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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 208

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
208 Angriff, da nahmen die Russen und Franzosen schänd- lich die Flucht, und die Sachsen erlitten, wie tapfer sie auch fochten, eine vollständige Niederlage und büßten allein an Gefangenen 7000 Mann ein. König August, der von der andern Seite schon bis auf 15 Stunden von Frauftadt vorgedrungen war, zog sich, als er die Nie, derlage seiner Sachsen vernahm, nach Tykoczin zurück, um dem großen russischen Heere naher zu sein. Hatte Kursachsen schon bis dahin ungeheuere Ver- luste an Geld und Menschen erlitten, so drohte dem armen Lande durch die Niederlage bei F rau st a dt noch eine weit größere Drangsal,, denn der Schwedenkönig rückte im September 1706 selbst nach Sachsen, nahm ohne Wider- stand die wichtigsten ^ Platze ein und legte sein Hauptquar- tier nach Altranstädt. Ein ungeheuerer Schrecken ver- breitete sich durch das ganze Land und überall verbargen die Einwohner ihre beste Habe und suchten sich durch die Flucht zu retten. König Karl aber ließ bei schwerer Strafe die Entfernung der Einwohner und die Fortschaf- fung ihrer Habseligkeiten verbieten und sicherte ihnen sei- nen Schutz zu. Wirklich. hielt er auch strenge Mannszucht, und seine Schweden mußten alles, was sie bedurften, baar bezahlen, auch sorgte er für die Sicherheit der damals eintreffenden Leipziger Herbstmesse. Freilich zeigten 6000 Polen, die mit Stanislaus Lesczynski nach Sachsen kamen, keine solche Mäßigung, und wo sie standen, hatten die Einwohner viel durch Erpressungen und Mißhandlungen zu leiden. König August, der wenigstens seine Erblande retten wollte, sandte den Kammerpräsidenten von Im Hof und den geheimen Referendar Pfing- sten mit unbeschrankter Vollmacht, den Frieden um jeden Preis mit dem Könige von Schweden zu verhandeln. Da sich der König von Polen noch bei den Russen be- fand, so mußten die Verhandlungen sehr geheim getrieben werden. Der Friede kam am 14. September 1706 zu Altranstädt zu Stande und enthielt folgende harte Be- dingungen. Der König entsagt für sich und seine Nach- kommen zu Gunsten des Königs Stanislaus Les- czynski der polnischen Krone und allen früheren Bünd- nissen, liefert alle noch besetzten polnischen Plätze aus, be-

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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 152

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — 4. August der Starke und der Nordische Krieg. _a) Der Friede zu Altranstädt. Friedrich August I. hatte bei seiner Thronbesteigung den Polen versprochen, die ihnen früher von den Türken und Schweden entrissenen Gebiete wieder zurückzuerobern. Die Türken wurden auch bald besiegt und zur Herausgabe von Podolien und der Ukraine gezwungen. Nun wollte er den Schweden Livland entreißen. Zu jener Zeit hatte Karl Xii. (1697—1718) als sechzehnjähriger Jüngling den schwedischen Königsthron bestiegen. Aufgereizt durch den livländischen Edelmann Patkull, verband sich August der Starke mit Rußland und Dänemark, um das nordische Reich zu zerstückeln. Aber der junge König zeigte sich als kühner Kriegsheld und füllte gleich seinem Urahn Gustav Adolf die Welt mit dem Ruhme seiner Heldentaten. Zuerst besiegte er Dänemark und zwang es zum Frieden. Als er Peter den Großen bei Narwa 1702 geschlagen hatte, wandte er sich gegen August, der mittlerweile mit seinem sächsischen Heere in Livland eingefallen war und Riga belagerte. Da die Polen ihren König nicht unterstützten, konnte August I. nichts gegen seinen Feind ausrichten und er ward mehrmals geschlagen. Karl Xii. aber eroberte in wenig Jahren ganz Polen und setzte 1704 Stanislaus Leszczinski zum Könige ein. Nachdem er bei Fraustadt das vereinigte Heer der Sachsen und Russen völlig aufs Haupt geschlagen hatte, rückte er durch Schlesien nach dem wehrlosen Sachsen vor, um einen Hauptstreich gegen August den Starken zu führen. Zwar hielt Karl Xii. auf strenge Manneszucht, aber das Land mußte sein Heer gut und reichlich verpflegen, neu kleiden und ihm zahlreiche Rekruten stellen, dazu ihm noch monatlich eine halbe Million Taler entrichten. Gegen 70 Millionen Mark kostete das Jahr 1706—1707 dem Lande. Nun schloß August der Starke 1706 in Altranstädt bei Leipzig, wo Karl Xii. sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, Frieden mit Schweden. Der Kurfürst entsagte der polnischen Krone und behielt nur den bloßen Titel König; dagegen erkannte er Stanislaus als rechtmäßigen König von Polen an und trat von dem Bündnisse mit Rußland zurück, lieferte den Livländer Patknll ans und gewährte den Schweden Winterquartier und Unterhalt. Doch Karl Xii. verweilte bis zum Herbste in Sachsen, ehe er nach Rußland aufbrach. b) Wie August der Starke nochmals König von Polen wurde. Karl Xii. rückte mit seinem neu ausgerüsteten und verstärkten Heere nach Rußland, aber das Glück hatte den kühnen Helden verlassen. Bei Poltawa schlug ihn Peter der Große 1709 gänzlich und Karl mußte nach der Türkei flüchten, wo er fünf Jahre blieb. Unterbeffen verband sich August der Starke wieder mit Rußland und Dänemark und nahm schon 1709 die polnische Königskrone tüieber an. Stanislaus mußte fliehen und abbanken. Die Sachsen eroberten

2. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 300

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
!? — 300 — aus an der Spitze eines Heeres entgegengezogen war, erlitt bei Klissow eine Niederlage, infolge deren sich auch Krakau ergeben mußte. Noch einmal versuchte er, da seine wiederholten Friedensvorschläge von Karl beharrlich zurückgewiesen worden waren, das Glück der Waffen; doch ein neuer Sieg Karls bei Pultusk (1703) schlug alle seine Hoffnungen nieder, und er mußte sich nach Sachsen zurückziehen. Karl Xii. berief hierauf die polnischen Großen zu einer neuen Königswahl nach Warschau zusammen und setzte durch, daß August Ii. des Thrones für verlustig erklärt und der Woiwode von Posen, Stanislaus Leszczynski, zum König von Polen gewählt wurde (1704). — Während Karl in Polen zur Befriedigung eines persönlichen Rachegefühls ohne irgend welchen Vorteil für sein Land Zeit und Kräfte opferte, und sein Starrsinn alle Abmahnungen seiner Freunde zurückwies, eroberte Peter d. Gr. Jngerman-land und einen Teil von Esthland und Livland und legte in dem ersteren Lande an der Mündung der Newa den Grund zu der neuen Hauptstadt Petersburg (1703). — Vergebens suchte August mit Hilft der Russen sein Königreich wieder zu erobern. Karl fiel in Sachsen ein und erzwang den Altranstädter Frieden (1706), in welchem August auf den polnischen Thron Verzicht leistete und Stanislaus als König anerkannte, auch die Auslieferung des livländischen Edelmannes Reinhold Patkul zusagte, der die Erhebung des livländischen Adels gegen die schwedische Herrschaft vorbereitet hatte. An diesem letzteren nahm Karl grausame Rache: er wurde als Landesverräter zum Tode durchs Rad verurteilt. " 8. Russischer Krieg (1708—1709), Karls Aufenthalt in der Türkei (1709—1714). Im Anfang des Jahres 1708 brach Karl auf, um seinem letzten Gegner, Peter d. Gr., in seiner Hauptstadt Moskau den Frieden vorzuschreiben. Schon stand er in der Nähe von Smolensk und bedrohte Moskau, als er sich zu seinem Verderben von dem Hetman der Kosaken, , der die russische Oberherrschaft abzuschütteln wünschte, überredendes, sich nach der Ukraine zu wenden. Hier rieben Strapazen, Mangel aller Art und Ungunst der Wege und Witterung einen großen Teil seines Heeres auf; der Überrest wurde bei Polkawa von Peter gänzlich geschlagen (1709), und Karl konnte der Gefangenschaft nur durch schleunige Flucht auf türkisches Gebiet entrinnen. Sogleich erneuerten seine früheren Gegner ihren Bund. August Ii. erklärte den Altranstädter Frieden für erzwungen und vertrieb den König Stanislaus aus Polen. Ein Einfall Friedrichs Iv. in Schonen blieb ohne Erfolg; dagegen eroberten die Russen ganz Esthland und Livland. Karl Xii., der bei den Türken eine ehrenvolle Ausnahme gefunden und mit Zustimmung des Sultans bei Bender ein kleines Lager errichtet hatte, gelang es nach vielen vergeblichen Bemühungen, den Sultan Achmed Iii. zum Kriege gegen Rußland zu bewegen (1711). Peter wurde am Pruth. von den Türken eingeschlossen;

