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1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
898
Europa
— Die Niederlande.
197000 Bew., 4204 auf 1 Q.-M.) ist mit Holland nur durch Personalunion ver-
bunden. Früher ein Theil Lothringens, machten sich die Grafen von Luxemburg bald
selbständig und gaben sogar dem Reiche 4 Kaiser, während sie zugleich Böhmen zu
hoher Blüte brachten. Nach ihrem Aussterben kam das Land an die neuburgundischen
Herzöge, dann an das Haus Habsburg, war bis 1795 ein Theil der österreichischen
Niederlande und wurde 1815 an das Königreich der Niederlande gegeben, doch so, daß
es zugleich einen Theil Deutschlands bildete und der Großherzog Mitglied des deutschen
Bundes war. Die Festung Luxemburg ward zur Bundesfestung erklärt, worin Preußen
das Besatzungsrecht hatte. 1834 kam die westliche Hälfte an das neue Königreich
Belgien, der Rest trat bald darauf dem deutschen Zollvereine bei. Infolge der Ereig-
nisse von 1866 wurde die vorher nur lockere politische Verbindung mit Deutschland
aufgehoben, und die Aunexionsve-.'suche Frankreichs bewirkten die Lösung der „Luxem-
burger Frage" in der Weise, daß in dem Londoner Conferenzprotokolle vom 13. Mai
1867 Preußen auf das Befatzuugsrecht in Luxemburg verzichtete, die Schleifung der
Festungswerke bestimmt und die Neutralität des Landes unter die Garantie der Groß-
mächte gestellt wurde. Das Großherzogthum hat seine eigene konstitutionelle Verfassung,
ist dem Deutschen Reiche zollvereint und in seinem wirtschaftlichen Leben von Deutsch-
land abhängig. Die Bevölkerung ist fast ganz deutsch und katholisch, aber ohne alles
deutsche Nationalgefühl; sonderbarerweise ist das Französische Amtssprache.
Die Stadt und (nun größtenteils geschleifte) Festung Luxemburg oder Lützel-
bürg mit 13300 E., in schöner Lage an der Nlzet (Elze), galt sonst als zweites Gib-
raltar. Echternach a. d. Sauer, wo alljährlich die bekannte Springprozession.
Kolonialbesitz Hollands, zusammen 31100 Q.-M. mit 23vio Mill. E.
a) In Asien: Java, Theile von Sumatra und Borneo, Celebes, Banka u. a.
kleine Sunda-Jnseln, die Molukken, Stücke von Neu-Guinea — zusammen 28900 Q.-M.
mit 233/io Mill. Bew.
b) In Westi ndien: die Jnselchen St. Eustache, Saba, St. Martin, Cura?ao,
Bonaire und Aruba — zus. 20 Q.-M. mit 36000 Bew.
e) In Südamerika: Surinam oder niederländisch Guayana — 2200 Q.-M.
mit 60000 E. — Unter allen Kolonien sind natürlich die ostindischen die wichtigsten —
die Quellen des holländischen Nationalreichthums, durch deren Verlust es zur völligen
Bedeutungslosigkeit herabsinken würde. Seit der Admiral Van Koen Java in Besitz
nahm und (1619) Batavia, „die Königin des Orients," gründete, ward dies der Aus-
gangspunkt der weitern Eroberungen und zugleich der Stützpunkt für den niederländisch-
ostindischen Handel bis auf den heutigen Tag.
Ii. Königreich Belgien. Es besteht aus den südlichen Provinzen der Niederlande,
die sich von Holland losrissen und nach ihrem Wunsche den Prinzen Leopold von
Koburg am 27. Juui 1831 zum König erhielten. Jetziger König: dessen Sohn
Leopold Ii. Wie Holland den Uebergang von Deutschland nach England, so bildet
Belgien den von Holland nach Frankreich; denn dos niederdeutsche Belgien ist mit
französischem, das wallonische Belgien mit niederdeutschem Elemente durchsetzt. Im
weiten Norden spricht man das Vlämische, einen vom Holländischen wenig ver-
schiedeuen niederdeutschen Dialekt, der, von den Behörden feindlich und lange Zeit von
den Vlämingen selbst gleichgiltig behandelt, gegenwärtig um die Geltendmachung seiner
1903 -
Dresden
: Huhle
- Autor: Kälker, Georg
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 24 —
3. Das Klima ist gemäßigt. Der Unterschied zwischen N u. S ist
gering, der 8 ist etwas kälter, er liegt höher n. ist vom Südwind abgesperrt.
Im N liegt das Land tief, der Seewind mäßigt die Kälte. Größer ist
der Unterschied zwischen 0 n. W. Der W ist bedeutend milder, er hat
Seewind, der 0 dagegen rauhen Landwind. Unser Westwind ist mild u.
feucht, der Ostwind kalt n. trocken. Die deutschen Weingegenden liegen im
W des Reiches.
Überblick über Deutschlands Staaten. Deutschland ist ein Kaiserreich.
Der König von Preußen ist zugleich Deutscher Kaiser. Er ist der Feldherr
im Kriege, kann für das Reich den Krieg erklären n. Frieden schließen,
er erläßt die Reichsgesetze n. stellt die Reichsbeamten an. Die Verant-
wortung für die Regierung hat der Reichskanzler, er ist der Vorsitzende
im Bundesrate. Dieser besteht aus den 58 Gesandten der verschieden
deutschen Länder. Daneben besteht der Reichstag, er umfaßt die 397 Ab-
geordneten, die vom deutschen Volke gewählt werden. Sie müssen zu allen
Gesetzen ihre Zustimmung geben, wenn sie für das Reich gelten sollen.
Das Wappen des Reiches ist ein Adler, die Farben sind schwarz-weiß-rot.
Die Größe des Reiches beträgt 540000 qkm. Die 56% Mill. Einwohner
sind meist Deutsche; wo gibt es Polen, Dänen, Wenden, Franzosen?
Deutschland ist ein Bundesstaat, es besteht aus 26 Ländern: 4 sind
Königreiche, 6 Großherzog-, 5 Herzog- n. 7 Fürstentümer, 3 freie Städte,
eins das Reichsland.
Das größte Königreich ist Preußen, von der Ost- bis zur Westgrenze
den N erfüllend, an Größe (348 000 qkm) u. Einwohnerzahl (34% Mill.)
fast 2/3 des Reiches. Mittelgebirge u. Tiefland. Fürstenhaus: Hohen-
zollern (Name des Kaisers n. der Kaiserin?). Farben: schwarz u. weiß.
Wappen: ein Adler. Hauptstadt: Berlin. 12 Provinzen, die größten sind
Schlesien u. Brandenburg, am dichtesten bevölkert ist die Rheinprovinz,
Brandenburg, Schlesien; am geringsten bevölkert: Pommern, Ost- u. West-
Preußen, Hannover. Warum? Vorwiegend katholisch (7/1(?) ist die Rhein-
provinz; das geringste Ackerland hat Hannover, die meisten Wiesen (u.
Pferde) Ostpreußen, den wenigsten Wald Schleswig-Holstein, die größte
Schafzucht Pommern, die fruchtbarste ist Sachsen, die weinreichste Nassau,
die industriereichste die Rheinprovinz.
Der Größe n. Einwohnerzahl nach steht Bayern an zweiter Stelle
(76000 qkm, 6,2 Mill. Einwohner, zu 7/ig katholisch). Hauptstadt: München
(V2 Mill.). Farben: blan-weiß; Wappen: ein von zwei Löwen gehaltner,
in vier Teile geteilter Schild, der noch zwei Löwen zeigt. Fürstenhaus:
Wittelsbach. Bayern steht in Deutschland an erster Stelle in Bier-
branerei u. Graphitgewinuuug. Bodengestalt: Alpen, oberdeutsche Hoch-
ebene, Stnfenland, Mittelgebirge. Flüsse: Donau, Main.
Württemberg, 2,2 Mill. Einwohner, ebenfalls zu Süddeutschland ge-
hörig. Hauptstadt: Stuttgart. Farben: schwarz-rot. Bodengestalt: Stufen-
land, Hochebene; Jura. Neckar u. Donau. Kohlen fehlen. In der Salz-
gewinnuug gleich nach Prov. Sachsen.
