie abgetreten habe, zurücknehme und daß er die Gültig- keit des großväterlichen Testaments und des frcundbrnderlichcn Haupt- vergleiches nicht anerkenne, bevor nicht sämmtliche Streitigkeiten mit den Nebenlinien ausgeglichen seien. Während nun der Herzog Jo- hann Adolph von Weißenfels ihm die Schriftsassen einiger Aemter zurückgab, sein Fürstenthum Querfurt unter kurfürstlich sächsischen Erb- schutz stellte und mehre für Johann Georg Hl. vortheilhafte Verträge mit ihm abzuschließen sich bereitwillig finden ließ, gerieth der Kurfürst mit den Häuptern der Linien Sachsen-Zeitz und Merseburg in längere heftige Zwistigkeiten, so daß diese ihn sogar beim Kaiser verklagten. Doch wußte derselbe, indem er auf bestimmte Erklärung des zweideu- tigen Testaments und des Hauptvcrgleichs drang, sich wider alle Ein- griffe in seine Vorrechte sicher zu stellen. Das Jahr 1683 rief den Kurfürsten Johann Georg Ih. schon wieder zu den Waffen. Unter Anführung des Großveziers Kara Mustapha waren 200,000 Türken bis Wien vorgedrungen, aus welchem der Kaiser Leopold I. nach Linz geflüchtet. Die 33,000 Mann, welche der Kaiser diesen heftig anstürmenden Horden nur ent- gegenstellen konnte, hatten Wien sechs Wochen lang unter entsetzlichen Anstrengungen vertheidigt, als endlich der polnische König Johann So dies ki und der Kurfürst Maximilian Emanuel von Bayern mit nahe an 40,000 Mann, sowie Andere zum Entsätze Wiens herbei- eilten. Auch unser Kurfürst Johann Georg Iii. blieb nicht zurück, galt es doch der Mitwirkung zur Rettung des gesummten Deutsch- lands! Mit 12,000 Mann eigenen Truppen und tüchtiger Artillerie erschien er am 28. Aug. im Lager des tapferen Sobieski. Schon am 2. Sept. 1683 kam es zur entscheidenden Schlacht, in welcher der Ruhm, die Türken vollständig in die Flucht geschlagen zu haben, nächst dem Polenkönige Johann Sobieski hauptsächlich unserem hclden- müthigen Kurfürsten Johann Georg 111. und seinen tapferen Schaa- ren (besonders dem Dragonerregiment Reuß) gebührte. In dem heißen und blutigen Kampfe um N u ß d orf und H e i l i g e n st a d t, in welchem die Sachsen zum Siege über den rechten feindlichen Flügel das Meiste beitrugen, waren es Johann Georg 111. und die Seinen, welche die ersten Fahnen im feindlichen Lager aufpflanzten.*) Gleich zu Anfang des Gefechtes hatte der persönliche Muth unfern Kurfürsten zu weit unter die Feinde getrieben, so daß es um sein Leben geschehen gewesen wäre, wenn ihn nicht die Geistesgegenwart und Tapferkeit des Obersten von Minkwitz aus der augenscheinlichsten Lebensgefahr gerettet hätte. Wie der Polenkönig, so hatte unser Kurfürst für die Rettung des Kai- serstaates und Deutschlands wenig Dank bei Leopold 1. und verließ *) Während viele Andere im feindlichen Lager plünderten, verfolgte der Kur- fürst noch einige Stunden lang den Feind, daher er auch die geringste Beute davon gebracht. Diese beschränkte sich nämlich auf einen bald darauf in Dresden verstorbenen Elephanten, 6 türkische metallene Kanonen, 5 kostbare Zelte, mehre jetzt im historischen Museum zu Dresden befindliche Waffen und einige Handschriften des Korans in der Königl. öffentlichen Bibliothek.

