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1. Bd. 1 - S. 62

1835 - Eisleben : Reichardt
62 Einleitung. ten macht: „Diesen schrecklichen Phänomenen geht in der Regel eine tiefe Stille vorher. Die Sonne ist wie mit einem blutigen Schleier überzogen, die ganze Atmosphäre ist entzündet, und auch nicht der leiseste Windhauch erhebt sich, um das Athmen zu er- leichtern. Nach und nach fangt das Meer an hohl zu gehen, es rollt mit schrecklichem Gebrause seine Wogen ans User, und ein sanfter kühler Wind wird fühlbar; allein plötzlich wird derselbe so heftig, und wechselt so oft, daß in wenigen Augenblicken von allen Seiten des Horizontes Wolken aufsteigen, und über die ganze Na- tur ein trauriges Halbdunkel verbreiten, welches die erschrocknen Seeleute und die armen Einwohner mit den schlimmsten Ahnun- gen erfüllt. Jetzt, nach einigen Minuten, stoßen die von verschie- denen Seiten heraufbrausenden Winde wüthend gegen einander, lassen weit und breit ihr furchtbares Geheul ertönen, durchwühlen das Meer bis auf den tiefsten Grund, und thürmen ungeheure Wogen empor, deren Anblick die Seele des Schiffers mit Grauen und Entsetzen erfüllt. Durch ihr Wüthen werden die so äußerst gefährlichen Wirbelwinde erzeugt, denen kaum zu widerstehen ist, und welche die obern Gipfel der Wogen in dicke Nebelwolken auf- lösen. Wahrend aber der Orkan auf das Meer seine Wuth in vollen Strömen ausschüttet, verbreitet er auf dem Lande Tod und Verderben. Nichts vermag hier seiner Heftigkeit Widerstand zu leisten. Tief eingewurzelte Baume, fest gebaute Hauser, reiche Aerndtcn, der Stolz der Felder, Orangen- und Citroncnwaldchen, Alles wird in den Staubwolken mit fortgerissen, und in wenig Stunden steht der Landmann die Frucht seiner mühevollen An- strengungen völlig zerstört und vernichtet. Der schreckliche Auftritt wird noch furchtbarer durch das zerstörende Feuer des Donners, der zwischen das Brüllen der Winde und Wasserwegen nun auch noch unaufhörlich seine Blitze schleudert, und auf diese Weise öf- ters noch den letzten Zufluchtsort, den der Sturm verschont hat, in Asche legt. Dergleichen Orkane dauern 10 bis 12 Stunden, sel- ten langer, und der Barometer steht wahrend der Zeit immer un- ter Sturm. Ein Schiff, das solchen Sturm kommen sieht, muß entweder den Hafen zu erreichen suchen, um hier vor seiner Ge- walt sich zu sichern, oder es muß schnell das hohe Meer gewin- nen, um hier glücklicher Widerstand leisten zu können; denn in der Nahe der Küste zu bleiben, würde unausbleiblich Schiffbruch und Tod herbeiziehen." Die Geschwindigkeit des Windes ist selten ganz gleichförmig, sondern man unterscheidet deutlich Wind wellen und Wind- stöße. Bei jenen ist die Luft zwar anhaltend in starker Bewegung, aber doch sekundenweise starker oder schwächer; bei diesen pflegt auf eine nur wenige Sekunden anhaltende, aber sehr starke Be- wegung plötzlich eine ziemlich ruhige Luft zu folgen. Oft ist der Wind an dem einen Orte sehr heftig, wahrend kaum 20 oder 30 F.

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1. Drittes Schulbuch, Lehr- und Lesebuch für die Oberclassen der Volksschule - S. 119

1871 - Zwickau : Zückler
119 Sehr heftige Winde, die oft die stärksten Bäume wie Strohhalme umbrechen, feste Häuser zerstören, das Meer aufwühlen und die groß ten Schiffe wie Nußschalen auf die Spitze haushoher Wellen und wieder in den Abgrund der Wogen oder an Felsen schleudern, daß sie zerschmettert versinken, nennt man Stürme oder auch Orkane. Blasen zwei oder mehre Winde einander entgegen: so entsteht ein Wirbelwind, der alles Bewegliche, das er erfaßt, im Kreise herum dreht. Nichten nun auch die Stürme und Orkane nicht selten be- trächtlichen Schaden an, und fühlen wir auch bei ihrem Toben unsere Schwäche und Ohnmacht: so erkennen wir darin doch auch wieder des Schöpfers Macht und Größe, der, ob er uns gleich im Nu durch einen einzigen Windstoß vernichten könnte, doch gerade durch seine Winde uns seine Weisheit und Güte kund thut. Durch die Winde reinigt er die Lust von schädlichen Dünsten und schützt uns so vor vielen Krankheiten. Die Winde vermindern ferner die zu große Hitze und Kälte, trocknen die zu feuchte Erde aus und feuchten die zu trockene wieder an, indem sie uns aus fernen Gegenden, oft weit über das Meer herüber, die Wolken und mit diesen den Negen bringen. Sie streuen den Samen der Bäume und Gräser umher, bewegen die Meere, daß sie nicht faul werden, treiben die Schiffe und Windmühlen und schiitteln die Bäume, damit in diesen die Säfte gehörig im Umlauf bleiben. Zu hüten haben mir uns indessen vor dem Winde, sobald wir stark erhitzt sind; denn ein zu schnelles Ab- kühlen unseres Körpers kann uns leicht eine schwere Krankheit bringen. Übrigens hat der Wind auch auf das Wetter einen wesentlichen Einfluß; denn der Ostwind bringt uns gewöhnlich trockene Witterung, der Westwind Regen, der Südwind Wärme imb der Nordwind Kälte. Gefährliche Winde. Die wichtigsten derselben erwähnen wir hier. Unter diesen steht oben an: Der Harmattan. Dieser weht in Afrika im April gewöhnlich drei bis fünf Tage lang von Osten her. Da er über die ganze uner- meßliche Sandwüste kommt, so ist er unerträglich heiß und verdorrt nach wenig Stunden alle Gewächse, über die er hinweht. Alles Holz- werk bekommt Sprünge. Die Augen werden sogleich ganz trocken und entzündet. Von der Nase und dem Munde schält sich die Haut ab. Die Luft wird undurchsichtig, denn der Wind führt einen dicken Nebel und einen bläulichen Staub mit sich, welcher letztere ziemlich dick liegen bleibt. Da aber zu gewisser Jahreszeit furchtbare Regengüsse jene Ge- genden überschwemmen, so ist dieser Wind, welcher in kurzer Zeit alle entstandenen Moräste und Sümpfe ganz austrocknet und alle schlimmen Folgen einer mit feuchten Dünsten angefüllten Luft beseitigt, für die Bewohner jener Länder dennoch höchst nützlich.

