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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 320

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
320 31. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien. Kelat wurde 1839 mit glänzender Tapferkeit erstürmt, und hierdurch der Kreis der asiatischen Einwirkungen Englands in bedeutsamer Weise erweitert. Zwar fiel 1840 jener Stützpunkt wieder in die Hände der Beludschen, allein ein neuer Feldzug verdoppelte die Er- folge, wobei der Khan selbst den Tod fand. Die Briten waren Herren von Beludschistan. — Andererseits hatte sich zwar Dost-Moham- med, Rußlands Schützling, plötzlich wieder erhoben; 1840 erschien er in offenem Felde gegen Schudschah. Allein er wurde durch die britischen Truppen bei Bamean unweit Kabul und unter General Sale bei Purwur gänzlich geschlagen; verlassen und bedrängt ergab er sich den Briten als Gefangenen und erkannte die Herrschaft Schud- schah's an. Allein diese Unterwürfigkeit war nur der Deckmantel einer allgemeinen Schilderhebung, die mit asiatischer Arglist vorbereitet wurde. Im November 1841 begannen die Afghanen den Angriff mit der Ermordung des englischen Gesandten Sir Alexander Burnes und mehrerer Officiere. Gleichzeitig brach ein allgemeiner Aufstand los, dein die Engländer mit ihren unvorbereiteten, durch weite Ent- fernungen getrennten, mit Lebensmitteln und Schießbedarf schlecht versehenen Truppen nur durch den schleunigsten Rückzug entgehen konnten. General Elphinstone ließ sich jedoch durch verstellte Un- terhandlungen so lange hinhalten, bis die Lebensmittel aufgezehrt waren und die stärkste Kälte begonnen hatte. Auf diesem Rückzüge wiederholten sich alle Schauderscenen der Flucht Rapoleon's aus Rußland. Auf unwegsamen Pfaden, bei eurer kaum erträglichen Kälte, von Allem entblößt marschirend, mußten die englischen Trup- pen unausgesetzt gegen die Reiterschwärme ihrer unbarmherzigen Feinde kämpfen. Von den 5000, die aus Kabul zogen, konnten sich nicht mehr als zehn retten, ähnlich erging es den anderen Abtheilungen, behaupten konnte sich bloß General Sale in dem festen Dschellalabad. Um diese Treulosigkeit zu rächen, führten Rott und Pollack 1842 ein neues Heer gegen die Afghanen, die von dem Sohne Dost-Mo- hammed's, Akbar Khan, befehligt wurden. Furchtbare Grausamkeiten vergalten die Niederlage des vorigerr Jahres. Die Städte Kandahar, Ghisni, Estalif, Kabul und so viele Dörfer, als die Engländer er- reichen konnten, wurden niedergebrannt, die Fruchtfelder, Weinberge und Gärten verwüstet, nicht bloß die streitbaren Männer, sondern auch die Weiber und Kinder der Afghanen von den wüthenden Seapoys niedergemetzelt. Dann wurde das Land geräumt, doch schleppten die Rächer eine ansehnliche Beute mit sich fort. Zum Er- satz diente Sind, das General Rapier nach mehreren blutigen^Sie- gen über die Emirs eroberte, ferner das Land der fünf Flüsse (Pengab), das bis dahin den Siks gehorchte. Die Siks waren ursprünglich eine Religions-Genossenschaft, deren Stifter Nanak zu Anfang des 15. Jahrhunderts gelebt haben soll. Sie bekanntet: sich zu einem reinen Deismus, hielten jede Form der Gottesverehrnng für gerechtfertigt und erkannten nur die drei Gebote

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1. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 320

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
320 31. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien. Kelal wurde 1839 mit glänzender Tapferkeit erstürmt, und hierdurch der Kreis der asiatischen Einwirkungen Englands in bedeutsamer Weise erweitert. Zwar fiel 1840 jener Stützpunkt wieder in die Hände der Beludschen, allein ein neuer Feldzug verdoppelte die Er- . folge, wobei der Khan selbst den Tod fand. Die Briten waren Herren von Beludschistan. — Andererseits hatte sich zwar Dost-Moham- med, Rußlands Schützling, plötzlich wieder erhoben; 1840 erschien er in offenem Felde gegen Schudschah. Allein er wurde durch die britischen Truppen bei Bamean unweit Kabul und unter General Sale bei Purwur gänzlich geschlagen; verlassen und bedrängt ergab er sich den Briten als Gefangenen und erkannte die Herrschaft Schud- schah's an. Allein diese Unterwürfigkeit war nur der Deckmantel einer allgemeinen Schilderhebung, die mit asiatischer Arglist vorbereitet wurde. Im November 1841 begannen die Afghanen den Angriff nrit der Ermordung des englischen Gesandten Sir Alexander Burnes und mehrerer Officiere. Gleichzeitig brach ein allgemeiner Aufstand los, dem die Engländer mit ihren unvorbereiteten, durch weite Ent- fernungen getrennten, mit Lebensmitteln und Schießbedarf schlecht versehenen Truppen nur durch den schleunigsten Rückzug entgehen konnten. General Elphinstone ließ sich jedoch drrrch verstellte Un- terhandlungen so lange Hinhalten, bis die Lebensmittel aufgezehrt waren und die stärkste Kälte begonnen hatte. Auf diesem Rückzuge wiederholten sich alle Schauderscenen der Flucht Napoleoni aus Rußland. Ans unwegsamen Pfaden, bei einer kaum erträglichen Kälte, von Allem entblößt marschirend, mußten die englischen Trup- pen unausgesetzt gegen die Reiterschwärme ihrer unbarmherzigen Feinde kämpfen. Von deir 5000, die aus Kabul zogen, konnten sich nicht mehr als zehn retten, ähnlich erging es den anderen Abtheilungen, behaupten konnte sich bloß General Sale in dem festen Dschellalabad. Um diese Treulosigkeit zu rächen, führten Nott und Pollack 1842 ein neues Heer gegen die Afghanen, die von dem Sohne Dost-Mo- hammed's, Akbar Khan, befehligt wurden. Furchtbare Grausamkeiten vergalten die Niederlage des vorigen Jahres. Die Städte Kandahar, Ghisni, Estalif, Kabul und so viele Dörfer, als die Engländer er- reichen konnten, wurden niedergebrannt, die Fruchtfelder, Weinberge und Gärten verwüstet, nicht bloß die streitbaren Männer, sondern auch die Weiber und Kinder der Afghanen von den wüthenden Seapoys niedergemetzelt. Dann wurde das Land geräumt, doch schleppten die Rächer eine ansehnliche Beute mit sich fort. Zum Er- satz diente Sind, das General Rapier nach mehreren blutigen Sie- gen über die Emirs eroberte, ferner das Land der fünf Flüsse (Pengab), das bis dahin den Siks gehorchte. Die Siks waren ursprünglich eine Religions-Genossenschaft, deren Stifter Nanak zu Anfang des 15. Jahrhunderts gelebt haben soll. Sie bekannten sich zu einem reinen Deisnlus, hielten jede Form der Gottesverehrung für gerechtfertigt und erkannten nur die drei Gebote

2. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 299

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
30. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik m Asten. 299 gegen England verleiten lassen. Als nach den Siegen in Afghanistan ein Theil der britischen Truppen heimkehrte, erfolgte die Vergeltung, die Festung Kelat wurde 1839 mit glänzender Tapferkeit erstürmt und hierdurch der Kreis der asiatischen Einwirkungen Englands in bedeutsamer Weise erweitert. Zwar fiel 1840 jener Stützpunkt wieder in die Hände der Beludschen, allein ein neuer Feldzug verdoppelte die Erfolge, wöbet der Khan selbst den Tod fand. Die Briten waren Herren von Beludschistau. — Andererseits hatte sich zwar Dost-Mohammed, Rußlands Schützling, plötzlich wieder erhoben; 1840 erschien er in offenem Felde gegen Schud-schah Allein er wurde durch die britischen Truppen gänzlich geschlagen; verlassen und bedrängt ergab er sich den Briten als Gefangenen und erkannte die Herrschaft Schudschah's an. Doch diese Unterwürfigkeit war nur der Deckmantel einer allgemeinen Schilderhebung, die mit asiatischer Arglist vorbereitet wurde. Im November 1841 begannen die Afghanen den Angriff mit der Ermordung des englischen Gesandten Sir Alexander Burnes und mehrerer Osficiere. Gleichzeitig brach ein allgemeiner Aufstand los, dem die Engländer mit ihren unvorbereiteten, durch weite Entfernungen getrennten, mit Lebensmitteln und Schießbedarf schlecht versehenen Truppen nur durch den schleunigsten Rückzug entgehen konnten. General Elphnr-stone ließ sich jedoch durch verstellte Unterhandlungen so lange hinhalten, bis die Lebensmittel aufgezehrt waren und die stärkste Kälte begonnen hatte. Auf diesem Rückzüge wiederholten sich alle Schauderscenen der Flucht Napoleou's aus Rußland. Auf unwegsamen Pfaden, bei einer kaum erträglichen Kälte, von Allem entblößt marschirend, mußten die englischen Truppen unausgesetzt gegen die Reiterschwärme ihrer uubarmherzigen Feinde kämpfen. Von den 5000, die aus Kabul zogen, konnten sich nicht mehr als zehn retten. Um diese Treulosigkeit zu rächen, führten Nott und Pollack 1842 ein neues Heer gegen die Afghanen, die von dem Sohne Dost-Mohammed's, Akbar Khan, befehligt wurden. Furchtbare Grausamkeiten vergalten die Niederlage des vorigen Jahres. Die Städte Kandahar, Ghasna, Estalis, Kabul und so viele Dörfer, als die Engländer erreichen konnten, wurden niedergebrannt, die Fruchtfelder, Weinberge und Gärten verwüstet, nicht blos die streitbaren Männer, sondern auch die Weiber und Kinder der Afghanen von den wüthenden Sipoys niedergemetzelt. Dann wurde das Land geräumt, doch schleppten die Rächer eine ansehnliche Beute mit sich fort. Zum Ersatz diente Sind, das General Napier nach mehreren blutigen Siegen über die Emirs eroberte, um fortan als ein Bollwerk für den Westen des indischen Reiches zu dienen, ferner das Land der fünf Flüsse (Pengab), das bis dahin den Sikhs gehorchte. Die Sikhs waren ursprünglich eine Religions-Genossenschaft, deren Stifter Nanak zu Anfang des 15. Jahrhdrts. gelebt haben soll. Sie bekannten sich zu einem reinen Deismus, hielten jede Form der Gottes-

