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1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Iv. Südasien.'
215
Die Oberfläche dieses noch wenig bekannten Lan,
des wechselt mit Bergketten, deren Lauf fast ganz un-
bekannt ist, großen dazwischen gelegenen Thälern und
größern oder kleinern Ebenen. Die höchsten Gebirge
erheben sich an den nördlichen Gränzen, von welchen
Fortsetzungen bis in den südlichsten Theil des Landes,
welcher die Halbinsel Malakka heißt, sich erstrecken.
Außer dem Dramaputra, welcher den nordwestlichen
Theil des Landes in einer westlichen Richtung durch-
strömt, nehmen die übrigen Hauptflüsse einen süd-
lichen Lauf, als der Irawaddy und San-lüen
oder Sanloun in den Meerbusen von Martaban und
der Men am, May kau ng, auch Men am - Korn
genannt und der Sangkoi in das Chinesische Meer.
Mit Ausnahme eines kleinen nördlichen, noch in
der gemäßigten Zone gelegenen Theiles, liegt die ganze
Halbinsel in der heißen Zone, zwischen dem nördlichen
Wendekreise und dem Aequator; das Klima ist daher
größtentheils heiß. Das im Ganzen sehr fruchtbare
Land hat fast dieselben Produkte wie Ostindien. Nur
sind hier noch der große Reichthum an Teak- oder Tik-
holz, woraus die Britten in Ostindien den größten
Theil ihrer Schiffe bauen, die Schwalben mit eßbaren
Nestern, das viele Elfenbein, Zinn von vorzüglicher
Güte, die besten Rubine und Saphire und die unge-
heure Menge von Sreinöl hinzuzufügen.
Die Einwohner, deren Zahl auf 26 bis 34
Millionen geschätzt wird, sind vorzüglich Birmanen,
Siamer, Anamiten, Malayen, alle mit eigenen Spra-
chen, bekennen sich größtentheils zur Buddhistischen Re-
ligion (doch haben auch die Brama- und die Muhame-
danische Religion ihre Anhänger), und beschäftigen sich
mit Ackerbau und Viehzucht, Fischerei und Jagd, be-
sonders mit der Elephantensagd. Doch wird der Acker-
bau, der am meisten auf Gewinnung von Reiß geht,
in dem östlichen Theile des Landes mit größerm Fleiße-
als in den übrigen Gegenden betrieben. Im Kunst-
fleiß, Künsten und Wissenschaften scheinen die Einwoh-
ner den Vorderindiern nachzustehen. Der Landhandel
ist bedeutender als der Seehandel, da die Eingebornen
bloß Küstenschifffahrt treiben, und die Ausländer nur mit
einigem Mißtrauen zulassen.
1834 -
Celle
: Schulze
- Autor: Zimmermann, Johann Friedrich Theodor
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Landschule, Bürgerschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
72
und Schaffen hat Persien großen Ueberfluß. Höchst
bemerkenswerth ist auch die große Menge der Naphta-
quellen. Hauptstadt des Reichs ist Teheran fast ganz
von Lehm erbaut. Durch die aus den naheliegenden
Morasten aufsteigenden Dünste wird die Luft, wahrend
der Sommerhitze fo verpestet, daß fast niemand in der
Stadt bleibt; Älles wohnt alsdann außerhalb der Stadt
unter Zelten in gesunderer Luft.
§.33. Ostindien. (F.)
Ein ungemein fruchtbares mit den schönsten Pro-
ducten gesegnetes Land in der heißen Zone, mit abwech-
selnden Bergen und Ebenen. Es wird zum Theil von
Europäern, namentlich von den Engländern beherrscht,
zum Theil besteht es aus freien Staaten, zum Theil hat es
auch einheimische Fürsten. Im Nord, ist das hohe
Hi mal eh-Gebirge, dessen höchste Spitze Dholagir -
heißt und an 27,000 Fuß hoch seyn soll. In der Ge-
gend dieses Gebirges sind die Quellen des Ganges,
des Hauptflusses in Indien, den die Hindu (oder Ur-
bewohner des Landes) als einen heiligen Fluß ansehen.
Das Wasser desselben wird daher nach allen Gegenden
des Landes hin versendet, und zu Opfern, oder auch an
den Tafeln der Vornehmen gebraucht. Man hält eö
für verdienstlich, sich im Ganges zu baden, und Kranke
suchen hier ihre Genesung, und wer nur irgend kann,
der sorgt dafür, daß nach seinem Tode die Asche seines
verbrannten Körpers in diesen Strom geworfen werde;
einige lassen sich sogar von den Crocodillen des Ganges
fressen, um dadurch im Himmel eine höhere Stufe der
Seligkeit zu erlangen. Die Hindu bekennen sich zur
Religion des Brama, glauben an Seelenwanderung
und dürfen keine Thiere schlachten. Ihre Priester hei-
ßen Br am inen. Die den Engländern unterworfenen
Hindu werden allein auf 80 Millionen angeschlagen.
1818 -
Sondershausen
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
164 Asien.
Seidenbau; Getreide, Reiß, Mais, Wein, Südfrüchte,
Zucker, Pfeffer, Ingwer, Kassia, Mohn mit Opium,
Rhabarber, Kampher, Sennesblatter, Sesam, Baum-
wolle, Indigo, Kokosbäume, Brodtsrucht, Sandelholz,
Bambusrohr, Betel, Areka, köstliche Harzbäume, Weih-
rauch; Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Blei, Diamanten,
Salz, Salpeter, Borax, Ambra rc.
Die Zahl der Einwohner beträgt gegen 80 oder
96 Millionen. Ureinwohner sind die Hindus, die sich
in 4 Hauptkasten theilen und ihre eigene Sprache und
Religion haben. Sie verehren drei Hauptgötter; Bra-
ma, W i s ch n u und S ch i w e n. Ihre - Priester heißen
Braminen und ihre Tempel Pagoden die Dsch aten
und Seiten sind Völker, die sich von ihnen getrennt ha-
den. Außerdem findet man hier Afghanen, Mon-
gholen (Muhamedaner,) Parsen, Juden, Euro-
päer von verschiedenen Nationen, besonders Englän-
der und Portugiesen.
Von den Europäischen Sprachen ist besonders die
Portugiesische sehr verbreitet. Außer der Religion
der Hindus findet man hier die Muhamedanische, die der
Parsen, die christliche und jüdische.
Die Industrie liefert Baumwollen- und Seiden-
waaren, feine Kattune und die schönsten Musseline, ge-
malte Leinwand, Schawls Matten, Corduan rc. Der
Handel ist äußerst wichtig. Von den Europäern sind
besonders die Britten, vorzüglich ihre Ostindische Han-
delsgesellschaft, im Besitze dieses einträglichen Handels.
Wir folgen bei der Beschreibung, der Eintheilung
nach den herrschenden Mächten:
I. Asiatische Staaten,
i. Die Lande der Seiks oder Sikhs.
Sie nehmen den westlichen Thcil Ostindiens ein, und ha« >
den eine republikanische Verfassung. Darin: Lahor, Hauptst. .
am Rawy. Multan, ansehnliche Handelest. am Rawy. A m t -1
ret - Gir, heilige St. der Seils und jetzt der Sitz ihrer i-
Volksversammulngen.
2. Die Länder Ghorka nebst Sirinagur und <
Nepal oder Nepaul.
Sie stehen jetzt meistens unter dem Rajah von Nepauk. .
Ss sind gebirgige Länder an der nördlichen Granze Ostindiens. .
