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1. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 72

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
72 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. glücklich ab, erreichte ihren Zweck, und begab sich dann in das Land zwi- schen Deister und Leine, um an den Dörfern und Städten Wilhelms des Jüngeren ihren Zorn auszulassen. Mit dem Heere der Bürger vereinig- ten sich die Bischöfe von Osnabrück und Minden, und viele dem Herzoge zürnende Dynasten. Von Hannover bis vor Göttingen wurde das Land verwüstet die Dörfer ausgeplündert, selbst der Heiligthümer nicht geschont, bis 1486 der Krieg beigclegt wurde. Dem Beispiele der Hildesheimer nachkommend, erhoben sich 1490 auch die Bewohner von Helmstedt gegen ihren Herrn, den Abt von Wer- den und St. Ludgeri. Weil nun der geistliche Herr zu schwach war, um seine Unterthanen durch Gewalt der Waffen zum Gehorsam zu zwingen, übergab er dem Herzoge Wilhelm die Stadt zu Lehen, dessen Strenge die Bürger fürchteten und sofort vom Aufstande nachließen. Im Jahre 1495 übergab der bejahrte Wilhelm der Jüngere das Land seinen Söhnen Heinrich und Erich. Nach der von dem ersteren vor- genommenen Theilung wählte Erich die Fürstenthümer Göttingen und Calenberg, und gelangte das Land um Wolfenbüttel an Heinrich; die mei- sten Bergwerke des Harzes blieben den Brüdern gemeinschaftlich. Wilhelm der Jüngere, welcher sich bei der Abtretung der Herrschaft t)ic Schlösser zu Münden, Hardegsen und Uslar Vorbehalten hatte, starb 1503 und wurde in der Schloßkirche zu Münden gestattet. • Sechstes Kapitel. Braunschweig - Wolfenbüttel unter Heinrich dem Aelteren. Gleich Wilhelm I. fand dessen Großsohn Heinrich der Aeltere, auch der Böse geheißen, nur am Kampfe Gefallen. Vo-ll Zorn, daß die Bürger von Hannover der Stadt Hildesheim in der Fehde seines Vaters Zuzug geleistet hatten, suchte er sich derselben 1490 durch List zu bemächtigen. Schon hatte er sich der Landwehr von Dören bemächtigt, indem er die Wächter des festen Thurmes durch Feuer tödtete, und nahte jetzt in der Stille der Nacht mit seinen auf Wagen versteckten Söldnern dem Aegi- dienthore, als ein Bürger der Stadt, Hans Borntrike, den Anschlag des Herzogs entdeckte, den Rath hiervon in Kenntniß setzte und auf diese Weise seine Vaterstadt vor Ueberrumpelung rettete. Schon im folgenden Jahre überwarf sich Heinrich der Aeltere mit dem Rath zu Braunschweig,

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1. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 124

1892 - Leipzig : Voigtländer
124 Die preußische Provinz Hannover [ß läge zum Königreich Hannover bildete, und der ältere Bruder Braunschweig-Wolfenbüttel in dem Umfange bekam, wie es im wesentlichen noch heute besteht. Nach dem Aussterben der calen-bergschen Linie (1584) war die braunschweigische die Erbin des Landes. Iv. Aus dem Zeitalter der Reformation. 1. Die neue Zeit wird durch ein wichtiges Ereignis eingeleitet, durch die Hildesheimer Stiftsfehde. Bischof Johann von Hildesheim wollte den Wohlstand des verschuldeten Stiftes besonders durch Einlösung der vielen verpfändeten Güter heben. Dem widersetzten sich die Ritter, besonders die von Saldern, und brachten einen Bund zustande, dem sich auch die Herzoge von Braunschweig und von Calenberg anschlössen, während Herzog Heinrich der Mittlere von Lüneburg, die Grafen von Schaumburg it. a. zum Bischof hielten. Nach dem Tode des Kaisers Maximilian brach die offene Fehde endlich aus. Aber in der Schlacht bei Soltau (29. Juni 1519) siegten die Hildesheimischen. Viele Ritter sielen; Herzog Erich von Calenberg wurde mit seinem Neffen und vielen Edlen gefangen, während Heinrich der Jüngere von Braunschweig nur mit Mühe entkam. Doch dauerte der Kamps noch fort, zumal als der Bischof sich dem kaiserlichen Spruche nicht fügen wollte und deshalb in die Reichsacht erklärt war, die die Herzöge von Braun-fchweig und von Calenberg vollstrecken sollten. Erst 1523 kam es zu Quedlinburg zum Frieden. Das Bistum verlor allein große Gebiete, die es aber mit einigen Ausnahmen, wenn auch erst nach mehr als hundert Jahren wieder gewann. 2. Unter den braunschweigisch-lüneburgischen Fürsten waren die Herzoge von Lüneburg und von Grubenhagen der Reformation zugethan, während die Herzoge von Wolfenbüttel und von Calenberg eifrige Anhänger der katholischen Kirche waren, bis endlich mit dem Erlöschen dieser beiden Linien der Protestantismus überall siegte. Heinrich der Bekenner, am wittenbergischen Hofe erzogen und durch den berühmten Spalatin in die Lehre Luthers eingeführt, begann schon 1523 in seiner Hauptstadt Celle die Reformation. Seine Milde und seine Beharrlichkeit verschafften ihr 1533 den völligen Sieg. Sein Sohn und Nachfolger befestigte die neue Lehre durch eine Kirchenordnung unter Zustimmung der ganzen Landschaft. Ohne Mühe wurde sie 1534 durch Amsdorf auch in Grubenhagen eingeführt. 3. Herzog Erich der Ältere von Calenberg-Göttingen war ein getreues Ebenbild des Kaisers Maximilian, an dessen zahlreichen Kämpfen er ehrenvollen Anteil nahm, und dem er, selbst

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 15

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
15 bemächtigte sich in Verbindung mit den geldrischen Reitern der braunschweigschen Geschütze. Die 5000 Knechte des feindlichen Gewalthausens wankten, und als Hans von Steinberg, tief in ihre Reihen einsprengend, ihnen das Haupt- banner entriß, vermochte weder Herzog Wilhelm, ein Bruder Heinrichs des Jüngern, noch der tapfere Erich die Fliehenden zum Widerstände zu bewegen. Nach dreistündigem Kampfe war der Sieg für Lüneburg entschieden, und nach allen Seiten verfolgten die hildesheimschen und geldrischen Reiter die flüchtigen Braunschweiger. Heinrich und Franz eilten auf flüchtigen Rossen in das benach- barte Verdensche und fanden auf dem festen Schlosse Rothenburg ihre Sicherheit. Als schon alles floh, hielt aber noch Herzog Erich festen Stand und wehrte mit kräftiger Faust den immer mächtiger werdenden Andrang ab. Ein lüneburg- scher Ritter, Krage hieß er, legte seine Lanze ein und verwundete den Helden im Oberschenkel; doch er saß noch tapfer im Sattel und führte den verzweifelten Kampf noch eine Weile fort, bis das aus der Wunde strömende Blut die Kraft erschöpfte. Da sprengte der Herzog, denn einem Lüneburger wollte er sich nicht ergeben, auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm das Schwert, zum Zeichen, daß er sein Gefangener sein wolle. Auch Wilhelm von Wolfenbüttel ergab sich erst, nachdem er bis zur gänzlichen Ermattung gekämpft und einen Schlag mit dem schweren Streitkolben durch Harnisch und Panzer erhalten hatte, dem Ritter Lubrecht von Wrisberg auf einem Bauernhöfe im Dorfe Wollensen, über dessen mauneshohen Thorweg sein edles Roß ihn in einem Sprunge getragen hatte. Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere Grafen, 136 Ritter, mit ihnen 400 reisige Pferde gefangen! Mehr als 3000 Todte deckten die Wahlstadt! Der Rest des Heeres war versprengt. Das sämmt- liche Geschütz und eine ungeheure Beute fiel in der Sieger Hände. Von dem Schlachtfelde begaben sich die Sieger, nachdem sie Gott ihren Dank dargebracht, nach Soltau und von da nach Celle, woselbst sie die beiden hohen Ge- fangenen theilten, so, daß Herzog Wilhelm dem Bischof Johann, Erich aber Heinrich dem Mittleren zu Theil wurde. Von hier wünschte der Bischof Jo- hann sofort in das braunschweigsche Land einzufallen und die Flammen über Braunschweig und Wolfenbüttel aufschlagen zu lassen. Aber Heinrich von Lüne- burg, der frühern Freundschaft mit dem Vetter gedenkend, wehrte ihm. Dennoch würde der Bischof von seinem argen Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn nicht der Edle Hans von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und der Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kettelrodt, gedroht hätte, für den Fall eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen. Sonach mußte Bischof Johann nachgeben und sich mit einem prunkenden Einzuge in Hildesheim begnügen, welcher 14 Tage nach der Schlacht stattfand. 8. Die Reformation in Kalenberg und Göttingen. Zur Zeit der Reformation war Herzog Erich der Aeltereherrinkalenberg und Göttingen. Er blieb sein Leben lang der römischen Kirche zugethan; aber er glaubte, daß auch seine lutherischen Unterthanen vor Gott würden bestehen können,

