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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 278

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
278 waren. Der Ausfuhrhandel verfiel immermehr, da ihm die überseeischen Markte und die Grenzen vieler Nachbarstaaten verschloßen blieben. Die Bestellungen der Levante auf meißner Porzellan blieben aus, da die Formen der Fabrik veraltet waren. Doch fanden einige Bergproducte, als die blaue Farbe und der Kobalt, auch die sächsi- sche Steinkohle einen guten Absatz. Der Buchhandel stockte, daran war die franz ö fische Censur schuld. Daß unter diesen Umständen auch die Landwirthschaft, auf der so schwere Lasten lagen, nicht einträglich sein konnte, be- greift sich von selbst. So konnte Friedrich August mit dem besten Willen während der letzten 7 Jahre bis zu dem großen Kriege wenig Gutes für sein Land bewirken.' Das einzige, was hatte geschehen können, wäre gewesen, nach dem Vorgänge Preußens alles Veraltete in der Verfassung und Verwaltung abzuschaffen, und so wenig- stens einem besseren Zustande vorzugreifen; allein dazu war weder der König, noch der Theil des Volkes, der unmit- telbar durch diese Veränderung berührt wurde, gestimmt, Zwekundvierzigstes Capitel. Zustand Sachsens wahrend der fremden Ne- gierung bis zur Rückkehr des Königs. Durch den großen Krieg, der auf seinem Boden aus- fefochten worden, war Sachsen auf eine unbeschreibliche Leise zu Grunde gerichtet und das Land auf das Furcht- barste erschöpft. Die Summe aller Lieferungen, Verpfle- gungen und Rüstungen betrug allein 67 Millionen Thlr. Die Volksmenge hatte um 85,ooo, der Ertrag der Felder um 2 Millionen Scheffel abgenommen. Viele Kreise wa- ren ganz verheert, viele Orte abgebrannt, viele Hauser zu Ülachfeuern abgetragen, viele Höfe ohne Zug- und Zucht- vieh, ohne Getraide zu Grob und Saat. In vielen Ge- genden wütheten pestartige Seuchen unter Menschen und

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1. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 286

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
286 die Frankreich zu zahlen hatte,erhielt Sachsen 6,804,748 Franken; auch an Vergütungen aus den früheren Kriegen wurde Sachsen eine beträchtliche Summe zugewiesen. Die Hoffnung Vieler, daß nunmehr nach wiederherge- stelltem Frieden alles Veraltete in der Verfassung und Ver- waltung abgethan und eine neue zeitgemäße Ordnung der Dinge eingeführt werden möge, ging nicht in Erfüllung, denn weder der König noch die Minister waren zu durch- greifenden Veränderungen geneigt,wogegen sich auch mehrere von den Standen setzten, deren Privatvortheil dabei in Berührung kam. Ein Hauptgeschäft war die Auseinander- setzung mit Preußen, besonders die Geldangelegenheiten. Von den 5 Millionen Kassenbillets übernahm Sachsen 3 Millionen 250,000 Thlr. Die Steuerschulden betrugen 22 Millionen 480,802 Lhlr., wovon auf das preußische Herzogthum Sachsen ' siel. Von den Schulden der Kammercreditcasse blieben bei Sachsen 1 Million 613,234 Lhlr. Die Centralsteuerobligationen, über 3 Million 200,000 Lhlr. übernahm Preußen ganz, Sachsen dagegen die sämmtlichen Landescommissions - und Compensationsscheine von 1 Million 486,000 Lhlr. Einige Cassen wurden nach Verhältniß der Bevölkerung getheilt. Den frommen Stift- ungen und Unterrichtsanstalten, so wie Familien und Pri- vatpersonen blieben ihre Besitzungen und Forderungen un- verkürzt. Nach Beendigung dieser Arbeit konnte erst die sächsische Staatsschuld genau festgestellt werden; sie be- lief sich auf 16 Millionen 66'>,771 Thlr. Zur Tilgung und Verzinsung erhielt die Steuercredikcasse jährlich 713,333 Thlr. 8 Gr. Die Gewissenhaftigkeit der Verzinsung besserte den Credit Sachsens so ungemein, daß die öprocenligen Papiere 8 bis 9 procent über pari standen, und daß ohne Gefahr einer allgemeinen Aufkündigung zur Verringerung des Zinsfußes geschritten werden konnte. Wichtig für den Handel und die Schifffahrt war der Zusammentritt sämmtlicher Elbuferstaaten zu Dres- den, die nach mehrjährigen Verhandlungen am 23. Juni 1821 die Elbschifffahrtsacte zu Stande brachten, der zu Folge die Elbe frei und kein Zwangszuschlag und Stapel mehr ftattsinden, die 35 Zollstätten der 10 Ufer- staaten auf 14 vermindert, die Zollsätze bedeutend herabge-

2. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 232

1892 - Breslau : Hirt
232 Die Neuzeit. mehr!" worauf Ziethen erwiderte: „Er streitet dennoch für uns und läßt uns nimmer sinken!" Nach einigen Tagen wurden die Russen dadurch von einem neuen Einbruch in die Mark abgehalten, daß es den Preußen gelang, ihnen die Vorräte wegzunehmen. „Er hat doch recht gehabt," sagte Friedrich zu Ziethen, „sein Verbündeter hat Wort gehalten." Großen Trost und immer neue Hoffnung schöpfte der König aus der Opferfreudigst seines Volkes. Ein siebzigjähriger Schäfer im Halberstädtischen rühmte sich, sechs Söhne bei der Fahne zu haben; als er auch noch den siebenten und letzten hergeben sollte, fragte er den Werbeoffizier: „Herr Hauptmann, sag Er mir ehrlich: brennt's dem König wirklich aus dem Nagel?" - „Ja." - „Nun, dann nehme Er ihn hin!" — (Vergl. Die braven Markaner!) f. Ende; Friede. Friedrich durfte 1761 kaum noch eine offene Feldschlacht wagen, sondern bezog in Schlesien ein verschanztes Lager, in welchem der Feind ihn nicht anzugreifen wagte. Er konnte aber nicht verhindern, daß die Festung Schweidnitz von den Österreichern und Kolb erg von den Russen erobert wurde. So war halb Schlesien und halb Pommern verloren; der Krieg zog sich immer mehr nach dem Herzen des Landes hin. Trotz seiner Ausdauer und Tapferkeit hätte Friedrich unterliegen müssen, wenn nicht der Herr aller Heerscharen ihn vor dem Untergange bewahrt hätte. Die Kaiserin von Rußland, Friedrichs Feindin, starb: da zogen sich die Russen vom Kampfe zurück; ihnen folgten die Schweden und bald auch die Franzosen. Friedrich eroberte das wichtige Schweidnitz wieder, und sein Bruder Heinrich, von dem der König sagte, daß derselbe allein während des ganzen Krieges keinen Fehler gemacht habe, schlug die Österreicher und die Reichsarmee bei Freiberg in Sachsen' Es war die letzte Schlacht dieses Krieges. Maria Theresia getraute sich nicht, allein den Kampf mit dem Heldenkönige aufzunehmen, und 1763 war deshalb zum Frieden bereit, der auf dem sächsischen Jagdschlösse Hubertsburg zustande kam. Preußen erhielt alles zurück, was es vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrönt kehrte Friedrich der Große in seine Hauptstadt zurück. Die Berliner wollten ihm bei seiner Rückkehr einen festlichen Empfang bereiten. Er liebte aber den Prunk nicht und traf erst spät abends in der Hauptstadt ein. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Sänger und befahl, das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der große König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Anfangen winkte. Als dann der Gesang zum Himmel tönte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thränen aus. Friedrich hatte sein Land mit kaum mehr als 5 Millionen Einwohnern fast gegen das ganze verbündete Europa, gegen 60 Millionen, siegreich verteidigt und Deutschland vor dem abermaligen Abreißen von Ländergebieten (Preußen, Pommern und den Rheinlanden) bewahrt. Für die evangelischen ^ewohner Deutschlands war sein Sieg

3. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 181

1894 - Paderborn : Schöningh
— 181. - allein 900 000 Bewohner. In Württemberg waren um 1641 von 400 000 Einwohnern nur noch etwa 48000 übrig, in Waiblingen von 2350 Einwohnern 145, in Frankenthal von 18 000 Einwohnern 324. Von den gewiß 16 Millionen Einwohnern, die Deutschland beim Beginn des Krieges zählte, waren am Schlüsse desselben nur etwa 4 Millionen übrig geblieben. Die Kriegsheere, welche sämtlich auf Kosten des Landes lebten, nahmen unglaubliche Summen in Anspruch. Unendlich viel an Lebensmitteln war nötig, und selbst das, was nicht verbraucht werden konnte, vernichteten die entmenschten Krieger in frechem Übermute. In vielen Gegenden brach Hungersnot aus, und die unnatürlichsten Nahrungsmittel wurden begierig verzehrt. Je höher die Not stieg, desto ärger wurden die Frevel, welche die Krieger in Freundes und Feindes Land verübten. Durch die Not und das Elend waren die Menschen ganz verwildert und der Religion, der guten Sitte und Bildung entfremdet worden, so daß es in Wahrheit heißen konnte: Ach, Lieb' und Treu' ist hin, die Gottesfurcht erkaltet; Der Glaub' ist abgethan, Beständigkeit veraltet. Allwärts herrschte Unwissenheit und Unsicherheit; überall wimmelte es von Räubern und Mordgesellen; denn von den entlassenen Söldnerscharen kehrten nur wenige zu friedlichen Beschäftigungen zurück. Viele scharten sich zu Räuberbanden zusammen, die besonders in den waldigen Gegenden Deutschlands ihr gefährliches Unwesen trieben. Und was ließ sich von der während des Krieges in Druck und Elend, in beständiger Angst und Not wild aufgewachsenen Jugend erwarten, die des Friedens schöne Segnungen nicht kannte! Dem Bauer fehlte es an Arbeitskräften, Vieh und Saatfrucht. Was aber der Fleiß in Feld und Garten zu pflanzen sich bemühte, wurde oft von dem überhand nehmenden Wilde, das in den verödeten Landstrichen sogar bis in die Städte vordrang, verwüstet. Handel und Gewerbe lagen darnieder? Die deutschen Fürsten gewöhnten sich daran, daß fremde Mächte, besonders Frankreich, sich in ihre Angelegenheiten einmischten. Die Annäherung an Frankreich hatte zur Folge, daß dessen Sitten und Gebräuche, Moden und Sprache nicht nur an den Fürstenhöfen Eingang fanden, sondern auch das schlichte Volk zur Nachäffung hinrissen? Des deutschen Reiches Macht und Ansehen war vernichtet; es bestand nur noch dem Namen nach. Langer Zeit bedurfte es, um die Wunden unseres Vaterlandes zu heilen und dasselbe zu seiner frühern Blüte zurückzuführen. Daß es sich schneller erholte, als man hätte erwarten sollen, ist nicht zum geringsten Teile ein Verdienst der brandenbnrgisch-preußischeu Herrscher. B. 1 Grausig und herzzerreißend sind die Schilderungen des Elendes, die uns aus jener Zeit überliefert sind. Den höchsten Grad erreichte die Not im Jahre 1637, denn zu den Schrecknissen des Krieges, zum Brande der Städte und Dörfer gesellte sich -j>

4. Teil 3 - S. 158

1889 - Hannover : Helwing
158 Friedrich der Große. diesem ^Verlangen hartnäckig, sie wollte wenigstens das von ihr besetzte Glatz behalten; als aber Friedrich erklärte, dann werde er sich in Sachsen is Febr.schadlos halten, und als nun auch noch Sachsen von ihr abfiel, gab sie 17bö nach Am 15. Februar wurde von den Bevollmächtigten Östreichs, Preußens und Sachsens auf dem Schlosse Hubertsburg (zwischen Meißen und Leipzig) der Frieden unterzeichnet, durch welchen Sachsen seine deutschen Lande, Preußen mit Schlesien auch die Grafschaft Glatz zurückerhielt, Ostreich aber die brandenburgische Stimme für die Könias-wahl des Erzherzogs Joseph gewann. Das Reich war in den Frieden mit eingeschlossen und „damit ein Krieg beendet, in dem sieben schreckliche ^ahre lang eine Welt in Waffen gerungen hatte, nicht, wie Unkundige glaubten, um Preußen Schlesien zu entreißen, sondern, um das Haus Brandenburg zu vernichten und alles auszurotten, was den preußischen Namen trug." Die Dstreichet räumten nun Glatz, und Friedrich gab Sachsen zurück; doch ehe er dieses Land verließ, trieb er mit aller Strenge die noch rückständigen Steuern ein; auch nahm er mehrere tüchtige sächsische Lehrer Mit nach Preußen und empfahl seinen Soldaten, sich vor ihrer Abreise eine Sachsin als Frau oder Braut anzuschaffen, welchem Befehle viele gern nachkamen. So legte der König also schon jetzt Hand an semem verwüsteten Lande wieder aufzuhelfen. Die Nachricht von dem Friedensschluß erregte überall, besonders in Preußen, die freudigste Begeisterung ; Berlin rüstete sich, den großen König würdig zu empfangen. Dieser aber schrieb an seinen Freund d'argens: „Jeder gute Bürger mag sich des Friedens freuen. Ich armer Greis kehre in eine Stadt zurück, in der ich nur die Mauern kenne, wo ich von meinen Freunden keinen mehr antreffe, wo eine unermeßliche Arbeit meiner wartet und wo ich binnen kurzem die alten Knochen in einem Zufluchtsorte bergen werde, den kein Krieg, kein Unglück und keine Bosheit stören soll." Absichtlich kam der König (30. März) erst abends vor Berlin an, wurde aber schon vor dem Frankfurter Thore von seinen getreuen Bürgern in Empfang genommen und unter nicht enden wollendem Jubel in die Stadt geleitet. Er fuhr mit Ferdinand von Braunschweig in einem Wagen; feierlicher Ernst lagerte auf seinen Zügen; sobald er konnte, entzog er sich dem lärmenden Festgepränge und eilte auf Nebenstraßen ins Schloß. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Sänger und befahl, das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der große König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Ansangen winkte. Als dann mit durchdringender Kraft der Gesang zum Himmel tönte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thränen aus. Der Krieg war zu Ende; aber welche Opfer hatte er gekostet! Über eine Million Menschen war in demselben umgekommen; alle Staaten, welche an demselben teilgenommen hatten, waren mit Schulden überladen — am wenigsten Preußen; — Nord- und Mitteldeutschland waren verheert, am schlimmsten da, wo die Franzosen und Russen gehaust hatten.

5. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 179

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Hubertsburger Friede. 1763. 199 Alle Parteien waren des vergeblichen Krieges müde; daher wandte man die Winterruhe zu Unterhandlungen an, und am 10. Februar wurde durch den Pariser Frieden dem Kriege zwischen England und Frankreich, und am 15. durch den Frieden zu Hubertsburg, einem sächsischen Jagdschlösse, dem Kriege zwischen Preußen, Oestreich und Sachsen ein Ende gemacht. Von allen Seiten wurden die Eroberungen zurückgegeben, die Gefangenen ausgeliefert, und keine Kriegskosten erstattet. König Friedrich blieb im Besitze von Schlesien und gab dagegen dem Kurfürsten von Sachsen sein Land wieder. Keiner gewann durch den höchst blutigen Kampf, außer England, an welches Frankreich den größten Theil feiner Besitzungen in Amerika verlor. Aber ein Hauptgewinn war aus der schweren Prüfungszeit hervorgegangen: das allgemeine Verlangen nämlich nach Ruhe und Frieden und die Ueberzeugung, daß die neue preußische Macht auf zu festen Stützen ruhe, als daß sie durch die Waffen wieder vernichtet werden könne. Diese Stimmung hielt von nun an fast 30 Jahre lang Europa in einer glücklichen Ruhe, welche die Volker erfreute und die Künste des Friedens wieder emporblühen ließ. Preußen war in die Reihe der europäischen Großmächte eingetreten ; auch hatten Friedrichs Siege und Ruhm nicht wenig dazu beigetragen das deutsche Nationalbewußtsein zu beleben. 87. Friedrich der Große als Landesvater. Vor allem hatte Friedrich der Große viele Wunden seines sehr zerrütteten Landes zu heilen. Er hat es mit der treuesten Sorgfalt gethan, so daß man wohl sah, daß er den Frieden lieber hatte, als den Krieg, und daß er kein ehrgeiziger Eroberer hatte sein wollen, wie die Weltgeschichte ihrer so viele aufzuweisen hat, die Leben und Glück der Menschen für gering achten, wenn nur ihr Ruhm ausgebreitet wird. Friedrich wußte sehr gut, daß der wahre Ruhm eines Königs darin besteht, wenn er durch alle Mittel, die in seiner Gewalt sind, den Fleiß des Bürgers und Landmanns, Kunst und Wissenschaft, Recht und Gerechtigkeit, Ordnung, und durch dieses alles die Zufriedenheit seines Volkes, befördert. Daher fing er den Tag nach geschlossenem Frieden sogleich mit dieser Sorge an, vertheilte die überflüssigen Pferde unter die am meisten verarmten Landleute und schenkte ihnen das Korn, welches für den nächsten Feldzug schon ausgekauft war, als Saatkorn. In Schlesien wurden die Abgaben aus 6 Monate, in Pommern und der Neumark, wo die Russen gehauset hatten, auf 2 Jahre erlassen. Und dazu verschenkte er, um dem Ackerbau und den Gewerben aufzuhelfen, alljährlich auch noch eine Million Thaler aus feinem eigenen Schatze. Er konnte mit Recht so viel verschenken, weil er sich jährlich selbst so viel an der zu seiner Hofhaltung ausgesetzten Summe absparte, während manche andere Fürsten den Schweiß ihren Unterthanen in Festen und Lustbarkeiten verschwendeten. Es war auch nöthig, daß dem Bürger und Landmann so geholfen wurde, denn in dem Kriege waren nicht weniger als 14,500 Häuser in den verschiedenen Provinzen, und zwar die meisten von den Russen, niedergebrannt worden. Doch hätte das baare Geld, welches der König verschenkte, das Unglück allein nicht wieder gut gemacht, wenn nicht die Tugenden der Sparsamkeit, Arbeitsamkeit und Ordnungsliebe dazu gekommen wären, worin der große König seinem ganzen Volke ebenfalls ein Muster war. Friedrich schlief nie mehr als 4 bis 5 Stunden. Um 4 Uhr des Morgens stand er auf, und

6. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 260

1896 - Breslau : Hirt
260 Die Neuzeit. Die Kaiserin von Rußland, Friedrichs Feindin, starb; da zogen sich die Russen vom Kampfe zurück; ihnen folgten die Schweden und bald auch die Franzosen. Friedrich eroberte das wichtige Schweidnitz wieder, und sein Bruder Heinrich, von dem der König sagte, daß derselbe allein während des ganzen Krieges keinen Fehler gemacht habe, schlug die Österreicher und die Reichsarmee bei Freiberg in Sachsen. Es war die letzte Schlacht dieses Krieges. Maria Theresia getraute sich nicht, allein den Kamps mit dem Heldenkönige aufzunehmen, und 1763 war deshalb zum Frieden bereit, der aus dem sächsischen Jagdschlösse Huberts bürg zustande kam. Preußen erhielt alles zurück, was es vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrönt kehrte Friedrich der Große in seine Hauptstadt zurück. Die Berliner wollten ihm bei seiner Rückkehr einen festlichen Empfang bereiten. Er liebte aber den Prunk nicht und traf erst spät abends in der Hauptstadt ein. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Sänger und befahl, das Lied: „Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der große König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Ansangen winkte. Als dann der Gesang zum Himmel tönte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thränen aus. Friedrich hatte sein Land mit kaum mehr als 5 Millionen Einwohnern säst gegen das ganze verbündete Europa, gegen 60 Millionen, siegreich verteidigt und Deutschland vor dem abermaligen Abreißen von Ländergebieten (Preußen, Pommern und den Rheinlanden) bewahrt. Für die evangelischen Bewohner Deutschlands war sein Sieg noch von besonderer Bedeutung. Wäre er geschlagen, so würden für die evangelische Kirche ähnliche Zeiten gekommen sein, wie nach der Niederlage der Protestanten beim Beginn des dreißigjährigen Krieges. 5) Spätere Iriedenszeit. a. Heilung der Kriegswunden. Nach glücklicher Beendigung des Krieges war es des Königs erste Sorge, die Wunden, welche der Krieg geschlagen, zu heilen. Preußen hatte über 500000 Menschen, darunter 180000 Soldaten, verloren: gegen Ende des Krieges mußten selbst 14- und 15-jährige Burschen zum Kriegsdienste gezwungen werden. Frauen und Greise mußten den Acker bestellen; das Land war nach des Königs eigenen Worten in Gefahr, „unter dem Drucke seiner Leiden zu erliegen." Die Geldmittel, welche der König schon für einen neuen Feldzug gesammelt hatte, über 60 Millionen Mark, wurden jetzt an die einzelnen Provinzen verteilt; Schlesien erhielt für 6 Monate, die Neumark für zwei Jahre Steuerfreiheit. Außerdem öffnete der König gleich nach dem Frieden seine Vorratshäuser und ließ den Bauern Saatkorn austeilen; 35000 Armeepferde wurden verteilt und 15000 Häuser neu errichtet. In einem Jahre war Küstrin wieder aufgebaut. In Schlesien

7. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 57

1902 - Leipzig : Barth
57 ,------ hartnäckige Karl trieb die Sachsen vor sich her und drang ihnen — durch Polen und Schlesien — nach bis über die sächsischen Grenzen. Unser Vaterland sah jetzt zum zweitenmale schwedische Krieger, die es noch vom dreißigjährigen Kriege her in trauriger Erinnerung hatte. Zwar durften sie nicht rauben und plündern — denn Karl hielt strenge Mannszucht; aber sie mußten gut verpflegt werden, monatlich eine halbe Million Thaler bekommen, neu gekleidet werden und viele tausende von Rekruten aus dem Lande erhalten. Das eine Jahr 1706 bis 1707, wo dies geschah, kostete dem Lande gegen 23 Millionen Thaler. Im September 1706 kam's in Altranstädt bei Leipzig zum Friedensschlüsse, und unser Kurfürst verlor durch diesen Frieden das Königreich Polen; Karl setzte dort einen anderen König ein, und August behielt nichts als den Titel. Welch eine Demütigung für einen ehrsüchtigen Fürsten! — Allein bald darnach verließ das Glück den kühnen Schwedenkönig; er ward von den Russen im Jahre 1709 gänzlich besiegt und mußte in die Türkei flüchten. Nun wendete August nochmals neue Summen auf, stürzte den von Karl eingesetzten Polenkönig und errang zum zweitenmale sein ersehntes Kleinod. Im Oktober 1709 zog er wieder in Warschau ein, und blieb nun ungestört in der Königswürde bis 1733. Er lebte seitdem meist in Warschau oder Krakau, seltener in Dresden; wo er aber auch war, da gab es Glanz und Pracht, Feste, Feuerwerke, Jagden und Lustlager, und das vielgeliebte Sachsen mußte zu diesem allen allein das Geld aufbringen. Er starb nach 38 jähriger Regierung in seinem Polen, das er, trotz aller Undankbarkeit des Volkes, über alles liebte, und fand seine Ruhestätte in Krakau (1733). Allein seine Prachtliebe soll unserem Lande über 100 Millionen Thaler gekostet haben! 23. Fortsetzung. Wir hörten in der verwichenen Stunde das Wichtigste, was von dem Regentenleben Augusts des Starken im allgemeinen zu sagen war. Aber es giebt noch vieles einzelne, was von ihm und von seiner Regierung zu wissen nützlich ist. — Unter ihm wurden einst 1719 in und bei Dresden die überaus prachtvollen Septemberfeste gefeiert, die zur Verherrlichung der Vermählung seines Sohnes mit einer Tochter des deutschen Kaisers veranstaltet wurden. Diese Feste, die, trotz des anhaltenden Regenwetters und trotz der gwßen Teuerung und Hungersnot im Erzgebirge, unausgesetzt durch den ganzen September 1719 fortdauerten, kosteten allein gegen vier Millionen Thaler. Als die junge Schwiegertochter in einem Prachtschiffe auf der Elbe herunterkam, stand König August am Ufer, umgeben von 1900 Adeligen, von sechs Regimentern neu und kostbar gekleideten Fußvolks, von 11000 Bürgergardisten und mehreren Schwadronen Reitern. Seine juwelenreiche Kleidung

8. Die Geschichten des sächsischen Volks - S. 199

1834 - Dresden [u.a.] : Arnoldi
190 tigkeiten, doch zwang er sie, seine Oberhoheit anzuerkennen. Als 1683 die Türken Wien belagerten, führte er selbst 11,000 Mann zum Entsatz herbei, that selbst den ersten Angriff auf die Feinde, und trug durch seine und seiner Mannschaft bewundernswürdige Tapferkeit viel zur Rettung der kaiserlichen Hauptstadt bei, doch behandelte ihn Kaiser Leopold mit solcher Kälte, daß er gleich nach der Be» freinng von Wien nach Sachsen zurückkehrte. Seine Kriegsliebe ließ ihn aber nicht ruhen; er reiste 1684 selbst nach Vene dig und schloß mit der Republik einen Vertrag, nach welchem er 3000 Mann auf zwei Jahre gegen die Türken in Morea stellte. Die Sachsen fochten zwar mit großem Ruhm, allein doch nur für eine fremde Sache wurden eine Menge Menschen aufgeopfert, denn nur ein kleines Häuflein kehrte davon zurück. Gleichzeitig sen- dete der Kurfürst seinen Vetter Christian von Mer- seburg mit 5000 Mann dem Kaiser gegen die Türken zu Hilfe, denen mit dem Beistände der Sachsen Ofen entrissen wurde. Ruhm wurde allerdings erworben, aber der Krieg kostete viel Geld und viele Menschen, und an beiden hatte Sachsen damals einen großen Mangel. Ein Streit mit Kurbrandenburg wegen der Vogteigerech- tigkeit über Quedlinburg und wegen des Fürstenthums O.uerfurt wurde 1685 gütlich verglichen, Kursachsen blieb im Besitz, trat aber das Amt Bug an Branden- burg ab. Die Ansprüche auf Erfurt erneuerte der Kur- fürst 1689 vergeblich; was seines Vaters Räthe in dieser Sache schlimm gemacht hatten, konnte er nicht wieder gut machen. Vielleicht hatte er darin mehr ausgerichtet, sicher aber bei seiner Thatigkeit und Einsicht viel Gutes für sein Land gestiftet, wenn er weniger in auswärtige Angelegen- heiten verwickell, und weniger kriegerisch gewesen wäre. Im Jahr 1688 führte er 14,000 Mann gegen Frankreich in's Feld. Im folgenden Jahre betrieb er neue Rüstungen und half Mainz zurückerobern. Gleich darauf erlosch am 12. Sep- tember 1689 mit dem Tode des Herzogs Julius die lauenburgische Linie, auf deren Land Kursachsen das Erbrecht zustand. Es meldeten sich zu dieser Erbschaft noch viele andere Reichsftände, doch wäre der Kurfürst nicht

9. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 70

1902 - Leipzig : Barth
70 zu thun. Eine in vieler Hinsicht neue Ordnung der Dinge mußte ja nun notwendig eintreten. Zunächst trat das Königreich Sachsen dem Deutschen Bunde bei, welcher von den Staaten Deutschlands an Stelle des im Jahre 1806 untergegangenen deutschen Reiches geschlossen wurde. Im Innern, in der eigentlichen Regierung, Gesetzgebung und Verfassung ward wenig geändert, und vielleicht blieb hier allzu vieles beim Alten. Wir hatten nun nach der Teilung nur noch eine Universität: — die Wittenberger, die Wiege der Reformation, war weggefallen. Wir hatten die größten und holzreichsten Waldungen, alle Salz werke und viele kornreiche Fluren verloren. Wir hatten nach dem Kriege, nachdem Preußen etwa die Hälfte der Staatsschulden übernommen, noch 16*/, Millionen Schulden und natürlicherweise nur noch etwa 30 Millionen jährlicher Einkünfte. Dies und vieles andere machte eine in mehrfacher Hinsicht veränderte Verwaltung nötig. In den Jahren 1816 und 1817 bewies sich aufs neue des Königs Liebe gegen seine Unterthanen: denn das waren schwere Teuerungsjahre, die ohne des Landesherrn milde, allseitige Fürsorge noch weit schwerer geworden wären. In diesen Jahren entstand auch, unter Leitung des berühmten Heinrich Cotta, die Forstakademie zu Tharandt, die zur besseren Bildung der Forstbeamten bestimmt ist. und der wir den gegenwärtigen ausgezeichneten Zustand unserer Waldungen verdanken. Das Jahr 1818 führte frohe, jubelreiche Tage heran, das fünfzigjährige Regierungsjubiläum, das unter allen Fürsten des Wettinerstammes nur Heinrich der Erlauchte und Friedrich August der Gerechte erlebt haben. Nach diesen seltenen Festtagen lebte der fürstliche Greis noch neun Jahre bei derselben Ordnung und Pünktlichkeit in seiner ganzen Lebensweise, bei derselben Genügsamkeit, Redlichkeit und nngehenchelten Gottesfurcht, wie er im langen Lebenslaufe immer gewohnt gewesen war. Seines Volkes Liebe blieb ihm unverändert und über seinem kleinen Lande waltete so sichtbar des Himmels Segen, daß zwölf Jahre nach der Teilung nur wenig von den unnennbaren Wunden mehr sichtbar war, welche ihm die früheren Schreckensjahre geschlagen hatten. Im Jahre 1827 endlich, nach fast sechzigjähriger Regierung, ging der ehrwürdige Friedrich August, schmerzlich beweint von allen treuen Sachsen, hinüber in die Wohnungen des ewigen Friedens. Es war am 5. Mai, demselben Monatstage, an welchem vor 302 Jahren Friedrich der Weise und vor sechs Jahren Napoleon gestorben war. Sein Denkmal steht im Zwinger zu Dresden. Laßt uns zum Schlüsse noch einiger Veränderungen und Verbesserungen, sowie einiger merkwürdigen Männer, die während der langen Regierungszeit Friedrich Augusts lebten, kürzlich gedenken. Gewerbe und Fabrikwesen blühten in dieser Zeit aufs erfreulichste auf. Schon um 1800 baute der Engländer Whitfield für ein großes Handelshaus in Chemnitz die erste große Spinnmühle für baumwollene

10. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 227

1889 - Berlin : Nicolai
— 227 — Um so vielem Bedarfe zu entsprechen, wurden nach einem billigen Verhältnis 25 000 Maß Korn und Mehl, 17 000 Maß Haser, 35 000 Kavallerie- und Artilleriepferde in den Provinzen verteilt; Edellenten und Bauern wurden Lebensmittel gereicht. Außer dieser Abhülse hieß der Köuig 3 Millionen Thaler an Schlesien, 1400000 Thlr. an Pommern und die Neumark, 700000 Thlr. an die Kurmark, 100000 an das Herzogtum Kleve zahlen, außerdem erhielt Preußen 800000 Thlr.; die Stenern des Kleveschen, Halberstädtischen und Hohensteinischen wurden auf die Hälfte herabgesetzt; kurz, das Volk schöpfte wieder Mut und verzweifelte nicht über- feine Lage, suchte vielmehr durch Arbeit und Thätigkeit die Leiden, welche das Land zu erdulden gehabt hatte, wieder gutzumachen. Aus dieser allgemeinen Uebersicht, die wir hier entworfen haben, geht hervor, daß die mit Schulden belasteten Regierungen Österreichs^), Frank- reichs und selbst Euglauds keiueu Kredit hatten, aber die Völker, welche nicht unmittelbar vom Kriege gelitten hatten, es nur durch die großen Abgaben, welche die Fürsten von ihnen forderten, empfanden, während in Preußen die Regierung bei Kasse war, und die Länder durch die Raubsucht und Barbarei der Feiude zu Grunde gerichtet und verödet waren. — Nach Preußen hatte Sachsen von allen Ländern am meisten gelitten, aber es findet in der Güte seines Bodens und dem Knnstfleiße seiner Bewohner Hilfsquellen, welche Preußeu mit Ausnahme Schlesiens in den übrigen Provinzen nicht findet. Die Zeit, welche alle Uebel heilt und tilgt, wird ohne Zweifel binnen kurzem den preußischen Ländern ihren Ueberflnß, ihren Wohlstand und ihren ersten Glanz wiedergeben; die übrigen Mächte werden sich ebenfalls erheben. Dann werden andere Ehrgeizige neue Kriege hervor- rufen und neue Unfälle bereiten, denn es ist dem menschlichen Geiste eigen, daß Beispiele keinen bessern; die Thorheiten der Väter sind für die Kinder verloren, jede Generation muß ihre eigenen machen. Wir fügen zu diesem Werke noch einige Worte zur Befriedigung der Nachwelt hiuzu, welche ohue Zweifel wünschen wird zu wissen, wie ein so wenig mächtiger Fürst wie der König von Preußen einen so verderblichen Krieg habe in 7 Feldzügen gegen die mächtigsten Monarchen Europas aus- halten können. Wenn der Verlust so vieler Läuder ihn in Verlegenheit setzte, wenn die großen Ausgaben beständig vermehrt werden mußten, so blieben doch noch immer Hilfsquellen übrig, welche die Sache möglich machten. Der Köuig zog aus deu ihm verbliebeneu Provinzen 4 Millionen, die Kontributionen Sachsens beliefen sich auf 6—7 Millionen; die englischen Subsidieu, eigentlich 4 Millionen, wurden zu 8 gesteigert; die Verpachtung der Münze verminderte die Münze um die Hälfte, was 7 Millionen ein- brachte, und außerdem hatte man die Zahlung der Civilgehälter verschoben, um alle Gelder für den Krieg anzuwenden. Diese verschiedenen Gelder, i) Österreich hatte am Ende des Krieges 100 Millionen Thaler Schulden. 15*

11. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 281

1897 - Leipzig : Baedeker
— 281 — im Kriege gegen Dänemark gebracht haben, und daher kam es schließlich zwischen den beiden Großmächten zum offenen Kampfe. 2. Die Streitkräfte. Nur sehr schwer hatte sich König Wilhelm zu dem Kriege entschlossen: blieb es doch immer ein Bruderkrieg; aber derselbe war unabweislich; denn die beiden Großmächte konnten nicht länger nebeneinander in Deutschland herrschen, eine mußte weichen. An Ländergebiet und Volkszahl waren die Kämpfenden sehr ungleich. Aus der einen Seite stand Österreich mit 36 Millionen Einwohnern, unterstützt von vierzehn Millionen deutscher Bundesgenossen (Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen, Hannover, Kurhessen, Hessen-Darm-stadt, Nassau u. a.), auf der andern Seite Preußen mit nur neunzehn Millionen und ohne erhebliche Unterstützung der ihm befreundeten kleinen Staaten. Doch vereinigte sein Heer, dank der allgemeinen Wehrpflicht, alle Kraft und Bildung der Nation in seinen Reihen; es war ein Volk in Waffen, entschlossen, für die höchsten Güter, für Ehre, Ruhm und Vaterland begeistert in den Tod zu ziehen. Auch besaß es in dem schnellschießenden Zündnadelgewehr eine Waffe, die es jedem Feinde furchtbar machte. Das österreichische Heer übertraf seinen Gegner an Zahl, das preußische hatte den Vorzug der Intelligenz und der besseren Waffe; ersteres zählte (mit den Verbündeten) 390000, letzteres 360000 Krieger. 3. Die ersten preußischen Erfolge. Am 16. Juni 1866 kam es zum Losbruch. Mit Tagesanbruch überschritten die Armeen des Prinzen Friedrich Karl von Schlesien her und des Generals Herwarth von Bittenfeld von der Provinz Sachsen aus die Grenzen des Königreichs Sachsen. Das sächsische Heer zog an demselben Tage, ohne Widerstand zu leisten, begleitet von dem Könige und dem Kronprinzen, nach Böhmen, um sich mit den Österreichern zu vereinigen. An demselben 16. Juni drang der preußische General von Beyer in Kurhessen ein und nahm, ebenfalls ohne Widerstand zu finden, Besitz von der Hauptstadt Kassel. Der Kurfürst, welcher Wilhelmshöhe nicht verlassen hatte, wurde als Gefangener nach Stettin gebracht. Auch in das Königreich Hannover waren an demselben Tage von Norden und Westen her preußische Truppen eingerückt. Der König Georg V. hatte sich mit seinem Heere nach Süden gewandt, um sich zu den Bayern durchzuschlagen. Allein ehe sie diese erreichten, stellte sich ihnen ein preußischer Heerhause iu den Weg und hielt sie durch das Gefecht bei Langensalza, 27. Juni, so lange fest, bis größere Streitkräfte herbeikamen, die hannoversche Armee von allen Seiten umstellten und zum Strecken der Waffen nötigten. Dem König wurde freier Abzug nach Österreich gestattet, sein Heer aber ausgelöst und in die Heimat entlassen, innerhalb weniger Tage hatte Preußen durch sein rasches Vorgehen, „affenartige Geschwindigkeit" nannten es die Gegner, zwei Königreiche und ein Kurfürstentum erobert und war nun seiner Feinde in Norddeutschland ledig. Aber der schwerste Kampf stand noch bevor.

12. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 273

1899 - Breslau : Hirt
Friedrichs Ii. weitere Sorge für das Land. 273 alle diese Ausgaben bestreiten zu können, legte sich der König die größte Sparsamkeit auf. Von der Summe, die für des Königs Hofhaltung ausgesetzt war, gebrauchte er nur den sechsten Teil, das Übrige verwandte er zum Wohle des Landes. „Da Preußen arm ist," sagt er in seinen Schriften, „muß der Regent dieses Landes sparsam sein. Giebt er das Beispiel der Verschwendung, so werden seine Unterthanen, die arm sind, ihm nachzuahmen suchen und sich dadurch ruinieren." Nach und nach wurden hilfsbedürftige Gemeinden mit 72 Millionen Mark unterstützt, und am Ende seines Lebens hinterließ der König dennoch 20 Millionen Mark im Staatsschatze. Mit Recht konnte er deshalb von sich sagen: „Mein Staat ist reich, ich bin arm." b. Wertere Sorge für das Land. Die größte Sorge wandte Friedrich dem Heere zu, um jederzeit bereit zu sein, die neu erworbene Provinz und die für Preußen errungene Stellung als Großmacht zu verteidigen. Von den Staatseinnahmen gebrauchte er für das Heer allein über die Hälfte und erhöhte es auf 200000 Mann. Er führte die reitende Ar-tillerie ein und sorgte für tüchtige Ausbildung der Reiterei. Die Soldaten mußten 20 Jahre dienen und waren vielfach Familienväter. Die eigentliche Übungszeit beschränkte sich auf jährlich zwei Monate; die Inländer wurden für die übrige Zeit beurlaubt. Die wenigsten Soldaten waren Landeskinder, die meisten durch Werber in ganz Deutschland aus den niederen Ständen angeworben. Der Bauernstand war zu Friedrichs Zeit in Deutschland und auch in Preußen mit drückenden Lasten und Abgaben beschwert. Die Bauern standen fast ganz unter ihrem Gutsherrn, der von ihnen Frondienste und Abgaben verlangte und über sie zu Gericht saß. Friedrich konnte an diesen Verhältnissen wenig ändern; aber er schützte die Landleute durch zahlreiche Verordnungen gegen Mißhandlung und Überbürdung. Er gebot, daß die Bauern ihren Gutsherren nicht mehr als wöchentlich drei Tage Hofdienst leisten sollten; wer einen Bauern mit Stockschlägen behandelte, sollte sechs Jahre zur Festung gebracht werden. Ferner schärfte der König den Beamten aufs neue das Gebot seines Vaters ein, daß den Bauern auf den Domänen ihre Güter erb- und eigentümlich übergeben werden sollten, so daß diese von den Eltern auf die Kinder vererbten. Wie große Aufmerksamkeit er den ländlichen Zuständen widmete, zeigt ein Befehl an die Landräte, „daß sie imstande sein sollten, anzuzeigen: so viele Menschen sind im Kreise, so viele Kühe und Pferde, so viel Korn von jeder Art wird in guten, mittleren und schlechteren Jahren gewonnen". Um den Landbau zu heben, rief er nach dem Beispiele seiner Vorfahren Kolonisten ins Land. Gegen 250000 Ansiedler kamen aus anderen deutschen Ländern nach Preußen, wo ihnen unter günstigen Bedingungen Land überlassen wurde. Sobald der Zuzug der Einwanderer abnahm, vermehrte der König Hvffmeyer und Hering, Hilfsbuck. 9. Aufl. 18

13. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 42

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Ii. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. den Franken gränzten sie in der Gegend der Ruhr und der Sieg zusammen und lebten mit ihnen von Alters her im Zustande der Fehde. Denn nach ger- manischer Gewohnheit liebte es die kriegslustige Jugend der Sachsen, unter einem tapfern Herzoge in das Land der Nachbarn einzufallen und nach kurzem Streifzuge mit Beute und Siegeszeichen zurückzukehren. Solche Nachbarn waren aber dem König Karl verdrießlich. Aber auch das war ihm ein Kummer, daß so dicht an seinen Gränzen noch das Heidenthum bestehen sollte. Karl war ein frommer König; er glaubte die Pflicht zu haben, ^ das Christenthum durch alle Mittel auszubreiten. Zwar war es nicht im Geiste des Evangeliums, daß er Schwert und Gewalt dazu anwendete; allein wir müssen dies seinem raschen und kräftigen Geiste und der gewaltsamen Weise jener Zeiten zu Gute halten. Er glaubte nur erst den Grund legen und den Anfang der Bekehrung der Sachsen, wenn auch durch Gewalt, machen zu müssen; die Belehrung, hoffte er, werde das Werk schon vollenden. Und um diese hinzuzufügen, errichtete er nachher, so wie er mit Hülse der Waffen weiter vorgedrungen war, Kirchen, Bisthümer und Schulen im Lande der Sachsen. Da er wohl voraussah, daß der Krieg gegen dieses kräftige Volk nicht leicht sein werde, so wollte er ihn nicht allein nach seinem Gutdünken, sondern mit der Zustimmung seines ganzen Volkes anfangen. Auf dem ersten Reichstage daher, nachdem er das ganze Frankenreich erworben hatte, trug er die Sache mit den Sachsen vor, und der Reichskrieg gegen sie wurde beschlossen. Es war zu Worms 772. So schwer und langwierig aber, wie dieser Krieg nun wirklich ausfiel, hatten ihn wohl weder Karl noch die Großen seines Reiches sich gedacht; denn er hat im Ganzen 32 Jahre, wenn auch mit Unterbrechungen, gedauert, hat viel Blut und Arbeit gekostet und ein solches Ende genommen, daß die Sachsen zwar kein ganz freies und selbständiges Volk blieben, aber doch die Haupteinrichtungen ihrer Verfassung, Sprache, Sitten und Gesetze retteten, und also aus die ehrenvollste Weise aus dem Kampfe mit dem viel größeren und mächtigeren Volke der Frauken hervorgingen. Dieser Kampf begann gleich im Jahre 772 und schien zuerst schnell abgemacht zu sein; denn der König mit seinem wohlgeordneten Heere trieb die, in einzelnen Haufen streitenden, Sachsen bald in die Enge, drang bis an die Weser vor, eroberte die Hauptfeste Eresburg, in unwegsamer Gegend auf steiler Höhe gelegen (da, wo jetzt Stadtberge oder Marsberg, an der Dientet, liegt) und zerstörte der Sachsen größtes Heiligthum, die Jrmeufäule. Sie mußten einen Vergleich schließen und zwölf Geiseln geben. Allein kaum hatte er sich wieder wegbegeben und den oben schon erzählten Zug gegen den König Desiderius nach Italien angetreten, so singen die Sachsen den Krieg wieder an und drangen nun ihrerseits mit Feuer und Schwert in das fränkische Gebiet vor. Karl mußte umkehren, legte den weiten Weg durch ganz Deutschland in unglaublicher Geschwindigkeit zurück, und seine Gegenwart stellte in einem Augenblick Ruhe und Ordnung her. Er konnte zum zweiten Male nach Italien ziehen. Aber sehr bald kam auch schon wieder Botschaft von einem neuen Aufstande der Sachsen. Er, mit feinen Schaaren wieder zurück, dringt durch alle Verhaue tief in ihr Land bis zu den Quellen der Lippe und zwingt sie von neuem zum Frieden, viele sogar zur Annahme des Christenthums. Er setzte sich nun im

