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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 370

1831 - Mainz : Kunze
570 des deutschen Vvlkstammes und spärliche Ueberrcste römischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vor- züglich im Zeitalter der Kreuzzüge glanzend ward, entbehrte jedoch die Freiheit des denkenden Geistes und stand in diesem wichtigen Puncte fortdauernd hinter dem längst vergangenen schönen Griechenthum zurück; bis auch dieser Mangel endlich ge- fühlt und ergänzt wurde. Dazu führte erneutes Studium der alten Literatur und Erfindung der Buchdrucker- kunst, wodurch rascher als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe sich verbreiteten. Hiemit und mit der Entdeckung noch unbe- kannter Welttheile neigte sich das Mittelalter zu Ende, dessen Geschichte man gewöhnlich mit dem Jahr 476 nach Chr. beginnt und 1519 endet. Die neuere Zeit, mit harten Kämpfen beginnend, indem die Abendländer die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen des Mittelalters nur mühsam und allmählig abstreiften, machte zuletzt Riesenfortschritte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie auf dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig. Merkwürdige Erfindungen und Entdeckungen folgten aufeinander. Der Grundsatz frei forschen zu müssen, ward immer deutlicher, immer anerkannter, und die Kenntnisse vermehrten sich in's fast grenzenlose, so daß der Europäer wahrhafter Herr der Erde wurde, deren sämtliche Meere er befuhr, in deren sämtlichen Welttheilen er Niederlassungen anlegte und Länder erwarb. Vor alten zeichneten sich im letzten Jahrhundert Franzosen, Eng- länder und Deutsche aus, deren Land und Geschichte deshalb vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Eu- ropas wirkten auf einander; sie lebten nicht mehr, wie größten- theils im Mittelalter, voneinander getrennt, vielmehr hatte sich ein politisches System gebildet, das eins dem andern näherte, so wie durch Studien und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation sich den andern leicht mittheilten. Nicht wie im alten Griechen- land ist jezt die Literatur einer Sprache auf sich beschränkt; sie wetteifern miteinander. Nicht kann, wie zur persischen, macedo- nischcn und römischen Zeit, ein einzelnes Volk den Herrn spielen und andere ungestraft unterdrücken oder eine kolossale, Freiheit und Kultur tödtendc, Despotie errichten wollen. Das anerkannte System des Gleichgewichts nimmt die kleineren in Schutz

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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 476

1855 - Mainz : Kunze
474 Europa. Jahr 476 nach Chr. Geb. hörte die Kaiserwürde in Italien auf, und jugendliche Staaten bildeten sich in den latinisirten Ländern, während das östliche oder byzantische Kaiserthum mit der Hanptstadr Constantiuopel sich noch geraume Zeit kümmerlich erhielt, eh' es endlich die Deute der Moslems wurde. Jene gewaltigen Ereignisse erneuerten und verstärkten den alten Gegensatz zwischen abendländischer oder lateinischer und morgenländischer oder griechischer Welt; selbst die Christen schieden sich dadurch in 2 Kirchen, die ihre Hauptsitze in Constantiuopel und Rom hatten. Da von Rom aus christliche Lehrsätze und priesterliche Einrichtungen durch die neuen Staaten allmählig bis zur Gränze Lapplands, bis zum Seengürtel östlich des baltischen Meers, überhaupt bis zur Gränze des europäischen Turans sich verbreiteten, so nahmen um so mehr alle Völker dieses erweiterten Abendlandes, freilich mehr und weniger, au den Staats- und Kircheneinrichtnngen, am gesellschaftlichen und geistigen Zustande Theil, der das Mittel alter, ganz verschieden von antiker Art auszeichnet. Die Ele mente der neuen eigenthümlichen Entwickelung waren also: Christliches Priesterthum, Natur des deutschen Volks st ammes, und spärliche Ueber re st e römischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vorzüglich im Zeitalter der Kreuzzüge glänzend ward, entbehrte jedoch die Freiheit des denkenden Geistes, und stand in diesem wichtigen Punkte fortdauernd hinter dem längst vergangenen schönen Griechenthnm zurück; bis auch dieser Mangel endlich gefühlt und ergänzt wurde. Dazu führte erneutes Studium der alten Literatur und Erfindung der Buchdruckerkunst, wodurch rascher als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe sich verbreiteten. Hiermit mtb mit der Entdeckung noch unbekannter Welttheile neigte sich das Mittelalter zu Ende, dessen Geschichte man gewöhnlich mit dem Jahr 476 nach Chr. beginnt und 1519 endet. Die neuere Zeit, mit harten Kämpfen beginnend, indem die Abendländer die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen des Mittelalters nur mühsam und allmählig abstreiften, machte zuletzt Riesenfortschritte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie auf dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig. Merkwürdige Erfindungen und Entdeckungen folgten aufeinander. Der Grundsatz sre? forschen zu müssen, ward immer deutlicher, immer anerkannter, und die Kenntnisse vermehrten sich in's fast gränzenlose, so daß der Europäer wahrhafter Herr der Erde wurde, deren sämmtliche Meere er befuhr, in deren sämmtlichen Welttheilen er Niederlassungen anlegte und Länder erwarb. Vor allen zeichneten sich im letzten Jahrhundert Deutsche, Franzosen und Engländer aus, deren Land und Geschichte deshalb vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Europas waren in eine Wechselwirkung gekommen; sie lebten nicht inehr, wie größtenrheils im Mittelalter, von einander getrennt, vielmehr hatte sich ein politisches System gebidet, das eine der andern näherte, so wie durch Studien und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation sich den andern leicht mittheilten. Nicht wie im alten Griechenland ist jetzt die Literatur einer Sprache auf sich allein beschränkt; sie wetteifern mit einander. Auch soll nicht, wie zur persischen, macedvnischen und römischen Zeit, ein einzelnes Volk

