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1. Die neuere Zeit - S. 52

1855 - Koblenz : Baedeker
52 Leopold I. fallen lassen mußte. Der Reichstag, auf welchem damals 240 Stände vertreten waren, erhielt (seit 1663) immerwährende Dauer und be- stand aus einem Congresse von Abgeordneten zu Regensburg. Wäh- rend seiner langen Regierung war Leopold mit einem dreifachen Kampfe beschäftigt: a) gegen die Vergrößernngssucht Frankreichs, 6) gegen die abermals das christliche Europa bedrohenden Türken, e) gegen die mißvergnügten ungarischen Magnaten. Erster Türkenkrieg 1664. Der Großfürst von Sieben- bürgen verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von den Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Der Kaiser, der auch das Wachsen des türkischen Einflusses in Siebenbürgen nicht wün- schen konnte, eröffnete deshalb Unterhandlungen nüt der Pforte, die aber zu keinem Ziele führten. Vielmehr rückten die Türken ans Nieder- ungarn, welches ganz in ihrem Besitze war, gegen die Grenze Ober- ungarns vor und gingen bei der Cisterzienser Abtei St. Gotthardt über die Raab; aber der kaiserliche Feldherr Montecucnli erfocht hier einen glänzenderen Sieg, als seit 3 Jahrhunderten christliche Truppen in offener Feldschlacht gegen die Osmanen gewonnen hatten. Doch der von den Türken eingesetzte Großfürst blieb, und der einzige Vor- theil des Kaisers bestand darin, die Umwandlung Siebenbürgens in ein türkisches Paschalik verhindert zu haben. Erster Reichskrieg gegen Ludwig Xiv. 1674—78 s. S. 50. Zweiter Türkenkrieg 1683 — 1699. Während im W. Lud- wig Xiv. Elsaß abriß, wurden im O. die Türken noch einmal furcht- bar. Sowohl der ungünstige Friede nach dem vorigen Türkenkriege, als das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und die erneu- erte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Abänderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge- müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe.

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1. Die neuere Zeit - S. 82

1872 - Coblenz : Baedeker
82 Schlacht hei St. Gotthard. §. 17. drohende Uebergewicht Frankreichs als die osmanische Welt- macht wurden in diesen Kämpfen erschüttert und zugleich Ungarn dem Hause Habsburg enger verbunden. Erster Türkenkrieg, 1664. Der Grossfürst von Sieben- bürgen (Kemeny) verband sich mit dem Kaiser, um sich gegen einen von den Türken eingesetzten Nebenbuhler zu behaupten. Nach vergeblichen Unterhandlungen des Kaisers mit der Pforte, rückten die Türken aus Niederungarn, welches ganz in ihrem Besitze war, gegen die Grenze Oberungarns vor und gingen bei der Cisterzienser-Abtei St. Gotthard über die Raab; aber der kaiserliche Feldherr Montecuculi, unterstützt durch Reichstruppen und ein Corps Franzosen, erfocht hier einen glänzendem Sieg, als seit 3 Jahrhunderten christliche Truppen in offener Feld- schlacht gegen die Osmanen gewonnen hatten. Doch entsprachen die Bedingungen des Friedens nicht dem Glanze des Sieges: Siebenbürgen erhielt zwar insofern Unabhängig- keit, als den Ständen die Wahl ihres Fürsten überlassen sein sollte, aber der von den Türken eingesetzte Grossfürst blieb, und der einzige Yortheil des Kaisers bestand darin, die Umwandlung Siebenbürgens in ein türkisches Paschalik verhindert zu haben. V gegen Ludwig Xiv., 1674 bis 1678 (1679), s. S. 78. Zweiter Türkenkrieg, 1683—1699. Das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und deren Bedrückungen veran- lassten eine Verschwörung ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft wurde. Als der Kaiser auch eine Abänderung der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statt- halter ernannte, rief dies einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch Herstellung der alten Verfassung die Gemüther zu beruhigen: Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe. Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den Grossvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen Wien, 1683. Aber Graf Rüdiger von Starhemberg vertheidigte (mit 21,000 M. theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polenkönigs Johann Sobieski zum Entsätze herbeikam, das türkische Be-

2. Die mittlere und neue Welt - S. 185

1873 - München : Lindauer
185 sich au den Kaiser um Hilfe. Nachdem dieser mit der Pforte vergeblich unterhandelt hatte' rückte ein türkisches Heer gegen Oberungarn vor und überschritt bei St. Gotthardt die Raab, erlitt aber hier durch den kaiserlichen Feldherrn Monteknknli eine große Niederlage. Die Stände Siebenbürgens durften fortan ihren Fürsten frei wählen, aber der von den Türken ernannte Großfürst blieb in seiner Würde. Erster Aeichskrieg gegen Ludwig Xiv, 1674—1679, und die Nennionen, 1680—1684. Siehe beides in der nachfolgenden Geschichte Frankreichs bei Ludwig Xiv. Zweiter Tnrkenkrieg, 1683—1699. Die Unruhe, in welche Deutschland durch die Reunionen Ludwigs Xiv versetzt wurde, benutzten die ungarischen Magnaten zu einer Verschwörung gegen die deutsche Herrschaft. Kaiser Leopold ließ die vier Urheber der Verschwörung hinrichten und stürzte die ungarische Verfassung um, indem er die Würde des Palatin nns aufhob und für Ungarn emett Deutschen als Statthalter ernannte. Aber Graf Tökely veranlaßte eine neue Erhebung und rief im Einverständnisse mit Frankreich und dem Fürsten von Siebenbürgen die Hilfe des Sultau an. Dieser sandte den Großvezier Kara Mn'stafa ab, welcher durch Ungarn nach Wien vordrang. Die (feit 14. Juli 1683) belagerte Kaiserstadt hielt sich unter dem mnthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg, bis der König von Polen, Johann Sobiesky, herbeieilte und die Türken zurückwarf. Herzog Karl von Lothringen, Kurfürst Max Ii Emannel von Baiern, der Prinz Eugen von Savoyen (aus der Nebenlinie Carignan) und der Markgraf Ludwig von Baden, die zum Entsätze Wiens rühmlich mitgewirkt hatten, führten den Krieg in Ungarn mit so günstigem Erfolge (Eroberung von Neuhäusel 1685, von Ofen 1686^ Siege bei Esseck und Mohacz 1687), daß die ungarischen stände zu Preßburg (1687) die Erblichkeit der Krone Ungarns im österreichischen Hanse (s. S. 158) neuerdings anerkannten. Um diese Errungenschaft gegen die Türken bleibend zu sichern, brach Herzog Karl von Lothringen und die übrigen Fürsten, die Ungarn von dem türkischen Joche befreit hatten, in Bosnien und Serbien ein und brachten die Hauptfestung Belgrad (1688) in ihre Gewalt. Zwar wurde diese Festung mit ganz Serbien von den Türken zurückerobert, aber die Siege, die Ludwig von Baden bei Salanke'men (1691), und Prinz Eugen von Savoyen bei Zeuta (1697) über die Türken davontrugen, waren so entscheidend, daß die Türken den für sie nachteiligen Frieden zu Ka'rlowitz in Slavonien eingehen mußten (1699). Gemäß diesem Frieden behielt Kaiser Leopold Siebenbürgen, das ihm der Großfürst schon 1696 für .den ihm gewährten Schutz überlassen hatte, und das im Laufe dieses Krieges zurückeroberte Slavonien; den Türken blieb in

3. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 337

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
52. Leopold I. Türkenkriege. 337 die verlangte Hülfe, selbst Frankreich sandte ihm ein Corps. Dadurch ward das kaiserliche Heer unter Montecuculi so verstärkt, daß es die beim Cistercienser Kloster St. Gotthardt über die Raab gekommenen Türken entschieden schlug (1. Aug. 1664). Allein der einzige Vortheil dieses ersten Sieges, den kaiserliche Truppen über ein türkisches Heer in offener Feldschtacht gewonnen hatten, war, die Verwandlung Sieben- bürgens in ein türkisches Paschalik gehindert zu haben; denn der von den Türken eingesetzte Großfürst blieb (in Folge des Friedens von Vasvar), da der Schützling des Kaisers (schon 1662) auf der Flucht aus einem Gefechte den Tod gefunden hatte. Der erste Reichskrieg gegen Frankreich 1674 —1678, s. S. 316 ff. Der Aufstand in Ungarn 1678. Sowohl der ungünstige Friede (von Vasvar), als das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und die erneuerten Klagen über Be- drückung der Protestanten veranlaßten eine förmliche Verschwörung ungarischer Magnaten gegen die österreichische Herrschaft (1670). Sie traten mit den Türken in Verbindung und wollten den Angriff an drei Punkten (gegen Wien, gegen Mähren und Schlesien und endlich gegen Steiermark und Krain) beginnen, als die Verschwörung entdeckt wurde; die vier Häupter derselben (Peter Zrinyi, damals Banns von Croatien, Nadasdy, Frangepan und Tattenbach) büßten dieselbe mit dem Leben. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser diese Gelegenheit benutzte, um die ungarische Verfassung abzuändern. Der erste Schritt dazu war die Aufhebung der Würde eines Palatinus und die Ernen- nung eines Deutschen (des Großmeisters des deutschen Ordens) zum Gubernator (Statthalter) von Ungarn. Diese Verletzung der Verfassung in Verbindung mit den fortdauernden Klagen der Protestanten über Bedrückung brachte (1678) einen Aufstand zum Ausbruche, an dessen Spitze sich Graf Emmerich Tököly stellte. Zu spät versuchte der Kaiser auf einem Landtage zu Oedenburg durch Herstellung der alten Ver- fassung und der Religionsfreiheit das Land zu beruhigen, Tököly suchte und fand Schutz bei der Pforte. Der zweite Türkenkrieg 1683—1699. Zum letzten Male zogen die Türken aus, um das christliche Abend- land anzugreisen, und abermals bildete die Hauptstadt Oesterreichs die Schutzwehr Europa's gegen die Ausbreitung des Islam. Aber dies- mal verdankte Oesterreich nicht der eigenen Kraft allein, sondern vor- zugsweise fremder Hülse seine Rettung. Als nämlich der Kaiser die Nachricht erhielt, daß die Türken, von Tököly aufgefordert und von der französischen Gesandtschaft ausgereizt, sich zu einem großen Kriegszuge rüsteten, schloß er ein Bündniß mit Johann Sobiesky, König von Polen. Gerade an demselben Tage (30. März) brach das türkische Heer von Adrianopel auf, eroberte Vesprim, verbrannte die Vorstädte Pütz, Histar. Darstest. u. Charakteristiken. Iii. 22

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 308

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
308 Zweiter Zeitraum: 1648—1789. zurück, die Truppen, die er unter Johann Kemeny gegen die Tataren zurück gelassen, wurden theils zusammengehauen, theils mit ihrem Anführer gefangen. Deßhalb wurde Rakoczy von der Pforte abgesetzt, zugleich fiel der Tataren-Chan verwüstend in Siebenbürgen ein, 20,000 Leichname bezeichneten seinen Zug; 20,000 Gefangene, einige Tausend mit Beute beladene Wagen und 150 Kanonen schleppte der Tataren-Chan mit sich fort. Rakoczy, zu schwach, der türkischen Menge zu widerstehen, sandte den Achatz Barcsay in das Lagers um die Osmanen zu beschwichtigen; aber der Vezier ernannte eben diesen Barcsay zum Fürsten von Siebenbürgen. Beide Gegner traten jedoch bald vom Schauplatze ab, indem Rakoczy in einem Gefechte bei Klausenburg tödtlich verwundet wurde, worauf die Siebenbürgifchen Stände Rakoczy's Feldherrn, Johann Kemeny, wählten und dieser den von den Türken eingesetzten Großfürsten umbringen ließ. Um sich nun gegen die Türken zu behaupten, wandte sich Kemeny an den Kaiser, der auch das Wachsen des türkischen Einflusses in Siebenbürgen um so weniger wünschen konnte, als die Psorte dieses Land in ein Paschalik verwandeln zu wollen schien. Unterhandlungen führten zu keinem Ziel, da die Türken immer höhere Forderungen stellten und zugleich sowohl mit einer ansehnlichen Kriegsmacht (121,000 M.) nach Ober-Ungarn vorrückten, als auch durch Tataren Mähren verwüsten ließen (1663). Nach dem Fall von Neuhäüsel bewilligte das deutsche Reich dem Kaiser die verlangte Hülse, selbst Frankreich sandte ihm ein Corps. Dadurch ward das kaiserliche Heer unter Montecuculi so verstärkt, daß es die beim Cistercienser Kloster St. Gotthardt über die Raab gekommenen Türken entschieden schlug (1. Aug. s664). Allein der einzige Vortheil dieses ersten Sieges, den kaiserliche Truppen über ein türkisches Heer in offener Feldschlacht gewonnen hatten, war, die Verwandlung Siebenbürgens in ein türkisches Paschalik gehindert zu haben; denn der von den Türken eingesetzte Großfürst blieb (in Folge des Friedens von Vasvar), da der Schützling des Kaisers (schon 1662) auf der Flucht aus einem Gefechte den Tod gefunden hatte. Der Aufstand in Ungarn, 1678. Sowohl der ungünstige Friede (von Vasvar) als das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und die erneuerten Klagen über Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine förmliche Verschwörung ungarischer Magnaten gegen die österreichische Herrschaft (1670). Sie traten mit den Türken in Verbindung und wollten den Angriff an drei Punkten (gegen Wien, gegen Mähren und Schlesien und endlich gegen Steiermark und Krain) beginnen, als die Verschwörung entdeckt wurde; die vier Häupter derselben (Peter Zrinyi, damals Banus von Croatien, Nadasdy, Frangepan und Tattenbach) büßten dieselbe mit dem Leben. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser diese Gelegenheit benutzte, um die ungarische Verfassung abzuändern. Der erste Schritt dazu war die Aufhebung der Würde eines

5. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 112

1852 - Koblenz : Bädeker
I 112 Die Türken vor Wien. neuerte Bedrückung der Protestanten veranlaßten eine Verschwörung ungarischer Magnaten gegen die deutsche Herrschaft, welche jedoch entdeckt und mit der Hinrichtung der (4) Häupter derselben bestraft wurde. Die wichtigste Folge derselben war, daß der Kaiser eine Ab- änderung mit der ungarischen Verfassung vornahm, indem er die Würde des Palatinus aufhob und einen Deutschen zum Statthalter ernannte. Dies rief einen neuen Aufstand hervor, an dessen Spitze sich Graf Emmerich Tökely stellte. Zu spät suchte der Kaiser durch Herstellung der alten Verfassung und der Religionsfreiheit die Ge- müther zu beruhigen; Tökely wandte sich an den Sultan um Hülfe. Dieser, zugleich vom französischen Gesandten aufgereizt, schickte den Großvezier Kara Mustapha mit mehr als 200,000 Streitern gegen Wien 1683. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte (mit 21,000 M., theils Linientruppen, theils Bürgern) die Hauptstadt, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polen-Königs Johann Sobiesky zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungs- heer in die Flucht schlug und so das Schicksal Oesterreichs und Deutschlands entschied. Ungarn, wo Tökely's Anhang rasch abnahm, wurde durch Karl von Lothringen größtentheils vom türkischen Joche befreit und ein Reichstag zu Preßburg (1687) übertrug dem öster- reichischen Manns-Stamme die erbliche Thronfolge. Nachdem die Kämpfe zwischen Oesterreich und den Türken während 150 I. aus ungarischem Boden ausgefochten worden, brachen Karl von Lothrin- gen, Prinz Ludwig von Baden, der Kurfürst von Baiern und Prinz Eugen von Savoyen in Bosnien und Serbien ein und setzten den Krieg mit solchen: Glücke fort, daß man nach der Einnahme der Hauptfestung Belgrad schon an eine Theilung der türkischen Provin- zen gedacht haben soll. Aber Frankreichs Politik und namentlich der 3. Raubkrieg Ludwig's Xiv. verhinderte die Vertreibung der Türken aus Europa. Doch der glänzende Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen bei Zentha, wo der Sultan über die Theiß gehen wollte (1697), führte den Frieden zu Carlowitz 1699 herbei, in wel- chem der Kaiser Siebenbürgen, welches der Großfürst (schon 1696) an ihn, als seinen Schntzherrn, abgetreten hatte, behielt; von Un- garn blieb den Türken nur der Theil auf den linken Ufern der Maros und der Theiß, so daß auch das früher (vor 1526) zu Un- garn gehörende und in diesem Kriege wiedereroberte Slavonien bei Oesterreich blieb.

6. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 307

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
51. Leopvld I. Türkenkriege. " 307 Kaiserwahl mehr als ein Jahr, hauptsächlich durch Frankreichs Umtriebe. Ludwig Xiv. wünschte nämlich die Kaiserwürde für sich selbst, und die Gesinnungen der deutschen Fürsten hatten sich während des dreißigjährigen Krieges so geändert, daß die drei geistlichen Kurfürsten und Baiern sich zu Frankreich neigten, während die protestantischen Kurfürsten für Ferdinand's zweiten Sohn, Leopold, stimmten. Als die Franzosen sahen, daß die Wahl ihres Königs nicht durchzusetzen sei, schlugen sie den Kurfürsten von Baiern vor und, da dieser den Antrag ablehnte, den zweiten Bruder (Leopold Wilhelm) des verstorbenen Kaisers, allein auch dieser wies das Anerbieten zurück, und so erfolgte endlich (Juli 1658) die Wahl Leopold's. Ebenfalls durch französischen Einfluß wurde die Wahl-Capitulation von den Kurfürsten so abgeändert, daß die Macht der Kurfürsten wesentlich erhöht, die des Kaisers in gleichem Maße beschränkt erscheint.' Auch mußte der Kaiser in derselben versprechen, den gegenwärtigen und künftigen Feinden Frankreichs auf keine Weise Borschub zu leisten, was auch Frankreich gegenseitig in Bezug auf die Feinde des Reiches und jene des Hauses Oesterreich versprach. Den neuen Kaiser beschäftigte während seiner langen, vielbewegten Regierung ein dreifacher Kampf: 1) ein dreimaliger Vertheidigungskrieg gegen die Vergrößerungspläne Frankreichs, und zwar zweimal um die Selbständigkeit Deutschlands gegen die räuberischen Angriffe des Nachbarn (in dessen zweitem und drittem Raubkriege, f. S. 291 und 298) zu schützen, das dritte Mal, um das spanische Erbe dem Hause Oesterreich zu sichern; 2) ein zweimaliger Vertheidigungskrieg gegen die abermals furchtbar gewordenen Türken; 3) ein innerer Kampf gegen die ungarischen Magnaten, deren Unzufriedenheit mit der willkürlichen Verwaltung durch die drei Wohlthaten, welche Ungarn Leopold verdankt: geregelte Thronfolge, Befreiung vom türkischen Joch, Vereinigung Siebenbürgens mit der ungarischen Krone, nicht beschwichtigt werden konnte. In dem ersten Drittheil seiner Negierungszeit (bis 1674) ließ der Kaiser sich von seinem allgewaltigen Minister Lobkowitz leiten, nach dessen Sturz nahm er die Zügel der Regierung selbst in die Hand und war sein eigener Erster Minister. Aber weder seine Physische noch seine Geisteskraft war dieser Arbeit gewachsen. Er war kenntnißreich, voll des besten Willens, aber nicht stark genug, das Beste zu erkennen und auszuführen, daher oft Schwanken und Schwache mit Gewaltstreichen wechseln. Der erste Türkenkrieg, 1663—1664. Die Veranlassung zur Erneuerung des Krieges mit den Türken gab die entgegengesetzte Politik Oesterreichs und der Pforte in Bezug auf Siebenbürgen. Der Großfürst von Siebenbürgen, Rakoczy, hatte im schwedisch-polnischen Kriege (s. Nr. 58) Partei ergriffen für die Schweden, der Krieg hatte eine ungünstige Wendung für ihn genommen, sein Heer war größtenteils zu Grunde gegangen, Rakoczy kam nur mit Wenigen nach Siebenbürgen 20*

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 336

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
336 52. Leopold I. Türkenkricge. mit der willkürlichen Verwaltung durch die drei Wohlthatcn, welche Ungarn Leopold verdankt: geregelte Thronfolge, Befreiung vom türki- schen Joch, Vereinigung Siebenbürgens mit der ungarischen Krone, nicht beschwichtigt werden konnte. In dem ersten Drittheil seiner Regierungs- zeit (bis 1674) ließ der Kaiser sich von seinem allgewaltigen Minister Lobkowitz leiten, nach dessen Sturz nahm er die Zügel der Regierung selbst und war sein eigener erster Minister. Aber weder seine Physische noch seine Geisteskraft war dieser Arbeit gewachsen. Er war kenntnis- reich, voll des besten Willens, aber nicht stark genug, das Beste zu er- kennen und auszuführen, daher oft Schwanken und Schwäche mit Ge- waltstreichen wechseln. Der erste Türkenkrieg 1663—1664. Die Veranlassung zur Erneuerung des Krieges mit den Türken gab die entgegengesetzte Politik Oesterreichs und der Pforte in Bezug ans Siebenbürgen. Der Großfürst von Siebenbürgen, Rakoczy, hatte im schwedisch-polnischen Kriege (s. Nr. 55) Partei ergriffen für die Schwe- den, der Krieg hatte eine ungünstige Wendung für ihn genommen, sein Heer war größtentheils zu Grunde gegangen, Rakoczy kam nur mit Wenigen nach Siebenbürgen, die Truppen, die er unter Johann Kemeny gegen die Tataren zurückließ, wurden theils zusammengehauen, theils mit ihrem Anführer gefangen. Deßhalb wurde Rakoczy von der Pforte abgesetzt, zugleich fiel der Tatarcn-Chan verwüstend in Sieben- bürgen ein, 20,000 Leichname bezeichnten seinen Zug; 20,000 Ge- fangene, einige Tausend mit Beute beladene Wagen und 150 Kanonen schleppte der Tatareu-Chan mit sich fort. In niedriger Kriecherei schrieb Rakoczy dem Sultan, daß er des Sultans geborncr Sclave bis ins Grab sei; es fruchtete aber Alles nichts. Der Großvezicr mit 100,000 Mann und der Chan der Tataren überschwemmten Siebenbürgen. Hunderttausend Menschen und darüber wurden in die Gefangenschaft getrieben. Rakoczy, zu schwach, der türkischen Menge zu widerstehen, sandte den Achatz Barcsay in das Lager, um die Osmanen zu be- schwichtigen ; aber der Vezier ernannte eben diesen Barcsay zum Fürsten von Siebenbürgen. Beide Gegner traten bald vom Schauplatze ab, indem Rakoczy in einem Gefechte bei Klausenburg tödtlich verwundet wurde, worauf die Siebenbürgischen Stände Rakoczy's Feldherrn, Jo- hann Kemeny, wählten und dieser den von den Türken eingesetzten Großfürsten umbringen ließ. Um sich nun gegen die Türken zu be- haupten, wandte sich Kemeny an den Kaiser, der auch das Wachsen des türkischen Einflusses in Siebenbürgen um so weniger wünschen konnte, als die Pforte dieses Land in ein Paschalik verwandeln zu wollen schien. Die Unterhandlungen zwischen beiden Mächten führten'zu keinem Ziel, da die Türken immer höhere Forderungen stellten und zugleich sowohl mit einer ansehnlichen Kriegsmacht (121,000 Mann) nach Ober-Ungarn vorrückten, als auch durch Tataren Mähren verwüsten ließen 1663. Nach dem Fall von Neuhäusel bewilligte das deutsche Reich dem Kaiser