10. Realienbuch für Berlin und Vororte - S. 54

1911 - Berlin [u.a.] : Velhagen & Klasing
54 ders durch die Tapferkeit der deutschen Landsknechte unter Georg von Frunds- berg, in der Schlacht bei Pavia 1525 und führte ihn als Gefangenen nach Madrid. Franz mußte Mailand und Burgund herausgeben, begann aber nach feiner Freilassung den Krieg von neuem. Seine Verbündeten waren die Türken, die nun Ungarn durchzogen und Wien belagerten. Schließlich verzichtete Franz auf Italien und Karl auf Burgund. 3. Die Keickstage zu Speyer uncl Augsburg. Als die Reformation 1l29 immer weiter um sich griff, hielt der Kaiser 1529 zu Speyer einen Reichstag ab, auf dem die katholischen Fürsten beschlossen, daß sich die Evangelischen in Religionssachen aller Neuerungen enthalten sollten. Die evan- gelischen Fürsten von Hessen, Kursachsen, Lüneburg und Anhalt sowie 14 Reichs- städte protestierten gegen diesen Beschluß (Protestanten). Auf dem im nächsten 1530 Jahre (1530) in Augsburg abgehaltenen Reichstage überreichten sie das von Melanchthon verfaßte Glaubensbekenntnis (Augsburgische Konfession). Der Kaiser verwarf es und forderte die Fürsten auf, zum katholischen Glauben zurückzukehren. Infolgedessen schlossen die protestantischen Fürsten und Städte 1531 den Schmalkaldischcn Bund. Doch sah sich der Kaiser durch die drohende Haltung der Türken genötigt, den Protestanten im Nürnberger Religionsfrieden (1532) bis zur nächsten Kirchenversammlung freie Religionsübung zu gewähren. 4. Der Sckrnalkalckilcke Krieg uncl cler Keligionslriecle zu Augs- burg. 1545 berief der Papst eine Kirchenversammlung nach Trient. Aber die protestantischen Fürsten erschienen nicht, weil sie eine „unparteiische" Kirchen- versammlung wollten. Auch dem Reichstage zu Regensburg (1546) blieben sie fern. Da sprach der Kaiser über die Häupter des Schmalkaldischen Bundes, den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und den Landgrafen Philipp von Hessen, wegen Hochverrats die Acht aus und suchte sie mit den Waffen zum Gehorsam zu zwingen. Der protestantische Herzog Moritz von Sachsen (Vetter des Kurfürsten und Schwiegersohn des Landgrafen) schloß sich dem Kaiser an. Nun trennte sich der Kurfürst, um sein Erbland gegen Moritz zu schützen, von seinen Verbündeten, wodurch es dem Kaiser leicht wurde, erst diese und dann 1547 in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe 1547 auch den Kurfürsten zu be- siegen. Dieser wurde gefangen genommen und mußte Kursachsen mit der Kur- würde an Moritz abtreten. (Den Söhnen Johann Friedrichs sollten einige Be- zirke verbleiben; aus diesen sind später die sächsisch-thüringischen Herzog- tümer entstanden.) Philipp von Hessen leistete in Halle Abbitte vor dem Kaiser, wurde aber ttotz der Fürsprache seines Schwiegersohnes Moritz fest- genommen. Darüber empört, wandte sich Moritz wieder seinen evangelischen Glaubensgenossen zu und schloß einen Bund mit dem Könige von Frankreich, dem er gestattete, die deutschen Reichsstädte Metz, Toul und Verdun einst- weilig zu besetzen. Dann zog er plötzlich mit einem Heere gegen den Kaiser, der sich krank in Innsbruck aufhielt, und zwang ihn zur Flucht. Der Kurfürst von Sachsen hatte am Tage zuvor seine Freiheit erhalten. Noch in demselben Jahre kam zu Passau ein Vertrag zustande, worin bestimmt wurde, daß bis zum nächsten Reichstage niemand seiner Religion wegen beunruhigt und Philipp von 1555 Hessen in Freiheit gesetzt werden solle. 1555 schloß der Kaiser mit den Prote-

11. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 52

1879 - Leipzig : Teubner
52 Schmalkaldischer Krieg 1546—47. wie nichts erreicht. Ihre Truppen gingen auseinander, als der Kurfürst von Sachsen zum Schutze seines eigenen Landes abziehen mußte. Der Herzog Moritz von Sachsen-Thüringen (1541 — 1553) nämlich, ein junger ehrgeiziger und äußerst kluger und verschlagener Mann, war von dem Kaiser gewonnen und mit der Ausführung der Acht gegen den Kurfürsten beauftragt worden. Er war zwar auch Protestant und ein Vetter des Kurfürsten und Schwiegersohn des Landgrafen Philipp; aber die Aussicht auf den Besitz des Kurfürstenthums Sachsen, welche ihm der Kaiser eröffnet hatte, verleitete ihn zum Verrath an der Sache seiner Glaubensgenossen. Er fiel in der Abwesenheit des Kurfürsten in dessen Land ein und besetzte es; als jedoch Johann Friedrich zurückkehrte, vertrieb er den falschen Vetter nicht blos aus dem Kurfürstenthum, fouderu eroberte auch noch einen großen Theil des Herzogthums. Die Hauptstadt Leipzig aber belagerte er vergebens. Nachdem das protestantische Heer in Süddeutschland auseinander gegangen war, unterwarf sich dem Kaiser ganz Süddeutschland. Die Städte und Fürsten huldigten dem Kaiser und erkauften seine Verzeihung mit großen Summen. Am besten kam noch Straßburg weg, das den Schutz, den ihm Frankreich angeboten, verschmäht hatte. Ueberhaupt genoß Straßburg von dem Kaiser bei jeder Gelegenheit einer besonderen Schonung. Er sagte einmal: „Wenn die Türken vor Wien und die Franzosen vor Straßburg ständen, so würde ich Wien fahren lassen und nach Straßburg eilen." Nachdem Karl im I. 1546 Süddeutschland niedergeworfen hatte, wandte er steh im folgenden Frühjahr in derselben Absicht nach Norddeutschland. Zunächst galt es dem Kurfürsten von Sachsen. Karl zog durch Böhmen heran, verstärkt durch Truppen seines Bruders Ferdinand und des Herzogs Moritz. Johann Friedrich hatte nur 6000 Mann; aber er hielt sich für sicher, da die Elbe zwischen ihm und dem kaiserlichen Heere war und er die Brücke, die bei Meißen über den Fluß führte, abgebrochen und alle Kähne auf die

