Ähnliche Ergebnisse
1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
374
Schutthaufen trotz der großen Hindernisse, welche ihnen die feind-
lichen Samariter in den Weg legten. Doch konnte das Volk nie
mehr zu dem Glanze und Ruhme gelangen, dessen es sich unter
David und Salomo erfreut hatte. Durch die Leiden der babylonisch-
assyrischen Gefangenschaft waren die Juden um so enger mit ihrem
Gott verbunden worden. Nachdem sie nun frei waren, suchten sie die
Religion und deren Ausübung mit großem Eifer aufrecht zu erhalten.
Leider entstanden aber hieraus mehrere religiöse Sekten, welche die
Kraft und Einheit des Volkes zerstörten. Dahin gehören die Pha-
risäer, welche auf das Aeußerliche der Religion ängstlich hielten,
den Sinn und Geist derselben aber vergaßen; die Sadducäer,
die das Gesetz Moses nur als Quelle der Religion anerkannten,
dabei aber die Unsterblichkeit der Seele läugneten und in Reichthum
und Sinnengenuß die Belohnung der Tugend sahen; die Essener,
welche sich in die Einsamkeit zurückzogen und in strengen Tugend-
übungen für ihr Seelenheil wirkten. Obschon diese Sekten sich
gegenseitig bekämpften und dadurch eine traurige Verwirrung her-
vorriefen, so gab es doch noch tapfere und hochherzige Männer in
Israel, welche ihr Vaterland mit Heldenmuth vertheidigten. Dahin
gehört die Familie der Makkab äer, welche lange das Volk gegen
auswärtige Eroberer beschützte. Zuletzt aber rief eine Thronstreitig-
keit unter Brüdern die mächtigen Römer in's Land, welche dasselbe
unter ihre Herrschaft brachten.
Phönizier.
Die Phönizier waren das erste und berühmteste Handels-
volk der alten Welt. Zu dieser Lebensart trieb sie schon die natür-
liche Beschaffenheit ihres Bodens. Ein schmaler, felsiger Küstenstrich,
gestattete er weder Ackerbau noch Viehzucht. Schon frühe beschäf-
tigten sie sich mit Fischfang an den Küsten des Mittelmeeres und
erbauten Schiffe von den Cedern des waldigen Libanons, mit wel-
chen sie als die ersten Seefahrer das ganze mittelländische Meer, ja
sogar die Küsten des heutigen Englands und Preußens des Handels
wegen besuchten. Bei ihren Seefahrten, die damals aus Mangel
des Compasses sehr gefährlich waren, richteten sie sich nach dem
Laufe der Gestirne. Auch zu Land trieben die Phönizier bedeuten-
den Handel mit Armenien, Babylonien, Persien, Arabien und
Aegypten in großen Gesellschaften von Kaufleuten, Karawanen ge-
nannt. Ihr Fleiß und ihr Nachdenken brachte sie auf verschie-
dene nützliche Erfindungen, welche ihren Handel noch mehr hoben.
So erfanden phönizische Schiffer bei Bereitung ihrer Mahlzeit das
Glas, ein phönizischer Schäfer entdeckte die herrliche und theuere
Purpurfarbe in der Purpurschnecke, der Phönizier Thaaut erfand
die Schreibkunst. Auch hatten sie zuerst geprägtes Geld. Des Han-
dels und der Gefahren auf dem Meere wegen legten sie überall an
den Küsten Kolonien oder Niederlassungen an, unter welchen Kar-
thago an der afrikanischen Nordküste die wichtigste geworden ist.
1846 -
Breslau
: Graß, Barth
- Autor: Löschke, Karl Julius
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
Verfall des Judenthums.
85
der Gottesfurcht zeigten sich nur sehr spärlich. Die Herrscher waren
grausam und ihren Lüsten ergeben, das Volk ward unter solchen Für-
sten störrig und widersetzlich. Alexander Jannäus, einer der blutdür-
stigsten dieser Regenten, führte sechs Jahre lang gegen die widerstreben-
den Juden Krieg, und 50,000 fanden ihren Tod. Einmal nahm er
800 Juden gefangen; diese ließ er nach Jerusalem bringen, und wah-
rend er dort an üppiger Tafel mit seinen Weibern und Genossinnen
schwelgte, ließ er die Gefangenen kreuzigen und zu gleicher Zeit ihre
Weiber und Kinder vor ihren Augen umbringen.
Es ist zu verwundern, daß bei solcher Mordlust seiner Fürsten das
Volk nicht ganz verwilderte. Die edleren Keime der Religiosität wa-
ren trotz alles Eifers für die Religion doch erstickt. Man kann nicht
sagen, daß die Juden ihre heiligen Schriften gering geschätzt hätten,
nein, das Gesetz wurde vielmehr hoch in Ehren gehalten; aber man
hielt mehr an dem Buchstaben, als am Geiste desselben. Ein Rabbi
(d. h. Lehrer) nach dem andern kam und legte es aus, und jeder fol-
gende wollte immer mehr heraussinden, als alle seine Vorgänger; da
geschah es denn, daß bei dem maßlosen Zergliedern des göttlichen Wor-
tes der Geist des Wortes mit seiner Kraft so ganz entschwand, wie
der Blume, deren wohlvereinte zarte Blüthenblätter bis auf die ein-
zelnsten Fasern auseinander gelegt werden, nicht die Schönheit allein,
sondern ihr ganzes Wesen genommen wird. Im Norden von Jerusa-
lem war die Landschaft Samaria. Die Bewohner derselben stammten
von solchen Juden ab, die es vorgezogen hatten einst zur Zeit der ba-
bylonischen Gefangenschaft, in ihrem Vaterlande zu bleiben und es mit
den einwandernden Heiden zu theilen. Darum wurden die Samarita-
ner von den übrigen Juden verachtet, ihr Umgang ward gemieden,
man nannte sie Abtrünnige und Sünder. Unter den Juden selbst, die
sich für rechtmäßige Nachkommen Abrahams hielten, war auch kein
Friede. Es entstanden unter ihnen vornämlich drei Parteien: die Pha-
risäer, Sadducäer und Essäer. Jede derselben hielt ihre Lehre
für besser, als die der andern. Den meisten Einfluß auf das Volk
hatten die Pharisäer, welche überall ihre Gesetzmäßigkeit darzulegen
suchten und Alles aufboten, um für fromm gehalten zu werden. Weil
sie bei ihrem Glauben sich jederzeit auf die Sprüche der heiligen Schrift
beriefen, so standen sie bei dem Volke, das sie für fromm hielt, trotz
ihrer augenfälligen abscheulichen Heuchelei, in Ansehen. Für fromm
galt, wer den gottesdienstlichen Versammlungen eifrig beiwohnte, dar-
um setzten sie sich gern oben an in den Schulen oder Synagogen,
wo sie ihre Frömmigkeit zur Schau trugen; für fromm galt, wer viel
Almosen gab, darum stellten sie sich an die Ecken der Straßen, wo sie
1864 -
Aschersleben
: Carsted
- Autor: Keber, Agathon
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 45 —
Pontus. Kriege mit den Römern unter Mithridates Vi.
d. Großen (§ 49 n. 50).
