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1. Geschichte des Mittelalters - S. 235

1861 - Münster : Coppenrath
235 ihrem Abhängigkeitsverhältniß hinaus und erklärten sich zu freien Landgemeinden. Rudolf's Nachfolger, Adolf, dem eine Schwächung der habsbnrgischen Macht willkommen war, bestätigte ihnen ihre Unabhängigkeit. Albrecht aber unterwarf die ihm zuständigen zinspflichtigen Bauern der Kantone wieder und vereinigte sie mit der Landgrafschaft. Indeß nur auf kurze Zeit. Denn als seine Vögte auch über die freien Bauern die Gerichtsbarkeit üben wollten, erhoben sich die Waldstädte zusammt, verjagten die lä- stigen Beamten, wählten zu Richtern jährlich wechselnde Land- ammänner aus ihrer Mitte und verlangten laut, unmittelbar unter dem Reiche zu bleiben. Die Sage hat diese Erhebung der Schweizer mannigfach und dichterisch ausgeschmückt und zu einem glorreichen Freiheitskampfe ausgemalt. Der Kaiser, so heißt es, über das anmaßliche Auftreten der Bauern hoch erzürnt, gab ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drücken und quälen sollten, damit sie froh wären, vom Reiche loszukommen und sich unter die Oberherrlichkeit des Hauses Habsburg zu begeben. Und er schickte ihnen den Hermann Geßler von Brnnncck und Geringer von Landen berg. Diese thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Geßler bauete sich einen Twinghoff (feste Burg) bei Altdorf in Uri, und Landenberg bezog ein habsburgisches Schloß zu Sar- nen. Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Ver- gehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, unerschwing- liche Zölle wurden auf habsburgischem Gebiete wider die Schwei- zer angelegt. Am meisten aber schmerzte der Vögte muthwilliger Trotz und ihre hochmüthige Verachtung des ganzen Volkes. Des Landes Edele nannten sie höhnisch Bauernadel. Einst ritt Geßler vor dem Hause Werner Stauffacher's, eines wohl- begüterten und angesehenen Landmannes zu Schwyz, vorbei. Das Haus war wohlgezimmert, mit vielen Fenstern versehen, weitläufig und glänzend erbauet. Stauffacher stand an der Thüre und grüßte ehrerbietig. Der Landvogt aber sprach ergrimmt:

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1. Mittlere Geschichte - S. 180

1859 - Leipzig : Fleischer
180 drei Waldstädten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Fa- milienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landammann. Nur wenn sich wichtigere Vorfälle ereigneten, verwalteten die Grafen von Habsburg das Amt eines Reichsvogtes, der aber nach ihren Gesetzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habsburg, jetzt König Albrecht, der die Absicht hatte, die habsburgischen Güter zu einem Herzogthum zu erheben, und dies einem seiner Söhne zu verleihen. Aber seine Güter lagen zerstreut, und er wollte jene einfachen, freiheitliebenden Hirten unter die Landeshoheit Oesterreichs bringen. Darum ließ er den Waldstädten sagen, sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen. Ihm zu widerstehen wären sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von seinem Vater her schon wisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „Sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und wollten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Freiheiten." Auch schickten sie Werner, Freiherrn von Attinghausen, Land- ammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich bestätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühl- lose Vögte ins Land, Geßler von Bruneck und Geringer von Landen- berg. Geßler baute sich einen Zwinghof, etwas hier Unerhörtes, in Mors in Uri, Landenberg wohnte ans einem Bergschlosse bei Sarnen in Unterwalden. Nun fingen die Bedrückungen an. Wegen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, oder aus dem theuren Vaterlande verwiesen, Zölle wurden angelegt, und der Adel des Landes Bauernadel genannt. Noch größere Gewaltthätigkeiten schienen die Einwohner fürchten zu müssen. Als einst Geßler bei dem Hause eines angesehenen Landmanns von Schwyz, Werner Stauf- facher, vorbeiritt, hielt er das Pferd an, und betrachtete jenes. Es war wohlgebaut, mit vielen Fenstern versehen, dazwischen mit Sinnsprüchen bemalt, weitläufig und ansehnlich. Stauffacher stand in der Thüre, und nahm ehr- erbietig die Mütze ab. Geßler aber rief stolz: „Kann man auch leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt!" Werners verständiges Weib rieth dem be- unruhigten Manne nach Uri über den See zu fahren, und den alten Wal- ther Fürst, einen geachteten Landmann, um Rath zu fragen. Dort traf er einen Dritten, Arnold von der Halden aus dem Melchthal in Unterwalden, in gleicher Absicht. Wegen einer geringen Ursache hatte Landen- berg ihm ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge weggenommen, und dabei gesagt, die Bauern könnten selbst den Pflug ziehen, wenn sie Brot essen wollten. Darüber hatte den Jüngling der Zorn überwältigt, und er dem Knechte des Vogts den Finger zerschlagen. Weil er sich aber geflüchtet, so hatte der Vogt dem alten Vater die Angen ausstechen lassen. Nachdem die drei Männer überlegt hatten, was zu thun sei, kamen sie überein, daß der Tod besser sei, als ungerechtes Joch zu dulden. Sie verabredeten einen Tag, an welchem sie Jeder mit 10 bewährten Freunden auf einer einsamen Wiese am West- ufer des Vierwaldstädter-Sees, das Rütli oder richtiger Grütli, d. i. kleine

2. Geschichts-Bilder - S. 186

1878 - Langensalza : Greßler
186 sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer [te, auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hilfe freizustehen.« Kation wurden sie Eidgenoff en genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brunegg und den Ritter Geringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog aus das Schloß des Königs bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Run wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker , und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: »Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?« Und als Arnold an den Halden von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft würde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: »Bauern können ihren Pflug selber ziehen!« Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat Als nun in den Thälern Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach in dem Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: »Wie lange muß Demuth weinen und Hochmuth lachen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Erben unseres Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirges?« — Da ging schweigend der Werner Stauffaucher hinab zu dem Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei bemselben fand er verborgen den Arnold von Melchthal, welcher vor dem Grimme des Landenberg über das Gebirge entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte, die ihnen der König, zuwiber ihren angestammten Rechten und Frechheiten, gesandt habe. Auch gebachten sie, wie sie gegen die Bosheit der Vögte vergebens geklagt bei dem Könige, und wie biefer selbst ge-brohet, sie müßten trotz Siegel und Briefen alter Kaiser und Könige, ab vom Reiche und der Herrschaft Oesterreichs zugewandt werben. Da nun Gott keinem Könige Gewalt gegeben, auf daß er Unrecht thue, so fei keine anbere Hilfe, als durch Gott und Muth; und der

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 213

1873 - Essen : Bädeker
218 Nach dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver- schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph von Nassau (von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich (1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz anfing sich von Deutschland zu trennen. 21 Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell. (1307). Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg, zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft, und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber schickte ihnen 'zu Reichsvögten harte und böse Leute aus'meinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen eines geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffachers Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen

4. Geschichte des Mittelalters - S. 183

1887 - Leipzig : Teubner
Albrecht von Östreich. Die Schweiz. 183 ?. Ebenso mißlang der Versuch des Kaisers, die drei schweizerischen Landschaften Schwyz, Uri und Unterwalden dem Hause Habsburg zu unterwerfen. Diese reichsunmittelbaren Lande waren rings von habsburgischen Besitzungen umschlossen, und der Kaiser machte ihnen den Vorschlag, ihre Reichsunmittelbarkeit aufzugeben und sich % der Landesherrlichkeit Östreichs zu unterwerfen. Da sie erklärten, sie wollten in denselben Verhältnissen verbleiben wie ihre Väter, und um Bestätigung ihrer Rechte und um Zusendung eines Reichsvogts baten, der nach alter Weise 2.7 den Blutbann ausübe, so gab ihnen Albrecht zwei Vögte, die aber nicht als Stellvertreter des Kaisers, sondern als die des Herzogs von Östreich auftraten und den Auftrag hatten, die widerspenstigen Lande möglichst zu bedrücken, daß sie zuletzt froh wären, unter östreichische Herrschaft zu kommen. Diese Vögte waren Ritter Geßler von Bruneck und der Edle Beringer von Landenberg; jener nahm seinen Sitz zu Altdorf in Uri, dieser zu Saruen in Unterwalden. Als Stellvertreter des Landenberg wurde noch ein dritter Vogt, ein Edler von Wolfenschießen, auf der Burg Roßberg in Unterwalden eingefetzt. Die Vögte gaben sich Mühe, das Volk mit Übermut in aller Weise zu bedrücken und seine Rechte zu kränken. Landenberg ließ einst einem reichen Bauer, Heinrich von Melchthal, wegen eines geringen Vergehens zwei Stiere vom Pfluge wegnehmen, und als Heinrichs Sohn, Arnold, dem Kriegsknecht Gegenvorstellung machte, sagte dieser mit Hohn: „Die Bauern mögen selbst den Pflug ziehen." Da schlug Arnold im Zorn dem Schergen zwei Finger entzwei. Er entfloh, um der Strafe des Vogts zu entgehen, zu Walther Fürst von Attinghausen in Uri und hielt sich dort verborgen. Landenberg forderte nun von dem Vater Arnolds, daß er ihm den Zufluchtsort seines Sohnes angebe, und da er dies nicht wollte oder konnte, so ließ er ihm die Augen ansstechen. Einst ritt Geßler durch das Dorf Steinen, wo das stattliche Hans des Werner Stauffacher stand. „Wem gehört dieser stolze

5. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 210

1845 - Berlin : Klemann
210 Viertes Buch. Dritter Abschnitt. auch sie Albrechts böses Trachten kannten. Da traten sie zusammen und beschworen (1291) ihren uralten Bund aufs Neue: keinen fremden Mann bei sich als Richter aufzunehmen und sich aus allen Kräften selber zu hel- fen. Hierauf hielten die Männer aus den drei Waldstätten (wie auch alle Bürger und Bauern in den andern helvetischen Landen) treu zum König Adolf, weil dieser sie in ihrer Freiheit und in ihren Rechten beschirmte. Als aber Adolf auf dem Hasenbühel bei Gcllheim erschlagen und Albrecht an seiner Statt König geworden war, schickten die aus den Waldftätten zu Al- brecht nach Straßburg mit Bitten um Bestätigung ihrer uralten Verfassung. Tückisch gab er ihnen zur Antwort: „Ich denke, euren Zustand nächstens zu verändern." Dieses Bescheids wurden sie nicht froh und gingen mit schweren Herzen heim. Um so froher waren dagegen die adligen Herren in der Schweiz, wie ste des Königs feindselige Gedanken gegen die freien Männer erkannten; sie zogen voll Uebermuths wider die Stadt Bern und dachten, durch ihre Uebermacht zu siegen. Doch die Berner Bürger rückten ihnen entgegen und schlugen (1298) die stolzen Ritter auf dem Donner- bühel, daß diesen die Hoffahrt verging. Nun ward jedem freien Manne das Herz leichter und der Muth höher gegen die Herrschsucht des Königs. Dieser aber versuchte es mit List, die Waldstätte um ihre Freiheit zu bringen und seinem Hause unterthan zu machen. Er schickte an das Volk in den Waldstätten zwei Herren mit folgender Botschaft: „Seht wohl zu, ihr guten Männer im Waldgebirg, wie rings um euch her alles Land und alle Vogteien mein Eigen sind! Meine Macht ist so groß, daß ihr dersel- den nicht widerstehen könnt. Dennoch Hab' ich nicht im Sinn, euch um irgend was zu kränken, weder um eure Hecrden, noch was sonst euer ist; denn ich weiß wohl, daß ihr arm seid. Vielmehr will ich, als Enkel eurer getreuen Vögte, euch aus aufrichtiger Liebe und zu eurem eignen Nutz und Frommen, auf ewige Zeiten in meinen mächtigen Schutz aufnehmen. Ich weiß auch gar wohl, daß ihr tapfre Männer seid, und darum möchte ich euch gern zu Siegen und hohen Ehren führen, euch durch Beute reich ma- chen und durch Ritterschaft und Lehen gar wohl erhöhn." Hierauf erwie- derten die von Uri, Schwyz und Unterwalden: „Wir gedenken's noch gar wohl und werden's auch nie vergessen, was für ein guter Vogt uns König Rudolf gewesen ist; verlangen uns übrigens keinen andern Zustand des Gemeinwesens, als wie's unfern Vätern gut genug gewesen; so lieb ist's uns auch. Das mag uns der König als ein gerechter Herr bestätigen, wie's sein Vater gethan, und uns einen Reichsvogt senden, weil wir ledig- lich beim Reich bleiben wollen." Da dachte der König erzürnt: „Wohlan, ihr Bauern, so will ich euch das Reich dermaßen verleiden, daß ihr doch noch lieber dem Hause Habsburg unterthan werden müßt." Und er schickte ihnen den Hermann Geßler von Bruneck und den Beringer von Lan- denberg zu Reichsvögten. Beide waren habsburgische Dienstleute, gering an Gut, darum voll großer Habsucht, und hofften in den Waldstätten schöne Ernte für sich zu halten, und waren dabei roh und gewaltthätig, daß sie bald verhaßt wurden. Doch eben darauf baute der schlaue Albrecht seinen Plan; denn er dachte: „Wenn das Volk in den Waldstätten durch der Reichsvögte Ty- rannei erst zum offnen Aufstand getrieben worden ist, dann gibt es selbst mir den besten Vorwand, es mit Waffengewalt völlig zu unterdrücken, gleich- wie mir's in Oesterreich gelang." Darnach trieben's auch die Vögte im frevelhaften Muthwillen aufs Alleräußerste. Wiewohl kein Reichsvogt bis-

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 212

1853 - Essen : Bädeker
212 schm Reiche verbundenen Schweizer, veranlaßte diese zu einer Em- pörung, in welcher sie jene Unabhängigkeit von Deutschland erkämpften, welche bis heute noch besteht. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone von Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen alle und jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe Leizustehen." Davon wurden sie Eidgenossen genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichs- vögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drück- ten und quälten. Und er schickte den Hermann Geßler von Brun- negg und den Ritter Bering er von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. 'Lan- denberg zog auf das Schloß dea Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbei- ritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauern- volk so schön baue?" Und als Arnold Anderhalden von Melchthal im Unterwaldner Lande, wegen eines geringen Fehlers, um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selbst ziehen." Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er in's Gebirge. Da ließ der Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen ausstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel über Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Vol- kes, von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, son- dern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern der Waldstädte Demuth weinte und Hoch- muth lachte, sprach im Dorfe Steinen des Werner Stauffacher Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Hochmuth lachen und Demuth weinen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Herren unsers Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirgs? Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leib- eigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Daraus ging schweigend der Werner Stausfacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walter Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm des Lan- denberg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Noth des Landes und dem Gräuel der ausländischen Vögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 245

