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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 87

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
17. Die Reichstage zu Speyer u. Augsburg u. der Religionsfriede zu Nürnberg. 87 doch dessen Protestation wurde nicht geachtet und Ferdinand ward römi- scher König. Aber Herzog Wilhelm von Baiern hatte selbst ehrgeizige Pläne auf die deutsche Krone und wünschte jeden Anderen lieber als seinen übermächtigen Nachbarn, siegreichen Rivalen in Böhmen und sonstigen politischen Gegner Ferdinand in ihrem Besitze. Er wurde durch Ferdinands Wahl so gereizt, daß er mit den Schmalkaldnern auf der einen Seite, mit Franz von Frankreich ans der andern Seite unter- handelte und auf gewisse Fälle sich ihnen verband. Sein Einfluß aus seine Partei war so groß, daß er einen Theil davon nicht gerade mit sich fort, aber doch von dem Kaiser abzog. Endlich drohte wieder eine neue Türkengefahr. Solimán dachte seine Niederlage vor Wien zu rächen und seine Rüstungen ließen das Aeußerste befürchten. Wieder einmal mußte die Reichshülfe schleunigst beansprucht werden oder Oester- reich war verloren. Aber die Protestanten erklärten, sie würden bei den offenkundigen feindseligen Absichten des Kaisers keine Hülfe be- willigen, ja die Möglichkeit schien nahe zu liegen, daß sich ein großer Bund zwischen allen Feinden des Hauses Habsburg bilden könnte, zwischen Frankreich, England, Dänemark, den Schmalkaldnern, Baiern und andern mißvergnügten Fürsten im Niederland, Zapolya und den Türken, eine bis dahin noch unerhörte Combination, die jedoch bald ernstlich versucht wurde. Dies Alles war Ursache genug, weßhalb die angedrohten strengen Maßregeln gegen die Protestanten unterblieben. Karl und Ferdinand näherten sich ihnen sogar und wußten es in schlauberechneter Nachgiebig- keit so zu lenken, daß am 23. Juli 1532 auf einem Tage zu Nürn- berg ein förmlicher Vergleich zu Stande kam, wonach bis zu einem Concil oder einhelligen Reichsschluß kein Reichsstand den andern der Religion halber beleidigen oder bekriegen solle. Alle kammergerichtlichen Processe wegen kirchlicher Angelegenheiten, der Hauptgegenstand der Be- sorgniß für die Protestauteu, wurden aufgehoben und für die Zukunft die Annahme neuer verboten. Zum Danke zeigten sich die Protestanten jetzt zu einer nachdrück- lichen Türkenhülfe bereit. Alle thaten geflissentlich ein Uebriges, im Gegensatz zu der Art wie es sonst bei einem Reichsausgebot herging. Besonders zeichneten sich die Reichsstädte aus, die in der Rüstung ihrer Truppen, in der Menge und Güte ihres Kriegsmaterials, vor Allem in ihrer trefflichen Artillerie ihren ganzen Reichthum zur Schau trugen. So kam das schönste Heer zusammen, welches Deutschland seit Jahr- hunderten aufgebracht hatte. Solimán hatte unterdessen Ungarn über- schwemmt, war aber durch die Belagerung der kleinen Festung Günz lange aufgehalten und sehr geschwächt worden. Als das deutsche Heer bei Wien eintraf, kehrte er eiligst um, ohne es zu einer Hauptschlacht kommen zu lassen. Damit war der Zweck des Feldzugs nach der An- sicht der meisten Reichsfürsten erreicht. Es war ihnen nicht damit ge- dient, ganz Ungarn für Ferdinand zu erobern, sie wollten nur die deutsche Grenze sichern und den Türken die Wiederkehr wenigstens für

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1. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 89

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
17. Die Reichstage zu Speyer und Augsburg k. 89 Stande. Dieses sollte ausdrücklich weder dem Rechte des Kaisers noch irgend eines andern Reichsstandes zu nahe treten, sondern nur zur „Erhaltung des Evangeliums" dienen, wenn Gewalt zu dessen Unterdrückung gebraucht würde. Seine Einrichtung war noch ganz unvollständig, und wäre es jetzt zum Kriege gekommen, so hätte der Bund wenig Widerstand leisten können. Auch die katholische Partei in Deutschland war mit dem Kaiser rasch wieder zerfallen. Er hatte endlich die Zeit für passend erachtet, wo er die Wahl seines Bruders Ferdinand zum römischen Könige und zu seinem Nachfolger im Reiche durchsetzen könnte. Wollte er seiner eigenen mühseligen Thätigkeit für die Größe seines Hauses einen sicheren Boden geben, so konnte es nur geschehen, wenn er auch über seinen Tod hinaus ihm die deutsche Krone erhielt. Wirklich fügten sich auch alle Kurfürsten, obwohl nicht mit freudigem Herzen, bis auf den einen sächsischen; doch dessen Protestation wurde nicht geachtet und Ferdinand ward römischer König. Damals drohte wieder eine neue Türkengefahr. Soliman dachte seine Niederlage vor Wien zu rächen und seine Rüstungen ließen das Aeußerste befürchten. Wieder einmal mußte die Reichshülfe schleunigst beansprucht werden oder Oesterreich war verloren. Aber die Protestanten erklärten, sie würden bei den offenkundigen feindseligen Absichten des Kaisers keine Hülfe bewilligen, ja die Möglichkeit schien nahe zu liegen, daß sich ein großer Bund zwischen allen Feinden des Hauses Habsburg bilden könnte. Dies war Ursache genug, weshalb die angedrohten strengen Maßregeln gegen die Protestanten unterblieben. Karl und Ferdinand näherten sich ihnen sogar und wußten es in schlauberechneter Nachgiebigkeit so zu lenken, daß nach einer langwierigen, oft abgebrochenen, immer aber von Neuem angeknüpften Unterhandlung endlich am 23. Juli 1532 ein förmlicher Vergleich unter dem Namen des Nürnberger Religions-Friedens zu Stande kam, wonach bis zu einem Concil oder einhelligen Reichsschluß kein Reichsstand den andern der Religion halber beleidigen oder bekriegen solle. Alle kammergerichtlichen Processe wegen kirchlicher Angelegenheiten, der Hauptgegenstand der Besorgniß für die Protestanten, wurden aufgehoben und für die Zukunft die Annahme neuer verboten. Zum Danke zeigten sich die Protestanten jetzt zu einer nachdrücklichen Türkenhülfe bereit. Alle thaten geflissentlich ein Uebriges, im Gegensatz zu der Art, wie es sonst bei einem Reichsaufgebot herging. Besonders zeichneten sich die Reichsstädte aus, die in der Rüstung ihrer Truppen, in der Menge und Güte ihres Kriegsmaterials, vor Allem in ihrer trefflichen Artillerie ihren ganzen Reichthum zur Schau trugen. So kam das schönste Heer zusammen, welches Deutschland seit Jahrhunderten aufgebracht hatte. Soliman hatte unterdeffen Ungarn überschwemmt, war aber durch die Belagerung der kleinen Festung Günz (siehe S. 85) lange aufgehalten worden. Als das deutsche Heer bei Wien eintraf,

2. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 125

1875 - Berlin : Vahlen
— 125 — die im Osten gegen die Türken gemacht wurden. Diese waren noch seit der Schlacht von Mohacz Herren des größten Theiles von Ungarn. Der Kaiser besaß thatsächlich kaum mehr, als den Nordwesten des Landes; selbst Ofen und Pesth waren in den Händen der Türken. Da die Habsburger seit Rudolf Ii. mit Ungarn ebenso verfuhren, wie mit ihren anderen Erblanden, die Protestanten unterdrückten, die hier sehr zahlreich waren, und die Rechte und Freiheiten der Stände (des Adels) zu beschränken suchten: ging Ungarn in Feindschaft und Abneigung gegen sie so weit, daß die Unzufriedenen gelegentlich selbst in den Türken einen Halt gegen ihren Kaiser suchten. § 157. Beginnende Siege. Auf der anderen Seite kam es Oesterreich zu Nutzen, daß die Kriege gegen die Ungläubigen ähnlich wie einst die Kreuzzüge noch wie Religionssache des ganzen christlichen Enropa's betrachtet wurden, daß die Päpste sie förderten, daß helfender Zuzug von allen Seiten kam, von den deutschen Reichsständen (Katholiken wie Protestanten), aus Italien, selbst von Freiwilligen aus Frankreich, trotzdem daß Ludwig Xiv. mehr und mehr die Türken gegen den Kaiser hetzte und unterstützte. Die Türken ihrerseits hatten keilten großen Sultan mehr, wie z. B. Soliman gewesen, dagegen noch kräftige Feldherren und Minister (Veziere). An der Spitze eines vom Zuzuge aller Länder verstärkten Christenheeres schlug der General Montecnccoli zum ersten Male die Ungläubigen bei St. Gotthard an der Raab in einem glorreichen Siege. § 158. Belagerung und Rettung Wiens, 1683. Es lag an der Langsamkeit und Schwerfälligkeit Kaiser Leopolds, daß dieser Sieg so wenig benutzt wurde. Man begnügte sich mit einem 20jäh-rigen Waffenstillstände, während dessen man in dem Theile Ungarns, den man beschützt oder neu gewonnen hatte, seine Thätigkeit mehr gegen Ketzer und Rebellen wendete, als gegen die Türken. Die inneren Unruhen benützend, brachen deshalb die Türken noch vor Ablauf der zwanzig Jahre wieder vor und drangen unter der Führung des Veziers Kara Mustafa mit einem großen Heere direkt aufwien los. Da wäre bald, wie zwei Jahre früher Straßburg an die Franzosen, so die herrlichekaiserstadt Wien andietürken verlorengegangen. Der Kaiser brachte seine Person flüchtend nach Linz in Sicherheit: aber die ganze Stadt, die geringe Besatzung unter dem tapferen Rüdiger von Stahrenberg, die Bürgerschaft, die Studenten, entfalteten denselben begeisterten Muth wie 1529 gegen Soliman. Acht Wochen hielt sich Wien mit allemheldenmnth, obwohl bereits Bresche geschossen, die Wälle nnterminirt waren, und der Feind auf dem Glacis stand. 1526 1664 1683

3. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1913 - Münster in Westf. : Aschendorff
144 Die Zeit der religiösen Kämpfe. Ludwig fiel selbst in der Schlacht. Nun wählten die Ungarn den Gemahl von Ludwigs Schwester Anna, Ferdinand, den Bruder Karls V., zum Könige trotz des Widerspruchs des Woywoden Johann Zapolya von Sieben-ungarns"'!?Bürgen. So wurde Ungarn und Böhmen wieder mit Habsburg Böhmens vereint und ist es bis heute geblieben. Bald darauf drang Soliman Habsburg, von neuem mit einem ungeheuren Heere bis Wien vor; aber die Stadt 1529. verteidigte sich tapfer; daher gab Soliman die Belagerung auf und zog sich zurück. Durch den Abzug Solimans wurde die Stellung des Kaisers krönungin Italien so gefestigt und gehoben, daß der Papst ihn in Bologna 1530. unter großen Feierlichkeiten zum Kaiser krönte^), sttvau d) Als Soliman drei Jahre später wieder in Ungarn einfiel, be- I532.ny billigte der Kaiser den Protestanten den Nürnberger Religionssriedeu; dadurch gewann er die tatkräftige Unterstützung der protestantischen Fürsten und Städte. In kurzer Zeit war ein so großes Heer ausgestellt, daß Soliman sich zurückzog, ohne einen Kampf zu wagen. Nach dem Abzug der Türken verließ der Kaiser Deutschland. Die Küsten Italiens wurden damals schwer C^aireddingeschädigt durch die Seeränbereien des Chaireddin Barbarossa, der, ' von Soliman unterstützt, Tunis erobert hatte. Karl V. entschloß sich, mit einem Heere nach Afrika überzusetzen; er schlug das große, aber wenig zuverlässige Heer Chaireddins und eroberte mit Hilfe aufständischer Christensklaven die Stadt Tunis. Die befreiten Christen führte er mit sich nach Italien. mitfran'? e) Kurz darauf erneuerte Franz I. nach dem Tode des Herzogs Franz Sforza feine Ansprüche auf Mailand. Karl V. siel in Südfrankreich ein, mußte sich aber wegen Mangels an Lebensrnitteln nach Italien zurückziehen. Um ihn abzulenken, veranlaßte Franz I., „der allerchristlichste stillstandii König11, die Türken, in Ungarn einzufallen. Da gelang es dem neu-Nizza 1538. gewählten Papste Paul Iii., einen Waffenstillstand (zu Nizza) zu schließen. Eroberung f) Die Türken besetzten in den folgenden Jahren fast ganz Ungarn; ^durch* ein deutsches Reichsheer unter Führung Joachims Ii. von Braudenburg die Türken. fonnte den türkischen Pascha aus Ofeu nicht vertreiben. Ein Zug Karls V. «uh sn iei-nach ^Qier, wo der Hauptsitz der türkischen Seeräuber war, hatte eben-1541. falls keinen Erfolg, da ein Sturm bald nach der Landung den größten Teil feiner Flotte zerstörte. Der 4. Krieg g) Dies Mißgeschick benutzte Franz I.; er verbündete sich mit Soli-nnt Franz . m(m unj) Chaireddin, sowie mit dem unzufriedenen Herzog von Cleve. Karl V. fiel mit überlegenen Truppen zunächst in Cleve ein und zwang den Herzog, Abbitte zu leisten und Geldern und Zütphen abzutreten. Dann drang er in Frankreich ein und rückte an der Marne entlang gegen von Crespy^"^ vor. Da schloß Franz I. den Frieden von Crespy (nordwestlich 1544. von Laon), durch den er endgültig auf Mailand verzichtete. Mit Soliman Ii. schloß der Kaiser bald daraus einen Waffenstillstand. ') Karl V. ist der letzte deutsche König, der vom Papst zum Kaiser gekrönt wurde.

4. Die Neue Zeit bis zur Französischen Revolution - S. 27

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
§ 9. Ii. Eingreifen der weltlichen Gewalt seit 1521. 27 9. Pie Protestanten auf dem Weichstag zu Speyer 1529. Im April 1529 fand abermals ein Reichstag zu Speyer statt. Nach der günstigen Wendung, die seine auswärtigen Kriege um diese Zeit genommen hatten, glaubte der Kaiser jetzt auch in Deutschland schärfer vorgehen zu können. Er hatte daher dem Reichstage wegen der Evangelischen sehr schroffe Weisuugeu geschickt. Infolgedessen beschloß die katholische Mehrheit, daß die lutherischen Stände sich von nun an jeder Neuerung zu enthalten und in ihren Ländern katholische Untertanen zu dulden hätten. Damit wäre aber die Weiterentwicklung der Reformation unmöglich geworden. Die Vertreter der lutherischen Minderheit, damals 6 Fürsten und 14 Reichsstädte, protestierten daher gegen jene Beschlüsse und legten Berufung an den Kaiser und ein künftiges Konzil ein. Seit dieser Zeit hießen die Anhänger der Reformation Protestanten. 10. Der Mrkenkrieg 1529. Während Karl mit Frankreich im Kriege lag, waren die Türken, die seit der Eroberung Konstantinopels die Herren der ganzen Balkanhalbinsel waren, auch bis Ungarn vorgedrungen und hatten den jungen Ludwig, den König von Ungarn und Böhmen, in der Schlacht bei Mohaez besiegt. Auf der Flucht ertrank Ludwig in einem Bache, worauf sein Schwager, Erzherzog Ferdinand, der Bruder Karls V., in sein Erbe einrückte. Doch blieb der größere Teil Ungarns samt der Hauptstadt Budapest auf 160 Jahre in der Gewalt der Türken. Von Ungarn aus brach im Herbst 1529 Sultan Suleiman oder Soliman zu einem weiteren Vorstoß nach Westen auf. Er kam bis vor Wien und belagerte die Stadt drei Wochen. Als aber ein deutsches Heer, zu dem ans Luthers Rat auch die protestantischen Fürsten trotz des ungünstigen Reichstagsbeschlusses von Speyer ihre Truppen gestellt hatten, zum Entsatz der Stadt heranrückte, hob Soliman die Belagerung auf und trat den Rückzug an. 11. Die Augsöurgische Konfession 1530. Im Sommer 1530 fand §u Augsburg ein Reichstag statt, den Kaiser Karl, der eben siegreich aus Italien zurückgekehrt war, in eigener Person leitete. Hier wollte er, wie er versprochen, „eines jeden Gutdünken, Opinion und Meinung hören." Das gab den Protestanten Gelegenheit, sich zu rechtfertigen und dem Kaiser ein ausführliches, von Melanchthon verfaßtes Glaubensbekenntnis, die „Augs burgische Konfession", zu überreichen. Allein die Stimmung der Reichstagsmehrheit war, wie im Vorjahre zu Speyer, den Protestanten ungünstig. Ans Gruud einer von Eck verfaßten „Widerlegung" der Augsburgischeu Konfession gebot ein strenger Reichstagsbeschluß den Protestanten die Herausgabe der eingezogenen Kirchen-