Rhodns, ein reicher See- n. Handelsstaat.
Der jüdische Staat ist lange Gegenstand des
Streits zwischen Aegypten u. Syrien. Harte Be-
drückung unter der syrischen Herrschaft. S. 1. Macc.
1 «. 2 w. folg.; 2. Macc. 7.
167 Er reißt sich unter Anführung der Maccabäer f
(des Priesters Matathias u. seiner fünf heldenmüthi-
gen Sohne) von Syrien los u. wird wieder unab«
hängig.
Die Hohenpriester (welche auch wahrend der
Herrschaft Alexander's, der Ptolemäer u. der Seleu-
ciden an der Spitze des Staats gestanden) nehmen
späterhin den Königstitel an. — Sectenhaß (Pha-
risäer u. Sadducäer) u. innere Streitigkeiten schwä-
chen den Staat. Die Römer mischen sich ein u.
machen die Fürsten von sich abhängig.
Die Maccabäer werden durch die Herodianer ver-
drängt. Unter dem ersten derselben, Herodes I.,
wird Christus geboren, 6 Jahre vor der christ-
lichen Zeitrechnung.
70 Jerusalem wird von Titus zerstört, die Juden ver- ^
n. C. trieben u. das Land gänzlich zur römischen Pro-
vinz gemacht.
Das parthische Reich, durch Losreißung des
Arsäces unter der Regierung Antiochus Ii. entstan-
den, dehnt sich nach u. nach über den ganzen östl.
Theil des syrischen Reichs bis zum Euphrat aus.
Gefährliche Feinde der Römer. (Vergl. § 59.)
§ 32.
Aegypten.
Pt olemäus I. (§ 29) vergrößert sein Reich
durch Cyrene, Palästina, Phönicien u. einen Theil
von Syrien u. von Kleinasien. — Alexandria wird
4. Bd. 1
- S. 385
1824 -
Leipzig Frankfurt a. M.
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
Palästina.
385
Judäa durch Besiegung und Unterwerfung der Samari-
taner und Jdumäer zu vergrößern.— Kaum war aber
dieser Staat vou dem äußern Drucke frei geworden/ als in
demselben die beiden bisherigen religiösen Secten der Pha-
risäer und Sadducäer den Charakter politischer
Part Heien annahmen, und Hyrkan von der ersten, die,
man die orthodoxe Parthei nennen kann, und die, weil
sie die große Masse des Volkes auf ihrer Seite hatte, die
zahlreichere war, zu der letzten, der heterodoren, über-
ging, an welche sich die Minderzahl der Reichen und Vor-
nehmen anschloß. i
131.
Fortsetzung.
Hyrkans ältester Sohn, Aristo buk, nahm (107)
sogar den königlichen Titel an. Ihm folgte, nach
einer einjährigen tyrannischen Regierung, sein Bruder Ale-
xander (106 — 79). Seine Regierung verfloß unter be-
ständigen kleinen Kriegen mit den Nachbarn, weil er den
Eroberer spielen wollte. Da er zugleich unvorsichtig genug
war, die mächtigen Pharisäer zu erbittern; so erregten diese
einen Aufstand gegen ihn (92), der einen sechsjährigen
blutigen Bürgerkrieg nach sich zog, in welchem er sich zwar
behauptete, aber doch die Parthei seiner Gegner so wenig
vernichten konnte, daß er seiner Wittwe Alexandra, mit
Uebergehung seiner Söhne, des schwachen Hyrkans (der
die Hohepriester li che Wurde erhielt), und des ehr-
geizigen Aristobuls, das Reich mit dem Rathe übertrug,
auf die Seite der Pharisäer sich zu schlagen, welche
während dieser Weiberregierung (79 — 71) auch die öffent-
lichen Geschäfte ausschließend leiteten. Erbittert darübet
suchte sich, bereits vor ihrem Tode, Arist ob Ul der Regie-
rung zu bemächtigen, und es gelange ihm, ob sie gleich den
Hyrkan zu ihrem Nachfolger bestimmte. Dieser bekriegte,
aufgewiegelt von seinem Vertrauten, dem Jdumäer Anti-
pater (Stammvater der Herodianer), den Aristobul, und
ward, als er ihn in Jerusalem belagerte (65)/ von Ara-
Poliv Wettgefchichie I. 4te Vla-fi. oc
1825 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13, ISCED 5 – Tertiärbereich
438
Geschichte
war, empören sich die Juden gegen ihn, und
rufen Demetrius Iii. zu Hülfe; doch fremde
Miethstruppen unterdrücken die Rebellion. Er
erweiterte sein Reich durch Eroberungen, ero-
79 berte und zerstörte Gaza, und starb 79. Er hin-
terliefs zwei Söhne, den Ruhe liebenden Hyr-
kanus Ii., und den herrschsüchtigen Aristobu-
lus. Hyrkanus ward Oberpriester; die Mutter,
Alexandra, übernahm die Regierung, die Pha-
risäer aber beherrschten und verwirrten den
71 Staat. Eben bei dem Tode der Alexandra be-
ferer, die nicht blos das geschriebene Gesetz
Mosis, sondern auch die übrigen als göttlich
überlieferten Gebote für verpflichtend annah-
men : sie glaubten Vorherbestimmung des
Schicksals, Unsterblichkeit der Seele, und Da-
sein von Engeln. Zu ihnen bekannten sich
die Meisten im Staate, besonders die Rechts-
gelehrten , und sie bildeten zugleich eine po-
litische Partei. Die Sad du c Her, (vonzadak,
iustus , mitis fuit,) waren nicht so strenge Ei-
ferer , nahmen blos das Gesetz Mosis für ver-
bindend an, läugneten die Vorherbestimmung
des Schicksals, die Unsterblichkeit der Seele,
und die Engel: sie waren die edlere, aber
meist unterdrückte Partei, oder bildeten ei-
gentlich gar keine zusammen haltende Par-
tei. Die edelste, obgleich etwas mönchsar-
tige, Sekte war die der Esscier, die aber nie
großen Beifall erhielt.
