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1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
350
Das Luftmeer.
einer mittleren Jannartemperatur von — 34.4°, eine Juliwärme von -I- 16,4 o aufweist
oder daß die mittlere Temperatur der Sommermonate norwegischer Thäler, selbst noch
in Drontheim (M/-" N. Br.) zuweilen stärker ist als in einigen norddeutschen Gegen-
den, und mancher Julinachmittag einem in Mitteldeutschland gleicht. Sonst könnte
auch bei so kurzer Dauer des Sommers das Korn nicht gedeihen, das man dort
spät aussäen und früh ernten muß. —
Daß unter höherer Breite die Frühlings- und Herbstmonate dem Winter sehr
ähnlich sind und die Sommer-Temperatur sich stark davon unterscheidet, bei uns aber
Frühling und Herbst deutlich heraustreten, zeigt folgende Zusammenstellung Dront--
heims mit Frankfurt, die 13 Breitengrade ans einander liegen. Ihre mittlere Tem-
peratur ist:
Hinge nun die Temperatur ganz allein von der wechselnden Erdstellung ab, d. h.
wäre die Erdkugel völlig eben, von gleicher Beschaffenheit des Bodens, ohne Vertheiluug
von Land und Wasser, und nmgeben von einer bewegungslosen Atmosphäre, so würde
die Abnahme des Wärmegrades vom Aequator bis zu den Polen völlig regelmäßig sein,
und jeder unter demselbeu Parallel liegende Ort würde dasselbe Klima haben. So ist
es aber nicht; die regelmäßige Ab stuf un g der mittleren Temperatur gegen die höheren
Breiten hin, die man auch mathematisches Klima nennt, gilt nur als Grundlage
des wirklichen oder physischen, denn vielfache Einflüsse wirken verändernd auf die
Wärmevertheilung ein.*) Wir wollen diese aufzählen.
Mitteltemperatur eines Ortes für ein Jahr zu erfahren, muß man täglich 3 Beobach-
tnngen (morgens 6 ^nachmittags 2 k, abends 10 machen, deren arithmetisches
Mittet die Mitteltemperatur der einzelnen Tage gibt; aus deu Tagesmitteln berechnet
man die Mouatsmtttel, aus diesen die Mittet der Jahreszeiten, und aus diesen endlich
die Jahresmittel. Die heiße Zone hat viel regelmäßigere klimatische Verhältnisse als
die gemäßigten und kalten Zonen, so daß dort wenige Jahre genügen, um die Mittel-
temperatur festzustellen; bei uns hingegen weichen die Mitteltemperaturen der einzelnen
Jahre oft bedeutend von einander ab (in Mitteldeutschland bis zu 3°), so daß die Be-
obachtungeu eiue längere Reihe von Jahren fortgesetzt werden müssen, um die mitt-
lere Wärme eines Ortes bestimmen zu können.
*) Dove hat die wirklichen Durchschnittstemperaturen der Hauptparallelkreise,
also des Aequators, des Parallels von 10°, von 20° je. berechnet und dann die Frage
gestellt, ob die mittlere Wärme irgend eines Ortes von der Wärme seines Parallelkreises
oder was dasselbe ist, von der Wärme seiner geographischen Breite abweiche. Nachdem
alle Detter, deren Dnrchschnitlswärme bekannt ist, auf diese Weise untersucht waren,
fand sich, daß die Oerter in 3 Klassen zerfallen: l) in solche, deren mittlere Wärme
mit der ihrer Breite übereinstimmt; 2) in solche, welche einen Wärmeüberschuß, und
3) in solche, welche einen Wärmcmangel ausweisen. Linien, welche durch die Oerter
der 1. Klasse gelegt werden, nennt Dove thermische Normalen, und die, welche
durch die Oerter 2. und 3. Klasse gehen, Jsanomalen.
zu Frankfurt
In den 3 Wintermouaten -+- 0,68
„ „ „ Frühlingsmonaten -I- 7,89
„ „ „ Sommermonaten -+- 14,73
„ „ „ Herbstmonaten -+- 7,81
zu Drontheim.
- 4,8
—f— 1,8
-4- 16,3
-+- 4,6
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
301
Von der Temperatur.
So ist es aber nicht; diese Abstufung der mittleren Temperatur, die man
auch mathematisch.es Klima nennt, gilt nur als Grundlage des wirk-
lichen, denn vielfache Einflüsse wirken verändernd auf die Wärmevertheilung
ein. Wir wollen diese aufzählen.
a) Die Wärme der Luft nimmt von der Tiefe zur Höhe, also
in wachsender Erhebung über das Meeres-Niveau (d. i. Gleichhöhe
mit dem Meerspiegel) stufenweis ab. Die Höhe, wo das Thermometer
auf Null sinkt, ist deshalb in heißen Gegenden weit beträchtlicher, als
in kalten. Ueber dem Aeguator beträgt sie etwa 14400' oder 2400
Klafter und nimmt dann von Parallel zu Parallel ab, bis sie nahe den
Polen auf Null sinkt, also den Meerspiegel berührt.
Denken wir uns von jener Höhe über dem Aequator durch die folgenden
stets niedrigeren Frostpunkte der Atmosphäre bis zu den Polen eine Linie, so
bildet diese Linie (mit welcher auf Gebirgen der ewige Schnee beginnt, weshalb
Schneelinie genannt) eine Curve, die bei uns im mittleren Deutschland etwa
7400' überm Niveau des Meers hinzieht, am 60sten Breitegrad aber schon auf
5610' und am 70steu auf 2200' herabsinkt.
Daß aber die Höhe der Schneelinie nicht völlig regelmäßig bleibt und sich
nach der verschiedenen Temperatur der Länder etwas ändert, läßt sich aus man-
chen Abweichungen ersehen. An den Bergen Islands z. B. beginnt auf 2900'
Seehöhe schon ewiger Schnee, während in Norwegen 5 Grad nördlicher erst bei
3300 Fuß. Auffallender noch ist der Unterschied: Bei Quito am Aequator ist
die Schneegränze auf den Anden Südamerikas 14850' , und in der östlichen
Cordillera Bolivia's, obgleich 15° vom Aequator entfernt, fast 15000. Auch im
Himalaya zeigt sich eine ähnliche Abweichung. Bon den dortigen Hochgipfeln
liegt der ewige Schnee auf der Nordseite nicht so tief herab, als auf der Süd-
seite; auf dieser uemlich 12200, auf jener nur bis 15000, ja noch nördlicher, am
Gebirge Belur (31° Breite) soll die Schneelinie 16000' hoch liegen. Das sind
Abweichungen, die sich aus dem Gegensatz des Küsten- und Continentalklimas
umgekehrt: V4° R. — 1° F. Folglich trifft der Nullpunkt Reaumnrs mit 32° F.
zusammen. — Der Schwede Celsius, dessen Thermometer den Nullpunkt mit
Reaumur gleich hat, theilt seine Scala von da bis zum Siedepunkte in 100
Theile, während R. die seinige nur in 80. Man nennt daher den von Celüus
auch den hunderttheiligeu Thermometer, und seine Grade Centigrade. — Sie
lassen sich leicht einer aus den andern reduciren, wie aus folgendem Vergleich
R. C. F.
— 8 - 10 14
- 4 - 5 23
0 0 32
4 5 41
8 10 50
12 15 59
16 20 68 rc.
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
2ñl
hoch im Meridian, aber desto länger am Horizonte; woraus es
sich erklärt, daß z. B. die mittlere Sommer-Temperatur norwe-
gischer Thäler, selbst in Drontheim am 63° Br., oft stärker ist,
als in einigen norddeutschen Gegenden, und mancher Juli-Nach-
mittag den unsrigen gleicht. Wie könnte sonst auch bei so kurzer
Dauer der warmen Jahrzcit das Korn gedeihen, das man spät
aussäet und früh ernten muß!
3) Die mittlere Temperatur schätzt man in der Aequator-
gegend auf etwa 24° Neaumür, an den Tropen auf 19, am vier-
zigsten Brcitegrad auf 14, am fünfzigsten auf 9'/^, am sechzigsten
auf 8, am siebzigsten auf 20/ R. *); woraus sich leicht auf die
dazwischen liegenden Breitenparallcle schließen läßt.
4) Vom Niveau (d. i. Gleichhöhc) des Meers aufwärts in
die leichter werdende Luft verliert sich — wie schon öfters bemerkt
worden — die Wärme progressiv bis zur ewigen Schneegränze,
die sich über das Erdrund von Pol zu Pol als eine Curve
denken läßt, deren Höhepunkt mehr als 2400 Toiscn überm
Acquator steht.