1872 -
Berlin
: Wohlgemuth
- Autor: Neumann, O.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
3
Die Beobachtung der Natur, so wie das Treiben der Thiere fhrte sie zum Nachdenken, wie sie diesen oder jenen Gegenstand besser ver-werthen und anwenden knnten, und so verfielen sie auf die Hand-werke und Knste. Je weiter sie hierin vorschritten, desto gebil-deter und kultivirter wurden sie.
Hatten aber die Menschen erst angefangen, sich gegenseitig zu trennen und in entfernteren Gegenden niederzulassen, so konnte es auch nicht fehlen, da der Wunsch, Das zu besitzen, was ihnen mangelte, sie zu Plnderungen und Rubereien verleitete. Notwendiger Weise muten dadurch andere dahin gebracht werden, diese Raubzge abzu-wehren. Diese Streitigkeiten der Mein und Dein muten aber auch dazu beitragen, da man sich endlich einen Leiter oder Fhrer whlte, dessen Ausprchen man sich unterwarf. Anfangs whlte man solche Leute dazu, welche vermge ihres Alters dazu das meiste Recht zu haben schienen; spterhin aber solche, die sich durch ihre Erfindungsgabe als Kluge und Weise unter ihren Stmmen hervorthaten. Jeder einzelne Stamm, jede einzelne Niederlassung bekam somit ein eigenes Oberhaupt, einen König. Bon einem andern besiegt und unterworfen, verschmolzen diese Stmme in einander und bildeten nun ein Volk.
Sieht man nun als den ltesten Wohnsitz des Menschengeschlechts die Gegend an, wo Kaschemir liegt, so sind auch wohl die Inder als das lteste Volk zu betrachten. Sie bewohnen den ganzen sd-lichen Theil Asiens, der heutzutage gewhnlich Ostindien genannt wird und bei den alten griechischen Schriftstellern als Indien innerhalb und auerhalb des Ganges bezeichnet wird, woher auch noch jetzt die Eintheilnng in Vorder- und Hinterindien stammt. Es war schon frh das Hauptziel aller handeltreibenden Vlkerschaften, indem sein Reichthum berall gepriesen wurde und seine Waaren als die prchtigsten und schnsten in der ganzen Welt betrachtet wurden; wo-raus man ableiten kann, da hier schon frhzeitig ein sehr kultivirtes Volk wohnen mute. Dieses theilte sich in vier Kasten oder Stmme: die Br am inen oder Priester, die Kschetris oder Krieger, diewai-schya s oder Gewerbetreibenden und Sud ras oder Dienenden. Unter diesen standen die Parias, welche aber so verachtet waren, da sich besonders ein Bramme fr entweiht hielt, wenn er nur einen von ihnen sah, und ihn ungestraft tobten konnte. Wahrscheinlich waren diese Parias die ursprnglichen Bewohner des Landes, die von den brigen unterjocht wurden. Sie glaubten an ein Urwesen, Para-brama, das sich als eine erschaffende, erhaltenoe und zer-strenbe Gottheit (Brama, Wifchnu und Schiwa) den Menschen kundgab, welche Gottheiten sich, verkrpern und verwanbeln konnten. Aus ihnen flssen gleichsam alle Dinge aus, so auch die Menschen, deren Seele, wenn sie gestorben waren, in einen andern Gegenstand berging, d. h. sie nahmen eine Seelenwanderung an. Ihren Gttern zu Ehren errichteten sie viele Pagoden oder Tempelgrotten, von denen
1*
1820 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Zachariä, August
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Privatunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Ostindien. 45
Wichtigkeit. Ausgeführt werden insonderheit: Seide, sei-
dene Zeuge und Tücher, Baumwolle, baumwollenes Garn,
Kattun, Nesseltuch, Gingham, Shawls, Fußteppiche, Kor-
duan, Diamanten und andere Edelsteine, Reis," Pfeffer,
Ingwer, Sago, Kampfer, Opium, Indigo, Gummilack,
Salpeter, Elfenbein u. s. w. "v. V
Die Einwohner, deren Zahl auf 8o m ioomlllro-
ttett geschätzt wird, sind in Sprache, Religion und nach ihrer
Abkunft sehr verschieden. Die ursprünglichen Einwohner sind
die Hinduer. Sie bekennen sich zur, bramanischen Re-
ligion, und theilen sich in 4 Haupcknsterr- Br am inen (Prie-
ster, Gelehrte), Schater (Soldaten), Banianen (Kauf-
leute) und Schütter (Handwerker und Landbaster). Die
verachtetste Kaste sind die Pariahs. Frernder Herkunft
sind die Mongo len . und A fgasten, beide Mnhamedaner.
Die Religion der Braminen lehrt einen höchsten Gott- den
Brama, und eine Menge Untergöttev, Unstöpblichkeit der
Seele und Seelenwanderung. Sie halten viel stuf Reinigun-
gen, Gebete und Wallfahrten?^ Das Wasser des Ganges wird
vorzüglich heilig gehalten. Die Pemm heißen Pagoden. Die
Sams-kreda Sprache ist die heilige Sprache, ch der die Re-
ligion sbüchev^der Hinduer geschrieben sind, und btc Mutter
aller indischen Sprachen. Der alten Sitte der Weibep, mit
ihren verstorbenen Männern sich aus dem Schsikeastusdn ver-
brennen zu lassen, arbeiten hie Engkändc.^ eifrig entgegen.
Die Eintheilung Vorder - Indiens ist H ist dio stau,
Bengalen und Decan ist veraltet? Besser ist die Ein-
theilung in Besitzungen der Asiaten und Estrostäer.
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Zu den Besitzungen der Asiaten gehören:
1) Der Staat der Seike.nm im nördliche» und west-
lichen Hindostán, eine Republik ausfielen kleinen,hurch Ver-
träge verbundenen Regierungen bestehend. Ihrekrtegsniacht,
meistens Reuterei, ist ansehnlich. Das Land ich im Norden
gut angebauet, im Süden sind Sandwüsten.
Lahor, die Hauptstadt ihres Gebiets,
2) Der Staat der Maratten, begreift den südlichen
Theil Hindostans, einen großen Theil von Decan, quer über
den breitesten Theil der Halbinsel. Sie sind die Mächtigsten
unter den Hinduern, und sehr kriegerisch. Dev Staat besieht
aus zwei Reichen, dem östlichen und westlichen; und
dieses wieder unter viele Fürsten vertheilt,) vre ein gemein-
schaftliches Oberhaupt, unter dem Titel Peischwah, an-
erkennen. Dm Maratten müssen außerdem noch Mehrere de-
6. Theil 2
- S. uncounted
1800 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Junker, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Europäische Geschichte, Geographie:Region?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
134. a- Ostindien.
Unter Ostindien versteht man gewöhnlich den südlichen Theil von Asien
zwischen Persien und dem Chinesischen Reiche, nebst vielen Inseln.
Darunter ist-also begriffen I) Ostindien im engern Verstände, oder Kordeo-
indien dieffeit des Ganges, etwa 70020 Quadratmeilen groß mit<0 Mil-
lionen Einwohner, die meistentheils der Religion der Brammen oder
Mahomeds anhangen, und entweder von den Hindus, dem Urvolke dieser
Gegenden, oder den Moguln abstammen. Auch sind hier Perser, Juden
und Europäer. Das Land ist großentheils sehr fruchtbar und reich an
Seide, Reis, Getreide, Baumwolle, woraus die feinsten Zeuge bier ge-
macht werden; Zucker, Mohn, Kokosnüssen, Pteffer, Indigo, Eisen,
Kupfer, Gold, Diamanten und Perlen. Haupttheile sind: Ä) Hjn-o-
fian, sonst das Reich des großen Moguls, der zu Delhi residirte, fetzt
von seinen ehemaligen Statthaltern oder Nabobs, den Seiks, Maratten
und Engländern beherrscht. Letzter» gehört B) Bengalen ganz, wo
Calcutta die Hauptstadt mit 600022 Einwohnern; und vieles in C) De-
can, wo auch das Reich des Paischwa oder Oberhaupts der Maratten,
das Reich Sslkonda, wo Diamantgruben, und Tippo Saebs Staat
ilcpsore vorzüglich zu merken ist. Außer den Engländern, welche über-
haupt an r;ooo Quadratmeilen mit 19 Millionen Menschen beherrschen,
haben hier auch die Portugiesen, Danen, und vor dem letzten Kriege die
Franzosen und Holländer Besitzungen.