3. Das Königreich Sachsen und seine Fürsten - S. 231

1854 - Leipzig : Hirschfeld
Kurfürst Friedrich August 1 231 und Russen nach Warschau auf und nahm den schwedischen General Horn mit 600 Mann gefangen, während Stanislaus mit seiner Familie und dem Primas nach Preußen flüchtete. Zugleich wurden vom sächsischen General Brand 700 Schweden theils nicdergehauen, theils gefangen nach Warschau eingebracht. Im October aber ward August von Karl wieder aus Warschau verdrängt. Als Ersterer den General Schulen bürg mit der sächsischen Infanterie l4000 Mann) und Cavallerie (500 Mann) nach Sachsen sandte, um dort neue Verstärkungen anzuwerben, folgte ihm der König von Schweden mit 9000 Mann vorzüglicher Reiter nach, wurde aber bei Punitz an der Oder (7. Nov.) bei fünfmaligem Angriff so kräftig von den Sachsen empfangen, daß er denselben das Feld überlassen mußte. Unser Kur- fürst kehrte jetzt nach Sachsen zurück, da er einen Einfall Karl's in dieses Land fürchten mußte. Entscheidungsvoll war das Jahr 1706. Friedrich August hatte den Plan, den General Rehnskiöld durch Schulenburg mit seiner neu geworbenen 20,000 Mann starken Ar- mee angreifen zu lassen, um ihm dann selbst (er war bereits wieder im Nov. 1705 in Polen eingetroffen) mit der russischen Armee in den Rücken zu fallen und ihn zu vernichten. Allein ehe noch Friedrich August herbcigecilt war, kam es am 14. Febr. 1706 bei Fraustadt zur 'Schlacht, in welcher die Schweden vollständig siegten, und nun that Karl Xil. einen Schritt, der für unfern Kurfürsten jedenfalls der verderblichste war. Er fiel nämlich mit einem Thcile seiner Armee (von Stanislaus, dem Gegenkönige August's, begleitet) im September 1706 in das von Truppen entblößte'kurfürstenthum Sachsen ein. Ehe man sich hier recht besinnen konnte, war Karl Xu. mit seinem Gencralstabe schon in Grimma, ging nach Leipzig, das ihm, außer- dem bedeutenden Verpflcgungsaufwande für die einquartierten Truppen, sofort 19,000 Thlr. bezahlen mußte, und schlug nun sein Hauptquar- tier zu Altranstädt (zwischen Lützen und Leipzig) auf, während König Stanislaus das scinige zu Leisnig nahm. Furchtbar war der Schreck, welcher die sächsischen Unterthanen ergriff, da sie noch aus der Erzählung ihrer Väter und Großväter her wußten, wie grausam die Schweden vor 60 Jahren in unserm Vatcrlandc gchauset, und Tausende flüchteten sich, wie damals, in die Wälder und Einöden. Doch die tapferen Krieger des heldenmüthigen Karl Xu. waren keineswegs solche entartete Barbaren, als ihre Vorfahren; und als Karl ein Manifest erließ, in welchem er strenge Mannszucht zu handhaben versprach und sichere Nachrichten die Wahrheit dessen bestätigten, so kehrten Alle, die im ersten Schrecken die Flucht ergriffen hatten, wieder zu ihrer Behau- sung und Beschäftigung zurück. Friedrich August 1., welcher in einem schleunigen Frieden das einzige Nettungsmittel erkannte, sandte nun den Kammerpräsidenten von Jmhof und den geheimen Referendar Pfingsten an Karl Xii., um mit demselben wegen des Friedens zu unterhandeln, und so kam es denn nach mehrfachen Unterhandlungen endlich am 24.Sept. 1706 zum Abschlüsse des Friedens zu Altranstädt. Die hauptsächlichsten der allerdings für Friedrich August I. äußerst harten und demüthi-

4. Kleine Weltgeschichte für Töchterschulen und zum Privat-Unterrichte heranwachsender Mädchen - S. 82

1830 - Breslau : Max
82 io». (9».) Karl ia., König von Schweden, 1697 — 1717. — Dem izjahrkgen Karl 12. Jngermannland, Esthland, Liefland und andere Provinzen abzunehmen, ver- banden sich Peter der Große, August 2., und Friedrich 4. von Dänemark. Nachdem Karl kaum 18 Jahre alt war, brach der Krieg aus. Aber schnell zwang Karl die Dänen durch eine Landung auf Seeland 1700 zum Frieden, schlug dann die Russen bei Narwa, und griff zuletzt den König von Polen an, so sehr dieser sich auch Mühe gab, ihn durch die schöne Gräfin von Königsmark zum Frieden zu bewegen. An seiner Stelle setzte Karl den Stanislaus Les- czinski auf den polnischen Thron, ging bei Steinau über die Oder, und zwang 1706 den König August im Frieden von Altranstädt,' der polnischen Krone zu entsagen. Fast nach einem Jahre ging Karl aus Sachsen zurück. Indes- sen hatte Peter St. Petersburg in Jngermannland 1703 erbaut. Peter in Narwa in Esthland. Karl wandte sich jetzt durch Polen und Litthauen gegen ihn, und war schon auf dem Wege nach Moskau, als er sich vom Kosakenhet- man Mazeppa bereden ließ, nach der Ukraine zu gehen. Aber General Löwenhaupt, der ihm Vorräthe aus Curland hatte zuführen sollen, wurde unterwegs geschlagen, und endlich erlitt Karl am Zten Jul. 1709 bei Poltawa eine solche Niederlage, daß nur eine eilige Flucht über die tür- kische Gränze mit 169 Mann (Dnepr und Bog) ihn ret- ten konnte. Jussuf Pascha von Bender nahm ihn freund- lich auf, und der Sultan Achmet Z. gewährte ihm nicht nur den erbetenen Schutz, sondern fing ihm zu Liebe selbst mit Peter Krieg an. Schon war dieser am Pruth in der Moldau ringsum von den Türken eingeschlossen, als es sei- ner Frau, Katharina 1. oder Kathinka, gelang, den Groß- vezier Baltadschi Mehemet zu best-chen, und dadurch sich und die Russen zu befreien. Kathinka, eine Litthauerin, war erst in Riga, dann vom Probst Gluck in Marienburg in Liefland erzogen, und in Diensten der Generale Schere- metjet und Menschikof gewesen. Wahrend Karl bei Ben- der in seinem Lager saß, warf August 2. den Stanislaus wieder vom Thron, und auch Friedrich 4. sing wieder Krieg mit den Schweden an. Fünf Jahre lang blieb Karl aus Eigensinn in der Türkei, bis der Sultan ihn und seine 196 Schweden mit Gewalt, zu vertreiben beschloß. Erst nach einer wüthenden Gegenwehr wurde Karl gefangen.