Sachsen: der dritte Staat nach den Einwohnern, der fünfte nach der
Größe; 15000 qkm, 4,2 Mill. Einwohner (yi8 der Einwohner Deutsch-
1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
368
A. Europa.
aus welcher Ehe 1500 zu Gent jener mächtige Kaiser Carl V. ent-
sproß, welcher die Besitzungen Spaniens, Burgunds und Oest-
reichs auf seinem Haupte vereinigte. — So lange die Nieder,
lande ihren eigenen Fürsten gehorchten, wurden die Verfassung und
die Vorrechte der Städte und Provinzen geschont und das Land
blühte im Wohlstände: als aber Fürsten zum Besitz dieser Länder
gelangten, welche noch außerdem große Besitzungen hatten, wur-
den sie bald nur noch als untergeordnete Theile eines größern Gan-
zen betrachtet; ihre verwickelte Verfassung erschien nun lästig, und
die Fürsten strebten durch mancherlei Eingriffe in das Herkommen
und. die Rechte der Provinzen sich die Regierung zu erleichtern und
ihre Gewalt zu verstärken. Gegenseitiges Mißtrauen und Erbitte-
rung, Unruhen und offenbare Empörungen waren die Folgen die-
ses ungerechten Verfahrens. Schon gegen Maximilian hatten die
Stände der Provinzen ihre Unzufriedenheit und ihr Mißtrauen
geäußert; ja sie nahmen ihn selbst gefangen, als er seinen Einzug
in Brügge hielt, und. er mußte seine Freiheit durch Bestätigung
ihrer Vorrechte erkaufen. Unter Carl V. gingen die Eingriffe und
das eigenmächtige Verfahren immer weiter; indeß blieb das Land,
bis auf einzelne, unbedeutende Aufstande, ruhig und erreichte den
Gipfel seines Wohlstandes. Carl V. war viel zu klug, um nicht
den hohen Werth dieser Provinzen einzusehen , und zugleich, daß
ihr Wohlstand von ihrer Freiheit unzertrennlich sey. Er ließ da-
her den Städten ihre Verfassungen und Vorrechte und begnügte
sich Soldaten und ungeheure Summen aus seinen Niederlanden
zu ziehen. Nur in einem Punkte verfuhr er hart und despotisch.
Die Reformation hatte in Deutschland unglaublich schnelle Fort-
schritte gemacht und fand natürlich in einem Lande, wo Freiheit
und Kenntnisse blühten, die günstigste Aufnahme. Carl, aus po-
litischen Gründen entschlossen, diese Neuerungen in seinen Staaten
nicht zu dulden, ließ die strengsten Edicte gegen die Anhänger der
neuen Lehre ergehen, und setzte selbst ein der Inquisition ähnliches
Tribunal, unter dem Namen des geistlichen Gerichts, in den Nie-
derlanden ein. Mit der größten Härte verfuhr man gegen die so-
genannten Ketzer: 50600, ja nach Andern selbst 100,600 Unglück-
liche verloren das Leben auf Scheiterhaufen und Blutgerüsten un-
ter seiner Regierung, und dennoch blieben die Niederlande ruhig.
Aber theils war er als geborner Niederländer und Freund ihrer
Sprache und ihrer Sitten, wie auch durch sein ungezwungenes
und zugängliches Wesen beim Volke beliebt, theils blendete und
schreckte der Anblick seiner Macht und seiner Thaten; theils ver-
schonte er auch die bedeutendsten Städte mit dieser Strenge, und
seine Macht begünstigte ihren Handel. Ganz anders verhielt es
sich mit seinem Sohne Philipp 11., welcher in Spanien geboren
und von Mönchen erzogen, nur spanische Sprache und Sitten
liebte, nur Spanier mn sich duldete, mit den überspanntesten Be-
griffen
1898 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Vogel, Karl Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Töchterschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 39 —
Deutschland in Wissenschaft und Kunst mit an der Spitze der gebildeten
Völker steht."
„Die Grundzüge des deutschen Volkscharakters sind: aufrichtige
Frömmigkeit, Treue und Biederkeit, Anhänglichkeit an den angestammten
Regenten, Tapferkeit, Besonnenheit, Beharrlichkeit bei Verfolgung eines ge-
steckten Zieles und ernste, gründliche Beschäftigung mit Wissenschaft und Kuust."
6. Verfassung und Ginteilnng. Seit 1671 ist das „Deutsche Reich" ein
Bundesstaat, an dessen Spitze der König von Preußen steht, welcher den
Titel „Deutscher Kaiser" führt. Die Kaiserwürde ist erblich. Der Kaiser
hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, sowie Bündnisse
und Verträge mit anderen Reichen einzugehen. Die Reichsgesetzgebung wird
ausgeübt von dem Bundesrat, welcher aus Vertretern der einzelnen deutschen
Staaten besteht, und dem Reichstage, der aus etwa 400 vom Volke gewählten
Abgeordneten zusammengesetzt ist. Der höchste Beamte des Reiches ist der
Reichskanzler.
Das Deutsche Reich besteht aus 26 einzelnen Staaten, nämlich
4 Königreichen, 6 Großherzogtümern, 5 Herzogtümern, 7 Fürstentümern,
3 Freien Städten und dem Reichsland Elsaß-Lothringen. (Merke: 1 Reichs-
land, 3 Freie Städte, 4 Königreiche, 5 Herzogtümer, 6 Großherzogtümer,
7 Fürstentümer.)
Vi. Die Staaten des Deutschen Reiches.
1. Das Königreich Preußen.
(6300 ^Meilen oder 348500 qkm und 32 Mill. Eimv.)
Preußen ist der größte Staat des Deutschen Reiches und nimmt den
größten Teil Norddeutschlands ein. Es bildet eine zusammenhängende Fläche,
von welcher mehrere kleine Staaten eingeschlossen sind. Getrennt vom Haupt-
lande gehören noch die in Süddeutschland gelegenen Hohenzollernschen Lande
dazu. Es zerfällt in 12 Provinzen.
1. Die Provin) Ostpreußen (670 ^ Mln. oder 37000 qkm und
über 2 Mill. Einw.) ist die nordöstlichste Provinz Preußens. Sie um-
faßt das Küstenland am Kurischen und Frischen Haff und grenzt an die
Ostsee, an Rußland und die Provinz Westpreußen. Sie ist zum großen Teile
eben, wird aber von dem Baltischen Landrücken, welcher die oft-
preußische Seenplatte trägt, durchzogen. Das Klima ist gesund,
aber rauher, als in irgend einem anderen deutschen Lande. Der Boden ist
größtenteils sandig und unfruchtbar. Weite Strecken sind mit Wald be-
standen. Der größte Wald ist die Johannisburger Heide im südlichen Teile
der Provinz. Im Memeldelta liegen außer üppigen Wiesen auch sumpfige
Wälder, in denen der Elch gehegt wird. Die Haupterwerbsquellen
der Bewohner sind Ackerbau und Viehzucht, an der Küste auch Fischerei.
Sehr fruchtbar ist die Tilsiter Niederung (westlich von Tilsit). Der nord-
östliche Teil Ostpreußens heißt Litauen. Die Litauer haben eine eigene
Sprache, sind wahrscheinlich slavischen Ursprungs und treiben namentlich
Pferdezucht. In ihrem Gebiete liegt auch das königliche Pferdegestüt Trakehnen.
1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
256
116. Die wichtigsten Länder Europas.
(Uebersicht.)
. I. Wußtand (ungefähr 100.000 Q.-M.. 72 Mill. E.), ein Kaiserthum,
breitet sich vom schwarzen und kaspischen Mccre bis zum nördlichen Eismeere
aus und nimmt mit dem dazu gehörigen Königreiche Polen die Hälfte von
Europa ein. Das ganze russische Reich ist jedoch neben dem brittrscheu das
größte der Erde, wohl doppelt so groß, als Europa (377,000 Q.-M.). Es
erstreckt sich über den Norden vou Europa und Asien (Sibirien). Das Reich
hat zwei große Hauptstädte, die an Pracht und Reichthum mit den größten
Städten Europas um den Borrang streiten. Die ältere Hauptstadt ist Moskau
mit 400,000 E. (S. 192 u. 193.) Sie hat 5 Meilen im Umfang und ist mit
den prachtvollsten Kirchen (285 an der Zahl) und Palästen geziert. Die neuere
Hauptstadt^ ist St. Petersburg, au einem Busen der Ostsee und an der
Newa. 'Sie wurde 1703 von Peter dem Großen gegründet und zählt jetzt
schon über 600,000 E. Im Königreich Polen heißt die Hauptstadt War-
schau, sie liegt an der Weichsel. Andere wichtige Städte des großen Reiches
sind Riga am Ausfluß der Düna in die Ostsee, Archangel am weißen,
Odessa am schwarzen, Astrachan am kaspischen Meere undkiew am Dnzepr,
den Russen eine heilige Stadt. (S. 105.)
2. Die südöstliche Halbinsel unseres Erdtheils enthält die europäische Hürkei
(6300 Q.-M., 10 Mrll. E.) und das Königreich Griech enland. Zurtürkei
gehören europäische, asiatische und afrikanische Provinzen, die zusammen ungefähr
64,000 Q.-M. groß sind und 40 Mill. E. haben. Die Hauptstadt Konstan-
tinopel am schwarzen Meere hat 1,000,000 E. Zu merken sind noch Adria-
nopel, Philtppopel und Salo ni chi (Thessalonich). Das herrschende Volk
sind die Türken. Der Kaiser (Sultan) bekennt sich mit ihnen zur muhameüa-
uischen Religion. Der größte Theil der Bevölkerung bekennt sich aber zur grie-
chischen Kirche. Der Anbau des Landes wird sehr vernachlässigt, und nur
einige Gewerbe sind im Schwünge, z. B. Färberei des Garns, Lederbereitung
und Stahlbearbertung.
3. Griechenland, ein seit 1827 vom türkischen Reiche abgetrennter Staat,
enthalt mit den 7 ionischen Inseln 900 Q.-M. und hat mehr als 1 Mill. E.