12. Das Jahrhundert des Großen Kurfürsten - S. 228

1891 - Berlin : Verl. der Buchh. der "Dt. Lehrer-Zeitung"
— 228 — und sich im Sommer 1692 nach Teplitz, also ans östreichisches Gebiet, zum Gebrauche der dortigen Bäder begab. Von seiner Ankunft daselbst schickte Gras (Hatt), der Besitzer von Teplitz, gleich Meldung nach Wien. Auf den Rat seiner Minister gab der Kaiser Leopold, doch mit einigem Widerstreben, weil er der früheren guten Dienste Schönings gedenken mochte, die Erlaubnis, sich der Person des Feldmarschalls zu bemächtigen. Den Vorschlag, ihn in Teplitz niederzuschießen, verwarf er mit der Bemerkung: „Ei, behüt's Gott, nicht morden!" In der Nacht zum 23. Juni 1692 umstellte ein Kommando von 50 Soldaten Schönings Wohnung; der sie befehligende Offizier ließ die Thüren mit Gewalt erbrechen und den Feldmarschall aus dem Bette holen. Man erlaubte ihm kaum, einen Schlafrock umzuwerfen; in bloßen Füßen mußte er sich alsbald in eine Kalesche setzen. Ein Offizier und zwei Mann stiegen mit auf, und fort ging es im schnellsten Carriere Prag zu. Schönings Adjutant, Major von Droste, jagte sogleich dem Wagen nach, holte ihn ein und versuchte mit dem Gefangenen die schwache Bedeckung zu überwältigen. Da legte einer der Soldaten auf den Feldmarschall an und drohte, ihn zu erschießen; mit Mühe nur verhinderte dies der Adjutant. Ihm blieb nichts anderes übrig, als zurückzureiten und den Unglücklichen den Händen seiner Räuber zu überlassen. Über diesen Akt kaiserlicher Kabinettsjustiz war der Kurfürst von Sachsen mit Recht erzürnt und fühlte sich in seiner eigenen Person gekränkt. „Die Fürsten selbst wären vor dem Kaiser bald nicht mehr sicher in ihrem Lande!" klagte er. Der Kaiser versuchte es, ihn durch zwei Briefe zu beruhigen, doch vergeblich, und die große Verstimmung Kursachsens zeigte sich darin, daß nun auch die letzten 3000 Mann von der Reichsarmee abberufen wurden. Johann Georg erklärte, nicht eher wieder etwas für das Reich thun zu wollen, bis Schöning frei und ihm wegen des erlittenen Schimpfes Genugthuung gegeben worden fei. Er nahm sich die Sache so zu Herzen, daß er darüber krank und fast tiefsinnig wurde. Von Prag wurde Schöning nach dem Spielberge bei Brünn gebracht und hier fcharf verhört. Man wollte durchaus einen zweiten Wallenstein aus ihm machen; doch ergab sich nichts, was eine solche harte Anklage hätte rechtfertigen können. Mit dem eigenmächtigen Schritte feiner Gefangennahme hatte man nur Schlimmes angerichtet. Denn nicht genug, daß man Kurfachsen aufs höchste verletzt und alle deutschen Fürsten mißtrauisch und argwöhnisch gemacht hatte, spürte man die Folgen des unglückseligen Verfahrens auch in dem Gange des Krieges. Nach Zurückberufung der sächsischen Truppen konnte der Oberrhein nicht mehr gegen die Franzosen gehalten werden, und die kaiserlichen Waffen erlitten hier eine Niederlage nach der andern. In seiner Haft wurde Schöning hart behandelt, erst vom Herbste 1693 an auf nachdrückliche Vorstellungen des Dresdener Hofes etwas leidlicher. Aber auch dadurch, daß sich Sachsen, aus Rücksicht auf

13. Neue Zeit - S. 228

1897 - Stuttgart : Neff
228 ln Ii > L j /, I \ fi i t- V verzichtet, ebenso auf die beanspruchten pfälzischen Gebiete. Clemens blieb Erzbischof von Köln, und Leopold von Lothringen erhielt sein Herzogtum wieder (ohne Marsal, Longwy und Saarlouis). Ryswieker Klausel. Hannovers Kurfürstentum. Karl August von Kursaelisen, König von Polen. Mehr auf Betreiben des Pfälzer Kurfürsten Johann Wilhelm 1690—1716, als aus eigenem Antrieb erzwangen die Franzosen gegen Ende der Verhandlungen die Einfügung einer Klausel des Inhalts, dass in den Orten, die Frankreich zurückzugehen habe, die katholische Religion im gegenwärtigen Zustand verbleiben solle. Diese Klausel diente Johann Wilhelm und seinem Bruder Karl Philipp (1716—1742) dazu, ihre vielfache Einschränkung und Verfolgung des Protestantismus rechtlich zu beschönigen. Seitdem die Kur-Pfalz 1685 in katholische Hände gekommen war, begann man (insbesondere Leibniz) für Errichtung einer Hannoverschen Kur Stimmung zu machen. Die Bemühungen Ernst Augusts von Hannover (Kalenberg), eine dritte, neutrale Partei zu bilden, nötigten den Kaiser, ihn Ende 1692 feierlich mit der Kur zu belehnen, nachdem Ernst August und sein Bruder Georg Wilhelm von Celle sich verpflichtet hatten, gegen die Türken und auch gegen Frankreich auf eigene Kosten ansehnliche Truppen zu stellen, und eine „Ewige Union“ zwischen dem Kaiser und dem braun- schweig-lüneburgischen Hause, insbesondere in Hinsicht auf die spanische Erb- folge, abgeschlossen war. Die feierliche Aufnahme Hannovers (des Kurfürsten Georg Ludwig, 1698—1727, seit 1705 auch Herrn von Celle) in das Kurfürsten- kollegium erfolgte jedoch infolge Widerstrebens der katholischen Fürsten, aber auch der Braunschweiger Linie der Welfen, erst kraft Reichstagsbeschlusses September 1708. Das Gebiet des neuen Kurfürstentums war vermehrt durch das Herzogtum Lauenburg, das Georg Wilhelm von Celle nach dem Aussterben der askanischen Herzoge 1689 besetzt hatte; 1716 erfolgte die kaiserliche Belehnung. Das Kurhaus Sachsen wurde dagegen katholisch. Als Bewerber um die polnische Königskrone trat nach dem Tode Sobieskis Friedrich August, seit 1694 Kurfürst von Sachsen, auf und wurde dann auch von Wien unterstützt. Er trat 1. Juni 1697 bei Wien zur katholischen Kirche über; es gelang ihm durch Geld, Entfaltung militärischer Macht und glänzende Verheissungen, dem französischen Gegenkönig Prinzen von Conti das Betreten Polens unmöglich zu machen; 15. September wurde er in Krakau gekrönt. Kursachsen behielt jedoch die Direktion des corpus Evangelicorum. § 68. Der zweite Türkenkrieg Leopolds V. von 1690—1699. Die Türken eroberten unter Führung des neuen Gross- vesiers Mustafa Köprili 1690 alles Gebiet südlich von der Donau und Save, (Oktober) auch Belgrad wieder; beim türkischen Heere befanden sich viele französische Genie- und Artillerieoffiziere. Jedoch verdrängte Ludwig von Baden den „Fürsten von Siebenbürgen“ Tököly wieder aus diesem Lande und erfocht 19. August 1691 unter Mitwirkung von Kurbrandenburgern den für die Türken äusserst verlustreichen Sieg bei Salankeinen (zwischen Belgrad und Peterwardein); Mustafa Köprili selbst fiel. Mitte 1692 eroberten die Kaiserlichen