3. Geschichte der Provinz Hannover - S. 66

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
66 17. Die Hildesheimer Stiftsfehde. 1519. und Heinrich von Lüneburg in der stillen Woche vor Ostern den Kampf, indem sie von Burgdorf aus in das Bistum Minden eindrangen, Minden nahmen und den Bischof zur Flucht zwangen. Dann zogen sie in die Grafschaften Hoya und Schaumburg, eroberten Stolzenau an der Weser, Lauenau am Deister und überzogen das Land zwischen Deister und Leine, das Fürstentum Kalenberg, mit Mord und Brand. Die Städte und Flecken Reh bürg, Wunstorf, Pattensen, Münder und Springe gingen in Flammen auf, Eldagsen wandte nur mit schweren Opfern seine vollständige Zerstörung ab. Was die Bauern und der landsässige Adel nicht nach Hannover oder auf den festen Kalenberg geflüchtet hatten, das verfiel der Vernichtung oder ward als Beute fortgeschleppt. 3. Die Fehde im Hildesheimischeu. Inzwischen hatten sich auch die Braunschweiger Herzoge gerüstet, erschienen mit stattlicher Kriegsmacht und hausten schrecklich im Hildesheimschen. Am Abend vor Himmelfahrt konnte man von Hildesheim aus elf Dörfer in der Runde brennen sehen. „Man hat etliche Tage nichts als Rauch und Dampf wahrgenommen und ein fast klägliches Zetergeschrei gehört." — Zu der nämlichen Zeit war Herzog Erich mit den Truppen, die er im Göttinger Lande gesammelt hatte, in die südlichen Teile des Stiftes eingebrochen, brannte Dassel aus, zog über Salzderhelden vor Bockenem und dann mit Heinrich von Wolfenbüttel gen Peine, das, durch dreifache Gräben und Wälle, besonders aber durch rings umgebeude Moräste geschützt, für einen der stärksten Plätze des ganzen Stiftes galt. Auf dem Wege dahin steckten sie alle Dörfer in Brand. Peine widerstand zwei Stürmen mit rühmlichem Mute, mußte aber beim dritten nachgeben. Die zurückweichenden Bürger und Landsknechte zündeten selber die Häuser der Stadt an, sodaß den Belagerern nur ein Trümmerhaufen blieb. Nur Schloß Peine widerstand. 4. Die Fehde im Lüneburgischen. Nun zogen die Braunschweiger in die Landschaften an der Aller, auf Gifhorn und Celle zu. Auf ihrem Wege sah man in den Pfingsttageu fünfzig Dörfer brennen; sie schonten keine Kirche; an ihres Vetters Schloß zu Gifhorn zerstörten sie das eigene welfische Wappen. „Sie waren von stolzem Mute", heißt es in einem Liede, „sie hatten Silber und rotes Gold, sie führten mit sich zweitausend Wagen." Am Donnerstag nach Exandi sank Schloß und Stadt Burgd orf, am Pfiugsttage Burgwedel in Asche. Der Papenteich wurde verwüstet, Campen und Gifhorn genommen und verbrannt. Über Wittin gen und Bodenteich, die gleichfalls in Asche sanken, ging es gegen Ülzen; das um 3000 Gulden gebrandschatzt wurde. Die Kirche zu Nettel-kamp zündete der Bischof von Minden mit eigener Hand an. Ans Lüne und Medingen flüchteten die Nonnen nach dem festen Lüneburg. Noch einmal machten die in Frankfurt zur Kaiserwahl ver-

4. Vaterländische Geschichtsbilder für die mittleren Bürgerschulen des Herzogtums Braunschweig - S. 68

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 68 — Überall fand die Reformation leicht Eingang, z. B. schon 1523 in Celle durch Ernst den Bekenner, 1534 in Grubenhagen und in der Zwischenzeit in fast allen Städten des Landes. Braunschweig, Göttingen, Hannover und auch Goslar waren Mitglieder des Schmalkaldischen Bundes. 1. Die Stadt Braunschweig und Herzog Heinrich der Jüngere 1514—1568. Die Reformation der Stadt Braunschweig verwickelte diese in mannigfache Kämpfe mit dem Herzog Heinrich dem Jüngeren, der wie fast alle Herzöge seit etwa 1300 in Wolfenbüttel residierte; deshalb ward auch das Herzogtum jetzt häufig Braunschweig-Wolfenbüttel genannt. Schon 1521 hatte Gottschalk Kruse, ein Mönch im Ägidienkloster, die Reformation gepredigt, und auch der Pastor an St. Magni, Heinrich Lampe, war heimlicher Protestant. 1528 beantragen die Gildemeister beim Rate die Einführung der Reformation. Zu diesem Zwecke wird Johann Winkel aus Halberstadt nach Braunschweig berufen, und die katholischen Ordensgeistlichen verlassen die Stadt. Schließlich führt Bugenhagen durch eine plattdeutsch in Wittenberg gedruckte Kirchenordnung die Reformation der Stadt durch. (Deutsche Jugend 5, Die Einführung der Reformation in Braunschweig.) Als der Rat gegen die Stifter St. Blasii und St. Cyriaci vorschritt, griff der strengkatholische Herzog Heinrich der Jüngere ein und belegte alle städtischen Güter außerhalb der Mauern mit Beschlag. Braunschweig rief die Hilfe des Schmalkaldischen Bundes an, welcher 1538 einen glänzenden Bundestag in den gastlichen Mauern der Stadt gehalten hatte, und Heinrich erhielt 1542 die Absagebriefe von Hessen, Kursachsen und der Stadt Braunschweig. Als ein großes Bundesheer in sein Land rückt, flieht der Herzog nach Bayern und hält sich dann meist beim Kaiser aus, der sich ihm schon in der Hildesheimer Stiftssache sehr gnädig bewiesen und ihm einen großen Theil der bischöflichen Besitzungen zugesprochen hatte. Nach der Eroberung von Wolfenbüttel durch den Bund muß das ganze Herzogtum diesem huldigen und schwören, den Herzog als Feind zu verfolgen. In diesem einen Feldzuge erbeutete der später so berühmt gewordene Sebastian Schärtliu 4000 Gulden — etwa 40000 Mark, bei der Eroberung von Wolfenbüttel allein 400 Gulden, einen Streithengst und einen silbergestickten Rock des Herzogs. Die Bundesregierung läßt Bugenhagen kommen, und dieser reformiert nach einer Kirchenvisitation, an der auch Anton Eorvinus teilnahm, und welche wunderbare Dinge in den Klöstern zu Tage führte, das Herzogtum. Heinrich versucht 1545, das Land wiederzuerobern, wird aber in der Nähe von Göttingen von den Hessen gefangen und zuerst in Cassel, dann in Ziegenhain eingekerkert. Erst der Sieg des Kaisers im Schmalkaldischen Kriege verschafft dem Herzog die Freiheit und die Rückkehr in sein Land.