Auch hatte sich jetzt schon der große Rath
zu Jerusalem (Synedrium) von 70 bis 72 Per-
sonen gebildet, der die Macht der Könige ein-
schränkte ; und in den Landstädten gab es
kleinere Synedria von 20 bis 25 Mitgliedern.
— Die gesammelten und ins Griechische über-
setzten Gesetze, Chroniken und Propheten
wurden jetzt auch regelmäfsig alle Sabbathe
vorgelesen, wie Esdra es angefangen hatte:
denn das alte Hebräische verstanden die Juden
nicht mehr; ihre Sprache war griechisch oder
syrochaldäisch.
\
1852 -
Leipzig
: Wigand
- Autor: Winderlich, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
150
Dritter Zeitraum. Iii. Abschnitt.
dem babylonischen Erile an dem Gesetze hielten, so dass von da ab nie-
mals eilte Abgötterei vorkam, so konnte es doch nicht fehlen, dass durch
den fortschreitender! Zeitgeist manche gefährliche Neuerung in das mo-
saische Gesetz gebracht wurde. Viel hatte in dieser Beziehung das Eril
selbst beigetragen, noch mehr aber die Anlegung jüdischer Colonieen im
Auslande, namentlich in Aegypten, woselbst die Juden zu Leontopolis
sogar einen eigenen Tempel besaßen. Es konnte sonach nicht fehlen,
daß sich unter ihnen feindselige Sekten bildeten. Die wichtigste Rolle
spielen die Sekten der Pharisäer (Eiferer) und die Sadducäer (Ge-
mäßigten). Jene hielten, wie ihr Raine schon andeutet, streng auf die
Erfüllung des Gesetzes, namentlich der äußeren Gebräuche, waren
gegen Andersdenkende verfolgungssüchtig und wussten sich durch ihre
Schaustellung der Frömmigkeit bei dem Volke in großes Ansehen zu
setzen. Die Sadducäer (die Vornehmeren und Reichen) verwarfen alle
Tradition, hielten sich nur an das geschriebene Gesetz, waren der von
den Pharisäern hineingetragenen Deutung abhold, glaubten nicht an
die Unsterblichkeit der Seele, nicht an Engel, Geister oder an eine Vor-
herbcstimmung des menschlichen Schicksals und hielten sich frei von
Verfolgungsgciste. Waren diese die jüdischen Lichtfreunde, so waren
jene die strengen Orthodoxen, die jüdischen Pietisten. Die dritte Sekte
der Essäer, welche ein von der Welt zurückgezogenes selbstbeschauliches
Leben führten, sich durch fromme Bußübtingen Gott wohlgefällig zu
machen gedachten und in mystischer Schwärmerei dahin lebten, war auf
den allgemeinen Gang der religiösen und politischen Angelegenheiten
von geringem Einfluss. Also auch im Judenthuine stritten sich Aber-
glaube und Unglaube um die Herrschaft und es that darum Roth, dass
der von den Propheten verheißene Messias erschien, freilich nicht, wie
die Juden hofften, um den Thron David's in erneutem Glanze wieder
aufzurichten, sonder» um den entstellten Begriff von Gott und dessen
Verehrung in seiner alten Reinheit wieder herzustellen und zur Annahme
für die gestimmte Menschheit, und nicht blos für ein ausgewähltes
Volk, geschickt zu machen.
Diese erhabene Lehre brachte uns Christus und in ihrein Gefolge
befinden sich Humanität, Erkenntniss und Tugend. Wie klein auch
die anfängliche Zahl der Bekenner der Lehre Jesu war, so war doch in
einigen Jahrhunderten die Lehre Christi ausgebrcitet vom Ganges bis
zum atlantischen Meere, und dieselbe griff so entscheidend in die Welche-
schicke, dass sie, wenn auch nicht seit ihrem Entstehen, doch seit ihrem
Siege über das Heidenthum allen nachfolgenden Zeiten einen eigen-
thümlichen Stempel aufgedrückt hat. Bedarf es wohl des Beweises,
dass das Christenthum, in welchem der Glaube das Specifische, die
eigentliche christliche Lebens - und Geistesäußerung ist, während im
Heidenthume die religiöse Ueberzeugung auf der Ueberlieferung, auf
äußerlicher Satzung und Gewohnheit beruht, die vollkommenste Erschei-
1806 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
296
daß seine Lehren unter den vornehmen heuchelnden Pha-
risäern viele Gegner finden würden, zumal da er bloß
als der Sohn eines Aimmermamres aus dem verachteten
Nazareth auftrat. Daher stärkte er seinen Muth durch
strenge Vorbereitungen, bcvestigte seinen Glauben an
Gottes weise Vorsehung und Vatergüte durch vielfaches
Nachdenken in der Einsamkeit, und so gestärkt und be-
vestiget ging er gleichsam ein Gesandter Gottes unter sein
Volk. Seine wunderbaren Tlmren versammelten Men-
schen um ihn , und seine Lehren wurden gern gehört. Er
kleidete sie meist in Erzählungen und Gleichnisse eilt,
und noch jetzt nach fast 2coo Jahren schöpfen Tausende
von Menschen in allen Gegenden der Erde aus diesen
Lehren und Gleichnissen Vertrauen zu Gott, Aufmunte-
rung zur Menschenliebe, Warnung vor Sünde, Heili-
gung ihres Herzens zur Frömmigkeit, Trost im Unglück,
und frohe Hofnung einer vergeltenden Unsterblichkeit nach
dem Tode dieses Leibes. So wunderbar hat Gottes
Vorsehung es geleitet, daß die Lehre Jesu aller Verfol-
gungen und Verunstaltungen ungeachtet sich zum Heile
der Menschen so viele Jahrhunderte hindurch erhalten hat»
Denn Christus selbst ward zwar durch die Phari-
säer zum Tode verurtheilt, wiewol der römische Statt-
halter Pilatus ihn für unschuldig erklärte, und mußte,
wie die gemeinsten Verbrecher, des schmählichen Todes
am Kreuze sterben. Aber er hinterließ zwölf vertrautere
Schüler. Diese, gewöhnlich Apostel das ist Gesand-
te genannt, durchzogen das Land der Juden, und an-
dere Gegenden außerhalb Judäa, und verbreiteten die
göttlichen Lehren des gekreuzigten Jesus: und wiewol die
Juden diese Apostel haßten und verfolgten, fanden sich
doch überall Anhänger, und es bildeten sich nach und
nach kleine Gemeinden. Außerhalb Palästina verbrei-
tete die neue Lehre zuerst besonders Paulus: er stiftete
Gemein-
1839 -
Halle
: Kümmel
- Autor: Zerrenner, Carl Christoph Gottlieb
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
328
Das gelobte Land.
und eine Steuer von etwa 10 Ggr. für jeden Kopf, die
selbst die im Auslande wohnenden Juden entrichten
mussten.
