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1. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 320

1868 - München : Lindauer
320 Bayern unter Karl Theodor. Eifersucht eine Nebenlinie des Wittelsbachischen Hauses zu Ein- sprüchen gegen Oesterreich an. Da der nächste Erbe des Gesammt- hauses Wittelsbach, wenn Karl Theodor ohne legitime Kinder starb, der Herzog Karl August von Zweibrücken, sein sehr nahe liegendes Interesse, Bayern seiner Familie zu erhalten, aus Schwäche oder Furcht nicht wahren wollte, so bildete sich in München selbst (auf Betrieb des Hofraths von Lori, des Frei- herrn von Obermayer und des Sekretärs Andre, die später durch Karl Theodor aus München verwiesen wurden) eine starke Partei, an deren Spitze die Herzogin Maria Anna Char- lotte, Wittwe des kürzlich verstorbenen Herzogs Clemens Franz de Paula von einer Nebenlinie des bayerischen Hauses, stand und von Friedrichs Ii Agenten, dem Grafen Johann Eustach von Görtz, eifrig unterstützt und geleitet wurde. Friedrich Ii, der in seinem eigenen Interesse zuerst dem Kurfürsten Karl Theodor seine Unterstützung gegen Oesterreich angeboten, und dann, als dieser davon nicht Gebrauch machen wollte, den Herzog Karl August und die Herzogin Maria Anna Charlotte aufgefordert hatte, bei Preußen Hilfe gegen Oesterreich zu suchen, trat nun in der Eigenschaft eines Sachwalters auf. Außer der Eifersucht auf Oesterreichs gewaltige Machtentwickelung hatte den durch Krankheit morosen Preußenkönig eine intriguante Zuträgerei gegen den Kaiser sehr bitter gestimmt. „In Wien," wurde ihm hinterbracht, „habe man die Gicht, an welcher er im Jahre 1775 litt, für Wassersucht gehalten und der Leibarzt van Swieten sogar von der Nähe seines Todes als von einer gewissen Sache gesprochen." In seiner Verstimmung hierüber schenkte der miß- trauische Monarch dem weiteren Lügengewebe Glauben, „daß der kriegslustige Kaiser Joseph Ii Truppen nach Böhmen in Be- wegung gesetzt habe, um beim Eintritte des erwarteten Todes- falles durch Sachsen in Brandenburg einzufallen und dem Thron- folger Schlesien abzudringen." Jetzt war Friedrichs Ii Miß- trauen gegen den Kaiser zu der Höhe gestiegen, daß er sich in den Wahn verlor, Joseph Ii wolle sich aus seiner beschränkten Stellung als deutsches Reichsoberhaupt zu einer freieren empor- schwingen und gehe damit um, dem Kaiserthum seine vormalige Macht wieder zu verschaffen, sich in Deutschland so souverain

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1. Die mittlere und neue Welt - S. 200

1873 - München : Lindauer
200 unterzeichnete Karl Theodor den von seinem Gesandten in Wien mit Kaunitz abgeschlossenen Vertrag, worin die Ansprüche Österreichs auf Niederbaieru als giltig anerkannt wurden, aber statt dessen die Oberpfalz an Österreich abgetreten werden sollte. Indessen war Österreich hiermit keineswegs zufrieden, sondern forderte alle seit dem Tode Ludwigs des Baiern von dessen Nachfolgern erworbenen Güter unter dem Vorwande heraus, daß die Belehnung mit diesen Gütern nur den Wittelsbachern 8er Ludwigscheu Linie gegolten habe, daß sohin alle diese Herrschaften eröffnete Reich stehen seien, über welche das Kaiserhaus zu verfügen habe. Dazu kameu noch von anderen Seiten Forderungen, an die niemand gedacht hatte. Der Kurfürst Friedrich August Iii von Sachsen sprach die ganze Allodialverlassenschaft, d. i. alles erbbare Privatgut des Kurfürsten Max'iii an, weil seine Mutter, Maria Autonia, die einzige noch lebende Schwester Max Iii war. Die gleiche Forderung stellte Maria Theresia, weil sie ebenfalls von einer bairischen Prinzessin abstammte (von Maria Anna, einer Tochter Wilhelms V, die den Kaiser Ferdinand Ii zum Gemahl hatte). Der Herzog vou Mecklenburg endlich forderte die Landgrafschaft Leuchtenberg, auf die seinem Hause von Kaiser Maximilian I Anwartschaft gegeben worden sei. Das Haus Österreich hielt seine Forderung durch den von Karl Theodor unterzeichneten Vertrag für gesichert. Allein einerseits wollte sich das biedere B a i e r n v o l k nicht teilen lassen, andererseits „ suchte Friedrich Ii von Preußen die Vergrößerung Österreichs zu hintertreibet:, indem er dem Kurfürsten Karl Theodor feine Hilfe gegen Österreich anbot. Nachdem dieses Angebot abgelehnt worden war, veranlaßte Friedrich den mutmaßlichen Erben Karl Theodors, den Herzog Karl August vou Pfalz-Zweibrückeu, und die auf die Erhaltung Baierns eifrigst bedachte Herzogin, Maria Anna Charlotte/ Witwe des 1770 verstorbenen Herzogs Klemens Franz von einer Nebenlinie des bairischen Hauses, die Hilfe Preußeus gegen Österreich anzurufen. Als jnait in Wien ein Abmahnungsschreiben des „angerufenen Sachwalters" nicht beachtete, ließ Friedlich seine Truppeu in Böhmen einrücken (Juli 1778). Maria Theresia wollte den Krieg vermieden wissen und schickte deshalb ihren Minister Thu gut ohne Wissen ihres Sohnes an den König nach dem Kloster Braunau. Der alte Prenßen-köuig war zu Vergleichsvorschlägen geneigt, aber Kaiser Joseph und sein Minister Kaunitz beharrten ans einer Entscheidung durch die Waffen. Der Krieg begann im Winter 1778 in Oberschlesien, wurde aber,, als ein Heer der russischen Kaiserin Katharina Ii drohend an Österreichs Grenze erschien, vor einem entscheidenden Treffen in den ersten Tagen des März 1779 abgebrochen. Der Volkswitz nannte diesen Krieg den „bairischen Rummel" oder anch den

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 325

1906 - München : Oldenbourg
60. Herzogin Maria Anna von Bayern. 325 bacher in einer neuen Hausunion Maria Theresia zu trotzen. Obwohl durch den Tod ihres Gemahls (f 6. August 1770) vereinsamt, war Maria Anna unablässig tätig die sich entgegenstehenden Interessen der einzelnen Wittelsbacher Zn versöhnen und in den bedeutsamen Verträgen von 1766, 1771 und 1774 den österreichischen Prätensionen ein rechtliches Fundament entgegenzusetzen, das für die Erhaltung Bayerns als Einheit nicht zu unterschätzen ist. Noch war Max Joseph am Leben, da beabsichtigte die Herzogin persönlich dem großen König ihre Huldiguug darzubringen und ihn um seinen Schutz und die Garantie der Erbverträge anzugehen; aber ihre Gesundheit erlaubte die weite Reise im ich Berlin nicht. Max Iii. starb und sein Nachsolger Karl Theodor war bereit in dem Vertrage vom 3. Januar 1778 die österreichischen Ansprüche zum Teil anzuerkennen. Friedrich sandte jedoch den Grafen Eustachius von Görtz nach München und dieser hatte im Hause der Herzogin, in der Herzog-Maxburg, wo in ihrem Arbeitszimmer das Bild des Preußenkönigs hing, mit den Ministern des Herzogs Karl, Hofenfels und Esebeck, geheime Konferenzen. Die Beschlüsse, die damals auf Betreiben der Herzogin gefaßt wurden, führten zur Einmischung Friedrichs in die bayerische Angelegenheit und so wurde der Bayerische Erbfolgekrieg ohue Teilnahme des bayerischen Militärs zwifchen Österreich und Preußen geführt. Mit bewunderungswürdiger Klarheit überblickte die Prinzessin die ganze Situation, wußte sie alle ihre Pläne den Gegnern verborgen zu halten. Die Briefe, die sie mit ihrem „Freund" Friedrich und seinen vertrauten Räten wechselte, verraten eine glühende Vaterlandsliebe und eine männliche Energie. Zeigt auch ihr Bild aus dieser Zeit beinahe männliche Züge, so blieb sie doch Frau insofern, als sie Gefühlspolitik trieb, die Friedrich selber fremd war. „Ach, gnädigste Frau," schreibt ihr der König am 13. Februar 1778, „warum sind Sie nicht Kurfürst? Wir würden dann die schimpflichen Ereignisse nicht haben eintreten sehen, über die jeder gute Deutsche bis in den Grund seines Herzens erröten muß. Wenigstens wird es Bayern E. Dlt. verdanken, daß das Übel so viel als möglich beseitigt worden ist. . . In welcher Entfernung ich mich von E. Dlt. befinden mag, stets bin ich einer von Ihren Bewunderern gewesen. Ich habe Ihnen von weitem Beifall gewinkt, wie die Christen die Engel feiern, deren Wunder sie verkündigen, die sie aber niemals erblicken." „Wenn ich Kurfürst wäre . . . hätten Sie in mir einen sehr treuen Buudesgenossen, der für die Interessen E. M. kämpfen würde", antwortet darauf Maria Anna; „aber leider bin ich nur eine Frau— — —" „Es wäre schön, eine alternde Pallas an der Spitze der Bayern zu sehen," gesteht sie dem Grafen Görtz. „Ich möchte die Geister meiner Ahnen herbeirufen um das Vaterland zu retten, so empört fühle ich mich; es gibt selbst Augenblicke, wo ich ehrgeizig genug bin um Wünsche zu hegen und zu bedauern, daß ich nicht Kurfürst bin." Am 8. März scherzt der König: „Wenn wir Erfolg haben, werde ich ihn dem Verdienst der heiligen Clementine