5. Neue Geschichte - S. 29

1859 - Leipzig : Fleischer
29 die Herzoge von Braunschweig und von Lüneburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld, und mehrere, zum Theil große und reiche Städte: Straßburg, Ulm, Magdeburg, Bremen, Lübeck, Costnitz, Memmingen u. a. Wer weiß, ob es nicht schon damals zu einem Kriege zwischen beiden so sehr gespannten Parteien gekommen wäre, hätte nicht Ferdinand andere größere Sorgen gehabt. Die Türken nämlich, damals ein weit tapfreres Volk als ihre jetzt lebenden verweichlichten Nachkommen, angeführt von dem kriegerischen Sul- tan Solimán Ii. (Suleiman), machten häufige Einfälle in Ungarn. Schon 1526 hatten sie einen solchen Einfall gemacht. Der König von Ungarn und Böhmen, Ludwig der Frühzeitige, war ihnen entgegengezogen, und bei Mohacz (an der Donau, etwas nördlich der Draumündnng) geschlagen wor- den. Da er selbst das Leben verloren, indem er in einem Sumpfe erstickte, und keine Nachkommen hinterlassen, so wählte man in beiden Reichen einen neuen König. In Böhmen wurde Karls V. Bruder Ferdinand allgemein anerkannt; in Ungarn dagegen wählte ihn nur ein Theil der Stände, als nächsten Verwandten Ludwigs (Schwager); der andere Theil rief den Johann Za- po ly a, einen reichen Magnaten, zum König aus. Ferdinand zog mit einem Heere nach Ungarn, und vertrieb den Gegenkönig nach Polen. Allein 1529 erschien Solimán aufs Neue in Ungarn. Zapolya stieg von den Karpathen herab, und die meisten ungarischen Magnates vereinigten sich mit ihm; So- liman eroberte Ofen, und die ungarische Krone, für die Ungarn der Gegen- stand der höchsten Verehrung, fiel in seine Hände. Er rückte bis Wien vor; hier hoffte er Ferdinand zu treffen, hörte aber, daß dieser nach Prag geflüchtet sei. Wien wurde belagert. Vom Stephansthurme sah man meilenweit nichts als türkische Zelte, und Solimán vermaß sich: er werde sein Haupt nicht eher niederlegen, bis er die Christenheit mit seinem Säbel bezwungen. Die Türken gruben Minen, und liefen dreimal Sturm, fanden aber an den Deutschen tapfern Widerstand. Indessen war der Winter vor der Thüre, ein deutsches Hülssheer, zu dessen Aufbruch Luther in seiner „Heerpredigt wider die Türken" kräftig mitgewirkt hatte, nahte heran; da brach Solimán auf und zog von dannen. Die ungarische Krone erhielt Zapolya als türkischer Vasall. Er be- hielt sie bis an seinen Tod (1540); da erst ging sie wieder an Ferdinand über. Sich selbst zu helfen, war Ferdinand, dem durch die Theilung mit seinem Bruder Karl die deutsch-östreichischen Länder zugefallen waren, viel zu schwach. Daher mußte er unaufhörlich die deutschen Fürsten um Hülfe ansprechen. Die Evangelischen wollten aber nicht eher helfen, bis man ihnen freie Religionsübung bewillige. Nach langem Hin- und Herstreiten wurde 1532 ein sogenannter Religionsfrieden in Nürnberg abgeschlossen, der aber eigentlich nur als ein Waffenstillstand betrachtet werden konnte, weil weder die Einen noch die Andern damit zufrieden waren. Es wurde darin versprochen, daß Keiner bis zu dem nächsten zu haltenden Concil seines Glau- bens^ wegen beeinträchtigt werden sollte. Nun erst gaben die Evangelischen die von ihnen verlangte Unterstützung gegen die Türken, die bereits wieder in Ungarn eingefallen waren und bis ins Oestreichische streiften, sich aber wiederum vor dem 80,000 Mann starken trefflich ausgerüsteten Reichsheere zurückzogen. Kaum waren die Katholischen und Evangelischen fürs Erste etwas beruhigt worden, so fingen auf einer andern Seite Unruhen an. Die Anhänger Münzers

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 500

1859 - Lübeck : Rohden
500 Xxiii. §. 7. Bekenritniß und Bündniß der Evangelischen. zertreten; ihnen ist nur wohl unter den Ruinen zerstörter Herrlichkeit, sie gedeihen nur in verwüsteten, zu Grunde gerichteten Ländern. Und diese Unholde hatten angefangen, auch unser deutsches Vaterland zu bedrohen. Schon war Ungarn ihre Beute geworden. Auf dem Schlachtfelde von Mohacz hatte der letzte König aus Dem Stamm der Jagellonen (1526) fein Leben verloren. In Ofen hatte der stolze Sultan Soliman eine Zeitlang seinen Sitz genommen; den ehrgeizi- gen und gewissenlosen Johann Zapolpa, den Fürsten von Sieben- bürgen, hatte er zu seinem Vertreter und Statthalter in Ungarn ein- gesetzt. Da nun aber König Ferdinand sich die ungarische Krone auf's Haupt zu setzen wagte, brach der zürnende Großherr mit seinen Hunderttausenden wieder hervor aus seiner Hauptstadt, über- schwemmte und verwüstete Ungarn unv lagerte sich im Herbst 1529 vor Wien. Da gerieth das ganze deutsche Volk in Schrecken. Die Protestanten, obgleich sie eben erst auf dem Reichstag zu Speier vom König Ferdinand und seinen Rathen so ungnädig behandelt und aus dem Friedeil des Reichs ausgeschlossen waren, vereinigten ihre Fähnlein und ihr Geschütz mit den Katholischen, um die „fremden Teufel" die Donau hinunterzujagen. Und schon hatten die Janitscharen vor Wien's Mauern den Muth verloren. Wie oft hatten sie gestürmt und waren immer mit schwerem Verlust zurückgeworfen. Soliman sah, daß ihm hier seine Grenze gesetzt sei, und wich zurück. Aber schon 1532 be- wegte er sich mit größeren Heeresmassen abermals gegen die deutschen Grenzen. Kurz vorher war, wie wir wissen, der Reichstag zu Augs- burg gehalten, der sch m alkald i sch e Bund geschlossen; das deutsche Reich war in einer schweren Spaltung begriffen. Soliman hatte darauf gerechnet, die Deutschen wider einander zu Felde liegend zu finden; er meinte, dies Mal würde kaum ein Grenzhüter da sein, ihm Widerstand zu leisten. Wie hatte er sich verrechnet! Daö größte und schönste Heer, welches Deutschland seit geraumen Jahren aufgebracht, stand ihm gegenüber. Er wagte nicht es anzugreifen. Nach wenigen Versuchen, in Steiermark einzudringen, um dort zu plündern, hatte er sich entschlossen, zurückzugehen, ohne auch nur das Mindeste von seinen großen Entwürfen in's Werk gesetzt zu haben. Woher nun diese Kraft und Einigkeit der Deutschen? Nicht durch die Nachgiebigkeit der katho- lischen Fürsten; die wollten wenigstens das gerichtliche Verfahren gegen die Protestanten durchaus beibehalten wissen, mochte auch das Reich dar- über zu Trümmern gehen. Es war vielmehr die Besonnenheit des Kai- sers, welcher auch den Unwillen der katholischen Fürsten nicht scheute, als die Noth de§ Augenblicks eine größere Nachgiebigkeit gegen die Prote- stanten forderte, und es war die Vaterlandsliebe der Protestanten, die nach Luther's ernster und begeisterter Aufforderung sich wie Ein Mann gegen die Türken aufmachten, ohne mit berechnender Klugheit die schwie- rige Lage des Kaisers und seines Bruders zu benutzen, um mehr als Sicherheit, Ruhe und Frieden von ihnen zu begehren. Sie waren zu- frieden, wenn sie geduldet wurden.

7. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 184

1861 - Hildburghausen : Nonne
184 Einigkeit im Reiche zu erhalten, wolle er ihnen noch bis zum 15. April 1531 Bedenkzeit vcrwilligen, zum katholischen Glauben zurückzukehren." Die protestantischen Fürsten ließen sich jedoch nicht schrecken, und als Karl im folgenden Jahre (5. Januar 1531) seinen Bruder Ferdinand, dessen heftige Abneigung gegen die neue Lehre bekannt war, zum römischen Kö- nige wählen ließ. so schlossen mehrere derselben1) zum Schutze ihres Glau- bens den Schmalkaldisch en Bund (27. Februar 1531). Vielleicht wäre es jetzt schon zu einer blutigen Entscheidung gekommen, hätte nicht die nahe Gefahr, welche dem Reiche von Osten her drohte, den Kaiser zu einer zeitgemäßen Nachgiebigkeit bewogen. 4. Gefahren von den Türken. Nach der Eroberung Konstan- tinopels spielten die Türken noch lange als Eroberer eine glänzende Rolle. Am meisten hatte von ihren verheerenden Schwärmen das Königreich Un- garn zu leiden. Auch unter der Regierung Karls V. machten sie daselbst wiederholte Einfälle, zumal sic dazu besonders aufgefordert worden waren. Die Aufforderung ging von Johann Zapolya, dem Woywoden von Siebenbürgen aus. Dieser war nach dem Tode Ludwigs Ii. (fiel 1526 bei Mohacs gegen die Türken) von einer Partei zum König von Ungarn er- nannt worden, konnte sich aber gegen den Erwählten der andern Partei, gegen den Erzherzog Ferdinand, nicht behaupten. Zu seinem Schutze rief er daher den türkischen Sultan, Solimán Ii., in'das Land. Der Sul- tan drang 1529 mit großer Heeresmacht in Ungarn ein, erhob Zapolya zum König und rückte im Herbste desselben Jahres noch bis Wien vor. Das ganze Abendland gerieth in Schrecken; denn wäre Oestreichs Haupt- stadt gefallen, so würden sich die barbarischen Eroberer wie ein verheeren- der Strom über Deutschland ergossen haben. Aber die Besatzung Wiens wehrte sich aufs tapferste, und Mangel an Lebensmitteln und das Murren der Truppen bewogen Solimán, die Belagerung aufzuheben und sich in sein Land wieder zurückzuziehen. Ferdinand sah ein, daß Solimán bald mit neuer Macht wiederkom- men würde. Um sich für den bevorstehenden Kamps der Reichshülfe zu versichern, rieth er seinem Bruder, Karl dem V., zur Nachgiebigkeit gegen die Protestanten. Der Kaiser befolgte den Rath und bewilligte ihnen den Nürnberger Neligionsfrieden (23. Juli 1532), in welchem bestimmt war, „daß Keiner, bis zur Entscheidung durch eine allgemeine Kirchenversamm- lung, seines Glaubens wegen beeinträchtigt werden solle." Nun ward die begehrte Türkenhülfe (zu Regensburg) schnell genehmigt, und die protestan- tischen Fürsten erschienen mit ihrem Antheil zuerst im Felde. Eile that aber auch Noth; denn der Sultan Solimán war bereits mit 200,000 Mann in Ungarn eingefallen und bedrohte Deutschland aufs Neue. Karl begab sich nach Wien, wo spanische, italienische und niederländische Trup- pen sich sammelten, zu denen 24,000 Reichsvölker und die Truppen stießen, welche Ferdinand in seinen Erblandcn aufgebracht hatte. Im Ganzen mochte sich Karls Heer auf 76,000 Mann belaufen. Der Großvcsir be- *) *) Das Bündniß wurde geschlossen zwischen dem Kurfürsten Johann von Sach- sen, dem Landgrafen Philipp von Hessen, drei Herzögen von Braunschweig und Lüne- burg, dem Fürsten Wolfgang von Anhalt, zwei Grafen von Mansfeld, und ñf Reichs- städten (worunter Straßburg, Ulm, Kostnitz, Magdeburg, Lübeck und Bremen).