Man betete nicht nur im Tempel und in den
Synagogen, sondern auch zu Hause, am liebsten auf
dem Dache, auch auf Bergen und zwar stehend oder
knieend, oder mit vorwärts gebogenem Körper, oder
man lag auf der Erde. Die Hände hob man entweder
empor, oder man breitete sie aus. faltete sie, oder schlug
damit an die Brust.^ Die Denkzettel, die öfters
(Match. 23, 5.) erwähnt werden, bestanden aus Strei-
fen Pergament mit Bibelsprüchen, die in kleine Käst-
chen gelegt und mit Riemen vor der Stirn, oder am
linken Arme befestigt wurden. Häufig hielt sie der
Aberglaube für Schutzmittel gegen Zauberei und Un-
glück. Man betete täglich drei Mal (Dan. 6? 10.)
früh um 9, Mittags 12 und Nachmittags 3 Uhr, also
nach jüdischer Art zu reden, wo man die Stunden von
Morgens bis Abends 6 Uhr zählte, um die 3te, 6te
und 9te Stunde. Die Nacht theilte man zur Zeit der
Römerherrschaft, nach der Ablösung der Soldaten -
Wachen, in vier Nachtwachen, jede zu drei Stunden.
Es gab unter den Juden drei verschiedene reli-
giöse Parteien oder Secten, die Pharisäer,
Sadducäer und Essäer. Die Pharisiwr zeichne-
ten sich durch strenge Beobachtung der äußeren Reli-
gionsgebräuche aus, nahmen außer dem geschriebenen
Gesetz noch eine Menge von Vorschriften an, die sie
durch mündliche Ueberlieferung von Moses empfangen
haben wollten (Tradition). Es gab unter ihnen viele
Heuchler, und da sie mehr auf äußere Wcrkhciligkeit,
als auf wahre Herzensfrömmigkeit und Tugend dran--
gen, so beförderten sie das Sittenverderben im Volke;
westhalb der Herr sie oft und hart tadelt und vor ihnen
warnt. — Die Sadducäer, die etwa 260 Jahr vor
Christo entstanden, verwarfen alle Ueberlieferungen
und Menschensatzungen in der Religion und hielten sich
allein und streng an die 5 Büchev Mosis, sie läugnetc«
Engel und böse Geister, so wie die Auferstehung des
1814 -
Berlin
: Duncker & Humblot
- Autor: Becker, Karl Friedrich, Woltmann, Johann Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
48o
war dieser Proeeß vor dem Pilatus beendigt
worden, und von da eilten die Juden sogleich
zur Vollstreckung. Römische Soldaten führten
ihn und zwey andere Verbrecher sogleich hinaus
nach dem Nichrplatze, wo sie ungefähr um neun
Uhr Vormittags ankamen. Eine Menge Volks
begleitete diesen Zug, selbst Priester und Pha-
risäer gingen mit, und hatten ihren Spott über
den trefflichen Sohn Gottes, der so eben ans
Kreuz genagelt werden sollte.
Es war ein jüdischer Gebrauch, daß die Mis»
sethater ihr Kreuz selber hinaueschleppen muß-
ten. Der römische Officier, der die Wache an-
führte, harte Mitleid mit dem unglücklichen Je-
sus, der ermattet von dem langen Wachen auf
seinem zerfleischten Rücken kaum noch die Last des
starken Balkens zu tragen vermochte, und unter
den Schmerzen fast erlag. Er rief einem starken
Manne, daß er Jesu das Kreuz trüge. Als man
nun auf dem Platze, Golgatha genannt, an-
gekommen war, und die Soldaten die drey Kreu-
ze eingruben, boten andere den Gerichteten ein
betäubendes Getränk an, aber Jesus schlug es
aus. Er wollte nicht als ein Berauschter ster-
den. Jetzt ward er auegezogen, hinaufgehoben
und mit den Händen angenagelt. Keinen Laut
des Schmerzes preßte ihm die Marter aus.
Das einzige hörte man ihn, am Kreuze hangend,
sagen: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht
was
1840 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Tetzner, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Stadtschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
««Wmvtowawmiamvwwhvwwwvmmwwvimwvivimivwwwivv V '
I.
Schicksale der Lehre Jesu.
Ausbreitung der Lehre Jesu durch seine Apostel. —
Verdienste des Petrus und Paulus um die Verbreitung
derselben. — Unverkennbare Wirkungen der göttlichen
Vorsehung bei der schnellen Ausbreitung des Christen-
tbums. — Stiftung mehrerer christlichen Gemeinden zu
Jerusalem, Antiochien, Rom und Alexandrien.—
Zustand und Einrichtung der ersten christlichen Gemein-
den. (Katechumene; Aelteste (Presbyter!) ; Bischöfe (Epis-
kopi); Diakonen; Diakonissinnen; Vorleser, Vorsänger, Thür-
hüter). — Allmähliges Entstehen der Fest- und Feier-
tage.
Nachtheilige Meinungen von den Christen bei
d en I u de n. Verfolgungen der Christen durch die Iu -
den. (Herodes Agrippa). Die Märtyrer. (Stepha-
nus; Jakobus). — Re ligi vuszustand der Juden. (Pha-
nsäer; Sadducäer; Essäer). — Untergang des jüdischen
Staats (70). (Vespastan und Titus). — Während der
Zerstreuung der Juden entstanden verschiedene Auslegungen
rhres Gesetzes: Mi sch na von Juda Hakadosch (189); Ge-
rn ara von Jochanau — beide zusammen machen den Tal-
mud der Juden aits.