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 640

1874 - Mainz : Kunze
640 Europ a. Wickelung waren aber: Neurömisches Priesterthum, Vorherrschaft der deutsch-römischen Lehensmonarchie, und spärliche Ueber- reste altrömischer Civilisation. Was daraus erwuchs und vor- züglich im Zeitalter der Kreuzzüge, die zugleich wesentlich zur Aufhellung des Süd-Ostens von Europa beitrugen, glänzend ward, entbehrte jedoch der Freiheit des denkenden Geistes, und stand in diesem wichtigen Punkte fortdauernd hinter dem längst vergangenen schönen Hellenenthum zurück; bis auch dieser Mangel endlich gefühlt und ergänzt wurde. Dazu führte erneutes Studium der alten, besonders der griechischen Literatur und Erfindung der Buchdruckerkunst, wodurch rascher als je die Gedanken vorzüglicher Köpfe sich verbreiteten. Hiermit und mit der Entdeckung noch unbekannter Welttheile, so wie mit dem Beginn der Reformation, neigte sich das Mittelalter zu Ende, nach- dem schon 5—6 Jahrhunderte srüher die merkwürdigen und bedeutenden Seefahrten und Landreisen der Normannen dazu gedient hatten, auch den Norden und Nordosten Europas in den Kreis des geographischen Wissens hereinzuziehen. Die neuere Zeit, mit harteu Kämpfen beginnend, indem die Abend- länder die Fesseln abgelebter Formen und Einrichtungen des Mittelalters nur mühsam und allmählich abstreiften, machte zuletzt Riesenfortschritte, für deren Ermöglichung das deutsche Volk in einem 30jährigen Kampse sogar seine politische Existenz eingesetzt hatte. Im wissenschaftlichen Gebiete, wie auf dem Erdboden selbst, erweiterte sich der Gesichtskreis unablässig. Merk- würdige Erfindungen und Entdeckungen solgten auseinander. Der Grund- satz, frei forschen zu müssen, ward immer deutlicher, immer auer- kanuter, und die Kenntnisse vermehrten sich ins fast Grenzenlose, so daß der Europäer wahrhafter Herr der Erde wurde, deren sämmtliche Meere er befuhr, in deren fämmtlichen Welttheilen er Niederlassungen anlegte, seine Kultur fernen Ländern darbietend, während zugleich schon gegen das Ende des 16. Jahrh. der ganze heimatliche Eontinent äußerlich wenigstens bekannt geworden war, wenn es auch damals fast überall noch an genauer Er- kenutuis fehlte. Vor allen zeichneten sich im letzten Jahrhundert Deutsche, Franzosen und Engländer aus, deren Land und Geschichte deshalb vorzügliche Beachtung verdient. Allein die meisten Nationen Europas waren in eine Wechselwirkung gekommen; sie lebten nicht mehr, wie größtentheils im Mittelalter, von einander getrennt, vielmehr hatte sich ein politisches Verhältnis gebildet, welches die eine der andern näherte, sowie durch Studien und Buchdruckerei die geistigen Schätze jeder Nation sich den andern leicht mittheilten. Nicht wie im alten Griechenland konnte die Literatur einer Sprache auf sich allein beschränkt bleiben; sie wetteiferten miteinander.

3. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 5

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
1. Charakter der neuern Zeit. 5 Spanien ging nebst Portugal den übrigen oceanischen Mächten mit der Ausführung eines ausgedehnten Colonialsystems voran, durch welches die Europäer ihre Herrschaft und mit dieser zugleich europäische Civilisation über alle Erdtheile ausgebreitet haben. Während der allgemein verbreitete Handel ein Band der europäischen Nationen wurde, verursachte die Reformation eine große Trennung der christlichen Völker, die selbst 3tfmutigen Kriegen führte, und trug nicht wenig zur Ausbildung der Idee eines politischen Gleichgewichtes bei. Seit der Entdeckung Amerika's und der Reformation drehen sich die Weltbegebenheiten hauptsächlich um Schifffahrt und Handel oder um Religion, ein großer Theil der Kriege waren daher Religions- oder Handelskriege. Welches aber sind nun die unterscheidenden Mgtinale der neuern Zeit im Gegensatz zur alten und mittlern Zejt? Zuvörderst^rweitert sich mit dem Beginne des 16. Jahrhunderts plötzlich der Scha^kutz der Geschichte auf eine Weise, wie es die Vorzeit nie ahnte. Die alte Welt, vorzugsweise Süd-Europa, West-Asien und Nord-Afrika, waren der Boden des historischen Völkerlebens so gut für das Mittelalter, als für das Alterthum, nur daß Europa im Mittelalter sich bereits denjenigen Vorrang vor den beiden andern Welttheilen begründete, den die Neuzeit zu einem unbestrittenen machte, und daß die Geschichte von den Ländern rings um das Mittelmeer nach dem Norden und Westen hinzog. Durch die Entdeckung Amerika's aber wurde die Geschichte eine Welt; oder Erdgeschichte im eigentlichsten Sinne des Wortes, indem sie g.lle Theile des Erdenrunds unv faßte. Die Geschichte außereuropäischer Länder greift in die Hauptmasse der menschlichen Geschichte, welche w^erw"'eine europäische ist, nur in so fern ein, als die europäische Cultur sich auch hier geltend machte. Bald wirken die Anpflanzungen auf ihre Mutterstaaten zurück und bestimmen sogar zum Theile das Verhältniß dieser gegen einander. Ein solches großartiges Schauspiel kannte weder das Alterthum noch das Mittelalter. We Lielsei-tige Wechselwirkung des über alle Erdtheile verbreiteten Menschengeschlechtes ist erst Charakter der neuern Zeit. Mit dem^rweiterten Schauplatze menschlicher Thätigkeit mußte sich auch der @esicht|ftet§ der Betrachtenden vergrößern. Wie die Zchm zwischen Ländern und Welttheilen, welche ein unergründliches Meer trennt, freundschaftlichen und feindlichen Verkehr unterhielten, so hatte in der Erfindung der Buhdruckerkmch die Gedankenwelt das Mittel gesunden, durch welches der Geist zu dem Geiste spricht. Schnell wurden die Erfahrungen der Einzelnen zu einem Gemeingute erhoben, was sonst selten die Grenzen der Heimat überschritt, den verschiedensten Nationen mitgetheilt und durch diesen Wechselverkehr eine Intelligenz befördert, deren Allgemeinheit im fortwährenden Steigen begriffen ist. In früheren Zeiten gehörte" die höhere Bildung nur einzelnen bevorrechteten Ständen und Personen an, neben benen der große