2. Theil 2 - S. 238

1864 - Augsburg [u.a.] : Rieger
238 der verschiedenen Lage der Orte und Länder. In unserem Vaterlande bringt der Nordwind in der Regel Kälte mit sich, weil er aus kälteren Gegenden kommt, der Südwind dagegen mildes Wetter. Der Ostwind, der über große Länderstrecken zu uns gelangt, pflegt trockenes, schönes Wetter, der Westwind dagegen, welcher über große Waffermassen zu uns kommt, meist Regen mit sich zu bringen. Bei uns wird man kaum bemerken, daß ein gewisser Wind zu gewissen Zeiten im Jahre bläst, wenn nicht etwa in den Frühlings- und Herbstes- Tag- und Nachtgletchen, wo es von Westen her oft heftig zu stürmen pflegt. Aber in anderen Ländern hat man gewisse Winde" zu bestimmten Zetten. So bläst zwischen den Wendekreisen ein beständiger Wind in östlicher Rich- tung, welcher Passat wind genannt wird; er hat seine Ursache darin, daß die kältere und schwerere Luft von den beiden Polen immer gegen den Aequa- tor hin strömt, wo die wärmere und leichtere Luft in die Hohe steigt. An den Meeresküsten bemerkt man gewisse Land- und Seewinde, und zwar bläst der Wind während des Tages vom Meere und während der Nacht vom Lande her. Es kommt dieses daher, weil Land und Wasser durch die Sonne am Tage ungleich erwärmt werden, in der Nacht aber sich ungleich abkühlen. Die Gewalt der Luft ist sehr groß, wenn sie sich schnell bewegt. Auf dem Meere treibt sie Wogen zu kleinen Bergen empor, und stürzt Schiffe um; auf dem Lande können durch das Wehen eines Orkans die größten Verheerungen angerichtet werden. In den gemäßigten Erdstrichen erlebt man wohl Stürme, welche Scheunen umwerfen, Dächer von den Wohnhäusern herabreißen und Eichen entwurzeln, allein der Hauptsitz der furchtbaren Or- kane ist Westindien, die Gegend zwischen der Insel Madagaskar und Neu- holland, und das chinesische Meer. Die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Luft beim Wehen des Windes fortbewegt, sucht man durch eigene Instrumente, die sogenannten Anemo- meter oder Windmesser, zu bestimmen. Hiebei hat man gefunden, daß ein mäßiger Wind in 1 Secunde 6 Fuß, in 1 Stunde 1 Meile, eine ziemliche starke „Brise" „ „ „ 17 „ „ „ „ fast 3 Meilen ein schwerer Wind „ „ „ 46 „ „ „ „ 8 „ ein Sturm „ ,, ,, 70 ,, ,, ,, „ 1272 n ein Orkan ,, ,, ,, 110 ,, ,, ,, ,, 20 ,, der schwerste Orkan „ „ „ 140 „ „ „ „ 25 „ zurücklegt. Auch die Schwere, mit der die Winde auf die von ihnen ge- troffenen Gegenstände drücken, wird durch das Anemometer ermittelt. Sie beträgt beispielsweise auf einer 9% Quadratfuß großen Fläche bet einer Geschwindigkeit des Windes von 60 Fuß in der Secunde etwa so viel als einen Centner; bei Orkanen von 120 Fuß Geschwindigkeit gegen vier Centner. Daß ein solcher Wind im Stande ist, Häuser und Bäume umzu- werfen, ist also leicht begreiflich. Bisweilen dreht sich die Luft in einem Wirbel, was seinen Grund in dem Aufeinandertreffen von zwei entgegengesetzten Winden haben kann. Aber solche Wirbelwinde (Windhosen, Wasserhosen, Tromben) haben gewiß oft andere Ursachen, da man sie zu Zeiten beobachtet, wo die Luft rings umher ruhig ist. Auf Landstraßen kann man nicht selten sehen, wie von einer schwächeren Trombe Staub und Sand in einer langen, dünnen Säule in die Luft hinaufgezogen wird. In anderen Fällen steht man sie aber eine viel stärkere Kraft äußern. So hat man beobachtet, daß sie ziemlich schwere Kanonew von der Stelle gehoben und große Bäume mit der Wurzel ausge- rissen haben. Ja es ist vorgekommen, daß ein großer Baum 600 Fuß weit

3. Das Lesebuch für Schul- und Hausunterricht - S. 79

1815 - Leipzig : Fleischer
79 Himmel; Blitze mit gewaltigen Donnerschlagen durch- brechen die dichte Finsterniß; ein kühler Wind, der zuvor wehere, legt sich, und es beginnt eine schauervolle Stille. Sodann erhebt sich der schreckliche Sturm, bei welchem sich die Luft empfindlich abkühlt (von 90 Grad Fahrenheit bis auf 7 oder 3 Grad). .Die Negerhütten werden wie Staub weggeblasen, die Ankertaue der Schiffe zerreißen, und das Wüthen und Toben dauert so lange, bis die Regcnströme unter Blitz und Donner herabstürzen. Fehlen die Regenstürze, so ist der Sturm viel heftiger und anhaltender. — Die Luft ist in der Regenzeit hier so feucht, daß der beste Stahl in kurzer Zeit rostet und Kleider u. dgl. vermodern; Salz und Jucker zerstießen; frisch geschlachtetes Fleisch ist in 12 Stunden in Fauluiß übergegangen; das Leder verschimmelt, und die Muski- ten und andere Plagethicre kommen bei den Windstillen in großen Heeren aus ihren Schlupfwinkeln und Ge- burtssiatten hervor. Der Regcnfall ist so stark, daß er in 4 Monaten n5 Zoll beträgt, und Senegal und Gam- bia treten hoch über ihre Ufer hinaus und überfluthe» Alles. — Darnach tritt im September oder auch wohl später die trockene Jahreszeit ein, wo der Regen höchst spärlich fällt und die Krankheiten nicht so häufig und noch weniger so gefährlich sind als in der nassen. Der Wind ist Ost und Nordost, und setzt sich gegen Mit- tag in Südwind oder in Nordwest um; ist immerdar sehr heiß und oft heftig. Und Alles trocknet bei diesem Winde, Seen uiid große Lachen verdampfen, Salz und

4. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 96

1850 - Stuttgart : Müller
96 Die,Orkane der Tropenländcr. winde sind sehr häufig Folge von ungeheuren Wald- und Steppenbränden, welche oft unabsehbare Strecken verheeren. Wir hören oft von den zerstörenden Wirkungen heftiger Winde, aber nur selten besuchen diese unsere Gegenden. Die erhabensten Werke der Menschen werden häufig von ihnen vernichtet, und bisweilen ganze Gegen- den verheert. Auf keinem Theil der Erde sind aber ihre Wirkungen furchtbarer, als in einigen Regionen Afrika's. Während der Stürme, die oft in den Wüsten Hausen, wird der lockere und unbeständige Sand in so dicken Wolken in die Luft gejagt, daß sie die Kraft der dort allmächtigen Sonne unterbrechen, während er zu andern Zeiten durch den Wirbelwind in massiven riesenhaften Pfeilern sich aufthürmt. Der Wanderer, welcher die ungeheuren Wüsten von Afrika durchkreuzen muß, darf sich glücklich schätzen, wenn er sie passirt, ohne eines jener fürchterlichen Phänomene zu Gesicht zu bekommen. Es muß ein großartiger, aber auch schrecklicher Anblick seyn, wenn man eine Reihe ungeheurer Sandpfeiler mit größerer oder geringerer Schnelligkeit über die unermeßliche Wüste schreiten sieht, wobei ihre Gipfel bis an die Wolken reichen und ihre Grundstächen auf der verdünnten Luft ruhen. Sollten sie jedoch den Pfad eines Wanderers durchkreuzen, dann ist wenig Hoffnung für ein Entrinnen vorhanden. Wenn aber schon dieses Phänomen bisweilen zerstörend für eine Karavane wird, wie viel mehr sind dieß Sandwinde oder Orkane! Derham hatte bei seiner Wanderung durch die Wüste das Unglück, einen solchen Sand- sturm zu bestehen; er hat die Wirkungen desselben kurz, aber malerisch be- schrieben. Der ganze grenzenlose Raum schien mst Sandtheilchen erfüllt zu seyn, und das Auge des Reisenden vermochte die Lust nur ans wenige Schritte zu durchdringen. Sonne und Wolken waren verdunkelt; auf Jedermann ruhte eine erstickende, niederdrückende Last; die Pferde weiger- ten sich, den Sandwolken entgegen zu gehen, die sie zu überschütten drohten; und Menschen und Thiere litten unter einem peinlichen Durst, den sie nicht zu löschen verniochten. Die Orkane, welche die Antillen und Mascarenen verheere», die sogen. Tornados, gehören unter die heftigsten und zerftörendsten Statur- erscheinungen. Stewart hat das Herannahen und die Wirkungen eines auf der Insel Jamaica erlebten Orkanö sehr lebendig dargestellt. „Sichere und schrek- kenerregende Vorzeichen gehen ihm gewöhnlich voran. Eine ungewöhnliche Stille herrscht ringsum. Man fühlt nicht einen Windhauch. Die Atmosphäre ist dick und schwül; die Wolken fahren wild, zerrissen und in beständigem Wechsel am Himmel umher. Endlich tritt allmähli'h eine tiefe und schauerliche Finsterniß ein und bedeckt den ganzen Horizont. Die Sonne ist in Dunkel gehüllt. Man vernimmt einen undeutlichen, tiefen und hohlen

