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1. Theil 1 - S. 187

1880 - Stuttgart : Heitz
Alexander der Große. 187 daß der König, der ihn scharf ansah, gleich alles Mißtrauen fahren ließ und unbesorgt die Schale an den Mund setzte, während er dem Arzte den Brief überreichte. Als dieser ihn gelesen hatte, wurde er zornig über die unwürdige Verleumdung und wollte sich rechtfertigen. „Sei ruhig, Philipp," antwortete ihm der König, „ich glaube, daß du unschuldig bist; der Erfolg wird es ja zeigen." — Er zeigte es auch wirklich: nach drei Tagen war Alexander so weit wieder hergestellt, daß er sich den Soldaten wieder zeigen konnte, die vor Entzücken gar nicht wußten, wie sie dem verständigen Arzte genug danken sollten. Wirklich war es auch die allerhöchste Zeit, daß Alexander sich wieder an seines Heeres Spitze stellen konnte; denn Darms kam eben heran und traf bei Jssus, da, wo Klein-Asien an Syrien stößt, in dem Winkel des mittelländischen Meeres, Cypern (Kypros) gegenüber, auf die Macedonier. Nichts hier von Alexanders kühnem Muthe und seinen trefflichen Maßregeln! Genug, er gewann den Sieg und Darins selbst entkam nur mit genauer Noth. Er hatte während des Treffens, nach der Sitte persischer Könige, auf einem hohen Wagen gesessen, und als nun die Flucht allgemein wurde, konnte der Wagen nicht schnell genug fortgebracht werden. Der König sprang daher schnell herunter, so schnell, daß er Schild, Mantel und Bogen darauf zurückließ, schwang sich aufs Pferd und jagte fort. Alles Gepäck fiel wieder in Alexanders Hände, aber auch, was den Darms noch mehr betrüben mußte, seine Mutier, die. liebste seiner Frauen und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als diese Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefangen wären, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode desselben. Sogleich. schickte Alexander einen seiner Generale zu ihnen und ließ ihnen sagen: Darius sei weder todt noch gefangen, sondern glücklich entkommen; sie möchten sich daher trösten, es solle ihnen nichts Böses geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines Lieblings Hephästion zu ihnen ins Zelt, und da sie diesen, der größer als Alexander war, für den König hielten und daher vor ihm niederfielen, so trat er bescheiden zurück und wies sie an Alexander. Die Damen waren bestürzt und fürchteten, dieser möchte empfindlich sein, daß sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiederte er: es habe gar nichts zu sagen, auch Hephästion sei ein Alexander. Und die ganze Zeit ihrer Gefangenschaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt.

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1. Theil 1 - S. 177

1827 - Breslau : Max
177 Wirklich war es auch die allerhöchste Zeit, daß Alexander sich wieder an seines Heeres Spitze stellen konnte. Denn Da« rius kam eben heran, und traf bei Jssus, da, wo Kleinasicn an Syrien stößt, in dem Winkel des mittelländischen Meeres, Cypern gegenüber, auf die Macedonicr. Nichts hier von Ale- xanders kühnem Muthe und seinen trefflichen Maßregeln! Ge- nug, er gewann den Sieg, und Darius selbst entkam nur mit genauer Noth. Er hatte wahrend des Treffens, nach der Sitte persischer Könige, auf einem hohen Wagen gesessen, und als nun die Flucht allgemein wurde, konnte der Wagen nicht schnell genug fortgebracht werden. Der König sprang daher schnell herunter, so schnell, daß er Schi-ld, Mantel und Bogen darauf zurückließ, schwang sich aufs Pferd, und jagte fort. Alles Ge- päck fiel wieder in Alexanders Hchide, aber auch, was den Da- rms Noch mehr betrüben mußte, seine Mutter, die liebste seiner Frauen und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als diese Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefanaen wären, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode dessel- den. Sogleich schickte Alexander einen von seinen Generalen zu ihnen, und ließ ihnen sagen, Darius sey weder todt noch gefangen, sondern glücklich entkommen; sie möchten sich daher trösten; es sollte ihnen nichts Böses geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines Lieblings Hephästion zu ihnen ins Zelt, und da sie diesen, der größer als Alexander war, für den König hielten, und daher vor ihm niederfielen, so trat er bescheiden zurück, und wies sie an Alexander. Die Damen waren bestürzt, und fürchteten, dieser möchte empfind- lich seyn, daß sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiederte er, es habe gar nichts zu sagen; auch Hephästion sey ein Alexander. Und die ganze Zeit ihrer Gefangenschaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt. Die bei Jssus 'gemachte Beute war so groß, daß seit der Zeit die bisherige Genügsamkeit an Alexanders und seiner Offi- ciere Tisch verloren ging. Er selbst war oft der mäßigste von Allen; er trank selten viel; aber er saß gern lange beim Glase Wein, und prahlte dann von seinen Thaten auf eine unaussteh- liche Weise. Mit vollen Händen theilte er das Geld unter seine Weltgeschichte für Töchter. I. 12

2. Die alte Geschichte - S. 185

1899 - Langensalza : Gressler
185 in Kleinasien zurückgelassen hatte. „Nimm dich ja," so schrieb dieser, „vor Philippus in acht; er ist von Darins bestochen worden, dich zu vergiften." Alexander las und überlegte. Schon trat Philippus ins Zimmer, die Schale in der Hand, aber mit so ruhiger, unbefangener Miene, daß der König, der ihn scharf ansah, gleich alles Mißtrauen fahren ließ und unbesorgt die Schale an den Mund setzte, während er dem Arzte den Brief überreichte. Als dieser ihn gelesen hatte, wurde er zornig über die unwürdige Verleumdung und wollte sich rechtfertigen. „Sei ruhig, Philipp," antworte ihm der König, „ich glaube, daß du unschuldig bist; der Erfolg wird es ja zeigen." Er zeigte es auch wirklich; schon nach drei Tagen war Alexander soweit wieder hergestellt, daß er sich den Soldaten zeigen konnte, die vor Entzücken gar nicht wußten, wie sie dem Arzte genug danken sollten. Es war auch die allerhöchste Zeit, daß Alexander sich wieder an die Spitze seines Heeres stellte; denn Darius kam eben heran und tras bei Jssus, da, wo Kleinasien an Syrien stößt, auf die Maeedouier (333 v. Chr.). Auch hier gewann Alexander durch seinen kühnen Mut und seine trefflichen Maßregeln den Sieg. Darius selbst entkam nur mit genauer 9?ot. Er hatte während des Treffens nach der Sitte der persischen Könige aus einem hohen Wagen gesessen, und als nun die Flucht allgemein wurde, konnte der Wagen nicht schnell genng, fortgebracht werden. Der König sprang daher schnell herunter, so schnell, daß er Schild, Mantel und Bogen darauf zurückließ, schwang sich aufs Pferd und jagte fort. Alles Gepäck fiel in Alexanders Hände, dazu auch, was den Darius noch mehr betrüben mußte, seine Mutter, seine Gemahlin und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als die gefangenen Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefangen seien, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode des Darius. Kaum vernahm das Alexander, so schickte er einen seiner Generale zu ihnen und ließ ihnen sagen, Darius sei weder tot noch gefangen, sondern glücklich entkommen, sie möchten sich daher trösten, es solle ihnen nichts zuleide geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines

3. Theil 1 - S. 184

1867 - Breslau : Max
184 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. klarer, frischer Fluß, der Cydnus, floß hier vorbei. Die Hitze des Tages machte Alexander Lust, sich in dem Flusse zu baden; aber kaum war er im Wasser, als ihn ein heftiger Fieberfrost ergriff und man ihn halbtodt heraustragen mußte. Sein Zustand war äußerst bedenklich; die Aerzte waren besorgt, und zum Uebermaße des Unglücks hörte man, daß Darius selbst mit dem Hauptheere schon ganz in der Nähe stände und in ein paar Tagen da sein könnte. Da entschloß sich ein treuer Arzt, Philippus, ein gefähr- liches aber entscheidendes Mittel anzuwenden, welches entweder schnell zum Tode oder zur Besserung führen mußte. Eben be- reitete der Arzt den wichtigen Trank; da kam ein Bote an vom alten Parmenio, den Alexander in Klein-Asien zurückgelassen hatte, geschickt. „Nimm dich ja", so schrieb er, „vor dem Phi- lippus in Acht; er ist von Darius bestochen worden, dich zu ver- giften." Alexander las und überlegte. Schon trat Philipp ins Zimmer, die Schale in der Hand, aber mit so ruhiger, unbefan- gener Miene, daß der König, der ihn scharf ansah, gleich alles Mißtrauen fahren ließ und unbesorgt die Schale an den Mund setzte, während er dem Arzte den Brief überreichte. Als dieser ihn gelesen hatte, wurde er zornig über die unwürdige Verleum- dung und wollte sich rechtfertigen. „Sei ruhig, Philipp," ant- wortete ihm der König, „ich glaube, daß du unschuldig bist; der Erfolg wird es ja zeigen." —- Er zeigte es auch wirklich: nach drei Tagen war Alexander so weit wieder hergestellt, daß er sich den Soldaten wieder zeigen konnte, die vor Entzücken gar nicht wußten, wie sie dem verständigen Arzte genug danken sollten. Wirklich war es auch die allerhöchste Zeit, daß Alexander sich wieder an seines Heeres Spitze stellen konnte; denn Darius kam eben heran, und traf bei Iss ns, da, wo Klein-Asien an Syrien stößt, in dem Winkel des mittelländischen Meeres, Cypern (Kypros) gegenüber, auf die Macedonier. Nichts hier von Alexan- ders kühnem Muthe und seinen trefflichen Maßregeln! Genug, er gewann den Sieg und Darius selbst entkam nur mit genauer Noth. Er hatte während des Treffens, nach der Sitte persischer Könige, auf einem hohen Wagen gesessen, und als nun die Flucht allgemein wurde, konnte der Wagen nicht schnell genug fortge- bracht werden. Der König sprang daher schnell herunter, so schnell, daß er Schild, Mantel und Bogen darauf zurückließ, schwang sich aufs Pferd und jagte fort. Alles Gepäck fiel wie-

4. Theil 1 - S. 185

1867 - Breslau : Max
Alexander der Große. 185 der in Alexanders Hände, aber auch, was den Darius noch mehr betrüben mußte, seine Mutter, die liebste seiner Frauen und zwei seiner Töchter nebst seinem unmündigen Sohne. Als diese Frauen hörten, daß die Waffen und der Wagen des Königs von den Macedoniern aufgefangen waren, wurden sie sehr betrübt; denn sie zweifelten nun nicht an dem Tode desselben. Sogleich schickte Alexander einen seiner Generale zu ihnen und ließ ihnen sagen: Darius sei weder todt noch gefangen, sondern glücklich entkom- men; sie möchten sich daher trösten, es solle ihnen nichts Böses geschehen. Am andern Tage ging er selbst in Begleitung seines Lieblings Hephastion zu ihnen ins Zelt, und da sie diesen, der größer als Alexander war, für den König hielten und daher vor ihm niederfielen, so trat er bescheiden zurück und wies sie an Alexander. Die Damen waren bestürzt und fürchteten, dieser möchte empfindlich sein, daß sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiederte er: es habe gar nichts zu sagen, auch He- phästion sei ein Alexander. Und die ganze Zeit ihrer Gefangen- schaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt. Die bei Jssus gemachte Beute war so groß, daß seit der Zeit die bisherige Genügsamkeit an Alexanders und seiner Offi- ziere Tafel verloren ging. Er selbst war oft der Mäßigste von Allen; er trank selten viel, aber er saß gern lange beim Glase Wein und prahlte dann von seinen Thaten auf eine unaussteh- liche Weise. Mit vollen Händen theilte er das Geld unter seine Soldaten aus, die ihn dafür bei jeder Gelegenheit hoch leben ließen, und er war nie froher, als wenn er Alles um sich herum recht lustig sah. Bald aber merkten ihm seine Begleiter die Schwäche ab, daß er sich gern schmeicheln lasse, und nun erhoben sie ihn bis zu den Göttern; ja, seine Thaten wurden noch höher gesetzt als Alles, was Perseus, Theseus, Herkules upd andere Heroen gethan hatten. Unvermerkt wurde dadurch sein Verstand benebelt und der unbändige Stolz erzeugt, der ihn von nun an nicht wieder verließ. Für sich selbst hatte Alexander das We- nigste aus der Beute behalten, nur Einiges wie zum Andenken. Darunter war ein reichlich mit Edelsteinen besetztes und sehr künstlich gearbeitetes Kästchen, in welchem Darius wohlriechende Specereien zu bewahren pflegte. Alexander warf diese heraus. „Ich will", sagte er, „etwas Kostbareres hineinlegen; denn Spe- cereien brauche ich nicht." Und was legte er hinein? — Homers Ilias, und zwar das von Aristoteles durchgesehene Exemplar.

5. Die weltgeschichtlichen Kämpfe des Altertums - S. 223

1890 - Gotha : Perthes
223 eine Stute, welche deshalb so schnell lief, weil sie sich nach ihrem Füllen im Stalle sehnte. Dabei verfuhr der feige Perserkönig, der doch nicht verfolgt wurde, so eilig, daß er Königsmantel, Schild und Bogen im Wagen ließ, welche Alexander gegen Abend auf der Verfolgung in einer Schlucht fand und als Siegesbeute ins Lager brachte. Weil Darius bei seiner übereilten Flucht feine Mutter Sifygambis, feine Gemahlin und Kinder im Zelte vergessen hatte, so wurden sie Gefangene Alexanders. Wie dieser nun nachts mit seinen Generalen im Zelte des Darius speiste, hörte er in seiner Nahe Frauen weinen und jammern, ließ sich nach der Ursache der Klagen erkundigen und erfuhr, daß die Frauen hatten Wagen, Mantel und Rosse des Darius ins Lager bringen sehen, woraus sie schlossen, daß Darius tot sei. Alexander ließ sie trösten und ihnen seinen Schutz zusichern, denn er werde sie als Königinnen ehren und behandeln. In der That ließ er ihnen auch ihren Hofstaat, gestattete den gewohnten Aufwand, um die Majestät des Königtums in den Augen der Perser und Macedonier nicht zu verletzen. Obschon des Darius Gemahlin für die schönste Frau Asiens galt, durfte matt doch davon in Alexanders Gegenwart niemals sprechen. Als er einst mit seinem Freunde Hephästton die Königinnen besuchte, um sie zu trösten, hielt Sisygambis den größeren, glänzend gekleideten Hephästion für den König und warf sich vor ihm nieder, um ihn nach persischer Sitte wie einen Gott zu verehren. Da aber Hephästion bescheiden zurücktrat, erkannte die Königin, daß sie sich geirrt habe und fürchtete, Alexander werde sich beleidigt fühlen. Doch dieser sagte lächelnd: „Du haft dich nicht geirrt, o Mutter, auch der ist Alexander!* Dann nahm er den sechsjährigen Prinzen auf den Arm, herzte und küßte ihn. Für die Verwundeten sorgte Alexander gewissenhaft, besuchte dieselben und rühmte deren Tapferkeit, die Gefallenen aber ließ

