Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 253

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Sigismund. 253 In Ungarn war 1301 mit Andreas Hl. das Geschlecht der Arpaden erloschen, worauf nach längerer Anarchie von den Kronprätendenten Karl Robert, aus dem neapolitanischen Hause (1310), den Thron behauptete. Ihm folgte (1342—1382) sein Sohn Ludwig der Große; derselbe zwang Serbien, Bosnien, die Moldau und die Walachei zur Anerkennung seiner Oberherrschaft und entriß der Republik Venedig Dalmatien, das diese seinen Vorgängern abgenommen hatte; er war überdies eifrig bedacht, das Wohl seiner Völker durch Gesetze und Stiftungen zu befördern. 1370 wurde er auch König von Polen und dadurch der mächtigste Monarch - im östlichen Europa; er war auch weise genug, um Neapel nicht mit Un- garn vereinigen zu wollen, nachdem er die Ermordung seines Vetters Andreas gerächt hatte (s. unten bei Neapel). Von seinen Töchtern sollte die jüngere, Hedwig, die Krone Polens, die ältere, Maria, die Ungarns erben; Maria verlobte er mit Sigismund, die Königin-Wittwe Elisabeth sollte nach Ludwigs Tod einstweilen die Regentschaft führen. Eine Partei der ungarischen Großen wählte dagegen Karln Hi. von Neapel zum König; derselbe wurde auch 1385 zu Stuhlweißenburg gekrönt, aber im Februar 1366 von der Partei der Königin ermordet. Sein Sohn Ladis- laus verfolgte zwar seine Ansprüche mit Waffengewalt, Horvath, der Ban von Kroatien und Ladislaus mächtigster Anhänger, ermordete sogar die Königin-Wittwe, Sigismund errang jedoch mit Waffengewalt die Oberhand und war seit 1378 König von Ungarn; hier hatte er bald mit den unruhigen Großen, bald mit den fürchterlichen Türken zu schaffen; gegen die Türken verlor er 1396 die große Schlacht von Ni- kopolis, was aber die Herren in Ungarn und Siebenbürgen nicht hin- derte, zu ihren Aufständen Türkenhilfe zu gebrauchen und 1401 den König in Ofen gefangen zu nehmen. Nun bekriegten die deutschen Luxemburger Ungarn und schon nach achtzehnwöchentlicher Gefangenschaft wurde Sigismund aus seiner Haft wieder frei. Darauf demüthigte er mit Hilfe des Adels den hohen Klerus und erließ ein Landesgesetz, durch welches die Geistlichen gehalten wurden, in weltlichen Dingen von weltlichem Gerichte Recht zu nehmen, gerade wie es die eidgenössischen Bauern einige Jahre vorher angeordnet hatten. Sonst verdankt ihm Un- garn manches; so beförderte er den Handel durch vernünftige Zollgesetze, gab den Bauern freien Zug in die königlichen Städte (deutsches, viel- bestrittenes Städterecht), berief zum Reichstage Abgeordnete des Komi- tatsadels und der königlichen Städte, von welcher Zeit an der ungarische Reichstag aus zwei Tafeln bestand: Ltntus et oräir>68. Mit Venedig führte Sigismund als ungarischer König einen drei- jährigen blutigen Krieg. Den Venetianern hatte der Usurpator der un- garischen Krone, Ladislaus von Neapel, das dalmatische Küstenland 1409 um 100,000 Dukaten verkauft und sie wollten es nun um keinen

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Geschichte des Mittelalters - S. 281

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
Sigismund. 281 Robert, aus dem neapolitanischen Hause (1310) der Ansou, den Thron behauptete. Ihm solgte (1342—1382) sein Sohn Ludwig der Große; derselbe zwang Serbien, Bosnien, die Moldau und die Walachei zur Anerkennung seiner Oberherrschaft und entriß der Republik Venedig Dal- matien, das diese seinen Vorgängern abgenommen hatte; er war über- dies eifrig bedacht, das Wohl seiner Völker durch Gesetze und Stiftun- gen zu befördern. 1370 wurde er auch König von Polen und dadurch der mächtigste Monarch im östlichen Europa; er war auch weise genug, um Neapel nicht mit Ungarn vereinigen zu wollen, nachdem er die Er- mordung seines Vetters Andreas gerächt hatte (s. unten bei Neapel). Von seinen Töchtern sollte die jüngere, Hedwig, die Krone Polens, die ältere, Maria, die Ungarns erben; Maria verlobte er mit Sigismund, die Königin-Wittwe Elisabeth sollte nach Ludwigs Tod (1382) einst- weilen die Regentschaft führen. Eine Partei der ungarischen Großen wählte dagegen Karl Iii. von Neapel zum König; derselbe wurde auch 1385 zu Stuhlweißenburg gekrönt, aber im Februar 1386 von der Par- tei der Königin ermordet. Sein Sohn Ladislaus verfolgte zwar seine Ansprüche mit Waffengewalt, Horvath, der Ban von Kroatien und La- dislaus mächtigster Anhänger, ermordete sogar die Königin-Wittwe, Si- gismund errang jedoch die Oberhand und war seit 1378 König von Ungarn. König Sigismund (1378—1437). Hier hatte er bald mit den unruhigen Großen, bald mit den fürch- terlichen Türken zu schaffen; gegen die Türken verlor er 1396 die große Schlacht bei Nikopolis, was aber die Herren in Ungarn und Sieben- bürgen nicht hinderte, zu ihren Aufständen Türkenhilfe zu gebrauchen und 1401 den König in Ofen gefangen zu nehmen. Nun bekriegten die deutschen Luxemburger Ungarn und schon nach achtzehnwöchentlicher Gefangenschaft wurde Sigismund auö seiner Haft wieder frei. Darauf demüthigte er mit Hilfe des Adels den hohen Klerus und erließ ein Lan- desgesetz, durch welches die Geistlichen gehalten wurden, in weltlichen Dingen von weltlichem Gerichte Recht zu nehmen, gerade wie es die eidgenössischen Bauern einige Jahre vorher angeordnet hatten. Sonst verdankt ihm Ungarn manches; er beförderte den Handel durch vernünf- tige Zollgesetze, gab den Bauern freien Zug in die königlichen Städte (deutsches, vielbestrittenes Städterecht), berief zum Reichstage Abgeord- nete des Komitatsadels und der königlichen Städte, von welcher Zeit ander ungarische Reichstag aus zwei Tafeln bestand: 8tatu8 et ordines. Krieg gegen Venedig (14t0—1413). Mit Venedig führte Sigismund als ungarischer König einen drei- jährigen blutigen Krieg. Den Venetianern hatte der Usurpator der un-

2. Geschichte des Mittelalters - S. 275

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Deutschland unter den Luxemburgern: Sigismund. 275 Friedrichs Tod kehrte dieser nach Franken zurck, während sein jngerer Bruder Friedrich Ii. (14401470) die Mark erbte. Sigismund war eine knigliche Erscheinung, ritterlich auch im Wesen, in den bhmischen Wirren wohl erfahren geworden in den diplomatischen Knsten, thtig, aber auch leidenschaftlich, schwankend und unzuverlssig, zu Pracht und ppigkeit geneigt, leichtsinnig und verschwenderisch. Es warteten seiner schwere Aufgaben: Beilegung des Schismas in der Kirche, Reichs-reform, Unterdrckung der bhmischen Revolution, Zurckweisung der'trken. Diese Aufgaben suchte er mit anerkennenswertem Eifer zu lsen, vermochte sie aber nur zum Teil zu erledigen. Eine Wiederherstellung des Kaisertums im idealen Sinne der Ghibellinen mag der hochfliegende Geist wohl getrumt haben; ausfhrbar war der Gedanke nicht mehr. Das Reichsregiment fhrten die Kurfrsten: ein Zustand, der die Ausbildung der territorialen Gewalt befrderte, während Sigismund seine Hausmacht, Ungarn und Bhmen, verteidigen mute. a. Ungarn. In Ungarn war 1301 mit Andreas Iii. das Geschlecht der Arpaden ausgestorben, worauf nach lngerer Anarchie von den Kronbewerbern Karl Robert aus dem neapolitanischen Hause der Anjous (1310) den Thron behauptete. Sein Sohn Ludwig der Groe (13421382) zwang Serbien, Bosnien, die Moldau und die Walachei zur Anerkennung seiner Ober-Herrschaft und entri der Republik Venedig Dalmatien wieder. berdies war er eifrig bedacht, das Wohl seiner Völker durch Gesetze und Stiftungen zu frdern. Im Jahre 1370 erhielt er auch die Krone von Polen und wurde dadurch der mchtigste Herrscher im stlichen Europa. Die Ermordung seines Vetters Andreas, des Gemahls der Johanna I. von Neapel, rchte er zwar (1348), war aber weise genug, dieses Land nicht mit Ungarn ver-einigen zu wollen. Nach seinem Tode (1382) fhrte die Knigin-Witwe Elisabeth einstweilen die Regentschaft. Den Deutschen feindlich gesinnt, setzte sie es durch, da die Polen ihre jngere Tochter Hedwig zum König" erhoben. Diese vermhlte sich mit dem zum Christentum bekehrten Wladislaw Jagiello von Litauen (1386) und fhrte dadurch die Trennung von Polen und Ungarn, anderseits die Vereinigung von Polen und Litauen herbei; an diesem Reiche brach die Kraft des Deutschen Ordens. In Ungarn, welches Mit der Hand der altem Tochter Ludwigs, Maria, dem Markgrafen Sigismund bestimmt war, whlte eine Partei Karl Iii. von Neapel zum König, der auch 1385 zu Stuhlweienburg gekrnt, aber im Februar 1386 von der Partei der Knigin ermordet wurde. Sein Sohn Ladislaus verfolgte seine Ansprche mit Waffengewalt; Horvath, der Ban 18*