Die Hauptstadt heißt Athen. Sie enthält viele Denkmäler aus der alten
Griechenzcit. Auf der Landenge vonkorinlh, welche die Halbinsel Di orca, einst
P el o p o nnes us genannt, mit der Batkauhalbinsel verbindet, liegt die im Alter-
thum hochberühmte Stadt Co ri nth, in deren Umgegend viel Weinbau getrieben
wird. (Corinthen.) ^
4. Das Kaiserthum Oestreich besteht aus vielen deutschen (siehe deutsche
Staaten Ii.) und nichtdeutschen Ländern. Die letzteren sind: 1. Galizien
mit der Hauptstadt Lemberg: 2. die ungarischen Staaten, bestehend aus dem
Königreich Ungarn (Ofen, Pesth, Presburg), Siebenbürgen, Kroa-
tien, Slavonien, Dalmatien. Die Bevölkerung Galiziens besteht aus
Polen, die des Königreichs Ungarn größtenteils aus Magyaren.
5. Das deutsche Weich (siehe deutsche Staaten I.).
6. Die Schweiz bildet einen Bundesstaat von 22 Cant onen, von denen
jeder seine eigene Verfassung und Regierung hat. Die Bundesbehörden haben
ihren beständigen Sitz in Bern. Das Land ist 750 Q.-M. groß, hat 27*
Mill. E. und ist sehr gebirgig, denn durch dasselbe hin ziehen sich die Alpen.
Dieses höchste Gebirge Europas mit seinen Schneefeldern und Gletschern, mit
seinen zackigen Felsen, tiefen Schluchten und freundlichen Thälern, mit seinen
brausenden Gebirgswassern und unmuthigen Seen macht das Land zu einem
der schönsten der Erde. Die Bewohner der Schweiz sind meistens Deutsche, doch
wird im westlichen Theile, im Juragebirge, französisch und im südlichen Theile
italienisch gesprochen. Außer Bern sind die bedeutendsten Städte Genf
(Calvin), Basel, U., Zürich. U. (S. 39, 109, 155, der Lämmergeier.)
1872 -
Gütersloh
: Bertelsmann
- Autor: Kohlrausch, Heinrich Friedrich Theodor
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Verfassung des neuen Reiches. Ss*
zu Dotationen für die besonders verdienten Heerführer zu verwenden. Der Kaiser selbst ließ es sich angelegen sein das Verdienst zu ehren. Der Kronprinz und Prinz Friedrich Karl waren schon im Laufe des Krieges (übrigens gegen das Herkommen im Königlichen Hause) zu Feldmarschällen ernannt worden; später wurde auch demk^ronprinzen von Sachsen, den Generalen Steinmetz und Moltke diese höchste militärische Würde zu Theil. Moltke und Roon wurden in den Grafenstand erhoben. Seinen Kanzler Bismarck aber beschenkte der Kaiser mit dem Sachsenwalde in Lauenburg und verlieh ihm an demselben Tage, wo der Reichstag eröffnet wurde, die Fürstenwürde. Und damit auch den Frauen und Jungfrauen, welche sich in Pflege der Verwundeten und sonst durch ihre Fürsorge für die Truppen hervorgethan hatten, ihre Ehre nicht fehle, wurde für sie ein besonderes Verdienstkreuz gestiftet.
Verfassung des neuen Reiches. — Das neue Reich hat 40,200,000 Einw. auf 9882 □_M. und besteht aus 25. Staaten und dem Reichslande Elsaß-Lothringen. Es ist also ein s. g. Bundesstaat, der für gewisse gemeinsame Angelegenheiten eine Centralgewalt hat, während übrigens die Einzelstaaten ihre frühere Selbständigkeit behalten haben. Solche allgemeine Bundessachen sind z. B. das Heer, die Flotte, die auswärtigen Angelegenheiten, das Post-, Telegraphen-, Münz- und Zollwesen, das Straf- und Handelsrecht. Die Einheit des Reiches wird vor allem durch dm Kaiser dargestellt, welcher nach außen das Reich vertritt, also im Namen desselben Krieg erklärt, Frieden schließt, Gesandte beglaubigt und fremde empfängt, und oberster Befehlshaber der Land- und Seemacht ist. Die Kaiserwürde ist erblich im Haufe der Könige von Preußen. Die Reichsregierung wird geübt durch den Reichskanzler, unter welchem das auswärtige Amt, das Reichskanzleramt mit verschiedenen Abtheilungen (Generalpostamt u. a.) und die Admiralität stehen. Ein oberstes Reichsgericht ist das Reichs-Oberhandelsgericht in Leipzig, doch nur für Handels- und Wechselsachen, zugleich höchster Gerichtshof für Elsaß-Lothringen. Das Reichsheer ist ganz auf preußische Weise gebildet; es zählt im Frieden über 400,000 M. und ist in 18 Armeecorps eingetheilt. Auch ist nach preußischem Muster ein Re ichs-krieasschatz gegründet, immer mit 40 Mill. Thlrn. gefüllt ist, damit im Fall eines Krieges für die ersten Ausgaben sogleich Geld bereit liegt. An der Reichs-Regierung und Verwaltung hat einen gewissen Antheil auch der Bundesrath, welcher aus den Vertretern der Einzelstaaten besteht und den Bundescharakter des Reiches zum Ausdruck bringen soll, wie schon aus dem Namen hervorgeht, noch mehr aber aus dem Verhältniß der Stimmen, welche die einzelnen Staaten haben. Von 58 hat nemlich Preußen mit 24 Mill. Einw. nur 17, Baiern mit kaum 5 Mill. 6, Sachsen und Würtemberg je 4, die klemm und kleinsten Staaten je 1. Dazu kömmt, daß zu jeder Verfassungsänderung 3a aller Stimmen nöthig sind und daß der Kaiser nur mit Bewilligung des Bundesrathes einen Angriffskrieg erklären kann. Für seine Geschäfte ist der Bundesrath in Ausschüsse eingetheilt; der bemerkenswertheste ist der für auswärtige Angelegenheiten, welcher nur von den Vertretern der drei Königreiche gebildet wird. Die Hauptthätigkeit des Bundesrathes besteht jedoch darin, daß er die Gesetzgebung im Verein mit dem Reichstag ausübt. Der letztere besteht^ aus den vom deutschen Volke gewählten Vertretern. Von den Einzelstaaten verdienen Preußen, Baiern und Elsaß-Lothringen eine besondere Er-
1842 -
Dresden
: Schmidt
- Autor: Tetzner, Theodor
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Seminar, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Japan besteht 1) aus dem eigentlichen Japan,
wozu die drei großen Inseln Nipon, Limo und Xi>
koko, nebst einer Menge kleinerer Inseln gehören, a) Ni-
pon oder Niphon, die größte der japan. Inseln mit
Mia ko oder Kio, der Residenz des Dairi; 600,000 Ew.
Herrliche Tempel; der Palast des Dairi soll allein mehrere
Stunden im Umfange haben. Fabrr. und Handel. Jed-
d o, Residenz des Kubo, jetzt die erste Stadt des Reichs
mit 1 Mill. Einw. Man hat gefabelt, die Stadt habe 21
Stunden im Umfange. Osaka, Fest.; der Hafen von Mi-
ako. Simonofaki, berühmter Hafen. — b) Limo oder
Kiusju, durch eine Meerenge von Nipon getrennt. Hier
ist die große Stadt Sanga, berühmt durch ihre Porzel-
lanarbeiten und für die Chinesen und Niederländer zugäng-
liche Hafen von Nangasaki.— c) Likoko oder Sir
kokf, südwestl. von Niphon, den Eüropäern fast ganz un-
bekannt.
2) Aus den Ne den ländern: a) der großen Insel
Jesso oder Chicha, nördlich von Nipon, mit der Hptst.
Matsmai; 50,000 E> Residenz des japan. Statthalters;
b) den großen oder südlichen Kurilen; c) einem
Theile der Insel Sachalin, wo die Japaner einige Nie-
derlassungen haben.
H. Das chinesische Reich.
Dieses ungeheure Reich überlagert den ganzen Süd-
osten Asiens, begreift einen Flächeninhalt von 251,000
□ Sd?, und eine Einwohnerzahl von 174 Mill. Seelen,
so daß iv alles Festlandes und | des ganzen Menschenge-
schlechts auf dieses Reich allein kommen.
Staatsverfassung und Verwaltung. An der
Spitze der Regirung steht ein Monarch mit despotischen
Rechten,^ der höchstens durch einige patriarchalische Formen
eingeschränkt ist. Wir nennen ibn „Kaiser," die Einhei-
mischen aber „Sohn des Himmels," so wie sie ihr Reich
selbst das „himmlische Reich" benennen. Die Staatsdiener
und Verwalter der Provinzen heißen Mandarinen. Au-
ßer dem eigentlichen China sind dem Sohne des Himmels
noch mehrere andere, zum Theil sehr große, Reiche theils
gänzlich unterworfen, theils.zinspflichtig. So haben Ko»
1879 -
Berlin
: Stubenrauch
- Autor: Dietlein, Woldemar
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Lehrerseminar, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Höhere Töchterschule, Seminar, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
110 §. 26.
2) Die Slaven (6v2 Mill.) wohnen besonders in Bulgarien und sind
größtentheils katholischer Religion.
3) Die Albanesen, von den Türken Arnauten genannt, sind ein
Ueberrest des illyrischen Nolksstammes.
