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1. Bd. 3 - S. 223

1838 - Eisleben : Reichardt
Mexico. 223 Kehllauten und langen durch ungewohnte Lautverbindungen für den Europäer fast unaussprechbaren Wörtern *) und den Buchstaben R entbehrend. Das entgegengesetzte Extrem ist die nächst', jener am meisten verbreitete Otomitische, indem sie aus lauter einsylbigen Wor- ten besteht, das R hat und wohlklingend ist. Diese Indianer, welche im Ganzen denen in den übrigen Theilen Amerikas glei- chen, sind von den Spaniern zum Christenthum bekchrt worden, doch besteht ihr Christenthum mehr in Beobachtung des Ceremonieus des Christenthums, als in einem wirklichen Glauben an die Lehren desselben. Sie wehsten in Dörfern, treiben eine ansaßige Lebens- art, Ackerbau und Gewerbe nach Europäischer Art, und zeigen Sinn für Kunst, daher es unter ihnen ausgezeichnete Juweliere, Ma- ler, Bildhauer, Steinschneider, Musiker, Töpfer giebt. Ihre Nah- rung ist einförmig und frugal und besteht größtentheils in Vege- tabilien; doch lieben sie berauschende Getränke, vorzüglich Rum und Pulque. Die Indios Bravos, welche sich in Unabhängigkeit von der Spanischen Herrschaft behauptet haben und noch jetzt als Heiden und als freie Wilde leben, mögen etwa 360,000 Individuen stark seyn, und hausen in den großen nördlichen Wildnissen bis zu den Gränzen der Vereinigten Staaten von Nordamerika. Jagd und Krieg sind ihre Lieblingsbeschäftigungen, und sie befinden sich fast n beständigen Fehden mit den Weißen, deren Feinde sie sind. Ihren ursprünglichen Sitten und ihrer väterlichen Religion getreu, halten sie alles, was nur Civilisation heißt, von sich entfernt. Nur dem Namen nach gehört das große von ihnen bewohnte Land zum Gebiete der Republik Me- xico. Unter den verschiedenen und zahlreichen Stämmen dieser wilden Indianer bemerken wir vorzüglich die Apachas und Co manches. Die erstern, die Apaches oder Apätschen, ein zahlreiches, in viele Stämme getheiltes Volk, bewohnen die Ufer des Meerbusens von Ca- lifornien, nehmen den ganzen Raum -zwischen den Flüssen Colorado und Gila ein und ziehen ins Innere bis nach Neumerico. Sie sind Feinde der Arbeit, die ärgsten Räuber, liegen mit allen Nationen im Krieg und greifen Farbige so wie Weiße an. Sie haben keine andere Bedeckung als eine Haut von Rothwild, sind gute Reiter und mit langen Spießen bewaffnet. Ost rotten sich mehrere unter einem für diesen Zweck gewählten Oberhaupt zusammen und unternehmen weite Züge, um die Erndten zu vernichten, die Wohnungen ihrer Besitzer in Brand zm stecken und die letztern, mit Ausnahme einiger Frauen, zu ermorden, und die Heerden mit sich zu nehmen. Dabei, zeigen si- sich sehr hinterlistig und verstehen jede Art von Verstellung' anzuneh- *) Beispiele sind: Tlantlaquacapatlk, Mkxquktlipilozohoitt oder Notlazo- mahuizteopixlatazin (der ehrwürdige Priester, den ich als Bater ver- ehre).

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1. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 474