5. Ein Lese- und Lehrbuch für obere Klassen der Volksschulen - S. 280

1852 - Werl : Stein
280 tcr Dauer und Stärke: die Nord-, Ost-, Süd- und West- winde. Nach Beschaffenheit des Landes, aus welchem sie wehen, haben sie verschiedene Eigenschaften und Wirkun- gen. Der Nordwind ist gewöhnlich kalt und raub, ohne Regen, da er über kalte Meere und Länder kommt; eben so der Ostwind, weil er von den Eis- und Schneegebirgen Nordasiens weht. Der scharfe, kalte Nord- und Ostwmd veranlaßt bei Manchen, die demselben zu sehr sich aus- setzen, gefährliche Lungen- und Brustkrankbeiten. Der Süd- wind bringt Wärme wegen der heißen Länder, aus denen er kommt, und häufig Regen von den Dünsten des mit- telländischen Meeres. Der Westwind führt die Dünste des atlantischen Meeres mit sich, und bringt meistens Regen. Nach Verschiedenheit der Stärke nennt man sie: Wind, Sturm, Orkan, Wirbelwind. Den gewöhnlichen Wind kann ein Mensch kaum einholen, der Sturmwind aber ist omal so schnell, und hat daher eine Kraft, Bäume zu entwurzeln, Häuser zu zertrümmern und Schiffe zu Grunde zu bringen. Orkan ist der heftigste Sturm, welcher mit der furchtbarsten Gewalt die schrecklichsten Zerstörungen augenblicklich hervorbringt. Wirbelwinde haben eine krei- selnde oder drehende Bewegung, und können bei Gewittern recht gefährlich werden. Die Sandwirbel in den großen Sandwüsten Afrikas sind thurmhohe Sandsäulen, und den Reisenden oft gefährlich — In den heißen Gegenden Af- rikas und Asiens gibt es Winde, die durch ihre glühende und stickende Hitze Menschen und Thieren gefährlich sind. Der Samum in Westasien ist ein glühend beißer Ostwmd mit Schwefelgerüchen, wehet von Juli bis September, aber jedesmal nur y* Stunde, und tödtet alle Geschöpfe, die sich vor »hm nicht verbergen. Der Sirokko ist in Ae- gypten eben so verderblich, und wehet auch in Italien, Spanien und der Schweiz, jedoch mit weniger Gefahr. 8. Der Schall. Schlägt, stößt oder streicht man einen elastischen Kör- per, so entsteht eine zitternde Bewegung desselben, welche sich den benachbarten Theilchen wie durch einen Stoß plötzlich mittheilt, und Schall genannt wird. Wir hören den Schall, wenn die ihn leitende Bewegung bis an un- ser Ohr dringt. Stahl, Glas und Darmsaiten erregen

6. Handbuch der Geographie für die Jugend - S. 53

1834 - Münster : Deiter
Winde. 53 31/500 Pfund. Diese Last würde ihn augenblicklich todt drücken, wenn ihr nicht die Luft in ihm und um ihn das Gegengewicht hielte. Auch das Wasser ist schwer; aber wenn ein Fisch auch auf dem Grunde des Weltmeers liegt, und Wasser 2 Stunden hoch über sich hat, so drückt ihn dies doch nicht todt durch seine Schwere , weil das übrige Wasser dem Wasser über ihm das Gleichgewicht halt. Das Auspumpen der Luft geschieht durch die Luft- P u m p ewelche vor ungefähr 200 Jahren Otto von Gue- rike, Bürgermeistep zu Magdeburg, erfand. Dieser hatte zwei hohle Halbkugeln, welche luftdicht auf einander paß- ten. Kaum hatte ec die.luft zwischen diesen beiden Halb- kugeln ausgepumpt, so preßte die äussere Luft sie fest an einander, nicht die stärksten Männer konnten die beiden Halbkugeln von einander ziehen. Guerike spannte 10, 16, 20, 24 Pferde an die beiden Halbkugeln, und trieb sie nach entgegengesetzter Richtung, aber erst 30 Pferden ge- lang es, die Kugeln von einander zu ziehen. Die Luft ist auch elastisch, d. h. sie kann sich aus- dehnen. Dies geschieht besonders durch die Warme. Wenn man eine zusammengedrückte, aber doch zugebundene Blase auf den warmen Ofen legt, so schwillt sie auf, weil die in ihr befindliche wenige Luft durch die Warme ausge- dehnt wird. — Durch die Ausdehnung der Luft entsteht der Wind. tz. 11. W i n d. e. Eine mittelmäßige Bewegung der Luft heißt Wind, eine sehr schnelle aber Sturm oder Orkan. Beim Sturm macht der Wind in jeder Sekunde 40 und mehr Fuß ab, beim Orkan 60 bis 120 Fuß. Die Wirkungen eines Orkans sind furchtbar, aber auch nützlich ist die starke Erschütterung der Luft. Stande die Luft immer still, so würde, sie bald zu einem stinkenden Sumpfe wer- den. In d.er heissen Zone sind die Stürme am heftigsten. Zn Einsicht der Richtung gibt es beständige und unbeständige Winde. ' , Auf den Meeren der heissen Zone wehet immer Ost- wind, der zugleich sanft und gleichförmig ist. Dies ist also ein beständiger Wind. Bei uns wehet der Wind bald aus

7. Die allgemeine Einleitung, die Pyrenäische Halbinsel, Frankreich, das Britische Reich, die Niederlande, die Schweiz und die Skandinavischen Reiche - S. 43

1833 - Halle : Schwetschke
43 Allgemeine Einleitung. nungen und Eigenthümlichkeiten der Winde zu erklären. Nach den verschiedenen Graden der Heftigkeit giebt man den Winden verschiedene Namen. Ein sanfter Wind (wenigstens in der Schiffersprache) durchlauft in 1 Secunde einen Raum vvn 5 — 10 F. Bei einer Geschwindigkeit von 16 F. heißt er ein mäßiger Wind; ven 24 F. ein steifer W.; von 35f. ein harter W.; von42f. ein kleiner Sturm; von 5o F. ein mäßiger Sturm; von 54 F. ein starker Sturm und von 6^ F. ein europäischer Orkan; bei diesem letztern drückt die Luft auf jeden □ F. Fläche mit einer Kraft von 8 Pfund. Ungleich heftiger jedoch sind die furchtbaren Orkane, welche einige andre Gegenden, vorzüglich die Antillischen Inseln oft genug heimsuchen und die fürchterlichsten Verwüstungen an Bäumen, Pflanzungen und Gebäuden anrich- ten; dort erreicht der Orkan oft eine Geschwindigkeit von 120 F. in 1 Secunde, wo er dann mit einer Kraft von 32 Pf. auf jeden □ F. Fläche wirkt. Diese Orkane kündigen sich gewöhnlich durch kleine am Horizont erscheinende, aber sehr schnell zunehmende, bald schwarze bald feuerfarbene Wolken an. Den Schiffern am gefährlichsten sind die, besonders in den chinesischen und japani- schen Meeren plötzlich entstehenden Stoßwinde und Stürme, welche Typhons genannt werden, wo der Wind sich schnell durch alle Weltgegenden dreht und oft senkrecht von oben herab zu kommen scheint. In unsern Gegenden des nördlichen Europa sind die Winde höchst unregelmäßig, so daß sich weder in ihrem Entstehen noch in ihrer Richtung ein Gesetz erkennen läßt. Räthselhaft aber ist der eigenthümliche Ton, der einige Winde, vorzüglich den Westwind begleitet: dieser, besonders vor dem Regen, heult, während alle übrige Winde nur rauschen. In andern Gegenden zeigen aber die Winde eine große Regel- mäßigkeit. So wehen die Passatwinde (vents alizés, engl, trade winds) zwischen den Wendekreisen das ganze Jahr hindurch in derselben Richtung, nemlich nördlich vom Aequator der Nordost- Passat, und südlich vom Aequator der Südost-Passat, welche da- her von den Schiffern auf ihren Reisen nach Amerika benutzt wer- den. In andern Gegenden, namentlich im indischen Meere, weht vom October bis zum April der N. O. Wind, und in der andern Hälfte des Jahrs der S. W. Wind. Diese regelmäßigen Winde werden Moussons (engl, inonsoon«) genannt. Eben so regelmä- ßig sind die L a n d - und Seewinde an den Küsten zwischen den Wendekreisen: am Tage weht der Wind von der See her und kühlt die Luft, des Nachts umgekehrt vom Lande her; beide aber erstrek- ken sich nicht weit ins Land und in die See hinein. Dieselbe Er- scheinung findet auch in etwas nördlicheren Gegenden z.b. an den Küsten des mittelländischen Meereä Statt.