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 521

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der Afghanenkricg. 521 indem dieselben bereits durch neue ersetzt seien, und die Geburt des Prinzen von Wales (9. November), sowie die Taufe desselben (25. Januar 1842), wobei der König von Preußen Pathe war, wurde mit allgemeinem Jubel gefeiert. Bald nach den Tauffeierlichkeiten liefen aber traurige Berichte aus Afghanistan ein; das ganze Land hatte sich erhoben und die englischen Besatzungen eingeschlossen. Sonderbarer Weise wurden die englischen Befehlshaber und politischen Agenten von dem Aufstande überrascht, obwohl es am Tage lag, daß ein kriegerisches und dazu mohammedanisches Volk die Restauration eines vertriebenen Herrschers und die Besetzung des Landes durch eine fremde und christ- liche Heeresmacht nicht lange geduldig ertragen würde; obwohl die Ver- giftung der Kameele des englischen Heeres (die Afghanen mischten dem Heu, das sie liefern mußten, den giftigen rothen Fingerhut, Digitalis purpurea, bei) bewies, daß eine Verschwörung bereits in den untern Schichten der Bevölkerung arbeite. Der Arminius der Afghanen war einer der Söhne Dost Mohammeds, Akbar Khan; in den ersten Tagen des Novembers kam die Verschwörung zum Ausbruche; Alexander Bur- nes, der einst aus Bengalen über Kabul, Balkh und Bokhara nach Teheran gewandert war, wurde ermordet, dasselbe Schicksal traf mehrere Offiziere, im Dezember den englischen Gesandten Maknaghten, im April des folgenden Jahres den Schah Schudschah. Die Besatzung von Ghizni wollte sich durchschlagen, ging aber durch Kälte und das Schwert der Afghanen zu Grunde; General Elp h in st o ne, der die Verteidigung des Balahissar, der Citadelle von Kabul, und des verschanzten Lagers vor der Stadt ebenso unentschlossen als ungeschickt leitete, kapitulierte am 28. Dezember gegen freien Abzug, der britische Heerhaufen wurde aber im Januar in den Keyberpässen überfallen und vollständig aufge- rieben. General Nott behauptete jedoch Kandahar, General Sale Dschelalabad, letzterer schlug sogar Akbar Khan im offenen Felde, wäh- rend ein Versuch, die Keyberpässe von Peschawer her zu forcieren, dem General Pollok mißlang. Die Nachricht von der Schlappe der Eng- länder wiederhallte in ganz Asten, Nepal zeigte sich sehr verdächtig, die „goldfüßige" Majestät von Birma sammelte ein Heer bei Rangun, daher beeilten sich die Engländer mit ihrem Gegenschlage. Der General- gouverneur, Lord Ellenborough, ordnete einen Rachezug gegen die Afghanen an; im August durchbrach Pollok die Keyberpässe, vereinigte sich mit Sale in Dschelalabad, schlug Akbar Khan im September in zwei Treffen, während Nott von Kandahar über Ghizni nach Kabul marschierte, das ohne Widerstand besetzt wurde. Die erbitterten eng- lischen Soldaten und Sipahis wetteiferten in der Verheerung mit Feuer und Schwert, Ghizni, Kabul und Dschelalabad wurden gesprengt, und nachdem das Werk der Zerstörung vollendet war, räumten die englischen

4. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 298

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
298 Zweiter Zeitraum: 1830—1848. in Kandahar ein, wo Schah Schudschah gekrönt wurde. Nun setzte man sich gegen Kabul in Bewegung; die Festung Ghizni wurde erstürmt, durch General Keane Kabul eingenommen; Dost-Mohammed, von seinen Truppen verlassen, ergriff die Flucht; am 7. Aug. hielt Schudschah seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt. b. Rußland gegen Khiwa; Englands Triumph. Durch die Nachricht über diese glänzenden Erfolge der englischen Waffen wurde die russische Politik in Petersburg in hohem Grade beunruhigt. Ihre bisherige Absicht, über Persien und Afghanistan der britischen Macht in Ostindien beizukommen, mußte sie als völlig gescheitert betrachten, und sie entschloß sich nunmehr, den andern Weg zu betreten, der sich ihrer Wahl von vornherein dargeboten, den Weg der Eroberung Turkestans. Gelang diese, so war der Eroberung Afghanistans ein Gegengewicht gegeben, und an den Grenzen beider Länder standen russische und englische Waffen einander gegenüber. Ein Grund des Angriffes war bald gefunden. Die feindseligen Khane von Khiwa hatten Karavanen und Reisende ohne Unterschied geplündert und auch Russen in die Gefangenschaft geschleppt. Das erforderte Genugthuung, aber nicht auf dem Wege der Unterhandlung, denn man besorgte eine unwillkommene Nachgiebigkeit. Mit größtem Eifer und in tiefstem Geheimniß wurden in Orenburg die Rüstungen betrieben; von hier aus setzte sich am 1. Dec. 1839 die Expedition unter General Perowsky in Bewegung, 20,000 M. stark, mit 10,000 Kanteelen. Das Ziel. eine Straße nach Indien zu gewinnen, wurde jedoch nicht erreicht. Der Zug durch die Steppen zwischen dem caspischen Meere und dem Aralsee hatte mit Kälte und Schneegestöber zu kämpfen; in kurzer Zeit war die Mehrzahl der Kameele gefallen. Kaum halbwegs vorgedrungen, sah sich Perowsky genöthigt, den Rückmarsch anzutreten; nur winzige Trümmer gelangten nach Orenburg zurück. Rußland konnte noch von Glück sagen, daß wenigstens seine Ehre geschont wurde, indem der Khan von Khiwa sich bereden ließ, seinerseits einen Friedensgesandten nach Rußland zu schicken. Dennoch aber mußte es sich Behufs der Übereinkunft die Vermittelung Englands gefallen lassen, d. H. derjenigen Macht, gegen die eigentlich der Zug gerichtet war. Zum Danke dafür blieb der russischen Diplomatie nichts übrig, als in Persien und Afghanistan von Neuem gegen England zu wühlen. Inzwischen hatten die britischen Interessen in Asien nach allen Seiten hin einen erhöhten Aufschwung genommen. Südlich von Afghanistan bis zur Meeresküste dehnt sich das Land der Beludschen aus. Diese waren durch den Eroberungszug der Briten, der sich über den Bolanpaß durch ihr Gebiet bewegt hatte, aufgeregt worben. Der Khan von Kelat, und als solcher das angesehenste Haupt des- Laubes, hatte sich zu Feindseligkeiten

5. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 318

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
318 31. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien, a. Die Kämpfe in und um Afghanistan. Die Wirren in Afghanistan waren den Umtrieben günstig. Ehe- mals von Persien abhängig, hatte es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Unabhängigkeit erkämpft. Nur in Herat herrschte noch der Schah Kamran; in Kabul dagegen und den übrigen davon abhängigen Bezirken herrschten die Baraksis unter Dost-Mohammed, nachdem sie Kamran's Oheim, den Schah Schudschah, nach Lahore vertrieben. Rußland stellte sich nun auf die Seite der Baraksis, der rebellischen Usurpatoren, und wollte den Schah Kamran aus Herat vertrieben wissen; England wollte den Schah Schudschah wieder in Kabul hergestellt sehen. An Herat lag der russischen Politik ungemein viel, weil es die Straße von Persien nach Indien beherrschte. Deßhalb wiegelte sie sowohl den Dost-Mohammed von Kabul, wie den Thronfolger von Persien, Abbas-Mirza, gegen Kamran auf. Wirklich ließ sich Abbas Mirza 1833 zu einem Eroberungszuge gegen Herat überreden; er mißlang, weil Kamran durch die Engländer nachdrücklicher unterstützt wurde, wie Abbas Mirza durch die Russen. Schon 1838 wurde ein zweiter Zug gegen Herat mit einem Heere von 60,000 Mann unternommen, er begann unter Siegeshoffnungen und endete mit einem trostlosen Rückzuge. Diesen Erfolg hatte Herat dem Bei- stände der Engländer zu danken, die mit Kamran einen Vertrag abschlossen, wonach dieser sich verpflichten mußte, in keine Verbindung mit den westlichen Staaten sich einzulassen und den Schah Schudschah als Beherrscher von Kabul anzuerkennen. Mittlerweile war zwischen Dost-Mohammed, der sich 1835 zum Könige von Kabul hatte krönen lassen, und Runghit-Singh von La- hore ein Streit über den Besitz von Kaschmir und Peschawer ausge- brochen. Dost-Mohammed wurde von Rußland zum Kriege gegen Lahore angefeuert. Vergeblich suchte Alexander Burnes als englischer Commissar zwischen Sikhs und Afghanen zu vermitteln. Lord Auck- land, der General-Gouverneur von Ostindien, erklärte 1838 den Krieg an Dost-Mohammed von Kabul, sich berufend auf die Allianz mit Lahore, auf die feindseligen Absichten der Baraksi-Dynaftie gegen Indien und auf die rechtmäßigen Ansprüche Schudschah's auf den ersten Thron von Afghanistan. Unaufhaltsam drangen die Heeres- Colonnen der Ostindischen Compagnie, 26,000 Mann stark, vorwärts. Am Sudledge-Fluß besiegelte Lord Auckland den Bund mit Runghit- Singh durch eine persönliche Zusammenkunft im November 1838; Ende December traf Auckland in Lahore ein. Das nächste Ziel der Operationen war Kandahar. Nach unsäglichen Beschwerden rückte man am 21. April 1839 in Kandahar ein, wo Schah Schudschah gekrönt wurde. Nun setzte man sich gegen Kabul in Bewegung; die Festung Ghizni wurde erstürmt, durch General Keane Kabul einge- nommen; Dost-Mohammed, von seinen Truppen verlassen, ergriff die

6. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 318

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
318 31. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien, a. Die Kämpfe in und um Afghanistan. Die Wirren in Afghanistan waren den Umtrieben günstig. Ehe- mals von Persien abhängig, hatte es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Unabhängigkeit erkämpft. Nur in Herat herrschte noch der Schah Kamran; in Kabul dagegen und den übrigen davon abhängigen Bezirken herrschten die Baraksis unter Dost-Mohammed, nachdem sie Kamran's Oheim, den Schah Schudschah, nach Lahore vertrieben. Rußland stellte sich nun auf die Seite der Baraksis, der rebellischen Usurpatoren, und wollte den Schah Kamran aus Herat vertrieben wissen; England wollte den Schah Schudschah wieder in Kabul hergestellt sehen. Au Herat lag der russischen Politik ungemein viel, weil es die Straße von Persien nach Indien beherrschte. Deßhalb wiegelte sie sowohl den Dost-Mohammed von Kabul, wie den Thronfolger von Persien, Abbas-Mirza, gegen Kamran auf. Wirklich ließ sich Abbas Mirza 1833 zu einem Eroberungszuge gegen Herat überreden; er mißlang, weil Kamran durch die Engländer nachdrücklicher unterstützt wurde, wie Abbas Mirza durch die Russen. Schon 1838 wurde ein zweiter Zug gegen Herat mit einem Heere von 60,000 Mann unternommen, er begann unter Siegeshoffnungen und endete mit einem trostlosen Rückzüge. Diesen Erfolg hatte Herat dem Bei- stände der Engländer zu danken, die mit Kamran einen Vertrag abschlössen, wonach dieser sich verpflichten mußte, in keine Verbindung mit den westlichen Staaten sich einzulassen und den Schah Schudschah als Beherrscher von Kabul anzuerkennen. Mittlerweile war zwischen Dost-Mohammed, der sich 1835 zum Könige von Kabul hatte krönen lassen, und Runghit-Singh von La- hore ein Streit über den Besitz von Kaschmir und Peschawer ausge- brochen. Dost-Mohammed wurde von Rußland zum Kriege gegen Lahore angefeuert. Vergeblich suchte Alexander Burnes als englischer Commissar zwischen Sikhs und Afghanen zu vermitteln. Lord Auck- land, der General-Gouverneur von Ostindien, erklärte 1838 den Krieg an Dost-Mohammed von Kabul, sich berufend auf die Allianz mit Lahore, auf die feindseligen Absichten der Baraksi-Dynastie gegen Indien und auf die rechtmäßigen Ansprüche Schudschah's auf den ersten Thron von Afghanistan. Unaufhaltsam drangen die Heeres- Colonnen der Ostindischen Compagnie, 26,000 Mann stark, vorwärts. Am Sudledge-Fluß besiegelte Lord Auckland den Bund mit Runghit- Singh durch eine persönliche Zusammenkunft im November 1838; Ende December traf Auckland in Lahore ein. Das nächste Ziel der Operationen war Kandahar. Nach unsäglichen Beschwerden rückte man am 21. April 1839 in Kandahar ein, wo Schah Schudschah gekrönt wurde. Nun setzte man sich gegen Kabul in Bewegung; die Festung Ghizni wurde erstürmt, durch General Keane Kabul einge- nommen; Dost-Mohammed, von seinen Truppen verlassen, ergriff die

7. Bd. 2 - S. 365

1837 - Eisleben : Reichardt
Afghanista n. 365 sie wieder aus Persien und unterwarf sie aufs Neue dem Persiechen Reiche. Er ward 1747 ermordet, und bei der nun eingetretenen Zer- rüttung des Reichs machten sich die Afghanen unabhängig, indem Achmed Khan Abdallih, vom Afghanenstamme der Durahner, zu Kandahar ein besonderes Reich der Afghanen gründete, das bald die benachbarten Provinzen an sich riß. Dieser Gründer des Afghanischen Reichs, der auch durch seine öftern Raubzüge sich Ostindien furchtbar gemacht hatte, starb 1773 und hinterließ seinen Sohn Timur Schah zum Nachfolger, einen friedliebenden Fürsten, der seine Residenz nach Kabul verlegte daher auch das Afghanenreich mit dem Namen Kabu- listan bezeichnet wird. Man nennt es auch, da es die östlichen Pro- vinzen Persiens umfaßt, Ostpersien im Gegensatz von Westpersien oder Iran. Nach seinem 1793 erfolgten Tode zerrütteten die unter seinen Söhnen wegen des Throns entstandenen Streitigkeiten das Reich. Sein dritter Sohn Mahmud behauptete sich bis 1804 auf dem Throne, wurde aber alsdann von dem jüngsten Sohne Timurs, Schah Schudja oder Schudscha vertrieben, der aber auch 1809 wieder von Mahmud verjagt wurde. Letzterer hatte an seinem Vezier Fattih Ali aus der Familie der Barukzis die Hauptstütze seines Thro- nes, doch ließ er 1818 diesen ihm zu mächtig gewordenen Vezier auf das grausamste umbringen. Mit der Ermordung desselben verlor aber auch Mahmud seine eigene Macht, und um der Rache der Brüder des Veziers zu entgehen, floh er von Kabul nach Herat in Khorassan, wo er zwar den Königstitel behielt, aber zu einem Vasallen Persiens herabsank, und endlich 1829 gestorben ist und seinem Sohne Kamcan seine beschrankte Gewalt hinterlassen hat. Die Brüder des ermordeten Veziers Fattih boten nun dem bisher in der Verbannung gelebten Schah Schudscha die Krone von Kabul an, aber da er durch seinen Stolz dieselben beleidigte, setzten sie seinen Bruder Ej ub auf den Thron, der jedoch bloß die Rolle eines Schat- tenkönigs spielte, wahrend der älteste Sohn Fattihs, Asim Khan im Besitze der Gewalt war. Asim Khans Tod war das Zeichen zu einem Kampfe unter der Familie der Barukzis; unter diesen Unruhen flüchtete der bisherige Schattenkönig Ejub, und Afghanistan zerfiel nun in meh- rere unabhängige Staaten, von welchen der mächtigste der Staat des Dost Muhamed Khan zu Kabul ist. Zwar suchte 1834 der vertrie- bene Schah Schudscha sein Reich wieder zu erobern, allein er wurde von Dost Muhamed Khan völlig geschlagen, der als jetziger Beherr- scher Afghanistans angesehen werden kann; doch beschränkt sich seine Herrschaft auf das eigentliche Kabul, denn in Peschauer und Kandahar herrschen Brüder von ihm und zu Herat in Khorassan behaupten sich die Nachkommen des ersten Gründers des Afghanen-Reichs. Diese beständigen innerlichen Unruhen haben aber Afghanistan in einen Zu- stand großer Zerrüttung und Schwäche versetzt und es auf einen weit kleinern Umfang herabgebracht, indem der Seikssürst Rundschit oder