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 15

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
15 bemächtigte sich in Verbindung mit den geldrischen Reitern der braunschweigschen Geschütze. Die 5000 Knechte des feindlichen Gewalthaufens wankten, und als Hans von Steinberg, tief in ihre Reihen einsprengend, ihnen das Haupt- banner entriß, vermochte weder Herzog Wilhelm, ein Bruder Heinrichs des Jüngern, noch der tapfere Erich die Fliehenden zum Widerstände zu bewegen. Nach dreistündigem Kampfe war der Sieg für Lüneburg entschieden, und nach allen Seiten verfolgten die hildesheimschen und geldrischen Reiter die flüchtigen Braunschweiger. Heinrich und Franz eilten auf flüchtigen Rossen in das benach barteverdensche und faulen auf dem festen Schlosse Rothenburg ihre Sicherheit. Als schon alles floh, hielt aber noch Herzog Erich festen Stand und wehrte mit kräftiger Faust den immer mächtiger werdenden Andrang ab. Ein lüneburg- scher Ritter, Krage hieß er, legte seine Lanze ein und verwundete den Helden im Oberschenkel; doch er saß noch tapfer im Sattel und führte den verzweifelten Kampf noch eine Weile fort, bis das aus der Wunde strömende Blut die Kraft erschöpfte. Da sprengte der Herzog, denn einem Lüneburger wollte er sich nicht ergeben, auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm das Schwert, zum Zeichen, daß er fein Gefangener fein wolle. Auch Wilhelm von Wolfenbüttel ergab sich erst, nachdem er bis zur gänzlichen Ermattung gekämpft und einen Schlag mit dem schweren Streitkolben durch Harnisch und Panzer erhalten hatte, dem Ritter Lubrecht von Wriöberg aus einem Bauernhöfe im Dorfe Wollensen, über dessen mannedhohen Thorweg sein edles Roß ihn in einem Sprunge getragen hatte. Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere Grafen, 136 Ritter, mit ihnen -100 reisige Pferde gefangen! Mehr als 3000 Todte deckten die Wahlstadt! Der Rest des Heeres war versprengt. Das sämmt- liche Geschütz und eine ungeheure Beute fiel in der Sieger Hände. Von dem Schlachtfelde begaben sich die Sieger, nachdem sie Gott ihren Dank dargebracht, nach Soltau und von da nach Celle, woselbst sie die beiden hohen Ge- fangenen theilten, so, daß Herzog Wilhelm dem Bischof Johann, Erich aber Heinrich dem Mittleren zu Theil wurde. Von hier wünschte der Bischof Jo- hann sofort in das braunschweigfche Land einzufallen und die Flammen über Braunschweig und Wolfenbüttel aufschlagen zu lassen. Aber Heinrich von Lüne- burg, der frühern Freundschaft mit dem Better gedenkend, wehrte ihm. Dennoch würde der Bischof von seinem argen Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn nicht der Edle Hanö von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und der Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kcttelrodt, gedroht hätte, für den Fall eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen. Sonach mußte Bischof Johann nachgeben und sich mit einem prunkenden Einzüge in Hildeöheim begnügen, welcher 14 Tage nach der Schlacht stattfand. 8. Die Reformation in Kalenberg und Göttingen. Zur Zeit der Reformation war Herzog Erich deraeltere Herr in Kalenberg und Güttingen. Er blieb fein Leben lang der römischen Kirche zugethan; aber er glaubte, daß auch seine lutherischen Unterthanen vor Gott würden bestehen können,

6. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 78

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
73 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. erbten Todes ihn zum Erben eingesetzt hatte. Deßhalb schloß er mit Jo- hann von Hildesheim einen Bund aus gegenseitige Vertheidigung, welchem auch die Grafen von Holstein, Schaumburg, Hoya und Diepholz beitra- ten. Hierauf siel Johann um Ostern 1519 in das Stift Minden ein, vertrieb den dortigen Bischof und trieb Brandschatzungen ein. Dann sag- ten die hildesheimischen Verbündeten den Herzogen von Wolfenbüttel und Calenberg ab, und durchzogen plündernd das Land zwischen Deister und Leine. Dagegen wandten sich Erich und Heinrich der Jüngere, gestärkt durch Söldner, welche sie vom Markgrafen von Meißen und dem Landgra- fen von Hessen bezogen hatten, gegen das stiftische Gebiet, und ließen das Städtchen Dassel in Flammen aufgehen. Zu dieser Zeit gebot Kurfürst Friedrich von Sachsen, kraft der ihm zustehenden vicarischen Gewalt, den kriegenden Parteien Frieden. Aber die Herzoge setzten sich über die an sie ergangene Mahnung hinweg, und zwan- gen durch ihr Benehmen die Bischöflichen zur Wiederaufnahme der Feind- seligkeiten. Die Stadt Pcina wurde von den Herzoglichen berannt; doch schlug die Besatzung des Schlosses alle Stürme mannhaft zurück. Ob nun auch in Folge einer vorgefallenen Verunwilligung die hessischen Knechte sich von dem Heere Heinrichs des Jüngern und Erichs trennten, fühlten sich diese doch stark genug, um in das Lüneburgische einzufallen, woselbst sie Burgdorf, Burgwedel, Gifhorn und eine Menge Dörfer den Flammen übergaben. Sodann drangen sie bis Uelzen vor und lagerten im Kloster zu Oldenstadt, selbst der Gotteshäuser in ihrer Erbitterung nicht schonend. Eine zweite Abmahnung der Kurfürsten vom Kampfe scheiterte, gleich der ersten, an der Streitlust der verbündeten Brüder. Deßhalb rüstete sich Heinrich von Lüneburg ernster denn zuvor, und zog in Vereinigung mit Johann von Hildesheim und einer Anzahl geldrischer Reiter auf Uelzen, um das Schicksal seines Landes durch eine Schlacht zu entscheiden. Als die Herzoge von Wolfenbüttel und Calenberg von dem plötzlichen Nahen ihrer Gegner hörten, brachen sie in Eile von Oldenstadt auf, um sich nach dem Verdenschen zu begeben. Ihnen nach die Bischöflichen über Hermannsburg, bis sie in der Nahe von Soltau auf den Feind stießen. Es war am 29. Junius des Jahres 1519, als Heinrich der Mittlere seine Knechte und Reisigen musterte, um sie gegen die Schlachtreihe der Herzog- lichen zu führen. Diese standen unter Heinrich von Wolfenbüttel und Erich dem Aeltern geschaart; die durcb die Hitze und den zurückgelegten Weg Ermüdeten durch Ruhe und Trank zu erquicken, erlaubte die Zeit nicht mehr. Denn schon stürmten Heinrich der Mittlere und Bischof Johann mit ihren Reitern zum Angriffe vor und warfen die Vorhut der Braun-

7. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 111

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Die Geschichte des Landes Braunschweig im Überblick. 111 3. Durch Erbteilungen entstanden seit 1267 verschiedene Linien des welfischen Geschlechtes, die durch zahlreiche Fürsten vertreten sind: die von Braunschweig-Wolfenbüttel, die von Grubenhagen (1285—1596), Göttingen (1285—1463), Kalenberg (1495 — 1584), Harburg (1532—1642), Lüne- burg (seit 1285 bestehend, zerfiel sie in eine ältere bis 1369, eine mittlere bis 1546 und eine jüngere, die von Celle). Durch Aussterben ihrer Fürsten- häuser fielen die Teilgebiete allmählich wieder zusammen, so daß seit 1705 nur zwei Linien übrig waren: die jüngere Linie von Lüneburg (das Haus Hannover) und die von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der der ersteren angehörige Herzog Ernst August erhielt 1692 die Würde eines Kurfürsten von Hannover und sein Sohn als Georg I. (1698—1727) außerdem 1714 die des Königs von Großbritannien und Irland. Die Nach- folger des letztgenannten Fürsten in Hannover und England waren Georg Ii. (1726—60), Georg Iii. (1760 — 1820) Georg Iv. (1820—30), Wilhelm Iv. (1830—37). Während darauf in England die Königin Viktoria den Thron einnahm, erhielt das 1815 zum Königreich erklärte Land Hannover einen eigenen König in der Person Ernst Augusts (1837—51), dessen Sohn König Georg V. (1851—66, gest. 1878) durch den Krieg von 1866 trotz der für ihn siegreichen Schlacht bei Langensalza sein Land an Preußen verlor. 4. Die Linie Braunschweig-Wolfenbüttel hat bestanden als ältere (1285—1428), mittlere (1428—1634) und jüngere (1634 — 1884). In dem ersten dieser Zeiträume suchten die Fürsten ihre Macht als Ver- walter der Rechtsprechung und des Heerwesens gegenüber den adeligen Herren, den Stiftern und den Städten zu erweitern, waren hierzu infolge der Zersplitterung des welfischen Hauses aber nicht kräftig genug. Der Adel, die fürstlichen Dienstmannen, die Vertreter der Stifter und der Städte hatten als „Stände" bei der Besteuerung und Gesetzgebung beratend und beschließend mitzuwirken. Schon im 15. Jahrhundert schwand im Fürstentum Wolfenbüttel durch eine weise Gesetzgebung die bäuerliche Leibeigenschaft. Während aber die Fürsten und die adeligen Grundbesitzer oft schwer unter Geldnot zu leiden hatten, wurden die Städte durch Gewerbe und Handel reich; sie schlossen gegen- über den Fürsten Bündnisse und fanden bei dem allgemeinen Städtebunde, der Hansa, deren einer Vorort Braunschweig war, Rückhalt. So siegten 1493 die mit den Hildesheimern vereinigten Braunschweiger in der Schlacht bei Bleckenstedt über die fürstlichen Truppen. In den Städten aber, besonders in Braunschweig, fanden im 14. und 15. Jahrhundert zwischen den alten vornehmen Geschlechtern (Patriziern), die im Rat zu ihrem Vorteil allein herrschen wollten, und den l^ilden (Vereinigungen der Handwerksmeister) lange, schwere Kämpfe statt. Aus dem mittleren Hause Braunschweig sind besonders folgende Fürsten zu erwähnen: Herzog Heinrich der Jüngere (1514—68), der vergeblich die Reformation in seinem Lande bekämpfte; Julius (1568—89), der sie durchsührte, die Universität Helmstedt gründete, Bergbau, Forstwirtschaft, Landwirtschaft hob und sich in jeder Hinsicht als Vater des Landes erwies;

8. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 71

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
Fünftes Kapitel. 71 Als Herzog Heinrich 1463 starb, folgte ihm sein Sohn Heinrich, der sich 1481 mit seinem Oheim Albrecht dahin verglich, daß dieser Herzberg, er selbst aber Salzderhelden erhielt. Nach beider Tode vereinigte 1526 Philipp, der Sihn Albrechts, das ungetheilte Fürstenthum Grubenhagen in seinen Händen. Fünftes Kapitel. Brauuschweig - Wolfenbüttel bis zu der Landestheilung unter den Söhnen Wilhelms des Jüngeren. 1473 — 1495. Trotz der Beseitigung der Zwietracht zwischen Wilhelm dem Aelteren und dem Bunde der mächtigen Hanse gab es der Reibungen zwischen Fürsten und Städten so mannichfaltige, daß Wilhelm der Jüngere, Herr des Landes Oberwald, nicht umhin konnte, den Kampf seines Vaters wie- der aufzunehmen. Seine erste Unternehmung galt 1477 der Stadt Eim- beck, deren Bürger vor den herzoglichen Rittern erlagen und in großer Menge gefangen nach dem Schlosse Hardegsen abgeführt wurden. Dage- gen rächten sich die Städter durch Verheerung der fürstlichen Dörfer, bis 1479 auf einem Tage zu Göttingen die Ausgleichung stattfand. Kaum daß der Friede dem Lande Oberwald wiedergegeben war, als Wilhelm der Jüngere sich bereit erklärte, dem Bischöfe Barthold von Hildesheim, wel- cher wegen eigenmächtiger Erhöhung der Steuern mit den Bewohnern sei- ner Residenz in Uneinigkeit gerathen war, zu Hülfe zu eilen. Dagegen stellte sich Herzog Friedrich auf die Seite der Bürgerschaft. Da erschien Wilhelm plötzlich vor dem Calenberge, sprengte mit seinen Reitern in die Burg und bemächtigte sich des geisteskranken Bruders, den er bis zu des- sen 1494 erfolgtem Tode in Münden unter steter Aufsicht halten ließ. Obwohl die Bürger von Hildesheim durch dieses Eceigniß der mächtigsten Unterstützung beraubt waren, setzten sie doch die Gegenwehr mit unverzag- tem Muthe fort. Aber Graf Johann von Rittberg, welcher der Stadt Hülfe zuführcn wollte, wurde von Heinrich, dem jugendlichen Sohne Wil- helms, bei Gerden am Deister 1485 besiegt und gefangen, und schon schien die Stadt gezwungen zu sein, sich vor dem Bischöfe zu beugen, als die Hanse für sie rüstete. Demgemäß brach eine starke Schaar bewaffneter Bürger von Brauuschweig auf, um der bedrängten Stadt Lebensmittel zuzuführen, schlug den Angriff Heinrichs bei der Landwehr von Hildesheim

9. Geschichte der Provinz Hannover - S. 80

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
80 18. Die Einführung der Reformation. sämtliche Klöster mußten sich der kirchlichen Neuordnung fügen. Damit ging die Reformation der Stadt Hildesheim Hand in Hand. Die befreundeten Städte Goslar, Göttingen, Hannover, Einbeck, Magdeburg u. a. betrieben den Anschluß der bischöflichen Stadt den Schmalkaldischen Bund, und der Rat gestattete nun die Berufung eines lutherischen Predigers an die Andreaskirche. Daun kamen Bngenhagen, Winkel und Corvin nach Hildesheim, und am 1. September 1542 hielt Bngenhagen in der Andreaskirche die -erste lutherische Predigt. Die andern Kirchen folgten. 3. Die Schlacht bei Northeim. 1545. Heinrich d. I., der trotz wiederholter Bitten bei Karl V. vorläufig in fein Herzog- tum nicht wieder eingesetzt wurde, griff zur Selbsthülfe. Mit -französischem Gelde warb er ein ansehnliches Heer, durchzog die Berdenfchen und Lüneburgifchen Gebiete, bedrohte Hannover und zog vor Wolfenbuttel, um es den Schmalkaldischen zu entreißen. Während der Zeit sammelten sich die Streitkräfte des Bundes unter Philipp von Hessen bei Northeim. Auch Moritz Don Sachsen führte ein Heer herbei. Kaum horte Heinrich d. I. davon, als er fofort die Belagerung von Wolfenbüttel aufhob und über Bockenem und Gandersheim herbeieilte, um vor der völligen Vereinigung der bundesgenöffifchen Truppen nach Süden durchzubrechen. Er wurde aber bei Northeim aufgehalten, geschlagen (21. Oktober) und als Gefangener nach der Feste Ziegenhain gebracht. Nicht allzulange sollten sich die Evangelischen des Sieges von Northeim freuen. Nach ihrer Niederlage bei Mühlberg (1547) mußten sie den gefangenen Herzog freilassen. Dieser kehrte in sein Land zurück, mußte aber versprechen, niemand der Religion halber zu bedrängen, sonderlich auch die Städte Braunschweig, Hildesheim und Goslar nicht zu beschweren, nachdem diese für ihre Teilnahme am Schmalkaldischen Bunde bedeutende Summen gezahlt hatten. Heinrich hielt zwar seine Versprechungen nicht völlig, aber die evangelische Lehre vermochte er in feinem Lande nicht mehr zu unterdrücken. g. Stadt und Stift Osnabrück, die Grafschaften Meppen und Bentheim. 1. Die Unruhen in Osnabrück. Osnabrück hat die evangelische Lehre zuerst aus dem Murtbe von Luthers Lehrer, des Augustiner - Provinzials Hecker, vernommen und sich schon vor 1525 im größten Teile seiner Bürgerschaft der Reformation angeschlossen. Da die katholischen Geistlichen schroff gegen die evangelisch Gesinnten vorgingen, so entstaub ein Aufruhr, und der widerstrebende Rat wurde gezwungen, die von den Bürgern aufgefetzten Artikel anzunehmen, bis der Bischof Erich von Gruben-Hagen vor die Stadt kam und die Bewegung unterbrückte. Jnbes