8. Deutsches Lesebuch für Mittelschulen - S. 198

1867 - München : Königl. Central-Schulbücher-Verl.
198 Ii. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde. schcn finden noch jährlich ihren Tod im Meere! Dennoch liebt es der See- mann, wie der Schweizer seine Berge; er fühlt sich nur wohl auf der weiten See. Aus vielen Leiden und Gefahren errettet, sehnt er sich immer wieder zu- rück auf den Ocean. Dort will er le- den ; in dem Meere will er auch begra- den sein. Denn wer ein rechter See- 91. Die Stürme sind die gefährlichsten Feinde des Seefahrers, und mit ihnen kämpfen ist das eben nicht beneidens- werthe Loos desselben, daher er auch schon bei dem Baue des Schiffes dar- auf Bedacht nimmt, denselben, wie die Holländer, durch möglichst niedrigen Bord des Fahrzeuges zu entschlüpfen, oder ihnen, wie die Russen und Franzosen, durch außerordentliche Stärke und Tiefe des mächtigen Gebäudes zu trotzen und sich durch ungeheure Anker und Taue von der Dicke eines starken Hutknopfes zu schützen. Allein vergeblich ist da fast alle Vorsicht. Befindet sich das Schiff auf hohem Meere, weit von den Küsten, so vermag es bei starkem Baue und vernünftiger Führung viel zu er- tragen, wenn es nur immer in dem Zuge des Windes bleibt. In der Nähe der Küsten aber ist es bei heftigen Stürmen gewöhnlich rettungslos verloren, es wird auf dieselben geschleudert und zerschellt am Ufer, denn furchtbar und unwider- stehlich für die schwachen Werke von Menschenhand ist der Aufruhr der Natur. Gewöhnlich geht eine bedrohliche, schwüle Stille dem Toben des Sturmes vor- her; der regelmäßig wehende Wind setzt plötzlich um, Wirbelstöße erheben sich, das Meer beginnt ohne sichtbare Ursache zu wallen, — nun kommt ein heulender Wind heran, der zischend und pfeifend durch das Tauwerk fährt. Die Matrosen klettern an den Strickleitern empor und reffen die Segel zum größten Theile ein, binden sie zusammen, damit sie dem Winde keine zu bedeutende Fläche darbieten. Die Luken werden nach allen Seiten hin auf das Sorgfältigste ge- schlossen, um den anschlagenden Wellen das Eindringen zu verwehren. Kaum mann ist, der weiß und fühlt es, daß er auch auf dem Meere in der Hand des allmächtigen Gottes steht, und daß der, der alle deine Haare auf dem Haupte gezählt hat, auch dann, wenn die gewaltigen Wasserwogen brausen, zu dem Meere sprechen kann: „Bis hierher und nicht weiter! Hier sollen sich legen deine stolzen Wellen!" hat dieses geschehen können, als auch schon mit erneuerten Gewalt der Sturm daher braust, die Wogen peitscht, immer höher hinauf treibt, bis sie den erschreck- ten Bewohnern des Schiffes wie Berge, bis ihre Thäler wie furchtbare, boden- lose Abgründe erscheinen. Schon hat das Meer seine Durchsichtigkeit ver- loren, schwarz sieht es aus und öffnet einen gähnenden Schlund neben dem andern, doch hat es noch nicht seine schrecklichste Gestalt angenommen. Nun aber sinkt die Nacht hernieder; da scheint der Himmel flach und nicht mehr ge- wölbt sich auszubreiten; er scheint sich zur Erde zu senken, um sie mit seiner Last zu erdrücken; die Sternbilder wer- den größer, breiter; der zitternde Duft, in dem Alles schwimmt, gibt ihnen ein furchterregendes Ansehen, dehnt ihren Flächenraum aus das Zehnfache aus; die Planeten und die hellsten Fixsterne bekommen ein kometenartiges Ansehen, und immer wüthender und wilder rast der Sturm daher, schleudert das Schiff hinab, hinauf; jetzt auf einer Wellen- kuppe treibt er es die glatte Bahn hin- unter, die Spitze des vordersten, schräg hinaus liegenden Mastes taucht in das Wasser und scheint das Schiff durch die dunklen Massen des Meeres selbst ziehen zu wollen; jetzt steigt es bergan, und steil und hoch in die Luft ragt derselbe Mast, weit im Bogen aufwärts das Wasser schleudernd, das er erfaßt. Noch geht Alles gut, denn solcher Ereignisse ist der durch tausend Ge- fahren geprüfte Seemann schon gewohnt, weiß er nur, daß er auf 500 Meilen kein Land vor sich hat, so kann er solchen Sturm schon aushalten. Nun aber hebt der Wind noch heftiger und wilder seine 91. Seestürme.

9. Bd. 3 A = Oberstufe für Knaben, (7. - 9. Schulj.) - S. 591

1910 - Dortmund : Crüwell
591 bleiern schillernd liegt es da. Langgestreckte Wogen rollen darüber. Die Schanmrosse jagen gegen das jenseitige User der kleinen Bucht, nach deren Hasen ich strebte, und mit solcher Wucht zerschmetterten sie sich dort an den Felsen, daß das Donnern ihrer Brandung als leises Rollen bis hier herauf durch die merkwürdig fernsichtige Öuft dringt. Fetzt weiß ich: dort unten tobt die Bora, der schrecklichste der Stürme, den Europa kennt. Wenn wir einen Wind als Sturm empfinden, so legt er im allgemeinen 15 m in der Sekunde zurück, die Bora aber ist ein Sturm, der in der Sekunde mit der rasenden Kraft von mehr als 60 m dahinjagen kann. Die Eisenbahnzüge müssen „Sturmhäsen" aufsuchen, wo sie hinter hohen, eigens zu diesem Zweck gebauten Mauern vorm Umstürzen geborgen sind. Mit klopfendem Herzen steige ich bergab, denn ich kenne die Wunderlichkeit dieses Naturereignisses. Aus der Höhe wird mir der Sturm wenig anhaben, aber mit jedem Meter, das man tiefer steigt, wächst seine Stärke. Ein unbeschreibliches Getöse klingt aus der Tiefe zu mir herauf. Kaum halbminutenlang Ruhe, dann ein schrilles Ausheulen, als ob ein Schmerzenslaut die ganze Tonleiter durchliefe, und hundert dämonische Stimmen schreien über das Land und ersterben in Flüstern. Ein Rauschen wie Flügelschlüge eines unsichtbaren Geisterheeres erfüllt den Raum. Uber dem Meere hängt ein Nebel von zerstäubtem Wasser, und nun geht auch ein eisiger Regen nieder. Fetzt ist die eigentliche Sturmzone erreicht. Das Gehen ist nur in den sturmfreien Minuten möglich. Aber bei den Stößen muß man sich mit beiden Händen am Felsen anklam- mern. Man hat das Gefühl, man würde sonst wie eine Feder weggeweht. Große Steinplatten tanzen im Winde, die Luft ist erfüllt mit einem Gischt von Wasser und scharfkantigen Steinchen, die allein das Draußenbleiben schon gefährlich machen. Die ent- fesselte Naturkraft hat etwas Geisterhaftes, unendlich Aufregendes. Mit tausend Stimmen lacht und gellt es ringsumher. Man hört in dem Toben der Luft gleichzeitig Lokomotiven pfeifen, ein helles Kinderweinen, oft wie einen schönen klaren Gesang an- und abstei- gend und dann jäh unterbrochen mit irrem Gelächter. Wutschreie durchzucken das Stimmengewirr, dessen Baß ein tiefes Dröhnen wie Donner, dessen Kopfstimme das scharfe Pfeifen der mit rasender Geschwindigkeit dahinschießenden Luft ist. Sie zerrt mit aller Macht an den Gewändern, sie wirft salzigen Meerstaub und Steine ins Gesicht, sie sucht uns mit wüsten Stößen zu Boden zu schlagen, wahrhaftig, sie hebt uns von dem Boden in kurzen Rucken, und die Erde selbst scheint mir nicht mehr fest, sondern von einem leisen Beben durchzittert. In dem endlich erreichten Städtchen sind Seile

10. Deutschlands Kolonien - S. 255

1902 - Berlin : Heymann
b) Aus den Berichten der Reisenden und Forscher. 255 b) Aus den Kerichtcn -er Keifen-en und Forscher. Untergang des „Eber" und des „Adler" am 16. März 1889?) Der Sturm hatte am Nachmittage des 15. März begonnen; gegen 11 Uhr abends war er zum Orkan angewachsen, und fast alle im Hafen befindlichen Kriegsschiffe hielten ihre Dampfmaschinen in Thätigkeit, um die Gewalt der Stöße gegen die Ankerketten zu verringern. Mächtige Wogen rollten aus dem offenen Meere durch die ungeschützte Seite in den Hafen und schleuderten die Schiffe mit furchtbarer Gewalt umher. Bereits um Mitternacht hatten die Anker, an denen der „Eber" vor dem Winde ritt, ihren Halt verloren. Eine Stunde später waren auch die Anker der „Vandalia" aus dem festen Grunde gerissen worden. Beide Schiffe vermochten noch mit Hülfe von Dampfkraft gegen den Sturm anznkämpfen und einen Zusammenstoß mit den anderen Schiffen zu ver- meiden. Stärker und stärker wurde der Orkan, dessen gewaltiges Brausen nur von dem rollenden Getöse der gegen die Riffe schlagenden Wellen übertönt wurde. Gegen 3 Uhr morgens hatten die Anker sämtlicher Schiffe ihren Halt verloren, und die Fahrzeuge wurden machtlos im engen Hafen umhergeschleudert. Vom User aus konnte man die Lichtsignale der Kriegsschiffe bemerken; aus den Bewegungeruwar zu ersehen, daß die Schiffe ohne Ankerhalt waren. Gegen Tagesanbruch ließ sich wahr- nehmen, daß die Kriegsschiffe gegen die Riffe, wo die furchtbare Brandung Tod und Verderben drohte, angetrieben wurden. Dichte Rauchwolken sah man auffteigen, ein Beweis, daß man verzweifelte Anstrengungen machte, mit Dampfeskraft gegen Wind und Wogen anznkämpfen. Aus dem oberen Verdeck sah man die Mannschaft sich an Masten und sonstigen Gegenständen, die einen Halt gewährten, anklammern. Wie leichte Kork- stücke wurden die mächtigen Schiffe herumgeworfen, bald mit dem Bug, bald mit dem Stern emporgeschleudert, um dann wieder unter Wogen völlig zu verschwinden. Das kleinste Schiff, der „Eber", machte einen letzten Versuch, dem drohenden Geschick zu entgehen. Mit voller Damps- kraft drang er gegen die Wogen vor, doch den tobenden Elementen war er nicht gewachsen; von der Strömung wurde das Schiff gegen die „Nipsic" geschleudert, prallte dann gegen die „Olga" und trieb, als ob der Widerstand gebrochen, machtlos gegen die Riffe. Ungeheure Sturz- wellen rollten über das Schiff hinweg. Im nächsten Moment wurde es von einer Woge emporgehoben und mit der Breitseite auf das Riff ge- schleudert. Ein furchtbares Krachen, und von dem Schiffe war nichts mehr zu sehen. Der Todesschrei der Mannschaften mischte sich mit den Rufen des Entsetzens der am Ufer harrenden Menge. Inzwischen war der Kriegsdampfer „Adler" vom Sturm über die Bai getrieben worden ) Obermüller: „Samoa", S. 46.