8. Geschichte der Neuzeit - S. 210

1883 - Freiburg : Herder
210 bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870. Spitze edle Familien stehen, welche selten und nur u.ngerne einem König gehorchen. Der Schah von Persien trachtete nach der Ob er Herr-schaft der Afghanistan, und wrde er sie erringen, wie es dem Schah Nadir (17351747) gelang, so wre er Herr vom Tigrisflusse bis zum Indus und ein gefhrlicher Nachbar fr das englische Ostindien, be-sonders wenn er sich von Rußland beeinflussen liee. Der Schah hatte die wichtige Stadt Herat in Afghanistan unweit der persischen Grenze 1834 und 1838 vergeblich angegriffen und war mit dem Chan Dost Mo-h am med, der im stlichen Afghanistan herrschte und ein Feind des Chan von Herat war, ein Bndnis eingegangen. Das nun schien der englischen Regierung gefhrlich, und sie beschlo, den vertriebenen Afghanenfrsten Schudschah als Herrscher der ganz Afghanistan ein-zusetzen, ihn nachhaltig zu untersttzen und gleichsam als Vorwache Ostindiens aufzustellen. Ein ungefhr 20 000 Mann starkes englisches Heer unter General Keane ging der den Indus und drang durch den Bolanpa des Grenzgebirges in Afghanistan ein; es eroberte K an-dahar, erstrmte Ghizni (23. Juli), besetzte am 4. August Kabul, schlug Dost Mohammed in mehreren Treffen und ntigte ihn im fol-genden Jahre zur Ergebung. Schudschah nahm seine Residenz in Kabul; das englische Corps hielt diese Stadt, sowie Kandahar, Ghizni und Dschelalabad besetzt. Jetzt aber war der Befehlshaber Elphinstone so unvorsichtig, da er es nicht bemerkte, wie die kriegerischen mohamme-danischen Afghanen insgeheim eine Emprung vorbereiteten. Sie brach im Dezember 1841 aus, die Englnder wurden vollstndig berrascht, die Hauptmacht in Kabul bei ihrem Abzge niedergehauen. Dasselbe Schicksal hatte die Besatzung von Ghizni, nur in Kandahar und Dschela-labad behaupteten sich die Generale Rott und Sale; Schudschah wurde ermordet. Im folgenden Sommer unternahmen die Englnder unter General Pollock einen Rachezug, schlugen die Afghanen wiederholt, wteten mit Feuer und Schwert und sprengten die Mauern und Eita-bellen der Städte. Als aber das Rachewerk vollendet war, zogen sie aus Afghanistan ab, berlieen es sich selbst und gaben Dost Mo-hammeb frei, der keine Feindseligkeiten mehr unternahm, seit er die Macht Englands kennen gelernt hatte. Im Februar 1843 unterwarfen die Englnder die Amirs von Sind, nmlich die verbndeten Fürsten, welche das Land am untern Laufe des Indus und das Delta dieses Stromes beherrschten. An seinem obern Laufe und den vier groen Zuflssen, welche ihm aus dem Hima-laya zueilen (Hydaspes, Akesines, Hyarotis und Hyphasis bei den Alten, s. Th. I. S. 20), im Pendschab, oder dem Lande der Fnf Strme, hatte Rundschid Singh von Lahore die Radschas (Fürsten) der kriege-

9. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 297

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
30. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien. 297 Persiens und Afghanistans auf alle Weise gegen England aufgehetzt; von den mediatisirten Fürsten Hindostans war zu erwarten, daß sie bereit sein würden, das englische Joch abzuschütteln. a. Die Kämpfe in und um Afghanistan. Die Wirren in Afghanistan waren den Umtrieben günstig. Ehemals von Persien abhängig, hatte es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts seine Unabhängigkeit erkämpft. Nur in Herat, im Nordwesten, herrschte noch der Schah Kamran; in Kabul dagegen und den übrigen davon abhängigen Bezirken herrschten die Baraksis unter Dost-Mohammed, nachdem sie Kamran's Oheim, den Schah Schudschah, nach Lahore vertrieben. Rußland stellte sich nun auf die Seite der Baraksis, der rebellischen Usurpatoren, und wollte den Schah Kamran aus Herat vertrieben wissen; England wollte den Schah Schudschah wieder in Kabul hergestellt sehen. An Herat lag der russischen Politik ungemein viel, weil es die Straße von Persien nach Indien beherrschte. Deshalb wiegelte sie sowohl den Dost-Mohammed von Kabul, wie den Thronfolger von Persien, Abbas-Mirza, gegen Kamran auf. Wirklich ließ sich Abbas-Mirza 1833 zu einem Eroberungszuge gegen Herat überreden; er mißlang, weil Kamran durch die Engländer nachdrücklicher unterstützt wurde, wie Abbas-Mirzas durch die Russen. Schon 1838 wurde ein zweiter Zug gegen Herat mit einem Heere von 60,000 M. unternommen, er begann unter Siegeshoffnuugeu und endete mit einem trostlosen Rückzüge. Diesen Erfolg hatte Herat dem Beistände der Engländer zu danken, die mit Kamran einen Vertrag abschlössen, wonach dieser sich verpflichten mußte, in keine Verbindung mit den westlichen Staaten sich einzulassen und den Schah Schudschah als Beherrscher von Kabul anzuerkennen. Mittlerweile war zwischen Dost-Mohammed, der sich 1835 zum Könige von Kabul hatte krönen lassen, und Randshit-Singh von Lahore ein Streit über den Besitz von Kaschmir und Peschawer ausgebrochen. Dost-Mohammed wurde von Rußland zum Kriege gegen Lahore angefeuert. Vergeblich suchte Alexander Buntes als englischer Kommissar zwischen den Sikhs und Afghanen zu vermitteln. Lord Auckland, der General-Gouverneur von Ostindien, erklärte 1838 den Krieg an Dost-Mohammed von Kabul, sich berufend auf die Allianz mit Lahore, auf die feindseligen Absichten der Baraksi-Dynastie gegen Indien und auf die rechtmäßigen Ansprüche Schud-schah's auf den ersten Thron von Afghanistan. Unaufhaltsam drangen die Heeres-Colonnen der Ostindischen Compagnie, 26,000 M. stark, vorwärts. Am Sudledge-Fluß besiegelte Lord Auckland den Bund mit Randshit-Singh durch eine persönliche Zusammenkunft im November 1838; Ende December traf Auckland in Lahore ein. Das nächste Ziel der Operationen war Kandahar. Nach unsäglichen Beschwerden rückte man am 21. April 1839

10. Grundriß der allgemeinen Geschichte für gelehrte Schulen - S. 468

1848 - Dil[l]ingen : Friedrich
468 Brüte Periode von 1759 n. Chr. Nov. 1840) den Vicekönig von Aegypten, sein Heer aus Syrien zurückzuziehen. Im Frühlinge desselben Jahres veranlaßte die Zerstörung einer Quantität Opiums durch die chinesischen Behör- beu einen Krieg Englands mit China. Cauton wurde erobert und ein Vertrag geschlossen. Als diesen die Chinesen nicht hielten, griffen die Engländer unter dem Admiral Parker und General Gough den Fluß Dang-the-klang an (seit 6. Juli 1842), ero- berten die große Stadt Ts ch in-kiang-f u, segelten bis Nan- king und erzwangen so den Frieden (29. Juli), der ihnen die In- sel Hong-kong und eine ansehnliche Entschädigung in Geld ver- schaffte und mehrere Häfen für den Absatz ihrer Fabrikate öffnete. Um dieselbe Zeit rächten sie auch die Treulosigkeit der Afghanen, welche bei einem Aufstande zu Kabul (Nov. 1841) viele Briten ermordet und ein englisches Besatzungsheer auf dem Rückzüge in den Kayberpassen vertragswidrig überfallen und uiedergemacht hatten (10. u. 11. Jan. 1842). Die Generale Pollock und N ott ergriffen von Dschellalabad aus die Offensive; erstererbesiegteden Urheber des Aufstandes Akbar Khan bei Tezeen (Iz.sept.), letzterer den Sultan D sch an vor G iz ni (6 Sept.), wobei viele der gefangenen Briten wieder befreit wurden. In demselben Jahre ward auch ein Zwist mit Nordamerika durch einen Grenzvertrag, sowie im I. 1845 die Differenz zwischen England und Frankreich wegen des Durchsuchuugsrechtes friedlich ausgeglichen. Das „herz- liche" Einvernehmen mit Frankreich, durch die orientalischen An- gelegenheiten im I. 1840 am meisten gestört, ward von Neuem durch die spanische Heirathsfrage bedroht, stellte sich aber, äußer- lich wenigstens, wieder her. In neuester Zeit siegte endlich nach langen Kämpfen das Freihandelssystem, und die Korngesetze sind nun ansgehoben. ix. Die Niederlande und Belgien. Eine provisorische Regierung des von französischer Herrschaft befrei- ten Hollands rief Wilhelm von Nassau-Oranien, den Sohn des im I. 1806 verstorbenen Crbstatthalters, in das Va- terland zurück. Dieser nahm, als durch die Wiener Congreßacte Belgien, Luxemburg und das ehemalige Bisthum Lüttich