4) Die Griechen (1 Mill.) wohnen an der Küste von Thracien und
Maeedonien, in Thessalien und aus den Inseln.
Außerdem wohnen zerstreut im Lande 1/2 Mill. Armenier, ebensoviel
Tscherkessen und Tartaren, serner Juden, Romanen und wenig Germanen.
Der Herrscher des Landes ist der Sultan, auch Padischah, Großherr,
Kaiser genannt. Die Regierung war bisher despotisch.
§. 26 a. Unmittelbare Länder:
1. Thracien, am Schwarzen, Marmara- und aegäischen Meere. Theils
gebirgig, theils eine fruchtbare, wenig angebaute Ebene.
Constantinopel hat nicht nur als Residenz, sondern auch als Handelsstadt eine
schöne und günstige Lage. „In einem milden, gesunden Klima gelegen, von einem über-
aus fischreichen Meere, welches zugleich den geräumigsten und sichersten Hafen von der
Welt darbietet, umgeben, an den Grenzen zweier Welttheile, deren fruchtbare Ufer sich
hier so nahe sind, dass der Bosporus nur als ein mächtiger Strom erscheint, durch ihre
Lage zugleich der Schlüssel zweier großer Meere und dadurch in Verbindung mit den
schönsten Ländern Asiens und Europas,' ist Constantinopel dazu gemacht, die Gebieterin
der angrenzenden Länder zu sein.
Der Anblick der Stadt vom Meere aus ist über alle Maßen prächtig; aber diese
Pracht verschwindet, sobald man das Innere betritt. Man findet nun nichts mehr, als
enge, krumme, übel- oder gar nicht gepflasterte, mit Unrat und zahllosen Hunden bedeckte
Gassen, unzählige elende, von Holz und Lehm gebaute Hütten neben wenigen Pracht-
gebäuden. Constantinopels umfangreichstes Gebäude ist der Serail, die Residenz des
Kaisers, nicht ein Palast, sondern ein eigenes Stadtviertel mit vielen Wohnungen
u. s. w.
Die Stadt zählt vielleicht gegen eine Million Einwohner, unter denen über die
Hälfte Christen sind."
Ziemlich in der Mitte der Stadt liegt der große Bazar oder das Kaufhaus,
ein großer Markt, welcher aus sehr vielen, mit vielen Straßen sich durchkreuzenden
Hallen besteht, worin die Kaufleute ihre Läden und gewöhnlich dahinter noch ein Stübchen
haben. Man kann sich bei der Größe der Stadt leicht einen Begriff machen von den
Reichthümern, welche hier aufgehäuft sind.
Die Vorstadt Pera ist der Sitz der europäischen Gesandten und überhaupt nur
von Europäern bewohnt.
Adrianopcl (150) und Gallipoli (80) sind bedeutende Handelsstädte,
2. Albanien, an der Küste des adriatischen und jonischen Meeres, ein
Gebirgsland, in dem die Arnauten, ein unruhiger, kampfeslustiger Volks-
stamm, wohnen.
Die beiden nennenswerthesten Hafenstädte sind Janina und Skudari.
3. Thessalien, östlich von Albanien, eine fruchtbare, von Bergen einge-
schlossene Ebene; hier befindet sich das berühmte Thal Tempe und nördlich
der Götterberg der alten Griechen, der Olympus.
Larissa, Industriestadt.
4. Makedonien, nördlich von Thessalien, am aegäischen Meere, eine der
blühendsten Provinzen des Reiches, von vielen Gebirgen durchzogen, aber auch
mit fruchtbaren Ebenen.
Saloniki (Thessalonich) am Meere (70), zweite Handelsstadt der Türkei. Seres,
in der Umgegend berühmter Baumwollenbau.
1872 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Lüben, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
168
Dritter Kursus.
3. China besteht aus 18 Provinzen, von denen jede groß genug ist,
um ein Königreich für sich auszumachen. Jede Provinz zerfällt in mehrere
Fu's oder Präfekturen, jeder Fu in Tschöu's. Städte mit dem Beisatz
Fu oder Tschau sind die Hauptorte dieser Abtheilungen. Die bedeutendsten
Städ-e der 13 Provinzen sind folgende: a. in den Leeprovinzen: Pe-
king, 2 Mill. E-, Residenz des Kaisers, Handelsstadt. Nanking,
50o.000e, zum Theil in Ruinen. Hangtscheu, 1 Mill. E., gewerbs-
tbätig und handeltreibend. Futscheu fu, 900.000 ©. Kanton, 1,240,000
E., prachtvolle Handelsstadt, Mittelpunkt eines sebr ausgedehnten See-
handels. — b. In den Binnen-Provinzen: Nan tschang, 3> O,Ooo E.,
großer Handel, besonders mit Porzellan. Sing an, 300,000 E. —
c. In den westlichen Provinzen : Tschingtn und 1' a » d sch e u, Festungen.
Ringt, ia. Sining, der große Markt für den Rhabarber.
§. 2. Die unterworfenen Länder des chinesischen Reichs.
Hierzu gehört die Mandschurei, die Mongolei, Tübet, die
Dsungarei und Ost-Turkestan oder die kleine Bucharei.
1. Die Mandschurei liegt am Flußgebiet des Amur,
ist 23,148 llw. groß und enthält 3 Mill. E. Im Süden
werden Gewerbe und Ackerbau getrieben; im N. wohnen noch
Nomaden. Der Handel auf dem Amur ist in den Händen der
Chinesen. Die Hauptstädte der drei Provinzen heißen: Mul-
den, Ghirinula und Tsitsikar.
2. Die Mongolei liegt westl. von der Mandschurei, ist
61,360 m>M. groß und wird von 3 Mill. Menschen bewohnt.
Die Mongolen oder Tartaren sind Nachkommen jener
Neiterschaaren, von denen säst ganz Asien überschwemmt und
auch ein großer Theil von Europa verheert wurde. Durch die
Eroberung China's sind sie in ein friedliches Hirtenvolk um-
gewandelt worden. Viehzucht ist ihre Hauptbeschäftigung; das
Schaf mit dem Fettschwanz macht ihren Hauptreichthum aus.
Ihre Verfassung ist rein militärisch. Städtische Wohnplätze sind
nur in geringer Zahl vorhanden. Die Handelsstraße, welche
China mit dem russischen Reiche verbindet, geht quer durch die
Mongolei und die Gobi.
3. Tübet (Tibet) liegt westl. von China, ist 30,650 ßhm.
groß und hat 11 Mill. E-, die Ackerbauer, Hirten und Nomaden
sind. Das Mineralreich liefert edle Metalle, Kupfer, Blei und '
Salz. Die Handwerker verfertigen viele Wollenwaaren, auch
giebt es unter ihnen vortreffliche Silberschmiede, Steinmetzger
und Holzschnitzler. Tübet steht unter der Herrschaft der buddhai-
stischen Priester, deren Oberhaupt der Dalai-Lama oder
Großpriester ist. Das Land ist in 4 Provinzen eingetheilt. Die
Hauptstadt ist Lhassa, 80,000 E.
4. Die Dsungarei liegt westl. von der Mongolei, ist
7000 Om. groß, enthält aber nur 1 Mill. E., die aus sehr
1859 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
345
Verfassung und Verwaltung. China.
Geschichte und Poesie getrieben. Ihre Kunst, welche ganz im Dienste des
Buddhaismus steht, umfaßt Baukunst, Bildhauerei, Malerei und Musik.
§. 285.
Die Verfassung und die Verwaltung.
1. Das'chinesische Reich ist eine unumschränkte Erbmonarchie unter
einem Kaiser, der bald den Titel Thian-tse |= Sohn des Himmelsp bald
Whang-ti s—allerdurchlauchtigster, großmächtigster Kaisers bald Sh rang- .
Wh ang s---heiliger Kaisers führt. Die Thronfolge geschieht in männlicher
Linie meist nach dem Rechte der Erstgeburt seit 1644 in der Mandschu-
Dynastie sdynastie der Ta-tslngs. Dasselbe Herkommen, welches
die Gewalt des Kaisers heiligt, erhält auch die geordnete Stellung der
Beamten und beschränkt die Wtllkühr des Katsers.
2. Die Länder des Reichs stehen in eineur verschiedenen Abhängig-
keitsverhältniß vom Kaiser.
1. Ganz unterworfene Länder: China; die Mandschurei;
Ostturkestan; die Dsungarei.
2. Zins pflichtige Länder: die Mongolei; Tangut; Tübet.
3. Die Verwaltung des Reiches ist sehr geregelt, allein in Folge der
allgemeinen Entsittlichung, des Drucks und des Elendes, in welchem das
Bott lebt, in großem Zerfall und Empörungen sind nicht selten. Die ober-
sten Centralbehörden sind der geheime Rath und die 6 Ministerien.
Die außerordentlich großen Einkünfte des Staats werden von den Aus-
gaben aufgezehrt. Doch haben die Kaiser aller Dynastien seit 4,000 Jahren
an einem Schatz gesammest, der für den größten und kostbarsten in der
Welt gehalten wird. Das zahlreiche Heer von mehr als 1 Mill. schlecht
geübter Soldaten ist in China und in den unterworfenen Ländern stationirt.