11. Charakterbilder aus der mathematischen und physischen Erdkunde - S. 147

1887 - Leipzig : Hinrichs
Die Wirbelstürme oder Cyklonen. 147 mit ihm vereinigten Gangesarme ist. Am Abend des 31. Okt. begab sich die Bevölkerung jener flachen Gegend ahnungslos zur Ruhe, aber um elf Uhr kamen heftige Windstöße, und um Mitternacht ertönte der Schreckensruf: „Das Wasser ist da!" Drei hohe Wogen hinter einander brachen über das Land herein, und in wenig Augenblicken war das Schreckliche geschehen. Wären nicht die leichten aus Zweigen und Matten errichteten Wohnungen meist von einem Walle hoher und dicht stehender Bäume umgeben, so hätte die gesamte Bevölkerung in den Fluten ihren Untergang gefunden, so aber wurden zahllose Menschen vom Wasser in die Wipfel der Bäume getragen, wo sie sich aufhielten, bis die Wogen wieder zurücktraten. Der Orkan selbst war von furchtbarer Wut. Himmel und Meer schienen in einander zu verschwimmen, nicht Regentropfen, son- dern völlige Wasserströme stürzten aus den Wolken herab und vermischten sich mit den wütenden Wogen der See, dazwischen heulte der Wind in tausend schreckensvollen Tönen. Nachdem die Cykloue auf das Festland übergetreten war, verminderte sich ihre Geschwindigkeit, und nordwärts fortschreitend wurde sie am Abend des 1. November von den Tipperah-Hügeln vollständig zerstreut und aufgelöst. Auch bei andern Wirbelstnrmen hat sich herausgestellt, daß dieselben sich lediglich auf die unteren Schichten der Atmosphäre beschränken, die hohen Regionen der Luft dagegen gar nicht von ihnen berührt werden. Wenden wir uns jetzt nach Westindien, so finden wir, daß dort die Hurricaue in ihren verheerenden Wirkungen den Teifnnen nicht nachstehen. Es folge hier nur eine Schilderung des Orkans vom 10. und 11. August 1831, welcher die Insel Barbados verwüstete. An jenem Abend um sieben Uhr war ruhiges, heiteres Wetter. Gegen neun Uhr erhob sich ein Nordwind, eine halbe Stunde später sah man Blitze, um Mitternacht wurden diese furchtbar, und der Wind wehte mit stürmischer Gewalt. Um ein Uhr morgens wuchs die Gewalt des Sturmes, und sein Heulen wurde derart, daß es keine Sprache zu beschreiben vermag. Um drei Uhr nahm der Wind ab und sein Brüllen sank zu einem majestätischen Gemurmel herab. Bald aber brach der Orkan von Westen aufs Neue mit unbeschreiblicher Gewalt hervor. „Die festesten Gebände erbebten in ihren Grundmauern, ja die Erde selbst zitterte, als der Zerstörer über sie hinweg- 10*

12. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 282

1912 - Halle a.S. : Schroedel
282 165. Deiche und Fluten. 1. Um ganz die hohe Wichtigkeit und Bedeutung der Deiche zu be- greifen, mutz man einmal eine gewaltige Sturmflut mit angesehen haben. Denn wer ein solches Ereignis nie erlebte, wird sich schwerlich von der Grütze und Schrecklichkeit derselben eine Vorstellung machen können. Die rechte Zeit der Sturmfluten ist vom Oktober bis zum April. Wenn eine Zeitlang ein anhaltender Westwind weht, der grotze Wassermassen in den Kanal trieb; wenn sich der Wind dann nach Nordosten oder Norden umsetzt und das Wasser gegen die Küsten und weit in die Flüsse hinaufpeitscht; wenn sich dazu noch eine Springflut gesellt: dann steigen die wilden Wasser oft zu einer Höhe und Furcht- barkeit, die einem das Herz erbeben machen. 2. Aber ruhig erwartet sie der Marschbewohner; weitz er doch, datz seine Deiche hoch und stark genug sind, ihm sicheren Schutz zu gewähren. Höchstens mag ihm ein trüber Gedanke an die Mühen und Kosten der Deicharbeit kommen, die wenige Stunden herbeiführen können. So steht er, unbekümmert um den heulenden Sturm, auf der Kappe des Deichs und schaut in ernstem Sinnen auf die wallenden Fluten, von denen er genau weitz, wann sie an den Deich heranströmen werden. Noch ist das Vorland trocken, noch sind die Fluten in ihrem Bette; doch man sieht schon, wie sie toben, wie sie sich bäumen und die weitzen Zähne zeigen, als harrten sie voll Ungeduld der Stunde, da eine höhere Macht ihnen das Zeichen zum Angriff gibt. Jetzt nahen sie. Lauter und lauter wird das Brausen und Donnern. Sie erreichen das Vorland. In kurzer Zeit ist es bedeckt und beut nun, soweit das Auge reicht, nur eine einzige wilde Wasserwüste, deren Schaum- kämme blendend weitz gegen das trübe Grau der Wogen abstechen. Kein Schiff ist weit und breit zu erspähen; alle sind sie vordem Sturme in sichere Buchten geflüchtet. Und nur hier und dort kündet ein einsamer Weiden- baum, der mit seinem nickenden, wild zerzausten Haupte aus den Fluten ragt, datz da unter den wilden Wogen grünes, fruchtbares Land liegt. Und noch immer höher schwillt das Gewässer. Jetzt ist auch die Berme, der Futz des Deiches, beflutet, endlich der Deich selbst, und es beginnt durch den Widerstand desselben eine furchtbare Brandung, ein wahrhaft majestätisches Schauspiel. Mit zerstörender Gewalt schnaubt Woge an Woge an ihm hinauf. Kaum wird die erste zurückgewiesen von seiner Schrägung, als schon die nächste mit erneuter Wut heranrollt. Dazu steigt die Flut noch mit jedem Augenblicke. Hochauf bäumen sich die wilden Wasser und schauen gierig über den Deich ins gesegnete Land, weit hinein ihren stäubenden Schaum schleudernd, als ob sie der Anblick ihres alten Eigentums mit doppelter Wut erfüllte. Dazu der heulende Sturm, der

13. Allgemeine Erdbeschreibung oder Lehrbuch der mathematischen und physikalischen und Einleitung zur politischen Geographie - S. 161