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 245 — Sitten bewayrte. Die Gemeinden am Vierwaldstätter See lebten frei unter eigenen Obrigkeiten, keinem andern Herrn als dem Kaiser Unterthan. Als nun Albrecht von Österreich, der Sohn Rudolfs von Habsburg, ein habgieriger, herrschsüchtiger Mann, deutscher Kaiser geworden war, suchte er diese Orte, die sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden, zu Unterthanen seines Hauses zu machen. Da sie aber diesem Plane widerstrebten und bei ihren uralten Freiheiten beharren wollten, setzte er ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute, die sie drücken und quälen sollten, damit sie endlich aus Not ihre Selbständigkeit aufgäben und der österreichischen Herrschaft sich fügten. 2. Die Grausamkeit der Landvögte. — Die Vögte bauten Zwingburgen im Lande, übten arge Gewaltthaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzählt die Sage, der Vogt Geßler an einem neuen, schönen Hause vorüber, das sich Werner Stauffacher, ein begüterter Landmann von Schwyz, erbaut hatte. „Ich will nicht," rief der Vogt zornig, „daß die Bauern Häuser bauen ohne mein Verwilligen, will auch nicht, daß ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren wäret; ich werde mich unterstehen, euch das zu wehren." Noch ärger machte es der andere Vogt im Lande. Einem Bauer aus dem Melchthal in Unterwalden ließ er um geringer Ursache willen ein Gespann schöner Ochsen vom Pfluge nehmen. Und als der Mann darüber jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „Wenn die Bauern Brot essen wollen, so mögen sie sich selbst vor den Pflug spannen." Da schlug des Bauern Sohn, Arnold, den Knecht mit dem Stock, daß diesem ein Finger brach. Aus Furcht vor Strafe ergriff er die Flucht. Doch der Vogt rächte sich grausam an Arnolds Vater: er ließ dem alten Manne beide Augen ausstechen. 3. Der Rütlibund. — Arnold verbarg sich in Uri bei Walther Fürst, einem angesehenen Landmanne. Dorthin kam nun auch der Stauffacher aus Schwyz; und die drei Männer redeten mit einander von der Not des Landes und der Bosheit der Vögte, und wie sie eher sterben möchten, als so schmähliches Joch dulden. Darum beschlossen sie, jeder solle mit vertrauten,

8. Geschichte des Mittelalters - S. 180

1878 - Mainz : Kunze
180 Vierte Periode des Mittelalters. bäten daher um Bestätigung ihrer Rechte und um Reichsvögte, welche von jeher die Blutgerichtsbarkeit geübt hatten, und so oft ihre Thätigkeit und Anwesenheit nötig war, ins Land hereinkamen. Albrecht ward sehr zornig über diese abschlägige Antwort und bestellte sofort Die Gewalt- zwei Landvögte, Hermann Geßler von Bruneck für Uri und Schwyz thatlgkeiten unk Beringer von Landenberg für Unterwalden, welche wider das Her-Reichsvögte kommen ihren ständigen Sitz im Lande nahmen und arge Bedrückung aieae" übten. Landenberg war einem ehrbaren Landmann von Unterwalden, Heinrich von Melchthal, feind und aufsässig, weil dieser für den Reichsverband eiferte. Melchthal besaß schöne Ochsen. Als sich nun dessen Sohn Arnold einst auf unbedeutende Weise vergangen hatte, wofür er 5 Schillinge Buße entrichten sollte, befahl der gestrenge Landvogt, dem Vater die schönsten Ochsen vom Pfluge wegzunehmen, und wenn derselbe dawider reden wolle, ihm die Meinung des Landvogts mitzutheilen, daß, wenn die Bauern Brot essen wollten, sie den Pflug selbst ziehen möchten. Der Diener that, wie ihm sein Herr geboten. Darüber ergrimmte der junge, feurige Melchthal, schlug nach dem Knechte des Landvogts und brach ihm einen Finger. Aus Furcht vor der Rache des Vogtes floh Arnold zu Walther Fürst von Attinghausen in Uri und fand bei demselben Schutz und gastliche Aufnahme. Als aber Unzufrieden- Landenberg den Vater nach dem Zufluchtsorte seines Sohnes fragte Anlaß zum" und dieser ihm die verlangte Auskunft nicht ertheilen konnte, ließ er den Widerstand, armen, alten Mann greifen und ihm die Augen ausstechen. In der nämlichen Zeit kam Wolfenschieß, Landenbergs Untervogt auf Roßberg (auch Rotzberg bei Tschudi genannt), nach dem Dorfe Alzellen in Unterwalden ins Haus des Landmanns Konrad Baumgarten. Hier forderte er von der Frau Baumgartens ein Bad und benahm sich gegen dieselbe mit so frecher Ungebühr, daß sie um Hülfe rief. Der erschrockene Landmann eilte herbei und erschlug in der Hitze den übermüthigen Junker mit der Axt. Walther Zu Walther Fürst in Attinghausen kam, als eben Arnold von ^Stauff^E Melchthal bei demselben weilte, Werner Stauffacher von Steinen in und Arnold Schwyz. Dieser hatte sich in Steinen ein schönes Haus gebaut und v. Nkclchthal ^ ^ines Tages vor demselben, als Geßler, der Landvogt, vorüber ritt. Werner erhob sich und grüßte höflich; da fragte ihn der Vogt, wem das schöne Haus gehöre. Werner antwortete ehrerbietig: „Herr! Dies Haus ist meines Herrn, des Kaisers, Eigentum, euer und mein Lehen!" Da entgegnete ihm finster der Vogt: „Hier bin ich Herr an des Kaisers Statt. Ich will nicht, daß ihr Bauern Häuser baut ohne meine Bewilligung, und daß ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren

9. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 418

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
418 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten Bezirken gegeben, die sich einer ähnlichen Stellung, wie die friesischen Lande, erfreuten, so daß sie, keinem Herrn untergeben, unmittelbar des Reiches Schutz genossen. Nur war die Freiheit keine ursprüngliche, sondern eine verliehene. So hatte Friedrich Ii. den Landschaften Uri, Schwyz und Unterwalden, deren Bewohner mit ihm in Italien gekämpft, eine freie Stellung gegen die im Aargau entstandene und über sie mit ausgedehnte Landgrafschaft gegeben, um den Inhaber der Landgrafschaft, den Oheim des nachmaligen Königs Rudolph, für seine welfische Ge- sinnung zu strafen. Das Bestreben, die neue Freiheit zu schützen, bewirkte ein Bündniß der drei Landschaften. Das Anwachsen habsburgischen Be- sitzthums in Helvetien brachte ihrer Freiheit immer größere Gefahr, da es den Habsburgern immer möglicher wurde, auch sie in den Bezirk der von ihnen geübten Gerichtsbarkeit zu ziehen und so den Uebergang zur Abhängigkeit zu bilden. Während der Zeit des Königs Rudolph hatten sie ihre Stellung wahren können, und gleich nach seinem Tode erneuer- ten sie ihren Bund zu deren fernerer Wahrung. Unter Albrecht, der ihnen schon wegen ihrer Treue gegen Adolph gram war, änderte sich das Verhältnis und habsburgische Beamte, die als Beamte des nun als Landesherrn auftretenden Habsburgers Landvögte hießen, kamen in das Land. Die Landschaften, die sich nur für die Handhabung der peinlichen Gerichtsbarkeit Reichsvögte gefallen lassen und die niedere durch die gewählten Landammänner versehen wollten, fühlten den Uebergang um so eher, als die Landvögte nicht, wie Reichsvögte, vorübergehend bei ihnen weilten, sondern bleibenden Sitz im Lande nahmen. Die Sehn- sucht nach alter Freiheit und die Herrschbegierde Albrechts, die sich den Landleuten hinter Vorspiegelung der unter dem Hause Habsburg zu findenden kriegerischen Ehre verbergen wollte, standen sich schroff gegen- über. Da Vorstellungen, die dem Könige gemacht worden, fruchtlos geblieben waren, fand im Jahre 1308 kurz vor Albrechts Tode ein Aufstand statt, durch welchen die Vögte vertrieben wurden und der Abhängigkeit und Dienftpflichtigkeit ein Ende gemacht wurde. Der Eifer für die neuerrungene, auch in der Folge noch mannigfach bedrohte Freiheit verflocht in die Erinnerung an deren Erwerbung Erzählungen erlittenen Unrechts, die den Haß gegen Oeftreich wach erhielten. So verkündete dichtende Sage den Nachkommen von dem Schwure der Be- freier auf dem am Vierwaldftädter-See gelegenen Platze Grütli, von dem zu Altorf aufgesteckten östreichischen Herzogshute, von dem an eine Sage von Palnatoke erinnernden Schüsse des Teil nach dem Haupte seines Kindes, von dem durch den gefangenen Tett aus der Gefahr des Sturmes geretteten und dann von demselben erlegten Landvogte Geßler. Die ganze Begebenheit aber, so klein der Kreis ihrer nächsten Wirkung war, breitete den Geist der Abneigung gegen die ritterlichen Herren im