Nach diesen Angaben würde nun auf allen Gegenden eines Paralleles rings
um die Erde zur gleichen Zeit, und in gleicher Seehöhe, auch gleiche Tempe-
ratur (Isotherme, d. i. Gleichwarme) sein, also jeder Breitekreis einen Iso-
thermstrich bilden. So ist es aber nicht; es gibt beträchtliche Abweichungen
von der Regel. Was man darüber beobachtet hat, besteht in Folgendem:
1) Die südl. Hemisfäre ist kalter als die nördliche; was der weit größeren
Wassermasse und sowohl dem häufig vom Südpol herwehenden Winde, als den
weit hinausschwimmenden Eisschollen zuzuschreiben ist. Die Südspitze Amerika's
ist deshalb, obwohl nicht entfernter vom Aequator als Norddeutschland, fast
das ganze Jahr mit Schnee bedeckt. Näher dem Acquator hebt sich dieser Un-
terschied ziemlich auf.
2) Die Ostküsten der Welttheile find immer kalter als die westlichen. Ist
die Kälte Südfibiriens 18° unter Null, so hat Norddeutschland unter gleicher
Br. erst 5. 2>n Tieflande China's, am Jantse Kiang, ist es nicht ganz so
warm, als in der Lombardei, die vom Aequator doch entfernter ist. Am nord-
amerikan. Fluß Delaware ist solche Temperatur, wie in Holland, trotz des
Breitenunterschiedes von 12 Gr. Amerika ist überbaupt kühler als die alte
Welt. Zeigt das Thermometer an den nördlichen Küsten der Ostsee 3° über
Auf der Thermometerscala von Fahrenheit sind 31° = Null von
Reaumür; die Gradtheilung beider Thermometer verhält sich so zu einander,
daß 10 Grad Reaumür sind 21 Gr. Fahrenheit.
1847 -
Eßlingen
: Dannheimer
- Autor: Völter, Daniel
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
176
Zweiter Theil. Die physikalische Geographie.
8- 303.
Die Verthcilung der Wärme in die Jahreszeiten.
Die Isotheren und Isochimenen.
1. Nicht alle Orte unter gleicher Isotherme haben auch
gleiche Wärme in den verschiedenen Jahreszeiten, sondern es
können 2 Orte, welche auf einer und derselben Isotherme liegen, doch ein sehr
verschiedenes Verhältniß in der Wärme-Vertheilung auf die Jahreszeiten,
namentlich auf Sommer und Winter zeigen.
2. Es sind daher die Isotheren oder diejenigen Linien, welche durch
Orte von derselben mittlern Sommer-Temperatur laufen, und die Isochi-
menen oder die Linien, welche Orte von derselben mittlern Winter-Tempe-
ratur verbinden, weder mit den Isothermen, noch viel weniger mit dem
Aequator parallel. Die Isothere weicht stets nach dem Pole, die Isochimene
nach dem Aequator von der Isotherme ab, und zwar um so mehr, je größer
in einer Gegend der Unterschied zwischen der Sommer- und Winter-Tempe-
ratur ist. Die Krümmungen der Isotherm und Isochimenen sind daher nicht
einander parallel, sondern einander gerade entgegengesetzt.
3. Vergleicht man die Unterschiede zwischen der mittleren Winter- und
Sommer-Temperatur eines und desselben Ortes, so findet man, daß diesel-
den im Allgemeinen mit der zunehmenden Entfernung vom
Aequator, und zwar nach Maßgabe ihrer Nacht- und Tages-
Dauer, wachsen; daß sie daher zu beiden Seiten desaequators am klein-
sten, in der Nähe der Pole hingegen am größten sein müssen. Um dkeß näher
zu erläutern, stellen wir die folgende Tafel auf, welche die Temperatur von
Cumana an der Küste des Antillen Meeres, von der Havanna auf der Insel
Cuba, von Berlin im germanischen Tiefland, und von Drontheim an der
West-Küste Skandinaviens enthält; sämmtliche Punkte sind also auf der
nördlichen Halbkugel gelegen. 4
Mittlere Temperatur der drei Cumana. Breite 10° 28'. Lahavanna. Breite 23° 9'. Berlin. Breite 52° 31'. .Drontheim. Breite 63° 25'.
Wintermonate, December bis Februar. C'j 22,6° — 0,6° 2,4°
Frühlingsmonate, März bis Mai. 28,6 24,6 4“ 4'5
Sommermonate, Juni bis August. 28, t 27,4 17/, 13/4
Herbstmomate, Septem- der bis November. 27,0 25,6 8/6 4,7
Des ganzen Jahres: 27,4 25,o 8/6 5,.
4. Der Unterschied zwischen der mittlern S o m m e r - u n d
Winter -Temperatur ist unter gleichenb reiten aufdemmeere
und in den Küstenländern geringer, als im Innern der Konti-
nente. Zur Erläuterung des Gesagten theilen wir die mittleren Sommer-
und Winter-Temperaturen von 12 Orten auf der östlichen und 4 Orten auf
der westlichenhalbkugel mit, von denen je zwei unter gleicher geographischer
Breite,' aber unter verschiedener geographischer Länge gelegen sind.
1852 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
150 Zweite Abtheilung. Die physikalische Geographie.
2. Es sind daher die Isotheren *) oder diejenigen Linien, welche
durch Orte von derselben mittlern Sommertemperatur laufen, und die Iso«
chimonen^) oder die Linien, welche Orte von derselben mittlern Winter,
temperatur verbinden, weder mit den Isothermen, noch viel weniger mit dem
Aequator parallel. Die Jsothere weicht stets nach dem Pole, die Jsochimene
nach dem Aequator von der Isotherme ab, und zwar um so mehr, je größer
in einer Gegend der Unterschied zwischen der Sommer- und Wintertemperatur
ist. Die Krümmungen der Isotherm und Jsochimenen sind daher nicht ein-
ander parallel, sondern einander gerade entgegengesetzt.
3. Vergleicht man die Unterschiede zwischen der mittleren Winter- und
Sommertemperatur eines und desselben Ortes, so findet man, daß dieselben
im Allgemeinen mit der zunehmenden Entfernung vom Aequator, und zwar
nach Maßgabe ihrer Nacht- und Tagesdauer, wachsen; daß sie daher zu bei-
den Seiten des Aequators am kleinsten, in der Nähe der Pole hingegen am
größten sein müssen. Um dieß näher zu erläutern, stellen wir die folgende
Tafel auf, welche die Temperatur von Cumana an der Küste des Antillen«
meeres, von der Havanna auf der Insel Cuba, von Berlin im germanischen
Tiefland, und von Drontheim in der Westküste Skandinaviens enthält; sämmt-
liche Punkte sind also aus der nördlichen Halbkugel gelegen.
Mittlere Temparatur der drei Cumana. Breite 10° 28'. La Havanna. Breite 230 9/. Berlin. Breite 52° 31'. Drontheim. Breite 03° 52'.
Wintermonate, December bis Februar. + 27°,, >220,0 -O0,o -2+
Frühlingsmonate, März bis Mai. 28,6 24,. + 8„ + 4,5
Sommermonate, Juni bis August. 28,j 27,4 17/s 13,4
Herbstmonate, September bis November. 27,o 25,o 8,6 +
Des ganzen Jahres: + 27°,4 + 25o,o + 8°,o + 5°,4
4. Der Unterschied zwischen der mittlern Sommer- und
Wintertemperatur ist unter gleichen Breiten auf dem Meere und in
den Küstenländern geringer, als im Innern der Kontinente. Zur Erläute-
rung des Gesagten theilen wir die mittleren Sommer- und Wintertemperaturen
von 12 Orten auf der östlichen und von 4 Orten auf der westlichen Halbkugel
mit, von denen je zwei unter gleicher geographischer Breite, aber unter ver-
schiedener geographischer Länge gelegen sind. 1
1) Jsothsre, f. qr., von rsos = gleich und th6ros — Sommer.
2) Jsochimene, f. gr., von rsos = gleich und cheimön = Winter.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
294
Vom Meere.
Fragen wir nun nach der Temperatur des Meers, so erfahren wir,
daß seine Oberfläche, eben der Durchsichtigkeit halber, welche die Sonnen-
strahlen nicht aufhält, minder erwärmt wird, als die Oberfläche des Landes.
