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1. Erzählungen aus der griechischen Geschichte - S. 93

1868 - Oldenburg : Stalling
93 zurückkehrtc, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen dazu die Versen „Sparta's Schaaren verfolgt' Aristomenes bis in die Mitte Von Stenykleros'*) Gefild und bis zum hohen Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei Spartanische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Orte in Lakonicn, wo der Demeter (Ceres) ein Heiligthum gestiftet war, die Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Gefährten aus und suchte sic zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur Wehr: die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet: auf Aristomenes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfänge der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Laeedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfcstung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Laeedämonier. Er vcrthei- digte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er siel; haufenweise liefen die Laeedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefan- gen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen *) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denknral des Ebers befand.

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1. Die vorchristliche Zeit - S. 92

1852 - Leipzig : Brandstetter
92 Tempel der Minerva, auf dem geschrieben war: „Aristomenes weiht diesen Schild der Göttin als Zeichen des Sieges über die Spartaner." Die Lacedä- monier aber hatten einen Orakelspruch aus Delphi, daß sie den Athenischen Rathgeber holen sollten. Sie baten also durch Gesandte die Athener um einen Mann, der ihnen riethe, was nöthig Ware und diese schickten ihnen den Thr- täos, einen Kinderlehrer, der am wenigsten mit scharfem Verstände begabt zu sein schien'und an dem einen Fuße lahm war. Thrtäos wußte durch seine Kriegsgesänge die Lacedämonier so zu begeistern, daß ste ihn als ein göttliches Geschenk betrachteten. Beide Theile rüsteten stch bei dem sogenannten „Denk- mal des Ebers" zur Schlacht. Aristomenes war von einer Schaar von achtzig auserlesenen Messeniern umgeben, von denen jeder stch hoch geehrt fühlte, daß er gewürdigt worden war, an der Seite des Aristomenes zu fechten. Diese selbst und Aristomenes hatten zuerst schwere Arbeit, da sie gegen den spar- tanischen König und den Kern des lacedamonischen Heeres kämpften; aber keine Wunde scheuend und ihre Kampfwuth bis auf den höchsten Grad stei- gernd, schlugen sie durch fortgesetzten Kampf und ihre Wagstücke die Schaar des spartanischen Königs zurück. Diese Fliehenden ließ Aristomenes durch eine andere Abtheilung der Messenier verfolgen; er selbst stürzte sich auf die, welche den meisten Widerstand leisteten. Als er auch diese geworfen hatte, wandte er sich wiederum gegen Andere; schnell drängte er auch diese zurück und ungehindert warf er sich nun auf die, welche noch Stand hielten, bis er die ganze Schlachtordnung der Lacedämonier und ihrer Bundesgenossen in völlige Unordnung brachte. Und da sie nun ohne Scham und Scheu flohen und Keiner mehr den andern erwarten wollte, drängte er ihre Nachhut furcht- barer, als man von einem einzigen Manne hätte erwarten können. Bei der weiteren Verfolgung der Feinde verlor Aristomenes seinen Schild und dieser Umstand war Schuld, daß sich mehrere Lacedämonier durch die Flucht retteten, weil er, während er den Schild suchte, Zeit verlor. Die Lacedämonier waren durch diesen Schlag sehr entmuthigt; aber dem Aristomenes warfen, als er nach Hause zurückkehrte, die Weiber Bänder umd Blumen der Jahreszeit zu und sangen dazu die Verse: „Spartak Schaaren verfolgt Aristomenes bis in die Mitte . Von Stenykleros's *) Gefild und bis zum hoben Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei spartanische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. 2. Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Orte in Lakonien, wo der Ceres ein Heiligthum gestiftet ist, die Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Gefährten auf und suchte sie zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur Wehr; die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran ste das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet; auf Aristomenes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchgebrannt *) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denkmal des Ebers befand.

2. Die vorchristliche Zeit - S. 105

1866 - Leipzig : Brandstetter
105 geschrieben war: „Aristomenes weiht diesen Schild der Göttin als Zeichen des Sieges über die Spartaner." Die Lacedämonier aber hatten einen Orakelsprncb ans Delphi, daß sie den athenischen Rathgeber holen sollten. Sie baten also durch Gesandte die Athener um einen Mann, der ihnen riethe, was nöthig wäre, und diese schickten ihnen den Tyrtäus, einen Kinderlehrer, der am wenigsten mit scharfem Verstände begabt zu sein schien und an dem einen Fuße lahm war. Tyrtäus wußte durch seine Kriegsgesänge die Lacedämonier so zu begeistern, daß sie ihn als ein gött- liches Geschenk betrachteten. Beide Theile rüsteten sich bei dem sogenann- ten „Denkmal des Ebers" zur Schlacht. Aristomenes war von einer Schaar von achtzig auserlesenen Messeniern umgeben, von denen jeder sich hoch- geehrt fühlte, daß er gewürdigt worden war, an der Seite des Aristomenes zu fechten. Diese selbst und Aristomenes hatten zuerst schwere Arbeit, da sie gegen den spartanischen König und den Kern des lacedämonischen Heeres kämpften; aber keine Wunde scheuend und ihre Kampfwuth bis aus den höchsten Grad steigernd, schlugen sie durch fortgesetzten Kampf und ihre Wagstücke die Schaar des spartanischen Königs zurück. Diese Fliehenden ließ Aristomenes durch eine andere Abtheilung der Messenier verfolgen; er selbst stürzte sich auf die, welche den meisten Widerstand leisteten. Als er auch diese geworfen hatte, wandte er sich wiederum gegen Andere; schnell drängte er auch diese zurück, und ungehindert warf er sich nun auf die, welche noch Stand hielten, bis er die ganze Schlachtordnung der Lace- dämonier und ihrer Bundesgenossen in völlige Unordnung brachte. Und da sie nun ohne Scham und Scheu flohen und Keiner mehr den Andern erwarten wollte, drängte er die Nachhut furchtbarer, als man von einem -einzigen Manne hätte erwarten können. Bei der weiteren Verfolgung der Feinde verlor Aristomenes seinen Schild, und dieser Umstand war Schuld, daß sich mehrere Lacedämonier durch die Flucht retteten, weil er, während er den Schild suchte, Zeit verlor. Die Lacedämonier waren durch diesen Schlag sehr entmuthigt; aber dem Aristomenes warfen, als er nach Hause zurückkehrte, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen die Verse: „Sparta's Schaaren verfolgt Aristomenes bis in die Mitte Von Stenykleros *) Gefild und bis zum hohen Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel so- gleich mit einer auserlesenen Schaar zwei spartanische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. 2. Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Orte in Lakonien, wo der Ceres ein Heiligthum gestiftet war, die Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Gefährten auf und suchte sie zu rauben. Allein die Weiber ------------------------- *) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denkmal des Ebers befand.