10. Die Geschichte des Mittelalters - S. 504

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
504 Vierter Zeitraum des Mittelalters: 12/3—1492. dem ewigen Schirm des königlichen Hauses unterwerfen wollten; die Größe seiner Macht wäre vor ihren Augen, ihm widerstehen könnten sie nicht, allein er wolle sie nicht zwingen, sondern zu seines Hauses lieben Kindern haben. Er, der Enkel ihrer alten Schirmvögte, Sohn Rudolf's, würde sie anführen zu Sieg, er wolle sie reich machen und erhöhen durch Beute, Ritterschaft und Lehen. Die aus den Waldstättcn antworteten: der selige König sei ihnen ein guter Hauptmann und Vogt gewesen, seinem Stamm würden sie das immer gedenken; allein sie liebten den Zustand ihrer Altvordern und wollten in demselben ver- harren, Albrecht möchte ihn bestätigen, wie sein Vater. Als Albrecht nicht auf diese Weise zum Ziele gelangte, schlug er einen anderen Weg ein. Der Vogt der Waldstütte war in den alten Zeiten ein wichtiger Graf, der in das Land kam, wenn ihn sein Amt rief. Albrecht schickte zwei Reichsvögte, Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von Landenberg; sie hatten kein oder geringes Eigen- thum und wohnten deßhalb immerdar im Lande, drückten cs durch Zölle, waren mehr streng als gerecht und reizten das Volk durch rohen Ucber- muth. Im Herbste 1306 wurde der Untervogt Wolfenschießcn, welcher das Weib des biedern Landmannes Konrad Baumgarten zu Alzelen zwischen Engelbcrg und Stanz mißhandeln wollte, von dem ergrimmten Ehemanue im Bade erschlagen, ohne daß die Brüder des getödteten Edelknechtes Rache nahmen an dem Mörder, welcher gegen Uri entflohen war; sie sprachen, es sei dem Wollüstling Recht geschehen. Die Vögte aber achteten solcher Warnung des Schicksals nicht; vielmehr gebot Beringer von Laudenberg 1307 einem ehrbaren Landmann Heinrich von Melchthat in Unterwalden, das schönste Paar Ochsen abzulicfcrn, damit eine leichte Uebcrtretung seines Sohnes Arnold gebüßt werde. Als nun der Knecht kam und trotz der Bitten die Thiere abspannte, „dieweil der Bauer selber den Pstug ziehen könne," ergrimmte der junge Melch- thal, zerschlug dem Diener des Vogts zwei Finger und floh gegen Uri zu seinem Blutsfreund Walther Fürst. Da ließ Landenberg den Greis, welcher des Sohnes Aufenthalt weder entdecken konnte noch wollte, verhaften und au beiden Augen blenden. Um dieselbe Zeit ließ Geßler bei Altorf eine Veste bauen, die er Zwing-Uri nannte und forderte von edlen und unedlen Landsassen schwere Frohndienste. Es erging der Befehl, daß jeder Vorüberwan- delnde den auf einer Stange zu Altorf erhöhten Hut als Zeichen des Herzogs von Oesterreich und seines Statthalters begrüßen sollte. In denselben Tagen ritt der Vogt gegen Küßnacht und blickte mit neidischem Auge auf das neue, stattliche Haus Werncr's von Stauffacher, welcher in dem Dorfe Steinen wohnte. Auf die Frage: „wessen ist das Haus?" entgegnete bescheiden der Inhaber: „Herr, es ist meines Herrn des Kö- nigs und euer und mein Lehen." Dennoch versetzte unwirsch Geßler: „ich bin statt meines Herrn Fürst im Lande und will nicht, daß Bauern Häuser bauen ohne meine Einwilligung, will auch nicht, daß ihr also frei lebet, als ob ihr selber Herren wäret; ich werd's euch wehren!"

11. Theil 1 - S. 407

1821 - Nürnberg : Campe
— 407 — ihren hergebrachten Freiheiten zu schützen wußte. Ganz anders dachre aber sein Sohn Albrecht, der sich wei- gerte, ihre Rechte zu bestätigen. Gern hätte er ihnen seine Söhne als Regenten aufgedrungen und sie so zu seinen Unterthanen gemacht. Die ehrlichen Schweizer aber wollten frei leben und sterben, und wie ihre Väter niemanden als dem teutschen Reich angehören. Dieses nahm ihnen Kaiser Albrecht sehr übel, und anstatt sie gegen Gewaltthaten zu vertheidigen, ließ er sie durch seine Reichsvögte auf das grausamste bedrücken. Der eine von diesen Vögten hieß Geßler, der andere Lan- dcnberg. Geßler bewohnte einen Thurm in der Land- schaft Uri, Landenberg ein Habsburgischesschloß in Unterwalden. Beide drückten und plagten die armen Schweizer auf das unbarmherzigste, ahndeten die klein- sten Vergehungen mir der größten Strenge, erhöheten wi.lknbrltch die Abgaben, nahmen den Landleuten, wenn sie nicht bezahlten, das Vieh weg, ließen sie gefangen in ihre Thürme schleppen und behandelten sie mit tyran- nischem Uebermuth. Die Schweizer klagten und klagten bc^ dem Kaiser über diese Mißhandlungen; ihre Beschwer- den wurden aber kaum angehört, und die boshaften Vögte drückten sie jetzt noch härter als zuvor. Landenberg ließ unter andern: einem Landmann, Heinrich von Melchthal, die Ochsen von dem Pfluge wegnehmen, und da Melchthals Sohn Arnold sich dem Gerichts- diener widersetzte, und ihn mit rüstigem Arm tüchtig ausprügelte, so ließ Lande nberg dem alten Vater die Augen ausstechen. Der Sohn aber war flüchtig gewor- den und hielt sich bei einem Freund seines Hauses, bei Walther Fürst im Urithal, verborgen. Nun gerieth der andere Landvogt Geßler auf den Einfall, in dem Flecken Altorf, mitten auf dem Markt, einen Hut auf eine Stange aufstecken zu lassen, und zu /

