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1. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 50

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
50 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands rc. größte Theil seines Vermögens verschwand. Das Beispiel der prote- stantischen Fürsten wirkte jedoch' merkbar auf manchen katholischen; der Erwerb des ganzen Stiftsgutes, die Lust, auch in geistlichen Dingen zu befehlen, war Kaisern und Fürsten ohnehin nie ganz fremd gewesen, und mußte forthin durch das naheliegende Beispiel genährt werden. Daö Kaiserthum war nun auch in der Idee vernichtet; was sollte die päpstliche Krönung, die kaiserliche Schirmvogtei der Christenheit in den Augen der Protestanten bedeuten? Gerade dies war ihnen ein Gräuel; der Kaiser durfte eine Kirchenspaltung nicht zugeben, wenn er seinen Eid nicht verletzen wollte, darum konnten ihn auch die Protestan- ten nicht als Kaiser anerkennen, und damit unterstützte die Religion das Gelüsten der Fürsten nach Selbstherrlichkeit. So brachte die Kirchen- spaltung auch einen Riß durch die deutsche Nation; Karl V. war der letzte Kaiser, der von dem Papste gekrönt wurde, er war auch der letzte Kaiser nach Willen und Wirken, wie Karl der Große der erste gewesen. Karls V. Abdankung und Tod (21. September 1558). Karl machte noch einige schwache Versuche, seinem Sohne Philipp die deutsche Krone zu verschaffen, aber als er bemerkte, daß die deutschen Fürsten, katholische wie protestantische, nie darauf eingehen würden, über- ließ er Deutschland seinem Bruder Ferdinand und ging in die Nieder- lande. Er war krank, und noch mehr schmerzte ihn wohl das Mißlingen seiner großen Plane: die Kirchenspaltung war nicht gehoben, Frankreich gefährlicher als je, Solyman jeden Augenblick bereit, sich auf Wien zu stürzen, und Karl selbst sah sich in Deutschland verrathen und verlassen. Er fühlte es, daß seine Rolle zu Ende sei, seitdem er die Gewalt eines Kaisers verloren hatte, darum wollte er sich für den Rest seines Lebens zurückziehen und auf den Tod vorbereiten. Den 25. Oktober 1555 überließ er in einer feierlichen Versammlung zu Brüssel die Negierung seiner lieben Niederlande seinem Sohne Philipp, und bald darauf ent- sagte er dem spanischen Throne; den 7. September 1556 legte er auch die Kaiserkrone nieder. Den 17. September 1556 schiffte er sich in Seeland nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei Placentia unweit Valladolid, wo er den 24. Februar 1557 ankam. Hier lebte er mit wenigen Dienern in völliger Abgeschiedenheit, indem er sei- nem Sohne nur in wichtigen Angelegenheiten erbetenen Rath gab; einen Theil seiner Tageszeit widmete er dem Gebete oder dem Lesen frommer Bücher, namentlich St. Augustins und St. Bernhards, oder er pflegte sei- nen kleinen Garten, oder versuchte sich in mechanischen Arbeiten. Er starb den 21. September 1558, seines Alters 58 Jahre, 6 Monate, 25 Tage, betend für die Einheit der Kirche. Karl hat noch selten gerechtes Urtheil gefunden. Die Protestanten

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1. Geschichte der Neuzeit - S. 75

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Karls V. Abdankung und Tod. 75 Er war krank, und noch mehr schmerzte ihn wohl das Milingen seiner groen Plne. Die Kirchenspaltung war nicht gehoben, Frankreich gefhrlicher denn je, Soliman jeden Augenblick bereit, sich auf Wien zu strzen, und Karl selbst sah sich in Deutschland verraten und verlassen. Er fhlte, da seine Rolle zu Ende sei; darum wollte er sich fr den Rest seines Lebens zurckziehen und auf den Tod vorbereiten. Am 25. Oktober 1555 bergab er in einer feierlichen Versammlung zu Brssel die Regierung der Niederlande seinem Sohne Philipp; bald darauf entsagte er dem spanischen Throne und legte am 7. September 1556 auch die Kaiserkrone nieder. Wenige Tage spter schiffte er sich in Rammekens bei Middelburg nach Spanien ein und begab sich nach dem Kloster San Puste bei Plasencia in der Provinz Estre-madura, wo er am 24. Februar, seinem Geburtstage, 1557 ankam. Hier lebte er zwar fern von dem Weltgetriebe, aber noch mit lebhaftem Sinne dessen Gang verfolgend und in reger Verbindung mit seinem Sohne, dem er manchmal Rat erteilte. Einen Teil des Tages widmete er dem Gebete oder frommer Lesung, namentlich St. Augustins und St. Bernhards; er pflegte seinen Garten und versuchte sich in mechanischen Arbeiten. Er starb am 21. September 1558, 58 Jahre alt, betend fr die Einheit der Kirche. Da er einige Wochen vor seinem Tode seine Exequien gefeiert habe, ist eine Fabel. Selten hat Karl ein gerechtes Urteil gefunden, weil die Protestanten ihm als dem Gegner ihres Glaubens abgeneigt waren, die Katholiken seinen Eingriff in die Rechte der Kirche mibilligten. Und doch mssen beide an-erkennen, da er es mit seinen Einigungsversuchen ehrlich gemeint hat. Obwohl ein aufrichtiger Katholik, seiner Kirche treu ergeben, war er doch in dem Irrtum befangen, einseitig die groe Spaltung der Christenheit und Deutschlands heben zu knnen. Ein zweiter Vorwurf, den man dem Kaiser macht, ist der, er habe eine Universalmonarchie grnden wollen. Er beherrschte Spanien mit dessen ungeheuern Kolonien in beiden Indien; er war Herr von Neapel, Mailand, Burgund, sterreich und König von Deutsch-land. Aber die Kolonien begrndeten kein gefhrliches bergewicht, wie die Folgezeit bewies; im Gegenteile entzogen sie dem Mutterlande eine groe Anzahl von Menschen und lieferten keineswegs die erhofften Massen edeln Metalles, da sonst der Kaiser nicht so hufig von Geldnot htte bedrngt sein knnen. Spaniens Einkommen reichte zur Haltung eines stehenden Heeres nicht hin; das Land konnte mit Deutschland nie zu einem Reiche verwachsen. Burgund besa Reichtmer, aber seine Stnde und Städte genossen auch Freiheiten wie kein anderes Land und duldeten keine unumschrnkte Herrschaft, keine Verschmelzung mit einem andern Staate. Ebensowenig konnte Karl in Deutschland mit absoluter Gewalt regieren, selbst wenn er die Frstenmacht wieder auf ihr ursprngliches Recht zurckgefhrt htte, solange wenigstens

2. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 484

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
484 gericht die Acht gegen den Markgrafen aus, der nun wthend dem Kaiser selbst ab-sagte, sich noch einmal nach Norddeutschland, dann wieder nach Franken wandte, aber bald als gechteter Flchtling nach Frankreich floh, wo er sein Unglck als Strafe Gottes ansah, dessen Wort er einst verfolgt habe", aber doch auch den Kaiser mit da-fr verantwortlich machte. Er kehrte nach zwei Jahren zurck, starb aber schon 1557, 35 Jahre alt, in Pforzheim. Erst nach Bezwingung des Markgrafen Alb recht kam Deutschland zur Ruhe, so da es dem Kaiser gegen die Franzosen, %ie in die Niederlande eingefallen waren, helfen konnte. Aber man erreichte keine entschiedenen Vortheile und brachte es nur zu einem Waffenstillstnde (1556). Dem Kaiser waren die deutschen Angelegenheiten seit Moritzens Abfall ver-leidet, er berlie dem Könige Ferdinand die Leitung des im Passauer Vertrage ver-heienett Reichstages. Dieser wurde 1555 zu Augsburg gehalten. Nach den heftigsten Verhandlungen kam, nachdem der ppstliche Legat sich nach dem Tode des Papstes 1665. Julius Iii. zum Conclave nach Rom begeben hatte, am 25. September 1555 der Augsburger Religionsfriede zu Stande. Dieser gewhrte den Landesherren Religionsfreiheit und das Recht in ihren Gebieten zu reformirm. Unterthanen, die sich nicht fgen wollten, sollten auswandern drfen. Die Protestanten sollten im Besitze der eingezogenen geistlichen Gter bleiben; aber der sogenannte geistliche Vor-behalt" bestimmte, da ein geistlicher Fürst, wenn er zur Reformation bertrete, sein Erzbisthum, Bisthum ;c. aufgeben, fr sich aber deshalb nicht angegriffen werden solle. Dieser Vorbehalt war gemacht, weil eine Menge geistlicher Herren Neigung zur Re-formation hatten. Im Uebrigen sollten katholische und protestantische Stnde, welche sich zur Augsburger Eonfession bekannten, in allen Rechten gleich gestellt sein. Die Verdammung eines Concils konnte nun die Protestanten nicht mehr be-rhrey, die Reformation hatte gesiegt, und die Macht des Papstes der Deutschland war gebrochen. Deshalb wurde auch der Widerspruch des neuen Papstes Paul Iv. gegen den Frieden nicht beachtet. Aber auch die frstliche Selbstndigkeit der deutschen Landesherren dem Kaiser gegenber war durch diesen Frieden begrndet. Der Kaiser Karl V. kam nicht wieder nach Deutschland, und auch die letzte Hoffnung, die er auf die Vermhlung feines Sohnes Philipp mit der katholischen Knigin Maria von England setzte, erwies sich trgerisch, da der Papst gegen den Kaiser Frankreich begnstigte. Da sehnte sich der vielgeplagte und vielgetuschte Monarch nach Ruhe. In Brssel versammelte er am 21. October 1555 die Groen seines Reiches, wies hin auf die Unruhe feines Lebens und seiner Regierung, die eine stete Pilgerfahrt gewesen sei; er sei 9 mal in Deutschland, 6 mal in Spanien, 7 mal in Italien, 10 mal in den Niederlanden, 2 mal in England, und 2 mal in Afrika und 11 mal zur See gewesen, jetzt mahne ihn sein hinflliger Leib, die Last der Regierung auf jngere Schultern zu legen. Er trat fodann feinem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande ab, und am 7. September 1556 bergab er ihm auch Spanien und Neapel. Auch die deutsche Kaiserkrone legte er nieder, und an seine Stelle trat hier sein Bruder Ferdinand I. durch die Wahl der deutschen Fürsten. Karl V., der grte Staatsmann und der grte Herrscher seiner Zeit, in dessen Reiche die Sonne nicht unterging, begab sich nun als einfacher Privatmann nach Spanien, wo er eine kleine Wohnung neben dem Kloster St. Just in Estremadura bezog und noch zwei Jahre theils mit der Lectre der Kirchenvter, mit frommen Be-trachtungen, Gartenbau und mechanischen Arbeiten beschftigt, lebte, aber doch auch

3. Geschichten aus der Geschichte, das ist: Denkwürdigkeiten aus der Weltgeschichte - S. 64

1837 - Meurs : Rhein. Schulbuchh.
64 §. 48. Philipp Ii., Karls Sohn. fiel damit den Kaiser zu Insbruck und Tyrol, und der altes Herr mußte sich bei Nacht und Nebel, da er gerade am Po--- dagra krank war, in einer Sänfte Hals über Kopf forttragen u lassen, sonst hätten ihn die Sachsen gefangen. Und Johann ri Friedrich war noch fimmerz mit in seinem Gefolge (als Gefan- * gen er) und sähe das mit an. Da schämte sich der Kaiser und d ließ ihn los und gab ihm einige Länder wieder, in denen noch ^ jetzt Friedrichs Nachkommen, die Herzoge und Großherzöge von r Sachsen regieren. Mit dem siegreichen Moritz schloß der Kaiser? Frieden, den Religionsfrieden zu Augsburg 1555, undd erlaubte, daß von nun an die Protestanten in Deutschland eben n soi viel Recht haben sollten! als die Katholiken. — Von jenem ii Moritz stammen die jetzigen Könige von Sachsen her. Der Kaiser Karl wurde über diesen unglücklichen Ausgang ß sehr verdrüßlich. Er hatte gar keine Lust mehr, länger Kaisern gu sein. Er erkannte, daß alles eitel sei, legte voll Unmuth^ seine so glänzende Würde nieder, 1556, ward Mönch, und zogg in das Kloster St. Iuste in Spanien. — Da beschäftigte err sich nun bis an seinen Tod mit Uhrenmachen,*) mit Lesen, Sin--, gen und Beten; und wir dürfen wohl hoffen, daß er bei diesenn stillen Geschäften im Kloster gefunden hat, was er auf demn Throne nicht fand, — Erkenntniß det Wahrheit, Leben und 6 Seligkeit. — Er starb im Jahre 1558. §. 48. Philipp Ii. Karls^S ohn. 1556 — 1598. Die meisten Länder Karl V. erbte sein Sohn Philipp Ii.„. König von Spanien, ein harter, finsterer Mann, der in seinemn Leben niemals gelacht haben soll. Streng katholisch erzogen,^ war ihm die Reformation ein Greuel. „Lieber mag ich gar nichtss herrschen, als über Ketzer!" sagte er. So weit nun seine Machtss reichte, suchte er die Protestanten auszurotten, „damit doch mum nicht noch -mehr durch sie verführt und in die Hölle gezogene würden!" wie er meinte. Nun gab es aber in den reichen Nie-^ verlanden," die dem bösen Philipp auch gehörten, besonders vielcst Protestanten, und darum war ihm dies schöne Land ein sehr ver--i haßtes. Philipp konnte das nicht ruhig ansehen. Er wollte dortig die Reformation ausrotten, und schickte deshalb seinen grausamem' *) Früher hatte man Sanduhren und denen ähnliche Wasseruhren oder Sonnen-»« Uhren. Um's^Jahr 1000 mögen die Näderuhren erfunden sein, die durchs Gewichte, und um's Jahr 1500 die Taschenuhren, die durch eine schnck«^ kenförmig gewundene, elastische Stahlfeder in Bewegung gesetzt werden..« Der^Erfindcr der'letzter« war Peter Hele in Nürnberg. Sie waren«-» anfangs rund, wie ein Ei, und hießen darum Nürnberger Eier. !

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 442

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
442 Die neue Zeit. gewährt wurde. Doch sollten die Geistlichen, welche zur lutherischen Konfession übertraten, das Einkommen aus ihren geistlichen Stellen ausgeben, und es sollten von den katholischen Vorgesetzten andere katholische Personen an deren Stelle gesetzt werden (geistlicher Vorbehalt, reservatum ecclesiasticum). In demselben Jahre noch legte Karl die Regierung über die Niederlande 1556.und im nächsten Jahre über Spanien in die Hände seines Sohnes Philipp Ii. nieder und übergab die deutsche Kaiserkrone seinem Bruder Ferdinand. Dann zog er sich in das Kloster St. Just iu Estremadura zurück, wo er in frommer 21. Betrachtung seinem Seelenheile oblag, bis ihn nach einem Jahre tmber und sieben Monaten der Tod von der Erde abrief. 1558. Anmerkungen. 1. Dem Augsburger Interim gemäß war den Protestanten der Kelch im Abenbmahle und der Fortbestanb der bisher geschlossenen Priesterehen gewährt. Im übrigen sollten biesetben zu den Gebräuchen der katholischen Kirche zurückkehren. Dies wollten jeboch die Protestanten nicht, währenb die Katholiken dem Kaiser das Recht nicht zugestehen konnten, in kirchlichen Dingen eigenmächtig Anorbnungen zit treffen. 2. Karl hatte dem Kurfürsten Moritz von Sachsen den Vollzug der Reichsacht gegen die Stadt Magbeburg übertragen, welche das Reichskammergericht wegen Ungehorsams gegen den Kaiser verhängt hatte. Diese Vollmacht benützte Mo ritz, um seilte Truppenmacht be-beutenb zu vergrößern, und als er Magbeburg in seine Gewalt bekommen, machte er die Stadt zu einem Hauptwassenplatz. Währenb er aber Truppen sammelte und mit Heinrich Ii. und den protestantischen Fürsten unterhanbclte, fanbte er stets unterwürfige Berichte nach Innsbruck an den Kaiser, so daß biefer gar nicht an einen Verrat benfen konnte und förmlich überrumpelt würde. 3. Den Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen hatte Karl freiwillig schon am Tage vor der Flucht aus Innsbruck in Freiheit gesetzt. 4. Auch gegen den geistlichen Vorbehalt legten die Protestanten Verwahrung ein. Und boch verlangte berselbe nichts, als was nach göttlichem und menschlichem Recht billig war, daß nämlich ein Bischof, der lutherisch würde, nicht sein Bistum als Lanbesherr behalten und feine Unterthanen nicht mit Gewalt zum Religionswechsel zwingen bürfe.^ 5. Nach einer Regierung von 37 Jahren, währenb welcher Karls Waffen beinahe ununterbrochen glücklich waren, sah der große Kaiser boch alle seine Pläne gescheitert und sich von den katholischen Fürsten ebenso wie von den protestantischen verlassen, ba sie bei bemselben nie Schutz und Hilfe gesunben. Er hatte die unglückselige Jbee, er könne eine Politik verfolgen, welche nicht zugleich verbunben sei mit dem Wohje der Kirche. Währenb er ein eifriger Katholik und wahrhaft religiös war, fchabete er boch der Kirche und bamit sich selbst durch feine Unentschlossenheit, womit er die Gewaltthätigkeit in Deutschland schalten und walten ließ. Er bereute es auch noch schmerzlich als den größten Fehler seines Lebens, die Kirche nicht besser geschützt zu haben. Zu St. Just bewohnte er ein kleines Haus neben dem Kloster. Seine letzten Lebenstage wibmete er ganz der Vorbereitung auf den Tod.