3. Abriß der bairischen Geschichte - S. 68

1882 - Heidelberg : Winter
68 Kap. 15. § 102. Kurf. Karl Theodor. Kap. 16. § 103. Kurpfalz-Baiern. beste Theater und Orchester in Deutschland. Mannheim nannte damals Lessing „eine Vorschule der Kunst für Künstler". Bereits hatte Karl Theodor 35 Jahre lang die Pfalz regiert, als ihn der Tod des bairischen Kurfürsten Maximilian Iii Joseph zur Nachfolge in Baiern berief und nun Baiern und Pfalz nach 448jähriger Trennung wieder vereinigt wurden. Kap. 16. Kurpfalzbaiern bis zum Tode Karl Theodors. (103.) So ruhmvoll und glücklich Karl Theodor über die Pfalz geherrscht und seinen Pfcilzern alles recht gemacht hatte, die darum auch gegen sein anstößiges häusliches Leben Nachsicht übten, so wenig Glück und Zufriedenheit genoß und verbreitete er in Baiern. Denn eben, als er am 3. Januar 1778 in München seinen Einzug hielt, rückten österreichische Heere in Niederbaiern-Straubing und in einen Teil der Oberpfalz ein, um diese Lande sür das Erzhaus Österreich zu besetzen. Karl Theodor hatte nämlich schon vorher in geheimen Unterhandlungen mit Kaiser Joseph Ii die Ansprüche desselben an diese bairischen Landesteile anerkannt, ohne genau erwogen zu haben, daß sie völlig nichtig waren. Ohnedies hatte Karl Theodor, da er von seiner Gemahlin keine Nachkommen bekam, an Baiern kein Interesse; vielmehr war er dem österreichischen Hause, von welchem er sich Versorgung seiner natürlichen Nachkommenschaft versprach, geneigter als den beiden noch übrigen pfälzischen Verwandten, den Herzogen Karl und Max Joseph von Zweibrücken, die seine Erben waren. Daher wandten sich diese in Vereinigung mit der Herzogin Maria Anna (der Witwe des Herzogs Clemens und Schwägerin Karl Theodors s. § 102), welche sich diese drohende Zerstücklung Baierns tief zu Herzen nahm, an Friedrich den Großen, der, Österreichs Vergrößerungsabsichten durchschauend, sogleich dem Kurfürsten Karl Theodor seine Unterstützung gegen Österreich und, da dieser nicht darauf einging, dem Herzog Karl von Zweibrücken anbot. Dieser protestierte sodann auf dem Reichstag zu Regensburg gegen den von Karl Theodor mit Österreich geschlossenen Vertrag. Anderseits forderte Friedrich der Große den Kaiser Joseph Ii zum Ausgeben seiner Ansprüche auf und ließ auf erhaltene abschlägige Antwort im Einverständnis mit Sachsen preußische Truppen in Böhmen einrücken. Auch Joseph rüstete; doch Maria Theresia wünschte einen Krieg zu vermeiden und machte Vergleichsvorschläge. Da aber auch ihre Forderungen noch zu hoch gespannt waren, so nahm auch die russische Kaiserin Katharina Ii eine drohende Stellung gegen Österreich. Jetzt trug Maria Theresia darauf an, daß Frankreich und Rußland das Vermittlungsgeschäft übernehmen möchten, und so kam in kurzer Zeit 1779 der Friede von Teschen (in Oberschlesien) zu Stande, in dem Österreich allen seinen Ansprüchen entsagte. Zugleich wurde von Seiten der Friedensteilnehmer und nachher auch durch den Reichstag nicht nur die wittelsbachische Erbfolge anerkannt, sondern auch die Anwartschaft auf den Besitz von Kurpfalzbaiern zunächst der Zweibrücker Linie und nach dieser der Birkenfelder Linie zugesprochen. Dafür wurde dem österreichischen Hause das Jnnviertel überlassen, d. H. das 411/i O.-M. große, 139000 Ein-

4. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 94

1889 - München : Lindauer
94 d- i. alles erbbare Privatgut des Kurfrsten Max Iii an, weil seine Mutter, Maria Antonia, die einzige noch lebende Schwester Max Iii war. Die gleiche Forderung stellte Maria Thersia, weil sie ebenfalls von einer bayerischen Prinzessin abstammte (von Maria Anna, einer Tochter Wilhelms V, die den Kaiser Ferdinand Ii zum Gemahl gehabt hatte)! Der Herzog von Mecklenburg endlich forderte die Landgrafschaft Leuchten berg, auf die feinem Hanfe vom Kaiser Maximilian I Anwartschaft gegeben worden sei. Das Haus Osterreich hielt seine Forderung durch den von Karl Theodor unterzeichneten Vertrag fr gesichert. Allein einerseits wollte sich das biedere Bayernvolk nicht teilen lassen, anderseits suchte Friedrich Ii von Preußen die Vergrerung sterreichs zu hintertreiben, indem er dem Kurfrsten Karl Theodor feine Hilfe gegen sterreich anbot. Nachdem dieses Angebot abgelehnt worden war, ver-anlate Friedrich den mutmalichen Erben Karl Theodors, den Herzog Karl August von Psalz-Zweibrcken, und die aus die Erhaltung Bayerns eifrigst bedachte Herzogin Maria Anna Charlotte, Witwe des 1770 verstorbenen Herzogs Klemens Franz von einer Nebenlinie des bayerischen Hauses, die Hilfe Preuens gegen sterreich anzurufen. Z>er bayerische Krfolgekrieg 17781779. Als man in Wien ein Abmahnungsschreiben des ange-rusenen Sachverwalters" nicht beachtete, lie Friedrich im Juli 1778 seilte Truppen in Bhmen einrcken. Maria Theresia wollte den Krieg vermieden wissen und schickte deshalb ihren Minister Thugut ohne Wissen ihres Sohnes an den König nach dem Kloster Braunau. Der alte Preuenknig war zu Vergleichsvorschlgen geneigt, aber Kaiser Joseph Ii und sein Minister Kaunitz beharrten auf einer Entscheidung durch die Waffen. Der Krieg begann im Winter 1778 in Oberschlesien, wurde aber, als ein Heer der russischen Kaiserin Katharina Ii drohend an sterreichs Grenze erschien, vor einem entscheidenden Treffen in den ersten Tagen des Mrz 1779 abgebrochen. Der Volkswitz nannte diesen Krieg den bayerischen Rummel" oder auch