3. Geschichte des Mittelalters - S. 544

1854 - Weimar : Böhlau
544 Ungarn. Nachfolge zu sichern, machte Wladislav Ii. dem Adel neue Zuge- ständnisse. Wladislav Iii. (1434 —1444) wurde nach dem Tode Kaiser Albrechts Ii. auch von den Ungarn zum König gewählt; er fiel bei Varna im Kampfe gegen die Türken. Sein Bruder Kasimir Iv. (1447 —1492), bisher Großherzog von Litthauen, nahm erst nach drei Jahren die durch die Vorrechte'des Adels beschränkte polnische Königswürde an. Er entriß dem deutschen Orden durch einen drei- zehnjährigen Krieg die westliche Hälfte von Preußen. Der lange Krieg machte die häufige Einberufung des Reichstages nothwendig und daher trafen die Edelleute die Einrichtung, daß aus allen Woi- wodschaften eine gewisse Zahl von Abgeordneten des Adels (Land- boten) die Reichstage besuchten, denen der König noch einige Ver- treter der Geistlichkeit und des Beamtenstandes (Senatoren) beifügte. Von einer Vertretung des Bürgerstandes auf dem Reichstage war nicht die Rede. Der König war in allen wichtigen Dingen von der Zustimmung des Reichstages abhängig, und die Verfassung mehr Aristokratie als Monarchie. In Ungarn folgten auf Vela Iv. (S. 451) Stephan V., Ladislaus Iv, und Andreas Iii., mit welchem 1301 die arpa- dische Dynastie ausstarb. Es gelang Karl Robert, aus dem zu Neapel regierenden Hause Anjou, sich des Thrones zu bemächtigen und er stellte die erschütterte Ruhe und Ordnung wieder her. Sein Sohn Ludwig der Große (1342 —1382) war ein als Kriegsheld und Regent gleich ausgezeichneter Fürst. Seinen Zug näch Neapel haben wir früher erwähnt (S. 538). Ludwig unterwarf die Wa- lachei, zwang die Venetiauer zu einem jährlichen Tribut und erwarb auch die Krone von Polen. Sein Reich berührte die Küsten des schwarzen, adriatischen und baltischen Meeres. Er gab Gesetze, die ihn als vorurteilsfreien und einsichtsvollen Regenten beurkunden; er schützte Bürger und Bauern gegen Druck und Willkür; er beför- derte Handel, Künste und Wissenschaften. Als Ludwig starb, wurde zwar seine mit dem Kurfürsten Siegmund verlobte Tochter Marie als Königin anerkannt, aber bald nachher wurde von einer Partei Karl der Kleine von Neapel herbeigerufen und zum König gekrönt. Karl wurde aber 1386 ermordet, und nun erlangte Siegmund die Krone von Ungarn. Seine Regierung erregte große Unzufrie- denheit, und als er 1411 deutscher Kaiser wurde, bekümmerte er sich nicht viel um Ungarn. Die Walachei ging an Polen, Dalma- tien an Venedig verloren. Auf Siegmund folgte dessen Schwieger- sohn Albrecht von Oestreich (1437 —1439), und dann wurde Wladislav Iii. von Polen zum König erwählt. Gegen diesen erhob sich eine Partei für Albrechts Sohn Ladislaus Posthu- mus. Nachdem Wladislav in der Schlacht bei Varna gefallen war, wurde Ladislav 1445 zum König gekrönt und Johann Hu- nyad, der Woiwode von Siebenbürgen, zum Reichsverweser er- nannt. Dieser schützte das Reich kräftig gegen die Türken. Als Ladislav 1457 starb, wurde Hunyads ausgezeichneter Sohn, Mat- thias Corviuus, auf den Thron erhoben und führte eine ruhm- volle Regierung (1458 —1490) (S. 507).

4. Geschichte des Mittelalters - S. 348

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
348 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. bis 1343), welcher einen fast gebieterischen Einfluß über Oberitalien ausübte. Er vermählte seine Enkelin und Erbin Johanna I. mit dem Prinzen Andreas (einem ungarischen Anjou), allein die Königin haßte diesen ihren Gemahl, der 1345 nicht ohne ihre Schnld ermordet wurde, worauf sie ihren Vetter, den Prinzen Ludwig von Tarent, hcirathete. Die Folge eines derartigen Weiberregiments war vollständige Anarchie, daher der ungarische König Ludwig 1348, der den Mord seines Bru- ders Andreas zu rächen kam, mit leichter Mühe siegte; er vertrieb Jo- hanna und ihren Gemahl, ließ dessen Bruder, den Prinzen Karl von Durazzo, als Mitschuldigen hinrichten und führte die andern Prinzen nach Ungarn ab. Nachdem er in sein Reich zurückgekehrt war, empörte sich Neapel gegen die ungarische Herrschaft, Johanna I. kam zurück, und 1351 schloß Ludwig mit ihr Frieden. Nach dem Tode ihres zweiten Gemahls (1362) heirathete Johanna den Jnfanten Jakob von Ma- jorka (Aragonien), und als auch dieser gestorben war (1376), Otto von Braunschweig, der ihr als tüchtiger Feldherr gute Dienste leistete. Die kinderlose Königin adoptierte ihren Vetter Karl den Kleinen von Durazzo, und als dieser sie durch Usurpation erzürnte (1379), den Lud- wig I. von Anjou (aus der französischen Familie der jüngern Anjou), allein sie wurde von Karl gefangen und 1382 ermordet. Dieser herrschte nun als Karl Iii., vereitelte die Unternehmung seines Nebenbuhlers Lud- wig von Anjou, der 1384 in Italien starb, wurde aber 1386 in Un- garn ermordet, dessen Krone er ansprach. Sein Sohn Ladislaus (1386 bis 1414) behauptete sich nach langem Kampfe gegen Ludwig Ii. von Anjou, machte dem Kaiser Sigismund einige Jahre die ungarische Krone streitig, starb 1414. Seine Schwester und Erbin Johanna Ii., ein sitten- loses Weib, vertrieb 1419 ihren Gemahl Jakob von Bourbon, wurde aber durch Ludwig Iii. von Anjou so bedrängt, daß sie Alfons V. von Aragonien zu Hilfe rief und ihn (1420) adoptierte. Als er den Re- genten spielen wollte, adoptierte die erbitterte Königin Ludwig Iii. von Anjou, mit dem sie sich bis zu seinem 1434 erfolgten Tode gut vertrug. Sie starb 1435, nachdem sie die Nachfolge dem Bruder Ludwigs Iii., Rene von Anjou, testiert hatte; allein dieser wurde 1442 von Alfons V. von Aragonien vertrieben, und überließ, wie später sein Bruderssohn, Karl von Maine, der letzte Anjou (ch 1481), alle seine Ansprüche der Krone Frankreich. Die Kämpfe um die Herrschaft über Italien. Die französischen Könige Karl Viii. und Ludwig Xu. in Italien (1495 und 1499). Der Bund Peters von Medici mit dem Aragonier Ferdinand Ii. von Neapel (dem zweiten Nachfolger Alfons V., der Neapel seinem