5. Geschichte der Neuzeit - S. 24

1883 - Freiburg : Herder
24 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. heit, der lblichen Deutschen Nation endlichen bevorstehenden Untergang zu verhten, und damit man desto eher zu freundlicher friedlicher Ver-gleichung der spaltigen Religion gelangen mge". Der Friede sollte aber auch fortdauern, wenn die gedachte Vergleichnng durch die Wege des Generalkonzils, des Nationalkonzils oder Kolloquiums nicht zustande komme. In diesem Frieden wurde festgesetzt: die protestantischen Stnde haben volle Religionsfreiheit und im Reiche Rechtsgleichheit mit den Katholiken, auch behalten sie die bisher eingezogenen Stifte. Kein Reichsstand soll die Unterthanen eines andern Reichsstandes von ihrer Religion abwendig machen oder in Schutz und Schirm nehmen. Den Unterthanen ist die Auswanderung der Religion wegen gestattet; sie drfen ihre Gter verkaufen, haben aber den Landesherrn fr Leibeigen-schaft und Nachsteuer billig zu entschdigen. In den Reichsstdten/wo beide Religionen bisher nebeneinander bestanden, soll dies fortdauern. Beide Teile machen sich fr die Zukunft verbindlich, keinem gegen diesen Frieden Handelnden beizustehen, sondern vielmehr dem Angegriffenen Hilfe zu leisten. Ein wichtiger Artikel war der sogenannte geistliche Vorbehalt (reservatum ecclesiasticum) der Katholiken, da nmlich Geistliche, welche sich von der katholischen Religion lossagen wrden, auch ihrer mter und Pfrnden verlustig werden sollten. Dadurch wollten die Katholiken ver-hindern, da ein Prlat durch den bertritt zum Protestantismus das Stiftsland zu seiner weltlichen Herrschaft und die Unterthanen nach dem Grundsatze: der Landesherr ist auch Herr der Landesreligion (cujus regio, ejus et religio) zu Protestanten mache. Die protestantischen Stnde versagten jedoch diesem Vorbehalte der Katholiken ihre Zustimmung. Karts V. Adankung und Hod. (21. September 1558.) 30. Der Kaiser sah ein, da seine Wirksamkeit zu Ende sei, denn, wie er oft sagte, gegen ihn, sonst gegen niemand, waren die deutschen Fürsten, protestantische und katholische, einig. Er berlie daher Deutsch-land sich selbst und seinem Bruder Ferdinand, bergab am 25. Oktober 1555 die Niederlande seinem Sohne Philipp, entsagte bald auch der spanischen und das folgende Jahr der kaiserlichen Krone. Am 10. September 1556 schiffte, er sich in Rammekens (bei Middelburg) nach Spanien ein und begab sich in das Kloster St. Just bei Plasencia (in der Provinz Estremadura). Hier lebte er mit wenigen Dienern in vlliger Abge-schiedenheit; seinem Sohne gab er nur Rat, weun dieser ihn darum er-suchte; er widmete seine Zeit der Andacht und der Lesung religiser Bcher, pflegte seinen kleinen Garten und versuchte sich auch in mechani-schen Arbeiten. Am 21. September 1558 beschlo er sein thatenvolles

6. Leitfaden und Lesebuch der Geschichte für Schulen - S. 47

1873 - Berlin : Prausnitz
. 17. Bis 1618. 47 burger Interim, das den Protestanten nur den Kelch im Abendmahl und die Priesterehe bewilligte und keinem Theil genug that, erregte neuen Widerspruch; und die Städte, be-sonders im nrdlichen Deutschland, weigerten steh, es anzunehmen. An Magdeburg sollte Moritz die Reichsacht voll-strecken. Aber dem Kaiser um die gefangenen Fürsten gram geworden, verband er sich insgeheim mit Heinrich Ii. von Frankreich, dem er Metz, Toul, Verdun und Cambray abtrat, und mit andern Fürsten, machte mit Magdeburg einen schnellen Frieden und brach pltzlich gegen den Kaiser auf, der sich mit Mhe von Innsbruck nach Billach rettete. Nun kam, besonders auf Andringen des Knigs Ferdinand, der Passauer Ver- 1552 trag zu Stande, der den Protestanten augsburgischen Be-kenntnisies vllige kirchliche Freiheit gab. Die beiden gefangenen Fürsten wurden frei, das Interim aufgehoben. Nun stellten die Protestanten dem Kaiser gern ihre 1553 Heere zu einem Kriege gegen Heinrich Ii. Doch wurde Metz vergeblich belagert, es blieb verloren. In demselben Jahre fiel Moritz gegen den wilden Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Cnlmbach, der den Passauer Vertrag nicht anerkannt hatte und Franken und Niedersachsen verwstete und plnderte, bei Sie-vershausen. Und im Augsburger Religionsfrieden 1555 er- 1555 hielten die augsburgischen Consesfionsverwandten (die Re-formirten blieben ausgeschlossen) auch die Gleichheit vor dem brgerlichen Gesetz; auch die eingezogenen geistlichen Gter sollten ihnen verbleiben; doch ward in dem geistlichen Vor-behalt" bestimmt, wenn ein katholischer Landesherr zur pro-' testantischen Kirche bertrte, sollte er Land und Gut verlieren. Mit diesem Frieden war der Sieg der Reformation in Deutschland vollendet, die Macht des Papstes gebrochen. Der Kaiser aber, gebeugt und krank und lebensmde, legte 1556 1556 seine Kronen nieder und ging in ein Kloster St. Iuste in Spanien, wo er 1558 starb. Sein Sohn Philipp erhielt die Nieder- 1558 lande, Spanien und Neapel, sein Bruder Ferdinand wurde deutscher Kaiser. (I. 196.) Im Jahre 1556 starb auch Ignatius Loyola, der Stifter des Jesuitenordens (I. 205); doch erhielt der Orden erst durch den zweiten Ordensgeneral Lainez seine streng geordnete Verfassung und seine groe Bedeutung zur Strkung des ppstlichen Regiments und zur Bekmpfung der protestantischen Kirche. 'Platen, der Pilgrim vor St. Just. 2. Ferdinand I. war ein milder, friedlicher Regent.

7. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 143

1911 - Leipzig : Hirt
Karl V. und die Kirchenspaltung. 143 3. In der Folge traten mehrere geistliche Stnde (zwei Erzbischfe und zwlf Bischfe) zur evangelischen Konfession der, was jedesmal die Veranlassung zu Unruhen und Streitigkeiten wurde. 4. Karls Abdankung und Tod. Karls Ziele, die Glaubenseinheit 9t62jng wiederherzustellen und eine unbeschrnkte Kaisermacht wiederanfzu- 1556. richten, waren gescheitert; den Franzosen hatte er Teile des Reichsgebietes berlassen mssen. Sein Bemhen, seinem Sohne Philipp die deutsche Kaiserkrone zu verschaffen, war fehlgeschlagen; denn die Fürsten whlten seinen Bruder Ferdinand, der durch die tapfre Abwehr der Trken die Krone des Reiches verdient hatte, zu seinem Nachfolger im Reiche. Krank und erschpft von den Sorgen der mhevollen Regierung so vieler Lnder unter so schwierigen Zeitverhltnissen, legte Karl V. im Jahre 1556 die Regierung nieder. Die Kaiserwrde und die sterreichischen Lnder gingen an seinen Bruder Ferdinand der; Spanien, die italienischen Be-sitznngen, die Niederlande und die neu entdeckten Lnder in Amerika er-hielt sein Sohn Philipp. Neben dem Kloster San Iuste in Spanien hatte der Kaiser sich ein kleines Haus bauen lassen, in dem er den Rest Sqrt 0b seiner Tage verlebte. Er starb im Jahre 1558. 1558. 5. Die Erneuerung der katholischen Kirche. Die katholische Kirche hatte durch die Glaubenstrennnng groe Verluste erlitten, und noch war der Protestantismus im Vordringen begriffen. Dieser weitern Ausbreitung der neuen Lehre zu wehren, neuen Verlusten vorzubeugen und verlorne Glieder der Kirche wieder zurckzufhren, fate die katholische Kirche alle Krfte zusammen. Auf dem Konzil zu Trient (15451563) wurden einzelne Mistnde abgeschafft, die Glaubenswahrheiten genau bestimmt und den Bischfen aufgetragen, fr eine gute Bildung und Erziehung der jungen Priester Sorge zu tragen. Die regste Wirksamkeit entfaltete der Jesuitenorden. Sein Stifter Der Jesuiten-war Ignatius von Loyola (14811556), ein spanischer Edelmann. Sein Ziel war, die mnnliche Jugend der obern und mittlem Stnde grndlich zu unterrichten und zu erziehen und dadurch der Sittenver-derbnis und dem Unglauben entgegenzuarbeiten und die angefeindete Kirche zu untersttzen. Deshalb grndeten die Jesuiten berall in den Stdten, wo sie festen Fu faten, Kollegien, worin sie die Jugend sammelten, um sie zu erziehen und zu unterrichten, oder sie bernahmen Gymnasien, die von auswrtigen Schlern besucht wurden." Sie er-warben sich das Vertrauen der hhern Stnde der katholischen Laien-welt und wurden als Lehrer an die Hochschulen und als Beichtvter an die katholischen Frstenhfe berufen. Als Missionare in Amerika. Indien, China und Japan erwarben sie sich um die Ausbreitung der katholischen Kirche in diesen Lndern groe Verdienste.

8. Mittlere und neue Geschichte - S. 135

1877 - Leipzig : Senf
1. Zeitalter d. Reformation u. d. in ihrer Folge entstand. Bewegungen. 135 von Frankreich und Wilhelm von Hessen ltnb während Heinrich drei lothringischebisthümer: Metz, Toul und Verdun 1552 besetzte und auf immer von Deutschland löste, brach er mit seinem Waffengefährten Albrecht von Brandenburg-Culmbach gegen den Kaiser auf und trieb ihn durch rasche Besetzung der Ehrenberger Klause in Tyrol 1552 zur Flucht nach Jnnerösterreich. Da schloß Ferdinand im Aufträge des gichtkranken Kaisers mit ihm den Vertrag von Pas sau 1552. Die Religionssachen sollten auf einem bald zusammentretenden Reichstage geschlichtet werden, geschehe dies nicht, so solle doch die Religionsfreiheit eines jeden Reichsstandes unangefochten bleiben. Johann Friedrich war vom Kaiser schon früher entlassen worden, jetzt erhielt auch Landgraf Philipp feine Freiheit. Moritz fiel schon 1553 im siegreichen Treffen gegen seinen früheren Wafsengenossen, den Landgrafen Albrecht von Brandenburg-Culmbach, bei Sievershausen, als er die von diesem versuchte Plünderung der geistlichen Stifter hindern wollte, sein Bruder August folgte ihm. Der Kaiser aber scheiterte in seinem Versuche, Metz wieder den Franzosen zu entreißen, der tapfere Franz von Guife vertheidigte es, 1553. Endlich bmt» digte der Augsburger Religionsfriede auf dauernde Weise für lange Zeit den Religionskrieg. Die Lutheraner (aber nicht die Refor-mirten) erhielten, insofern sie Reichsstände waren, das Recht der freien Religionsübung, den Unterthanen, die von anderer Religion als der ihrer Obrigkeit waren, wurde nur das Recht der Auswanderung zugestanden. Den geistlichen katholischen Fürsten sollte, wenn sie ihre Re> ligion veränderten, sogleich der weltliche Länderbesitz entzogen werden (reservatum ecclesiasticum); gegen diesen Artikel aber protestirten die Protestanten. Karl V., seit seiner Flucht aus Tyrol mit sich zerfallen und von der Gicht geplagt, entsagte schon 1555 der Regierung der Niederlande und Neapels und 1556 der Regierung Spaniens zu Gunsten seines Sohnes Philipp. Zurückgezogen in das Kloster St. Juste bei Badajoz in Spanien und hier mit der Verfertigung von Uhren beschäftigt, starb er schon 1558, ein talentvoller Fürst, höchst genial in der Ent-werfung von Plänen, aber zu langsam in ihrer Ausführung. In der deutschen Kaiserwürde folgte ihm sein Bruder Ferdinand 1., 1558— 1564, Herr von Böhmen und seinen Nebenländern, der deutschen Erb-täubet Oesterreichs und eines Theils von Ungarn, zuletzt gegen die Protestanten versöhnlich. Der Schluß des Tribentiner Concils 1563 schien die Kirchenspaltung zu verewigen. In der Lehre war anch die geringste Nachgiebigkeit vermieden worden, dagegen wurde die Kirchen-

9. Mittelalter und erste Periode der Neuzeit - S. 114

1898 - Berlin : Hertz
114 Das Concil von Trient und der Jesuitenorden. 1556 Kirche eintreten durfte, legte 1556 in Brssel seine Regierung nieder, indem er die Deutschlands und die der sterreichischen Lande seinem Bruder Ferdinand, Spanien, die Niederlande, die Franche Comt, Mailand, Neapel, Sicilien und die Colonieen aber seinem Sohne Philipp Ii. gab, unter Thrnen beteuernd, da er stets das Wohl der Christenheit im Auge gehabt habe. Er zog sich nach Spanien zurck und starb in einem Palaste, den er sich neben dem Kloster St. Just hatte erbauen lassen, an einem gastrischen Fieber am 1558 21. September 1558. (Ausgang der burgundischen Kriege.) Die Spanier siegten 1557 zwar unter Egmont der die Franzosen 1557 bei St. Queutin und 1558 1558 bei Grevelingen und erlangten im Frieden von Catean Cam- 1559 bresis 1559 den Verzicht Frankreichs auf die Lehnshoheit der Artois und Flandern; aber die vier Bistmer hatten die Franzosen erobert, und das Bndnis mit den deutschen Protestanten schtzte sie gegen Unterdrckung durch Spanien ebenso, wie auch der Papst sich infolge davon in seiner Unabhngigkeit behaupten konnte. 7. Das Concil von Trient und der Jesuitenorden. (Das 1545-63 Concil von Trient.) Das Concil von Trient (15451563) erhhte die Macht des Papstes durch die Erklrung der Jnfallibilitt der Kirche, d. h. des Papstes, wenn er im Einverstndnis mit dem Concil sei, und machte dadurch unmglich, da ganze Staaten und Völker, die protestantisch wurden, wie z. B. Brandenburg und Eng-land, behaupten konnten, sie seien noch in der katholischen Kirche. Mit der erhhten Macht ausgerstet, konnten die Ppste eine strengere Disciplin der Geistlichkeit und bessere Sittenzucht.herstellen. Das Dogma von den guten Werken wurde zwar so scharf formuliert, da eine Vermittelnng mit dem protestantischen Lehrbegriff unmglich wurde; aber es wurde mehr auf die Werke der Nchstenliebe, als auf die bloe Askese bezogen. Die Kirche wurde seitdem nicht nur mit erneutem Glaubenseifer und schwrmerischer Askese, sondern auch mit dem werkthtigen Geiste der Nchstenliebe erfllt, was sich in der Stiftung neuer Orden zeigte. (Der Jesuitenorden.) Die Macht des Papstes und seine Herrschaft der die ganze Erde zu frdern und herzustellen, machte sich der Jesuitenorden zur Aufgabe, der von Ignatius Loyola, einem ehemaligen spanischen Offizier, seinem Entschlsse zufolge, den er, als er verwundet krank lag, gefat hatte, einen Orden fr Krauken-

