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1. Erzählungen aus der griechischen Geschichte - S. 94

1868 - Oldenburg : Stalling
94 genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Missethäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messemer nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomencs aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, auf sei- nen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinabgcbracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes gekommen war, legte er sich nieder, zog das Ge- wand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für un- vermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachzichen. Endlich sah er ein Loch, daß für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch daffelbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomencs losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomencs aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinigen nach Elra. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ucberläufern ge- meldet, daß Aristomencs unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für unglaublich, bis er eine Schaar von Korin- thern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödtete. Nach dieser That brachte er dem Zeus das Opfer dar, welches man Hekatomphonie nennt, und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristo- menes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denk- male des Ebers gefochten hatte: auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hya- cinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstill- stand auf vierzig Tage. Als nun Aristomencs, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von Kretischen Bogenschützen, die in Messenien umherschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten.

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1. Die vorchristliche Zeit - S. 93

1852 - Leipzig : Brandstetter
93 und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megalota- phros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfänge der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedamonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streif- züge lus in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedamonier. Er vertheidigte sich, er- hielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedamonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Missethater warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, auf seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes gekommen war, legte er stch nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und er- blickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe, gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Ge- wand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem lau- fenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durch- kriechen groß genug war und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für unglaub- lich, bis er eine Schaar, von Korinthern, die den La'cedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödtete. Nach dieser Thal brachte er dem Jupiter das Opfer dar. welches man Hekatomophonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristomenes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. 3. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira

2. Die vorchristliche Zeit - S. 106

1866 - Leipzig : Brandstetter
106 setzten sich zur Wehr; die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet; auf Aristo- menes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchgebrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Mega- lotaphros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristo- krates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedä- moniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zuriick, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lace- dämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Ari- stomenes Streifzüge bis in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedämonier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Angen, er fiel, haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Missethäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, ans sei- nen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage daraus hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für un-

3. Die vorchristliche Zeit - S. 106

1877 - Leipzig : Brandstetter
festen sich zur Wehr; die meisten Meffenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet; auf Aristo-menes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchgebrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Meffenier bei Mega* lothaphros, d. i. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristo-krates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedä-moniern bestochen worden und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Meffenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davon trugen und eine große Menge der Meffenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Meffenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lace-dämoniern elf Jahre belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des lakonischen Landes; auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedämonier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel, haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossen sie in die sogenannten Käaden, eine Grube, worin man Missethäter warf, zu stürzen. Die übrigen Meffenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, auf seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde auf den Boden hingebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes gekommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Gesicht und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Gesicht und erblickte einen Fuchsder an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern gemeldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber für un-

4. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 102

1873 - Oldenburg : Stalling
102 brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Tressen sammelte Aristomenes die Reste der tnrf Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hieraus unternahin Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: aus einem solchem Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedä- monier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossenste imjm die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Misse- thäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein Adler, der unter ihm geflogen, aus seinen Flügeln gehalten und unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinab- gebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge- kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Ge- sicht, und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Ge- sicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß. In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte. Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete, das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer

5. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 103

1873 - Oldenburg : Stalling
durchzukommen war, ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er ein Loch, das für den Fuchs zum Durchkriechen groß genug war, und Licht durch dasselbe. Der Fuchs eilte, als er von Aristomenes losgelassen worden war, seiner Höhle zu. Aristomenes aber machte das Loch, das zum Durchkommen für ihn zu klein war, mit den Händen weiter und entkam zu den Seinen nach Eira. Den Lacedämoniern wurde sogleich von Ueberläufern ge- meldet, daß Aristomenes unversehrt zurückgekommen sei. Sie hielten es aber sür unglaublich, bis er eine Schaar von Ko- rinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug, und ihre Anführer tödtete. Nach dieser That brachte er dem Zeus das Opfer dar, welches man Hekatomphonie nennt, und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristomenes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte: auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffen- stillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne et- was zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von Kretischen Bogenschützen, die in Messenien um- herschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im Messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der keine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm: so wurden in: Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt nun, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der Nacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, entwendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Mesier und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber

6. Die vorchristliche Zeit - S. 95

1852 - Leipzig : Brandstetter
95 stecke hörte, schlich er stch leise davon und meldete Alles dem spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner auf angelegten Leitern die Mauern von Eira und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messe- niens Untergang unvermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern und ermahnten sie, wackere Männer zu sein und riefen die Zurückbleibenden aus den Hausern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weiteren Vordringen der Feinde Schranken, mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein verzweiflungs- voller Kampf, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegel und was jede hatte auf die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter dem heftigen Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nachte hindurch dauerte der Kamps, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte ab- gemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lief der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: ,,Wahrlich nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen." Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich verwundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchzug bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durchziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadierit, ihren Bundesgenossen. Aristomenes aber wählte 500 der tapfersten Messenier aus, mit denen er Sparta, während das lacedämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein Aristokrates übte zum zweiten Mal an den Messeniern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan an, wodurch die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen nun nach Unteritalien, wo sie die nach ihnen be- nannte Stadt Messana bewohnten. Aristomenes, den sie zum Führer haben wollten, lehnte es ab mit den Worten, er werde, so lange er lebe, gegen die Lacedämonier Krieg führen; er wisse genau, daß immer irgend ein Unheil durch ihn für Sparta entstehen werde. Später ging er nach Delphi. Als der Herrscher einer Stadt auf der Insel Rhodos, Damagetos, das Orakel befragte, wessen Tochter er zur Frau nehmen sollte, erhielt er die Antwort, die Tochter des tapfersten Mannes unter den Griechen zu heirathen. Darauf heirathete er die Tochter des Aristomenes, dieser zog nach Rhodos, wo er nach einiger Zeit an einer Krankheit starb. Die Rhodier errichteten ihm ein ausgezeichnetes Denkmal und erwiesen ihm besondere Verehrung.