5. Geschichtstabellen für Gymnasien und Realschulen - S. 53

1890 - Altenburg : Pierer
— 53 — 1655—1660! Schwedisch-polnischer Krieg unter Teilnahme £3ranben6urg§, be§ Kaisers, Dänemark uni Rußlanbs. 1656 Schlacht bei Warschau: Karlx. Gustav von Schweden und Kursürst Friedrich Wilhelm besiegen König Johann Kasimir, den letzten Wasa ans polnischem Thron. 1660, triebe zu Oliva. Der große Kursürst souveräner Herzog von Preußen. Livlanb und Esthland schwebisch. 1683 König Johann Sobieski entsetzt Wien (s. S. 47); 1697 Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, wird König von Polen (August Ii.). 1700—1721 (1697-1718) 1700 1704 1706 1709 1718 1720.1721 1733—1738 3. Der nordische Krieg. (Schweden.) Bündnis Rußlands, Dänemarks und Sachsen-Polens gegen Schweden. Karl Xii. König von Schweden. Karl zwingt Dänemark zum Frieden von Travendal und besiegt die Russen bei Narva. Stanislaus Lesczinski wird durch Karl Xii. König von Polen. Karl zwingt im Frieden von Altranstädt August Ii. der polnischen Krone zu entsagen. Karl, von Peter dem Großen bei Pultawa geschlagen, flieht nach der Türkei. August Ii. wieder König von Polen. Karl fällt vor Friedrichshall. Friedensschlüsse zu Stockholm und zu Nystädt. Vorpommern bis zur Peene preußisch, Bremen und Verden hannoverisch; Livland, Esthland, Jnger-manland russisch. Schwedens Übergewicht im Norden geht aus Rußland über. 4. Der polnische Erbsolgekrieg. Stanislaus Lesczinski und Friedrich August Ii. von Sachsen (August Iii.) nach dem Tode seines Vaters kämpfen um die polnische Krone, letzterer von

6. Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen - S. 329

1857 - Waldenburg : Selbstverl. G. Leo
Der nordische Krieg. 329 hätte. Was für Mühe gab sich doch dieser Fürst, daß er diesen Zweck er- reichte! Weil man z. B. damals in Rußland noch wenig Schiffe hatte und auch nicht wußte, wie die Schiffe gebaut wurden, so reiste er selbst nach Holland, diente in einem Dorfe bei Amsterdam als Schiffözimmermann und lernte so die Schiffsbaukunst, nahm auch später Mehrere, welche die Schiffs- baukunft verstanden, mit nach Rußland. Zeigen konnt/ er nun den Russen, wie sie Schiffe bauen könnten; aber er hatte leider keinen Hafen an der Ostsee, und. nur von einem solchen aus konnte sich Wohlstand und Kraft durch den Handel über sein großes Reich verbreiten. Er beschloß daher, die Ansprüche seiner Vorfahren auf Jngermannland, Esthland und Tiefland $u erneuern, und dazu schien ihm der damalige Zeitpunkt der günstigste. . Als der schwedische Reichsrath erfuhr, daß drei so mächtige Fürsten sich gegen Schweden rüsteten, wollte derselbe nachgeben und sann auf Unter- handlungen. Daö war aber nicht im Sinne des jungen Königs Carl. Er stand von seinem Sitze aus und erklärte, er wolle keinen unrechtmäßigen Krieg führen, aber einen rechtmäßigen werde er nicht eher endige», als bis er seine Feinde gedemüthigt habe. So war denn der Krieg beschlossen, und er ist unter dem Rainen des nordischen Kriegs bekannt geworden. Zuerst brach Carl gegen Dänemark auf, belagerte Kopenhagen, und Friedrich l V. mußte im Jahre 1700 zu Travendg hl deil Friede» annehmen. Nu» zog Carl Xll. gegen Zar Peter, den Gr oßen, dessen Krieger eben Narva belagerten. Peter war nicht selbst bei dem Heere. Hier schlug Carl mit 8»t)0 Schweden Ho,000 Russen. Schnell wendete er sich nun gegen A u g u st den Starken, drängte ihn und seine Sachsen aus Tiefland und Kurland, schlug die Sachseil bei Cliffow (1702) und Poltnsk (1703), erklärte den polnischen Königsthron für erledigt und ließ an August 11. Statt einen jungen polnischen Edelmann, Stanislaus Lese insky, zum König Polens erwählen. August Ii. war aber nicht zu bewegen, dem polnischen Königsthrone zu entsagen. Wohlan, dachte Carl, so will ich in sein eigenes Land, in sein Kurfürstenthum Sachsen ziehen, um ihn zur Entsagung und jh einem un- verstellten Frieden zu zwingen. Ein Theil des Heeres blieb in Polen zu- rück, Carl selbst aber marschirte mit der Hauptmacht nach Schlesien. Der König Stanislaus mußte ihn begleiten. De» 31. September 1706 ward die Oder passirt. Dem deutschen Kaiser, welcher sich beschwerte, daß sich Carl, ohne erst zu fragen, den Durchmarsch durch die Staaten des deutschen Reichs erlaube, ließ er antworten: was man den Sachsen Jahre lang zugestanden habe, werde ihm ja doch einmal gestattet sein. Als er sich der Oberlausitz näherte, ergriff ein allgemeines Schrecken die Einwohner. Ganze Dörfer fand man verlasse», weil die Bewohner sich mit ihrer Habe in die Städte geflüchtet hatten. Die königliche Familie floh ins Ausland, die Kostbarkeiten Dresdens rettete man auf den König- stein. Carl ließ ein Mandat ausgehen, worin er de» Einwohnern Ruhe und volle Sicherheit versprach, wenn sie sich still verhielten und die ver- langte Contribntion regelmäßig entrichteten. In der That war auch seine Mannszucht musterhaft. In der besten Ordnung rückte, er über Radebcrg nach Meißen, gab der Stadt Leipzig auf ihr Ansuchen einen Schutzbrief für die nahe Michaelismesse, und zog dann über Grimma, Naunhof rc. nach Altranstädt. Hier blieb er mit einem Theil der Armee, indeß der Ge- neral Meyerfeld mit dem andren nach Dresden marschirte. Dieß be- schleunigte den Frieden. Carl Verlangte nichts, als Abtretung der Königs- würde, Anerkennung des Königs Stanislaus, Abtritt von dem Bündnisse

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 397

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
65. Der nordische Krieg. 397 Im Jahre 1706 tummelte sich Karl in Litthauen in Sümpfen und Wäldern herum, ohne etwas von Hedeuj^ng auszuführen, außer daß er die Russenkurland vertrieb. Erst als er sich vom Thurme einer Jesuitenkirche einen Ueberblick über die unbegrenzten Moräste der südpolnischen Provinz Volhynien verschafft und genaue Nachricht von der Beschaffenheit des Landes erhalten hatte, sah er ein, daß es thöricht sei, in diesen Wüsten zu weilen, und eilte nach Polen zurück, um endlich in das gänzlich entblößte Kur-Sachsen einzudringen, und seinen erschöpften Truppen, die in 9wöchentlichen Eilmärschen das Land vom Bug bis zur Elbe durchzogen hatten, reichlichste Erholung zu verschaffen. Die sächsische Regierung in Dresden gab jeden Gedanken der Gegenwehr auf und leitete sogleich Unterhandlungen ein. Denn feit der Niederlage eines russisch-polnischen Heeres bei Fraustadt, östlich von Glogau, am 13. Februar 1706, durch den beherzten schwedischen General Rhensköld gab es nur noch Trümmer eines kursächsischen Heeres. Karl drang an der Spitze der schwedischen Hauptmacht bis nach Leipzig vor und nahm seinen Aufenthalt auf einem Rittergute bei Altranstädt; Stanislaus befand sich in feiner Begleitung. Die Unterhandlungen waren bald beendigt, da die Forderungen der Schweden unter den damaligen Umständen Gesetze waren; schon am 24. September war der Friede abgeschlossen. König August mußte der polnischen Krone entsagen, Stanislaus als König von Polen anerkennen, die Prinzen Sobieski in Freiheit fetzen und den von der statthalterlichen Regierung zu Dresden verhafteten Reinhold Patkul der Rache Karl's Xii. ausliefern, der ihn auf die grausamste Art rädern ließ. Der Thronwechsel in Polen brachte Karl keinen weitern Vortheil, denn Polen bewies sich für Schweden wie gegen Schweden jeder That unfähig. 3. Russischer Krieg bis 1709. Wendung des Glückes. Der nächste Zug Karl's Xii. sollte Peter gelten, der die Ostsee-Provinzen schon als sicheres Besitzthum ansah. Durch Litthauen sollte, nach Karl's Willen, Löwenhaupt aus Livland und Kurland marschiren, an der Beresina zu ihm stoßen und mit seinem Könige gegen Moskau ziehen, während hinter ihm in Polen und um ihn in Rußland ihm Alles feindlich war. Ueberhaupt wird von diesem Augenblick an Karl's Betragen immer unbegreiflicher. Erst fetzt er feinen Marsch durch Sürafcfe und Wmer in der schlechtesten Jahreszeit fort; dann bleibt er in'der bessern dre^Monate (Mitte März bis Juni) ruhig liegen, läßt alle russischen Gefangenen frei, die dann das feindliche Heer verstärken, und vergißt, als Löwenhaupt mit feinem Heere heranzieht, das Versprechen, mit ihm an einem bestimmten Platze zusammen zu treffen. Löwenhaupt erwarb sich bei dieser Gelegenheit unsterblichen Ruhm. Durch Wüsten und Wälder erreichte er mit Gepäck und Geschütz, umschwärmt von den Russen, den Ort, wo er Karl zu finden hoffte; er fand ihn nicht,