10. Neuere Geschichte - S. 70

1861 - Leipzig : Brandstetter
70 und lange noch nicht wirklich in Ausübung gebracht wurde. Der Keim zur Unduldsamkeit lag schon darin, daß man nur den Protestanten des Augsburger Bekenntnisses kirchliche Freiheit bewilligte und also diejenigen ausschloß, welche den Schweizer Reformatoren anhingen. Auch war es vor der Hand nur so weit gekommen, daß die katholischen Landesherren sich bewegen ließen, nicht die Glaubensfreiheit ihren protestantischen Unter- thanen zu bewilligen, sondern es sollte diesen blos freistehen, mit Hab und Gut in ein evangelisches Land auszuwandern. Hierin lag eine Quelle namenloser Trüb- und Drangsale für Tausende von Unterthanen in Baiern, Oestreich, Böhmen und in den bischöflichen Ländern. Eben so gestatteten die katholischen Fürsten den Bischöfen nicht, zur evangelischen Kirche überzutreten und ihre Bisthümer beizubehalten. Man nannte dies den geistlichen Vorbehalt, kraft dessen nun eine Menge Bisthümer, Abteien, Klöster und Kirchen, die schon längst den Protestanten gehörten und säkularisirt worden waren, der römischen Kirche zurückgegeben werden sollten. Evangelische Bischöfe verloren, gleichwie der Erzbischof Her- mann von Köln, ihre Länder; einige Bisthümer aber, welche in den Gebieten protestantischer Fürsten lagen, wurden mit der Zeit säkularisirt, d. h. weltlichen, aber evangelischen Herren gegeben. Der Papst war über den Religionsfrieden in hohem Grade erbittert, und der Kaiser, verstimmt über das Fehlschlagen seiner theuersten Pläne, trat mit seinem feierlichen Entschlüsse hervor, die Krone niederzulegen. Er übergab die Niederlande (1555) und Spanien (1556) seinem Sohne Phi- lipp Ii., die deutschen und östreichischen Lande seinem Bruder Ferdi- nand (1556) und zog sich dann nach Spanien, in das Kloster St. Just in Estremadura zurück. In der Mitte schöner Baumpflanzungen, die durch frische, aus dem Gebirge herabströmende Bäche und Quellen belebt waren, lag das Kloster am Abhange eines Hügels in tiefer Einsamkeit. Neben der Kirche war dem Kaiser ein Wohnhaus erbaut; unfern davon waren die Wohnungen für die Dienerschaft seines Hoshaltes. Seine Erholung war, unter dem Schatten dichter Kastanien nach einer nahegclegenen Kapelle zu wandeln. Besonders gern hörte er den Gesang in der Kirche, wozu die besten Stim- men der Umgegend in dem Kloster versammelt wurden. Seine Wohnung war in Verbindung mit der Kirche gesetzt, so daß er in Tagen der Krank- heit die Musik in seinem Schlafzimmer hören konnte. Zwei Jahre verlebte er so in stiller Abgeschiedenheit, einen Theil sei- ner Zeit mit mechanischen Arbeiten ausfüllend, wie er sich denn besonders gerne mit der Zusammensetzung von Uhren beschäftigte. Die Aufrechthal- tung der katholischen Religion lag ihm bis zu dem letzten Moment seines Lebens am Herzen. „In deine Hände, o Herr, habe ich deine Kirche übergeben," waren seine letzten Worte. Er starb in dem Gedanken, der sein Leben ausgemacht, den 21. September 1558. Karl Y. steht am Eingänge der neuen Zeit, eine große und seltene

11. Theil 3 - S. 62

1875 - Leipzig : Brandstetter
62 also diejenigen ausschloß, welche den Schweizer Reformatoren anhingen. Auch war es vor der Hand nur so weit gekommen, daß die katholischen Landesherren sich bewegen ließen, nicht die Glaubensfreiheit ihrer protestantischen Unterthanen zu bewilligen, sondern es sollte diesen blos freistehen, mit Hab und Gut in ein evangelisches Land auszuwandern. Hierin lag eine Quelle namenloser Trüb- und Drangsale für Tausende von Unterthanen in Baiern, Oesterreich, Böhmen und in den bischöflichen Ländern. Eben so gestatteten die katholischen Fürsten den Bischöfen nicht, zur evangelischen Kirche überzutreten und ihre Bisthümer beizubehalten. Man nannte dies den geistlichen Vorbehalt, kraft dessen nun eine Menge Bisthümer, Abteien, Klöster und Kirchen, die schon längst den Protestanten gehörten und säkularisirt worden waren, der römischen Kirche zurückgegeben werden sollten. Evangelische Bischöfe verloren, gleichwie der Erzbischof Hermann von Köln, ihre Länder; einige Bisthümer aber, welche in den Gebieten protestantischer Fürsten lagen, wurden mit der Zeit säkularisirt, d. h. weltlichen, aber evangelischen Herren gegeben. Der Pabst war über den Religionsfrieden in hohem Grade erbittert, und der Kaiser, verstimmt über das Fehlschlagen seiner theuersten Pläne, trat mit seinem feierlichen Entschlüsse hervor, die Krone niederzulegen. Er übergab die Niederlande (1555) und Spanien (1556) seinem Sohne Philipp Ii., die deutschen und österreichischen Lande seinem Bruder Ferdinand (1556) und zog sich dann nach Spanien, in das Kloster St. Just in Estremadura zurück. In der Mitte schöner Baumpflanzungen, die durch frische, aus dem Gebirge herabströmende Bäche und Quellen belebt waren, lag das Kloster am Abhange eines Hügels in tiefer Einsamkeit. Neben der Kirche war dem Kaiser ein Wohnhaus erbaut; unfern davon waren die Wohnungen für die Dienerschaft seines Hofhaltes. Seine Erholung war, unter dem Schatten dichter Kastanien nach einer nahegelegenen Kapelle zu wandeln. Besonders gern hörte er den Gesang in der Kirche, wozu die besten Stimmen der Umgegend in dem Kloster versammelt wurden. Seme Wohnung war in Verbindung mit der Kirche gesetzt, so daß er in Tagen der Krankheit die Musik in seinem Schlafzimmer hören konnte. Zwei Jahre verlebte er so in stiller Abgeschiedenheit, einen Theil seiner Zeit mit mechanischen Arbeiten ausfüllend, wie er sich denn besonders gerne mit der Zusammensetzung von Uhren beschäftigte. Die Aufrechthaltung der katholischen Religion lag ihm bis zu dem letzten Moment seines Lebens am Herzen. „In deine Hände, o Herr, habe ich deine Kirche übergeben/' waren seine letzten Worte. Er starb in dem Gedanken, der sein Leben ausgemacht, den 21. September 1558. Karl V. steht am Eingänge der neuen, oder vielmehr ant Ausgange der alten Zeit, eine große und seltene Natur; zu kalt, zu verschlossen, zu klug und berechnet, um unsere Sympathien zu erwecken, wohl aber be-

12. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 53

1905 - Delmenhorst : Horstmann
53 verlangt wurde. Auf beiden Seiten wurde mit großer Zähigkeit gekämpft, und erst, als Karl sich mit einem Heer gegen Paris wandte, schloß Franz Frieden. Mailand kam wieder zum deutschen Reiche. 4. Karls Kampf gegen die Reformation. Mehr Sorge noch als Kriege bereitete dem Kaiser die durch Luthers Reformation entstandene Kirchenspaltung in Deutschland. Karl V. war ein eifriger Katholik und hätte gar zu gern die Protestanten mit Waffengewalt zu der alleinseligmachenden Kirche zurückgeführt, aber er bedurfte zu seinen Kriegen der Hülfe der großen protestantischen Fürsten, darum begnügte er sich vorerst damit, daß er Luther auf dem Reichstage in Worms in die Reichsacht erklärte (1521) und auf dem Reichstage in Speyer versuchte, die Evangelischen mit Drohungen wieder zur katholischen Kirche zurückzuführen. Als aber die Hoffnung auf eine friedliche Lösung schwand, faßte er den Vorsatz, mit Waffengewalt die Einheit der Kirche wiederherzustellen. 5. Schlacht bei Mühlberg. Als die Protestanten des Kaisers Absicht merkten, suchten sie ihm zuvorzukommen und griffen zu den Waffen, wurden jedoch 1547 in der Schlacht bei Mühlberg geschlagen; ihre Häupter, der Herzog Johann Friedrich von Sachsen und der Landgraf Philipp von Hessen, wurden gefangen genommen. 6. Augsburger Religionsfrieden. Herzog Moritz von Sachsen aber, der dem Kaiser Beistand geleistet hatte, wofür ihm die Kurwürde zugeteilt worden war, änderte feine Gesinnung, weil der Kaiser seinen Schwiegervater, den Landgrafen Philipp, in strenger Hast hielt. Unvermutet rückte er mit einem Heere gegen den Kaiser, der an der Gicht krank lag, und zwang ihn in Passern zu einem Vertrage. Einige Jahre später wurde der Augsburger Religionsfrieden geschlossen. Die Protestanten erhielten freie Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken. 1555. 7. Karls Ende. Der vielen Kämpfe müde, legte Kaiser Karl V. im Jahre 1556 seine Krone nieder. Die meisten Länder gab er seinem Sohne Philipp, Oestreich mit der Kaiserwürde erhielt sein Bruder Ferdinand. Er selber trat in das Kloster St. Just in Spanien, wo er 2 Jahre darauf starb. (Lesebuch Seite 453: Der Pilgrim von St. Just von Platen.) 40. Die Reformation im Oldenburgischen, a. In Oldenburg. l. Die gräfliche Familie zur Zeit der Reformation. Graf Johann Iv. hinterließ 4 Söhne. Zunächst führte feine Witwe mit dem Grafen Johann V. die Regierung. Sie waren der Lehre Luthers durchaus abgeneigt. Christosfer und Anton dagegen waren begeisterte Anhänger der Reformation. Der Lehrer des _ Grafen Christosfer war der Mönch Joh. Schiphower, der wiederholt auf das unwürdige Leben und Treiben der damaligen Geistlichkeit aufmerksam gemacht hatte. Der junge Graf hielt sich längere Zeit am Hofe des Landgrafen Philipp von Hessen auf und lernte die Schriften Luthers und Melanchthons kennen. Inzwischen