Das Meer verliert aber auch die Wärme, die es in sich aufgenommen, lang-
samer, so daß zwischen der Nachts - und Tagestemperatur, so wie zwischen
der sommerlichen und winterlichen, der Unterschied nicht so bedeutend ist,
als aus dem festen Lande. Dies gilt für alle Breitengrade; nur daß innerhalb
der Tropen der Unterschied am geringsten, in der gemäßigten Zone größer, in
der kalten noch größer ist, also mit der Entfernung vom Aequator gegen die
Pole hin grade so wächst, wie die Verschiedenheit zwischen kürzestem und längstem
Tage. Wo der kürzeste Tag im Jahre fast dem längsten gleich ist, da weicht
auch die mittlere Temperatur (d. h. die durchschnittliche Wärme) der kühleren
Jahrszeit nur wenig von der mittleren des Sommers ab, vorzüglich ans dem
Meere', dessen obere Schicht in der dortigen Gegend fast das ganze Jahr durch
zwischen 22 und 23*4 Grad Reaumur schwankt und selten das Maximum von
24*4 erreicht. Vom Aequator 30° entfernt, beträgt der Unterschied nahe 4°,
nemlich mittlere Seewasserwärme im Sommer 19*4, im Winter 15*4. Bei
4b der Breite erst 5 , und so mäßig steigend, denn bei den Shetlandsinseln
nördlich von Großbritannien (60*4 Breite) ist die mittlere Wintertemperatnr 3v5,
die mittlere Sommers 9*4, also Differenz 6. Auf dem festen Lande gehen
die Verhältnisse weiter aus einander, zu Neapel ist der Unterschied 11, zu
Madrid 14. — Es konnte nicht fehlen, daß Seefahrer und Naturforscher sich auch
um die Temperatur der Meerestiefe kümmerten. Dumont d'urville fand
am 9. Breitegrad, als eben die obere Schicht 234° R. zeigte, in einer Tiefe
von 2000' eine Kühle von -h 4°. James Roß fand unter dem 33. der Breite
in einer Tiefe von 4500 Fuß eine Temperatur von -4- 3*4 Grad Reaumur;
die Oberfläche hatte gleichzeitig eine Wärme von 12*4°. Er hat solche Unter-
suchungen unter verschiedenen Breiten angestellt, und behauptet, daß die mittlere
Temperatur der unteren Meeresschichten nie unter 3*4° sinke, und dies sei unter
45° der Breite schon bei 3600' der Fall, am Aequator erst bei einer Tiefe von
7200'. Nur im hohen Norden kann sie zur Winterzeit auf Null fallen, doch nur
an seichten Stellen, wo das Wasser bis auf den Boden friert; wo hinreichende
Tiefe ist, sinkt die Temperatur nicht auf Null, so daß unten Wärme herrscht,
während oben Kälte. Am 79. Grad Norderbreite zeigte das Thermometer in der
Oberfläche des Wassers Null (es war im Juliusmonat) während bei 2000' Tiefe
-4- 1*4; und als bald darauf an der Oberfläche das Quecksilber etwas unter
Null sank, wuchs in jener Tiefe die Wärme auf -+- 2*/2. Dasselbe beobachtete
Roß ans der südlichen Hemisphäre, wo schon bei 59° Breite das Seewasser eine
höhere Temperatur in der Tiefe zeigte, als an der Oberfläche. Man erklärt
dies aus der Bewegung ab - und aufwärts, die durch Wärme und Kälte veran-
laßt wird. Kühlt sich die obere Schicht stärker ab als es der untern möglich ist,
so steigt das wärmere und deshalb minder dichte Wasser hinauf, das kältere sinkt.
Man sieht dies deutlich am Gefrieren des Seewassers an der Küste, vorzüglich
bei langsam wachsender Winterkälte. Da sich wegen des Salzgehaltes und der
1883 -
Breslau
: Morgenstern
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Iii. Abschnitt. 88 33. 34. Iv. Abschnitt. 88 35-39.
143
2. Durch Znsammenpressung. Kompressionsfeuerzeug. Durch Hämmern wird
der Amboß warm.
3. Durch die Ausstrahlung der Sonne. Je höher die Sonne steht, um so kräftiger
wirken ihre Strahlen.
4. Durch chemische Verbindungen. Löschen des Kalkes. Verbrennung der Körper.
Schwefelsäure in Wasser. Tierische Wärme.
5. Elektricität. Der elektrische Funke (Blitz) entzündet Gegenstände. Der elek-
trische Strom macht Drähte, Kohlenspitzen glühend.
0. Erdwärme. Je größer die Tiefe, um so höher die Wärme. Heiße Quellen.
Vulkane.
8 37.
Wirkungen der Wärme. Durch Erwärmung nimmt jeder Körper,
mag er fest, flüssig oder luftförmig sein, ein größeres Volumen ein.
1. Ausdehnung der festen Körper. Eine Kugel, welche kalt durch
einen Ring geht, geht nicht mehr hindurch, wenn sie erwärmt wird. (Plätteisen.)
Die Eisenbahnschienen dürfen nicht so nahe an einander gelegt werden, daß sie
sich berühren. Ähnlich bei Zinkbedachungen. Der Nagel in der Kalkwand wird
allmählich durch den Einfluß der Temperatur gelockert. Ein Wasserglas mit
dickem Boden springt auf dem heißen Ofen. Die Telegraphendrähte im Som-
mer. Das Pendel der Uhr. Glaspfropsen aus Glasslaschen sind wie ju behan-
deln? Die festen Körper dehnen sich ungleich aus, Zink am meisten.
8 38.
2. Ausdehnung der flüssigen Körper. Daß die flüssigen Körper sich
bei Erwärmung ausdehnen, läßt sich am besten mit einer Glasröhre beweisen,
an deren einem Ende sich eine mit Flüssigkeit gefüllte Kugel befindet. Wird
dieselbe erwärmt, so steigt die Flüssigkeit in der Röhre in die Höhe. Hierauf
beruhen die Thermometer, Instrumente, welche dazu dienen, die Wärme der
verschiedenen Körper zu bestimmen.
8 39.
Die Thermometer bestehen aus Glasröhren, an deren einem Ende eine
mit Quecksilber oder rotem Spiritus gefüllte Kugel sich befindet, während das
andere Ende zugeschmolzen ist. Um die Höhe der Temperatur ablesen zu können,
braucht man Maßstäbe (Skalen). Zu der Anfertigung der Skalen ist die Bestim-
mung der sogenannten Fundamentalpunkte notwendig. Eis- oder Null-Punkt.
Siedepunkt.
Die Fundamentalpunkte, sowie die Teilung der Fundamental-
abstände sind verschieden. Die gebräuchlichsten Thermometerarten
sind von Reaumur, Celsius und Fahrenheit. Reaumur (Franzose) teilte
den sogenannten Fundamentalabstand vom Null- bis zum Siedepunkte
in 80, Celsius (Schwede) in 100 Teile. Fahrenheit (Deutscher) nahm
als Nullpunkt einen andern Punkt an (Mischung von Schnee und Salmiak).
Wenn Fahrenheit 32° Wärme hat, ist bei Celsius und Reaumur 0 °.
Steht das Thermometer unter Null, so werden die Grade gewöhnlich
Kältegrade genannt und mit — bezeichnet, die Wärmegrade mit
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
403
9. Warum bedient man sich zur Füllung desselben am besten des Queck-
silbers? 10. Wen hält man gewöhnlich für den Erfinder desselben?*)
11. Wie ist das Thermometer eingerichtet? 12. Von welchem Punkte aus
zählt man gewöhnlich die Grade, und mit welchem Punkte endigt dasselbe?
13. In wie viel Grade theilt man den Raum zwischen dem natürlichen
Frostpunkte und dem Siedepunkte des Wassers? 14. Wie viel Grade zählt
die Skala von Reaumür, wie viel die von Celsius? 15. Wie unterscheidet
sich die Skala von Fahrenheit von den vorigen? 16. Wie reducirt man
die Angaben von Celsius in Grade von Reaumür, und umgekehrt? 17. Wie
viel Grade zählt Fahrenheit vom künstlichen Gefrierpunkt bis zum Siede-
punkt des Wassers? 18. Wie lassen sich Angaben von Fahrenheit in Grade
von Celsius und Reaumur verwandeln? 19. Welche Skala ist jetzt in
Deutschland und Frankreich die üblichste?
20. Was bezeichnet der Begriff Temperatur? 21. Was versteht man
unter mittlerer Tages- und Jahrestemperatur? 22. Wie findet man die-
selbe? 23. Um welche Tageszeit ist die größte, wann die geringste Wärme,
wann gibt das Thermometer die mittlere Tagestemperatur im Allgemeinen
an? 24. Wann fällt auf dem 50? N. B. das Minimum, wann das
Maximum der Iahreswärme? 25. Ist dies auf allen Breitengraden gleich?