10. Grundriß der braunschweigischen Geschichte - S. 12

1905 - Braunschweig : J. H. Meyer
— 12 — 16. Jahrhunderts fort. Die Gebiete von Kalenberg, Göttingen und Wolfenbüttel unterlagen erneuten Erbteilungen; nur auf kurze Zeit wurden bisher getrennte Gebiete wieder zusammengelegt. Eine Göttinger Linie, die ein Enkel Albrechts stiftete, bestand für sich bis zum Jahre 1463. Als das ältere lüneburgische Haus mit dem Tode Herzog Wilhelms 1369 ausgeftorbeu war, entbrannte zwischen Magnus Ii. Torquatus ') von Wolfenbüttel, einem Urenkel Albrechts, und dem Assanier Albrecht von Sachsen, dem Sohne der ältesten Tochter Wilhelms, der langwierige lüneburgische Erbfolgestreit. Erst der Sohn jenes Magnus, Friedrichs, führte durch den Sieg bei Winsen (ct. d. Aller) 1388 die Entscheidung zu Gunsten seines Hauses herbei. So blieb Lüne- burg dem welfischen Hause erhalten und ging in den Besitz Friedrichs und seiner Brüder Bernhard und Heinrich über, die zusammen Wolfenbüttel und Kalenberg besaßen. Nach dieser Besitzergreifung erfolgte sofort eine Teilung zwischen den drei Brüdern und nach dem Tode Friedrichs (1400) abermals eine Erbanseinandersetznng zwischen Bernhard und Heinrich, sodann 1428 eine solche zwischen Bernhard und Heinrichs Söhnen. Auf Grund dieser fiel das Fürstentum Lünebnrg an Bernhard, Heinrichs Söhne erhielten Braunschweig und Kalenberg?) Das mittlere Haus Braunschweig und das mittlere Haus Lüneburg sind durch diese Teilung von 1428 begründet. Stifter des letzteren ist Bernhard, der des mittleren Hauses Braunschweig Wilhelm, der älteste der Söhne Heinrichs. Nach dem Tode seines Bruders Heinrich des Friedfertigen und dem 1463 erfolgten Aussterben der Göttinger Linie wurdeii Kalenberg, Wolfenbüttel und G ö t t i n g e n in seiner Hand vereinigt. Von Bedeutung wurde die Erbteilung der Enkel Wilhelms 1495. Durch diese erhielt Heinrich der Ältere Braunschweig-Wolfenbüttel, etwa in dem Umfange, wie es heute noch besteht, Erich der Ältere K a l e n b e r g - G ö t - *) Der streitbare Fürst fiel im Kampfe gegen seinen Schwager, beit Grafen von Schauenburg, der sich der sächsischen Partei angeschlossen hatte, bei Leveste am Deister (1373). Vgl. W. Brandes, Balladen ©. 23. 2) Friedrich war ein hochangesehener Reichsfürst, so daß später das Gerücht entstehen konnte, er sei an Stelle Wenzels zum Könige bestimmt gewesen. Auf der Heimreise von Frankfurt wurde er bei Fritzlar ermordet (1400). Magnns Ii. Torquato (Urenkel Albrechts) Friedrich t 1400. Bernhard, Stammvater des mittleren Hauses Braunschweig-Lüneburg. Heinrich Wilhelm, Heinrick Stammvater des der Friedfertige mittleren Hauses f 1473. mittleren Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel, welches 1634 erlosch.

11. Geschichte von Göttingen und Umgegend - S. 39

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 39 — die Feinde nicht, sobald er das Schwert entblößte. Als Achtzehnjähriger kämpfte er an der Seite des Kaisers Maximilian, der sein Pate war, gegen die Türken. Kaiser Max liebte den frischen, mutigen Jüngling und schenkte ihm dauernde Freundschaft. Auch als Erich bereits Herzog geworden, verließ er seinen kaiserlichen Freund in keiner Not und Gefahr. Er begleitete ihn auf allen Kriegszügen, selbst nach Italien und Spanien, und war bei ihm auf jedem Reichstage. In einem Kriege, den Kaiser Max in Bayern führte, rettete ihm Erich das Leben und empfing dabei selbst zwei tödliche Wunden. — Während der Schlacht bei Soltau in der Hildesheimer Stiftsfehde tummelte er kampflustig sein Roß und schwang gewaltig sein Schwert. Als die Feinde ihm von allen Seiten zusetzten und sein Banner sank, hielt er es für eine Schmach, zu entfliehen, und er rief dem Herzog Heinrich von Wolfenbüttel zu: „Reit, Vetter, reit, denn meine gelben Sporen wollens nicht leiden, daß ich reite!" So geriet Erich in die Gefangenschaft, während Herzog Heinrich entkam. 3. Bei dem steten Kriegsleben und der Freigebigkeit gegen Adel und Söldner, bei der Gastlichkeit, die auf den Schlössern zu Münden und Neustadt herrschte, geriet der Herzog in eine große Schuldenlast; dennoch wollte er nicht, daß seine Unterthanen darunter leiden sollten; er veräußerte lieber seine Kleinodien. Als sein Kanzler ihn daran hindern wollte, erwiderte er: „Aber wie soll ichs denn machen? Ich bin ein armer Fürst, und meine Leutlein können mir nicht mehr geben". — Erich war es, der auf dem Reichstage zu Worms dem Doktor Martin Luther für sein unerschrockenes Auftreten eine Kanne Einbecker Bieres reichen ließ. — Im Jahre 1533 brannte die Stadt Hardegsen fast völlig nieder. Sogleich eilte er an die Stätte des Unglücks. Jammernd kamen ihm die Abgebrannten entgegen. Der Herzog wurde zu Thränen gerührt und ging nicht eher von dannen, bis er Geld genug unter die Hilfsbedürftigen verteilt, alle Abgaben erlassen und befohlen hatte, den Abgebrannten das nötige Bauholz aus den herzoglichen Forsten zu liefern. — Gern beteiligte sich der Herzog an den Festen des Volks, mischte sich unter die Fröhlichen, war fröhlich mit ihnen und verachtete auch nicht einen Tanz mit den Töchtern der Bürger. 4. Im Alter von 55 Jahren vermählte sich Erich auf dem Schlosse zu Münden mit Elisabeth, der jugendlichen und heitern Tochter des Kurfürsten Joachim von Brandenburg. Auch der Rat von Göttingen war zu der Hochzeit geladen. Elisabeth war Erichs zweite Gemahlin. Die Gatten lebten wie Bürgersleute einfach, still und vertraulich auf dem Schlosse zu Münden. Erich nannte seine Gemahlin gern seine „herzliebe Ilse". Dem Herzogspaare wurde ein Sohn geboren, der, wie sein Vater, Erich hieß. Nach ihm erhielt das Schloß Erichsburg bei Dassel seinen Namen. — Als der Herzog im Jahre 1540 in Hagenau auf dem Reichstage war, ereilte ihn der Tod. Seine Gebeine wurden nach Münden gebracht und in der St. Ägidienkirche daselbst beigesetzt. Ein Denkstein bezeichnet die Grabstätte.

12. Die Provinz Hannover - S. 125

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
125 Im 14. Jahrhundert, wo Alfeld bereits der Sitz eines Hildes- heimschen Archidiakonus war, wird der Ort schon Stadt genannt, wie ans einer Urkunde des Bischofs Heinrich von Hildesheim hervor- geht, mittelst welcher er 1355 die Kirche zu Alfeld dein Kloster Vetzingerode (Marienrode) feierlichst einverleibte. Die Stadtrechte des Orts wurden sodann 1456 näher bestimmt und bestätigt, nach- dein schon 1370 die Stadt in Gefahr gewesen war, ihren bisherigen Landesherrn, Vischos Gerhard, einen der ausgezeichnetsten Hildes- heimschen Kirchenfürsten zu verlieren. Herzog Otto der Qnade von Göttingen hatte nämlich die Harzburg mit Lebensmitteln versorgen wollen und war vom Bischöfe daran verhindert worden. Da harte er sich gewandt und in der Allerheiligen-Nacht 1370 die Stadt Alfeld genommen. Durch Uuterhaudluug erhielt jedoch der Bischof die Stadt wieder, mußte aber die Harzburg mit Vorräten ver- sorgen. — Schon im Jahre 1457 findet es sich, daß Alseld ans dem Landtage zu Bodeuburg vertreten wurde. Graf Ludolph vou Wuustors, die Mannschaft des Stifts Hildesheim und die Räte der Städte Hildesheim, Alfeld, Gronau, Perne, Sarstedt und Dassel versprachen hier, ihren Herrn, den Bischof, gegen die Gewalt des Domkapitels verteidigen zu wollen. Die Hildesheimsche Stiftsfehde, von der wir weiter unten (Nr. 56) hören werden, war auch für Alfeld uuruhvoll. Im Jahre 1521 zogen die Herzöge von Braunschweig vor Alfeld und eroberten die Stadt. Um der Plünderung zu entgehen, nmßteu die Bürger 6000 Guldeu zahlen. Durch deu Quedliuburger Vertrag vou 1523 fiel Alseld in das Los des Herzogs Heinrich des Jüngern von Wolfenbüttel, welcher den Eingang der Reformation Luthers von seinen Landen fern zu halten suchte. Erst die Vertreibung dieses Fürsten durch die Schmalkaldschen Bundesfürsten (1542) machte auch in Alfeld die Freunde des Lichts mutig, und frendig begrüßten diese 1543 die Visitatoren, welche zur Einführung der Reformation in Alfeld erschienen. Schon um diese Zeit standeil zwei Prediger an der Kirche der Stadt, von denen der erste, Heinrich Vogelmann, zum Superiuteudeuteu ernannt ward. Aber bereits 1547 änderte sich die Lage der Dinge. Herzog Heinrich der Jüngere erhielt seine Lande wieder, und es begann eine Verfolgung der Evangelischeu, welche auch den wackern Superintendenten Vogelmann aus Alfeld vertrieb. Erst mit dem Regierungsantritte des Herzogs Julius trat eiu Zustaud der Ruhe und Sicherheit für die Evangelischen ein, und Alfeld ward zu einer Generalsuperintendentnr erhoben. M. Nikolaus Erbenins war der erste Generalsuperintendent zu Alseld. Als der für das geistige Wohl seiner Unterthanen so überaus besorgte und thätige Herzog Jnlins den Plan zur Errichtung einer Universität in seinen Landen entwarf, wurde vou der Landschaft neben Wolfenbüttel und Helmstedt auch die Stadt Alfeld als eine

