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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 514

1855 - Mainz : Kunze
512 Pyrenaische Halbinsel. Geschichte Spaniens. männern, so sehr der ritterliche Sinn dadurch entwickelt wurde, haben doch Übeln Einfluß auf den Volksgeist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte: sie mach- len die Intoleranz dauernd. Mauren und Juden wurden ausgerottet, und Christen, deren Glaube den Priestern mißfiel, mit Martern und Feuertod ver- folgt. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche Jnquisitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und, ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inqui- sition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen belegt sind. Spanische Edelleute waren es auch, Dominicus Guzmann 1206, und Ignaz Loyola 1537, welche die Mönchsorden der Dominikaner und I e s u i t e r stifteten. In neuester Zeit ließ nun freilich das religiöse Verfolgen nach, man scbämte sich der Autodafes, aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, lim sich gegen Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab gekommen, und ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie jetzt mehr ein Gegeilstand des Bedaurens als der Achtung ist. Ihr Unglück wird noch durch Zwiste über den Thron und über den Einfluß am Hofe ver- mehrt. Ferdinand Vii. hatte nämlich 1833, dem bonrbonischen Herkommen (salischem Gesetz) zuwider, sein Töchterche» Isabelle zur Thronerbin erklärt und jenes Staatsgesetz aufgehoben. Unzufrieden damit stand gleich nach des Königs Tode sein Bruder Don Karlos als Prätendent auf, und wußte, ob- gleich ein Mann von geringem Talent, das schon unzusriedue Volk der nordöst- lichen Provinzen für sich zu gewinnen. So entspann sich ein mehrjähriger Bür- gerkrieg , blutig und verheerend und reich an Barbareien aber arm an Helden- tbaten; ilnd als endlich der unfähige Prätendent flüchten mußte, begann ein neues Partheien über den Besitz der Regentschaft. Seit 1845 ist nun freilich die junge Jsabella als Königin anerkannt, aber Spanien bleibt darum nicht minder der Tummelplatz des Ehrgeizes und der Intriguen, wo selbst über den Rechten der neuerdings hergestellten Cortes die Ungewißheit schwebt, ob sie dauern oder ver- nichtet werden sollen. Spanien läßt sich übrigens wie eine Insel betrachten, woraus das Ausland weniger einwirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Sitten und Trachten, und selbst in Werken der Poesie und der bildenden Künste. Von Natur ist das Volk reich begabt; leidenschaftlich und von lebhafter Einbildungskraft, wie das italische, steht es an Ernst des Lebens. an Charakter und Gemüth offenbar höher, und seine Sprache (der kastilianische Dialect) kaun für majestätisch gelten. Bei solchen Anlagen müßten die Spanier im Gebiete der Literatur Außerordentliches geleistet haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, religiös und politisch, ein- gezwängt worden wäre. So aber stehen sie in Geschichtschreibung und Philosophie den Deutschen und Engländern nach. Nur in der Poesie besitzen sie bedeutende beschäftigt wurden. Am Ende der Regierung des 3ten Philipp zählte man zu Sevilla nur noch 400 solcher Stühle.

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1. Weltgeschichte für die katholische Jugend - S. 319

1840 - Münster : Theissing
D i e Spanier. 319 aber wurden durch Erbschaften, Eroberungen u. s. w. bis auf drei vereinigt, Castilien, Arragonien und Navarra. Nun ver- mählte sich Isabelle, die Erbinn Castiliens, 1474 mit Ferdinand von Arragonien, dadurch wurde der Grün*» zur Einheit Spaniens ge- legt, doch Ferdinand und Isabelle vereinigten Castilien und Arragonien noch nicht, sondern nannten sich die Könige, weil Ferdinand nur Arragonien, Isabelle nur Castilien regierte. Ferdinand und Isabelle gehören zu den kräftigsten, klügsten und glücklichsten Monarchen ihrer Zeit. Sie stellten das Faustrecht ab, bändigten die trotzigen Vasallen, und führten im ganzen Reiche könig- liche Gerichtshöfe ein, die nur mit Rechtsgelehrten besetzt wurden. Zur Sicherung der Landstraßen wurden bewaffnete Bürgercompagnien errichtet, die heilige Hermandad genannt. Nach einem 10jäh- rigen schweren Kriege wurde den 2ten Januar 1492 Granada er- obert, und dem letzten Reiche der Mauren der Garaus gemacht. Die Mauren, welche die christliche Religion nicht annehmen wollten, wur- den nach Africa übergesetzt, eben so alle Juden des Landes. Die Mauren rächten ihre Vertreibung durch Seeräubereien auf dem ganzen mittelländischen Meere. Ferdinand aber, der alle Ungläubigen aus Spanien entfernt hatte, bekam vom Pabste den Titel katholischer König, erblich Jür seine Nachkommen. Auch auswärts dehnten Ferdinand und Isabelle ihre Macht aus: sie eroberten Neapel und den größten Theil von Navarra, und die Entdeckung von America, wodurch Spanien zum Besitze eines neuen Welttheils gelangte, fällt in Ferdinand's und Jsabellen's Re- gierung. tz- 104. Die Entdeckung von America. Christoph Columbus (italiänisch Colombo, spanisch Co- lon) wurde 1447 bei Genua geboren, und war früh auf dem Meere. Das Vergnügen am Seewesen trieb ihn nach Portugal, dessen Ruhm durch die Thaten in Asien damals alle Welt erfüllte. Hier heirathete er die Tochter des ersten Entdeckers von Porto Santo und Madera, Perestrello, und saß nun Tag und Nacht über dessen Charten und Tagebüchern, und kam da zur Vermuthung, daß die Erde eine Kugel sey, und nach Westen hin noch ein großes Land liege, welches viel- leicht bis an Asien herumreiche. Columbus wollte seinem Vaterlande den Vortheil dieser Ent- deckung zuwenden, und bat den Senat zu Genua um die dazu nöthi- gen Schiffe und Leute, aber die wohlweisen Rathsherren nannten ihn einen Projectenmacher. Eben so ging es ihm bei dem Könige von Portugal, Joann Ii. Ferdinand und Isabelle von Spanien wiesen den Antrag nicht ab, aber 8 Jahre mußte Columbus warten, bis Isabelle endlich, da Granada gefallen war, ihm zu Palos 3 kleine Schiffe mit 120 Mann ausrüften ließ, und mit ihm einen förmlichen Contract schloß, durch welchen ihm die Würde eines Admirals aller

2. Kleine Weltgeschichte, oder gedrängte Darstellung der allgemeinen Geschichte für höhere Lehranstalten - S. 319

1829 - Leipzig : Hinrichs
Spanien bis zürn Erlöschen des habsburg. Mann-stammes. 319 schen Throne folgte, überließ er seinem dritten Sohne, Ferdinand 4 (1759) Neapel und Sicilien, dessen Gemah- lin, Karolinc, und der Ausländer Ae ton (seit 1777) auf die Regicrungsgcschafte einen wesentlichen Einfluß behaupteten» Der Felsen Malrha, ein wichtiger Stützpunkt des Handels nach der Levante und nach Aegypten, war, wah- rend-des Mittelalters, erst in den Händen der Ostgothcn, dann der Griechen, darauf der Araber, und zuletzt der Normänner gewesen. Seit Rogers Zeiten (1090) blieb Maltha m i t S i c i l i e n vereinigt. Im Jahre 1530 über- ließ Karl 5, als König von Neapel und Sicilien, die In- sel Maltha dem von Nhodus durch die Osmancn vertriebe- nen Orden der Johanniter, der seit dieser Zeit auch den Namen Malthescrorden führte, und zum fortdauern- den Kampfe gegen die Türken verpflichtet war. — 117. Spanien bis zum Erlöschen dcö haböburgischen M a n n s st a m m e s. Spanien stand unter den europäischen Staaten auf der Sonnenhöhe seines Glückes und seiner Macht, als durch die Vermählung Isabellens von Kastilien mit Ferdinand von Aragonien (1469) die künftige Ver- einigung der christlichen Reiche in Spanien, und die völlige Unterdrückung der arabischen Herrschaft in Spanien vorbe- reitet, so wie durch die Entdeckung Amerika's (1492) der unermeßliche Reichthum dieses Erdtheils für Spanien eröffnet ward; auch erwarb Ferdinand, mit Hinterlist gegen seinen Bundesgenossen, den König von Frankreich, das ganze Königreich Neapel (1503), das mit Sicilien vereinigt, und von spanischen Viceköm'gen bis 1707 regiert ward. Eine unerwartete Sterblichkeit in der regierenden Familie brachte den Erzherzog Philipp von Ocstrcich, der mit Ferdinands und Isabellcns jüngster Tochter, Johanna, vermählt war, nach Isabellens Tode auf den Thron von Kastilien (1506). Doch verwaltete Ferdinand von Arago- nicn, nach Philipps frühzeitigem Tode (25. Sept. 1506), wegen des Wahnsinnes seiner Tochter und während seines i

3. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 404

1831 - Mainz : Kunze
404 mit den Muselmännern haben sehr Übeln Einfluß auf den spanischen Geist gehabt, was sich erst später deutlich zeigte. Sie sind dadurch zu dem unduld- . . samsten Volke der Christenheit geworden. Mauren und Juden rotteten sie in ' ihren Ländern aus; selbst jeden Christen, der nicht genau glaubte, was ihre Priester vorschrieben, verfolgte man bei ihnen mit Martern und Feuertod. Schon Ferdinand und Isabelle führten zu diesem Behuf das schreckliche Jnqui- sitionsgericht ein, das jeden heimlich Angeklagten verhaften ließ und, ohne ihm den Kläger und die Zeugen gegenüber zu stellen, durch Foltern quälte und nach Belieben verurtheilte. Man rechnet, daß seitdem durch die Inquisition 31912 Menschen verbrannt, und noch zehnmal soviel mit strengen Strafen belegt sind. Spanische Edelleute waren's auch, welche die verfolgungssüchtigen Mönchsorden der Dominikaner und Jesuiten gestiftet haben. Der Stifter des ersteren war Dominicus Guzman 1206, der des letzteren Ignaz Loyola 1537. Bei solcher Sinnesart, die alle freien Aeußerungen des menschlichen Geistes einschüchterte, mußte die tapfre, in mancher Hinsicht ehrenwerthe, Nation her- unterkommen. Gegenwärtiger Regent ist Ferdinand Vit., der schon harte Kämpfe mit einer Parthei bestanden hat, die den traurigen Zustand des Landes einsieht und das Volk gern wieder erheben möchte. Das jetzige Spanien. Auf 8'/r tausend Qm. zählt man nur 13,700000 Bew., wovon 127300 Geistliche, und unter diesen 62000 Mönche, nebst 32000 Nonnen in mehr als 3200 Klöstern. Hoher Klerus und hoher Adel besitzen ungeheure Güter, doch sind sie schlecht bebaut, wie man überhaupt nur in wenigen Gegenden Spaniens <am meisten in Biscaja) fleißige Landleute findet. Fabrikation und Handel bedeuten nicht viel. Die Unwissenheit des Volkes ist groß, und die Regierung sehr zu tadeln. Mit der Staatswirthschaft steht eö so, daß das von Natur reiche Land weit hinter andern Ländern zurück ist, und kaum ein angemessenes Kriegsheer und eine Flotte ausrüsten kaun. Der Staat gibt immer mehr aus, als er einnimmt, wodurch die Schuldenlast und deren Verzinsung steigt. Wie reifi müßte Spanien sein, wenn es Betriebsamkeit hätte! denn allein aus Peru hat es in 248 Jahren gegen 9000 Mill. Piaster gezogen. An der Spitze des Reichs steht ein erblicher unumschränkter Monarch mit dem Titel katholische Majestät. Der Erbprinz heißt Prinz von Astu- rien, die übrigen Königskinder Jnsanten mrd Jnfantinnen; die vor- nehmsten Adlichen Grandes, die niederen mehrentheils armen Edelleute, deren vor 40 Jahren 479653 gezählt wurden, Hidalgos und Ritter. Herrschende Confession, woneben keine andre geduldet wird, ist die römisch- katholische. Provinzen und Städte: — 1. Neu-Castilien in der Mitte; der südlichste Theil ist die Manch«. Madrid am Manzanares (zum Tajo) Hauptst. 120000 ©., 77 Kirchen, 72 Klöster. Der neue Königspalast, über-

4. Bd. 6 - S. 17

1846 - Braunschweig : Westermann
17 Summe der politischen Begebenheiten. fremdem Volkes. Ja, es kam jczt über England selbst, im Geleite ver- brecherischen Familienzwistes, eine lange Periode unerhörten Leidens und gräuel- voller Zerrüttung, also, daß des glücklichen Heinrich V. Sohn, welcher in der Wiege als König beider Reiche verehrt worden, zum armen Flüchtlinge und Verbannten herabsank und endlich im Kerker gewaltsamen Tod litt, ja, daß Plantagenet's heldenreichcs Geschlecht im Mannsstamme völlig erlosch, und der erschütterte Thron mühsam durch ein neues, dem Privatstande ent- stiegenes, Haus wieder befestigt ward. Indessen hatte Frankreich mehr und mehr zum weitgebietendcn und ge- schlossenen Königsstaate sich erhoben. Schon Philipp V. hatte, nebst ver- schiedenen eingezogenen Kronlehen, auch die herrliche Dauphine gewonnen. Derselbe Karl Vii., welchen vom äußersten Verderben die begeisterte Jung- frau gerettet, entriß dem Feinde zulezt nicht nur bis aus Calais alles er- oberte Land, sondern auch Guiennc, das alt-englische Besizthum in Frank- reich. Ludwig Xi. verband mit dem Reiche einige Stücke des burgun- disch en Erbes und machte es gewaltiger durch Stärkung der Königsmacht, also, daß Karl Viii., nachdem er durch Erwerbung von Bretagne die Vereinigung Frankreichs vollendet, sofort durch große auswärtige Unterneh- mungen desselben furchtbare Kraft bewährte. Er eröffnete durch seinen Kriegs- zug wider Neapel die lange Reihe blutiger und verwickelter Kämpfe um Italien, welche Anlaß und Vorspiel der neuen unternehmenden und eifer- süchtigen Politik gewesen, und gab der Erste Europa zu erkennen, welche Früchte das System des souverainen Königthums und der stehenden Heere tragen würde. Zu gleicher Zeit entwickelte sich solches System auch in Spanien, des- sen beide Hauptreiche, Aragonien und Castilien, durch die Vermählung Ferdinand des Katholischen mit Isabellen vereinigt wurden. Por- tugal blieb gesondert, doch ohne bedeutenden politischen Einfluß, wiewohl glücklich und ruhmvoll voranleuchtend auf der Bahn der Schifffahrt und des Welthandels. Schon ftüher hatte Aragonien das herrliche Sieilten, auch Sardinien gewonnen. Jezt wurde Granada, das lezte maurische Königreich, bald auch das südliche Navarra und Neapel erobert, während in Westen eine neu entdeckte Welt unermeßliche Aussichten öffnete. Gegen so weithin strahlende Majestät, wie mochten die Rechte der beherrsch- ten Völker noch kräftig bleiben? Durch einheimische Vollgewalt hatte der v. Rvtteck, allgem. Geschichte. Vi. 2