Nachtheilige Meinungen von den Christen bei
den Heiden. Verfolgungen der Christen durch die
Heiden. Nero (64) — Petrus, Paulus und Lukas star-
1*
1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
B. Die griechische Welt.
79
pelschätze in Jerusalem und faßte den Vorsatz die jüdischen Einrichtun-
gen und denjehovahdienst aufzuheben und griech. Cultur mit kellenischem
Heidenthum daselbst zu begründen. Der hartnäckige Widerstand der
Juden führte so grausame Verfolgungen herbei, daß sich zuletzt das zur
Verzweiflung gebrachte Volk erhob und unter der Anführung des Ho-
henpriesters Matathias und seiner 5 heldenmüthigen Söhne (Ma cca-
bäer) die Syrer muthig und erfolgreich bekämpfte. Der älteste Sohn
Judas Maccabäus erzwang nach einigen glücklichen Gefechten einen
Frieden, wodurch die Wiedereinführung des jüdischen Gottesdienstes
gestattet wurde. Sein Bruder Simon befreite Judäa gänzlich von
der syrischen Botmäßigkeit und Zinspflicht und verwaltete als Fürst
und Hohepriester weise und gerecht das Land und den vaterländischen
Cultus. Unter seinen Nachkommen wurden die Grenzen des Reichs
erweitert und die Jdumäer (Edomiter) zur Annahme des jüdischen
Gesetzes gebracht, so daß Aristobülus sogar wieder den Königs-
titel annahm. Aber die durch die Heldenkämpfe der Maccabäer be-
wirkte Blüthe des jüdischen Staats war nicht von Dauer. Innere
Streitigkeiten und Sektenhaß lähmten die Kraft des Volks und führ-
ten es endlich unter Roms Herrschaft. Der letzte Maccabäer wurde
von dem Jdumäer Herodes ermordet, worauf dieser mit Hülfe der
Römer sich auf Davids Stuhl setzte und als zinspflichtiger König (Te-
trarch, Vierfürst) über Judäa regierte. Um sich die Juden, die ihn
als Fremdling haßten, geneigt zu machen, ließ er den Salomon'schen
Tempel vergrößern und verschönern, artete aber aus Mißtrauen am
Ende seiner Regierung in einen blutdürstigen Wütherich aus, der selbst
dem zur Erlösung der gesunkenen Menschheit gesandten Jesus von
Nazareth nach dem Leben trachtete. —
§. 113. Damals bestanden bei den Juden verschiedene Sekten oder
Parteien, unter denen die Pharisäer und Sadducäer am be-
rühmtesten sind. Die ersten hielten sich streng an das mosaische Gesetz,
trafen durch willkürliche und gezwungene Auslegung desselben eine Menge
äußerlicher kleinlicher Vorschriften und Bestimmungen, in deren genaue Be-
obachtung sie großen Werth setzten, und gerieihen dadurch zur Heuchelei und
Scheinheiligkeit, während die aus Reichen und Vornehmen bestehenden Sad-
ducäcr das mosaische Gesetz weniger streng auffaßten und es mit griechi-
scher Sitte, Lehre und Denkweise mehr in Einklang zu bringen suchten.
Noch weiter gingen hierin die zahlreichen in Alexandria wohnenden Juden,
die eine Vermischung jüdischer Weisheit mit griechisch-heidnischer Philoso-
phie anstrebten und zuletzt auch die griech. Sprache redeten. Durch 72
Gelehrte dieser alexandrinisch - jüdischen Schule ließ Ptolemäus Phila-
delphus die hebräischen Schriften der Bibel ins Griechische übersetzen und
in seiner Bibliothek aufstellen. Diese unter dem Namen Septuaginta
(142 —
135)
284.
1811 -
Halle
: Hemmerde und Schwetschke
- Autor: Remer, Julius August, Voigtel, Traugott Gotthilf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Akademie, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
121
5. Kap. Geschichte von Judäa.
Simon, 3 84-1 (ö. Chr. 142), entzog sich der syrischen Herr-
schaft völlig. Die Religions - und polltischen Sekten der Pha-
risäer und Sadducäer entstanden während dieser syrischen Ver-
folgungen. Johann Hyrkan, Simons Sohn, 3849, gab
anfangs dem Antiochus Sidetes Tribut, befreyete sich aber bald
davon, und unterwarf sich Samaria und Jdunräa.
§. 2. Asmonaische Könige.
Aristobulus, Hyrkans Sohn, nahm den königlichen
Titel an und eroberte Zturäa, 3880 (v. Chr. 103). Unter dem
grausamen, aber staatsklugen Alexander, dem Feinde der
Pharisäer, 3881, erreichte der Staat die höchste Stufe des
Wohlstandes. Salome, seine Wittwe, war Regentinn und
Vormünderin« ihres Sohnes, des trägen, ungeschickten H y r -
kans, 39<08 (v. Chr. 75). Sein Bruder Aristobulus Ii.
ergriff gegen ihn die Waffen, und rief den Pompejus zu Hülfe,
der jedoch für den Hyrkan entschied, ihn zum Ethnarchen von
Judäa ernannte, aber dieses Land den Römern tributbar machte,
und die eroberten Länder ihm entriß. Hyrkans Minister, An-
tipater, ein Idumäer, herrschte anstatt seiner, und wußte so-
wohl Cäsars, als des Casfius Freundschaft zu erhalten. Er
wurde von den auf ihn eifersüchtigen Juden vergiftet, 3940
(v. Chr. 43). Seine Söhne Phasael und H e r 0 d e s hielten
den Hyrkan in Abhängigkeit, Antonius erklärte sie zu Tetrar-
chen. Zwar fiel Antigonus, Aristobuls Ii. Sohn, mit Un-
terstützung der Partker in Judäa ein, tödtete den Phasael und
ließ den Hyrkan verstümmeln, 3944 (v. Chr. 39), aber der
nach Rom geflüchtete H ero des wurde von den Triumvirn zum
Könige von Judäa ernannt, überwand den Antigonus, und
verdrängte auf diese Art das asmonäische Haus von dem jüdi-
schen Throne, 3947 (v. Chr. 36).
Sechstes K a p i t e s.
Geschichte einiger kleineren Staaten.
$■ 1. Geschichte von Thracien.
thracien wurde frühzeitig von mehreren Nationen bevölkert.
Die Perser unterwarfen sich das Land. Nach deren Besiegung
durch die Griechen legten die letzten viele Pflanzörter daselbst an.
Der König Philipp von Makedonien bemächtigte sich des größ-
ten Theilö von Thracien. Lysimachus errichtete, wie wir
1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
419
mehr auf Vermuthungen, als auf einem zuverlässigen Klauben; es fehlte
ihnen „die gewisse Zuversicht des, das man hoffet, und nicht zweifelt an dem,
das man nicht siehet." (Hebr. 11, 1.) Ihre Ermahnungen zur Tugend er-
scheinen mehr als kluge Rathschläge, denn als die Gebote des heiligen Gesetz-
gebers im Himmel; ihre Hindeutungen auf das künftige Leben drückten mehr
ein unsicheres Verlangen, als eine feste, freudige Hoffnung aus. — Das war
der Zustand der Völker des Alterthums; die Menschheit bedurfte einer höhe-
ren Hilfe!