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 101

1858 - Weimar : Böhlau
101 Aber 1531 griffen die fünf katholischen Kantone Zürich an und siegten in der Schlacht bei Kappel, in welcher auch Zwingli getödtet wurde. Durch den bald nachher geschloffenen Frieden erhielt die Reformation in der deutschen Schweiz die Grenzen, in denen sie später geblieben ist. Auf dem Reichstage zu Speier 1529 brachten es die Katholi- schen durch Mehrheit der Stimmen zu dem Beschluß, daß diejenigen Stände, in deren Landen die neue Lehre schon eingeführt sei, bis zu einem künftigen Concil alle weiteren Neuerungen verhüten, die übrigen aber an dem wormser Edict festhalten sollten. Da hierdurch die fernere Ausbreitung der evangelischen Lehre für gesetzwidrig erklärt wurde, so reichten die evangelischen Stände eine Protestation gegen den Be- schluß ein, von welcher sie seitdem den Namen Protestanten erhalten haben. Der Landgraf von Hessen betrieb, um für jeden Fall in guter Verfassung zu sein, eine Verbindung aller evangelischen Stände, diese aber scheiterte an dem Zwiespalt, der über das Abendmahl stattfand. Die Wittenberger Theologen nahmen ihren Landesherrn gegen das Bünd- niß ein, weil die oberländischen, der Lehre Zwingli's ergebenen Städte an demselben Theil nehmen sollten. Der Landgraf hielt jedoch die Un- einigkeit der Theologen für kein unübersteigliches Hinderniß und veran- staltete ein Religions gespräch zu Marburg. Luther erschien mit Melanchthon und mehreren anderen seiner Anhänger; auch Zwingli war von einigen angesehenen Theologen begleitet. Am 2. Oktober 1529 nahmen die Verhandlungen ihren Ansang, sie führten jedoch nicht zu dem gewünschten Erfolge. Es wurde nur beschlossen, daß die Streit- schriften aufhören sollten. In dieser Zeit drohte Deutschland von den Türken große Gefahr. Nach dem Tode Mahommed's Ii., der seinen Thron 1453 nach Con- stantinopel versetzt hatte, spielten die Türken als Eroberer lange eine glänzende Rolle. Der grausame Selim I. (1512 — 1520) unterwarf den größten Theil Kurdistan's und Mesopotamien's, Syrien und Aegyp- ten. Sein Sohn Soliman I. der Prächtige, ein Herrscher von großem Unternehmungsgeiste und hohem Muthe, griff Rhodus an, den Sitz des Johanniterordenß, und zwang den Großmeister Philipp Vil- liers de l'jsle Adam nach der heldenmüthigsten Vertheidigung zum Abzüge (1522). Kaiser Karl räumte später den Rittern Malta ein. Mit einem zahlreichen Heere drang Soliman nach Ungarn. Der König Ludwig Ii. ging ihm mit geringen Streitkräften entgegen. Bei Mo- hacs wurde 1526 das ungarische Heer vernichtet; der fliehende König versank in einen Morast, wo er erstickte. Eine Partei der Ungarn wählte den Woywoden von Siebenbürgen, Johann Zapolya, zum König, eine andere den Erzherzog Ferdinand, den schon vorher die böhmischen Stände zum König erhoben hatten. Als 1527 Ferdinand mit deutschen Kriegern nach Ungarn kam, mußte Zapolya sich nach Siebenbürgen zurück- ziehen. Er fand aber Hülfe bei dem gewaltigen Soliman. Dieser drang 1529 mit großer Heeresmacht in Ungarn ein, eroberte Ofen und er- schien vor Wien. Nie war die Gefahr, welche dem Abendlande von den barbarischen Eroberern drohte, so groß gewesen; aber alle Anstren- gungen der Türken scheiterten an dem Heldenmuthe der Besatzung. Die Protesta- tion zu Speier. Das Reli- gionsge- sprach zu Marburg. Krieg mit den Türken. Fer- dinand König von Ungarn.

9. Vom Zeitalter der abendländischen Kirchentrennung bis zur französischen Staatsumwälzung - S. 11

1909 - Leipzig : Hirt
2. Karl V. und seine Nachfolger bis zum Dreißigjährigen Kriege. 11 Das Ergebnis der Kriege gegen die Türken, die schon Wien bedrohten, war, daß Soliman nach einer Niederlage bei Graz in Steiermark den Rückzug antrat und seine Eroberungspläne in der Richtung auf Ungarn und das Deutsche Reich aufgab. Gleichwohl hatte Ferdinand in Ungarn noch gegen einen Gegenkönig zu kämpfen, der sich der türkischen Unterstützung erfreute. Der Streit um die burgundisch-mailändische Erbschaft mit Franzi, von Frankreich wurde in vier Kriegen ausgekochten mit dem Ergebnis, daß Burgund an Frankreich kam, die Niederlande und Mailand der österreichischen Hausmacht verblieben. Diese Kriege mit Franzi, sind als die ersten Kämpfe zur Herstellung des europäischen Gleichgewichtes zu betrachten. Daher traten sogar König Heinrich Viii. von England und der Papst vorübergehend auf die Seite Frankreichs, als das Kriegsglück des Kaisers nach der Schlacht bei Pavia auf der Höhe stand. In dem endgültigen Friedensschlüsse zu Erespy, der dem vierten Kriege 1544 ein Ende machte, versprachen die bisherigen Gegner Karl V. und Franzi, sich fortan Beistand gegen die Türken, da Soliman durch erfolgreiche Angriffe auf Venedig zu erkennen gegeben hatte, daß die Eroberung christlicher Staaten in Europa noch immer zu den Zielen seiner Regierung gehörte. Einzelereignisse aus den Kriegen zwischen Karl V. und Franz I. Bayard. In dem ersten dieser Kriege zeichnete sich auf französischer Seite Bayard, der Ritter ohne Furcht und Tadel, aus. Um den Preis seines eignen Lebens rettete er den Nachtrab des französischen Heeres nach einein unglücklichen Treffen; zu Tode verwundet, wurd<er unter einen Baum getragen. An diesem Baume zog das siegreiche kaiserliche Heer vorüber. Dessen Oberanführer, der Herzog von Bourbon, trat zu dem sterbenden Helden und sagte: „O edler Bayard, wie be-daure ich Euch!" Dieser entgegnete: „Nicht ich bin zu bedauern; denn ich sterbe als rechtschaffner Mann; wohl aber bedaure ich Euch, da ich Euch gegen Eueru König und Euer Vaterland in Waffen sehe." Der Herzog von Bourbon, ein Vetter des Königs von Frankreich, war nämlich von diesem abgefallen und in die Dienste des Kaisers getreten. Die Schlacht bei Pavia. Die bedeutendste Schlacht in den Kriegen zwischen Karl und Franz fand im Jahre 1525 bei Pavia in der Lombardei statt. Die Entscheidung wurde durch die Tapferkeit der deutschen Landsknechte unter ihrem Anführer Georg von Fruudsberg herbeigeführt. Die deutschen Landsknechte sind eine Fußtruppe des 16. Jahrhunderts, die Kaiser Maximilian für die Kriege gegen die Türken in seinen Erblanden zuerst anwerben ließ. Adlige Herren, die sonst nichts zu tun hatten, erboten sich, ein Fähnlein Truppen auszurüsten, und erhielten dafür das Kommando über sie. So kamen ganze Regimenter zusammen, die später im Inland und Ausland, wo es Krieg gab, Hilfe leisteten. Ehe es zur offnen Schlacht ging, fielen die Landsknechte auf die Knie, beteten und sangen ein geistliches Lied. Dann warfen sie nach uralter Kriegssitte den Staub hinter sich oder schüttelten ihn von ihren Füßen, zum

