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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 211

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
211 zu Ausgang des Jahres 1715 die schwedischen Pro- vinzen durch die große Uebermacht der Verbündeten endlich überwältigt worden waren, erhielt König August als An- theil an der Beute 16 gefangene schwedische Regimenter, die zusammen etwa looo Mann ausmachren; das war der ganze Gewinn eines mehrjährigen Krieges, der Sachsen wiederum mehrere Millionen gekostet hatte. Unterdessen waren in Polen neue Unruhen entstanden, da sich eine starke Partel für den König Stanislaus erhoben hatte. Friedrich August mußte abermals eine beträchtliche Streitmacht aufbringen, um sich in Polen behaupten zu können und erst am 3. November 1717 kam der Friede zu Stande. Endlich wurde^ nachdem Karl Xii. seinen Tod vor Friedrichshall gefunden hatte, im December 1719 ein Waffenstillstand mit Schweden geschlossen, der allen Feindseligkeiten ein Ende machte und zehn Jahre darauf in einen Frieden verwandelt wurde. König Au- gust wurde von Schweden als König von Polen an- erkannt und zahlte dagegen dem König Stanislaus 1 Million Thaler. Auch nachdem die Feindseligkeiten mit Schweden geendigt waren, wurde Friedri ch August's Thätigkeit mehr von Polen und vom Auslande als von der Regierung seiner Erblande in Anspruch genommen. Er strebte den Einfluß Rußlands auf Polen zu vermindern, trachtete darnach, die polnische Krone bei seinem Hause erblich zu machen und wollte seinem unehelichen Sohne Moritz, dem gerühmt gewordenen Helden, unter dem Namen des Grafen von Sachsen, dqs Herzogthum Kur- land verschaffen. In allen diesen Bestrebungen war er aber unglücklich. Er hatte den leeren Glanz einer Krone, die weder seine Macht noch seine Einkünfte vermehrte, mit dem Wohlstände seiner Erblande, mit dem Leben und dem Glück vieler Tausend seiner Unterthanen erkauft. Es ist kaum zu begreifen, daß König August noch einen Werth auf eine Krone setzen konnte, die ihm nur Einschränkungen, Demüthigungen und Kummer und Sorge zu Wege brachte, ohne ihm im Mindesten einen wesentlichen Vortheil zu ge- währen. Er mußte sich verbindlich machen, daß seine Ge- mahlin, Christine Eberhardine nie das polnische Reich betreten durfte, weil sie lutherisch war. Seine 14 *

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1. Praktisches Lehrbuch der Sächsischen Geschichte - S. 152

1907 - Leipzig : Wunderlich
— 152 — 4. August der Starke und der Nordische Krieg. _a) Der Friede zu Altranstädt. Friedrich August I. hatte bei seiner Thronbesteigung den Polen versprochen, die ihnen früher von den Türken und Schweden entrissenen Gebiete wieder zurückzuerobern. Die Türken wurden auch bald besiegt und zur Herausgabe von Podolien und der Ukraine gezwungen. Nun wollte er den Schweden Livland entreißen. Zu jener Zeit hatte Karl Xii. (1697—1718) als sechzehnjähriger Jüngling den schwedischen Königsthron bestiegen. Aufgereizt durch den livländischen Edelmann Patkull, verband sich August der Starke mit Rußland und Dänemark, um das nordische Reich zu zerstückeln. Aber der junge König zeigte sich als kühner Kriegsheld und füllte gleich seinem Urahn Gustav Adolf die Welt mit dem Ruhme seiner Heldentaten. Zuerst besiegte er Dänemark und zwang es zum Frieden. Als er Peter den Großen bei Narwa 1702 geschlagen hatte, wandte er sich gegen August, der mittlerweile mit seinem sächsischen Heere in Livland eingefallen war und Riga belagerte. Da die Polen ihren König nicht unterstützten, konnte August I. nichts gegen seinen Feind ausrichten und er ward mehrmals geschlagen. Karl Xii. aber eroberte in wenig Jahren ganz Polen und setzte 1704 Stanislaus Leszczinski zum Könige ein. Nachdem er bei Fraustadt das vereinigte Heer der Sachsen und Russen völlig aufs Haupt geschlagen hatte, rückte er durch Schlesien nach dem wehrlosen Sachsen vor, um einen Hauptstreich gegen August den Starken zu führen. Zwar hielt Karl Xii. auf strenge Manneszucht, aber das Land mußte sein Heer gut und reichlich verpflegen, neu kleiden und ihm zahlreiche Rekruten stellen, dazu ihm noch monatlich eine halbe Million Taler entrichten. Gegen 70 Millionen Mark kostete das Jahr 1706—1707 dem Lande. Nun schloß August der Starke 1706 in Altranstädt bei Leipzig, wo Karl Xii. sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, Frieden mit Schweden. Der Kurfürst entsagte der polnischen Krone und behielt nur den bloßen Titel König; dagegen erkannte er Stanislaus als rechtmäßigen König von Polen an und trat von dem Bündnisse mit Rußland zurück, lieferte den Livländer Patknll ans und gewährte den Schweden Winterquartier und Unterhalt. Doch Karl Xii. verweilte bis zum Herbste in Sachsen, ehe er nach Rußland aufbrach. b) Wie August der Starke nochmals König von Polen wurde. Karl Xii. rückte mit seinem neu ausgerüsteten und verstärkten Heere nach Rußland, aber das Glück hatte den kühnen Helden verlassen. Bei Poltawa schlug ihn Peter der Große 1709 gänzlich und Karl mußte nach der Türkei flüchten, wo er fünf Jahre blieb. Unterbeffen verband sich August der Starke wieder mit Rußland und Dänemark und nahm schon 1709 die polnische Königskrone tüieber an. Stanislaus mußte fliehen und abbanken. Die Sachsen eroberten

2. Neuere Geschichte - S. 289

1861 - Leipzig : Brandstetter
289 wesentliche Dienste leisteten, waren für das Wohl ihres eigenen Landes viel weniger bedacht als für den Glanz und die Behaglichkeit ihrer eigenen Person; sie waren die Ersten, welche in Deutschland das verderbliche Beispiel König Ludwig's Xiv. und dessen schwelgerisches Hofleben in Versailles nachahmten, zum großen Verderben ihres Volkes. Dadurch litt der Wohlstand des Landes, die biedere Gesinnung des Adels und die Reinheit der Sitten in den unteren Ständen. Dies mußte aus das Entschiedenste hervortreten, als Kurfürst Friedrich August auf den königlichen Thron Polens gelangte. In diesem letzteren Reiche war nach dem Absterben des Hauses Wasa das Wahlrecht der Nation eingetreten. Kriegerische Könige, wie Michael Koribut und Johann Sobieski, bestiegen den Thron; vorzüglich war es der zuletzt genannte, welcher den Ruhm seiner Krone durch glänzende Siege über die Türken, die über die Moldau bis an die polnische Grenze vor- gedrungen waren, und durch den glorreichen Entsatz von Wien verherr- lichte. Nach Sobieski's Tode im Jahre 1697 wurde nach langen und stürmischen Berathnngen im Reichstag Kurfürst August Ii. von Sachsen zum König von Polen erwählt, mit der Bedingung, daß er zur katho- lischen Kirche übertrete. Die Verwirrung und unwürdige Haltung der polnischen Reichstage aus dieser Zeit ist sprüchwörtlich geworden. „Die Polen", sagte der französische Gesandte, Bischof von Beziers, „treten ans die Seite dessen, der sie am besten bezahlt, und einen Thalcr heute em- pfangen, um trinken zu können, ist ihnen lieber, als tausend Güter, die man ihnen einen Monat später zusichert. Kein lebendiger Mensch kann für den Ausgang verantwortlich sein. Weder die Maßregeln der Mächte, noch die Unterhandlungen der Gesandten werden den König von Polen machen, sondern Zufall, Eigensinn und Bestechung." So hatte auch der Kurfürst von Sachsen diese Krone im eigentlichsten Sinne des Wortes gekauft. Die Bestechung der Deputirten hatte ihm große Summen gekostet und der Republik mußte er gleich nach der Wahl 1,666,666 Thaler anszahlen; dessenungeachtet war seine Macht nach allen Seiten hin eine so beschränkte, daß er für seinen Uebertritt, durch den er sich die Herzen seines eigenen biedern Volkes entfremdete, für sein Geld und für andere große Opfer, die er brachte, nur wenig mehr als die Ehre des Königsnamens erlangte. Aber auch diese Ehre wurde ihm bald bestritten, als der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte, einen Einsall in das Königreich Polen machte, und einen Theil der Stände im Jahre 1705 veranlaßt, den Starosten Stanislaus Lesczynski zum König von Polen auszurusen; dann fiel der kriegerische Schweden- könig in das Erbland König August's ein und nöthigte ihn, dahin zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines Gegners und mußte die polnische Krone an Stanislaus abtreten. Erst nachdem Karl Xii. im Jahre 1709 von den Russen bei Pultawa geschlagen worden war, gelang es ihm, den polnischen Thron wieder Oeser's Weltgeschichte. 111. 5. Ausl. 19