13. Weltgeschichte in funfzig Lebensbildern - S. 298

1849 - Halberstadt : Frantz
— 298 — ten Reichsverfassung geschehen, die fürstliche Selbstständigkeit der deutschen Landesherren fester begründet, die Macht des Kaisers ge- schwächt. Allein das Alles muß verschmerzt werden, wenn man bedenkt, daß durch die gereinigte Lehre des Evangeliums Millionen Christen der so lang' verschüttete Weg zur Seligkeit wieder eröff- net worden ist, und daß, wenn auch in späteren Jahrhunderten die protestantische Kirche vielfach zu ehemaliger katholischer Weit- Herzigkeit und Gleichgültigkeit gegen den Glauben der Einzelnen und zu katholischer Tugend-oder Werkheiligkeit zurückgekehrt ist, ihr doch auf immer die ewigen Quellen der heiligen Schrift zu- gänglich gemacht sind, aus denen sie sich immer wieder neu stär- ken und beleben und zur rechten Gemeinschaft der Heiligen Gottes erbauen kann. Karl hatte nun keine Freude mehr an Deutschland. Zu sei- nem bittersten Grame sah er, daß er trotz seiner Kriegszüge den verderblichen Einfluß Frankreichs von den deutschen Angelegenhei- ten nicht mehr abwehren konnte. Für Spanien und die Nieder- lande, welche letztere er eigentlich von Deutschland durch Verträge losgerissen und mit seinem Hausgute vereinigt hatte, und für die anderen Königreiche und Fürftenthümer konnte er seinen Sohn Philipp H., den die Deutschen zum Kaiser nicht haben mochten, zurücklassen; in Deutschland übernahm sein Bruder Ferdinand Krone und Regierung. Darum, des Regierens müde, legte er 1556 das Scepter nieder, schiffte sich mit seinen beiden Schwestern nach Spanien ein, verließ in Valladolid auch diese und bezog eine kleine Wohnung bei dem Kloster St. Iusti in Estremadura, lebte hier zwei einsame Jahre, Theils mit künstlichen Handarbeiten, Theils mit Andachtsübungen beschäftigt, ließ einmal, um die Ent- sagung des Lebens in dem schauerlichsten Bilde zu feiern, von den Mönchen des Klosters sich in einen offenen Sarg legen und sein eigenes Leichenbegängniß vollständig feiern, und starb bald darauf wirklich am 21. Sept. 1558 im 56. Lebensjahre.

14. Katechismus der deutschen Geschichte - S. 161

1879 - Leipzig : Weber
Die Gegenreformation und der 30jährige Krieg. 161 mit der spanischen Monarchie angestrebt hatte. Ein Gedanke, den er schon früher gefaßt, kam jetzt zur Reife. Er beschloß, seine Kronen niederzulegen und den Rest seines Lebens in der Beschaulichkeit klösterlicher Einsamkeit biuzubringen. Am 25. Oktober 1555 übergab er deshalb in Brüssel seinem Sohn Philipp i5ö5. die Regierung der Niederlande, am 15. Januar 1556 auch 1556. die von Spanien und Neapel, und schickte im August desselben Jahres eine Gesandtschaft unter Führung des Prinzen Wilhelm von Oranien mit einer Abdankungsurkunde für das Reich an seinen Bruder Ferdinand I. ab, der indeß erst — so langsam war der Geschäftsgang — im Februar 1553 zu Frankfurt von den Kurfürsten als Kaiser anerkannt wurde. Karl begab sich Ende 1556 nach dem Hieronymitenkloster St. Juste«iu Estremadura, wo ihm eine Wohnung erbaut war, und wo er am 21. September 1558 in Abgeschiedenheit starb. 1558. 0. Aie Hegenreformation und der 30jälzrige Krieg. § 174. In alle Theile der katholischen Welt war zu Lebzeiten Karl's V. die Zersetzung des rcsormatorischen Geistes gedrungen ; überall auf dein Gebiete der Kirche wie des Staats machte seine Einwirkung sich geltend, in Italien, Spanien, Frankreich sowohl wie in allen Einzelgebieten des Reichs bis hinein in die geistlichen und die großen streng katholischen Fürsten-Ihümer, Oesterreich und Bayern, wo namentlich der Adel sich für den Protestantismus erklärte. Am entschiedensten hing ihm Norddeutschland und der skandinavische Norden an, und eine Zeitlang hatte es den Anschein, als solle der Geist der Reformation die verfallende katholische Kirche am Boden halten. Da begannen zuerst im romanischen Europa die blutigsten Verfolgungen der Ketzer; in Italien schon unter Papst Paul Iii. (t 1549) und Julius Iii. (i 1555); mit furchtbarster Strenge vor allen in Spanien, wo der despotische Geist Philipp's Ii. (§ 17 3) zwar alle Eingriffe des Papstthums in seine königlichen Rechte zurückwies, aber mit fanatischem Eifer jede Regung protestantischen Geistes auf die Scheiterhaufen der von dendomini- Kentzler, Deuische Geschichte. 11

15. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 169

1897 - Breslau : Handel
14. Der dreißigjährige Krieg. 169 den Entschluß zur Reife, seine Krone niederzulegen. In der Regierung Deutschlands -folgte ihm 1556 sein bereits 1531 zum Nachfolger erwählter Bruder Ferdinand. 1556 Alle übrigen Länder seiner Herrschaft erbte sein Sohn Philipp Ii. Karl V. aber zog sich 1556 in ein Haus bei dem spanischen Hieronymitenkloster St. Dufte zurück und verbrachte dort seine Zeit in Andachtsübungen, Gartenbau, Uhrmacherei u. f. w. Er starb 1558. 14. Der dreißigjährige Krieg (1618—1648). Ursache. Der Augsburger Religionsfriede hatte zwar dem Religionskriege in Deutschland ein Ende gemacht, aber die Streitigkeiten zwischen den beiden Konfessionen dauerten fort und erzeugten bei ihren Angehörigen tiefen Haß. Die Verschiedenheit des konfessionellen Bekenntnisses ward zur Kluft, die das deutsche Volk in zwei einander feindlich gegenüber stehende Parteien schied. Den Bemühungen des Kaisers Ferdinand I. (1556—1564) und seines Sohnes und Nachfolgers Maximilian Ii. (1564—1576) gelang es, den konfessionellen Frieden aufrecht zu erhalten. Aber unter dem schwachen Rudolf Ii. (1576—1612) brachen die Religionsstreitigkeiten mit erneuter Heftigkeit aus. Die Protestanten mehrten ihr Gebiet durch Einziehung ehemals geistlicher Besitzungen. Die Katholiken hatten in dem vom hl. Ignatius von Loyola gegründeten und 1540 vom Papste bestätigten Orden der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden) ein wirksames Gegengewicht gegen das Umsichgreifen des Protestantismus gewonnen. An mehreren Orten, so besonders in Donauwörth (jetzt bayrisch), verliefen die Streitigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten zum Nachteil der letzteren. In der genannten Reichsstadt war die kleine katholische Gemeinde bei der Fronleichnamsprozession von den Protestanten gestört worden. Das führte dazu, daß die Stadt in die Reichsacht erklärt wurde. Mit der Vollziehung derselben wurde der Herzog Maximilian von Bayern beauftragt. Derselbe nahm die Stadt in Besitz und setzte daselbst katholische Obrigkeiten ein. Dieser Vorfall veranlaßte 1608 igos mehrere protestantische Fürsten zum Abschlüsse der Union, eines Bündnisses, das den gemeinsamen Schutz des Protestantismus als seinen Zweck bezeichnete. Der Union stellte Herzog Maximilian von Bayern 1609 1609 die Liga, einen Bund katholischer Fürsten, entgegen. Beide Bündnisse hielten ihre Kriegsmacht. So standen die deutschen Katholiken und Protestanten einander kampfbereit gegenüber. Es bedurfte zum Ausbruch des Religionskrieges nur einer Veranlassung. Veranlassung. Kaiser Rudolf Ii. gab 1609 durch den Majestätsbrief den Herren, Rittern und königlichen (d. h. unmittelbar unter dem Könige, also unter keinem Grundherrn stehenden) Städten des Königreichs Böhmen das Recht, auf ihrem Gebiete evangelische Kirchen und Schulen zu errichten. Durch einen besonderen „Vergleich" ward auch den Unterthanen auf den königlichen Gütern dasselbe zugestanden. Auf den Majestätsbrief und den Vergleich beriefen sich die protestantischen Unterthanen des Erzbischofs von Prag und des Abtes zu Braunau (an