3. Die vorchristliche Zeit - S. 93

1852 - Leipzig : Brandstetter
93 und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megalota- phros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfänge der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedamonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streif- züge lus in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedamonier. Er vertheidigte sich, er- hielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedamonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Missethater warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, auf seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes gekommen war, legte er stch nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und er- blickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe, gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Ge- wand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem lau- fenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durch- kriechen groß genug war und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für unglaub- lich, bis er eine Schaar, von Korinthern, die den La'cedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödtete. Nach dieser Thal brachte er dem Jupiter das Opfer dar. welches man Hekatomophonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristomenes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. 3. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 101

1873 - Oldenburg : Stalling
101 selbst und Aristomenes hatten zuerst schwere Arbeit, da sie j gegen den Spartanischen König und den Kern des Lacedämo-°/ nischen Heeres kämpften: aber keine Wunde scheuend, und ihre^'^' Kampfwuth bis auf den höchsten Grad steigernd, schlugen sie durch fortgesetzten Kampf und ihre Wagstücke die Schaar des Spartanischen Königs zurück. Diese Fliehenden ließ Aristome- nes durch eine andere Abtheilung der Messenier verfolgen: er selbst stürzte sich auf die, welche den meisten Widerstand leisteten. Als er auch diese geworfen hatte, wandte er sich wiederum gegen Andere: schnell drängte er auch diese zurück und ungehindert warf er sich nun auf die, welche noch Stand hielten, bis er die ganze Schlachtordnung der Lacedämonier und ihrer Bundesgenossen in völlige Unordnung brachte. Und da sie nun ohne Scham und Scheu flohen und Keiner mehr den Andern erwarten wollte, drängte er ihren Rücken furcht- barer, als man von einem einzigen Manne hätte erwarten können. Bei der weiteren Verfolgung der Feinde verlor Aristomenes seinen Schild, und dieser Umstand war Schuld, daß sich mehrere Lacedämonier durch die Flucht retteten, weil er, während er den Schild suchte, Zeit verlor. Die Lacedä- mouier waren durch diesen Schlag sehr entmuthigt, aber dem Aristomenes warfen, als er nach Hause zurückkehrte, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen dazu die Verse: ^ ^ x,sspärta's Schaaren verfolgt Aristomenes bis in die Mitte ' Von Stenykleros'*) Gefild und bis zmn hohen Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei Sparta- nische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. Einst erfuhr er, daß zu Aegileu. einem Orte in Lakonien, wo der Demeter (Ceres) ein Heiligthum gestiftet war, die ^ Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Ge- fährten auf und suchte sie zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur Wehr: die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet: Auf Aristomenes aber schlugen sie mit *) Ltenykleros hieß der Ort, wo sich das Denkmaldes Ebers befand.

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 102

1873 - Oldenburg : Stalling
102 brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Tressen sammelte Aristomenes die Reste der tnrf Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hieraus unternahin Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: aus einem solchem Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedä- monier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossenste imjm die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Misse- thäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, aus seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinab- gebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Ge- sicht, und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Ge- sicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer

6. Die vorchristliche Zeit - S. 106

1866 - Leipzig : Brandstetter
106 setzten sich zur Wehr; die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet; auf Aristo- menes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchgebrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Mega- lotaphros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristo- krates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedä- moniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zuriick, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lace- dämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Ari- stomenes Streifzüge bis in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedämonier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Angen, er fiel, haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Missethäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, ans sei- nen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage daraus hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für un-