7. Die vorchristliche Zeit - S. 107

1866 - Leipzig : Brandstetter
107 glaublich, bis er eine Schaar von Korinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödlete. Nach dieser That brachte er dem Jupiter das Opfer dar, welches man Hekatomphonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristo- menes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. 3. Die Lacedämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthien feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von kretischen Bogenschützen, die in Messenien umherschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der keine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm, so wurden im Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der stacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth, das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, ent- wendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Messer und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber ergriff das Schwert und tödlete die Kreter. Die Jungfrau aber gab er, um ihr den Lohn der Rettung zu zahlen, seinem Sohne zur Gemahlin. Aber im elften Jahre der Belagerung war es vom Schicksal bestimmt, daß Eira erobert und die Messenier vertrieben werden sollten. Als Ari- stomenes und der Wahrsager Theoklos nach der Niederlage am Graben nach Delphi kamen und das Orakel wegen ihrer Rettung befragten, er- hielten sie vom Gotte folgende Antwort: „Wenn ein Tragos*) trinket der Neda sich schlängelndes Wasser, Schütz' ich Messen« nicht mehr, denn es nahet sich schon das Verderben." Nach diesem Orakelspruche hüteten die Messenier die Böcke, daß sie nicht aus der Neda trinken möchten. Doch damals stand an diesem Flusse ein wilder Feigenbaum, der nicht gerade in die Höhe gewachsen war, son- dern sich zu dem Strome der Neda hinneigte und das Wasser mit den Spitzen seiner Blätter berührte. Als dies der Wahrsager Theoklos sah, *) Das Wort Tragos bedeutet einen Zjegenbock und einen wilden Feigenbaum. Die Neda ist ein Fluß, der viele Krümmungen macht.

8. Erzählungen aus der Griechischen Geschichte in biographischer Form - S. 105

1873 - Oldenburg : Stalling
105 davon und meldete Alles dem Spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner aus angelegten Leitern die Mauern von Eira, und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messeniens Untergang un- vermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern, und er- mahnten sie, wackere Männer zu sein, und riesen die Zurück- bleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weiteren Vordringen der Feinde Schranken; mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein verzweiflungsvoller Kamps, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegeln und was jede hatte, aus die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter heftigem Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein günstiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lies der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen!" Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich ver wundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte, und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchgang bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durch- ziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundes- genossen. Aristomenes aber wählte fünfhundert der tapfersten Männer aus, mit denen er Sparta, während das Lace- dämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein Aristokrates übte zunr zweiten Male an den Messeniern Verrath, er zeigte den Lacedämoniern den Plan, wodurch die Unternehmung vereitelt wurde. Dafür steinigten die Arkadier ihren König zu Tode und warfen seinen Leichnam unbegraben über die Grenze. Die meisten Messenier zogen

9. Vorderasien und Griechenland - S. 124

1874 - Leipzig : Teubner
— 124 — Leichen harrte seiner ein noch viel schrecklicherer Tod. Drei Tage lang lag er da, das Haupt mit dem Mantel umhüllt, und erwartete sein Ende. Da hörte er ein Geräusch, er sah einen Fuchs, der an den Leichen fraß. Das Thier mußte doch irgendwo einen Eingang gefunden haben. Als der Fuchs in seine Nähe kam, ergriff er ihn bei dem Schwänze und ließ sich fortziehen, indem er ihm mit der andern Hand, wenn er beißen wollte, den Mantel entgegenhielt. In seiner Angst suchte das Thier den Ausgang; Aristomeues kroch ihm nach, erweiterte sich die Höhlung, wo es nöthig war, mit den Händen und gelangte glücklich ins freie Tageslicht. Auf Eira begrüßten den Todtgeglaubten die Seinen mit ungeheurem Jubel. Doch alle Kühnheit und List des Aristomenes war vergebens; die Götter wollten Messeniens Untergang. Als Aristomenes sich nach der Schlacht am großen Graben auf Eira zurückgezogen hatte, weissagte ihm der delphische Gott: „Trinkt ein Tragos dereinst von der Neda schlängelndem Wasser, Dann beschütz' ich Messenien nicht, dann naht das Verderben." Die Neda floß am nördlichen Fuße des Eirafelfen hin, Tragos aber bedeutete auf Griechisch den Bock; deshalb hielten die Messenier ihre Böcke sorglich von dem Wasser der Neda fern. Als aber einst der Seher Theoklos an dem Ufer der Neda einen wilden Feigenbaum sah, dessen Zweige sich in das Wasser niederbogen, da fiel ihm eilt, daß Tragos bei den Messeniern auch den wilden Feigenbaum bedeute, und nun erkannte er den Sinn des Orakelspruchs. Der Fall von Eira und Messeniens Untergang waren nah. Das erkannte jetzt auch Aristomenes. In einer stürmischen Gewitternacht ward Eira erobert. Bei solchem Wetter verließen die wachehaltenden Messenier ihre Posten und gingen nach Hanse, weil sie glaubten, der Feind werde heute nicht angreifen. Als einer dieser Männer zu Hause seiner Frau erzählte, was sie gethan, hörte seine Worte ein im Hause versteckter Helot, der zu den Messeniern übergelaufen war, und da er hoffte, sein Herr werde ihm