14. Geschichte für evangelische Schulen - S. 89

1918 - Breslau : Hirt
I B. Brandenburgsch-Preußische Geschichte. 89 bürg Köstlich von Leipzigs geschlossen wurde. Friedrich behielt Schlesien und die Grafschaft Glatz und gab Sachsen an den Kurfürsten dieses Landes zurück. — Preußen hatte die großen Erfolge Friedrichs Feldherrnkunst und Staatsweisheit, der Tapferkeit der Offiziere und Soldaten und der Opferfreudigst des Volkes, jedoch auch der Uneinigkeit und Schwerfälligkeit seiner Feinde zu danken. g) Bedeutung des Siebenjährigen Krieges. Friedrich galt nunmehr in allen Landen als der größte Feldherr und Staatsmann seiner Zeit. Allgemein nannte man ihn „den Großen". In den ärmsten Hütten blickte man mit Ehrfurcht auf sein Bildnis. Preußen trat in die Reihe der europäischen Großmächte, zu denen bisher nur Frankreich, England, Rußland und Österreich gehört hatten. Ohne Preußens Zustimmung durfte fortan in Europa nichts Wichtiges geschehen. Dabei blieb Friedrich stets kampfbereit, so daß er lange Zeit als „Schiedsrichter Europas" galt. Unter den Staaten Deutschlands bildeten sich nun zwei Gruppen; die eine schloß sich an das österreichische Kaiserhaus an, die andre an das Haus Hohenzollern. Dieser Zustand dauerte bis 1866. 7. Friedrich der Große als Landesvater. a) Sorge für Landwirtschaft und Besiedlung des Landes. Schon als Kronprinz zeigte Friedrich großes Verständnis für die Landwirtschaft. Dies verdankte er besonders seiner Tätigkeit auf der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin. Sein Vater schenkte ihm ein Gut, das er vorzüglich bewirtschaftete. Als König reiste er viel im Lande umher, beobachtete genau, wie der Acker bebaut wurde, und gab danach seine Anweisungen. Er befahl, auf dem Lande neben den Wohnhäusern Obst- und Gemüsegärten einzurichten, und wies die Bauern an, außer dem gewöhnlichen Getreide auch Flachs, Mais, Luzerne, Kartoffeln und Rübsen anzubauen. Auch den Wein- und Seidenbau suchte er mit großem Eifer zu pflegen, obgleich der Weinstock uni) der Maulbeerbaum bei dem rauhen Klima des Landes nicht recht gedeihen wollten. — Besonders trat des Königs Fürsorge für den Ackerban nach dem.siebenjährigen Kriege zutage. In demselben waren über xj2 Million Bewohner zugrunde gegangen. Ode Felder, zerstörte Dörfer und Städte erinnerten in vielen Gegenden an die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege. Die vom Kriege betroffenen Landesteile bereiste Friedrich selbst, um die Not des Volkes kennen zu lernen und zu helfen, wo es nötig war (Bild 26). Mehrere Millionen Taler gab er hin, damit die zerstörten Städte und Dörfer wieder aufgebaut werden konnten. Verarmten Bewohnern erließ er für längere Zeit die Steuern und befahl, Pferde, Rindvieh, Schafe und Saatkorn unentgeltlich an bedürftige Bauern zu verteilen. Als ihm einst die Bewohner einer schlesischen Stadt für seine Hilfe danken wollten, sagte er: „Es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Untertanen wieder aufhelfe; dazu bin ich dal" — Durch die Entwässerung des Oder- und Warthebruchs gelang es dem Könige, viele Hufen fruchtbares Acker- und Weideland zu gewinnen. Hier und in den Gegenden, die nach dem Kriege schwach bevölkert waren, siedelte er fleißige Einwanderer an. Dies gereichte dem ganzen Lande zu reichem Segen; denn die Württem-

15. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 46

1837 - Elberfeld : Büschler
46 Ii. Jeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. noch jetzt nach den alten Longobarden den Namen der Lombardei führt, mit den schönen Städten Mayland, Pavia, Verona, Man- tua, Padua und vielen andern, ununterbrochen unter seiner Herr- schaft gehabt. Der Krieg mit den Sachsen. 772 — 803. Einen viel schwereren und längeren Krieg hatte König Karl schon vorher mit den Sachsen angefangen. Die Sachsen waren das einzige deut- sche Volk, welches um diese Zeit noch in den alten Sitten und Gesetzen, sogar noch im Heidenthume, ganz frei für sich lebte. Noch opferten sie in ihren Hainen dem Wodan und dem Thor, und feier- ten noch immer in ihren Gesängen die Zeiten, da sie ihre Freiheit und ihre Götter von der Unterjochung der Römer gerettet hatten. Mit den Franken gränzten sie in der Gegend der Ruhr und der Sieg zusammen und lebten mit ihnen von Alters her im Zustande der Fehde. Denn nach germanischer Gewohnheit liebte es die kriegs- lustige Jugend der Sachsen, unter einem tapfern Herzoge in das Land der Nachbarn einzufallen und nach kurzem Streifzuge mit Beute und Siegeszeichen zurückzukehren. Solche Nachbarn waren aber dem König Karl verdrießlich. Von seiner Hauptstadt Aachen, wo er am liebsten wohnte, wo er prächtige Palläste und Kirchen aufzurichten dachte, wo die Schätze seines Reichs aufbewahxt wurden, waren diese unruhigen Feinde nur einige Tagemärsche entfernt; das schien ihm der Würde seines Reiches ganz entgegen. Aber auch das war ihm ein Kummer, daß so dicht an seinen Granzen noch das Heidenthum bestehen sollte. Karl war ein frommer König; er glaubte die Pflicht zu haben, das Christenthum durch alle Mittel auszubreiten. Zwar war es nicht im Geiste des Evangeliums, daß er Schwerdt und Gewalt dazu anwendete; allein wir müssen dies seinem raschen und kräftigen Geiste und der gewaltsamen Weise jener Zeiten zu Gute halten. Er glaubte nur erst den Grund legen und den Anfang der Bekehrung der Sachsen, wenn auch durch Ge- walt, machen zu müssen; die Belehrung, hoffte er, werde das Werk schon vollenden. Und um diese hinzuzufügen, errichtete er nachher, so wie er mit Hülfe der Waffen weiter vorgedrungen war, Kirchen, Bisthümer und Schulen im Lande der Sachsen. Da er wohl voraussah, daß der Krieg gegen dieses kräftige Volk nicht leicht seyn werde, so wollte er ihn nicht allein nach seinem Gutdünken, sondern mit der Zustimmung seines ganzen Volkes, an- fangen. Auf dem ersten Reichstage daher, nachdem er das ganze Frankreich erworben hatte, trug er die Sache mit den Sachsen vor, und der Reichskrieg gegen sie wurde beschlossen. Es war zu Worms 772. So schwer und langwierig aber, wie dieser Krieg nun wirk- lich ausfiel, hatten ihn wohl weder Karl noch die Großen seines Reiches sich gedacht; denn er hat im Ganzen 32 Jahre, wenn auch mit Unrerbrechungen, gedauert, hat viel Blut und Arbeit gekostet, und ein solches Ende genommen, daß die Sachsen zwar kein ganz freies und selbstständiges Volk blieben, aber doch die Haupteinrich- tungen ihrer Verfassung, Sprache, Sitten und Gesetze retteten, und