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 320

1906 - München : Oldenbourg
320 60. Herzogin Maria Anna von Bayern. Dieser Aufgabe ist vor mehr als 100 Jahren eine bayerische Fürstin in geradezu einzigartiger Weise gerecht geworden, indem [sie mehr als ein halbes Jahrhundert unermüdlich für das Wohl Bayerns, für das Aufblühen Deutschlands unter Preußens Führung tätig war und sich den Ruhm erwarb eine erste Borkämpferin des Gedankens gewesen zu sein, der uns Deutsche seit 1870 mit gerechtem Stolze erfüllt; ihrer Tatkraft verdankt Bayern ferne Existenz. Herzogin Maria Anna Jofepha Charlotte von Bayern, der so große Aufgaben zu erfüllen vorbehalten waren, wurde geboren zu Schwetzingen am 22. Juni 1722 als zweite Tochter des Pfalzgrafen Joseph Karl Emannel von Sulzbach und feiner Gattin Elisabeth Auguste von Neuburg. Nach dem frühen Tode ihrer Eltern kam die Siebenjährige mit ihrer älteren Schwester an den Hof des Kurfürsten Karl Philipp von der Pfalz nach Mannheim. Hier fand am 17. Januar 1742 eine Doppelhochzeit statt. Maria Annas ältere Schwester Elisabeth Angusta vermählte sich mit dem Herzog Karl Theodor von Snlzbach, ihrem Better, dem späteren Kurfürsten von Kurpfalz und (seit 1777) auch von Bayern; Maria Anna selbst folgte dem Herzog Klemens Franz von Paula, dem Sohne des Herzogs Ferdinand Maria von Bayern, nach München. Eine dritte Schwester, Maria Franziska Dorothea, wurde durch ihre Ehe mit Friedrich Michael von Zweibrücken (1746) die Mutter unseres ersten Königs Maximilian Joseph. Als Maria Anna nach München kam, war eben Kurfürst Karl Albert in Frankfurt zum Kaiser gekrönt worden als Karl Vii.; er sollte feine Residenz erst wieder als ein Sterbender betreten; auch die junge Herzogin Klemens mußte mit ihrem Gemahl nach Augsburg flüchten und erst nach dem Frieden von Füssen schienen für sie die Tage der Ruhe und des Glückes wiederzukehren. Bei den Hoffestlichkeiten war die Dreiundzwanzigjährige wegen ihres leichten, rheinischen Blutes und ihres Frohsinns gern gesehen; der Kurfürst selbst, der erst 1747 eine sächsische Prinzessin heiratete, fand viel Gefallen an ihr. Ihre Briefe, besonders an ihren „eher Papa“ Herzog Christian von Zweibrücken, schäumen oft über von jugendlichem Übermut; ihr geistreicher Spott wirkt manchmal sehr fcharf. An englischen Hunden und schnellen Pferden, aber auch an französischen Komödien und italienischen Opern, an Maskeraden und Mummereien fand sie ihre helle Freude; ein Bild in Schleißheim stellt sie dar mit einer Larve in der Hand. Ihr Gemahl war selbst ein vortrefflicher Sänger und unterhielt eine ausgezeichnete Hofmusik, die sich bei festlichen Gelegenheiten hören ließ. Er befaß eine erlesene Gemäldesammlung und eine stattliche Bibliothek; gerne verkehrte er mit Gelehrten und Künstlern. Sein Sekretär war der spätere Hofbibliothekar Andreas v. Defele, der vor der Gründung der Akademie vielleicht der gelehrteste Mann in München war. Auch Johann Georg v. Lori, der um die Gründung dieses wissenschaftlichen Instituts in München sich besonders verdient machte, und

6. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 307

1868 - München : Lindauer
307 Bayern unter Maximilian Iii Joseph. Truppen in die Oberpfalz den Bewohnern dieses Gebietes geschlagen hatte. Nach dem kinderlosen Hinsterben des Herzogs Clemens Franz de Paula (j-6. August 1770), Geschwister- kindes Mar Iii, erbte dieser des Erblassers Güter in Böhmen, darunter die Besitzung Reichstadt, welche dem Herzog Clemens von seiner Großmutter mütterlicher Seits, Anna Maria, Prin- zessin von Sachsen-Lauenburg, angefallen waren (Mar Iii ver- machte diese Güter bei seinem Tode dem Herzoge Karl von Zweibrücken, von dem sie an seinen Bruder Mar Joseph und später an Oesterreich übergingen und dem Sohne des Kaisers Napoleon den Titel eines „Herzogs von Reichstädt" gaben). Da Maxiiivon seiner Gemahlin Maria Anna Sophie keine Kinder erhalten und alle Kinder des Herzogs Clemens Franz de Paula vor ihrem Vater gestorben waren, so er- neuerte Max Iii zur Verhütung eines bayerischen Erbfolgestreites mit den pfälzischen Wittelsbachern (1766, 1771 und 1774) die schon längst bestehenden Verträge bezüglich deren Nachfolge im Kurfürstenthum Bayern, setzte aber dabei ausdrücklich in einer Klausel fest, daß München die Haupt- und Nest; denzstadt der gesammten Wittelsbachischen Erblande sein solle und daß in derselben der jeweilige Kurfürst seinen Hof zu halten habe. Großen Antheil an der Erneuerung dieser Verträge hatte die Herzogin Maria Anna Charlotte, des Herzogs Clemens Franz de Paula Wittwe, eine Tochter des Psalzgrafen Joseph Karl von Pfalz-Sulzbach, deren Schwester Elisabeth Auguste an den Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz-Sulzbach vermählt war. Die Verhandlungen mit Karl Theodor von der Pfalz über die Erbfolge in Bayern waren noch in vollem Gange, da erkrankte plötzlich der Kurfürst Maximilian Iii Joseph. Der Leibarzt Sänftel hielt dafür, daß der Kurfürst von den Rötheln (Masern) befallen sei, während andere Aerzte erklärten, daß er an den Kinderpocken darniederliege. Die Meinung der Letzteren fand bald ihre Bestätigung. Die Lage des Kranken wurde täglich mißlicher und nach drei leidensvollen Wochen ver- schied der Kurfürst am 30. Dezember 1777 im 51. Jahre seines Lebens. (Die drei Siebner, 1727 Geburts-, 1747 Vermählungs- und 1777 Todesjahr.) Der am Sterbebette anwesende Kanzler 20*

7. Grundriß der Weltgeschichte - S. 258

1885 - Nürnberg : Korn
253 Bayrische Geschichte. " 1777 und Wissenschaften, aber auch eines glänzenden Hoslebens nach bis sranzösischem Muster. Wie während seiner Regierung ut Mann-1799 heim so war er nun auch in München bestrebt, durch mancherlei Karltheo-r^ibckmäßiae Anordnungen für das Wohl des Landes zu Jorgen, dor in Gewerbfleiß und Handel, Wissenschaften und Künste zu fordern (Trockenlegung des Donaumooses bei Neuburg; Anl^nng dev ' englischen Gartens in München durch den Amerikaner Thomson V0n Rumsord). , . „ r r-, 2. Schon vor seinem Regierungsantritt m Bayern ließ sich Karl Theodor, der keine erbberechtigten Kinder hatte von Kaiser Joseph Ii. bestimmen, Niederbayern und die Oberpfalz an Österreich abzutreten. Auf Anregen der edlen Herzogin Anna, Witwe des bayrischen Herzogs Klemens, emes Enkels ^von Max _• Emannel, protestierten die erbberechtigten Pfalzgrafen von Zwei-brücken-Birkenfeld gegen diese Abtretung; Komg Friedrich Ii. der Große unterstützte ihren Protest, indem -er em Heer m Böhmen einmarschieren ließ. Es kam in diesem „6afrischen r * solaekriea" (1778-1779 zu keiner Schlacht, ^m Frieden In T eschen in Schlesien (1779) erhielt Bayern sein Land zurück mit Ausnahme des Juuviertels und Braunau. Ebenso vereitelte Friedrich Ii. durch den deutschen Furstenbund emen spateren Plan Karl Theodors und Josephs Ii., Niederbayern gegen die österreichischen Niederlande einzutauschen (178o) 3. Diese Pläne Karl Theodors, sein Argwohn und die barte Behandlung, über welche oft die neuen Unterthanen zu klagen hatten, wahren nicht geeignet, ihm die Liebe derselben zu erwerben, zumal in einer Zeit, wo ohnehin alle Gemüter durch die französischen Revolutionskriege erregt waren. — Die Franzosen besetzten die Pfalz (1792), französische Heere und^our-dau drangen nach Franken und in die Oberpfalz, unter Moiecn bis nach München vor (1798), bis sie Erzherzog Karl zum Ruck-rna nötigte. Im Frieden zu Campo Forniio (1797) wurde das ganze linke Rheinufer an Frankreich übti lassen. 3 ^ Jahre darnach starb Karl Theodor (1799) Kurpfalz-Bayern fiel nun an Maximilian Joseph °us ^er Linie Zweibruckei-Birkenfeld, welche ebenso wie die Lime Sulzbach von Lols-gang, dem Herzog von Zweibrücken-Neuburg stammt 9 4. Kurfürst Maximilian Iv. Joseph, ^99-^806(1825) *na am 12. Man 1799, von den Bayern freudig begrüßt, m München ein. Bald gewann er sich durch Herzensgute die Liebe seiner Unterthanen. Noch aber hatte dcü^ «and Kriegen mit Frankreich., viel zu leiden; denn anfangs stand Max Joseph ans der Seite Österreichs. Wieder drangen die Franzosen in Bayern ein; bei Hohenlinden (3. Dezember 180 )