1837 - Sondershausen : Eupel
Drittes Kapitel: Von der Atmosphäre. 161 steigt seine Geschwindigkeit nicht selten auf 100 bis 150 Fuß. Solche Orkane gehören wegen der Zerstörungen, die sie anrich- ten, zu den fürchterlichsten Schauspielen der Natur. Am ge- fährlichsten sind sie auf dem Meere, wo sie nicht selten Schiffe in den Abgrund versenken, oder an Klippen scheitern machen, und auf den westindischen Inseln, wo sie oft in wenigen Se- kunden Verheerungen anrichten, wie sie kaum das heftigste Erd- beben zu bewirken vermag. Alle Pflanzungen werden von ih- nen zerstört, Bäume mit der Wurzel ausgerissen, und menschliche Wohnungen spurlos von der Erde vertilgt. Eine Art periodisch wiederkehrender Orkane ist der Tornado oder das Ochsenauge am Vorgebirge der guten Hoffnung und auf der Küste von Guinea. In diesen Gegenden beginnt und endet die nasse Jahreszeit mit solchen Tornado's d. h. heftigen Stürmen, die von Osten her kommen, und, von Blitz und Regengüssen begleitet, zwar niemals langer, als höchstens eine halbe Stunde mit gleicher Heftigkeit wüthen, aber in dieser kurzen Zeit einen Kampf der Elemente verursachen, bei welchem wohl das mulhigste Menschenherz ängstlich verzagen mag. Ehe der Tor- nado sich erhebt, zeigt sich am östlichen Rande des Horizontes ein dunk- les Wölkchen von der Größe einer Hand. Schwache Blitze durchzucken die Luft, und ein dumpfes Rollen des Donners wird in weiter Ferne gehört. Allmählich verdunkelt sich der östliche Himmel, der Donner wird immer deutlicher vernommen, schneller und immer schneller folgen die Schlage auf einander, und gänzliche Finsterniß lagert sich über die Erde. Jetzt herrscht entweder eine ängstliche, erwartungsvolle Stille, oder ein gelinder, kaum bemerkbarer Westwind erhebt sich. Endlich stürmt mit allen seinen Schrecknissen, welche keine Sprache hinreichend zu schildern vermag, der Tornado heulend und brausend aus den Wolken herab, zerbricht Wälder wie schwaches Rohr, lhürmt Meereswellen gleich Ber- gen empor, reißt Schiffe vom Anker, versenkt sie in den Abgrund, und zerstört und vernichtet Alles, was ihm entgegensteht. Auch der Typhon, welcher vom Juli bis zum September in den Gewässern von China, Japan, Tunkin und Cochinchina wülhet, ist ein in seinen Wirkungen nicht minder heftiger Orkan. Er entwickelt sich ebenfalls aus einer Wolke, die unten (am Horizonte) dunkel, weiter hin- auf feurig, und am obersten Ende blendend weiß erscheint, und ist von Blitz, Donner und Regenstürmen begleitet. Das furchtbare Brausen des Typhon schildert ein Seemann mit den Worten: „Wenn auf dem Vordertheile des Schiffes 10,000 Trommeln gerührt und 10,000 Trom- peten geblasen würden, so würde man, wenn der Typhon gerade seine höchste Wuth äußert, auf dem Hintertheile des Schiffes nicht das Min- deste davon vernehmen.ff Wenn zwei Sturmwinde sich begegnen, und einander be- kämpfen, was nicht selten bei Gewittern geschieht, so entstehen die für die freilich kleineren Bezirke des Kampfplatzes nicht min- Günther's allgem. Erdbeschreibung. 11

14. Außereuropäische Erdteile - S. 11

1914 - Leipzig : Wunderlich
— 11 — Ostindien. Dort besaßen die Holländer große Kaffeepflanzungen und wachten sorgfältig darüber, daß niemand eine Kaffeepflanze entwendete) denn sie wollten den kostbaren Handelsartikel gern allein behalten. Trotz aller Vorsicht wußte sich aber ein Franzose ein Kaffeebänmchen zu verschaffen. Er eilte mit seinem Schatz auf ein Schiff und fuhr mit ihm nach Westindien, um dort eine Kaffee- Pflanzung anzulegen. Fast wäre sein Plan nicht geglückt, denn auf dem Schiffe, das ihn und seinen Schatz trug, trat Wassermangel ein, und das Bäumchen wäre verdorrt, wenn der Franzose nicht täglich seine kleine Portion Wasser mit seinem Zöglinge, dem kleinen Kaffeebaume, geteilt hätte. So brachte er ihn glücklich nach der Insel Martinique, wo das Bäumchen sich so vermehrte, daß schon nach wenigen Jahren nicht nur auf Martinique, sondern auch auf den übrigen Westindischen Inseln Kaffeepflanzungen zu finden waren. b. Welchen Wert hat der Kaffee? — Er ist eines der besten Genuß- mittel. Er unterstützt die Verdauung (Kaffee nach dem Essen!) und vertreibt die Ermüdung. (Der deutsche Soldat führt auf Märschen schwarzen Kaffee mit sich!) Zu starker Kaffee schadet. c. Wie bereitet man aus den Bohnen das Getränk? (Rösten, Mahlen, Übergießen, Zusatz von Milch und Zucker.) Freilich ist die Bebauung der Westindischen Inseln mit vielen Schwierigkeiten verknüpft. Zerstören doch nicht selten wolkenbruchartige Regengüsse, heftige Erdbeben, Bulkanausbrüche oder furchtbare Orkane in einer Stunde alles, was fleißige Hände in jahrelanger Arbeit schufen. Wie es bei einem Orkane zugeht, soll uns ein Mann erzählen, der einen Orkan auf Euba mit erlebt hat. Er erzählt: „Der Himmel hatte eine bleierne Farbe angenommen. Die Luft war so dick, daß man kaum zu atmeu ver- mochte. Die Soune erschien wie ein dunkelglühender Feuerball von unge- heurer Größe. Die gesamte Tierwelt war in Ausruhr. Die Pferde schnauften wild und rannten mit emporgehobenem Schweife in den Wald. Die Schafe drängten sich angstvoll zusammen. Die Vögel flogen scharen- weise und mit Angstgeschrei umher. Plötzlich ertönte in den Lüften ein furchtbares Heulen. Staubwolken wirbelten auf, daß niemand einen Schritt weit sehen konnte, und der Orkan brach los. Stöße des Sturmes, welche die Erde erbeben machten, Blitze, die wie glühende Schlangen durch die Luft zischten, folgten mit Gedankenschnelle,- dann rollte der Donner, als wollte der Himmel einbrechen. Überall krachten die Bäume, und die gewaltigsten wurden geknickt, als wären es Halme, und stürzten entwurzelt und zersplittert übereinander. Nach einer Weile machte der Sturm eine Pause, aber er schien nur neue Kräfte sammeln zu wollen. Bald brüllte er wieder, wie wenn das Ende der Tage da wäre. Plötzlich prasselte ein Regenguß vom Himmel, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Der Name „Regen" reicht nicht aus, die Ströme zu bezeichnen, die vom Himmel stürzten. In wenigen Augenblicken war die ganze Umgegend einem See

15. Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht - S. 461

1867 - Altona : Hammerich
461 Aber wir fühlen auch die Kraft des Windes, wenn er in wildem Zorn auf Alles einherstürmt, so daß wir uns kaum getrauen, um die Ecke des Hauses zu biegen, oder den Regenschirm aufzuspannen. Wir hören, wie er braust und tobt, wie er durch die Fensterritzcn zischt, durch das Schlüsselloch pfeift und im Schornstein heult, wie er mit den Fensterladen rasselt und mit den Dachziegeln klappert; wir sehen, wie er die jungen Bäumchen zur Erde beugt und den alten hier eine Krone, dort einen Ast raubt, — wie er nicht selten einen starken, der sich nicht beugen will, sammt den Wurzeln voll Ingrimm aus der Erde reißt, — wie er die Straßen und Felder fegt und Staub, Blätter und Reisig emporwirbelt, als wollte er's nimmer wiederbringen, — wie er die Wolken zerreißt und die Fetzen zerstreut und dahinjagt, daß sie nimmer wieder zusammenkommen, — wie er die groß- ßen, schweren Regentropfen gegen die Fenster klatscht, daß man fürchtet, sie möchten zerbrechen, — wie er endlich die Wogen des Sees und des Meeres gegen die felsigen Küsten wirft, daß sic in Wasscrstäubchcn zerschellen und kein Schiffer es wagt, sich der Wuth des Ergrimmten auszusetzen. Das Alles fühlen und hören und sehen wir; aber wir fürchten uns nicht. Denn wir wissen, daß der Herr im Sturme derselbe ist, der sich dem Elias im sanften Wehen offenbarte, — derselbe, der dem Sturme durch Christus gebot: Bis hierher und nicht weiter! — Nachdem wir nunmehr uns erinnert und darnach erkannt haben, daß die Stärke des Windes gar sehr verschieden ist, prägen wir uns noch die verschiedenen Benennungen ein. Aus dem spielenden Lüftchen, das am Tage uns Kühlung fächelt, wird meistens gegen Abend ein sanftes Wehen, daö mit frischem Hauche uns die Düste der Blumen und Blüthen zuführt. Der mäßige Wind streicht in stetigen Zügen über Felder und Wälder und Wasser daher, steigert sich wohl zum starken Winde, der nicht selten in kräftigen Stößen seine Schwingen übt, bis er als Sturm die Natur in Schrecken setzt. Einen heftigen Sturm nennt man Orkan; in unsern Gegenden ist derselbe selten, wird aber, wie Stoßwinde und Wirbelwinde, den Schiffern sehr gefähr- lich. In heißen Ländern, z. B. dort, wo der Kaffee und Zucker wächst, und dort, wo der Vogel Strauß wohnt, sind heftige Stürme nicht so selten, hausen überdies viel ärger wie bei uns und — was nicht wenig auffallend ist, entstehen gewöhnlich ganz plötzlich.— Bei uns wehen die heftigsten Winde im Herbste und Frühjahr zu der Zeit, wann die Tage ebenso lang als die Nächte sind, also zur Zeit der Tag- und Nachtgleiche. Zu bemerken ist noch, daß dem Ausbruche eines Gewitters in der Regel eine vollkommene Windstille vorherzugehen pstegt, der im Augenblicke des Ausbruchs ein starkes Wehen folgt. Wenn ich nun die Frage an euch richte: Was haben wir denn heute für Wind? so seht ihr erst nach unserm Thurm, denn dort befindet sich ein Prophet, der beständig die Richtung des Windes verkündet. Von fern sieht das Ding da oben wie eine kleine Fahne oder ein Flügel aus, woher sich denn auch die Benennungen Windfahne und Windflügel schreiben, nahebei oder genau betrachtet, erkennen wir in der vermeintlichen Fahne einen Fisch, der stets mit seinem Kopfe dahin zeigt, wohin der Wind weht. Auf andern Thürmen verrichtet ein Hahn denselben Dienst; auf Häusern und hohen Stangen oftmals ein Jäger mit einer Flinte im Anschlage oder ein Pfeil. Das Wesen aller dieser Windfahnen besteht darin, daß sic'sich um eine feste