6. Alte Geschichte - S. 157

1848 - Leipzig : Brandstetter
15? mehre Meuchelmörder und Giftmischer ausgesandt hatte, den König zu töd- ten. In dieser Noch unternahm es Philipp von Akarnan, vor dem Könige zu erscheinen und ihm einen Arzneitrank anzubieten, der ihn sehr bald hei- len würde. Mit ungeduldiger Hast verlangte Alexander die Arznei, und obschon zu gleicher Zeit von seinem treuen Feldherren Parmenio ein Schrei- den eintraf, in welchem der König eben vor diesem Philipp als einem ge- dungenen Giftmischer gewarnt wurde, nahm er doch den dargereichten Be- cher mit der einen Hand, während er mit der anderen dem Arzte Parme- nio's Schreiben übergab. Alexander trank voll Zuversicht, und seine Ge- treuen standen in banger Erwartung um sein Lager. Wirklich erfolgten, während der Arzt an seinem Bette saß, krampfhafte Zuckungen, aber nach einiger Zeit wurde der Kranke allmä'hlig ruhiger und ein langer Schlummer kam über ihn. Als er erwachte, fühlte er sich sehr gestärkt. Der Jubel und die Freude des Heeres war unbeschreiblich; sobald seine Kräfte wieder zurückgekehrt waren, stand er von seinem Lager auf und zeigte sich den Soldaten. Diese empfingen ihn mit lautem Jubelgeschrei, und durch diesen Beweis von Anhänglichkeit noch mehr gestärkt, setzte er bald darauf seinen Marsch fort. Er kam nach Jssus und nahm diese Stadt mit leichter Mühe ein. Darauf zog er durch die engen Pässe des cilicischen Gebirges, welches die beiden Heere trennte. Als er in's Freie herausgekommen war, stellte er sich in Schlachtordnung dem Feinde gegenüber, der in dichten und un- gelenken Reihen kaum Raum hatte, sich aufzustellen. Die Schlacht begann. Der Sieg war wieder auf Alexanders Seite; kaum hatten die Macedonier mit ihrem gewohnten Ungestüm den linken Flügel der Perser zurückgetrieben, als Darius, von seinen Hofleuten begleitet, in einem Wagen davonjagte. Als die Wege rauh und bergig wurden, warf er sich zu Pferde und ließ Waffen und Mantel zurück. Alexander, der an der Hüfte stark verwundet war und noch nicht glaubte, vollständig gesiegt zu haben, ließ ihn nicht ver- folgen. Als die Barbaren von der Flucht des Königs hörten, stob bald das ganze Heer aus einander, und die vorrückenden Macedonier erreichten, noch ehe es Nacht wurde, das unbewachte Lager des Feindes. Da war die ganze asiatische Pracht und Ueppigkeit zu sehen und eine überreiche Beute bot sich dem Sieger dar. Unter den vielen zurückgelassenen Weibern befan- den sich die Mutter, die Gattin, die Töchter und der unmündige Sohn des Darius. Als diese vernahmen, man habe den Mantel und die Waffen des Darius gefunden, hielten sie diesen für todt und weinten so laut, daß es Alexander, der das Zelt des Perserkönigs bezogen hatte, horte. Sogleich sandte er in ihr Zelt, und ließ sie für's Erste mit den Worten trösten, daß Darius noch lebe. Am anderen Tage besuchte er sie selbst in Begleitung von Hephästion, vor welchem sich die alte Königin niederwarf, weil sie diesen für den König hielt. Hephästion trat zurück und benahm ihr den Jrrthum, Alexander aber beruhigte sie mit den Worten: „Du hast dich nicht geirrt, dieser hier ist auch ein Alexander." Er behandelte sie darauf mit der groß-

7. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. XXIII

1904 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Xxiii 4. Philippus. Auf seinem Zuge nach Persien kam Alexander auch nach Tarsus. Mit Staub und Schweiß bedeckt, langte er an einem sehr heißen Tage hier an und stürzte sich sofort in das frische Wasser des Baches, der die Stadt umfloß. Kaum war er einige Minuten im Bade, da stellte sich ein heftiges Fieber ein, und ohnmächtig wurde er in ein Haus getragen. Die Krankheit wurde bald so schlimm, daß die Ärzte ihn ausgaben. Nur sein Leibarzt Philippus glaubte, ihn durch ein stark wirkendes, doch gefährliches Mittel noch retten zu können. Während er den Trank bereitete, so erzählt man, erhielt der König von seinem Feldherrn Parmenio einen Brief, darin stand: „Traue dem Philippus nicht! Die Perser haben ihn bestochen, er wird dich vergiften." Gleich darauf trat Philippus herein, die Schale mit der Arznei in der Hand. Ohne Bedenken nahm sie Alexander, trank ruhig und reichte ihm mit der anderen Hand den Brief. Der Arzt war über diese Verleumdung entrüstet; aber Alexander beruhigte ihn und sagte: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen!" Und wirklich, sein Vertrauen wurde nicht getäuscht; 2 Tage später stand Alexander schon wieder gesund und frisch an der Spitze seines Heeres. 5. Darms wird bei Jssus besiegt. Unterdessen war der Perserkönig Darius mit 600 000 Kriegern herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus kam es zum Kampfe, aber trotz ihrer großen Zahl wurden die Perser geschlagen. Schrecklich war das Gemetzel. Über 100000 Perser blieben in der Schlacht. Als Darius diesen Ausgang sah, sprang er aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, 2 Töchter und ein Sohn gerieten in die Gefangenschaft; doch behandelte Alexander sie sehr freundlich. Bald daraus schickte Darius Gesandte zu Alexander und ließ ihm ganz Vorderasien bis an den Euphrat und die Hand seiner Tochter anbieten, wenn er Frieden machen wolle. „Was sagst du dazu?" fragte Alexander, wie man erzählt, seinen alten Feldherrn Parmenio. „Ich täte es," antwortete dieser, „wenn ich Alexander wäre." „Ich auch," versetzte Alexander, „wenn ich Parmenio wäre." 6. Darius' Ende. Nachdem Alexander auch Ägypten erobert und dort die Stadt Alexandrien gegründet hatte, wandte er sich noch einmal gegen Darius und besiegte ihn vollständig in der Schlacht bei Gang am ela. Die meisten Perser lagen als Leichen auf dem Schlachtfelde; der König flüchtete nach den nordöst- lichen Landschaften seines Reichs. Hier aber nahm ihn sein eigener Statthalter Bessus gefangen und schleppte ihn in Ketten mit sich fort. Nachdem Alexander Babylon eingenommen hatte, setzte er dem Könige nach. Schon war er dem Flüch- tigen ganz nahe. Da ließ Bessus den König von zweien seiner Anhänger erstechen. Als ihn die ersten Reiter Alexanders in seinem Blute liegend fanden, so erzählt man, bat Darius sie noch um einen Trunk Wasser, reichte einem die Hand und sagte: „Diese Hand gebe ich dem Alexander." Dann starb er. Als Alexander ihn fand, breitete er seinen Mantel über den Leichnam und ließ ihn später in Persepolis mit großer Pracht beisetzen. Bessus aber ward von Alexander ge- fangen genommen und hingerichtet. Nun war Alexander Herr von ganz Persien. 7. Klitus. Nach der Einnahme Persiens lebte Alexander ganz nach persi- scher Weise. Er kleidete sich wie ein Perser und verlangte sogar, daß seine Untertanen nach persischer Sitte vor ihm niederknieen sollten. Auch hörte er geru Schmeichelworte. Das verstimmte die Macedonier und erbitterte sie zuletzt. Einst rühmten Schmeichler Beim Mahle seine Heldentaten, gegen die alle Taten der früheren Helden nichts seien. Da wagte Klitus, ein Freund Alexanders, freimütig zu behaupten, daß Alexander von seinem Vater übertroffen würde. Zornfunkelnd und vom Weine erhitzt, ergriff Alexander eine Lanze und durch-

8. Alte Geschichte - S. 100

1875 - Leipzig : Klinkhardt
— 100 — Alexander gelesen, so trat Philippus mit seinem Tranke ins Zelt und-reichte ihm denselben. Alexander gab ihm den Bries, nahm aber in demselben Augenblick den Trank zu sich und bewies damit, daß er fest an die Treue seines Arztes glaubte. Sein Vertrauen wnrde auch belohnt; denn schon nach wenigen Tagen stand er wieder an der Spitze seines jnbelnden Heeres. Der Zug ging weiter und bei der Stadt Jssus stieß man (333) auf das Heer der Pecser, das über eine halbe Million stark war. Nachdem Alexander fein Heer geordnet hatte, erinnerte er sie, wie schmählich es wäre, wenn sie von den weichlichen Persern überwunden würden, und daß die Herrschaft über ganz Vorberasien und unermeßliche Beute ihnen zufalle, wenn sie siegten. Aber solcher Worte bedurfte es kaum bei den Macedoniern, ans die der Heldengeist ihres Königs übergegangen war; sie stürzten sich in die dichten Scharen der Perser und errangen einen vollständigen Sieg. Als Darms sah, daß seine besten Freunde fielen und fein Heer nur noch schwachen Widerstand leistete, verließ er seinen Streitwagen, von dem er dem Kampfe zugesehen hatte, warf sich auf ein Pferd und floh. Kaum bemerkten das die Perser, als sie die Waffen von sich warfen und zu entkommen suchten. Aber nur wenige sahen ihre Heimat wieder; die meisten wurden niedergehauen oder gefangen genommen. Auch die Mutter, die Gemahlin, ein Sohn und zwei Töchter des Darms fiesen in Alexanders Hände, wurden aber nicht als Gefangene behandelt, sondern ihrem Range gemäß. Am Morgen nach der Schlacht ging Alexander mit seinem Freunde Hephästion zu ihnen, um sie zu trösten und ihnen anzuzeigen, daß Darius nicht gefallen fei, wie sie glaubten. Hephästion war größer und schöner als Alexander, weshalb die Mutter des Darius meinte, er fei der macedonifche König und sich vor ihm niederwarf. Als Hephästion sie über ihren Irrthum belehrte, fürchtete sie, Alexander beleidigt zu haben, und entschuldigte sich. Dieser hob sie aber lächelnd auf und sagte: „Fürchte nichts; auch dieser ist Alexander." Der unglückliche Darius schickte mm Boten an Alexander, bot ihm ein unermeßliches Lösegeld für feine gefangene Familie, die Hand feiner Tochter und ganz Vorderasien bis an den Euphrat, wenn er Frieden schließen wolle. Alexander wies das Anerbieten aber stolz zurück, weil er beschlossen hatte, sich zum Herrn des ganzen Morgenlandes zu machen. Durch den Sieg bei Jssus (333 v. Chr. Geb.) fiel wieder ein bedeutender Theil des persischen Reiches in Alexanders Häüde. Damaskus, wo sich der königliche Schatz befand, ergab sich nach kurzer Belagerung, und Phönicien und Palästina unterwarfen sich ohne Widerstand. Nur zwei Städte, Tyrus und Gaza, wagten zu widerstehen und wiesen jede Aufforderung, sich zu ergeben, trotzig zurück. Alexander war aber nicht der Mann, dergleichen ruhig hinzunehmen. Er ließ einen 200' breiten Damm mit Thürmen ausführen und so das Festland mit der Insel verbinden, auf der Tyrus lag. Dann wurde die Stadt zu Wasser

9. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 87

1871 - Braunschweig : Wreden
— 87 — seiner Feldherren, die andere führte er zu Lande zurück. Nach unsäglichen Beschwerden und Entbehrungen kam er wieder nach Persien. f 3 In Persien angekommen, zog Alexander mit seinem Heere nach der schönen großen Stadt Susa. Hier folgten auf das Wüstenelend prächtige Feste. Er selbst vermählte sich mit einer Tochter des Darms, und sein treuester Freund und Waffengefährte Hephästion nahm die andere Tochter des Perserkönigs zur Frau. Auch vielen Offmeren und gemeinen macedonischen Soldaten gab er Perserinnen zu Weibern, damit das Band, durch welches er Macedonier und Perser zu verbinden wünschte, immer enger geknüpft würde. Beide Völker, Perser und Griechen, sollten zu einem einzigen Volke zusammen wachsen und neue Eroberungen die Grenzen des ungeheuren Weltreichs noch weiter ausdehnen. Dadurch, daß Alexander seine neuen persischen Unterthanen den Macedoniern vollständig gleichstellen wollte, erregte er die Unzufriedenheit der letzteren in so hohem Grade, daß ein förmlicher Aufruhr ausbrach. Von Susa zog Alexander nach der zweiten Hauptstadt Ekba-tana; hier wurde ihm ein herber Schmerz bereitet. Sein Freund He-phästion erkrankte und starb. Gemäß der Heftigkeit aller seiner Herzensregungen gab sich Alexanders Schmerz in maßloser Weise kund. In Thränen lag er mehrere Stunden neben dem Leichnam, zwei Tage nahm er keine Nahrung zu sich, schnitt sein Haar ab, untersagte alle Musik und verschmähet allen Trost. Den Arzt Hephästions ließ er aufhangen und den todten Körper noch kreuzigen. Niemand durfte sich ihm ohne Zittern zu nahen wagen, bis er endlich durch einen neuen Krieg gegen ein wildes, wüthiges Bergvolk, welches er mit großen Schwierigkeiten besiegte, anderen Sinnes ward. Nun erst begab-sich Alexander nach dem alten berühmten Babylon. Wie eine Gottheit wurde er hier empfangen. Gesandte aus den fernsten Ländern brachten ihm ihre Huldigungen als dem größten Herrscher der Erde dar. Griechische Gesandte, Kränze auf den Häuptern tragend, reichten ihm goldene Kränze dar. Aber all' diese Huldigungen schafften ihm den Gleichmuth der Seele nicht wieder. Immer wieder ergriff ihn der Gram um den dahingeschiedenen Freund, dessen Leichnam er mit nach Babylon geführt hatte. Hier sollte die Leichenfeier stattfinden. Zehntausend Talente verwandte er zu dem Scheiterhaufen, auf welchem der Leichnam Hephästions verbrannt werden sollte. Das Ganze war ein Bauwerk von seltener Größe und Pracht, zweihundert Fuß hoch, jede Seite mehr als tausend Fuß lang. Kostbare Teppiche, Kränze, Bänder, Vasen mit theurem Weihrauch gefüllt u. f. w. zierten den Wunderbau. Es war ein Schauspiel ohne Gleichen, als im Angesichte des Heeres der Scheiterhaufen in Flammen aufging. Dieser Feier folgten Opfer und Gastmähler. Das ganze Heer ward von dem Könige bewirthet. An der ersten Tafel führte Alexander den Vorsitz. Bald verscheuchte Wein seinen Gram und er verrieth dem Heere, daß er mit dem Plane umging, wieder neue Eroberungen zu machen, er wollte Arabien gewinnen und von da nach Afrika ziehen. Aber schon saß ihm in der Nacht, da er im wilden Taumel zechte, einer zur Seite, der stärker war als er — der Tod. Wenige Tage nach den Festlichkeiten ergriff ihn ein heftiges Fieber, das er sich durch seine be-

10. Theil 1 - S. 17

1876 - Coburg : Sendelbach
— 17 — Jahre v. Chr. durch Klitns). Ohne großen Widerstand unterwarf er die Länder Kleinasiens, vereinigte sich mit Parmenio, der Phrygien unterwarf, in Gordittm (Lösung des Knotens, Orakel), wurde aber tu feinem weitereu Kriegszuge durch eine Kraukheit in Tarsus gehemmt (Arzt Philippus). Deu zweiten Sieg erfocht er 333 bet Zssus über Tanus Codomannus, unterwarf Syrien, eroberte nach 7-monatlicher Belagerung Tynls, durchzog Palästina, befreite Aegypten, woselbst er die Stadt Alexandria gründete, und besuchte das Orakel des Ummün. Nach Asien zurückgekehrt, besiegte er deu Darms bei Gangamelü. Hieraus zog er nach Babylon, Susa, Persepolis (Königspalast verbrannt). Darms floh und wurde von dem treulosen Statthalter von Baktrien, Besslls, ermordet. Alexander ließ den Letzteren hinrichten (Klitns in Marakanda ermordet). Das äußerste Ziel der Eroberungszüge Alexanders war der ■xjstjstftes, von da wandte er sich 327 nach Indien, setzte über den Indus und stieß am Hydas-pes auf ein Heer des Königs Poms. Dasselbe schlug er, nahm Porus gefangen und drang bis an den Hh--hafis vor. Hier zwang ihn sein Heer zur Umkehr. Wahrend die Flotte von 2000 Schiffen von der Münduug des Indus dnrch den indischen Ocean nach dem persischen Meerbusen segelte, gelangte das Landheer aus einem beschwerlichen Marsche nach Babylon. ^^^Alexanders Bestreben war, die Macedonier mit den Besiegten Golfern burcfc Gleichheit der Sitten zu verschmelzen. Ein großes Vermahlungssest m Susa, wobei über 10,000 Macedonier sich mit Eersmnnen verheirateten, sollte diesem Zwecke bienen. Durch dieses Verfahren wurden aber Macedonier und Griechen beleidigt' Unzufriedenheit war die Folge und Alexander ließ seinen Jugendfreund Philotas, das Haupt der Unzufriedenen, sowie dessen greisen Vater Parmenio ermorden. Schwelgerische Gelage und übermäßige Genüsse schwächten Alexanders Gesundheit; die Trauer !in^schnell?Ende"^ gexie6ten freundes Hephästion brachte ihm 323 starb er zu Babylon, 32 Jahre alt. 323 301 Sämpse der Diadochen. 301 flacht bei Jpsus. Theilung des Reiches, Macedonien und Griechenland, Syrien. Aegypten. 2