8. Geschichte der Neuzeit - S. 75

1902 - München [u.a.] : Franz
Der deutsche Fürstenbund und Friedrichs Tod. — Joseph Ii. 75 Beim Tode Max Josephs herrschte dort die Linie Sulzbach, deren Haupt Karl Theodor Bayern erbte und so mit diesem die Pfalz wieder vereinigte. Aber Karl Theodor (1777—1779) hatte keine Neigung zu dem gewonnenen Lande. Prachtliebend und verschwenderisch, war er bereit, Stücke seiues bayerischen Erbes (Nieder- Österreichs bayern und Oberpfalz) gegen andere Vorteile an Österreich abzutreten. Wne auf Der nächstberechtigte Zweig des wittelsbachischen Hauses, die Linie Bayern. Zweibrückeu-Birkeufeld, vertreten durch die Brüder Karl August Zweibrücker und Max Joseph, sah deshalb mit Recht durch Karl Theodors Linie. Plaue ihre Aussichten wie die des ganzen wittelsbachischen Hauses geschmälert. Friedrich d. Gr. trat aus die Seite des Psalzgrafeu Karl August vou Zweibrückeu und ließ 1778 sein Heer in Böhmen einmarschieren. Auch Joseph Ii. begab sich zu den dort stehenden Bayerischer österreichischen Truppen, und beide Gegner beobachteten sich einige Erbfolgekrieg Monate nnter kleinen Scharmützeln. Aber weder Friedrich 17<8—1779- noch die alternde Maria Theresia waren zum Kriege geneigt; so verständigte man sich 1779 leicht zu dem Frieden von Tescheu. Friede von £ sterreich begnügte sich mit der Erwerbung des sog. Jnnviertels, Tescheu 1779. während das übrige Bayern dem wittelsbachischen Hause verblieb. Ter deutsche Fürstenbund und Friedrichs Tod. Noch einmal versuchte Kaiser Joseph Ii. uctch dem Tode Zweiter seiner Mutter, Bayern zu gewinnen, und abermals fand er ^Anschlag den Kürfürsten Karl Theodor für seine Pläne geneigt. Aber Bayern wiederum widersetzte sich der Psalzgras von Zw ei brücken, 'c c L und Friedrich d. Gr. schloß 1785 mit den einflußreichsten deutschen Staaten den sog. „deutschen Fürstenbund" zur Erhaltung Der denische des Besitzstandes im Reiche, worauf Joseph Ii. seine Pläne Fürstenbund aus Bayern fallen ließ. 118,)" Im Jahre 1786 starb Friedrich d. Gr. und hinterließ den preußischen Staat seinem Neffen Friedrich Wilhelm Ii. Friedrichd.er. 1786 — 1797. t 1<36. Joseph Ii-, Leopold Ii. und Franz Ii. In Österreich hatte Maria Theresia während ihrer vierzig- Mar. Theresia jährigen Regierung (1740 — 1780) mit landesmütterlicher Fürsorge 1740—17^0, wichtige Reformen eingeführt. Das Heerwesen ward umgebildet, der Bauernstand vor Übergriffen der adeligen Gutsherrn möglichst sicher gestellt, die Folter 1776 abgeschafft und die Finanzwirtschaft gebessert, indem die Steuerfreiheit des Klerus tatsächlich, die des Adels dem Grundsatz nach beseitigt wurde.

9. Die neue Zeit - S. 178

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
178 Bayern unter den Kurfrsten. Fürst seinem Lande entrissen werden. Am Ausgang des Jahres 1777 erkrankte er an den Blattern: durch verkehrte rztliche Behandlung wurde die Krankheit tdlich. Mit rhrenden Worten nahm der Sterbende Abschied von seiner Gemahlin und seinem Lande: Lebe wohl, liebe Anna, lebe wohl, mein teures Bayer-land, und ihr, meine lieben Unterthanen, betet fr mich; auch ich will ferner euch Segen bei Gott erflehen!" Am 30. Dezember verschied er. Wie eine Familie beim Tode des Vaters, so trauerte das bayerische Volk am Sarge dieses Fürsten, \f Mit ihm erlosch,nm450m^gerlerrschaft^der direkte Wans-stamm Ludwigs des Bayern. 5. Karl Theodor. Maximilian Iv. Joseph. Karfrst Rarl_meodor l???:?qq. (Leits. 32 Abs. 2., 35.) Karl Theodor stammte aus der Wittelsbachischen Linie ffifalz -Sulzbach und hatte 1743 nach dem Aussterben der Neuburger Linie die Pfalz geerbt. ' Mit dem Tode des Kur-frsten Max Joseph fiel ihm auch Bayern zu. So waren beide Lnder nach langer Trennung wieder geeinigt. Karl Theodor war ein Fürst von Talent und vielseitiger Bildung, dabei ein echter Sohn der Pfalz. Hier hatte er sich nach seinen Neigungen eingerichtet, prchtige Wohnsitze geschaffen und eines glnzenden und vergnglichen Hoflebens gefreut. Jetzt sollte er aus den rebumkrnzten Rheinlanden in das rauhere Bayern bersiedeln. Dies war ganz gegen seinen Wunsch und verstimmte ihn gegen dieses Land. Deshalb lie er sich von dem Kaiser Joseph leicht dafr gewinnen, einen groen Teil von Bayern an Osterreich abzutreten. Das widersprach aber den noch im Jahre 1771 zwischen Karl Theodor und Max Joseph erneuerten Vertrgen. Die edle und willensstarke Maria Anna, Witwe des Herzogs Clemens von Bayern, und der Herzog Karl August von Zw ei brcken als nchste Seitenverwandte Karl Theodors protestierten, von Friedrich dem Groen lebhaft untersttzt, mutig gegen jede Zerstckelung Bayerns. Alg Josepb nicht nachgab , kam es zum bayrischen Erfolgekrieg. Dieser Krieg verlief gottlob unblutig und endete schon 1779 mit dem Frieden zu Teschen, durch welchen Bayern nur das Junviertel an sterreichs verlor. Als Kaiser Joseph spter, abermals im Ein-Verstndnis mit Karl Theodor, einen wiederholten Anlauf zur Gewinnung Bayerns machte, stiftete Fiedrich der Groe, um der Begehrlichkeit des Hauses Habsburg ein fr allemal einen Damm zu fetzen, 1785 den gegen sterreich gerichteten deutschen Frstenbund. Hatte der preuische König dabei ohne Zweifel auch seine eigenen Vorteile im Auge, so bleibt es doch Thatsache, da wesentlich durch ihn zweimal die Zerreiung Bayerns ver-