8. Grundriß der Weltgeschichte - S. 165

1875 - Regensburg : Manz
165 Europa's die Fürsten zu absoluter Macht gelangten, über alle Kräfte des Staates zum Angriff und zur Vertheidigung verfügen konnten und in der That tüchtige Heere besaßen, wurde Polen in Folge der Ohnmacht seiner Könige immer hilfloser. Nach dem Tode Johann Sobieski's (1674—1696), des heldenmütigen Kämpfers gegen die Türken, wurde der Kurfürst von Sachsen, August Ii., auf den Thron erhoben (1696—1733), dem ebenso wie seinen Vorgängern die Kraft fehlte, den sinkenden Staat zu retten. Dieser nahm nun den Antrag Peter's des Großen zu einem Bündniß gegen Schweden mit Vergnü--gen an, und so begann denn der große nordische Krieg (1700— 1721). Der mit so übermäßiger Macht angegriffene junge Schwedenkönig wandte sich rasch entschlossen gegen Seeland, bombardirte Kopenhagen und zwang Dänemark zum Frieden. Hierauf setzte er mitten im Winter nach Livland über und schlug mit 8000 Schweden 80,000 Russen bei Narwa (1700). Dann eroberte er in einer Reihe siegreicher Gefechte ganz Polen, ließ einen polnischen Edelmann, Stanislaus Lescmski, zum Könige wählen, rückte in Sachsen ein und nöthigte August den Starken im Frieden zu Altranstädt, auf die Krone Polens zu verzichten. Jetzt wandte er sich wieder gegen den Car Peter, trieb ihn in mehreren Gefechten vor sich her, drang in die Sümpfe und Wälder der Ukraine vor, wo er sich mit dem von Rußland abhängigen Kosaken-Hetmann (Wahlfürsten) Mazeppa vereinigte, erlitt aber während der Belagerung von Pultawa durch die feindliche Uebermacht eine vollständige Niederlage (1709). Diese Niederlage war mit so furchtbarer, als ihm der Rückzug nach Schweden verschlossen war und ihm Nichts übrig blieb, als sich mit dem Reste des Heeres, etwa 2000 Mann, jenseits des Dniepr auf türkisches Gebiet zu retten. Es gelang ihm, den Sultan zu einer Kriegserklärung an die Russe» zu bewegen. Peter der Große ward mit seinen Truppen umzingelt; da befreite ihn seine kluge Gemahlin Katharina (ein deutsches Mädchen aus niederem Stande), welche vom Großvezier den Frieden erkauft hatte. Karl tobte vor Wuth, allein er vermochte Nichts zu ändern. Auf die Nachricht von der Schlacht bei Pultawa waren die Dänen und Sachsen abermals aufgestanden; König August hatte sich der polnischen Krone wieder bemächtigt. Vergebens suchte Peter der Große feie Auslieferung Karl's zu erkaufen, obschon dieser dem Sultan längst lästig war. Karl blieb biesem recht zum Aerger und mußte enblich mit Gewalt nach Abrianopel gebracht werben,

9. Bd. 2 - S. 302

1883 - Leipzig : Engelmann
Juli t 1702. 1703. 1704. 12. Juli 1704. 1705. 13. Febr. 1706. 24. Sept. 1706. 302 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. §. 780. Holstein-Gottorp, das Leben kostete, nahm Karl auch von Krakau Besitz und verfolgte dann seinen Gegner nach Polnisch-Preußen, alle Vorstellungen seiner Freunde, alle Vermittelungsvorschläge der zwieträchtigen Polen, alle Friedens-antrüge Friedrich Augusts standhaft zurückweisend. Lublin, Pultusk, Thorn, Elbing und Danzig geriethen im nächsten Jahre in seine Hände, so daß er nunmehr den größten Theil der Republik in seiner Gewalt hatte, und mit mehr Erfolg die Entthronung des Kurfürsten betreiben konnte. Die den Sachsen feindlich gesinnte Partei, den Cardinal Primas an der Spitze, erklärte in einer Versammlung zu Warschau den König Friedrich August der Krone verlustig, weil er Polen in einen unheilvollen Krieg verwickelt und gegen die Capitulation sächsische Truppen ins Land gezogen habe. Hierauf wurde in einer von schwedischen Soldaten umstellten Wahlversammlung Karls Schützling Stanislaus Lesczinski, Woiwode von Posen, zum König ausgerufen. Den ursprünglichen Plan des Schwedenkönigs, einem der unweit Breslau wohnenden Söhne Johann Sobieski's die väterliche Krone zuzuwenden, hatte Friedrich August durch deren plötzliche Verhaftung und Wegführung nach Leipzig zu vereiteln gewußt. Aber obschon Stanislaus im nächsten Jahr durch den Bischof von Lemberg gekrönt wurde, so war seine Stellung doch noch keineswegs gesichert, da nicht blos eine sächsische, sondern auch eine russische Partei seiner Erhebung entgegen war und sowohl Peter als Friedrich August große Streitkräste aufboten, um den Schützling ihres Feindes zu stürzen. Nur durch das fortdauernde Waffen-glück der Schweden konnte daher Stanislaus gehalten werden. §• 780. Karl Xii. in Sachsen. Um die beabsichtigte Verbindung der Russen und Sachsen zu verhindern, zog Karl auf höchst beschwerlichen Märschen nach Galizien und eroberte Lemberg. Dies benutzte Friedrich August zu einem raschen Zuge nach Warschau, das auch wirklich in seine Gewalt gerieth und für seinen Abfall gezüchtigt wurde. Als aber Karl eilig der Hauptstadt zu Hülse zog, mußten die Sachsen wieder weichen, wobei jedoch ihr Feldherr Schulenburg einen so meisterhaften Rückzug veranstaltete, daß sie, ohne von den nacheilenden Schweden Schaden zu leiden, über die Oder entkamen. Nun wandte sich Karl nach Litthauen und Volhynien, wo er, trotz unsäglicher Schwierigkeiten und Beschwerden, welche ihm die späte Jahreszeit, der morastige Boden, die Armuth des Landes und die überlegene Zahl der Feinde bereiteten, die Russen zum Weichen brachte und die Anerkennung seines Königs durchsetzte; und da indessen sein wackerer Feldherr Rhenskjöld die Sachsen bei Frau stadt auss Haupt geschlagen, so vereinigte er sich jetzt mit dessen Truppen, um seinen Feind Friedrich August im eigenen Lande aufzusuchen. Ohne bei dem Kaiser anzufragen, rückte er über Schlesien in die Lausitz ein und stand in Kurzem in dem Herzen von Sachsen, das trotz Karls strenger Mannszucht durch die feindliche Kriegsmacht schrecklich mitgenommen wurde. Die Einwohner des flachen Landes flüchteten sich in die Städte, die Königsfamilie suchte Schutz im Nachbarlande, und wenn gleich August, um sein Land zu retten, in den schimpflichen Frieden von Altranstädt willigte, der ihn verpflichtete, für sich und seine Nachkommen der polnischen Krone zu entsagen, sein Bündniß mit dem Zaar aufzulösen, die Söhve Sobieski's in Freiheit zu setzen und den

10. Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen - S. 39

1892 - Dresden : Huhle
— 39 — erkaufen (in Baden bei Wien), und der Übertritt auch des Kurprinzen (1717) entschied den Glaubenswechsel des ganzen albertinischen Hauses. Doch brachte dieser keine Veränderung für die lutherische Landeskirche, wenngleich jetzt den Katholiken und Reformierten eine beschränkte Religionsfreiheit zugestanden wurde. Denn der Kur fürst übertrug seine landesbischöflichen Befugnisse an „die in evan-gelicis beauftragten Geheimräte" (jetzt Staatsminister). Aber das fortdauernde kursächsische Direktorium des Corpus evangelicorum (f.§ 65) verlor alle praktische Bedeutung, und die thatsächliche Vertretung der protestantischen Interessen ging zum Nachteile Sachsens an Preußen über. Vor allem aber wurde Sachsen durch die Personalunion mit Polen in den nordischen Krieg (1700 —1721) verflochten. § 76. Friedrich August hatte nämlich den Polen versprochen, die ihnen früher von Schweden entrissenen Länder (Livland) wieder zu erobern. Er verbündete sich daher mit Rußland (Peter d. Großen) und Dänemark gegen den jugendlichen Schwedenkönig Karl Xii. und knüpfte mit dem unzufriedenen livländischen Adel (Reinhold Patkull) Verbindungen an. Da die Polen anfangs gar nichts für den Krieg leisteten, so mußte ihn der König mit sächsischen Truppen und Geldmitteln führen. Aber Karl Xii. eroberte in wenigen Jahren ganz Polen (Schlachten bei Kliffow 1702 und Pultusk 1703), setzte Stanislaus Leszcziusky 1704 znm König ein, rückte nach der völligen Niederlage des sächsisch-russischen Heeres bei Fraustadt am 13. Februar 1706 durch Schlesien in dem wehrlosen Sachsen ein und i706. zwang den Kurfürsten im Frieden von Altranstädt (bei Leipzig) am 24. September 1706, der polnischen Krone zu entsagen und Patkull auszuliefern. Erst 1707 räumten die Schweden das hart mitgenommene Sachsen, auf sächsische Kosten bis auf 43 000 Mann verstärkt, besoldet, verpflegt und neu ausgerüstet. Allein nach der vernichtenden Niederlage Karls Xii. bei Poltawa 1709 und seiner 1709. Flucht nach der Türkei bildete sich der Kriegsbund gegen Schweden aufs neue Friedrich August nahm schon 1709 die polnische Krone wieder und ließ seine Truppen gegen die schwedischen Besitzungen an der deutschen Ostseeküste vorrücken, die damals von Dänen und Russen bedroht wurden. Um diese fremden Mächte an der Festsetzung in Deutschland zu verhindern, trat auch Friedrich Wilhelm I. von Preußen 1713 in den Krieg ein. Mit den Preußen zusammen eroberten die Sachsen 1714 Stettin, 1715 Stralsund. Nach dem Falle Karls Xii. vor Friedrichshall 1718 ging der nordische Krieg zu Ende (Abtretung des südlichen Vorpommern an Preußen, Bremens und Verdens an Hannover), und Friedrich August behauptete die polnische Krone. Nach dem Kriege nahm Friedrich August an den großen europäischen Verwicklungen keinen Anteil weiter, bemühte sich vielmehr besonders, wenngleich vergeblich, seinem Sohne die Nachfolge in Polen zu sichern und trat deshalb in ein freundliches Verhältnis zu Friedrich Wilhelm I.

11. Geschichtstabellen - S. 58

1885 - Holzminden : Müller
58 1709. 1718. und Dänemark (später auch Preußen und Hannover) gegen Karl Xii. von Schweden. a) Karls Kriegsglück: Er zwingt durch seine rasche Landung auf Seeland Dänemark zum Frieden (1700), siegt über die Russen bei Narwa (1700), erobert Polen und Sachsen (Friede von Altranstädt 1706: August erkennt Stanislaus Lesczinski als König von Polen an). b) Wendung durch den Sieg Peters über Karl bei Pultäwa; Karl flieht zu den Türken. Einschliefsung und Rettung des russischen Heeres am Pruth (1711). Karls Rückkehr aus der Türkei nach Stralsund (1714). Karls Tod vor der norwegischen Festung Friedrichshall. — Friedensschlüsse (zu Ny stad mit Rußland 1721). Resultat: a) Schweden verliert Livland, Esthland und Ingermanland an Rußland, Vorpommern bis zur Peene an Preußen, Bremen und Verden an Hannover. b) Schwedens Übergewicht im nördlichen Eu- ropa ist gebrochen, Rußland an seiner Stelle Grofsmacht. Anhang. Frankreich unter Ludwig Xv. a)Der polnische Erbfolgekrieg: Frankreich (für Stanislaus Lesczinski) gegen Österreich und Rußland (für August Iii. von Sachsen). Friede 1735: Stanislaus, der auf Polen verzichtet, bekommt das Herzogtum Lothringen, das nach seinem

12. Viertehalb Jahrhunderte - S. 806

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
806 Die Zeit des französischen Uebergewichtes gewählt würde. Er erreichte aber seine Absicht nur theilweise, sofern er nicht alle die polnischen Großen für denselben stimmen konnte und daher die Wahl, die unter dem Einflüsse der schwedischen Waffen im Jahre 1704 bei Warschau erfolgte, nur das Werk einer kleinen Zahl von Wählern war. Es folgte jetzt ein Hin- und Herziehen der Schwe- den in dem nur theilweise bezwungenen und gegen den fremden Herrn nicht minder als gegen seine gewählten Könige ungefügigen Polen. August zog sich nach Lithauen zurück, und da er sich zu Grodno mit einem russischen Heere vereinigte, ward Karl in diese Gegend ge- lenkt, wo er auch gegen die Russen beschäftigt blieb, während August im Westen seines Reiches seine Sache herzustellen suchte. Das Zurückwei- chen der Russen brachte endlich den Schweden bis nach Volhynien, ' wo er, ohne die Feinde erreichen zu können, sich begnügen mußte, dem von ihm erhobenen Könige Anerkennung zu verschaffen. August hatte in- zwischen den Unfall gehabt, daß seine über Schlesien aus Sachsen neu angelangten sächsischen Truppen durch die von Karl im Westen zurück- gelassenen Schweden im Jahre 1705 bei Fraustadt eine neue Nieder- lage erlitten. Als Karl im Jahre 1706 aus Volhynien znrückkehrte, unternahm er es, seinen Gegner mittelst Eindringens in Sachsen völlig zu vernichten. Es kümmerte ihn nicht, daß er hierzu das Gebiet des deutschen Reiches und des Kaisers mittelst eines Durchzuges durch Schlesien verletzen mußte. Wie für Augusts sächsische Truppen der Weg durch Schlesien geführt hatte, durchzog der Schwedenkönig dieses Land, ohne auf die Beschwerde des in den spanischen Erbfolgekrieg ver- wickelten Kaisers zu achten. Sachsen wurde, wenn auch Karl die schwedi- schen Greuel des dreißigjährigen Krieges nicht nach Deutschland zurück- führte, vielmehr durch die Zucht seines Heeres dem Lande die Lasten erleichterte, durch Kriegssteuern hart gedrückt, und als er westwärts von Leipzig im Lager zu Altranstädt stand, schloß er mit den Bevoll- mächtigten Augusts, der in Polen geblieben war, noch im Jahre 1706 einen Frieden, wodurch dieser auf den polnischen Thron verzichtete und dem Bündnisse mit Rußland entsagte. Die Bekanntmachung dieses Friedens hatte die Rückkehr Augusts aus Polen nach Sachsen zur Folge. Doch blieb der Sieger, der jetzt auf dem Gipfel seiner Macht stand, noch bis tief in das Jahr 1707 zu Altranstädt und fuhr fort, den bezwunge- nen Gegner ungeachtet persönlich höflicher Begegnung seine Macht durch die dem Lande aufgelegten Leistungen fühlen zu lassen. Hier war es auch, wo Marlborough zu ihm kam, um die Schritte zu vereiteln, durch welche Ludwig Xiv. den nordischen Eroberer, der jetzt den öftreichischen Landen so nahe stand, der sogar schon für die Protestanten Schlesiens dem Kaiser Zugeständnisse abgedrungen hatte, zur Erneuerung der alten Verbindung Schwedens mit Frankreich zu bewegen suchte.