8. Geschichte der Deutschen - S. 211

1856 - Münster : Cazin
Leopold I. 211 sagte, dem Apellationstribunal zu Breisach. Um aber zugleich noch fernere Eroberungen, die mit Waffengewalt nicht hatten gemacht werden können, durch List zu bewerkstelligen, errichtete er 1680 zu Metz, Tournai, Besanyon und Breisach unter dem _ Namen von Reunionskammern vier Gerichtshöfe, welche ermit- teln sollten, was jemals zu den an Frankreich in den vier mern. letzten Friedensschlüssen mit allen Dependenzien abgetretenen Ländern und Plätzen gehört hätte. In Deutschland erhob man laute Klagen darüber und Ludwig Xiv. schickte, um wenigstens den Schein des Rechts zu wahren, Abgesandte zu dem wegen dieser Angelegenheit nach Frankfurt berufenen Congreß. Nichts desto weniger aber überrumpelte er 1681 das nicht einmal zum» Elsaß gehörige Straßburg und forderte dadurch Deutschland^" ' auf's Entschiedenste zu einem Kriege heraus. Aber in Frank-Straßburg. furt, wo man iiü Streit über höchst unbedeutende Nebenum- stände seine Zeit verlor, wurde 'endlich nur beschlossen, die eigentliche Angelegenheit auf einem demnächst in Regensburg abzuhaltenden Reichstage in Erwägung zu ziehen, und der Kaiser ward durch Gährungen in Ungarn und durch einen neuen Einfall der Türken gehindert, dem räuberischen Vorgehen Ludwig's kräftigen Einhalt zu thun. § 170. Unterwerfung- der aufständischen Un- garn und zweiter Krieg gegen die Türken. 1683— 1699. Der Kaiser hatte im Frieden zu Vasvar einige unga- rische Festungen den Türken abgetreten und in andere deutsche Truppen unter deutschen Commandanten gelegt. Hiemit waren die Ungarn höchst unzufrieden, und diese ihre Unzufriedenheit erhielt noch mehr Nahrung, da nicht bloß die Protestanten da- selbst bei manchen Gelegenheiten zurückgesetzt wurden, sondern der Kaiser auch sogar im Jahre 1667 beim Tode des Palatins die für die Ungarn so wichtige Stelle desselben unbesetzt ließ.namentl. d. Der Palatin hatte nämlich außer andern Rechten die Oberem-^'chlbesetz. führung der ungarischen Miliz und namentlich die Aufsicht über „/ts treibt die Erhaltung der ungarischen Privilegien gegenüber den etwai- die »„gar. gen Eingriffen des Königs. Die unzufriedenen Magnaten ver- Magnaten schwörten sich zu einer förmlichen Empörung, welche jedoch durchs « die Ueberlegenheit der österreichischen Waffen bald ^edämpft^ ' wurde. Die vier ersten Rädelsführer mußten die That mit dem Tode büßen und Leopold behandelte auf den Rath des Fürsten Nach Hin- Lobkowitz Ungarn jetzt als ein erobertes Land. Das Palatinatoättunq der wurde 1673 gänzlich aufgehoben und ein Deutscher als Statt-^^^ffss^ Halter eingesetzt, den Protestanten wurden mehre Kirchen ge--Palatinal nommen und sämmtliche Einwohner durch harte und obendreinaufgehoben. eonstitutionswidrige Steuern gedrückt. Die Ungarn griffen zu Dies, sowie den Waffen und Graf 'Tökely bemächtigte sich eines großen der Druck

9. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 156

1879 - Leipzig : Teubner
156 Schwedens Abtretungen. gegen Geld abgab. Hannover erhielt Bremen und Berden gegen 1 Mill. Thlr., Preußen Vorpommern bis zur Peene nebst den Inseln Usedom und Wollin gegen 2 Mill. Thlr. Dänemark behielt das im Kriege eroberte Schleswig, mit Ausnahme der Glücksburgischen Lande. Die Russen erlangten im Frieden zu Nystädt (1721) die Abtretung von Liesland, Esthland, Jngermannland und eines Theils von Carelien, wogegen sie Finnland zurückgaben. Xv. Die Kriege zwischen Hestreich und der Hürkei. 1664—1739. Um eine Uebersicht über die Türkenkriege zu geben, müssen wir noch einmal in die Zeiten des Kaisers Leopold I. und Ludwigs Xiv. von Frankreich zurückgehen. Die Türken hatten sich seit dem Sultan Soliman, d?r zur Zeit Karls V. sogar Wien belagert hatte (1529), in Niederungarn festgesetzt und versuchten von da aus ihre Herrschaft im östlichen Europa weiter auszudehnen. Namentlich hatten sie es auf Siebenbürgen und das übrige Ungarn, das in östreichischem Besitze war, abgesehen. Im I. 1664 kamen sie wegen Siebenbürgens mit Oestreich in Krieg und unternahmen eilten Zug gegen Oberungarn, erlitten aber durch Monte-cuculi bei der Abtei St. Gotthardt eine furchtbare Niederlage, in Folge deren Siebenbürgen seine Selbständigkeit behielt und die Türken eine Zeitlang Ruhe hielten. In dem östreichischen Ungarn entstand im I. 1670 durch die wiederholte Bedrückung der Protestanten eine Verschwörung der Magnaten gegen die deutsche Herrschaft. Sie wurde aber entdeckt und die Häupter blutig bestraft (1671). Da die Protestanten jetzt noch schonungsloser verfolgt wurden und der Kaiser Leopold eine Abänderung der ungarischen Verfassung wagte, so entstand im I. 1678 ein neuer Aufstand, an dessen Spitze sich der Graf Tököly stellte. Fast ganz Ungarn erhob sich für feine gerechte Sache, warf

10. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 268

1888 - Habelschwerdt : Franke
268 die wachsende Macht Frankreichs zu erhalten. Darum wurde er die Seele aller Bündnisse gegen Frankreich. Der Versuch des vertriebenen Königs Jakob, mit französischer Hilfe wieder auf den Thron zu gelangen, wurde durch den Sieg am Boyneslnsse in Irland zurückgewiesen. Auf Wilhelm folgte seine Schwägerin 2. Anna, 1702-14. Das herrische Auftreten der Gemahlin Marl-boroughs gegen die Königin veranlaßte den Sturz der Whigs, an deren Spitze Marlborough stand. Das neue Tories-Ministerium arbeitete auf die Beendigung des spanischen Erbsolgekrieges hin (siehe S. 266). Auf Anna folgte der Kurfürst Georg von Hannover, ein Urenkel Jakobs I. Deutschland. Nach dem Tode Ferdinands Iii. wurde, vorzüglich auf Veranlassung Friedrich Wilhelms von Brandenburg, Ferdinands Sohn Leopold zum Kaiser gewählt. 1. Leopold I., 1658—1705. S 1. Der Reichstag zählte damals 240 Stimmen und zerfiel der Religion nach in eine katholische und evangelische Körperschaft. Seit 1663 tagte er dauernd in Regensburg; doch besuchten thu die Stände nicht mehr persönlich. 2. Kriege. Während seiner Regierung war Leopold nach drei Seiten hin mehrfach zum Kriege genötigt, nach Osten hin gegen die Türken, im Westen gegen die Vergrößerungssucht Frankreichs, im Innern gegen die uuzufriedenen ungarischen Magnaten. a) Krster Mrkenkrieg, 1664, Die Kriege mit den Türken, die seit den Zeiten Karls V. das feste Ofen inne hatten (siehe S. 206), schleppten sich seit jener Zeit entscheidungslos hin. Im Jahre 1664 drangen die Türken gegen Oberungarn vor, weil der Kaiser den vom Sultan eingesetzten Großfürsten von Siebenbürgen nicht anerkennen wollte. Sie erlitten bei der Abtei St. Gotthard an der Raab eine heftige Niederlage. b) Erster Hleichskrieg gegen Ludwig Xiv., 1674—78, siehe S. 263 (der holländische Krieg). c) Zweiter Mrkenkrieg, 1683—1699. A. Veranlassung. Das Zurückbleibe» deutscher Truppen in Ungarn und das Streben der dortigen Protestanten nach vollständiger Glaubensfreiheit rief einen Aufstand des Adels hervor. Derselbe wurde zwar unterdrückt; als aber der