10. Neuere Zeit vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 70

1899 - München [u.a.] : Oldenbourg
70 91. Die Frage der bayer. Erbfolge u. die Regierungszeit Karl Theodors. ansprche aus dem Jahre 1426) als auch einen Teil der Oberpfalz (unter dem Vorwand einer angeblichen Erledigung ehemaliger bhmischer Lehen) durch sterreichische Truppen besetzen, noch Mitte Januar 1778. Dagegen legte aber der mutmaliche Erbe Karl Theodors^ der Herzog Karl August von Zweibrcken/Protest beim Regensburger Reichstag ein. Zu diesem Schritte war derselbe auch vou Friedrich dem Groen und von patriotisch gesinnten Persnlichkeiten aus dem Kreise des verstorbenen Kurfrsten (namentlich von der Herzogin Maria Anna, d^r" Witwe eines Bruder-sohnes Karl Ulberts) aufgemuntert worden. Daraufhin lie ^Friedrich der Groe, wie immer schnell zur Hand, wo es galt, Osterreich in Schach zu halten, seine Truppen in Bhmen und Schlesien einmarschieren. Doch Maria Theresia leitete ohne Vorwissen ihres Sohnes Unterhandlungen ein. Bevor es zu entscheidenden Waffenthaten gekommen, wurde der Krieg, von den Soldaten spottweise Kartoffelkrieg" geheien, durch den Frieden von Teschen (in sterreichisch-Schlesien) 1779 beigelegt: sterreich gab die besetzten bayerischen Gebiete zurck mit Ausnahme des Jnnviertels (eines Landstriches auf dein rechten Jnnnfer mit den Orten Braunau, Schrding und Ried); die Ansprche der schsischen Kurfrstin-Witwe Antonia Maria auf das Privatgut Maximilians Iii., ihres Bruders, wurden durch eine Entschdigung von vier Millionen Thaler beglichen; Preußen erhielt die Erbfolge in Ansbach-Bayreuth, die Zweibrcker Linie aber die Nachfolge in Bayern zugesprochen. 4. 3>er Deutsche Arkeuvuud 1785. Kaiser Joseph Ii , der wie Joseph I. sich die Strkung des Deutschtums in seinen sterreichischen Landen als vornehmstes Regierungsziel geseht hatte, wollte seinen Lieblingsplan, Deutsch-sterreich durch den Anschlu Bayerns zu vergrern und dadurch wieder zur herrschenden Vormacht zu erheben, doch noch durchsetzen. Er begann mit Karl Theodor insgeheim erneute Unterhandlungen, um ihn zu einem Gebietsaustausch zu gewinnen: g^egen Ab-tretung Bayerns sollte Karl Theodor zu seinen rheinischen Lndern (Pfalz und Jlich-Berg) die sterreichischen Nieder-lande unter dem Titel eines Knigs vonbur^und erhalten. Schon schien Karl Theodor fr den Tausch gewonnen; aber Friedrich der Groe, durch Karl von Zweibrcken angerufen, trat als Fhrer des Frstenbundes", den er aus nord- und westdeutschen Fürsten gebildet, den kaiserlichen Plnen entgegen und rettete damit zugleich die Selbstndigkeit Bayerns zum zweitenmal. 5. Kart Ueodors fernere Kegiernng in Knrpfalz Wayern bis 1799. Die politische Stellungnahme des Kurfrsten und seine Vorliebe fr die pflzischen Stammgenossen haben das Bayernvolk nickt in der Treue gegen den Landesherrn beirrt, aber doch eine Art Mistimmung genhrt. Indes hat sich Karl Theodor, ein Gnner der Knste und Liebhaber eines anmutigen Hoflebens, nennenswerte

11. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 333

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Anhang. 333 Tiefebene, war bis zum Jahre 1623 ein Herzogtum, von 1623 bis 1806 ein Kurfürstentum und ist seit 1806 ein Königreich. 1180 erhielt Otto von Wittelsbach von dem Kaiser Friedrich I. das Herzogtum Bayern zwischen Alpen und Donau (Residenz seit 1255 München). 1214 bekam Herzog Ludwig I. von dem Kaiser Friedrich Ii. die Psalzgrasschast bei Rhein (Residenz Heidelberg)1. 1329 Bayern und Pfalz getrennt bis 1777. 1597—1651 Maximilian I., Bayerns Großer Kurfürst, das Haupt der Liga; er erwarb 1623 die Kurwürde2 und 1628 die Oberpfalz (Amberg). 1741—1745 Teilnahme Bayerns am Österreichischen Erbfolgekrieg. Karl Albert macht Ansprüche auf Teile Österreichs und will Bayern zu einer europäischen Großmacht erheben, als Karl Vii. Kaiser 1742—1745. 1743 läßt sich Maria Theresia in München huldigen. 1745 Maximilian Iii. Joseph, „der Vielgeliebte", gibt die Großmachtspläne aus und schließt mit Maria Theresia Frieden. 1777 Aussterben der bayrischen Wittelsbacher im Mannesstamme. Bayern und die Rheinpfalz unter Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach vereinigt. 1778—1779 Der Bayrische Erbfolgekrieg. Friedrich Ii. von Preußen schützt Bayern gegen die Einverleibung durch Österreich; doch muß das Jnn-viertel abgetreten werden (Friede zu Teschen 1779). 1799—1825 Maximilian Iv. Joseph von Psalz-Zweibrücken, „Vater Max", erhält 1803 für die Abtretung der pfälzischen Lande die fränkischen 1 Das pfälzische Haus teilte sich wieder in mehrere Linien (Simmern, Neuburg, Sulzbach, Zweibrücken), die der Reihe nach zur Kurwürde gelangten. Diese war anfangs zwischen der Pfalz und Bayern streitig, bis die Goldene Bulle sie der pfälzischen Linie der Wittelsbacher zuerkannte. 2 Die Wittelsbacher als Kurfürsten und Könige von Bayern. 1. Die Kurfürsten (seit 1623). Maximilian I. I Ferdinand Maximilian Ii. Emanuel Karl Albert, als Kaiser Karl Vii. Maximilian Iii? Joseph, f 1777. Nach seinem Tode Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, Kurfürst von der Pfalz und von Bayern, Herzog von Jülich und Berg, + 1799 kinderlos. 2. Sie Könige (seit 1806). Maximilian I. von Psalz-Zweibrücken, (von 1799—1806 als Maximilian Iv. Joseph Kursürst) I Ludwig I. Maximilian Ii. Luitpold, t 1886 geisteskrank Ludwig, Thronfolger.

12. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 450

1880 - Heidelberg : Winter
450 Kap. 44. § 271. Bair. Erbfolgekrieg. Friede v. Teschen. Tod Maria Theresias. wo eben mit dem Kurfürsten Maximilian Iii Joseph, welcher keine Kinder, Brüder und Seitenverwandte hatte, der wittelsbachische Mannesstamm jüngerer Linie ausgestorben war, und aus der ältern Linie im Jahre 1777 der Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz vermöge des Lehn-rechts und eines schon im Jahre 1774 mit Maximilian Joseph geschlossenen Erbfolgevertrags die Regierung von Baiern angetreten hatte. Joseph machte Ansprüche auf Niederbaiern, auf die ehemaligen böhmischen Lehen in der Oberpfalz und das im Schwäbischen gelegene Fürstentum Mindelheim, was zusammengenommen die Hälfte von Baiern ausmachte. Da Karl Theodor große Vorliebe für die Pfalz, insbesondere für Mannheim, und kein Herz für Baiern und ohnedies keine erbfähige Nachkommenschaft hatte, so beredete ihn Joseph, der ihm allerhand persönliche Zusicherungen machte, leicht, jene Landesteile an Österreich abzutreten, und ließ sie rasch durch seine Truppen besetzen. Dieses Verfahren erschreckte alle Reichssürsten, und die mutige Herzogin Maria Anna (Witwe des verstorbenen Herzogs Clemens, eines ohne Erben verstorbenen Brudersohnes Kaiser Karls Vii) forderte Karl Theodors nächsten Lehenserben, den Herzog Karl von Pfalz-Zweibrücken, der sich schon darein hatte ergeben wollen, auf, seine Rechte zu wahren und Friedrich den Großen um Schutz anzugehen. Da Joseph den schriftlichen Vorstellungen Friedrichs kein Gehör gab und sich gegen vermittelnde Schritte seiner Mutter Maria Theresia unbedingt erklärte, so unterstützte Friedrich Ii in Verbindung mit Sachsen (dessen Kurfürst, der noch unmündige Friedrich August Iii, ein Sohn der Schwester Maximilian Josephs, Ansprüche auf die Allodialerbschaft machte) die mit Josephs Plänen unzufriedenen Baiern im bairischen Erbfolgekriege, indem er zwei preußische Heere in Böhmen und Schlesien einrücken und dem österreichischen Heere gegenüber in der Grafschaft Glatz eine feste Stellung nehmen ließ. Bald aber kam es ohne Schlacht durch eine heimliche Unterhandlung Maria Theresias mit Friedrich und durch eine drohende Erklärung Rußlands gegen Joseph den 13. Mai 1779 zum frieden von Teschen, der dem pfälzischen Hanse Baiern, dem österreichischen Hause aber das Jnnviertel (zwischen dem Inn, der Salzach und der Donau) mit der Hauptstadt Braunau, und dem preußischen Hause die Erbfolge in den Markgrafschaften Ansbach und Baireuth zusprach. Das Jnnviertel enthielt 41^/4 Quadratmeilen mit 139,000 Einwohnern. Mindelheim blieb bei der Pfalz, die ehemaligen böhmischen Lehen bei Baiern. Sachsen bekam 6 Millionen Gulden und die lehensherrlichen Ansprüche auf fünf kleine Herrschaften. Den König Friedrich kostete dieser kurze Krieg, durch den er die Vergrößerung Österreichs verhinderte, 20,000 Soldaten und 19 Mill. Taler. Noch einmal schien sich zwischen Friedrich Ii und Maria Theresia ein Zerwürfnis bilden zu wollen, indem jedes von beiden für die bevorstehende Erledigung des Kurerzbistums Köln und des Bistums Münster einen andern Eoadjutor vorschlug; doch ließ am Ende Friedrich den von Maria Theresia vorgeschlagenen Erzherzog Maximilian, ihren jüngsten Sohn, unbeanstandet. Nicht lange darauf, am 29. Nov. 1780, starb Maria Theresia an der Brustwassersucht, nachdem sie ihr Ende mit klarem Bewußtsein und christlicher Heiterkeit erwartet hatte. Wenige Tage vor ihrem letzten Lager hatte sie am Sterbetage ihres Gemahls, wie sie jährlich zu tun pflegte, sich in die Gruft desselben (in welche hinabzusteigen ihr ihre

13. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 325

1868 - München : Lindauer
325 Bayern unter Karl Theodor. trat ein Jahr nach seiner Stiftung durch den Tod vom politischen Schauplatz ab, aber seine Eifersucht gegen Oesterreich und seine dualistische Politik in Deutschland blieben und wirkten als sein Vermächtniß an Preußen. § 104. Karl Theodor hatte sich vom Beginne seiner Negierung an nicht recht in das Wesen und den Charakter der Altbayern hineingefunden und daher auch nicht jenes Vertrauen gefunden, welches Max Iii, seinem Vorgänger in der Regierung, zu Theil geworden war. Die Mißstimmung, in die er hierüber gerieth, wurde von seiner nächsten Umgebung (seinem Beichtvater- Ignaz Frank, einem Jesuiten, seinem Schwiegersöhne Graf von Leiningen, dem Freiherrn von Vieregg und dem ge- heimen Rath Kaspar Lippert) wach erhalten und fand in der Folge durch einige beklagenswerthe Vorfälle neue Nahrung. Utzschneider, der geheime Sekretär der Herzogin Maria Anna Charlotte, entdeckte ihm den Bestand einer geheimen Gesellschaft, der sogenannten „Jlluminaten", welche von Adam Weis- haupt, Professor des Kirchenrechtö in Ingolstadt (er führte den fingirten Namen „ S p a r t a c u s"), im Jahre 1783 unter dem Aushängschilde „wissenschaftlicher Bildung" gestiftet war und sehr gefährliche Absichten für Staat und Kirche ver- folgte. Karl Theodor unterdrückte sie (erstes Dekret vom 22. Juli 1784) mit gebührender Strenge und ließ, durch diese Entdeckung gegen Aufklärung und Wissenschaft mißtrauisch ge- macht, von nun an die Censur der Bücher und die Einfuhr selbst nützlicher Werke, die im Auslande verlegt waren, mit großer Strenge überwachen. Gleich schmerzlich berührte ihn die Unruhe, die von den gewerbtreibenden Einwohnern Münchens erregt wurde, als er zur Hebung der Gewerbe freie Concurrenz eröffnete und den Bewohnern der Vorstädte (Au, Haidhausen, Lehel) gestattete, ihre Arbeiten in die Hauptstadt zu liefern. Im Unmuthe über die arge Verkennung seines guten Willens ging Karl Theodor nach Mannheim und kehrte von dort erst nach neun Monaten auf vieles Bitten wieder nach München zurück. Bei aller Miß- stimmung gegen das altbayerische Volk, die auch bei der Rück- kehr von Mannheim nicht gehoben war, hegte Karl Theodor

14. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 327

1906 - München : Oldenbourg
61. Die Auslrocknung und Besiedelung des Donaumoores. 327 herauskomme. Andre, der zwei Jahre auf dem Rotenberg gefangen gehalten wurde und München erst nach dem Tode der Herzogin wieder betreten durfte, stand ihrem Herzen besonders nahe, so daß sie sich heimlich mit ihm tränen ließ. Zu all dem Unglück kamen immer wieder Gerüchte über Tauschpläne mit Österreich. Um die Einheit des Landes zu sichern wäre die Herzogin jetzt sogar bereit gewesen dasselbe bei dem Aussterben der Wittelsbacher an die Welsen zu bringen. So hat sie sich von einer Vorkämpferin für die Interessen ihres Hauses in 50 jährigem Ringen zur Patrona Bavariae entwickelt, wenn anders es erlaubt ist eine unvollkommene Sterbliche mit dem Nimbns des Heiligen zu umgeben. Der einzige Trost ihrer Witwenjahre war es, daß ihr Gemahl ihr ein Einkommen hinterlassen hatte, groß genug um jederzeit Gntes zu tun. In geradezu mütterlicher Weise nahm sie sich ihrer pfälzischen Verwandten an; die Fortschritte des Herzogs Max verfolgte sie schon mit regem Interesse, als er noch ein Knabe war. Es war ihr nicht mehr befchieden — sie starb am 25. April 1790 — ihn als Herzog von Zweibrücken, als Kurfürsten und König von Bayern zu begrüßen. Aber ihr Geist beseelte die Fürsten ans dem Hanse Pfalz-Zweibrücken-Birkenseld von der Stunde an, wo Max Joseph seinen Einzug in München hielt, bis zu dem Tage, da Ludwig Ii. dem Hohenzollern Wilhelm die deutsche Kaiserkrone anbot und jene Freundschaft zwischen Preußen und Bayern zu einer dauernden machte, für die die mittige Herzogin zeitlebens gekämpft hatte. 61. Die Austrocknung und Besiedelung des Donaumoores unter dem Kurfürsten Karl Theodor. Von Christian Gruber. * Südbayern ist nicht nur das Land schmucker, waldumrahmter Seen sondern auch dasjenige weit ausgespannter, eintöniger Moorflächen. Sie finden sich zwischen den Schutthügeln der Moränenlandschaft und rings an den Gestaden der stehenden Gewässer im Süden, wie auf den breiten Schotterebenen in der Mitte und längs der Talrinnen des Nordens der Schwäbisch-bayerischen Hochebene. Den bedeutendsten Flußläusen sind auch die größten und zugleich geschlossensten Moorgebiete eigen. Unter ihnen treten wiederum das von der Isar durchschnittene Doppelmoor in der Münchener Talweite mit über 46 000 und das von Neuburg a. D. gegen die Paar hinstreichende Donaumoor mit rund 17 000 Hektar Flächeninhalt besonders hervor. Die Landesfürsten und die Staatsverwaltung haben diesen kranken Teilen unserer Heimat und ihrer Urbarmachung von jeher Aufmerksamkeit zugewendet. Besonders Kurfürst Karl Theodor aber suchte durch die Aus-trocknung des Donaumoores seinen menschenfreundlichen Ruf zu erhöhen, die Zeit seines Regiments mit tiefer Schrift in die Geschichte der Landwirtschaft

15. Grundriß der deutschen Geschichte - S. 171

1882 - München : Lindauer
171 auf Niederbayern als giltig anerkannt wurden, aber statt dessen die Ob erpsalz an sterreich abgetreten werden sollte. Indessen war sterreich hiermit keineswegs zufrieden, sondern . forderte alle seit dem Tode Ludwigs des Bayern 0on dessen Nachfolgern erworbenen Gter unter dem Vorwande heraus, da die Belehnung mit diesen Gtern nur den Wittelsbachern der Lndwigschen Linie gegolten habe, da sohin alle diese Herr-schasten erffnete Reich stehen seien, der welche das Kaiser-haus zu oerfgen habe. Dazu kamen noch von anderen Seiten Forderungen, an die niemand gedacht hatte. Der Kurfürst Friedrich August Iii oon Sachsen sprach die ganze Allo-dialoerlassenschaft, d. i. alles erbbare Privatgut des Kur-frsteu Max Iii an, weil seine Mutter, Maria Antonia, die einzige noch lebende Schwester Max Iii war. Die gleiche Forderung stellte Maria Theresia, weil sie ebenfalls von einer bayerischen Prinzessin abstammte (von Maria A nn a, einer Tochter Wilhelms V, die den Kaiser Ferdinand Ii zum Gemahl hatte). Der Herzog oon Mecklenburg endlich forderte die Landgrafschaft Leuchtenberg, auf die seinem Hause vom Kaiser Maximilian I Anwartschaft gegeben worden sei. Das Haus Ost er reich hielt seine Forderung durch den von Karl Theodor unterzeichneten Vertrag fr gesichert. Allein einerseits wollte sich das biedere Bayernvolk nicht teilen lassen, andererseits suchte Friedrich Ii von Preueudie Vergrerung sterreichs zu hintertreiben, indem er dem Kurfrsten Karl Theodor seine Hilfe gegen sterreich anbot. Nachdem dieses Angebot abgelehnt worden war, oeranlate Friedrich den mutmalichen Erben Karl Theodors, den Herzog Karl August vou Psalz-Zweibrckeu, und die auf die Erhaltung Bayerns eifrigst bedachte Herzogin Maria Anna Charlotte, Witwe des 1770 oerstorbenen Herzogs Klemens Franz von einer Neben-linie des bayerischen Hauses, die Hilfe Preuens gegen fter-reich anzurufen. Als man in Wien ein Abmahnungsschreiben des angerufenen Sachwalters" nicht beachtete, lie Friedrich seine Truppen in Bhmen einrcken (Juli 1778). Maria Theresia wollte den Krieg oermieden wissen und schickte deshalb ihren Minister Thugut ohne Wissen ihres Lohnes an den König nach dem Kloster Braunau. Der alte