13. Die preußische Provinz Hannover und das Herzogtum Braunschweig - S. 16

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 16 — Zeittafel. 961. Hermann Billing Herzog von Sachsen. 1125. Lothar von Supplingenbura deutscher Kaiser. 1139—1195. Heinrich der Löwe. 1235. Braunschweig-Lüneburg wird Herzogtum. 1267. Teilung des Landes: Haus Braunschweia und Haus Lünebura. 1519. Die Schlacht bei Soltau. 1523—1533. Einführung der Reformation in Lüneburg. 1528. Einführung der Reformation in der Stadt Braunschweig. 1542. Einführung der Reformation in den Herzogtümern Braunschweia und Calenberg. 1576. Gründung der Universität Helmstedt. 1635. August der Jüngere erhält" Braunfchweig-Wolfenbüttel, Wilhelm Lüneburg. 1692. Ernst August erster Kurfürst von Hannover. 17 *4—1837. Das Kurfürstentum Hannover in Verbindung mit England. 1735. Ferdinand Albrecht von Bevern wird Herzog von Braunfchweig-Wolfenbüttel. 1737. Gründung der Universität Göttingen. 1806. Karl Wilhelm Ferdinand wird bei Auerstädt tödlich verwundet. 1814. Hannover wird Königreich. 1815. Friedrich Wilhelm fällt bei Quatrebras. 1830. Marl Ii. aus Braunfchweig vertrieben. 1866. Hannover wird preußische Provinz. 1884. Erlöschen des Hauses Braunfchweig-Wolfenbüttel. Litteratur. Havemann, Handbuch : 'v Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. Lüneburg 1838. Besser ist Schau mann, Hemds "ch der Geschichte der Lande Hannover und Braunschweig. Hannover 1864. Görges-Spehr, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten der Vorzeit der Lande Braunschweig und Hannover. 3 Bände. Braunschweig 1881. (Für Bibliotheken und zu Geschenken geeignet.) <Ss> Pierer'sche Hofbuchdruckerei. Stephan Geibel & Sc. in Altenburg.

14. Neuer Kinderfreund - S. 285

1871 - Einbeck : Ehlers
Kurze Geschichte des Königreichs Hannover. 285 der übrigen, oben bemerkten, Besitzungen, der Tochter des Kaisers Lothar, und bekam nun das ganze Herzogthum Sachsen noch zu seinem Herzogthume Baiern hinzu Sein Sohn war der berühmte Heinrich der Löwe; er war der mächtigste Fürst seiner Zeit. Neidische Menschen ver- läumdeten ihn beim Kaiser, Friedrich dem Roth- bart, und wussten es dahin zu bringen, weil er dem Kai- ser in seinen Kriegen nicht mehr behülflich sein wollte, dass er auf dem Reichstage zu Goslar 1180, seiner Länder und Würden verlustig erklärt wurde. Seine Länder wur- den Andern gegeben, und er wurde obenein verurtheilt, Deutschland aus drei Jahre zu verlassen. Er that es, und ging nach England, setzte aber, als er zurückkam, den Krieg gegen seine Feinde fort; rettete von seinen Besitzun- gen aber nur Braunschweig, Lüneburg, Kalenberg-Gruben- hagen und Göttingen. Er starb 1195 auf seiner Burg zu Braunschweig. Sein Enkel, Otto das Kind, so genannt, weil er beim.tode seines Vaters erst 10 Jahre alt war, übergab dieselben dem Kaiser als Reichslehn, welcher sie dann zum Herzogthume erhob. Otto hieß also von nun an Herzog von Braunschweig. Nicht lange aber blieben diese Länder einem Beherrscher; denn die Fürsten hatten damals die Gewohnheit, ihre Besitzungen unter ihre Söhne zu vertheilen. Erst im 17tm Jahrhundert wurde das Recht der Erstgeburt eingeführt. Gerade damals starben auch mehre Nebenlinien aus, und alle Länder derselben fielen an die Söhne des Herzogs Ernst des Bekenners von Celle. Sie hießen Heinrich und Wilhelm. Der Er- stere ist der Stammvater der Braunschweig-Wolfenbüttel- schen Linie, zu der die jetzigen Herzöge von Braunschweig gehören; der Letztere aber der Stammvater der Braun- schweig-Lüneburgischen Linie, welche über Hannover herrscht. Herzog Wilhelm, mit dem Beinamen des From- men und Gerechten, besaß auch anfangs nur das Fürsten- thum Celle; erbte aber 1572 die Grafschaft Hoya und 1586 die Grafschaft Diepholz. Sein Sohn Georg, der sich durch seine Thaten im dreißigjährigen Kriege aus- zeichnete und zuerst seine Residenz von Celle nach Hanno- ver verlegte, erhielt auch noch 1617 Grubenhagen, und 1634 Kalenberg und Göttingen. Georgs Söhne batten zwar wieder eine Theilung vorgenommen , wodurch

15. Die Provinz Hannover - S. 135

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
135 wollte er sich nicht ergeben, auf einen geldrischen Ritter an und reichte ihm das Schwert, zum Zeichen, daß er sein Gefangener sein wolle. Auch Wilhelm von Wolfenbüttel ergab sich erst, nachdem er bis zur gänzlichen Ermattung gekämpft und einen Schlag mit dem schweren Streitkolben durch Harnisch und Panzer erhalten hatte, dem Ritter Lubrecht von Wrisberg auf einem Bauernhofe im Dorfe Wollensen, über dessen manneshohen Thorweg sein edles Roß ihn in einem Sprunge getragen hatte. Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere Grafen, 136 Ritter, mit ihnen 400 reisige Pferde gefangen! Mehr als 3000 Tote bedeckten die Wahlstatt! Der Rest des Heeres war versprengt. Das sämtliche Geschütz und eine ungeheure Beute siel in der Sieger Hände. Von dem Schlachtfelde begaben sich die Sieger, nachdem sie Gott ihren Dank dargebracht, nach Soltau und von da nach Celle, woselbst sie die beiden hohen Gefangenen teilten, so, daß Herzog Wilhelm dem Bischof Johann, Erich aber Heinrich dem Mittleren zuteil wurde. Von hier wünschte der Bischof Johann sofort in das braunschweigsche Land einzufallen und die Flammen über Braunschweig und Wolfenbüttel aufschlagen zu lassen. Aber Heinrich von Lüne? bürg, der frühern Freundschaft mit dem Vetter gedenkend, wehrte ihm. Dennoch würde der Bischof von seinem argen Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn nicht der edle Hans von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und der Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kettelrodt, gedroht hätte, für den Fall eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen. Sonach mußte Bischof Johann nachgeben und sich mit einem prunkenden Einzüge in Hildesheim begnügen, welcher 14 Tage nach der Schlacht stattfand. [2] Lentz. 57. Die Umgegend von Weshelm. Die Wälle sind es vorzüglich, auf die der Hildesheimer stolz ist. Und mit Recht erfreuet er sich dieser mit Linden bepslauzteu und zu schönen Anlagen geordneten Überreste seiner ehemaligen finstren Festungswerke. Sie rücken ihm Laudschastsbilder nahe, deren Reiz ermüdende Märsche hinreichend lohnen loürde. Aber mau begnügt sich nicht mit dem Anschauen aus der Ferne, sondern überall trifft mau die wauderlustigeu Bewohuer iu der Umgebung der Stadt. Das Berghölzchen, eiue freundliche Höhe neben der Vorstadt Moritz- berg, ist ein beliebter Erholungsort mit reizender Aussicht, und die Bergpartieen uach Beaulieus Höhe, uach dem Kliugeuberge und dem Klosterholze der alten Abtei Marienrode sind uahe, lohueude Aus- flüge. Etwas entfernter und deshalb seltener besucht siud der Söder und der Wohldeuberg. Der Weg dahin ist anmutig; wie der Boden überall, wo er dem Fürstentums angehört, reizend und fruchtbar erscheint. Bewaldete Hügel wechseln mit kornreichen Thälern in ^unterbrochener Folge. Da und dort lehnt sich ein Dorf an die Böschuug, und eiu Gutshaus oder eine Försterwohnung blickt lachend aus dem Grün. Einen besonders wohlthueudeu Eindruck machen die

16. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 832

1874 - Mainz : Kunze
832 Europa — Deutsches Reich. zahl (54,6 °/o), sowie auf dem Eichsfelde. Der Harz erinnert an Berg- und Hütten- Wesen, die Marschen an Rinder- und Pferdezucht, die Lüneburger Heide an Bienen und Heidschnucken, die großen Moore an Uebersülle von Torf. — Die Lande Hannover und Braunschweig bildeten einen Theil des alten Herzogthums Sachsen, das zuerst in den Händen der Brnnonen, dann der Billungen war. Letztere starben mit Herzog Magnus 1106 aus, der nur 2 Töchter hinterließ. Die eine. Wulfhilde, heiratete den Welfen Herzog Heinrich den Schwarzen von Baiern, die andere, Eilike oder Helle, einen Grafen von Anhalt. Des Schwarzen Sohn, Heinrich der Stolze, heiratete des Snpplingenburgers (Kaisers) Lothar, der bereits durch Erbschaft den brunonischen und nordheimischen Allodialbesitz mit dem seinigen vereinigt hatte, einzige Tochter Gertrud, und erhielt so durch doppelte Erbschaft einen Hansbefiy im Sachsenlande, wie kein Ge- schlecht vorhir, zuletzt auch noch die Herzogswürde daselbst, die sein Sohn Heinrich der Löwe, der auch noch im überelbischen Lande der Slaven Eroberungen machte, mit Glanz und Ruhm führte, bis er mit seinem Freunde Friedrich Rothbart zerfiel und beide Herzogtümer, Sachsen und Baiern, verlor. Der großen Reichslehen be- raubt, beschränkte sich die Macht der Nachkommen Heinrichs auf die Erbgüter, die vom Kaiser Friedrich Ii. i. I. 1235 auf Antrag des Inhabers Otto puer, des Löwen Enkel, zum Herzogthum Braunsch w eig-Lüneburg erhoben wurden. Es war die Zeit, wo nach Erringuug der Landeshoheit die Fürsten ihre Staaten unter ihre Söhne zu theilen pflegten. Auch das Welfenhans zerfiel in verschiedene Linien, wie: Braun- schweig, Wolfenbüttel, Grubenhagen, Calenberg, Lüneburg, Celle :c. Die beiden noch bestehenden Linien stammen von Ernst dem Bekenner ab und gingen aus der Lüneburger Linie hervor. August dem Danuenberger (aus der älteren Linie) fiel näm- lich 1634 das Herzogthum Wolfenbüttel (Braunschweig-Wolfenbüttel, die jetzigen braun- schweigischen Lande) anheim, und Georg von Celle-Calenberg (aus der jüngeren Linie) nahm den Titel von Hannover an, wohin er seine Residenz 1636 verlegte. Dessen Sohn Ernst August erhielt 1692 die Kurwürde, sowie seine Gemahlin Sophia (Enkelin Jakobs I. und zwar als Tochter des unglücklichen Friedrich V. von der Pfalz) die Anwartschaft auf den englischen Thron erhielt. Nach Königin Annas Tod 1714 ward Sophiens Sohn Georg nach England gerufen; mit dem brittischen Königreich ver- band er das Kurfürstenthum Hannover, wie nach ihm Georg Ii. bis rv. und Wil- helm Iv. Erst als Viktoria 1837 folgte, ward Hannover, wo die weibliche Erb- folge nicht gilt und das 1815 gleichfalls ein Königreich geworden war, wieder von England getrennt und es fiel nun ihrem Oheim Ernst August von Cumberland, dem Vater des 1866 depossedirten Georg V., zu. — Die ältere Welfenlinie blieb auf Braunschweig beschränkt. — 6 Landdrosteien, nämlich: a) Landdrostei^) Hannover: Hannover 105000 E,; in der Nähe die Lustschlösser Hettenhausen und Montbrillant. Hameln a. d. Weser. Nienburg in der Grafschaft Hoya. Die Ruine Calenberg liegt nahe dem Gebirge Deister. — b) L. Hildesheim: Hildesheim mit 20700 E., in dem 1803 säkularisirten gleichnamigen Bisthum. Göttingen mit 16000 E. und einer Universität, die für geistige Kultur viel wirkte. Goslar ehemals Reichsstadt, Nord heim, Münden, Eimbeck, in *) Drost, ein altdeutsches Wort, soviel als Vogt, Schützer.

17. Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg - S. 76

1838 - Lüneburg : Herold und Wahlstab
76 Erstes Buch. Vierter Abschnitt. Gemeine, den abgesetzten alten Rath wegen des erlittenen Schadens zu entschädigen, und setzte ein Gericht ein, welches die Urheber des Aufstandes mit Strenge bestrafte. Kein Verlust traf den Herzog so schwer, als der Tod seines Kaisers und Freundes Maximilian I. Seitdem blieb er ernst und in sich gekehrt, ohne durch die Gnade, welche ihm Kaiser Karl V. erzeigte, zu der frühem Thatkraft und Heiterkeit zurückgerufen zu werden. Immer fremder wurde ihm die Zeit mit ihren Ansprüchen, immer unverständlicher das heimliche Verständnis mancher deutschen Fürsten mit der französischen Krone. Dazu kam das beengte Leben, welches durch ganz Deutschland vermöge der Re- formation der Kirche hervorgerufen wurde. Es wurde dem alternden Erich unheimlich in diesem Gedränge. Doch wußte er die Größe eines Luther vollkommen zu begreifen, und trug kein Bedenken, dem in den Sätzen des Glaubens so sehr von ihm abweichenden Manne auf dem 1521 zu Worms gehaltenen Reichstage seine Theilnahme zu erkennen zu geben. Achtes Kapitel. Hildesheimische Stiftsfehde. Als Johann, Herzog zu Lauenburg, im Jahre 1504 zum Bischöfe über Hildesheim erkoren wurde, fand er das Stift dergestalt verschuldet und durch Verpfandungen seiner schönsten Aemter und Schlösser beraubt, daß ihm nicht entgehen konnte, wie er nur durch Sparsamkeit und weise Verwaltung das gesunkene Ansehen der bischöflichen Kirche wieder heben könne. Deshalb trachtete er vornehmlich darnach, die an den Stiftsadel verpfändeten Besitzungen wieder einzulösen. Diesem Beginnen aber wider- setzten sich die Junker, weil sie dadurch ihrer bisherigen Macht beraubt wur- den. Weil sie sich jedoch zu schwach fühlten, um ihrem Lehensherrn offen zu widerstreben, wandten sie sich mit der Bitte um Schutz an Heinrich den Jüngern von Wolfenbüttel und Erich den Aeltern von Göttingen-Ca- lenberg. Mancherlei Reibungen hatten zwischen Heinrich dem Jüngern, welcher 1514 nach dem Tode seines Vaters, des altern Heinrich, die Re- gierung von Wolfenbüttel übernommen, und dem Bischöfe stattgefunden, und eine verderbliche Spannung zwischen beiden erzeugt. Auf diese Stim- mung des Hofes zu Wolfenbüttel mochte deßhalb der Edle Hans von Sal- dern besonders rechnen, als er es wagte, seinem Lehensherrn, dem Bischöfe,

18. Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig für Schule und Haus - S. 55