14. Hessisches Reformationsbüchlein für Schule und Haus - S. 36

1904 - Marburg : Elwert
36 Erster Abschnitt. Noch in Speyer haben Kursachsen und Hessen mit Strapurg, Ulm und Nürnberg auf Rnregen Philipps ein Schutzbündnis geschlossen, zu dessen Ausbau eine Zusammenkunft in Rotach angesetzt wurde. Hber dort zeigte sich, daß Sachsen nicht mittun wollte. (Einmal weil Luther und Kurfürst 3ohartn von einem bewaffneten widerstand gegen den Kaiser selbst für den Fall eines Angriffs nichts wissen wollten; dann aber auch, weil ihnen jede Gemeinschaft mit den Swinglianern zuwider war. Die Folge davon war, daß zahlreiche süddeutsche Städte, deren Übertritt zur Reformation unter schweizerischem (Einfluß zustande gekommen war, sich unter der Führung von Straßburg an Zürich anzulehnen begannen. So zeigte sich jetzt die Gefahr, daß der deutsche Protestantismus in zwei getrennte Lager zerfallen und für die kommende Zeit der Not infolge feiner Unentschlossenheit und Uneinigkeit wehrlos sein würde. 3n diesem Augenblick nun faßte Landgraf Philipp den Plan, die oberdeutschschweizerische und die sächsische Gruppe der (Evangelischen zusammenzuschmieden, um so dem katholischen angriff einen geschlossenen widerstand entgegenzusetzen, hätte er damals erreicht, was er wollte, so wäre der Verlauf der deutschen Geschichte im 16. und 17. Jahrhundert ein anderer geworden: der geeinte Protestantismus wäre stark genug gewesen, um früher und unter weniger Einschränkungen die Anerkennung im Reiche zu erlangen und die Zeit der Gegenreformation ohne die großen Verluste zu überdauern, und der unglückselige dreißigjährige Krieg hätte unser Vaterland nicht verwüstet. Doch bleibt dem Landgrafen der Ruhm, daß er das aus der Spaltung sich ergebende Unheil vorausgesehen und, soweit er konnte, wenigstens versucht hat, die (Einigung der Protestanten herbeizuführen. Um diesen Zweck zu erreichen, wurde er nicht müde, die Notwendigkeit des festen Zusammenschlusses der (Evangelischen besonders Sachsen gegenüber immer wieder zu betonen. Die von Luther empfohlene Politik des Stillehaltens hielt er für verfehlt. Hm deutlichsten drückt er das in einem Briefe aus, den er an den Straßburger Staatsmann Jakob Sturm im jähre 1529 schrieb; hier sagte er: „Ls ist gewiß, daß die Sache auf drei wegen steht; der erste: verleugnen Christum und sein wort mitsamt seiner Gnade und Guttat, und den Teufel und sein Reich dagegen; der andere weg: daß wir vollkommene Christen seien (wiewohl tvir’s mit gutem Gewissen nicht verantworten können) und leiden, daß man uns Leib, Gut, (Ehr und alles nimmt, und zusehen, wiewohl wir es wehren könnten; zum dritten: daß wir uns mehren. Huf dem Wege stehet Glück und Hoffnung, auf den anderen garnichts." — weiter aber hat er versucht, die Theologen der beiden Gruppen durch das von ihm veranstaltete Religionsgespräch in Marburg (1.-4. (Oktober 1529) einander näherzubringen. Die Sachsen waren nur ungern gekommen; neben Luther erschienen Ittelanchthon, Justus Ionas, Kaspar (Eruciger, Veit Dieterich und Georg Rörer aus Wittenberg, Friedrich Rtpconius aus Gotha und Justus Ikenius aus (Eisenach, ferner Andreas Osiander aus