3. Die Neuzeit - S. 277

1884 - Mainz : Kirchheim
Karls Xii. Siege über Polen. 277 schau, und schlug den König August am 19. Juli 1702 in der Schlacht bei Klissow, einem Dorse im südlichen Polen. Vergebens baten die Polen ihn um Frieden; er bestand auf der Entthronung des Königs, und setzte die Verfolgung fort, obgleich der größte Teil der Polen für die Beibehaltung Augusts, und nur der kleinere auf schwedischer Seite war. So stritten die nie einigen Polen mehrere Jahre lang, während die Schweden das Mark des Landes verzehrten. Endlich erreichte König Karl seinen Zweck, daß die Polen, freilich nur durch die schwedischen Waffen gezwungen, 1704 einen neuen König wählten, den 27-jährigen, wohlgebildeten und geistreichen Stanislaus Les-czin s ki. Aber August gab so schnell seine Ansprüche nicht auf. Die ihm ergebene Partei der Polen und die unter dem geschickten General Schulenburg stehenden Sachsen beschäftigten Karl mehrere Jahre hindurch, bis endlich dieser den nach Sachsen entflohenen August in diesem seinem Erblande aufzusuchen beschloß. Der Zug ging 1706 durch Schlesien. August geriet bald so ins Gedränge, daß er, um nicht auch Sachsen zu verlieren, die Hand zur Versöhnung bot. Der Friede wurde noch im selben Jahre in Altranstädt abgeschlossen, und August mußte darin der polnischen Krone entsagen und seinen Gegner Lesczinski als König anerkennen. Als Karl auf der Rückkehr (1707) durch Polen bei Posen mehrere Wochen rastete, ließ er sich durch seine Heftigkeit zu einer Grausamkeit verleiten, die sonst seinem Charakter fremd war. Ein liefländischer Edelmann, Patknl, also ein schwedischer Unterthan, hatte dem Könige von Polen, August , nicht nur zu dem Kriege mit Schweden geraten, sondern sich sogar erboten, den liefländischen Adel für August zu stimmen. Karl Xii. war deshalb höchst aufgebracht auf ihn, und hatte im Ranstädter Frieden die Auslieferung Patknls sich ausbedungen. August war so gewissenlos, den unglücklichen Mann aufzuopfern. Karl ließ ihn sogleich in Ketten legen und befahl, ihn in dem Städtchen Kasimirs in Polen hinzurichten. Dies geschah auf eine grausame Weise, indem der ungeschickte Henkersknecht dem Verurteilten durch 17 Schläge mit einem Rade die Glieder zerbrach und dann erst aus die flehentlichen Bitten des Geräderten, ihm den Kopf herunterhieb. Während Karl sich mit August in Polen und Sachsen herumgeschlagen hatte, war Peter nicht müßig gewesen. Er hatte die beiden wichtigen Inseln, die jetzt Schlüsselburg und Kronstadt heißen, und von denen jene am Ausflusse der Newa

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648 - S. 31

1912 - Paderborn : Schöningh
31 von Sachsen, dessen Haus bei der bernahme der polnischen Krone katholisch wurde. In Rußland herrschte der Zar Peter der Groe. Er war eifrig bestrebt, die inneren Zustnde seines Reiches, in das europische Bildung und Gesittung noch wenig eingedrungen waren, nach fremdem Muster zu verbessern. Zugleich suchte er seine Herrschaft zu erweitern und bis zur Ostsee und dem Schwarzen Meere auszudehnen. Denn damals beherrschten die Trken den ganzen Umkreis des Schwarzen Meeres, und die heute russischen Ostseeprovinzen Finnland, Jngermanland, Estland und Livland gehrten den Schweden, Kurland den Polen. b) Erfolge Karls Xii. Die Verbndeten sahen sich aber bald in ihrer Erwartung getuscht. Kaum hatten sie die Feindseligkeiten begonnen, da stand Karl Xii. wohlgerstet ihnen gegenber. Zuerst landete er auf Seeland und zwang Dnemark, Frieden zu schlieen und dem Bndnisse mit Rußland und Polen-Sachsen zu entsagen. Dann eilte er gegen die Russen, die in die schwedischen Ostseeprovinzen Jngermanland und Estland eingefallen waren. Bei Narwa, das die Russen belagerten, erstritten die Schweden, ihres alten Kriegsruhmes wrdig, der die groe berzahl des Gegners einen glnzenden Sieg (1700). Karl Xii. wandte sich nun gegen August Ii. den Starken. Er siegte der das schsisch-polnische Heer in mehreren Schlachten, lie August Ii. von einem polnischen Reichstage absetzen und den polnischen Edlen Stanislaus Leszczynski zum Könige whlen. Dann verfolgte er den Besiegten bis in sein Erbland Sachsen. Dieser mute (im Frieden zu Altranstdt, bei Leipzig, 1706) auf den polnischen Thron verzichten. c) Karls Xii. Sturz. Inzwischen hatte aber der Zar Peter 1<L einen groen Teil der schwedischen Ostseeprovinzen erobert. Er legte mitten im Kriege in Jngermanland den Grund zu seiner neuen Hauptstadt Petersburg, welche der eigentliche Brckenkopf fr die Verbindung Rulands mit Westeuropa wurde. Peter drang dann weit in Polen ein, als Karl Xii., der endlich den schsischen Kurfrsten zum Frieden gezwungen hatte, sich gegen ihn wandte. Vor ihm wichen die Russen ohne Kampf in das Innere ihres Landes zurck. Karl lie sich nun von dem Kosakenhetman Mazeppa, der ihm die Hilfe aufstndischer Kosaken verhie, zu dem unklugen Schritte verleiten, nach Sdruland zu ziehen. Aber die Hilfe

5. Theil 3 - S. 266

1839 - Leipzig : Fleischer
266 der Polen für die Beibehaltung Augusts war, und nur der kleinere, an dessen Spitze der Erzbischof von Gnesen Radcziejowski stand, auf schwedischer Seite war. So stritten die nie einigen Polen mehrere Jahre lang, während die Schweden das Mark des Landes verzehrten. Endlich, erreichte er seinen Zweck, daß die Polen, freilich nur durch die schwedischen Waffen gezwungen, 1704 einen neuen König wählten, den 27jährigen, wohlgebildeten und geistreichen Stanislaus Les- czinski. Aber August gab so schnell seine Ansprüche nicht auf. Die ihm ergebenen Polen und die unter dem geschickten General Schu- lenburg stehenden Sachsen beschäftigten Karln mehrere Jahre hin- durch, bis endlich dieser den nach Sachsen entflohenen August in die- sem seinem Erblande aufzusuchen beschloßt Der Zug ging 1706 durch Schlesien. Als er bei Steinau durch die Oder geritten war, umdrängte eine Menge evangelischer Schlesier sein Pferd, und baten ihn, sich doch ihrer gegen ihre katholischen Mit- bürger anzunehmen, die sie auf alle Art zu unterdrücken suchten. Ein alter Schuster faßte sein Pferd in den Zügel, und sprach: „gnädigster Herr, Gott sey und bleibe mit ihnen. Aber lassen Sie sich doch durch unsere Thränen erweichen, und denken Sie doch nicht allein an sich, sondern auch an uns arme Leute und an unsern unterdrückten Glau- den im Lande." Obgleich der König wohl zehnmal: ja! ja! sagte, so mußte er doch erst dem Schuster die Hand darauf geben. Karl hielt auch sein Wort, und verschaffte ihnen bei dem Kaiser große Er- leichterungen. Nun brach er in Sachsen ein, und hielt die strengste Mannszuchr. In Altranstädt schlug er sein Hauptquartier auf: Von hier ritt er gleich am folgenden Tage nach dem Schlachtfelde von Lützen, um die Stelle zu sehen, wo vor 74 Jahren sein großer Ahn- herr gefallen war *). Mit Rührung sprach er hier: „wir haben alle- zeit gesucht, so wie König Gustav Adolph zu leben; vielleicht thut uns Gott die Gnade, und läßt uns auch auf die Art wie ihn sterben." König August bot endlich, um nicht zuletzt auch Sachsen zu verlieren, die Hand zur Versöhnung an. Der Friede wurde in Altranstädt 1706 abgeschlossen, und August mußte darin der polnischen Krone ent- sagen, und seinen Gegner Lesczinski als König anerkennen. Dafür behielt er Sachsen. Einige Zeit darauf besuchte er auch seinen bishe- rigen Feind, Karln 12. Bem waren, wie sich das geziemte, höflich und freundlich gegen einander/ Auch erhielt Karl in Altranstädt einen Besuch vom berühmten Marlborough. Dieser überbrachte ihm ein Schreiben der Königin Anna, durch welches dieselbe ihm das Schicksal der im Oestreichischen gedrückten Protestanten ans Herz legte, und Karl versprach auch, für sie bei dem Kaiser ein gutes Wort einzule- *) Karl war ein Urenkel der Schwester Gustav Adolphs.