Ii) mterindien, oder die Halbinsel jenseit des Ganges,
enthalt etwa 45000 Quadratmeilen, und ist in meh-
rere, theils freie, theils von den Engländern, vorzüglich
aber von Chiua abhängige, Königreiche getheilt. Auf der
Halbinsel Malacca haben die Holländer Besitzungen, so wie
m) auf vielen, zum Theil großen Inseln, namentlich auf
Celebes, den Molucken und Bandainseln, woher sie Muska-
tennüsse und Blüthe, Gewürznelken und Kaffee bekommen;
ferner auf den Sundistben Inseln, unter denen i) Borneo,
über 14002 Quadratmeilen groß, 2) Java, wo Batavia,
die Hauptstadt der Holländischen Besitzungen in Ostindien,
mit 162000 Einwohnern, und 0 Sumatra die m kwürdig-
sten sind. Hier wächst unter andern die Brodfrucht, Pfeffer,
Campher, Ingwer, Kaffee, Zucker. Auch findet man hier
Diamanten und allerlei Metalle, selbst Gold, Silber rc. Ihre
Besitzungen auf Ceylon, wo der beste Zimmt wächst, haben
in diesem Kriege die Engländer weggenommen.
Die Beschreibung der Gewürze s. Theil 1. V. 298. f.
134. b. Fortsetzung von Ostindien.
1832 -
Kempten
: Dannheimer
- Autor: Cammerer, Anselm Andreas Caspar
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ostindien. 311
§. 6. Einwohner.
n) Abkunft: Die Urbewohner, Hindus genannt, sind
wahre Caucasier, und theilen sich in vier Hauptkaften:
als Braminen (Priester und Gelehrte), Krieger, Kaufleute
und Künstler mit Handwerkern. Außer ihnen gibt es noch
einen Stamm, der in tiefer Verachtung schmachtet, nemlich niedere
Handwerker, Lastträger rc. Parias genannt.
Außer den Hindus leben noch zahlreiche Mongolen, Par-
sen, Armenier, Araber, Juden und Fremd linge, beson-
ders Europäer, vornemlich Engländer und Portugiesen,
im Lande.
b) Sprache: Alle Hindus reden Eine Sprache, doch in
vielen Dialekten, deren gemeinschaftlicher Stamm die Sans-
kritsprache ist, zwar aus dem Leben verschwunden, aber
noch immer die Sprache der heil. Bücher der Hindus, und
daher von ihren Priestern und Gelehrten eifrig erlernt. Von den
europäischen Sprachen ist die portugiesische am weite-
sten verbreitet.
c) Religion: Die Religion der Hindus ist die bramini-
sche. Sie glauben ein höchstes göttliches Wesen, welches
sich dreifach: als Brama (Schöpfer), Wischn» (Erhalter) und
Schiwen (Zerstörer) darstellt. Ihre Priester heißen Braminen,
ihre Tempel Pagoden. — Doch sind auch dem Islam, dem
Ehriftenthume rc. Tempel errichtet.
§. 7. Eintheilung.
Die ganze Halbinsel zerfällt theils in selbstständige indi-
sche Staaten, theils in Besitzungen der Europäer.
Selbstständige Staaten sind: der Staat der Seiks,
der Staat Nepaul, und der Staat der Maratten.
Die Besitzungen der Europäer zerfallen in die Gebiethe
der Britten, der Portugiesen, der Franzosen und der
Dänen. Die Niederländer haben ihren Antheil im Jahr
1824 an die Britten abgetreten.
H. 8. Land- und Ortsbeschreibung.
A. Selbstständige indische Staaten,
a) Der Staat der Seiks (3200 d. a M. 4 Mill. Einw.)
Dieser Staat liegt im Nordwesten der Halbinsel, rechts dem
Indus. Seine Einwohner sind eine religiöse Hindus-Sekte,
die Verfassung eine Art Theokratie, die zahlreichen
Häuptlinge stehen unter einem eingeschränkten Ober-
haupte, Sirdar mit Namen.
Lahore, Haupt- und Residenzstadt des Sirdar, mit
100.000 E., vielen Fabriken und lebhafter Handlung.
Ainrctsir, die heil. Stadt der Seiks, und Hauptnieder-
läge der berühmten Ka sch e ni i r-S h a w l 6.
b) Der Staat Nepaul (2500 d. d. 2| Mill. Einw.)
Er liegt im Nordosten von Vorder-Indien, längs dem Hi ma-
la ya-Gebirge, und stehet unter einem despotischen Rajah,
1842 -
Dresden
: Schmidt
- Autor: Tetzner, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Seminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
390
Europa.
ansehnlich. Das Landhecr ist 250,000 Mann stark, worunter
18,000 königliche und überhaupt 40,000 europäische Truppen.
Die übrigen sind entweder regulaire indische Truppen (Seapoys)
unter europäischen Officieren, oder unregulaires ostind. Milsi
tair. Die Marine ist nicht sehr bedeutend, nämlich l Fre-
gatte, 10 Corvetten rc., 2 Dampfboote und einige Wachtschiffe.
Die Einwohner sino der Mehrzahl nach Hindu,
eine kaukasische Race, von Olivengelb bis Weiß schattirend.
Sie zerfallen in unzählige Völkerschaften von sehr verschie-
dener Körper - und Geistesbildung. Im Allgemeinen ist
der Hindu gut gebaut, körperlich gewandt, von sanftem Cha-
rakter, doch ohne Mühe in einen tapfern Soldaten zu ver-
wandeln. Der gemeinsame Sprachstamm ist die Sans-
krit spräche, die jetzt nur noch in den heiligen Schriften
der Hindu rein sich erhalten hat, aber auch in vielen, sehr
abweichenden Dialekten fortlebt. Außer den Hindu leben
hier noch Afghanen, Mongölen, Gu ebern oder Per«
ser, Armenier, Malayen, Juden, Chinesen und
Europäer; daher macherlei Religionen, als Buddhisti-
sche, Heidnische, Mohammedanische rc. Die Anzahl der Chri-
sten ist gering. Die meisten Bewohner sind der brama-
nischen Religion zugethan, welche ein göttliches Wesen
lehrt, das sich in dreifacher Gestalt als Brama (Schö-
pfer), Wischn u (Erhalter) und Schi wen (Zerstörer) of-
fenbart. Man ist von der ursprünglichen Reinheit des
Glaubens sehr abgewichen und verehrt scheußliche Götzen
in Pagoden (Tempeln), die uns als wahre Wunderwerke
geschildert werden. Auf die bramanische Religion gründet
sich die bekannte Eintheilung des Volks in Kasten:
1) Bram inen, Brahmanen, Brahmen (Priester,
Gelehrte, Gesetzverständige). 2) Schattri, L schert ri,
auch Radschaputra, Rasbuten (Krieger, Fürsten).