5. Bd. 1 - S. 973

1883 - Leipzig : Engelmann
§. 528. 6. Ungarn. 973 die Küsten des schwarzen, adriatischen und Baltischen Meeres und Begriff Völker von sehr verschiedenen Sitten, Sprachen und Culturstufen in sich; aber so groß war sein Herrschergeist, daß er an der Mündung der Weichsel wie an der Save gleich geliebt und gefürchtet war. Durch seine italienischen Kriegszüge (§. 511) wurden die Ungarn mit den Vortheilen der Civilisation vertraut und folgten nun gerne seinen Anordnungen. Die Hügel um Tokay wurden mit Reben Bepflanzt, die Gesetzgebung erhielt treffliche Verbesseruugen, die Bürger und Bauern wurden gegen Druck und Willkür sicher gestellt; Bildungsanstalten (Universität in Fünfkirchen) traten ins Leben. — Nach Ludwigs Tod wurde Ungarn abermals die Beute wüthender Parteien und Thronkämpfe, Bis sich zuletzt, nachdem Karl von Durazzo aus Neapel (§. 511) auf Anstiften der Königin Wittwe Elisabeth in der Königsburg vor ihren Augen ermordet worden, Ludwigs Schwiegersohn, der deutsche Kaiser Sigismund, mehr durch Nachgeben als Kraft, sowohl gegen die Großen, die ihn einst einige Monate 1404, gefangen hielten, als gegen die Osmanen und andere Feinde, in der Herrschaft Behauptete und Bei seinem Tode die ungarische Krone seiner zuerst mit Al- 1437-Brecht von Oesterreich, dann mit Wladislav von Polen vermählten Tochter Elisabeth hinterließ. Unter Sigismund erhielt die Nationalrepräsentation ihre Ausbildung. Vier Stande, Prälaten, hoher und niedereradel und St ädteabgeordn et e, sollten Über Noth und Nutzen des Reichs Berathen und beschließen; die beiden ersten führen den Namen Magnaten, wahrend unter der Benennung Stände meistens nur die beiden letztem verstanden werden. Seit dem Reichstag von 1405 verstand Sigismund durch kühne Reformen „das Bürgerthum zu heben, die Zahl und den Wohlstand der Städte zu steigern; indem den Gutsunterthanen das Recht gegeben ward, in die Städte zu ziehen und an ihren Rechten und Freiheiten Theil zu nehmen, kam auch in die bürgerliche Bevölkerung ein neuer Impuls, der auf ihr Verhältniß zu den Gutsherren günstig einwirken konnte. Auch dem zahlreichen kleinen Adel wurden manche Begünstigungen zugewandt; vor Allem auf ihn war das Banderium des Königs berechnet, der Anfang eines stehenden Heeres, durch das die Krone von dem guten Willen der Magnaten und ihrem Dienstgefolge unabhängig wurde." Von dem an bildeten die „Stände" ein verfassungsmäßiges Gegengewicht gegen die Tafeln der Reichsfürsten oder der „Staaten". §• 528. Nachdem Wladislav in der Schlacht von Varna (§.534) wider die osmanischen Türken gefallen, führte der heldenmüthige Hunyad m*. (Woiwode von Siebenbürgen) die Reichsverwesung von Ungarn für Albrechts minderjährigen Sohn Ladislaus (Posthumus) und Bekämpfte zuerst die streit» Baren Osmanen mit Glück und Ruhm. Nach Huuyads Tode verhängte der undankbare, mit Mißtrauen erfüllte König schwere Verfolgungen über dessen Geschlecht, das er ganz ausgerottet haben würde, wäre er nicht selbst im nächsten Jahr ins Grab gesunken. Nun führte die ungarische Nation Hunhads 1457- kräftigen Sohn Matthias Corviims aus dem Kerker auf den Thron, wo er Matthias sich während einer zweiunddreißigjährigm ruhmvollen Regierung als würdigen m»-» Nachfolger Stephans des Heiligen und Ludwigs des Großen Bewies. Matthias glänzte in den Künsten des Krieges wie des Friedens und alle seine Handlungen tragen eine großartige Prägung. Er hielt die Macht der Osmanen in Schranken und entriß ihnen Bosnien, er zwang Friedrich Iii. zur Flucht aus Wien und zu Beträchtlichen Abtretungen in den österreichischen Staaten; er

6. Bd. 1 - S. 568

1835 - Eisleben : Reichardt
568 Oesterreich. linken Theiß beriefen die Könige von Ungarn 1141 Kolonisten aus Deutschland, welche nebst vielen Dörfern Sieben Burgen (fe- ste Städte) anlegten, woher das Land den Namen Siebenbür- gen erhielt. Eine große Beschränkung erlitt die königl. Gewalt unter Andreas 11., der durch seinen nach Palästina unternomme- nen Zug den Großen des Reichs Gelegenheit gab, seine Abwesen- heit zur Vergrößerung ihrer Gewalt zu benutzen, so daß er 1222 auf dem Reichstage in die großen Vorrechte de§ Adels und der Geistlichkeit, welche die Grundlagen der heutigen Ungarischen Kon- stitution ausmachen, einwilligen und ihnen eine eigene Urkunde (die goldene Bulle oder den Gnadenbrief) ausfertigen mußte. Mit Andreas 111. starb 1301 der Arpadische Königsstamm aus und von mehreren Mitbewerbern behauptete endlich Karl Robert, aus dem Hause Anjou, ein Enkel der Tochter des Ungarischen Königs Stephan V. den Thron; sein Sohn und Nachfolger Lud- wig I. der Große (von 1342 — 1382) war der mächtigste König Ungarns, denn er nahm den Venezianern ganz Dalmatien wieder, machte die Fürsten der Moldau, Wallachei, Bosniens und Bulgariens von sich abhängig und bestieg nach dem Tode seines Oheims auch den Thron von Polen, so daß er zuletzt vom Adria- tischen und Schwarzen Meere bis zur Ostsee herrschte. Er hinter- ließ keinen Sohn, sondern bloß'zwei verheirathete Töchter. Von seinen Schwiegersöhnen bekam Sigismund König von Böhmen, und zugleich Deutscher Kaiser aus dem Hause Luxemburg stam- mend (als Mitregent seiner Gemahlin Maria 1.) Ungarn, und Iagello, Großherzog von Lithauen, Polen. Nach Sigismunds 1457 erfolgten Tode und nach der kurzen Regierung der beiden Ladislaus, die ohne Kinder starben, erwählten die Ungarn Ma- thias Corvinus den Sohn des tapfern Johann Hunyades, zu ihrem Könige, der zu den größten Königen Ungarns gehört, seine Eroberungen bis zur Oder und über einen Theil Oesterreichs ausdehnte, und auch Wien eroberte, wo er 1490 starb. Nach seinem Tode kam der Ungarische Thron wieder an die Böhmisch- Luxemburgische Linie, indem die Ungarn den König von Böhmen Wladislaw 111. zu ihrem Könige erwählten, welcher im Kriege ge- gen die Türken unglücklich war, so wie dessen Sohn Ludwig 11., der 1526 in der Schlacht bei Mohatsch mit den vornehmsten Magnaten des Reichs umkam, hinterließ keine Kinder, und da seine Schwester Anna mit dem Erzherzog Ferdinand von Oester- reich , dem Sohne des Kaisers Maximilian 1. verheirathet und überdies dem Oesterreichischen Hause schon früher durch die Staats- Verträge von 1463 und 1506 das Erbrecht auf das Königreich Ungarn ausbedungen war: so wählte die Mehrheit der Ungarn Ferdinand, der später auch Kaiser unter dem Namen Ferdinand 1. wurde, zum König. Ein Theil der Nation aber rüste einen Un- gar, Namens Johannes von Zapolya, Grafen von Zips und Woy-

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 272

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
272 Deutschland und Italien sinken. in das Land und brannten wie die Hussiten. Aber der Pfalzgraf Fried- rich griff seine Feinde an, als sie bei Seckenheim auf einer Au standen, die der Neckar beinahe ganz umschlang (30. Juni 1462). Die Fürsten konnten nicht durchbrechen und wurden sämmtlich gefangen auf das Schloß nach Heidelberg gebracht, aus dem sie nur gegen große Summen frei wurden; auch bei Seckenheim fochten Schweizer. In Thüringen und Sachsen dauerte zwischen dem Kurfürsten Fried- rich und dem Herzog Wilhelm ein Bruderkrieg fünf Jahre lang (1446 bis 1451). In Böhmen begannen nach Albrechts Ii. Tod vieljährige Unruhen. Rechtmäßiger Kronerbe war Albrechts Ii. Sohn Ladislaus (Wladislaw), Posthumus genannt, weil er nach dem Tode des Vaters geboren war. Sein Vormund war sein Vetter Kaiser Friedrich Hl.; dieser behielt den unmündigen Prinzen bei sich, als die böhmischen Stände denselben zum König begehrten, weil er ihn nicht zum Spiel- balle der Parteien hergeben wollte, und ermahnte die Stände, bis zur Volljährigkeit des Thronerben eine Regentschaft einzusetzen. Diese wähl- ten (1441) zwei Statthalter; die Kalirtiner, zugleich die nationale d. h. tschechische Partei, setzten Ptaczek von Lippa durch, die Katholiken, die deutsche Partei, den Mainhard von Neuhaus. Als Ptaczek 1444 starb, erhielt er den Georg Podiebrad zum Nachfolger, der bald darauf sich Prags durch einen Handstreich bemächtigte, den Mainhard von Neuhaus verhaftete und im Gefängniß sterben ließ und seitdem auf die Kalirtiner gestützt Böhmen mit königlicher Gewalt regierte. In Ungarn wählte ein Theil der Stände den polnischen König Wladislaw, obwohl. Ladis- laus Posthumus bald nach seiner Geburt in Stuhlweißenburg gekrönt worden war; den deßwegen ausgebrochenen innern Krieg konnte Papst Eugen Iv., dessen Worten die von den Türken drohende Gefahr Nach- druck gab, dahin vermitteln, daß der polnische König bis zur Volljäh- rigkeit des Ladislaus auch die ungarische Krone tragen sollte. Als der Pole 1444 bei Varna gegen die Türken gefallen war, wurde Ladis- laus (Vi.) auf dem Felde Nakos bei Pefth zum König, zugleich aber der Held Johannes Hunyades zum Statthalter des Reichs ernannt, der nur durch das Vordringen der Türken von seinem Vorhaben abgehalten wurde, den minderjährigen König dessen Vormund, dem Kaiser Fried- rich Iii., mit Waffengewalt zu entreißen. Das gleiche beabsichtigte eine Partei im Herzogthum Oesterreich selbst und Friedrich Iii. entschloß sich des Friedens wegen seinen 13jährigen Mündel seiner Obhut zu entlassen und dem Grafen Ulrich von Cilly, einem Neffen der Kaiserin Barbara, der Wittwe des Kaisers Sigismund, zu übergeben. Ladislaus war demnach seit November 1452 dem Namen nach König von Ungarn und Böhmen, Herzog von Oesterreich und Markgraf von Mähren, er ließ sich aber von dem Grafen von Cilly regieren, während Podiebrad in