16. (Der allgemeine Geschichtsunterricht) - S. 89

1885 - Berlin : Gaertner
- 89 wnschte, einzugehen, nach Bologna bergesiedelt. Dies fhrte einen Bruch zwischen dem Papst und dem Kaiser herbei; letzterer brachte auf dem Augsburger Reichstage die protestantischen Fürsten zu dem Versprechen, sich dem Konzil zu unterwerfen, wenn es wieder nach Trident verlegt wrde. Indessen erlie Karl das Augsburger Interim (1548), das Bestimmungen darber traf, wie es bis zur endlichen Festsetzung durch das Konzil zu halten sei. Den Protestanten waren inbetreff des Abendmahls und der Priesterehe Zugestndnisse gemacht, auch sollte die ppstliche Macht beschrnkt werden; aber in den meisten Dingen blieben die Bestimmungen der katholischen Kirche ausrecht erhalten. Die katholischen Stnde verwarfen das Interim, die protestantischen Fürsten fgten sich grtenteils, die norddeutschen Städte wiesen es zurck; hierhin nahmen nun viele evangelische Prediger, die sich gleichfalls nicht beugen wollten, ihre Auflucht. Im Auftrage Karl's bekmpfte Moritz von Sachsen, der trotz seines bertritts sich vom Pro-testantismus nicht gnzlich losgesagt hatte, eben die Stadt Magdeburg, wo die Brgerschaft sich mit Ausdauer und Mut verteidigte. Da wurde die Aufregung gegen Moritz, zumal in Sachsen, vontag zutag so groß, dass er sich zu einer neuen und von niemand erwarteten Schwenkung seiner Handlungsweise entschloss (1551). Schon lngst durch die unrechtmige Gefangenschaft seines Schwiegervaters Philipp von Hessen beleidigt, verband er sich insgeheim mit mehreren protestantischen Fürsten und dem franzsischen König. Er wusste alles so verschwiegen und geschickt zu leiten, dass Karl, der sich ohne Truppen in Jnsbruck befand, nicht das Mindeste ahnte; pltzlich brach Moritz nach Sddeutschland auf und schritt so schnell vor, dass Karl kaum Zeit zur Flucht brig behielt und statt seiner sein Bruder Ferdinand den Passauer Vertrag abschlieen muffte, der die Herstellung des Friedens in Deutschland zur Folge hatte (1552). Karl selbst gab jetzt die deutschen Angelegenheiten auf und berlie seinem Bruder den Vorsitz beim Augsburger Reichstage. So kam der Angsburger Religions friede zu Stande (1555), der den Protestanten die Augsburger Konfession, vllige Gewissens- und Religionsfreiheit, politische Rechtsgleichheit mit den Katholischen und den Fortbesitz der bereits eingezogene Kirchengter zusicherte. Fr Unterthanen, die sich nicht zu der Religion ihres Landesfrsten bekannten, wurde das Recht des freien Abzugs und fr die Bleibenden Duldung ausbeduugen. der die Forderung der Katholischen, dass die geistlichen Stnde, die in Zukunft der neuen Kirche beitreten wrden, ihrer mter und Einknfte verlustig gehen sollten, konnte man sich nicht einigen, und es wurde der sogenannte geistliche Vorbehalt als Reichsgesetz ausgesprochen. Dadurch enthielt dieser Friede, der die Macht der Landesfrsten in Hinsicht der Kirche befestigte, einen Keim zuknf-tiger Kmpfe. Bald darauf bertrug Karl, der weltlichen Sorgen mde, fernem Sohne Philipp die Regierung der Niederlande, Spaniens, Neapels und der spanischen Kolonieen (1556); seinem Bruder Ferdinand (1556 bis 1564) berlie er die sterreichischen Staaten und die deutschen Angelegenheiten, er selbst ging nach Spanien in das Kloster St. Just und starb hier 1558. . 82. Die Reformation in der Schweiz. In Zrich bewirkte 1519 Huldreich Zwingli (geb. 1484) eine Reformation, die sich von der lutherischen dadurch unterschied, dass er in einzelnen religisen Ansichten weiter ging als Luther (Abendmahlsstreit), andererseits aber mit der kirchlichen Reform eine politische (im demokratischen Sinn) und soziale verband. Aus diesem Grunde konnte sich Luther nicht zu gemeinschaftlichem Handeln mit Zwingli verstehen. Indes mechte die Reformation im Geiste Zwingli's in der Schweiz bedeutende Fortschritte, bis endlich die Gebirqs-Kantone (Schwyz, Urt, Nnterwalden, Luzern

17. Abriß der Sternkunde, Länder- und Völkerkunde, so wie der Geschichte der Völker - S. 304

1843 - München : Königl. Central-Schulbücherverl.
304 wechselndem Erfolg mehrmalen durch Friedensschlüsse beendigt und immer wieder erneuert wurde, und in welchem sich der Kriegsheld Georg Frundsberg großen Ruhm erwarb. Unter Karls V. Regierung kam über Deutschland das Elend eines Religions- krieges, welcher mit einem Umsturz des deutschen Staatssystemes und mit völliger Unterdrückung eines ansehnlichen Theiles der deutschen Fürsten und Städte geendigt haben würde, wenn nicht der tapfere und ftaatskluge Herzog Moritz von Sachsen, welcher vorher Verbündeter des Kaisers gewesen, den gewal- tigen Planen des großen Herrschers Einhalt gethan hätte (1552). Mit Moritz hatte zugleich der Sohn des 1547 verstorbenen Franz I., König Hein- rich Ii., sich gegen den Kaiser vereint und die Städte Loul, Metz und Verdün genommen. So kam zuerst 1552 der Vergleich Karls V. mit den Churfürsten zu Passau, dann 1555 der Religionsfriede zu Augsburg zu Stande, wodurch den Protestanten Re- ligionsfreyheit zugesichert ward. Karl trat 1555 seinem Sohne Philipp Ii. Spanien, die Nieder- lande und die italienischen Provinzen, seinem Bruder Ferdinand I. 1556 die Kaiserwürde ab, er selber starb 1558. Einer der ruhmwürdigsten fürstlichen Zeitgenossen Kaiser Karl V. war, nebst dem Chur- fürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen, der geistig hochbegabte, fromme Herzog Christoph von Würtemberg. Philipp Ii. im Kampf mit den Niederlanden und mit England. H. 242. Unter Karls V. Sohn, König Phi- lipp Ii. (von 1556—1598), fielen die Niederlande