Die Flotte mag sich niit keiner europäischen messen. Das Reich besitzt
gegen 2,900 befestigte Plätze und Schlösser, so wie 3,000 Forts
und 3,000 Wachthürme an beiden Seiten der großen, 300 Meilen lan-
gen Vi au er, welche die Nordgrenze China's zwischen dem 116" bis 137»
O.l. gegen die Mongolei und Mandschurei schützen soll. Einzelne Theile
der Mauer sind schon 240 v. Ehr., andere im 5. und 6., andere im 15.
und 16. Jahrhundert erbaut worden.
§. 286.
China.
Größe: 72,000 Q.m. — Einwohner: 358 Millionen. — Ei nth eilu n g:
18 Provinzen, an deren Spitze ein Statthalter steht. Manchmal haben auch'2
oder mehrere Provinzen einen Generalstatthalter svicekönigj. Die Provinzen wer-
den wieder in Bezirke ffuj, diese in Kreise st sch 6 ns und diese endlich in
Distrikte shians eingetheilt. — Die Zahl der Städte ist sehr groß und ihre
Einwohnerzahl sehr bedeutend. Man zählt 5 Großstädte von über >/2 Mill. Einw.
Die Städte haben keine besondere Namen, sondern man bezeichnet sie mit dem
Namen des Bezirkes, des Kreises und des Distriks, dessen Hauptstadt sie sind, vermit-
telst der Anfügung der Wörter Fu, T schön und Hian.
Pe-king [= Hof des Nordenss. Haupt- und Residenzstadt des Reiches in_
der Nähe des Pe-ho. 6 Meilen im Umfange. 2,000,000 Einw. Zwei, von hohen
Mauern umgebene Städte, nämlich die Kaiser- oder Tataren stadt mit dem
Kaiserpalast und die Chinesenstadt mit dem prachtvollen Himmelstempel und
dem Ackerbautempel, wo die jährliche Ceremonie des Kaiserpflügens stattfindet, so
wie 12 volkreiche Vorstädte. Viele Tempel und buddhaistische Klöster. Zahl-
reiche Paläste der Großen. Universität. Sternwarte. Kaiserliche Bibliothek mit
300,000 Bänden. Kaiserliche Druckerei mit der Staatszeitung. Viele Theater und
Bäder. Zahlreiche Fabriken. Prachtvolle Läden. Ungemein lebhafter Handel.
11. Europa
- S. 268
1830 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Volger, Wilhelm Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde
268
Das Brittische Reich. §. 202.
vas, 16,000 C. Die wichtigste Festung des Landes. Den südlichsten
Theil begreift 6) das Königreich Algarve, mit der Hauptstadt Zaviva,
8800 E., und dem Hafen Lagos, 7000 E. Noch gehören zum Staate
die Acorischen (Aßorischen) Inseln, 170 M. von der Küste entfernt,
fälschlich zu Afrika gerechnet. Es sind ihrer 9, alle zusammen aber nur
62 Q. M. groß, gebirgig aber höchst fruchtbar, mit milder gesunder Luft.
Die 200,000 E. sind alle Portugiesen. Die Hauptinsel ist San Mi-
guel mit 90,000 E- Auf der Insel Terceira (ßeira), 30,000 <£., wohnt
der Staathalter und Bischof in der Stadt Angra.
Portugal besitzt noch verschiedene Colonien: in Afrika die Madeira,
Lapverdischen und Guinea Inseln mit etwa 200,000 E. Nieder Gui-
nea und Gebiete an der Ostküste; in Ostindien Goa und Diu mit etwa
5*0,000 E-, in China Macao (Maßao), *0,000 E.
Das Brittische Reich.
$. 202. Es begreift die große Insel, nordwestlich von den Nieder-
landen, im Atlantischen Meere, welche die beiden Königreiche England
und Schottland enthält, zusammen Großbritannien genannt, und
die daneben liegende Insel Irland und andere kleine Inseln. Alle
diese und einige andere kleine Gebiete in Europa haben eine Größe von
5555 Q. M. mit 25 Mill. E. Rechnet man aber die vielen Besitzungen
in anderen Erdtheilen hinzu, so enthält das ganze Brittische Reich 90,000
Q- M. und 1*0 Mill. E. ist also der Einwohnerzahl nach nächst dem Chi-
nesischen der größte Staat der Erde. Die Verfassung dieses Reichs hat viel
Eigenthümliches, was bei den neu angeordneten Verfassungen ande-
rer Staaten zum Theil nachgeahmt istz, und verdient daher eine nä-
here Betrachtung. Der König, welcher alle diese Länder beherrscht, ist
in seinen Rechten so beschränkt, darf so wenig ohne Einwilligung der
Unterthanen khun, daß man dies Reich mit Recht einen monarchischen
Freistaat nennen kann. Der König kann keine Gesetze geben, keine
neue Steuern auflegen, keine Staatsschulden machen, kurz, keine wich-
tige Einrichtung und Neuerung machen, ohne seine Unterthanen befragt
zu haben. Natürlich kann nicht jeder Einwohner um seine Meinung gefragt
werden, sondern es versammelt sich nur eine gewisse Anzahl Abgeordne-
ter derselben aus England, Schottland und Irland, welche das Recht
haben, im Namen des ganzen Volks die Vorschläge des Königs zu ge-
nehmigen, und ihm ebenfalls Einrichtungen zum Besten des Landes vor-
zuschlagen. Diese Versammlung heißt das Parlament, welches aus zwei
getrennten Abtheilungen besteht: aus dem Oberhause (Haus der Lords)
und dem Unterhause (Haus der Gemeinen). Um dies zu verstehen,
muß Folgendes gemerkt werden. In England, Schottland und Irland
herrscht nicht die Sitte, wie in andern Landern, daß die Söhne eines
Grafen oder Freiherrn auch Grafen und Freiherrn werden,, sondern die
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
56
2. Mitteleuropa.
§ 194. Der Handel führt Rohstoffe und gebrauchsfertige Waren aus anderen Ländern
herbei und Fabrikwaren wieder aus. Eingeführt (importiert) werden besonders
Getreide, Wolle, Baumwolle, Kaffee, Kupfer, Kautschuk, Häute, Gold, Roh-
feide, ausgeführt (exportiert) Web-, Eisenwaren, Steinkohlen und Zucker.
§ 195. Gewerbe und Handel werden gefördert durch die Eisenbahnen, die, nach
der Länge des Bahnkörpers (nicht der Gleise) gemessen, im Jahre 1900 im Deutschen
Reiche über 50000 km* lang waren. Von Berlin aus führen Schienenwege nach
allen Richtungen (f. Fig. 24). Mittelpunkt der französischen Bahnen ist Paris,
der österreichischen Wien.
§ 196. Dem Verkehr zur See dienen die Handelsflotten. Die unsere ist die dritt-
größte^ der Erde. Aber nach dem Gesamtwerte der Aus- und Einfuhr nimmt
unser Reich die zweite^ Stelle ein. In weitem Abstände kommen Frankreich und
Österreich-Ungarn.
Iv. Staatenkunde.
§ 197. Mitteleuropa gehören folgende Staaten an:
Größe Bevölkerung auf 1 qkm
Deutsches Reich . . 549996 qkm 69699999 E. 112
Österreichs..... 300 000 .. 27 500 000 .. 91
Schweiz..... 40 000 .. 3500000 .. 83
(Frankreichs) .... (536000) .. (39 250 000) .. (74)
Belgien..... 30000 .. 7 200000 ,, 243
Luxemburg..... 2600 .. 250000 .. 95
Niederlande .... 33000 .. 5600000 .. 169
Maße zum Vergleiche. Provinz Brandenburg 40000 qkm, 5,5 Mill. E
einschließlich Berlin, auf 1 qkm 138. Königreich Preußen 350000 qkm,
37,3 Mill. E., auf 1 qkm 107. Europa 10 Mill. qkm, 400 Mill. E., auf
1 qkm 40.
Lage und Grenzen der Staaten zeigt die Karte.
Die meisten Staaten Mitteleuropas sind Monarchien, d. h. Staaten,
in denen die Herrscherwürde lebenslänglich und erblich ist. Nur Frank-
reich und die Schweiz sind Republiken, d. h. Staaten, deren Oberhaupt,
„Präsident", vom Volke auf bestimmte Zeit gewählt wird.
§ 198. Das Deutsche Weich ist seiner Gebietsgröße und seiner Volkszahl nach
der erste Staat Mitteleuropas.
Verfassung und Verwaltung des Reiches. An der Spitze unseres Reiches
steht der König von Preußen als Deutscher Kaiser. Er hat den Oberbesehl über
das Heer, das für das tüchtigste der Erde gilt«, und über die Kriegsflotte. Auch
vertritt er durch Gesandte das Reich im Auslande. Die Angelegenheiten des Reiches
werden geregelt durch den Bundesrat, den die Vertreter der deutschen Regierungen
bilden, und den Reichstag, der aus 397 Vertretern des deutscheu Volkes besteht.
1 Wieviel länger als der Äquator?
2 Die erste ist die englische Flotte, die zweite die der Vereinigten Staaten von Amerika.
3 Die bei weitem erste Stelle hat England inne.
4 Der Gesamtstaat Österreich-Ungarn 675000 qkm, fast 50 Mill. E., auf 1 qkm 71.
5 Von Frankreich gehört nur der No, etwa Vs des ganzen Staates, zu Mittel-
europa im engeren Sinne.