16. Grundriß der deutschen Geschichte - S. 194

1882 - München : Lindauer
194 Wertingen und Hohenreichen fielen als erloschene Manneslehen unent-geltlich an Bayern. Nach dem Tode des Herzogs Klemens Franz de Paula (f 1770), der seine Kinder berlebte, erbte Max Iii des Erblassers Gter in Bhmen, darunter die Besitzung Reichstadt, die spter an Ost erreich berging und dem Sohne des Kaisers Napoleon I den Titel eines Herzogs von Reichstadt" gab. Da Max Iii aus semer Ehe mit Maria Anna Sophie keine Kinder entsprossen und alle Kinder des Herzogs Klemens ^ranz de Paula bor dem Detter gestorben wareu, so erneuerte Max Iii zur Verhtung eines Erbfolgestreites mit den pslzi-scheu Wittelsbachern (1766, 1771 und 1774) die schon lngst bestehenden Vertrge bezglich deren Nachfolge im Kur-fisteuturn Bayern, se^te aber dabei ausdrcklich in einer Klausel fest, da Mnchen die Haupt- und Residenzstadt der gesammten wittelsbachischen Erblande sein solle und da in derselben der jeweilige Herrscher seinen Hof zu halten habe. Groen Anteil an der Erneuerung dieser Vertrge hatte die Herzogin Maria Anna Charlotte, des Herzogs Klemens Franz de Paula Witwe, deren Schwester Elisabeth Auguste an den Kurfrsten Karl Theodor von Pfalz-Snlzbach vermhlt war. Die Verhandlungen mitkarl Theodor von der Pfalz der die Erbfolge in Bayern waren noch in vollem Gange, da erkrankte der Kurfürst Max Iii Joseph an den Kinderpocken und starb nach drei leidensvollen Wochen, am 30. Dezember 1777. (Die drei Siebner, 1727 G^burts-, 1747 Vermhlnngs- und 1777 Todesjahr.) Der Kanzler Kreittmayer brachte sogleich das Testament des Kurfrsten herbei, welches die Bestimmung enthielt, da der bisherige Kurfürst von der- Rheinpfalz, Karl Theodor aus dem Hanse Pfalz-Sulzbach (17771799), Bayern mit der Pfalz vereinigen und dieses Gebiet unter dem Namen Kurpfalz-Bayern" regieren solle. Karl Theodor war am 11. Dezember 1724 zu Drogenbusch geboren, erbte schon im neunten Lebensjahre von seinem Vater Johann Christian (f 1733) die Psalzgrasschast Sulzbach und durch seine Mutter Maria Anna (f 1728) das Marqitisat Bergen op Zoom (spr. Sohm). Da dem Kurfrsten Karl Philipp von Pfalz-Neuburg zu Neuburg aus seiner Ehe nur eine Tochter, Elisabethe Auguste Sophie, ent-sprossen und diese schon 1728 gestorben war, so nahm er den jungen Karl Theodor, seinen knftigen Erben, zu sich an den Hos und lie ihn mit Sorgfalt erziehen. Im Jahre 1742 vermhlte sich Karl Theodor mit

17. Lehrbuch der bayerischen Geschichte - S. 317

1868 - München : Lindauer
317 Bayern unter Karl Theodor. bachischen Hausverträgen gemäß nach dem Tode des kinderlosen Kurfürsten Max Iii Joseph die bayerischen Lande als Erbe zu- gefallen waren, traf am 2. Januar 1778 in München ein und wurde hier vou den Behörden und dem Militär, die zwei Tage vorher den Eid der Treue in die Hände des pfälzischen Gesandten geleistet hatten, als Herrscher begrüßt. Bayern und Pfalz, 448 Jahre von einander getrennt, standen jetzt wieder unter Einem Regenten und wurden zusammen „Knrpfalzbayern" genannt. Der neue Kurfürst war kaum einige Tage in München, so vernahm man schon, daß zu gleicher Zeit zwei österreichische Heere in Bayern eingebrochen seien, das eine in Niederbayern- Straubing das andere in die Oberpfalz, um für Oesterreich An- spruch auf bayerisches Gebiet geltend zu machen. Von den Bayern wußte keiner dieses Beginnen Oesterreichs zu erklären, nur der Kurfürst Karl Theodor und einige seiner vertrauten Näthe, darunter sein erster Staatsminister, Heinrich Anton von Beckers, und sein Gesandter am Wiener Hofe, Freiherr von Ritter, kannten die Ursache. Der österreichische Minister Graf Kaunitz hatte schon vor dem Jahre 1777 einen kühnen Plan entworfen, dessen Gelingen von der Person des Kurfürsten Karl Theodor abhing: Karl Theodor sollte Bayern an Oesterreich abtreten und dafür die Niederlande nehmen, an die sein Jülich grenzte. Karl Theodor, dem München, die Hauptstadt Altbayerns, herzlich zuwider war und Mannheim und Düsseldorf, an die ihn die Erinnerungen seiner lustig verlebten Jugend fesselten, über Alles gingen, zeigte sich dem Vorschläge nicht abhold, aber die Ausführung desselben machte die äußerste Vorsicht nöthig, weil eine Vergrößerung Oesterreichs um ganz Bayern die Eifersucht nicht blos Frankreichs und Rußlands, sondern auch und insbesondere die Preußens erregt und einen Krieg veranlaßt hätte. So willkommen dieser auch dem jungen Kaiser Joseph Ii (1765 — 1720) war, so sehr wurde er von der noch lebenden Kaiserin-Mutter Maria-Theresia zu ver- meiden gesucht. Nun ließ Joseph sich von dem schlauen Kaunitz, der überall Rath wußte, bestimmen, alte Ansprüche Oesterreichs ans einen Theil von Bayern geltend zu machen.

18. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 322

1906 - München : Oldenbourg
322 60. Herzogin Maria Anna von Bayern. selbst gelegentlich als wünschenswert und eine von moralischen Gesichtspunkten getragene Opposition gegen diesen Seelenverkauf wurde vor dem Siebenjährigen Krieg nicht laut. Nach dein Frieden von Füssen handelte es sich nun für Maria Theresia um nichts anderes, als die bayerischen Truppen auf solchem Wege zum Kampf gegen Friedrich Ii. von Preußen zu gewinnen, der doch im Österreichischen Erbfolgekriege Bayerns Bundesgenosse gewesen war. Wenn es dazu nicht kam, so war das lediglich das Verdienst der Herzogin, die in diesem Fall den Münchener Hof zu verlassen drohte. Ihre Gegner, die österreichische Partei am Hofe, hätten sie deshalb gerne zu ihren rheinischen Verwandten geschickt um ihren Einfluß bei Max Joseph zu brechen. Sie aber ging darauf nicht ein und wünschte nun erst recht das Ohr ihres Vetters zu besitzen um ihn von seinen bösen Ratgebern zu befreien. „Sie können nicht glauben, wie man ihn täuscht und peinigt," schreibt sie an den Herzog von Zweibrücken; „er muß sogar zum Werkzeug dienen die redlich Denkenden zu verderben. Kurz, er ist zu beklagen und ohne schuldig zu sein ist er das Opfer fremder Interessen. . . Was mich betrifft, die kein Interesse als das ihres Hauses kennt, so sehe ich darüber hinweg, daß man es vielleicht lächerlich finden wird, wenn eine Frau sich mit solchen Dingen beschäftigt; ich spreche davon und setze Himmel und Erde in Bewegung, daß jeder redliche Mensch dem Kurfürsten von einem ähnlichen Entschluß abrät." „Ich spreche freimütig zum Kurfürsten," bekennt sie ein andermal, „und das entzückt mich um so mehr, da der Nutzen unseres Gesamthauses das Ziel aller meiner Worte ist. Man beurteilt mich hier sehr verschieden und hält mich für unwürdig genug der französischen Partei anzugehören, in einer Zeit, wo ich nur den Interessen des Hauses dieueu will und dienen werde. Daraus kann man sehen, daß sie die anderen nur nach sich selbst beurteilen. Denn es ist schimpflich einem anderen als seinem Herrn anzuhängen." Ein andermal wies sie das unwürdige Ansinnen eines Diplomaten mit den stolzen Worten zurück, durch mehrfache Bande an das Haus Wittelsbach geknüpft wolle sie an dessen Vergrößerung arbeiten, so lange sie könne. Ihr Lehrmeister in der Politik war kein anderer als der preußische Gesandte Klinggräffen, der den Leistungen seiner Schülerin alle Anerkennung zollt; er war es auch, der der Herzogin durch den französischen Gesandten Chavigny von König Ludwig Xv. ein Geschenk von 1500 Dukaten erwirkte. Man hat sie darum als uudeutsch verurteilt; aber man übersieht, daß solche Geschenke und Pensionen damals die Stelle unserer Ordensanszeichnnngen vertraten, daß nicht nur die bayerischen Staatsmänner solche „Handsalben" nicht verschmähten sondern auch die Minister Maria Theresias für ihre Zwecke ähnlicher Mittel sich bedienten. Und wie verwendete Maria Anna dieses Geld? Getreu ihrer Devise lediglich im Interesse des Gesamthauses Wittelsbach, indem sie auf einer Reise nach Mannheim und nach Bonn, der Residenz des Kurfürsten Klemens August von Köln, sich bemühte die drei Höfe enger