3) Wa ischja, gewöhnlich Banianen (Kauf- und Han-
delsleute). 4) Schutt er s, Schubra (Künstler und Hand-
werker). Die Parias ist keine Kaste sondern eine für
unrein gehaltene Menschenrasse. — Der Unterschied wird
jetzt so streng nicht mehr gehalten.
Ostindien ist vielleicht das gesegnetste Land der Erde.
Der Boden ist im Allgemeinen gut bewässert und üppig
fruchtbar, doch fehlt es nicht an dürren Strecken. Das
Klima ist verschieden, zum Theil heiß, in dem nördlichen
1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
529
Asie n. Vorderindien.
Haupt wurde. Unter seinen schlaffen Nachfolgern ging 1759
Delhi durch Schal) Nadir Kuli, und andere Provinzen durch
die Mahratten verloren. Die Portugiesen besezten unter Albn.
querque 1502 östlich und westlich von Dekan die Küsten und bc-
kamen später bedeutende Länder, die ihnen 1697—1740 die Hol-
länder fast ganz, bis auf Goa abnahmen.
Die Britten, welche seit 1639 Madras, 1664 Bombai und
1696 Calkutta erlangt hatten, kämpften mit den Franzosen, wel-
che Chandernagor und seit 1676 Pondicheri besaßen, um den
Vorrang in Ostindien. Der Friede von 1763 durch Lord Clive
sicherte ihnen die Oberherrschaft. Sie kämpften nun mit Hyder
Ali, mit Tippo Saheb und den Mahratten. Das Reich von
Mysore wurde 1799 unterworfen, der Großmogul wurde 1783
mit einem Gehalt zur Ruhe gesezt und die Mahratten 1803 und
1818 abhängig gemacht. Ein neuer Kampf der Engländer mit den
Birmanen seit 1824, der für sie glücklich geführt ward, verbürgt
der englisch - ostindischen Compagnie, die alle diese Länder unter
dem Schutze des Königs besizt, die Ausdehnung ihres ungeheuern
Gebietes und ihre Herrschaft in Ostindien.
b. Gegenwärtiger Zustand.
Ostindien (Vorderindien) liegt zwischen dem 89—110° der
L. und 8 — 340 1u Br. und enthalt etwa 60,000 Hjmcileu. —
Grenzen: im N. Bucharei und Tibet, im S. der bengalische und
siudische Meerbusen, im O. Hintcrindien und im W. das ara-
bische Meer, Beludschistan und Afghanistan.
Die Einwohnerzahl wird auf 132 Millionen geschäzt, wo.
rwn 83 Millionen in den eigenthümlichen Besitzungen der Brit-
len leben, während die meisten übrigen unter dem Einstusse von
etwa 40,000 im Lande befindlichen Engländern stehen.
Unter diesen befinden sich 114 Millionen Hindu's (Urein.
wohncr oder eigentliche Indier), welche grvßtenthcils noch ur-
alte Gebräuche, Lebensart und Religion haben. Sie machen
die feinsten Baumwollen - und Seidengewebe; ihre Hütten be-
stehen aus Bambusrohr und Backsteinen; ihre Paläste und Pa-
goden sind zierlich gebaut und kostbar ausgeschmückt. Gesang,
Musik, Tänze, Schachspiel, Taback und Betelkauen sind ihre
Zeitvertreibe. — Sie genießen großentheils nur Reis und Früchte
des Pflanzenreichs und enthalten sich des Fleisches, schonen die
Thiere und sind in 4 Hauptkasten eingetheilt. 1. Braminen,
2. Tschetries (Rajas und Krieger), 3. Banjanen rc. (Ackers- und
Kaufleute), 4. Schuttries (Handwerker rc.). Tief unter diesen
stehen die verachteten Pariahs. — Die Braminen stammen von
Brahm, dem Sohne des Brama, und sind Priester, Gelehrte,
Staatsbeamte rc. Sie lehren Philosophie, Medizin, Sternkunde
rc., schreiben Bücher auf Palmblätter. Ihre Religionsbücher (Be-
da6, Wedams, Schaster) sind in der uralten Sanskrit - Sprache
geschrieben, von welcher eine Menge unserer gebildeten Sprachen
abstammen. — Ihre Haupt - Götter heißen Brama, Wisch-
1818 -
Sondershausen
: Voigt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ostindien. 16z
Die Produkte sind ohngefahr dieselben, wie in
Kabul.
Die Zahl der Einwohner betragt z Millionen.
Das herrschende Volk theilt sich in 2 Hauptstamme Be-
ludschen und Brahus, größtentheils Nomaden, die ih-
re eigenen Sprachen haben. Auch findet man Hindus
und Altperser, wovon die ersteren den meisten Handel
und Gewerbe betreiben. Die herrschende Religion ist
die Muhamedanische. Der Beherrscher des Landes ist ein
Khan. Darin:
Kelat, Hauvtst. und Residenz des Khans, hat mit den
Vorstädten etwa'4000 H. Hydrabad, feste St. am Indus/
hat 80,000 E.
Vorder - Indien oder Ostindien.
Es granzt gegen O. an Tibet, Asckem und das Bir-
manische Reich; gegen S. an das Indische Meer; gegen
W. an dasselbe, Beludschistan und Kabul; gegen N. an
die Bucharei und Tibet. Die Größe betragt etwa
70,000 O. M.
Hauptflüsse sind: der Indus welcher in das
Persische Meer fällt; der Ganges, der sich in vielen
Mündungen in den Bengalischen Meerbusen ergießt; und
der Burremputer, der sich vor seiner M. mit dem
Ganges vereinigt. Auch der Nerbudda, Godaveri,
Kistna, Caverirc. sind ansehnliche Flüsse.
An den nördlichen Granzen sind das Himalleh-Ge-
birge und die Garrau-Gebirge. Durch die ganze
Halbinsel ziehen sich von N. nach S. in einer ansehnli-
chen Breite die Gebirge Ghates oder Gauts. Im
Ganzen ist der Boden fruchtbar und das Klima gesund.
In den nördlichen Gegenden ist die Luft gemäßigt, in den
südlichen heiß, wird aber durch die langen Regen und
Monsonswinde gemäßigt.