11. Bd. 2 - S. 776

1883 - Leipzig : Engelmann
Canada, 1837. Nor 1838. Ostindien. 1840. 1841. 776 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. §. 1068. zustand auf jede Weise aufrecht zu erhalten und sich das Vertrauen der Regierungen und die Sympathien der Völker zu erwerben; in den außereuropäischen Gebieten richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf Stärkung und Vergrößerung der englischen Besitzungen und Territorien, auf Erweiterung unv Hebung des Colonialwesens und auf Befestigung der britischen Herrschaft. 1) In Canada, besonders in dem einst zu Frankreich gehörenden und größtentheils von Franzosen bewohnten Unter-Canada, waren im Laufe der Zeit viele Beschwerden über Druck der Regierung, über Beeinträchtigung der nationalen Einrichtungen, Sitten, Sprache und Religion, über Bevorzugung der englischen Ansiedler und ihrer Interessen vor den altfranzösischen laut geworden und hatten, besonders seitdem der talentvolle und rührige Pap ineau das Haupt der Oppositionspartei geworden, eine große Aufregung erzeugt. Aufgestistet von den Nord-amerikanern, die diese nördlichen Staaten ihrer Union beizufügen wünschten, verlangten die Canadier drei Punkte, die ihre nationale Selbständigkeit sicher stellen und den Weg zu einer demokratischen Selbstregierung bahnen sollten — Wählbarkeit des bisher von dem englischen Statthalter aus Beamten und Richtern ernannten Gesetzgebungs-Raths (Oberhauses); Ausdehnung des dem Hause der Gemeinen (Assembly) zustehenden Steuerbewilligungsrechts; Verantwortlichkeit des den Gouverneur umgebenden Verwaltungs-Raths gegenüber der gesetzgebenden Gewalt. Als diese Forderungen abgelehnt wurden, erfolgte von Seiten der untercanadischen Stände eine Steuerverweigerung. Das Beispiel und die Nähe der vereinigten Freistaaten, die, auf die Macht des meerbeherrschenden Englands stets eifersüchtig, leicht Hülfe leisten konnten, machte die Sache bedenklich. Schon waren an verschiedenen Orten Ausstände ausgebrochen; amerikanische Freiwillige erhöhten den Muth der Kinder der Freiheit (Independenten); Englands Herrschaft über Canada schien zu wanken. Aber durch Klugheit und Energie schlug die britische Regierung die drohende Bewegung nieder. Sie nährte die Nationaleifersucht der britischen Bevölkerung gegen die französische und erzeugte dadurch Spaltung und Parteiung unter den Canadiern; sie nahm eine kriegerische Haltung gegen die Amerikaner an und schickte den kraftvollen, energischen Lord Dnrham, das Haupt der radrealen Whigs, als Gouverneur mit diktatorischer Gewalt nach Canada. Dieser stellte durch Kraft und Milde die Ordnung wieder her, und wenn gleich sein Verfahren ihm das Mißfallen des Ministeriums zuzog, so daß er bald sein Amt niederlegte und nach England zurückkehrte (wo er kurze Zeit nachher, 28. Juli 1840, in ein frühes Grab sank), so wurde doch die Ruhe nicht weiter gestört. — In der Folge wurden Einleitungen getroffen, sämmtliche britische Besitzungen in Nordamerika durch eine gemeinsame Repräsentativ-Verfassung zu einem Staatsganzen zu ver-einigen. 2) In Ostindien erlangte die britische Herrschaft eine größere Ausdehnung und der britische Kriegsruhm neuen Glanz. Durch kluge Einmischung in die Thronkämpfe der mohammedanischen Fürsten war es den Engländern gelungen, ihr Gebiet über das rechte Jndusufer auszudehnen und sich der wichtigen Handelsstädte Peschanr, Kabul, Ghasni, Kandahar u. a. durch Besatzungen zu versichern; da glückte es dem russischen Einflüsse, das streitbare, tapfere Bergvolk der Afghanen zum Aufstand und blutigen Kampf gegen die Engländer zu reizen. In Kabul, Ghasni u. a. O. wurde die britische Besatzung vertrieben und unter der Anführung Dost Mohammeds und seines energischen Sohnes Akbar alles Land bis zum Indus mit wilder Kriegswuth erfüllt; nur in Dschellalabad hielt sich der tapfere General Sale durch die heldeumüthigste Vertheidigung; in Kandahar fiel der berühmte Reisende Alex. Bntnes als Opfer seines Forschungstriebes. Afghanistan war unhaltbar; aber die Niederlage und die beleidigte Nationalehre Englands forderte Rache. Darum unternahm der tapfere Gouverneur Ellenborongh einen neuen Feldzug, um die britische Kriegsehre herzustellen und die Feinde zu züchtigen. Jstalif und Kabul gingen in Flammen auf und alles Land der Afghanen vom Jndusufer bis an die riesigen Arme des Hindnknhgebirgs wurde mit Feuer und Schwert schwer heimgesucht. Dann verließen die britischen Heere Afghanistan, um ihre Waffen gegen nähere Fcinde zu kehren. Sind, ein großes Land am südlichen Indus, dessen Emir mit den Afghanen verbunden gewesen, wurde von General Napier bekriegt und nach Eroberung der Hauptstadt Hyderabad dem englischen Gebiet beigefügt. Lord Ellenborough, dessen kriegerischer Sinn dem Handelsgeiste der ostindischen Compagnie nicht zujagte, wurde auf deren Betreiben zurückgerufen und durch Sir W. Hardinge ersetzt. Allein so friedfertig des letztem Instructionen waren.

12. Neueste Geschichte - S. 236

1859 - Leipzig : Fleischer
236 lungen auf; doch sind diese ohne Störung der Gesetzlichkeit und staatlichen Ordnung vorüber gegangen. Die Theilnahme der Engländer an der orientalischen Frage ist bei der Darstellung derselben berührt worden; doch war die englische Macht im noch entfernteren Orient in Kriege verwickelt. In China hatte das verderbliche Rauchen das Opiums so überhand genommen, daß die jährliche Einfuhr gegen 35,000 Kisten betrug. Die Engländer lieferten von Ost-Indien aus dieses gesundheitzerstörende Gift, und zogen bedeutende Summen aus dem „himmlischen Reiche." Die chinesische Regierung suchte diesen gesetzlich ver- botenen Handel zu hindern; vergebens — die Schmuggelei dauerte fort. Da- durch wurden Reibungen, Confiscationen und Beleidigungen britischer Unter- thanen veranlaßt, welche endlich zum Ausbruch eines Krieges führten, 1840. Eine ansehnliche englische Seemacht erschien in den chinesischen Gewässern. Elliot eroberte 1841 die Bokka Tigris; Admiral Parkerund Lord Gough nahmen Amoi, Tschnsan und Ringpo. Bedeutenden Widerstand fanden die Engländer nicht; war es doch für die englischen Soldaten eine Ergötzlichkeit, wenn die chinesischen Kriegshelden, welche nebst ihren Waffen noch Fächer, Sonnenschirm, Pfeife und Tabaksdose führen und eine Laterne, die sie nie wegwarfen — in der Nacht mit brennender Laterne und dem auf den Rücken ihrer Röcke gestickten Worte: Tapferkeit — davonliefen. Schon sollte Nan- king bombardirt werden, als am 20. August 1842 der Frieden geschlossen wurde. Der Kaiser trat die Insel Hongkong ab, zahlte 6 Mill. Pf. Sterling, und versprach den Engländern und ihrem Handel fünf Häfen, unter welchen der von Kanton, zu öffnen. Als die Chinesen aber die Ausführung dieses Vertrages verzögerten und namentlich den Eintritt in Kanton verweigerten, ging ein englisches Regiment im April 1847 auf mehreren Dampfschiffen den Schekiang hinauf, nahm binnen 36 Stunden alle Forts, sprengte die Werke, und vernagelte 827 Geschütze. Die Beschießung Kanton's sollte eben beginnen, als ein neuer Vertrag zu Stande kam, nach welchem die Engländer binnen zwei Jahren Eintritt in Kanton und ein Stück Land für ihre Factorei da- selbst haben sollten. Ernsthafter und schwieriger sind die Kämpfe der Engländer in Ost- Indien und den Nachbarländern. Im A f g h a n e n r e i ch e waren im Herrscher- hause Streitigkeiten ausgebrochen; Fürst Schudschah war zu den Englän- dern geflohen, sein Gegner Dost Mohamed machte sich zum Beherrscher von Kabul und Herat. Um sich behaupten zu können, schloß er sich an Persien und Rußland an. Die Engländer, eifersüchtig auf diese Annäherung und dem unverkennbaren russischen Einfluß in Asien entgegenarbeitend, traten 1838 für Schudschah auf, und führten ihn in sein Reich zurück. Allein bei ihrem Abzüge aus Kabul erlitten sie durch Dost's Sohn, Akbar Khan, eine schwere Niederlage, und Afghanistan kam wieder unter die Herrschaft des Dost Mohamed. Darauf zog ein neues Heer 1842 gegen die Afghanen, schlug dieselben, verwüstete ihr Land und stellte den britischen Einfluß wieder her. Das Land Sind östlich am untersten Laufe des Indus wurde ange- griffen, die Hauptstadt Hyderabad erobert und dieses Gebiet den englischen Besitzungen hinzugefügt. Ein neuer Angriff auf die Herrschaft der Engländer, den die Sikhs, ein tapferes Volk im nordwestlichen Theile Indiens, durch

13. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 520

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
520 Die Zeit von 1815 bis 1857. Schildwache gegen Rußland gebrauchen zu lassen und dessen Argwohn beständig rege zu erhalten. Da indessen die russische Politik unaufhalt- sam auf ihre Zielpunkte losgcht, so mußte sich Persien auch alsbald gegen England verwenden lassen. Das persische Heer, das 1838 vor Herat erschien, hatte als eigentlicher Hebel der russische Gesandte in Bewegung gesetzt und derselbe sollte auch ein Bündniß zwischen dem persischen Schah und Dost Mohammed von Kabul, dem unternehmend- sten Fürsten der Afghanen, zu Stande gebracht haben. Es habe sich um nichts Geringeres gehandelt, verlautete dann und wann, als um einen Einfall in Ostindien, was um so erklärlicher schien, als die musel- männischen Afghanen geschworene Feinde der heidnischen Shiks waren, die ihnen das Peschawer entrissen hatten. Was Schah Nadir im vorigen Jahrhundert mit Erfolg unternommen hatte, nämlich einen Heereszug von Persien bis an den Ganges, kann in diesem Jahrhundert keine Unmöglichkeit sein, da die iranischen Volksstämme noch ebenso kriegerisch und beutelustig sind, und es dem persischen Schah sowie Dost Moham- med ein Leichtes wäre, eine ganze Fluth von Reitern und räuberischen Gebirgsbewohnern in Bewegung zu setzen, wenn sie nur den Sold für ein Jahr aufbringen könnten. Mochte es mit den in Teheran und Kabul von russischen Agenten gesponnenen Planen eine Bewandtniß ge- habt haben, welche es wolle, so viel ist gewiß, der Generalgouverneur von Ostindien, Lord Auckland, schloß ein Bündniß mit Rnndschid Singh von Lahore, ein englisches Heer marschierte aus Bengalen nach Schikarpur am untern Indus, ein kleineres kam zu Schiffe stromauf- wärts und die vereinigte Macht führte General Keane durch den Bolan- paß nach Kandahar, das von der Division Nott besetzt wurde, worauf Keane am 22. Juli vor Ghizni anlangte, dasselbe am Abend während einiger Stunden beschoß und am folgenden Morgen mit Sturm nahm. Dost Mohammed wurde in einem Treffen geschlagen, Kabul ergab sich am 4. August, die Engländer besetzten D sch ela lab ad und Peschawer, indem sie durch das Gebiet der Sikhs die Verbindung mit ihren nord- westlichen Gebietstheilen in Ostindien herstellten, obwohl die Sikhs die englischen Durchmärsche und Etappen nicht gerne sahen (Rnndschid Singh war am 27. Juni gestorben). Das folgende Jahr ergab sich Dost Mohammed den Engländern, sie besetzten Dader und Ke lat im Lande der Beludschen, faßten also vom obern Lauf des Indus bis an dessen Mündung festen Fuß. Afghanistan schien sicher, da der ehemals von Dost Mohammed vertriebene und von den Engländern wieder eingesetzte Schah Schudschah von den afghanischen Häuptlingen anerkannt wurde, daher man sich in England nicht wenig über die Erfolge in Asien freute. Man tröstete sich damit über den Brand, der am 30. Oktober 1841 mit einem Theile des Tower viele Trophäen aus früheren Zeiten verzehrte,

14. Geschichte der Neuzeit - S. 553

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Kolonialpolitik Englands. 553 leitete denselben. In den ersten Tagen des November kam die Verschwrung zum Ausbruch. Alexander Burnes, der einst aus Bengalen der Kabul, Balch und Buchara nach Teheran gewandert war, wurde ermordet. Dasselbe Schicksal traf mehrere Offiziere, im Dezember den englischen Gesandten Mac-naghton, im April des folgenden Jahres den Schah Schudschah. Die Besatzung von Ghasni wollte sich durchschlagen, fand aber durch Klte und das Schwert der Afghanen den Untergang. General Elphinstone, der die Verteidigung des Balahifsar, der Citadelle von Kabul, und des verschanzten Lagers vor der Stadt ebenso unentschlossen als ungeschickt leitete, kapitulierte am 28. Dezember gegen freien Abzug; der britische Heerhaufen aber wurde im Januar in den Khaiberpssen berfallen und vollstndig aufgerieben. General Nott behauptete jedoch Kandahar, General Sale Dschellalabad und schlug Akbar Chan im offenen Felde, während ein Versuch des Generals Pollok, die Khaiberpsse von Peschawar her zu forcieren, milang. Die Nachricht von der Schlappe der Englnder hallte in ganz Asien wieder; Nepal zeigte sich verdchtig; die goldfige" Majestt von Barma sammelte ein Heer bei Rangun. Daher beeilten sich die Englnder mit ihrem Gegenschlage. Der Generalgouverneur Lord Ellenborough ordnete einen Rachezug gegen die Afghanen an. Im August durchbrach Pollok die Khaiberpsse, vereinigte sich mit Sale in Dschellalabad, schlug Akbar Chan im September in zwei Treffen, während Nott von Kandahar der Ghasni nach Kabul marschierte und dieses ohne Widerstand besetzte. Die erbitterten englischen Soldaten und Sipahis wetteiferten in der Verheerung mit Feuer und Schwert. Ghasni, Kabul und Dschellalabad wurden gesprengt. Als die Englnder aber das Rachewerk vollendet hatten, rumten sie Afghanistan und gaben Dost Mohammed frei. Derselbe hatte in Kalkutta eine ehrenvolle Behandlung erfahren, wie auch andererseits Akbar Chan die gefangenen eng-lischen Frauen geschtzt und freigelassen hatte. Der russische Gesandte Simonitsch, dem England den Zug gegen Herat in die Schuhe schob, wurde abberufen. Vergebens aber verlangte das russische Kabinett von den Eng-lndern die Rumung der Insel Karak im persischen Meerbusen. Sie nahmen im Gegenteil auch noch die grtenteils von Arabern bewohnte Handelsstadt Bender Abbas an der Strae von Ormus in Schutz, desgleichen die Insel Ormus und die Bahreininseln, ebenso wie die Insel Sokotra, stlich von Kap Guardasui (1836), und die Stadt Aden im sdwestlichen Arabien (1839), der deutlichste Beweis der Absichten auf gypten. Im Februar 1843 zwangen sie die Emirs von Sind, die verbndeten Fürsten, welche das Land am untern Indus und das Delta dieses Stromes beherrschten, sich unter englische Herrschaft zu stellen. Da die im Dienste derselben stehenden Beludschen die Feindseligkeiten erneuerten, rckte General Charles Napier

15. Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs - S. 56

1874 - Jena : Costenoble
— 56 - dadurch an sich zu fesseln, mischte es sich rücksichtslos in die Angelegenheiten der asiatischen Staaten, eroberte, bestrafte die Vertheidiger des Vaterlands als Rebellen und zwang durch Krieg den Kaiser von China, das geistabtödtende Opium verkaufen zu lassen, weil England dabei 150 Mill. Thaler verdiente. Durch List, Ränke und Gewalt hatte sich die ostindische Compagnie in den Besitz von Indien gesetzt, Fürsten entthront oder zu Vasallen gemacht, bis 1826 in Hinterindien Birma und Siam an sich gebracht. Unter der englischen Herrschaft verarmten die Hindus, aber die Gouverneure und ihre Beamten wurden in wenig Jahren zu Millionären. Der arme Adel suchte Stellen in Indien, um Reichthum zu erwerben. Die Compagnie mußte an 160,000 Mann Soldaten unterhalten, Unterschleife kamen im Großen und Kleinen vor, die Verwaltung kostete mehr, als sie einbrachte, die Gesellschaft machte bankerott und übergab ihre Besitzungen dem Staate, welcher die Insel Ceilon der Krone schenkte als Privatbesitz. Zunächst machten Persien und Afghanistan den Engländern Sorge, weil Rußland dieselben bedrohte, den Persern bereits Grenzprovinzen entrissen hatte und sich über Afghanistan den Weg nach Indien offen halten wollte. England trieb den Perserkönig wiederholt zum Kriege gegen Rußland, aber als es mit Rußland gegen Napoleon focht, opferte es Persien, welches Da-ghestan abgeben mußte (1814), der Krieg von 1826-28 kostete Eriwan und andres Land, und nun sah Persien ein, daß auf England kein Verlaß sei, und suchte Rußlands Freundschaft. Als Mohammed Mirza (1834) König ward nach dem Tode des Abbas Mirza gegen Erbfolge und Herkommen, so hatte er dies Rußland zu verdanken, welches den jungen König zum Kriege gegen Herat aufreizte (1837). Aber die Stadt Herat widerstand einer langen Belagerung, an welcher auch Russen Theil nahmen, da Engländer es vertheidigten; Palmerston drohte mit einer Kriegserklärung an Persien, und der Schah mußte von Herat abziehn (1838). Die Fürsten der Staaten Afghanistans befehdeten einander, namentlich suchte Ruudschid Singh, ein Fürst des Peudschab, dem Dost Mo-hamed von Kabul Land zu entreißen, unterstützte den flüchtigen Afghanen Schudschah, dem auch die Engländer beistanden, der aber geschlagen wieder nach Indien floh, worauf sich Dost Mo-hamed den Russen anschloß. Endlich mischte sich England offen ein und führte den Schudschah gewaltsam nach Kabul (1838), den Dost dagegen gefangen nach Indien. Da der Feldzug Rußlands gegen Chiwa mißlang (1839), so gewann England dort Einfluß, doch wurden seine Gesandten nach Bochara verhaftet und umgebracht, und Rundschid's Nachfolger ward der Engländer überdrüssig. Wegen Handelsvortheile gerieth England in Kanton mit