26. Unterscheiden sich in dieser Beziehung die nördliche und südliche Halb-
kugel wesentlich? 27. Betragen für einen einzelnen Ort die äußersten
Schwankungen in der mittleren Jahrestemperatur viele Grade? 28. Was
versteht man unter Isothermen? 29. Wie verhalten sich dieselben hinsicht-
lichtlich ihrer Lage zu den Breitenkreisen? 30. Was versteht man unter
dem Wärmeäquator, und wie verhält sich derselbe zum mathematischen Acqua-
tor der Erde? 31. Welche Temperatur zeigt der Wärmeäquator? 32.
Was versteht man unter den Kältepolen? 33. Wo befinden sich dieselben
nach ihrer geopraphischcn Lage? 34. Welche Halbkugel ist kälter, die nörd-
liche oder südliche? 35. Womit ist dies zu beweisen? 36. Auf welcher
Halbkugel entfernen sich die Isothermen weiter vom Aequator und den Brei-
tenkreisen nach den Polen hin? 37. Welche Erscheinung bietet der Lauf
der Isothermlinien an den Ost- und Westküsten der Continente? 38. Warum
macht die Westküste von Südamerika hievon eine Ausnahme? 39. Hängt
die Biegung der Isothermen nur von der Sonne ab? 40. Welchen Einfluß
üben die Winde oder die Wärmekapacität des Meeres aus? 41. Welche
Wirkung auf die Temperatur zeigen die 3 großen Meeresströmungen?
42. Welche Verhältnisse in den Oertlichkeiten erhöhen oder mindern die
Temperatur? 43. Wie läßt sich die Richtigkeit dieser Thatsache gründlich
nachweisen? 44. Was versteht man unter Isothermen und Isochimenen?
45. Wie weichen dieselben von den Isothermen ab? 46. Worin liegt der
Grund, daß die Disterenz der mittleren Sommer- und Wintertemperatur in
den dem Meere nahe liegenden Gegenden geringer, als im Innern der Con-
tinente ist? 47. Welche Unterschiede zeigt das oceanische und das continen-
tale Klima? 48. Wodurch wächst die Disterenz der mittleren Sommer-
und Wintertemperatur? 49. Wo ist sie am bedeutendsten? 50. Wie
kommt es, daß das um 8° nördlicher gelegene Moskau die gleiche mittlere
*) Den Holländer Cornelius Drebbell (1590).
26*
1910 -
München
: Oldenbourg
- Hrsg.: Moller, J., Loeßl, Vinzenz, ,, Zwerger, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
238
124. Das Thermometer.
Es besteht aus einer Glasröhre, welche oben zugeschmolzen,
unten aber zu einer Kugel ausgeblasen ist. Diese Kugel und Röhre
werden bis zu einer gewissen Höhe mit Quecksilber oder auch Wein-
geist gefüllt. Bei Erwärmung der Kugel dehnt sich das Quecksilber
aus und steigt im Rohre, bei Abkühlung sinkt es. An dieser Aus-
dehnung (dem Steigen) oder an dem Zusammenziehen (dem Fallen)
des Quecksilbers erkennen wir das Zu- und Abnehmen der Wärme.
Das Quecksilber ist zur Herstellung von Thermometern am
geeignetsten; denn es ist für einen Wechsel der Temperatur sehr
empfindlich, es hat einen hohen Siedepunkt (400° C.) und tiefen
Erstarrungspunkt; es dehnt sich wie keine andere Flüssigkeit im
gleichen Verhältnisse mit der Temperaturzunahme aus. Zur
Messung tiefer Kältegrade (unter —35° C.) läßt es sich, weil
die Ausdehnung in der Nähe seines Gefrierpunktes unregelmäßig
wird, nicht mehr verwenden; man bedient sich alsdann eines
Thermometers, welches mit gefärbtem Weingeist gefüllt ist, der
bei keiner bei uns vorkommenden Temperatur erstarrt.
Taucht man die Thermometerröhre in frischgefallenen Schnee
oder schmelzendes Eis, so bleibt das Quecksilber auf einem tiefen
Punkt stehen. Diesen Punkt wird das Thermometer stets dann
zeigen, wenn die Temperatur so niedrig ist, dah Wasser in Eis
sich verwandelt; man nennt ihn daher Eis- oder Gefrierpunkt,
wohl auch — da er mit Null bezeichnet wird — Nullpunkt.
In kochendes Wasser gebracht, wird das Quecksilber in der
schwachen Glasröhre schnell und hoch steigen und endlich auf
einem festen Punkt stehen bleiben; man nennt diesen darum
den Siedepunkt. Der Thermometerstand unter dem Nullpunkt
wird mit — (minus), der über demselben mit + (plus) bezeichnet;
doch wird letzteres Zeichen häufig weggelassen.
Gefrier- und Siedepunkt sind demnach zwei feste Punkte,
welche an jedem Thermometer angegeben sein müssen. Den
Abstand dieser Punkte teilt man in eine bestimmte Anzahl Teile
oder Grade ein: Reaumur hat 80, Celsius 100 und Fahrenheit
180 Grade angenommen.
Da es also mehrere Arten von Thermometern gibt, so ist bei
der Angabe von Graden stets hinzuzufügen, nach welcher Ein-
teilung sie zu verstehen sind; aus demselben Grund ist es aber
auch wünschenswert die Thermometergrade nach den verschiedenen
Skalen umrechnen zu können. 80° R. sind 100° C. oder 180° F.;
daraus folgt, dass 4° R. == 5° C. = 9° F. sind. Nun hat aber
1853 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
357
z. B. legen eiserne Reisen heiß um die Wagenräder, damit sie um so
fester sitzen, wenn sie wieder kalt geworden sind: denn um eben so
viel, als ein Körper sich durch die Wärme ausgedehnt hatte, zieht er
sich wieder beim Erkalten zusammen.
Auf der Ausdehnung der Körper durch die Wärme beruht auch
das Thermometer, mit welchem man die Wärmegrade misst, und
welches man daher zu deutsch auch Wärmemesser nennen kann. Es
ist ein dünnes hohles Glasröhrchen mit einer kleinen Glaskugel, in
welcher sich Quecksilber befindet. Wird letzteres erwärmt, so dehnt es
sich aus und muß in der Röhre steigen; weil es in der Kugel nicht
mehr Raum genug hat. Wenn die Kugel kalt wird, fällt das Queck-
silber wieder. Da, wo dasselbe im schmelzenden Schnee stehen bleibt,
ist der Nullpunkt, und der Siedepunkt dort, wo das Quecksil-
der im siedenden Wasser stehen bleibt. Wenn der Zwischenraum vom
Null- zum Siedepunkte in 80 Theile oder Grade eingetheilt
ist, so ist es ein Thermometer nach Reaumür oder nach alt-fran-
zösischem Maße; Celsius zählt 100 Grade vom Gefrier- zum Siede-
punkte, und Fahrenheit gar 180. — Den meisten nördlichen Bewoh-
nern der Erde sind 16 Grad Wärme nach altem Maße am zuträglichsten;
in den Sommermonaten steigt jedoch auch bei uns das Thermometer im
Schatten zuweilen bis aus 28 Grad. In einem gewöhnlichen Winter fällt
es nicht leicht tiefer als 10 bis 12 Grad unter den Gefrierpunkt, in
einem sehr kalten jedoch auch bis auf 24 Grad und noch darüber.
Daß nicht alles Wasser zu ewigen Eisklumpen erstarrt, daß unser
Blut in den Adern strömt, daß die Säfte der Pflanzen emporsteigen
und Blätter, Zweige, Blüthen und Früchte hervorbringen, daß Eier und
Gesäme sich entwickeln, daß Dünste sich zu Wolken sammeln u. s. w.,
kurz, daß unser Leben und Dasein sich stiftet, verdanken wir der Wärme.
Und wie stünde es um uns, hätten wir das Feuer nicht? —
Alle wohlthätigen Wirkungen des Wärmestoffes aber verdanken
wir dem in ihm verborgenen Triebe, sich kalten Körpern mit-
zutheilen. Legt man ein glühendes Eisen auf einen kalten Stein
oder in kaltes Wasser, so geht die Hitze des Eisens so lange in den
Stein oder in das Wasser über, bis beide gleich warm sind. Die
Metalle- nehmen die Wärme leicht an, verlieren sie aber auch schnell
wieder; Wolle, Seide, Holz, Federn, und vor allem die Luft nehmen
sie dagegen nur langsam an, bleiben dafür aber auch lange warm.