8. Geschichte des Mittelalters - S. 275

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 39, 5. Der Norden und Osten. 275 selben in der Schlacht bei Tannenberg 1410. Wladislavs Sohn Wladislav Iii. (1434—1444) vereinigte Ungarn wieder mit Polen und fiel im Kampfe gegen die Türken bei Varna. Dessen Sohn Kasimir Iv. (1447—1492) schloß mit dem deutschen Orden den Frieden zu Thorn 1466, der Westpreußen zu einem Besitz, Ostpreußen zu einem Lehn der polnischen Krone machte. Aber trotz dieser Gebietserweiterung blieb Polen in der Kulturentwickelung und Machtentfaltung zurück. Bei jedem Thronwechsel wußte der Adel seine Vorrechte zu mehren und die Königsmacht zu schwächen, von Osten her drängten die Russen (Teil Iii, §. 11, 1), von Süden her die Türken erobernd gegen dasselbe vor. Ungarn hatte unter Kaiser Heinrich Iii. die deutsche Oberhoheit anerkannt, war aber dann wieder unabhängig geworden. Als mit Andreas Iii. das Haus Arpad (1301) erlosch, wurde Ungarn ein Wahlreich und erhielt einen Urenkel Stephans V., Karl Robert, aus dem Hause 2lnjou von Neapel zum König (1308 —1342). Dessen Sohn Ludwig der Große (1342 bis 1382) erhob Ungarn auf den Gipfel seiner Macht. Er erwarb Polen, eroberte die Walachei, Bulgarien und Dalmatien, verbesserte die Rechtspflege, förderte den Land-und Weinbau (Tokaier) und schützte Bürger und Bauern gegen Druck und Willkür. Durch die Vermählung seiner Tochter Maria mit dem nachmaligen Kaiser Sigismund erhielt Ungarn mit dem deutschen Reich denselben Fürsten. Sigismund vererbte Ungarn seinem Schwiegersohn Albrecht Ii. von Östreich, von dem es an seinen unmündigen Sohn Ladislaus (Posthumus) überging. Für diesen führte der Fürst von Siebenbürgen Hunyadi die vor-mundschaftliche Regierung und verteidigte das Land tapfer gegen die Türken. Nach dem Tode des Ladislaus erhoben die Ungarn den Sohn Hunyads, Matthias Corvinus (1458—1490), auf den Thron. Dieser behauptete sich auf demselben gegen den Kaiser Friedrich Iii., welchen er bis Östreich und Steiermark zurückdrängte, eroberte Mähren, Schlesien und die Lausitz und entriß den Türken die Moldau und Walachei. Er förderte Kultur und Bildung, zog Künstler und Gelehrte in sein Land und errichtete die Universität Ofen. Aber mit seinem Tod verschwand die kurze Blüte Ungarns wieder. Es wurde mit Böhmen vereinigt, die Magnaten beschränkten die königliche Gewalt und rissen die Macht des Landes an sich, von außen drangen die Türken ein. Als der letzte König Ludwig Ii. in der Schlacht bei Mohacz 1526 fiel, kam Ungarn an den mit 18 *

9. Theil 2, Abth. 5 - S. 167

1826 - München : Lentner
Wahl führten ihn, nach dem Tode seines Oheims, des Königs Casimir (1570) auf den Thron von Polen, und seine Siege zum Erwerbe Dalmatiens von den Venetia- nern (1581). Iii. Ludwig hinterließ zwey Töchter, Maria und Hedwig. Die jüngere erhielt Polen, und vermählte sich mit dem zum Christenthume übergegangenen Herzog Za- gello von Litthauen. Die ältere, Maria, welche in Un- garn succedirte, vermählte sich 1585 mit dem luxembur- gischen Prinzen Sigismund, dem damaligen Markgra- fen von Brandenburg und nachherigen Kaiser. Doch diese Negierung ward sogleich im Anfänge von wilden Stür- men erschüttert. Der König Carl von Durazzo von Nea- pel machte Ansprüche aufungarn, kam dahin, und schwang sich (Dec. 1585) auf den Thron, ward aber nach einem Monate ermordet. Ob nun gleich Sigismund 1587 durch die Wahl der Nation den Thron bestieg: so wirkte doch immer eine mächtige Partey gegen ihn, die nach Mariens Tode (1505) um so bedeutender wurde, je weniger man Ursache hatte, mit Sigismunds Lebensweise und Negie- rungsart zufrieden zu seyn, und je mehr die Türken seit 1596 das Reich beunruhigten. Die Nation rief den Sohn des ermordeten Carl, Ladislav von Neapel, zuin Könige aus; dieser fühlte aber keine Neigung nach Un- garn zu gehen. Doch wurde Sigismund fast ein halbes Jahr (1599) von den unzufriedenen Ungarn eingesperrt; und nur ihre Uneinigkeit über die Wahl seines Nachfol- gers verschaffte ihm die Freyheit wieder. Zn diesen Zei- ten der Unordnung kam von Ungarn Nothreußen, Podo- lien und die Walachey an Polen; die Venetianer brach- ten Dalmatien wieder an sich; auch mußte Sigismund 15 Städte an Polen verpfänden. Zn Hinsicht auf die innere Verfassung bestand der Reichstag aus den Präla- ten, den Baronen, dem Adel und den Städten. Die er-

10. Geschichte des Mittelalters - S. 276

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
276 Das Mittelalter. Kamps zwischen Frstentum u. Monarchie, Stdten u. Adel. von Kroatien, sein mchtigster Anhnger, ermordete sogar die Knigin-Witwe. Aber Sigismund, der 1385 sich mit Maria vermhlt hatte, gewann durch Untersttzung seines Bruders Wenzel die Oberhand und 1387 die Krone. Doch hatte er bald mit den unruhigen Groen, bald mit den Trken zu schaffen, die ihm bei Nikopoli an der Donau eine schwere Niederlage bei-brachten (1396). Die unruhigen Adeligen in Ungarn und Siebenbrgen be-dienten sich sogar gegen ihn der Trkenhilfe und hielten ihn (1401) in Ofen 18 Wochen lang in Gefangenschaft, aus der ihn erst die Luxemburger befreiten. Mit Hilfe des Adels demtigte er jetzt den hohen Klerus und erlie ein Landes-gesetz, durch welches die Geistlichen in weltlichen Dingen dem weltlichen Gericht unterstellt wurden, wie es die eidgenssischen Bauern einige Jahre vorher auch angeordnet hatten. Den Handel in Ungarn befrderte er durch vernnftige Zollgesetze, den Bauern gab er freien Zug in die kniglichen Städte und berief zum Reichstage Abgeordnete des Komitatsadels und der kniglichen Städte, so da derselbe aus zwei Tafeln bestand: status et ordines. Mit Venedig mute er als ungarischer König einen dreijhrigen blutigen Krieg führen (14101413), weil dasselbe das ihm von Ladislaus von Neapel (1409) um 100 000 Dukaten verkaufte dalmatische Kstenland nicht herausgab und gleichzeitig seine Herrschaft in der Lombardei ausbreitete. Zwischen Conegliano und Sacile erfocht die strmische Tapferkeit der Ungarn einen glnzenden Sieg (5. Januar 1412), aber ihr Feldherr d'ozora trat, durch venetianisches Geld besiegt, den Rckzug an. Nach wechselvollem Kampfe wurde ein fnfjhriger Waffenstillstand geschlossen, der wesentlich zu Gunsten der Venetianer ausfiel. In Italien hielt sich Sigismund lngere Zeit auf, aber ohne Ruhm zu ernten, und ward durch seine Geldbedrfnisse den Freunden zur Last. Als Ladislaus von Neapel den Pisaner Papst Johann Xxiii., Balthasar Cosfa, aus Rom vertrieb, verkndete dieser, von rein weltlichen Rcksichten geleitet, nicht nur einen Kreuzzug gegen denselben und schrieb fr die Teil-nhme einen Abla aus, der besonders bei den schon lnger religis auf-geregten Tschechen gewaltigen Sturm erregte, sondern wandte sich auch an Sigismund, der als Schutzherr der Kirche Johann Xxiii. (am 9. Dezember 1413) zur Berufung eines allgemeinen Konzils auf 1. November 1414 nach Konstanz bestimmte, um das kirchliche rgernis zu heben. l>. Kirchliche Zerrttung (13781414). Gregor Xi. (13701378), ob seiner Kenntnisse und seines sittlichen Ernstes hoch angesehen, hatte durch Ernennung von zwlf neuen Kardinlen den altern Mitgliedern des Kollegiums das bergewicht entwunden und 1377 seinen Sitz wieder nach Rom verlegt, dessen unruhige Bevlkerung ihm aber