16. Geschichte der Neuzeit - S. 552

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
552 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. Barekschis Kabul. Ghasni (Ghuznee) und Kandahar, verlor aber Peschawar an Rundschid Singh von Lahor, während ein Glied der von den Barekschis gestrzten Familie der Duranis die Herrschaft der Herat. als Handelsplatz und militrische Etappe einer der wichtigsten Punkte Mittelasiens, behauptete Vor Herat erschien 1834 und 1838 pltzlich ein persisches Heer, insgeheim von Rußland untersttzt und im Bunde mit Dost Mohammed, dem Chan von Kabul, mute aber von der vom englischen Lieutenant Pottinger verteidigten Stadt wieder abziehen. Europa sah mit Staunen, da Eng-land und Rußland sich in Mittelasien durch Perser und Afghanen be-kmpften. Um an Afghanistan ein Vorwerk fr Ostindien zu erhalten, beschlo die englische Regierung, den vertriebenen Fürsten Schudschah als Herrscher der ganz Afghanistan einzusetzen. Der Generalgouverneur von Ostindien, Lord Auckland, schlo ein Bndnis mit dem Maharadscha Rundschid Singh von Lahor, der die Radschas. die Fürsten der kriegerischen Sikhs, unterworfen, ein mchtiges Reich gegrndet hatte (von 1811 bis 1823) und durch ein europisch geschultes Heer in Gehorsam hielt; ein englisches Heer marschierte aus Bengalen nach Shikarpur am untern Indus, ein kleineres kam zu Schiffe stromaufwrts; die vereinigte Streitmacht, etwa 20 000 Mann, drang unter General Keane durch den Bolanpa in Kandahar ein, er-strmte Ghasni und besetzte Kabul. Auch Dschellalabad und Peschawar besetzten die Englnder, indem sie durch das Gebiet der Sikhs die Verbindung mit ihren nordwestlichen Besitzungen in Ostindien herstellten, obwohl die Sikhs die englischen Durchmrsche und Etappen nicht gerne sahen; Rundschid Singh war am 27. Juni 1839 gestorben. Nachdem Dost Mohammed sich ergeben und Schudschah allgemeine Anerkennung gefunden hatte, schien Af-ghaniftan gesichert. Durch Besetzung von Dadar und K'elat faten die Eng-lnder auch im Lande der Beludschen festen Fu. Mit diesen Erfolgen trstete man sich in London der den Verlust so vieler Trophen aus alter Zeit, die ein Brand im Tower am 30. Oktober 1841 verzehrte. Die Geburt eines Thronfolgers, des Prinzen von Wales (9. November) und dessen Taufe (25. Juni 1842), bei welcher der König von Preußen als Pate fungierte, wurde mit groem Jubel begangen. Da schlug wie ein Blitz aus heiterem Himmel die Trauerbotschaft von der vlligen Vernichtung eines eng-tischen Heeres ein. Insgeheim hatten die kriegerischen, fanatisch mohammeda-nischen Afghanen die Emprung vorbereitet, die im Nu das ganze Land durchflammte. Obwohl die Vergiftung der Kamele des englischen Heeres durch Vermischung des gelieferten Heues mit dem roten Fingerhut ((Digitalis purpurea) bewies, da ein tiefer Ha in der Niedern Bevlkerung glimmte, waren die englischen Befehlshaber und politischen Agenten von dem Aufstande vollkommen berrascht. Einer der Shne Dost Mohammeds, Akbar Chan.

17. Mittlere und neue Geschichte - S. 365

1877 - Leipzig : Senf
111. Französische Revolution und deren Folgen. 365 von Persien, Herat und (in Afghanistan) Kabul gegen ihr ostindisches Reich. Dhost Mohammed, der Beherrscher von Kabul,wurde deshalb 1839 im Frühjahr angegriffen. Die Engländer drangen durch die Kheiberpasse und setzten nach geringer Gegenwehr ihren Schützling Schah Schudschah in Kabul ein. Aber am 2. November 1841 erhob sich die kriegerische Bevölkerung von Kabul gegen die Engländer und Seapoys (indische Soldaten im englischen Dienst) und ermordete sie. Die sich zurückziehenden Engländer unter Elphinstone, die für ein gewaffnetes Geleite, das sie decken sollte, Geld bezahlt hatten, litten auf dem Rückzüge schrecklich durch Frost in den Gebirgspässen, noch mehr aber durch die Anfälle eben jenes bezahlten Geleites, von dem sie sich mnthlos ermorden ließen. Ein solcher Schimpf forderte Rache und ein neues englisches Heer unter Nott und Pollock drang in Afghanistan ein, schlug 1842 im Oktober die Afghanen und zerstörte Kabul und andere Orte vollständig. Dann entließen sie Dhost Mohommed, der als Herrscher bemüht war, weitere Kriege der Afghanen mit den Engländern zu verhüten. Darauf vergrößerten die Engländer ihr ostindisches Reich durch die Zerstöruug der Herrschaft der Emire von Sin de an der Mündung des Indus (mit der Hauptstadt Hyderabad) 1843 und nachdem 1839 der Maharadschah Ruud-schit-Singh gestorben und das Reich der Sihks durch Zwistigkeiten zerrüttet war, 1849 durch Einverleibung dieses wichtigen Reichs nach einem großen Siege. Das Privilegium der englisch ostindischen Compagnie zum Alleinhandel mit China wurde 1834 nicht mehr erneuert und seitdem stand der Handel mit diesem Lande jedem Engländer frei, es ließ sich erwarten, daß die englische Nation die Beschimpfungen und Bedrückungen nicht mehr ertragen werde, die sich eine Handelsgesellschaft des gewinnreichen Handels wegen ruhig hatte gefallen lassen. Die Herrschaft der Mandfchus, in China feit 1644 errichtet, war feit der Regierung des ruhmreichen Kienlnng im vorigen Jahrhundert, im neunzehnten sehr entartet. Früher hatte der chinesische Handel bedeutend viel Silber aus Europa für Thee eingeführt; seitdem aber der Genuß des Opiums, der sehr schwächend auf die Gesundheit wirkte, in China außerordentlich zugenommen, floß weit mehr Silber aus China als für den Thee hereinkam, der Opiumbau war in Ostindien von den Engländern außerordentlich gepflegt und befördert worden und so zogen sie den ganzen Vortheil dieses gewinnreichen Handels. Der Kaiser Taokuang verbot die Einfuhr des Opiums, dadurch stieg aber nur der Gewinn der Schmuggler. Da ließ der chinesische Befehlshaber in Kanton (dem