15. Die neue Zeit - S. 232

1877 - Leipzig : Brandstetter
232 galten; aber die Ungarn erhoben sich für ihre gerechte Sache und ein kühner Mann, Emmerich Tököly, trat an ihre Spitze, um Gewalt durch Gewalt zu vertreiben. Bald stand ganz Ungarn in Aufruhr und Ludwig schürte denselben schadenfroh durch seine Gesandten. Tököly aber warf sich dentürken in die Arme, um sich die ungarische Königskrone als türkischer Vasall auf's Haupt setzen zu können. Da führte der Großwessir Karamustapha im Jahre 1683 ein Heer von 200,000 Türken durch Ungarn gerade gegen Wien und dachte für gewiß, es zu erobern und zu seiner Hauptstadt zu machen. Der Hof floh über Hals und Kopf nach Linz, verfolgt von den lauten Verwünschungen der Unterthanen, die mit Recht alles Unheil der schlechten Regierung und der Schwäche des Kaisers zuschrieben. Auch viele Einwohner Wiens suchten ihr Heil in der Flucht. Doch die deutsche Treue und der ritterliche Sinn des trefflichen Polenkönigs S o b i e s k y machten Alles wieder gut. Der fränkische und schwäbische Kreis und die Kurfürsten von Bayern und Sachsen hatten dem Kaiser Hülfstruppen gesandt; Johann Georg Iii., der sächsische Kürfürst, war sogar persönlich mit m’s Feld gerückt. Und was guten Erfolg verhieß, der Oberbefehl über die verbündeten deutschen Truppen lag in den Händen des Herzogs Karl von Lothringen, eines der größten Feldherren seiner Zeit. Bevor aber dieser alle seine Truppen besammen hatte und stark genug war, um es mit dem gewaltigen Feinde aufnehmen zu können, hatte Kara Mustapha längst die Hauptstadt Wien eingeschlossen und belagerte sie mit allem Ingrimm und aller Wuth. Die Wälle und Mauern der Stadt hielten schlechten Stand. Die Türken drangen mit Laufgräben und Minen immer näher heran. Was von der Bürgerschaft die Waffen tragen konnte, bewaffnet^ sich, mit Einschluß der Bürgerwehr war die Besatzung 22,000 Mann stark. Angeführt von dem heldenmüthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg, kämpften sie wie die Löwen, das Blut floß in Strömen, denn Kara Mustapha führte immer neue Schaaren in's Treffen; er hatte bei dem Propheten geschworen, die Stadt dem Erdboden gleich zu machen. Unablässig donnerten die türkischen Kanonen, die Straßen Wiens waren mit Leichen und halbverhungerten Menschen erfüllt; es ward am 10. September durch eine Mine die Burgbastei in die Luft gesprengt und der wackere Stahremberg eilte auf den Stephansthurm, um als Zeichen der äußersten Noth eine Rakete steigen zu lassen. Da sehen die Wiener auf der Spitze des Leopoldberges eine rothe Fahne flattern, es steigen Raketen auf und die Rettung ist nahe! Das verbündete Heer zieht von der Höhe des Kalenberges herab, Johann Sobiesky, der König von Polen, ist mit 12,000 Reitern und 3000 Fußgängern im Heere des Herzogs von Lothringen erschienen und dieser rückt nun zum Entsätze heran. Fünf Kanonenschüsse geben das Zeichen zur Schlacht. Jeder Hohlweg, jeder Schutthaufen wird von den Türken mit aller Todesverachtung vertheidigt; die Polen auf dem linken Flügel, Herzog Karl auf dem rechten, drängen unaufhaltsam vor, die von neuem begeisterten Muth ergriffenen Wiener brechen aus ihren Mauern hervor; —

16. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 311

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
51. Leopold I. Türkenkriege. 311 Der König von Polen kehrte, nach der Eroberung der Stadt Gran, welche 78. Jahre unter türkischer Botmäßigkeit gewesen, nach Polen zurück, und Karl von Lothringen setzte die Eroberungen in Ungarn fort: Ofen, welches 145 I. in türkischer Herrschaft gewesen und als Schlüssel des osmanischen Reiches galt, fiel erst (1686) nach einer hartnäckigen Belagerung, und bei der Erstürmung dieser Stadt wurde zum ersten Male das Bayonnet als entscheidende Waffe im Großen gebraucht. Nach einem neuen Siege Karl's von Lothringen war Ungarn auf dem rechten Donau-Ufer von den Türken so gut wie befreit, denn die wenigen Punkte, die noch von ihnen besetzt waren, mußten, weil sie vereinzelt standen, früher oder später den Kaiserlichen in die Hände fallen, aber noch wichtiger als diese schon an sich wichtigen Folgen war die Rückwirkung des Sieges auf die innern Verhältnisse Ungarns. In Ungarn hatte Toköly, als der Krieg ausbrach, bedeutenden Anhang, als aber die Türken von Wien zurückwichen, ließ Leopold eine allgemeine Amnestie verkündigen. Da traten doch Viele zum Kaiser zurück. Tököly wüthete gegen die Verdächtigen oder wirklich Abfallenden: 15 Edle wurden gespießt, 10 andere gehängt und 96 geköpft. Natürlich entfremdete ihm dies die Gemüther noch mehr, und als er von den Türken in Ketten geschlagen und nach Eonstantinopel geführt worden, bettachteten ihn seine Anhänger als verloren und traten größtentheils zum Kaiser über. Die meisten von den Türken bisher behaupteten Städte wurden von diesen verlassen oder leicht erobert, und so war der größte Theil von Ungarn vom türkischen Joch befreit. Die Freude hierüber war so groß, daß auf dem Landtage zu Preß-burg die Stände von Ungarn Leopolb's erstgebornen Sohn, Joseph, nicht mehr zum Könige wählten, sondern die Thronfolge auf ihn und alle feine männlichen Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt übertrugen. Zugleich ward der alte Krönungseid geändert, dergestalt, daß der jedesmalige König zwar die goldene Bulle Andreas' Ii. zu beschwören hat, aber mit Hinweglassung der Elausel: „daß jeder Edelmann das Recht habe, sich dem Könige mit bewaffneter Hand zu widersetzen, wenn er den Krönungseid nicht hält". Die beiden Feldzüge in den Jahren 1688 und 1689 gehören zu den glänzendsten für die. kaiserlichen Waffen in diesen Türkenkriegen. Mit der Hauptarmee ging der Kurfürst von Baiern im Sommer 1688 geradezu auf Belgrad los, dessen Besitz dem Kaiser schon seiner Lage wegen zur Befestigung seiner Herrschaft in Ungarn längst als unerläßlich erschienen war. Bei Annäherung der Kaiserlichen zog sich der Seraskier, welcher die Festung schützen sollte, ohne Widerstand auf Niffa zurück. Die Belagerung endigte, nach heldenmüthiger Vertheidigung von Seiten der Besatzung, mit einem Sturm, welcher den Kurfürsten in wenigen Stunden zum Meister dieser wichtigen Grenzfestung machte. Gleichzeitig war der zum Feldmarschall ernannte Markgraf Ludwig vou Baden mit einem abgesonderten Corps

17. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 192

1862 - Hildburghausen : Nonne
192 Neue Geschichte. Kaiser; 3s Barern behielt die Oberpfalz und die Kurwürde; der Sohn des geächteten Friedrich des V. aber die Unterpfalz und die neuerrichtete (achte) Kur; 4. Schweden bekam das westliche Pommern („Vorpommern"), die Insel Rügen u. s. w.; 5. Frankreich den Elsaß u. s. w. Das war das Ende dieses gräßlichen Krieges. Die Protestanten hatten sich Freiheit von Neuem erkämpft, die deutschen Fürsten Unabhängig- keit gewonnen; aber eine schöne Provinz war von Deutschland abgerissen, in der andern herrschten Ausländer und Deutschland war nicht mehr ein Ganzes, sondern nach seinen einzelnen Fürftenthümern in mehrere schlaff verbundene Theile getrennt 9. Von der Eider bis zur Donau, vom Rhein bis zur Oder — überall herrschte die gleiche Noth, die gleiche Zerstörung, das gleiche Unglück. Tausende von Flecken, Dörfern und Städten lagen nieder in Schult und Asche und heimatlos irrten die unglücklichen Bewohner umher. In Thüringen war meilenweit kein Dorf, kein Kirchlein; in Wür- temberg waren 40,000 Häuser verbrannt, in Sachsen, Schlesien, Branden- burg li. s. w. mehr als der dritte Theil der gesammten Häuserzahl. In Böhmen und Mähren allein waren außer mehreren Städten und Flecken über tausend Dörfer also verschwunden, daß man die Stätte vieler gar nicht zu bezeichnen weiß. Ganze Gegenden, einst Sitze des regsten und fröhlich- sten Lebens, waren in eine menschenleere Wüste verwandelt. Felder lagen unangebaut, Handel und Gewerbe stockten, Bildungsanstalten waren verwil- dert, oder hatten ganz aufgehört. Zwei Drittheile der Einwohner hatte das Schwert, die Pest und der Hunger hinweggerafft. Dazu hatte die un- geheure Noth und der stete Anblick des allgemeinen Jammers die Herzen ' . der Menschen verwildert. Nirgends war Sicherheit, an den Straßen lauerten Räuber und Mordgesellen; sie überfielen den Wanderer oder drangen in Dörfer und Städte. Noch jetzt, nach mehr als zwei Jahrhunderten ha- den sich mehrere Städte Deutschlands nicht wieder zu der Volkszahl, dem Reichthum und Ansehen erhoben, wodurch sie vor jenem unglücklichen Kriege blühten. 42. Rußland: Peter der Große 1682—1725. 1. Rußland vor Peter dem Großen. Peter I. Natalie, Sophie und Iwan; die erste Empörung der Strelitzen 1682. Die zweite Empörung, Peter's Rettung 1684. Lefort, die Poteschni. Peter Alleinherrscher 1689. Die Anfänge von Rußland's Land- und Seemacht. Die Eroberung von Asow 1686. 2. Die dritte Empörung 1697. Peter's J) In Deutschland suchten nach dem dreißigjährigen Kriege die Fürsten sich immer unabhängiger von dem Kaiser zu machen, während dessen Erbländer, in Osten (Ungarn) von den Türken, im Westen (Niederlande) von den Franzosen bedroht wurden. Im Jahre 1683 drangen die Türken sogar bis Wien (vergl. S. 169.) vor und Frankreich's König, Ludwig Xiv. 1643—1715 führte fast ununterbrochen Krieg mit Deutschland und dessen Kaiserhause: er nahm mitten im Frieden (1681) die deutsche Reichs- stadt Straßburg weg und ließ die deutsche Pfalz im Jahre 1689 grauenvoll ver- wüsten. Wegen des Besitzes von Spanien führte er mit den deutschen Kaisern Leopold dem I. 1658 —1705, Joseph dem I. 1705 —1711 und Karl den: Vi. 1711 bis 1740 einen vierzehnjährigen Krieg: den spanischen Erbfolgekrieg 1700—1714. Kursus 2. S. 240—255. — Unter seinem Nachfolger Ludwig dem Xv. kam 1733 Lothringen (S. 106. Aum. 4.; vergl. auch S. 175.) au Frankreich.

