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1. Theil 4 - S. 234

1880 - Stuttgart : Heitz
234 Neueste Geschichte. 3. Periode. Deutschland. demselben mit wenigen Ausnahmen nur Mitglieder der demokratischen Partei. Das Rumpfparlament (wie man es nun allgemein nannte) beschloß nach Stuttgart überzusiedeln, weil dort die Reichsverfassung anerkannt war; etwas über 100 Männer kamen am 6. Juni in Stuttgart zusammen, wo ihre Verhandlungen aber von vornherein aller Würde, welche die deutsche Nationalversammlung einst im hohen Grade besessen hatte, entbehrten und ihre Thätigkeit zu einem machtlosen Scheine herabsank. Sie ernannten eine Reichsregentschaft von 5 Männern zur Leitung der deutschen Angelegenheiten, und dieselben erließen Proklamationen, welchen sie doch nirgends mehr in Deutschland Geltung zu verschaffen wußten. Da sie von der württembergischen Regierung Geld und Soldaten zur Ausführung ihrer Beschlüsse forderten, diese aber darauf nicht eingehen mochte, so wurden sie und das Rumpfparlament endlich aus Stuttgart entfernt. Dies war das klägliche Ende der großen Versammlung, welche zuerst Wichtiges für die Wiederbefestigung der deutschen Zustände geleistet hatte und in welcher ein Theil der Mitglieder von dem edelsten Streben für Deutschland beseelt war, deren Bemühungen aber theils an der Gewalt der Umstände und an der innern Zerissenheit und Stammverschiedenheit der Deutschen, theils an der Zügellosigkeit der radicaleu Mitglieder scheiterten. Die republikanische Erhebung, welche sich an die letzten Bestrebungen der deutschen Nationalversammlung anschloß, wurde in der Pfalz und in Baden mit besonderm Eifer betrieben. Die baierische Rheinpfalz schien dazu wegen der Nähe Frankreichs besonders geeignet, und nachdem unter dem Einfluß republikanischer Emissäre in Kaiserslautern eine provisorische Regierung errichtet worden war, eilten von allen Seiten radicale Helfershelfer, geübte Barricadenkämpfer, polnische Flüchtlinge und raubsüchtiger Pöbel herbei. Selbst zwei Regimenter Infanterie aus Landau ließen sich schmählicherweise zum Abfall von der Fahne ihres Fürsten verführen. Eine noch viel umfassendere Bewegung wurde in Baden herbeigeführt. Dort hatte schon bald nach den Februarstürmen der Abgeordnete Hecker, welcher es, wie wenige, verstand, auf die Phantasie des Volks zu wirken, die Bauern des Oberlandes zum Kampf für die Freiheit geführt, und wiewohl er sich hatte nach der Schweiz und von da nach Amerika flüchten müssen, so hatte doch fast das ganze Jahr 1848 hindurch die Aufregung sich immer erneuert, und sein Freund Strnve hatte im September einen neuen Aufstand erregt, welchen er in der Festung Rastatt büßen

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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 686

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
686 Die Zeit Friedrich Wilhelms Iv. Iv. Das Schicksal des Frankfurter Parlamentes. Am 16. Mai 1849 trat das Reichsministerium unter Heinrich v. Gagern zurück und ein anderes, republikanisch gesinntes nahm seine Stelle ein. Bald darauf erklärten 65 Mitglieder ihren Austritt aus der Nationalversammlung, Hannover und Sachsen riefen ihre Abgeordneten auch zurück. Da faßten die übrigen Abgeordneten am 30. Mai den Beschluß, die Nationalversammlung nach Stuttgart zu verlegen. Das sogenannte „Rumpfparlament" erwählte dort eine Reichsregentschaft; es sprach die Absetzung des Reichsverwesers, die Aufstellung eines Reichsheeres und die Beschaffung von Geldmitteln aus, um seinen Beschlüssen gegen den Willen der deutschen Fürsten Geltung zu verschaffen. Die Regierung Würtembergs ließ am 18. Juni den Sitzungssaal der Nationalversammlung durch Militär absperren. Infolge dessen ging das „Rumpfparlament" auseinander, um nicht mehr zusammen zu kommen. Der Reichsvermeser blieb in Frankfurt, um die Beschlüsse der deutschen Regierungen abzuwarten. V. Die Aufstande in Kaden und in der Pfalz. In Baden und in der Pfalz hatten die Revolutionsmänner die Regierung an sich gerissen und der Großherzog von Baden wurde zur Flucht genötigt. Auch in Würtemberg regte sich der Geist des Aufruhrs. Die Männer des Umsturzes gaben sich der Hoffnung hin, auf dem Wege der Gewalt zum Ziele zu gelangen. Aber darin hatten sie sich verrechnet. Der Reichsverweser hatte ein Heer aufgeboten, um die Aufstände in der Pfalz und in Baden niederzuwerfen, und der Großherzog von Baden hatte den König von Preußen um Wiederherstellung der Ordnung in seinem Lande ersucht. Der Prinz neu Preußen wurde zum Oberbefehlshaber des preußischen Heeres ernannt, welches in Verbindung mit Reichstruppen beiden Ländern ihre rechtmäßige Obrigkeit zurückbringen sollte. In sechs Wochen war das Ziel erreicht. Die gefangenen Führer des Aufstandes wurden standrechtlich erschossen. Vi. Der Krieg in Schleswig-Holstein. Holstein war mit Lauenburg durch den Wiener Kongreß als deutsches Bundesland erklärt, dessen Herzog der König von Dänemark war. Dieser war auch Herzog von Schleswig, welches aber nicht zum Deutschen Bnnde gehörte, wenn es auch vorwiegend deutsche Bevölkerung hatte. Nach alten Verträgen durfte Schleswig niemals mit Dänemark zu einem Staate vereinigt werden.

2. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 463

1889 - München : Franz
Ende der Revolution in Preußen. 463 dieses die Reichsverfassung anerkannt habe. Zugleich beschlo die kon-Vertagung mit sanierende Nationalversammlung, da sie sich mit dem Zusammentritt ' des ersten Reichstages auflsen werde, einstweilen aber nur vertage mit Zurcklassung eines Gefchftsansschnsses, der ihre Mitglieder im Notfalle wieder zusammenberufen sollte. Damit war das Ende des deutschen Nationalparlaments gekommen. Einzelne Staaten, zuerst Osterreich. Auflsung der riefen ihre Staatsaugehrigen aus Frankfurt ab, andere Abgeordnete traten in der Erkenntnis, da der Versammlung doch die Macht fehle, 1849 ihre Beschlsse durchzusetzen, freiwillig aus, und nur ein Rumpfparlament (von etwa 100 Mitgliedern, darunter Uhlaud, der es fr feine Pflicht hielt, bis- zum Ende auszuharren) siedelte schlielich von Frankfurt nach Stuttgart der, ward aber (im Juni 1849) durch Militr aufgelst. . Dieses traurige Ende einer nationalen Bewegung, die mit so groen Deutschland" Hoffnungen und so reiner Begeisterung begonnen hatte, rief in ver-fchiedenen Gegenden Deutschlands Unruhen hervor. Schon während des "aden i840' Vorparlamentes in Frankfurt hatte die dort berstimmte republikanische Partei (Hecker und Struve) einen Aufstand in Baden veranlat, der durch hessische, badische und wrtembergische Truppen (bei Kandern und Dossenbach) niedergeschlagen wurde (April 1848). Um dieselbe Zeit +'p|en S erhoben sich die Polen in der Provinz Posen unter Mieroslawski, wurden aber von preuischen Truppen wieder unterworfen (Anfang Mai 1848). Als nun die Frankfurter Nationalversammlung 1849 die 2 Baden Regierungen aufforderte, die Reichsverfassung durchzufhren, und diese 1349. damit zgerten, kam es in Sachsen, der Pfalz und Baden (wo wieder Mieroslawski auftauchte) zu Aufstnden, die durch preuische Truppen rasch unterdrckt wurden. Ende der Revolution in Preußen. Prenen gieng aus den Bewegungen des Jahres 1848 als konstitutioneller Staat hervor. Die vom König zur Vereinbarung einer Preuische Verfassung einberufene preuische Nationalversammlung trat ziemlich gleichzeitig mit der Frankfurter deutschen im Mai 1848 in Berlin zu- 1848 summen und wurde 00m König in Person erffnet. Aber da das Volk seine fhigsten und edelsten Männer zu dem deutschen Parlament nach Frankfurt entsandt hatte, bestand die Berliner Versammlung nur aus Politikern untergeordneten Ranges und berwiegend aus radikalen Ab-geordneten, die ihre Hauptaufgabe in der Opposition gegen die Regierung erblickten. Als diese uun gar den Versuch machten, auch die Armee den demokratischen Ideen dienstbar zu machen1) und der Pbel der Haupt-stadt immer kecker auftrat und, durch fremde Elemente verstrkt und auf-gereizt, Miene machte, nach Art der Pariser Volksmassen in der groen Revolution, die Beschlsse der Regierung wie der Volksvertretung be-stimmen zu wollen, zog der König wieder Truppen (15,000 Mann unter Wrangel) nach Berlin und verlegte die Nationalversammlung nach Auslsung des Brandenburg. Als sie auch hier in hartnckiger Opposition verharrte, Parlaments *) Antrag, denjenigen Offizieren, welche mit dem neuen Staatsprinzip nicht ein-verstanden seien, ihren Austritt aus der Armee zur Ehrenpflicht zu machen.

3. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 245

1909 - Leipzig : Teubner
46. Die Deutsche Bewegung" und der Sieg des Bundestages. 245 die die Souvernittsrechte des Kaisers auf das geringste Ma beschrnkte. Wieder ergriff eine tiefgehende Erregung die gesamte Nation. Auch Das Ende der die besonnenen Patrioten fhlten sich schwer enttuscht, und die Radi- s^mlung feilen hofften, durch, neue Aufstnde ihre Regierungen zur Anerkennung der Reichsverfassnng und Friedrich Wilhelm Iv. zur Annahme der Kaiser-krne zwingen zu knnen. Da das Frankfurter Parlament fast un-verhllt zur Revolution aufforderte, riefen zuerst sterreich, bald darauf auch die anderen groen Staaten tljre Abgeordneten ab, dann trat die Mehrzahl der hervorragenden Mitglieder der gemigten konstitutionellen Parteien aus, und als der Rest von etwa 100 Mitgliedern sich fr die vollberechtigte Vertretung der Nation erklrte, drohte der Reichsoer-weser" diesem Rumpfparlament" Waffengewalt an. Darauf zog es sich nach Stuttgart zurck, wurde aber hier von der Regierung sehr bald auseinandergetrieben. Das war das Ende der ersten deutschen Nationalversammlung (18. Vi. 1849). Inzwischen war durch eine Reihe von Aufstnden, die man als die Die Mairevol,.-Mairevolutionen" bezeichnete, schweres Unheil der einzelne Teile Iutionen 1849-Deutschlands gtfomminrr In Preußen waren kleinere Unruben. namentlich in den greren Stdten des Westens, mit leichter Mhe gedmpft wurden. In Dresden dagegen bedurfte es des Einmarsches preuischer Regimenter, um beingeflohenen Könige te zu erngltcftett. Am heftigsten ergriff aber das revolutionre Fieber wieder das sdwestliche Deutschland. Von der Pfalz ans, wo eine -Volksversammlung die Lostrennung von Bayern aussprach^, griff die Beweaunsi^ach Baden der. Der Groherzog Leopold floh, da er /% ftch* nicht einmal"auttetnfxtuvpen verlassen konnte, nach Frankfurt und bat Preußen um Hilfe, die sofort unter dem Oberbefehl des Prinzen von Preußen gewhrt wurde. Schnell mar die Pfalz von den Auf stndischen gesubert. aber in Baden, wo der aus der Haft entwihene' Struve^ S. T) und der Allerweltsverschwrer die Waffen m einen republikanischen Begeisterungstaumel versetzt hatten, kam es zu blutigen Zusammensten und frmlichen Schlachten (Sieg des Prinzen von Preußen bei Waghusel vor Mannheim), bis das Land zur Ruhe gebracht war. 1) Eine fhrende Rolle in dem pflzischen Aufstande spielte der Bonner Theologe und Kunsthistoriker Gottfried Kinkel, der sich als Journalist und Agitator in den Dienst der republikanischen Partei gestellt hatte. Er wurde von den Preußen gefangen, in Rastatt zu lebenslnglicher Festungshaft verurteilt und nach Spandau gebracht; ein Jahr spter befreite ihn sein Schler und Gesinnungsgenosse Karl Schurz, der sptere amerikanische Staatsmann. 2) M. hatte nach dem Aufstande im Groherzogtum Posen (f. S. 241) sich in Sizilien zum Fhrer der republikanischen Bewegung aufgeworfen.

4. Von der Französischen Revolution bis zur Erneuerung des Deutschen Kaiserreiches - S. 121

1881 - Leipzig : Teubner
Rückkehr des Bundestags 1850. 121 Präsident Simson stand, nach Berlin. Aber Friedrich Wilhelm Iv. nahm die Kaiserkrone nicht an, weil dazu die freiwillige Zustimmung der deutschen Fürsten und freien Städte nötig sei (3. April 1849). Nach Ablehnung der Reichsverfassung verzweifelten viele Abgeordnete der Nationalversammlung an der Einigung Deutschlands und traten aus; andre wurden von ihren Regierungen abberufen, und so blieb denn nur noch ein aus radikalen Abgeordneten bestehendes Rumpfparlament übrig, das seinen Sitz nach Stuttgart verlegte, hier aber gewaltsam aufgelöst wurde. Um dieselbe Zeit unternahm die republikanische Partei, unter dem Vorwande die Reichsverfassung verteidigen zu wollen, an verschiedenen Orten bewaffnete Aufstände. In dieser Gefahr rettete Preußen Deutschland vor der Anarchie. Preußische Truppen warfen im eigenen Lande, wie zu Düsseldorf und Elberfeld, die Empörung nieder, sie bewältigten in hartem Kampfe den Ausstand in Dresden, sänberten die bayrische Pfalz von den republikanischen Freischaren; dann zogen sie, von den Contin-genten kleinerer Staaten unterstützt, nach Baden, wo das Militär sich empört und mit den Republikanern verbündet hatte. Die Aufständischen wurden in mehreren Treffen geschlagen und die Ordnung wieder hergestellt. Im Oktober 1849 legte der Erzherzog Johann seine Stelle als Reichsverweser nieder, und nachdem noch mehrfache Versuche Preußens, einen deutschen Bundesstaat ohne Österreich zu begründen, fehlgeschlagen waren, kehrte der Bundestag nach Frankfurt zurück (1. September 1850), ohne jedoch von Preußen anerkannt zu fein. In Prenßen war schon im Herbst 1848 eine Reaktion gegen die sich überstürzenden Freiheitsbestrebungen in der preußischen Nationalversammlung eingetreten; das Ministerium Braudenburg-Mauteuffel hatte die Versammlung nach Brandenburg verlegt und dann aufgehoben, worauf von der Regierung eine Verfassung für Preußen verkündet (oktroyiert) wurde. Nachdem in Deutschland die verschiedenen Aufstände niedergeschlagen waren und auch Österreich nach schweren

5. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 269

1916 - Stuttgart : Bonz
269 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. eine deutsche 1848. Nationalversammlung, um Deutschland eine einheitliche Verfassung zu geben. Es standen sich in der Versammlung zwei Parteien gegenber, die Grodeutschen, die sterreich als Glied des Reiches erhalten wollten, und die Kleindeutschen oder die Erbkaiserlichen, die sterreich aus dem Spiel lassen und ein kleineres, aber einheitliches Deutschland unter Preuens Fhrung herstellen wollten. Nach langen Beratungen whlte die Nationalversammlung mit kleiner Mehrheit Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum erblichen Kaiser der Deutscheu (Mrz 1849). Dem Kaiser war freilich in der ohne Mitwirkung der Regierungen beschlossenen Reichsverfassung nur sehr wenig Macht eingerumt. Als aber eine Deputation dem König die erfolgte Wahl ankndigte, erklrte er, da er ohne das freie Einverstndnis der deutschen Regierungen einen Entschlu von solcher Tragweite nicht fassen knne. Der König wollte nicht aus der Hand der Revolution eine Krone annehmen, die ihn in Krieg mit sterreich gebracht htte. So scheiterte trotz aller Begeisterung der Teilnehmer dieser Versuch der Einigung. Die Zeit war dazu noch nicht gekommen. Republikanische Aufstnde brachen in Sachsen, in der Pfalz, in Baden aus, sie wurden aber durch die preuischen Waffen niedergeschlagen. Die Nationalver-sammlnng berlebte die Kaiserwahl nicht lange. Durch den Aus-tritt mancher Mitglieder zusammenschmelzend geriet sie immer mehr in die Hand der radikalen Elemente. Dieses Rumpfparlament zog sich endlich nach Stuttgart zurck, .wurde dort ausgewiesen und lste sich auf, als ihm das Sitzungshaus gesperrt wurde. Gern htte Preußen eine bessere Verfassung Deutschlands herbeigefhrt. Aber sterreich, das indessen der seine Schwierigkeiten Herr ge-worden war, wollte sich nicht aus seiner Machtstellung in Deutsch-laud verdrngen lassen. Einen Augenblick drohte Krieg zwischen Preußen und sterreich. Aber die preuische Regierung glaubte nicht gengend gerstet zu sein und gab nach einer Zusammenkunft der leitenden Staatsmner in Olmtz nach (1850). sterreich setzte es durch, da der Deutsche Bund mit dem Bundestag in Frankfurt wiederhergestellt wurde (1851). Iii. Uapoleon Iii. und seine Zeit. So spielte zunchst Deutschland nach auen keine glnzende Rolle. Um so bedeutender war in der nchsten Zeit die Stellung Napoleons Iii. in Europa (18521870). 1. Napoleon Iii. Louis Napoleon Bonaparte, der Sohn Ludwig Bonapartes, des Knigs der Niederlande, und der Hortense Beauharnais, einer Tochter Josephinens, geboren 1808, besuchte das Gymnasium in Augsburg und verlebte seine Jugend bei feiner Mutter aus dem Schlosse Arenenberg am Zellersee, trieb militrische Studien

6. Bd. 2 - S. 638

1854 - Leipzig : Engelmann
638 Die jüngsten Revolutionsstürme. Gagern'schen Partei gewann die Linke immer mehr Boden für ihre revolutio- nären Bestrebungen. Als die Versammlung den Antrag auf Vertagung verwarf, schieden abermals zwei und zwanzig Mitglieder, fast der gesammte „Augsburger Hof." Nun wurde die beschlußfähige Zahl der Stimmen auf Hundert herabge- setzt, was eine neue Minderung zur Folge hatte. Eine Ansprache an das deutsche Volk, in der edelsten Fassung, von dem schwäbischen Dichter Uhland verfaßt, war der letzte edle Laut aus der Versammlung, war das Schwanenlied des Frank- furter Reichstags. „Aber die poetische Unbestimmtheit des Manifestes gab jeder Mißdeutung Raum; zu gut für eine schlechte Sache, war es zu schwach, dieselbe zu lautern." Die Verwerfung eines von Welcker u. A. beantragten Zusatzes, „welcher die Reichsverfassung als das nicht zu überschreitende Ziel der Bewegung hinftellte und jede Einmischung Fremder in die Angelegenheiten Deutschlands zu- rückwies ," vernichtete den letzten Schein eines vaterländischen Zwecks von dieser Bewegung und entführte abermals eine große Zahl von Mitgliedern. Der Rest, von den Männern der äußersten Linken beherrscht, beschloß nun die Uebersie- delung nach Stuttgart, um dem Heerde der Bewegung naher zu sein und für ihre revolutionären Bestrebungen in den Demokraten und Anarchisten des Südens einen Rückhalt und eine Streitmacht zu haben. Die 100 und etliche Männer, die am 6. Juni im Saal der Abgeordnetenkammer zu Stuttgart ihre Sitzungen aufs Neue eröffneten, führten noch immer den Namen „constituirende deutsche Nationalversammlung", aber da nunmehr auch Bayern und andere Regierungen die ihren Staaten angehörigen Mitglieder abberiesen, so gestaltete sich das „Rumpfparlament" immer mehr zu einem „macht- und autoritats- losen Convent, der den Rest von Würde, welcher an dem Namen der National- versammlung haftete, in einigen unglücklichen Aufwiegelungsversuchen verzettelte." Eine „Reichsregentschaft" von 5 Mitgliedern, darunter Raveaux, Vogt, Heinrich Simon, wird ernannt, die badische und pfälzische Erhebung gutge- heißen und gefördert, und um auch das würtembergische Land in die Bewegung hineinzuziehen und der Regierung die Macht aus den Händen zu winden, wird ein Gesetz „zur Organisation der Volkswehr" angenommen und eine Creditforde- rung von 5 Millionen erhoben. Nun konnte Römer, der damalige Minister- präsident, „ein Mann mit fester Hand und hartem Kopf", das revolutionäre Trei- den nicht langer gewahren lassen. Obwohl dem linken Centrum in der Pauls- kirche angehörig und mit einigen der gemäßigteren Mitglieder, die, wie Uhland, aus gewissenhafter Consequenz nicht ausgeschieden waren, befreundet, mußte Rö- mer zur Rettung und Sicherheit des eigenen Landes an das Rumpfparlament und die Regentschaft die Forderung stellen, ihren Sitz außerhalb Würtembergs aufzuschlagen. Am 18. Juni wurde das Sitzungshaus gesperrt und die sich ge- meinschaftlich dahin begebenden Abgeordneten mit Gewalt zurückgetrieben. Ein letzter stenographischer Bericht meldet die Thatsache, daß sie der Gewalt gewichen. Von dem an findet man einige Mitglieder „nur noch als Theilnehmer des offenen Aufruhrs, bald als Flüchtlinge auf republikanischem Boden, als Gefangene oder als Angeklagte vor den Assisen." — Diesen kläglichen Ausgang nahm das erste deutsche Parlament. Zwar scheiterte sein Einigungswerk, die Hoffnung und das Ziel des deutschen Volks, an den Schwierigkeiten, die ihm von Innen und Außen entgegentraten, an der Verschiedenheit der Prinzipien und Parteibestrebungen, wodurch der rasche Gang der Berathungen verhindert und die Unbefangenheit und das gegenseitige Vertrauen der Mitglieder zerstört ward, an dem ausschweifenden und maßlosen Treiben einer unverständigen, verwilderten Volksmasse und ihrer leidenschaftlichen auf Umsturz und Republicanismus lossteuernden Führer, am

7. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart (Lehraufgabe der Oberprima) - S. 150

1907 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 150 — dem Schlachtfelde gewonnen werden konnte" und daß er „nicht Friedrich der Große" fei1). Dazu kam, daß zwar die kleineren Staaten die Reichs-verfaffung angenommen hatten, aber nicht Preußen, Bayern und Hannover. Unter dem Vorwande, die Anerkennung zu erzwingen, erregte die radikale Partei Aufstände in Sachsen, der Rheinpfalz und Baden. Preußische Truppen, vom Könige von Sachsen zu Hilfe gerufen, nahmen Dresden. Am gefährlichsten war der Kampf in Baden. Schon im April 1848 hatten Hecker und Struve eine republikanische Erhebung bewirkt, waren aber mit leichter Mühe besiegt worden; jetzt riß ein Laudesausfchuß alle Gewalt an sich und schloß ein Bündnis mit der Pfalz. Prinz Wilhelm von Preußen schlug die Pfälzer, überschritt den Rhein und zwang schließlich die Aufständischen in Rastatt zur Ergebung. Das Ende des Frankfurter Parlaments. Nach der Ablehnung der Kaiserkrone durch den König von Preußen verzagten die meisten gemäßigten Mitglieder der Nationalversammlung an der so sehnlichst erstrebten Einigung des Deutschen Reiches und verließen Frankfurt. Der Rest, das Rumpfparlament, verlegte seinen Sitz nach Stuttgart, wurde aber nach einigen Wochen von der Württembergischen Regierung ausgelöst. Die Union. Friedrich Wilhelm Iv. hoffte die Einigung Deutschlands auf friedlichem Wege mit Zustimmung der Fürsten herbeiführen zu können. Er kündigte dem Reichsverweser die vom Bundestage ihm übertragene Unterordnung der Diplomatie und des Heeres und schloß mit 1849 Hannover und Sachsen das Dreikönigsbündnis. Die drei Staaten veröffentlichten eine neue Verfassung und luden alle Staaten zu ihrem Beitritt ein. In Gotha traten auf Einladung Dahlmanns, Heinrichs von Gagern u. a. die meisten Mitglieder der Erbkaiferpartei zusammen und erklärten, daß sie es unter den gegebenen Verhältnissen für ihre patriotische Pflicht ansähen, den Versuch der preußischen Regierung zu unterstützen. Daraus vereinigten sich diejenigen Regierungen, welche die Frankfurter Reichsverfassung anerkannt hatten, mit Ausnahme von Württemberg mit dem Dreikönigsbündnis und bildeten die Union. Ein 1849 Parlament wurde nach Erfurt einberufen und von ihm die vorgelegte Verfassung durchberaten und genehmigt. Tie Wiederherstellung des Bundestages. Infolge der schweren Kämpfe im Innern hatte Österreich den Bestrebungen Preußens nicht kräftig entgegentreten können. Nachdem es aber die Aufstände im Innern niedergeworfen und den Einheitsstaat errichtet hatte, wollte es auch in Deutschland wieder seinen Einfluß herstellen. Fürst Schwarzenberg forderte daher die Bundesregierungen auf, ihre Gesandten nach Frankfurt a. M. zu senden, um über die Neugestaltung des Bundes zu beraten. In der x) Die Worte sprach er am Tage vor der Ablehnung zu einem Mitglieds des Ausschusses. 2) mit „Staatenhaus" und „Volkshaus". Die Wahlen der Abgeordneten sollten nach dem Dreiklassensystem erfolgen.