11. Leitfaden für den Unterricht in der Weltgeschichte - S. 96

1879 - Striegau : Hoffmann
— 96 — folgten, und konnte, wie wir bei der Biographie Ludwigs Xiv. erwähnten, gegen den mächtigen Franzosenkönig wenig ausrichten. Auf den 1657 gestorbenen Ferdinand Iii. folgte der friedliche Leopold I. (1658—1705). Während die Franzosen im Westen Elsaß von Deutschland losrissen, wurden im Osten die Türken noch einmal furchtbar. — Das Zurückbleiben deutscher Truppen in Ungarn und erneuerte Bedrückung der Protestanten hatten eine Verschwörung ungarischer Magnaten veranlaßt, die zwar zunächst durch energische Maßnahmen unterdrückt wurde, auf welche aber ein neuer Aufstand folgte, an dessen Spitze sich Graf Emmerich Tökely stellte. Dieser wandte sich an den Sultan Mahmud Iv., welcher den Großvezier Kara Mustapha mit 200,000 Streitern 1683 gegen Wien schickte. Aber Graf Rüdiger von Stahremberg vertheidigte die hartbedrängte Hauptstadt mit ca. 21,000 Mann heldenmüthig, bis ein deutsch-polnisches Heer unter Anführung des Polenkönigs Johann Sobieski zum Entsätze herbeikam, das türkische Belagerungsheer in die Flucht schlug und so Oesterreich rettete. — Der Reichstag zu Preßburg übertrug, nachdem in Folge des Sieges bei Mohacz am 12. August 1687 Ungarn durch Carl von Lothringen vom türkischen Joche befreit war, dem österreichischen Mannesstamm die erbliche Thronfolge. In der weitern Fortsetzung des Krieges mit den Türken sind als historisch merkwürdig hervorzuheben der durch den glänzenden Sieg des Prinzen Eugen von Savoyen bei Zeutha herbeigeführte Frieden zu Carlowitz (1699) und der in Folge des bei Peterwardein von Prinz Eugen am 5. August 1716 über den Großvezier Ali erfochtenen Sieges besonders für Oesterreich günstige Frieden von Pafsarowitz (Juni 1718). Der spanische Erbfolgekrieg. Von dem mehr als das erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts erfüllenden spanischen Erbfolgekriege sei nur Folgendes berichtet: Als Erben des kinderlosen, spanischen Königs Carl Ii. waren am nächsten berechtigt: die Nachkommen Ludwigs Xiv. und der Kronprinz von Baiern, entfernter der deutsche Kaiser Leopold I., allein dem Ersteren stand die Verzichtleistung seiner Gemahlin entgegen, dem Letzteren die birecte Abstammung von den Habsburgern zur Seite. Der beutsche Kaiser bewarb sich um diese Erbschaft für seinen zweiten Sohn, den Erzherzog Carl (als Kaiser Carl Vi.), Ludwig Xiv. für feinen Enkel, Philipp von Anjou. Nach längerem Schwanken entschieb sich König Carl für Philipp von Anjou. Dagegen

12. Vorschule der Geschichte Europas - S. 383

1834 - Berlin : Enslin
383 über den mit den Türken geschlossenen Frieden, daß jetzt auch eine große Verschwörung in demselben ent- stand, welche der Palatin, Graf Wesseleny selbst leitete. Nachdem sie aber vor ihrem Ausbruch entdeckt worden war, wobei Wesseleny zu gutem Glück starb, so ließ nun Kaiser Leopold I. nicht nur die mitverschworenen An- hänger desselben auf das blutigste bestrafen, sondern er ließ auch gegen das ganze ungarische Volk so grausam \ verfahren, daß der Haß desselben gegen die östreichische Herrschaft immer höher stieg, und es gerieth nun das ganze Land in einen neuen Aufstand, dessen Haupt der Graf Emmerich von Tökely war. Schon waren nun viele blutige Gefechte zwischen den ungarischen Rebellen und den kaiserlichen Kriegstruppen geliefert, fo daß sich auch der Kaiser schon entschließen wollte, die empörten Ungarn durch Güte zu versöhnen, als sich die Sache für ihn noch dadurch verschlimmerte, daß der türkische Sultan, des zwanzigjährigen Friedens vergessend, auch an diesem Aufstand der Ungarn wieder Theil nahm. Die Türken hatten in dieser Zeit überhaupt neuen Muth gegen die christlichen Machte gewonnen, denn bald nach der erwähnten Niederlage, die sie hier im Westen bei St. Gotthard erlitten hatten, hatten sie dagegen in den östlichen griechischen Gewässern Candia, die Königin der dortigen Inseln, von den Venetianern erobert, im I. 1669, und waren dort gegen die vereinigten Truppen der Venetianer, des Pabstes und des Königs von Spa- nien glücklich gewesen. In Folge dieses Sieges war in den 'nächsten Jahren die türkische Macht wieder ge- wachsen, und so zog auch jetzt bei der Empörung Un- garns, im 1.1682, wieder ein großes türkisches Kriegs- Heer in dieses Land ein, und der Großvezier erklärte den Grafen Tökely zum Herrn über Ungarn und zum Schützling der Pforte. Und jetzt waren die östreichi- schen Kriegsheere auch so unglücklich, daß, während Tökely Mahren eroberte, die Türken von neuem den deutschen Boden betraten, und Wien belagerten, von wo denn der Kaiser in bestürzter Eil nach Passau entfloh. Gerade in dieser höchsten Noch Kaiser 'Leopolds I. stan- den auch die Kriegsheere Ludwigs Xiv. am Rhein ge- gen ihn ausgestellt, und dieser König machte sich jetzt

13. Schülerbuch für den Unterricht in der Geschichte für die oberen Klassen der Volksschulen und für Fortbildungsschulen - S. 82

1876 - München : Königl. Central-Schulbuch-Verl.
82 Iii. Gang. Zweiter Abschnitt. Vom westfälischen Frieden bis jum Lode Ludwigs Xiv. 1648—1715. Iii. Gang. §. 15. Das deutsche Reich, die Türkenkriege und die Kriege gegen Frankreich. Unter Leopold I. (1658 — 1705), Sohn Ferdinands Hl, bedrängten die eroberungssüchtigen Türken Deutschland. Der kaiserliche Montecueuli besiegte sie bei St. Gotthard a. d. Raab. Nicht lange währte es, so drang dieses Volk wieder nach Ungarn vor (1683). Die ungarischen Magnaten (Großen) waren nämlich mit der deutschen Herrschaft unzufrieden und veranlaßten im Einverständnisse mit Frankreich die Türken zu einem Kriegszuge gegen die Deutschen. Unter dem Großvezier Mustafa drangen die Türken bis Wien vor, welches jedoch durch den muthigen Grafen Rüdiger von Stahremberg*) sich so lange hielt, bis der tapfere König von Polen, Johann Sobiesky, herbeikam und die Türken zurückwarf. Nun folgte Sieg auf Sieg der Oesterreicher in Ungarn (Esseck und Mohacz) unter Prinz Eugen von Savoyen, Herzog Karl von Lothringen und Max Emanuel Ii., Kurfürst von Bayern. Dieser tapfere Krieger und tüchtige Feldherr leistete dem Kaiser in den Türkenkriegen sehr große Dienste. (Erstürmung der Festung Belgrad.) Die Siege der Oesterreicher unter Ludwig von Baden bei Salanksmen und unter Prinz Eugen bei Zenta zwangen die Türken, zu dem für sie nachtheiligen Frieden von Karlowitz. Nach den Friedensbestimmnngen siel Siebenbürgen und alles Land zwischen der Donau und Theiß an Oesterreich. Einen nicht minder gefährlichen Feind hatte Oesterreich und Deutschland an dem ehrgeizigen, übermüthigen und auf Vergrößerung seines Reiches bedachten König Ludwig Xiv. von Frankreich. Eine unerhörte Handlung der Willkür dieses Mo- *) Leseb. f. ungeth. Schulen Nr. 114, S. 168.