11. Der biographische Unterricht - S. 22

1874 - Berlin : Gaertner
— 22 — suchten die Griechen, besonders die Thebaner, sich noch einmal zu befreien; aber Alexander unterdrückte den Aufstand und zerstörte die Stadt Theben, welche damals die erste Stelle unter den griechischen Städten einnahm; nur das Haus des Dichters Pindar ließ er stehen. § 21. Alexanders erste Thaten gegen die Perser. Als so die Griechen salzen, dass sie nichts gegen den kühnen und unerschrockenen König ausrichten konnten, blieben sie ruhig. Alexander unternahm alsdann seinen berühmten Feldzug gegen die Perser-. Er wollte mit 30,000 Mann Fußvolk und 5000 Rettern das große Perserreich erobern. In Macedonien ließ er einen Statthalter zurück und zog, nachdem er das delphische Orakel um Rath gesragt hatte, über den Hellespont nach Asien. In der Ebene von Troja musterte er sein Heer, nahm mehrere Küsienstädte und drang immer tief ex in Persien ein. Hier regierte damals Darms Kodornannus, ein gutmüthiger, aber kraftloser König. Außerdem waren die Perser sehr verweichlicht und sittenlos. Daher konnte dem Alexander der Kampf nicht so schwer werden. Die erste Schlacht wurde an dem Fluffe G r a n r k u s geschlagen. Als Parmenio, ein Feldherr Alexanders, eine große Schar Perser hinter dem kleinen Flusse stehen sah, rieth er seinem Könige, den Angriff nicht zu wagen. Alexander aber antwortete: „Der Hellespont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüsschen fürchteten!" lind so sprengte er mit seinen Reitern hindurch. Gleich stürzten auf den König zwei Perser los, und Alexander wäre verloren gewesen, wenn ihn nicht Klitus (Kleitos), den er hernach zu seinem Freunde und Vertrauten wählte, gerettet hätte. Die griechischen Stabte an der Küste Kleinasiens traten bald zu Alexander über. Dann ging er, nachdem er in der Stadt Gordium den sogenannten gordischen Knoten zerhauen hatte, in die Provinz Gifteten (Stilisten). Hier badete er in dem Flusse Kydnus und erkrankte sehr gefährlich. Sein Arzt Philippus, von dem ihm gesagt worden war, dass er ein Verrathet sei, rettete ihm das Leben. Als er vollständig genesen war, setzte er den Feldzug fort und erreichte die Stadt Jssus. Darius stand ihm hier mit emem großen Heere gegenüber. Es wurde eine Schlacht (333' geliefert, und nächst einer unermesslichen Beute gerieth die Familie des Darius in Alexanders Hände. 8 22. Alexander in Ägypten und Perfien. Ohne den Darms »etter zu verfolgen, zog Alexander die Ostküste des Mittelmeeres entlang, eroberte Phönizien und nahm nach einer langen Belagerung die berühmte Stadt Tyrus mit eturm ein. Dann ging der Zug durch Palästina und Ägypten. In Jerusalem soll Alexander dem Jehovah und in Memphis dem Apis geopfert haben. Ägypten gewann er ohne Schwertschlag, baute hier die berühmte Handelsstadt Alexandria und zog dann in die libysche Wüste, wo ihn die Priester des Jupiter Ammon für einen Sohn des Jupiter erklärten. Während dieser großen Unternehmungen hatte Darius in Perfien ein Heer von 500,000 Mann zusammengebracht, welchem Alexander nur 47,000 Mann entgegenstellen konnte. Als er nach Persien zurückkam, stand Darius bei dem Dorfe Gaugamela jenseit des Tigris, mit seinen seltsam gerüsteten Truppen die Ankunft des Feindes erwartend. Alexander bereitete sich sofort zu einer Schlackt. Noch am Morgen des Schlacht-tages (331) schlief Alexander so fest, dass Parmenio ihn wecken musste. „Herr/ sagte dieser, „du schläfst ja, als ob wir schon gesiegt hätten." — „Haben wir denn nicht gesiegt," entgegnete Alexander, „da wir den Feind nun endlich vor uns haben und ihn nicht erst durch Wüsten aussuchen müssen ?" Die Geschicklichkeit der Tnacebonifchen und griechischen Truppen brachte eine solche Verwirrung in das persische Heer, dass Darius abermals floh, und Alexander den Feind nur zu f er-

12. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 432

1873 - Essen : Bädeker
432 zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General Parmenio einen Brief, worin dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht, denn er ist von Darms bestochen, daß er dich vergifte!" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Werläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich wurde Älex- anders Vertrauen durch eine schleunige Genesung belohnt; denn schon am dritten Tage stand er wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Dartus Codomannus mit einem Heere von einer halben Million herangerückt. Bet dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschlagen. Schrecklich war das Gemetzel; über 100,000 Perser blieben in der Schlacht. Darms sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Tochter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbar- keiten, stelen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Versicherung, daß Darms noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der größten Güte, als wäre die Familie eines Freundes zu ihm auf Besuch gekommen. Darauf zog er längs der Meeresküste weiter, eroberte Tyrus, die berühmteste Handelsstadt der alten Welt, dann Palästina, ging nach Ägypten, eroberte es und legte an der Mündung des Nil eine Stadt an, die er nach seinem Namen Alexandrien nannte. Jetzt erst wandte sich Alexander wieder nach Asien, um Darius zu verfolgen und die Eroberung des persischen Reiches zu vollenden. Er traf das persische Heer zwischen den Städten Ärbela und Gaugamela (in Assyrien). Die macedo- nischen Feldherren, erschrocken über die ungeheure Macht der Perser, riethen am Abende vor der Schlacht Alexandern, den Feind lieber in der Nackt anzugreifen. Alexander aber antwortete: „Nein, stehlen will ich den Sieg nicht!" und legte stch sorglos zur Ruhe. Am andern Morgen weckte ihn Parmenio und sprach: „Du schläfst ja so fest, als wenn du schon gesiegt hättest!" Glaubst du derm nicht," antwortete Alexander, „daß wir schon so gut, wie gesiegt haben, da wir den Darius vor uns haben?" Der Kampf war sehr hitzig; die Perser fochten wie Verzweifelte; doch Alexanders Kriegskunst siegte. Durch diesen Sieg wurde er Herr des großen persischen Reichs. Der unglückliche Perserkönig war geflohen; aber Alexander verfolgte ihn unablässig. Da kam er einst durch eine große Wüste, wo nirgend ein Tropfen Wasser war. Endlich hatte ein Soldat etwas aufgefunden und brachte es in seinem Helme dem Alexander. Als der König sah, daß seine Soldaten, eben so wie er, vor Durst lechzten, sprach er: „Soll ich der Einzige sein, der trinkt!" und goß das Wasser auf die Erde. Als die Sol- daten solche Enthaltsamkeit ihres Königs sahen, riefen sie voll Verwunderung aus: „Auf, führe uns weiter, wir sind nicht müde, wir sind nicht durstig, wir halten uns nicht für sterblich, wenn ein solcher König uns führt!" Der flüchtige Darius wurde endlich von seinem eigenen Statthalter Bessus gefangen genommen und tödtltch verwundet. Alexanders Reiter fanden den un- glücklichen König in den letzten Zügen. Er bat sie um einen Trunk Wasser, welchen ein Macedonier ihm reichte. Erauickt sprach der sterbende König: „Freund, das ist mein größtes Leiden, daß ich dir diese Wohlthat nicht vergelten kann; doch Alexander wird sie dir vergelten; und dem Alexander werden die Götter die Großmuth vergelten, die er meiner Mutter, meiner Gattin und meinen Kindern erwiesen hat. Ich reiche ihm hier durch dich meine Rechte." Der Macedonier ergriff sie, und Darius verschied. Gleich darauf kam Alexander. Er war sehr bewegt bei dem Anblicke, zog sein Oberkleid aus und breitete es über den Leich- nam, den er mit großer Pracht beisetzen ließ.