4. Neuer deutscher Kinderfreund - S. 79

1836 - Leipzig : Wigand
79 neuen, bessern Zeit sing allmälig an zu dämmern. Es währte jedoch noch volle zwei Jahrhunderte, ehe diese selbst anbrach. In diesen Zeitraum fallen noch die Erfindung des Schieß- pulvers, die Erfindung der Buchdruckerkunst und die Entdeckung von Amerika. Das Schießpulver ward um das Jahr 1300 von einem deutschen Mönche, Berthold Schwarz, zufällig bei chemischen Versuchen erfunden, kam aber erst nach 1400 in allgemeinen Gebrauch. Eine nothwendige Folge die- ser Erfindung war der Verfall des Nitterwesens. -— Eben- falls eine deutsche Erfindung und von noch beträchtlicheren Fol- gen ist die Buchdruckerkunst. Die ersten Versuche machte Johann Guttenberg von Mainz in Straßburg im I. 1436, vervollkommnete sie in Verbindung mit Faust und Schöffer, und im I. 1455 erschien schon die ganze lateini- sche Bibel mit gegossenen Lettern. Anfangs wurde die Bucy- druckerkunst die schwarze Kunst genannt und von den Mön- chen, weil sie ihnen in ihrem Hauptgewerbe, dem Abschreiben der Bücher, Eintrag that, sehr verunglimpft; bald aber ward ihr Nutzen allgemein anerkannt und, ehe noch ein halbes Jahr- hundert verging, war sie in halb Europa geschätzt und verbrei- tet. •— Der Entd eckung von Amerika gingen mehrere andere Entdeckungen voraus. Schon im I3ten Jahrhunderte hatte der Italiener Gioja die Magnetnadel erfunden. Mit ihr wagten sich die Seefahrer, was sie zuvor nicht gethan hatten, in's offene Meer. Um den Seeweg um Afrika nach Ostindien zu finden, hatte der portugiesische Prinz, Heinrich der Segler, im Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts meh- rere Unternehmungen gemacht, deren Frucht die Entdeckung der Inseln an der Westküste von Afrika war. Christoph Co- lumbus, ein Genuese, glaubte auf kürzerem Wege dahin ge- langen zu können, segelte im I. 1492 mit 3 spanischen Schif- fen immer gegen Westen und fand auf seiner ersten Fahrt die westindischen Inseln upd später das Festland von Ame- rika, eine Entdeckung, die anfangs zwar blos die Spanier und Portugiesen zu bereichern und deren Herrschaft zu erwei- tern schien, aber späterhin für Europa und den neuentdeckten Welttheil in jeder Hinsicht so bedeutend ward, daß sie in der That einen der wichtigsten Abschnitte der Weltgeschichte bildet. Die neue Geschichte. Die neue Geschichte erzählt, was die Völker vorzüg- lich durch Benutzung der zuletzt genannten drei wichtigen Ersin-

5. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 5

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
1. Charakter der neuern Zeit. 5 Folgen für den Welthandel, der aus Land- in Seehandel umgewandelt wurde. Die alten Handelswege wurden verlassen und neue eröffnet, dadurch aber der Rang der europäischen Staaten völlig verändert. Die Länder am Miltelmeere sanken in gleichem Grade, wie die am atlantischen Ocean stiegen. Venedig insbesondere sah den ostindischen Handel, den es bisher fast allein getrieben hatte, in die Hände der Portugiesen und Hol- länder übergehen und mußte sich allmählich auf den Küstenhandcl des adriatischen Meeres beschränken. Spanien erhob sich zur ersten euro- päischen Macht und ging nebst Portugal den übrigen oceanischen Mächten mit der Ausführung eines ausgedehnten Colonialsystems voran, durch welches die Europäer ihre Herrschaft und mit dieser zugleich europäische Civilisation über alle Erdtheile ausgebreitet haben. Während der allgemein verbreitete Handel ein Band der europäischen Nationen wurde, verursachte die Reformation eine große Trennung der christlichen Völker, die selbst zu blutigen Kriegen führte und trug nicht wenig zur Ausbildung und Erhaltung der Idee eines poli- tischen Gleichgewichtes bei. Seit der Entdeckung Amerika's und der Reformation drehen sich alle Weltbegebenheiten um Schifffahrt und Handel oder um Religiou, ein großer Theil der Kriege waren daher Relrgions- oder Handelskriege. Welches aber sind nun die unterscheidende Merkmale der neuern Zeit im Gegensatz zur alten und Mittlern Zeit? Zuvörderst erweitert sich plötzlich mit dem Beginne des 16. Jahr- hunderts der Schauplatz der Geschichte auf eine Weise, wie es die Vorzeit nie ahnen konnte. Die alte Welt oder Europa, Asien, Afrika waren der Boden des historischen Völkerlebens so gut für das Mittel- alter, als für das Alterthum, nur daß Europa im Mittelalter sich be- reits denjenigen Vorrang vor den beiden anderen Welttheilen begründete, den die Neuzeit zu einem unbestrittenen machte, und daß die Geschichte von den Ländern rings um das Mittelmeer nach dem Norden und Westen hinzog. Durch die Entdeckung Amerika's aber wurde die Ge- schichte eine Welt- oder Erdgeschichte im eigentlichsten Sinne des Wortes, indem sie alle Theile des Erdenrunds umfaßte. Die Herrschaft der Europäer in den übrigen Welttheilen führte dahin auch europäische Cultur, und nur in so fern sich diese geltend machte, greift die Ge- schichte außereuropäischer Länder in die Hauptmasse der menschlichen Geschichte ein, welche wesentlich eine europäische ist. Bald wirken die Anpflanzungen aus ihre Mutterstaaten zurück und bestimmen sogar zum Theile das Verhältniß dieser gegen einander. Ein solches großartiges Schauspiel kannte weder das Alterthum noch das Mittelalter, die viel- seitige Wechselwirkung des über alle Erdtheile verbreiteten Menschen- geschlechtes sind erst Charakter der neueren Zeit. Mit dem erweiterten Schauplatze menschlicher Thätigkeit mußte sich auch der Gesichtskreis der Betrachtenden vergrößern. Wie die Schiffe zwischen Ländern und Welttheilen, welche ein unergründliches Meer trennt, freundschaftlichen und feindlichen Verkehr unterhielten, so hatte