8. Geschichte der neuesten Revolution - S. 82

1861 - Eisleben Leipzig : Klöppel G. E. Schulze
— 82 zum Heil des Ganzen und der Einzelnen erforderliche Macht wahren lasse und in Verbindung mit dem Wahlgesetz darauf hin- arbeite, die oberste Gewalt zu Gunsten der Republik zu beseitigen. Diesen ablehnenden großem Staaten gegenüber befand sich die Nationalversammlung in Frankfurt in völliger Ohn- macht, und der Reichsverweser erklärte eine Wirksamkeit zur Durchführung der Reichsverfassung für außerhalb seiner Befugnisse und Pflichten liegend. Das deutsche Volk im Ganzen erwartete jetzt kein Heil mehr von seiner durch Par- teiwuth zerrissenen Nationalversammlung, zeigte wenig Sympathien für die deutsche Reichsverfassung und erhob sich nicht zum Schutze derselben; wo es aber geschah, wurde es bald offenbar, daß eine rothrepublikanisch-revolu- tionäre Partei sich nur der Verfassung als eines Vorwan- des bediente, um Gesetz und Ordnung anzugreifen und Zerrüttung und Bürgerkrieg in Deutschland zu verbreiten. So von dem Volke und den Regierungen verlassen und mit dem Erzherzog Reichverweser immer mehr zerfallend, bot die einst so stolze Nationalversammlung einen höchst traurigen Anblick dar. Als aber der Geist "der Mäßigung aus der Paulskirche immer mehr entwich, die Leidenschaften stiegen und die Hauptparteicn immer schroffer einander ge- genüber standen; als endlich Beschlüsse erfolgten, deren Durchführung eine unabsehbare Verwirrung und Revolution hätte hervorbringen müssen: so traten die besonnensten und besten Mitglieder dieser Versammlung, entweder freiwillig, oder von ihren Regierungen abberufen, massenhaft aus, verzweifelnd, daß von hier aus noch Etwas zum Heil des Vaterlands bewirkt werden könne (21. Mai 1849). Da- durch sank die so sehr geschmolzene Versammlung zu einem fanatisch-politischen Klub herab, der aber dennoch als Nationalversammlung sich gebärdete und am 30. Mai sei- nen Sitz nach Stuttgart verlegte, um wo möglich von hier aus Süddeutschland zu insurgiren. In der That eröffneten auch 105 Mitglieder am 6. Juni ihre Sitzungen in der Stuttgarter Reitbahn. Man erklärte die Wirksamkeit der provisorischen Centralgewalt für beendigt und wählte eine aus 5 Mitgliedern bestehende s. g. Reichsregentschaft (der Gottesleugner Vogt aus Gießen war eins dieser Mitglieder), der die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht Deutschlands übergeben werden sollte. Allein damit hatte sich das s. g. Rumpfparlament selbst sein Ur- theil gesprochen und wurde zuletzt durch Militärmacht von

9. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 277

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
Friedrich Wilhelm Iv. 277 preußische König lehnte die Krone ab (April 1849), weil er ein 1849 Kaisertum von des Volkes Gnaden verschmähte und nur mit Zustimmung der Fürsten und Freien Städte an die Spitze Deutschlands treten wollte. Damit brach das Werk der deutschen Nationalversammlung zusammen. Die meisten Mitglieder traten aus, und der Rest, der als „Rumpfparlament" seine Sitzungen nach Stuttgart verlegte, wurde von der Württembergischen Regierung auseinandergesprengt (18. Juni). Der Reichsverweser legte erst einige Monate nachher seine Würde nieder. 4. Die preußische Nationalversammlung und der Eintritt Preußens in die Reihe der Verfassungsstaaten (1848). Wenige Tage später als das deutsche Parlament wurde in Berlin die preußische Nationalversammlung eröffnet, welche ebenfalls aus allgemeinen Volkswahlen hervorgegangen war. Der König wünschte, daß sie mit ihm eine Verfassung vereinbare. Doch die Mehrheit stellte dem Verfassungsentwurf der Regierung ihren eigenen entgegen. Die Sitzungen wurden immer stürmischer. Lärmende Volkshaufen umlagerten das Parlamentshaus und bedrohten die gemäßigten Mitglieder der Versammlung. Endlich entschloß sich der König, das Parlament nach Brandenburg zu verlegen. Die Mehrheit weigerte sich, Berlin zu verlassen, und setzte die Sitzungen fort. Aber der General Wrangel rückte in die Hauptstadt ein, löste die Bürgerwehr auf und zwang das Rumpfparlament, auseinanderzugehen. Der König verlieh nun aus eigener Machtvollkommenheit eine freisinnige Verfassung (5. Dezember 1848). Preußen war jetzt eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Kammern. Im folgenden Jahre wurde ein neues Wahlgesetz mit der noch jetzt geltenden Dreiklassen-Einteilung erlassen. Das hiernach gewählte Parlament nahm zu Gunsten eines starken Königtums noch einige Veränderungen an der Verfassung vor. Dann wurde diese am 31. Ja-1850 nuar 1850 als Staatsgrundgesetz verkündet^. 1 Die Erste Kammer erhielt einige Jahre später (1855) den Namen Herrenhaus, die Zweite den Namen Haus der Abgeordneten. Beide zusammen bilden den Landtag der Monarchie; dieser übt mit dem Könige die Gesetzgebung aus, stellt die Einnahmen und Ausgaben des Staates sest und hat das Steuerbewilligungsrecht. Das Herrenhaus mit etwa 365 Mitgliedern besteht: 1. aus den volljährigen Prinzen des königlichen Hauses, 2. erblichen Mitgliedern, 3. auf Lebenszeit vom Könige berufenen Mitgliedern. Das Haus der Abgeordneten, das gegenwärtig 443 Mitglieder zählt, wird vom preußischen Volke alle fünf (bis 1888 alle drei) Jahre gewählt. Wähler ist jeder Preuße, der ein Alter von 24 Jahren hat. Die Wahl ist öffentlich, mündlich und indirekt, d. h. die in drei Steuerklassen eingeteilten Urwähler wählen die Wahlmänner und diese die Abgeordneten.

10. Deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des zwanzigsten Jahrhunderts - S. 90

1905 - Halle : Gesenius
— 90 — was aber lange Zeit in Anspruch nahm. Man begann auch die Errichtung einer deutschen Kriegsflotte. Es wurden 6 Millionen Taler zum Ankauf und Bau von Kriegsschiffen bewilligt und ein Admiral ernannt. Als Reichsfarben wurden Schwarz, Rot und Gold gewählt. Gleichzeitig trat in Berlin eine preußische Nationalversammlung zusammen. Die Volksbewegung in Berlin artete indes bald vielfach aus. Es kamen Roheiten und Gewalttätigkeiten, sogar Kämpfe vor, welche die Bürgerwehr nicht verhindern konnte. Auch die preußische Nationalversammlung trat immer trotziger auf. Das wollte sich der König nicht bieten lassen. Er berief wieder konservative Minister und ernannte den schneidigen General von Wrangel zum Oberkommandierenden der Provinz Brandenburg. Dieser rückte mit seinen Truppen in Berlin ein und entwaffnete die Bürgerwehr. Die Nationalversammlung wurde erst nach Brandenburg verlegt, dann aufgelöst, und nun gab der König selbst eine vorläufige Verfassung. Das Scheitern der Reichsreform und die Auflösung des Reichsparlaments. Sdte Beratung der Reichsverfassung war unterdes beendet worden. Die Reichsversammlung hatte sich in zwei Parteien geschieden, eine großdeutsche, die ganz Österreich-Ungarn ins Reich aufnehmen, und eine kleindeutsche, die es ganz ausschließen wollte. Die kleindeutsche siegte, und Friedrich Wilhelm von Preußen wurde zum erblichen deutschen Kaiser gewählt. Der Präsident Simson und eine Abordnung reisten nach Berlin, um dem Könige den Beschluß zu überbringen. Aber Friedrich Wilhelm lehnte die Kaiserkrone ab, weil sie ihm nicht im Einverständnisse mit den deutschen Fürsten angeboten worden sei. Eine große Bestürzung ergriff alle Vaterlandsfreunde. Viele Regierungen befahlen jenen Abgeordneten, die ihre Untertanen waren, bei strenger Strafe von Frankfurt heimzukehren. Nur wenige Mitglieder der Versammlung blieben zurück, die man das Rumpfparlament nannte. Sie siedelten nach Stuttgart über. Die deutsche Reichsverfassung war trotzdem bekannt gemacht worden. Als die größeren Regierungen sie nicht anerkannten, erhob sich im Königreiche Sachsen, in Rheinhessen, Rheinbayern und Baden im Mai von 1849 ein großer Volksausstand. In Baden trat sogar das Militär zum Volke über. Da griff der König von Preußen ein. Zuerst warfen seine Truppen den sächsischen Aufstand nieder; dann rückte ein Heer (Preußen und Reichstruppen) unter des Königs Bruder, dem Prinzen Wilhelm, an den Rhein. Die Armee der Aufständischen wurde geschlagen und zersprengt. Sie flüchtete teils in die Festung Rastatt, teils in die Schweiz. Nachdem Rastatt erobert war, fanden viele Hinrichtungen, Einkerkerungen und Ausweisungen statt. Massenhaft flüchteten die Aufständischen ins Ausland; ganze Familien wanderten aus. Das Rumpfparlament wurde darauf von württembergischem Militär auseinander getrieben. Die mißglückten Versuche der Reichseiniguug durch Preußen und die Wiederherstellung des Deutschen Buudes. Nachdem die deutsche Revolution solchergestalt niedergeworfen und die deutsche Nationalversammlung aufgelöst worden war, gedachte König Friedrich Wilhelm Iv., sich aus eigener Kraft an die Spitze Deutschlands zu stellen. Deshalb schloß er noch 1849 mit Sachsen und Hannover den sogenannten Dreikönigsbund ab, dem nach und nach fast alle deutschen Staaten beitraten. Auch viele

11. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 346

1888 - Habelschwerdt : Franke
346 der Versuch mißglückt, Deutschland eine neue Staatsform zu geben. Auch die Bemühungen Friedrich Wilhelms Iv. hatten keinen Erfolg. a) Das deutsche Parlament. Als sich in den ersten Tagen des März 1848 die politische Bewegung von Frankreich über ganz Deutschland verbreitete, traten zu Heidelberg 51 Männer zusammen, um für das gesamte Vaterland eine bessere Staatsform anzubahnen. Dieselben beriefen ein Vorparlament, und dieses betrieb die Wahlen für eine deutsche Nationalversammlung, die am 18. Mai im Römer zu Frankfurt am Main zusammentrat und gleichzeitig mit der prenßischen tagte. Am 27. Juni wurde eine provisorische Regierung gebildet, indem die Versammlung den Erzherzog Johann von Österreich zum Reichsverwefer wählte, der ein Reichsministerinm bildete. An dieses trat der Bundestag seine Geschäfte ab. b) Die Kaiserwahl. Das neue Reichsparlament beendete nun zwar die Beratung über die Grundrechte des deutschen Volkes, entbehrte aber der Gewalt, um die Bestimmungen zur Ausführung bringen zu können. Es schritt daher zur Wahl eines Kaisers. Hierbei trat eine kleindeutsche Partei hervor, die Preußen die Hegemonie in Deutschland mit Ausschluß Österreichs verschaffen, und eine großdeutsche, die auch Österreich aufnehmen wollte. Die Wahl fiel auf König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen, der jedoch die Kaiserkrone ablehnte. Auch die preußische Nationalversammlung konnte ihn zur Annahme der Würde nicht bewegen. Da unterdes Österreich seine Abgeordneten ans Frankfurt abgerufen hatte, that nun Preußen dasselbe. Der Rest der Frankfurter Versammlung, das „Rumpfparlament," verlegte feinen Sitz nach Stuttgart, wo es vom Könige von Württemberg aufgelöst wurde. c) Aufstände. Bei diesem Ausgange, den das deutsche Parlament nahm, suchte die demokratische Partei, welche die Republik wünschte, eine Erhebung des Volkes zu erregen, um dadurch die Fürsten zur Annahme der Verfassung zu zwingen. Zuerst brach ein Aufstand in Dresden aus, der von Preußen niedergeworfen wurde. Von größerer Hartnäckigkeit war ein Aufruhr in der Rheinpfalz und in Baden, wo die republikanische Presse die Gemüter erhitzt hatte. Als Anführer des nicht unbedeutenden

12. Ergebnisse des Geschichtsunterrichts in der Volkssschule - S. 89

1877 - Nürnberg : Korn
— 89 - man wünschte, erfüllt wurden, gab es an manchen Orten Aufruhr, wobei der Pöbel große Ausschreitungen machte. So hatte Wien und Berlin die blutigen Märztage, die viele Opfer kosteten. Der östreichische Kaiser Ferdinand legte damals die Regierung in die Hände seines Neffen Franz Joseph I. nieder. Der preußische König Friedrich Wilhelm Iv. erließ eine Proklamation, in welcher er sich für die deutsche Sache aussprach, deren Leitung er für die Tage der Gefahr übernehmen wolle. Der bayerische König Ludwig I. entsagte der Krone, und sein Sohn Maximilian Ii. schenkte den neuen Wünschen des Volkes gern Gehör. In Württemberg, Sachsen und andern Ländern kamen die Häupter der freisinnigen Partei in die Ministerien. Ueberall suchte man, den Forderungen des Volkes gerecht zu werden. Trotzdem gab es auch in Deutschland republikanische Erhebungen, die mit Gewalt unterdrückt werden mußten. 4. Am 18. Mai 1848 begann in Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung, welche aus Vertretern aller deutschen Volksstämme bestand und eine Verfassung für das gestimmte Vaterland berieth. Am 29. Juni ewählte die Nationalversammlung den Erzherzog Johann von Oestreich zum Reichsverweser, der die Rechte des seitherigen Bundestages übernahm. Nach langen Verhandlungen beschloß die Mehrheit der Versammlung, daß sich zunächst das eigentliche Deutschland, also mit Ausschluß von Oestreich, zu einem Bundesstaate vereinige, an dessen Spitze ein erblicher Kaiser stehe. Die Würde eines solchen wurde am 3. April 1849 dem preußischen König Friedrich Wilhelm Iv. angeboten. Dieser lehnte jedoch die Krone ab. Seitdem hatte das Frankfurter Parlament seine Bedeutung verloren. Der Nest desselben, das „Rumpfparlament", ging nach Stuttgart, wo es mit Gewalt aufgelöst wurde (Juni 1849).

13. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 64

1879 - Paderborn : Schöningh
64 § 29. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—61. wurde sie am 6. Febr. 1850 vom Könige, von den Deputierten und demnächst von allen Civilbeamten beschworen. Nach dieser Verfassung hat der König die Exekutivgewalt; die gesetzgebende Gewalt theilt er mit zwei Kammern, dem Herrenhause und dem Hause der Abgeordneten. Das Herrenhaus besteht (seit dem 7. Aug. 1852) aus den Prinzen des königl. Hauses, aus erblichen Vertretern des Adels, aus den vom Könige auf Lebenszeit berufenen, sowie aus den von größeren Städten und von den Universitäten präsentierten Mitgliedern. Das Haus der Abgeordneten wird gebildet durch indirekte Wahl der 24jährigen unbescholtenen Staatsbürger, indem diese als. Urwähler nach Maßgabe der von ihnen zu entrichtenden direkten Staatssteuern in drei Klassen getheilt Wahlmänner aufstellen und diese die Abgeordneten wählen. 2. Reichsverhältnisse. a. Verfassungsänderung. Nach einer Verständigung des deutschen Bundestages mit dem von einem sogenannten Vorparlamente eingesetzten Fünfzigerausschuß wurde eine deutsche Nationalversammlung berufen. Diese eröffnete am 18. Mai 1848 in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. ihre Sitzungen, zerfiel aber gleich Anfangs in drei Parteien: eine republikanische, eine kleindeutsche oder Gothaische, welche eine Vereinigung Deutschlands mit Ausschluß Oesterreichs unter preußischem Scepter erstrebte, und eine großdeutsche, die jeder Zerstückelung des Reiches entgegen arbeitete. Letztere fand eine Stütze in dem österreichischen Erzherzoge Johann, welcher auf den Vorschlag des Präsidenten Heinrich von (Bagern am 29. Juni zum Reichsverweser erwählt wurde und am 12. Juli sein Amt antrat. Dieser umgab sich mit einem Reichsministerium, und die Funktionen des Bundestages hörten aus. Die von den Republikanern erregten Ausstände in Frankfurt und Baden wurden schnell niedergeschlagen. Dagegen gewannen die Gothaer bald die Oberhand und der Reichsminister Heinrich von Gagern erwirkte am 13. Januar 1849 den Beschluß, einen deutschen Bundesstaat mit Ausschluß Oesterreichs herzustellen. Am 27. März wurde die Reichsverfassung endgültig abgeschlossen und am folgenden Tage Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen zum deutschen Kaiser erwählt. Dieser aber lehnte die ihm ohne Verständigung mit den deutschen Fürsten angebotene Würde ab. Da die Nationalversammlung aus Durchführung der Verfassung bestand, wurden die österreichischen und die preußischen Abgeordneten zurückberufen. Die Rechte der Versammlung löfete sich aus; die Linke aber, welche zunächst in Frankfurt, dann als „Rumpfparlament" in Stuttgart durch Einsetzung einer Regentschaft ihre republikanischen Pläne zu verwirklichen suchte, wurde zersprengt. b. Ausstände in Dresden, Baden und der Pfalz. Da der König von Sachsen die Annahme der Reichsverfassung verweigerte, brach in Dresden (2. Mai 1849) ein Aufstand aus, wurde jedoch bald mit Hülfe preußischer Truppen niedergeschlagen. — Weit gefährlicher waren die zu gleicher Zeit in Baden erregten Unruhen. Die Empörungen des Mili-tairs in Rastatt und Karlsruhe bewogen den Großherzog zur Flucht, und eine provisorische Regierung trat an die Spitze. Der Pole Mieroslawski wurde zum Oberbefehlshaber ernannt und mit der baierifchen Pfalz, die sich zu gleicher Zeit empört hatte, ein Bündniß geschloffen. Aber nachdem

14. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 298

1873 - Heilbronn : Scheurlen
298 Revolution in Deutschland. Ungarn. entwaffnet, die Abgeordnetenversammlung von Berlin nach Brandenburg verlegt, dort bald darauf aufgelöst und eine Verfassung oktroyirt. Indessen hatte Struve einen neuen Freischarenzug ins badische Oberland 24. Sept. unternommen und die deutsche Republik ausgerufen. Bei Stauffen wurde er geschlagen und gefangen, sein Haufe zersprengt. In Frankfurt war endlich die Berathung der Grundrechte beendigt, und nun handelte es sich um die Reichsverfassung, wobei die Oberhauptsfrage und das Verhältniß der beiden Großmächte zu einander die schwierigsten Punkte waren. Die Versammlung beschloß, daß alle deutschen Staaten außer Östreich einen engeren Bundesstaat bilden, daß zwischen diesem und Östreich ein bloßes Unionsverhältniß bestehen, daß an die Spitze des engeren Bundesstaates ein erblicher „Kaiser der 28.März 1849. Deutschen" gewählt und diese Würde dem König von Preußen übertragen werden solle. Aber dieser nahm die Kaiserkrone nicht an, und als die Nationalversammlung die Anerkennung der Reichsverfassung in allen deutschen Staaten durchsetzen, auf den 15. August einen neuen Reichstag einberufen und einen andern Fürsten an die Spitze stellen wollte, so kam der Konflikt zum vollen Ausbruch. Während die demokratische Partei für die Reichsverfassung zu den Waffen griff, in Dresden die Gewalt an sich riß, aber durch 9. Mai. preußische Truppen unterdrückt wurde, Rheinbaiern und Baden der Anarchie preisgegeben und General Mieroslawski an die Spitze des dortigen Revolutionsheeres gestellt wurde, riefen Östreich, Preußen und andere Staaten ihre Landesangehörigen von Frankfurt ab, sehr viele Abgeordnete traten freiwillig aus, so daß die beschlußfähige Zahl auf 100 herabgesetzt werden mußte. , Dieses „Rumpfparlament" verließ Frankfurt und siedelte nach Stuttgart über. 30.Mai. Dort sprach es die Absetzung des Reichverwesers aus, ernannte eine Reichsregentschaft von fünf Mitgliedern und verlangte von der Württembergischen Regierung Geld und Mannschaft, um gemeinschaftlich mit Baden und der Pfalz jeden Angriff auf die Beschlüsse des Parlaments abzuwehren. Aber 18. Juni. das Württembergische Ministerium ließ das Rumpfparlament aus einander sprengen. Um fo leichter war es den preußischen Truppen, welche der flüchtige Großherzog Leopold von Baden um Hilfe angegangen hatte, den badischpfälzischen Aufstand zu bezwingen. Der Prinz von Preußen, welcher den Oberbefehl führte, rückte in der westlichen Pfalz ein, gieng über den Rhein, schlug Mierolawski bei Waghäusel, Durlach und an der Murg, drängte den 29. Juli. Rest der aufständischen Truppen, 10,000 Mann, über die Schweizergrenze und zwang die Festung Raftadt zur Übergabe. Von den Führern der Revolution wurden mehrere erschossen, viele eilten nach Amerika; von den Soldaten kehrten die meisten bald wieder in die Heimat zurück; das Land blieb längere Zeit von den Preußen besetzt. Wenige Monate daraus endigte auch der Krieg Östreichs mit Ungarn. Hier war Ludwig Kossuth, ein Advokat und Journalist, der Agitator. Sein Ziel war möglichste Unabhängigkeit Ungarns von Östreich. Der Kai-lo.april 1848. ser, von der Wiener Revolution bedrängt, bewilligte die Forderungen des ungarischen Reichstags, ein unabhängiges Ministerium wurde eingesetzt und die sogenannten ungarischen Nebenländer (Kroatien, Slavonien, Militärgrenze, Siebenbürgen) sollten, mit Ungarn vereinigt, eine besondere. Staatengruppe ausmachen. Dagegen erhob sich der Banus Jellachich von Kroatien und rückte mit Truppen in Ungarn ein. Der Palatinus von Ungarn, Erzherzog Stefan, suchte vergebens zu vermitteln und legte seine Würde nieder. Der von der östreichischen Regierung zum Oberbefehlshaber der ungarischen und kroa-

15. Geschichtsrepetitorium - S. 49

1885 - Groß-Lichterfelde : Deter
— 49 — 18. Mai 48 (— Mai 49). Deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a.m. zur Vereinbarung einer Reichsverfassung mit den Einzelregierungen. Juli Schlacht bei Kustozza, in welcher Radetzky die Sardinier besiegt. Ebenso im März 49 in der Schlacht bei Navarra. I. November 48 (bis Oktober 58) Ministerium Brandenbura-Manteuffel. 5. December Auflösung der preußischen Nationalversammlung und Oktroyirung einer Verfassung mit 2 Kammern. Die Schleswig - Holsteiner siegen im April bei Kolding und belagern darauf Fridericia. Nachdem Deutschland im Juli 49 einen Waffenstillstand mit Däne-mark geschlossen, kämpfen die Schleswig-.Holsteiner allein weiter. Im Mai Aufstand in Dresden. 18. Auflösung des nach Stuttgart übergesiedelten Rumpfparlaments. Daraus republikanische Ausstünde in der Pfalz und in Baden. 689. Im Mürz und April Erfurter Parlament zur Herbeiführung einer neuen deutschen Union. 3m Juli werden die Schleswig-Holsteiner bei Idstedt besiegt. Im September Wiedereröffnung des deutschen Bundestages, den Preußen nicht anerkennt, und Verfassungskampf in fiur-hessen. 3m November Uebereiukunft zu Olmütz, wo Preußen sich den Forderungen Oesterreichs fügt. (Schleswig-Holstein wird den Danen überliefert, in Kurhessen die Autorität des Kurfürsten wiederhergestellt.) 1851 im Mai Wiederherstellung des deutschen Staaten-oundes von 1815. 390. Oktober 1858. 2. Januar 1861. Hohenzollern (Auerswald und Schwerin) bis 1862, v d tzendt Bismarck (seit 1862). ° ; ' 391. 1864. '. O^edrich Ml. von Dänemark 1840-63) hatte 1863 Schleswig ni Dänemark einverleibt und sein Nachfolger Christian Ix ffch geweigert, dre neue dänische Verfassung aufzuheben