14. Geschichte der Neuzeit - S. 58

1892 - München [u.a.] : Franz
58 Kaiser Leopold I. Kaiser Leopold I. 1658—1705. Gleichzeitig mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes sind die Versuche Leopolds I., der seinem Vater Ferdinand Iii. gefolgt irar, in Ungarn den Protestantismus zu beseitigen und das dortige Wahlreich in eine Erbmonarchie zu verwandeln. Aus diesem Anlaß empörte sich ein Teil des ungarischen Adels unter der Führung Tököli. des Magnaten Emmerich Tököli, der die Türken zu Hilfe rief. Der Sultan erkannte ihn als zinspflichtigen König von Ungarn an und sandte den Großvezier Kara Mustafa mit einem Heere gegen den Kaiser, der ein Bündnis mit Polen schloß. Die unzulänglichen kaiserlichen Truppen unter dem Herzog Karl von Lothringen wichen, um Verstärkung an sich zu ziehen, vor den Türken zurück, und diese ^irfenlsin°q Werten sich vor Wien 1683. Während die tapfere Besatzung Wiens unter dem Kommando des heldenhaften Rüdiger von Starhemberg sämtliche Stürme der Türken zurückschlug und 'ihre Minierarbeit mit Gegenminen rastlos bekämpfte, sammelte sich aus kaiserlichen, deutschen und polnischen Truppen ein Entsatzheer, bei dem sich der Polenkönig Johann Sobieski, der Kurfürst Max Emannel von Bayern und viele andere Fürsten einsenden. Als die Gefahr schon anfs höchste gestiegen war, erschien das Befreiungsheer und schlug die -Lürken, die mit Preisgabe ihres Lagers nach Ungarn flohen. Jetzt traten auch die _ Republik Venedig sowie Rußland dem Kriege gegen die Türken bei und griffen ihre Besitzungen im Peloponnes und an der Nordküste des schwarzen Meeres an, während pr 1firr ^s kaiserlich-deutsche Heer unter Karl von Lothringen in Ungarn ' eindrang und 1686 Oseu erstürmte. Auf diesen Erfolg hin erklärte Preßburger 1687 ein von Leopold nach Prcßbnrg berufener Reichstag die ei )v ng ungarische Krone im habsburgischen Hause für erblich. Belgrad 1688. ^ Nachdem so Ungarn zum größten Teil vom türkischen Joch befreit war, drangen die Sieger sogar über die Donau vor, indem Max Emannel von Bayern 1688 Belgrad erstürmte. Aber da in diesem Jahre Lndwig Xiv. den dritten Ranbkrieg begann, wodurch die deutschen Streitkräste zum Teil an den Rhein gezogen wurden, und auch die Türken größere Anstrengungen machten, war der ungarische Krieg in den nächsten Jahren nicht mehr so Zenta 1697. erfolgreich; 1697 entschied ihn der Sieg des Prinzen Eugen bei ©v. r -öiraa 3enta a/Theiß. Nun schloß die Türkei den Frieden von Karlowitz r owltz • 1699, in dem der Kaiser ganz Siebenbürgen und Ungarn mit Aus- nahme des Temesvarer Banats erhielt, Polen Podolien, Venedig den Peloponnes und Rußland Asow bekamen.

15. Die neuere Zeit - S. 85

1892 - München [u.a.] : Buchner
— 85 — zu verschaffen, erst nach 15 Monaten Ferdinands Sohn, Leopold I. (reg. 1658—1705), auf den Thron. Von den großen Ausgaben, welche an ihn herantraten: das Reich gegen Ludwigs Xiv. Eroberungslust, die Habsburgischen Erblande gegen die Türken und die aufständischen Ungarn zu schützen, löste Leopold mit Hilfe trefflicher Feldherrn wenigstens die zweite so glücklich, daß die Türken seit Ende des 17. Jahrhunderts auf die Verteidigung beschränkt geblieben sind. a) Im ersten Türkenkrieg (1664) wurden die Türken, welche zu Gunsten eines von ihnen eingesetzten Statthalters von Siebenbürgen im öfter-reichischen Oberungarn eingefallen waren, durch den kaiserlichen Feldherrn Monteeueuli bei St. Gotthard an der Raab geschlagen, behaupteten aber im Frieden ihren Besitzstand. b) Der zweite Türken krieg (1683—99) wurde durch den Aufstand der Ungarn veranlaßt, welche durch die Unterdrückung des Protestantismus aufgeregt und für ihre nationalen-Freiheiten besorgt waren. Töko ly, der Führer des Aufstandes, suchte Hilfe beim Sultan, welchen zugleich der französische Gesandte zum Krieg gegen Österreich aufreizte. Der Großvezier Kara Mustafa zog im Jahre 1683 mit 200 000 Türken gegen Wien. 'Die Stadt hielt, von Graf Rüdiger von Star- Hemberg verteidigt, eine zweimonatliche Belagerung aus, bis ein Entsatzheer unter dem Herzog Karl von Lothringen und dem Polenkönig Johann S^bieski die Türken entscheidend schlug (12. Sept. 1683), so daß sie sich in eiliger Flucht durch Niederuugaru bis nach Belgrad zurückzogen. Von nun an ging Österreich zum Angriffskrieg über. Im Jahre 1686 wurde Ofen erobert, der Sieg Karls von Lothringen bei Mohaez (1687) entschied die Befreiung Ungarns von der Türkenherrschaft, ein nach Preßbnrg berufener Reichstag der ungarischen Magnaten bestätigte die erbliche Herrschaft des Hauses Habsburg in Ungarn. Im Jahre 1688 drang das kaiserliche Heer, geführt von Karl von Lothringen, Markgraf Ludwig von Baden, Kurfürst Max Emanuel von Bayern und Prinz Eugen von Savoyen, in Bosnien und Serbien ein und eroberte Belgrad, während gleichzeitig ein polnisches Heer unter Sobieski die Moldau besetzte und die venetianische Flotte unter Morosini die Küsten von Morea eroberte. So schien die völlige Besiegung der Türkei bevorstehend : da erneuerte König Ludwig Xiv. den Krieg gegen den Kaiser, der sich so genötigt sah, seine Streitkräfte auf zwei Kriegsschauplätze zu verteilen. Im Jahre 1690 eroberten die Türken Belgrad zurück. Doch wurde der Krieg durch zwei große Siege der kaiserlichen Waffen,