6 Die Friedensstärke des deutschen Heeres beträgt etwas über 600000 Mann, die
Kriegsstärke mehr als das Bierfache. Nur das russische Heer ist zahlreicher.
1864 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Arendts, Carl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Lateinschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Lateinische Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
64 I. Lehr stufe. Uebersicktl. Darlegung der fünf Erdtheilc.
mehreren Inseln. — Der Religion nach sind die Mei-
sten brahmaistische und buddhistische Heiden
oder Feueranbeter. Der Muhamedanismus
ist über den ganzen Westen und theilweise über den Süden
des Erdtheils verbreitet. Das Christenthum nimmt
nur einen kleinen Raum ein. Alle wichtigeren Religionen
der Erde, namentlich die drei monotheistischen sind in
Asien entstanden.
Obwohl Asien die Urheimath des Menschengeschlechts
und die Quelle der europäischen Kultur war, so steht
doch jetzt der Asiate in geistiger Bildung tief unter dem
Europäer. — Die ganze Bevölkerung schätzt man über
755 Millionen, sohin gegen 900 Einwohner auf 1
□ Meile. Die wichtigsten Besitzungen der Europäer
sind die der Engländer, Franzosen, Holländer und
Russen.
8) Die bekannteren Länder Asiens sind:
A. Im Norden: das asiatische Rußland oder
Sibirien, zum größten Theil tiefeben, mit wenig ackerbau-
fähigem Boden, schwach bevölkert. Tobolsk, eine der Haupt-
städte, Niederlagsort der Pelzwerke.
B. In Ost- oder Hinter-Asien: 1) das Kaiser-
thum China, ein aus mehreren Ländern bestehendes
Reich, mit lebhaft betriebener Landwirthschaft und Industrie.
Baumwolle, Thee, Seide, Lackwaaren, Tusche und Porzellan
sind die wichtigsten Erzeugnisse. Haupt- und Residenzstadt
Pekking mit 2 Millionen Einwohnern, eine der größten
Städte der Erde. — Nanking mit 1 Mill. Einwohner,
berühmt durch den sogenannten Porzellanthurm, der jedoch
aus Ziegelsteinen mit eingedrückten Figuren besteht. 2) Das
Kaiserthum Japan, besteht aus mehreren meist hohen
Inseln, welche östlich von China im großen Ozean liegen.
Die Products sind den chinesischen ganz ähnlich. Die Haupt-
1907 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
56
2. Mitteleuropa,
§ 194. Der Handel führt Rohstoffe und gebrauchsfertige Waren aus anderen Ländern
herbei und Fabrikwaren wieder aus. Eingeführt (importiert) werden besonders
Getreide, Wolle, Baumwolle, Kaffee, Kupfer, Kautschuk, Häute, Gold, Roh-
seide, ausgeführt (exportiert) Web-, Eisenwaren, Steinkohlen und Zucker.
§ 195. Gewerbe und Handel werden gefördert durch die Eisenbahnen, die, nach
der Länge des Bahnkörpers (nicht der Gleise) gemessen, im Jahre 1900 im Deutschen
Reiche über 50 000 km* lang waren. Von Berlin aus führen Schienenwege nach
allen Richtungen (s. Fig. 24). Mittelpunkt der französischen Bahnen ist Paris,
der österreichischen Wien.
§ 196. Dem Verkehr zur See dienen die Handelsflotten. Die unsere ist die dritt-
größte^ der Erde. Aber nach dem Gesamtwerte der Aus- und Einfuhr nimmt
unser Reich die zw ei te^ Stelle ein. In weitem Abstände kommen Frankreich und
Österreich-Ungarn.
Iv. Staatenkunde.
$ 197. Mitteleuropa gehören folgende Staaten an:
Größe Bevölkerung auf 1 qkm
Deutsches Reich . . 540000 qkm 60600000 E. 112
Österreichs..... 300 000 27 500 000 .. 91
Schweiz..... 40000 „ 3 500 000 .. 83
(Frankreichs) .... (536000) (39 250 000) (74)
Belgien..... 30000 .. 7 200 000 243
Luxemburg..... 2600 „ 250000 „ 95
Niederlande .... 33000 .. 5600000 .. 169
Maße zum Vergleiche. Provinz Brandenburg 40000 qkm, 5,5 Mill. E
einschließlich Berlin, auf 1 qkm 138. Königreich Preußen 350 000 qkm,
37,3 Mill. E., auf l qkm 107. Europa 10 Mill. qkm, 400 Mill. E., auf
1 qkm 40.
Lage und Grenzen der Staaten zeigt die Karte.
Die meisten Staaten Mitteleuropas sind Monarchien, d. h. Staaten,
in denen die Herrscherwürde lebenslänglich und erblich ist. Nur Frank-
reich und die Schweiz sind Republiken, d. h. Staaten, deren Oberhaupt,
„Präsident", vom Volke aus bestimmte Zeit gewählt wird.
§ 198. Das Deutsche Weich ist seiner Gebietsgröße und seiner Volkszahl nach
der erste Staat Mitteleuropas.
Verfassung und Verwaltung des Reiches. An der Spitze unseres Reiches
steht der König von Preußen als Deutscher Kaiser. Er hat den Oberbefehl über
das Heer, das für das tüchtigste der Erde gilt6, und über die Kriegsflotte. Auch
vertritt er durch Gesandte das Reich im Auslande. Die Angelegenheiten des Reiche
werden geregelt durch deu Bundesrat, den die Vertreter der deutschen Regierungen
bilden, und den Reichstag, der aus 397 Vertretern des deutschen Volkes besteht.
1 Wieviel länger als der Äquator?
2 Die erste ist die englische Flotte, die zweite die der Vereinigten Staaten von Amerika.
3 Die bei weitem erste Stelle hat England inne.
4 Der Gesamtstaat Österreich-Ungarn 675000 qkm, fast 50 Mill. E., auf 1 qkm 71.
5 Von Frankreich gehört nur der No, etwa % des ganzen Staates, zu Mittel-
europa im engeren Sinne.
G Die Friedensstärke des deutschen Heeres beträgt etwas über 600000 Mann, die
Kriegsstärke mehr als das Vierfache. Nur das russische Heer ist zahlreicher.
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
736
Südamerika. — Brasilien.
einzelne Missionsorte, und Städte werden daraus werden, wenn erst der mächtige
Strom (siehe oben S. 723) zur Handelsstraße geworden.
Brasilien, dessen Länge von Rio Janeiro bis zur Republik Venezuela 500
und die Breite von der Nordostküste bis nach Bolivia 300 Meilen beträgt, hat
höchstens 61/, Mill. Bewohner. Fast die Hälfte davon (3 Mill.) sind Neger-
sklaven, die übrigen sind theils Weiße (Kreolen und Europäer), theils Mischlinge,
theils die Nachkommen der Urbewohner, von denen einige Stämme bekehrt und
zu Ausiedlungen vermocht, die meisten aber frei und unabhängig sind. Die Bo -
tokuden dem Küstengebirg nahe, mit Holzklötzen in Unterlippe und Ohrläppchen,
ferner die Coroados, die Puris, und die berittenen Guaycnras am Paraguay
sind am bekanntesten. Der Portugiese, im fünfzehnten und Anfang des sechszehnten
Jahrhunderts heroisch und unternehmend, später politisch und kriegerisch erschlafft,
verstand nicht zu kolonisiren. Das Land schwacher Wilden zu erobern, und dann,
soweit es von Natur schon reichlichen Ertrag gab, behaglich und von Negersklaven
bebaut zu besitzen, Gold und Diamanten unter argwöhnischer Aufsicht sammeln,
hie und da auch Indianer durch Mönche bekehren zu lassen — das war ihr
Hauptgeschäft in Brasilien. Erst seit der Trennung von Portugal hat einige
Gewerbsamkeit begonnen, hat man Fremden und Naturforschern das Innere des
Landes geöffnet, auch einheimische Produkte durch Anbau fremder, vor allen des
Kaffees vermehrt; und daß der Seehandel dadurch belebt werden mußte, war
natürlich. Auf mehreren Flüssen gehen bereits Dampfer, sonst aber fehlt es an
Straßen, und nur auf Manlthieren geschieht aller Transport im Inneren. Wie
aber ans dem Mischmasch der Schwarzen und Weißen wirklich eine brasilische
Nation werden soll, wenn nicht der Herbeiführung von Sklaven endlich gewehrt
und Einwanderung von Europäern in größerem Maaßstabe gefördert wird,
ist nicht abzusehen. *) Hinter Mexiko, und selbst hinter Peru wird man in
nationaler Rücksicht stets zurückbleiben, trotz der größeren Seehandelsplätze, deren
sich die brasilische Küste erfreut.