16. Grundzüge der allgemeinen Erdkunde - S. 97

1850 - Stuttgart : Müller
Die Orkane der Tropenländer. 97 Ton, wie das Brausen eines fernen Wasserfalls oder das Heulen des Windes durch die Wälder. Schnelle und vorübergehende Windstöße und Regengüsse folgen rasch auf einander; man sieht verschiedene Zugvögel eilig am Him- mel hinfliegen oder durch die Heftigkeit der Stöße herabgestürzt werden. Auch das aus den Feldern weidende Vieh zieht sich in instinktmäßiger Furcht vor der herannahenden Gefahr nach den Wäldern zurück, um dort Schutz zu suchen. Bald werden die Stöße ungestümer. In dem einen Augenblick rasen sic mit unbeschreiblicher Wuth dabin, iin nächsten scheinen sie gleichsam plötzlich hinzusterben. In wenigen Stunden hat die Wuth des Orkans ihren Gipfel erreicht. Dann ist es, als ob alle Winde des Himmels, von jedem Striche pes Eompasseö und mit Verderben beflügelt, ans ihren Höhlen losgelassen würden. Die größten Bäume werden nie- dergeworfen oder zersplittert und ihrer Aefte beraubt, die Fruchtfelder verwüstet, das Zuckerrohr wird zu Boden geworfen und in solchen Lagen, wo es dein Sturm mehr ausgesetzt ist, entwurzelt und wie Spreu umher- gestreut. Viele Wohnungen werden niedergeweht oder abgedeckt, und die Bewohner derselben oft unter den Ruinen begraben oder herausgejagt, um obdachlos zu Grunde zu gehen. Man kann sich nichts Schauerlicheres denken, als das wilde Geheul und die drohende Wuth eines Orkans wäh- rend der Nacht, wenn die hellen und schnell auf einander folgenden Blitze den Himmel durchzucken, die Finsterniß grell erleuchten und so die Schrecken der Scene erhöhen." Die Meteorologen wußten längst schon, daß es noch viele mit dem Ursprung und Fortgang der Winde verbundene Erscheinungen gebe, welche die neuere Wissenschaft nicht genügend zu erklären vermöge. Man hat nun diesen neuerdings alle Aufmerksamkeit zugewendet und man darf er- warte», daß die Schwierigkeiten, welche noch die Erklärung mancher atmo- sphärische» Erscheinung begleiten, gehoben werden. Ohne auf eine Er- klärung der theoretischen Ansichten einzugehen, welche neuerdings auftauchten, glauben wir genug zu thun. wenn wir eine schätzbare Notiz anführen, welche von dem engl. Oberst R ei d gegeben wurde, und welche wahrscheinlich die Grundlage einer neuen und genauen Untersuchung der Umstände bilden dürfte, unter denen das atmosphärische Gleichgewicht gestört wird und jene Phänomene zum Vorschein kommen. Oberst Reid erzählt, er sey im Hee- resdienste nach der Insel Barbados gerufen worden, und zwar kurz nach dem großen Orkan von 1831 , der in einem Zeitraum von sieben Stunden nicht nur Gebäude niederwarf und das Land verheerte, sondern auch noch 1477 Personen tödtete. Dieß führte ihn darauf, den Ursprung und Ver- lauf, sowie die Wirkung dieser Stürme zu studiren. Im Laufe seiner For- schungen machte er sich mit den Ansichten früherer Meteorologen bekannt Erdkunde. 7

17. Lehrbuch der Naturwissenschaften und der Geschichte für fähigere Kinder in Bürgerschulen so wie auch für wißbegierige Nichtgelehrte - S. 118

1825 - Rostock : Adler
von 24 Fuß ein steifer, von 35 Fuß ein harter ' Wind, und dann hat man schon Mühe, ihm entgegen zu gehen; bei einer Geschwindigkeit von 40 bis 60fuß in einer Secunde heißt er ein Sturm, und über 60 Fuß ein Orkan. In Wcstindien hat man Orkane beobachtet, die in einer Secunde über 100 Fuß, also in einer Stunde über 15 Meilen durchstürmten, und deshalb auch die furchtbarsten Zerstörungen hervor- brachten. Auch an der Küste von Guinea in Afrika, am Vorgebirge der guten Hoffnung und in Ostindien giebt es so furchtbare Orkane, deren Wuth über alle Beschreibung groß ist. Sie sind wohl größtentheils die Wirkungen elektrischer Kräfte. Wenn die gewöhnlichen, durch zufällige Luftver- änderungen entstehenden, Winde eben so veränderlich und vorübergehend sind, als ihre Ursachen, dann giebt es dagegen auch andere, welche aus fortwäh- rend bestehenden, oder regelmäßig wiederkehrenden Ursachen entspringen, und deshalb auch eben so regel- mäßig ihren ordentlichen Wechsel halten, wahrend einer bestimmten Jahreszeit, aus dieser, und wah- rend der andern aus der entgegengesetzten Richtung wehen. Man nennt sie deshalb periodische Winde, Passatwinde oder Moussons. Da- hin gehören: i. Die beständigen Ostwinde, die zwischen deg Wendekreisen auf dem Meere unauf- hörlich wehen, und von dieser ihrer Richtung nur etwas nach Nordost oder Südvst abweichen, je nach- dem die Erde, in ihrem jährlichen Umlaufe um die Sonne, derselben mehr ihre nördliche oder mehr ihre südliche Halste zukehret. Dieser Wind hat seine Richtung daher, weil die Ostseite unsers Luftkreises fortgehend immer zuerst durch die Sonnenstrahlen erwärmet wird, da denn die aus dem Sonnenscheine herausgegangene und dadurch abgekühlte Luft sich in die durch die aufgehende Sonne verdünnte ergießt, und immer der aufgehenden Sonne folgt. Dieser

18. Europa's Länder und Völker - S. 72

1832 - Stuttgart : Macklot
72 in der Luft, woraus schreckliche Stürme entstehen. Sie sind so heftig, daß manchmal auf der Straße beladene Wagen umge- worfen werden. Auch umgestürzte und zerstörte Häuser sind nichts Seltenes. In dem Dorfe Malrieu warf einmal ein Wind- stoß die Thür eines Hauses ein, führte das ganze Dach mit al- lem, was dazu gehörte, über den Wanden mir sich fort, und setzte es zehn Schritte weit von dem Haufe auf den Boden nie- der. — Selbst bei heiterem Himmel und warmer Luft wird oft der Wind so heftig, daß er Baumzweige abbricht und Reitende sich kaum auf dem Pferde erhalten können. Wegen dieser schrecklichen Stürme liegen die Städte und Dörfer fast alle in Thälern und Schluchten. Die Häuser ha- den nicht allein siache Dächer, sondern sind auch mit Basalt- platten, einer sehr schweren Steinart, oder Hohlziegeln gedeckt, die nicht so leicht aufgehoben werden können als andere. Wenn ein Brunnen außerhalb dem Dorfe den Winden ausgesetzt ist, so umgibt man ihn gewöhnlich mit einer sechs bis sieben Fuß hohen'mauer, um das Vieh, das zur Tranke geführt wird, zu schützen. In Auvergne bemerkt man ein bei uns unbekanntes Luftzei- chen, das Donner- und Hagelwetter verkündet, und worauf sich besonders die Hirten recht gut verstehen. Wenn unsere unge- übten Augen noch nichts unterscheiden, sehen sie schon einen leichten Dunst in einer gewissen Höhe, der bald zu einer Wolke wird, auf seinem Wege andere Wolken aufnimmt und in ein Ungewitter ausbricht. Die Ungewitter überhaupt sind schrecklich in Auvergne und richten großen Schaden an. Das Vieh auf den Weiden merkt die Gefahr und verbirgt sich. Am meisten ist den Thieren der Hagel gefährlich, der oft, vom Sturme gejagt, in einer solchen Größe und mit solcher Gewalt aus den Wolken stürzt, daß jun- ge Kälber todt geschlagen und die Kühe selbst verwundet und mit Beulen bedeckt werden. Bisweilen werden ihnen auch die Haare ganz abgehagelt, und dann verlieren sie die Milch auf einige Zeit. Noch größer ist der Schaden an den Feldfrüchten. Der Auvergner fürchtet daher nichts so sehr, als Hagelwetter, die er sehr geneigt ist, der Kunst boshafter Hexenmeister zuzu- schreiben. Als einst von der Regierung Ingenieurs nach Au- vergne geschickt wurden, um Karten von dem Lande aufzuneh- men, und das Volk ihre Meßtische und Signale sah, hielt es sie an einigen Orten für dergleichen Hagelmacher, und gerieth in solche Wuth wider sie, daß man diesen eine Bedeckung von Soldaten zu ihrer Sicherheit geben mußte. Zuweilen ist die Hitze in Auvergne außerordentlich. Aller Wind hört plötzlich auf und die Luft wird von zehn Uhr Mor- gens bis vier Uhr Abends so schwül, daß man kaum athmen kann. Jährlich kommen auch Schnitter während der Ernte vor