Erstere nennt man daher gute, letztere schlechte Wärmeleiter. Klei-
der, aus letzteren gemacht, halten die Wärme des Körpers zusammen;
wären sie aber gute Wärmeleiter, so würde uns im Sommer selber
oft nur allzu kühl. Auch auf kleinere und größere Entfernungen hin
theilt sich die Wärme mit, indem sie von den warmen Körpern in
geraden Linien ausgeht; man nennt dies die Wärmestrahlung. Die
Wärmestrahlen kann man, wie die Lichfftrahlen, durch einen Schirm
aufhalten; man denke nur an den Ofenschirm!
1846 -
Aachen
: Benrath
- Autor: Kaltenbach, Johann Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
29
peratnr) der Lust und des Waffers messen und bestimmen. Der
Kältezustand, in welchem das Thauwetter eintritt und der Schnee
zu schnülzen beginnt, wird der Schmelzpunkt, auch Gefrier-
punkt, am Thermometer Nullpunkt, genannt. Hat das Thau-
wetter guten Fortgang und wird die Luft wärmer, so steigt das
Quecksilber des Thermometers auf 1, 2, 3, 4 u. s. w. Grade;
tritt aber im Gegentheil größere Kälte ein, so sinkt es um 1,
2, 3, 4 rc. Grade unter den Nullpunkt. Die Grade über dem
Nullpunkte heißen Wärmegrade und werden mit -s- (plus)
bezeichnet; die Grade unter dem Schmelz- und Gefrierpunkt hei-
ßen Kältegrade und werden mit — (minus) bezeichnet. Steht
kein Vorzeichen, so hat man sich + zu denken. -J- 12° heißt
demnach 12 Grad Wärme, — 12° aber 12 Grad Kälte. Die
gewöhnliche Winterkälte beträgt bei uns — 9 bis — 12°; im
Winter 1837—1838 sank das Thermometer am 17. Januar ein-
mal ans — 19°. Die gewöhnliche Sommerwärme steigt auf -+■
18 bis + 20°, ini vorigen Sommer stieg sie an drei Tagen auf
+ 25°, und 1842 am 19. August auf + 26°.
Je weiter man nach Norden reiset, desto größer die Winterkälte
und desto tiefer sinkt das Thermometer. In Tornea am bottni-
cheu Meerbusen fand man 1810 die Kälte — 46°; zu Nertschinsk
können und dessen Einrichtung zu erklären. Er besteht aus
einer dünnen Glasröhre, an welcher sich unten eine Hohlku-
gel befindet. Die Röhre wird durch Kochen luftleer gemacht
und theilweise mit Quecksilber gefüllt und zugeschmolzeu.
Setzt man diese Röhre in siedendes Wasser, so wird das
Quecksilber durch die Wärme ausgedehnt und steigt allmählig
bis zu einem gewissen Punkte, den man den Siedepunkt
nennt, und mit einem Strichlein bezeichnet. Setzt man die
Röhre in Wasser, das zu gefrieren beginnt, oder mit Schnee
gemischt wird, so zieht die Kälte die Quecksilbersäule zusam-
men, so daß sie bis zu einem gewissen Punkte herabfinkt,
den man Gefrierpunkt oder Nullpunkt nennt. Den Zwi-
schenraum zwischen dem Gefrierpunkt und dem Siedepunkt
theilte Reaumur in 80 gleiche Theile oder Grade, schrieb au
den Gefrierpunkt 0 (daher Nullpunkt) und von ihm aufwärts
die Zahlenreihe von 1—80, so daß auf den Siedepunkt 80
zu stehen kam. Gleich große Grade trug er vom Nullpunkt
abwärts an, und bezeichnet sie ebenfalls mit den Zahle» 1,
2, 3, 4 Jt,
1883 -
Wiesbaden
: Kunze
- Autor: Rohmeder, Wilhelm, Schacht, Theodor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vom Klima.
81
betrifft, so richtet sie sich 1) zunächst und hauptsächlich nach
der Polhöhe der Länder, und es läßt sich im allgemeinen
sagen: je entfernter von den Polen, desto wärmer,
und je näher denselben, desto kälter. Allein wenn in
der Nähe des Äquators die Temperatur sich das ganze
Jahr hindurch ziemlich gleich bleibt, so beginnt schon einige
Grade n und s davon ein Unterschied von 2 Jahreszeiten,
einer nassen (Sommer), wo die Sonne am höchsten, und
einer trocknen (Winter), wo sie am schrägsten steht. In der
gemäßigten Zone wächst der Unterschied, es zeigen sich 4
Jahreszeiten, die nahe dem Polarkreise wieder in 2, einen
höchst kurzen Sommer und einen sehr langen Winter, übergehen.
Hat man zu bestimmten Stunden eines Tages den Stand des
Thermometers beobachtet und aufgezeichnet, so ergibt sich leicht aus
den verschiedenen Angaben der Durchschnitt, d. h. die mittlere Hempe-
ratur des ganzen Tages; aus der mittleren Temperatur der Tage
geht die eines Monats, einer Jahreszeit hervor.
Bei der Betrachtung der Temperaturverhältnisse eines Ortes ist
indes nicht bloß die mittlere Temperatur des ganzen Jahres von
Bedeutung, sondern auch die der einzelnen Jahreszeiten, be-
sonders bei weiterem Abstand von den Tropen, weil die Verlängerung
der Sommer- und die Verkürzung der Wintertage von vielem Einflüsse
ist. So dauert z. B. der längste Tag in Petersburg 18 7a Stunden,
in Drontheim über 20 Stunden; es steht also die Sommersonne, wenn
auch tief, sehr lange über dem Horizonte. Die mittlere Temperatur
der drei Wintermonate beträgt zu Frankfurt etwa 1/2 0 über Null, zu
Drontheim 5u unter Null; dagegen ist sie in den drei Sommermonaten
für beide Orte fast gleich. Sonst könnte auch zu Drontheim am 63.
Breitengrade kein Korn gedeihen.
Man hat auf Globen und Karten die Orte mit gleicher mittlerer
Jahrestemperatur durch Linien verbunden; solche Linien nennt man
Isothermen. Dieselben verlaufen aber meist nicht parallel mit den
Breitengraden, sondern schwingen sich bald süd- bald nordwärts. Die
Abnahme der Wärmegrade vom Äquator gegen die Pole zu ist also
keine völlig regelmäßige; denn sonst müßten alle unter dem gleichen
Breitengrade liegenden Orte auch die gleiche Temperatur haben. Daß
dies uicht der Fall ist, hat darin seinen Grund, daß die Temperatur-
unterschiede nicht bloß von der wechselnden Erdstellung zur Sonne und
der dadurch bedingten Einstrahlung (Insolation) abhängig sind,
sondern auch noch durch andere Umstände sehr wesentlich mit bestimmt
Schachts Schulgeographie, 16. Aufl. 6
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vom Regen.
309
5. Mit der Menge des Regens steht das seltnere oder öftere
Fallen (die Vertheilung im Jahreslanfe) in gewissem Verhältniß. Wie
bedenklich wäre der Anbau des Getraides, Obstes, Weins, und der Küchenpflanzen,
wenn die 23" Regen bei uns rasch hintereinander, etwa in einem Frühlings- oder
gar Herbstmonat herab fielen! Zum Glück steht es anders, es regnet wenig
bei uns, aber desto öfter, und so findet ein stäter Wechsel zwischen trockner
und nasser Witterung statt. Eine Regel darin entdecken, wird wohl zu schwierig
sein. Nur soviel ergibt sich aus vielen in unsrer Zone gemachten Beobachtungen,
daß es in den westlichen Küstenstrichen Europas mehr zur Herbstzeit, entfernter
davon B. im östlichen Frankreich und im Innern Deutschlands) mehr im
Frühling und Sommer regnet*). Je weiter nach Osten, desto weniger feucht
die Winter. Zu Jrkuzk und Jaknzk hat man fast den ganzen sehr kalten Winter
hindurch hellen Himmel.
Der heiße Erdgürtel unterscheidet sich auch hierin von den beiden ge-
mäßigten. Dort ist nicht allein die jährliche Menge des Regens größer;
er fällt anch seltner und periodisch, und gewöhnlich für jede Gegend erst
dann, wenn die Sonne den höchsten Stand erreicht hat. Am Aequator selbst
tritt zweimal des Jahrs regnichte Zeit ein; doch schon in Entfernung von
wenigen Breitegraden gibt es nur Eine Regenperiode; weshalb man den tropi-
schen Ländern zwei Jahrszeiten zuschreibt, die langdauernde trockne und
die kürzere nasse. Beide wandern gleichsam mit der Sonne, indem die Süd-
hälfte der beißen Zone trockne Zeit hat, wenn die Sonne über der Nordhälfte
steht, und so umgekehrt. Auch bemerkt man, daß der Regen dort meistens mit
Eintritt der Nacht nachläßt, um mit Aufgang der Sonne wieder zu beginnen.