10. Unser Vaterland - S. 405

1900 - Berlin : Bruer
— 405 — gegen ihren Kaiser machten, sofern dieser sie um ihres Glaubens willen angreifen mürbe. Doch war in den schrnalkaldischen Bundesartikeln ausdrücklich erklärt, daß man sich „allein gegenwehr- und rettungsweise" verbunden habe und „nicht, als solle jemand unter uns einen Krieg anfangen". Um sich auch vor Angriffen des Kammergerichts zu schützen, wählten die Protestanten sachverständige Prokuratoren. Sachsen, Hessen, Braunschweig, Mecklenburg, Anhalt, Mansfeld hatten die Urkunde unterzeichnet, auch die Städte Ulm, Konstanz, Straßburg, Memmingen, Lindau, Biberach, Jsuy, Magdeburg, Bremen, Lübeck u. a. Ein Reichskrieg schien unausbleiblich. Da kamen die Türken herbei, um von der Uneinigkeit der Deutschen zu gewinnen. Schon rückte ein mächtiges Türkenheer gegen Ungarn vor, und der Anführer, Sultan Soliman Ii., sah sich bereits als Herrn und König Deutschlands, das er von Kostantinopel aus gemütlich zu regieren gedachte. Vor einem gemeinsamen Feinde wurden die Deutschen stets einig, so auch jetzt. Der Kaiser zog mildere Seiten auf gegen die Protestanten, die nun gehorsame Unterthanen ihres kaiserlichen Herrn wurden, nachdem er ihnen im Nürnberg er Religionsfrieden ihre Forderungen bewilligt hatte (1532), freilich nur in einen: königlichen Erlaß, da nicht alle katholischen Stände damit einverstanden waren. Doch stellte der Kaiser den Protestanten „rechte Freundschaft und christliche Liebe" in Aussicht, worüber die Katholiken wenig erfreut waren. Sie machten dem Kaiser bittere Vorwürfe, daß er den Protestanten Zugeständnisse gemacht habe, statt ein Konzil einzuberufen. Diese stimmten dafür jetzt Ferdinands Königswahl zu, und durch gegenseitiges Nachgeben und Entgegenkommen konnte sich ein so prächtiges Heer sammeln, wie Deutschland seit Jahrhunderten nicht ins Feld geführt hatte. Achtzig Tausend Mann der besten Truppen zogen Soliman entgegen, den schon der Anblick dieses glänzenden Heeres entmutigte. Seine Flotte wurde außerdem durch den Admiral Andreas Doria hart bedrängt. Die Türken traten eiligst den Rückzug an, doch behielten sie einstweilen Ungarn, da die katholischen Fürsten den König Ferdinand wegen seiner Nachgiebigkeit gegen die Protestanten in seinen Privatinteressen nicht unterstützen mochten. Die Mitglieder des schrnalkaldischen Bundes schlossen sich jetzt enger aneinander, da sie auch ihre politische Zukunft gefährdet sahen, und das Bündnis galt fast mehr wie eine Abwehr gegen Oesterreichs Uebermacht, als wie eine religiöse Schutzwehr. Darum näherten sich

11. Die Weltgeschichte - S. 254

1881 - Heidelberg : Winter
254 Kap. 70. § 272 u. 273. Die Belagerung Wiens. Prinz Eugen. wall gegen Frankreichs Gelüste nach der Rheingrenze war, sich seufzend unter das wälsche Joch beugen. (272.) Der deutsche Kaiser hätte zwar gern diese Ungerechtigkeit abgewehrt; aber er mußte im Waffenstillstand von Regensburg dem französischen König alles Geraubte bewilligen, weil er selber samt dem deutschen Reiche auf einer andern Seite in noch größere Not geriet, indem 1683 Men von den Türken belagert wurde, die mit 280,000 Mann unter Kara Mustapha durch Ungarn in Deutschland eingebrochen waren. Die türkische Macht war durch den großen Soliman (Suleiman) Ii 1520—66 Zur größten Höhe und Ausdehnung gelangt, indem sein Reich sich von Algier und dem adriatischen Meere bis jenseits des Tigris — und von den Karpaten, dem Dniester und der Donaumündung bis zum südlichen Ägypten und Arabien erstreckte und unter diesem thatkräftigen Sultan im Innern eine nie gewohnte Ordnung genoß (§ 197 a. E.). Allein durch die Weichlichkeit der nachfolgenden Seraildespoten, welche das Spiel der Janitscharen (ihrer Leibgarden) waren und europäische Kultur verschmähten, war die Türkenmacht in Verfall geraten, besonders nachdem sie ihre Seemacht durch die gegen Juan d'austria erlittene Niederlage bei Lepanto (1571) und viele feste Plätze in Ungarn verloren hatte. — Das Vordringen der Türken im 17. Jahrhundert wurde durch die Kriege Ludwigs Xiv gegen das habsburgische Haus begünstigt. — Aber schon Montecuccolis Sieg über die Türken bei dem Kloster St. Gotthard an der Raab (1664) hatte sie zu einem zwanzigjährigen Waffenstillstand gezwungen. Als hierauf der Kaiser Leopold I nach dem Plane seines Ministers, des Fürsten Lobkowitz, die ungarsche Krone erblich und unumschränkt machen wollte, und um dies leichter zu können, 250 ungarsche protestantische Prediger absetzen und als Ruderknechte auf die neapolitanischen Galeeren verkaufen ließ, brach in Ungarn ein vom Grafen Tökölh geleiteter Aufstand aus, den Ludwig Xiv auch noch nach dem Nymweger Frieden heimlich unterstützte. Um sich gegen Österreich zu halten, stellte Tököly Ungarn unter die Hoheit des Sultans Mahmud Iv, der dann auf Frankreichs Betrieb jenen Einfall in Österreich machen ließ, welcher den Kaiser zur Flucht nach Linz und zum Waffenstillstand mit Frankreich nötigte. Wien schien verloren, da die meisten Einwohner geflohen und nur 7000 waffenfähige Bürger mit 6000 Söldnern zur Verteidigung der Stadt vorhanden waren. Nur der Standhaftigkeit dieser von dem tapferen Rüdiger von Stahremberg geleiteten Besatzung und zuletzt dem unverhofften Eintreffen des edlen Polenkönigs Zohann Zobieslü und der Kurfürsten Max Emanuel von Baiern und Georg Iii von Sachsen hatte Deutschland die Befreiung von diesem Erbfeinde der Christenheit zu danken. Der besiegte Großvezier Kara Mustapha wurde im folgenden Jahre nach dem Verluste einer Schlacht auf Befehl des Sultans erdrosselt. (273.) Uach dem Abzüge der Türken, die ihr ganzes Lager mit reicher Beuteln den Händen der Sieger lassen mußten, dauerte der türkische Krieg noch 16 Jahre fort, und erhielt dann durch den Waffenstillstand von Carlowitz (1699) einen, jedoch nur vorläufigen, Abschluß. Im Verlauf des Kriegs eroberte Karl von Lothringen Gran und Neuhäufel und mit dem Kurfürsten Max Emanuel von Baiern 1686 Ofen (das 145 Jahre lang im Besitz der Türken gewesen war); der große Sieg Karls von Lothringen 1687 bei Mohacs aber befreite fast ganz Ungarn und Siebenbürgen vom Joche der Türken, so daß nun Ungarn als ein Erbreich für immer dem habsburgisch-österreichischen Mannsstamme zugesprochen wurde. Doch behielt die Nation ihre übrigen Rechte; nur die Protestanten wurden durch die Thätigkeit der Jesuiten bald um die Hälfte vermindert. Der ungarsche Adel war durch das Blutbad von Eperies (1687) seiner unternehmendsten Führer beraubt. Da der Sultan Mahmud wegen eines Versuchs seine Brüder umzubringen von