2. Die Offenbarung.
Gott half! Wie er nämlich auf die sichtbare Welt erhaltend und regie-
rend einwirkt: so hat er sich auch als den väterlichen Erzieher der Menschheit
geoffenbaret. Denn er hat von Zeit zu Zeit Menschen erweckt, welche fähig
waren, das von ihm vernommene Wort in menschliche Sprache überzutragen,
den Menschen zu verkünden und durch wundervolle Thaten sich als seine
Werkzeuge zu beurkunden. Solche Männer sandte er vor allem zu den von
andern Völkern verachteten Israeliten. Schon dem Abraham wurde
die Verheißung zu Theil, daß in seinem Samen alle Geschlechter der Erde ge-
segnet werden sollten (1. Mose 12, 3.); schon an ihn erging der Ruf Gottes:
„Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm!" (1. Mos.
1?, 1.) Noch deutlicher und nachdrücklicher ließ Gott den Nachkommen Abra-
ham's, welche in Egypten zu einem Volke angewachsen waren, seinen Willen
durch Moses verkündigen. Denn durch diesen gab er ihnen das Gesetz,
dessen höchstes Gebot die Verehrung des allein wahren Gottes war. Dieser
Glaube an einen Gott ist die Grundlage aller wahren Religion. Dieselbe
ihrem Volke zu erhalten und zu bewahren, bemühten sich Samuel und die aus
ihn folgenden Propheten, welche alle eine reinere Erkenntniß und echte
Frömnugkeit zu verbreiten suchten und auf eine Zeit hinwiesen, in welcher
nicht blos das rsraelitische Volk, sondern auch die übrigen Völker der Erde sich
zu Gott bekehren würden. Dennoch diente das Volk Israel seinem Gott nicht
mit der gebührenden Treue. Denn bald wich es von dem Gesetze desselben
ab und versank in Bilderdienst und Götzendienst; bald meinte es genug ge-
than zu haben, wenn es die Opfer darbrachte, die Gebräuche übte und die
Feste feierte, welche im Gesetze vorgeschrieben waren. Zwischen Juden und
Samaritern herrschte erbitterte Feindschaft. Unter den Juden selbst aber ent-
standen Parteien, denen es nicht sowohl um aufrichtige Frömnrigkeit, als um
Ansehen und Ruhm vor den Menschen zu thun war. Da gab es P h a r i-
säer, welche neben dem göttlichen Gesetze menschliche Satzungen annahmen
und dieselben über das göttliche Gesetz stellten; da gab es Sadducäer,
welche dem Leichtsinne Vorschub leisteten und die Hoffnung auf ein künftiges
Leben für nichtig hielten; da gab es Essäer, welche zwar nach Weisheit u.
Reinheit des Herzens und Lebens trachteten, aber sich von der Welt fast
gänzlich zurückzogen. Und doch sollte diesem Volke und durch dasselbe allen
übrigen Völkern der Erde geholfen werden; doch war dieses Volk zur Aus-
führung der Rathschlüsse Gottes vorzüglich geeignet; schon die Lage seines
Landes und sein Verkehr mit andern Völkern machte es dazu geschickt. Als
nämlich die Zeit erfüllet ward, da sandte Gott Jesum Christum, unsern
Herrn und Erlöser. Seine Lehre und sein Wirken, sein Leiden und sein
Tod, seine Auferstehung und seine Erhöhung zum Himmel kennen wir aus
den Büchern des neuen Bundes. Wir wissen auch aus denselben, wie der
herllge Geist über die Apostel ausgegossen wurde und sie stärkte und er-
muthigte, das Werk ihres Meisters fortzusetzen.
27*
1852 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Wangemann, Ludwig, Frobenius, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
109
thun also nicht das, was wir wollen, sondern das, was
wir nicht wollen. Petrus war vom Herrn selbst ein Fels
genannt worden, auf dem er seine Gemeinde bauen wollte,
aber dennoch fiel der Jünger in den Tagen der Anfechtung.
Sehr oft hatte der Herr cs seinen Jüngern gesagt, daß er
von ihnen würde genommen werden; allein keiner war
muthig in den Tagen der Gefahr, alle waren verzagt.
Nicht in der eigenen Kraft können wir also gegen die Sünde
kämpfen und bestehen, sondern der Geist Gottes muß uns
die Kraft verleihen. Petrus war gefallen; allein er be-
reuete es bitterlich, und er hat int Glauben beharret als ein
treuer Schüler bis zum Tode am Kreuze. Judas war auch
gefallen; allein er raffte sich nicht wieder auf, wie Petrus.
4.
(Dcr eine Satz wird durch den andern begründet).
A.
Die nördlichen Gewässer dünsten weniger aus; daher
bringen die Nordwinde selten Regen. Die Westwinde bringen
gewöhnlich Regelt; denn sie streichen über stark ansdün-
stende Meere. Die Nordwinde wehen über kalte Meere;
darum bringen sic uns Kälte. Die Ostwinde streichen über
4 viele große Länder; sic bringen uns deßhalb meistens heitere
und trockene Witterung. Die warmen Südwinde kommerl
ails Italien zu uns; demnach muß Italien ein warmes
Land sein. Der Weinstock, welcher in Italien herrlich ge-
deiht, fordert ein warmes Klima; deßwegen kömmt er auch
in rauhen Gegenden nicht fort.
6.
Jesus that viele Zeichen und Wunder, und seine Rede
war gewaltig; darum glaubten Viele an ihn. Die Pha-
risäer halsten ihn und klagten ihn endlich an; denn der
Heiland hielt ihnen oft ihre Heuchelei ulrd Scheinheiligkeit
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
288
heuchlerische Beobachter der Gesetzes auch gegen
Fremde, die solche nicht erkannten, duldend und
im Ganzen billiger und menschlicher als die Pha-
risäer. • Sie behaupteten aber, es gebe weder eine
Auferstehung (Fortdauer nach dem Tode), noch
Engel und Geister, wogegen die Pharisäer Beides
glaubten und also hierin Recht hatten. — Zn
diese Zeit fällt auch der Ursprung des großen
Sanhedrin (der aus 70 oder 72 Personen bestehende
hohe Rath) zu Jerusalem und des kleinen San-
hedrin (der aus 23 Personen bestehende hohe Rath)
in den Landstädten des jüdischen Landes.