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 155

1858 - Weimar : Böhlau
155 schützende Gesetz mußte sich weiter ausdehnen. Man erhob sich zu dem Begriffe des Bürgers, in dem alle Mitglieder des Staates aufgingen. Damit waren die alten Zustände unvereinbar. Die Erfindung des Pul- vers, des Bücherdruckeß, die Erneuerung der Wissenschaften, der Fall von Konstantinopel, die Entdeckungen der Seefahrer u. s. w., alles dieses trieb zu einer rastlosen Thätigkeit. Durch alles dieses ward das Ritterthum in den Grundbedingungen seines Bestehens angegriffen. Die Intelligenz tritt an die Spitze der Kultur und des Lebens. Nicht die Dichtkunst war das Bedürfniß der Zeit; die Reform mußte den Weg der Erkenntniß, der Wissenschaft einschlagen. Dies rief die Jahrhunderte der Prosa hervor, und die eleganten Verse der Humanisten sind das Wenigste, mit dem sie für die deutsche Literatur wirkten; ihr wahres Verdienst bestand in ihrer Betheiligung an der Reformation in Wissenschaft, Staar und Kirche. Zwar werden gerade jetzt auch neue Dichtungsgattungen ausgebildet, aber dieses sind die mannigfachen Sprößlinge der didaktischen Poesie, und eben diese treten mit der Prosa hervor. Wie immer, wenn eine neue Zeit mit der alten in Kampf gerätst, blüht die Satire mächtig empor. Die Bildung der deutschen Prosa ist Luthers Werk. In Folge der Bibel-Uebersetzung Luthers hat ein deutscher Dialekt die übri- gen aus der Literatur verdrängt und die Nation ein Buch voll Muster der Behandlung aller Gattungen der Poesie und Prosa erhalten. Luther schuf für den protestantischen Theil der Nation, da für diesen seine Bibel ein Volksbuch wurde, eine Sprache und eine Art geistlicher Bildung, welche man bei den Anhängern des alten Glaubens nicht findet, da bei diesen ein jeder in seinem nicht ausgebildeten Dialekt oder in der Sprache seiner Kirche schrieb. Luthers Streit- und Flugschriften wirkten auf das ganze Volk. Seine Predigtsammlungen, seine Einleitungen und Aus- legungen biblischer Bücher, seine Trostschriften und seine Briefe sind Denk- mäler von der rastlosen Thätigkeit des großen Mannes, den die Geschichte der deutschen Sprache und Literatur eben so an die Spitze einer neuen Periode stellt, wie die Geschichte der Nation und der Kirche. Die Folge der Reformation für die Literatur war, daß sie vorzugsweise eine theo- logisch-didaktische und theologisch-polemische wurde. Die Predigt erhielt durch Luther eine viel größere Bedeutung für den Gottesdienst. Aus der nächsten Zeit vor Luther ist Johann Geiler, genannt von Kei- sers be rg, als Prediger und Verfasser von Erbauungsbüchern zu nennen. Er war Prediger zu Straßburg und schrieb im elsasser Dialekt. Sein Stil ist herzlich und kräftig, volksmäßig und derb. Die Predigt der Re- sormationßzeit wurde gehoben von der Glaubensinnigkeit und Begeisterung der Zeit. Luther gab treffliche Muster, und selbst die besseren Prediger seiner Zeit blieben hinter ihm zurück. Nach Luther sank die Predigt, da der freie protestantische Geist dem Sektengeist und der Streitsucht der Theologen wich. Ueber diese Polemik erhob sich Johann Arndt (1555—1621), dessen „Vier Bücher vom wahren Christenthum" in Zeiten, wo das religiöse Leben durch den übertriebenen Eifer der Or- thodoxie erstarrte, für Tröstung und Erhebung der Gemüther trefflich ge- wirkt haben. Gelehrte Werke in deutscher Sprache erregten ein Vorurtheil gegen ihren Verfasser und gegen ihren Gehalt. Nur für das Volk be- stimmte Schriften wie die Auslegungen deutscher Sprichwörter von Johann Agricola und ein ähnliches Werk von dem Wiedertäufer

7. Allgemeine Weltgeschichte für die Jugend - S. 272

1810 - Berlin : Hayn
272 Zweiter Zeitraum. Kraft nicht bedeutender geworden, daran ist die im- merwährende Eifersucht und Uneinigkeit der früheren Fürsten und Großen im Reiche schuld. Aus Liebe zur Freiheit wollten die alten Deutschen gar keinen Herrn über sich dulden, und diese übertriebene Freiheitssucht machte, daß niemals ein einzelner Mann von Geistes- kraft etwas Großes für das Ganze thun konnte. Es ward den Reichsoberhäuptern schwer genug, nur ein- mal im Einzelnen etwas Nützliches zu Stande zu brin- gen. Blühend und mächtig hatte unser Vaterland seyn können, wenn seine kühnen und erfinderischen Bewoh- ner auch einig gewesen waren. Der Com paß, Die Erfindungen der Deutschen habe ich Euch auf- gezahlt; eine sehr wichtige aus diesem Zeiträume, die den Ausländern angehört, ist zu erwähnen übrig. Jo- hann Goja, ein Bürger zu Amalphi im Neapolitani- schen soll zuerst die Eigenschaften der Magnetnadel, sich immer mit der Spitze nach Norden (Mitternacht) zu drehen, entdeckt, und so zu der Erfindung des Com- passes Veranlassung gegeben haben. Ihr wisset wol, daß sich die Schiffer auf ihren Reisen in unbekannten Meergegenden immer nach dem Compasse richten; die Spitze der Magnetnadel zeigt immer nach Norden, und da sie wissen, in welcher Richtung das Land liegt, wo- hin sie reisen, so sehen sie nun immer an dieser Nadel, ob sie nach der rechten Gegend fahren oder nicht. Die Erfindung des Compasses ist aber eine der merkwürdigsten und wichtigsten, weil die Entdeckung und Eroberung eines großen und ungeheuer reichen Welttheiles die endliche Folge davon war. Ihr ahnet wol,

8. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. VI

1852 - Altona : Hammerich
Vorrede zur dreizehnte» Auflage. anerkannt, daß nur wenige Worte über diese neue Auflage desselben zu sagen sein dürften. Nicht allein ist die Geschichte bis aus die neueste Zeit fortgeführt worden, sondern sie ist vom Ausgange der ersten französischen Revolution an durchaus neu bearbeitet. Auch ist manche Lücke, welche die früheren Auflagen ließen, aus- gefüllt worden. Schon ein Blick auf das Buch zeigt zur Genüge die starke Vermehrung. Es flitd, bei der erweiterten Tendenz des Werkes, unter anderen als ganz neue Abschnitte hinzugekommen: Die Chinesen und Indier; das Religionswesen und die Mythologie der Griechen und Römer; die Literatur derselben; die Cultur im Mittelalter'; die Theilungen Polens; die neuere Literatur Deutsch- landes und des Auslandes; Maria Theresia und Kaiser Joseph, und noch manche andere. Das chronologische Register und die Uebersicht der wichtigsten Erfindungen sind als ergänzende Zugabe anzusehen. Altona, im Juni 1852. Der Herausgeber. i i