12. Neuzeit - S. 173

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 173 — Da in seinem Heere Seuchen ausbrachen und sich außerdem bei Linz das Reichsheer sammelte, zog Soliman wieder ab. Allerdings war er schon im Sommer 1532 wieder auf dem Marsche nach Wien. Daraufhin schloß der Kaiser mit den protestantischen Fürsten und Städten den Nürnberger Religionsfrieden, um ihren Beistand zu gewinnen. Da Luther schon früher die Fürsten aufgerufen hatte, die Gefahr der Christenheit „gemeinsam durch das Schwert abzuwehren und Gott zu Ehren mit ihrem Kaiser in den Krieg zu ziehen", so sammelte sich rascher als sonst bei Wien ein stattliches Heer, „ein unübertrefflich schön Volk, dergleichen kein lebendig Mensch gesehen". Der Sultan war so überrascht von dieser Einigkeit der Deutschen, daß er schon in Ungarn wieder umkehrte. 3. Wie die Türken sich in Ungarn behaupteten. Trotzdem behielt der Sultan Siebenbürgen und das Kernland von Ungarn. Ferdinand und seine Nachfolger führten zwar den Titel „König von Ungarn", besaßen aber nur ein kleines Gebiet im Nordwesten und zahlten häufig dem Sultan noch eine schimpfliche Abgabe. Da also ein türkisches Heer in wenigen Tagemärschen Wien erreichen konnte, so waren die Türken eine stehende Gefahr für das Reich und das habsburgische Haus. So blieb es trotz fortwährender Kriege und Unruhen etwa 150 Jahre lang, und zwar hauptsächlich deswegen, weil die Ungarn selbst die Befreiung von den Türken nicht wünschten, sondern im Gegenteil, wenn der Kaiser siegreich war, die Türken als Befreier herbeiriefen und begrüßten. Wie kam das? a. Vor dem Einfalle der Türken hatten die ungarischen Stände, d. h. 1. die Geistlichkeit, 2. der hohe Adel (vorzugsweise die Magnaten, die „Großen" genannt), 3. der niedere Adel und 4. die Städteabgeordneten , die Könige gewählt. In dieser Zeit hatten nach und nach besonders die Magnaten viele Vorrechte errungen und ähnlich wie in Deutschland die Hauptlasten des Staates auf die unteren Stände und auf das nicht vertretene Landvolk abgewälzt. Die Türken ließen diesen Zustand fortbestehen, weil er ihren eigenen Einrichtungen entsprach. Hingegen suchten die Habsburger stets, wo sie die Macht besaßen, an der Stelle des Wahlrechtes die Erblichkeit ihrer Herrschaft zu fetzen und die Rechte der Stände durch die Rechte der Krone einzuschränken. b. Wie in Deutschland, Frankreich u. s. w., so hatte auch in Ungarn die Kirchenreformation rasch Anhänger gewonnen. Die türkische Regierung begnügte sich in Ungarn mit der staatlichen Herrschaft, unterließ es also hier, den Islam gewaltsam einzuführen. Sie verhielt sich natürlich auch völlig gleichgültig, als das türkische Ungarn. Adel, Städte und Landvolk, allmählich fast ganz protestantisch wurde. Hingegen suchten die späteren Habsburger auch in Ungarn den katholischen Glauben wieder wie in ihren anderen Erblanden Steiermark, Österreich, Böhmen u. s. w.

13. Die deutsche Geschichte - S. 379

1829 - Elberfeld : Büschler
Erhaltung des Religionsfn'edens. 379 %/W> Vw Www- Vw Www Wv Www luiwmvm Vw Vw vw Www Www wv von ihnen batten gern sogleich losbrcchen und die Sache mit den Waffen ausfcchten mögen; allein in den übrigen war noch die alte, fromme Scheu vor einem Bruderkriege in Deutschland und die Ehrfurcht vor der heiligen Person des Kaisers, wie sie sich selbst ausdrücken; und dieses achte Gefühl deutscher Herzen ret- tete ihren Bund von dem Vorwurfe, ohne Noth das blutige Zeichen des Neligionskriegcs gegeben zu.haben. 87. Ferdinand, römischer König, 1531. Einstweilige Erhaltung des Religions-Friedens. Der Kaiser war von dem augsburgischen Reichstage sogleich nach Köln gereist, wohin er auch die Cburfürsten beschieden hatte, und hier that er ihnen den Vorschlag, seinen Bruder Ferdinand, dem er schon die östreichischen Erblaude abgetreten hatte, und der auch, seit dem Aussterben des böhmisch-ungarischen Königshauses mit König Ludwig H-, der in der Schlacht bei Mohacz 1526 gegen den Sultan Soliman Ii. geblieben war, auf den Grund früherer Erbvertrage die Kronen von Böhmen und Ungarn er- halten hatte, zum römischen Könige zu erwählen, damit er, bei des Kaisers häufiger Abwesenheit, die gute Ordnung im Reiche erhalte. Die Churfürsten willigten ein und Ferdinand wurde zu Aachen gekrönt; nur der Churfürst von Sachsen hatte eine Pro- testation gegen diese Wahl durch seinen Sobn einreichen lassen, und die Herzoge von Baiern, die auf die Macht des östreichischen Hauses schon lange eifersüchtig waren, ließen sich sogar in eine Verbindung mit ihren Gegnern in Religionssachen, den schmal- kaldischen Bundesgenossen, ein. — Dem neuen römischen Könige lag sehr viel an der Erhaltung des Friedens in Deutschland, weil ihm sein neues Königreich Ungarn sehr hart von den Türken bedrängt wurde, und die vor- züglichste Hülfe von den deutschen Fürsten kommen mußte. Die Protestanten aber verweigerten ihre Hülfe, wenn man ihnen nicht vorher den Frieden im Reiche gestatten und beschwören werde. Da verabredete der Kaiser von Neuem Versuche der Einigung, und sie führten endlich, indem auch Luther eifrig dazu ermahnte, zu dem vorläufigen Re lig io ns frieden zu Nürnberg 1532. Der Kaiser erklärte: „Er wolle aus kaiserlicher Machtvollkommenheit einen gemeinen Frieden aufrichten, vermöge dessen bis auf ein künftiges Concilium, oder bis die Stande selbst wiederum zusam- menkämen, keiner den andern des Glaubens oder sonst einer Ur- sache wegen befehden oder überziehen solle." , Nun ging es rasch mit der Türkenhülfe und es kam so bald ein deutsches Heer zusammen, wie seit langem nicht geschehen war. > Tie Gefahr schien dringend zu werden', denn der Sultan soliman zog mit 300,090 Mann heran, um die östreichischen Lander von vier Seiten anzugreifen, und der Kaiser hatte nur

14. Lehrbuch der neueren Geschichte - S. 43

1880 - Berlin : Habel
43 Ii. Karls Kämpfe gegen die Ungläubigen. 1. Die Türkenmge gegen Ungarn und Deutschland. Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 erreichte die Macht der Türken eine für das gesamte Europa und die christliche Bildung gefahrdrohende Höhe. Unter So lim an Ii. dem Prächtigen (1520—1566) wurden die Stöße gegen das Herz Europas mit erneuter Gewalt fortgesetzt, die schon in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts begonnen hatten. Soli-man, bereits seit 1521 im Besitze von Belgrad,*) drang im Einverständnis mit Franz I. 1526 in Ungarn ein, dessen junger i526 König Ludwig Ii. bei Mohacs Schlacht und Leben verlor. Zum Könige wählten darauf die Ungarn den Gemahl von Ludwigs Schwester Anna, den Erzherzog Ferdinand von Österreich, Karls V. Bruder, welcher bereits seit 1521 die deutsch - Habsburgischen Länder besaß und nun mit diesen Böhmen (mit seinen Nebenländern) und Ungarn vereinte. Gegenkönig Ferdinands wurde 1527 Johann Zapolya, 1527 Woywode von Siebenbürgen. Da sich derselbe aber gegen Ferdinand nicht zu halten vermochte, rief er 1529 Solimau1529 herbei, als dessen Lehnsmann er sich bekannte. Der Sultan drang mit einem großen Heere in Ungarn ein, Me Johann auf den streitigen Thron und gelangte 1529 bis Wien, über das _ er die Schrecken der Belagerung verhängte. Aber die Tapferkeit der Besatzung und Mangel an Lebensrnitteln nötigten ihn zum Abzüge und zur Rückkehr in sein Land. Die Voraussicht der baldigen Wiederkehr der Türken stimmte den Kaiser zur Nachgiebigkeit gegen die Protestanten (Nürnberger Religionsfriede, s. Seite 29). Und in der That brach schon 1532 Soliman von neuem mit 200 000 Mann in 1532 Ungarn ein und bedrohte Deutschland abermals. Doch durch £>ie kleine Festung Güns (südlich von Ödenburg) aufgehalten und den Kaiser fürchtend, welcher mit 76 000 Mann heranzog, wendete er sich wieder um und räumte Ungarn, so daß die Gefahr, als man im Jahre 1534 Frieden geschlossen, für jetzt beseitigt schien. Doch wiederholten sich die Einfälle der Türken, da Franz I. in feinen Kriegen gegen Karl V. dieselben als Bundesgenossen trefflich zu verwerten verstand. Und erst im Jahre 1547 schlossen Ferdinand und der Kaiser (Zapolya war 1547 *) Im Jahre 1522 eroberten die Türken auch Rhodos. Der Johanniterorden setzte von Malta aus (daher auch Malteserorden), mit welcher Insel er von Karl V. 1530 belehnt ward, den Kampf gegen die Ungläubigen sort.