18. Neuere Geschichte - S. 62

1848 - Leipzig : Brandstetter
62 Nur der tiefgreifende und vererbte Einfluß der Priestergewalt auf die katholischen Fürsten verhinderte es, daß ganz Deutschland das Evangelium annahm. Der Papst war überhaupt über den Religionsfrieden in hohem Grade erbittert. Als darauf Kaiser Karl, wie im Unmuthe darüber, daß er den Plan, den er von jeher gehegt, nicht erreicht hatte, die Krone niederlegte, die Niederlande (1555) und Spanien (1556) an seinen Sohn Philipp ll., die deutsche Krone an seinen Bruder Ferdinand abtrat (1556) und sich in das Kloster St. Just in Estremadura zurück- zog, (wo er am 21. Septbr. 1558 starb*) erhob sich Papst Paul Iv. und forderte in kühnster Weise, daß ihm die Entscheidung über die erledig- ten Kronen überlasten werden müsse. Hierauf erörterte aber der kaiserliche Kanzler Seid die Nichtigkeit der päpstlichen Forderungen nach staatsrecht- lichen Grundsätzen. Pius Iv., ein Papst, der sich mehr als seine Vor- gänger durch Klugheit und Mäßigung auszeichnete, erkannte Ferdinand als legitimen Kaiser an und indem weder Ferdinand norf> ein anderer deutscher Kaiser wieder nach einer Krönung vom Papste verlangte, war die Hoheit des Papstthumes, der höchsten weltlichen gegenüber, ganz gebrochen. Pius Iv. nahm die Conciliensachc von Trient, die nun so lange geruhet hatte, wieder auf und beendigte das Concil am 3. Decbr. 1563, in dem Sinne, in welchem cs begonnen hatte. Kaiser Ferdinand 1556 — 1561 schien geneigt, die Sache der Reformation zu fördern. Seine Gesandten am Tri enter Concilium verlangten auf seinen Besehl die Priesterehe, den Kelch beim Abendmahle, Nachlaß der Fasten, deutsche Kirchen- gesänge, Reform der Klöster; allein der päpstliche Legat wußte ihn von diesen Forderungen abzubringen, und als sein Sohit, der Erzherzog M axi- rnilian, einen protestantischen Prediger zu sich nahm und in seinem Hause evangelischen Gottesdienst hielt, erschienen Drohbriefe von Rom. Kaiser Ferdinand mußte den Erzherzog nach Spanien senden, damit er dort unter den Augen der Inquisition, am Hofe des bigotten Philipp Ii., die Ketzereien verlerne. §, 13. Die Reformatoren in der Schweiz; Ulrich Zwingli und Johann Calvin. Rasch verbreitete sich die Reformation in Deutschland, ja in ganz Eu- ropa, denn nicht nur von Sachsen ging das neue Licht aus zu allen Völ- kern Europa's, sondern gleichzeitig auch von einer anderen Seite — aus der Schweiz. Hier war Ulrich Zwingli, Canonicus und Prediger in Zürich, durch den ärgerlichen Ablaßhandel Bernhard Samson's veran- laßt worden, gegen die Mißbrauche der Kirche zu predigen und zu schrei- *) S. Klette a. a. O. S. 407 ff.: „Karl V. im Kloster," u. S. 410 daß Gedicht von A. Grün: „Die Leiche zu St. Just."

19. Grundriß der Weltgeschichte - S. 161

1885 - Nürnberg : Korn
1. Periode, 1517 — 1648. I. Deutschland. dem Angriff. Als nun Herzog Moritz Kursachsen besetzte, wanbte sich der Kurfürst von Sachsen gegen biesen, und das Bnnbesheer löste sich auf. Jetzt unterwarf der Kaiser die Protestanten in Süb-beutschlanb; hierauf besiegte, er im Vereine mit Herzog Moritz und mit Ferbinanb von Österreich, dem Bruder des Kaisers, den Kurfürsten Johann Friedrich in der Schlacht bei 1547 Mühlberg a. b. Elbe (24. April 1547) und nahm ihn und Mb n-Chr. auch den Lanbgrafen Philipp von Hessen, gefangen. Moritz würde nun Kurfürst von Sachsen. Mühlberg , Der Kaiser suchte vergeblich durch das Augsburger In- a. d. Elbe. terim (1548), das von den Protestanten Gehorsam gegen die katholische Kirche verlangte und ihnen nur die Priesterehe und den Abenbmahlskelch gestattete, die Protestanten znfriebeu zu stellen. Als Moritz die Freilassung seines Schwiegervaters, des Lanbgrafen Philipp, vom Kaiser nicht erlangen konnte, ver-banbete er sich mit König Heinrich Ii. von Frankreich, der so-fort die lothringischen Bistümer Metz, Tonl und Verbun besetzte d^un führte Moritz plötzlich fein Heer gegen den Kaiser 1555 un^ nötigte ihn zu dem Passauer Vertrag n. Chr. (15o2) 4.ie gefangenen Fürsten würden freigelassen und im Augs-Augsburger Reliqionsfrieden (1555) der Passauer Ver-« ^ Die Reichsstäube Augsburger Konfession erhielten friebe" gleiche Rechte m:t den Katholiken; jeboch würde durch den geistlichen Vorbehalt" den geistlichen Reichsstänben beim Übertritt zur evangelischen Konfession Amt und Sanb abgesprochen. 4. Vergeßlich suchte Karl V. Metz zurückzuerobern(1553). Verbrossen über das Mißlingen seines Planes, die Religions-parteten ipuber in der katholischen Kirche zu vereinigen, legte er • -?te ^e9terung nieder. Zwei Jahre bar auf starb er tm Kloster San ^uste in Estremadura. Karls V. Sohn Phi- erhielt Spanien mit den Kolonien, die Nieberlanbe, ^eapet und Matlanb, sein Bruder Ferbinanb, Erzherzog von Österreich und König von Böhmen und Ungarn, folgte ihm in der Kayerwürbe. ° ’ C. Deutschland von 1558—1618. 5. Kaiser Ferdinand L, 1556 (1558) —1564, war zwar für lerne Person streng katholisch, bulbete aber die Verbreitung der evangelischen Lehre in seinen Erbländern. Den größten ^eil Ungarns hatten die Türken inne; für Westungarn, welches £ailer röerwteb' mußte er ihnen Tribut zahlen. Auch sem Sohn Maximilian Ii. (1564—1576) wußte zu der)elben Zeit, als in Frankreich und den Nieberlanben die Gutmann, Weltgeschichte.

20. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 39

1886 - Wiesbaden : Bergmann
bis zum Religionsfrieden zu Augsburg. 39 fürsten Johann Friedrich in dem Vertrage zu Naumburg, indem er ihm und seinen Nachkommen einige Gebietsteile in Thüringen (das heutige Eruestinische Sachsen) überließ. Erst 1555 kam der in Aussicht genommene Religionsfriede in Augsburg zu stände. Kaiser Karl, an der Durchführung seiner Pläne verzweifelnd, war nicht selbst erschienen; er überließ seinem Bruder Ferdinand, dem römischen König, die Leitung der Verhandlungen. Diese führten zu einem Vertrag, nach welchem die „Augs-burgifcheu Konfessionsverwandten" (nicht aber die Reformierten) förmlich als berechtigte Religionsgesellschaft anerkannt wurden. Kein Reichsftaud sollte wegen seines Abfalls von der alten Kirche von Kaiser und Reich irgend eine Vergewaltigung zu befahren haben-Die geistliche Gerichtsbarkeit in den evangelisch gewordenen Ländern hörte auf. Den evangelischen Ständen sollte das Recht zustehen, über die eingezogenen geistlichen Güter frei zu verfügen, überhaupt in ihren Ländern die Reformation durchzuführen. Nur an Einer Forderung hielten die katholischen Stünde unnachgiebig fest, daran nämlich, daß ein geistlicher Landesherr (Erzbischof, Bischof, Abt), der seinen Glauben wechsle, nicht länger Herr des Gebietes bleiben könne, das ihm in seiner früheren Eigenschaft angehört habe. Man nannte dies den geistlichen Vorbehalt. Das Beispiel Albrechts, von Preußen, der sich aus einem katholischen Ordensmeister in einen evangelischen weltlichen Herzog verwandelt hatte, sollte keinen Nachfolger finden dürfen. Auf demselben Reichstag zu Augsburg ward auch eine verbesserte Rerchskammergerichtsordnnng und eine neue Kreis-und Exekutionsordnung zu stände gebracht. Die weitreichenden Pläne Karls V., sowohl die einer Wiederunterdrückung der Reformation, wie die der Herstellung einer despotischen Regierung in Deutschland, beide waren gründlich gescheitert. Selbst der wärmste Freund der nationalen Einheit hatte nicht wünschen können, daß diese Pläne glückten. Denn sie hätten wahrscheinlich Deutschland demselben Schicksal entgegengeführt, welchem Spanien unter Karls Sohne, Philipp Ii., verfiel und welchem die nördlichen Niederlande durch ihren tapfern Freiheitskampf sich entzogen. Durch diese Mißerfolge seiner Regierung hatte Karl die Lust am Regieren selbst verloren. Nachdem er seinem Sohne Philipp die Herrschaft über alle seine Erbländer abgetreten, legte er (am 7. Sept. 1556) auch die deutsche Kaiserkrone nieder. Bald darauf zog er sich in ein spanisches Kloster (Insta in Estremadura) zurück, wo er den Rest seines Lebens (er starb am 21. Sept. 1558) unter Andachts-