10. Das Altertum - S. 92

1883 - : Kirchheim
92 Sparta. Messen. Krieg. Fall von Eira. diese Feste unternahm Aristomenes öfters Streifznge. Auf einem solchen wurde er mit fünfzig Gefährten von den Spartanern gefangen und mit denselben in eine in Sparta befindliche Felsenschlucht, in die man Staatsverbrecher warf, geschleudert. Alle kamen um bis ans Aristomenes, welchen ein unter ihm herschwebender Adler unverletzt hinunter getragen haben soll. Er glaubte, in der tiefen dunklen Schlucht verhungern zu müssen und hüllte sich ergebensvoll in seinen Mantel. Da hörte er am dritten Tage neben sich ein Geräusch und gewahrte einen Fuchs, welcher an den umherliegenden Leichen nagte. Rasch erfaßte er mit der einen Hand den Schwanz des vor ihm davoneilenden Fuchses, während er mit der andern Hand seinen Mantel vorhielt, so daß das Tier in diesen biß, so oft es sich nach ihm umdrehte. So gelangte Aristomenes durch die schmalen Felsengänge zu einer Felsenspalte, durch welche das Tageslicht fiel. Mit einem Knochen erweiterte er die Öffnung und entkam glücklich nach Eira, wo er das Fest der Hekatomphonie beging. Dieses Fest durfte nur der feiern, der 100 Feinde erlegte hatte. Aristomenes beging es dreimal in seinem Leben. Immer mehr und mehr wurden indeß die Messenier von den Spartanern umringt und endlich fiel Eira — durch Verrat. Ein Überläufer vou Lakouieu, der sich iu dem Hause eines Mes-seniers verborgen hielt, hörte nämlich eines Nachts, wie dieser, weil es heftig stürmte, nach Hanse zurückkehrte, und zu seiner Gattin sagte, seine Mitwächter hätten anch ihre Posten verlassen, da an dieser Stelle und tu einer solchen Nacht unmöglich Gefahr drohen könne. Schnell verließ der Spartaner die Burg, eilte aufs neue als Überläufer zu den Spartanern und teilte diesen seine Entdeckung mit. Trotz dem heftigen Regen und Sturm erstiegen nun die Spartaner die Festung auf der' unbewachten Stelle und drangen in Eira ein. Drei Tage dauerte aber auch jetzt noch der Kampf. Selbst die Frauen der Messenier nahmen Teil daran, denn sie wollten lieber bei der Verteidigung des letzten Restes Vaterland mitsterben, als in die Sklaverei der Lakedämouier geraten. Die Männer nahmen die Weiber und Kinder iu ihre Mitte und zogen, wie die Löwen sich wehrend, durch die Spartaner hindurch, welche die verzweifelt Kämpfenden ungehindert abziehen ließen. Die Arkadier nahmen die Messenier freundlich auf und versorgten die Heimatloseu mit allem Notwendigen. Aristomenes faßte jetzt den Plan, die Stadt Sparta zu überfallen, so lange das spartanische Heer noch in Messenien beschäftigt war. Aristo-

11. Erzählungen aus der griechischen Geschichte - S. 93

1868 - Oldenburg : Stalling
93 zurückkehrtc, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu und sangen dazu die Versen „Sparta's Schaaren verfolgt' Aristomenes bis in die Mitte Von Stenykleros'*) Gefild und bis zum hohen Gebirg." Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei Spartanische Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte. Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Orte in Lakonicn, wo der Demeter (Ceres) ein Heiligthum gestiftet war, die Frauen ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Gefährten aus und suchte sic zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur Wehr: die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen, woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet: auf Aristomenes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien. Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und zog sich gleich im Anfänge der Schlacht mit den Seinen zurück, wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die Laeedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und eine große Menge der Messenier erschlugen. Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfcstung Eira, die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde. Von hier aus unternahm Aristomenes Streifzüge bis in das Innere des Lakonischen Landes: auf einem solchen Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Laeedämonier. Er vcrthei- digte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er siel; haufenweise liefen die Laeedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefan- gen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen *) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denknral des Ebers befand.