11. Der Uebergang zur Neuzeit - S. 33

1917 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
— 33 — Herzogtum Sachsen kamen). Sie haben das durch Kriege entvölkerte Land der Kultur gewonnen, während die kriegerischen Magyaren jeder harten Arbeit abhold waren und sind. Auch hier wie in Polen errang der Adel große Macht, 1222 erzwang er von König Andreas Ii. die „goldene Bulle", eine Art ungarischer Magna Charta, die dem Adel gegen die einzige Kriegsdienstpflicht Steuerfreiheit gewährte. Später traten Adel und Geistlichkeit zu einem Reichstag zusammen, der sogar Recht über Krieg und Frieden gewann. Seit 1241 wurden Infolge der mongolischen Verwüstungen wieder zahlreiche deutsche Kolonisten ins Land gezogen. 1301 starb das Haus Arpad aus, und nun Herrschte lange Zeit dort das Haus Anjou, das von Neapel herübergekommen war. Zu ihm gehörte Ludwig der Große, der auch König von Polen ward. Auf diesen folgte sein Schwiegersohn, Kaiser Siegmund, der besonders von den Türken bedrängt wurde. Nach seinem Tode wählte man seinen Schwiegersohn Albrecht Ii. von Oesterreich, und als dieser 1439 starb, Wladislaw Iii. von Polen; doch dieser fiel in der Schlacht von Varna 1444 gegen die Türken. Nun wurde für Albrechts jungen Sohn Ladislaus (Posthumus = der Nachgeborene) als Regent der tapfere Türkenbesieger Johann Huny adi eingesetzt, und als Ladislaus 1457 plötzlich starb, erhoben die Magnaten den Sohn Johanns, Matthias Corvinus zum Könige. So war in Ungarn ein nationales Königtum entstanden. 5. Böhmen. Auch in Böhmen wurde ein nationales Königtum geschaffen. Hier war für Ladislaus Posthumus als Regent der Huffit Georg Podiebrad eingesetzt, und als Ladislaus starb, erklärten die Tschechen, daß sie „einen Tschechen und keinen andern zum Könige wollten". Obwohl sich mehrere, unter ihnen die Hohenzollern Friedrich von Brandenburg und sein Bruder Albrecht, ferner Ludwig von Bayern um die Krone bewarben, setzte Pobiebrab seine Wahl durch, inbem er die katholische Partei im fianbe und den Papst durch das Versprechen gewann, die Ketzerei abzuschwören und zu unterbrücken. Er hat bieses Versprechen burchzuführen gesucht, aber ohne Erfolg, im Gegenteil, er schuf sich baburch Feinde im eigenen Lanbe und erschien boch bett Katholiken und dem Papst oerbachtig. Sein Streben ging noch höher, er wollte Römischer König werben und war daher sogar geneigt, dem Papst das Recht der Besetzung des beutfchen Thrones zuzugestehen, aber die Utraquisten in feinem eigenen Lanbe vereitelten sein Streben nach der beutfchen Königskrone. Umschau. 1. Nicht nur Frankreich und England, sondern auch die nordischen Reiche, die Schweiz, Burgund, Polen, Böhmen und Ungarn standen dem Reiche selbständig und meist feindlich gegenüber. 2. Nicht nur deutsches Gebiet zu erlangen war ihr Streben, sondern sie suchten sogar Deutschland das Kaisertum zu entwinden. Bar, Deutsche Geschichte. V. z

12. Das Mittelalter - S. 129

1885 - Heilbronn : Henninger
24. Kapitel. Der Nordosten, Osten und Südosten Europas. 129 schütteln und die nationale Selbständigkeit lierzustellen; die kirchliche war schon vorher dadurch sozusagen von selbst entstanden, dafs Konstantinopel 1453 türkisch wurde und damit der Patriarch von Konstantinopel die Autorität über die aufserhalb der Türkei wohnenden orientalischen Christen verlor. c. Die Magyaren oder Ungarn wurden nach ihrer Niederlage auf dem Lechfelde (S. 56j durch die Könige Geisa I. und Stephan den Heiligen (997 — 1038) zum Christentum bekehrt; letzterer teilte das Land auch in Gespanschaften (Komitate, Grafschaften) und liefs durch die Gespane das Kriegswesen, die Verwaltung und Finanzen leiten, ln der Mitte des 12. Jahrhunderts zogen aut Einladung Geisas 11. Scharen von flandrischen und niederdeutschen Bauern — vgl. das S. 73 Bemerkte — nach Siebenbürgen, um das Land urbar zu machen; diese „Sachsen“ waren Träger einer höheren Kultur, als sie der kriegerische, aber harter Arbeit abholde Stamm der Magyaren vertrat, und sind es heute noch; ihre jetzt hart bedrohten und schon sehr verkürzten I reiheiten beruhen auf alten Königsbriefen aus der Zeit, da man sie ins Land berief, das ohne ihre fleifsigen Hände wild und wertlos geblieben wäre. Der Adel und Klerus Ungarns erzwangen 1222 von König Andreas Ii. die „goldene Bulle“, eine Art ungarischer Magna Charta, welche allmählich so erweitert wurde, dafs der von weltlichen und geistlichen „Magnaten“ (= Grofsen) gebildete Reichstag (Nationalkonvent) das Recht über Krieg und Frieden hatte. Seit das Haus Arpad ausgestorben war (1301), wurde auch der Thron Ungarns durch Wahl besetzt; eine Zeit lang mit Angehörigen des Hauses Anjou von Neapel, so mit Ludwig dem Grofsen (1342—1382), später (1392) mit Sigismund, dem Sohne Kaiser Karls Iv. (S. 103), der freilich gegen die Türken ohne Lrfolg kämpfte. Nach dessen Tode (1437) wählte man seinen Schwiegersohn Albrecht H., und als auch dieser 1439 starb (S. 107), Ladislaus Ul. von Polen, welcher 1444 bei Varna gegen die Türken fiel. Nun wurde für Albrechts jungen Sohn Ladislaus Postumus (S. 108) der tapfere Türkensieger Johann Hunyadi „Gubernator“; und als Ladislaus 1457 plötzlich aus dem Leben schied, erhoben die Magnaten 1458 Johann Hunyadis Sohn Mathias Corvinus zum König (1458— 1490), welcher nicht blofs gegen die Türken und andere Feinde erfolgreich stritt, sondern auch in Ofen-Pesth eine Universität errichtete und die geistige wie die materielle Kultur allseitig förderte. Egelhaaf, Grundzüge der Geschichte. Ii. 9