18. Teil 2 - S. 270

1887 - Hannover : Helwing
270 Die Neuzeit. wo er von mehreren Kriegsknechten den Todesstoß erhielt, weil er sich weigerte, zur Jungfrau Maria zu beten. Sein Leichnam wurde aevierteilt und verbrannt und seine Asche in die Lust gestreut. Infolge dieser Niederlage wurde die reformierte Lehre an vielen Orten der' Schweiz durch die katholische wieder verdrängt. e. Reichstage zu Speier und Augsburg. Karl V. hatte seinen Gegner Franz I. abermals zum Frieden gezwungen und wurde vom Papste gedrängt, die „verpestende Krankheit der neuen Meinungen" zu 1f,on unterdrücken; deshalb hielt Karls Bruder Ferdinand schon zu Anfang lo^y des Jahres 1529 in Speier einen zweiten Reichstag ab. Auf demselben waren die Katholischen in der Mehrzahl und beschlossen: Der Reichstagsabschied von 1526 ist aufgehoben, das Wormser Edikt ist streng durchzuführen, und in evangelischen Ländern ist in Glaubenssachen jede weitere Neuerung untersagt." Gegen diesen Beschluß protestierten die Anhänger Luthers, weil in Glaubenssachen Stimmenmehrheit nicht entscheiden könne; davon erhielten sie den Namen Protestanten Kurfürst Johann und Landgraf Philipp schlossen untereinander und mit den Städten Nürnberg, Straßburg und Ulm einen Bund; Philipp wollte denselben auch gern auf die Schweiz ausdehnen und veranlaßte deshalb zunächst das Religionsgespräch zu Marburg (s. o.) Unterdes wälzten sich die Scharen der Türken heran, und Luther erließ seine Flugschrift: „Vom Kriege wider die Türken", in welcher er mit edler Begeisterung die deutschen Fürsten zum Kampfe ruft. Und als die Türken sich vor Wien legten, schrieb er seine „Heerpredigt wider die Türken," in welcher er „Jung und Alt, Mann und Weib, Knecht und Magd" zur Verteidigung auffordert; kein Häuslein achtet er zu gering, daß nicht der Feind vor demselben Haare lassen müßte. Die Türken mußten abziehen; aber schrecklicher als der Türke, so klagte Luther, drohte Kaiser Karl! Er hatte in Bologna die Kaiserkrone empfangen und schrieb nun einen 1530 glänzenden Reichstag nach Augsburg aus, auf welchem auch Luthers Sache besprochen werden sollte. Kurfürst Johann forderte schon lange vor Eröffnung desselben Luther, Melanchthon und deren Freunde auf, eine kurze, klare Zusammenstellung des evangelischen Glaubens abzufassen; das thaten sie und überreichten ihm in Torgau die 17 Torgauer Artikel. Luther wäre gern mit nach Augsburg gegangen; aber er durfte als Geächteter dort nicht erscheinen; er begleitete den Kurfürsten bis Koburg, der äußersten Stadt im Gebiete des Kurfürsten, wo er blieb. Melanchthon war mit der Aufstellung der Bekenntnis- und Verteidigungsschrift beauftragt, welche Kursachsen dem Reichstage übergeben wollte. Er hatte schon m Koburg damit angefangen und die wichtigsten Stücke mit Luther besprochen; in Augsburg vollendete er sie und legte sie dann Luther vor. Dies Glaubensbekenntnis, Confessio Augustana, legte in milden Worten dar, worin man mit den Katholiken übereinstimme und worin man abweiche. Luther hätte nicht vermocht, vor den Feinden des Evangeliums ein Bekenntnis vorzutragen, das die Schärfe und Tiefe des Gegensatzes so wenig hervorkehrte. Dennoch billigte er dasselbe und schrieb: „Es gefällt mir fast wohl, und weiß nichts daran