Produkte dieses reichen Landes sind: Pferde, Och-
sen, Buckelochsen, Schafe, Kameele, Bezoarziegen, Ga-
zellen, Antilopen, Bisamthiere, Zibethkatzen, Affen, vieler-
lei Raubwild, Elephanten, Rheinocerosse, mancherlei Ge-
stügel, Fische, Austern, Perlenmuscheln, sehr wichtiger
ii *
1856 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Beumer, Philipp Jakob
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
185
Die Religion der Hindus — die Brama-Religion — ist wahrscheinlich unter
allen Religionen die älteste. Die Hauptlehre, welche in den heiligen Büchern, den in der
längst untergegangenen Sanscritsprache geschriebenen Wedas, sich finden, sind:
Das höchste Wesen ist Brama oder eigentlich Parachbrama; von ihm ist Alles
ausgegangen, zu ihm kehrt Alles zurück; er ist der Ewige, Allgegenwärtige, der Allmäch-
tige und Allwissende. Von ihm sind drei andere Hauptgötter ausgegangen, die als seine
Stellvertreter die Welt regieren, nämlich: Brama, der Alles schafft, Wischnu, der
Alles erhält, und Schiwa, der Alles zerstört, nebst einer zahllosen Menge Untergötter
und Geister. Viele der Letztem aber empörten sich und fielen von Brama ab, daher
dieser die Körperwelt erschuf, in welche er die Geister bannte, wo sie, bald in einem
menschlichen, bald in einem thierischen Körper, oder selbst in einer Pflanze leben, bis zur
gänzlichen Reinigung, nach welcher sie wieder mit Brama vereinigt werden. Es ist dies
die Lehre von der Seelenwanderung, welche wir auch schon bei den alten Egyptern
finden. Der Glaube: das irdische Dasein ist Strafe, der Tod des Frommen führt zur
Wiedervereinigung mit Brama, zum völligen Aufgehen in ihm, und fromme Betrachtungen,
Büßungen und Mildthätigkeit gegen Priester, Tempel und Arme sind Mittel der Rückkehr,
scheucht die Hindus vom Frohsinn zurück und macht sie trübe und melancholisch. Die
Götter werden unter scheußlichen Mißgestalten abgebildet und in Tempeln, die man
Pagoden nennt und welche wegen ihrer Bauart und Größe wahrhaft merkwürdig sind,
verehrt. Der Bramadienst besteht hauptsächlich darin, daff die Götzenbilder täglich in
dem Wasser aus heiligen Flüssen, z. D. des Ganges, entweder von den Brammen oder
von Bajaderen gebadet oder gewaschen werden, daß man sie entkleidet, ihnen Speise
vorsetzt und das Bett macht. Opfer, Feste, Almosengeben rc. gehört auch dazu; denn
es sind ja Priester da. Feierlich sind die Prozessionen, bei welchen die Götzen umher-
gefohren werden. Fanatiker werfen sich unter die Räder, um sich zermalmen zu lassen;
denn dann sind sie ihrer Seligkeit gewiß. Fürchterlich und empörend sind die Bußübungen,
welche sich die Hindus selbst auferlegen. So thun sie z. D. das Gelübde, sich weder zu
waschen noch zu kämmen und unter freiem Himmel stehen zu bleiben. Nach kurzer Zeit
sehen diese Unglücklichen wahren Scheusalen ähnlich, und doch verehrt man sie als Heilige.
Tausende stürzen sich jährlich in den heiligen Fluß, den Ganges, um durch einen frei-
willigen Tod sich mit Brama zu vereinigen. Die Sitte, daß die Gattin sich mit dem
verstorbenen Gatten verbrennen läßt, ist etwas in Abnahme gekommen. Obgleich die
Mission bemüht ist, diese Völker zum Christenthum zu bekehren, so ist die Zahl der
Hindus doch noch 80 —100 Millionen.
Hunters. Die Bewohner Hinterindien- bekennen sich zum Theil — namentlich die Birmanen — zur Budha - Religion. Wir
werden das Nöthige darüber bei Thlna anführen. Die Malahe» sind fanatische Muhamedancr. Stolz, Kühnheit, Eifer-
sucht und Rachsucht sind die Charakterzüge de« Malahe»; selbst den Mord rechnet er sich zur Ehre. Beständig ist »r
bewaffnet; der Kri«, ein Dolch mit hohlem Griff, wodurch Arm und Hand geschützt sind, kommt nicht von seiner Seite.
Die Javaner, ein dem Hindu« verwandter Bolksstamm, bekennen sich ebenfalls zum J«la»i. Alte Tempel,„lne beuten
iubcffcn darauf hin, daß auch diese« Wölk einst der Brama-Religion zugethan war. Die Ureinwohner von Borne», bi«
Dajak«, sind wilde heidnische Völker, welche ihre Wohnungen mit den Schädeln ihrer erschlagenen Jeinbe schmücken.
Pagua« oder Negrillo«, ein kleiner, höchste»« S Fuß hoher Menschenschlag von rußschwarzer Farbe und rothen Augen,
leben zerstreut in den Wäldern der Inseln. —
S. 160.
Das chinesische Reich.
Das chinesische Reich ist nächst dem russischen Reiche das größte der Erde, denn
man nimmt seine Größe auf 250,000 □ Meilen an. Seine Grenzen machen das
1834 -
Münster
: Deiter
- Autor: Annegarn, Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
320 " Persien.
Ostindien gehörig, ist eins der berühmtesten Hochthäler des Erd-
bodens, von den Riesengebirgen Himalleh und Hindu-Kusch ein-
geschlossen, und von dem Be hat, dem Hydaspes der Alten,
durchströmt. Bon 3 Seiten (Norden, Westen und Süden) füh-
ren nur 7 Passe ins Land, gegen Osten setzt der Himalleh eine
unübersteigbare Schneemauer vor. Die hohe Lage und die um-
gebenden Schncebcrge machen das Klima sehr milde, und der er-
habene Kran^ der Schneegesilde, die Aninuthigkeit der sanft auf-
steigenden Hügel und Voralpen kann von Reisenden nicht reizend
genug ausgemalt werden. Die niedrigeren Berge sind mit Wald
und Alpenwiesen bedeckt, wo^ man eine starke Viehzucht treibt;
am Fuße liegen Kornfelder, längs den zahlreichen Flüßchen wird
Reis gebauet. An den Vorhügeln ziehen sich Obstwalder hin,
welche lachende Aepfel, Birnen, Pflaumen, Aprikosen, Psirsiche
und Wallnüsse liefern. Maulbeerbaume werden wegen der Sei-
denzucht in Menge gezogen; an ihnen schlingen sich Reben em-
por, aus deren Trauben man einen Wein erhalt, der dem Ma-
dera nicht nachsteht. Ueberall in dem herrlichen Thale wachse,,
wild Rosen, Violen, Narcissen, Tulpen, Hyacinthen und un-
zählige andere Blumen, europäische und asiatische. Das Thal
Caschemir, so reich an herrlichen Erzeugnissen, an befruchtenden
Flüßchen und Bachen, an romantischen Gegenden, mit einem so
schönen Klima versehen, heißt bei den Asiaten das Paradies
Indiens, der Garten der Blumen, das Gefilde des
ewigen Frühlings. Die Bewohner sind Hindu, die bei
Ostindien bald naher beschrieben werden sollen, und bekennen sich
zur Religion-des Brama, obgleich Unterthanen der muhammeda-
nischen Afghanen. Sie verfertigen in Menge und von besonderer
Güte die berühmten Shawls, jährlich 80,000 Stück auf
16,000 Webstühlen, von denen jeder 3 Arbeiter beschäftigt. Die
Wolle zu den Shawls kommt aus Tibet und der Tartarei, zwei
Granzlandern, in denen allein die Ziege, welche sie gibt, gedei-
hen soll. Die Hauptstadt in dem paradiesischen Caschemir heißt
auch Caschemir; sie liegt am Behat, an dessen Ufern sie 1
Stunde in der Lange und 1/2 Stunde in der Breite einnimmt,
hat 200,000 Inwohner, und ist die größte Stadt im Staate der
Afghanen.
3. Beludschistan.
Dieses Land könnte man Südpersien nennen, denn es ist der
südlichste Theil des ehemaligen Perserreichs, am arabischen Meere,
südlich von Afghanistan. Es zahlt etwa 3 Millionen Inwohner,
theils Belud sch en, theils Brahus, die meist Nomaden
und der Religion nach Muhammedaner sind. Auch sind Perser
und Hindu im Lande; die Hindu treiben die meisten Gewerbe.
Der Indus hat in diesem Lande seine Mündung ins arabische
Meer, welches ein Theil des Indischen Weltmeers ist.
Am Ocean, der diesen Namen führt, ist eine Wüste, 60 Meilen
lang, 40 breit, im Alterthum die gedrosische Wüste ge-
nannt- in welcher Alexander der Große bis auf ein Haar mit
seiner Armee umgekommen wäre. — Jetzt regiert diese Lande ei»
1837 -
Heidelberg
: Winter
- Autor: Dittenberger, Theophor Friedrich, Nägele, Franz Karl
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
60
Allgemeine Einleitung.