12. Theil 2 - S. 202

1839 - Leipzig : Fleischer
202 Als sich Albrecht von hier nach der Schweiz wandte, um dort auf seinen Erbgütern neue Kräfte zu sammeln, traf ihn unerwartet der Tod. Die Scbweiz gehörte damals zu Deutschland. Die meisten Städte waren freie Reichsstädte, d. i. sie wurden von ihren Magisträ- ten regiert, und standen unmittelbar unter Kaiser und Reich. Derselbe Fall war mit den sogenannten drei Waldstadten Schwyz, Uri und Unterwalden. Hier hatte jeder Familienvater seine Stimme, und an ihrer Spitze stand der Landammann. Nur wenn sich wichtigere Vor- fälle ereigneten, sandte ihnen der Kaiser einen Vogt, der aber nach ihren Gesetzen richtete, unter denen sie bis dahin froh und frei gelebt hatten. In den übrigen Theilen der Schweiz dagegen hatten einige Grafen Besitzungen. Der reichste unter ihnen war der Graf von Habs- burg, jetzt König Albrecht, der die Absicht hatte, die habsburgischen Güter zu einem Herzogthum zu erheben, und dies einem seiner Söhne zu verleihen. Aber seine Güter lagen zerstreut. Darum ließ er den Waldstadten sagen, sie würden wohl thun, wenn sie sich seinem Schutze unterwürfen. Ihm zu widerstehen waren sie doch zu schwach. Er wollte sie aber lieber zu seines Hauses lieben Kindern haben, weil er von seinem Vater her schon wisse, daß sie ein tapferes Volk wären, und solche Leute liebe er. Hierauf antworteten sie: „sie wüßten recht wohl, daß der selige König ihnen ein guter Vogt gewesen wäre; aber sie liebten den Zustand ihrer Vorfahren, und wollten dabei bleiben. Darum bäten sie um Bestätigung ihrer Freiheiten." Auch schickten sie Werner, Freiherrn von Attinghausen, Landammann von Uri, an den König, ihre alten Rechte sich bestätigen zu lassen. Aber Albrecht hatte keine Zeit dazu, war auch übel zu sprechen. Dagegen schickte er ihnen, um sie seinen Unwillen fühlen zu lassen, zwei stolze, gefühl- lose Vögte ins Land, Geßler von Bruneck und Geringer von Landend erg. Geßler baute sich einen Twinghof, etwas hier Uner- hörtes, in Altorf in Uri, Landenberg wohnte auf einem Berg-Schlosse bei Sarnen in Unterwalden. Nun fingen die Bedrückungen .an. We- gen kleiner Vergehen wurden die Leute in finstere Kerker geworfen, oder aus dem theuren Vaterlande verwiesen, Zölle wurden angelegt, und der Adel des Landes Bauernadel genannt. Noch größere Gewaltthätig- keiten schienen die Einwohner fürchten zu müssen. Als einst Geßler bei dem Hause eines angesehenen Landmanns von Schwyz, Werner Stauffachers, vorbeiritt, hielt er das Pferd an, und betrachtete jenes. Es war wohlgebaut, mit vielen Fenstern versehen, dazwischen mit Sinnsprüchen bemalt, weitläuftig und ansehnlich. Stauffacher stand in der Thüre, und nahm ehrerbietig die Mütze ab. Geßler aber rief stolz: „kann man auch leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt!" Werners verständiges Weib rieth dem beunruhigten Mann nach Uri über den See zu fahren, und den alten Walther Fürst,

13. Die Geschichte des Mittelalters - S. 497

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
101. Die schweizerische Eidgenossenschaft. 497 fest, daß 1291 auf die Nachricht vom Tode Königs-Rudolf I. die reichsfreien Gemeinden Uri und Schwyz mit dem von Habsburg noch völlig abhängigen Nidwalden einen „ewigen" Bund schlossen, als dessen Zweck die Ausschließung fremder Richter hervortritt und der als der erste Ansang der Eidgenossenschaft angesehen wird. Erst mit dem Tode Albrecht's I. tritt der Kampf der Schweizer gegen die Unterwerfungsversuche des Hauses Habsburg in das historische Tageslicht. Denn die historische Kritik hat Tell's That in das Gebiet der Sage verwiesen und den übermüthigen Reichsvögten (Landenberg, Geßler), welche die reichsfreien Waldstätte nöthigen sollten, sich an Oesterreich zu ergeben, den historischen Boden entzogen. *) Der nach Ai- *) Die Sage, wie sie sich bis zum I. 1170 allmählich ausgebildet hat, lautet also: Albrecht I. schickte zwei Reichsvögte, Hermann Geßler von Bruneck und Bering er von Landenberg, in die Waldstätte; sie drückten das Volk durch Zölle, waren mehr streng als gerecht und reizten es durch rohen Uebermuth. Der Untervogt Wolsenschießen, welcher das Weib des biedern Landmannes Konrad Baumgarten mißhandeln wollte, ward von dem ergrimmten Ehemanne im Bade erschlagen, ohne daß die Brüder des getödteten Edelknechtes Rache nahmen an dem Mörder, welcher gegen Uri entflohen war; sie sprachen, es sei dem Wollüstling Recht geschehen. Die Vögte aber achteten solcher Warnung des Schicksals nicht; vielmehr gebot Beringer von Landenberg 1307 einem Landmann Heinrich von Melchthal in Unterwalden, sein schönstes Paar Ochsen abzuliefern, damit eine leichte Uebertretung seines Sohnes Arnold gebüßt werde. Als nun der Knecht kam und trotz der Bitten die Thiere abspannte, „dieweil der Bauer selber den Pflug ziehen könne", ergrimmte der junge Melchthal, zerschlug dem Diener des Vogts zwei Finger und floh gegen Uri zu seinem Blutsfreunde Walther Fürst. Da ließ Landenberg den Greis, welcher des Sohnes Aufenthalt weder entdecken konnte noch wollte, verhaften und an beiden Augen blenden. Um dieselbe Zeit ließ Geßler bei Altorf eine Veste bauen, die er Zwing-Uri nannte, und forderte von edlen und unedlen Landsassen schwere Frohndienste. Es erging der Befehl, daß jeder Vorüberwandelnde den auf einer Stange zu Altorf erhöhten Hut als Zeichen des Herzogs von Oesterreich und seines Statthalters begrüßen sollte. In denselben Tagen ritt der Vogt gegen Küßnacht und blickte mit neidischem Auge auf das neue, stattliche Haus Werner’S von Stauffacher, welcher in dem Dorfe Steinen wohnte. Auf die Frage: „Wessen ist das Haus?" entgegnete bescheiden der Inhaber: „Herr, es ist meines Herrn des Königs und Euer und mein Sehen." Dennoch versetzte unwirsch Geßler: „Ich bin statt meines Herrn Fürst im Lande und will nicht, daß Bauern Häuser bauen ohne meine Einwilligung, will auch nicht, daß ihr also frei lebet, als ob ihr selber Herren wäret; ich werd's euch wehren!" und ritt weiter. Stauffacher, welcher den geheimen Kummer über des Landes Knechtschaft und des Vogtes Drohung endlich dem klugen Eheweibe mitgetheilt hatte, entschloß sich auf den Rath desselben, gegen Uri zu fahren, Gleichgesinnte zu werben und des Volkes Stimmung zu erforschen. Beides gelang; denn überall hatte der Druck eine dumpfe Gährung hervorgerufen, welche nur eines starken Mittelpunktes bedurfte. Der fand sich alsbald in dem Bündnisse Werner Stauffacher's, Arnold’s von Metch-, Pütz, Histor. Darstell, und Charakteristiken. Ii. 2. Aufl. 32