13. Theil 1 - S. 176

1827 - Breslau : Max
176 an dem man weder Anfang noch Ende sah, und hing Alles in einem Tempel auf. Dies war der bekannte gordische Knoten, den Keiner bisher hatte lösen können. — Wenn Alexander auch vielleicht verständig genug war, über den Aberglauben zu lachen, so durste er doch, um des Volks und der Soldaten wil- len, den Knoten nicht ungelöst zurücklassen. Er besann sich schnell, und zerhieb mit dem Schwerte die verschlungenen Faden. Endlich kam er nach Cilicien, der hintersten und südlichsten Provinz Klein-Asiens, und nahm sein Quartier in Tarsus, der Vaterstadt des Apostels Paulus. Ein klarer, frischer Fluß, der Cydnus, floß hier vorbei. Die Hitze des Tages machte ihm Lust, sich in dem Flusse zu baden; aber kaum war er im Was- ser, als ihn ein heftiger Fieberfrost ergriff, und man ihn halb- tobt heraustragen mußte. Sein Zustand war äußerst bedenklich, die Aerzte schüttelten die Köpfe, und zum Uebermaß des Un- glücks hörte man, daß Darius selbst mit dem Hauptheer schon ganz in der Nähe stände, und in ein paar Tagen da seyn könnte. Nun war guter Nath theuer. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel an- zuwcndcn, welches entweder schnell zum Tode oder zur Besse- rung führen mußte. Eben bereitete der Arzt den wichtigen Trank; da kam keuchend ein Bote an, vom alten Parmenio, einem Generale Alexanders, den dieser in Klein-Asien zurückge- lassen hatte, geschickt. „Nimm dich ja" — so schrieb er — „vor dem Philippus in Acht; er ist von Darius bestochen wor- den, dich zu vergiften." Alexander las, und überlegte. Schon trat Philipp ins Zimmer, die Schale in der Hand, aber mit so ruhiger, unbefangener Miene, daß der König, der ihn scharf ansah, gleich alles Mißtrauen fahren ließ, und unbesorgt die Schale an den Mund setzte, wahrend er dem Arzte den Brief überreichte. Als dieser ihn gelesen hatte, wurde er zornig über die unwürdige Verleumdung, und wollte sich rechtfertigen. „Sey ruhig, Philipp," antwortete ihm der König, „ich glaube, daß du unschuldig bist; der Erfolg wird es ja zeigen." — Er zeigte es auch wirklich; nach drei Tagen war Alexander so weit wieder hergestellt, daß er sich den Soldaten wieder zeigen konnte, die vor Entzücken ganz außer sich waren, und gar nicht wußten, wie sie dem verständigen Arzte genug danken sollten.

14. Griechische Geschichte - S. 485

1882 - Nördlingen : Beck
Tod des Hephästion (324 ü. Chr.). 485 alle Tage neue Unterhaltung gewährten und der König bald bei diesem bald bei jenem seiner Frennde znm Mahle geladen sich wieder gar sehr dem Weingenuße hingab, erkrankte Hephästion während dieser Lustbarkeiten; er sollte bei der schnell anwachsenden Fieberglnt nach Anweisung des Arztes streng Fasten halten, achtete aber auf das Gebot nicht, sondern verzehrte znm Frühstücke, während der Arzt ins Theater gegangen war, ein gebratenes Huhn und trank dazu eine Kanne Wein — denn als ein rüstiger Kriegsmann wollte er von solcher Beschränkung nichts wissen. Alexander war selbst im Theater, als man ihm meldete, daß es mit seinem Frennde sehr übel stehe. Sofort zu Hephästion geeilt fand er denselben schon nicht mehr am Leben. Dieser Schlag traf den König härter als irgend ein Schmerz, den er bisher empfunden hatte. Das lustige Getümmel mußte augenblicklich verstummen; er lag drei Tage bei dem Leichnam seines Freundes in starren Schmerz versunken oder mit Wehgeschrei, ohne etwas zu genießen oder sich Ruhe §u gönnen; sodann traf er Anordnungen, daß dem Toten alle mögliche Ehre erwiesen und namentlich das Leichenbegängnis in Babylon mit einem Aufwaude vou zehntausend Talenten gefeiert werden solle. Nach langer Trauer suchte er Zerstreuung in einem Winterfeldzuge gegen die räuberischen Kossäer, welche die Gebirgsgegenden zwischen Medien und den persischen Ebenden bewohnten. Es war eiu Räubervolk, welches das Land umher unsicher machte und früher selbst deu persischen Königen Tribut abgenötigt hatte, wenn sie vou Ekbatana, ihrem Winteraufenthalte, im Frühling ii min gefochten nach Babylon ziehen wollten. Alexander und mit ihm Ptolemäns Lagi, der einen Teil des Heeres befehligte, verfolgte die Ränber trotz der ungünstigen Jahreszeit in ihre Schlupfwinkel und ans ihre Felfenhöhen und mllte nicht eher, als bis ihre ganze wehrfähige Mannschaft ausgerottet war. Wie Achilles seinem Freunde Patroklus zwölf gefangene Trojaner opferte, so fielen hier unter Alexanders Schwert viele tausend Kossäer als Totenopfer für Hephästion. Während dessen beschäftigten ihn unaufhörlich Entwürfe, sein Reich, dessen Hauptstadt Babylon werden sollte, groß und blühend zu machen. Er wollte den Handel beleben und zu diesem Zwecke die Wege erforschen, ans denen die Erzeugnisse der entlegensten Gegenden verführt werden könnten. Daher ließ er während seines Aufenthalts in Medien eine Flotte am kaspischen Meere bauen: sie sollte gegenüber der schon früher aufgestellten Behauptung, daß das kaspische Meer eiu Landsee sei, der keinen sichtbaren Abfluß habe, untersuchen, ob dasselbe mit einem der schon be-

15. Die alte Geschichte - S. 186

1899 - Langensalza : Gressler
186 Lieblings Hephästion zu ihnen ins Zelt. Weil dieser größer als Alexander mar, hielten die Frauen ihn für den König und fielen bor ihm nieder. Hephästion trat bescheiden zurück und wies sie an Alexander. Die Damen waren darüber bestürzt und fürchteten, Alexander möchte verletzt sein, weil sie ihn nicht gleich erkannt hatten; aber höflich erwiderte er, es habe gar nichts zu sagen, auch Hephästion sei ein Alexander. Während der ganzen Zeit ihrer Gefangenschaft wurden sie mit der größten Auszeichnung behandelt. Die bei Jssus gemachte Beute war so groß, daß seit der Zeit die bisherige Genügsamkeit an der Tafel Alexanders und seiner Offiziere völlig verloren ging. Er selbst war oft der mäßigste von allen; denn er trank selten viel. Mit vollen Händen teilte er das Geld unter seine Soldaten aus und war nie sroher, als wenn er alle um sich herum recht lustig sah. Bald aber merkten ihm seine Begleiter die Schwäche ab, daß er sich gern schmeicheln ließ, und nun erhoben sie ihn bis zu den Göttern; ja seine Thaten wurden noch höher gesetzt als alles, was Perseus, Theseus, Herkules und andere Heroen gethan hatten. Unvermerkt wurde dadurch sein Verstand benebelt und der unbändige Stolz erzeugt, der ihn von nun au nicht wieder verließ. Für sich selbst hatte Alexander aus der Beute nur einiges zum Andenken behalten, darunter auch ein reichlich mit Edelsteinen besetztes und sehr künstlich gearbeitetes Kästchen, in welchem Darius wohlriechende Specereien zu bewahren pflegte. Alexander warf diese heraus. „Ich will," sagte er, „etwas Kostbareres hineinlegen; denn Specereien brauche ich nicht." Und was legte er hinein? Homers Ilias, und zwar das von Aristoteles durchgesehene Exemplar. Den König Darius ließ er für jetzt los und zog an der Küste des mittelländischen Meeres entlang. Da kam er nach dem handeltreibenden Phönicien, dessen Hauptstadt Tyrus vor 270 Jahren von Nebukadnezar zerstört, seitdem aber ans einer gegenüberliegenden Insel wieder ausgebaut worden war. Die Tyrer wollten ihn nicht in ihre Stadt lassen. Das reizte seinem Zorn, und er schwur, die Stadt nm jeden Preis einzunehmen. Sogleich wurden alle Anstalten zur Belagerung gemacht. Die Tyrer glaubten sich sicher; denn zwischen