Die Tvchterspra ch e n der S la v i sch e n Hauptsprache sind:
die Böhmische, — Russische, — Polnische, — Bulga-
rische, — Wendische und — Illyrische.
Endlich gehört auch noch hieher die Lettische Sprache.
Die zerstreuten Israeliten sprechen unter sich die Hebräische
Sprache.
6. Die religiösen Meinungen der Menschen oder ihre
Vorstellungen von göttlichen und unsichtbaren Dingen sind sehr
mannigfaltig und von einander abweichend. Daher werden sie
auch nach den verschiedenen Religionen oder Religionsbe-
kenntnissen und Gebräuchen, die ihnen heilig sind, eingetheilt in:
A. Verehrer Einer Gottheit (Monotheisten), d. i.
solche, welche nur Ein höchstes Wesen anbeten, 412 Millionen.
I. Juden, welche in allen Welttheilen zerstreut leben, ohne
ein eigenes Land zu besitzen, 5 — 6 Millionen in mehreren, be-
sonders aber in zwei Sekten, Karaiten und Talmndisten (Rab-
baniten).
Ii. Christen bewohnen fast ganz Europa, und sehr große
und auch kleinere Länder in auswärtigen Welttheilen, 266 Mil-
lionen.
Sie theilen sich in verschiedene Bekenntnisse, a. Römisch-
katholische 140^2 Millionen. — d. Evangelische 64 Millio-
nen; darunter sind: Lutherische, Rcfvrmirte, Anglicancr oder
Episcopalen, Presbyterianer oder Puritaner, Independenten, Ar-
minianer oder Rcmonstranten, Unitarier und Socinianer, Me-
thodisten, Waldenser, Hußiten, Mcnnvniten, Quäker, Herrn-
huter :c. — c. Griechisch - katholischc 57 Millionen ; Unirte
und nicht Unirte, Rvskvlniken, Morgenländifche Griechen. —
d. Nestvrianer V2 Million. — e. M v n vphysiten 6 Millio-
nen ; unter diesen: Jacobiten, Kopten, Thomas- und Johannis-
christen ; Maroniten, Armenier.
Iii. Muhamedaner, in mehreren Sekten: Sunniten, We-
chabiten, Schiiten, Jsmaelitcn :c., zusammen^. 120 Millionen.
Iv. In Südasien zerstreut leben Deisten, Zoroastier,
Confntianer n. s. w. etwa 21 Millionen.
B. Vcrehrer mehrerer Götter (Polytheisten, Heiden,
Götzendiener), fast alle nur in den 4 auswärtigen Welttheilen,
484 Millionen.
I. Lamaiten, Verehrer des lebenden Lama, 42 Millionen.
Ii. Braminen, Verehrer des Brama, 117 Millionen.
Iii. Buddhisten, Verehrer des Buddha, 200 Millionen.
Iv. Fetischanbeter, Anbeter körperlicher Dinge, 125 Mil-
lionen; darunter sind: Drusen (nur 150,000); — Gestirn-
anbeter, Sabäer, die Sonne, Mond und Sterne,— Feuer-
anbeter, die Altperser, die das Feuer als ihre Gottheit vereh-
ren. Viele beten, in grobem Aberglauben, Bilder, Figuren,
Pflanzen, selbst Thiere an, als ihre Götzen.
Die Landes- oder Staatsreligion wird die herr-
schende genannt, wenn die meisten Einwohner des Landes ihr
14. Theil 2
- S. uncounted
1800 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Junker, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte, Europäische Geschichte, Geographie:Region?
- Geschlecht (WdK): koedukativ
i?6. Japan und andere Inseln.
*3apanisd)Z Reich besteht aus vielen Inseln, von denen
Vtipbon, Ximo und Xicoco, rechts von Korea, die größ-
ten sind. Sie liefern Getreide, Reis und edle Früchte, edle Me-
talle, Diamanten, auch Perlen. Die Regierung ist unter viele
kleine Fürsten getheilt, über die der Lnbo herrm. Außer die-
sem weltlichen Kaiser ist noch ein Papst, Lairo, der sonst auch
der höchste weltliche Monarch war. Die Einwohner sind sehr em-
sig, und machen schöne Stahlarbeiten, seidene und baumwollene
Zeuge, und schönes Porcellan. Hauptreligionen sind i) die alte
Landesreligion, Sinto. 2) Budso,'aus Meinungen der Chine-
sen und anderer Fremden zusammengesetzt, deren Priester oder
Donzen ein eigenes, aber vom Dairo abgängiges Oberhaupt ha-
den. 3 Die Religion des Confucius. Die Hauptstadt Ievvo
hat eine ungeheure Größe und i Million Einwohner.
Die Philippinischen oder Manilifchenznstln, seitwärts von
China, ein Theil von Maginvanao, und weiter rechts die Caro-
linen und die Marianen oder Diebsinseln gehören den Spa-
niern ; die Nikobarischen, links von der Halbinsel Malacka, den
Dänen.
137. Africa.
Hsfrica hängt mit Asien durch die 17 Meilen lange Erdzunge
'*■ *' von Suez zusammen, übrigens schneidet es das rothe Meer
von Asien und das mittelländische Meer von Europa ab. Die
größte Länge und Breite von Africa beträgt ohngefähr 1000
Meilen; der Flächeninhalt ungefähr 530000 Quadratmeilen,
in welchen auf^oo Millionen Menschen sich befinden, die groß-
sientheils schwarz sind. Die Sprache ist in den meisten Ländern
verschieden, großentheils aber mit der Arabischen verwandt.
Die Religion ist theils die mahomedanische, theils die heidni-
sche; es sind aber auch viele Christen und Juden, besonders
an den Küsten. Hauptsiüsse sind der Nil und Senegal; Ge-
birge der Atlas. Haupttheile 12: Aegypten, Nubien,
Abessinien; die Küsten: Ajan, Zanguebar, Der Caffern,
Congo, und Guinea; Nigritien und Senegambia;
Sahra, oder die große Wüste; und die Barbarei.
Hierzu kommen die afrikanischen Inseln.
15. Bd. 1
- S. 455
1795 -
Berlin
: Voss
- Hrsg.: Funke, Carl Philipp
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
Andre asiatische Lander und Reiche. 4 55
(deren eine zuweilen mit etlichen tausend Thakern bezahlt
wird) :c. An den Küsten des persischen Meerbusens
und einiger Inseln werden die schönsten orientalischen
Perlen gefischt.
Weiter hin nach Osten stehet man die beiden großen
Landspitzen von Asien nebst einer Menge umher liegenr
der Inseln. Dies ist Ostindien, ein herrliches fruchtt
bares Land. Die erste dieser Spitzen, zwischen den
Flüssen Indus und Ganges, heißt die Halbinsel dies-
seits, und die andre die Halbinsel jenseits des Ganges.