12. Die Geschichte des Alterthums - S. 239

1861 - Köln : DuMont-Schauberg
65. Die beiden ersten messenischen Kriege. 2.19 Im Vertrauen auf den erueuten Bund mit den Arkadern hoffte Aristomenes jetzt entscheidend zu siegen, aber deren König Aristokrates hatte sich heimlich von den Lacedämoniern bestechen lassen, forderte in der Schlacht am Graben seine Mannschaft zur Flucht auf und brachte dadurch die Messenier in solche Verwirrung, daß ungeachtet aller Ta- pferkeit ihre Niederlage nicht zu vermeiden war. Als Aristomenes sah, daß nunmehr das offene Land nicht mehr behauptet werden könne, so führte er die Messenier nach dem Berge Ira, ließ diesen auf alle Weise befestigen und von hier aus so viele und so bedeutende Raubzüge unter- nehmen, daß, nach mannichfaltiger, abschreckender Zerstörung, die Lace- dämonier vorzogen, alles benachbarte Land unbebaut liegen zu lassen. Doch vergaßen sie nicht der Vorsicht gegen größere Unternehmungen, sondern stellten deßhalb hin und wieder versteckte Posten aus. In einen solchen Hinterhalt fiel endlich der zu kühn gewordene Aristomenes, ward verwundet, mit seinen Begleitern gefangen, und von den Lacedämoniern verurtheilt, in die Keaden oder tiefen Höhlen bei Sparta hinabgestürzt zu werden. Alle Anderen fanden durch den Fall ihren Tod, nur Ari- stomenes kam unversehrt hinab, hüllte sich in seinen Mantel und er- wartete sein Ende drei Tage lang. Da hörte er endlich ein Geräusch, ungewiß woher, und entdeckte mit Mühe in der Finsterniß, daß ein Fuchs durch irgend eine Oefsnung hineingekommen war und an den Leichnamen nagte. Leise schlich Aristomenes hinzu, ergriff den Fuchs mit einer Hand, deckte sich mit der in den Mantel gehüllten zweiten gegen Bisse und folgte dem Thicre so-bis zu dem Orte, wo cs in die Höhle eingedrnngen war. Die Oefsnung erschien zwar zu klein, um hindurch zu kriechen, allein Aristomenes erweiterte sic mit großer An- strengung, entkam nach Ira und erzählte das Geschehene den Mes- seniern, welche über seine Gefangennehmung, mehr noch aber über- feine Rettung erstaunten. Als die Lacedämonier durch Ueberläufer hie- von Nachricht bekamen, spotteten sie des Mührchens, bis Aristomenes die nachlässig gegen Ira anrückenden Korinthier in der Nacht überfiel, gänzlich schlug und ihr Lager eroberte. Bald nachher brachte er dem Zeus zum zweiten Male das Opfer der Hekatomphonia, weil er mit eigener Hand nun zweihundert Feinde getödtet; er sott das Glück oder Unglück gehabt haben, dies Opfer auch zum dritten Male darzubieten. Durch ein Weib bereiteten die Götter den Untergang von Ira, wie von Troja. Ein lacedämonischer Ueberläufer, der dicht vor Ira wohnte, hatte die Frau eines Messeniers gewonnen und besuchte sic, wenn ihr Mann ans dem Posten war; aber unerwartet kehrte dieser einst in einer- stürmisch regnerischen Nacht heim und erzählte, daß Aristomenes ver- wundet sei und die mehresten Wachen des argen Wetters halber nach Hause gegangen wären. Dies alles hatte der versteckte Laconier mit angehört, eilte, sobald er entwischt war, in das lacedämonischc Lager, erzählte und führte die Feinde nach Ira. Unbemerkt erstiegen sie die Mauern, und erst das anhaltende Bellen der Hunde machte die Messenier anfmerksam. Zwar sammelten sie sich jetzt ohne Verzug, allein die

13. Die vorchristliche Zeit - S. 107

1877 - Leipzig : Brandstetter
107 glaublich, bis er eine Schaar von Korinthern, die den Lacedämoniern zu Hülfe zogen, schlug und ihre Anführer tödtele. Nach dieser That brachte er dem Jupiter das Opfer dar, welches man Hekatomphonia nennt und das jeder Messenier, der hundert Feinde erlegt hatte, verrichtete. Aristo-menes hatte es zum ersten Male dargebracht, als er am Denkmale des Ebers gefochten hatte; auch zum dritten Male soll er es in der Folge wiederholt haben. 3. Die Laccdämonier schlossen einst, als sie das Fest der Hyacinthiert feierten, mit den Messeniern in Eira einen Waffenstillstand auf vierzig Tage. Als nun Aristomenes, ohne etwas zu fürchten, sich eine Strecke von Eira entfernt hatte, wurde er von kretischen Bogenschützen, die in Messenien umherschwärmten, gefangen und mit den Riemen, die sie an ihren Köchern hatten, gebunden. Sie brachten ihn in einen Meierhof im messenischen Gebiete, wo eine Mutter mit ihrer Tochter wohnte; der Vater war gestorben. Dieser Jungfrau war in der vorhergehenden Nacht ein Traumgesicht erschienen: Wölfe führten zu ihnen in den Meierhof einen gefesselten Löwen, der feine Klauen hatte; sie selbst löste dem Löwen die Fesseln, fand seine Klauen und gab sie ihm, so wurden im Traume die Wölfe von dem Löwen zerrissen. Jetzt, da die Kreter den Aristomenes hereinführten, merkte die Jungfrau, daß das in der Nacht erschienene Traumgesicht in Erfüllung gehe, und fragte ihre Mutter, wer das wäre. Als sie seinen Namen erfuhr, faßte sie Muth, das auszuführen, was ihr im Traume befohlen worden war. Sie schenkte daher den Kretern so viel Wein ein, als sie nur trinken wollten, und als sie berauscht waren, entwendete sie dem, welcher am tiefsten schlief, sein Messer und zerschnitt die Fesseln des Aristomenes; er aber ergriff das Schwert und tödtete die Kreter. Die Jungfrau aber gab er, um ihr den Lohn der Rettung zu zahlen, seinem Sohne zur Gemahlin. Aber im elften Jahre der Belagerung war es vom Schicksal bestimmt, daß Eira erobert und die Messenier vertrieben werden sollten. Als Aristomenes und der Wahrsager Theoklos nach der Niederlage am Graben nach Delphi kamen und das Orakel wegen ihrer Rettung befragten, erhielten sie vom Gotte folgende Antwort: „Wenn ein Tragos*) trinket der Neda sich schlängelndes Wasser, Schütz' ich Messena nicht mehr, denn es naht sich schon das Verderben." Nach diesem Orakelspruche hüteten die Messenier die Böcke, daß sie nicht aus der Neda trinken möchten. Doch damals stand an diesem Flusse ein wilder Feigenbaum, der nicht gerade in die Höhe gewachsen war, sondern sich zu dem Strome der Neda hinneigte und das Wasser mit den Spitzen seiner Blätter berührte. Als dies der Wahrsager Theoklos sah, *) Das Wort Tragos bedeutet einen Ziegenbock und einen wilden Feigenbaum. Die Neda ist ein Fluß, der viele Krümmungen macht.

14. Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden - S. 45

1866 - Leipzig : Teubner
4. Aristo men es- 45 stürzen pflegten. Der Held mußte sehen, wie zuerst feine tapferen Genossen einer nach dem andern in den Schlund stürzten und ward zuletzt dann selbst hinabgeworfen. Alle anderen hatten durch den Sturz den Tod gefunden, Aristomenes siel auf sie und blieb am Leben und sogar ohne Verletzung; ein Adler, so erzählt die Sage, flog unter ihm auf und trug ihn sanft hinab. Allein in dem gräßlichen Schlunde, der keinen Ausweg bot, unter den zerschmetterten Leichen harrte seiner ein noch viel schrecklicherer Tod. Er legte sich nieder, das, Haupt mit dein Mantel umhüllt, und erwartete sein Ende. Drei Tage lang lag er so, da hörte er ein Geräusch, und als er aufsah, erblickte er einen Fuchs, der an den Leichen fraß. Das Thier mußte doch irgendwo einen Eingang gefunden haben. Er blieb also ruhig liegen und wartete ab, bis der Fuchs in seine Nähe kam; dann faßte er mit der einen Hand das Thier am Schwänze, mit der andern hielt er ihm den Mantel entgegen, wenn es beißen wollte, und ließ sich fortziehen. In seiner Angst suchte das Thier den Ausgang; Aristomenes kroch ihm nach, erweiterte sich die Höhlung, wo es nöthig war, mit den Händen und kam glücklich ins freie Tageslicht. Mit unendlichem Jubel ward der todtgeglaubte theure Held auf Eira begrüßt. Ueberläufer hatten bald den Spartanern die Rückkehr des Aristomenes auf Eira gemeldet; aber sie fanden keinen Glauben. Wie konnte ein Todter wieder unter den Lebenden sein? Aristo- menes ließ sie bald inne werden, daß er lebte. Er überfiel in einer Nacht eine korinthische Hülfsschaar der Lakedämonier, welche sorglos lagerte, und machte den größten Theil derselben nieder, unter ihnen die vier Anführer. Bald darauf kam Aristomenes nochmals in Gefangenschaft. Die Spartaner hatten nämlich mit Aristomenes einen Waffen- stillstand von 40 Tagen geschlossen, um eines ihrer heiligsten Feste, die Hyakinthien, zu feiern. Während der Zeit war Messenien leer von Spartanern; kretische Bogenschützen aber,

15. Die vorchristliche Zeit - S. 108

1866 - Leipzig : Brandstetter
108 errieth er, daß in dem Orakelspruche unter dem Tragos dieser wilde Fei- genbaum zu verstehen sei und daß nun den Messeniern ihr Schicksal nahe bevorstehe. Auch dem Aristomenes theilte er seine Entdeckung mit. 4. Ein lacedämonischer lleberläufer besuchte damals oft eine messenische Frau, die außerhalb der Festung ihre Wohnung hatte, in Abwesenheit ihres Mannes, wenn dieser auf dem Wachtposten stand. Einst war eine mondlose, stürmische Nacht und der Regen ergoß sich in dichten Strömen vom Himmel. Da verließen die Messenier, die in dieser Nacht keinen Angriff besorgten, die Wache; Aristomenes aber lag an einer kurz vorher erhaltenen Wunde darnieder und konnte nicht wie gewöhnlich die Runde bei den Wachtposten machen. So kam denn auch jener Messenier in seine Wohnung zu seiner Frau, die, als sie die unerwartete Ankunft ihres Man- nes bemerkte, den lacedämonischen lleberläufer schnell versteckte. Der Messenier erzählte, daß wegen des stürmischen Wetters alle Posten unbe- setzt wären. Als dies der lleberläufer in seinem Verstecke hörte, schlich er sich leise davon und meldete Alles dem spartanischen Feldherrn. In der Nacht erstiegen nun die Spartaner auf angelegten Leitern die Mauern von Eira und erst das Bellen der Hunde weckte die Messenier aus ihrem Schlafe. Obschon Aristomenes und der Wahrsager wußten, daß Messeniens Unter- gang unvermeidlich sei, gingen sie doch zu allen Messeniern und ermahn- ten sie, wackere Männer zu sein, und riefen die Zurückbleibenden aus den Häusern. In der Nacht setzte die Finsterniß dem weitern Vordringen der Feinde Schranken, mit Anbruch des Tages aber erhob sich ein ver- zweiflungsvoller Kampf, an dem sogar die Weiber Theil nahmen, indem sie Dachziegel und was jede hatte aus die Feinde warfen. Aber noch dichter schoß der Regen herab unter dem heftigen Krachen des Donners und entgegenstrahlende Blitze blendeten die Augen der Messenier, während die Lacedämonier, da es ihnen zur rechten Hand blitzte, dies für ein gün- stiges Zeichen hielten und sich von größerem Muthe beseelt fühlten. Schon drei Tage und Nächte hindurch dauerte der Kampf, die Messenier waren durch Schlaflosigkeit, Regen und Kälte abgemattet, dazu quälte sie Hunger und Durst. Da lief der Wahrsager Theoklos gegen die Feinde und rief ihnen begeistert die Worte zu: „Wahrlich, nicht in allen künftigen Zeiten werdet ihr fröhlich die Früchte der Messenier genießen." Hierauf stürzte er sich unter die Feinde und hauchte, nachdem er seine Rache mit dem Blute der Feinde gesättigt hatte, tödtlich verwundet den Geist aus. Nun rief Aristomenes die Messenier vom Kampfe zurück, nahm die Weiber und Kinder in die Mitte und ging mit gesenktem Speere, zum Zeichen, daß er um Durchzug bitte und abzuziehen beschlossen habe, auf die Feinde zu, die ihre Reihen öffneten und sie ungestört durchziehen ließen. Sie gingen zu den Arkadiern, ihren Bundesgenossen. Aristomenes aber wählte 500 der tapfersten Messenier aus, mit denen er Sparta, während das lacedämonische Heer noch in Messenien stand, überfallen wollte. Allein