13. Theil 3 - S. 288

1813 - Leipzig : Hinrichs
'■ 2§8 Siebente Periode. Könige, welchen selbst August im Frieden zu Altranstädt (24 Sept. 1706) als König von Polen anerkennen mußte, zu einer Zeit, wo Karl 12 siegreich in Sachsen stand. Doch Stanislaus exlstirte blos durch Karls Schutz auf dem polnischen Throne, und nach der unglücklichen Schlacht bei Pultawa (Iuly 1709) hob August den Frieden von Altranstädt auf, kehrte nach Polen zurück, und erneuerte mit sächsischen Truppen den Krieg gegen Schweden bis zu den Friedenspräliminarien (1720), denen erst im Jahre 1732 der förmliche Abschluß des Friedens folgte. Augusts Streben nach unbeschränkter Sonverainetät war durch das Partheien- gewühl wahrend des nordischen Krieges gelahmt worden, und selbst die Dissidenten wurden durch jesuitische Kabalen, als heimlicheänhänger des protestantischen Schwedens, in Polen hart bedrückt. Nach Augusts 2 Tode (1 Febr. 1733) regte sich, unter- stützt von Frankreich, (denn Ludwig 15 war der Schwiegersohn des verdrängten Stanislaus geworden) die Parthei des Sta- nislaus Lescinsky von neuem; auch nahm ihn Danzig willig auf. Oestreich und Rußland aber unterstützten die An- sprüche des Churfürsten von Sachsen, der als Au- gust 3 den Thron bestieg, in Verbindung mit den Russen Danzig (1734) eroberte, und im Frieden zu Wien ('735), dem Stanislaus, welcher durch Fleurys geschickte Negociationen das Herzogthum Lothringen erhielt, den königlichen Titel zugestand. Während der Kriege, die August 3 Anfangs in Verbin- dung mit Preußen gegen Oestreich (1741 und 1742), und dann in Verbindung mit Oestreich gegen Preußen (1744 1745, und 1756—1763) führte, wurde zwar Sachsen er- schöpft, Polen aber blieb neutral, und diente, im sieben- jährigen Kriege, dem Könige zum Aufenthalte, als Sachsen ganz von den feindlichen Heeren besetzt, und der Schauplatz eines verwüstenden Krieges war» 546. August 3. Nach

14. Bd. 3 - S. 309

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
und Dänemark, den nordischen Krieg gegen Kar! 12, doch zunächst mit sächsischen, nicht mit polnischen Truppen, weil ihm der polnische Reichstag die Unterstützung verwei- gerte. Der Kampf selbst ward für Polen und für A u g u st 2 unglücklich geführt. Karl 12 drang, nach der Schlacht bei, Narva, in Polen vor, besetzte (25 Mai 1702) Warschau, schlug Augusts Truppen (19 Jnly) bei Clissow, und zog 01 Aug.) in Cracau ein. Er bewirkte Augusts Absetzung und die Wahl (12 July 1704) des Woywoden von Posen, Stanislaus Lesczinsky, zum Könige, welchen selbst August im Frieden zu Altranstädt (24 Sept. 1706) als König von Polen anerkennen mußte, zu einer Zeit, wo Karl 12 siegreich in Sachsen stand. Doch Stanislaus behauptete sich blos durch Karls Schutz auf dem polnischen Throne, und nach der unglückli- chen Schlacht bei Pultawa (July 1709) hob August den Frieden von Altranstädt ans, kehrte nach Polen zurück, und erneuerte mit sächsischen Truppen den Krieg gegen Schwe- den bis zu den Friedenspräliminarien mit dieser Macht nach Karls 12 Tode (1720), denen erst im Jahre 1732 der förmliche Abschluß des Friedens folgte. Augusts Streben nach unbeschrankter Souverainetät war durch das Partheien- gewühl während des nordischen Krieges gelahmt worden, und selbst die Dissidenten wurden durch jesuitische Kabalen, als heimliche Anhänger des protestantischen Schwedens, in Polen hart bedrückt. 546. A u g u st 3. Nach Augusts 2 Tode (1 Febr. 1733) regte sich, unter- stützt von Frankreich, (denn Ludwig 15 war der Schwieger- sohn des verdrängten Stanislaus geworden,) die Parthei des Stanislaus Lesczinsky von neuem; auch nahm ihn Danzig willig auf. Oestreich und Rußland aber unter- stützten die Ansprüche des Churfürsten von Sachsen, der als August 3 den Thron bestieg, dessen Heere in Ver-

15. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 96

1910 - Breslau : Dülfer
96 Vom Großen Kurfürsten bis zum Tode Friedrichs des Großen. jungen Könige Karl Xii. ansehnliche Kräfte für seine kriegerischen Unter- nehmungen zur Verfügung standen. 6. Rußland strebte längst nach dem Besitze der Ostseeprovinzen. Von Gustav Adolf am Anfänge des 17. Jahrhunderts zurückgewiesen, erneuerte es jetzt seine Anstrengungen unter Peter dem Großen um so nachdrücklicher, als auf dem Besitz der Seeküste die Möglichkeit der vom Zaren erstrebten Angleichung Rußlands an die westeuropäische Kultur beruhte. 2. Die Veranlassung zu dem Ausbruche des nordischen Krieges gab das von August dem Starken von Sachsen und Polen angeregte Bündnis Polens, Dänemarks und Rußlands, das den Zweck verfolgte, Schweden seiner Ostseeherrschaft zu berauben. a. August Ii. von Sachsen wollte sich mit dem Besitze der polnischen Krone nicht zufrieden geben, sondern trug sich mit dem ehrgeizigen Plane, den Schweden Livland zu entreißen und eine polnische Hegemonie im nord- östlichen Europa zu begründen. b. Seine Angriffslust gegen Schweden wurde geschürt durch den liv- ländischen Edelmann Reinhold Patkul, der in Livland eine Empörung des Adels gegen die Krone Schwedens (wegen der Domänenreduktionen) angezettelt hatte und sich als Flüchtling am Hofe Augusts Ii. aufhielt. e. Unter Patkuls Vermittlung schloffen Polen und Dänemark, das es vor allem auf Holstein-Gottorp abgesehen hatte, 1698 einen Bund gegen Schweden, dem 1699 auch Rußland beitrat. 3. Im Verlaufe des Krieges wurde trotz der anfänglichen glänzenden Erfolge Karls Xii. die schwedische Großmachtstellung endgültig zertrümmert. a. Zunächst behauptete sich Schweden siegreich gegen die über- legene feindliche Koalition. a. Ohne vorherige Kriegsankündigung wurde der Kampf gegen Schweden durch Einfälle dänischer und sächsischer Truppen in schwedische Länder begonnen. Friedrich von Dänemark eroberte 1700 Schleswig und andere feste Plätze der Gottorper. Da kam Karl Xii., unterstützt von England und Holland dem befreundeten Fürstenhause zu Hilfe und bedrohte Kopenhagen. Dänemark wurde im Jahre 1700 zum Frieden von Travendal gezwungen, in welchem es dem polnisch-russischen Bündnis entsagte und die Souveränität der Gottorper an- erkannte. ß. Auch der Einfall Augusts Ii. in Livland mißglückte völlig, der liv- ländische Adel blieb Schweden treu. /. Nach dem Frieden von Travendal wandte sich Karl Xii. zunächst gegen die nach Estland vorgedrungenen Russen, die er am 20. November 1700 trotz ihrer Übermacht bei Narwa vollständig besiegte. d. Dann stürzte sich der siegreiche Schwedenkönig auf Polen, dessen Herrscher dem sittenstrengen Fürsten tödlich verhaßt war. Das polnische Heer zerstreute er durch die Schlachten von Klissow (1702) und Fraustadt (1706), Warschau fiel in seine Hände, und an Stelle Augusts Ii. setzte Karl Stanislaus Lesczynski in Polen zum König ein. e. Danach wandte er sich, durch Schlesien ziehend, nach Sachsen. Unter- wegs sagte der eifrige Protestant einer Abordnung evangelischer Schlesier seine Hilfe gegen die vom Kaiser ausgehenden Glaubensverfolgungen zu. Sachsen mußte am 24. September 1706 den Frieden von Altranstädt unterzeichnen, in welchem es sich von der Verbindung mit Polen und Rußland lossagen und