16. Ferdinand Hirts Neues Realienbuch für die Provinz Brandenburg - S. 89

1917 - Breslau : Hirt
1 B. Brandenburqisch-Preußische Geschichte. 89 bürg (östlich von Leipzigs geschlossen wurde. Friedrich behielt Schlesien und die Grafschaft Glatz und gab Sachsen an den Kurfürsten dieses Landes zurück. — Preußen hatte die großen Erfolge Friedrichs Feldherrnkunst und Staatsweisheit, der Tapferkeit der Offiziere und Soldaten und der Opferfreudigkeit des Volkes, jedoch auch der Uneinigkeit und Schwerfälligkeit seiner Feinde zu danken. g) Bedeutung des Siebenjährigen Krieges. Friedrich galt nun- mehr in allen Landen als der größte Feldherr und Staatsmann seiner Zeit. Allgemein nannte man ihn „den Großen". In den ärmsten Hütten blickte man mit Ehrfurcht auf sein Bildnis. Preußen trat in die Reihe der europäischen Großmächte, zu denen bisher nur Frankreich, England, Rußland und Österreich gehört hatten. Ohne Preußens Zustimmung durfte fortan in Europa nichts Wichtiges geschehen. Dabei blieb Friedrich stets kampfbereit, so daß er lange Zeit als „Schiedsrichter Europas" galt. Unter den Staaten Deutschlands bildeten sich nun zwei Gruppen; die eine schloß sich an das öster- reichische Kaiserhaus an, die andre an das Haus Hohenzollern. Dieser Zustand dauerte bis 1866. 7. Friedrich der Große als Laudesvater. a) Sorge für Landwirtschaft und Besiedlung des Landes. Schon als Kronprinz zeigte Friedrich großes Verständnis für die Landwirtschaft. Dies verdankte er besonders seiner Tätigkeit auf der Kriegs- und Domänenkammer in Küstrin. Sein Vater schenkte ihm ein Gut, das er vorzüglich bewirtschaftete. Als Köuig reiste er viel im Lande umher, beobachtete genau, wie der Acker be- baut wurde, und gab danach seine Anweisungen. Er befahl, auf dem Lande neben den Wohnhäusern Obst- und Gemüsegärten einzurichten, und wies die Bauern an, außer dem gewöhnlichen Getreide auch Flachs, Mais, Luzerne, Kartoffeln und Rübsen anzubauen. Auch den Wein- und Seidenbau suchte er mit großem Eifer zu pflegen, obgleich der Weinstock und der Maulbeerbaum bei dem rauhen Klima des Landes nicht recht gedeihen wollten. —• Besonders trat des Königs Fürsorge für den Ackerbau nach dem Siebenjährigen Kriege zutage. In demselben waren über 1/2 Million Bewohner zugrunde gegangen. Ode Felder, zerstörte Dörfer und Städte erinnerten in vielen Gegenden an die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege. Die vom Kriege betroffenen Landes- teile bereiste Friedrich selbst, um die Not des Volkes kennen zu lernen und zu helfen, wo es nötig war (Bild 26). Mehrere Millionen Taler gab er hin, damit die zerstörten Städte und Dörfer wieder aufgebaut werden konnten. Verarmten Bewohnern erließ er für längere Zeit die Steuern und befahl, Pferde, Rindvieh, Schafe und Saatkorn unentgeltlich an bedürftige Bauern zu verteilen. Als ihm einst die Bewohner einer schlesischen Stadt für seine Hilfe danken wollten, sagte er: „Es ist meine Schuldigkeit, daß ich meinen verunglückten Untertanen wieder aufhelfe; dazu bin ich da!"—- Durch die Ent- wässerung des Oder- und Warthebruchs gelang es dem Könige, viele Hufen fruchtbares Acker- und Weideland zu gewinnen. Hier und in den Gegenden, die nach dem Kriege schwach bevölkert waren, siedelte er fleißige Einwanderer an. Dies gereichte dem ganzen Lande zu reichem Segen; denn die Württem-

17. Drittes Schulbuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 278

1842 - Zwickau : Zückler
278 kröne zu greifen, welche zwar dem Namen nach unabhängig war, in der That aber einer weit un- » würdigem Abhängigkeit von einer Rotte roher und aufrührerischer Edelleüte unterlag. Letzterer Um- stand allein schon hätte ihn abschrecken sollen, nach dem zwar grossen, dabei aber wilden und unwirthbaren Polen, zu streben, welches grössten- theils von Leibeigenen und rohen Sklaven und von tyrannischen Edelleüten bewohnt war, die ihren unglücklichen Bauern das Leben sauer machten und ihren Königen die Freüde am Flitterstaate der polnischen Krone durch fortwährenden Wider- stand verbitterten. Wenigstens war ein solcher Besitz die Opfer nicht werth, welche August für denselben brachte. Mit sächsischem Oelde war die Polenkrone erkauft worden; mit sächsischem Blute sollten Landschaften, welche früher den Polen entrissen worden waren, wieder erobert werden. Diess Bestreben verwickelte Augusten in einen Krieg mit dem schwedischen Könige Karl Xil, welcher sehr unglücklich ablief; denn nicht nur wurde August vom polnischen Throne vertrie- den, sondern die Schweden drangen auch im Jah- re 1706 in Sachsen ein, wo sie zwar nicht mit der Grausamkeit wütheten, wie man im Angeden- ken an den dreißigjährigen Krieg gefürchtet hatte, dafür aber dem armen Lande in dem einen Jahre ihres Aufenthaltes 23 Millionen Thaler kosteten. Zwar erlangte August nach dem Untergange sei- nes ungestümen Gegners den polnischen Thron wieder; allein das wurde den Sachsen kein Trost für das verlorne Geld und für das vergossene Blut, um so weniger, als ihre Herzen noch durch einen andern Umstand schmerzlich ergriffen waren. Die Polen nämlich duldeten keinen andern als einen katholischen König über sich; darum hatte August von dem Protestantismus, für welchen die edelsten sächsischen Fürsten gehandelt, gelitten und geblu- tet haben, zur katholischen Kirche sich gewendet. Es blieb daher den Sachsen nicht einmal der Trost, ihren Fürsten in ihrer Mitte zu sehen, wenn Freu- de, oder Trauer die Bewohner des Landes zu den

18. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 239

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 239 umfaßte 21000 Quadratmeilen mit über 35 Millionen Einwohnern. (Vergleiche damit die Größe Deutschlands im 15. Jahrhundert!) Noch vor 1773 war es 13 600 Quadratmeilen groß und hatte über 12 Millionen Einwohner. — Einzelne Landesteile trennten sich schon frühe von Polen. Schlesien wurde schon vor 600 Jahren ein größtenteils deutsches und von Polen unabhängiges Land; nur in Oberschlesien erhielt sich noch die polnische Sprache, aber mit Polen hat Schlesien seit mehreren Jahrhunderten nichts mehr gemein. Ost- und West-preußen eroberte der (von polnischen Fürsten herbeigerufene) deutsche Ritterorden. Später eroberten die Polen Westpreußen wieder und machten auch Ostpreußen von sich abhängig, bis der Große Kurfürst das letztere Land als unabhängiges Eigentum erwarb. — 2.Wodurch wurde derverfall des mächtig en Reiches herbeigeführt? a) Seit alter Zeit gab es in Polen einen überaus zahlreichen und unter sich vollständig an Rang gleichen Adel (Schlachta), welcher für sich und für die Geistlichkeit immer größere Vorrechte erlangte. Die Bürger in den Städten wurden mehr und mehr bedrückt, die Bauern gerieten allmählich in die schlimmste Leibeigenschaft. So wenig achtete der Adlige den Bauern junb so sehe unterscheidet er sich noch heute auch äußerlich von ihm, daß man wohl annehmen darf, der Adel stamme von einem anderen Volke ab, das einst die ganze Masse des niederen Volkes sich unterwarf. Daher lebte das niedere Volk elend und stumpfsinnig dahin, und das Land wurde schlecht angebaut, b) Der Adel wählte den König. Heute wird fast überall so gewählt, daß die Mehrheit entscheidet und die Minderheit sich fügen muß. In Polen kam es dahin, daß Stimmeneinheit herrschen mußte; wenn ein einziger Adliger erklärte: „Ich will nicht", so konnte der König nicht gewählt werden, der Reichstag mußte vertagt und alle Beschlüsse des Reichstages mußten aufgehoben werden. Daher kam es zu vielen Streitigkeiten, zu Krieg und Totschlag zwischen den streitenden Parteien, c) Fast immer suchten Fürsten der einzelnen Landschaften die Herrschaft über das ganze Reich an sich zu reißen; viele ließen sich vom Auslande (Frankreich, Schweden, Österreich) bestechen. Der König verlor immer mehr an Macht und Einfluß und konnte dem Lande nicht helfen. Wann fand die erste Teilung Polens statt? 1773 versammelte sich ein polnischer Reichstag, der diese Teilung gut hieß. Welche Teile des Landes waren in besserem Zustande? Schon im 12. und 13. Jahrhundert kamen viele Deutsche nach Polen und bauten Städte und Dörfer. Die Fürsten und Könige verliehen ihnen viele Vorrechte, insbesondere blieben die Bürger von der Leibeigenschaft befreit. Daher wurden die Städte reich und mächtig. In der Zeit des Verfalls verloren die Städte viel von ihrer Freiheit und ihrem Wohlstände, aber sie waren immer noch weit besser ausgestattet, als die polnischen Städte, deren Bewohner von Abgaben und Dienstleistungen erdrückt wurden. (Eine sehr eingehende, urkundlich begründete Schilderung jener Verhältnisse bietet Max Behaim-Schwarzbach, „Der Netze- < distrikt in feinem Bestände zur Zeit der ersten Teilung Polens" in der „Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen (1892)." 3. Wie sahen die Dörfer aus? Warum lebte das Landvolk in so kümmerlichen Verhältnissen? (Größerer Fleiß hätte nichts genützt, denn seine Erträge sielen doch dem Grundherrn zu, überdies konnte an manchen Orten der Bauer

19. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 239

1894 - Breslau : Goerlich
- 415 - Ii 230 umfaßte 21000 Quadratmeilen mit über 35 Millionen Einwohnern. (Vergleiche damit die Größe Deutschlands im 15. Jahrhundert!) Noch vor 1773 war es 13 600 Quadratmeilen groß und hatte über 12 Millionen Einwohner. — Einzelne Landesteile trennten sich schon frühe von Polen. Schlesien wurde schon vor 600 Jahren eilt größtenteils deutsches und von Polen unabhängiges Land; nur in Oberschlesien erhielt sich noch die polnische Sprache, aber mit Polen hat Schlesien seit mehreren Jahrhunderten nichts mehr gemein. Ost. und West-preußen eroberte der (von polnischen Fürsten herbeigerufene) deutsche Ritterorden. Später eroberten die Polen Westpreußen wieder und machten auch Ostpreußen von sich abhängig, bis der Große Kurfürst das letztere Land als unabhängiges Eigentum erwarb. — 2. Wodurch wurde der Verfall des mächtigen Reiches herbeigeführt? a) Seit alter Zeit gab es in Polen einen überaus zahlreichen und unter sich vollständig an Rang gleichen Adel (Schlachta), welcher für sich und für die Geistlichkeit immer größere Vorrechte erlangte. Die Bürger in den Städten wurden mehr und mehr bedrückt, die Bauern gerieten allmählich in die schlimmste Leibeigenschaft. So wenig achtete der Adlige den Bauern und so sehr unterscheidet er sich noch Heute auch äußerlich von ihm, daß man wohl annehmen darf, der Adel stamme von einem anderen Volke ab, das einst die ganze Masse des niederen Volkes sich unterwarf. Daher lebte das niedere Volk elend und stumpfsinnig dahin, und das Land wurde schlecht angebaut, b) Der Adel wählte den König. Heute wird fast überall so gewählt, daß die Mehrheit entscheidet und die Minderheit sich fügen muß. In Polen kam es dahin, daß Stimmeneinheit herrschen mußte; wenn ein einziger Adliger erklärte: „Ich will nicht", so konnte der König nicht gewählt werden, der Reichstag mußte vertagt und alle Beschlüsse des Reichstages mußten aufgehoben werden. Daher kam es zu vielen Streitigkeiten, zu Krieg und Totschlag zwischen den streitenden Parteien, c) Fast immer suchten Fürsten der einzelnen Landschaften die Herrschaft über das ganze Reich an sich zu reißen; viele ließen sich vom Auslande (Frankreich, Schweden, Österreich) bestechen. Der König verlor immer mehr an Macht und Einfluß und konnte dem Lande nicht helfen. Wann fand die erste Teilung Polens statt? 1773 versammelte sich ein polnischer Reichstag, der diese Teilung gut hieß. Welche Teile des Landes waren in besserem Zustande? Schon im 12. und 13. Jahrhundert kamen viele Deutsche nach Polen und bauten Städte und Dörfer. Die Fürsten und Könige verliehen ihnen viele Vorrechte, insbesondere blieben die Bürger von der Leibeigenschaft befreit. Daher wurden die Städte reich und mächtig. In der Zeit des Verfalls verloren die Städte viel von ihrer Freiheit und ihrem Wohlstände, aber sie waren immer noch weit besser ausgestattet, als die polnischen Städte, deren Bewohner von Abgaben und Dienstleistungen erdrückt wurden. (Eine sehr eingehende, urkundlich begründete Schilderung jener Verhältnisse bietet Max Behaim-Schwarzbach, „Der Netzedistrikt in seinem Bestände zur Zeit der ersten Teilung Polens" in der „Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen (1892)." 3. Wie sahen die Dörfer ans? Warum lebte das Landvolk in so kümmerlichen Verhältnissen? (Größerer Fleiß hätte nichts genützt, denn seine Erträge fielen doch deut Grundherrn zu, überdies konnte an manchen Orten der Bauer

20. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 42

1905 - Halle : Gesenius
— 42 — und der Bromberger Kanal. An einer der Odermündungen legte Friedrich den Seehafen Swinemünde an. Nachdem er das Fürstentum Ostfriesland geerbt hatte, machte er dort Emden zum Freihafen; d. H. die hier einlaufenden Schiffe brauchten von ihren überseeischen Waren keinen Zoll zu bezahlen. Um den Handel über die See wieder zu beleben, gründete er die Seehandlungsgesellschaft zu Berlin, die heute noch besteht und viele Millionen ausleiht. Die Einführung der Zölle und Monopole. Die Einfuhrzölle auf solche ausländische Waren, die im Lande selbst hergestellt werden konnten, ließ der König bestehen, oder er verbot die Einfuhr jener Waren ganz. Umgekehrt verbot er auch die Ausfuhr von Rohstoffen, die im Lande verarbeitet werden konnten. Auch die Accise blieb bestehen. Den Handel mit Salz, Kaffee und Tabak ließ Friedrich von seiner Behörde betreiben. Man nennt das Monopol. Eine Kommission, die „Regie", überwachte die Einfuhr, besonders die von Kaffee und Tabak und stellte Kaufleute an, die allein den Verkauf besorgten. Die Begünstigung des Adels. Der König hals also Bürgern und Bauern tätig auf, besonders um die Steuerkraft des Landes zu erhöhen. Er sah strenge daraus, daß jeder Stand bei seiner Beschäftigung blieb. Der Bauer sollte Ackerbau, der Städter Handel treiben. Dem Adel allein waren die Ehrenstellen, d.h. Beamten- und Offizierposten vorbehalten. Durch den Krieg waren viele Adlige in Schulden geraten und mußten ihre Güter verkaufen. Da gründete der König Kreditbanken, die den Bedürftigen Geld gegen niedrige Zinsen vorschossen, so daß sie ihre Güter behalten und bewirtschaften konnten. Die Sorge für die Rechtspflege. Friedrich fand bei seiner Thronbesteigung die Rechtspflege nicht so geübt, wie sein Vater es gewollt hatte. Für Rechtsstreitigkeiten gab es in Berlin als höchstes Gericht das Kammergericht; sonst aber waren keine Richter wie heute angestellt. Die Amtmänner, welche die kleineren Kreise verwalteten, hatten die Rechtspflege gepachtet. Unter ihnen sprach auf den Dörfern der Dorfschulze Recht und übte die Polizei aus. Und da ging es oft sehr willkürlich zu. Nun wurde das anders. Friedrich ließ den Amtmännern nur die Verwaltung und setzte für die Rechtspflege besondere Richter ein, die das Recht und die Gesetze studiert hatten. Die mußten nun strengste Gerechtigkeit üben. Niemand durfte bevorzugt werden. Sogar der König wollte nicht mehr sein als ein anderer. Die Gesetze ließ er sammeln, ordnen und ein großes Gesetzbuch anlegen, das man das Allgemeine Land recht nannte. Die Erklärung der Religionsfreiheit und die Sorge für Bildung und Kunst. Auch gab der König in seinem Staate die Religion frei. In den übrigen Staaten waren die Andersgläubigen immer noch bloß geduldet; Friedrich aber sagte: „Jeder hat das Recht nach seiner Fayon (Weise) selig zu werden." Sehr viel hielt Friedrich von guter Schulbildung. Er erließ eine „Allgemeine Schulordnung für Landschulen". Danach sollten alle Kinder vom 5. bis 13. Jahre in die Schule gehen, im Winter täglich morgens und nachmittags (mit Ausnahme von Mittwoch und Samstag) je drei Stunden,