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 145

1905 - Breslau : Handel
4. Friedrich Wilhelm I. 145 Frieden die Landschaft Obergeldern (jetzt teils zur Rheinprovinz, teils zu den Niederlanden gehörig). Vorpommern bis zur Peene. Einen bedeutenden Gebietszuwachs brachte dem Könige seine Beteiligung am Nordischen Kriege, der von 1700 bis 1721 gedauert hat. Der Zar Peter der Große hatte sich 1700 mit August dem Starken von Sachsen und Polen und dem Dänenkönige Friedrich Iv. verbündet, um Schweden seiner auswärtigen Besitzungen zu berauben. Der Umstand, daß der damalige schwedische König Karl Xii. kaum dem Knabenalter entwachsen war, schien ihrem Plane Aussicht auf Gelingen zu verheißen. Aber sie erkannten bald, daß sie sich in dem jungen Könige getäuscht hatten. Dieser rückte rasch vor Kopenhagen und nötigte dadurch den Dänenkönig, von dem Bündnis zurückzutreten. Dann vertrieb er die Russen durch den Sieg, den er bei Narwa über ihr dem seinigen an Zahl mehrfach überlegenes, aber ungeschultes Heer errang, aus Esthland. August der Starke mußte nach mehreren Niederlagen sich vor ihm in sein Stammland zurückziehen. Nachdem der Sieger den Woiwoden (Mitglied des hohen Adels) Stanislaus Leszczinsky (leschtschinski) als König von Polen eingesetzt hatte, zog er durch Schlesien nach Sachsen und zwang dessen Kurfürsten im Frieden zu Alt-Ranftädt zum Verzicht auf die polnische Krone. Aber als Karl Xii. sich nun erneut gegen die Russen wandte, wurde er 1709 bei Pultawa in Südrußland völlig geschlagen. Er entkam in die Türkei. Dort verharrte er in kindischem Trotz durch fünf Jahre, immerfort bemüht, den Sultan zum Kriege gegen Rußland zu bewegen. Auf die Kunde von der Vernichtung des schwedischen Heeres bemächtigte sich August der Starke wiederum der Herrschaft Polens und erneuerte das Bündnis mit Rußland und Dänemark. Im Jahre 1713 rückte ein russisch-sächsisches Heer vor Stettin und eroberte dieses Hauptbollwerk Schwedens ans deutschem Boden. Es lag im Interesse Preußens, zu verhindern, daß nach dem Sturze Schwedens eine fremde Macht, etwa Sachsen, sich an den Odermündungen festsetzte. Darum ging Friedrich Wilhelm I. gern auf das Angebot der Russen und Sachsen ein, die ihm Stettin gegen Erstattung der Belagerungskosten in vorläufige Verwahrung gaben. Aber Karl Xii., 1714 aus der Türkei endlich zurückgekehrt, forderte den festen Platz ohne Entschädigung zurück und eröffnete nach Abweisung dieses unbilligen Ansinnens die Feindseligkeiten gegen Preußen. So ward der friedliebende Friedrich Wilhelm zur Teilnahme am Kriege gegen Schweden genötigt. Die Preußen bemächtigten sich der Inseln Usedom und Rügen und eroberten in Gemeinschaft mit den Dänen und Sachsen nach tapferer Gegenwehr Stralsund. Die Schweden wurden ganz aus Deutschland vertrieben. Um sich für seine Verluste zu entschädigen, wollte Karl Xii. das damals den Dänen gehörende Norwegen an sich reißen. Aber bei der Belagerung der Festung Frederikshald fand er durch eine Kugel den Tod. Seine Schwester und Nachfolgerin Ulrike Eleonore suchte mit den gegen Schweden verbündeten Staaten Frieden zu schließen. Mit Preußen vr. Stark u. Tschauder, Hilssbuch, I. Teil. in

7. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 234

1869 - Hildburghausen : Nonne
234 Neue Geschichte. August Ii. unter der Bedingung zum König, daß er zur katholischen Kirche übertrete. ^ Sachsen Die tumultuarischen Austritte des polnischen Reichstages aus dieser Zeit, ^"'^welche jebe Berathung erfolglos machten, sind sprichwörtlich geworden. Die Krone mußte im eigentlichen Sinne des Wortes .erkauft werden, und auch Augustus Ii. hatte sich dieselbe viel Geld kosten lassen. Aber trotz der großen Opfer, die er gebracht, konnte er nur wenig mehr als die Ehre des Königsnamens erlangen. Und selbst diese Ehre wurde ihm be- stritten , als der schwedische König Karl Xii. einen Einfall in das Königreich Polen machte und einen Theil der Stände im Jahre 1705 Stanislaus veranlaßte, den Starosten Stanislaus Leszinski zum König von Leöziiisti. Polen auszurufen. Der Schwedenkönig zog darauf nach Sachsen und nöthige August Ii. im Frieden zu Altranstädt (24. Septbr. 1706), auf die polnische Krone zu verzichten und seinen Gegner Leszinski anzuerken- nen. Erst nach Karls Xii. Niederlage bei Pultawa (1709) kam August Ii. wieder in Besitz des polnischen Thrones. 2. Nach dem Tode August's Ii. (1733) entstand der polnische Erbfolgekrieg, in welchem Stanislaus Leszinski (der als Flüchtling sich lange im Elsaß unter ärmlichen Umständen Herumgetrieben hatte, bis er durch die Vermählung seiner Tochter mit König Ludwig Xv. aus al- August Iii. ler Noth kam) und August Iii., der Sohn August's Ii., um die Krone 73o 63. Ritten. Durch Rußlands und Oestreichs Einfluß wurde endlich (1735) August Iii. als König von Polen anerkannt, wogegen Stanislaus das Herzogthum Lothringen, jedoch unter der Bedingung erhielt, daß es nach seinem Ableben an Frankreich fiele. Nun war Friede bis zum Tode Au- gust's Iii. (1763). Da aber verlangte Katharina Ii. von Rußland, die Ponía- Polen sollten Stanislaus Poniatowski, der früher Gesandter lowsky in Petersburg gewesen und ihr ganz ergeben war, zum Könige wählen. b4* Zur Unterstützung ihres Verlangens ließ sie russische Truppen in Polen einrücken und erzwang so die Erwählung Poniatowski (1764). Mit die- ser gewaltsamer Beeinflussung der Wahl beginnt die Leidensgeschichte Po- lens. Der größere Theil des polnischen Adels war unzufrieden mit der getroffenen Wahl, griff zu den Waffen und entzündete einen Bürgerkrieg Bar 1768. (Konföderation zu Bar *) 1768), der mehrere Jahre fortdauerte. Indeß überzeugte sich Katharina Ii. immermehr, daß man sich in Polen nur zu bücken brauche, um ein Stück Land aufzuheben. Auch Preußen, das Pom- mern mit seinen' östlichen Ländern in geographischen Zusammenhang zu bringen wünschte, huldigte dieser Ansicht. Friedrich der Große schickte des- halb seinen Bruder Heinrich nach Petersburg, und hier ward nun die Theilung Polens verabredet. Damit Oesterreich aber nicht etwa dazwischen träte und den Polen beistände, so wurde auch dieses zur Theilung freund- schaftlich eingeladen. Der Kaiser Franz I. der kaum mehr als den Kai- sertitel geführt hat, wählend alle Macht in den Händen seiner Gemahlin, der berühmten Maria Theresia, blieb, war im Jahre 1765 gestorben, und sein Sohn Joseph Ii. an seine Stelle getreten. Dieser sowohl als sein erster Minister, der Fürst Kaunitz, wurden zu dem angesuchten Beitritte leicht vermocht; nicht so leicht aber Maria Theresia, die das ------------ » i) Bar, ©tabt in Podolien, an einem von Westen kommenden Nebenflüsse des Bug.