9. Teil 2 - S. 1

1887 - Leipzig : Teubner
Zweiter Hauptteil der Geschichte. Das Mittelalter. Von der Stiftung der christlichen Kirche bis zur Reformation. Zeitalter der kirchlichen Kultur. Allgemeine Übersicht. Auf den Trümmern der im römischen Reich vereinigt gewesenen Kulturwelt des Altertums erhebt sich einerseits die christlich-germanische Welt, welche den Schauplatz der Geschichte allmählich auf ganz Europa ausdehnt, in der Hierarchie und dem Lehnstaat die eigentümlichen Lebensformen des Mittelalters im Abendlande entwickelt und unter Leitung der Papstkirche und des römischen Kaisertums deutscher Nation zu höherer Gesittung aufsteigt; andrerseits die orientalische Welt des Islam, welcher die alten Kulturländer in Afrika und Westasien sich unterwirft, aus dem gleichfalls unterworfenen Südwesten Europas zwar verdrängt wird, aber nach siegreicher Abwehr der Angriffe des christlichen Abendlandes in den Kreuz-zügen auch den Südosten Europas unter sein Joch beugt. Die Kreuzzüge bewirken eine gröfsere Annäherung der drei Erdteile der alten Welt und bahnen mit gleichzeitiger Erweiterung des geschichtlichen Schauplatzes durchgreifende Veränderungen an sowol in den geistigen Anschauungen als in den staatlichen Verhältnissen der Völker des Abendlandes. Das Aufkommen der Städte und des Bürgertums durch Handel und Geldwesen, die Entwicklung unumschränkter Pürstenmacht, der Drang nach Bildung und geistiger Freiheit arbeiten an der Auflösung des hierarchischfeudalen Mittelalters, welche durch die Wiederbelebung der antiken Geisteskultur, durch die großen Erfindungen und Entdeckungen und durch die Reformation der Kirche vollendet wird. Bichter, Grundr. Ii. 1

10. Teil 2 - S. 1

1887 - Leipzig : Teubner
Zweiter Hauptteil der Geschichte. Das Mittelalter. Von der Stiftung der christlichen Kirche bis zur Reformation. Zeitalter der kirchlichen Kultur. Allgemeine Übersicht. Auf den Trümmern der im römischen Reich vereinigt gewesenen Kulturwelt des Altertums erhebt sich einerseits die christlich-germanische Welt, welche den Schauplatz der Geschichte allmählich auf ganz Europa ausdehnt, in der Hierarchie und dem Lehnstaat die eigentümlichen Lebensformen des Mittelalters im Abendlande entwickelt und unter Leitung der Papstkirche und des römischen Kaisertums deutscher Nation zu höherer Gesittung aufsteigt; andrerseits die orientalische Welt des Islam, welcher die alten Kulturländer in Afrika und Westasien sich unterwirft, aus dem gleichfalls unterworfenen Südwesten Europas zwar verdrängt wird, aber nach siegreicher Abwehr der Angriffe des christlichen Abendlandes in den Kreuz-zügen auch den Südosten Europas unter sein Joch beugt. Die Kreuzzüge bewirken eine gröfsere Annäherung der drei Erdteile der alten Welt und bahnen mit gleichzeitiger Erweiterung des geschichtlichen Schauplatzes durchgreifende Veränderungen an sowol in den geistigen Anschauungen als in den staatlichen Verhältnissen der Völker des Abendlandes. Das Aufkommen der Städte und des Bürgertums durch Handel und Geldwesen, die Entwicklung unumschränkter Fürstenmacht, der Drang nach Bildung und geistiger Freiheit arbeiten an der Auflösung des hierarchischfeudalen Mittelalters, welche durch die Wiederbelebung der antiken Geisteskultur, durch die großen Erfindungen und Entdeckungen und durch die Reformation der Kirche vollendet wird. Richter, Grundr. Ii. \

11. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 241

1869 - Münster : Coppenrath
241 die Portugiesen, als wären diese nur Spione, die erst das Land aus kundschaften wollten und dann große Scharen herüber- sühren würden, um es zu erobern. Zamorin schöpfte wirklich so argen Verdacht, daß Gama es für das Rathsamste hielt, so schleunig als möglich sich zu entfernen. Auf der Rückkehr be- suchte er wieder den König von Melinde, der ihn auch dieses Mal wohlwollend aufnahm. Nach zweijähriger Abwesenheit traf er wieder in Portugal ein und ward von seinem Könige mit verdienten Ehrenbezeugungen empfangen. Durch das Glück und den Ruhm des kleinen Portugal wurde auch das benachbarte Spanien zu ähnlichen Unterneh- mungen angefeuert. Noch ehe die Portugiesen den Weg nach Indien gefunden, hatte von Spanien aus die Entdeckung der neuen Welt im Westen begonnen, und nach beiden Richtungen hin wurde alsbald auch das Evangelium des Welterlösers ver- breitet. Die Entdeckung von Amerika bildet zunächst den Uebergang zu der Geschichte der neueren Zeit. Ein -neuer Welttheil tritt nunmehr in die Geschichte ein, und die Geschichte selbst, welche bisher nur die sogenannte alte Welt, Asten, Afrika und Europa, umfaßte, wird dadurch erst zu einer eigentlichen Weltgeschichte. Durch die vielen und mannigfaltigen Erfindungen und Entdeckungen in der letzten Zeit war die Menschheit wie mit Riesenschritten auf dem Wege der Bildung und Aufklärung vorgerückt. Alle früheren Einrichtungen und Verhältnisse wurden verbessert und ver- vollkommnet; jede hemmende Schranke durchbrochen; überall mußte das Alte dem Neuen weichen. Auf diesen Umschwung aller Verhältnisse waren nächst der Entdeckung von Amerika und des Seeweges nach Ostindien von großem Einflüsse: die Eroberung Constantinopels durch die Türken, in Folge derer durch ausgewanderte Griechen das Studium der Werke des klassischen Alterthums überall angeregt wurde; die vielen aufblühenden Universitäten halfen kräftig nach. Weiter'« Auszug, 26. Aufl. 1 ß

12. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 1

1840 - Münster : Coppenrath
1. Einleitun leichwie das Mittelalter der Knospe zu vergleichen ist, die ihrer Entfaltung hoffnungsvoll entgegentreibt; so halt uns die Geschichte der neueren Zeit, an deren Eingänge wir hier . stehen, die Blume selbst vor, welche, obgleich durch heftige Stürme in ihrer freien Entwickelung oft aufgehalten und bedroht, sich doch * nach und nach in anmuthiger Schöne entfaltet. Durch die vie- len vorhergegangenen Erfindungen und Entdeckungen war der menschliche Geist von allen Seiten mächtig angeregt worden und strebte immer weiter voran, die seinen freien Flug noch hemmen- den Schranken zu durchbrechen. Die Erfindung des Kompasses, dieses geheimnißvollen Führers durch spurlose Wasserwüsten, hatte die entlegensten Völker der Erde in enge Verbindung mit einander gebracht. Die kaum entdeckte neue Welt führte ihre reichen Er- zeugnisse nach Europa und gab hier dem Handel und Gewerb- fleiße eine nie gesehene Blüthe. Städte und Lander gewannen seitdem an immer steigender Bevölkerung; gesetzliche Ordnung und Verfeinerung der Sitten traten allmalig an die Stelle der früheren Ungebundenheit und Roheit. Durch den großen Verkehr ward die Erd- und Himmelskunde erweitert, der alte Aberglaube in immer engere Schranken gewiesen. Die Erfindung des Pulvers hatte die rohe Kraft des Einzelnen gebändigt und die Kriegeskunst zu einer Wissenschaft erhoben, die viele Vorkenntnisse erfordert. Überall wurden stehende Heere errichtet, und so größere Sicherheit von Innen und Außen gewonnen. Das durch das Faustrecht früher so zerrüttete Deutschland insbesondere neigte sich durch seinen all- gemeinen Landfrieden und durch sein stehendes kaiserliches Kammer- gericht zum inneren Frieden und zur Ordnung. Der Untergang des oströmischen Reiches hatte eine Menge gelehrter Griechen nach in. Theil. 4 Au fl. 1 . ..

13. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 121

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vii. Deutschland. 121 eben weil sie eine durchaus eigenthümliche, freiere und reichere ist als die romanischen, die Fremdlinge abschreckt: znm Theil die rühmliche Wißbegierde und edle Empfänglichkeit des Deutschen für alles Schöne und Geistvolle des Auslandes, welche der Fremde leicht mit der Neugier und Bildungs- bedürftigkeit roherer Völker verwechselt. Wer das Freinde so gründlich kenne, sich so eifrig damit beschäftige, der müsse wohl, meinten sie, wenig Einheimisches haben, woran er sich erfreuen könne. Zum Theil ist es auch gerade die größere Tiefe der deutschen Geisteswerke, welche den an leichtere Speise gewohnten Ausländer als schwerfällige Dunkelheit abstößt. Wenn wir aber unser Vaterland und unser Volk nur irgend gründlich mit den übrigen Ländern Europas vergleichen, so können wir uns wohl ohne Eitel- keit und in gerechtem Stolze manche unleugbaren Vorzüge nicht verbergen. Ja, wir stehen nicht nur vollständig ebenbürtig als eine der ersten Nationen der Erde da, sondern in vielen Stücken an der Spitze der Civilisation; zu einem Volke geeint werden wir die Wächter des Friedens und die erste Nation der Erde sein. — An geistigen Vorzügen überwiegt die deutsche Nation alle anderen der Erde. Wäre nur das Eine, daß das Grund- princip der Reformation, die freie Forschung, jene geistige Wiedergeburt Europas, welche ihre Lichtstrahlen über den ganzen Welttheil ver- breitet und überall wahre Wissenschaftlichkeit und bürgerliche Freiheit auch da hervorgerufen hat, wo man sie verkannte; welche das einzige, wahre, unüberwindliche Bollwerk bildet gegen jede Wiederkehr der Barbarei und des Despotismus; wäre auch nur dies Eine, daß die Reformation deutschen Ursprungs und im Grunde auch nur in Deutschland lebendig auch otestantischen starren Schlafe zu liegen scheint: so würde schon dies geistige Neberlegenheit Deutschlands siegreich zu behaupten. die V ' ' I ' U I U f ’ u sicher Hinsicht, die größte Umwandlung in der Welt hervorgebracht, die Erfindung der Bnchdruckerkunst und des Schießpulvers (wenigstens zum zweiten Male, da dasselbe den Arabern früher bekannt gewesen), Deutsch- land angehören. Wir dürfen rühmen, daß den Deutschen die tiefsinnige Erfindung jener einzig der alten entgegenzusetzenden Baukunst, welche gewöhnlich, aber einseitig, die gothische genannt wird, zukommt. Wir dürfen die deutsche Malerschnle, wenn auch nicht der italienischen, doch der niederländischen wenigstens an die Seite stellen, und auch die Kunst des Kupferstichs ist eine deutsche Erfindung. In der Musik dürfen nur älteren Italiener sich mit den Deutschen messen. Aus der neueren Zeit ge- denken wir der großartigen Erfindungen des elektromagnetischen Telegraphen und der Spectral-Analhse, beides Produkte deutschen Geistes. Wir, die wir die Geisteswerke anderer europäischer Völker nicht allein kennen, sondern oft sie gründlicher würdigen als das Volk, dein sie angehören, dürfen uns in vieler Hinsicht des Vergleiches mit den gerühmtesten Werke:, fremder Dichtkunst nicht schämen, und die gründliche Gelehrsamkeit, der nnermüdete Fleiß, die unbefangene geistvolle Forschung deutscher gelehrter Werke wird selbst von den ausländischen Gelehrten, welche im Stande sind, sie zu benutzen, anerkannt. Einzig steht Deutschland da in der Tiefe der philo-

14. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 1

1871 - Münster : Coppenrath
1. Einleitung. Gleichwie das Mittelalter der Knospe zu vergleichen ist, die ihrer Entfaltung hoffnungsvoll entgegentreibt; so hält uns die Geschichte der neueren Zeit, an deren Eingänge wir hier stehen, die Blume selbst vor, welche, obschon durch heftige Stürme in ihrer freien Entwickelung oft aufgehalten und be-droht, sich doch nach und nach in anmnthiger Schöne entfaltet. Durch die vielen vorhergegangenen Erfindungen und Entdeckungen war der menschliche ©eist von allen Seiten mächtig ange-regt worden und strebte immer weiter voran, die seinen freien Flug noch hemmenden Schranken zu durchbrechen. Die Erfindung des Compasses, dieses geheimnißvollen Führers durch spurlose Wasserwüsten, hatte die entlegensten Völker der Erde in enge Verbindung mit einander gebracht. Die kaum entdeckte neue Welt führte ihre reichen Erzeugnisse nach Europa und gab hier dem Handel und Gewerbefltiße eine nie gefehenö -Blüthe. Städte und Länder gewannen seitdem an irnmer steigender Bevölkerung; gesetzliche Ordnung und Verfeinerung der Sitten traten allniälig an die Stelle der früheren llngebunden-heit und Rohheit. Durch den großen Verkehr ward die Erd-und Himmelskunde erweitert, der alte Aberglaube in immer engere Schranke» gewiesen. Die Erfindung des Pulvers hatte die rohe Kraft des Einzelnen gebändigt und die Kriegskunst zu einer Wissenschaft erhoben, die viele Vorkenntnrsse er> fordert. Ueberall wurden steheude Heere errichtet, und so größere Sicherheit von Innen und Außen gewonnen. Das durch das Faustrecht früher so zerrütte Deuljchlaud insbesondere neigte sich j,ht durch seinen allgemeinen Landfrieden und durch sein stehendes kaiserliches Kammergericht zum Weller'« Weltreich. Iii. L2 «ufl.