19. Geographie für Lyceen, Gymnasien, Mittelschulen und zum Privatunterrichte - S. 26

1837 - Heidelberg : Winter
26 Allgemeine Einleitung. Sckmeelinie oder Schneegrenze genannt. Lauwinen, von den Bergen herabstürzende Schneemassen durch Sonnenhitze, Thau- wetter und gestörtes Gleichgewicht veranlaßt, zerstören alle Ge- genstände auf ihrem Wege mit ungeheurer Gewalt, und heißen in Tirol Schneelähnen, Lahnen. An merk. Es giebt verschiedene Arten derselben: Staub- und Wind-Lau winen, wenn der lockere Schnee zerstiebt; Gletscher- und Ei s l a u w in e n, aus Eismassen zerbrechender Gletscher; Grund- und S ch l a g l a u w i n e ii, welche unter donnerndem Getöse, Felsen- trümmer, Waldungen, Erde und Häuser mit sich nehmend, in ge- waltiger Masse Thaler, Felder, Flüsse und ganze Ortschaften ver- schütten, zuweilen Seen bilden, und erst nach Jahren zerschmelzen. 6. Die Verdü u n un g der L uft durch Wärm c und ihre vermehrte Dichtigkeit durch Kalte, macht sie auch leichter oder schwerer. Wenn nun die Luftmasse an einem Orte schwe- rer wird, so drückt sie auf die leichtere Luftmasse, unter oder ne- den ihr, mit verstärkter Gewalt, und die leichtere Luftmasse muß weichen, oder die Luft strebt, ihr Gleichgewicht wieder herzustel- len. Daraus entstehen Bewegungen der Luft oder winde, Luftströmungen, die verschieden benannt werden, und nach verschiedenen Graden ihrer Geschwindigkeit und Starke gemessen, in 1 Secunde und in 1 Stunde, nach folgender Tabelle eine gewisse Weite in Fußen oder Meilen erreichen; denn gänzlicher Mangel an Bewegung oder Windstille findet nicht Statt. Die Winde gehen in einer Secunde in einer Stunde Windstille 2 Fuß weit über 1 Meile weit Sanfte Winde 10 — — — 6 — — Frische — 20 — — — 13 — — Sehr frische Winde 50 — — — 19 — — Starke Winde 50 — — — 34 — — Sehr starke Winde 70 — — — 47 — — Stürme 80 — — — 54 — — Starke Stürme 100 — — — 68 — — Orkane 120 — — — 81 — — Heftige Orkane 150 — — —100 — — Plötzliche, heftige und kurzdauernde Bewegungen der Luft heißen Windstöße, kreis- oder schneckenförmige Wirbelwinde. Von Wirbelsturmwinden entstehen auch wahrscheinlich die Wasser- hosen, Wassertromben auf der See, und die Sandhosen, Landtromben auf den Küsten; indem sie eine größere Wasser- oder Sandmasse an einem Orte, aufwärts steigend und sie gleich- sam festhaltend, mit sich in die Luft hinauf weit fortführen, end- lich aber, sich wieder mit furchtbarem Tosen abwärts neigend, dieselbe an einem andern Orte, oft sehr zerstörend und verwü- stend, absetzen, was man das Zerplatzen derselben nennt. — Ein Land- oder Küstenwind weht vom Lande nach der See; ein

20. Die weite Welt - S. 15

1865 - Leipzig : Amelang
15 machenden Höhe wachsam umher. Er lächelt, wenn unerfahrene Landleute oder junge Anfänger jeden heftigen Wind einen Sturm nennen, und ist ungern freigebig mit diesem Namen, so lange das Schiff noch mehr, als die untern grossen Segel führt. In offener See hat selbst ein Sturm nichts Schreckliches für ihn; was kann er ihm schaden, sobald alle Segel einge- zogen sind und das Schiss, mit dem Schnabel gegen den Wind beigelegt, dem Drange der Wellen folgt; oder wenn man es mit wenigen Segeln schnell vor dem Sturme hinfliegen lässt? Nur alsdann wird der Sturmwind in der That furchtbar, wenn er das Schiff an eine Küste führt, wo kein Hafen dem Seefahrer Sicherheit verspricht, und die einzige Hoffnung, dem Schiffbruch zu entgehen, auf der Stärke der Segel beruht. Diese Gefahr trifft ihn indessen nur selten; Anstrengung und Unannehmlichkeiten hingegen sind sein tägliches Loos. Der Posten am Steuerruder ist einer' der beschwerlichsten ; Keiner hält es länger als eine Stunde dabei aus, und wenn die See in hohen Wogen geht oder der Wind heftig stürmt, müssen zwei Personen zugleich das Kad regieren, welches sonst für die Kräfte eines einzelnen Mannes leicht zu mächtig wird und ihn zuweilen so mit sich fortreisst, dass er in Lebens- feiähr ist. Wenn die See ungestüm ist, so schlagen die Wellen oft in as Schiff, und zwar hauptsächlich da, wo die Wache sich aufhält, die zu- letzt, bis auf die Haut durchnässt, sich lachend über ihr Unglück tröstet. 13. Die geretteten Schiffer. Im Jahre 1778, um die Zeit der Nachtgleiche, gab es eines Tages bei Danzig einen heftigen Sturm. Die ältesten Schiffleute auf der Ostsee konn- ten sich kaum auf ein ähnliches Wetter an diesen Küsten besinnen. Ich*) wohnte damals mit meinen Eltern nahe an den Schiffswerften. Früh Mor- gens sagte mein Vater zu mir: „Johannes, komm’ an den Strand, es wird heute Unglücks die Monge geben!“ Ich folgte ihm. — Nach einer Stunde erreichten wir die Danziger Münde; von da ging's weiter an das offene Meer. Es war ein kläglicher und herzzerreissender Anblick! Koffer, Trüm- mer von Schiffen, Tonnen, Hallen von Waaren trieben unter- und durchein- ander. Der alte Schiffsherr Petersen, der auch in unserer Nachbarschaft wohnte, begegnete uns hier und erzählte meinem Vater: „Vierzehn bemannte Fahrzeuge, eins schmucker als das andere, Engländer, Dänen, Schweden, seien in dieser wilden und stürmischen Nacht mit Mann und Maus unter- gegangen.“ Indem wir noch so mit einander sprachen, trieb mitten unter den Planken eines gescheiterten Schiffes ein männlicher Leichnam ans Ufer. Weinende Schifferweiber mit ihren Kindern umringten ihn sogleich, um zu sehen, ob es ein Bekannter, Vater, Freund oder Bruder von ihnen wäre; aber in den von Schaum, Moos und Meergras entstellten Gesichtszü- gen hielt es schwer, eine Aehnlichkeit zu entdecken, oder die entdeckte weiter zu verfolgen. So traurig beschäftigt vernahmen wir plötzlich einen Gesang aus dem Meere. Drei halbnackte Schiffleute sassen in einem Boot uhd ruderten mit beigelegtem Segel dem Ufer zu. Aus dem grässlichen Tumult der vergangenen Nacht gerettet, brachten sie dem t Herrn ein fröhliches Lied zur Morgengabe. Hier ist es: Nach dem Sturme fähren wir sicher durch die Wellen, Lassen, grosser Schöpfer, dir unser Lob erschallen. Lobe,t> ihn mit Herz und Mund, lobet ihn zu jeder Stund’! Christ! Kyrie! Komm’ zu uns auf die See! Einst in meiner letzten Noth lass mich nicht versinken! Soll ich von dem bittern Tod Well’ auf Welle trinken, *) Johannes Falk.