7. Die vorchristliche Zeit - S. 105

1877 - Leipzig : Brandstetter
105 geschrieben war: „Ariftomenes weiht diesen Schild der Göttin als Zeichen des Sieges über die Spartaner." Die Lacedämonier aber hatten einen Orakelspruch aus Delphi, daß sie den athenischen Rathgeber holen sollten. Sie baten also durch Gesandte die Athener um einen Mann, der ihnen riethe, was nöthig wäre, und diese schickten ihnen den Tyrtäus, einen Kinderlehrer, der am wenigsten mit scharfem Verstände begabt zu sein schien und an dem einen Fuße lahm war. Tyrtäus wußte durch seine Kriegsgesänge die Lacedämonier so zu begeistern, daß sie ihn als ein göttliches Geschenk betrachteten. Beide Theile rüsteten sich bei dem sogenannten „Denkmal des Ebers" zur Schlacht. Ariftomenes war von einer Schaar von achtzig auserlesenen Messeniern umgeben, von denen jeder sich hochgeehrt fühlte, daß er gewürdigt worden war, an der Seite des Ariftomenes zu fechten. Diese selbst und Ariftomenes hatten zuerst schwere Arbeit, da sie gegen den spartanischen König und den Kern des lacedämonischen Heeres kämpften; aber keine Wunde scheuend und ihre Kampfwuth bis auf den höchsten Grad steigernd, schlugen sie durch fortgesetzten Kampf und ihre Wagstücke die Schaar des spartanischen Königs zurück. Diese Fliehenden ließ Ariftomenes durch eine andere Abtheilung der Mesienier verfolgen; er selbst stürzte sich auf die, welche den meisten Widerstand leisteten. Als er auch diese geworfen hatte, wandte er sich wiederum gegen Andere; schnell drängte er auch diese zurück, und ungehindert warf er sich nun auf die, welche noch Stand hielten, bis er die ganze Schlachtordnung der Lacedämonier und ihrer Bundesgenossen in völlige Unordnung brachte. Und da sie nun ohne Scham und Scheu flohen und Keiner mehr den Andern erwarten wollte, drängte er die Nachhut furchtbarer, als man von einem einzigen Manne hätte erwarten können. Bei der weiteren Verfolgung der Feinde verlor Ariftomenes seinen Sckild, und dieser Umstand war Schuld, daß sich mehrere Lacedämonier durch die Flucht retteten, weil er, während er den Schild suchte, Zeit verlor. Die Lacedämonier waren durch diesen Schlag sehr entmuthigt; aber dem Ariftomenes warfen, als er nach Haufe zurückkehrte, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen die Verse: „Sparta's Schaaren verfolgt Ariftomenes bis in die Mitte Von Stenykleros*) Gefild und bis zum hohen Gebirg." Seinen Schild fand Ariftomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei spartanische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. 2. Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Ort in Lakonien, wo der Ceres ein Heiligthum gestiftet war, die Frauen ein Fest feierten. Ariftomenes brach mit seinen Gefährten auf und suchte sie zu rauben. Allein die Weiber *) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denkmal des Ebers befand.

8. Die vorchristliche Zeit - S. 106

1877 - Leipzig : Brandstetter
festen sich zur Wehr; die meisten Meffenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet; auf Aristo-menes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchgebrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Meffenier bei Mega* lothaphros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristo-krates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedä-moniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Meffenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Meffenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Meffenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lace-dämoniern elf Jahre belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedämonier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel, haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worin man Missethäter warf, zu stürzen. Die übrigen Meffenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, auf seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes gekommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und erblickte einen Fuchsder an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für un-

9. Die Geschichte des Alterthums - S. 206

1873 - Köln : DuMont-Schauberg
‘206 Ix. Die Griechen. überfiel, gänzlich schlug und ihr Lager eroberte. Bald nachher brachte er dem Zeus zum zweiten Male das Opfer der Hekatomphonia, weil er mit eigener Hand nun zweihundert Feinde getöbtet; er soll das Glück oder Unglück gehabt haben, bies Opfer auch zum britten Male darzubieten. Durch ein Weib bereiteten die Götter den Untergang von Jra, wie von Troja. Ein lacedämonischer Ueberläufer, der dicht vor Jra wohnte, hatte die Frau eines Messeniers gewonnen und besuchte sie, wenn ihr Mann auf dem Posten war; aber unerwartet kehrte dieser einst in einer stürmisch regnerischen Nacht heim und erzählte, daß Aristomenes verwundet sei und die meh-resten Wachen des argen Wetters halber nach Hause gegangen waren. Dies alles hatte der versteckte Lakonier mit angehört, eilte, sobald er entwischt war, in das lacedämonische Lager, erzählte und führte die Feinde nach Jra. Unbemerkt erstiegen sie die Mauern, und erst das laute, anhaltenbe Bellen der Hunbe machte die Messenier aufmerksam. Zwar sammelten sie sich jetzt ohne Verzug, allein die Dunkelheit der Nacht (benn der Regen löschte alle Fackeln aus) erlaubte keine entscheidenden Thaten. Erst mit dem Anbruche des Tages begann der Kampf, Weiber und Kinder fochten wie Männer; Regengüsse, Donner und Blitze erschienen, als göttliche Zeichen, balb ermunternd, bald schreckend; drei Tage und drei Nächte widerstanden die Messenier. Da ermatteten ihre Kräfte, weil sie sich nicht, wie die weit zahlreicheren Lacedämonier ablösen konnten, und Theoktzs der Wahrsager trat zu Aristomenes und sprach: was machst du dir so große Arbeit, weißt du nicht, daß die Götter den Untergang Messeniens beschlossen baben? Ick will mein Ende erreichen mit dem Vaterlande, du aber erhalte die Messenier, erhalte bich ihnen! Mit diesen Worten stürzte er in die Feinde und fanb feinen Tod. Aristomenes rief hierauf die Messenier von dem Kämpft zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte, stellte sich an ihre Spitze und neigte Haupt und Lanze gegen die Spartaner zum Zeichen, daß er den Durchzug verlange. Diese öffneten den stumm verzweifelnden ihre Reihen und ließen sie ungestört Ziehen. Sie kamen zu den Arkadern', und Aristomenes beschloß, mit fünfhundert auserlesenen Meffeniern Sparta in der Abwesenheit des Heeres zu überfallen, dreihundert Arkader gesellten sich zu ihnen. Aristokrates aber verrieth den Lacedämoniern dies Unternehmen nicht ungestraft, denn seine Boten wurden aus dem Rückwege gefangen und feine Treulosigkeit entdeckt, worauf ihn die Arkader im höchsten Zorn steinigten und verlangten, daß auch die Messenier an dieser Rache theilnehmen sollten. Diese erwartete» ihres Feldherrn Weisung, allein Aristomenes schwieg im Uebermaße feines Schmerzes und sah weinend zur Erde. Gorgus und Mantiklus führten einen großen Theil der Messenier, auf die Einladung des Beherrschers von Rhegium, Anaxilas, nach Sicilien gegen die Zankläer. Diese wurden besiegt und Anaxilas wollte sie vertilgen; Gorgus und Mantiklus aber, in Erinnerung gleicher Leiden, söhnten sich mit