19. Die neuere Zeit - S. 110

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 110 — Die Thronbesteigung Friedrichs (1. Juni 1740) wurde in ganz Europa als ein bedeutendes Ereignis betrachtet, da man von ihm eine durchaus neue Art der Regierung erwartete. Friedrich ließ aber die Einrichtungen seines Vaters zunächst bestehen, er löste nur die kostspielige Riesengarde ans, schaffte die Tortnr ab und berief bald auswärtige, von feinem Vater ferngehaltene Gelehrte nach Berlin. Den Ministern erklärte er, daß das Jutereffe des Landes auch des Königs Interesse fei. Seine Raschheit und die Vielseitigkeit seiner Thätigkeit setzte alle in Erstaunen. § 29. Thronbesteigung Maria Theresias (reg. 1740 — 80) und die Verteidigung Österreichs bis zum Aachener Frieden (1748). Der österreichische Erbfolgekrieg, 1740—48. Die beiden ersten schlesischen Kriege, 1740—42 und 1744—45. 1. Nach Karls Vi. Tod (Oktober 1740) trat seine Tochter Maria Theresia, ausgezeichnet durch Schönheit, Geist und Herzensgüte, die Regierung in den sämtlichen habsbnrgischen Erblanden an. Aber der bayerische Kurfürst Karl Albrecht machte ihr unter Berufung auf seine Abstammung von Anna, der Tochter Ferdinands I., den Thron streitig. Trotz früherer Anerkennung der pragmatischen Sanktion unterstützten die bourbonischen Höfe in Frankreich und Spanien die Ansprüche des Kurfürsten und suchten gleichzeitig die Erhebung des Gemahls der Maria Theresia, des Herzogs Franz Stephan von Lothringen-Toskana, zum deutschen Kaiser zu verhindern. Diese Notlage Österreichs benützte Friedrich Ii., um die alten Ansprüche seines Hauses aus Schlesien zu erneuern. Die Berufung Karl Albrechts auf seine Vermählung mit der älteren Tochter Kaiser Josephs L war durch die (von Bayern freilich nicht anerkannte) pragmatische Sanktion hinfällig geworden, f. S. 102; aber auch die Berufung auf Ferdinands I. Testament war unsicher, da nach der Versicherung des Wiener Hofes die Nachkommen der an Herzog Albrecht von Bayern verheirateten Tochter Ferdinands I. nur im Falle eines Aussterbens des ehelichen, nicht des männlichen Stammes der österreichischen Habsburger zur Erbfolge berechtigt waren 1. Die Ansprüche Preußens aus die Herzogtümer Liegnitz, Brieg und Wohlan gründeten sich aus die Erbverbrüderung Joachims Ii. mit einem Herzog dieser Länder (vergl. S. 106); den Verzicht Friedrichs Iii. aus die schlesischen Gebiete erklärte Friedrick Ii. für hinfällig. Das Fürstentum Jägeriidorf hatte ein Angehöriger des knrbranden-burgischen Hauses im Anfang des 30 jährigen Krieges als Bundesgenosse Friedrichs Y. von der Pfalz an Ferdinand Ii. verloren. 2. Der erste schlesische Krieg (1740-42). Als Maria Theresia 1 Der Wortlaut des in München aufbewahrten Ehevertrages stimmte nicht mit dem Wiener Exemplar überein. — Über die Verwandtschaft vgl. S. 52.

20. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 321

1906 - München : Oldenbourg
60. Herzogin Maria Anna Vvn Bayern. 321 noch viele andere Gelehrte unterhielten Beziehungen zu dem Hause des Herzogs Klemens. Das Liebliugsstudium dieses Fürsten bildete die Chemie und die Alchimie; in dem Streben nach Befriedigung dieser wissenschaftlichen Neigung hatte er das Unglück bei einem Experiment sein Augenlicht beinahe völlig einzubüßen. Das Jahrhundert der Freimaurer und Jllnminaten, des Wilhelm Meister und der Zauberflöte schuf sich auch am Hofe Max Iii. Josephs von Bayern ein Organ, in welchem die Bedürfnisse eines gesteigerten Gefühlslebens und die Neigung zu geheimnisvollen allegorischen und symbolischen Spielereien ihre Befriedigung fanden. Des Kurfürsten Schwester Maria Antonia, die Friedrich der Große die Blüte der deutschen Prinzessinnen nennt, gründete die Gesellschaft der Inkas, deren Mitglieder hervorragende Beweise abgelegt haben mußten, daß sie einer wahrhaften Freundschaft fähig seien. In diesem Kreise begegnet uns auch Maria Anna wieder mit dem bezeichnenden Beinamen „Constante“, während ihr Gemahl als Ordensmitglied „Tirnide“ heißt. Doch die Zeiten waren zu ernst und der Sinn der Herzogin stand nach Höherem, als daß sie in solchen Tändeleien sich ganz verloren hätte. Sie empfand den Füssener Frieden, der Bayern nötigte allen Ansprüchen aus österreichischen Besitz zu entsagen, als eine Schmach und darum suchte sie ihren Gemahl zu einem förmlichen Proteste dagegen zu bestimmen oder wenigstens seinen Beitritt zu diesem Verzicht zu hintertreiben. Die Kühnheit dieses Planes, dem in seiner abgeschwächten Form auch der Herzog von Zweibrücken beitrat, zu ermessen muß man sich gegenwärtig halten, daß Herzog Klemens von seiner Großmutter her die Herrschaft Reichsstadt und andere Güter in Böhmen besaß und daß daher der kaiserliche Hof die gewünschte Beitrittserklärung zu bcu Präliminarien durch Repressalien an diesem Besitz erzwingen konnte. Zur Abwendung dieser Gefahr trat Herzog Klemens schon am 10. Mai 1745 seine Rechte an seinen Schwager Karl Theodor von Kurpfalz ab, und als man sich im Herbste dieses Jahres alle Mühe gab thu zur Teilnahme an einer Reise des Kurfürsten zu bewegen, die dieser zu einer Begegnung mit dem Kaiserpaar unternahm, war es wiederum Maria Anna, die ihren Gemahl trotz aller Gegenvorstellungen in München zurückhielt, tu der richtigen Voraussetzung, man wolle ihm nur bei dieser Gelegenheit den Verzicht auf seine Ansprüche entlocken. Noch bedeutender aber war der Einfluß, den die Herzogin auf den Kurfürsten selbst ausübte. Im 18. Jahrhundert pflegten die kleineren deutschen Fürsten um Geld anderen Staaten ihre Truppen zu überlassen. Wohl verdammten unsere Lessing, Schiller, Seume mit beredten Worten solchen Menschenhandel; wohl schreibt auch Friedrich der Große mit Entrüstung über einen bayerischen Snbsidieutraktat: „Sollte die Freiheit, dieses kostbare Vorrecht, im 18. Jahrhundert den Fürsten weniger teuer sein, als sie es den Patriziern im alten Rom gewesen ist?" Aber die Landstände bezeichneten dieses System Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 21