Zn der diesseitigen Halbinsel liegt Hmdostan, das Reich
des ehemaligen Großmoguls, welches ein Fürst der Mot
golen (Mongolen) im sechszehnten Jahrhunderte erricht
tete, und welches in diesem Jahrhunderte zertrümmert
wurde. Der letzte Großmogul starb nach mancherlei
Mißhandlungen und unter traurigen Umstanden im
neunjkgsten Jahre seines Lebens (179a). Die Residenz
dieser sonst so mächtigen Monarchen, Delhi, wo man zwei
Millionen Einwohner zahlte, zeigt nur noch wenige
Reste ihrer vorigen Größe und Pracht. Auf den Trümt
mern des mogolischen Reichs erhoben sich viele neue
Staaten; auch Europäer, vornämlich die Engländer,
bekamen einen Theil der reichen Beute. — Der zweit
te Haupttheil der diesseitigen Halbinsel ist Bengalen,
welches Land nebst einem Stücke von Bahap, Orixa
und Benares der englisch r ostindischen Kompagnie un,
terworftn ist. Diese Handlungsgesellschaft beherrscht
hier ein Reich von größerm Umfange, als Grvßbrittat
nicn, und hat jährlich über 40 Millionen Thaler Einr
künfte. Die Hptst. Lalcnrra enthält 602,000 Einwoh-
ner. — Der dritte H^pttheil, Decan, begreift mit
den Küsten Malabar, Roromandel und Ivarnare, die
Gebiete verschieduer indischer Fürsten und Besitzungen
F f 4 der
16. Asia
- S. 545
1786 -
Leipzig
: Weidmann und Reich
- Autor: Kosche, Christian Traugott, Hammerdörfer, Karl
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ostindien. 54s
sensrüchken, Fischen und Büffelfleisch, ihre Unrein,
lichkeit geht aber soweit, daß sie die Vögel nebst
den Federn braten. Die in den nördlichen Gegen-
den nähern sich in Gestalt den Sinesen, und haben
weit mehr Feuer und Thatigkeit als ihre südlichen
Landsleute. Beyde haben die Religion des Foe,
und ihre Psaffen haben beynahe eine unbeschränkte
Gewalt im ganzen Lande. Sie stehn unter einem
Könige, der äußerst despotisch regiert. Seine Re-
sidenz heißt Eangione, von der aber weiter nichts
bekannt ist.
Das Königreich Rochlnstna, welches ehe- y) K.kochbr,
dem einen Theil von Tongking ausmachte, und des- sina.
sen König ein Vasall des Kaisers von Sina ist, ge-
hört zu den schönsten und gesegnetsten Ländern von
Zndien, und hat ostwärts das sinesische Meer, west-
wärts die Reiche Laos und Kamboia, und nord-
wärts Tongking zu Nachbarn. Seine Länge be-
trägt hundert und fünf und zwanzig, die Breite aber
nur zwanzig Meilen. Das Klima ist gesund, wenn
die Hihe gleich ziemlich groß ist, und der Boden
ist so fruchtbar, daß die Einwohner an keinem Be-
dürsniffe des Lebens Mangel leiden. Reis ist wie
überall in diesen Gegenden, die Hauptnahrung der
Einwohner, und daher wird auch der Anbau deffel-
den mit vieler Sorgfalt betrieben. Andre vorzüg-
liche Erzeugnisse sind: sehr viel Zuckerrohr, schöne
Seide, Pfeffer, Berel, Arekanüffe, Adler-
holz, von welchem das beste, welches als ein Arz.
neymittel gebraucht wird, von den Sinesen mit
Gold ausgewogen wird, Zimmer, Bhee, von wel-
chen beyden Produkten wir an einem andern Orte
ausführlicher sprechen werden, Marmor, Gold,
Silber, Eisen, das man so wie es aus den Mi-
nen kömmt, schmieden kann, und außer denselben
Hi. Bñnv. Mm Thie-
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde
§. Z6. Ostindien. Border Indien. 99
kekt, als Kraft und Anstrengung gehören, scheuet der Hindu und auch
zum Krieger ist er im Ganzen daher untauglich, da er den Strapatzen
eines Marsches bald unterliegt, und keinem Indischen Soldaten darf so
viel Gepäck zu tragen zugemuthet werden, als einem Europäischen. Das
geehrtcste Gewerbe ist die Weberei und darin sind die Hindus Meister;
außerdem verfertigen sie auch schöne Waaren aus Gold, Edelsteinen,
Schildpatt und Perlmutter. Sie übertreffen die Europäer in der Färbe-
rei und wissen den Zeugen so dauerhafte Farben zu geben, daß sie nie
verschießen. Die Gelenkigkeit der Hindus wird noch durch eine ungemei-
ne Gelehrigkeit unterstützt, vermittelst welcher sie ihnen sonst ganz unbe,
kannte Arbeiten mit der größten Genauigkeit nachahmen können. Nur
Schade, daß dieses Volk so wenig von den Europäern annehmen will,
weil es zu sehr an den Sitten und Gewohnheiten seiner Vorfahren
hangt. Noch muß ich hier eine Geschicklichkeit dieser Nation erwähnen:
auf der ganzen Erde giebt es keine so geschickte Taschenspieler, und bei
den Gaukeleien eines Indischen Seiltänzers stehen dem Zuschauer die Haare
zu Berge, ohne daß man je von einem Unglücke dabei gehört hätte.
8. 56. In dem Charakter der Hindus liegt die höchste Geduld. Sie
sind fast ohne alle Leidenschaften; ausgenommen, wo cs die Ehre ihrer
Kaste gilt, auf welche sie hartnäckig halten. Ruhig bei Krankheiten,
Verlusten, Unglücksfallcn und Bedrückungen, bleiben sie sich auch bei
den freudigsten Begebenheiten gleich. Mord, Verschwörung und Blut,
rache sind ihnen unbekannt; Diebstahl üben sie unter sich nie; ihre Hau-
ser stehen daher stets offen und unbewacht, und vor Blutvergießen schau,
dern sie zurück. Dabei sind sie äußerst gastfrei, nur nicht gegen Euro,
päer, die sie als Unreine hassen. Diese Gutmütigkeit und Geduld
prägt ihnen ihre Religion ein und beide Tugenden sind zum allgemeinen
Charakter der Nation geworden. Nur die Kriegerstamme, Maratten,
Seiks (Sihks) u. a. m. zeichnen sich durch Raubsucht und Hinterlist
aus, Und einige Bergvölker die Goairds, pindarries U. a. sind halb
oder ganz wild, wahre Räubervölker. Die Religion der Hindus ist eine
ganz eigene, die Braminische. Sie lehrt ein allmächtiges Wesen, als
Herrn aller Dinge, Brama genannt, jedoch in dreifacher Person, als
Brama (Schöpfer), wischntt (Erhalter), und Schiwen (Zerstörer der
Welt). Außerdem verehrt man aber noch mehr als tausend Untergott,
heitcn. Alle diese Götter haben nach der Indischen Religionslehre einst
auf Erden gelebt und sich durch große Thaten ausgezeichnet und die hei-
ligen Schriften der Hindus, die wedams, sind voll von zum Theil der
lächerlichsten Erzählungen von ihnen, die aber dennoch einen ernsten
Sinn haben; so wie auch die Götter zum Theil als wahre Mißgeburten
und Ungeheuer abgebildet Und in den Tempeln verehrt werden, was
Uns freilich höchst anstößig erscheint, dem Hindu es aber nicht ist, weil
die Gestalt dieser Götterbilder gewöhnlich nur ihre Eigenschaften vcrstnn--
lichen soll. Die Braminische Religion ist sattst, wie der Hindu selbst,
7*
18. Bd. 2
- S. 447
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Ostindien.