13. Die Weltgeschichte - S. 150

1881 - Heidelberg : Winter
150 Kap. 43. §. 166 u. 167. Preußen und Ungarn. die Neumark und Samogitien erwarb, sodaß sein Gebiet zuletzt die ganze Ostseeküste von Danzig bis Narwa umfaßte, so gewann Preußen auch hohes Ansehen im Ausland und erreichte unter seinem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351 — 1382) den Gipfel seiner Macht und seines Wohlstandes. Allein beständige Kriege mit den wilden Littauern und mit den Polen hemmten die Fortentwicklung, und mit dem schwindenden Geiste des bessern Rittertums artete der Orden aus und büßte allmählich durch innern Zwist im Kampf mit den Polen seine Selbständigkeit ein. Schon im Jahre 1410 verlor der Orden durch die Niederlage bei Tannenberg gegen Jagello seine vorige Kraft. Nur der tapfern Verteidigung Marienburgs durch Heinrich Reuß von Plauen verdankte er noch seine Rettung und durch Abtretung von Samogitien den billigen Frieden von Thorn (1411). Als aber nachher zu den fortgesetzten Kämpfen mit den Polen auch innere Gährungen kamen und die Ordensstände (d. i. der Landadel und die Städte) Anteil an der Regierung verlangten, so führten Zugeständnisse zu weiteren Forderungen, und als man diese verweigerte, bildete sich der sogenannte preußische Bund, der, als man zu seiner Auflösung schreiten wollte, sich den Polen in die Arme warf. Dadurch entstand ein 13jähriger landverheerender Krieg, der im (zweiten) Frieden von Thorn (1466) mit dem in § 165 erwähnten Verlust der Selbständigkeit des Ordens und der Abtretung wichtiger Gebiete endete. Ganz Westpreußen wurde mit Polen vereinigt, Ostpreußen, das dem Orden verblieb, wurde polnisches Lehen und erhielt Königsberg zum Ordenssitz. (167.) Ungarn war bis zum Jahre 1301 ein Erbreich unter der ar-padischen Dynastie (§ 126). Nach dem Erlöschen derselben wurde Ungarn ein Wahlreich und kam an einen König vom Hause Anjou von Neapel, Namens Karl Robert, dessen Sohn Ludwig der Große (1342—1382, Bruder des Königs Andreas von Neapel) ruhmvolle Kriege führte und, als er 1370 die Krone Polens erhielt, Ungarn auf eine hohe Stufe der Wohlfahrt hob. Da er auch die Walachei, Bulgarien, Dalmatien und (wenn auch nur vorübergehend) Galizien eroberte und also mit Hinzurechnung Polens von dem nördlichen Uferstrich der Netze bis zum Hämus und vom adriatischen bis zum schwarzen Meere gebot, so war er damals der mächtigste Herrscher in Europa. Er hob die Kultur des Landes, schuf Bildungsanstalten, verbesserte die Gesetzgebung und schützte die Bürger und Bauern gegen den Druck des Adels. Durch seine Tochter und Nachfolgerin Maria erhielt deren Gatte, der nachmalige Kaiser Sigismund (§ 136 a. E.) und nach, dessen Tode durch beider Tochter Elisabet der Herzog Albrecht Ii von Österreich, Sigmunds Nachfolger im deutschen Reich, die Krone von Ungarn, die aber nach dessen Tode an den polnischen König Wladislav kam. Unter Sigismund bildete sich die ungarische Nationalrepräsentation, welche aus vier Ständen, nämlich der hohen Geistlichkeit und dem hohen Adel (die beide den Namen Magnaten führten), dem niederen Adel und den Städteabgeordneten bestand. Nachdem Wladislav gegen die Türken bei Varna 1444 mit dem größten Teile seines Heeres gefallen war, kam Ungarn an des Kaisers Albrechts Ii nachgebornen, minderjährigen Sohn Ladislaus und dadurch unter die vormundschastliche Regierung des Woiwoden oder Fürsten von Siebenbürgen, Äohann Hunyadi, der durch seine große Tapferkeit 1456 Ungarn, diese Vormauer der Christenheit gegen die Türken,

14. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 273

1877 - Berlin : Herbig
Der Norden und Osten. 273 Ungarn unter den Arpaden vom 9. Jahrhundert, wo sie zwischen Karpathen und Sawe feste ¡Sitze nehmen, bis 1301. Das Cliristen- thum wird eingeführt durch den heiligen Adalbert. Erster christ- licher König von Ungarn: Stephan der Heilige (um 1000). Ein- wanderung zahlreicher Deutscher. Kirchliche Eintheilung des Landes in 10 Bisthümer, politische in 72 Comitatus (Gespanschaften). Bildung einer mächtigen Aristokratie, Magnaten. Die goldene Bulle, dem Könige Andreas Ii. (Zeitgenossen de3 Kaisers Friedrich Ii.) nach seiner Rückkehr von einem Kreuzzuge (s. 8. 235) abgepresst, bildet die Grundlage der Privilegien des ungarischen Adels. Nach dem Erlöschen der Arpaden, Ungarn unter dem Hause Anjou (1308 — 1382), Blüthezeit unter Ludwig dem Grofsen (1342 bis 1382), der die Walachen unterwirft, von Venedig Dalmatien erwirbt und 1370 auch den polnischen Thron besteigt. Unter König Sigismund aus dem Hause Luxemburg (1387 bis 1437) Verfall des Reiches, Dalmatien wieder verloren. Albrecht von Oesterreich (1438—1439), dann Wladislaw Iii. von Polen gewählt, der bei Varna (1444) gegen die Türken fällt, darauf Albrechts un- mündiger Sohn Ladislaus Postumus. Der Reichsverweser Johann Hwnyadi besiegt die Türken bei Belgrad (1450), nach seinem und des Ladislaus Tode Hunyadis Sohn Matthias Gorvinus (1458—1490) König. Nach dessen glänzender Regierung wird Ungarn unter Ladis- laus Ii. mit Böhmen vereinigt und dem Erzherzoge Maximilian die Nachfolge zugesichert. Herrschalt der Osmanen, turkoinannischer Nomaden, um 1300 durch. Osman I. in Kleinasien begründet. Von seinen Nachfolgern Urchan, Mur ad I. und Bajazet 1. wird die türkische Herrschaft im 14. Jahr- hundert'"nach Europa gebracht (Adrianopel Residenz). Durch die Mongolen unter Timur Lenk (d. h. der Lahme), gewöhn- lich Tamerlan genannt, wird die Entwickelung der osmanischen Macht ■vorübergehend gehemmt, Bajazet 1402 bei Angora geschlagen und ge- fangen. Einer von Bajazets Nachfolgern, Muhammed Jj„ macht dem Byzantinischen Reiche (seit 1201 unter der Herrschaft der Pa- laeologen) durch die Eroberung Constantinopels 1453 ein Ende. Griechische Gelehrte flüchten nach Italien, lehren an den dortigen Universitäten und geben den Anstofs zu einem erneuten Studium der Ii

15. Geschichte des Mittelalters - S. 302

1866 - Freiburg im Breisgau : Herder
302 Deutschland und Italien sinken. einem Neffen der Kaiserin Barbara, der Wittwe des Kaisers Sigismund, zu übergeben. Ladislaus war demnach seit November 1452 dem Namen nach König von Ungarn und Böhmen, Herzog von Oesterreich und Markgraf von Mähren, er ließ sich aber von dem Grafen von Cillp regieren, während Podiebrad in Böhmen herrschte und Hunyades Un- garn gegen die Türken vertheidigte. Letztern versuchte Cillp zu stürzen und als er 1456 gestorben war, übertrug er seinen Haß auf dessen Söhne Ladislaus und Mathias Korvinus; dafür wurde er von deren Anhängern zu Belgrad bei einem in Gegenwart des Königs ausge- brochenen Wortwechsel erschlagen. Der König fand erst im folgenden Jahre Gelegenheit, die Gewaltthat zu strafen; Ladislaus wurde zu Ofen enthauptet, Mathias Korvinus aber als Gefangener nach Prag ab- geführt. Doch bald darauf starb der junge König selbst (November 1457); obwohl Friedrich Iii. dessen nächster Verwandter war, so gelang es ihm doch nicht, eine der erledigten Kronen auf sein Haupt zu setzen; die böhmische wurde durch die Wahl der Stände dem Georg Podiebrad zu Theil (Mai 1458), die ungarische dem Mathias Korvinus, den Podie- brad mit seiner Tochter verlobte und aus Prag nach Ungarn entließ, als er ihm 60,000 Dukaten versprochen hatte. Podiebrad regierte bis 1471 als kräftiger und gewandter Herrscher, obwohl er auch mit inneren Unruhen zu kämpfen hatte. Die Katholiken und Kalixtiner standen sich immer mißtrauisch und drohend gegenüber, und als Papst Pius Ii. (1462) die Prager Kompaktaten als schädlich aufhob, widersetzte sich Podiebrad und behauptete sich, obwohl er 1467 selbst von einem deut- schen Kreuzheere angegriffen wurde. Vor seinem Tode (22. März 1471) rieth er den böhmischen Ständen den polnischen Prinzen Wladislaw zum Könige zu wählen, was auch geschah; derselbe hatte aber an Mathias Korvinus einen gefährlichen Nebenbuhler, von dem er den Frieden mit großen Opfern erkaufen mußte. Dieser ungarische König (1458—1490) schlug die Türken mehr- mals zurück, behauptete auch die Oberherrlichkeit über Serbien und die Donaufürstenthümer, doch richtete er seine Waffen nicht vorzugsweise gegen die Türken, sondern entriß dem böhmischen Könige Wladislaw Schlesien, Mähren und die Lausitz, dem Kaiser Friedrich Iii. sogar Unter- österreich mit Wien, wo er 1490 an einem Schlagflusse starb. Der Kaiser hatte Oesterreich von Ladislaus (1457) geerbt, aber mit seinem bösen Bruder Albrecht theilen müssen, der auch die Wiener gegen ihn aufwiegelte, so daß diese ihn in der Burg belagerten und er dem Georg Podiebrad seine Befreiung verdanken mußte. Albrecht starb das Jahr darauf kinderlos und hinterließ Friedrich Iii. einen Theil der habsburgischen Länder, während der andere Theil an Sigismund fiel,

16. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 315

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Neapel und Sicilien. 315 rugia und Ferrara, und gab dadurch dem Kirchenstaat seinen heutigen Umfang. Neapel und Sicilien. Dem Mörder Konradins, Karl von Anjou, folgte dessen Sohn Karl Ii. (1284 — 1309), ein guter Regent; diesem Robert I. (1309 bis 1343), welcher einen fast gebieterischen Einfluß über Oberitalien ausübte. Er vermählte seine Enkelin und Erbin Johanna I. mit dem Prinzen Andreas (einem ungarischen Anjou), allein die Königin haßte diesen ihren Gemahl, der 1345 nicht ohne ihre Schuld ermordet wurde, worauf sie ihren Vetter, den Prinzen Ludwig von Tarent, cheirathete. Die Folge eines derartigen Weiberregimentö war vollständige Anarchie, daher der ungarische König Ludwig 1348, der den Mord seines Bru- ders Andreas zu rächen kam, mit leichter Mühe siegte; er vertrieb Jo- hanna und ihren Gemahl, ließ dessen Bruder, den Prinzen Karl von Durazzo, als Mitschuldigen hinrichten und führte die andern Prinzen nach Ungarn ab. Nachdem er in sein Reich zurückgekehrt war, empörte sich Neapel gegen die ungarische Herrschaft, Johanna I. kam zurück, und 1351 schloß Ludwig mit ihr Frieden. Nach dem Tode ihres zweiten Gemahls (1362) heirathete Johanna den Jnfanten Jakob von Majorka (Aragonien), und als auch dieser gestorben war (1376), Otto von Braunschweig, der ihr als tüchtiger Feldherr gute Dienste leistete. Die kinderlose Königin adoptierte ihren Vetter Karl den Kleinen von Du- razzo, und als dieser sie durch Usurpation erzürnte (1379), den Lud- wig I. von Anjou (aus der französischen Familie der jüngern Anjou), allein sie wurde von Karln gefangen und 1382 ermordet. Dieser herrschte nun als Karl Hl., vereitelte die Unternehmung seines Neben- buhlers Ludwig von Anjou, der 1384 in Italien starb, wurde aber 1386 in Ungarn ermordet, dessen Krone er ansprach. Sein Sohn La- dislaus (1386 —1414) behauptete sich nach langem Kampfe gegen Lud- wig Ii. von Anjou, machte dem Kaiser Sigismund einige Jahre die ungarische Krone streitig, starb 1414. Seine Schwester und Erbin Jo- hanna H., ein sittenloses Weib, vertrieb 1419 ihren Gemahl Jakob von Bourbon, wurde aber durch Ludwig Iii. von Anjou so bedrängt, daß sie Alfons V. von Aragonien zu Hilfe rief und ihn (1420) adoptierte. Als er den Regenten spielen wollte, adoptierte die erbitterte Königin Ludwig Hi., mit dem sie sich bis zu seinem 1434 erfolgten Tode gut vertrug. Sie starb 1435, nachdem sie die Nachfolge dem Bruder Lud- wigs Iii., Nene von Anjou, testiert hatte; allein dieser wurde 1442 von Alfons V. von Aragonien vertrieben, und überließ, wie später sein Bru- derssohn, Karl von Maine, der letzte Anjou (gest. 1481), alle seine Ansprüche der Krone Frankreich.

17. Lehrbuch der Geographie - S. 464

1867 - Münster : Theissing
464 Erster Abschnitt. und Erbrechte auf Galizien u. Lodomerien erworben worden waren. In den Jah- ren 1141—1161 waren Deutsche in die Länder zwischen Maros und Aluta einge- wandert. 1222 zwangen die unzufriedenen Magnaten den König Andreas Ii. zur Ertheilung der goldenen Bulle und des Wahlrechts, welche beide erst 1687 auf dem Reichstage zu Preßburg wieder aufgehoben wurden. Nach Andreas Iii. folgten Herrscher aus verschiedenen Häusern, unter denen Ludwig I., d. Gr., der mächtigste war; er hatte auch die Krone Polens auf sein Haupt gesetzt. Die Kriege mit den Türken begannen am Ende des 14. Jahrh. (1392) und wähnen mit großer Heftig- keit die folgenden Jahrhunderte hindurch bis 1699 und brachten viel Wehe über das Land und seine Bewohner. Nachdem Ludwig Ii., welcher mit Maria, einer Enkelin des Ka-scrs, vermählt war, in der Schlacht bei Mohacs gegen die Türken gefallen war — unter seiner Regierung hatte sich auch die lutherische Lehre im Lande aus- gebreitet — wurde im I. 1526 Erzherzog Ferdinand« von Oesterreich, der spätere Kaiser Ferdinand I., zum König gewählt. Mit ihm ist Ungarn an das Haus Oe- sterreich gekommen. Ferdinand und seine nächsten Nachfolger hatten mit den Tür- ken noch schwere Kämpfe zu bestehen, auch drohten innere Wirren, die namentlich durch das Eindringen der Reformation hervorgerufen wurden, wiederholt die Losrei» ßung Ungarns vom österr. Hause, aber 1687 wurde vom Reichstage zu Preßburg die Erblichkeit der Krone Ungarns im Hause Oesterreich ausgesprochen. Im österr. Erbfolgekriege haben die Ungarn treu zur Kaiserin Maria Theresia gestanden und ih- rem Hause die wesentlichsten Dienste geleistet; die Reformen Josephs Ii. brachten dage- gen Währungen hervor, welche den Kaiser zum Widerruf nöthigten. Von der Zeit an trat der Magharismus mit maßlosen Forderungen auf, der glimmende Funke glühte fort, bis er 1848 zur hellen Flamme emporloderte. Eine offene Empörung, deren Haupt L. Kossuth und deren Ziel Losreißung von Oesterreich und Errichtung eines selbstständigen Magyareu-Staates war, mußte mit Waffengewalt niedergekämpft werden. Gegenwärtig wird der Kampf auf einem andern Felde gekämpft; die Un- garn haben Hoffnung, einen guten Theil ihrer Forderungen durchzusetzen. Seit der Verbindung mit Oesterreich ist der Regent Oesterreichs zugleich Kö- nig von Ungarn, vertreten durch einen Palatinus, welcher in der Regel zu Ofen residirt. Ein Reichstag, bestehend aus der Magnatcntafel (Prälaten und hoher Adel) und der Deputirtentasel, bestehend aus den Abgesandten des niedern Adels und der so genannten königl. freien Städte, hatten auf Gesetzgebung und Besteurung den größten Einfluß. Die Geschäftssprache war zumeist die lateinische, wenngleich keineswegs ein klassisches Latein gesprochen wurde. — Der Titel „Apostolische Majestät", welchen der Kaiser von Oesterreich als König von Ungarn führt, ist vom h. Stephanus entlehnt, der wie ein Apostel im Lande umherzog, das Christen- thum zu predigen. Gegenwärtig steht Ungarn unter einem Militär- und Civil-Gouverneur und zerfällt in 5 Distrikte: Preßburg, Kaschau, Groß-Wardeiu, Ofen-Pesth, Oedenburg. Ofen, Komorn, Munkacs, Szigeth, Leopoldstadt und Neuheusel sind Festungen. Ortschaften im Distrikt Preßburg: Preßburg (45,000 E.), an der Donau, gewöhnliche Residenz des Fürsten Primas von Ungarn, Erzbischofs von Gran, besitzt einen alten Dom, Fabriken und wichtigen Speditionshandel mit Landesprodukten; in der goth. Martinskicche wurden gewöhnlich die Könige gekrönt, nachdem sie auf dem nahen Königshügel das Stephansschwert nach allen vier Welt-