10. Die vorchristliche Zeit - S. 95

1852 - Leipzig : Brandstetter
95 stecke hörte, schlich er stch leise davon und meldete Alles dem spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner auf angelegten Leitern die Mauern von Eira und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messe- niens Untergang unvermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern und ermahnten sie, wackere Männer zu sein und riefen die Zurückbleibenden aus den Hausern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weiteren Vordringen der Feinde Schranken, mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein verzweiflungs- voller Kampf, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegel und was jede hatte auf die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter dem heftigen Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nachte hindurch dauerte der Kamps, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte ab- gemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lief der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: ,,Wahrlich nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen." Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich verwundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchzug bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durchziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadierit, ihren Bundesgenossen. Aristomenes aber wählte 500 der tapfersten Messenier aus, mit denen er Sparta, während das lacedämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein Aristokrates übte zum zweiten Mal an den Messeniern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan an, wodurch die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen be- nannte Stadt Messana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben wollten, lehnte es ab mit den Worten, er werde, so lange er lebe, gegen die Lacedämonier Krieg führen; er wisse genau, daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damagetos, das Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte, erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes unter den Griechen zu heirathen. Darauf heirathete er die Tochter des Aristomenes, dieser zog nach Rhodos, wo er nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier errichteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm besondere Verehrung.

11. Die Geschichte des Alterthums - S. 238

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
Ix. Die Griechen. 238 an Fertigung der hölzernen arbeiteten, brachte der Spartaner Oebalus, dem das Geheimniß verrathen worden, dieselben schneller aus Thon zu Stande und an den bestimmten Ort. Um diese Zeit träumte dem Aristodemus: er sei gewaffnet zur Schlacht, und bereit zum Opfer. Die Opfertheile lagen schon auf dem Altar; da nahete ihm langsam seine Tochter in schwarzer Tracht, und zeigte die ausgeschnittene blutige Brust und den Leib. Sie warf die Opfer- theile vom Altar, zog ihrem Vater die Waffen aus, setzte ihm nach Art messenischer Todtengebräuche die Krone auf und legte ihm weiße Kleider an. Aristodemus sah hieraus, daß die Götter den Untergang seines Vaterlandes beschlossen hatten, ihn jammerte das fruchtlose Un- glück seiner Familie, er tödtete sich selbst. Da verloren die Messenier den Muth und zerstreuten sich in die Städte und bei den Bundesge- nossen; die Lacedämonier aber besetzten Jthome und ließen die Messe- nier schwören, nie von Sparta abznfallen oder Aufstand zu erregen, die Hälfte ihrer Früchte den Siegern abzuliefern; und bei den Begräb- nissen der lacedämonischen Könige und obrigkeitlichen Personen in Trauer zu erscheinen. So endigte der erste messcnische Krieg 724 Jahre vor Christus, zwanzig Jahre nach dem Ausbruche der Feindseligkeiten. Obgleich die neue Herrschaft der Spartaner drückend erschien, so ertrugen sie dennoch die ältern, kriegsmüden Messenier; sobald aber ein neues Geschlecht herangcwachsen war, überwog die Sehnsucht nach der Freiheit; und 685 Jahre vor Christus, vierzig Jahre nach der Eroberung von Jthome, um die Zeit der Einführung jähriger Archonten in Athen, brach die Empörung gegen Sparta aus. Unentscheidcnd war das erste Treffen, obgleich Aristo men e s, ein Aepytide, mit solchem Heldenmuth focht, daß ihm das Volk die königliche Würde antrug; bescheiden nahm er nur die Stelle eines Feldherrn an. Bald darauf schlich er verkleidet heimlich nach Sparta, und hing in dem Tempel der Athene seinen Schild mit der Inschrift auf: „Aristomenes, zum Denkmal des Sieges über die Lacedämonier." Wegen solcher Kühnheit und so gefährlicher An- deutung erschreckt, befragten die Letztern das Orakel, und erhielten die Antwort: sie sollten von den Athenern einen Feldherrn erbitten. Diese, in Verlegenheit, wie sie den Befehl des Orakels erfüllen, und dennoch nicht dazu beitragen möchten, daß die Lacedämonier Herren des Pelo- ponnesus würden, erwählten nach langer Berathung einen lahmen Dichter Tyrtäus zum Feldherrn, den die Spartaner, weitste die athenische List wohl erkannten, Anfangs zwar nicht feindlich, jedoch gleichgültig behan- delten; dann aber, als er durch Heldenlieder und Kriegsgesänge an- feuerte und wunderbar begeisterte, für ein heiliges Geschenk des Gottes hielten. Deßnngcachtet wurden die Lacedämonier bei Stenykleros, am Grab- mal des Ebers, durch des Aristomenes unbezwinglichen Muth nochmals geschlagen und nur Tyrtäus brachte sie dahin, die Waffen nicht nieder zu legen.