447
ohne Anfang und ohne Ende bilden, indem Zerstörung und Wiederer-
zeugung eines und dasselbe und unzertrennlich ist. Aus diesem Mono-
theismus bildete man nach und nach ein Trinitätssystem und hieraus
entwickelte sich ein von den ekelhaftesten Greueln begleiteter Polytheis-
mus, wobei die von der Einbildung geschaffenen und am meisten ver-
ehrten Gottheiten (wie die Göttin Kali) den grausamsten, blutdürstig-
sten und thierischsten Charakter an sich tragen. Der Bramaismus er-
kennt also ursprünglich ein höchstes, unsichtbares, ewiges rc. Wesen an,
welches Para-Brama heißt, und nicht unter irgend einem Bilde
verehrt wird, noch auch Tempel hat. Dieser ließ zuerst aus seinem
Wesen die Bawani, die Göttin der Natur hervorgehen, mit welcher
er die 3 Haupt- oder Obergottheiten, der Brama, Wisch nu und
Sch iw a zeugte, welche zusammen auch das Trimurti (Dreigestalt,
Dreigestaltigkeit) genannt werden. Außerdem schuf er eine Menge Un-
tergötter, deren Zahl ungeheuer groß ist und in die Hunderte von
Millionen geht. Brama, der alles schafft, steht der Erde oder dem
Lande, Wischnu, der alles erhalt, dem Wasser und Schiwa, der
alles zerstört oder vielmehr die bisherige Form des Seyns der Dinge
zerstört, steht dem Feuer vor. Brama wird mit 4 Köpfen und mit
4 Armen abgebildet, und von ihm stammen die 4 edlen Kasten der
Hindus ab; Wischnu wird unter verschiedenen Gestalten abgebildet,
die sich auf seine verschiedenen Verwandlungen oder Verkörperungen be-
ziehen. Schiwa, von dessen vielen Beinamen Rudra und Ma ha-
de wa (der große Gott) am häufigsten vorkommen, wird ebenfalls un-
ter mancherlei Gestalten, die sich auf seine vielfältigen Verwandlungen
beziehen, abgebildet. Am gewöhnlichsten erscheint er von Blitzen um-
geben und mit 3 Augen, wovon das eine mitten auf der Stirne
steht. Außerdem hat ec 8 Arme und Hände. Auch erblickt man ihn
mit einem Dreizack bewaffnet, der mit Schlangen umwunden ist.
Seine Gemahlin ist die Partwati oder Bawani, welche unge-
heuer große und furchtbare Augen, ein kohlenschwarzes Gesicht, lange
hervorragende Hauzahne und struppige mit Schlangen durchwundene
Haare hat. Ein Sohn des Schiwa und dieser Parwati ist G an esa
oder Ganescha, der Gott der Weisheit, der mit einem außerordent-
lich dicken Leibe, einem Elephantenkopfe und mit untergeschlagenen Bei-
nen auf einer großen M^is sitzend, abgebildet wird.
Übrigens nimmt der Bramaismus die Seelenwanderung an, und
nach dieser Vorstellung enthalten sich gewisse Kasten des Genusses der
Fleischspeisen; er befiehlt ferner die Leidenschaften zu mäßigen und lehrt
dre Unsterblichkeit der Seele, ihre Reinigung durch Buße und freiwil-
lige Enthaltsamkeit und eine Menge religiöser Übungen, und ist daher
mit vielen Ceremonien und feierlichen Gebrauchen begleitet, unter de-
nen auch manche wahrhaft schauderhaft sind. Bader und Reinigun-
gen machen einen Haupttheil des Bramadienftes aus; die Götzenbilder
werden feierlich in den heiligen Flüssen und Teichen gewaschen. Meh-
1836 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
210 Iv. Südasien. Vorder, oder Ostindien.
gegen Osten Ostindien, gegen Süden das Indische Meer
und gegen Westen Persien. Die Größe beträgt 9500
Qmeilen. Die Oberfläche ist theils gebirgig, theils be,
steht sie aus Ebenen, mit zum Theil beträchtlichen Sand-
wüsten. Der vornehmste Fluß ist der Indus oder
Sind, welcher den südöstlichen Theil durchfließt, und
sich daselbst, mit mehreren Mündungen, in den Indi-
schen Ozean ergießt.
Das Land liegt im südlichen Theile der nördlichen
gemäßigten Zone, und ganz nahe bei dem nördlichen
Wendekreise, daher das Klima warm und in den
Wüsten sengend heiß ist. Die Produkte sind ohnge,
fähr dieselben wie in Afghanistan.
Die Einwohner, deren Zahl 3 Millionen be,
trägt, sind theils Veludschen, theils Brahus, die größ-
tentbeils nomadisch leben. Außer diesen giebt es auch
Hindus, in deren Händen meistens Gewerbe und Han,
del sind, Altperser und andere geringe Volksstämme.
Das eigentliche Beludschistan steht unter der Herrschaft
eines Chans; der südöstliche, stark bevölkerte Theil des
Landes, welcher die Provinz Sind bildet, hat eigene
Oberhäupter zu Beherrschern.
Kelat, Hauptstadt und Residenz des Chans, liegt südlich
von Kandahar. —• Hydrabad, Stadt, auf einer von Armen
des Indus gebildeten Insel, südöstlich von Kelat, liegt an der
Provinz Sind und ist die Residenz der Beherrscher dieser Provinz.
Iv. S ü d a s i e n.
Vorder- oder Ostindien.
Die Gränzen sind gegen Norden Tibet, gegen
Osten Hincerindien und der Bengalische Meerbusen; ge-
gen Süden der Indische Ozean, und gegen Westen das
Arabische Meer, Beludschistan und Afghanistan.
Von Norden, wo das Land seine größte Ausdeh-
nung hat, läuft es gegen Süden in eine Halbinsel aus,
die je weiter nach Süden desto schmäler wird, und zu,
letzt in das Vorgebirge Co morin ausläuft. Die
Größe mag etwa 64,000 Qmeiien betragen. Der
nördliche Theil heißt Hindostan und die Halbinsel
führt den Namen Decan.
Die Oberfläche ist theils gebirgig, theils eben,
1816 -
Potsdam
: Horvath
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
i86 Geographie.
iso* Die große T artarey liegt in Mittel-
Asien, über Psrsien, östlich vom Kaspischen See.
Es giebt hier viel Gebirge, Wälder und Wüste-
neyen; Korn. Reis und Hülsensrüchle werden nur
au wenigen Orten gebauet, dagegen werden groß-
ße Horden von Rindvieh, Pferden und Kamee-
len gehalten; auch kommt von hier Pelzwerk, Sei,
de, Baumwolle und Rhabarberwurzel. Die Tar-
rarn wohnen mehrentheils in Zelten, und schwei-
fen im Lande herum; haben theils die griechische
und heyönifthe, größtentheils aber die muhameda-
nische Religion. Die Regierrmgsform ist theils
monarchisch, theils republikanisch; viele Landschaf-
ten haben eigene Fürsten oder Chatte, deren eini-
ge unter chinesischem und russischem Schuhe ste-
hen. Die merkwürdigsten Oerler sind: die Han-
delsstaur Chiwa, Samarkand und Buchara.
is-. China, ein Land, welches 70000 Oua-
dratmeilen umfaßt, macht den größten ltheil Mit-
tel r Asiens, nämlich den östlichen Theil desselben
aus, der gegen Mitternacht au Sibirien gegen
Morgen und Südostsn an die verschiednen Theile
deö stillen Oceans, gegen Mittag an Hinterindien,
und gegen Abend an die Tarrarei gränzt. Es ist
größtentheils gut angebaut, und liefert vorzüglich
Reis/ Obst, Thee, Baumwolle, Seide und ver-
schiedene Metalle. Die Anzahl der Einwohner
wird auf 150 Millionen angegeben. Sie über-
treffen die übrigen Bewohner Asiensingelehrten
Kenntnissen, und haben schöne Seiden: Baumwol-
len- und Porzellan-Manufakturen. Ihre Reli-
gion ist im Allgemeinen eine heidnische. Die Vor-
nehmen Utid Gelehrten bekennen sich zur Lehre des
Konfuzius, der einen einigen Gort zu verehren,