16. Preußisch-deutsche Geschichte vom Ende des Großen Krieges bis zum Beginne des Zwanzigsten Jahrhunderts - S. 443

1902 - Halle : Gesenius
— 443 — Frankfurt selbst mußte die neue Reichsregierung blutig niederwerfen. Sie mußte also gegen ihre eigenen Leute einschreiten. Es war weiter ein Fehler, daß das Reichsparlament alle Neuerungen traf, ohne sich um die Fürsten zu kümmern. Sie waren doch da und sollten auch bleiben; aber man hatte sie wie bestrafte Kinder in die Ecke gestellt. Das mußte sie verletzen und verbittern. Dazu wurden die Radikalen immer übermütiger und rissen in Wien wie in Berlin die Herrschaft an sich. Das schreckte die Fürsten erst recht ab. Der Kaiser von Österreich ließ den Aufstand gewaltsam niederwerfen. Aber auch der König von Preußen verabscheute jetzt die Roheiten und Gewalttätigkeiten, und der Trotz der Nationalversammlung verstimmte ihn. Doch bestand ein großer Unterschied in der Behandlung des Volks. In Wien blutiger Mordkampf und Brand, Erschießungen und Einkerkerungen ohne Achtung von Recht und Person, Aufhebung der Nationalversammlung und Wiederherstellung der alten Gewaltherrschaft. In Berlin zwar auch Auflösung der Nationalversammlung, aber ruhig, ohne Gewalttat und Gewährung einer vorläufigen Verfassung. In Österreich herrschte überall Ausstand der Völker; in Preußen kam kein Gedanke an Auflösung des Staates oder Abfall vom Könige auf. Zusammenfassung und vertiefte Wiedergabe. 5. a) So hatte in den beiden Großstaaten die Regierung gesiegt. Alles blickte nun nach Frankfurt, wo unterdes die Beratung der Reichs-verfassung beendet worden war. Die Versammlung hatte sich in zwei Parteien geschieden, eine großdeutsche, die ganz Österreich-Ungarn ins Reich aufnehmen, und eine kleindeutsche, die es ganz ausschließen wollte. Die kleindeutsche siegte, und Friedrich Wilhelm von Preußen wurde zum erblichen deutschen Kaiser gewählt. Der Präsident Sim-son und eine Abordnung reisten nach Berlin, um dem Könige den Beschluß zu überbringen. Aber Friedrich Wilhelm lehnte die Kaiserkrone ab, weil sie ihm nicht im Einverständnisse mit den deutschen Fürsten angeboten worden sei. 1)) Eine große Bestürzung ergriff alle Vaterlandsfreunde. Viele Regierungen befahlen jenen Abgeordneten, die ihre Untertanen waren, bei strenger Strafe von Frankfurt heimzukehren. Nur wenige Mitglieder der Versammlung blieben zurück, meist Radikale, die man das Rumpfparlament nannte. Sie siedelten nachher nach Stuttgart über. Die deutsche Reichsverfassung war trotzdem bekannt gemacht worden. Als die größeren Regierungen außer Württemberg sie nicht anerkannten, erhob sich im Königreiche Sachsen, in Rheinhessen, Rheinbaiern und Baden im Mai von 1849 ein großer Volksaufstand. In Baden trat sogar das Militär zum Volke über. Da griff der König von Preußen ein. Zuerst warfen seine Truppen nach einem heftigen Straßenkampfe in Dresden den sächsischen Aufstand nieder; dann rückte ein Heer (Preußen und Reichstruppen) unter des Königs Bruder, dem Prinzen Wilhelm,

17. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 141

1892 - Leipzig : Voigtländer
141 bot die Nationalversammlung dem Könige von Preußen die Erb-kaiserwrde (April 1849) an. Da dieser aber ablehnte, so konnte das Verfassungswerk nicht zur Ausfhrung kommen. Innere Parteinngen zerrtteten von nun an die Nationalversammlung, während in mehreren Gegenden Deutschlands, namentlich in Baden und Rheinbayern, unter dem Vorgeben, die unmglich gewordene Reichsverfassung zur Geltung zu bringen, republikanische Aufstnde losbrachen. Unter diesen Wirren zerfiel die Nationalversammlung in Trmmer, ihre letzten Reste (Rumpfparlament zu Stuttgart) wurden durch wrttembergisches Militr auseinander ge- trieben (Juni 1849). Schon hatte indes Preußen mit Sachsen und Hannover sich verbunden, eine neue Bundesverfassung herzustellen, nach welcher Preußen an die Spitze eines ohne sterreichs Mitgliedschaft zu errichtenden deutschen Bundesstaates, der sogenannten Union, treten sollte. Die meisten deutschen Kleinstaaten schlssen sich diesem Dreiknigsbndnis an; doch Bayern und Wrttem-berg verweigerten den Beitritt, und selbst Sachsen und Hannover, von fter-reich untersttzt, traten bald wieder von dem Bndnis zurck, während ein Parlament in Erfurt (20. Mrz bis 29. April 1850) die von Preußen vorgelegte Unionsverfaffung guthie. Hiergegen drang sterreich auf Her-stellung des alten Bundestages, untersttzte, mit Bayern und Wrttem-berg verbunden, Kurhessens Abfall von der Union mit Waffengewalt und bewirkte endlich durch die bereinkunft zu Olmtz (29. Nov.), da Preußen die Union aufgab. 1851 (im Mai) war der Bundestag wieder voll-stndig zurckgefhrt. 5. sterreich. In sterreich war zwar der bei den Mrzereignissen aus Wien geflchtete Kaiser Ferdinand nach der Hauptstadt zurckgekehrt; doch bald (im Oktober) ntigte ihn ein neuer Ausstand, sich nach Olmtz zu retten. Nachdem Wien mit Waffengewalt wieder unterworfen worden war, entsagte der Kaiser (2. Dezember) der Regierung; ihm folgte sein Neffe, Kaiser Franz Josef. Die Emprung der U n g a r n, die sich unter K o s s u t h von fter-reich losgerissen und eine Republik errichtet hatten, wurde nach heftigem Kampfe durch den Beistand russischer Heere unter Paskiewitsch (Gr-geys Waffenstreckung bei Villagos, August 1849) unterdrckt. 6. Der erste schleswig-holsteinische Krieg. Der Versuch der dnischen Regierung, das mit dem deutschen Herzog-tum Holstein engverbundene Schleswig mit Aufhebung seiner alten Rechte dem dnischen Knigreiche gnzlich einzuverleiben, fhrte zum ersten