19. Theil 3 - S. 231

1839 - Leipzig : Fleischer
231 4 Jahre, und erreichte das 84. Jahr. Kurz vor ihrem Tode sagte sie zu einem ihrer Freunde: „leben Sie wohl, mein Freund! in wenigen Stunden werde ich viele Dinge erfahren!" Nachdem Ludwig 14. im spanischen Erbfolgekriege viele Demü- thigungen erfahren hatte, ftarb er endlich 1715,, nach einer 72jährigen Regierung. Leider trübte seine letzten Stunden das Bewußtseyn, den großen Flor seines Reiches, den Colbert herbeigeführt hatte, durch Ver- schwendung und unnütze Kriege zu Grunde gerichtet, und die Liebe seiner Unterthanen verscherzt zu haben. Daher folgten ihm weder die Thranen noch die Segenswünsche seines Volkes nach; und als man seine Leiche in die königliche Gruft nach St. Denys fuhr, verfolgte der Pöbel dieselbe mit den empörendsten Schmähreden. 89. Leopold I. (Leopold I. 1657 — 1705. Sein und Friedrich Wilhelms von Brandenburg An- thcil am Kriege Hollands mit Frankreich. Treffen bei Fehrbellin 1675. Einfall der Türken in Ungarn. Schlacht bei St. Gotthard 1664. Empörung der Unger» unter Tökeli 1678. Belagerung von Wien durch die Türken 1683. Stahrcmbcrg und Joh. Sobieski. Schlacht bei Mohacz 1687. Ungarn ein Erbreich. Schlacht bei Salankemcn 1691. Prinz Eugen von Savoyen. Schlacht bei Zcntha 1697. Frieden in Carlowih 1698. Hannover erhält die achte Kurwürde 1692. August 2. von Sachsen wird König von Polen, 1697 — 1733.) Nach dem Tode Kaiser Ferdinands 3. wurde sein ältester, 18jähriger Sohn Leopold 1. (165,7 — 1705,) zum Kaiser gewählt, so große Mühe sich auch die französischen Gesandten, die sich auf die Wahlversammlung unberufenerweise gedrängt hatten, gaben, die Wahl auf Ludwig 14. zu lenken. Wirklich hatten sie auch schon die vier katholischen Kurfürsten gewonnen; aber die andern widersprachen so nachdrücklich, daß die französischen Ansprüche endlich abgewicsen wurden. Leopold war ein gutmüthiger menschenfreundlicher Herr, aber unthätig und schwach, ließ sich von seinen Rathgebern, vorzüglich von seinem Beichtvater, ganz leiten, und war als Zögling der Jesuiten unduldsam gegen Andersdenkende. Er wäre ein guter Privatmann gewesen, war aber ein sehr unfähiger Kaiser. Dennoch ist seine Re- gierung recht wichtig, weil ihn die Umstände in so viele Kriege, bald mit den Franzosen, bald mit den Türken, verwickelten, daß Deutsch- land unter ihm nur wenige Friedensjahre gehabt hat. Bei der Geschichte Ludwigs 14. ist schon erzählt worden, daß Leopold an den beiden Kriegen Antheil nahm, welche sich durch die Friedensschlüsse zu Nimwegen und zu Ryswik endigten. Indessen unterstützte er die bedrängten Holländer lange nicht so thätig, wie der thätige Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, auch der große Kurfürst genannt, der 1640 (bis 1688) seinem schwachen

20. Die Geschichte der Deutschen - S. 229

1855 - Langensalza : Schulbuchh. des Th[üringer] L[ehrer]v[ereins]
229 Ferdinand Ii. Dreißigjähriger Krieg. Äuftav Adolph. Kinder, Greise werden gemordet, Säuglinge gespießt und in die Flammen geschleudert; denn schon seit zehn Uhr Morgens wüthete auch das Feuer. Kein Gräuel ist zu denken, der nicht geübt, keine menschliche Qual, die an diesem Tage nicht erduldet wurde. Einige Hauptleute, die das Ent- setzliche nicht mehr anzusehen vermochten, baten den Tilly, dem Wüthen der Soldaten ein Ende zu machen; doch der antwortete kalt: „Kommet in einer Stunde wieder. Der Krieger muß für seine Mühe und Gefahr auch eine Belohnung haben." Abends 10 Uhr war die alte große Stadt bis auf den Dom, das Lieb- frauenkloster und wenige Fischerhäuser an der Elbe ein Schutthaufen. Mehr als 20,000 Menschen waren umgekommen. Erst zwei Tage nach- her fand man in dem Dom noch etwa 1,000 Personen schon halb ver- hungert; die ließ Tilly speisen und tränken. Er ließ im Dom das Tedeum singen und die Kanonen abfeuern und nach Wien berichten: „Seit Trojas und Jerusalems Zerstörung sei solch ein Sieg nicht ge- sehen worden; aber es war der letzte Tag seines Glückes. — Tief er- schüttert vernahmen alle Protestanten die Kunde, von Magdeburgs Fall; Gustav Adolph aber wälzte die Schuld. feierlich auf die Häupter der Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. Er wandte sich hierauf nach Kursachsen, wohin Tilly seine Heere ebenfalls führte, um den Kurfürsten Johann Georg zu züchtigen. Auf dem breiten Felde stießen beide Heere den 7. September 1631 auf einander, und Tilly, der sich bis dahin rühmen konnte, noch keine Schlacht verloren zu haben, ward hier blutig überwunden. Triumphirend zog hierauf Gustav Adolph durch Deutsch- land; Tilly stellte sich ihm am 16. April 1632 am Lechstrom mit dem bairischen Heere entgegen, ward aber nicht nur abermals geschlagen, son- dern auch selbst so verwundet, daß er am 30. April in Ingolstadt starb. Der Schwede zog gen München. Die Stadt war in großer Angst, denn die Baiern hatten einzelne Schweden auf grausame Weise mißhandelt, gemordet und gar die Leichname noch verstümmelt und fürchteten daher die Rache des Königs. Doch der empfing die Abgeordneten von München, welche ihm die Schlüssel der Stadt überbrachten, gnädig. Er sprach zu ihnen: „Ihr habt es gut gemacht, und eure Unterwerfung entwaffnet mich. Mit Recht hätte ich an eurer Stadt das Unglück Magdeburgs rächen können; allein fürchtet nichts, gehet in Frieden und seid eurer Güter und eurer Religion wegen unbesorgt. Mein Wort gilt mehr als alle Kapitulationen von der Welt." — Baiern war größtentheils von den Schweden besetzt; der Kurfürst hatte sich nach Regensburg geflüchtet.