8. Theil 3 - S. 274

1875 - Leipzig : Brandstetter
274 Handlungen der Gesandten werden den König von Polen machen, sondern Zufall, Eigensinn und Bestechung." So hatte auch der Kurfürst von Sachsen diese Krone im eigent lichsten Sinne des Wortes gekauft. Die Bestechung der Deputirten hatte ihm große Summen gekostet und der Republik mußte er gleich nach der Wahl 1,666,666 Thaler auszahlen ; dessenungeachtet war seine Macht nach allen Seiten hin eine so beschränkte, daß er für seinen Uebertritt, durch den er sich die Herzen seines eigenen biedern Volkes entfremdete, für sein Geld und für andere große Opfer, die er brachte, nur wenig mehr als die Ehre des Königsnamens erlangte. Aber auch diese Ehre wurde ihm bald bestritten, als der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte, einen Einfall in das Königreich Polen machte und einen Theil der Stände im Jahre 1705 veranlaßte, den Starosten Stanislaus Leszczynski zum König von Polen auszurufen; dann siet der kriegerische Schwedenkönig in das Erbland König August's ein und nöthigte ihn, dahin zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines Gegners und mußte die polnische Krone an Stanislaus abtreten. Erst nachdem Karl Xii. im Jahre 1709 von den Russen bei Pul tawa geschlagen worden war, gelang es dem sächsischen Fürsten den polnischen Thron wieder einzunehmen und seinen Gegner Stanislaus Leszczynski aus dem Reiche zu vertreiben. Von nun an gestaltete sich die Regierung August's Ii. friedlicher, jedoch hinderte ihn seine beschränkte Macht, für das Wohl Polens in entschiedener Weise zu wirken. Die Jesuiten übten im Stillen großen Einfluß aus die Gemüther Religionshaß und Unduldsamkeit landen hier einen nur zu gedeihlichen Boden. Bald erlangten die Katholiken das Übergewicht auf dem Reichstage und es erfolgten neue Gesetze, welche die Gewissensfreiheit beschränkten. Unter dem polnischen Adel bildete sich gar bald eine Art von französischem Jesuitismus aus, zumal da die Polen für die französische Sprache und Sitte schon längst eine Vorliebe gefaßt hatten. Das neue Franzofenthum aber in feiner Zier lichkeit und Eleganz ersetzte das sittliche Element eines freidenkenden Bürgerstandes nicht, und die rohen Sitten des Adels wurden unter den gefälligen Formen der französischen Etiquette und Galanterie nur dürftig versteckt. Als Beweis für die traurigen Folgen solchen Zwiespaltes im Innersten des Staatenlebens könnten eine Menge von Einzelnheiten gelten, deren Erwähnung hier zu weit führen würde. Großes Aufsehen machte ein Jesuitenstreit in der alten, von den deutschen Rittern gestifteten Stadt Thorn. Hier geschah es, daß im Jahre 1724 ein polnischer Jesuitenschüler bei Gelegenheit einer Prozession einige evangelische Zuschauer, welche nicht niederknieen wollten, mißhandelte. Daraus entstanden thätliche Streitigkeiten und der Urheber des Lärms wurde von der Wache verhaftet. Zur Wiedervergel-

9. Geschichtstabellen für Gymnasien und Realschulen - S. 53

1890 - Altenburg : Pierer
— 53 — 1655—1660! Schwedisch-polnischer Krieg unter Teilnahme £3ranben6urg§, be§ Kaisers, Dänemark uni Rußlanbs. 1656 Schlacht bei Warschau: Karlx. Gustav von Schweden und Kursürst Friedrich Wilhelm besiegen König Johann Kasimir, den letzten Wasa ans polnischem Thron. 1660, triebe zu Oliva. Der große Kursürst souveräner Herzog von Preußen. Livlanb und Esthland schwebisch. 1683 König Johann Sobieski entsetzt Wien (s. S. 47); 1697 Friedrich August I., Kurfürst von Sachsen, wird König von Polen (August Ii.). 1700—1721 (1697-1718) 1700 1704 1706 1709 1718 1720.1721 1733—1738 3. Der nordische Krieg. (Schweden.) Bündnis Rußlands, Dänemarks und Sachsen-Polens gegen Schweden. Karl Xii. König von Schweden. Karl zwingt Dänemark zum Frieden von Travendal und besiegt die Russen bei Narva. Stanislaus Lesczinski wird durch Karl Xii. König von Polen. Karl zwingt im Frieden von Altranstädt August Ii. der polnischen Krone zu entsagen. Karl, von Peter dem Großen bei Pultawa geschlagen, flieht nach der Türkei. August Ii. wieder König von Polen. Karl fällt vor Friedrichshall. Friedensschlüsse zu Stockholm und zu Nystädt. Vorpommern bis zur Peene preußisch, Bremen und Verden hannoverisch; Livland, Esthland, Jnger-manland russisch. Schwedens Übergewicht im Norden geht aus Rußland über. 4. Der polnische Erbsolgekrieg. Stanislaus Lesczinski und Friedrich August Ii. von Sachsen (August Iii.) nach dem Tode seines Vaters kämpfen um die polnische Krone, letzterer von

10. Bd. 2, Abth. 1 - S. 289

1785 - Leipzig : Weidmann und Reich
Teutschland. 289 Tübingen starb. Johann Georg Iv. der bey Leb- zeiten seines Vaters große Hoffnungen von sich gege- den hatte, lebte zu kurze Zeit, als daß sich viel von seiner Regierung sagen laßt. Er starb schon 1694, seinen Bruder Friedrich August 1. als Nachfol- ger hinterlassend. Die zwey ersten Jahre von Friedrich Augusts Regierung hatte er in Ungarn wider die Türken zu Felde gelegen, im Jahre 1697 aber ward er, nach- dem er die katholische Religion angenommen hatte, zum König von Polen erwählet, worauf er die schon angezeigte Versicherung (s. kirchliche Verfassung) den Landstanden ertheilte. Dieser polnischen Krone we- gen, die unstreitig großen Aufwand erforderte, trat er auch außer den Einsprüchen auf Lauenburg, einige Aemter nebst der Erbvogtey Quedlinburg an Kur- brandenburg gegen 300000 Thlr. ab. Von dem Kriege, in welchen er mit Schweden und der Gegen- parthey des Stanislaus verwickelt ward, wird die Geschichte von Polen Nachricht ertheilen, hier gehört nur der Einfall Karl Xli. in Sachsen her, welcher, nach der sächsischen Niederlage bey Fraustadt, 1706 mit 16000 Mann durch Schlesien bis nach Altran- städt bey Leipzig vordrang, und Augusten hier zu ei- nem harten Frieden, in welchem er der polnischen Krone entsagen mußte, nöthigte, worauf er im Sep- tember des folgenden Jahrs, nach Erpressung von 23 Millionen Thaler, und mit einer Armee, die in Sachsen bis auf 40000 Mann gewachsen war, wie- der nach Polen zurückgieng. Nach dem für Karl Xu. so unglücklichen Treffen bey Pultawa, brach August diesen erzwungenen Frieden, wovon aber ebenfalls blos in der polnischen und schwedischen Geschichte weitlauftiger gesprochen werden kann. So schädlich diese Kriege auch den sächsischen Landen waren, so Ii Band. T war

11. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 15

1892 - Leipzig : Voigtländer
15] Ost- und Westpreußen. 15 durch eine dreimonatige Belagerung nicht zur Unterwerfung gezwungen werden. Dem Könige blieb schließlich nichts übrig, als der Stadt ihre Rechte zu bestätigen, wofür sie den verlangten Eid leistete. Diesen Ereignissen folgten die Kriege mit Schweden. Als Sigismund Iii. (Prinz Sigismund, der Sohn des Königs Johann von Schweden, war nach dem Tode Bathorys zum König von Polen gewählt worden) Ansprüche auf den schwedischen Thron erhob , landete Gustav Adolf 1626 in Ostpreußen, verwüstete es und bemächtigte sich vieler Städte. Darauf wurde zu Altmark ein Waffenstillstand geschlossen, während dessen der König von Schweden in der Schlacht bei Lützen fiel. Seine Tochter Christine übergab die schwedische Krone ihrem Vetter Karl X. Gustav, welcher den Krieg gegen den in Polen zur Regierung gelangten Johann Kasimir fortsetzte, da dieser seine Ansprüche auf Schweden erneuerte. Karl Gustav eroberte Polen und ganz Westpreußen, wurde aber von Johann Kasimir vertrieben. Im Bunde mit Brandenburg besiegten nun die Schweden die Polen bei Warschau. Nach der Schlacht bei Fehrbellin trieb der große Kurfürst die Schweden aus dem Lande. Seine Fahrt mit 1200 Schlitten über das gefrorene Frische und das Kurische Haff ist bekannt. Im nordischen Kriege (1700 bis 1721) kämpfte Karl Xu. von Schweden gegen Peter den Großen von Rußland, gegen Polen und Dänemark. Karl ging nach der Eroberung Warschaus von Polen nach Preußen, belagerte und eroberte Thorn, worauf die Russen Pommerellen verwüsteten. Von den großen Städten widerstand Danzig allein den Schweden, die übrigen wurden erobert und mit Besatzungen versehen. Karl drang nun in Rußland ein. Seinen Abschluß fand der Krieg erst nach dem Tode des Königs von Schweden durch den Frieden zu Stockholm 1721. — Am meisten wurde Westpreußen durch den polnischen Erbfolgekrieg (1733—1735) verheert. Nach dem Tode Augusts Ü. von Polen machte dessen Sohn August, der Kurfürst von Sachsen, Ansprüche auf den polnischen Thron. Als darauf die Polen Stanislaus Leszczynski, den Schwiegervater Ludwigs Xiv. von Frankreich, zum König wählten, fiel er in das Land ein, vertrieb Stanislaus und ließ sich selbst als August Iii. zum König anerkennen. Wiederum war die Gegend von Danzig der Kriegsschauplatz. Die Stadt hatte dem Könige August die Anerkennung versagt und seinem vertriebenen Gegenkönige Schutz gewährt. Sie wurde daher von den vereinigten Sachsen und Russen belagert, die das ganze Gebiet arg verwüsteten. Erst als Stanislaus nach Königsberg geflohen war, ergab sich Danzig und leistete August Iii. den Huldigungseid. — Das letzte kriegerische Ereignis vor der Teilung Polens

12. Neuer Kinderfreund für sächsische Volksschulen - S. 354

1844 - Leipzig : Tauchnitz
354 Neunte Abtheilung. ungewöhnlichen Stärke die größte Bewunderung erregt. In Wien soll er einmal 2 Trompeter auf beiden Händen vom höchsten Al- tane des Stephansthurmes ins Freie gehalten und in Madrid bei einem Stiergefechte einem der wüthendsten Stiere mit einem Hiebe den Kopf abgehauen haben. In Ungarn zerbrach er einmal einem Hufschmied ein herbeigebrachtes Hufeisen. Nicht minder zeichnete er sich durch Witz und Kunstliebe aus. Dagegen wurde feine Sinnlichkeit, seine Prachtliebe und sein Ehrgeiz für Sachsen äu- ßerst nachtheilig. Um zur polnischen Königskrone zu gelangen, trat er den 23. Mai 1697 zur großen Betrübniß aller protestantischen Fürsten und der Sachsen zu Baden bei Wien zur katholischen Kirche über und suchte die Besorgnisse seiner Unterthanen durch ein Dekret, in welchem die bestehende Verfassung des Landes bestätigt wurde, zu beschwichtigen. Sein Wunsch, König von Polen zu werden, ging in Erfüllung. Durch Überredung, Geld und List brachten es seine Unterhändler dahin, daß er den 27. Juni 1697 zum Könige gewählt und den 15. Septbr. in Krakau feierlich gekrönt wurde. Diese Königskrone mußte aber von Sachsen theuer er- kauft werden. Durch dieselbe wurde nämlich Friedrich August in einen für ihn verderblichen Kampf mit dem Könige der Schwe- den, Karl Xii., verwickelt. Dieser brachte es dahin, daß August den 6. Febr. 1704 entthront und Stanislaus Leczinsky an seiner Statt zum Könige gewählt wurde und, als August nicht darein willigen wollte, so marschirte Karl im Septbr. 1706 nach Sachsen und schlug zu Altranstädt seine Winterquartiere auf. Die Folge davon war der Friede zu Altranstädt den 24. Septbr. 1706, in welchem August aus Polen für sich und seine Nachkommen verzichten mußte, und überdies eine ungeheure Kriegslast, welche die Schweden den Sachsen aufbürdeten. Man berechnet die Ko- sten dieses feindlichen Einfalls auf 23 Millionen Thlr. Karl zog erst im Septbr. des folgenden Jahres mit einem wohlgerü- steten Heere von 34000 Mann aus Sachsen aus. Als Karl 1709 bei Pultawa von Peter dem Großen geschlagen worden und nach der Türkei geflohen war', versuchte August, sich der Krone Polens wieder zu bemächtigen. Es gelang ihm auch nach mehrfachen Kämpfen und er wurde nach dem Tode Karl Xii. im I. 1718 in dem Frieden zu Oliva im I. 1719 von Schwe- den als König von Polen anerkannt und Stanislaus entsagte der Krone. Dieser Kampf um die polnische Krone sog die besten Kräfte aus Sachsen und machte Sachsen arm an Geld und Leu- ten, ohne irgend einen Vortheil demselben zu gewähren. Die Steuern und Abgaben wurden aus eine ungewöhnliche und un- erhörte Weise trotz alles Widerspruchs der Stände erhöht und was

13. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 29

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Гу. Peter d. Gr. und das Emporkommen Rufslands. 29 österreichischer Vermittelung Polen an gegen die Anerkennung der Souveränität von Preußen im Vertrage zu Weh lau (am Pregel) 1657. Mit ganzer Macht wandte sich jetzt Karl gegen die Dänen, unterwarf Holstein, Schleswig und Jütland, setzte (Jan. 1658) über das zugefrorene Meer nach Fünen und Seeland und zwang die Dänen zum Frieden von Eoeskilde (w. von Kopenhagen) (1658). Sogleich aber entbrannte der Krieg von neuem; brandenburgische Truppen unter Sparr und Derfflinger, österreichische und polnische erschienen in Schleswig-Holstein, während die Dänen tapferen Widerstand leisteten. Da wurde nach Karls plötzlichem Tode 1660 der Friede von Oliva (bei Danzig) — mit Dänemark zu Kopenhagen — geschlossen, in dem Polen auf die schwedische Krone verzichtete und Friedrich Wilhelm die Souveränität in Preußen bestätigt wurde. Die Regierung Karls Xi. (1660 — 97) war für Schweden segensreich: er brach die Macht des wieder kräftig gewordenen Adels und hob Schwedens Volkswirtschaft und Heerwesen. b) Der nordische Krieg 1700 — 21. a) Entstehung. Karl Xh. wurde noch nicht 16jährig durch den Reichstag für mündig erklärt, nachdem er die vormundschaft- liche Regierung beseitigt hatte. Gottesfürchtig und von strenger Sittlichkeit war er zugleich eigenwillig bis zum Starrsinn. Seine jugendliche Unerfahrenheit reizte Peter d. Gr. von Rußland, August Ii. von Sachsen-Polen und Friedrich Iv. von Dänemark zum Abschlufs eines durch den Livländer Patkul vermittelten Bundes, um Schwedens Herrschaft über die Ostsee zu brechen. ß) Karls Siegeslauf (1700—1708). Sobald Dänemark und Sachsen, ungenügend gerüstet, den Angriff verfrüht begannen, warf sich Karl unerwartet schnell auf jenes, fiel in Seeland ein und zwang Friedrich Iv. zum Frieden von Travendal (in Hol- stein a. d. Trave) 1700. Dann griff er 1700 mit 8000 Mann die Russen beinarwa an und schlug sie in der Stärke von 40000 Mann. Statt diesen Erfolg weiter auszunutzen wandte er sich gegen das sächsische Heer Augusts Ii., besiegte es, eroberte ganz Polen, zwang den polnischen Reichstag August abzusetzen und den Woy- woden Stanislaus Leszczynski zum König zu wählen und rückte durch Schlesien gegen die sächsischen Erblande, die er