16. Erzählungen aus der sagenhaften Vorgeschichte der Griechen und Römer - S. 74

1893 - Aachen : Barth
74 Der zweite messenische Krieg. blieb am Leben. Aber das Los der Toten war im Vergleich zu dem seinigen fast noch beneidenswert. Denn jetzt lag er da unter den Leichen und ohne jede Nahrung. Da brachte ihm ein merkwrdiger Zufall Rettung. Am dritten Tage sah er nmlich einen Fuchs, der an den Leichen fra. Schnell ent-schlssen fate er dessen Schwanz/ das Tier lies erschreckt einem Loche zu, und der Held lie sich zu demselben nachziehen. Dann kroch ei dem Tiere durch die ffnung nach, kam immer hher und hher, erblickte endlich wieder das Tageslicht und eilte zu den Seinigen zurck. 4. Das Ende des Krieges. Aber alle Tapferkeit des Aristomenes war vergebens. Die Götter hatten den Untergang Messeniens beschlossen und deuteten dies durch schlimme Vor-zeichen an. In einer strmischen Nacht brach das Unglck der Eira herein. Die Wchter verlieen während derselben ihre Posten, da sie glaubten, bei dem Unwetter wrden die Feinde doch keinen Angriff machen. Aber ein entlaufener Sklave der Spartaner verriet dies, und in der Stille erstiegen die Feinde die Mauern. Als die Messenier es merkten, waren jene schon in der Festung. Es entbrannte ein blutiger Kampf, der drei Tage dauerte. Sogar die Weiber der Messenier fochten mit Heldenmut. Aber am Abend des dritten Tages muten die Messenier vor Erschpfung die Waffen niederlegen. Da nahmen die wenigen noch kampffhigen Männer die Greise, Fraueu und Kinder in ihre Mitte und zogen aus der Festung. Die Spartaner waren froh, da der lange Krieg beendet war, und lieen sie ziehen. Die Unglcklichen fanden zuerst freundliche Ausnahme in Arkadien,' spter wanderten sie nach der Insel Stellten aus und eroberten hier eine Stadt, die nach ihnen Messana (jetzt Messina) genannt wurde. Aristo-meues jedoch begab sich nach der Insel Rhodns zu seiner Tochter, welche mit einem Fürsten der Insel vermhlt war. Messenien wurde unterworsen, und die zurckgebliebenen Be-wohner wurden Sklaven der Sieger. Sparta hatte jetzt unter allen Staaten im Peloponnes das grte Gebiet.

17. Lehrbuch der Geschichte der älteren orientalischen Völker und der Griechen - S. 149

1880 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Ii 41. Jthme, Aristodemos, Aristomenes, Tyrtos, Eira. 149 demjenigen Volke den endlichen Sieg versprach, welches zuerst 100 Dreife im Heus - Tempel zu Jthme aufstelle. Whrend die Messenier L00 ganz gleiche Dreife aus Holz anfertigen lieen, schlich sich ein khner Spartaner in der Nacht in die Festung und stellte 100 ganz gleiche, kleine Dreifue aus Thon in dem Tempel auf. Da die Messemer nun den Willen der Götter gegen sich zu haben glaubten, bemchtigte stch ihrer die vollstndigste Verzweiflung Aristodemos, von schrecklichen Trumen verfolgt, tdtete sich selbst auf dem Grabe seiner vergebens geopferten Tochter, und das hartbedrngte Volk ergab sich endlich. Jthme wurde von den Spartanern zerstrt und die Messenier verloren ihre Unabhngigkeit. Namentlich krnkend fr sie war, da sie die Hlfte ihres Lnderertrages nach Sparta abzuliefern hatten und bei dem Tode eines spartanischen Knigs gleich den Periken und den Heloten Trauer anlegen muten. Die Nachkommen der besiegten Messenier begannen daher einen neuen Krieg. Der 2. messenische Krieg. Hauptheld und Anfuhrer der 645-Mesfenier war Aristomenes, aus dem kniglichen Geschlechte und Arkadien im Hasse gegen die Lakedmonier aufgewachsen. Nachdem er die nach dem ersten Kriege geflchteten Messenier und viele Arkadier und sonstige mit Sparta unzufriedenen Peloponnesier um sich versammelt hatte, fiel er in Messenien ein. Er hielt in einer ersten Schlacht, beim Denkmale des Ebers, den Spartanern Stand und war in allen folgenden Schlachten meist siegreich. Um den Muth seiner Landsleute durch eine khne That zu erhhen, schlich sich Aristomenes gleich im Anfange des Krieges nach Sparta, und hing im Tempel der Pallas-Athene einen Schild auf, mit der Inschrift r Aristomenes weiht aus der spartanischen Beute diesen Schild der Athene." Die durch ihre bestndigen Niederlagen entmuthigten Spartaner wandten sich an das Orakel zu Delphi und erhielten die Antwort, sie sollten sich von den Athenern einen Anfhrer erbitten. Die Athener aber, eiferschtig auf die Macht der Spartaner, schickten ihnen den lahmen Kinderlehrer Tyrtos; dieser war jedoch ein groer Dichter und belebte durch die Macht seiner Lieder den Muth der Spartaner immer wieder, wenn sie besiegt aus der Schlacht heimkehrten, so da er sie doch endlich zum Siege fhrte. Die Spartaner griffen berdies zur List und bestachen den mit den Mefseniern verbndeten Arkadierknig Aristo kr tes, durch dessen Verrath Aristomenes die Schlacht beim groen Graben" verlor. Die Messenier zogen sich in ihre Bergfeste Eira zurck, in welcher sie sich jedoch noch 11 Jahre verteidigten. ^ .. Whrend des Kampfes um Eira unternahm Aristomenes fters Streifzuge. Auf einem solchen wurde er mit 50 Gefhrten von den Spartanern gesangen ge-nommen und mit denselben in eine bei Sparta befindliche Felsenschlucht, m die man Staatsverbrecher warf, gestrzt. Alle kamen um, bis auf Aristomenes, welchen em unter ihm herschwebender Adler unverletzt hinunter getragen haben soll. Durch einen Fuchs fand er den Weg aus der tiefen, dunklen Schlucht und entkam glcklich nach Eira, wo er das Fest der Hekatomphonie beging, ein Fest das derjenige feierte, der 100 Feinde erlegt hatte. Auf einem neuen Streifzuge wurde Aristomenes von kretensischen Bogenschtzen gefangen genommen, welche noch auf messemschem Gebiete in einem Meierhofe bei einer Wittwe einkehrten, deren Tochter ihn befreite. Aber immer mehr wurden die Messenier von den Spartanern um-ringt. Auch die Opfer und Zeichen waren ihnen ungnstig. Wirklich sollte Eira endlich durch Verrath fallen. In einer strmischen Nacht wurde ein Posten von der messenischen Wache verlassen, die Spartaner erfuhren dies durch einen berlufer und erstiegen die Burg. 3 Tage