18. Das Mittelalter - S. 202

1876 - Leipzig : Baedeker
202 Die Häuser Anjou, Luxemburg und Oesterreich in Ungarn. §. 53. übten, die mit den höheren Hofbeamten und den Bischöfen als „Magnaten“ den Reichstag bildeten;. Doch stand dem raschen Auf- blühen Ungarns der Mangel einer festen Thronfolge entgegen. Schon Stephan’s Nachfolger, sein Schwestersohn Peter, wurde durch einen Gegenkönig vertrieben und von Kaiser Heinrich Iii. wieder eingesetzt, musste aber dessen Lehnshoheit anerkennen, s. S. 88. So ward die innere Ruhe theils durch häufige Thronstreitigkeiten gestört, theils durch Empörungen der Grossen, die dem Könige Andreas Ii. (1205—1235) einen Freiheitsbrief („die goldene Bulle“) ab- nöthigten (1222), welcher bis auf die neuere Zeit die Grundlage der Freiheiten des ungarischen Adels bildete. Am meisten aber litt Un- garn durch den verheerenden Einfall der Mongolen unter Batu, s.§. 40. König Bela Iv. (1235—1270) musste nach einer furchtbaren Nieder- lage (bei Mohi) ein Asyl in Oesterreich suchen, stellte aber nach dem Abzüge der Mongolen den Wohlstand des Landes bald wieder her (durch Berufung deutscher Colonisten, Ansiedlung der Kumanen zwi- schen Donau und Theiss). Doch kaum hatte es angefangen sich zu er- holen , als das Erlöschen des Arpadischen Stammes mit Andreas Iii. (1290—1301) neue Thronstreitigkeiten herbeiführte, bis 2. das Haus Anjou von Neapel (1307—1382) durch päpst- liche Mitwirkung obsiegte und dem Reiche in Karl Robert (einem Urenkel Stephan’s V.) und seinem Sohne Ludwig dem Grossen zwei Könige gab, deren kräftige und weise Regierung Ungarn zu einem der blühendsten Länder Europa’s erhob. Ludwig der Grosse (1342—1382) war, da er (als Neffe des kinderlosen Casi- mir Iii.) auch auf dem polnischen Throne folgte (1370), der mäch- tigste Herrscher in Europa, welcher über die Länder zwischenher Ostsee und dem adriatischen und schwarzen Meere gebot. Ihm folgte in Ungarn der Gemahl seiner ältern Tochter (Maria), 3. Sigmund aus dem Hause Luxemburg (1387—1437), während in Polen Ludwig’s jüngere Tochter Hedwig zur Königin ge- krönt wurde (s. S. 199), da der polnische Nationalstolz die Unter- ordnung unter ein fremdes Volk auf die Dauer nicht ertrug. Sigmund erlitt von den Türken die schwere Niederlage bei Nikopolis (1396) und verlor an diese Bulgarien, wie an die Venetianer Dalmatien, da- gegen wurde er nach dem Tode seines Bruders Wenzel (1419) auch König von Böhmen. 4. Ungarn zum ersten Male mit Oesterreich vereinigt (1437—1457). Auf Sigmund folgte sein Schwiegersohn Albrecht

19. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 871

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Österreich-Ungarn. 871 der Bildung, des Handels, des Völkerverkehrs. Noch jetzt sprechen und schreiben in Ungarn viel mehr Menschen deutsch, als magyarisch; das Deutsche wird überall in Ungarn verstanden, nicht aber das Magyarische. Denn was Heroen wie Ludwig und Matthias in der Kraftzeit des selbständigen Un- garns versäumt hatten, war später nicht nachzuholen. Nach Corviuus Tode sank Un- garns Macht und Bedeutung. Schon längst (seit dem Aussterben der Arpaden 1301) war das Reich unter dem Einflüsse einer übermächtigen Aristokratie ein Wahlreich ge- worden; es gab schwache Regenten, Zerwürfnisse im Reich, Niederlagen im Krieg mit den Türken, namentlich die bei Mohacs 1526 (Tod Ludwig Ii.); ferner eine zwie- spältige Königswahl, wodurch die Krone an Oesterreich, Siebenbürgeu aber abhanden kam*): widrige Kircheuzwiste zwischen Katholiken und Protestanten, deun auch die Je- suiten fanden sich ein; und außerdem große Läuderverluste. In Oseu schlug auf 160 Jahre ein türkischer Beglerbeg seine Residenz auf, und nur ein Rest Ungarns verblieb dem neueu Königshause Habsburg, unter dessen Prinzen die Magyaren, eingegangener Verbindlichkeit gemäß, von nun an ihren König zu wählen hatten. Endlich, im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts, als der türkische Halbmond zu erblassen begann, führte das Glück dem Kaiserhause nacheinander einige tüchtige Generale zu: den Montecuculi aus Italien, der 1664 bei St. Gotthard wieder bewies, daß mau Türken schlagen könne; ven Herzog Karl von Lothringen, der 1683 Wien retten half, 1686 Buda im Sturm nahm und 1687 bei Mohacs die frühere Niederlage daselbst rächte; endlich den edeln Prinz Eugen von Savoyen, der im glorreichen Kampfe bei Zentha 1697 die Befreiung Ungarns vollendete, und später bei Peterwardein und um Belgrad eben so ruhmreich focht. So wurde durch österreichische und deutsche Heere Ungarn den Türken wieder abgerungen und gleichzeitig der Aufstand einer den Türken verbündeten Adels- Partei niedergeschlagen. Siege tragen ihre Frucht. Kaiser Leopold durfte (1687) es wagen, durch den ungarischen Reichstag, der dnrch eine blutige Verfolgung der Protestanten (Blutgericht zu Eperies!) erschreckt war, die Erblichkeit der Krone wiederherstellen und das wichtige Recht, verfassungswidrigen Verordnungen sich widersetzen zu dürfen, aufheben zu lassen. Uebrigens galt Ungarn bloß durch Personalunion mit Oesterreich verbunden und wurde unter Mitwirkung eines Reichstages regiert, in welchem die Prälaten, die Magnaten, der niedere Adel und die sogen, königlichen Freistädte vertreten waren. Das Band zwischen Ungarn und Oesterreich ward sichtbar fester, und in welcher freundlichen Weise sich die Verhältnisse gestalteten, sah man sowohl an der Pracht, womit die ungarischen Maguaten das kaiserliche Hoflager zu Wien zierten, als auch an dem treuen Eifer, wo- mit sie für „ihren König" Maria Theresia sich waffneren und in der That die österreichische Monarchie retteten. Weiter gingen sie indes in der Untertänigkeit nicht, ihre Staatsrechte wußten sie zu bewahren, und bei jedem Thronwechsel mußten die- selben vom Herrscher beschworen werden. Alle iunern Verhältnisse des Landes blieben aber dabei rein mittelalterlicher Art, und Ungarn blieb in seiner materiellen und geistigen *) Dem von der einen Partei gewählten tapfern Woiwoden von Siebenbürgen, Johann Zapolya, stellte die andre Partei den Ferdinand von Oesterreich - Brnder Kaiser Karls V., entgegen.

20. Theil 2 - S. 396

1875 - Leipzig : Brandstetter
396 14. Ungarn und Türken. Indessen hatte sich in Asien abermals ein kriegerischer Volksstamm erhoben, der, bald nach Europa herüberdrängend, die civilisirten Länder mit Barbarei und Verheerung bedrohte. Der Türke Osman gründete um's Jahr 1330 in Vorder-Asien ein Reich, welches von ihm das osma-nische oder ottomanische heißt. Sein Sohn Urchan errichtete treffliches Fußvolk, die Janitscharen, mit welchen er wilde Raub- und Streifzüge nach Europa unternahm. Darauf zog Murad I. mit großer Macht über den Hellespont, und obgleich Serben, Bulgaren und Albanier sich gegen ihn erhoben, gelang es ihm doch, seine Residenz in Adrianopel zu nehmen. Sultan Bajesid I. machte die slavischen Länder bis an die Donau zinspflichtig, belagerte aber vergebens Constantinopel sieben Jahre lang. . . , Das griechische Reich, beinahe nur noch auf seine Hauptstadt beschränkt, in Sittenlosigkeit und Schwäche versunken, vermochte die Barbaren auf die Länge nicht mehr zurückzuhalten. Zum Glück für Europa erhob sich jedoch im vierzehnten Jahrhunderte Ungarn mit großer Kraft, um eine Schutzmauer für die Christenheit zu werden. Hier war mit dem Jahre 1301 unter Andreas Iii. das arpadifche Haus erloschen, und nach achtjährigen Parteikämpfen folgten Könige aus dem Hause Anjou; Karl I., ein Urenkel jenes Karl's von Anjou, der die Hohenstaufen aus Neapel verdrängte, war der erste dieses Geschlechtes auf dem ungarischen Throne. Er und sein Sohn Ludwig der Große hoben die königliche Macht und gaben dadurch dem Lande nach Innen und Außen Stärke und Ansehen. Ludwig dehnte das Reich bis an's adriatische Meer aus und verdrängte die Venetianer aus dem dalmatischen Küstenlande. Als darauf sein Bruder Andreas, der mit der Königin von Neapel Johanna I. vermählt war, wahrscheinlich mit Wissen seiner Gemahlin meuchlings um's Leben kam, unternahm er einen Rachekrieg und gewann Neapel, ließ sich aber vom Papste bereden, die Eroberungen seiner Schwägerin wieder zurückzugeben. Dafür erwarb er, als Schweftersohn des letzten Königs, das Königreich Polen, nachdem mit Casimir der Stamm Piast ausgestorben war. Nach seinem Tode fiel Polen seiner jüngeren Tochter Hedwig zu. Diese liebenswürdige Prinzessin gab ihre Hand dem Herzoge Jagello von Litthauen (im Jahre 1386), der sich taufen ließ, - denn noch war um diese Zeit das tapfere Volk der Litthauen der heidnischen Religion zugethan. Unter dem Namen Wladislaw Ii. gründete er ein neues Äomgs-haus. In Ungarn folgte Ludwig's ältere Tochter Maria, die sich an Kaiser Karl's Iv. Sohn Sigmund vermählte, der freilich das königliche Ansehen, welches seine beiden Vorgänger errungen hatten, nicht aufrecht