14. Neuere Geschichte - S. 230

1848 - Leipzig : Brandstetter
230 tige Monarchen immer mehr gehoben und in Aufnahme gebracht werden konnte. Die Kurfürsten waren, wie zum Theil schon erwähnt worden ist, treffliche Feldherren und leisteten als solche den Kaisern im Türkenkriege in der That wesentliche Dienste; allein für ihr eigenes Land sorgten sie weniger thätig, ja sie waren die Ersten, welche das verderbliche Beispiel König Lud- wig's Xiv. und dessen schwelgerisches Hofleben in Versailles nachahmten. Dadurch litt der Neichthum des Landes, die biedere Gesinnung des Adels und selbst die Reinheit der Sitten bei den unteren Standen nicht wenig Schaden. Dieß zeigte sich zuerst als Kurfürst Friedrich August auf den königlichen Thron Polens gelangte. In diesem Reiche waàach dem Ab- sterben des Hauses Wasa das Wahlrecht der Nation wieder eingetreten. Kriegerische Könige, wie Michael Koribut und Johann Sobieski bestiegen den Thron, vorzüglich war es der zuletzt genannte, der den Ruhm seiner Krone durch glänzende Siege über die Türken, welche über die Mol- dau bis an die polnische Grenze vorgedrungen waren, und durch den glor- reichen Entsatz von Wien verherrlichte. Nach Sobieski's Tode im I. 1697 wurde der Kurfürst August Ii. von Sachsen von mehren Thron- candidaten, nachdem der polnische Reichstag lange verhandelt hatte und August zur katholischen Kirche übergetreten war, — zum Könige erwählt. Der Kurfürst hatte diese Krone im eigentlichsten Sinne des Wortes gekauft, denn die Bestechung der Deputirten hatte ihm große Summen gekostet und der Republik hatte er gleich nach der Wahl >,666,666 Thaler auszahlen müssen. Ueberhaupt war er nach allen Seiten hin so beschränkt, daß er für seinen Uebertritt, für sein Geld und für andere Opfer, die er brachte, nur die Ehre erlangte, König zu heißen. Aber auch um diese Ehre sollte er bald kommen; denn der schwedische König Karl Xii., der ihn persönlich haßte, machte einen Einfall in das Königreich Polen, veranlaßte einen Theil der Stände im I. 1705 den Starosten Stanislaus Lesczynski zum Könige von Polen auszurufen, fiel dann in das Erbland August's ein und nöthigte denselben in dieses zurückzueilen. August vermochte nichts gegen das militärische Genie seines Gegners und mußte die polnische Krone dem Stanislaus abtreten. Erst nachdem Karl Xii. im I. >709 von den Russen bei Pultawa geschlagen worden war, gelang es ihm den pol- nischen Thron wieder einzunehmen, sein Gegner Stanislaus Lesczynski aber mußte das Reich verlassen. Jetzt war die Regierung August's Ii. friedlicher, aber seine be- schränkte Macht hinderte ihn, für das Wohl Polens zu wirken. Die Je- suiten übten ihren ganzen verderblichen Einstuß auf das Land, streuten Re- ligionshaß in die jungen Gemüther und lockten durch ihre Ueberredungskunst die Angesehensten vom Adel zur katholischen Kirche zurück. Dadurch er- langten die Katholischen auf dem Reichstage bald das Uebergewicht, und bald erfolgten auch neue Gesetze, welche die Gewissensfreiheit beschränkten. Weil die Bürger der Städte bei dem Evangelium am treuesten beharrten, hielt

15. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 396

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
396 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. Eigensinn. Vergebens beschworen ihn seine Minister, der schwedische Senat, seine besten Generale, sich nicht in ein Labyrinth polnischer Händel zu verwickeln. Das an Menschen arme Schweden ward seiner rüstigen Bürgerund Bauernsöhne beraubt, und diese kamen, während sie einen kurz dauernden Ruhm erwarben, durch Krankheiten, schlechte Nahrung, Sumpfluft, Witterung, Beschwerlichkeiten um, damit sich der König, der freilich Alles, auch Hunger oder schimmeliges Brod mit ihnen theilte, der Abenteuer freuen könne, die er, wie ein irrender Ritter, in'wüsten, Morästen, Wäldern aufsuchte. Auch im folgenden Jahre zog Karl, ohne mit der Republik im Kriege zu liegen, in Polen herum und besiegte die Sachsen bei Putulsk (25. April 1703), während Peter (17. Mai 1703) seine neue Hauptstadt am bottnischen Meerbusen auf schwedischem Gebiet gründete und den Zugang zu derselben von der See- und Landseite befestigte. Ihre Gründung verkündete Rußlands Eintritt in das europäische Staatensystem. Die Polen hatten sich lange geweigert, auf Karl's Vorschlag einzugehen, ihren König abzusetzen, um Frieden zu erlangen, sie gaben jetzt endlich Gehör, und Karl suchte ihnen den ältesten Sohn (Jakob) Johann Sobieski's, des Besiegers der Türken und Befreiers von Wien, zum Könige zu empfehlen. Dies gab August Ii. Veranlassung zu einer Treulosigkeit und Verletzung fremden Gebiets, die Karl hernach als Entschuldigung anführen konnte, wenn er sich das Gleiche erlaubte. August schickte nämlich auf die Nachricht von einer Conföderation in Warschau, die seine Absetzung ausgesprochen hatte, 30 verkleidete Officiere nach Schlesien, um auf kaiserlichem Gebiet den Prinzen Jakob Sobieski aufzuheben, und die adeligen Herren des sächsischen Heeres, die wegen ihrer bei Saufgelagen oder beim Spiel verletzten Ehre jeden Augenblick den Degen zogen, fanden es keineswegs schimpflich, daß sie, verkleidet wie Mörder, im Walde versteckt lagen, bis die Sobieski's, Jakob und Konstantin, von Breslau nach Ohlau fuhren. Sie überfielen die Prinzen, und diese wurden erst auf die Pleißenburg bei Leipzig, dann auf den Königstein gebracht. Karl schlug nun den Woiwoden von Posen, Stanislaus Lesczinski, der sich ihm sehr gefällig gemacht hatte, zum Könige vor. Dieser war ein frommer, tugendhafter Edelmann von schlichter Lebensweise, vielseitig gebildet, ein wohlthätiger Herr seiner Gutsunterthanen und in mancher Eigenschaft des Herzens und Geistes seinen adeligen Stammesgenoffen überlegen, aber doch kein König nach dem Sinne der polnischen Magnaten, dessen Vermögen auch zur Besoldung eines Parteianhanges nicht ausreichte. Nach der Wahl Lesczinski's (Juli 1704), der sich nur durch die Schweden behaupten konnte, ging Karl nach Galizien und eroberte Lemberg, während August den Plan machte, Warschau zu überfallen. Als August erschien, flüchtete Stanislaus zu Karl nach Lemberg. Durch einen Sieg bei Wohla ward es erst dem Könige von Schweden möglich, seinen Stanislaus endlich (September 1705) auch in Warschau krönen und salben zu lassen.