18. Erzählungen aus der griechischen Geschichte - S. 90

1868 - Oldenburg : Stalling
90 Messenier liebte die Tochter des Aristodemos, erhob Widerspruch gegen ihn und reizte durch seine Einwendungen den Vater so sehr, daß dieser in Wuth gerieth und im Zorn seine Tochter ermordete. Epebolos verlangte nun, daß ein Anderer seine Tochter dazu hergebe, denn des Aristodemos Tochter helfe ihnen nichts, da sie vom Vater ermordet, nicht aber den Göttern ge- opfert sei. Nur mit Mühe bewirkte der König die Erklärung des Volkes, daß cs keines weiteren Opfers bedürfe. Aus Furcht vor der Wirkung des Orakels wagten die Lacedämonier fünf Jahre lang keinen Angriff; erst im sechsten erschienen sie in der Ebene vor Jthome, wo es zu einem Treffen kam, in dem der König der Messenier tödtlich verwundet wurde, so daß er bald darauf starb. An seiner Stelle ward Aristodemos zum König erwählt; in den ersten fünf Jahren seiner Negierung fielen nur kleinere Gefechte vor, bis im sechsten Jahre beide Heere mit ihren Bundesgenossen einander ein entscheidendes Treffen lieferten, in welchem die Lacedämonier eine schwere Niederlage erlitten. Dennoch hatten die Messenier von ihrem Siege wenig Vortheil, denn zweideutige Orakelsprüche, deren Sinn man nicht erkannte, beunruhigten und entmuthigtcn sie. Im zwanzigsten Jahre des Krieges befragten sie von neuem das Delphische Orakel, das ihnen folgenden Spruch ertheilte: „Wer Dreifüße zuerst au des Zeus Altar iu Jthome Stellet im Kreis umher an der Anzahl zehen mal zehen, Dem giebt Gott mit dem Ruhme des Kriegs die Messeuischen Fluren Diese Antwort des Orakels erfuhren die Lacedämonier; ein gemeiner Bürger verfertigte hundert Dreifüße aus Thonerde, und zog als Weidmann verkleidet nach Messenien, wo er sich unter die Landleute mischte und mit ihnen in die Stadt Jthome ging. Hier stellte er mit Einbruch der Nacht die Dreifüße im Tempel des Zeus auf und entkam glücklich nach Sparta. Durch diese List gericthen die Messenier in große Bestürzung, und dazu kamen noch andere unheilbringende Vorzeichen, die den Unter- gang Messeniens verkündeten: ein Seher, der von Geburt an blind gewesen war, bekam plötzlich das Gesicht und verlor es bald nachher wieder; die Bildsäule der Artemis ließ ihren Schild fallen; die Hunde kamen an einem Orte zusammen und heulten die ganze Nacht; die zum Opfer bestimmten Widder stießen die Hörner mit solcher Gewalt in den Altar, daß sie von dem

19. Erzählungen aus der Sagenwelt des klassischen Altertums und aus der ältesten Geschichte der Griechen und Römer - S. 37