12. Die vorchristliche Zeit - S. 108

1877 - Leipzig : Brandstetter
108 errieth er, daß in dem Orakelspruche unter dem Tragos dieser wilde Feigenbaum zu verstehen sei und daß nun den Messeniern ihr Schicksal nahe bevorstehe. Auch dem Aristomenes theilte er seine Entdeckung mit. 4. Ein lacedämonischer Ueberläufer besuchte damals oft eine ntefienische Frau, die außerhalb der Festung ihre Wohnung hatte, in Abwesenheit ihres Mannes, wenn dieser auf dem Wachtposten stand. Einst war eine mondlose, stürmische Nacht und der Regen ergoß sich in dichten Strömen vom Himmel. Da verließen die Messenier, die in dieser Nacht keinen Angriff besorgten, die Wache; Aristomenes aber lag an einer kurz vorher erhaltenen Wunde darnieder und konnte nicht wie gewöhnlich die Runde bei den Wachtposten machen. So kam denn auch jener Messenier in seine Wohnung zu seiner Frau, die, als sie die unerwartete Ankunft ihres Man* ne^ bemerkte, den lacedämonischen Ueberläufer schnell versteckte. Der Messenier erzählte, daß wegen des stürmischen Wetters alle Posten unbesetzt wären. Als dies der Ueberläufer in seinem Versteck hörte, schlich er sich leise davon und meldete Alles dem spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner auf angelegten Leitern die Mauern von Eira und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und die Wahrsager wußten, daß Messeniens Untergang unvermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern und ermahnten sie, wackere Männer zu sein, und riefen die Zurückbleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weitem Vordringen der Feinde Schranken, mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein ver--weiflungsvoller Kampf, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegel und was jede hatte auf die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter dem heftigen Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Laeedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lief der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich, nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen." Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich verwundet den Geist aus. Nun tief Aristomenes ^ die Messenier vorn Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchzug bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durchziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundesgenossen. Aristomenes aber wählte 500 der tapfersten Messenier aus, mit denen er Sparta, während das lacedämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein

13. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 103

1873 - Oldenburg : Stalling
durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern ge- meldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber sür unglaublich, bis er eine Schaar von Ko- rinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug, und ihre Anführer tödtete. Nach dieser That brachte er dem Zeus das Opfer dar, welches man Hekatomphonie nennt, und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristomenes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte: auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffen- stillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne et- was zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von Kretischen Bogenschützen, die in Messenien um- herschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im Messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der keine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm: so wurden in: Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt nun, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der Nacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, entwendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Mesier und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber

14. Die vorchristliche Zeit - S. 108

1866 - Leipzig : Brandstetter
108 errieth er, daß in dem Orakelspruche unter dem Tragos dieser wilde Fei- genbaum zu verstehen sei und daß nun den Messeniern ihr Schicksal nahe bevorstehe. Auch dem Aristomenes theilte er seine Entdeckung mit. 4. Ein lacedämonischer lleberläufer besuchte damals oft eine messenische Frau, die außerhalb der Festung ihre Wohnung hatte, in Abwesenheit ihres Mannes, wenn dieser auf dem Wachtposten stand. Einst war eine mondlose, stürmische Nacht und der Regen ergoß sich in dichten Strömen vom Himmel. Da verließen die Messenier, die in dieser Nacht keinen Angriff besorgten, die Wache; Aristomenes aber lag an einer kurz vorher erhaltenen Wunde darnieder und konnte nicht wie gewöhnlich die Runde bei den Wachtposten machen. So kam denn auch jener Messenier in seine Wohnung zu seiner Frau, die, als sie die unerwartete Ankunft ihres Man- nes bemerkte, den lacedämonischen lleberläufer schnell versteckte. Der Messenier erzählte, daß wegen des stürmischen Wetters alle Posten unbe- setzt wären. Als dies der lleberläufer in seinem Verstecke hörte, schlich er sich leise davon und meldete Alles dem spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner auf angelegten Leitern die Mauern von Eira und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messeniens Unter- gang unvermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern und ermahn- ten sie, wackere Männer zu sein, und riefen die Zurückbleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weitern Vordringen der Feinde Schranken, mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein ver- zweiflungsvoller Kampf, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegel und was jede hatte aus die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter dem heftigen Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein gün- stiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lief der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich, nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen." Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich verwundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchzug bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durchziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundesgenossen. Aristomenes aber wählte 500 der tapfersten Messenier aus, mit denen er Sparta, während das lacedämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein

15. Die Geschichte des Alterthums - S. 239

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
65. Die beiden ersten messenischen Kriege. 2.19 Im Vertrauen auf den erueuten Bund mit den Arkadern hoffte Aristomenes jetzt entscheidend zu siegen, aber deren König Aristokrates hatte sich heimlich von den Lacedämoniern bestechen lassen, forderte in der Schlacht am Graben seine Mannschaft zur Flucht auf und brachte dadurch die Messenier in solche Verwirrung, daß ungeachtet aller Ta- pferkeit ihre Niederlage nicht zu vermeiden war. Als Aristomenes sah, daß nunmehr das offene Land nicht mehr behauptet werden könne, so führte er die Messenier nach dem Berge Ira, ließ diesen auf alle Weise befestigen und von hier aus so viele und so bedeutende Raubzüge unter- nehmen, daß, nach mannichfaltiger, abschreckender Zerstörung, die Lace- dämonier vorzogen, alles benachbarte Land unbebaut liegen zu lassen. Doch vergaßen sie nicht der Vorsicht gegen größere Unternehmungen, sondern stellten deßhalb hin und wieder versteckte Posten aus. In einen solchen Hinterhalt fiel endlich der zu kühn gewordene Aristomenes, ward verwundet, mit seinen Begleitern gefangen, und von den Lacedämoniern verurtheilt, in die Keaden oder tiefen Höhlen bei Sparta hinabgestürzt zu werden. Alle Anderen fanden durch den Fall ihren Tod, nur Ari- stomenes kam unversehrt hinab, hüllte sich in seinen Mantel und er- wartete sein Ende drei Tage lang. Da hörte er endlich ein Geräusch, ungewiß woher, und entdeckte mit Mühe in der Finsterniß, daß ein Fuchs durch irgend eine Oefsnung hineingekommen war und an den Leichnamen nagte. Leise schlich Aristomenes hinzu, ergriff den Fuchs mit einer Hand, deckte sich mit der in den Mantel gehüllten zweiten gegen Bisse und folgte dem Thicre so-bis zu dem Orte, wo cs in die Höhle eingedrnngen war. Die Oefsnung erschien zwar zu klein, um hindurch zu kriechen, allein Aristomenes erweiterte sic mit großer An- strengung, entkam nach Ira und erzählte das Geschehene den Mes- seniern, welche über seine Gefangennehmung, mehr noch aber über- feine Rettung erstaunten. Als die Lacedämonier durch Ueberläufer hie- von Nachricht bekamen, spotteten sie des Mührchens, bis Aristomenes die nachlässig gegen Ira anrückenden Korinthier in der Nacht überfiel, gänzlich schlug und ihr Lager eroberte. Bald nachher brachte er dem Zeus zum zweiten Male das Opfer der Hekatomphonia, weil er mit eigener Hand nun zweihundert Feinde getödtet; er sott das Glück oder Unglück gehabt haben, dies Opfer auch zum dritten Male darzubieten. Durch ein Weib bereiteten die Götter den Untergang von Ira, wie von Troja. Ein lacedämonischer Ueberläufer, der dicht vor Ira wohnte, hatte die Frau eines Messeniers gewonnen und besuchte sic, wenn ihr Mann ans dem Posten war; aber unerwartet kehrte dieser einst in einer- stürmisch regnerischen Nacht heim und erzählte, daß Aristomenes ver- wundet sei und die mehresten Wachen des argen Wetters halber nach Hause gegangen wären. Dies alles hatte der versteckte Laconier mit angehört, eilte, sobald er entwischt war, in das lacedämonischc Lager, erzählte und führte die Feinde nach Ira. Unbemerkt erstiegen sie die Mauern, und erst das anhaltende Bellen der Hunde machte die Messenier anfmerksam. Zwar sammelten sie sich jetzt ohne Verzug, allein die

16. Die vorchristliche Zeit - S. 107

1866 - Leipzig : Brandstetter
107 glaublich, bis er eine Schaar von Korinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödlete. Nach dieser That brachte er dem Jupiter das Opfer dar, welches man Hekatomphonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristo- menes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. 3. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von kretischen Bogenschützen, die in Messenien umherschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der keine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm, so wurden im Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der stacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth, das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, ent- wendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Messer und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber ergriff das Schwert und tödlete die Kreter. Die Jungfrau aber gab er, um ihr den Lohn der Rettung zu zahlen, seinem Sohne zur Gemahlin. Aber im elften Jahre der Belagerung war es vom Schicksal bestimmt, daß Eira erobert und die Messenier vertrieben werden sollten. Als Ari- stomenes und der Wahrsager Theoklos nach der Niederlage am Graben nach Delphi kamen und das Orakel wegen ihrer Rettung befragten, er- hielten sie vom Gotte folgende Antwort: „Wenn ein Tragos*) trinket der Neda sich schlängelndes Wasser, Schütz' ich Messen« nicht mehr, denn es nahet sich schon das Verderben." Nach diesem Orakelspruche hüteten die Messenier die Böcke, daß sie nicht aus der Neda trinken möchten. Doch damals stand an diesem Flusse ein wilder Feigenbaum, der nicht gerade in die Höhe gewachsen war, son- dern sich zu dem Strome der Neda hinneigte und das Wasser mit den Spitzen seiner Blätter berührte. Als dies der Wahrsager Theoklos sah, *) Das Wort Tragos bedeutet einen Zjegenbock und einen wilden Feigenbaum. Die Neda ist ein Fluß, der viele Krümmungen macht.

17. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 100

1873 - Oldenburg : Stalling
A // >y ^ „Gleich wie Esel gedrück/tragen sie mächtige Last, Unter dem traurigen Zwang darbringend ihren Gebietern Alles zur Halste getheilt, was sie an Früchten gebaut;" und von den Leichenbegängnissen: „Männer und Weiber betrauern zugleich mit Seufzen die Herren, Raffte des Todes Geschick einen vernichtend dahin." Ix. Aristomenes, oder der zweite Messenische Krieg. (685—668 v. Chr.) Die Messenier ertrugen mit Unwillen die drückende Herr- schaft der Spartaner, am meisten das jüngere Geschlecht, das von den Drangsalen des vorigen Krieges nichts erfahren hatte. Daher wurde die Empörung beschlossen. Unter den ./„/».-^Jünglingen, die in Messenien herangewachsen waren, zeichnete sich vor allen Aristomenes durch Muth und Tapferkeit aus. Ts^<->Das erste Treffen mit den Lacedämoniern blieb unentschieden, aber Aristomenes hatte so glänzende Thaten verrichtet, daß ihn die Messenier zum Könige wählen wollten. Da er sich aber diese Ehre verbat, wählten sie ihn zum unumschränkten Anführer im Kriege. Um die Lacedämonier gleich im Anfange des Krieges in Schrecken zu setzen, ging er bei stacht nach Lacedümon und stellte einen Schild an den Tempel der Athene, auf dem geschrieben war: „Aristomenes weiht diesen Schild der Göttin als Zeichen des Sieges über die Spartaner." Die Lacedämonier aber hatten einen Orakelspruch aus Delphi, daß sie den Athenischen Rathgeber holen sollten. Sie baten also durch Gesandte die Athener um einen Mann, der ihnen riethe, was nöthig wäre, und diese schickten ihnen den T y r t ä o s, einen Kinderlehrer, der am wenigsten mit scharfem Verstände begabt zu sein schien und an dem einen Fuße lahm war. Tyrtäos wußte durch seine Kriegsgesänge die Lacedämonier so zu begeistern, daß sie ihn als ein göttliches Geschenk be- trachteten. Beide Theile rüsteten sich bei dem sogenannten „Denkmal des Ebers" zur Schlacht. Aristomenes war von einer Schaar von achtzig auserlesenen Messeniern umgeben, von denen jeder sich hoch geehrt fühlte, daß er gewürdigt worden war, an der Seite des Aristomenes zu fechten. Diese

18. Die allgemeine Geschichte für Gymnasien und ähnliche Schulen - S. 47

1844 - Belle-Vue bei Constanz : Verl.- und Sortimentsbuchh.
47 Die zwei mefsenischen Kriege Neben den Lacedämoniern wohnte der gleichfalls dorische Stamm der Mes- st,rier, wie die Spartaner von Königen aus dem Geschlechte des Herakles be- herrscht. Mir ihnen fingen die Lacedämonier Krieg an, weil sie nur spärliches Land hatten und es sie nach den fruchtbaren Aeckern der Mesfinier gelüstete. Diese vertheidigten sich jedoch tapfer und der Krieg dauerte volle \ 9 Jahre (743—724); zuletzt drehte sich der Kamps um die Bergfestung Jthome, die sich am Ende auch ergeben mußte, und die Spartaner machten die Messenier zu Heloten. Doch vergaßen die schmählich Unterjochten der Freiheit nicht, und 39 Jahre nach dem Falle von Jthome (685 v. Chr.) erhoben sich die Enkel unter einem Jüngling aus königlichem Stamme, Aristomenes, um das Erbe ihrer Väter wieder zu erkämpfen. Dieser Aristomenes war ein furchtbarer Held, der Tharen von wunderbarer Kühnheit vollbrachte; in zwei Treffen schlug er die Spartaner und zweimal opferte er die Hecatomphonie, ein Opfer, das der darbrachte, N'elcher 100 Feinde mit eigener Hand erschlagen hatte. Durch einen Zufall gefangen, tödtete er seine Wächter und entkam, schlich in die Stadt Sparta und hing einen erbeuteten Schild am Tempel der Atheiw aks^Weihgeschenk auf. So sehr harte die Spartaner alle Hoffnung verlassen, daß sie einen athenischen Feldherrn an- nahmen, wie ihnen das Orakel gerathen hatte. Dieser, Tyrtäus, entflammre ihren Muth durch Kriegslieder und in sechs Jahren siegten- sie über die Messe- nier in einer großen Schlacht, freilich meistens durch den Verrath des arcadi- schen Königs Aristocrates, welcher dafür zu Hause gesteinigt wurde. Aristo- mcnes wurde gefangen und in einen Schlund gestürzt; er fiel aber nicht tobt, sondern arbeitete sich wieder hervor und erschien den Seinen wie ein aus dem Grabe Erstandener. Auch in diesem Kriege war es eine Bergsestung Eira, welche den Messeniern den letzten Zufluchtsort gewährte; diese vertheidigte Aristomenes 11 Jahre (bis 668). Aber in einer stürmischen Nacht verließen bte Wachen ihre Posten, ein übergelaufener Sklave machte den Verräther, und die Spartaner kamen in die unbewachte Festung. Die ausgeschreckten Messenier vertheidigten sich die ganze Nacht durch, und am Morgen sammelte Aristo» menes die noch lebenden in einen Haufen, nahm Weiber und Kinder in die Mitte und ging auf die Spartaner los. Diese öffneten ihre Reihen und ließen die Helden ziehen; sie wandten sich nach Arcadien, und von dort führte Gor-

19. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 105

1873 - Oldenburg : Stalling
105 davon und meldete Alles dem Spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner aus angelegten Leitern die Mauern von Eira, und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messeniens Untergang un- vermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern, und er- mahnten sie, wackere Männer zu sein, und riesen die Zurück- bleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weiteren Vordringen der Feinde Schranken; mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein verzweiflungsvoller Kamps, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegeln und was jede hatte, aus die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter heftigem Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lies der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen!" Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich ver wundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte, und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchgang bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durch- ziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundes- genossen. Aristomenes aber wählte fünfhundert der tapfersten Männer aus, mit denen er Sparta, während das Lace- dämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein Aristokrates übte zunr zweiten Male an den Messeniern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan, wodurch die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen

20. Alte Geschichte - S. 44

1859 - Leipzig : Fleischer
44 der dem Aristodem würdig nacheiferte, und ihn bald an Glück und Tollkühnheit weit übertraf, Aristomenes, sammelte einen Haufen gleichgesinnter Jüng- linge, und begann die Feindseligkeiten. Nachdem er in einem Treffen großen Ruhm erworben, und die ihm angebotene Königswürde ausgeschlagen hatte, war er so keck, während der Nacht in die offene, dunkle Stadt Sparta einzu- dringen, und in dem Tempel der Pallas Athene seinen Schild mit seinem Na- men zum Andenken seiner über die Feinde errungenen Vortheile aufzuhängen. Wenn die Spartaner durch diese Dreistigkeit in Staunen gesetzt wurden, so wur- den sie bald darauf nicht minder durch ein anderes Ereigniß erschreckt. Als sie einst im Lager das Fest der beiden Göttersöhne Kastor und Pollux begingen, er- schienen zwei Messenische Jünglinge, Gefährten des Aristomen, Gonippos und Panormos, auf schnaubenden Rossen, in weißer Kleidung, über welche ein pur- purner Mantel geworfen war, Lanzen in der Hand. Ihr ungewohntes Erschei- nen machte die Spartaner glauben, daß die beiden himmlischen Jünglinge vom Himmel gekommen wären, das Fest mit ihrer Gegenwart zu beehren. Sie lie- fen daher unbewaffnet herbei, und fielen ehrfurchtsvoll vor ihnen nieder. Jene dagegen legten ihre Speere ein, stachen und ritten eine Menge zu Boden, und sprengten dann eben so schnell, wie sie gekommen waren, davon. — Die Spar- taner baten endlich das Orakel in Delphv um einen Rath in ihrer mißlichen Lage. Die Antwort lautete: „Erbittet euch von den Athenern einen Feldherrn!" So schwer sich auch die stolzen Spartaner dazu entschlossen, so wurde doch eine Botschaft nach Athen geschickt. Der Feldherr, den ihnen die Athener sandten, war ein gefeierter Dichter, Tyrtäos, aber ohne kriegerische Berühmtheit, und obendrein lahm. Dennoch wurde er als ein Geschenk der Götter willig ange- nommen, und wurde ihnen später noch theurer, als er durch seine Schlacht- gesänge sie zu Muth und Tapferkeit begeisterte. — Eines Tages erfuhr Aristomen, daß eine Anzahl spartanischer Frauen und Mädchen in einem unweit der Gränze gelegenen Tempel der Demeter ein Fest feierten. Er überfiel sie mit einer kleinen Schaar, um sie zu rauben, fand aber einen unerwarteten Widerstand, indem sich die Weiber mit Messern, Beilen und brennenden Fackeln hartnäckig wehrten; ja zuletzt wurden die Messenier verjagt und Aristomen gefangen ge- nommen. Zu seinem Glücke lieferte ihn die Oberpriesterin, die Mitleid mit ihm fühlte, nicht nach Sparta aus, wo er gewiß mit dem Leben hätte büßen müssen, sondern entließ ihn während der Nacht seiner Haft. — Nachdem die Messenier gegen die Spartaner eine Hauptschlacht verloren hatten, zog sich Aristomen nach der Bergfestung Ira zurück; von hier aus vertheidigte er sich 10 Jahre lang gegen die das Land verheerenden Spartaner, und begnügte sich, dann und wann Ausfälle zu machen. Bei einem derselben, als er sich zu weit vorge- wagt hatte, wurde er abgeschnitten, und nach verzweifelter Gegenwehr zum Ge- fangenen gemacht. Man führte ihn triumphirend nach Sparta, und verurtheilte ihn alsbald, mit den übrigen Gefangenen in eine tiefe Höhle, die Käada, hinab- gestürzt zu werden. Bei diesem furchtbaren Sturze wurde er, wie durch ein Wunder, durch seinen Schild gerettet, der die Gewalt des Falles schwächte, und ihn so, gleichsam hinabschwebend, unversehrt aus dem Boden der Höhle an- kommen ließ. Hier brachte er zwei Tage unter dem Leichengeruch der herum- liegenden Todten zu. Den Tod erwartend, hatte er sich, das Gesicht in seinen Mantel gehüllt, auf ein Felsstück gesetzt, als er durch ein leises Geräusch aus-