16. Neuere Geschichte von 1648 - 1888 - S. 40

1901 - Leipzig : Teubner
40 I. Begründung des brandenburgisch-preußischen Staats. die Krönungsstadt Krakau wurden besetzt. Da die „Republik" Polen an dem Kriege ihres Königs nicht teilnahm, so setzte es Karl Xii. mit Hülfe einer Generalkonföderation, d. H. eines großen Bundes des polnischen Adels, auf dem Reichstage zu Warschau durch, daß August Ii. des Stanislaus Throns für verlustig erklärt und Stanislaus Leszcziusky zum Könige Än?ge Erwählt gewählt wurde. Zwar behauptete sich August ü., jedem Vorstoße des 1704 Feindes ausweichend, mit Hülfe einer Gegenkonföderation und Rußlands im Osten Polens. Als aber Karl Xii. nach dem Siege, den Niederlage sein General Renskiöld bei Fraustadt (nö. v. Glogan) über die Sachsen m ^austobt davongetragen hatte, unbekümmert um den Protest des Kaisers, durch 1706. das österreichische Schlesien in Sachsen einbrach, da opferte August Ii. Friede zu int Frieden zu Altranstädt (sw. v. Leipzig) 1706 die polnische Krone, Altranstadt 1706. ^stg russische Bündnis und Patkul, um Schlimmeres zu verhüten. Der Gefahr einer Verbindung des sinkenden Frankreich mit den siegreichen Schweden begegnete Marlborongh, indem er persönlich bei Karl Xii. erschien, und Kaiser Joseph I., indem er auf Karls Xii. Erleichterung Verlangen sich bequemte, für die mißhandelten schlesischen Protestanten Protestanten^in den kirchlichen Besitzstand von 1648 wiederherzustellen. Schlesien 1707. Unterdessen hatte Peter d. Gr. den Schweden Jngermanland entrissen, an der Mündung der Newa mit genialer Würdigung der ^ Gründung vorzüglichen Lage den Grund zu seiner neuen Hauptstadt St. Peters- 6t'^m3.6urq8butg gelegt, eine Ostseeflotte zu bauen begonnen und Esthland nebst Livland erobert. Gegen diesen mißachteten Gegner, der jetzt ein europäisch organisiertes und geschultes Heer besaß, wandte sich jetzt der Schwedenkönig. Aber von dem Kosakenhetman Mazeppa verlockt, gab er den direkten Vorstoß gegen Moskau aus und zog im Herbst 1708 Zug nach nach der Ukraine. Die Kosakeu fielen jedoch nicht von Rußland ab, bcri708°ine der große Hülfstrausport des Generals Lewenhanpt ging an die Russen verloren, und das durch die Mühen und Leiden des Winterfeldzugs entkräftete schwedische Heer wurde nach der erfolglosen Be-Schlacht bei Lagerung von Pultawa (sw. von Charkow) von Peter d. Gr. mit Pultawao«.Jul, bedeutender Übermacht geschlagen. Der größte Teil des Heeres mußte Karl xii. sich ergeben, der König erreichte als Flüchtling das türkische Gebiet. noo-m?1 Die Schlacht von Pultawa führte den Zusammenbruch der schwedischen Großmacht herbei und sicherte Rußlands Eroberungen an der Ostsee und damit seinen Eintritt in die Reihe der europäischen Großmächte. 5. Von der Schlacht von Pultawa bis zu den Friedensschlüssen. In eigensinnigem Trotz blieb Karl Xii. 5 Jahre in der Türkei. Zwar wußte er wiederholt den Sultan zum Kriege mit Rußland zu bewegen, ohne doch Schwedens Lage damit zu verbessern. — Erneuerung Sofort nach der Niederlage von Pultawa war der Kriegsbund zwischen des Dreibunds Rußland, Dänemark und August Ii. erneuert. Auch jetzt gewann Schweden. Preußen in den nordischen Wirren keine seiner Interessen würdige

17. Geschichte Sachsens und seiner Fürsten - S. 123

1855 - Dresden : Meinhold
128 Elbing und Danzig in seine Hände gefallen waren, ließ er durch eine Generalconföderation zu Warschau (6. Februar 1704) August der Krone Polen für verlustig erklären und bald darauf (14. Juli 1704) den Woiwoden von Posen, Stanislaus Lesczinski, zum König wählen, der bald nachher (4. October 1705) auch gekrönt ward. Zwar errangen die Sachsen und die mit ihnen vereinigten Polen noch einige Siege über Karls Generale, ja es gelang sogar dem mannhaften Schulenburg dem Schwedenkönig selbst bei Punitz an der Oder (7. Novbr. 1704) eine Niederlage beizubringen, allein der Sieg hei Freistadt (14. Febr. 1706) öffnete Karl Xii. den Weg in das unbeschützte Sachsen. Derselbe* nahm es ohne Widerstand in Besitz und zwang Augusts Unterhändler (ven Kammerpräsidenten Anton Albrecht von Jmhof und den geheimen Referendar Georg Pfingsten) zu dem für diesen unehrenvollen Frieden von Altranstädt (24. Septbr. 1706). Friedrich August, der während des Abschlusses jenes Friedens bei seinem in Polen stehenden Heere gewesen war und die Schweden noch bei Kalisch (29. Octbr. 1706) geschlagen hatte, mußte jetzt in sein Land zurückeilen, konnte jedoch von Karl Xu. trotz aller seiner Bemühungen keine günstigem Bedingungen erlangen, und Unterzeich- nete endlich zu Leipzig (19. Januar 1707) diesen für ihn so harten Frieden, Karl aber verließ erst den 1. Septbr. 1707 mit seinem Heere, dessen Erhaltung den sächsischen Landen über 23 Millionen Thaler ge- kostet haben soll, den sächsischen Boden wieder. Kaum waren die Schweden abgezogen, so begab sich König Au- gust mit einem Heere in die Niederlande, um England und Holland nach einem von ihm (20. April 1707) mit jenen Staaten abge- schlossenen Vertrage gegen Frankreich in dem spanischen Erbfolgekriege, an dem sächsische Truppen unter Schulenburg in Folge eines zwischen Chursachsen und dem Kaiser (den 16. Januar 1702) abgeschlossenen Allianztractatö übrigens früher schon Theil genommen hatten (1702—4), für eine bestimmte Entschädigungssumme beizustehen. Er kehrte indeß bald wieder nach Sachsen zurück, doch nahmen die sächsischen Truppen, unter denen auch Augusts und der Gräfin von Königsmark nachmals so berühmt gewordener Sohn, der Graf Moritz von Sachsen seinen ersten Feldzug mitmachte (1709), fast an allen bedeutenden Ereignissen dieses blutigen Krieges bis zum Utrechter Frieden (11. April 1713) thätigen Antheil. Während dieser Zeit war August damit umgegangen, wo mög- lich die ihm von Karl Xi!. entrissene polnische Krone wieder zu er-

18. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 258

1861 - Hildburghausen : Nonne
258 3. Nun wandte sich Karl gegen den König August von Polen. Laut erklärte er, diesen seiner Krone berauben zu wollen. Auch drängte er ihn und seine Sachsen ans Livland und Kurland und zwang die Po- len, sich in der Person des jungen Stanislaus Leszinsky einen an- dern König zu wählen (1704). August floh nach Sachsen zurück, aber auch dahin folgte ihm (1706) der nordische Alexander. Schrecken ergriff die Einwohner bei dieser Nachricht, im Andenken an die Gräuel, welche die Schweden während des 30jährigen Krieges in Sachsen verübt hatten. Karl beruhigte das sächsische Volk und versprach volle Sicherheit, wenn man sich ruhig verhalte und die auferlegte Kriegssteucr regelmäßig ent- richte. Seine Mannszucht war in der That musterhaft. In bester Ord- nung rückte er aus der Lausitz über Meißen und Leipzig nach dem Dorfe Altranstädt^). Hier nahm er sein Hauptquartier, während ein Theil seines Heeres in der Nähe von Dresden stehen blieb. Um die Schweden los zu werden, bequemte sich August zum Frieden von Altranstädt (24. Sept. 1706), in dem er auf die polnische Krone verzichtete, seinen Gegner Leszinski anerkannte und allen Bündnissen gegen Schweden entsagte. Aber trotz des Friedens blieb Karl bis zur nächsten Ernte in Sachsen stehen. Erst nach Mitte August 1707 brach er nach Polens) auf, um von dort aus den wieder mächtig gewordenen Zaaren Peter zu bekämpfen. 4. Zu Anfang des Jahres 1708 setzten die Schweden über die Weichsel; im Juni passirten sie die Beresina und einige Monate später den Dnie'pr. Jetzt standen sie auf russischem Boden, in der Nähe von Smolensk. Karl hatte den Plan, geradewegs auf Moskau zu marschiren, wandte sich aber plötzlich nach Süden, in die Steppen der Ukraine. Dies geschah auf Veranlassung des Kosaken-Hetmann Mazeppa. Er hatte dem Könige Lebensmittel in Ueberfluß und ein Kosakencorps von 30,000 Mann versprochen und sich dafür die Befreiung von der russischen Oberherrschaft ausbedungen. In der Ukraine fand Karl aber Alles anders, als er sich gedacht hatte. Ungeheure Waldungen und wüste Strecken wechselten mit Morästen und schlüpfrigem Boden. Ueberall fehlte es an Obdach und Nahrungsmitteln; die Russen hatten die Häuser, die Vorräthe an Heu und Stroh, selbst die Getreidefelder verbrannt. Mazeppa führte ihm statt der verheißenen 30,000 nur 5000 Kosaken zu und brachte weder Geld noch Lebensmittel mit. Die beständige Nässe, die schlechte Kost, die man- gelhafte Bekleidung erzeugten Krankheiten und rafften Menschen und Thiere dahin. Hierzu kam später eine furchtbare Kälte, die den Winter von 1708 aus 1709 so berühmt gemacht hat. In dieser Noth rieth der schwedische Gcneralstab, selbst Mazeppa zu schneller Umkehr nach Polen. Karl aber verschmähte den Rath; er wollte lieber Alles wagen, als etwas thun, was einer Flucht ähnlich sähe. So ging denn der Zug weiter nach Pul- tawa, der Hauptstadt der Ukraine. Noch Mancher fand bis dahin sein Grab. Pultawa war fest und hatte eine russische Besatzung von 6000 Mann. Im April (1709) eröffnete Karl die Belagerung, hatte aber zu *) Altranstädt, preußisches Dorf zwischen Leipzig und Merseburg. 2) Zn dem Lager bei Posen, wo Karl seinen Soldaten eine siebenwöchentlichc Rast gönnte, ließ er den früher erwähnten Patkul, der als schwedischer Ueberläufer ihm von Sachsen hatte ausgeliefert werden müssen, auf höchst grausame Weise hinrichten.

19. Die Neuzeit - S. 84

1895 - Hamburg : Meißner
— 84 — Wiedereinsetzung des Herzogs zugestehen und dem Bunde gegen Schweden entsagen mußte. Daun schlug Karl die iu Estland eingefallenen fünfmal stärkeren Russen bei Nanva 1700, wandte sich aber darauf, seinen gefährlichsten Gegner außer acht lassend, gegen Polen. Die Siege bei Klissow und Pultusk zeigten die Überlegenheit des kriegserfahrenen schwedischen Heeres im Felde und ermöglichten die Absetzung Augusts Ii. und die Wahl Stanislaus Leszczynskis zum Könige. Die Schlacht bei Fraustadt 1706 vereitelte den Versuch der Sachsen, mit russischer Hilfe in Polen einzudringen. Der Einfall Karls in Sachsen nötigte August, im Frieden zu Altranstädt 1706 aus die politische Krone zu verzichten. Erst nach einjährigem Aufenthalte in Sachsen wandte sich Karl gegen Peter von Rußland. Dieser hatte mittlerweile von der Kriegskunst des Gegners gelernt und Livland, Jngermannland, wo er die Reichshauptstadt St. Petersburg gründete, und Estland erobert. Vor dem Angriffe der Schweden beschloß er sich ins Innere seines weiten Reiches znriickznziehn, wo die Feinde bald durch Mangel an Lebensrnitteln und Abbruch der Verbindungen mit der Heimat zu Grunde gehen mußten (vergl. Napoleon I. 1812). Karl zog statt nach den Küstenprovinzen aus Rat des Kosakenhetmans Mazeppa nach der Ukraine, wo er bei der Belagerung von Poltetroa 1709 ciue entscheidende Niederlage erlitt; das tüchtige schwedische Heer wurde vernichtet. Karl selbst floh nach der Türkei und nahm in Bender Aufenthalt; es gelang ihm auch, die Pforte zur Kriegserklärung gegen Rußland zu bewegen. Peter fiel in die Moldau ein, wurde aber am Pruth eingeschlossen; doch gelang es ihm durch Bestechung des Großveziers einen Frieden zu erhalten, in dem er nur Asow wieder abtreten mußte. Karls wiederholte Versuche, eine nochmalige Kriegserklärung der Psorte herbeizuführen, scheiterten an den Gegenwirkungen der Seemächte. Aber erst 1714 verließ er die Türkei und kehrte nach Schwedifch-Pommern zurück. Mittlerweile war in Polen Stanislaus vertrieben, und August Ii. wieder anerkannt; auch Dänemark hatte die Feindseligkeiten erneuert. Die Ablehnung des Haager Konzertes, welches die deutschen Besitzungen Schwedens für neutral erklärte, durch Karl Xii. hatte

20. Die Neue Zeit - S. 115

1895 - Leipzig : Dürr
115 So war der erste Feind besiegt. Nun suchte er die Russen auf, die in Esthland eingerückt waren und Narwa belagerten. An einem kalten, trüben Oktobertage des Jahres 1700 gewann er die Schlacht bei Narwa. „Die Schweden werden uns noch oft schlagen, aber sie werden uns siegen lehren", sagte Peter, als er die Niederlage der Seinen erfuhr. Einen außerordentlich wohlthuenden Eindruck machte die Milde, mit der Karl Xii. die Gefangenen und die Einwohner der vom Krieg betroffenen Länder behandelte. Der junge König von Schweden schien ein zweiter Alexander der Große werden zu wollen. Er besetzte Kurland, drang in Polen ein und richtete seinen Marsch geradenwegs auf Warschau. August Ii. bat um Frieden, aber Karl Xii. hatte es sich in den Kopf gesetzt, ihn zu entthronen. Auf sein Verlangen mußten die Polen Stanislaus Leßzynski, den Woiwoden (Statthalter) von Posen, zum König wählen. Diese Halsstarrigkeit war der erste große Fehler, den er machte. Während er sich mit der Unterwerfung Polens abmühte, nahm Peter mit leichter Mühe Jngermanland, einen Teil von Liv- land und Esthland weg. 1703 begann der Zar den Aufbau von Peters- burg am Ausfluß der Newa. Hnnderttansende von Leibeigenen wurden herbeigetrieben, damit sie den morastigen Grund ausfüllten und die Festungswerke aufführten. Dann mußten Kaufleute und Hand- werker aus Moskau in die neue Stadt übersiedeln und ihre Geschäfts- thätigkeit dahin verpflanzen. Im Jahr 1706 zog Karl durch Schlesien nach Sachsen und schlug ein Lager bei Altranstädt unweit Lützen ans. Durch diesen ver- wegenen Zug zwang er August Ii. zu einem Frieden, in dem der Kurfürst der polnischen Krone entsagte. Erst jetzt schickte sich Karl an, seinem größten Gegner, dem Zaren, entgegenzutreten. In den ersten Monaten des Jahres 1708 kämpfte er sich durch Litthauen hindurch, im Juni überschritt er die Beresina. Das russische Heer wich zurück, die Schweden folgten ihm immer auf dem kürzesten Wege durch Flüsse und Moräste, der König selbst watete oft bis an die Brust im Wasser. Nachdem er auch noch den Dniepr überschritten hatte, mußte man erwarten, daß er nach Moskau marschieren und dort dem Zaren den Frieden vorschreiben werde. Statt dessen ließ er sich von dem alten, ränkesüchtigen Kosakenhetman Mazeppa in die Ukraine locken. Umsonst warnten ihn seine Räte, besonders der Staatsrat Piper, vor dem Hetmán, der die Gelegenheit benutzen 8*