18. Die deutsche Geschichte - S. 171

1855 - Essen : Bädeker
171 blutigen Absichten. Zuerst brach es iu Dresden los. Der 3.—6. Mai waren Schreckenstage für diese Stadt. Der König flüchtete nach dein Königstein. Das Blut floß in Strömen. Die zeitig herbeige- eilten preußischen Truppen errangen nach ungeheuren Anstrengungen den Sieg. Der Gerettete hat es später dem Netter schlecht vergolten. Auch in einigen preußischen Städten mußte das Militär die Anarchie über- wältigen. Am schlimmsten ging es in Baden her und in Nheinbayern. Beide Länder waren schon lange revolutionär gestimmt, und fort und fort von Demokraten unterwühlt worden. Polnische und französische Flüchtlinge hatten sie zu ihrem Sammelplatz gewählt. Jetzt gelang es ihnen, auch das Militär zum Abfall zu verführen. Zwei bayrische Regimenter traten zu ihnen über, und die Besatzung von Rastadt lie- ferte den Rebellen diese wichtige Reichsfestung in die Hände. Der Großherzog flüchtete nach Frankfurt, und als er bei der Reichsgewalt kräftige Hülfe zu finden nicht hoffen durfte, wandte er sich an den König von Preußen; ein Gleiches that der König von Bayern. So- gleich brachen preußische Truppen, Linie und Landwehr, unter dem Oberbefehl des ritterlichen Prinzen von Preußen in die insurgirten Länder ein (13. Juni). Da hatte sich indeß eine provisorische Regie- rung constituirt, und dem Polen Mieroslawski war der Oberbefehl über „die Vertheidiger der deutschen Reichsverfassung" übergeben wor- den. Schnell hatten die Preußen die Rheinpfalz gesäubert, Landau entsetzt; dann gingen sie über den Rhein, siegten beb Waghäusel, vereinigten sich mit den Reichstruppen unter dem preußischen General Peucker; Rastadt mußte sich auf Gnade und Ungnade ergeben, und die Reste der Freischärler stoben nach allen Seiten auseinander. Der Großherzog kehrte in seine Residenz zurück, lind die Preußen wurden überall als die Retter willkommen geheißen. Nicht ein geringer Theil der Schuld an allen diesen unseligen Ereignissen lastete auf der deutschen Nationalversammlung. Deßwegen befahlen Oesterreich, Preußen und andere Regierungen ihren Abgeord- neten den Austritt; am 28. Mat bestand sie nur noch aus 100 Mit- gliedern. Der Neichsverweser ging nach Tyrol. Das durch und durch ultrademokratische „Rumpfparlament" siedelte nach (Stuttgart über, wählte aus seiner Mitte eine Reichs-Regentschaft von 7 Personen, sah aber schon nach wenigen Tagen sein Sitzungslokal geschlossen und sich genöthigt, Würtemberg zu verlassen. Seine Mitglieder lebten, nachdem in Baden ihr letzter Hoffnungsstern untergegangen, als Verbannte in fremden Ländern. Die deutsche Nationalversammlung, die so gewaltig und verheißungsvoll begonnen, nahm solch ein klägliches und schmach- volles Ende! — §. 192. Dreikönigsbündnist. Unionsparlament in Erfurt. Der König von Preußen hatte inmittelst einen andern legitimeren Weg eingeschlagen, Deutschlands Einigung herbeizuführen, so weit sie thunlich erschien. Am 26. Mai hatte er mit den Königen von Han-

19. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 128

1892 - Leipzig : Voigtländer
128 - b. Unterdessen sollte eine in Frankfurt a. M. (18. Mai) zusammengetretene deutsche Nationalversammlung eine neue Reichs-Verfassung beraten. Unter dem Prsidenten Heinrich von G a g er n erwhlte sie, nach Auslsung des Bundestages, den Erzherzog Johann von ft erreich zumreichsverw es er (29. Juni 1848). Nach Vollendung der Reichsverfassung, nach welcher an die Stelle des bisherigen losen Staatenbundes ein Bundesstaat mit einheitlicher Spitze treten sollte, bot die Nationalversammlung dem Könige von Preußen die Erb kaiserwrde (April 1849) an. Da dieser aber ablehnte, so konnte das Verfassungswerk nicht zur Ausfhrung kommen. Innere Parteiungen zerrtteten von nun an die Nationalversammlung, während in mehreren Gegenden Deutschlands, namentlich in Baden und Rheinbayern, unter dem Vorgeben, die unmglich gewordene Reichs-Verfassung zur Geltung zu bringen, republikanische Ausstnde los-brachen. Unter diesen Wirren zerfiel die Nationalversammlung in Trmmer, ihre letzten Reste (Rumpfparlament zu Stuttgart) wurden durch wrttembergisches Militr auseinander getrieben (Juni 1849). c. Schon hatte indes Preußen mit Sachsen und Hannover sich verbunden, eine neue Bundesverfassung herzustellen, nach welcher Preußen an die Spitze eines ohne sterreichs Mitgliedschaft zu errichtenden deutschen Bundesstaates, der sogenannten Union, treten sollte. Die meisten deutschen Kleinstaaten schlssen sich diesem Dreiknigsbndnis an; doch Bayern und Wrttemberg verweigerten den Beitritt, und selbst Sachsen und Hannover, von sterreich untersttzt, traten bald wieder von dem Bndnis zurck, während ein Parlament in Erfurt (20. Mrz bis 29. April 1850) die von Preußen vorgelegte Unionsverfassung guthie. Hiergegen drang sterreich auf Herstellung des alten Bundestages, untersttzte, mit Bayern und Wrttemberg verbunden, Kurhessens Abfall von der Union mit Waffengewalt und be-wirkte endlich durch die bereinkunft zu Olmtz (29. Nov.), da Preußen die Union aufgab. 1851 (im Mai) war der Bundestag wieder vollstndig zurckgefhrt. 5. sterreich. In sterreich war zwar der bei den Mrzereignissen aus Wien geflchtete Kaiser Ferdinand nach der Hauptstadt zurckgekehrt; doch bald ntigte ihn ein neuer Ausstand, sich nach Olmtz zu retten. Nachdem dann Wien mit Waffengewalt wieder unterworfen worden war, entsagte der Kaiser der Regierung ; ihm folgte fein Neffe, der Kaiser Franz Josef. Die Emp-ruug der Ungarn, die sich unter Kossuth von sterreich losgerissen und

20. Geschichtliches Lesebuch - S. 75

1909 - Hamburg : Boysen
günstigen Ausgang hoffen. Es galt, in Frankfurt auf der beschlossenen Verfassung festzustehen und in Berlin alle Hebel anzusetzen, um den König zur Annahme zu bewegen. — Das Reichsministerium suchte dadurch auf die Beschlüsse Preußens einzuwirken, daß es bei den ändern Regierungen anfragte, ob sie die neue Verfassung annehmen wollten oder nicht. Aber wennschon 28 Regierungen, voran der Großherzog von Baden, ihren Beitritt zur Reichsverfassung erklärten, die Königreiche verhielten sich zunächst ablehnend oder erhoben doch Schwierigkeiten. — Der Finanzminister in Frankfurt (namens Beckerath), ein Preuße, reiste nach Berlin und hatte mit dem König eine zweistündige Unterredung. Er bat Friedrich Wilhelm Iv., die angetragene Würde mit dem Vorbehalte anzunehmen, daß die Reichsverfassung noch einmal überarbeitet werde. Für eine solche Überarbeitung möge der König eine neue Versammlung aus Abgeordneten derjenigen Staaten einberufen, welche die neue Verfassung bereits angenommen. Durch diese Vorschläge war mancher Einwand des Königs hinfällig geworden, auch der, auf den er immer wieder zurückkam: er erhalte die Krone durch ein ungesetzliches Verfahren. Endlich rief der König aus: ,,Aber Sie erkennen ja selbst, daß große Gefahren damit verbunden sind.“ Beckerath wiederholte die Worte, die wenige Tage zuvor E. M. Arndt dem Könige zugerufen: „Die Gefahr ist stets für Preußen eine sieglockende Sohne gewesen.“ Da stand der König auf, ging erregt im Gemach auf und ab und blieb endlich mit den Worten vor Beckerath stehen: „Wenn Sie Ihre beredten Worte an Friedrich den Großen hätten richten können, der wäre Ihr Mann gewesen; ich bin kein großer Regent.“ Der König lehnte ab. — Was sollte nun die Nationalversammlung machen? Da sich die Königreiche geweigert hatten, das Verfassungswerk anzuerkennen, pflanzte eine Partei, der jedes Mittel recht schien, abermals die Fahne der Revolution auf. Mit Gewalt sollte die Reichsverfassung eingeführt werden, und wieder kam es zu blutigen Aufständen. Sollte die Versammlung nun ihr Ansehen zugunsten der Empörung oder zugunsten der Regierung gebrauchen? Immer deutlicher sahen die Verständigen in Frankfurt, die erbkaiserliche Partei, daß sie zwischen der Revolution und der Reaktion nicht wählen könnten. Sie beschlossen daher nach heftigen inneren Kämpfen ihren Austritt. 65 ehrenwerte Männer, darunter Arndt. Dahlmann, Gagern, Unterzeichneten eine Erklärung, daß sie sich veranlaßt sähen, aus der Nationalversammlung auszutreten. Schon vorher waren die österreichischen und die preußischen Abgeordneten von ihren Regierungen abberufen worden. Der Rest der Versammlung, von den Männern der äußersten Linken beherrscht, beschloß die Übersiedlung nach Stuttgart: dort war man sicherer vor den preußischen Truppen, die überall in Deutschland die Revolution niederwerfen sollten, und dort war man der in Baden und der Pfalz ausgebrochenen Volkserhebung näher. Aber als nun das Rumpfparlament eine Reichsregentschaft einsetzte, alle deutschen Heere zum Gehorsam aufforderte, die in Baden und in der Pfalz ausgebrochene Erhebung guthieß und auch