16. Geschichte der Hellenen in neuen und alten Darstellungen - S. 527

1884 - Leipzig : Weber
Das Zeitalter Alexanders des Großen. 527 als diese Milde, wo er den stolzen Sieger, diese Ehrerbietung, wo er den Griechen und den König hätte zeigen können; denkwürdiger als alles schien ihnen, daß er, darin größer als sein großes Vorbild Achill, das Recht des Siegers auf des Besiegten Gemahlin, die doch für die schönste aller asiatischen Frauen galt, geltend zu machen verschmähte; von ihrer Schönheit auch nur zu sprechen, wo er nahe war, verbot er, damit auch nicht Ein Wort den Gram der edlen Frau vermehre. Man erzählte nachmals, der König sei, nur von seinem Lieblinge Hephästion begleitet, in das Zelt der Fürstinnen gekommen, dann habe die Königin-Mutter, ungewiß, wer von beiden gleich glänzend gekleideten Männern der König sei, sich vor Hephästion, der höher von Gestalt war, in den Staub geworfen, nach persischer Sitte anzubeten; aber da sie, durch Hephästions Zurücktreten über ihren Irrtum belehrt, in der höchsten Bestürzung ihr Leben verwirkt geglaubt, habe Alexander lächelnd gesagt: „Du hast nicht geirrt, auch der ist Alexander"; dann habe er den sechsjährigen Knaben des Turins auf den Arm genommen, ihn geherzt und geküßt. Der Verlust des makedonischen Heeres in dieser Schlacht wird auf dreihundert Mann vom Fußvolk, huudertuudfünfzig Reiter angegeben. Der König selbst war am Schenkel verwundet. Trotzdem besuchte er am Tage nach der Schlacht die Verwundeten; er ließ die Gefallenen mit allem militärischen Gepränge, indem das ganze Heer wie zur Schlacht ausrückte, bestatten; die drei Altäre am Pinaros wurden ihr Denkmal, die Stadt Alexandria am Eingänge der syrischen Pässe das Denkmal des großen Tages von Jssos, der mit einem Schlage die persische Macht vernichtet hatte. Von dem persischen Heere sollen gegen hunderttausend Mann, darunter zehntausend Reiter, umgekommen sein. Daß es auf seinem linken Flügel zuerst geschlageu, uach dem Meere zu aufgerollt war, hatte die Reste desselben völlig zersprengt. Die Masse flüchtete über die Berge nach dem Euphrat; andere Haufen waren nordwärts in die kilikischen Berge geflohen. Darius selbst hatte auf seiuer Flucht bis Ouchä die Reste seines persischen Volkes und etwa viertausend hellenische Söldner gesammelt und mit diesen in unablässiger Eile seinen Weg nach Thapsakos fortgesetzt, bis er hinter dem Euphrat sich vor weiterer Gefahr sicher glaubte. Mehr als der Verlust der Schlacht und einiger Satrapieen mochte der der ©einigen, mehr als die Schande der Niederlage und derflncht die Schande, der er seine Gemahlin, die schönste Perserin, in den Händen des stolzen Feindes preisgegeben fürchtete, fein Herz kränken; und indem er über sein häusliches Unglück und seinen Kummer wohl die Gefahr und Ohnmacht seines Reiches, aber nicht seinen erhabenen Rang vergaß, glaubte er großes zu thun, wenn er dem Sieger in großmütiger Herablaffuug einen ersten Schritt entgegenkam. Er schickte bald nach der Schlacht Gesandte an Alexander mit einem Schreiben, das darlegte, wie dessen

17. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 406

1863 - Essen : Bädeker
406 nes. Der glaubte, wie sein Lehrer Sokrates, daß der Mensch desto glücklicher sei, je weniger er bedürfe — und wohnte darum nicht in einem Hause, sondern in einem Faß. Der König Alexander, der von ihm gehört hatte, ging zu ihm. Er lag gerade in seiner Tonne, um sich an der Sonne zu wärmen. Der König dachte, er würde doch aufstehen und ihm entgegenkommen. Aber Diogenes blieb liegen, als wenn die Ankunft des Königs gar nichts Besonderes sei. Alexander redete lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" — „Jal" ant- wortete Diogenes, „tritt mir ein wenig aus der Sonne!" Da erkannte der König, daß er einen Mann gefunden hatte, welcher weder Geld, noch schöne Kleider, noch sonstige Herrlichkeiten begehrte, sondern mit Wenigem zufrieden war; und er sagte zu den llmstehenden: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Mit glühendem Eifer begann Alexander nun die Eroberung des persischen Reiches. Bon Europa setzte er nach Asien über den Hellespont. Hier traf er mit den Persern am Flüßchen Granikus zusammen. Seine Feldherren wieder- riethen es, im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; aber Alexander ant- wortete : „Der Hellespont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüßchen fürch- teten." Mit diesen Worten stürzte sich der kühne Jüngling in den Fluß; seine Macedonier folgten, und glücklich wurde das jenseitige Ufer erreicht. Sogleich begann auch der Kampf, und fast hätte Alexander hier sein Leben verloren; denn zwei persische Führer sprengten auf ihn los, hieben ihm auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und schon bob der eine den Arm empor, um ihm den Kopf zu spalten. Da, in dem gefährlichen Augenblicke, sprengte Alexanders Feldherr Klitus herbei und schlug mit einem Streiche dem Perser den rechten Arm herunter, daß Schwert und Arm zugleich herabfielen. Alexanders Leben war gerettet. Die Eroberung Kleinasiens war die Frucht dieses Sieges. Im Südosten dieser Halbinsel lag die Stadt Tarsus, welche von dem Cydnus durchflossen wird. Hier kam Alexander bei großer Hitze an, mit Staub und Schweiß bedeckt. Das klare Wasser des Flusses lud ihn zum Bade ein. Aber kaum war er einige Minuten in demselben, so überfiel ihn ein heftiges Fieber; leichenblaß und zitternd an allen Gliedern mußte er aus dem Bade getragen werden. Die Krank- heit verschlimmerte sich bald so, daß die Ärzte ihn verloren gaben, und keiner mehr etwas verorvnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General Parmenio einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht; denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern den, Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich stand Alex- ander schon am dritten Tage wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Mil- lion herangerückt. Bet dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschla- gen. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen dm Siegern in die Hände. _ Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Ver- sicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohm Gefangenen mit der

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 406

1864 - Essen : Bädeker
406 nes. Der glaubte, wie sein Lehrer Sokrates, daß der Mensch desto glücklicher sei, je weniger er bedürfe — und wohnte darum nicht in einem Hause, sondern in einem Faß. Der König Alexander, der von ihm gehört hatte, ging zu ihm. Er lag gerade in seiner Tonne, um sich an der Sonne zu wärmen. Der König dachte, er würde doch aufstehen und ihm entgegenkommen. Aber Diogenes blieb liegen, als wenn die Ankunft des Königs gar nichts Besonderes sei. Alexander redete lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" — „Ja!" ant- wortete Diogenes, „tritt mir ein wenig aus der Sonne!" Da erkannte der König, daß er einen Mann gefunden hatte, welcher weder Geld, noch schöne Kleider, noch sonstige Herrlichkeiten begehrte, sondern mit Wenigem zufrieden war; und er sagte zu den Umstehenden: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!" Mit glühendem Eifer begann Alexander nun die Eroberung des persischen Reiches. Von Europa setzte er nach Asien über den Hellespo nt. Hier traf er mit den Persern am Flüßchen Granikus zusammen. Seine Feldherren wieder- riethen es, im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; aber Alexander ant- wortete: „Der Hellespont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüßchen fürch- teten." Mit diesen Worten stürzte sich der kühne Jüngling in den Fluß; seine Macedonier folgten, und glücklich wurde das jenseitige Ufer erreicht. Sogleich begann auch der Kampf, und fast hätte Alexander hier sein Leben verloren; denn zwei persische Führer sprengten auf ihn los, hieben ihm auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und schon hob der eine den Arm empor, um ihm den Kopf zu spalten. Da, in dem gefährlichen Augenblicke, sprengte Alexanders Feldherr Klitus herbei und schlug mit einem Streiche dem Perser den rechten Arm herunter, daß Schwert und Arm zugleich herabfielen. Alexanders Leben war gerettet. Die Eroberung Kleinasiens war die Frucht dieses Sieges. Im Südosten dieser Halbinsel lag die Stadt Tarsus, welche von dem Cydnus durchflossen wird. Hier kam Alexander bei großer Hitze an, mit Staub und Schweiß bedeckt. Das klare Wasser des Flusses lud ihn zum Bade ein. Aber kaum war er einige Minuten in demselben, so überfiel ihn ein heftiges Fieber; leichenblaß und zitternd an allen Gliedern mußte er aus dem Bade getragen werden. Die Krank- heit verschlimmerte sich bald so, daß die Ärzte ihn verloren gaben, und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander v»n seinem treuen General Parmenio einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht; denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte I" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich stand Alex- ander schon am dritten Tage wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Mil- lion herangerückt. Bei dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschla- gen. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Ver- sicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der

19. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 437

1872 - Essen : Bädeker
— 437 — nes. Der glaubte, wie sein Lehrer Sokrates, daß der Mensch desto glücklicher sei, je weniger er bedürfe — und wohnte darum nicht in einem Hause, sondern in einem Faß. Der König Alexander, der von ihm gehört hatte, ging zu ihm. Er lag gerade in seiner Tonne, um sich an der Sonne zu wärmen. Der König dachte, er würde doch aufstehen und ihm entgegenkommen. Aber Diogenes blieb liegen, als wenn die Ankunft des Königs gar nichts Besonderes sei. Alexander redete lange mit ihm, und fand seine Antworten so treffend und geistreich, daß er freundlich zu ihm sagte: „Kann ich dir eine Gunst erweisen?" — „Jal" ^ant- wortete Diogenes, „tritt mir ein wenig aus der Sonne!" Da erkannte der König, daß er einen Mann gefunden hatte, welcher weder Geld, noch schöne Kleider, noch sonstige Herrlichkeiten begehrte, sondern mit Wenigem zufrieden war; und er sagte zu den Umstehenden: „Wahrlich, wenn ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes seinl" Mit glühendem Eifer begann Alexander nun die Eroberung des persischen Reiches. Von Europa setzte er nach Asien über den Hellespont. Hier traf er mit den Persern am Flüßchen Granikus zusammen. Seine Feldherren wider- riethell es, im Angesicht des Feindes über den Fluß zu gehen; aber Alexander ant- wortete: „Der Hellespont würde sich ja schämen, wenn wir dieses Flüßchen fürch- teten." Mit diesen Worten stürzte sich der kühne Jüngling in den Fluß; seine Macedonier folgten, und glücklich wurde das jenseitige Ufer erreicht. Sogleich begann auch der Kampf, und fast hätte Alexander hier sein Leben verloren; denn zwei persische Führer sprengten auf ihn los, hieben ihm auf den Kopf, daß der Helm zersprang, und schon hob der eine den Arm empor, um ihm den Kopf zu spalten. Da, in dem gefährlichen Augenblicke, sprengte Alexanders Feldherr Klitus herbei und schlug mit einem Streiche dem Perser den rechten Arm herunter, daß Schwert und Arm zugleich herabfielen. Alexanders Leben war gerettet. Die Eroberung Kleinasiens war die Frucht dieses Sieges. Im Südostcu dieser Halbinsel lag die Stadt Tarsus, welche von dem Cydnus durchflossen wird. Hier kam Alexander bei großer Hitze an, mit Staub und Schweiß bedeckt. Das klare Wasser des Flusses lud ihn zum Bade ein. Aber kaum war er einige Minuten in demselben, so überfiel ihn ein heftiges Fieber; leichenblaß und Mernd an allen Gliedern mußte er aus dem Bade getragen werden. Die Krank- heit verschlimmerte sich bald so, daß die Ärzte ihn verloren gaben, und keiner mehr etwas verordnen wollte. Und doch war Alexanders Genesung eben jetzt sehr nöthig; denn der persische König, Darius Codomannus, war mit einem großen Heere im Anmarsche. Da entschloß sich sein treuer Arzt Philippus, ein gefährliches, aber entscheidendes Mittel anzuwenden. Während er damit beschäftigt war, den Trank zu bereiten, erhielt Alexander von seinem treuen General Parmenio einen Brief, in welchem dieser ihm schrieb: „Alexander, wenn dir dein Leben lieb ist, so trau' dem Philipp nicht; denn er ist von Darius bestochen, daß er dich vergifte!" — Alex- ander legte den Brief unter sein Kopfkissen. Philipp trat herein mit ruhiger, freier Miene; mit fester Hand reichte er Alexandern den Becher, und dieser nahm ihn mit der einen Hand, während er mit der andern dem Philipp den Brief reichte. Während Philipp las, trank Alexander ruhig die Arznei. Der Arzt war entrüstet über diese Verläumdung; doch Alexander suchte ihn zu beruhigen mit den Worten: „Der Ausgang wird dich rechtfertigen." Wirklich stand Alex- ander schon am dritten Tage wieder an der Spitze seines jubelnden Heeres. Unterdessen war Darius Codomannus mit einem Heere von einer halben Mil- lion herangerückt. Bet dem Städtchen Jssus trafen die Heere auf einander; aber trotz der großen Überzahl wurden die Perser von den Macedoniern geschla- gen. Darius sprang aus seinem Wagen, ließ Mantel, Schild und Bogen zurück, warf sich auf sein Pferd und jagte, ohne anzuhalten, Tag und Nacht fort. Seine Mutter, seine Frau, zwei Töchter und ein Sohn, das ganze Lager, voll von den größten Kostbarkeiten, fielen den Siegern in die Hände. Die gefangene Familie des Darius brach in lautes Wehklagen aus, weil sie -glaubte, daß Darius erschlagen sei. Alexander aber tröstete sie und gab ihnen die Ver- sicherung, daß Darius noch lebe. Er behandelte die hohen Gefangenen mit der

20. Theil 1 - S. 186

1880 - Stuttgart : Heitz
186 Alte Geschichte. 3. Periode. Macedonier. Adler bedeutet," meinte die Wahrsagerin, „daß du einmal König werden wirst." — Der Landmann freute sich, heirathete das Mädchen und blieb fürs erste bei ihr. Nach einiger Zeit entstanden in seinem Vaterlande Streitigkeiten, und die Einwohner fragten das Orakel, was sie machen sollten, daß die Ruhe wieder hergestellt würde? „Wenn ihr nach Hause geht," lautete die Antwort, „werdet ihr einem Wagen begegnen; den Mann, der darin sitzt, macht zu euerm Könige." — Um diese Zeit wollte Gordios einmal seine Verwandten daheim besuchen und reiste in sein Vaterland. Plötzlich sah er seinen Wagen umringt; man hob ihn heraus und begrüßte ihn als König. Anfangs wußte er nicht, wie ihm geschah und hielt die Leute für närrisch; endlich wurde ihm der Zusammenhang erklärt und er ließ es sich gefallen, König des Landes zu werden. Zum Andenken an die Begebenheit wickelte er das Geschirr um das Joch, umwand es mit Bast, schürzte einen künstlichen Knoten, an dem man weder Anfang noch Ende sah, und hing Alles in einem Tempel auf. Dies war der bekannte gordische Knoten, den bisher Keiner hatte lösen können. — Wenn Alexander auch wohl verständig genug war, über den Aberglauben zu lachen, so durfte er doch, um des Volkes und der Soldaten willen, den Knoten nicht ungelöst zurücklassen. Er besann sich schnell und zerhieb mit dem Schwerte die verschlungenen Fäden. Endlich kam er nach Cilicien, der hintersten und südlichsten Provinz Klein-Asiens, und nahm sein Quartier in Tarsns. Ein klarer, frischer Fluß, der Eyduus, floß hier vorbei. Die Hitze des Tages machte Alexander Lust, sich in dem Flusse zu baden; aber kaum war er im Wasser, als ihn ein heftiger Fieberfrost ergriff und man ihn halbtodt heraustragen mußte. Sein Zustand war äußerst bedenklich; die Aerzte waren besorgt, und zum Uebermaße des Unglücks hörte man, daß Darms selbst mit dem Hauptheere schon ganz in der Nähe stände und in ein paar Tagen da sein könnte. Da entschloß sich ein treuer Arzt, Philippus, ein gefährliches aber entscheidendes Mittel anzuwenden, welches entweder schnell zum Tode oder zur Besserung führen mußte. Eben bereitete der Arzt den wichtigen Trank; da kam ein Bote an, vom alten Parmenio, den Alexander in Klein-Asien zurückgelassen hatte, geschickt. „Nimm dich ja," so schrieb er, „vor dem Philippus in Acht; er ist von Darms bestochen worden, dich zu vergiften." Alexander las und überlegte. Schon trat Philipp ins Zimmer, die Schale in der Hand, aber mit so ruhiger, unbefangener Miene,