16. Die mittlere Geschichte seit dem Vertrage von Verdun und die Geschichte der neueren Zeit - S. 107

1883 - Gütersloh : Bertelsmann
Erste Hälfte. Bon 1648—1721. B. Deutschland und Spanien. 107 k) Türkenkriege: Erster Türken krieg (unter Leopold I.) 1661—64. 1. Die feit Solimans Ii. Tod 1566 (f. § 131) erschlafften Sultane werden von einigen rüstigen Großvezieren zur Unterwerfung Siebenbürgens und zum Vordringen nach Oberungarn veranlaßt; 2. jedoch siegt der kaiserliche Feldherr Ittontccucüii mit Hilfe der Reichstruppen und eines Korps Franzosen über die Türken beim Kloster St. Gotthard a. d. Raab, 1664 worauf 20jähriger Waffenstillstand geschlossen wird. (Beteiligung Deutschlands am holländischen Kriege gegen Ludwig Xiv. feit 1674; s. § 151.) Zweiter Türkenkrieg (unter Leopold I.) 1682—99. 1. Vom K. Leopold I. vorgenommene Änderungen an der Verfassung Ungarns und schwere Bedrängung der Protestanten durch die Jesuiten veranlassen einen Aufstand unter dem Grafen Tököly, welcher Ungarn unter die Hoheit des Sultans (Mohammed Iv.) stellt. 2. Der Sultan, zugleich aufgereizt von Ludwig Xiv., schickt den Großvezier Rara Iteuftäfa mit mehr als 200000 Mann nach Österreich; Belagerung Wiens durch die Türken, 168ß das Rüdiger von Stahremberg mit 21000 M. bev* 7'mli teidigt, bis der Polenkönig Joh. Sobreski mit Karl (Iv.)12-®^-i30ii Lothringen und anderen deutschen Fürsten (Joh. Georg Hi. von Sachsen, Max H. Eniannel von Bayern) die Türken zurückschlägt (12. Sept.). 3. Nach Karls v. Lothr. Sieg über die Türken bei Mohlcs (1687) und dem Blutgericht über den ungarischen Adel (zu Eperies) wird Ungarn ein Österreicher Erdreich. 1687 4. Angriffskrieg gegen die Türken. Erstürmung Belgrads durch Max Ii. Emanuel (1688), das jedoch die Türken bald wiedergewinnen ; Sieg Ludwigs von Baden bei Salankemen unweit Belgrad (1691); aber erst nach Prinz Eugens glänzendem Sieg bei Zentha an der Theiß (1697) erfolgt ein Waffenstillstand zu Aarlowitz (unweit der Theißmündung): 1699 Österreich behält Siebenbürgen, Slavonien und den größten Teil Ungarns und ist nun europäische Großmacht; die Vene-tianer erhalten die Halbinsel Morea. (Der Kaiser zugleich beteiligt am orleanischen oder Iii. Raub, kriege Ludwigs Xiv. 1688—97, s. § 151.) Dritter Türkenkrieg (1. unter Karl Vi.) 1714 — 18, 1. veranlaßt von den Türken durch Wiedereroberung Moreas. 2. Siege des Prinzen Eugen, „des edlen Ritters", bei Peterwardein 1716 und bei Belgrad 1717.

17. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 155

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Türkenkriege unter Leopold I. 155 sich auch denken, wie drückend es für ihn sein mußte als Herzog von Preußen die Lehnshoheit Polens anerkennen zu müssen. Als daher in den Jahren K355—60 der schwedisch- polnische Krieg geführt wurde, nahm auch er daran Theil, schlug im Verein mit den Schweden in der Ztägigen Warschauer Schlacht 1656 die Polen und erreichte endlich im Frieden zu Oliva 1660 den souveränen Besitz des Herzogthums Preußen. So war der Kurfürst von Brandenburg, der als solcher deutscher Reichsfürst war, und in einer, wenn auch noch so losen, Unterordnung unter dem Kaiser stand, zugleich Besitzer eines Landes, das außerhalb des Reichsverbandes stand, und gehörte somit zu den europäischen Souveränen, ein Umstand von ziemlicher Wichtigkeit für den weiteren Verlauf der preußischen Geschichte. Im Reiche war auf Kaiser Ferdinand Iii, der nach dem westfälischen Frieden noch 9 Jahre regiert hatte, 1658 Leopold I. gefolgt. In seine lange Regierung fallen verschiedene Kriege gegen die Türken und die Franzosen, die ersteren ruhmreich und zum Vortheil Oestreichs, die anderen zwar nicht immer unrühmlich, aber stets auf Kosten der westlichen Gebiete Deutschlands geführt. Schon in der Zeit der Reformation waren die Türken eine Gefahr für das Reich. Nachdem sie 1453 Constantinopel erobert und in dem ehemaligen oströmischen Reiche sich festgesetzt hatten, überschwemmten sie Siebenbürgen und Ungarn, und machten diese Länder dem habsburgischen Kaiserhause streitig, ja 1529 kamen sie bis vor Wien und belagerten die Stadt. Glückliche Kämpfe gegen die Türken beginnen erst wieder unter Leopolds Regierung. Der erste Türkenkrieg fällt in die Jahre 1661—1664. Ein Reichsheer zog dem Kaiser zu Hilfe; desgleichen Truppen fast aller christlicher Fürsten. Am 1. Aug. 1664 schlug Montecncnli die Türken bei St. Gotthard an der Raab. Die Frucht dieses Sieges war ein Friede oder vielmehr Waffenstillstand auf 20 Jahre, der Ungarn in den Besitz des Kaisers brachte, aber Siebenbürgen in den Händen der Türken ließ. Jene 20 Jahre waren kaum verflossen, als ein zweiter Türkenkrieg 1683 ausbrach. In Folge der Bedrückung der ungarischen Protestanten und der Angriffe auf die ständischen Rechte seitens der kaiserlichen Regierung waren in Ungarn selbst Unruhen hervorgerufen worden. In diese mischten sich die Türken. Da die aufständischen Ungarn mit ihnen einverstanden waren, so konnten sie rasch vordringen, und so standen im Juli 1683 200000 Türken unter dem Großvezier Kara Mnstapha vor Wien, ehe sich das östreichische und deutsche Heer zur Gegenwehr hatte sammeln können. Sie beschossen die große, nur in der Eile befestigte Stadt auf das furchtbarste, sprengten die Wälle durch angelegte Minen und waren ganz nahe daran mit Sturm einzudringen, obwohl sich die Besatzung unter dem Grasen Rüdiger von Stahremberg mit Heldenmuth vertheidigte. Als die Noth am größten war, erschien endlich am Abend des 11. Sept. das Befreiungsheer auf den Höhen des Kahlenberges und gab seine Ankunft durch ein paar Kanonenschüsse zu erkennen. Es bestand aus 46,000 Mann kaiserlicher, deutscher und vorzüglich polnischer Hülfstruppen, die der tapfere König Johann Sobieski selbst befehligte. Am nächsten Morgen kam das Heer in die Ebene herab. Sobieski fiel mit seinen leichten Reitern wie ein Sturmwind über die türkischen Reiter her und trieb sie in die Flucht; die Hauptschlacht sollte am nächsten Tage geschehen; aber die Türken hatte solcher Schrecken ergriffen, daß sie in der größten Verwirrung ihr Lager verließen und sich auf die Flucht be-