Furchtbar ist alsdann das Toben der Gewitter, von entsetzlichen Orkanen be-
gleitet, und der Regen gießt nicht in Tropfen, sondern in Wasserstrahlen herab.
Zu Cayenne (im französischen Gniana) fiel einmal in 36 Stunden eine Wasser-
masse von 37 Zoll Höhe, also mehr als bei uns im ganzen Jahre.
In Ostindien ist die eigenthümliche Erscheinung, daß die Regenzeit zwischen
Ost- und Westküsten wechselt; Malabar z. B. hat seine Regenzeit im Sommer,
Coromandel im Winterhalbjahr. Beide Küsten sind aber durch das Gebirge
Ghates geschieden und regelmäßig periodischen Winden, den Monsunen, ausgesetzt,
wie wir in folgendem §. sehen werden. * 3
*) Folgendes aus Kriegk's Angaben über die klimatischen Verhältnisse zu
Frankfurt mag hier Platz finden: der dortige jährliche Niederschlag beträgt
im Durchschnitt 25" 10'", und ist in den 3 Sommermonaten größer als in den
3 Wintermonaten. Für stärkste Ergüsse gelten Gewitter, wie die am 23. Mai
1829 und 24. Juli 1831, wo die Regenmenge 2" 8"' betrug; der große Schnee-
fall am 17. März 1827 ergab 9'". Der mittlere größte Wärmestand zu Frank-
furt beträgt 25,8° R. und mittlere größte Kälte — 11,5°. Die Wärme
steigt daselbst eher auf 28°, als die Kälte auf 16 und darüber. In diesem
Jahrhundert fiel das Thermometer nur dreimal auf — 20°, am 2. Febr. 1830
aus 22,3° was als Maximum der Kälte zu betrachten. Die größte Wärme dieses
Jahrh, war den 19. Juni 1827, nämlich 28,8°, und 29° den 17. Juli 1852.
1878 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Vorbrodt, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
250
Natur- und Culturleben.
Blutes richtig erkannt, so daß es demnach mehr als zwei Jahrtausende nach Er-
findung der Pumpwerke bedurft hatte, um einen ausgezeichneten Menschen auf
solche Gedanken zu bringen. — Das ist wahrlich schon sehr demüthigend! —
Wie aber nahmen seine Zeitgenossen und seine Mitgelehrten diese Wahrheit auf? —
Es ist noch demüthigender, es zu erzählen, daß Harvey mit Schimpf und Spott
verfolgt wurde, daß seine Kollegen ihn anfeindeten und die Patienten — sich von
ihm, als einem Barbaren, der das Herz wie eine Pumpe behandelt wissen wollte,
zurückzogen.
Zum Glück nahm sich's Harvey nicht sehr zu Herzen, denn er erreichte ein
hohes Alter und hatte die Freude, daß er als Greis die Anerkennung fand, die
man dem verdienstvollen Manne versagte. Bernstein.
116. Das Thermometer und die Ausdehnung der Körper
durch Wärme.
Von allen physikalischen Instrumenten findet wohl keines häufigere Anwen-
dung und ist für den Physiker unentbehrlicher als das Thermometer. Nach
der gewöhnlichen Einrichtung besteht dasselbe aus einer gläsernen Röhre, welche
sich unten in eine Kugel erweitert und mit Quecksilber ge-
füllt ist. Neben der Röhre ist eine Scala angebracht, auf
welcher zunächst zwei feste Punkte, der Eis- und der
Siedepunkt, bemerkt sind. Der erstere wird bestimmt,
indem man die Kugel und den unteren Theil der Röhre in
schmelzendes Eis oder Schnee taucht und die Stelle bezeich-
net, bis zu welcher das Quecksilber in der Röhre sinkt. Der
Siedepunkt aber wird bestimmt, indem man das Thermo-
meter in siedendes Wasser taucht und die Stelle bemerkt,
bis zu welcher das Quecksilber in der Röhre steigt. Den
Zwischenraum zwischen beiden Punkten theilt man in
Deutschland am gewöhnlichsten in achtzig gleiche Theile,
welchen man den Namen Grade gibt. Eben solche Theile
trägt man auch unter dem Eispunkte und über dem Siede-
punkte auf. Die Grade über dem Eispunkte nennt man
auch wohl Wärmegrade, die unter dem Eispunkte Kälte-
grade *).
Wir begegnen auch bei dem Thermometer, so wie bei
dem Barometer wieder dem Quecksilber. Während man
jedoch zur Füllung der Barometer sich des Quecksilbers
wegen seines großen Gewichtes bedient, beruht die Anwen-
*) Die Thermometer mit zwei festen Punkten sind zuerst um's Jahr 1710 von
Röaumur in Frankreich und von Fahrenheit in Danzig angefertigt worden. Wäh-
rend jedoch Rsaumur den Eispunkt mit Null und den Siedepunkt mit 80 bezeichnete,
schrieb Fahrenheit an den Eispunkt 32 und an den Siedepunkt 212, so daß also bei
Fahrenheit zwischen dem Eispunkt und dem Siedepunkt 180 Grade zu liegen kommen.
Bei einer dritten', zuerst von dem Schweden Celsius angewendeten Eintheilung wird,
wie bei Reaumur, der Eispunkt mit Null, der Siedepunkt aber mit 100 bezeichnet.
Fig. 37.
1873 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 406 —
Fragen zur Wiederholung von § 129 u. 130.
1. Was versteht man unter Atmosphäre? 2. Woraus besteht sie?
3. Welche 3 Haupteigenschaften hat dieselbe? 4. Welche Verhältnisse be-
dingen das Klima? 5. Welche Wirkungen üben Wärme und Kälte ans
alle Körper aus? 6. Welches Instrument beruht auf diesem Gesetz?
7. Was bedeutet dieser Name? 8. Wie ist dieses Instrument eingerichtet?
9. Warum bedient man sich zur Füllung desselben am besten des Queck-
silbers? 10. Wen hält man gewöhnlich für den Erfinder desselben?*)
11. Wie ist das Thermometer eingerichtet? 12. Von welchem Punkte aus
zählt man gewöhnlich die Grade, und mit welchem Punkte endigt dasselbe?
13. In wie viel Grade theilt man den Raum zwischen dem natürlichen
Frostpunkte und dem Siedepunkte des Wassers? 14. Wie viel Grade zählt
die Skala von Reanmür, wie viel die von Celsius? 15. Wie unterscheidet
sich die Skala von Fahrenheit von den vorigen? 16. Wie redncirt man
die Angaben von Celsius in Grade von Reanmür, und umgekehrt? 17. Wie
viel Grade zählt Fahrenheit vom künstlichen Gefrierpunkt bis zum Siede-
Punkt des Wassers? 18. Wie lassen sich Angaben von Fahrenheit in Grade
von Celsius und Reaumür verwandeln? 19. Welche Skala ist jetzt in
Deutschland und Frankreich die üblichste?
20. Was bezeichnet der Begriff Temperatur? 21. Was versteht man
unter mittlerer Tages- und Jahrestemperatur? 22. Wie findet man die-
selbe? 23. Um welche Tageszeit ist die größte, wann die geringste Wärme,
wann giebt das Thermometer die mittlere Tagestemperatur im Allgemeinen
an? 24. Wann fällt auf dem 50.° N. B. das Minimum, wann das
Maximum der Jahreswärme? 25. Ist dies auf allen Breitengraden gleich?
26. Unterscheiden sich in dieser Beziehung die nördliche und südliche Halb-
kugel wesentlich? 27. Betragen für einen einzelnen Ort die äußersten
Schwankungen in der mittleren Jahrestemperatur viele Grade? 28. Was
versteht man unter Isothermen? 29. Wie verhalten sich dieselben Hinsicht-
lich ihrer Lage zu den Breitenkreisen? 30. Was versteht man unter dem
Wärmeäquator, und wie verhält sich derselbe zum mathematischen Aequa-
tor der Erde? 31. Welche Temperakur zeigt der Wärmeäquator? 32. Was
versteht man unter den Kältepolen? 33. Wo befinden sich dieselben nach
ihrer geographischen Lage? 34. Welche Halbkugel ist kälter, die nördliche
oder südliche? 35. Womit ist dies zu beweisen? 36. Auf welcher Halb-
kugel entfernen sich die Isothermen weiter vom Aequator und den Breiten-
kreisen nach den Polen hin? 37. Welche Erscheinung bietet der Lauf der
Jsothermlinien an den Ost- und Westküsten der Kontinente? 38. Warum
macht die Westküste von Südamerika hievon eine Ausnahme? 39. Hängt
die Biegung der Isothermen nur von der Sonne ab? 40. Welchen Einflnß
üben die Winde oder die Wärmekapazität des Meeres aus? 41. Welche
Wirkung auf die Temperatur zeigen die 3 großen Meeresströmungen?