Sicilischer Sklavenkrieg.
134 vor Chr. Geb.
Damophillus, ein reicher Bürger zu
Enna in Sicilien und seine Gattin Megallis
behandelten ihre Sklaven und Sklavinnen mit
äußerst vieler Härte, ja oft? mit Grausamkeit.
Mehrere dieser Sklaven verschworen sich daher ge-
gen das Leben dieses Damophillus und dieser Me-
gallis ; sie fanden bald mehrere Theilnehmer und
Theilnehmerinnen an dieser Verschwörung, ja ihre
Zahl stieg bald zu mehreren Hunderten, und sie
zogen nun unter ihrem Anführer, dem Sklaven
Cttnus aus Syrien, auf Enna los, drangen
in diese Stadt ein, befreiten hier die gefesselten
oder in den Gefängnissen sitzenden Sklaven und
verübten vielen Unfug. Grausame Rache aber
1850 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Höfler, Constantin
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
414
Jüdische Secten.
4. Jüdische Secten. Pharisäer.
Dieser geistige Hochmuth, diese Werkhelligkeit drückte sich
noch mehr als bei der Masse des Volkes bei den 3 großen
Secten aus, welche in unbekannter Zeit sich unter ihnen bildeten
und gerade damals in besonderer Blüthe standen, den Phari-
säern , Sadducäern und Essäern. Die Pharisäer beobachteten
viele unwesentliche Gebräuche, welche auf einer Ueberlieferung
von Moses her beruhten, mit außerordentlicher Gewissenhaftigkeit,
vernachlässigten aber die innere Heiligung, das Wesen des Ge-
setzes, und während sie sich für die Nachfolger der alten Pro-
pheten hielten, wurden sie nur Zerrbilder derselben, Volksauf-
wiegler, die nichts für recht gelten ließen, als was von ihrer
Art war.
5. Die Sadducäer.
Die Sadducäer verwarfen das Prophetenthum, meinten, Gott
kümmere sich nicht um menschliche Angelegenheiten, läugneten die
Fortdaner der Seele nach dem Tode und waren eben so hart,
roh und gefühllos gegen ihre Nächsten, als sie sich das Verhältniß
Gottes gegen den Menschen vorstellten.
6. Essäer.
Die Essäer, welche sehr zurückgezogen lebten, glaubten an
ein Fatum, eine unausbleibliche vorherbestimmte Nothwendigkeit,
welcher der Mensch verfalle; das gegenwärtige Leben hielten sie
für einen Kerker. Von den Juden hatten sie sich völlig ge-
trennt, da sie den Jehovacultus verabscheuten; sie hatten Güter-
gemeinschaft, heiratheten nicht und ergänzten ihre Lücken durch
die Aufnahme von Kindern, die sie heranzogen, oder Erwach-
sener, die eigene Prüfungen zu bestehen und furchtbare Eide zu
leisten hatten. Ihre moralischen Vorschriften waren edler, als
bei irgend einer Genossenschaft der Heiden und der Werth, den
sie auf Beobachtung der Keuschheit legten, zeigt eine Enthalt-
samkeit, welche bei jenen eine seltene Ausnahme war. Vieles
berechtigt jedoch, sie selbst eher von persischen Religionsideen
durchdrungen auzusehen, als sie, obgleich aus dem Judenthume
hervorgegangen, für eine jüdische Secte zu halten. Zu diesen
Hauptsecten kamen dann noch mehrere andere kleinere Secten,
1868 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: Gohr, Robert
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Zweiter Abschnitt.
Grste Hälfte des Mittelalters oder bis
zur Hohe des deutschen Kaiserthums.
§. 1. Christus.
I. Als das römische Weltreich alle bekannte Länder des Alterthums in
sich ausgenommen hatte, nahm ein Volk von dem andern religiöse Gebräuche
an. 'Dadurch verlor aber die eigene Religion an Werth und es entstand
eine allgemeine Gleichgiltigkeit gegen religiöse Dinge, und
Keiner wußte mehr, was er glauben sollte. Die Priester selbst lachten über
ihre Lehre. Bessere Menschen aber sehnten sich danach, aus dieser geistigen
Finsterniß herauszukommen.
Ii. Nur bei dem jüdischen Volke war rechte Gotteserkenntniß zu
finden. Aber auch bei ihm beschäftigte sich die Mehrheit mit äußeren Din-
gen, bei denen das Herz kalt blieb. Besonders war dieses bei den Pha-
risäern der Fall. Sie stellten sich auf den Markt und plapperten öffent-
lich lange Gebete her. Oder sie theilten ebendaselbst Almosen aus, um für
wohlthätig zu gelten. Alles dieses thaten sie aber nicht aus Liebe zu Gott
oder den Armen, sondern um von den Leuten gesehen zu werden.
1. ■ Auch die Juden waren unter römische Herrschaft gekom-
men. Ihre Propheten hatten aeweissagt, Gott werde ihnen einen
Messias (Erlöser) senden. Da glaubten sie nicht anders, als
daß dieser Messias sie von der Herrschaft der Römer erlösen
würde. Und viele fromme Männer warteten mit Sehnsucht
auf den Erlöser, unter dessen Herrschaft Alle glücklich leben
sollten.
2. „Als die Zeit erfüllet war," sandte Gott seinen ein-
zigen geliebten Sohn, Jesus Christus. Geboren wurde er
zu Bethlehem im jüdischen Lande zur Zeit des römischen
Kaisers Augnstus, und er war der Heiland, der Erlöser
nicht des jüdischen Volkes nur, sondern der ganzen Welt.
Erlösen wollte er die Menschen nicht von irdischer Herrschaft,
sondern von der Herrschaft der Sünde.
1829 -
Leipzig
: Cnobloch
- Autor: Rockstroh, Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
245
nehmen, längst gleichgültig gegen Moses Gesetze,
thaten es ohne Zwang; aber viele Juden wider-
setzten sich auch ungeachtet daß ihnen der Tod,
ja selbst der Tod unter vielen Martern angedroht
wurde; sie blieben zur Bewunderung des Antio-
chus Cpiphanes und aller derjenigen, die ihm in
dieser seiner Bekehrung allen möglicheil Beistand
leisteteil, dem Gotte ihrer Väter getreu.
Krieg der Makkabäer mit Antiochus
Epiphanes.
167 vor Ehr. Geb.