18. Neuzeitliche Weltgeschichte der Weltmächte - S. 61

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 61 — Es gönnte den andern diese nicht und schnappte seitdem weg, was es irgend konnte. a) In Asien. In diesem Erdteile kam es ihm vor allem auf die Sicherung Indiens an. Es stellte sich seit 1800 immer deutlicher heraus, daß England dieses kostbare Kleinod nicht nur gegen die unruhigen Inder selbst, nicht bloß gegen die unruhigen Nachbarn zu schützen hatte, sondern daß ihm in Rußland ein gefährlicher Nebenbuhler erstehen würde. Dies hatte ja seinen asiatischen Machtbereich immer weiter ausgedehnt und strebte sichtbarlich danach, seinen Einfluß und wohl auch sein Reich bis an den Indischen Ozean vorzuschieben. Das wäre natürlich eine stetige Bedrohung der britischen Herrschaft in Indien gewesen. Um dem vorzubeugen, suchte England sich nach Nordwesten zu auszubreiten und unternahm 1839 einen Kriegszug gegen Afghanistan. Aber zwei Jahre danach ward das englische Heer von den von russischen Sendboten aufgewiegelten Afghanen zum Rückzug gezwungen und fast völlig aufgerieben. Die Engländer machten darauf einen Rachezug nach Afghanistan, zerstörten Städte und Dörfer, vernichteten alle Fruchtfelder, Weinberge und Gärten und metzelten alle erreichbaren Soldaten und wehrlosen Bewohner nieder. Dann zogen sie ab und unterwarfen sich das Land am Jndns (das Gebiet des Emirs von Sind am Unterlaufe, das Pendschab oder das Land der Sikhs mit ßahore als Hauptstadt). Der berühmte Demant Kohinor bildete das wertvollste Beutestück dieser Feldzüge. Aber auch in Indien selbst gärte es fast ununterbrochen. Örtliche Unruhen waren nichts Seltenes, denn die Ostindischehandelsgesellschaft suchte eben die Inder in schamloser Weise auszubeuten und diesen wurden sogar alteinheimische Gewerbe wie die Baumwollindustrie verboten, damit die englischen Webfabrikate in Indien Absatz finden sollten. Dazu versäumten die Engländer, die religiösen Vorurteile der Inder zu schonen. So sollten die Patronen eines neuen Gewehrs mit Schweinsfett oder Talg eingefettet werden; jenes verletzte die Mohammedaner, dieser die Hindus; denn ihnen gilt das eine oder andere als ein Greuel. Nun mußten die eingeborenen Truppen aber die so eingefetteten Patronen abbeißen. Infolgedessen kam es 1857 zu einem allgemeinen und gefährlichen Aufstande der eingeborenen Truppen (Sipoys, die an Zahl die englischen Truppen fünfmal übertrafen), welche viele englische Offiziere, Frauen, Kinder und Bewohner ermordeten und einen neuen Großmogul ausriefen. Die englischen Truppen mußten überall zurückweichen. In Dehli fielen den Sipoys 150 Geschütze, viele Kriegsvorräte und der Kriegsschatz von 40 Millionen Mark in die Hände. Doch England machte die größten Anstrengungen und eroberte Dehli samt den übrigen verlorenen Gebieten wieder. In schrecklich grausamer Weise wüteten sie nun gegen die Ausrührer, von denen viele an die Mündungen der Kanonen gebunden und dann „weggeblasen" wurden. 1859 konnte man im

19. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 302

1873 - Heilbronn : Scheurlen
302 Engländer in Ostindien. und die Uneinigkeit seiner zu Souveränen sich erhebenden Statthalter leistete 1765. ihrem Eroberungsgelüste Vorschub. Unter Lord Clive kam Calcutta und ganz Bengalen in die Hände der Kompagnie. Daran reihte sich die Eroberung der Provinz Benares und die gefährlichen Kümpfe, welche die wegen des drückenden Steuerwesens sehr unbeliebten Engländer mit Hyder Ali, Sultan von Mysora, und seinem Sohne, Tippo Saib, zu bestehen hatten. Im Bunde mit den Maratten suchten diese Fürsten die Herrschaft der Engländer zu vernichten, wurden aber von dem energischen und rücksichtslosen Gouverneur 1774-1786. Warren Hastings besiegt. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts beherrschte die Kampagnie ein Gebiet von 100 Millionen steuerzahlender und von 50 Millionen tributpflichtiger Einwohner, vom Himalaja bis Ceylon, vom Indus bis zum Jrawaddy. Die Verwaltung bestand aus den Aktionären und den von ihnen ernannten Direktoren, stand übrigens seit 1784 unter der Aufsicht einer Regierungskommission, welche freilich nicht hindern konnte, daß in dem fern gelegenen Lande Willkürlichsten und Erpressungen jeder Art vorkamen. Von Vorderindien aus wandten sich die Engländer gegen Hinterindien und nahmen den Birmanen die Landschaften Arakan, Assam und Pegu weg. Ihr 1841. Einrücken in Afghanistan hatte zwar bei dem erbitterten Aufstand der Afghanen unter Dost Mohamed die Vernichtung ihres Heeres zur Folge; aber sie kamen 1842. wieder, zerstörten die Städte Kandahar und Kabul, räumten jedoch freiwillig 1843. das verwüstete Land. Dagegen unterwarfen sie sich Sindh, das Münduugs-land des Indus, und nach einem mehrjährigen Krieg das Land der Sikhs, Pendschab mit der Stadt Lahore. Der Streit wegen des Opiumhandels ver- 1842. wickelte sie in einen Krieg mit China, der mit dem Frieden von Nanking endigte, worin ihnen die Insel Hongkong abgetreten und fünf chinesische Häfen ihrem Handel eröffnet wurden. Eine englisch-französische Expedition, welche 1857-1860. Kanton eroberte und bis in die Nähe von Peking vordrang, erschloß dem Handel mit China neue Häfen, während das Land durch einen Aufstand der Taiping hart heimgesucht wurde. Auch mit den abgeschlossenen Japanesen wurden Handelsverbindungen angeknüpft. Aber auf die Länge nahmen es die Hindu nicht gleichgiltig hin, daß das 180 Millionen umfassende Ostindien nebst einigen Theilen von Hinterindien von einer kaufmännischen Gesellschaft ausgebeutet, daß ihre Religion, sei es Brahmaismus oder Muhamedanismus, von den Engländern mißachtet wurde. Eine Verschwörung wurde gestiftet, welche um so gefährlicher war, als von den 250,000 Mann starken englischen Truppen nur 30,000 Engländer, die übrigen Sipahi, das heißt, Eingeborene waren. In Mirut brach der Aufstand 1857. aus; das naheliegende Delhi wurde von den Sipahi erobert. Aber auch jetzt gelang es den Engländern, welche bedeutende Verstärkungen aus der Heimat erhielten, einen allgemeinen Aufstand zu verhindern und den Krieg auf das Gebiet des oberen Ganges zu beschränken. Die Generale Wilson, Havelock und Campbell zeichneten sich aus, die ^Städte Delhi und Lucknow wurden wieder erobert und für die Grausamkeiten der Hindu schreckliche Rache genommen. Doch hatte sich bei dieser Gelegenheit gezeigt, daß die ostindische Kompagnie solch großartigen Verhältnissen nicht mehr gewachsen war, daher das englische Parlament ihr Privilegium aufhob und Ostindien als englische Provinz unmittelbar und ausschließlich unter die Krone stellte.

20. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 319

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
31. Der Antagonismus der russischen und englischen Politik in Asien. 319 Flucht; am 7. August hielt Schudschah seinen feierlichen Einzug in die Hauptstadt. b. Rußland gegen Khiwa; Englands Triumph. Durch die Nachricht über diese glänzenden Erfolge der englischen Waffen wurde die russische Politik in Petersburg in hohem Grade beunruhigt. Ihre bisherige Absicht, über Persien und Afghanistan der britischen Macht in Ostindien beizukommen, mußte sie als völlig gescheitert betrachten, und sie entschloß sich nunmehr, den anderen Weg zu betreten, der sich ihrer Wahl von vornherein dargeboten, den Weg der Eroberung Turkestans. Gelang diese, so war der Er- oberung Afghanistans ein Gegengewicht gegeben, und all den Gren- zen beider Länder standen russische und englische Waffen einander gegenüber. Ein Grund des Angriffes war bald gesunden. Die feindseligen Khane von Khiwa hatten Karavanen und Reisende ohne Unterschied geplündert und auch Russen in die Gefangenschaft geschleppt. Das erforderte Genugthuung, aber nicht auf dem Wege der Unterhand- lung, denn man besorgte eine unwillkommene Nachgiebigkeit. Mit größtem Eifer und in tiefstem Geheimniß wurden in Orenburg die Rüstungen betrieben; von hier aus setzte sich am 1. December 1839 die Expedition unter General Perowsky in Bewegung, 20,000 Manu stark, mit 10,000 Kameelen. Das Ziel, eine Straße nach Indien zu gewinnen, wurde jedoch nickt erreicht. Der Zug durch die Step- pen zwischen dem caspischen Meere und dem Aralsee hatte mit Kälte und Schneegestöber zu kämpfen; in kurzer Zeit war die Mehrzahl der Kameele gefallen. Kaum halbwegs vorgedrungen, sah sich Pe- rowsky genöthigt, den Rückmarsch anzutreten; nur winzige Trümmer gelangten nach Orenburg zurück. Rußland konnte noch von Glück sagen, daß wenigstens seine Ehre geschont wurde, indem der Khan von Khiwa sich bereden ließ, seinerseits einen Friedensgesandten nach Rußland zu schicken. Dennoch aber mußte es sich Behufs der Ueber- einkunft die Vermittelung Englands gefallen lassen, d. h. derjenigen Macht, gegen die eigentlich der Zug gerichtet war. Zum Danke dafür blieb der russischen Diplomatie nichts übrig, als in Persien und Afghanistan von Neuem gegen England zu wühlen. Inzwischen hatten die britischen Interessen in Asien nach allen Seiten hin einen erhöhten Aufschwung genommen. Südlich von Afghanistan bis zur Meeresküste dehnt sich das Land der Belud- schen aus. Diese waren durch den Eroberungszug der Briten, der sich über den Bolanpaß durch ihr Gebiet bewegt hatte, aufgeregt worden. Der Khan von Kelat und als solcher das angesehenste Haupt des Landes, hatte sich zu Feindseligkeiten gegen England ver- leiten lassen. Als nach den Siegen in Afghanistan ein Theil der britischen Truppen heimkehrte, erfolgte die Vergeltung: die Festung