14. Für einen einjährigen Unterricht in einer unteren Klasse berechnet - S. 145

1862 - Hildburghausen : Nonne
Wilhelm Teil. 145 tauschen. Sic wiesen aber insgesammt diesen Antrag zurück und wieder- holten ihre frühere Bitte. Da schickte ihnen Albrecht österreichische Amtleute, sie aber wollten, er sollte ihnen Reichsvögte verordnen, die nach alter Sitte in's Land kamen, so ost ihre Thätigkeit nöthig war. Da gab ihnen der König zwei seßhafte Landvögte, der eine der Geßler genannt, der sollte Schwyz und Uri regieren; gen Unterwalden ordnete er zum Vogt Beringer von Landen berg. Leide waren herrische, übermüthige Männer, welche das Landvolk verachteten, durch Steuern und Abgaben drückten, und dessen alte Rechte verhöhnten. Um das Land in Furcht und Gehorsam zu halten, liest Geßler in Uri eine Veste bauen, die den Namen „Zwing-Uri" führen sollte, und als er einst durch Steinen im Lande Schwyz ritt und das schön ge- zimmerte Haus sah, das Werner Stanffacher, ein angesehener, ehrbarer Landmann sich erbaut hatte, sagte er mit verachtendem Hohne: „Kann man leiden, daß das Bauernvolk so schön wohnt?" Andrerseits ließ Landen- berg einem bejahrten Bauer zu Unterwalden, Heinrich von Melchthal, um einer geringen Ursache willen, ein Gespann schöner Ochsen wegnehmen. Als der Greis über dies Verfahren jammerte, sagte des Vogtes Knecht: „wenn die Bauern Brod essen wollen, so können sie selbst den Pflug ziehen." Ueber diese Rede wurde der Sohn Arnold so aufgebracht, daß er mit seinem Stock dem Knecht auf die Hand schlug und ihm einen Finger zerbrach. Da mußte Arnold aus Furcht vor Landenberg's Zorn entfliehen; aber der Vogt ließ den alten Heinrich von Melchthal ergreifen und ihm beide Augen ausstechen. Arnold von Melchthal war zu Walther Fürst geflohen, der im Lande Uri zu Attinghausen wohnte. Dahin kam auch Werner Stauf- facher, um seinem Freuirde Walther Fürst das Leid zu berichten, das ihm die stolzen Worte des Vogtes erregt. Schon längst waren Boten an den Kaiser abgesandt, ihm die Noth des Landes zu klagen; aber diese waren gar nicht vorgelassen worden. Da meinten die drei Männer, cs sei besser zu sterben, als ein so schmähliches Joch geduldig zu tragen. Jeder ging nun ans, Verwandte und Landsleute zu erforschen, und berief je zehn seiner Ver- trautesten zu gemeinsamem Rathe. Diese kamen in der Nacht des 7. No- vember 1307 in aller Stille auf dem Rütli, einer banmumgrenzten Berg- wiese am Vierwaldstättersee, zusammen. Als nun die dreiunddreißig Männer versammelt waren, berathschlagten sie, wann und wie man sich des ungerech- ten Druckes erwehren solle. Dann erhoben sie ihre Hände zum Himmel und schwuren, „mannhaft ihre Freiheit zu schirmen, doch dabei dem Hanse Habs- burg nichts an Leuten und Gütern zu beschädigen." Die Neujahrsnacht 1308 ward zur Ausführung des geheimen Planes bestimmt. 2. Inzwischen hatte Geßler in seinem Argwohn sich vorgenommen, die Herzen derer zu erforschen, welche seinem Regiment und dem Hause Oester- reich am meisten abhold wären. Deshalb ließ er zu Altdorf den Herzogs- hut von Oesterreich auf einer Stange aufrichten mit dem Gebot, Jeder, wel- cher des Weges käme, müsse sich vor dem Hute neigen und demselben Ehr- furcht beweisen. Da kam Wilhelm Tel!*), ein Landmann aus Bürgten Nach Tschudi, dem Schweizer-Chronisten aus dem 16. Jahrhundert, ist das Dell Erzählte am 18. und 19. November 1307 (Sonntag und Montag) geschehen. — Neuere Geschichtsforscher fassen Tell und seine That als Sage. I 10

15. Geschichts-Bilder - S. 178

1865 - Langensalza : Greßler
178 wir denn Brüder?« fragte ihn der Kaiser, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. »Ei«, antwortete der Arme, »sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her?« — »Du hast Recht«, sprach Rudolph, »ich dachte nur nicht gleich daran«, und mit diesen Worten langte er in die Tasche und drückte ihm einen Pfennig in die Hand. »Aber ein Pfennig ist doch für einen großen Kaiser gar zu wenig«, sagte der Bettler. »Was«, entgegnete Ru- dolph, »zu wenig? Freund, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, als ich, so würdest du bald der reichste Mann im Lande sein.« Nach diesem brüderlichen Geschenke gab er ihm vermuthlich auch noch ein kaiserliches. Bisweilen inachten Rudolphs Leute ihm seine allzugroße Güte zum Vorwurf; er aber antwortete ihnen: »Kinderchen, es hat mich schon oft gereut, daß ich zu strenge war; nie aber wird es mich reuen, daß ich zu gut gewesen bin.« Der Schweizerbund.*) Nach dem Tode des Kaisers Rudolph von Habsburg trug sein Sohn Albrecht die Krone. Voll diesem war bekannt, wie er nur darauf ausgehe, seine Erblande zu erweitern und wie er die Frei- heiten der Volker und Städte wenig achte und sie zu unterdrücken suche. Da fürchtete sich Jeder. Und es traten zusammen die Kan- tone voir Uri, Schwyz und Unterwalden (1292) und beschworen, »in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hilfe beizustehen.« Davon wurden sie E i d g e n offen genannt. Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten. Und er schickte den Hermann. Geßler von Brunegg und den Ritter Bering er von Ladenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Ladenberg zog auf das Schloß des Königs bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Ver- achtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stanffachers neuem Hause iin Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: »Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?« Und als Arnold an den Halden non Melchthal im Unterwaldner Lande wegen geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Ladenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und _ sprach: »Bauern können ihren Pflug selber ziehen!« Aber der junge *) Zschokke.