15. Die deutsche Geschichte - S. 6

1855 - Essen : Bädeker
6 §. 8. Uebersicht der deutschen Geschichte. Die fast 2000jährige Geschichte unseres Volkes zerfällt in die alte, mittlere und neue. Die alte geht vom ersten Auftreten der Deutschen bis auf Karl den Großen, 113 vor Christo bis 800 nach Christo. Sie begreift erstlich den Kampf der Deutschen mit dem römischen Weltreich: wie sie anfangs unterliegen, so daß cs scheint, als müßten sie römische Unterthanen werden, dann das Vaterland retten in der Hermannschlacht und sich untereinander zu Schutz lind Trutz verbinden, bis feste Stammbündnifse hervortreten; wie endlich die Vorsehung durch die Völkerwanderung ihren Sieg über das Römerthum beschleunigt und vollendet. Dann erzählt sie, wie die Deutschen durch Einführung des Christenthums befähigt und würdig gemacht worden sind, eine neue Weltordnung zu begründen, und ein religiöses Culturvolk zu werden. Die mittlere Geschichte geht von Karl dem Großen bis zur Re- formation. Sie beschreibt die Vereinigung aller deutschen Völker des Festlandes in einem christlich-römischen Kaiserthume deutscher Nation und dessen Verhältniß zum Papstthum: wie da zuerst ein eigentliches Deutschland als Reich sich bildet, und bald den ersten Rang unter den christlichen Staaten einnimmt, indem Papstthum und Kaiserthum durch gegenseitiges Bedürfniß einander fördern; lvie ferner durch päpstliche Anmaßung unsere Könige aus Schirmherren der Kirche Noms Vasallen werden, und des Reiches Macht und Herrlichkeit vor dessen Bannstrahlen in Trümmern fällt; wie endlich der Despotis- mus des römischen Uebermuths, unterstützt von großartigen Ereignisicn, Erfindungen und Entdeckungen, deutsche Geister erweckt, die neue Zeit anzubahnen. > Die neue Geschichte enthält die Reformation und deren Folgen: wie das deutsche Volk des Papstthums Fesseln bricht, und die Zeit religiöser und politischer Freiheit allen Völkern erringt, die deren fähig und würdig sind; wie über diesen Kämpfen und in deren Folge sein Kaiserthum untergeht, während Branden- burg-Preußen zu einem mächtigen Staate emporwächst zum Ruhm und Heil des Vaterlandes; wie endlich nach glorreicher Erhebung Deutschland als Staatenbund unter Oesterreichs und Preußen Führung sich neu gestaltet, und wieder eine achtbare Stellung unter den mächtigsten Staaten einnimmt. 1

16. Alte Geschichte - S. 1

1888 - Braunschweig : Bruhn
§ 1 Einteilung der Weltgeschichte. I. Geschichte des Altertums bis zur Zerstörung des römischen Reiches 568 n. Chr. a. Geschichte der orientalischen Völker bis zu den Perserkriegen 500 v. Chr. b. Geschichte der Griechen bis zur Eroberung Griechenlands durch die Römer 146 v. Chr. c. Geschichte der Römer bis 568 rt. Chr. Ii. Geschichte des Mittelalters von 568 n. Chr. bis zur Reformation 1517. Iii. Geschichte der Neueren Zeit von 1517 bis zur großen ftanzösischen Revolution 1789. Iv. Geschichte der Neuesten Zeit von 1815 bis zur Neugründung des Deutschen Reiches 1871. Übergänge: Vom Altertum zum Mittelalter: Völkerwanderung. Vom Mittelalter zur Neueren Zeit: Erstes Zeitalter der Erfindungen und Entdeckungen und die Renaissance. Von der Neueren Zeit zur Neuesten Zeit: Große französische Revolution und zweites Zeitalter der Erfindungen. Dahn, Kurzgefaßtes Lernbuch. I, 1

17. Das Mittelalter - S. 1

1893 - Leipzig : Hirt
Lrste Abteilung. Darstellung der Geschichte in bersichtlichem Zusammenhange. Einleitung. Eharakter und Hang der Geschichte des Wittelalters. Das Mittelalter. 1- Das Mittelalter umfat das Jahrtausend zwischen dem Altertums und der neuen Zeit. Es beginnt mit der Auflsung des abendlndischen rmischen Kaisertums (476 n. Chr.) infolge der groen Vlkerwanderung und der Grndung germanischer Reiche in den Provinzen desselben; es wird beschlossen durch eine Zusammenwirkung einflu-reicher Begebenheiten, insbesondere Erfindungen und Entdeckungen, durch welche eine tiefgreifende Vernderung in den mittelalterlichen Vlker-zustnden und eine neue Zeit heraufgefhrt wird, die mit dem Zeitalter der Reformation (1517) beginnt. Der Schauplatz der Weltgeschichte im Mittelalter ist Europa und Westasien, Afrika bleibt im Hintergrunde. Der Schwerpunkt der Geschichte rckt aber von den Gestaden^ des Mittel-meers, an denen die alte Geschichte spielt, nach Norden, besonders nach Deutschland, dem Herzen Europas, und die germanischen Völker hier bilden den Mittelpnnkt der mittelalterlichen Geschichte. So lange rmisches Wesen herrscht, ist noch Altertum, wo deutsches Leben und deutsche Art hervortritt, beginnt das Mittelalter, und durch diese ganze Zeit hindurch ist deutsches Leben in der Geschichte bestimmend und herrschend. Die westlichen Lnder, die den Hauptschauplatz der Geschichte im Mittelalter bilden, stellen sich dem vergleichenden Blicke ganz anders dar, als die des Ostens, in denen während des Altertums geschichtliches Leben und Bildung blhten. Diese begnstigten die Ausbildung ein-frmiger, weit ausgedehnter oder in sich abgeschlossener despotischer Staaten, während Griechenlands Beschaffenheit zwar die Entwickelung brgerlicher Freiheit, aber nur in beschrnkten kleineren Kreisen herbeifhren half und eine grere Vereinigung zu einem brgerlich begrndeten Volks-leben hinderte. Jene dagegen bei ihrer reichen Gliederung unter durch-gngig gemigten Verhltnissen befrderten einerseits die Ausprgung Schur ig, Lehrbuch der Geschichte. Ii. !