16. Die mittlere und neue Welt - S. 296

1873 - München : Lindauer
296 der Tscherkessen (der Häuptling Schamyl ward 1859 gefangen) und durch allmählige Erweiterung der Oberherrschaft über die Khanate in Turan. § 84, 'goten seit 1668. Nachdem Johann Kasimir aus dem schwedischen Herrscher-hanse Wasa 1668 die Krone Polens niedergelegt (s. S. 156), ward auf Betrieb des niederen Adels Michael Wisniowiecki (1669—1673) als König gewählt, der sich durch seinen Kronfeldherrn Johann Sobiesky bewegen ließ, den Krieg gegen die Türken zu erneuern. Michael starb am 11. November 1673. Johann Sobiesky, der an demselben Tage die Türken bei Ch oczim am Dnjestr (damals türkische Festung) geschlagen, bestieg durch Wahl als Johann Iii (1674—1696) den polnischen Tron, behauptete bis zum Frieden 1676 den größeren Teil von Podolien samt der Httuptstam Kamini^etz und entsetzte 1683 das von den Türken belagerte Wien. Nach seinem Tode ward unter mehreren Bewerbern der Kurfürst August I von Sachsen als August Ii (1696—1704) zum König erwählt. Dieser gewann 1699 im Frieden zu Karlowitz (s. 185) von der Türkei Podolien und eröffnete 1700 in Verbindung mit den Dänen den nordischen Krieg (s. S. 281), sah sich aber bald von den Polen verlassen, so daß die siegreichen Schweden 1704 seine Entsetzung und die Wahl des Stanislaus Leszczynski herbeiführen konnten. Dieser hielt sich bis 1709, wo August Ii auf den polnischen Tron zurückgeführt wurde. Als dieser 1733 starb, suchte König Ludwig Xv von Frankreich seinen Schwiegervater, den Stanislaus ,Leszczynski, wieder auf den Tron zu erheben, aber eine von Österreich und Rußland unterstützte Partei wählte den von August Ii hinterlassenen Sohn, den Kurfürsten August Ii von Sachsen. Dieser, als König von Polen August Iii (1733—1763), erreichte durch den Frieden, welchen der deutsche Kaiftr Karl Vi 1738 zu Wien mit Frankreich, Spanien und Sardinien schloß, daß Leszczynski gegen Lothringen und Bar auf den polnischen Tron verzichtete (s. S. 192). Nach dem Tode Augusts Iii (1763) bewirkte die russische Kaiserin Katharina Ii in Verbindung mit dem preußischen Könige Friedrich U, daß der ihr ergebene Graf Stanislaus Pouiatowsky (1763—1795) zum Könige von Polen gewählt wurde. Die erste Teilung Polens, 1772, s. S. 198 u. 199, die zweite und dritte Teilung, 1793 und 1795, s. S. 205 n. 206.

17. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 258

1899 - Breslau : Hirt
258 Peter der Große: Der nordische Krieg. Alle mußten sklavisch gehorchen. Nach dem Tode des Patriarchen von Moskau ernannte sich Peter selber zum Patriarchen und damit zum Oberhaupt der griechischen Kirche. b. Der nordische Krieg. Zur Zeit Peters I. gelangte in Schweden Karl Xii. als fünfzehnjähriger Jüngling auf den Thron. Peter hielt diesen Augenblick für günstig, den Schweden die Ostseeprovinzen zu nehmen, und verbündete sich deshalb mit dem Könige von Dänemark, sowie mit August ü., dem Könige von Polen und Kurfürsten von Sachsen. (1700.) Aber der junge Schwedenkönig verlor den Mut nicht. Er rückte sofort vor Kopenhagen und zwang den Dänenkönig zum Frieden. Dann aber zog er gegen die Russen, und obwohl ihr Heer fünfmal so stark war als das feinige, schlug er es dennoch bei Narwa in die Flucht; Peter tröstete sich mit den Worten: „Die Schweden werden uns noch oft schlagen; aber zuletzt werden sie uns auch siegen lehren." Am schlimmsten erging es August Ii. Karl rückte in Sachsen ein und zwang ihn, Frieden zu schließen und die polnische Krone niederzulegen. Stanislaus Les-czynsky, ein polnischer Edelmann, wurde König von Polen. Inzwischen hatte Peter die schwedischen Ostseeprovinzen besetzt; Karl machte sich deshalb auf, um auch diesen, seinen mächtigsten Gegner zum Frieden zu zwingen. Aber in dem Innern Rußlands geriet sein Heer in große Not. In den ungeheuren Waldungen und leeren Steppen fehlte es an Nahrung, nicht weniger wurde das Heer durch die furchtbare Kälte -geschwächt. Über das entkräftete Heer erfocht Peter bei Pultawa einen glänzenden Sieg. (1709.) Karl rettete sich mit nur wenigen Gefährten nach der Türkei. Der Sultan nahm ihn gastfrei auf. Von Karl aufgereizt, erklärte er Rußland sogar den Krieg; als aber das russische Heer vollständig eingeschlossen war, ließ sich der türkische Feldherr bestechen und machte Frieden. Eigensinnig wartete Karl jahrelang müßig in der Türkei, ob nicht der Sultan einen neuen Krieg begönne. Dieser wurde bald des unbequemen Gastes überdrüssig und verdrängte ihn mit Gewalt aus seinem Gebiete, während gleichzeitig die Schweden ihm mit Absetzung drohten. Dann erst reiste er ab und war in 14 Tagen in Stralsund. Sein langer Aufenthalt in der Türkei hatte Dänen und Polen zum Friedensbruch ermutigt. Russen, Polen, Sachsen und Dänen besetzten alle schwedischen Ostseeprovinzen, und Friedrich Wilhelm I. von Preußen mußte fürchten, daß die Polen sich in Pommern festsetzten, wenn die Verbündeten Karl Xii. besiegten; er beschloß daher, sich zu sichern. Stettin wurde von den Russen und Sachsen belagert; damit die Stadt geschont werde, bewog er den Zaren, sie ihm gegen eine Geldentschädigung bis zum Frieden in Verwahrung zu geben. Diese Summe sollte ihm bei einer etwaigen Rückgabe der Stadt wieder ersetzt werden. Karl forderte jetzt Stettin zurück, von einer Entschädigung aber wollte er nichts wissen. So

18. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 429

1840 - Münster : Theissing
Die n ord isch en Staaten. 429 lange hagere Gestalt: dabei trug er gelbe Unterkleider, große Reit- stiefeln, lederne Handschuhe, deren Stulpen bis an die Ellbogen reich- ten. Er trank weder Wein noch Branntwein, und aß die geringste Kost. Sein ernster Blick verkündigte Stolz und Kühnheit, doch war er gegen die Seinigen leutselig. Im Frühlinge 1702 rückte Carl in Polen ein, und bald mußte König August Ii. sich in sein Kurfürstenthum Sachsen zurückziehen. Als Polen erobert war, ließ Carl den Grafen Stanislaus Les- czinsky (spr. Leschtschinsky), einen Mann von 27 Jahren und edeln Gemüths, zum Könige von Polen wählen und krönen. Bald kam Au- gust mit einem sächsischen Heere nach Polen zurück, seinem Gegner die Krone wieder zu entreißen, und fand auch noch großen Anhang in Po- len. Jahrelang schlugen sich August und Stanislaus in Polen herum, Schlachten wurden geliefert, Städte verbrannt, reiche Bürger zu Bett- lern gemacht, und nichts war entscheidend. Carl nahm an diesen Feldzügen nicht Theil, sondern siel in Sach- sen ein, den abgesetzten Polenkönig in seinem Erblande zur Abtretung Polens zu zwingen. Als er den sächsischen Boden betrat, fand er ganze Dörfer menschenleer, aber seine gute Mannszucht erwarb den Schweden bald Zutrauen. Ein Soldat, der einem Bauer ein Huhn genommen hatte, wurde gehängt, eben so einer, der sich einer Mulde geronnener Milch bemächtigt hatte. Um die Schweden aus Sachsen zu schaffen, kehrte August aus Polen zurück, und schloß mit Carl den 24. Septemb. 1706 den Frie- den zu Altranstädt, in welchem er seinen Ansprüchen auf Polen entsagte, von dem Bündnisse gegen Schweden abstand, und den Gra- sen Patkul, der die Coalition gegen Schweden gestiftet, und jetzt als Peters Gesandter am sächsischen Hofe war, auszuliefern versprach. Nach Abschluß des Friedens blieb Carl doch noch ein Jahr in Sach- sen, seine Soldaten zu erquicken, sie neu zu kleiden und durch Contri- butionen zu bereichern. Was sollte der arme Kurfürst machen? Carl zwang ihn sogar, an Stanislaus Lesczinsky einen Glückwunsch zur pol- nischen Krone zu schreiben. Ende August's 1707 verließ Carl Kursachscn, und brach durch Schlesien und Polen in Rußland ein. In Polen ließ er den unglück- lichen Patkul rädern. Während Carl 1702 — 1707 nun in Polen und Sachsen be- schäftigt gewesen war, hatte Peter die schwedischen Landschaften an der Ostsee erobert, Jngermannland, Liefland und Esthland? Im Städtchen Marienburg in Liefland lernte er die Martha ken- nen, Tochter eines litthauischen Bauers, damals die Frau eines schwedischen Dragoners: sie gefiel ihm, er verstieß gleich seine bishe- rige Gemahlinn, und heirathete das Mädchen von Marienburg unter dem Namen Cat harina, welcher ihr beigelegt wurde, da sie zum griechischen Glauben übertrat. — In Jngermannland an den Ufern der Newa, also auf schwedischem Boden, legte Peter am Psingst- feste (27. Mai) 1703 den Grund zu einer neuen russischen Haupt- stadt, St. Petersburg genannt, die unter seinen Nachfolgern eine der prächtigsten Städte des Erdbodens geworden ist. Petersburg,