1913 - Leipzig : Teubner
3. Die Messenischen Kriege 37 Gott Apollo um Rat. Dieser trug ihneu auf, sich einen Helfer aus Athen zu holen. Die Athener sandten ihnen auf ihre Bitte den Sänger Tyrtäus, der durch seine Gesänge die Mutlosen zu neuen Taten anfeuerte. Auch ihre Uneinigkeit schlichtete er durch weisen Rat. Dennoch besiegte sie Aristomenes in der Schlacht am „Male des Ebers", wo er, von achtzig der tapfersten Messenier umgeben, alles vor sich niederwarf. Erbittert über seine Einfälle in ihr Land, bestachen die Spartaner einen seiner Bundesgenossen, den König von Arkadien; und dieser verließ wirklich in der Schlacht „am großen Graben" plötzlich die Schlachtordnung und eilte mit seinen Kriegern davon. Aristomenes wurde jetzt geschlagen, zog sich nahe an die arkadische Grenze auf den steilen Berg Jra zurück und wandelte ihn zu einer Feste um. Hier hielt er den Feinden elf Jahre lang stand und fügte ihnen durch fortgesetzte Streifzüge großen Schaden zu. Einmal wurde er gefangen und mit Stricken gebunden. Als die Nacht hereinbrach, machten die Feinde, die ihn bewachten, Halt und zündeten ein Feuer an. Während sie schliefen, kroch er an das Feuer heran, ließ die Stricke durchbrennen und rettete sich durch die Flucht. Während eines kleinen Treffens durch einen Steinwurf betäubt, wurde er abermals gefangen genommen und jetzt samt den andern Kriegern, die in die Hände der Spartaner gefallen waren, in einen tiefen Erdschlund hinabgestürzt. Alle kamen dabei ums Leben, er jedoch fiel auf die zerschmetterten Leichen und blieb unversehrt. Da aber der Erdfchlund keinen Ausgang bot, so erwartete er den Tod durch Hunger. Am dritten Tage hörte er ein Geräusch, als wenn ein Tier fräße. Es war ein Fuchs, der an den Leichen nagte. Aristomenes verhielt sich ganz still, bis er auch zu ihm kam, packte ihn dann am Schwänze und fand so durch den engen Gang, auf dem der Fuchs in die Schlucht gekommen war, einen Ausweg. Bald erkannten die Spartaner an der Niedermetzelung korinthischer Krieger, die auf ihrer Seite standen, daß Aristomenes noch lebe. Noch einmal fiel er in die Gewalt der Feinde, diesmal kretischer Bogenschützen. Aber ein messenisches Mädchen, in dessen Haus sie mit ihm übernachteten, machte sie trunken und zerschnitt seine Fesseln, woraus er alle tötete. Die Messenier gaben eifrig acht, daß keiner ihrer Ziegenböcke aus Unterwerfung dem Flusse, der an Jra vorbeifloß, trinke; denn ein Orakelspruch sagte, ö!e,ieinen§' daß sie verloren seien, wenn ein „Tragos" aus jenem Wasser tränke. Tragos hieß nämlich der Ziegenbock. Aber dieses Wort bedeutet auch den wilden Feigenbaum. Da hing einst ein Zweig eines solchen bis in den Fluß hinab; ein messenischer Seher bemerkte es und wußte

20. Griechische Geschichte - S. 31

1882 - Nördlingen : Beck
Aristvmenes auf Jra. Feste auf Jra an der 6-renze von Arkadien zurückzuziehen. Durch Streifzüge, die Aristomeues von hier aus bis tief nach Lakonika hinein unternahm, brachte er die Lacedämonier in Hungersnot; denn man hatte in der Verzweiflung den Anbau der Felder in Messenien und beit angrenzenden Strichen von Lakonika eingestellt. Aber einmal fiel er in einen sehr starken Hinterhalt; verwundet und durch einen Steinwurf, der ihn an den Kopf traf, der Besinnung beraubt fiel er in die Hände der Feinde und wurde gleich deu übrigen Gefangenen in einen Abgrund des Tai)getus gestürzt. Die anderen fanden hier alsobald den Tod, den Aristomenes aber — erzählten seine ihn fast vergötternden Landsleute — trug ein Adler auf seinen Flügeln in die Tiefe hinab, ohne daß er irgendwie beschädigt ward. Dort erwartete er gefaßt sein Ende; aber am dritten Tage durch ein Geräusch aufmerksam gemacht sah er einen Fuchs, der an den Leichen herumzerrte. Er wartete nun, bis das Tier in seine Nähe kam, und packte es sodann mit der einen Hand am Schwänze, mit der anderen aber hielt er dem Fuchs seinen Mantel hin, so oft dieser sich nach ihm unwandte, damit er sich in diesen verbeiße. Den größeren Teil des Weges legte er so hinter dem fliehenden Tier im schnellen Lauf zurück, an schwierigen Stellen ließ er sich auch von ihm nachziehen. Endlich sah er eine Öffnung, die groß genug war, daß der Fuchs durchschlüpfen konnte, und durch dieselbe das Tageslicht — er erweiterte die Spalte mit seinen Händen und kehrte nach Jra zurück. Auch bei anderen Gelegenheiten wurde Aristomenes nach der ihn feiernden Sage in überraschender Weise ans der Gefangenschaft befreit. So hatten in Angila in Lakonika die Frauen, die bei dem Feste der Demeter von ihm überrascht worden waren, seine Begleiter mit den Messern und Bratspießen, die sie bei den Opfern brauchten, zum größten Teil verwundet, ihn selbst aber gefangen genommen, indem sie mit ihren Fackeln auf ihn einschlugen. Aber die Priesterin der Demeter entließ ihn ans der Haft, weil sie schon früher Liebe für ihn empfunden hatte. Ein ander Mal vou sieben kretischen Bogenschützen, die im lacedä-monischen Heere als Mietsoldaten dienten, gefangen genommen wurde er mit Stricken gebunden einstweilen in das Hans einer Witfrau in Gewahrsam gebracht, indes Boten die Siegesbotschaft nach Lacedämon trugen. Als aber die Tochter des Hauses, die in demselben mit ihrer Mutter znsammenwohnte, den Aristomenes erblickte, sah sie einen Traum erfüllt, den sie nachts zuvor gehabt hatte. Wölfe — träumte sie — brachten einen Löwen gebunden und seiner Klauen beraubt auf das Feld geschleppt,