18. Die neuere Zeit - S. 114

1872 - Paderborn : Schöningh
im westfälischen Frieden ausdrücklich bestimmt war, dass die Reichsstädte in den abgetretenen Landschaften im Verbände des deutschen Reiches bleiben sollten, so wurde doch das wichtige Strassburg, die Grenzwehr Deutschlands und eine alte Ruhmesstätte deutscher Kunst und deutscher Bildung, durch Bestechung des Stadtrathes und Mitwirkung des französisch gesinnten Bischofs Franz Egon von Fürstenberg mitten im Frieden durch einen Handstreich genommen. Um nun von Seiten des Kaisers bei diesen Vergrösserungsplänen ungestört zu sein, verwickelte er diesen in einen Krieg mit den Ungarn und Türken. 2. Die Türkenkriege und das Ende der Reunionen. Der Sultan Mahmud Iv., welcher Siebenbürgen in eine türkische Provinz zu verwandeln wünschte, hatte schon 1663, als die Siebenbürgen sich gegen seinen Willen einen einheimischen Fürsten wählten, welcher sich im Anschluss an Oesterreich zu behaupten suchte, einen Krieg gegen den Kaiser begonnen. In diesem ersten Türkenkriege (1663—1664) gewann zwar der kaiserliche Feldherr Montecuculi, von Reichstruppen und einem französischen Heere unterstützt, durch seinen Sieg bei St. Gotthard glänzende Erfolge, aber in dein Frieden (zu Vasvar 1664) genehmigte der Kaiser doch die Einsetzung eines vom Sultan empfohlenen Fürsten in Siebenbürgen. — In Ungarn entstand über diesen ungünstigen Frieden eine Missstimmung. Mehrere ungarische Magnaten benutzten die allgemeine Unzufriedenheit, um den Plan des Kaisers, die ungarische Krone erblich zu machen, zu durchkreuzen und traten sogar mit Ludwig Xiv. in Verbindung. Der Kaiser entdeckte zwar diese verräthe-rische Verbindung und strafte die Uebelthäter; aber die Strenge, womit er in Ungarn schaltete, veranlasste jetzt auch die dortigen Protestanten eine vollständige Glaubensfreiheit zu verlangen und sich mit dem unzufriedenen Adel zu verbinden. Die Aufständischen erhoben sich unter dem Grafen Emmerich Töcköly, welcher sich mit Hülfe Frankreichs zum Herrn von Ungarn machte, und ' das Land vom Sultan zu Lehen nahm. Auf diese Weise in die deutschen Verhältnisse verwickelt und von Ludwig Xiv. angetrieben liess der Sultan ein Heer von 200,000 Mann unter seinem Gross-

19. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 75

1912 - München : Oldenbourg
Deutschland unter Leopold I. und die Türkenkriege. 75 Deutschland unter Leopold I. und die Türkenkriege (bis 1699). Ferdinands Iii. Sohn und Nachfolger, Kaiser Leopold I. (1658 bis 1705), war ursprünglich nicht für den Thron erzogen worden, da sein älterer Bruder Ferdinand (Iv.) erst im reiferen Alter starb (1654). Doch fehlte es dem Herrscher keineswegs an gesundem Urteil und Tatkraft. Unter Leopold I. waren Österreich und das Deutsche Reich vor die Doppel-ausgabe gestellt, einerseits den Besitzstand im Westen gegen die Raubgier Ludwigs Xiv. zu schützen, anderseits im Osten dem Vordringen der Türken gegen Mitteleuropa Einhalt zu tun. Der ersten Forderung konnte bei der Ohnmacht Deutschlands nur wenig genügt werden. Dagegen brachten die Türkenkriege den Habsburgern eine außerordentliche Machterweiterung in den Donauländern, sodaß Österreich die südosteuropäische Großmacht wurde (an Stelle der Türkei). 1. Die Kämpfe mit den Ungarn und den Türken. Der ungarische Adel wachte eifersüchtig über seine ständischen Rechte und die Religionsfreiheit, die den Protestanten zugesichert war. Demgegenüber suchte die österreichische Regierung den Absolutismus und die Gegenreformation durchzuführen. So kam es zu Empörungen, die von den Türken unterstützt wurden, weshalb Kaiser Leopold auch mit den letzteren in Krieg geriet. a) Der erste Türkenkrieg (1663/64). Veranlaßt durch eine strittige Fürstenwahl in Siebenbürgen, bei der die Habsburger den türkenseind-lichen Bewerber begünstigten, drangen die Türken in das österreichische Ungarn ein, wurden aber durch den kaiserlichen Feldherrn Montecuccoli bei St. Gotthard an der Raab besiegt. Der nun folgende Friede änderte 1664 nichts an den Besitzverhältnissen. b) Der zweite Türkenkrieg (1683—1699). Eine weitverzweigte Adelsverschwörung in Ungarn wurde entdeckt und durch Hinrichtung der Rädelsführer erstickt. Diese Gelegenheit wollte der Wiener Hof benutzen, um die Selbständigkeit Ungarns zu brechen und den Protestantismus ganz zu unterdrücken. Dagegen erhoben sich die Ungarn, geführt von dem Grafen T ö k ö l y , und riefen die Türken zu Hilfe. Auch Ludwig Xiv. schürte in Konstantinopel gegen Österreich, um es von einem bewaffneten Vorgehen gegen feine „Reunionen" abzuhalten. So rückte denn der Großwesir K a r a M u st ä f a mit etwa 200000 Mann von Belgrad aus donanaufwärts und begann die denkwürdige Belagerung Wiens. 1683 Tapfer verteidigte Graf Rüdiger v. Starhemberg, unterstützt vona"»—Sept. der heldenmütigen Bürgerschaft, die bedrängte Stadt zwei Monate lang, während der kaiserliche Hof von Linz aus die Hilfe der Nachbarstaaten anrief. Endlich konnte ein christliches Entsatzheer, gebildet aus Österreichern,

20. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 11

1912 - München : Oldenbourg
Deutschland unter Leopold I. und die Türkenkriege. 11 Deutschland unter Leopold I. und die Türkenkriege (bis 1699). Ferdinands Iii. Sohn und Nachfolger, Kaiser Leopold I. (1658 bis 1705), war ursprünglich nicht für den Thron erzogen worden, da sein älterer Bruder Ferdinand (Iv.) erst im reiferen Alter starb (1654). Doch fehlte es dem Herrscher keineswegs an gesundem Urteil und Tatkraft. Unter Leopold L waren Österreich und das Deutsche Reich vor die Doppelaufgabe gestellt, einerseits den Besitzstand im Westen gegen die Raubgier Ludwigs Xiv. zu schützen, anderseits im Osten dem Vordringen der Türken gegen Mitteleuropa Einhalt zu tun. Der ersten Forderung konnte bei der Ohnmacht Deutschlands nur wenig genügt werden. Dagegen brachten die Türkenkriege den Habsburgern eine außerordentliche Macht-erweiterung in den Donauländern, sodaß Österreich die südosteuropäische Großmacht wurde (an Stelle der Türkei). 1. Die Kämpfe mit den Ungarn und den Türken. Der ungarische Adel wachte eifersüchtig über seine ständischen Rechte und die Religionsfreiheit, die den Protestanten zugesichert war. Demgegenüber suchte die österreichische Regierung den Absolutismus und die Gegenreformation durchzuführen. So kam es zu E m p ö r u n g e n, die von den Türken unterstützt wurden, weshalb Kaiser Leopold auch mit den letzteren in Krieg geriet. a) Der erste Türkentrieg (1663/64). Veranlaßt durch eine strittige Fürstenwahl in Siebenbürgen, bei der die Habsburger den türkenfeindlichen Bewerber begünstigten, drangen die Türken in das österreichische Ungarn ein, wurden aber durch den kaiserlichen Feldherrn Montecuccoli bei St. Gotthard an der Raab besiegt. Der nun folgende Friede änderte 1664 nichts an den Besitzverhältnissen. b) Der zweite Türkenkrieg (1683—1699). Eine weitverzweigte Adelsverschwörung in Ungarn wurde entdeckt und durch Hinrichtung der Rädelsführer erstickt. Diese Gelegenheit wollte der Wiener Hof benutzen, um die Selbständigkeit Ungarns zu brechen und den Protestantismus ganz zu unterdrücken. Dagegen erhoben sich die Ungarn, geführt von dem Grafen T ö k ö l y, und riefen die Türken zu Hilfe. Auch Ludwig Xiv. schürte in Konstantinopel gegen Österreich, um es von einem bewaffneten Vorgehen gegen seine „Reunionen" abzuhalten. So rückte denn der Großwesir Kara Mustä fa mit etwa 200000 Mann von Belgrad aus donauauswärts und begann die denkwürdige Belagerung Wiens. 1683 Tapfer verteidigte Graf Rüdiger v. Starhemberg, unterstützt von3uk-€e*>1, der heldenmütigen Bürgerschaft, die bedrängte Stadt zwei Monate lang, während der kaiserliche Hof von Linz aus die Hilfe der Nachbarstaaten anrief. Endlich konnte ein christliches Entsatzheer, gebildet aus Österreichern.