18. Kleine Lebensbilder aus dem Mittelalter - S. 1

1872 - Elberfeld : Bädeker
§. 1. Geographische Uebersicht über die Jage Europas beim Beginn des Mittelalters. Wir haben die Geschichte des Alterthums mit dem Untergange des abendländischen Kaiserthums im Jahre 476 und dem Eindringen deutscher Stämme in das römische Reich verlassen. Mit diesen Ereignissen beginnt ein neuer Zeitraum der Geschichte, den man mit dem Namen Mittelalter belegt und der bis zu der Zeit reicht, wo die Entdeckung Amerikas (1492), die Auffindung des Seeweges nach Indien (1498) und die Reformation der Kirche durch Luther (1517) einen ganz neuen Umschwung in den Anschauungen der Menschen, ihrer äußeren Lage und den Verhältnissen der Staaten gegen einander hervorbrachten. Wie im Alterthum, so sind es auch im Mittelalter besonders europäische Völker, mit denen wir uns beschäftigen werden, ohne daß wir die Begebenheiten in anderen Welttheilen außer Acht lassen dürfen; aber während im Alterthum die Völker des südlichen Europa, Griechen und Römer, die Hauptrolle spielen, treten jetzt die Staaten des mittleren und nördlichen Europa, namentlich Deutschland, in den Vordergrund. Da nun aus den Verhältnissen Europa's, wie sie sich im Anfang des Mittelalters entwickelten, sich die neueren Staaten unseres Welttheils herausgebildet haben, so wird es nöthig sein, daß wir auf die damalige Lage desselben einen Blick werfen. Um dieselbe vollständig fassen zu können, wird es erforderlich sein, daß man die Karte vergleicht; ein gewöhnlicher Atlas kann dazu schon hinreichen. Wir beginnen mit Italien. Im Jahre 476 entthronte, wie wir schon gehört haben, ein deutscher Fürst Odoacer, Heerführer der Heruler und Rugier, den letzten römischen Kaiser, Romnlns Augu-stulus, und gründete ein Reich, das indeß nur kurzen Bestand hatte. 1

19. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 1

1858 - Weimar : Böhlau
Einleitung (^chon die Geschichte deß Mittelalters zeigte uns in Vergleich zu der Geschichte des Alterthums eine bedeutende Erweiterung des Schau» Platzes der Geschichte; in einem noch viel höheren Grade ist dieses bei der neueren Geschichte der Fall. Der Schauplatz der Geschichte wird im Verlaufe der neueren Zeit nicht nur immer mehr über die nörd- lichen und östlichen Länder von Europa ausgedehnt, sondern er umfaßt auch zwei neu entdeckte Welttheile und eine Menge bisher unbekannter Inseln, Küsten und Länder der alten Welt. Mit der Entdeckung von Amerika tritt ein neuer überseeischer Welttheil auf; in Folge davon ändern sich nicht nur die Straßen des Handels, sondern dieser selbst erleidet in seiner bisherigen Beschaffenheit Umgestaltungen, die mehr als jedes politische Ereigniß entscheidende Wendepunkte für die Kulturgeschichte der menschlichen Gesellschaft geworden sind. Die Folgen von der Ent- deckung Amerika's haben den ganzen Erdkreis, das ganze Menschen- geschlecht betroffen, und die Bedeutsamkeit derselben nimmt täglich an Kraft zu. Erst dadurch, daß die Schifffahrt, die Küsten verlassend und die weite Fläche des Weltmeers drrrchsegelnd, fremde Welttheile besuchte, wurde der Handel zum Welthandel. In ähnlicher Weise kann man auch sagen, daß erst seit der Entdeckung von Amerika und seit der Auffindung des Seeweges nach Ostindien die Geschichte der Völker zur Weltgeschichte geworden sei. Denn erst seit dieser Zeit verschlingen sich die Schicksale aller Länder der Erde immer enger mit den Interessen der Politik, des Handels und der Industrie, welche die europäische Welt beherrschen. Erst seit dieser Zeit beginnt der erkennbare Zusammen- hang und die vielseitige Wechselwirkung aller Zweige des vielver- breiteten Menschengeschlechts und die Weltgeschichte umfaßt alle Theile des Erdenrundes. Im Mittelalter hatte die christlich- europäische Bildung die den westlichen Orient weit und breit sich unterordnende arabische Kultur zur Seite, und daraus ergab sich eine Doppelheit der Kulturwelt, die bei mancherlei Uebergängen und Mischungen auch die schärfsten Gegensätze 1 Erweiterung des Schau- plaxes der Geschichte. Die christlich- europäische Weltkultur.

20. Vaterländische Geschichte für die Oberstufe der Volksschulen - S. 41

1911 - Cöln a. Rh. : Bachem
41 Erfindungen und Entdeckungen. Im Mittelalter sind mehrere sehr wichtige Erfiudun-gen und Entdeckungen gemacht worden. Von jenen sind die vorzglichsten die Erfindung des Kompasses, der Uhren, des Schiepulvers und der Buchdruckerkunst; von diesen sind die wichtigsten die Entdeckung von Amerika und die Auffindung des Seeweges nach Ostindien. Erfindung des Kompasses. Bis zum vierzehnten Jahr-hundert hatten die Schiffer auf dem Meere keinen andern Wegweiser, als die Sonne und die Sterne. Diese werden aber durch die Nacht und den Wechsel der Witterung nur zu leicht dem Auge entzogen. Deshalb war die Schiffahrt der Alten meistens nur Kstenschiffahrt. Da fand im Anfange des 14. Jahrhunderts Flavio Gioja, da eine Magnetnadel die Eigenschaft habe, immer nach Norden zu zeigen, sobald sie sich frei bewegen kann. Man brachte nun solche Nadeln, welche sich auf einem Stifte frei bewegten, in kleinen Kstchen an, aus deren Boden eine Windrose gezeichnet war. und konnte dadurch an jedem Orte immer schnell und genau die Himmelsgegen-den auffinden. Das so eingerichtete Instrument nannte man Kompa. Vermittels desselben war es nunmehr mglich, weite Seefahrten zu unternehmen und unbekannte Lnder und Völker zu entdecken. Erfindung der Uhren. In der alten Zeit hatte man Sonnen- und Wasseruhren. Allein die letztern sind recht unbequem und ungenau und die erstem nur bei Tage und heiterm Himmel brauchbar. Sie wurden darum spter durch die Rderuhren verdrngt, die man durch Anwendung von Gewichten und elastischen Federn in Bewegung setzte. Schon im Jahre 1364 hatte man in Augsburg Schlaguhren. Um das Jahr 1370 verfertigte ein Deutscher namens Heinrich de Wyck eine kunstvolle Schlaguhr fr den kniglichen Palast in Paris, die noch im Jahre 1737 zu sehen war. Die Taschenuhren erfand 1509 ein deutscher Uhrmacher, Peter Hele in Nrnberg. Zwar hatten seine Uhren anfangs noch eine ungeschickte und plumpe