15. Von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 156

1879 - Leipzig : Teubner
156 Schwedens Abtretungen. gegen Geld abgab. Hannover erhielt Bremen und Berden gegen 1 Mill. Thlr., Preußen Vorpommern bis zur Peene nebst den Inseln Usedom und Wollin gegen 2 Mill. Thlr. Dänemark behielt das im Kriege eroberte Schleswig, mit Ausnahme der Glücksburgischen Lande. Die Russen erlangten im Frieden zu Nystädt (1721) die Abtretung von Liesland, Esthland, Jngermannland und eines Theils von Carelien, wogegen sie Finnland zurückgaben. Xv. Die Kriege zwischen Hestreich und der Hürkei. 1664—1739. Um eine Uebersicht über die Türkenkriege zu geben, müssen wir noch einmal in die Zeiten des Kaisers Leopold I. und Ludwigs Xiv. von Frankreich zurückgehen. Die Türken hatten sich seit dem Sultan Soliman, d?r zur Zeit Karls V. sogar Wien belagert hatte (1529), in Niederungarn festgesetzt und versuchten von da aus ihre Herrschaft im östlichen Europa weiter auszudehnen. Namentlich hatten sie es auf Siebenbürgen und das übrige Ungarn, das in östreichischem Besitze war, abgesehen. Im I. 1664 kamen sie wegen Siebenbürgens mit Oestreich in Krieg und unternahmen eilten Zug gegen Oberungarn, erlitten aber durch Monte-cuculi bei der Abtei St. Gotthardt eine furchtbare Niederlage, in Folge deren Siebenbürgen seine Selbständigkeit behielt und die Türken eine Zeitlang Ruhe hielten. In dem östreichischen Ungarn entstand im I. 1670 durch die wiederholte Bedrückung der Protestanten eine Verschwörung der Magnaten gegen die deutsche Herrschaft. Sie wurde aber entdeckt und die Häupter blutig bestraft (1671). Da die Protestanten jetzt noch schonungsloser verfolgt wurden und der Kaiser Leopold eine Abänderung der ungarischen Verfassung wagte, so entstand im I. 1678 ein neuer Aufstand, an dessen Spitze sich der Graf Tököly stellte. Fast ganz Ungarn erhob sich für feine gerechte Sache, warf

16. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 127

1858 - Weimar : Böhlau
127 nun zwar geschloffen, aber ein gegenseitiges Vertrauen batte sich durch ihn nicht eingestellt. An Orten, wo Lutheraner und Protestanten zusammen- lebten, herrschte zwischen beiden die feindseligste Spannung, und die Partei, welche die stärkere war, bedrückte die andere bei jeder Gelegenheit. Ferdinand gab sich mit wohlwollendem Sinne alle Mühe, den Religions- frieden zu erhalten. Sein leutseliges, zuvorkommendes Benehmen, seine Milde gewann ihm das Vertrauen der Stände. Auch in seinen Erb- staaten, wo es viele Protestanten gab, enthielt er sich gewaltsamer Schritte. Er bedurfte des Beistandes seiner Stände, besonders gegen die Türken und bewies sich auch deshalb in Glaubenssachen nachsichtig. Bis an sein Ende gab er die Hoffnung nicht auf, durch die von ihm angestrebte Bewilligung des Laienkelchs und der Priesterehe die Kluft der Reli- gionßtrennung, wo nicht zu beseitigen, doch zu mindern. Ferdinand I. starb 1564. Von seinen Söhnen überließ er dem Erstgebornen, Maxi- milian, Ungarn, Böhmen und Oestreich, Ferdinand erhielt Tycol und Vorderöstreich, und der dritte, Karl, Steiermark, Kärnthen und Kram. Maximilian Ii. (1564 — 1576) war ein milder und menschen- freundlicher Fürst, mit großen Gaben verband er einen edlen Eifer für seinen wichtigen Beruf. Der evangelischen Lehre war er so zugethan, daß man von ihm den Uebertritt zum Protestantismus erwartete. Auch in seinen Erbftaaten handelte Maximilian gegen die Protestanten im Geiste edler Duldung und gestattete den evangelischen Gottesdienst. Außer dem Kaiserhause und den Herzögen von Baiern und Cleve waren die mächtigern deutschen Fürsten nun sämmtlich protestantisch. Auch in den Domkapiteln saßen viele protestantisch Gesinnte und es wurden deshalb bei Erledigungen zuweilen evangelische Bischöfe gewählt. Allein bereits zu Ferdinand'ß L Zeiten hatten sich die Jesuiten in Deutschland mit ungemeiner Schnelligkeit ausgebreitet. In kurzer Zeit hatten sie in Oestreich, Böhmen, Baiern und in den Gebieten der geistlichen Kur- fürsten eine Menge Collegien und Seminarien. Durch die Jesuiten wur- den nicht nur die Katholiken bei dem alten Glauben festgehalten, sondern auch viele Protestanten zur alten Kirche zurückgeführt. Nach Maximilian's Regierungsantritt brach auch der Krieg mit den Türken wieder aus. Maximilian und der greise Soliman rück- ten 1566 mit großer Heeresmacht in Ungarn ein; doch kam es zu keinem entscheidenden Treffen. Die Türken belagerten Sziget, welches der Graf Zrini mit heldenmüthiger Tapferkeit vertheidigte. Zrini starb den schönsten Heldentod und überließ den Türken nur einen Schutthaufen. Soliman war einige Tage vor dem Falle Sziget's gestorben. Im näch- sten Jahre wurde ein Friede geschlossen; Maximilian blieb im Besitze dessen, was er in Ungarn inne hatte, mußte aber dem Sultan jährlich ein Geschenk von 30,000 Dukaten senden. Unter Maximilian's Regie- rung stürmte noch einmal der entzügelte Geist des Fehdelebens durch Deutschland. Der fränkische Reichscitter Wilhelm von Grumbach war mit dem Bischof von Würzburg in Streit gerathen und wollte die- sen bei einem Ausritt gefangen nehmen lassen. Der Ueberfallene wurde aber durch die Kugel eines Reiters getödtet. Der wegen dieser Gewalt- that sammt seinen Gesoffen mit der Acht belegte Grumbach fand Auf- Maximiliann. Die grum- bachischen Händel.

17. Vaterländische Bilder aus Ungarn und Siebenbürgen - S. 114

1858 - Leipzig : Spamer
114 Soliman vor Szigeth. Ii. Seit vem Unglück bei Mohaes war ein anderer Geist unter die Ungarn, besonders in den kroatisch-deutschen Gegenden gekommen; denn Ferdinand hatte unerschrocken den Kampf gegen die Glaubensfeinde fortgesetzt, obschon er ihren Siegeslauf nur aufzuhalten, nicht zu hemmen vermochte. Den hochherzigen Kriegergeist der damaligen Zeit veranschaulicht uns Zriny, dessen heldenmäßige Aufopferung durch das bekannte Trauerspiel Th. Körner's auch in Deutschland bekannt geworden ist, und dort wie in seinem Vaterlande wohlverdiente Bewunderung wach gerufen hat. Der Graf Zriny hatte die Feste Szigeth, die 2 Meilen von Fünfkirchen ent- fernt liegt, so tapfer vertheidigt, daß Soliman, der Sieger von Mohacs, einen Heerzug wider die Feste und ihren Vertheidiger beschloß. Denn die kaiserlichen Truppen machten im Südwesten Ungarns bedenkliche Fortschritte, Graf Eck von Salm nahm Vesprim und Tata, Szathmar und Toka» waren in ungarischen Händen und Zapolya wartete noch vergeblich auf die Ungarnkrone, die ihm So- liman versprochen hatte. Da zog Soliman am l. Mai 1566 in feierlichem Pomp aus Constantinopel aus, begleitet von den Großen seines Reiches, aber diesmal zwang ihn das Podagra, im Wagen zu reisen. Bei Vueovar wollte er mit seinem Heere über die Donau gehen, doch der Strom zerriß die Schiffbrücke und der Sultan mußte daher die Drau mit 180 Schiffen überbrücken, damit er von Essek auf Fünfkirchen marschire, wohin er durch Büffel das Belagerungsgeschütz sandte, unter welchem sich auch die große Katzianersche Kanone aus Arad befand, welche dort erbeutet war. Am 5. Aug. 1566 kam er endlich mit 90,000 Mann und 300 Kanonen auf dem Hügel von Simelebor, nördlich von Szigeth, an, und be- fahl, stolz zu Roß sitzend, sofort den Angriff auf die trotzige Feste, die es gewagt hatte, seine Rüstungen unbeachtet zu lassen. Die Feste Szigeth oder Szigethvar, d. h. Jnselstadt, wird vom Flusse Al- mas ganz umflossen, weshalb denn auch die drei Stadttheile: das Schloß, die Alt- und Neustadt, durch Brücken mit einander verbunden sind, das Schloß als innerste Festung sogar von dreifachen Wassergräben umgeben ist. Die fünf Boll- werke des Schlosses hatten jedoch keine steinernen Mauern, sondern nur Wälle, welche aus Erde und Reisig ausgeführt waren, denn nur der runde Pulverthurm mit den Glocken und Lärmwachen besaß eine Ziegelmauer. Gegen 300 Kanonen und ein starkes Heer konnte sich ein Platz mit so wenig dauerhaften Befestigungen durchaus nicht halten; indeß der tapfre Zrinp wollte den Türken zeigen, was neue Anhänglichkeit an Kaiser und Vaterland vermöge, und den Ungarn ein Beispiel geben, daß man auch im größten Unglück nicht verzagen dürfe, sondern lieber den Tod der Schande vorziehen müsse. Sobald Soliman vor der Stadt erschienen war, pflanzte Zriny ein großes

18. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 79

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
16. Kriege mit den Türken. 79 als die Araber bis in die Milte Frankreichs vorgedrungen, oder da- mals, als die mongolische Weltmacht, nachdem sie den Nordosten und Südosten von Europa überflutet, zugleich an der Donau und an der Oder das christliche Germanien angriff. König Ferdinand, der seine Residenz nach Linz verlegte, wurde nicht müde, seinen Bruder, Kaiser- Karl, welcher um diese Zeit in Genua eingetroffen war, mit Briefen zu bestürmen, daß er ihm so schnell als möglich Hülfe schicken möge. Blieb auch, aller Bitten ungeachtet, die Hülfe von dieser Seite aus, so erhielt doch Ferdinand aus den Erbländern Böhmen und Mähren etwa 60,000 Mann. Wien selbst hatte 22,000 Mann Besatzung. Dieser ließ Solimán ankündigen, wenn sie ihm die Stadt übergebe, so wolle er weder selbst hineinkommen, noch sein Volk hinein lassen, sondern weiter vorrücken, wo nicht, so wisse er doch, daß er am dritten Tage sein Mittagsmahl in Wien halten werde; dann werde er furchtbare Rache nehmen. Die Antwort der Besatzung soll gelautet haben: er möge nur zum Mahle kommen, man werde ihm mit Karthaunen und Hellebarden anrichten. So begann er denn die Belagerung, deren Hauptkunst damals in dem Untergraben der Mauern und dem Anlegen von Minen bestand. Die Wiener aber verstanden sich auch auf unter- irdische Arbeiten und es begann gleichsam ein Krieg unter der Erde. Die Minen der Feinde wurden aufgespürt und zerstört. Zwar gelang es den Türken, einen nicht unbedeutenden Theil der Mauer zwischen der Burg und dem Kärthner Thor zu sprengen, aber ein dreimaliger Sturm wurde mit bedeutenden Verlusten abgeschlagen (9., 11. und 12. Octbr.). Ein vierter und letzter (14. Octbr.) war kaum mehr ernstlich gemeint, die Ianitscharen mußten, ungeachtet des hohen Sturmsoldes (20 Du- caten für den Mann) fast mit Gewalt gegen die Breschen getrieben werden. Ein glücklicher Ausfall der Belagerten und die Gerüchte von einem nahen Entsatz beschleunigten den Aufbruch zum Rückzuge. Es war das erste Mal, daß dem siegreichen Sultan ein Unternehmen so ganz gescheitert war, aber es entging ihm nicht, in welche gefährliche Lage er kommen könne, .wenn er mitten im feindlichen Lande, ohne feste Plätze, in der schlechten Jahreszeit, von einem Feinde angegriffen würde, dessen Tapferkeit er so eben kennen gelernt hatte. Auf dem äußerst beschwerlichen und verderblichen Rückzuge wurde das Gepränge der Be- lehnung Zapolya's mit der ungarischen Königskrone nochmals wieder- holt. Die darauf folgenden Friedensunterhandlungen blieben ohne Erfolg, weil Ferdinand auf Ungarn nicht ganz verzichten und der Sultan keine Theilung „dieses seines Königreiches" zugeben wollte. Die letzte Friedensbotschaft, welche im Namen Ferdinand's anbot, dem Nebenbuhler Zapolha für dessen Lebenszeit Ungarn zu lassen, wenn es nur nach dem Tode desselben an ihn zurückfallen sollte, mußte dem Heere (ebenfalls von 250,000 Mann) folgen, mit welchem Solimán 1532 abermals nach Ungarn aufbrach *). Die gewaltige Macht, wo- *) Die Beschreibung dieses Auszuges lautet bei einem Venetianischen Chronisten

19. Die neue Zeit - S. 37

1895 - Leipzig : Dürr
nationale Partei, die lieber einen selbsterkorenen Eingebornen auf den Thron erhoben hätte, aber durch die klugen Zugeständnisse der österreichischen Gesandten wurde sie bei Seite geschoben und Ferdinand in Ofen und Prag gewählt. Damit hatte die Habsburgische Macht ihren Höhepunkt erreicht und Kaiser Karl gebot über ein beinahe unermeßliches Gebiet. Von Neapel und Sieilien aus beherrschte er das mittel> ländische Meer, durch die Niederlande erschloß sich ihm Indien, und welche Fruchtbarkeit, welcher Reichtum an Schätzen aller Art warteten der Ausbeutung in den unbegrenzten amerikanischen Kolonien! Aber Karl V. war trotzdem arm, denn er wußte die ungeheuren Hilfsmittel seines Weltreiches nicht zusammenzufassen. Wenn irgend ein Krieg ausbrach, fehlte es ihm an Geld und Soldaten. Nur durch geschickte Verhandlungen und durch das wunderbare Gluck seines Hauses ging er zuletzt immer wieder als Sieger aus den Kämpfen hervor. Freilich die Waffen konnte er nie aus der Hand legen, nie kam er zur Ruhe. Immer wieder entbrannte der Hader mit Frankreich, wenn auch nicht mit der früheren Heftigkeit, denn Franz I. überschritt selbst die Grenzen seines Staates nicht mehr, er schickte feine Feldherrn und führte den Krieg nur, um das, was er hatte, zu verteidigen, aber die alten Streitpunkte: Mailand, Burgund, Artois und Flandern waren noch immer nicht erledigt. Dazu kam nun ein neuer, furchtbarer Feind, die Türken. Erobernd fielen sie in Ungarn ein, verbanden sich dort mit der nationalen Partei und zwangen Ofen, ihnen die Thore zu öffnen. König Ferdinand stand ihnen ratlos gegenüber. Ihr nächstes Ziel konnte jetzt nur Wien sein. In der That erschien der Sultan Soliman der Prächtige im September des Jahres 1529 mit einem ungeheuren Heere, das unter anderem 22 000 Kamele mit sich führte, vor der Hauptstadt Österreichs. Der Schrecken, den dieses Ereignis in ganz Deutschland hervorrief, war groß. Man erzählte sich von den Greueln, welche die Ungläubigen verübten. Nicht nur, daß sie plünderten und alles niederbrannten, sie mordeten auch die armen Einwohner mit teuflischer Grausamkeit ohne Unterschied des Geschlechtes und des Alters; Berge von Leichen türmten sie auf und zerschmetterten die Kinder vor den Augen der Mütter an der Mauer. Luther schrieb eine Schrift „wider die Türken", und die protestantischen Fürsten vergrößerten ihre Heere, um dem Kaiser zu helfen. Diesmal war es noch nicht nötig. Die tapfere Besatzung Wiens schlug alle Angriffe der Türken siegreich ab, die zahlreichen guten Geschütze, die aus den Manern aufgestellt waren, hielten die Feinde in respektvoller Entfernung. Im Oktober zog Soliman ab. Aber die Gefahr war damit nur verschoben, nicht beseitigt, denn in Konstantinopel bereitete man schon einen neuen

20. Leitfaden beim ersten Unterricht in der Geschichte für Töchterschulen - S. 91

1873 - Eisenach : Bacmeister
Der Schmalkaldische Krieg. 91 Im Jahre 1529 war es, daß zwar die Türkengefahr von Deutschland und Wien glücklich abgewendet wurde, aber Ungarn blieb in den Händen der Osmanen, und Ferdinand — Carl's V. Bruder —, welcher durch Heirath Ludwig's Ii. von Böhmen und Ungarn Erbe geworden war, konnte sich nicht in letzterem Lande behaupten. Die Türken hatten sich auch schon Nordafrika unterworfen: zwei Söhne eines Töpfers von der griechischen Insel Lesbos, Horuk und Schercddin oder Hairadin, halten sich der Erstere in Algier, der Letztere in Tunis festgesetzt und beunruhigten durch ihre Seeräubereien das ganze Mittelmeer. Deßwegen unternahm Kaiser Carl V. i. I. 1535 den Kriegszug gegen Tunis, wurde aber sofort wieder in den dritten Krieg gegen Franz I. von Frankreich verwickelt: nachdem aber anch dieser Krieg beendigt war, machte er wieder i. I. 1541 einen Zug, diesmal nach Algier, welcher aber vou keinem Glücke begleitet war. Soliman der Prächtige aber starb bei der Belagerung von Szigeth in Ungarn (1566). Nach ihm ging das türkische Reich langsam seinem Verfall entgegen. Den vierten Krieg gegen den Kaiser begann Franz I. von Frankreich im Bunde mit den Türken, mit denen er schon früher in Verbindung gestanden. Auch dieser Krieg (1542 —1544) endigte günstig für Carl V. § 09. Der Schmallzaldische Krieg. Der Palsauer Vertrag und der Augsburger Religionsfriede. Unterdessen hatte der Kaiser fortgefahren die Protestanten schonend zu behandeln, weil er ihrer Hilfe gegen die Türken bedurfte, welche er gern aus Ungarn vertrieben hätte. Auch glaubte er, die bevorstehende allgemeine Kirchenversammlung — das Concilium zu Trient (oder Trident), welches im Jahre 1545 seinen Anfang nahm (und bis 1563 währte), würde vermögend sein, die Religionsstreitigkeiten zu schlichten. Allein die Protestanten, welche zu diesem Concile eingeladen waren, lehnten die Betheiligung daran ab. Deßwegen — da nun Carl V. jede Hoffnung verloren hatte, die Protestanten auf gütlichem Wege wieder zur katholischen Kirche zurückzuführen — beschloß er Gewalt gegen sie zu gebrauchen. Es glückte ihm auch, den protestantischen Herzog Moritz von Sachsen, der mit seinem Verwandten, dem Kurfürsten von Sachsen, in Streit war, für sich zu gewinnen. Trotzdem stand alsbald das Heer der deutschen Protestanten schlagfertig da, und gerade in dem Augenblicke da Luther zu Eisleben (seinem