42. Welche Verhältnisse in den Oertlichkeiten erhöhen oder mindern die
Temperatur? 43. Wie läßt sich die Richtigkeit dieser Thatsache gründlich
nachweisen? 44. Was versteht man unter Jsotheren und Jsochimenen?
45. Wie weichen dieselben von den Isothermen ab? 46. Worin liegt der
*) Dm Holländer Cornelius Drebbell (159(1).
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
302
Von der Temperatur.
erklären. Davon hernach. Die Hauptregel bleibt dieselbe, daß nemlich die Wärme
mit senkrechter Entfernung vom Meerspiegel abnimmt, und folglich Länder unter-
gleichem Parallel, doch von verschiedener Seehöhe, auch verschiedene Temperatur
haben. Baireuth und Mainz (50° Breite) haben etwas verschiedene mittlere
Jahreswärme, desgleichen Barcellona und Madrid, das nngrische Tiefland und
Graubündten, das Plateau Persiens und Mesopotamien, das Anahuac und die
Insel Hayti k.
Anmerk. Man hat versucht, die Höhe der Gebirge blos nach dem Ther-
mometer zu bestimmen, allein die Resultate siud zu ungenau. Zunächst wirken
die Jahrszeiten darauf ein; denn fällt im Januar bei einer senkrechten Erhebung
von 1025' das Thermometer um 1° Reaumur, so fällt es im Julius um 2°;
und so wächst dies Fallen in der ersten Jahreshälfte, wie es in der zweiten von
Monat zu Monat sich verringert. Auf sehr hohen Gebirgen gibt es auch noch
besondere Temperaturwechsel, die auf das Quecksilber einwirken, so daß das
Thermometer nur als Beihülfe des Barometers bei Messungen dienen kann.
Zwischen den Tropen, wo die Witterung beständiger ist, lassen sich schon eher
Höhen nach der abnehmenden Wärme bestimmen, jedoch nur auf niedern
Gebirgen.
b) Die Wärme des beweglichen durchsichtigen Meers haben wir
im vorigen Kapitel besprochen. Anders ist die Einwirkung des Son-
nenlichts auf das undurchsichtige feste Land, das die Strahlen nicht in
sein Inneres eindringen läßt, folglich auch nicht so tief unter der
Oberfläche von ihnen erwärmt wird; wo hingegen die Oberfläche selbst
einer großem Erwärmung und großem Abkühlung fähig ist, als die
obere Schicht des Meerwassers.
Unsre Keller sind Zeuge davon, im Sommer kühler als die Luft draußen,
und im Winter wärmer; eben deshalb zur Aufbewahrung von Früchten und
Getränken geeignet. Bei 35 Fuß im Boden ist der Unterschied von Sommer
und Winter nur noch wenig zu verspüren, und mit 70 bis 80' erreicht man
vollends die Grenze der unterirdischen Einwirkung der Jahrszeiten. Das Ther-
mometer zeigt in dieser Tiefe (nemlich bei uns in Deutschland) das ganze Jahr
durch denselben Grad. und zwar einen Grad, der merkwürdig genug mit der
mittleren Jahrstemperatur an der Oberfläche übereinstimmt. In Aequatorial-
gegenden braucht es also keines so tiefen Hinabsteigeus dazu. Da nemlich der
dortige Wärme-Unterschied zwischen trockner und nasser Jahrszeit unbedeutend ist,
so trifft man schon bei ein Paar Fuß im Boden — versteht sich, an Stellen die
vor Sonne und Regen geschützt sind — denjenigen Punkt, wo das Quecksilber
während des ganzen Jahrs den gleichen Stand behauptet. Es läßt sich deshalb
annehmen, daß Quellen von stets gleicher Temperatur unterhalb jenes Punktes
entspringen müssen, und um so tiefer unter demselben, je höher ihre Temperatur
ist. Denn weiter abwärts von der genannten unterirdischen Grenze nähert man
sich stufenweis der innern Erdwärme, wie tiefe Kohlen- und Erzschachte beweisen,
worin das Thermometer mit je 200' Tiefe um einen Grad steigt.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Von der Temperatur.
303
Wer zur Sommerzeit Abends und Morgens in einem See badet, macht die
Erfahrung, daß Tageshitze und Nachtkühle im Wasser nicht so groß sind, als
auf dem Laude. Eben so findet zwischen mittlerer Sommertem-
peratur und der des Winters eine größere Differenz auf dem
festen Lande statt, als auf dem Ocean. Und diese Differenz steigt, aus
der gleichen Ursache, mit der Entfernung vom Aequator gegen die Pole hin, auf
dem Lande viel stärker als auf dem Meere. Zu Neu-Orleans ist die Sommer-
temperatur 22,5 und die des Winters 10,7; Differenz also 11,3. In gleichem
Abstand vom Aequator (etwa am 30. Breitegrad) hat der atlantische Ocean im
Sommer 19,25 und im Winter 15,4; also Unterschied 3,85. Madrid, nicht weit
von 40" Breite, hat Sommers 18,7 und Winters 4,48, also Unterschied 14,22;
während unter gleicher Breite der Ocean 16,4 im Sommer und 12 im Winter
hat, also Unterschied 4,4.
Natürlich wirken See- und Landklima in der Küstennähe auf einander
ein. So ist das Mittelmeer, je nach der Jahrszeit, etwas wärmer und etwas
kühler als der Ocean, wegen der Einfassung durch Land; und Irlands Tempera-
tur ist im Winter und Sommer milder als andre europäische Länder unter glei-
cher Breite, eben wegen seiner Umgebung vom Meere. Das Küstenland Nord-
frankreichs hat zu kühle Sommer für den Weinbau, während die weiter landein-
wärts gelegene Champagne guten Wein erzeugt. Maracaybo ist ein Küstenort
Südamerikas, Kouka liegt mitten in Nordafrika, beide in der heißen Zone. Die
Differenz zwischen Sommer und Winter zu Maracaybo beträgt 2,08; die zu
Kouka aber 4,2. Moskau liegt beinah 4 Breitegrade südlicher als Petersburg;
die Differenz zu Moskau ist aber 21,6 und zu Petersburg, wo man sie für größer
halten möchte, 19,4. Soviel bewirkt der Abstand der ersteren Stadt von der
Seeküste.
e) Die südliche Hemisphäre ist im Ganzen kälter, als die nörd-
liche. Die Ostküsten der Welttheile sind kälter, als die westlichen. Die
neue Welt ist kälter als die alte. — Dies sind Erfahrungen, die sich
auf vielfache Beobachtungen stützen.
1) Die mindere Wärme auf der südlichen Halbkugel ist leicht be-
greiflich. Dort ist die größere Wassermasse, dort liegt das Eismeer nicht in so
großem Abstande vom Aequator, und schieben sich die schwimmenden Eisschollen
viel weiter vor, als vom Nordpol her; weshalb auch die Weltumsegler nicht so
weit gegen Süd als gegen Nord vordringen konnten. Die Südspitze Amerikas,
obwohl nicht entfernter vom Aequator als Norddeutschlaud, ist beinah das ganze
Jahr voll Schnee. Näher dem Aequator mäßigt sich dieser große Unterschied,
verschwindet aber nicht ganz, so daß die heißeste Mitteltemperatur nicht einmal
am Aequator, sondern 3" nördlicher, also auf unsrer Halbkugel, sich vorfindet.
2) Wie viel auf die Lage nach Ost und West ankommt, können wir
schon bei uns aus der verschiedenen Temperatur des Ost- und Westwindes
schließen. Die West- und Ostküsten Englands, Italiens, Skandinaviens, liefern
deutliche Belege. Liegt auch eiu Land nicht unmittelbar am Meere, so thut sich
1907 -
Stuttgart
: Nitzschke-Brettinger
- Autor: Regel, Fritz
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
seiner Breite entsprechende Temperatur und hält das Treib-
eis von den norwegischen Küsten ab, deren Häfen auch iu
hoher Breitenlage nicht zufrieren. Man vergleiche z. B.