5. Neuere Geschichte - S. 456

1861 - Leipzig : Brandstetter
456 fassung durch ein französisches Heer, welches dem Könige zu Hülfe kam, in Spanien abermals aufgehoben und die Empörer mit der grausamsten Härte gestraft; die amerikanischen Kolonien hingegen wehrten jeden Ver- such, sie zur Unterwerfung zu bringen, muthig ab, und in Südamerika ent- standen mehrere freie Republiken, deren Zustand jedoch noch immer in Gährung begriffen ist. Im Jahre 1830 hob Ferdinand Vii., ungeachtet des Widerspru- ches seines Bruders Karl (Don Karlos), das salische Gesetz aus, welches bekanntlich das weibliche Geschlecht von der Thronfolge ausschließt, und ließ darauf seiner älteren Tochter Jsabella als künftiger Throuerbin huldigen. Er starb im Jahre 1833, und seine Wittwe Christina über- nahm für die dreijährige Jsabella die Regentschaft. Don Karlos benutzte die Stimmung einiger Provinzen im nordwestlichen Spanien, die Thron- folge Jsabellen's und die Regentschaft Christ inen's umzustürzen. Es brach ein neuer blutiger Bürgerkrieg über das Land herein, welcher acht Jahre lang Spanien abermals mit furchtbarer Verheerung heimsuchte und mit Schrecken, Grausamkeit und Gräuel aller Art füllte. Don Kar- los, welcher au Unmeuschlichkeit die Anhänger Ehr ist inen's weit über- traf, wurde endlich vom spanischen Boden vertrieben; aber auch die Kö- nigin, die ihres unsittlichen Wandels wegen sich verhaßt gemacht hatte, mußte das Land verlassen. Darauf führte der General Espartero im Namen der jungen Königin Jsabella die Regierung. Nach abermaligen blutigen Aufständen erklärten die Kortes im Jahre 1843 Isabelle für groß- jährig. Espartero, späterhin verdrängt, ja sogar aus Spanien vertrie- den, ist später dahin zurückgekehrt, ohne doch den früheren Einfluß wieder erlangen, oder die tiefen Zwiste, welche seit Jahrhunderten wie ein schwerer Fluch das sonst so mächtige, glänzende Volk zerreißen, ausgleichen zu kön- nen. — Wann wird, — du schönes Land mit deinen ritterlichen Männern und anmuthigen Frauen, — wann wird Frieden und Ruhe in deine Thäler und Berge einkehreu? — Wann wird die Fessel des Aberglaubens fallen, die deinen Geist verdunkelt und deine Arme lähmt? 8. 15. Die Griechen. Indessen begann es auch im südöstlichen Winkel Europa's,.im alten Hellas, sich zu regen. So wenig ächt hellenisches Blut auch den heu- tigen Griechen übrig geblieben sein mag, so erhoben sie sich dennoch mit wahrhaft antikem Muthe, um ihren heiligen Boden von dem Joche der türkischen Barbaren zu erlösen, unter welchem sie gleich erkauften Sklaven schmachteten. Die Ohnmacht des türkischen Sultans stärkte die Hoffnung des Gelingens. So besaß Mehmed Ali, Vicekönig von Aeghpten, un- umschränkte Gewalt; so errang sich Paswan Oglu die Herrschaft in

6. Geschichte der zweiten Hälfte des Mittelalters - S. 58

1812 - Frankfurt am Main : Andreä
58 1) Europäische Staaten. ä) Spanien. §. 92. Geographische Bestimmung Spaniens. §)ie Araber hatten noch den südlichen Theil Spaniens im Besitze, wurden aber nach und nach daraus vertrieben; — die Christen breiteten sich von Norden her ans. Ans mehreren Reichen entstanden endlich nur 2 — Kastilien und Arragor nien, und beide wurden am Ende der Periode vereiniget, so daß nun alle Lheile von Spanien nur Ein Reich ausmachen. Einige Länder im Norden werden an Frankreich verlohren. §. 93* Politisches Verhältnis Die Zersplitterung des Chalifats in mehrere kleine Staa- ken, war der Untergang der Araber in Spanien. Vorzüglich hob sich Kastilien, als es mit Leon vereiniget wurde. — Ans den Karolingischen Besitzungen waren Navarra, Barcelona und Arragonien entstanden; auch beide letzten wurden ver- einiget, wozu noch Neapel und Sizilien kamen. Doch war Spanien noch schwach durch die Trennung'/ bis endlich durch die Vermahlung der Kastilischen Prinzessin Isabelle mit Ferdinand, Kronprinzen von Arragonien, diese 2 Staaten mit einander vereiniget wurden. Nun wurde Granada noch den Arabern entrissen, Navarra erobert/ und Spanien stehet im Uebergcwichte da. — Entdeckung Amerikas. - §. 94. Staats i, bürgerliche und häusliche Verfassung. . Die Negierung der spanischen Könige in den verschiedenen Neichen war durch die Stande beschränkt, welche die höchste und gesetzgebende Gewalt auf den Cortes ausübten. Großer Nachkhcil für das Aufkommen der königlichen Macht war die

7. Geschichte der neueren Zeit für höhere Unterrichtsanstalten und zum Selbstunterrichte Gebildeter - S. 90

1839 - Leipzig : Gebhardt & Reisland
fto Erstes Buch. lya ließ davon selbst die deutschen Protestanten in Kennntniß setzen: sie mochten sich mit dem Kaiser und den Katholischen doch verstän- digen, damit die Christen von der Gefahr in Einigkeit gefunden wür- den. Mit Ferdinand glaubte er sich verständigen zu müssen. Ohne Wissen seines Schutzherrn, des Sultans, schloß er mit diesem Frie- 1538 den 1538. Ungarn sollte zwischen sie getheilt sein, beide den könig- lichen Titel führen, wenn aber Zapolya gestorben, selbst wenn er einen Sohn hinterlassen, ganz Ungarn an den König Ferdinand fallen. Ferdinand hatte die Beschützung Zapolys gegen die Türken zu übernehmen, wenn diesen der Tractat kund würde. Nun heira- thete der alte Zapolya erst nach dem Abschlüsse dieses Tractats Isa- bellen, die Tochter Sigismunds I., des Königs von Polen. Sie gebar ihm einen Sohn, Johann Sigismund Zapolya geheißen. 1539 Bald darauf starb der alte König 21. Juli 1539. Nun trat Ferdi- nand mit seinen Ansprüchen auf ganz Ungarn hervor. In Constan- tinopel unterhandelte er: unter dem Namen eines Geschenkes wollte er einen Tribut für Ungarn entrichten. Gegen Isabellen, die zu Ofen saß, nahm er die Waffen. Denn Isabelle wollte jenen Trac- tat nicht anerkennen. Sie betrachtete ihren Sohn als König, sie warf sich dem Sultan in die Arme und begehrte Hülfe. Der treu- lose Barbar versprach dem jungen Zapolya das Reich von Ungarn 1541 und setzte sich im Juni 1541 mit starken Schaaren in Bewegung. Und König Franz I. unterhandelte schon wieder mit der Pforte. Der fran- zösische Botschafter Rincon eilte von Constantinopel nach Paris. Es war die Rede von einer Allianz der Pforte mit Frankreich gegen den Kaiser. Rincon war ein Spanier von Geburt und von dem Kai- ser ein Preis auf seinen Kopf gesetzt. Die Spanier erschlugen ihn 1541 bei Pavia 3. Juli 1541. Der Bund zwischen der Pforte und Frank- reich kommt aber nicht zu Stande. Franzi, schaudert doch wieder vor diesem greulichen Bundesgenossen zurück. In Ungarn aber warf Suleiman Alles vor sich nieder. Er befreite Ofen, welches Ferdi- nands Heer belagerte. Aber Jsabella ward um ihre Hoffnungen be- 1541 trogen. Als Suleiman 25. Aug. 1541 treulos Ofen hatte besetzen lassen, erklärte er, das Haus Zapolya müsse sich mit der Woiwod- schaft Siebenbürgen begnügen, Ungarn gehöre ihm. Und Jsabella mußte sich fügen; sie wanderte mit ihrem Sohne nach Sieben- bürgen, wo der Protestantismus besonders um sich gegriffen hatte. Suleiman ging indessen nicht weiter und kehrte nach Constantinopel zurück. In dem größten Theile von Ungarn aber richteten sich die Osmanen ein. Türkische Paschen standen in den Städten, Türken machten sich seßhaft, doch das Volk blieb christlich in den hundert und fünfzig Jahren, welche die Osmanen in dem Besitz des größten

8. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 393

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Spanien unter Ferdinand Vii. 393 verwirklichen wollten; das Mittelalter vermochte weder die Entzweiung der christlichen Welt zu verhindern, noch die Feindseligkeit christlicher Fürsten und Völker schiedsrichterlich zu schlichten, ebenso wenig konnte auch die heilige Allianz den Völkern Europas Einigkeit und Frieden erhalten. Sie zeigte ihre Hauptthätigkeit in der Bekämpfung der revo- lutionären Bewegungen und in der Aufrechthaltung des Friedens und der bestehenden politischen Verhältnisse und Zustände; sie war ferner ein Damm gegen den Einfluß Englands, welche Macht schon 1815 ihr Streben ver- rieth ihre Herrschaft im Mittelmeere durch weitere Stützen zu sichern. England rächte sich aber dafür, indem es den Abfall der amerikanischen Kolonieen Spaniens begünstigte und sich öfters den Anschein gab, als ob es die religiöse und politische Freiheit der Völker vertheidige. Zweites Kapitel. Spanien unter Ferdinand Vii. (1814— 1833). Ferdinand Vh. wurde von Napoleon 1814 unter der Bedingung seiner Haft entlassen, daß Spanien alle weiteren Feindseligkeiten ein- stelle, was Ferdinand bei der Erbitterung der spanischen Nation gegen die Franzosen nicht hätte durchführen können, falls er auch gewollt hätte. Er traf sein Königreich in einem ganz andern Zustande an, als wie er- es 1808 verlassen hatte; das Volk war durch den verzweifelten Kampf gegen Napoleon der Ruhe und bürgerlichen Ordnung entfremdet und doch nicht an militärische Subordination gewöhnt worden, weil es haupt- sächlich in Guerillasbanden focht, deren Anführer Mönche, Hirten, Bauern, Studenten, Schmuggler und selbst ehemalige Räuber waren, die sich Generale nannten, aber selten militärische Disciplin einführten. Außer- dem hatten die Kort es (die spanische Ständeversammlung, die Ferdi- nand vor seiner Abreise nach Baponne einberufen hatte) sich der Negie- rung bemächtigt und am 19. März 1812 Spanien eine Verfassung nach dem Muster der französischen von 1791 gegeben, welche von dem Königthume kaum den Namen stehen ließ. Ferdinand hatte diese Ver- fassung niemals anerkannt und warf sie auch sogleich um, als der Ge- neral Elio ihm ein ergebenes Heer zur Verfügung stellte. Das spa- nische Volk war damit nicht unzufrieden, denn es wollte von einem Könige regiert sein, nicht von einer Versammlung, in welcher politische Theorieen und Parteien den Schauplatz ihrer Thätigkeit aufgeschlagen hatten; ebenso wenig wollte es von der Säkularisation des Kirchenguts und der Beeinträchtigung der kirchlichen Rechte wissen, wie dies in den Kortes bereits angebahnt war. Doch leuchtete es jedem Spanier ein,

9. Die Weltgeschichte für Real- und Bürgerschulen und zum Selbstunterrichte - S. 177

1811 - Leipzig : Hinrichs
Von der Entdeck, v. Amerika bis auf unsere Zeiten. 177 ren Karl abtrat. Als aber derselbe, nach dem Tode seines Bruders, den spanischen Thron bestieg, überließ er seinem dritten Sohne Ferdinand (1759) die beiden italienischen Reiche. Ob nun gleich Ferdinand («796) ohne Verlust aus seinem ersten Kampfe mit Frankreich heraus trat, und sich auch, nach der Republikanisirung Neapels (1799% Wie- der in den Besitz desselben setzte und (>8oi) Frieden mit Frankreich schloß ; so verstattete er doch, beim Wiederausbruche des Krieges zwischen Frankreich und Oestrich im I. ,805, gegen die mit Frankreich vertragsmäßig eingegangcne Neu- tralität, die Landung der Britten und Russen in seinem Rei- che, um der französischen Armee in Oberitalien itt den Rü- cken zu fallen. Diese Bundbrüchigkeit ahndete der Kaiser Napoleon durch die Eroberung Neapels und durch die Ernennung seines Bruders Joseph (30 Marz 1806) zum Könige dieses Reiches, dem, nach seiner Gelangung zum spa- nischen Throne, sein Schwager Joachim Napoleon (Murat), bisheriger Großherzog von Berg 0 Aug. ,828) in Neapel folgte. — Die Insel Malt ha endl.ch, welche seit 1530 der Johanniter orden besaß, ward von diesem (1798) an die Franzosen überlassen, mußte aber von tnesen an die Dritten durch Capitulation übergeben werden. Der Friede von Amiens (1802) bestimmte zwar die Wie- dereinsetzung des Ordens auf der Insel; die Britten haben sich aber bis jetzt in dem Besitze derselben behauptet. 79. Spanien. Durch die Vermahlung der Isa bella von Kastilien mit Ferdinand von Aragonien (1469) wurden alle christlichereiche in Spanien vereiniget, und bald darauf(i«i92) das letzte arabische Reich Granada erobert. Neapel kam (>503) an Aragonien, und seit Coloms Entdeckung Amerikas gelangte Spanien zu den schönsten Besitzungen in diesem Erdtheile. Nach Isabellens Tode kam ihr Schwieger- sohn, der Erzherzog Philipp von Oesireich (15-6), mit sei- ner Gemahlin Johanna zum Throne von Kastilien. Da aber Philipp frühzeitig starb, und sein Sohn Karl (Kaiser Karl 5) damals noch minderjährig und in den Niederlan- den abwesend war; so leitete, bis zum Tode seines Groß- vaters Ferdinands von Aragonien (1516), der Kardi- nal Timenes die Staatsverwaltung. Karl war, als teut- scher Kaiser, oft von Spanien abwesend; er beherrschte aber

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 716

1874 - Mainz : Kunze
716 Eu ropa — Pyrenäische Halbinsel. mundschaft des Vaters ihr Sohn Pedro V., und jetzt dessen Bruder Luiz (Ludwig) I. Seitdem diese deutschen Fürsten das Land beherrschen, beginnt es aus dem Zustande ärgster Vernachlässigung sich etwas emporzuarbeiten. In Spanien ließ in neuester Zeit die größte Strenge des religiösen Versolgens nach, man schämte sich wenigstens der Autos da Fe und blieb bei Galeerenstrafe, und seit kurzem werden fremde Kulte gesetzlich geduldet; aber die Nation, noch stolz und tapfer genug, um sich gegen Napoleons Joch mit Hartnäckigkeit zu wehren, war doch so herab- gekommen und ihr politisches Gewicht unter den Mächten Europas so hingeschwunden, daß sie trotz der Vertreibung der französischen Eindringlinge und trotz der Heimkehr und Thronbesteigung Ferdinands Vii. gar bald aus einem Gegenstand der Be- wnnderung zum Gegenstande des Bedauerns wurde. Der neue König, den Namens« vettern in Neapel gleich, heuchlerisch und falsch obenein, wußte dem Volke für seine Thaten nur dadurch zu danken, daß er Inquisition, Jesuiten, Steuerfreiheit des Adels:c. wiederherstellte, die unterdes entstandene Verfassung des Jahres 18l2 aufhob, nach eigner Willkür und nach den Einflüsterungen der Camarilla, d. h. seiner adeligen und Priester- lichen Umgebung verfuhr und eine Schilderhebung derjenigen Männer, die nicht ge- willt wareu, ihren Nacken unter ein weit schlimmeres Joch als das der Ausländer zu beugen, mit Hilfe der Franzosen, sowie mit Kerker, Galgen und andern Hinrichtungen niederschlug. Die Länder in Amerika gingen unterdes völlig verloren. Das Volk, dem von klerikaler Seite vorgespiegelt war, es gelte dem Glauben, hatte im Ganzen wenig Theilnahme gezeigt, es schien wie in Apathie versunken. Dennoch war das einmal er- wachte Streben nach repräsentativer Verfassung nicht erstickt, es sollte nene Nahrung bekommen und zwar durch die unwürdige königliche Familie selbst. Ferdinand nämlich, der keinen Sohn hatte, ließ sich von seiner jungen intriganten Gemahlin Christine (sizilische Prinzessin) bereden, das salifche Hausgesetz, kraft dessen die weibliche Descendenz vom Throne ausgeschlossen ist, aufzubeben und sein älteres Töchterchen Jsabella zur Nachfolgerin zu erklären. Bald darauf starb der König (1833) und Christine ward, was sie gewünscht, Vormünderin und Regentin. Sofort griff Carlos, Ferdinands Bruder und eben so talentlos, als legitimer Erbe zu deu Waffen. Christine wußte sich zu helfen: sie warf sich, da ihr Gegner von den Klerikalen begünstigt war, der liberalen Partei in die Arme und berief die Repräsentation des Volks. So ward die Nation mit in die Entscheidung gezogen; Christinos und Carlisten (letztere als apostolische) stritten mehrere Jahre miteinander, und der Krieg war reich an Barbareien, arm an Heldenthaten, bis die Regentin 1840 dnrch den General Espartero die Ober- Hand behielt, und Carlos nebst einer Menge von Anhängern, worunter Hunderte von Geistlichen, landesflüchtig werden mußte.*) Inzwischen nahete Jsabellens Mündig- sprechung und das Ende der Vormundschaft heran. Um dadurch nicht ihren großen Einfluß auf die Staatsgeschäfte — vor allem auf die Staatskassen — gegeuüber ehr- geizigen Generälen zu verlieren, suchte sie eiuen besonders unfähigen Mann zum Gemahl *) Carlos ist 1855 gestorben, sein Sohn Graf Montemolin, erbte seine Ansprüche; dessen Nesse unterhält seit dem Mai lö7'2 im nördlichen Spanien einen an Plünderungen und Grausamkeiten aller Art reichen Bürgerkrieg für „das legitime Recht, für Priester und Altäre" — bis jetzt ohue zu siegen und ohne besiegt zu werden-

11. Theil 3 - S. 211

1813 - Leipzig : Hinrichs
211 Spanien. todtes Kind. Die älteste Tochter der beiden Könige (denn so wurden Jsabella und Ferdinand in der spanischen Staatssprache genannt), Isa bella, vermahlt an den König Emanue! von Portugal, starb ebenfalls frühzeitig, und mit dem Tode ihres nachgelassenen Sohnes Michael (rzvo) verschwand zugleich die Hoffnung der Vereinigung Spaniens mit Portu- gal. Nun erhielt Ferdinands und Isabellens jüngere Toch- ter, Johanna, vermahlt mit dem Sohne des Kaisers Maxi- milia'n, demerzh er; ogeph ilipp vonoe streich, die Suc- cession in Spanien zugesichert. Doch Johanna ward bereits 'im Jahre 1502 schwermüthig, und nach I sa b e l l e n s Tode (s 1504) wollte Ferdinand von Aragonien, vermittelst eines untergeschobenen Testaments, die Regentschaft von Kastilien bis zu seines Enkels Karl Volljährigkeit an sich bringen. Die kastilischen Stande erkannten aber Philipp und Johanna (1506) als Regenten an; dagegen vermahlte sich Ferdinand, um wo möglich seinem Enkel wenigstens die Suc- cession in Aragonien zu entziehen, mit der Pichte Ludwigs 12 von Frankreich, und erheirathete dadurch Frankreichs Ansprü- che auf Neapel. — Doch bewirkte des acht und zwanzigjäh- rigen Philipps Tod (25 Sept. 1526) eine neue Richtung der Politik in Spanien; denn bei Johannens Wahnsinne und ihres Sohnes Kar! Minderjährigkeit mußte nothwendig eine Administration organisirt werden, um welche sich Karls beide Großvater, Ferdinand von Aragonien und der Kaiser' Maximilian, bewarben. Der mächtige kastilische Minister, der Kardinal Timenez, Jsabellens ehemaliger Vertrauter, ver- schaffte sie dem ersieru. Um das-nun in sich consolidirte und durch die Inqui- sition gegen alle politische Ketzereien gesichette Spanien zu arrondiren, ergriff Ferdinand (1510) in dem italieni- schen Kampfe, dem er jn der heiligen Ligue.deitrat, die Waf- fen gegen den König von Navarra, und dehnte, durch die Vertreibung desselben, seine Macht bis an die Pyrenäen aus. — Eben so bezwang er (1509) Oran an der afrika-? nischen Küste, machte Algier und Tunis zinsbar, und colonisirte Domingo, Jamaica, Cuba,. Porto-Rics und die Terra Firma m Amerifa, — .... «ruv'r J4 *

12. Nord-Amerika - S. 7

1788 - Leipzig : Weidmann
7 Uebersicht von Amerika. Kolon war indessen kaum wieder in Hispaniola angekommen, als schon wieder der Haß seiner Feinde sich gegen ihn waffnete, und der große Mann wirk- lich in dem letztgenannten Jahre in Banden als Ver- brecher nach Spanien zurückgesandt wurde, in das Land, dem er den Weg zu Reichthümern und wich- tigen Besitzungen eröffnet hatte. Ferdinand und Isabelle schämten sich zwar ihrer tyrannischen Ueber- eilung; sie setzten ihn in Freyheit, beraubten ihn aber fast aller Gewalt, die ihm doch kontraktmäßig zuge- standen worden, und schickten ihn zu neuen Entde- ckungen auö, deren er auch wahrscheinlich sehr be- trächtliche gemacht haben würde, wenn nicht der Haß und Verfolgungögeist seiner Feinde alle seine besten Entwürfe vereitelt hätte. Er gieng 1504 wieder nach Europa zurück, fand seine beste Gönnerinn, dis Isabelle, todt, und folgte 1506 nach, ohne in seinem ganzen Leben den Dank und die Belohnung geernd- tet zu haben, die er durch seine Handlungen verdient hatte. Nach Kolons Tode wurden die Entdeckungen im- mer weiter fortgesetzt. Im Z. 1512 ward Florida entdecket: bald darauf erhielten die Spanier die erste Nachricht von dem reichen Peru, und 1518 ward Mexiko entdecket. Und hier brechen wir diese kurze Nachricht von der Entdeckung. Amerikas ab, zu der wir ohnedem bey Beschreibung jedes einzelnen Lan- des zurückkehren müssen, um noch einige Nachrich- ten von Amerika überhaupt zu liefern, welche eine allgemeine Uebersicht dieses Erdtheils gewähren» * Amerika erstreckt sich vom nördlichen Polarzirkel 2) Lage, oder auch vom 730 N.b. bis zum 560s.b. durch Große und alle von Menschen bewohnte Himmelsstriche. Seine Gränzen. Länge ist sehr verschieden, aber in Nordamerika, wo es am längsten ist, vom i° bis 16-8° Westlänge, A 4 und

13. Theil 2 - S. 478

1806 - Leipzig : Hinrichs
478 Fünfte Periode. kommt nach der sicrlianischen Vesper (1282) ebenfalls an Aragonien; aber Neapel wird erst späterhin mir festen Van, den an dieses spanische Reich geknüpft. Dagegen bringen die Könige von Kastilien lm drei, zehnten Jahrhunderte Cordova, Sevilia und Cadix von Len Muhamedanern an sich. Der König von Granada wird Vasall von Alphous io, der zugleich Titularkönig von T e u t s ch l a n d war. — Endlich wird die Vereinigung der ganzen christ- lichen Macht in Spanien durch die Vermahlung Ferdinands von Aragonien, mit Isabelle von Ka, stiiien 51469) vorbereitet, obgleich beide Reiche noch nicht verbunden werden, sondern ihre Regenten den Namen: Kö- nige führen. Die Hebung der allgemeinen lnnern Desorga- nisation und die Verminderung der Macht der großen Basal, len wird -hauptsächlich durch Iff.bellens weisen Minister, den Franziskaner Li mene z, bewirkt. Die Inquisition wird (1484) mehr für politische, als für religiöse Zwecke in Spanien eingeführt, und die arabische Herrschaft durch die Eroberung des Königreichs Granada (1492) ganz gebrochen. Die Muhamedaner werden Vasallen; aber ihre spatere Nörhi, gung zum Christenthume bewirkte entweder bloße Scheinchri, sten, oder ihre Auswanderung, wodurch das Reich, so wie durch die Vertreibung von 800002 Juden, die ebenfalls nicht Christen werden wollten, sehr entvölkert wurde. — Gegen diese Mißgriffe der Politik wurde Isabeila durch die großen Aussichten entschädigt, die sie dem Entdecker Co, lom (seit 1492) verdankte, den sie mir drei kleinen Schiff sen unterstützte, mir weichen er auf Guanahaui, nach einer Fahrt

14. Lehrbuch der Europäischen Staatengeschichte für Schulen - S. 96

1794 - Gotha : Ettinger
96 V. Spanien. dem Neffen den Thron cntreissett, aber die- ser bath Ferdinanden und Isabellen um Bey- ,. -1 stand, und diese überwältigten erst den Oheim, 1)01 und dann den Neffen. Die Mauren, denen man in Casiilien das Christenthum aufdrin- gen will, wandern grvßtentheils aus dem Lande. Zu eben der Zeit wurden, auch die Juden ver- trieben. Das Land soll hierdurch auf 820200 Menschen verlvhrcn haben. 1480 Einführung des Inquisitions-Gerichts. 2. Columbus verschafft der spanischen Mon- archie, durcki die Entdeckung von Amerika, eine neue Quelle großer Reichthümer. Christoph Colon, ein Genueser, bath verschie- dene Machte vergebens um Unterstützung irr T492 seinem Vorhaben; Ferdinand und Isabelle vcrwilligten ihm endlich ; kleine Schiffe. Hierauf schiffte er viermahl nach Amerika, 14h/ und betrat zum drittcnmahl das feste Land. Demungcachtet wurde er in Fesseln nach Spa- nien zurückgebracht, und Amerigo Vespucci entriß ihm die Ehre, dem neuen Weltthcile den Nahmen zu geben. 3. Der Umfang und das Ansehn der spani- schen Monarchie worden unter Ferdinand dem Katholischen sehr erweitert. 04 Ferdinand der Katholische brachte ganz Neapel in seine Gewalt. Er hatte dieses seinem groß- ßen Feldherrn von Cordova zu danken, ge, gen den er vielen Undank bewies. König Ludwig xn vvu Frankreich wurde allmahlig von ihm verdrängt. Ferdinand suchte auch seinem Schwiegersöhne Philipp Castilicn zu entziehen. Isabelle hin- terließ (1504) eine Tochter Iobannc, die mit Philipp von Oestreich, dem Sohne Maximi- lians

15. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 717

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Pyrenäische Habinsel. 717 ihrer Tochter aus, den schwachen Vetter Franz, und ihre zweite Tochter verlobte sie mit dem orleauischen Prinzen von Montpensier. 1843 bestieg Jsabella den Thron, den sie, als Herrscherin bigott, falsch, treulos, grausam und ungerecht, trotz unzähliger Um- wälzungen und Prouuuciamentos und obgleich der Hof stets ein Tummelplatz des Ehr- geizes und der Jntrigueu blieb, bis zum September 1868 inne hatte. Mit ihrer Ver- treibung ist der letzte Thron der Bonrbonen gefallen, jener Herrscherfamilie, die in den letzten Jahrhunderten leider nur zu oft Gewaltherrschaft, heuchlerische Frömmigkeit, Sitteulosigkeit und blutige Rachgier als Panier entfaltet hatte. Nach langem Zögern votirteu die spanischen Cortes im Juni 1869 die monarchische Verfassung; der Umstand, daß ein deutscher Prinz aus der Familie der Hohenzollern eine Zeit lang Lust zu haben schien, die spanische Dornenkrone anzunehmen, mußte sogar die absichtlich herbeigezogene Veraulassunz zum Ausbruch des deutsch-französischen Krieges werden. Im November 1870 ließ sich endlich der italienische Prinz Amadeus bewegen, Spaniens König zu werden. An demselben Tage, an welchem der jugendliche Amadeo I. den Boden Spaniens betrat, starb der „Königsmacher" Marschall Prim, der bisher die liberalen Parteien zusammengehalten hatte, an seinen von Mörderhand empfangenen Wunden, und alle die redlichen Bemühungen des Königs, dem Lande die Ruhe zu geben, der es so sehr benöthigt ist, blieben ohne Erfolg; es fehlten ihm in dem fremden Lande im Getriebe der Parteien alle Stützen, um eine wirkliche Herrschaft zu begründen. Deshalb legte er im Februar 1873 die Krone freiwillig nieder. Seitdem ist das unglückliche Land, das sich nun eine Republik nennt, aufs neue der Anarchie und dem wildesten Bürgerkriege verfallen. Carlisten, Alfonsisten, einheitstaatliche Republikauer, Föderalisten oder bundesstaatliche Republikaner,*) Communisten und Sozialisten — das sind die Namen nur der Hauptparteien, die nun mit Worten und mit Waffen um die Herr- schaft kämpfen. Zerrüttete Finanzen und vollständige Creditlosigkeit des Staates, Un- sicherheit aller öffentlichen Zustände, Hader in politischen und religiösen Fragen, er- bitterter Bürgerkrieg in den meisten Theilen des Landes: das ist gegenwärtig (anfangs 1874) das.traurige Bild des an politischen Parteien überreichen Landes, in dem stets die Generäle und die Armee die Politik machen. Bei der Zersplitterung der Parteien, die jede Mehrheit und jede geordnete Regierung unmöglich macht, ist leider auch keine Hoffnung auf eiue baldige gesetzliche und regelmäßige Entwickelnng vorhanden. Spanien läßt sich wie eine Insel betrachten, worauf daö Ausland weniger ein- wirkt; deshalb seine Eigenthümlichkeiten in Glaubenssachen, Sitten und Trachten, und selbst in Werken der Poesie und Kunst. In seinen Genüssen ist das Volk mäßig, in geistigen Anlagen braucht es keiner andern Nation zu weichen. Bei solchen Voraus- setzungen müßten die Spanier auch auf wissenschaftlichem Gebiete Bedeutendes geleistet haben, wenn nicht ihr Genius auf doppelte Weise, kirchlich und politisch, Jahrhunderte hindurch eingezwängt worden wäre. Die Poesie konnte sich in gewisfer Richtung freier *) Statt der Verschiedenheit der Provinzen innerhalb des Rahmens des einheitlichen Staates, den Ferdinand und Jsabella vor fast 100 Jahren gegründet, durch angemessene Vertretung und Verfassung einen Ausdruck zu geben, wollen diese denselben in 13—15 Einzel - Staaten zerlegen, die dann in einen Staatenbund zusammengefaßt werden sollen.

16. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 77

1893 - Trier : Lintz
77 Vollendung emporgewachsen, hat zweimal in dem Glanze der Jugendblüte gestrahlt. „Zweimal hat der edelste und reinste Lebensinhalt unserer Nation sich in gleich edle und reine, in naturgemäße und darum vollendete Formen gegossen, und beide Glanzperioden geben an Frische und Fülle der Formen, an Gediegenheit und Reichtum des Stoffes einander wenig nach. Aber während sich jenes frühere Blütenalter unserer Poesie selbständig, in voller Ruhe der Entfaltung schlummernder Keime und Knospen, durch inneren, sicheren und seiner selbst gewissen Naturtrieb entwickelte: vermochte sich das zweite nur aus langem Irrtum, aus schwerer Verirrung, aus dem Wege der Kritik, durch Streit und Widerstreit zu gestalten." Nachdem aber einmal der Einfluß des Französischen, durch des großen Friedrich Siege mit dem Schwerte, durch Lessiugs Kritik mit der Feder, gebrochen war, da wurde auf dem Wege des in seiner wahren Bedeutung neu erschlossenen Altertums auch die Rückkehr zur nationalen Dichtung gefunden. Die Dichter behandelten nicht mehr sklavisch der Fremde entlehnte Stoffe, spielten nicht mehr mit angelernten Gefühlen und Empfindungen: sie sangen von dem Höchsten und Herrlichsten, was das Menschenherz bewegt, und über der Bildung ihres Volkes stehend, wurden sie seine Lehrer und Erzieher. Drei Dichterpaare sind es, welche die Entwickelung, die Mittelstufen und den Höhepunkt dieser zweiten Blüteperiode unserer Litte- ratur kennzeichuen: Klopstock und Wieland, Lessing und Herder, G ö t h e und S ch i l l e r. 2. Der Höhepunkt liegt um die Wende der beiden Jahrhunderte und fällt in die Zeit des hinsterbenden deutschen Reiches. Während sonst die Kunst nur nach einer Zeit gewaltiger Regungen auf politischem Gebiete ihre Blüten treibt, sollte jetzt gerade die Dichtkunst Deutschlands politische Wiedergeburt mit vorbereiten helfen. 3. Klopstock (1724—1803) und Wieland (1733 — 1813) gingen noch unmittelbar aus den litterarischen Kümpfen der vorigen Periode hervor, Klopstock im Anschluß an die malerisch religiöse Poesie der Engländer, Wieland im Anschluß an die sinnlich leichte Poesie der Franzosen. Klopstocks „Messias" (1748 die drei ersten Gesänge) war die erste nationale Dichtung; durch den tiefreligiösen Sinn, dem es entstammte, durch die Großartigkeit der Schilderung und den sittlichen Ernst, der das Ganze erfüllt, übte dieses Werk eine uner- meßliche Wirkung aus die Nation. In Klopstocks „Oden" erklangen zum ersten Male wieder ans der Tiefe eines reiches Gemütes die Töne erhabener frommer Begeisterung, inniger Freundschaft und Liebe und eines hinreißend starken Vaterlandsgefühles. Wielands Werke sind niemals zum eigentlichsten geistigen Eigentum des deutschen Volkes geworden; auch fallen seine besseren Schöpfungen, die „Abderiten" (1774) und der „Oberon" (1780), bereits in eine Zeit, wo der Genius der deutschen Dichtkunst Männern wie Göthe und Schiller den Weg zur Höhe bahnte. Dennoch ist seine Bedeutung nicht zu unterschätzen; er gab der deutschen Sprache Natürlichkeit, Anmut und Freiheit und machte sie geeignet zum Ausdruck hellenischer Heiterkeit und seiner Ironie. Im übrigen schließen Klopstock und Wieland einander ans: der eine stellt die ideale Richtung der Seele zur Unendlichkeit dar, der andere die materielle Richtung des Körpers zum sinnlichen Genuß. 4:. Begeisterung für Klopstocks religiös patriotische, Haß gegen Wielands leichtfertig sinnliche Richtung vereinigte im Jahre 1772 mehrere junge Dichter,

17. Geschichte des Alterthums - S. 106

1852 - Weimar : Albrecht
Psalmen- poesie. Salomo. 10(5 sich bei dem Jebovahdienste mit Begeisterung als ein Ganzes fühlte, wurden die zum Theil in den Psalmen noch erhaltenen Lieder ge- sungen. Zugleich bewunderte das Volk bei diesen Festen in dem Palaste des Königs die vorher nie gesehene Pracht und den in den Kriegen erbeuteten Reichthum. Die patriarchalische Einfachheit er- hob sich durch die von David verbreitete Bildung zu einer freieren Beweglichkeit; zugleich wurde aber auch der mit der allen Berfas- sung verbunden gewesene Freiheitssinn durch die königliche Gewalt unterdrückt. Der Geist aller asiatischen Regierungen zeigte sich auch an Davids Hofe; aus dem Harem des Königs gingen Parteiungen hervor, in welche auch das Volk mitverwickelt wurde; und das Ende von Davids Regierung wurde durch Empörungen seiner Söhne, namentlich Absalons, beunruhigt. Es gab schon lange vor David eine hebräische Dichtkunst, diese läßt sich bis auf die Zeiten von Moses zurückführen: aber zu ihrer Ausbildung und Entwickelung gehörten Fortschritte in der geistigen Bildung, die bisher nur langsam und allmälig gemacht waren. In Davids Zeit entfaltet sich die hebräische Poesie wie eine nach lang- samer Kräftigung der Pflanze schnell aufbrechende Blüthe. Wie das ganze höhere Leben des israelitischen Volkes auf strengem Mo- notheismus ruht, so stehen auch die allermeisten Erzeugnisse seiner Poesie unter dem Einflüsse dieser religiösen Richtung und preisen Gott als den über die ganze Natur gebietenden Herrn. Die Sprache und der Ausdruck haben einen Schwung, die Bilder eine Erhaben- heit und Kühnheit, das vertrauensvolle Gebet zu Gott, der Dank und Preis eine Inbrunst, die Klagen eine Innigkeit, welche in der Poesie aller Völker und Zeiten unübertroffen geblieben sind. Da nun die religiösen Gefühle, die Erhabenheit der Gottheit und das Verhältniß des Geschöpfes zum Schöpfer der hauptsächliche Gegen- stand der hebräischen Poesie sind, so mußte diese vorherrschend ly- risch sein. David war es, welcher diesen frommen Gefühlen einen erhabenen Ausdruck gab und so wunderbare Töne anschlug, daß er in seinen Psalmen einen nach ihm nicht überstiegenen Höhepunkt erreichte. Nach Davids Bestimmung folgte sein Sohn Salomo. Dieser war 20 Jahre alt, als er zur Regierung gelangte, und regierte von 1015 bis 975 v. Chr. Er ließ seinen Bruder Adonia, welcher sich der Thronfolge hatte bemächtigen wollen, und dessen mächtigen Freund, den greisen Feldherrn Joab, hinrichten und sicherte sich dadurch nach der blutigen Weise des Orients den Besitz des Thro- nes. Ohne den kriegerischen Geist seines Vaters geerbt zu haben, besaß er docss' einen unternehmenden Geist, Bildung und Liebe zur Wissenschaft und Kunst. Seine Gerechtigkeit und Weisheit haben ihm den Namen des Weisen erworben. Was das israelitische Volk unter David errungen hatte, das genoß es unter Salomo, besten Regierung die glänzendste aller israelitischen Könige war. Der Wohlstand seines Volkes gewährte ihm die Möglichkeit, eine glän- zende Hofhaltung einzurichten, neue Städte anzulegen und^präch- tige Paläste zu bauen. Die von ihm gegründete Stadt Tadmor

18. Bd. 2 - S. 199

1844 - Leipzig : Kollmann
stolzen Republikaner zu demüthigcn, wurde noch dadurch ver- mehrt, daß die Venetianer ihren Feldherrn Alviano einen Tri- umphzug nach Römerweise halten ließen. Bei der Fürsorge für das Wohl des deutschen Reichs unter- ließ Max nicht, als ein guter Hausvater auch für das Wohl und die Blüthe des eigenen Hauses besorgt zu seyn. Vortheil- hafte Aussichten cröffnete er demselben schon im Jahre 1496 durch eine Wechselheirath, indem seine Tochter Margaretha mit dem spanischen Infanten Juan, (s. oben) und sein Sohn, Phi- lipp der Schöne., mit der spanischen Infantin Johanna sich vermählten. Philipp jedoch ftarb schon 1506 an den Fol- gen eines kalten Trunkes, den er in heftiger Erhitzung nach dem Ballspiele gcthan hatte, mit Hinterlasiung zweier Söhne, Karl und Ferdinand, und zweier Töchter Maria und Isabelle. Da er bereits beim Tode seiner Schwiegermutter, Isabelle von Caftilien^), zum Könige von Casiilicn war erklärt worden, seine hinterlasicne Gemahlin aber in eine Art von Wahnsinn ver- fallen war, ^ *) und der Prinz Karl die Regierung, seiner Un- mündigkeit wegen, nicht übernehmen konnte, so verlangte Max solche als Vormund zu führen. Allein König Ferdinand, -Philipps Schwiegervater, gab diesem Ansprüche so wenig Beifall, daß *) **) *) Die Nachkommen Heinrichs von Trastamara, der durch die Beihülfe des französischen Connctable du Gucsclin den Thron von Car stilien bestieg (s. S. 327 u. f.) waren in männlicher Linie ausgestor- den und die Krone der Schwester des letzten Königs, Isabelle, anheim gefallen. Diese vermählte sich mit Ferdinand, dem Jn- santen von Aragonien, König von Sieilien , ohne ihm jedoch die Re- gierung ihrer angecrbten Lander abzutreten. Es wurde festgesetzt, daß Beide gemeinschaftlich herrschen, Beider Namen und nur Ein Siegel mit Beider Wappen bei den Ausfertigungen gebraucht werden, und der Königin gewisse Rechte Vorbehalten bleiben sollten. Man nannte sie Beide nur die Könige. Nach dem Tode dcskönigs von Aragonien, Ferdinands Vater, siel ihnen auch dieses Reich zu, durch welche Ver- einigung, sowie durch die spatere Eroberung des maurischen König- reichs Granada die große spanische Monarchie entstand. **) Die Ursache dieses Wahnsinns war die bis zur höchsten Leidenschaft- lichkeit gespannte Liebe zu dem sehr schönen, aber öfters ungetreuen Gatten. Durch seinen baldigen Tod siel Johanna in eine noch grö- ßere Geisteszerrüttung; denn sie ließ den schon zur Erde bestatteten Leichnam wieder aus seinem Grabe reißen, ließ ihn cinbalsamiren und führte ihn überall mit sich umher» Sie starb erst 1555.

19. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 321

1833 - Halle : Schwetschke
321 Iii. Das britische Reich. die Liebe des Volks zu erhalten. Zweimal war er in Gefahr die Krone ju verlieren. Er hatte den jungen Grafen Eduard v. Mar- wick, Sohn des Herzogs v. Clarenee, in den Tower gesetzt, und bald zeigte sich ein von den Anhängern des Hauses Dort untekrich- teter Betrüger, eines Beckers Sohn, Lambert Simnel, welcher sich für den aus dem Gefängniß entflohenen Eduard ausgab, auch in Irland so großen Anhang fand, daß er in Dublin unter dem Namen Eduard \ I. zum König ausgerufen wurde. Als er aber mit den Irländern in England landete, ward er 1487 geschlagen und, zum Beweis wie wenig man ihn fürchte, zum Küchenjungen in der königlichen Küche gemacht. Viel ernsthafter war der zweite Versuch dieser Art, der an vielen Höfen, besonders aber bei der Herzogin von Burgund, einer Schwester des letzten Königs, große Unterstützung fand, so daß noch immer ein Schatten der Ungewiß- heit geblieben ist, ob hier Wahrheit oder Betrug im Spiele war. Ein junger Mann, von welchem Heinrich Vii. freilich beweisen zu können glaubte, daß er eigentlich Perkin Marbeck, der Sohn eines getauften Juden sey, zeigte sich am Hofe von Burgund und ward von der Herzogin selbst als ihr Neffe Richard Herzog von Dork empfangen, der, wie er behauptete, den von Richard Iii. gesendeten Mördern seines Bruders Eduards V. entsprungen sey. Von Frankreich und Burgund unterstützt, begab sich der angebliche Richard von Dork nach Schottland , wo er eine günstige Aufnahme fand. Von da durch Heinrichs Einfluß vertrieben, ginger nach Irland und landete endlich in Cornwallis, wo aber seine Anhän- ger bald zerstreut, er selbst gefangen und 2 Jahre darauf 1499 hingerichtet wurde, weil er auch im Tower noch Verschwörungen angezettelt haben sollte. — Seines Sohnes Heinrichs Viii. lange und tyrannische Regierung, 1509 — 47, fallt in die Zei- ten der Reformation, die auch unter ihm die ersten, nur von der Laune und Herrschsucht des Königs gehemmten und verunstalteten Fortschritte machte. Zuerst eifriger Anhänger des Papstes, ver- theidigte er selbst die katholische Lehre gegen Luther und erhielt da- für vom Papste den Titel: Beschützer des Glaubens; doch war diese Freundschaft nicht von langer Dauer. Uitzufrieden mit seiner Gemahlin Isabelle von Spanien, Wittwe seines früher verstorbe- nen Bruders Arthur, wünschte er sich von ihr zu trennen, und als der Papst, aus Furcht vor Carl V., dessen Tante sie war, seine Einwilligung versagte, ging er in so fern zu den Grundsätzen der Reformation über, daß er sich für das Oberhaupt der englischen Kirche erklären ließ, alle Klöster aufhob, die Kirchengüter einzog, gewisse Sätze als unverbrüchlich zu haltende Lehren aufstellte und nun mit eben der tyrannischen Strenge gegen die ächten Katho- liken, wie gegen die wahren Freunde der Reformation, mit Feuer und Schwerdt wüthete. Anna Boleyn (Mutter Elisabeths), die er, nachdem er sich von Isabellen, 1532, scheiden lassen, gehei- Blanc Handb. 1. 2. Aufl. 21

20. Geschichts-Bilder - S. 228

1878 - Langensalza : Greßler
228 nach der Hauptkirche ging. Der Hof hielt sich damals in Barcelona auf, und Kolumbus mußte daher der Länge nach ganz Spanien durchziehen. Dies war ein wahrer Triumphzug, und nachdem er feierlich vor Ferdinand und Isabellen, die auf dem Throne saßen, Bericht abgestattet, da herrschte ein Entzücken, eine Begeisterung in der Versammlung, daß Kolumbus fühlte, er sei reichlich belohnt für alle Mühen und Opfer, die er gebracht; es war der schönste Tag seines Lebens. Durch ganz Europa flog das Gerücht von der neuentdeckten Welt und erfüllte alle, besonders aber die Gelehrten, mit Bewunderung und Entzücken. Jetzt wollte Alles nach der neuen Welt, um mit Gold und Schätzen beladen nach einigen Monaten wieder zurückzukehren. Mit Kolumbus segelten alsbald 1500 Menschen ab; neue Inseln wurden entdeckt, große Reichthümer zusammengescharrt. Aber die atmen Einwohner wurden von den goldgierigen Spaniern schrecklich mißhandelt und Kolumbus selbst, als ein Ausländer, mit Undank belohnt. Der König hielt den abgeschlossenen Vertrag nicht, sandte einen vornehmen Spanier als Unterkönig an des Kolumbus Stelle, und dieser ließ sogar den edlen Mann in Ketten legen. Der König sprach ihn zwar wieder frei, aber die ihm feierlich zu- gesicherten Bedingungen des Vertrags wurden ihm nicht gehalten; und ob er gleich noch drei Reisen unternahm und neue Länder entdeckte, so achtete man seiner doch nicht mehr, und von Kummer niedergebeugt, beschloß er 1506 lebensmüde seine Laufbahn zu Valladolid. Seine Leiche wurde nach der Insel Kuba gebracht. Nicht einmal den Namen hat er dem neuentdeckcen Erdtheile gegeben, welcher vielmehr nach einem verbienstlosen Florentiner, Amerigo Vespnci, der behauptete, zuerst das F.-stlanb entdeckt zu haben, Amerika genannt wurde. Die neuere Zeit suchte diese Unbill etwas zu vergüten, indem eine Republik des südlichen Amerika und der Hauptbezirk der Vereinigten Staaten Nordamerikas sich 1819 den Namen Kolumbia beilegten. Mag der Staub der Erde modern, Die dem Kampf für's Rechte sich geweiht; Ihres Ruhmes Flammenzüge lodern In dem Tempel der Unsterblichkeit! Ferdinand Kortez, ein Spanier, entdeckt und erobert Mmfo.*) (1519—1521.) Ferdinand Kortez. der Sohn eines Edelmannes, Namens Martin Kortez, geboren 1485 zu Mebellino im kastilischen *) Nach Schilling und A-