1894 - Braunschweig : Hafferburg
— 55 — Zu den Ostfalen, die diese Gegend bewohnten, kamen in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts fromme Mönche aus dem fernen Kloster Werden an der Ruhr. An einem klaren Bache siedelten sie sich an, erwarben Land und gründeten hier ein Kloster, das dem berühmten Ludgerus zu Ehren das Ludgerikloster genannt ward. Seit dieser Zeit stand Helmstedt in inniger Verbindung mit Werden, und der dortige Abt war zugleich Vorsteher unsres Klosters. Die Mönche lehrten und tauften, bauten ihren Acker und vergrößerten bald ihre Stiftung. Zugleich entwickelte sich der kleine Ort Helmstedt mehr und mehr. Die Bewohner der nahen Dörfer siedelten sich in immer grösserer Zahl hier an, und zu den Zeiten Kaiser Heinrichs Iv. war die Stadt schon so bedeutend, dass für die Gemeinde ein eigenes Gotteshaus erbaut werden musste, das dem Märtyrer Stephanus geweiht wurde. Als hundert Jahre später der Welfe Otto Iv. mit dem Herzog Philipp von Schwaben um die deutsche Krone stritt, zerstörte der Erzbischof Ludolf von Magdeburg die aufblühende Stadt und legte sie in Asche. Aber grösser und schöner wurde sie wieder erbaut und zugleich stark befestigt. Noch heute ragt hier und da ein alter Turm empor, und der Epheu klettert noch an manchem Stück der ehemaligen Stadtmauer hinauf. Die Wälle sind erniedrigt und mit Linden bepflanzt, und sie samt jenen Resten vervollständigen wesentlich das malerische Bild, das die alte Stadt gewährt Die nächsten Jahrhunderte nach jener Verwüstung zeigen Helmstedt als reiche und angesehene Stadt. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts geschah es, dass Braunschweig mit Hildesheim, Hannover, Helmstedt und andern Städten zu Recht und Gewalt bei einander zu bleiben schwuren. Das war der Anfang des sächsischen Städtebundes. Welche Waren Helmstedt insbesondere nach Hamburg oder Gent brachte, ist nicht mitgeteilt, doch werden es zweifelsohne solche gewesen sein, die auch als Kaufmannsgut andrer Städte genannt werden: Tuch, Leinwand, Felle und Haare, Fettwaren, Kümmel, Pfeffer und Weihrauch. So wurde Helmstedt eine reiche Handels- und Hansastadt. Daraus erklärt sich aber auch der Trotz gegen die Herrschaft des Klosters. Als zuletzt die Äbte von Werden nicht mehr imstande waren, den Ungehorsam der nach Unabhängigkeit strebenden Bürger zu bändigen, übergaben sie im Jahre 1490 die Stadt dem Herzog Wilhelm dem Jüngern von Braunschweig. Um diese Zeit trat hier wie überhaupt bei den Hansestädten Niedersachsens infolge der veränderten Richtung der grossen Welt-

19. Geschichte der Provinz Hannover - S. 68

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
68 17. Die Hildesheimer Stistsfehde. 1519. fein Wolle. Wilhelm von Wolfenbüttel erhielt, nachdem er bis zur gänzlichen Ermattung gekämpft, einen Schlag mit dem schweren Streitkolben durch Harnisch und Panzer, sprengte in Valensen mit seinem edlen Roß über einen manneshohen Torweg in einen Bauernhof und mußte sich dort dem Ritter Lnbrecht von Wrisberg ergeben. 6. Sieg und Siegesfeier. Das war ein köstlicher Sieg für die Lüneburger! Zwei Fürsten, mehrere Grasen, 136 Ritter, mit ihnen 400 reisige Pferde gefangen! Der Rest des Heeres war versprengt. Sämtliches Geschütz und eine ungeheure Beute fielen in der Sieger Hände. „Es waren auch 1000 Wagen mit Raubgute beladen, der anderen Wagen waren auch wohl nicht weniger, dabei viele Kaufleute waren, die verkauften in der Eile ohne Geld." Zudem fielen 8000 Pferde und 16 000 Gulden in die Hände der Hildesheimer und Lüneburger. Alter Sitte gemäß lagerten die Sieger drei Tage lang auf dem blutig erstrittenen Schlachtfelde. Dann ging es an die Verteilung der Beute und der Gefangenen. Bischof Johann wünschte, von Celle aus sofort in das braunfchtoetgsche Land einzufallen. Aber Heinrich von Lüneburg, der frühern Freundschaft mit dem Vetter gedenkend, wehrte ihm. Dennoch würde der Bischof von seinem Vorhaben nicht abgelassen haben, wenn nicht der Edle Hans von Steinberg dagegen ernste Vorstellungen gemacht und der Bürgermeister von Hildesheim, Heinrich Kettelrandt, gedroht hätte, für den Fall eines Angriffs auf Braunschweig dem Herrn alle Zufuhr zu versagen. Umsomehr rüstete der Bischof zu einem prunkenden Einzüge in Hildesheim. 14 Tage nach der Schlacht ritt er in voller Rüstung, in Begleitung der verbündeten Grafen, an der Spitze seiner Reisigen, Bürger und Knechte in die alte Bischofsstadt ein, begleitet von dem langen Zuge der eroberten Geschütze. Hans von Steinberg führte die gewonnene Braunfchweiger Hauptfahne, trug sie in den Dom, und alle die Fürsten, Grafen und Herren samt einer unzähligen Menge Volks folgten. Dann erbrauste das Tedeum durch den Dom. Die Fahne und Erichs Schlachtschwert wurden zum Gedächtnis auf dem hohen Chore im Dome zu Hildesheim aufgehängt. 7. Die Sieger in der Reichsacht. Am Tage der Schlacht von Soltau erfolgte zu Frankfurt die Wahl des Kaisers Karl V. Das gab den Braunfchweiger Fürsten neuen Mut. Als Erich, noch als Gefangener zu Celle, von dem Ausfall der Wahl horte, rief er freudig aus: „Ist Karl von Gent zum Kaiser erkoren, so haben wir mehr gewonnen als verloren." Heinrich der Jüngere von Wolfenbüttel sprach in Hannover zum Bürgermeister Hans Blome: „Gib dich zufrieden! Wir haben einen Sattelriemen verloren und ein Fuder Heu umgeworfen; wir wollen ein gülden Schwert wiedergewinnen und einen güldenen Wagen wieder aufrichten." Erich

20. Die preußische Provinz Hannover und das Herzogtum Braunschweig - S. 6

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 6 — läge zum Königreich Hannover bildete, und der ältere Bruder Braunschweig-Wolsenbüttel in dem Umfange bekam, wie es im wesentlichen noch heute besteht. Nach dem Aussterben der calen-bergschen Linie (1584) war die braunschweigische die Erbin des Landes. Diese erlosch 1634. Iv. Aus dem Zeitalter der Reformation. 1. Die neue Zeit wird durch ein wichtiges Ereignis eingeleitet, durch die Hildesheimer Stiftssehde. Bischof Johann von Hildesheim wollte den Wohlstand des verschuldeten Stiftes besonders durch Einlösung der vielen verpfändeten Güter heben. Dem widersetzten sich die Ritter, besonders die von Saldern, und brachten einen Bund zustande, dem sich auch die Herzöge von Braunschweig und von Calenberg anschlossen, während Herzog Heinrich der Mittlere von Lüneburg, die Grafen von Schaumburg u. a. zum Bischof hielten. Nach dem Tode des Kaisers Maximilian brach die offene Fehde endlich aus. Aber in der Schlacht bei Soltau (29. Juni 1519) siegten die Hildesheimischen. Viele Ritter fielen; Herzog Erich von Calenberg wurde mit seinem Neffen und vielen Edlen gefangen, während Heinrich der Jüngere von Braunschweig nur mit Mühe entkam. Doch dauerte der Kampf noch fort, zumal als der Bischof sich dem kaiserlichen Spruche nicht fügen wollte und deshalb in die Reichsacht erklärt war, die die Herzöge von Braunschweig und von Calenberg vollstrecken sollten. Erst 1523 kam es zu Quedlinburg zum Frieden. Das Bistum verlor allein große Gebiete, die es aber mit einigen Ausnahmen, wenn auch erst nach mehr als hundert Jahren wieder gewann. 2. Unter den braunschweigisch-lüneburgischen Fürsten waren die Herzöge von Lüneburg und von Grubenhagen der Reformation zugethan, während die Herzöge von Wolsenbüttel und von Calenberg eifrige Anhänger der katholischen Kirche waren, bis endlich mit dem Erlöschen dieser beiden Linien der Protestantismus überall siegte. Heinrich der Bekenner, am wittenbergischen Hose erzogen und durch den berühmten Spalatin in die Lehre Luthers eingeführt, begann schon 1523 in seiner Hauptstadt Celle die Reformation. Seine Milde und seine Beharrlichkeit verschafften ihr 1533 den völligen Sieg. Sein Sohn und Nachfolger befestigte die neue Lehre durch eine Kirchenordnung unter Zustimmung der ganzen Landschaft. Ohne Mühe wurde sie 1534 durch Amsdorf auch in Grubenhagen eingeführt. 3. Herzog Erich der Ältere von Calenberg-Göttingen war ein getreues Ebenbild des Kaisers Maximilian, an dessen zahlreichen Kämpfen er ehrenvollen Anteil nahm und dem er, selbst