Hammerfest mit deu eisumpanzerten Gegengestaden von
Labrador oder mit den ostasiatischen Häsen unter gleicher
Breite! Natürlich beeinflußt diese beständige Warmwasser-
Heizung des nw. Europas auch die Lusttemperatur West-
europas, denn die West- und Nordwestwinde bringen im
Winter eine mildere Temperatur bis tief iu deu Erdteil,
während der eisige Labradorstrom seine ganze Umgebung
selbst in den Sommermonaten noch stark abkühlt. Inner-
halb der Passatzonen sind die Westküsten von Südafrika
und von Südamerika abnorm kühl durch polares Wasser
und durch kaltes Auftriebwaffer, die sich dem Benguela- und
dem Perustrom zugesellen.
3. Die Cuftbühe.
Wetter nennen wir den jeweiligen Zustand der uns
umgebenden Luft, unter Klima eines Ortes, einer Gegend
oder eines Landes verstehen wir die durch langjährige Be-
obachtung ermittelten durchschnittlichen Verhältnisse des Luft-
meeres. Dasselbe wird durch Temperatur und Niederschläge
vornehmlich bestimmt: wir sprechen von warmem und kaltem,
von feuchten! und trockenem Klima, resp. von trocken-warmem
und trocken-kaltem, von feucht-warmem und feucht-kaltem
Klima.
a. Die Temperaturverteilung. Wir messen die
Temperatur für wissenschaftliche Zwecke zumeist mit dem
Thermometer von Celsius, welches den Zwischenraum
zwischen dem Taupunkt und dem Siedepunkt des Wassers
im Meeresniveau in 100 Teile oder Grade einteilt. Im
gewöhnlichen Leben ist bei uns Deutschen auch wohl noch
das 80teilige Thermometer von R^aumur in Gebrauch,
die Angelfachsen halten leider immer uoch an der von
Fahrenheit aufgestellten Einteilung seft, was die Ver
gleiche wissenschaftlicher Beobachtungen ganz unnötig erschwert.
1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Öffnung gießt man nun so viel Queck-
silber in die Röhre, bis es in dieser
eine gewisse Höhe (Figur 30) erreicht
hat. Quecksilber nimmt man deshalb,
weil es sich gleichmäßig durch die Wärme
ausdehnt, bei hohen Wärmegraden siedet
und erst bei 39 ° 0. Kälte gefriert. Jetzt
wird durch Erhitzen über einer Wein-
geistffamme die noch in dem leeren Raum
der Röhre und im Quecksilber befind-
liche Luft herausgetrieben und dann
erst die Öffnung zugeschmolzen. Hierauf
bringt man das Instrument in ein Ge-
säß mit schmelzendem Eis oder Schnee.
Durch die Kälte wird das Quecksilber
zusammengezogen; es wird bis zu 0 bei
R und C fallen und da stehen bleiben,
so lange der Schnee oder das Eis nicht
ganz geschmolzen ist. Dieser Punkt,
welchen man mit einem Diamantstrich
bezeichnet, heißt Gefrier- oder Eis-
punkt. Jetzt hält man die Glasröhre
in Dämpfe, welche sich aus kochendem
Wasser erheben und genau den Wärmegrad besitzen, welchen das
Wasser erfordert, um ins Sieden zu kommen. Die Wärme dieser
Dämpfe dehnt das Quecksilber so sehr aus, daß es in der Röhre
bis m einer gewissen Höhe steigt und stehen bleibt. Auch dieser
Punkt, den man Siedepunkt nennt, wird durch einen Strich be-
zeichnet. Teilt man nun den Raum zwischen dem Gefrierpunkt und
dem Siedepunkt in Grade ein. und trägt diese auch abwärts vom
Gefrierpunkt an, so hat man ein Thermometer, das oberhalb 0,
wie man den Gefrierpunkt auch bezeichnet, die Wärmegrade und
unter 0 die Kältegrade angibt. Dieser Raum ist von nachstehenden
Physikern in mehr oder weniger Grade eingeteilt worden, so daß
wir dadurch 3 verschiedene Arten von Thermometern erhalten haben,
welche die Namen ihrer Erfinder tragen. Reaumur (R) hat
den Raum zwischen dem Gefrierpunkt und dem Siedepunkt in 80,
Celsius (E) in 100 und Fahrenheit (F) ist 180 Grade ein-
geteilt , wie wir uns an Figur 30 überzeugen können. Im Roau-
murschen und Celsiusschen Thermometer werden die Kältegrade
vom Gefrier- oder Nullpunkt abwärts gezählt, Fahrenheit' ab er-
suchte an seinem Thermometer, indem er ihn in eine Mischung von
Schnee, Salmiak und Kochsalz setzte, noch einen künstlichen Gefrier«
Punkt 0 (F) und teilte den Raum zwischen diesem und dem natür-
lichen in 32 ° ein, so daß 32 Grad Fahrenheit mit 0 Grad Noam
mur und Celsius zusammenfallen.
Fig. 30.
1832 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
4 Bewegung der Erde. Jahrszeiten. Zonen.
einmal Sommer. Die Zeit zwischen Winter und Sommer heißt
Frühling; die Zeit zwischen Sommer und Winter Herbst.
Vier Jahrszeiten. Die Jahrszeiten sind sich natürlich auf den
beiden Halbkugeln immer entgegengesetzt; hat die nördliche
Sommer, so hat die südliche Winter, und hat die südliche
Herbst, so hat die nördliche Frühling. Die vier Jahrs-
zeiten sind aber nur in den Gegenden zwischen den Wendezirkcln
und den Polarkreisen, welche Gegenden man auch die beiden ge-
mäßigten Zonen nennt. In den tropischen Gegenden ist be-
ständig Wärme und gar kein Winter, weil dieser Theil der
Erde am meisten und beständig der Sonne zugewendet ist; die tro-
pischen Gegenden heißen deshalb auch die heiße Zone. Einen
Theil des Jahrs hindurch, gewöhnlich, wenn die Sonne am höch-
sten steht, pflegt es in der heißen Zone fast beständig zu regnen
(Regnzeit), während es in dem andern Theile wenig oder gar
nicht regnet (trockene Jahrszeit). In den Gegenden von den
Polarkreisen bis zu den Polen herrscht fast beständige Kälte und
nur ein kurzer Sommer, daher heißen diese Theile der Erde die
beiden kalten Zonen. —> Wie viel Zonen giebt es also?
Welche Gegenden haben nur zwei Jahrszeiten? — Mit der Länge
der Tage und Nächte verhält es sich in den verschiedenen Zonen
anders. Unter dem Äquator sind die Tage und Nächte immer gleich
lang; je weiter man aber nach den Polen geht, desto länger findet
man die Tage im Sommer, desto länger die Nächte im Winter.
Unter den Wendekreisen dauert der längste Tag und die längste Nacht
noch nickt volle 14 Stunden, in Deutschland 16 bis 17 Stunden,
unter den Polarkreisen aber 24 Stunden; jenseit der Polarkreise geht
im Sommer die Sonne eine Zeit lang gar nicht unter, im Winter
aber auch eine Zeit lang nicht auf, und unter den Polen selbst
bleibt im Sommer die Sonne 6 Monate lang beständig sichtbar,
und eben so lange geht sie im Winter nicht auf. Deshalb ist es
aber nicht in der ganzen Zeit, in welcher die Sonne nicht sichtbar
ist, völlige Finsterniß, sondern einen großen Theil dieser Zeit
nimmt die Dämmerung ein. In der heißen Zone wechseln Tag
und Nacht sehr schnell und haben nur eine kurze Dämmerung zwi-
schen sich. Je weiter man von dem Äquator nach den Polen hin
kommt, desto länger dauert die Dämmerung.
Atmosphäre. Klima.
§. 5. Die Luft, welche die Erde umgiebt, so weit sie mit Dün-
sten angefüllt ist, heißt Atmosphäre oder Dunstkreis. Die
Atmosphäre ist mehre Meilen hoch. In derselben entstehen alle
Meteore oder Lufterscheinungen, als: Nebel, Wolken, die
oft Meilen hoch stehen, Regen, Schnee, Hagel, Gewitter, Regen-
bogen, Nebensonnen, Nebenmonde, Höhe- oder Heerrauch, Feuer-
kugeln, Irrwische oder Irrlichter, Sternschnuppen, Nord- und
Südlicht, Morgen- und Abendröthe, Steinregen, Winde, Stür-
me, Orkane. In den tropischen Gegenden wehen regelmäßige