19. Geschichte der Deutschen - S. 228

1856 - Münster : Cazin
228 Der nordische Krieg. B. Der nordische Krieg, 1700 — 1721. § 182. Während die südwestlichen Staaten von Europa im spanischen Ecbfolgekcieg gegen die von den Habsburgern und Bourbonen erstrebte Uebermacht das Gleichgewicht zu er- halten suchten, erkämpften sich die Völker im Nordosten dadurch, das; sie den Principat Schwedens brachen, eine selbstständige Stellung und das Recht freier Entwickelung. Zwar wurde dieser nordische Krieg zunächst durch das Streben auswärtiger Fürsten nach Vergrößerung ihrer Macht hervorgerufen, aber in seinem Fortgang berührte er schon bald unmittelbar das deut- sche Interesse und erhielt in seinen Folgen namentlich für die norddeutschen Staaten eine hohe Bedeutung. Der König von Dänemark Friedrich Iv. und der König m Üdn Polen August Ii. begannen gleichzeitig den Krieg, jener ».'August U.durch einen Einfall in Schleswig, dieser durch einen Versuch v' Polep be-zur Wiedereroberung Liefland's. Beide hofften bei der In- ginnen dengend Carl's Xii. von Schweden einen glücklichen Ausgang tailvn%tl^rer Unternehmungen. Aber schon bald wurde der Däne durch Schweden, bluo Landung der schwedischen Flotte auf Seeland gezwungen, Der Däne Frieden zu Travendal die gemachten Eroberungen tvieder wird bald z.herauszugeben und einstweilen vom Kriegsschauplatz abzutreten. Frieden ge-Der Polenkönig erhielt zwar Unterstützung vom Czaren Peter obwohl'au'^bul Großen, welcher Narwa in Jngermannland belagerte; aber gnst Ii. von der junge Schwedenheld war bald zum Entsatz der wichtigen Peter d.gr.festung herbeigeeilt, das russische Occupationsheer wurde trotz unterstützt seiner Uebermacht völlig geschlagen, die Polen-mußten Liefland umerli'kgter^üumen und der nachsetzende Carl Xii. eroberte nicht bloß in doch d. siegr.kurzer Zeit den größten Theil von Litthauen, sondern zwang auch wordring. durch einen Einfall in Polen die Einwohner dieses Landes, ^ß^lebl August Ii. abzusetzen und den schwedenfreundlichen Woiwoden zu Gunsten Stanislaus Lesczinsky zu ihrem Könige zu wählen. Durch einen d. Stanisl. verheerenden Einfall in das Kurfürstenthum Sachsen wurde Lesczinsky August Ii. zum Frieden von Altranstädt und zur Verzichtleistung "Krone^ver-^^ ^te polnische Krone genöthigt. Unterdessen hatte der Czac zichten. die Eroberung der schwedischen Ostseeprovinzen ungehindert be- trieben; erst als derselbe in Polen eindrang, eilte ihm Carl Xii. Darcinfwen-aus Sachsen entgegen, trieb ihn bald zurück und drang durch ^Aunwirthliche Gegenden bis Smolensk am Dnieper vor, von wo Rußland, aus er sich geraden Weges nach der Hauptstadt Moskau zu wenden beabsichtigte, um der Herrschaft des Czaren gleichwie der des Polenkönigs durch einen kühnen Zug ein Ende zu Mazeppa. machen. Aber der Kosakenhetmann Mazeppa, welcher nach Un- abhängigkeit von Rußland strebte, bewog ihn, einen Umweg durch die Ukraine zu machen; die Schweden erlitten durch

20. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte von 1648 bis 1815 - S. 96

1910 - Breslau : Dülfer
96 Vom Großen Kurfürsten bis zum Tode Friedrichs des Großen. jungen Könige Karl Xii. ansehnliche Kräfte für seine kriegerischen Unter- nehmungen zur Verfügung standen. 6. Rußland strebte längst nach dem Besitze der Ostseeprovinzen. Von Gustav Adolf am Anfänge des 17. Jahrhunderts zurückgewiesen, erneuerte es jetzt seine Anstrengungen unter Peter dem Großen um so nachdrücklicher, als auf dem Besitz der Seeküste die Möglichkeit der vom Zaren erstrebten Angleichung Rußlands an die westeuropäische Kultur beruhte. 2. Die Veranlassung zu dem Ausbruche des nordischen Krieges gab das von August dem Starken von Sachsen und Polen angeregte Bündnis Polens, Dänemarks und Rußlands, das den Zweck verfolgte, Schweden seiner Ostseeherrschaft zu berauben. a. August Ii. von Sachsen wollte sich mit dem Besitze der polnischen Krone nicht zufrieden geben, sondern trug sich mit dem ehrgeizigen Plane, den Schweden Livland zu entreißen und eine polnische Hegemonie im nord- östlichen Europa zu begründen. b. Seine Angriffslust gegen Schweden wurde geschürt durch den liv- ländischen Edelmann Reinhold Patkul, der in Livland eine Empörung des Adels gegen die Krone Schwedens (wegen der Domänenreduktionen) angezettelt hatte und sich als Flüchtling am Hofe Augusts Ii. aufhielt. e. Unter Patkuls Vermittlung schloffen Polen und Dänemark, das es vor allem auf Holstein-Gottorp abgesehen hatte, 1698 einen Bund gegen Schweden, dem 1699 auch Rußland beitrat. 3. Im Verlaufe des Krieges wurde trotz der anfänglichen glänzenden Erfolge Karls Xii. die schwedische Großmachtstellung endgültig zertrümmert. a. Zunächst behauptete sich Schweden siegreich gegen die über- legene feindliche Koalition. a. Ohne vorherige Kriegsankündigung wurde der Kampf gegen Schweden durch Einfälle dänischer und sächsischer Truppen in schwedische Länder begonnen. Friedrich von Dänemark eroberte 1700 Schleswig und andere feste Plätze der Gottorper. Da kam Karl Xii., unterstützt von England und Holland dem befreundeten Fürstenhause zu Hilfe und bedrohte Kopenhagen. Dänemark wurde im Jahre 1700 zum Frieden von Travendal gezwungen, in welchem es dem polnisch-russischen Bündnis entsagte und die Souveränität der Gottorper an- erkannte. ß. Auch der Einfall Augusts Ii. in Livland mißglückte völlig, der liv- ländische Adel blieb Schweden treu. /. Nach dem Frieden von Travendal wandte sich Karl Xii. zunächst gegen die nach Estland vorgedrungenen Russen, die er am 20. November 1700 trotz ihrer Übermacht bei Narwa vollständig besiegte. d. Dann stürzte sich der siegreiche Schwedenkönig auf Polen, dessen Herrscher dem sittenstrengen Fürsten tödlich verhaßt war. Das polnische Heer zerstreute er durch die Schlachten von Klissow (1702) und Fraustadt (1706), Warschau fiel in seine Hände, und an Stelle Augusts Ii. setzte Karl Stanislaus Lesczynski in Polen zum König ein. e. Danach wandte er sich, durch Schlesien ziehend, nach Sachsen. Unter- wegs sagte der eifrige Protestant einer Abordnung evangelischer Schlesier seine Hilfe gegen die vom Kaiser ausgehenden Glaubensverfolgungen zu. Sachsen mußte am 24. September 1706 den Frieden von Altranstädt unterzeichnen, in welchem es sich von der Verbindung mit Polen und Rußland lossagen und