16. Geschichte des Mittelalters - S. 180

1867 - Mainz : Kunze
180 Vierte Periode des Mittelalters. Die Lewalt-Laudvögte, Herniann Geßler von Bruneck für Uri und Schwyz thätigkenen uni) Beringer von Landenberg für Unterwalden, welche wider das Her- Reichsvögte kommen ihren ständigen Sitz im Lande nahmen und arge Bedrückung ^ten< Landenberg war einem ehrbaren Landmann von Unterwalden, Heinrich von Melchthal, feind und aufsässig, weil dieser für den Reichs- verband eiferte. Melchthal besaß schöne Ochsen. Als sich nun dessen Sohit Arnold einst auf unbedeutende Weise vergangen hatte, wofür er 5 Schillinge Buße entrichten sollte, befahl der g.strenge Landvogt, deni Vater die schönsten Ochsen vom Pfluge wegzunehmen, und wenn der- selbe dawider reden wolle, ihm die Meinung des Landvogts niitzutheilen, daß, wenn die Bauern Brod essen wollten, sie den Pflug selbst ziehen möchten. Der Diener that, wie ihm sein Herr geboten. Darüber er- grimmte der junge, feurige Melchthal, schlug nach dem Knechte des Unzufrteden- Landvogts und brach ihm einen Finger. Aus Furcht vor der Rache ^ An laß Tum' Vogtes floh Arnold zu Walther Fürst von Attinghausen in Uri Widerstand, und fand bei demselben Schutz und gastliche Aufnahme. Als aber Landenberg den Vater nach dem Zufluchtsorte seines Sohnes fragte und dieser ihn: die verlangte Auskunft nicht ertheilen konnte, ließ er den armen, alten Mann greifen und ihm die Augen ausstechen. Zn der nämlichen Zeit kam Wolfenschieß, Laudenbergs Untervogt auf Roßberg, nach dem Dorfe Alzellen in Unterwalden ins Haus des Landmanns Konrad Baumgarten. Hier forderte er von der Frau Baum- gartens ein Bad und benahm sich gegen dieselbe mit so frecher Ungebühr, daß sie um Hülfe rief. Der erschrockene Landmann eilte herbei und erschlug in der Hitze den übermüthigen Junker mit der Axt. Walther Zu Walther Fürst in Altinghausen kam, als eben Arnold von ^Sta'uffache" Melchthal bei demselben weilte, Werner Stauffacher von Steinen in und Arnold Schwyz. Dieser hatte sich in Steinen ein schönes Haus gebaut und 9- Melchthal eines Tages vor demselben, als Geßler, der Landvogt, vorüber ritt. Werner erhob sich und . grüßte höflich; da fragte ihn der Vogt, wem das schöne Haus gehöre. Werner antwortete ehrerbietig: „Herr! Dies Haus ist meines Herrn, des Kaisers, Eigenthum, euer und mein Lehen!" Da entgegnete ihm finster der Vogt: „Hier bin ich Herr an des Kaisers Statt. Ich will nicht, daß ihr Bauern Häuser baut ohne meine Bewilligung, und daß ihr so frei lebet, als ob ihr selbst Herren wäret; ich werde euch das wehren." Darnach ritt der Landvogt des Weges weiter. Tie Drohnng Geßlers erregte in Stauffachers Brust gar große Besorgniß, und oft hing er seitdem trüben Gedanken nach.

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 56

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 56 — nackig. Da zog Rudolf den Beutel hervor und fragte den Wirt finster anblickend: „Kennst du diesen Beutel?" Darüber erschrak der Dieb heftig, fiel auf die Kniee nieder und bat um Gnade, mußte aber für seine Schalkheit am Galgen büßen. 7. Rudolfs Tod. Achtzehn Jahre lang hatte Rudolf dein Deutschen Reiche vorgestanden. Nach Italien zog er nie. Er verglich das Land, in dem so viele deutsche Kaiser nutzlos gekämpft hatten, mit der Höhle des Löwen, in die viele Spuren hineingingen aber wenige herausführten. Dagegen wirkte er mit Kraft und Weisheit für Deutschlands Wohlfahrt bis zu seinem Ende. Eine treue Stütze besaß er in seiner Gemahlin Gertrud. Er hatte drei Söhne und sieben Töchter; und sein Familienleben war heiter und glücklich. Als Rudolf, ein Greis von 73 Jahren, seinen Tod nahen fühlte, wollte er nach Speyer eilen, um dort an der Grabstätte der Kaiser zu sterben. Schon dem Ziel nahe, verschied er; die Leiche wurde in den Dom zu Speyer gebracht. Das deutsche Volk aber ehrte noch lange das Andenken dieses guten Kaisers. 26. Die Schweizer. 1. Die Waldstalten. Die heutige Schweiz gehörte ehemals zum Deutschenreiche. In dem herrlichen Gebirgslande wohnte ein einfaches kräftiges Bauern- und Hirtenvolk, das treu die alten väterlichen Sitten bewahrte. Die Gemeinden am Vierwaldstätter See lebten frei unter eignen Obrigkeiten, keinem andern Herrn untertan als dem Kaiser. Da wurde Albrecht von Österreich, der Sohn Rudolfs vou Habsburg, ein habgieriger und herrschsüchtiger Mann deutscher Kaiser. Der suchte diese Orte, die sogenannten Waldstätten Schwyz, Ltri und Unterwalden, seinem Hause untertan zu machen. Da sie widerstrebten und bei ihren uralten Freiheiten beharren wollten, gab er ihnen zu Reichsvögten harte und böse Herren, die sie drücken und quälen sollten, bis sie ihre Selbständigkeit aufgäben und sich der österreichischen Herrschaft fügten. 2. Die -tandvögle. Die Vögte bauten Zwingburgen im Lande, übten arge Gewalttaten und spotteten alles Rechts. Einst ritt, so erzählt die Sage, der Vogt Geßler an einem neuen schönen Hanse vorüber, das sich Wernerstauffacher erbaut hatte, ein begüterter Landmann von Schwyz. „Ich will nicht," rief der Vogt zornig, „daß die Bauern Häuser bauen ohne mein Verwilligen, will auch nicht, daß ihr frei lebt, als ob ihr selbst Herren wäret; ich werde mich unterstehen,

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 202

1863 - Essen : Bädeker
202 „So möge auck Gott, der allmächtige Hort, Der das Flehm der Schwachen erhöret, Zu Ehren euch bringen hier und dort, So wie ihr jetzt ihn geehret. — Ihr seid ein mächtiger Graf, bekannt Durch ritterlich Walten im Schweizerland-, Euch blühen secks liebliche Töchter. So mögm sie, rief er begeistert aus, Secks Kronen euch bringen in euer Haus Und glänzen die spät'sten Geschlechter." — Und mit sinnendem Haupt saß der Kaiser da, Als dächt' er vergangener Zeiten; Jetzt, da er dem Sänger ins Auge sah, Da ergreift ihn de» Werte Bedeuten. Die Züge des Priesters erkennt er schnell Und verbirgt der Thränen stürzenden Quell In des Mantels purpurnen Falten. — Und Alles blickte den Kaiser an, Und erkannte den Grafen, der das gethan, Und verehrte das göttliche Walten. (Fricdr. v. Schiller.) Naeb dem Tode Rudolphs von Habsburg folgten Kaiser aus ver- schiedenen Häusern. Der erste nach ihm war Adolph Vod N&Ssaü (von 1291 —1298); dann folgte Rudolphs Sohn, Albrecht von Österreich (1298—1308), ein stolzer Regent, unter dessen Regierung die Schweiz sich von Deutschland anfing zu trennen. 21. Der Schweizerbund. — Wilhelm Tell. (1307.) Im Jahre 1298 kam Albrecht, Sohn Rudolphs von Habsburg, zur Regierung, die aber kein Segen für Deutschland wurde. Sein ungerechtes und hartes Verfahren gegen die freien deutschen Landleute in den Schweizeralpen veranlaßte diese, sich zum Schutz ihrer Freiheiten zu verbinden. So entstand die schweizerische Eidgenossenschaft, und der Abfall der Schweiz vom deutschen Reiche begann. In jener schlimmen Zeit traten zusammen die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden und beschworen, „in Erwägung böser und gefährlicher Zeiten, einen ewigen Bund, sich und die Ihrigen mit Hab und Gut gegen Alle und Jede, wer sie auch seien, zu vertheidigen und einander mit Rath und Hülfe beizustehen". Der Kaiser aber schickte ihnen zu Reichsvögten harte und böse Leute aus seinem eigenen Lande, die sie drückten und quälten, den Hermann Geßler von Brunnegg und den Ritter Beringer von Landenberg. Die thaten, was nie zuvor die Reichsvögte, und wollten im Lande selbst wohnen. Landenberg zog auf das Schloß des Königs, bei Sarnen in Oberwälden, und Geßler baute sich einen Zwinghof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöhet, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler vor des Stauffachers neuem Hause im Dorfe Steinen vorbeiritt, sprach er höhnisch: „Kann man's auch dulden, daß das Bauernvolk so schön baue?" Und als Arnold von Melchthsl im

19. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 218

1871 - Braunschweig : Wreden
— 218 — 78. Der -Zchwkyerbund. (Wilhelm Teil). (1308.) Zur Zeit Rudolfs von Habsburg gehörte die heutige Schweiz noch zu Deutschland. Dieses schöne Land wurde von einem kräftigen, einfachen Gebirgsvolke bewohnt, das sich mit Viehzucht und Ackerbau beschäftigte und in seiner Abgeschlossenheit fromm die alten Sitten seiner Väter treu bewahrte. Das Land bestand in jener Zeit aus einer Menge kleiner Gebiete, die theils Herzögen, Grafen und Bischöfen angehörten, theils frei unter eigenen Obrigkeiten lebten und keinem andern Herrn als dem' Kaiser Unterthan waren. Als nun Albrecht von Oesterreich, der Sohn Rudolfs vonhabsbnrg, ein finsterer habgieriger Mann, zur Regierung gelangte, suchte er die reichsfreien Waldstädte Uri, Schwyz und Unterwalden zu Unterthanen seines Hauses zu machen. Da die Schweizer aber diesem Begehren widerstrebten und sogar zu einem Bunde zusammentraten und beschworen, sich gegenseitig gegen äußere Feinde zu vertheidigen und in jeder Noth beizustehen, schickte ihnen_ der Kaiser Albrecht Reichsvögte ins Land, harte und böse Leute, die das Schweizervolk brücken und quälen sollten, bis sie aus Noth endlich sich der österreichischen Herrschaft unterwerfen würden. Die grausamsten dieser Vögte waren Geßler von Brunegg und Beriuger vou Laudeuberg. Landenberg wohnte im königlichen Schlosse bei Sarnen in Unterwalden und Geßler banete sich einen Rwing-Hof im Lande Uri. Nun wurden die Zölle erhöht, die kleinsten Vergehen mit Kerker und schweren Bußen bestraft und die Landleute mit Stolz und Verachtung mißhandelt. Als Geßler einst vor einem neuen schönen Hanse vorbeiritt, das sich W erner Stauffacher, ein begüterter Landwirth in Schwyz, gebauet hatte,^ sprach der Vogt höhnisch: „Ich will nicht dulden, daß das Bauernvolk so schone Häuser baue, will auch nicht, daß sie so frei leben, als ob sie die Herren wären." Noch schlimmer trieb es Landenberg. Als Arnold an den Halden von Melchthal im Unterwaldner Lande wegen geringen Fehlers um ein Paar schöne Ochsen gestraft wurde, riß Laudenbergs Knecht die Ochsen vom Pfluge weg und sprach: „Bauern können ihren Pflug selber ziehen!" Aber der junge Arnold, ob der Rede ergrimmt, schlug den Knecht, daß er demselben zwei Finger zerbrach. Darum floh er ins Gebirge. Da ließ Landenberg zur Strafe dem alten Vater des Arnold beide Augen aufstechen. Und die Vögte und ihre Gesellen verübten Gräuel und schalteten im Lande also, daß sie nicht nur des Volkes von Kaiser und Königen verbriefte Rechte mit Füßen traten, sondern selbst das ewige Recht verhöhnten, das Gott jeglichem Menschen, wie sein unveräußerliches Gut, gegeben hat. Als nun in den Thälern Demuth weinte und Hochmuth lachte, sprach in dem Dorfe Steinen des Werner S tan ff ach er 8 Frau zu ihrem Manne: „Wie lange muß Demuth weinen und Hochmuth lachen? Sollen Fremdlinge Herren dieser Erde und Erben unseres Gutes sein? Wozu taugen die Männer des Gebirges?" — Da ging schweigenb der Werner Stauffacher hinab zu dem Orte Brunnen am See und fuhr über das

20. Mittelalter - S. 100

1882 - Oldenburg : Stalling
100 wandte und Dienstleute grausam getötet oder verjagt. Rudolf von Wart, der allein ergriffen war, ward lebendig aufs Rad geflochten, während seine Gemahlin im Gebete drei Tage bis zu seinem Tode neben ihm ausharrte. Gegen tausend Unschuldige fielen als Opfer der Königinnen, die an der Stätte von Albrechts Tode das Kloster Königsfel den bauten, in dem Agnes im Rufe einer Heiligen ihr Leben endigt. Der herkömmlichen Sage nach fällt in das Todesjahr Albrechts (1308) die Gründung der Schweizer Eidgenossenschaft. In den sogenannten Waldstätten Schwyz, Uri und Unterwalden hatte sich schon früh ein lebhafter Freiheitssinn entwickelt, und sogar die Kaiser Rudolf und sein Sohn Albrecht hatten die alte Gewalt über dieselben nicht wiederzuerlangen vermocht. Die Waldstätte wiesen Albrechts Aufforderung, ihre freie Reichsunmittelbarkeit mit der habsburgischeu Schirmherrschaft zu vertauschen, ab und baten um Bestätigung ihrer Freiheit und um Sendung eines Reichsvogtes. Da schickte Albrecht zwei Landvögte, Hermann Geßler von Bruneck, der zu Küßuacht am Lnzerner See, und Geringer von Landenberg, der auf der Burg zu Sarnen seinen Sitz hatte. Durch Übermut, Strenge und Steuerdruck reizten beide den freien Sinn des Landvolkes. Die Sage berichtet: Als Werner Stanffacher sich ein Haus baute, sagte Geßler: „Ich will nicht, daß die Bauern Häuser bauen ohne mein Verwilligen, will auch nicht, daß ihr so frei lebt, als ob ihr selbst Herren wäret, ich werde mich unterstehen es euch zu wehren." Landenberg ließ sogar einem Bauer, namens Heinrich, aus dem Melchthal in Unterwalden, ein Paar Ochsen wegführen mit der Drohung, die Bauern könnten den Pflug selber ziehen. Da schlug Heinrichs Sohn Arnold dem Knechte des Vogtes zwei Finger entzwei, der Vogt aber ließ seinem alten Vater die Augen ausstechen. Nun aber traten Arnold, Walther Fürst von Attinghausen und Werner Stauffacher, jeder von zehn Männern seines Landes begleitet, den 7. November 1307 zur Nachtzeit auf dem Rütli am Vierwaldstättersee zusammen und gelobten eidlich mit gen Himmel gehobenen Händen die Wiederherstellung der alten Freiheit. Inzwischen hatte auch Geßler die Volkswut erregt. Er verlangte, daß jeder Vorübergehende einen auf dem Markte in Altdorf aufgesteckten Herzogshut grüßen sollte. Da Wilhelm Tell, Waltherfürsts Eidam, dies unterlassen, befahl ihm Geßler, einen Apfel von seines Sohnes Kopf zu schießen: