Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Theil 3 - S. 25

1880 - Stuttgart : Heitz
Luthers Rückkehr nach Wittenberg. 25 Amtskleid der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kursürst nämlich pflegte Lnthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hostracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhiu Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Unwissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht aufgewachsen waren? Das bewog Lnthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten. Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur niemand glauben. Wirklich hatten auf Betrieb eines päpstlichen Legaten der Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand, die Herzöge von Baiern und die meisten Bischöfe Süddeutschlands (1524) ein Bündniß in Regensburg geschlossen, die katholische Lehre ausrecht zu erhalten. Die katholischen Geistlichen machten Lnthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei jeder Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben.

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Theil 3 - S. 25

1867 - Breslau : Max
Luthers Rückkehr nach Wittenberg. 25 auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hinter- einander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß Alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fort- während in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524' legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß dieser daher die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem bloßen Zusalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu messen. — Noch einen stärkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz loszusagen. Er heirathete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne ge- wesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Bater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben.*) Später- hin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu unter- suchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Un- wissenheit; wie konnte es auch anders sein, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht ausgewachsen waren? Das bewog Luthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch Etwas hätten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten. Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen *) Einige stehen in Ziegenbeins Lesebuche für Deutschlands Töchtcr(1816), Th. I. Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mir acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Lie hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern ans und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu; sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie die Abzehrung bekam, an welcher sie am 20. December 1552 in Torgau starb. Hier lie-gt sie in der Pfarrkirche begraben.

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 33

1906 - Langensalza : Gressler
33 gutdenkende, aber unüberlegte Andreas Bo den st ein, genannt Karl stadt, Professor in Wittenberg. Das erfuhr Luther und wurde entsetzlich böse; denn er fürchtete mit Recht, daß nun alle Welt sagen würde: „Da sieht man, was die neue Lehre anrichtet!" Nun war kein Halten mehr. Ohne erst den Kurfürsten zu fragen, reiste er auf der Stelle nach Wittenberg und predigte acht Tage hintereinander gegen die Unruhen der Bilderstürmer mit solcher Kraft, daß alle zur Ordnung zurückkehrten. Luther blieb nun fortwährend in Wittenberg und wirkte rüstig für die Ausbreitung der Reformation. Wollte er sich von der Arbeit erholen, so drechselte er oder arbeitete in seinem Gärtchen. Im Jahre 1524 legte er das Mönchskleid ab und kleidete sich nun weltlich. Daß er einen schwarzen Anzug wählte und daß Schwarz die Farbe der evangelischen Geistlichkeit geworden ist, hing von einem Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luther zu feiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hoftracht war, und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Im Jahre 1525 sagte sich Luther von dem Mönchsstande ganz los und heiratete ein tugendhaftes Fräulein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war. Er lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Vater mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an sie beweisen, die wir noch übrig haben*). Späterhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, *) Katharina war, 24 Jahre alt, 1523 aus Kloster Nimptschen bei Grimma mit acht andern Nonnen entflohen. Luther verschaffte ihnen in Wittenberg Unterkommen in anständigen Häusern. Vergebens warb ein Prediger um ihre Hand, obgleich Luther seine Werbung unterstützte. Glücklicher war Luther selbst. Er wurde mit ihr am 13. Juni 1525 getraut. Sic hatten sechs Kinder, von denen zwei früh starben. Nach Luthers Tode lebte sie noch ein Jahr in Wittenberg. Als die Kaiserlichen (1547) hierher kamen, wanderte sie mit ihren Kindern aus und erfuhr manchen Kummer. Sie kehrte zwar nach Wittenberg zurück, ging aber (1552), durch die Pest vertrieben, nach Torgau. Unterwegs wurden die Pferde scheu: sie sprang aus dem Wagen und beschädigte sich so, daß sie am 20. Dezember 1552 in Torgau starb. Hier liegt sie in der Pfarrkirche begraben. Meisterwerke. Bd. Ix. Nösselt, Weltgeschichte Iii. 3

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 431

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 157. Fortgang der Reformation in Deutschland. 431 Anmerkungen. 1. Luther hatte 1524 die Mönchskleidung abgelegt und heiratete 1525 Katharina von Bora, eine Nonne ans dem Kloster Niinpt-schen bei Grimma. Luther selbst erhielt vom Kurfürsten von Sachsen den Auftrag, eine Kirchenvisitation zu halten, d. H. nachzusehen, ob alle Pfarrer ihren Gottesdienst und ihren Unterricht nach der neuen Ordnung eingerichtet hätten. Um den Pfarrern eine Anleitung zu geben, wie sie Unterricht erteilen müßten, verfaßte Luther einen Katechismus für die Pfarrherren und gab erneu kleinern Katechismus für das Volk heraus; beide bilden noch jetzt in der lutherischen Kirche die Grundlage alles Unterrichts. Ebenso verfaßte er für die Pfarrer eine Predigt-sammluug (Postille), damit dieselben wüßten, was sie zu predigen hätten und nicht mehr die alte Lehre vorbrächten. Luther starb am 18. Febr. 1546 zu Eisleben, wohin er von dem Grafen von Mansfeld gerufen worden war, um Familienstreitigkeiten zu schlichten. Katharina von Bora geriet in sehr ärmliche Verhältnisse, so daß sie genötigt war, Kostgänger an ihren Tisch zu nehmen. Umsonst wandte sie sich an die protestantischen Fürsten um Hilfe. Es nahm sich niemand ihrer an; mir der König von Dänemark, Christian Iii, schenkte ihr einmal fünfzig Thaler. Sie litt zuletzt sogar Hunger. Um der Pest zu entgehen, verließ sie Wittenberg und ging nach Torgau, wo sie 1552 starb. 2. Philipp Schwarzerd ober Melanchthon, wie er feilten Namen, nach der bamaligen Sitte der Gelehrten, in das Griechische übertrug, war zu Brett en im Badischen. am 16. Februar 1497 geboren. Er bezog mit zwölf Jahren schon die Universität Heibelberg, würde mit 14 Jahren Bakkalaureus, mit 17 Magister. Mit 21 Jahren gab er feine griechische Grammatik heraus, die lange Zeit Schulbuch war und ihm beit Titel: praeceptor Germaniae (Lehrer Deutschlands) erwarb. In bemfelben Jahre (1518) erhielt er einen Ruf nach Wittenberg als Professor der griechischen Sprache und wurde von Luther aus das Gebiet der Theologie gezogen. Melanchthon war viel sanfter als Luther, und hatte im Anfange sehr gemäßigte Grundsätze. Als die Fürsten und; Reichsstädte die bischöfliche Gewalt auf dem Reichstage von Augsburg nicht anerkennen wollten, schrieb er an Luther: „Unsere Genossen streiten nur für die Herrschaft, nicht für das Evangelium. — Es ist ihnen allein lim die Regierung und die F r e i heit z u thu n." Allein Luther wußte, warum er ebenfalls keine bischöfliche Gewalt mehr anerkennen wollte, und riß Melanchthon immer tiefer in feine Grundsätze hinein. Doch blieb demselben zeitlebens eine gewisse Unentschlossenheit. Melanchthon starb zu Wittenberg am 19. April 1560. 3. Um den Landgrafen Philipp von Hessen bei der Sache der Reformation festzuhalten, erlaubten Luther und Melanchthon im Vereine mit den namhaftesten lutherischen Predigern demselben, zu seiner Gemahlin Christine von Sachsen, die ihm bereits acht Kinder geschenkt, noch eine Frau zu nehmen, das Hoffränlein Margaretha von Saale. Die Hochzeit wurde zu Rotenburg in Gegenwart Mclanchthons gefeiert (1540). Man hatte dem Landgrafen es zur Pflicht gemacht, die erhaltene Erlaubnis geheimzuhalten, aber er kümmerte sich nicht um das Urteil der Welt, da er ja Luthers Erlaubnis hatte. 4. Während die Fürsten auf dem Reichstage zu Speier Verwahrung dagegen einlegten, daß sie und ihre Anhänger nicht sollten frei die lnthe-

4. Geschichtsbilder - S. 87

1911 - Leipzig : Brandstetter
eva 87 eva Aus Briefen, die seine Freunde in Wittenberg ihm durch die nach der Wartburg gehenden kurfürstlichen Boten zusandten, erfuhr er, daß einzelne Anhänger der neuen Lehre allerlei Unordnung anrichteten, vorschnelle Neuerungen trafen und z. B. keine Bilder in den Kirchen mehr dulden wollten. Da ward Luther bange, daß das Werk der Erneuerung der Kirche auf falsche Wege geraten könnte; er verließ seine sichere Burg und kehrte trotz Bann und Acht nach Wittenberg zurück. Unterwegs schrieb er von Borna bei Leipzig einen Brief an den Kurfürsten Friedrich den Weisen, der ihn ängstlich gewarnt hatte, nach Wittenberg zu reisen. Luther dankte darin für den Schutz, den er auf der Wartburg genossen hatte, fügte aber voll Gottvertrauen hinzu: „Ich komme gen Wittenberg in gar viel einem höheren Schutze denn des Kurfürsten. Hier kann kein Schwert raten oder helfen, Gott mutz hier allein schaffen ohne alles menschliche Sorgen und Zutun." Als er in Wittenberg ankam, stillte er die Unruhe bald. Er predigte eine Woche lang jeden Tag, und immer konnte die Kirche die Zuhörer kaum fassen. Von den Bildern aber sagte er, man solle sie zwar nicht anbeten, wie es früher geschehen sei, aber man solle sich ihrer freuen als eines Schmuckes der Kirchen, der die Herzen zur Andacht stimme. 9. In Wittenberg wohnte Luther noch immer in dem Augustinerkloster, obgleich die meisten Mönche daraus fortgezogen waren, weil sie wie Luther meinten, datz man Gott in der treuen Erfüllung eines weltlichen Berufes eben so wohl oder noch besser dienen könne als im Kloster. Und als Luther im Jahre 1525 sich verheiratete, schenkte ihm der Kurfürst das unterdessen ganz leer gewordene Kloster zur Wohnung. Luthers Gemahlin war Katharina von Bora. Sie war schon als Kind in das Kloster Nimptschen bei Grimma gebracht worden. Als Luthers Schriften über das Klosterleben auch in diesem Kloster bekannt wurden, hatten neun Nonnen und unter ihnen auch Katharina den Wunsch, aus dem Kloster ins Leben zurückkehren zu können. Sie wendeten sich an Luther mit der Bitte, für ihre Befreiung zu sorgen, und unter Luthers Vermittlung wurden sie durch den Torgauer Bürger Leonhard Koppe heimlich befreit. Katharina fand ein Unterkommen in der Familie des Stadtschreibers Reichenbach in Wittenberg, und hier lernte sie Luther kennen. Dieser dachte gar nicht daran, sich zu verehelichen, vielmehr ließ er Katharina, um sie versorgt zu wissen, vorschlagen, einen seiner Freunde, einen Prediger, zu heiraten. Sie aber erklärte, nie werde sie diesen heiraten, wohl aber könnte sie sich entschließen, Luthers Weib zu werden. Als Luther das erfuhr, entschloß er sich rasch, und er hat seinen Entschluß nie bereut. Er schrieb später einmal: „Mir ist's, Gott Lob, wohlgeraten,

5. Neuzeit - S. 43

1897 - Leipzig : Wunderlich
9. Der Tod des Kurfürsten Friedrich des Weisen. Im Jahre 1525 riß der Tod den Kurfürsten Friedrich den Weisen aus dem Leben. Vor seinem Abscheiden versammelte er noch einmal seine Diener um sich und sprach zu ihnen: „Liebe Kindlein, habe ich einen von euch beleidigt, so bitte ich um Gottes willen um Verzeihung; denn wir Fürsten thun den armen Leuten mancherlei, was nicht taugt." Dann ließ er sich anstatt der letzten Ölung das heilige Abendmahl in beiderlei Gestalt reichen und war also der erste deutsche Fürst, der sich zur evangelischen Lehre bekannte. Hierauf entschlief er in Frieden. Luther hielt bei seiner Bestattuug die Leichenpredigt und konnte mit Recht von ihm sagen: „Unter seinem Schutz und Schirm ging das Evangelium glücklich von statten und nahm allenthalben überhand. Sein Leben lang hat er ein friedsam, still und ruhig Regiment geführt und mit Recht Friedrich geheißen." Sein Nachfolger war Johann der Beständige, der gleich seinem Vorgänger die Reformation und den Reformator schützte. 10. Luthers Verheiratung. Seit seiner Rückkehr nach Wittenberg predigte Luther auch öfter . gegen das von Gregor Vii. streng durchgeführte Verbot der Ehelosigkeit der Priester, weil er der Meinung war, daß sich das Bibelwort: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei," auch auf die Priester bezöge. Schon viele Priester, Mönche und Nonnen, die ihre Klöster verlassen hatten, hatten sich auch auf Luthers Anraten hin verheiratet. - Im Jahre 1525 vermählte sich auch Luther mit Katharina von Bora. Diese war schon als Mädchen dem Kloster Nimbschen bei Grimma übergeben worden. Als sie Luthers Schriften über die Ungiltigkeit der Klostergelübde kennen Lernte, wandte sie sich an Luther, damit er sie samt ihren acht Genossinnen befreie. Luther übernahm auch die Vermittelung, und ein Torgauer Bürger entführte sie in leeren Biertonnen, da der Herzog Georg von Meißen ein heftiger Gegner Luthers war und nicht duldete, daß Mönche oder Nonnen ihre Klostergelübde brachen. Katharina von Bora fand nun Aufnahme in einer Wittenberger Familie bis zu ihrer Verheiratung mit Luther. Der Hochzeit wohnten seine Eltern bei, die sich sehr darüber freuten, daß ihr Sohn das Mönchtum wieder abgelegt hatte. Der neue Kurfürst schickte den Braten, der Rat von Wittenberg den Wein, und die Universität schenkte einen Becher. Das Augustinerkloster, das die Mönche verlassen hatten, richtete das junge Ehepaar zu seiner Wohnung ein. Luther hat in seinem Leben diesen Schritt nie bereut, denn sie war ein frommes und getreues Weib, auf welches sich sein Herz verlassen konnte. Heftige Angriffe richteten jedoch die Päpstlichen auf Luther, da er sich als ausgetretener Mönch mit einer entlaufenen Nonne vermählt habe; doch kümmerte sich Luther nicht darum, denn sein Bruch mit Rom war nun nach jeder Seite hin gänzlich vollzogen, es gab nun

6. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 234

1887 - Hannover : Meyer
234 107. Fortgang der Reformation. und mitgeholfen am Werke der Reformation. Und wenn Luthers Feuergeist einmal zu heftig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn wohl das milde Kindesgemüt seines Freundes. Luther sagt selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln Krieg führen muß; aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, nachdem Gott ihm seine Gaben gegeben hat." 2. Katharina von Bora. Wie Luther an Melanchthon den besten Freund besaß, so schenkte ihm Gott an Katharina von Bora eine treue, fromme Gattin. Sie war aus adeligem Geschlechte und schon als Kind von den Ihrigen in ein Kloster gebracht worden. Als das Licht der reinen Lehre auch hinter die Klostermauern drang, bat Katharina ihre Verwandten, sie aus dem Kloster zu befreien. Da jene sich weigerten, entwich sie mit acht andern Nonnen und kam nach Wittenberg. Hier lernte Luther sie kennen und vermählte sich mit ihr (1525). Er hat mit seiner Käthe eine glückliche, gesegnete Ehe geführt, welche allen Christenhäusern als Vorbild dienen kann. Seine Mönchskutte vertauschte Luther seit seiner Verheiratung mit dem schwarzen Priesterrock, der in der Folge die Amtstracht der evangelischen Geistlichen geworden ist. 3. Kirchenvisitation (1528). In demselben Jahre, als Luther sich verheiratete, starb sein guter Kurfürst Friedrich der Weise. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige; dieser war ein noch eifrigerer Beförderer der Reformation. Im Jahre 1528 trug er Luther, Melanchthon und einigen ihrer Freunde auf, eine Kirchenvisitation im Kurfürstentum Sachsen abzuhalten, d. h. alle Kirchen und Schulen zu besuchen, um nachzusehen, wie es um dieselben stehe. Da fanden sie denn, daß die Unwissenheit nicht bloß bei den Gemeindegliedern und Schülern, sondern sogar auch bei den Geistlichen und Lehrern erschrecklich groß war, so daß Melanchthon, wie er selbst erzählt, manchmal bei Seite gehen und weinen mußte. Deshalb schrieb Luther, als er heimkam, zwei Katechismen, einen großen für die Lehrer und Prediger und einen kleinen für die Kinder. Besonders der kleine Katechismus ist ein rechtes Kleinod der lutherischen Kirche geworden. — Ferner besorgte Luther für den Gottesdienst ein Gesangbuch mit schönen, kräftigen Liedern, von denen er selbst eine große Anzahl dichtete. 4. Reichstag zu Speier (1529). Aber wo war denn Kaiser Karl, daß alles das ruhig geschehen konnte? Hatte er nicht über Luther und alle seine Anhänger die Reichsacht ausgesprochen und erklärt, Krone und Leben daransetzen zu wollen, daß die Ketzerei ausgerottet werde? Ganz recht, aber immerwährende Kriege mit den Franzosen nahmen ihn so in Anspruch, daß er den Dingen in Deutschland einstweilen ihren Lauf lassen mußte. So hatten denn die Evangelischen vom Reichstage zu Worms an acht Jahre Ruhe. Endlich, im Jahre 1529, ließ der Kaiser durch seinen Bruder Ferdinand wiederum einen Reichstag, und zwar zu Speier, abhalten. Hier versuchten die katholischen Fürsten, welche die Mehrheit hatten, die Reformation wenigstens zum Stillstand zu bringen, indem sie beschlossen, daß zwar die, welche lutherisch feien, es einstweilen bleiben könnten, daß aber weitere Übertritte zur lutherischen Kirche durchaus nicht

7. Geschichte der Neuzeit - S. 116

1887 - Wiesbaden : Kunze
116 Erste Periode der Neuzeit schönerlen Musik und Gesang. Wer am Abend an Luthers Hause vorüberging, der konnte vernehmen, daß darinnen gute Menschen wohnten. Luther selbst begleitete den Gesang mit Flötenspiel oder mit der Laute. „Musik — pflegte er zu sagen — ist das beste Labsal eines betrübten Menschen, dadurch das Herz wieder zufrieden, erquickt und erfrischt wird; sie verjaget den Geist der Traurigkeit, wie man an König Saul sieht. Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie macht feine und geschickte Leute." Nach Luthers Tode blieb Katharina in Wittenberg, bis der Einmarsch der kaiserlichen Truppen sie nötigte, mit ihren Kindern nach Magdeburg zu fliehen. Von hier führte sie Melanchthon nach Braunschweig, und Georg Major, ein Freund der Familie, nach Gishorn an der Aller. Sie kehrte bald nach Wittenberg zurück. Ihr Landesherr war in Gefangenschaft, die Grasen von Mansfeld und Christian von Dänemark konnten ihr Versprechen, ihr eine Unterstützung zukommen zu lassen, aus Not nicht erfüllen. Katharina ernährte sich kümmerlich von dem Mietzins des Hauses und von der Verköstigung der Hausgenossen, bis 1552 die Pest ausbrach und die Universität Wittenberg nach Torgau verlegt wurde. Luthers Witwe war genötigt, sich ebendorthin zu wenden, um ihre Kostgänger behalten zu können. Unterwegs wurden die Pferde scheu, die geängstigte Mutter sprang aus dem Wagen und siel ins Wasser. Erkältung und Angst warfen sie aufs Krankenbett, und noch im nämlichen Jahre starb sie sanft im 53. Jahre ihres Lebens. Tags darauf wurde sie in der Stadtkirche zu Torgau beigesetzt, wo noch ihr Leichenstein mit ihrem Bilde, ihrem Wappen und einer einfachen Inschrift zu sehen ist. 2. Luther stand mit vielen Frauen in Briefwechsel und mahnte dieselben, das Werk der Reformation fördern zu helfen. Besonders hatte er an Elisabeth von Brandenburg eine helfende Gönnerin. Ihr Gemahl, der Kurfürst Joachim I. von Brandenburg, war ein entschiedener Gegner der Reformation und behandelte feine Frau nicht gerade liebevoll. Elisabeth entschloß sich daher, mit Zurücklassung ihrer Kinder, nach Torgau zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten Johann von Sachsen, zu fliehen. Sie lebte seitdem in Lichtenberg und sah Luther häufig bei sich; ja sie hielt sich einmal drei Monate in feinem Hause auf. Nach Joachims Tode traten ihr Sohn und ihre Tochter Elisabeth, welche an Erich den älteren von 23 raun schweig vermählt war, zur lutherischen Kirche über. Erich blieb der römischen Kirche treu; allein Elisabeth führte nach feinem Tode als Vormünderin ihres Sohnes die protestantische Lehre in Braunfchweig ein und

8. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 106

1877 - Langensalza : Beyer
— 106 — <1525) nahmen Thomas Münzer gefangen und ließen ihn in Mühl-Hansen hinrichten. Auf diese Weise wurden die Unruhen unterdrückt Trotz dieser mannichfachen Mißverständnisse breitete sich aber doch die Deformation, immer weiter aus. Ueberall in Sachsen ward dieselbe eingeführt Die Messe und das klösterliche Leben schaffte man überall ab. ald drang die neue Lehre oder das Evangelium aus Norddeutschlaud auch nach dem Süden unseres Vaterlandes. Besonders die großen Städte ?'•J?Ürnb/rö, Uim' Straßburg, Frankfurt a. M. nahmen dasselbe bereitwillig auf. Auch viele Fürsten bekehrten sich zu der evangelischen ^ ehre, besonders, außer dem Kurfürsten von Sachsen der Her-309 von Braunschweig, der Herzog von Pommern, der Landgraf 'von Heften und viele andere. Auch der Hochmeister der deutschen Ritter in Preußen, Albrecht, von Brandenburg, trat zu Luthers Lehre über utfd führte dieselbe in sein Land ein. § 127- Luthers Ireunde. Ein treuer Mitarbeiter am Werke der Reformation war Philipp Melanchthon. Er war zu Bretten in ™n U9‘ geboren und hieß eigentlich Schwarzerd, hatte aber seinen ^camen nach der Sitte damaliger Zeit in das Griechische übersetzt. Schon in seinem dreizehnten Jahre bezog Melanchthon die Universität Heidel-berg und ward hier der Schüler seines berühmten Verwandten, des gelehrten Renchlm. Im Jahre 1514 erhielt Melanchthon in Tübingen die Würde eines Magisters und bald erscholl der Rnf seiner Gelehrsamkeit durch ganz Deutschland. Da berief ihn im Jahre 1518 der Kurfürst Friedrich als Professor der griechischen Sprache nach Wittenberg. Hier lehrte er mit großem Beifall und ward bald mit Luther innig befreundet. Er war nicht so heftig und feurig wie Luther, häufig sogar etwas zu furchtsam und zu nachgiebig gegen die Feinde der reinen Lehre. Deswegen sagte auch Luther: „So leise, wie Magister Philipp, kann ich nicht auftreten." Melanchthons Verdienste um die Reformation sind besonders deswegen 1° 6^ß, weil er, mit Luther vereint, tief in der heiligen Schrift forschte -und die Wahrheit des Evangeliums in trefflichen Schriften, ' welche weit verbreitet wurden, bewies. Melanchthon verheiratete sich im Jahre 1521 |u Wittenberg mit der Tochter des Bürgermeisters, Katharina Krapp, -nther folgte feinem Beispiele im Jahre 1525 und ehelichte eine ehe-'malige Nonne, welche er in Wittenberg kennen gelernt hatte. Ihr Name war Katharina von Bora, und sie wurde Luthern eine getreue Hans-jiau, mit welcher er sehr glücklich und zufrieden im Kreise feiner Kinder lebte. — Ein anderer treuer Freund und Anhänger Luthers war der berühmte Maler Lucas Cranach, welcher Luthern, der die Malerei ■gleich der Musik sehr liebte, mit manchem schönen Gemälde erfreute. Cranach war zu Cranach oder Kronach am Fichtelgebirge geboren (da-sein Name) und war beim Kurfürsten von Sachsen sehr angesehen. -Beinahe fünfzig Jahre wohnte er in Wittenberg und ward zum Bürger-

9. Das deutsche Vaterland - S. 65

1917 - Leipzig : Wunderlich
— 65 — Segeln, Flöße, aus starken Baumstämmen gemacht, schwimmen unter den Brücken hinweg. 3. Endlich sah sie auch Menschen bei der Arbeit: Schiffer fuhren mit ihren Kähnen über den Strom, Fischer warfen ihre Netze aus und fingen zappelnde Fische, Arbeiter brachen Steine los von steilen Sandstein- felsen, Leute gingen spazieren im grünen Walde oder schauten von Berges- höhe herab auf das rauschende Wasser und weit hinaus ins Vaterland. Ii. Und was wird sie auf ihrem weiteren Laufe erblicken? Die Karte wird es uns erzählen. Zeige und rede!1) 1. Wenn die Elbe unser Vaterland verlassen hat, kommt sie in nnser Nachbarland Preußen. Hier fließt sie in weiter Ebene noch eine Zeitlang in nordwestlicher Richtung. Sie fließt vorüber an der kleinen Stadt Torgau2) und nimmt dann einen Fluß auf, der uns aus der Vaterlandskunde wohl bekannt ist, die Schwarze Elster, mit ihrem Nebenflusse, der Röder. Bald nach der Einmündung der Elster macht die Elbe einen Bogen und strömt vorbei an Wittenberg. (Hier wohnte einst der Mann, dessen Namen wir in der Katechismusstuude genannt haben. Denkt nur an die Erklärungen, welche der Katechismus enthält?) Hier lebte Martin Luther, der die Bibel übersetzte, so daß sie uun jedermann, selbst ein Schulkind, zu lesen vermag, der den Katechis- mus geschrieben und so manches schöne Kirchenlied gedichtet hat. (Gewiß? Hier steht noch die Kirche, in welcher er so oft gepredigt hat und nun begraben liegt. Hier ist noch das einfache Haus zu sehen, in dem er vor mehr als 350 Jahren wohnte mit seiner Frau Katharina und mit seinen Kindern, nnb in dem Hause zeigt man noch heute seine Wohn- stube mit dem hölzernen Doppelsitz am Fenster und mit dem Tisch aus Eichenholz, an dem er gearbeitet, mit Käthe und den Kindern gegessen und auch manchen Gast bewirtet hat.)^) *) Ein Kind steht an der Wandkarte, folgt dem Laufe des Flusses mit dem Stabe und erzählt, was es sieht. Der Lehrer flicht in die Ausspräche des Kindes alles andere ein. Die Entflechtungen des Lehrers stehen hier in Klammern. 2) Für den Lehrer: Torgau ist auch eine „Lutherstadt". Das wird häufig ver- gessen. Ein alter Spruch sagt schon: „Wittenberg, die Wiege der Reformation, Torgau die Amme". Vierzig Mal ist Luther in Torgau gewesen. Wie oft hat er im „Predigerhaus" geweilt bei Gastpredigten oder Visitationen. Im Prediger- Haus wurden u. a. die „Torgauer Artikel", die Grundlage des Augsburgischen Bekenntnisses, zum Abschluß gebracht. Noch heute ist in ihm das Zimmer zu sehen, in dem einst Luther, Melanchthon, Jonas und Bugenhagen saßen, um ihren Glauben in Sätze zusammenzufassen, die für die gesamte evangelische Kirche maßgebend sein sollten. In Torgau ist auch Luthers Gattin, Katharina von Bora, im Jahre 1552 gestorben. 3) Mehr über Luther ist hier nicht am Platze, da die Kinder dieser Stufe Luther bis jetzt nur aus der Katechismusstunde i„Wer hat die Erklärungen zu den 10 Ge- boten geschrieben?") und aus den kurzen Hinweisen auf das Reformationsfest kennen. Tischendorf, Das Deutsche Vaterland. 23. Aufl. 5

10. Theil 3 - S. 25

1827 - Breslau : Max
25 und daß dieser daher die Farbe der evangelischen Geistlichen ge- worden ist, hing von einem bloßen Zufalle ab. Der Kurfürst nämlich pflegte Luthern zu seiner Kleidung dann und wann ein Stück schwarzes Tuch zu schicken, weil dies damals die Hof- tracht war; und weil Luther sich so trug, so glaubten auch seine Schüler, sich so tragen zu müssen. — Noch einen ftarkern Schritt that Luther 1525, sich von dem Mönchsstande ganz los- zusagen. Er heirathete ein ächtchristliches, tugendhaftes Fräu- lein, Katharina von Bora, die früherhin Nonne gewesen war, und lebte mit ihr überaus glücklich, besonders als er Va- ter mehrerer Kinder wurde, die er zärtlich liebte, wie einige Briefe an dieselben beweisen, die wir noch übrig haben*). Spä- terhin reisten er und Melanchthon in Sachsen umher, um zu untersuchen, wie die Prediger und Schullehrer beschaffen wären. Da fanden sie zu ihrer Verwunderung eine ganz entsetzliche Un- wissenheit; wie konnte es auch anders seyn, da diese Leute zum Theil ohne guten Unterricht ausgewachsen waren. Das bewog Luthern, seinen großen und kleinen Katechismus zu schreiben, damit die Leute doch etwas hatten, wonach sie das arme Volk und die Kinder unterweisen könnten. Daß diese neuen Einrichtungen so ganz ruhig abgegangen wären, muß nur Niemand glauben. Die katholischen Geistli- chen machten Luthern und den Anhängern seiner Reformation gar viel zu schaffen, indem sie bald ihnen drohten, bald bei je- der Gelegenheit sie neckten, so daß diejenigen Fürsten, die sich zur neuen Lehre bekannten, endlich darauf denken mußten, sich mit einander zu verbinden, auf den Fall, daß die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. An der Spitze dieser Ver- bindung standen der Kurfürst von Sachsen, und der treffliche Landgraf von Hessen, Philipp. 82. Der Bauernkrieg. — Thomas Münzer. — Die Wiedertäufer. Die Bauern hatten es damals in Deutschland nicht viel besser, als jetzt noch in Rußland. Sie waren zwar nicht eigent- *), Einige stehen in Ziegenbeins trefflichem Lesebuche für Deutschlands Töch- ter, Istem Theile, 1816.

11. Der sächsische Kinderfreund - S. 84

1868 - Leipzig : Arnoldi
84 zeitig in das Nonnenkloster Nimtschen bei Grimma an der Mulde brachten. Katharina betete hier fleißig. Indeß regte sich in ihr, so wie in acht andern Nonnen, späterhin der Wunsch, aus dem Kloster befreit zu werden. Sie schrieben deshalb an ihre Aeltern, welche aber nicht einwilligten. Darauf wendeten sie sich an Luther, dessen neue Lehre ihnen nicht unbekannt geblieben war. Dieser bat sogleich einen Bürger aus Torgau, Namens Leonhard Koppe, sich der unzufrie- denen Nonnen anzunehmen und sie aus ihrem Kloster zu erlösen. Koppe verband sich mit einem andern Torgauer Bürger, Wolf Tom- mitsch genannt. Es war in der Nacht des Charfreitags, den 4. April 1523, als sie bei dem Kloster Nimtschen anlangten. Koppe überstieg die Gartenmauer und half den 9 Nonnen über dieselbe hinweg. Man konnte voraussetzen, daß man die entführten Nonnen aufsuchen werde, und dies war um so gefährlicher, da die Reise durch die Länder Georg's des Bärtigen gehen mußte, der ein eifriger Katholik und ein abgesagter Feind Luther's war. Deshalb verbarg Koppe die Nonnen soviel als möglich. Er hatte nämlich 9 Tonnen mitgebracht, die so eingerichtet waren, daß in jeder eine Person bequem sitzen konnte. So entkam er glücklich und langte am 7. April in Wittenberg an. Luther, der schon lange gegen das ehelose Leben der Geistlichen ge- predigt und geschrieben hatte, ging zuletzt selbst mit einem guten Bei- spiele voran und vermählte sich am 13. Juni 1525 mit dem Fräulein Katharina von Bora. Die Trauung erfolgte durch I). Bugen- hagen zu Wittenberg. Er lebte mit ihr seht glücklich, wie dies seine eignen Worte bezeugen. „Die höchste Gnade und Gabe Gottes ist es, ein fromm , freundlich, gottesfürchtig und häusliches Gemahl haben, mit dev du 'friedlich lebest, der du darfst all dein Gut und was du hast, ja deinen Leib und Leben anvertrauen." . Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor: 1) Johannes oder Hans, geb. den 7. Jun 1526, starb den 29. Oct. 1575 zu Königsberg in Preußen. 2) Elisa- beth, geb. den 10. Dec. 1527, starb den 3. Aug. 1528. 3) Magda- lena, geb. den 4. Mai 1529, starb den 20. Sept 1542. 4) Martin, geb. den 7. Nov. 1531, starb den 3. März 1585 zu Wittenberg. 5) Paulus, geb. den 28. Jan. 1533, starb den 8. März 1593 zu Leipzig. 6) Margaretha, geb. 1534, starb 1570. Als Luther den 18. Febr. 1546 mit Tode abging, hinterließ er zu wenig Vermögen, als daß seine Wittwe Katharina nebst 4 Kindern, die zum Theil noch unerzogen waren, sorgenfrei hätte leben können; denn das ganze Eigen- thum bestand in dem Gute Wachsdorf unweit Wittenberg, in dem Gute Zeulsdorf unweit Leipzig, in einem Obstgarten und in einem Hause, welches zusammengenommen 3500 Gulden an Werth hatte. Jedoch fand Luther's Wittwe manche Unterstützung. Friedrich der

12. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 114

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
114 53. Fortgang der Reformation. 53. Fortgang der Reformation. 1. Philipp Melanchthon. Ein treuer Freund und Gehilfe Luthers war Philipp Melanchthon. Er war von schmächtiger Gestalt, aber von erstaunlichen Gaben und Kenntnissen und dabei so sanft und bescheiden, daß ihn jeder lieben mußte. Er stammte aus dem badischen Städtchen Breiten, wo sein Vater Waffenschmied war. Schon in der Schule hatte er sich als ein Wunderkind bewiesen, und als 14 jähriger Knabe bezog er die Universität. Im Jahre 1518 kam er als Professor nach Wittenberg. Unglaublich war der Beifall, den seine Vorlesungen fanden und die Verehrung, mit welcher die Studenten an ihm hingen. Oft lauschten 2000 Zuhörer seinem Vortrage. Sein Ruhm war so groß, daß man ihn den „Lehrer Deutschlands" nannte und ihn weit und breit in Kirchen- und Schulsachen zu Rate zog. Treulich hat Melanchthon zu Luther gestanden und mitgeholfen am Werke der Reformation. Und wenn Luthers Feuergeist einmal zu heftig dreinfahren wollte, so mäßigte ihn wohl das milde Kindesgemüt seines Freundes. Luther sagte selbst: „Ich bin dazu geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln Krieg führen muß; aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, nachdem ihm Gott seine Gaben gegeben hat." 2. Katharina von Vora. Wie Luther an Melanchthon den besten Freund besaß, so schenkte ihm Gott an Katharina von Bora eine treue, fromme Gattin. Sie war aus adeligem Geschlechte und schon als Kind von den Ihrigen in ein Kloster gebracht worden. Als das Licht der reinen Lehre auch hinter die Klostermauern drang, bat Katharina ihre Verwandten, sie ans dem Kloster zu befreien. Da jene sich weigerten, entwich sie mit acht anderen Nonnen und kam nach Wittenberg. Hier lernte Luther sie kennen und vermählte sich mit ihr (1525). Er hat mit seiner Käthe eine glückliche, gesegnete Ehe geführt, welche allen Christenhäusern als Vorbild dienen kann. Seine Mönchskutte vertauschte Luther seit seiner Verheiratung mit dem schwarzen Priesterrock, der in der Folge die Amtstracht der evangelischen Geistlichen geworden ist. 3. Kirchenvifitation (1528). In demselben Jahre, als Luther sich verheiratete, starb Kurfürst Friedrich der Weise. Ihm folgte sein Bruder Johann der Beständige; dieser war ein noch eifrigerer Beförderer der Reformation. Im Jahre 1528 trug er Luther, Melanchthon und einigen ihrer Freunde auf, eine Kirchenvisitation im Kurfürstentum Sachsen abzuhalten, d. H. alle Kirchen und Schulen zu besuchen, um nachzusehen, wie es um diese stehe. Da fanden sie denn, daß die Unwissenheit nicht bloß bei den Gemeindegliedern und Schülern, sondern sogar auch bei den Geistlichen und Lehrern erschrecklich groß war, so daß Melanchthon, wie er selbst erzählt, manchmal bei Seite gehen und weinen mußte. Deshalb schrieb Luther, als er heimkam, zwei Katechismen, einen großen für die Lehrer und Prediger und einen kleinen für die Kinder. Besonders der kleine Katechismus ist ein rechtes Kleinod der lutherischen Kirche geworden. — Ferner be-

13. Deutsche Geschichte von den ältesten Zeiten bis zum Ende des Großen Krieges - S. 83

1904 - Halle : Gesenius
— 83 — vom Papste losgesagt. Beinahe ganz Deutschland mit Ausnahme von Bayern und den rheinischen, westfälischen und fränkischen Bistümern wurde evangelisch; jedes größere Gebiet hatte seinen Reformator, von denen besonders Dr. Bugenhagen (Pommer), der in Niedersachsen und Pommern wirkte, Luthers Freund war. Die hervorragendsten evangelischen Fürsten waren der Kurfürst von Sachsen, der Landgraf Philipp von Hessen, der Herzog Albrecht von Preußen und später der Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg. Über Deutschland hinaus verbreitete sich die Reformation oder Kirchenerneuerung bis nach Dänemark und Skandinavien. Der Kaiser hinderte das Werk nicht, da er wegen seiner italienischen Besitzungen mit dem Papste im Streite lag. Als er sich aber mit ihm ausgesöhnt hatte, berief er einen Reichstag nach Speier 1529. Auf diesem wurde mit der damals noch überwiegenden katholischen Stimmenzahl beschlossen, „wo Luthers Lehre noch nicht bekannt sei, könne sie auch nicht eingeführt werden, wo sie aber sei, solle man es nicht weiter damit treiben". Dagegen legten neunzehn evangelische Stände Protest (Verwahrung) ein. Seitdem wurden die Anhänger der neuen Lehre auch Protestanten genannt. Luthers Familienleben und Tod. Luther sah das Werk der Reformation rüstig fortschreiten. Er selbst wirkte durch Predigen und Schreiben emsig weiter, trat aber sonst nicht mehr so mächtig in die Öffentlichkeit wie vordem. Er hatte sich 1525 verheiratet und zwar mit Katharina von Bora, einer ehemaligen Nonne, die von ihren Brüdern wider ihren Willen ins Kloster gesteckt worden war. Sie wurde ihm eine treue Hausfrau und seinen Kindern eine liebevolle Mutter. Luther hat überhaupt ein glückliches Familienleben geführt. Gern weilte er im Kreise seiner Kinder, spielte und scherzte mit ihnen. Er liebte die Fröhlichkeit und hielt mit den Seinen gern Musikunterhaltungen ab, zu denen er auch seine Freunde, die anderen Reformatoren, einlud. Am schönsten ging es an den hohen Kirchenfesten, namentlich am Weihnachtsfeste zu. Anfangs des Jahres 1546 unternahm Luther, obwohl etwas leidend, eine Reise nach Eisleben, wohin ihn die Grafen von Mansfeld zur Schlichtung eines Familienstreites gebeten hatten. Unterwegs erkältete er sich; krank kam er an. Er stellte den Frieden unter den Grafen wieder her, predigte auch öfters den Tausenden, die aus der Umgebung herzuströmten. Da verschlimmerte sich sein Zustand und gegen den Morgen des 18. Februar 1546 starb er, zweiundsechzig Jahre alt, vielleicht am Schlagflusse; denn er war gegen früher sehr stark geworden. Unter großer Teilnahme wurde er in der Schloßkirche zu Wittenberg bestattet. 38. Die Reichsreformversuche der Reichsritter und Bauern. I. Die Erhebung der Reichsritter. Als Luther sein Werk anfing, da hofften die Unterdrückten im Reiche, daß ihnen durch die neue Lehre Erlösung würde, und daß nun auch eine staatliche Umgestaltung des Reiches Platz griffe. Es waren zunächst die Rerchsrrtter, die solches wünschten. 6*

14. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 23

1908 - Schleswig : Bergas
23 M heiligen Schrift beweisen könnt, daß ich geirrt habe, so will ich nicht wider- rufen. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Uber diese unerschrockene Antwort wunderte sich jedermann. Der Kaiser aber tat Luther bald darauf in die Acht; jedermann durfte ihn ungestraft töten. 9. Auf der Rückreise von Worms kam Luther durch einen Wald. Hier ergriffen ihn plötzlich fünf verkappte Ritter und führten ihn hinweg. Seine Begleiter flohen entsetzt und erzählten den Leuten, was geschehen war. Da glaubte jedermanu, Luther sei getötet worden; seine Freunde trauerten und seine Feinde frohlockten. Es ging ihm aber ganz gut. Jene verkappten Ritter hatte nämlich der Kurfürst von Sachsen gesandt. Dieser wollte Luther vor seinen zahlreichen Feinden schützen und ließ ihn deshalb von den Rit- tern heimlich nach der Wartburg bringen. Hier lebte der Gottes- mann einige Zeit als Ritter verkleidet unter dem Namen „Junker Ge- org" im Verborgenen. Ans der Wartburg sing Luther an, die Bibel in die deutsche ^ Sprache zu übersetzen. 10. Nach einem Jahre $ kam Luther wieder nach ^ Wittenberg und predigte daselbst. Sein treuster Z Freund war Melanch- thon. Mit diesem zu- sammen vollendete er die Bibelübersetzung. Nun konnte jedermann das Wort Gottes lesen und verstehen. Als Luther merkte, wie unwissend das Volk war, verfaßte er den Katechismus. Er dichtete auch fromme Lieder, z. B. „Ein' feste Burg ist unser Gott!" In den Kirchen, deren Prediger Luther anhingen, wurden nun nicht mehr lateinische, sondern deutsche Lieder gesungen. Beim Abendmahl erhielten die Abendmahlsgäste nicht mehr nur Brot allein, sondern Brot und Wein. Die Anrufung der Heiligen unterblieb. Viele Klöster wurden aufgehoben, und die Prediger, die der neuen Lehre anhingen, durften heiraten. So beseitigte Luther die Irr- lehren des Papstes und erneuerte die christliche Kirche. Diese Erneuerung der christlichen Kirche durch Luther nennt man die Reformation. Luthers An- hänger mehrten sich ganz bedeutend und wurden Evangelische oder auch Pro- tcstanteu geuaunt. Sie bildeten zusammen die evangelisch-lutherische Kirche. 11. Luthers Gemahlin war Katharina von Bora, eine frühere Nonne. Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe, und Gott schenkte ihnen mehrere Söhne und Töchter. Luther hatte alle seine Kinder von Herzen lieb, erzog sie aber streng. Dennoch war in seinem Hause jedermann heiter. Oft spielte Luther

15. Von der deutschen Urzeit bis zur Reformation - S. 316

1913 - Langensalza : Beltz
olo Die Reformation. fen der Evangelischen gegen Kaiser und Reich scheint er nicht Anteil genommen zu haben. Sehen wir zunächst zu, Ziel: wie Luther daheim lebte. 1. Luther hatte geheiratet. Und das war so gekommen. Er nahm sich stets der Mönche und Nonnen, welche aus den Klöstern austraten, und ihn vielfach um Rat und Beistand baten, hilfreich an und sorgte für ihr Fortkommen. Da lebte in dem Kloster Nimbschen bei Grimma die Nonne Katharina von Bora. Sie hatte viel von Luthers Schriften und Predigten gehört und wünschte sehnlichst, das Kloster zu verlassen. Durch Luthers Vermittlung gelang es ihr und acht anderen Nonnen, aus dem Kloster zu kommen und in Wittenberg eine Zufluchtstätte zu finden. Die anderen acht Nonnen verheirateten sich bald; nur Katharina war noch unversorgt. Schließlich glaubte Luther auch für sie in einem anderen Geistlichen einen rechten Gatten gefunden zu haben. Aber Katharina soll erklärt haben, wenn sie heiraten solle, so wolle sie entweder Luther selbst oder seinen Freund Amsdorf in Magdeburg zum Manne haben, sonst wolle sie nicht heiraten. Luther hielt sie anfangs für stolz; als er aber ihre Neigung erkannt hatte, entschloß er sich, sie als Ehegattin heimzuführen. Im Jahre 1525 fand die Vermählung statt. (Luthers Freunde, namentlich Melanchthon, hatten gegen Luthers Verehelichung Bedenken; sie meinten, das könne seinem ganzen Werk schädlich sein.) Die Trauung des Paares fand nach damaligem Brauch in folgender Weise statt: Auf den Abend des 13. Jnni lud Martin Luther in seine Wohnung im Kloster seine Freunde Jonas und Bugeuhageu, den Wittenberger Maler Lucas Cranach mit seiner Frau, einen befreundeten Unwerfitätsprofessor und mehrere Ratsherren ein. Die Verlobten gaben sich vor diesen Zeugen das Jawort und Bugenhagen traute das Paar. Vierzehn Tage später fand eine große Hochzeitsfeier statt, bei der zur großen Freude des Reformators auch feine Eltern zugegen waren. Luther beging das Fest absichtlich so feierlich, weil er „auch mit der Tat bekräftigen wollte, was er gelehrt hatte, und weil er diesen letzten Gehorsam seinem Vater nicht verweigern wollte"; alle Welt sollte erkennen, daß er den Ehestand hochschätze und daß „es nicht zur christlichen Frömmigkeit gehöre, auf das eheliche Leben zu verzichten". Vergl. S. 114! Der Rat Wittenbergs sandte zu der Feier etwas Wein, ein Faß Einbeckisch Bier und zwanzig Gulden in Geld. Der Kurfürst gab Geld zur Aussteuer. Später schenkte er ihm auch das Kloster zum Eigentums. Die Universität ließ ihm einen silbernen Pokal überreichen?) Vertiefung. 1. Was hat Luther veranlaßt, sich zu verheiraten? 2. Welche Bedeutung hatte sein Schritt für das evangelifch-kirchliche Leben? („Die evangelische Kirche verdankt dem großen Reformator die richtige Schätzung des ehelichen und häuslichen Lebens als einer berechtigten Form des Lebens-auch für den frommen Christen." Heidrich.) Überschrift? Zusammenfassung: Luthers Verheiratung. Wie gestaltete sich das Familienleben der Ehegatten? 2. Beide lebten sehr glücklich miteinander. Sie hatten sechs Kinder. Im J) Dieser befindet sich heute im Besitze der Universität Greifswald.

16. Kleine vaterländische Geschichte - S. 35

1883 - Langensalza : Beyer
— 35 — ließ er, als er davon hörte, die Wartburg, erschien plötzlich in Wittenberg und predigte acht Tage lang gegen die Bilderstürmer. Die Folge davon war, daß man dieselben vertrieb und die Ordnung wiederhergestellt ward. So wie in Wittenberg von Karlstadt und seinen Anhängern, so ward auch in andern Teilen Deutschlands häufig die Lehre Luthers, der nur gegen die Irrlehren und Mißbräuche der katholischen Kirche eiferte, falsch verstanden. In Thüringen zum Beispiel glaubten die Bauern, Luther wolle sie von allem Zwange ihrer Obrigkeit befreien, und machten daher gegen ihre Fürsten einen Aufstand, in welchem sie viele Klöster und Burgen zerstörten und mannigfache Unbill ausübten. Diesen Aufstand nennt man den Bauernkrieg. An die Spitze der Bauern hatte sich ein früherer Priester, Thomas Münzer, gestellt. Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen, Friedrich des Weisen Nachfolger, und Landgraf Philipp von Hessen zogen gegen diese Bauern, besiegten sie in der Schlacht bei Frankenhausen in Thüringen (1525), nahmen Thomas Münzer gefangen und ließen ihn in Thüringen hinrichten. Aus diese Weise wurden die Unruhen unterdrückt. Luthers Freunde. § 58. Ein treuer Mitarbeiter am Werke der Reformation war Philipp Melanchthon. Er war zu Brettert in Baden 1497 geboren und hieß eigentlich Schwarzerd, hatte aber feinen Namen nach der Sitte damaliger Zeit in das Griechische übersetzt. Schon tn seinem dreizehnten Jahre bezog Melanchthon die Universität Heidelberg und ward hier der Schüler seines berühmten Verwandten, des gelehrten Reuchlin. Im Jahre 1514 erhielt Melanchthon in Tübingen die Würde etnes Magisters, und bald erscholl der Rus seiner Gelehrsamkeit durch ganz Deutschland. Da berief ihn im Jahre 1518 der Kurfürst Friedrich als Professor der griechischen Sprache nach Wittenberg. Hier lehrte er mit großem Beifall und ward bald mit Luther innig befreundet. Er war nicht so heftig und feurig wie Luther, häufig sogar etwas zu furchtfam und zu nachgiebig gegen die Feinde der reinen Lehre. Deswegen sagte auch Luther: „So leise, wie Magister Philipp, kann ich nicht auftreten/' Melanchthons Verdienste um die Reformation sind besonders deswegen so groß, weil er, mit Luther vereint, tief in der heiligen Schrift forschte und die Wahrheit des Evangeliums in trefflichen Schriften, welche wert verbreitet wurden, bewies. Melanchthon verheiratete sich int Jahre 1521 zu Wittenberg mit der Tochter des Bürgermeisters, Katharina Krapp. Luther folgte feinem Beispiele im Jahre 1525 und ehelichte eine ehemalige Nonne, welche er in Wittenberg kennen gelernt hatte. Ihr Name war Katharina von Bora, und sie wurde Luthern eine getreue Hausfrau, mit welcher er sehr glücklich und zufrieden im Kreise ferner Kinder lebte. — Ein anderer treuer Freund und Anhänger Luthers war der berühmte Maler Lucas Granach, welcher Luthern, der die Maleret gleich der Musik sehr liebte, mit manchem schönen Gemälde erfreute. Cranach war zu Eranach oder Kronach am Fichtelgebirge geboren (daher sein Name) und war beim Kurfürsten von Sachsen sehr angesehen. Beinahe 50 Jahre wohnte er in Wittenberg und ward zum Bürgermeister dieser Stadt gewählt. Später begleitete er seinen Kurfürsten in die Gefangenschaft. Ausbreitung der Reformation. § 51. Trotz vieler Hindernisse breitete sich doch die Reformation immer weiter aus. Überall in Sachsen ward 3*

17. Deutsche Geschichte für Schule und Haus nach den Forderungen der Gegenwart für das Königreich Bayern - S. 63

1899 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
V. Die Zeit der Reformation. 63 gemeinsamen neuhochdeutschen Sprache, womit er sich ein Verdienst um das Deutschtum erworben hat, das ihm von allen Seiten zuerkannt wird. 63* Die Kircherrlrerrnung. 1525« 1. Nach dem Reichstage zu Worms trennten sich die Gemüter in Glaubenssachen immer mehr. Fürsten und Städte, Ritter und Bauern hingen Luther au und ließen in ihren Gemeinden nach lutherischer Lehre predigen und das Abendmahl feiern. Mönche und Nonnen traten aus den Klöstern und stellten sich in den Dienst der neuen Lehre, und solche, die als Studenten in Wittenberg Luthers Vorlesungen gehört hatten, gingen in ihre Heimat, oder dahin, wo sie Anstellung fanden, und richteten den Gottesdienst nach lutherischer Weise ein. Dadurch gingen viele Klöster ein, und die Güter, die dazu gehörten, wurden von den Fürsten entweder eingezogen und gehörten fortan zum Krongute, oder sie wurden für protestantische Kirchen- und Schulzwecke verwendet. Später sind dann in protestantischen Gebieten alle Klöster aufgehoben worden. Luther selbst trat aus dem Kloster und verheiratete sich mit der ehemaligen Nonne Katharina von Born. Der Kaiser versuchte noch auf zwei Reichstagen, zu Speier und zu Augsburg, die neue Lehre zu dämpfen, aber es war vergebliche denn wenn er auch Luthers Lehre abhold war, so konnte er doch die Lutheraner zu seinen Kriegen, die er mit den Türken führte, nicht entbehren und mußte darum manches zugeben, was ihm nicht gefiel. So festigte sich die lutherische Lehre besonders in Norddeutschland, breitete sich immer weiter aus und führte dahin, daß überall lutherische Gotteshäuser entstanden und lutherische Gottesdienste gehalten wurden. 2. In dieser Zeit lehrte auch in der Schweiz ein Mann, Namens Zwingli, gegen die damals gebräuchliche Weise der katholischen Kirche. Ihm folgte Calvin. Beide stimmten zwar in vielen Stücken mit Luther überein, unterschieden sich aber auch wieder in andern von ihm. Luther und Zwingli kamen in Marburg zusammen, um eine Einigung zu erzielen, doch vergebens. Sie gingen unverrichteter Sache auseinander. Zwingli und Calvin sammelten auch Anhänger und rissen sich von der katholischen Kirche los. Sie erhielten den Namen Reformierte, während die Lutheraner auch Protestanten genannt wurden. Luther starb am 18. Februar 1546. Sein Leib liegt in der Kirche zu Wittenberg vor dem Altare begraben. 3. Diejenigen, die noch fernerhin den Papst als den Vater der Christenheit und Stellvertreter Jesu auf Erden ansahen, nannten sich katholische oder römische Kirche. Die katholische Kirche hatte durch den Abfall der Lutheraner und Reformierten in Deutschland an Zahl verloren, sie suchte dieselbe anderwärts wieder-

18. Der biographische Unterricht - S. 63

1859 - Berlin : Gaertner
' — 63 — Das freie Evangelium fand besonders in den Städten Nürnberg, Ulm, Straßburg, Frankfurt a. M-, Nördlingen, Braunschweig, Hamburg, in ganz Kurfachsen, Hessen, Pommern und Preußen Anhänger, dabei aber wurden manche Lehren Luthers ganz falsch verstanden.' So glaub- ten viele Bauern in Süddeutschtand, als sie Luthers Lehre von der geistigen Freiheit horten, daß Luther sie von allem Gehorsam gegen ihre Obrigkeit befreien wolle. Sie empörten sich, zogen umher, ver- brannten Burgen und Schlösser und ermordeten ihre Herren. Dasselbe that Thomas Münzer an der Spitze mehrerer Bauern in Thürin- gen, wurde jedoch von Johann den: Standhaften und Philipp von Hessen gefangen genommen und hingerichtet. §. 67. Luthers Frau und Freunde. Luthers Frau war eine Nonne gewesen und nach Wittenberg gekommen, wo sie Luther kennen lernte. Sie hieß Katharina von Bora- Dadurch, daß Luther sie heirathete, nachdem er vorher seine Mönchskutte abgelegt hatte, gab er allen Geistlichen ein Beispiel zur Nachahmung. Bald verheiratheten sich auch andere junge Prediger. Luther lebte mit sei- ner Frau sehr glücklich und war oft recht vergnügt in: Kreise seiner sechs Kinder. — Ein Mann, der nicht bloß ein Freund Luthers, sondern auch ein treuer Gehülfe beim Werke der Reformation war, ist Philipp Melanchthon. Er war 1497 am 16. Februar zu Bretten in Baden geboren. Nachdem er in Heidelberg studirt hatte, wurde er nach Wittenberg im 21. Jahre als Professor der griechischen Sprache und der Theologie berufen. Er war eben so heiter und ge- sprächig wie Luther; nur besaß er nicht Luthers Feuer und war von etwas furchtsamem Charakter, daher auch Luther sagte: "So leise kann ich nicht auftreten, wie Magister Philipp." Dennoch sind seine Verdienste um die Reformation sehr groß. — Wie Luther sein Le- den lang die Musik sehr liebte, ebenso verehrte er auch die anderen Künste. Er selbst dichtete manch schönes Lied. Bekannt genug sind ja von ihn: die Lieder: "Eine feste Burg ist unser Gott" und "Von: Himmel hoch, da tonnn' ich her." Aber auch die Malerei liebte er sehr; den Genuß mancher schönen Malerwerke verschaffte ihm sein Freund Lueas Cr an ach. Dieser große Dealer war in Cra- nach am Fichtelgebirge geboren und wohnte als sächsischer Hof- maler 46 Jahre lang in Wittenberg. Er war ein so ehrenwerther Mann, daß er zum Bürgermeister der Stadt gewählt wurde. Seinen Kurfürsten Johann Friedrich hat er in die Gefangenschaft nach Jn- spruck begleitet. §. 68. Fortgang der Nesormation. Zwingli und Calvin. Wiewohl Kaiser Karl V. im Herzen ganz katholisch ge-

19. Für die 3. Klasse - S. 64

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 Luther und die Reformation. Seine Rckkehr nach Wittenberg. 90. Luther und die Reformation bis 1529: Seine Rckkehr wich Wittenberg 1522 und die Organisation der evangelischen Landes-ftrdjett. Fast ein Jahr lang lebte Luther in stiller Zurckgezogenheit als "Wariburg.^ Junker Jrg" auf der Wartburg. Aber auch hier verga er seinen ihm von Gott bertragenen Beruf nicht. Er verfate eine ganze Reihe von herzerquickenden Erbauungsschriften. Vor allem begann er eines seiner grten Werke, die bersetzung der Heiligen Schrift, welche die Grundlage unsrer neuhochdeutschen Schriftsprache geworden ist. 1522 erschien das Neue Testament, 1534 war das ganze Werk vollendet. D" erschienen eines Tages in Wittenberg Zwickauer Prediger. Sie 1522. rhmten sich einer besondern gttlichen Erleuchtung, gingen gegen alle uern Formen des Gottesdienstes, wie Messe, Taufe, Abendmahl, gemalt-sam vor und zerstrten die Bilder in den Kirchen. So kam es in der Heimatstadt der Reformation zu gefhrlichen Unruhen und Wirrnissen. Auch Karlstadt war an ihnen beteiligt, während Luthers treuer Freund, der friedliebende und gelehrte Philipp Melanchthon, ihnen machtlos gegen-Suaurrfrt berstand. Da hielt es Luther nicht lnger auf der Wartburg. Er eilte trotz Acht und Bann 1522 herbei und stellte durch die bloe Macht seines Wortes in acht Tagen die Ordnung wieder her. Die Fremden muten Wittenberg verlassen. Nun ging der Reformator an die Ordnung des evangelischen Gottesdienstes. Predigt und Gemeindegesang traten in dessen Mittel-Dtanfieti5e^ei: Punet- Fr diesen verfate Luther zahlreiche Kirchenlieder. Die Klster Landeskirche, routden aufgelst, die Mnche wurden vielfach Pfarrer und heirateten. Luther selbst vermhlte sich 1525 mit einer gewesenen Nonne, Katharina von Bora. Von den sechs Kindern, die seiner Ehe ent-sprossen, mute er zu seinem groen Schmerze zwei wieder hergeben. ^uc5u"evon Das Klostergut wurde fr die Schulen verwandt, zu deren Errichtung er Städte und Fürsten ermahnte und fr die Melanchthon, der Lehrer Deutschlands", die Plne entwarf. Die Reformation wurde die Mutter der evangelischen Volksschule. Ihre Lehrbcher waren zunchst Bibel, Gesangbuch, der groe und der kleine Katechismus, die Luther nach einer Visitation der Schulen zur Unterweisung von Lehrern und Schlern verfate. Kirchen und Schulen wurden je dem Landesfrsten unterstellt, der sie durch ein Konsistorium verwaltete. Es gab ein-zelne Landeskirchen, nicht eine einheitliche deutsche Reichskirche. Der poli-tischen Zerrissenheit mute notgedrungen die kirchliche entsprechen. 91. Ausbreitung der Reformation. Zwingli in der Schweiz. Die beinahe zehnjhrige Friedenszeit war der Ausbreitung der evange-tischen Sache auerordentlich frderlich. Auer Kursachsen nahmen als-bald Hessen unter dem Landgrafen Philipp dem Gromtigen, Lne-brg, Anhalt, Mansfeld, Schleswig und Holstein die neue Lehre an. 1525 trat ein Hohenzoller, der Hochmeister des Deutschen Ordens

20. Geschichte für die Mittelstufe - S. 15

1913 - Breslau : Hirt
A. Deutsche Geschichte. 15 100000 Menschen verloren ihr Leben. Endlich wurden die Aufrührer von den Fürsten besiegt. 6. Luthers Ende. Luther hatte sich im Jahre 1525 mit einer Nonne, Katharina von Bora, verheiratet. Er starb am 18. Februar 1546 zu Eisleben und wurde in der Schloßkirche zu Wittenberg begraben. 7. Die Ausbreitung der neuen Lehre. Die neue Lehre verbreitete sich schnell. Beim Tode Luthers war fast ganz Norddeutschland und ein großer Teil von Süddeutschland protestantisch. Der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, trat 1525 zu Luther über und verwandelte das Ordensland Preußen in ein weltliches Herzogtum. Der Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg wandte sich 1539 der Reformation zu. Auch Minden und Herford nahmen die neue Lehre an. Die Grafschaft Ravensberg folgte und ebenso die Grafschaft Mark. Dagegen blieb das Bistum Paderborn und der südliche Teil Westfalens, wo die Erzbischöfe von Cöln regierten, der alten Lehre treu. In der Stadt Paderborn versuchten der Pastor Hoitbaud und der Domprediger Holthausen die Reformation einzuführen. Doch das Domkapitel und der Bischof traten ihnen entgegen. Durch die Jesuiten wurden viele Abgefallene zur katholischen Kirche zurückgeführt. Später lehnte sich die Stadt abermals unter dem Bürgermeister Liborius Wichards gegen ihren Bischof auf. Der Aufruhr wurde indes unterdrückt und Wichards im Jahre 1604 hingerichtet. In der Stadt Höxter und der Umgegend verkündete der Prediger Winnigstedt den neuen Glauben. Er saud großen Anhang. Es entstand ein heftiger Streit zwischen der Stadt und der Abtei Corvey über die gegenseitigen Rechte. Das Kloster wurde sogar von den Bürgern belagert und beschossen. 8. Das Konzil von Trient. Die Päpste hatten den Abfall von der Kirche zu verhindern gesucht, doch ohne Erfolg. Da berief im Jahre 1545 der Heilige Vater eine allgemeine Kirchenversammlung nach Trient in Tirol. Die neuen Lehren der Reformatoren wurden geprüft und einstimmig verworfen. Dann wurden die katholischen Glaubenslehren festgestellt und begründet. Die Neuerer wurden aus der Kirche ausgeschlossen. Ferner prüfte das Konzil die Mißbräuche und erließ heilsame Verordnungen gegen sie. Für das Leben der Gläubigen erließ es besondere Bestimmungen. Vor allem schützte es die Heiligkeit der Ehe. So wurde das kirchliche Leben in heilsamer Weise erneuert. 9. Ter Dreißigjährige Krieg. a) Die Schrecknisse des Krieges. Das Neuaufblühen des alten Glaubens sollte aber schon bald in trauriger Weise gestört werden. Der Religionssriede zwischen den Katholiken und Protestanten dauerte nur etwas länger als ein halbes Jahrhundert. Dann brach der Dreißigjährige Krieg (1618—1648) aus. Er wurde zwischen den Katholiken und Protestanten geführt. An der Spitze der Katholiken stand der Kaiser Ferdinand Ii. mit seinen Feldherren Wallenstein und Tilly. Den protestantischen Fürsten