Einer der eifrigen Anhänger am Glauben
seiner Väter und an Moses Gesetze war auch
Matathias, ein Priester in dem Städtchen
Modi,,, unfern Joppe. Einige Zeit verging, ohne
daß des Antiochus Bewaffnete in seiner Be-
kehrungsangelegenheit auch hierher kamen. Jetzt
aber erschienen sie, und dieser Matathias sollte
nun den anderen Juden mit seinem Beispiele vor-
angehen und zuerst ein griechisches Opfer verrich-
ten. „Keine Gewalt," erklärte er aber mit männ-
licher Standhaftigkeit, „wird mich zwingen, von
dem Gesetze des Moses und dem Glauben meiner
Väter abzuweichen!" und als er eben einen ver-
zagten Juden dem griechischen Altare sich nahen
sah, erschlug er in seinem gewaltigen Eifer diesen
Juden so wie den anwesenden syrischen Bewaff-
neten und riß den griechischen Altar nieder. Nach
1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Schröer, Tobias Gottfried, Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
42
wallende Schicksal die Juden herabgestürzt hat, ist Jedem von uns vor Augen, und in der poetischen Erfindung des Ahasveros liegt eine ergreifende Wahrheit. Noch jetzt, in unserer modernsten Kultur, ist die Frage, ob dem verbannten Geschlechte die allgemeinen Menschen- und Bürgerrechte zuerkannt werden sollen, nicht völlig entschieden, obschon zur Ehre und im Interesse der Civilisation nur noch wenige Zweifel übrig sind.
So endigte ein edles, reichbegabtes Volk, weil es seine Zeit nicht erkannte. „An den Wassern Babylons saßen sie und weinten," so lautete einst des Sängers Wort; seit achtzehnhundert Jahren aber rächt sich ihr eigener Ruf: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder," in strafender Vergeltung über ihrem Haupte.
Ihre Religion hat sich im Laufe der Zeit durch die Zusätze fanatischer und verschrobener Rabbiner immer mehr von der reinen Lehre Moses' entfernt und mit finsterem Aberglauben versetzt. Die auf solche Weise herbeigeführte Ausbildung der jüdischen Glaubenslehren ist in dem jüdischen Religionsbuche, Talmud genannt, verzeichnet. Aussprüche desselben gelten einem großen Theile der Juden mehr als die mosaischen Bücher. Die Zeit der Entstehung jenes Buches ist unbekannt; Einige setzen sie in die Mitte des zweiten , Andere'in den Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christi Geburt. Die Anhänger und Bekenner der talmudifchen Lehren heißen Talmudisten; sie sind als die ächten Nachkömmlinge der alten Pharisäer zu betrachten und haben auch deren Priesterhaß und Priesterstolz angenommen. Wie es aber schon zu Jesu Zeit unter den Sadducäern eine Partei gab, welche die Lehre des Moses zu erhalten suchte, so bildete sich aus ihnen auch ein Gegensatz zu den Talmudisten in den sogenannten Karaiten, welche, den finsteren Glauben der strengen Rabbiner verwerfend, sich an die mosaischen Schriften hielten und ihre Lehre im Sinne des ächten Judenthums zu entwickeln suchten.
5. Kaiser Titus (79—81).
Der Untergang von Herknlanum und Pompeji.
Aus den recht eigentlich von altrömischer Gesinnung beseelten Ves-pasian folgte sein Sohn Titus, welcher in der Geschichte als das Muster eines Fürsten glänzt und dem von seiner kurzen Regierungszeit ein so ungetrübter Nachruhm geworden ist, wie kaum je einem andern Herrscher. „Die Liebe und Wonne des Menschengeschlechts" nannten ihn seine Zeitgenossen, wie denn auch nur Handlungen der Menschenliebe, des Wohlwollens von ihm verzeichnet sind. Er zählte den Tag nicht, an dem er keine Wohlthat erwiesen, und sein ganzes Sinnen und Trachten war der Wohlfahrt seines Volkes gewidmet. Spione und Angeber ließ
1
1842 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: Döhner, Gotth. Ferd.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
297
sich geoffenbaret als den ewig heiligen, mächtigen, all-
wissenden und allweisen Gott, so ließ er urch Moses
sein göttliches Gesetz deütlich und eindringend verkün-
den, damit das Volk den gerechten Gott scheue und
recht wandte. Da aber die Priester und Leviten das
Volk glauben gemacht hatten, daß Iehovah nur im
Tempel zu Jerusalem verehrt werden könne; da Opfern
und ängstliche Beobachtung der Gebraüche am Sab-
bath, Passah-, Pfingst-, Laubhüttenfefte und besonders
am großen Versdhnungstage mehr gelten sollten, als
ein sittliches Leben; da bitterer Haß den Juden vom
samaritanischen Bruder trennte; da ärgerliches Gezänk
das Volk verwirrte zwischen Pharisäern, welche mit
finfterm Eifer über ihre Satzungen hielten, und zwi-
schen Sadducäern, welche die seit der Prophetenzeit
auftauchenden Unsterblichkeitshoffnungen zu ersticken
suchten; da nur von den Essäern noch die mehr und
mehr verwelkenden Keime der Sittlichkeit in stiller Ein-
samkeit gepflegt wurden: da war die Zeit, die Gott
für die Sendung seines Sohnes zum Heil der Welt
bestimmt hatte, erfüllt. Jesus Christus, unser Herr
und Erlöser, erschien. Was und wie er lehrte, wirkte,
litt und starb, um daö Werk zu vollenden, das ihm
der Herr aufgetragen hatte; wie, nachdem er von den
Todten auferstanden und zum Himmel erhöhet war, Got-
tes Geist sich auf seine Apostel herabsenkte und sie er-
muthtgte, das Werk ihres Meisters fortzofetzen: das
Alles hast du in der biblischen Geschichte gehört (s. zw.
Schb. S. 100—125).
3) Die Verbreitung des Evangeliums.
Unter den Aposteln zeichnete sich besonders Pau-
lus aus, welchen ein wunderbares Ereigniß aus dem
heftigsten Christenverfolger zum eifrigsten Verbreiter der'
christlichen Lehre machte. Seiner Thätigkeit, besonders
seinen fortwährenden Reisen ist es vorzüglich zuzuschrei-
den, daß man schon 100 Jahre nach Christi Geburt
christliche Gemeinden nicht nur in Judäa und den näch-
sten Gegenden fand, sondern auch in Galatien, Ephe-
sus, Philippi, Thessalonich, Corinth, Rom, ja fast in
allen Ländern des römischen Reichs, so weil sie um