Es geschah im I. ,1823, daß Brasilien von der Herrschaft Portugals frei
wurde. Gegenwärtig ist es ein selbständiges Reich, hat einen Senat von 52,
eine Deputirteukammer von 407 Mitgliedern, und einen erblichen Kaiser aus der
portugiesischen Königsfamilie, nebst 6 Ministern, an der Spitze. So wurde die
Verfassung festgestellt; doch ist die Parthei, die eine Republik will, nicht gering,
und die Provinzen haben schon eigene gesetzgebende Versammlungen erlangt, so daß
sich das Reich einem Föderativstaate nähert. Der jetzige Kaiser heißt Pedro Ii.,
geboren 1825 und vermählt mit einer Prinzessin von Neapel. Seine Seemacht
hält 3 Fregatten, 7 Corvetten, 2 Briggs, 10 Schooners, 8 Dampfboote rc.; die
Landmacht besteht aus 16000 Mann. Das Budget für 1851 war zu 26 Millio-
*) Nach englischen Parlaments - Akten wurden noch vor kurzem jährlich an
140000 Sklaven aus Afrika nach den Colonien Spaniens, nach der Union Nord-
amerikas und vorzüglich nach Brasilien geführt. Etwa eben so viele kamen
theils vor der Einschiffung, theils unterwegs um. Was Brasilien betrifft, so ist
nunmehr auch dort der Sklavenhandel verboten.
1856 -
Wesel
: Bagel
- Autor: Beumer, Philipp Jakob
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Stadtschule, Landschule, Fortbildungsschule, Handwerkerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
186
russische Asien, vorder- und Hinterindien, Turkestan und das stille Weltmeer aus. Die
Zahl der Emwohner soll sich auf 360 Mill. belaufen. Das gewaltige Reich besteht aus
unmittelbaren Ländern, zinspflichtigen und aus Vasallcnlöndern. Im Ganzen ist dieses
Reich — von den Chinesen das himmlische genannt — in seinem Innern wenig
bekannt. Von 1200 — 1368 bestand in China die Herrschaft der Mongolen, welche
einer einheimischen Dynastie Platz machen mußte. 1644 wurden die Mandschu zur
Hülfe gerufen, die das ganze Reich besetzten, die regierende Dynastie vertrieben und die
Herrschaft an sich risten. Sie gründeten die noch jetzt regierende Dynastie Tsing. Die
Verfassung des Reiches ist eine vollkommene Despotie. Die Gesetze sind hart und grausam.
In neuester Zeit hat Ch'na auch die Stürme des Krieges und der Revolution erfahren.
1840 erklärte England den Krieg, um die Oeffnung der Häfen und den Handel nach
China zu erzwingen. Nach dem 1842 abgeschlossenen und 1843 bestätigten Frieden
wurden den Engländern 5 Häfen eröffnet und die Insel Hongkong eingeräumt. Im
Jahre 1853 brach eine Revolution aus, welche nicht nur die staatlichen Verhältniffe,
sondern auch die religiösen dem Umsturz nahe brachte. Aus den Proklamationen des
Insurgenten-Häuptlings geht deutlich hervor, daß ihm die Lehren des Christenthums
nicht fremd sind; noch dauert der Kampf fort, obgleich die Mandschu-Herrschaft sich zu
behaupten sucht. China wird einer großen Zukunft entgegen gehen, wenn der Geist des
wahren Christenthums, der da ist ein Geist der Humanität, mehr und mehr Raum
gewinnt. — Betrachten wir nun die einzelnen Reiche!
I. Das eigentliche China grenzt an das Chinesische Meer, an Hinterindien
und Tibet, und im Norden wird es durch die chinesische Mauer von der Mongolei
und der Mandschurei getrennt. Die beiden Hauptflüsse sind der gelbe Fluß, Hoangho,
und der blaue Fluß, Dang-tse-Kiang. Das ganze Land wird von vielen Kanälen
durchschnitten und viele Gebirge durchziehen dasselbe, deren Namen indeffen nicht
bekannt sind. Das Klima ist ein gesundes,' der Boden sehr fruchtbar und wohl-
angebaut. Reis und Thee sind die Haupterzeugnisse. Die Fabrikthätigkeit der Chinesen
ist ziemlich umfangreich; sie liefern Seidenzeuge, Kattun, Mousselin, Porzellan, Farben u. s. w.
Ihre Färbereien und Malereien sind vortrefflich. Das Land wird in Provinzen ein-
getheilt, welche von Vicekönigen verwaltet werden. Städte: Peking, 2 Mill. Einw.,
Haupt, und Residenzstadt, mit langen und breiten Straßen, zahllosen Tempeln und Pagoden,
einer kaiserlichen Universität und Sternwarte u. s. w. Der kaiserliche Palast bildet eine
Stadt für sich. Die Häuser sind sämmtlich einstöckig. Nanking, Vs—1 Mill. Einw.,
wichtige Fabriken in Seide und andern Manufakturen (Nankingzeuge). Der berühmte
Porzellanthurm erreicht in neun Absätzen eine Höhe von 200 Fuß. Kanton, V2 Mill.
Einw., Hafenstadt, Mittelpunkt des Handels. In den Vorstädten wohnen viele Europäer,
welche Handel treiben. Der Hafen von Kanton wurde 1843 den Engländern eröffnet;
zur selben Zeit die Häfen von Amoy, Futschafo, Ningpo und Schanghai. Macao,
unter chinesischer Hoheit stehend, gehört den Portugiesen. Die Inseln Ha in an und
Thaiwan (Formosa) gehören hierher.
Ii. Die kleine Bucharei, auch große Tatarei — Thian-Schan-Mantu —
genannt, wurde 1760 dem chinesischen Reiche einverleibt. Ein Theil des Landes ist die
große Wüste Gobi oder Schamo; fruchtbar sind die wasserreichen Theile. Die Bewohner
sind theils Nomadenvölker, welche sich zum Islam bekennen. Jarkand, 60, lebhafte
Handelsstadt. Jli oder Guldja, 75, und Kaschgar, 40, auch lebhafte Handels-
städte. Zahlreiche Karavanen besorgen die Geschäfte des Handels.
Iii. Die Mongolei ist ein wenig bevölkertes Hochland, mit vielen Steppen und
dem größten Theile der Wüste Gobi; die Bewohner führen ein Nomadenleben in den
1872 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Lüben, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 16
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Asien. Hinterindien.
163
4. Die Bewohner (34 Mill.) gehören mehr oder we-
niger zum mongolischen Stamme. Auf Malakka und den In-
seln wohnen muhamedanische Malayen. Im Nw. der Halb-
insel leben Hindustämme. In der Bildung sind alle sehr zu-
rück. Ihre Religion ist Buddhaismus. Ueberall herrscht un-
beschränktester Despotismus. Die Westküsten gehören seit 1826
den Europäern. Das Innere des Landes ist noch sehr unbe-
kannt und wird meist von ganz rohen, zum Theil negerartigen
Völkerschaften bewohnt.
5. Das Land besteht aus fünf großen Reichen: Assam,
Birman, Siam, Anam und Malakka. Die ostindische Kompagnie
besitzt 6500 Hjm., die zur Präsidentschaft Kalkutta gehören.
1. Assam liegt im nordwestlichen Theile der Halbinsel,^in einem
Thäte am Brahmaputra. Das Land steht unter englischem Schutz. —
2. Birma (Barman, Burmah) nimmt den westlichen, vom Jrawaddy
durchflossenen Theil von Hinterindien ein. Es ist 9200 lum. groß und
hat 4 Mill. E. Die bedeutendsten Städte sind: Amarapnra, 30,000
E., und Ava, 30,000 E. — 8. Siam liegt südlich von Birma, im
Thale des Menam, ist 13,330 Om. groß und zählt'6stg Mill. E. Ein
großer Theil des Landes ist noch Wildniß, der angebaute liefert vorzugs-
weise Zucker. Die Hauptstadt Bankok enthält 400,000 E. — 4. Anam
ist der östliche, wenig bekannte Theil Hinterindiens. Die Hauptprovinzen
sind Tonkin, mit der Stadt K e s cho, Co chin-C^hina, an der Ostküste,
mit der Hauptstadt Hue. Combodscha, im Sw. mit den Städten
Combodscha und Saigan. — 5. Malak ka ist waldreich, voll wilder
Thiere, reich an Gold und Zinn. Die Stadt Malakka gehört den Eng-
ländern. Außerdem besitzen die Engländer das Küstenland Arrakan am
bengalischen Meerbusen mit der Stadt gl. N., Pegn, südöstlich davon, und
die Westküste von Siam, Tenasserim, mit den Städten Mart ab an
und Tenasserim. Diese Gebiete sind zusammen 90,070 englische lüm.
groß und haben 1,900,000 E.
6. .Die hinterindischen Inseln sind in ihrer Boden-
beschaffenheit, ihrem Klima und ihren Erzeugnissen dem festen
Lande fast gleich. Sie bestehen aus 8 Gruppen: aus den
Andamanen,Nikobaren, Mergui-Jnseln, der Insel
Singapore, den Sunda-Jnseln, Molukken, Sulu-
Inseln und Philippinen.
1. Die Andamanen liegen der englischen Provinz Te-
nasserim gegenüber, sind meist klein, zum Theil vulkanisch, wer-
den von einem negerartigen Volke bewohnt und gehören den
Engländern. — 2. Die Nikobaren, südl. von jenen, gehören
den Dänen. — 3. Die Mergui-Jnseln liegen an der West-
küste von Malakka. Die Prinz Wales-Insel (uehl's) ist eine
englische Besitzung. Sie liefert Pfeffer, Muskat und Gewürz-
nelken. — 4. Die Insel Singapore liegt an der Südspitze
von Malakka. Sie ist seit 1819 eine engl. Kolonie. — 5. Die
ii*
1862 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Bevölkerung des osmanischen Reiches. §- 49.
157
Von der europäischen Bevölkerung kommt fast ein Drittel auf
die drei tributären Provinzen Moldau, Walachei und Serbien. Die
Volksdichtigkeit ist am größten in Europa und in Aegypten.
Der Abstammung*) nach besteht
1. Die europäische Bevölkerung aus
a. Slaven (7 Mill.), vorzüglich auf der nördlichen Abdachung der
Halbinsel. Es sind
aa. Die Bulgaren (4 Mill.), welche jetzt eine slavische Sprache
reden, aber aus einer Mischung von Slaven mit deni türkischen Volk
der altern (im 7. Jahrhunderte eingewanderten) Bulgaren entstanden sind,
deren Namen sie ererbt haben. Sie sind wesentlich Ackerbauer, während
ihre Nachbarn, die Serben, Krieger und hauptsächlich Hirten sind.
bb. Die Serben oder Ratzen (1 Mill.), welche ihr Blut, ihre
Sitten, ihren griechisch-katholischen Glauben, ihre wohlklingende Sprache
unvermischt erhalten haben.
cc. Die Bosniaken (1 Mill.) nahmen (seit dem 15. Jahrhunderte)
mit dem türkischen Joch auch den Islam an, ohne ihre christlichen Sitten
aufzugeben.
dd. Die Herzegowiner.
b. Romanen (4 Mill.), nördlich von der Donau. Es ist dies
ein Mischlingsvolk, welches aus einem Reste der alten Thraker, aus
romanisirten Daciern, Slaven und andern Völkern zusammengesetzt ist
und sich selbst Rumuni (im Singular Ruman) nennt, von den Slaven
aber mit dem Namen Wlachen oder Walachen bezeichnet wird. Sie
bilden in der Moldau und Walachei ein selbst in sprachlicher Hinsicht
vollkommen gleichartiges Volk von etwas mehr als 4 Mill. Seelen und
haben sich über die natürlichen Grenzen der beiden Fürstenthümer, den
Pruth und die Donau, nach allen Seiten hin bedeutend ausgebreitet.
Ihre Sprache ist ein verdorbenes Lateinisch, das mit slavischen Elemen-
ten und geringen Resten des alten Dacischen vermischt ist. Ein beson-
derer Zweig derselben sind die Zinzaren (Makedo-Wlachen) in Nie-
der-Albanien, Thessalien und dem westlichen Macedonien.
c. Albanesen (1v3 Mill.), von den Türken Arnauten, in ihrer
eigenen (illyrischen) Sprache Skipetaren genannt, der einzige Rest
des illyrischen Völkerstammes, welche theils Christen, theils Mohame-
daner sind, und nicht blos in Albanien, sondern auch in Thessalien und
andern Theilen der westlichen Türkei (sowie in Griechenland, s. S. 162)
wohnen. Im Militär dienen sie vorzugsweise als Baschi-Bozuks oder
irreguläre Cavallerie.
d. Osmanen (2 Mill.), das letzte der Völker, welche von Asien
her in Europa einwanderten. Den Namen Türken, mit welchem sie
') G. Lejean, Ethnographie der europäischen Türkei. 4. Ergänzungsheft zu
A. Petermann's Mittheilungen. 1861, nebst Karte.
1876 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 216
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
98
Europa.
von Paris. Die seit 1850 hinzugekommenen beiden Fürstentümer Hohenzollern,
welche den Regierungsbezirk Sigmaringen bilden, liegen zwischen dem 47" und 48"
nördlicher Breite und dem 6" und 7" östlicher Länge. Von 7380 Km (994^ M.)
Grenzlinie kommen 1(320 Km (218 M.) auf die Küstenstrecke an der Ostsee und
Nordsee. (Angabe der Grenzländer nach der Karte.) Die Ostseeküste hat nur die
eine ansehnliche Bucht von Danzig; eigen sind ihr die Bildungen von Süßwasser-
Seen, in dem kurischen, dem frischen und dem Stettiner Haff. Dem westlichen
Theil der Ostsee gehören die Inseln Rügen, Fehmarn und Alfen an. Die Küsten-
linie an der Nordsee, durchbrochen durch hamburgisches und oldenburgisches Gebiet,
endet am Meerbusen Dollart. Auf dieser Westseite besitzt Preußen 26 Inseln.
Der Boden form nach gehört der östliche Theil, mit Ausschluß des Sudeten-
zuges, der norddeutschen Tiefebene an, wogegen der westliche vorwiegend
gebirgig ist. (Welche Gebirge gehören hierher?) Der südliche Theil wird von der
schwäbischen Alb durchzogen. Von den Hauptstromgebieten ist keines für Preußen
ausgeschlossen.
Bevölkerung. Die deutsche beträgt über 22 Mill., von den nicht deutsch
Redenden gehören an 2^-Mill. der polnischen Bevölkerung an, gegen 150,000 der
littauifchen (in den Regierungsbezirken Gumbinnen und Königsberg), über 80,000
der wendischen, 50,000 der czechischen, 11,000 der wallonischen (in den Regierungs-
bezirken Aachen und Düsseldorf), gegen 150,000 der dänischen.
Die christliche Bevölkerung besteht aus mehr als 16 Mill. Evangelischen, über
8 Mill. Römisch-Katholischen, gegen 100,000 gehören anderen Confefsionen an.
Die Zahl der Juden beträgt über 300,000.
Der Staat zerfällt in 11 Provinzen (davon 8 alte bis zum Jahre 1866)
mit 29 Regierungsbezirken und 6 Landdrosteien.
1. Mark Brandenburg.*)
[39,890 Dkm = 724| >nm. (fast so groß als dic Schweiz), 2,863,000 E., wovon
86,000 Katholiken.)
Die nebenstehende Skizze giebt die reichen Kanal-Verbindungen der Mark:
den Friedrich-Wilhelmsgraben oder Müllroser Kanal, den Finow-
Kanal, den Plaueschen Kanal; durch den Ruppiner Kanal und den davon
südlich gelegenen Haupt-Graben steht der Rhin mit der Havel nach Osten
in Verbindung; zugleich zeigt dieselbe die alten Landestheile. — Zwei Regierungs-
bezirke und die eximirte Stadt Berlin.
Berlin, Hauptstadt der Monarchie, 960,000 E."'), zu beiden Seiten der schiffbaren Spree;
die frühere Ringmauer hatte 17 Km (2j M.) Umfang. Sie besteht aus folgenden
Theilen: Köln, auf einer Spreeinsel; im N.-W. davon die ?!eustadt oder Dorotheen-
stadt; im S.-W. die ganz regelmäßige Friedrichsstadt; die Louisenstadt am linken
Spreeuscr. Von bedeutenden Gebäuden sind zu merken: das Schloß, das alte und
*) Vergl. Foß. die Mark Brandenburg. 2. verbesserte Auflage. Berlin. 1874.
**) Die Einwohnerzahlen der größeren Städte und einzelner Staaten des Deut>chen
Reiches auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1875 nach direkten Mittheilungen
aus jeder einzelnen Stadt, und für die betreffenden Staaten durch die statistischen Be>
Hörden.
1862 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
98
Europa.
A. Zum deutschen Bunde gehörige Provinzen.
1. Mark Drandenburg.
[734 cm, gegen 2z Mill. E., Protests
Die Skizze giebt die reichen Kanalverbindungen der Mark: den Friedrich-
Wilhelmsgraben oder Müll roser Kanal, den Finow-Kanal, den
Plaueschen Kanal; durch den Ruppiner Kanal und den davon südlich
gelegenen Haupt-Graben steht der Rhin mit der Havel nach Osten in
Verbindung; zugleich zeigt dieselbe die alten Landestheile. — Zwei Regierungs-
bezirke und die eximirte Stadt Berlin.
Berlin, Hauptstadt der Monarchie, 545,Oüo ©., zu beiden Seiten der schiffbaren Spree,
mit 2z M. Umfang. Sie besteht aus folgenden Theilen: Köln, aus einer Spree-
insel; im N.-W. davon die Neustadt oder Dorotheenstadt; im S.-W. die ganz
regelmäßige Friedrichs st adt; die Louisen st adt am linken Spreeufer. Von
bedeutenden Gebäuden sind zu merken: das Schloß, das alte und neue Museum,
Zeughaus, Opernhaus u. a.; von Straßen: die fast 1 Stunde lange Friedrichs-
straße, Unter den Linden, vom Friedrichs-Denkmal bis zum Pariser Platz am
Brandenburger Thor, das in den Thiergarten und nach dem f M. entfernten
Charlottenburg führt. Berlin ist die erste Industrie- und Manufakturstadt
Deutschlands, ein 'Glanzpunkt der Wissenschaft, der bedeutendste Binnenhandelsplatz
Europa's und Knotenpunkt des großen deutschen Eisenbahnnetzes.
t) Regierungsbezirk Potsdam.
Potsdam, 40,600 E., an der Havel, in reizender Gegend; zweite Residenzstadt. In
der Nähe Sanssouci, des großen Friedrich Lieblingssitz. — Charlotten bürg,