1834 - Halle : Schwetschke
474 E. Amerika. der Provinzen. Der auswärtige Handel war bisher gänzlich in den Händen der Europäer, vorzüglich der Engländer. Einwohner. Die Einwohner Columbiens bestehen, wie fast in allen Thei- len von Amerika, aus einem Gemisch von Europäern, Indianern Negern. In den nördlichen Gegenden, besonders an den Küsten, sind die Indianer fast ganz verschwunden, und man findet fast nur Weiße, Neger und Mulatten. In den Gebirgsgegenden haben sich Europäer und Indianer häufig gemischt, und die Mestizen sind hier sehr zählreich. In den Llanos leben theils noch ganz unab- hängige Indianer-Stamme, Xndianos bravos, oder salvazes (wilde), theils llamhos oder Mischlinge von Indianern und Ne- gern, sie sind ein kräftiges, muthiges und gewandtes Volk; die Indianer hingegen, welche unter spanischer Herrschaft und zum Christenthum bekehrt in den Gebirgen in regelmäßigen Dörfern leben, Indianer reducidos, racionales, civilisados, sind un- kriegerisch und schwach. Ueberhaupt ist es merkwürdig, daß hier die Bewohner der Ebenen, fast den Beduinen vergleichbar, frei- heitliebend und tapfer, die Gebirgsbewohner dagegen sanft und friedlich sind. Neger sind nur in den Küstengegenden häufig. Der vorherrschende Charakter der gebildeten Klasse der Einwohner ist Trägheit und Stolz; man beschuldigt sie des Geizes und der Spielsucht. Die drei neuen Staaten, aus welchen Columbien besteht und deren Gränzen noch nicht genauer angegeben werden können, find folgende: a. Neu-Granada, dev nordwestlichste Theil, das Ge- biet der Cauca und Magdalena, östlich bis an den Orinoko sich erstreckend. Es ist eins der metallreichften Länder; die Goldwä- schereien in den westlichen Anden, vorzüglich im District von Choco, sind sehr bedeutend; Platina findet sich ebenfalls nur dort, nicht östlicher. Der eigentliche Bergbau ist ganz vernachlässigt, vorzüglich auch deshalb, weil die metallreichen Gegenden fast un- zugänglich und die Theurung der Lebensmittel darin sehr groß ist. Auch findet man schöne Smaragden, kleine Diamanten und Quecksilber. Der Bau auf Blei und Kupfer wird ganz verab- säumt. Die Indianer machen einen sehr großen Theu der Be- völkerung aus, wovon die Moskos im südlichen Theile schon zur Zeit der Eroberung einen gewissen Grad von Civilisation erreicht hatten; in den nördlicheren Gebirgen hingegen, an den Ufern der Cauca und Magdalena, Hausen noch völlig wilde und räuberische Stämme. Die wichtigsten Städte sind: Santa Fe de Bogota, unter 4° 35^ N. B., in einer 50 M. langen, 20 M. breiten, von Bergen umschlossenen Hoch-

2. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 402

1834 - Halle : Schwetschke
402 E. Amerika. ohne einen Laut der Klage. Grausamkeit scheint ein Hauptzug ih- res Charakters. So lange sie Hunger und Entbehrungen ertragen können, so unglaublich schwelgerisch und unbekümmert um die Zukunft sind sie im Ueberfluß. Zur Zeit der Entdeckung gab es nur höchstens zwei bis drei etwas civilisirte Volksstamme in Ame- rika, die Mexikaner, die Peruaner und vielleicht auch die Arau- kaner im südlichen Chile. Alle übrige lebten wie noch jetzt in un- zählige kleine, unter einander feindselige Stämme gespalten, von der Jagd, dem Fischfänge und von dem, was die Natur ihnen von selbst darbot; schwerlich möchte daher die damalige Bevölke- rung Amecika's der jetzigen gleichgekommen seyn. Die Zahl der In- dianer hat indeß unglaublich abgenommen, und cs ist möglich, daß nach wenig mehr als einem Jahrhundert sich kaum noch Spuren derselben zeigen. Merkwürdig ist, daß von den unzähligen Stäm- men der Indianer fast jeder eine eigne Sprache redet. Außer bei den Peruanern und Mexikanern, wo sich schon ausgebildetere aber höchst grausame Religionsbegriffe fanden, hatten und haben noch jetzt die eigentlich wilden Jndianerstamme eine höchst einfache, bei den nördlichen Indianern sogar nicht unwürdige Vorstellung eines höchsten Wesens. In den spanischen Besitzungen sind fast alle In- dianer zum Christenthum bekehrt, weniger im portugiesischen und fast gar nicht in Nord-Amerika. Die Zahl der untergegangenen Indianer ist überreichlich durch Fremdlinge ersetzt worden. Dies sind Europäer von allen Nationen, vorzüglich Spanier, Portu- giesen und Britten, dann Niederländer, Deutsche und Franzosen. In ganz Amerika unterscheidet man weiße und farbige Menschen: die ersteren, wenn sie geborne Europäer, heißen in ganz Südame- rika Chapetons (tschapetons), die in Amerika gebornen Kreo- len, die Mischlinge der Europäer und Indianer Mestizen, die der Europäer und Neger Mulatten, doch giebt es noch andre Lokal-Unterscheidungen. Die Neger machen einen bedeutenden Theil der Bevölkerung Amerika's aus, vielleicht an 5 Millionen; sie sind am zahlreichsten in Westindien und in den spanischen und portugiesischen Ländern. Ehemals wurden jährlich über 100,090 eingeführt, und jctst wenigstens noch die Hälfte. Sie dienen als Arbeiter in den Plantagen oder als Hausfflaven. Die Indianer sind, wo sie Christen, meistens unsern Bauern zu vergleichen, die heidnischen leben noch in ihrem ursprünglichen Zustande. — Die Gesammtzahl der Einwohner Amerika's läßt sich zwar nicht genau bestimmen, übersteigt aber leicht 35 — 36 Millionen, wovon Weiße 12 —13mill., Indianer 11 Mill., Mischlinge 7 Mill. und Neger 5 Mill. Diese Bevölkerung ist aber theils in sich selbst, theils durch zahlreiche Einwanderungen aus Europa in einem sehr schnellen Steige" begriffen. Bis jetzt ist Amerika, nächst Austra- lien, am schwächsten bevölkert und zählt noch nicht 60 Menschen auf die □ M.

3. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 593

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Brasilien. 593 stizen, doch auch (freigelassene) Mulatten oder, wie sie hier heißen, Par- dos; und 400,000 Sclaven, theils Pardos, theils Caribocos (gleichbe- deutend mit Zambos oder.chinos). Die Mischlinge führen nämlich hier zum Theil Namen, welche nur in Brasilien üblich sind: so heißen die Misch- linge des Weißen mit einer Indianerin Mam aluc os, die des Negers mit einer Indianerin aber Cafusos und Caribocos; letztere zeichnen sich durch ein langes und dichtes, hoch emporstehendes Haar aus. Von den Indianern sind nur diejenigen, welche sich noch an der Küste und in der Nähe der Bergwerksdistricte und anderer großen Städte aufhalten, zum kleineren Theil getauft, von sanfteren Sitten und zu einigem Ackerbau ange- lehrt worden; hin und wieder haben sie kleine Aldeen oder Dörfer gebildet; solche heißen Indios manscn oder zahme, und ihrer mögen über 250,000 sein. Die bei weitem größere Zahl aber lebt noch völlig unabhängig, vor- züglich in den unzugänglichen Urwäldern, deren Dickicht ihre Hütten versteckt, meist im Gebiete des Amazonenstromes, wo sie in vielleicht weit über hundert, aber zum Theil schon aussterbenden kleinen Stämmen meist nur von der Jagd, dem Fischfänge, von Honig und Früchten des Waldes, seltener von etwas selbst gepflanzter Maniokwurzel (Cassava), Mais u. s. w. leben. Man bezeichnet sie mit dem allgemeinen Namen Inclios tapuyos oder gentios. Obgleich sie im Ganzen friedlich gesinnt sind, so fallen doch, zumal die Portugiesen oft förmliche Jagden angestellt, um die Wilde» als Sclaven fortzuführen, häufig genug Räubereien und Mordthaten vor, so daß es an vielen Punkten der betreffenden Gegenden, vorzüglich aber in den Wäldern, nicht rathsam ist, anders als wohlbewasfnet und in gehöriger Zahl zu reisen. Die Waffen dieser Indianer bestehen meist aus schön gearbeiteten Bogen und sehr laugen Pfei- len, womit sie sehr weit und sehr sicher schießen. Messer haben sie erst durch den Handel erhalten. Mehrere dieser Stämme verzehren noch jetzt das Fleisch ihrer getödteten Feinde; früher mögen sie es wohl alle gethan haben. Auch unter sich leben sie häufig in blutigen Fehden. Kleine Zwistigkeiten werden durch eine Art von Zweikampf abgemacht, wobei sie sich mit langen Stangen schlagen, während die Weiber der Kämpfenden sich ebenfalls mit 'Nägeln und Zähnen bekriegen. Alle diese Wilden sind meistens von kleiner, aber gedrungener Statur; Hände und Füße sind kleiner als bei dem Euro- päer, das Haar ist durchaus lang, stark, schwarz und schlicht, der Bart ist bei den meisten Stämmen nur schwach. Alle sind höchst träge, gefräßig wie die Thiere, haben keinen anderen Gedanken, als wie sie sich Lebensmittel verschaffen können, sind treffliche gewandte Jäger und können, wenn es Noth thut, lange hungerm Fast alle Versuche, sowohl an der Küste als im In- nern, sie durch Missionare zu civilisiren, haben nur einen äußerst dürftigen Erfolg gehabt. Die Stämme an der Küste sind uns in der neuesten Zeit am besten bekannt geworden; es sind vorzüglich die der Paris, in der Nähe des Parahyba, der Patachos, der Kamakans oder Momojos und der Botoenden, früher Aimores genannt, vorzüglich in den Urwäl- dern längs des R. Doce und Belmonte. Letztere sind die zahlreichsten, die am besten und kräftigsten gebauten, aber auch die wildesten von allen. Sie sind noch fast alle Anthropophagen imb zeichnen sich vor allen übrigen Stäm- men durch die entstellende Zierde der Unterlippe und der Ohrlappen aus. Diese werden nämlich schon in der frühen Jugend durchbohrt und nach und nach Blanc's Handbuch In. 8. Aufl. 38

4. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 631

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Xv. Die La Plata-Staaten. 631 Sie leben zwar von der Jagd und wissen sich dabei der Bola sehr gut zìi bedienen, handeln aber auch mit Rindvieh. Sie gehören zur Familie Puelches (d. h. Leute von Osten), wie man sie in Chile bezeichnet, und waren sonst eine der mächtigsten Nationen in Süd-Amerika. Früher lebten sie vorzüglich im südlichen Theile des Gebiets von Buenos-Ayres, zwischen dem Colorado und Negro, sind aber jetzt ganz von den Ebenen verschwunden und der Nest hat sich in die Anden zurückgezogen. Die Furchtbarsten unter diesen berittenen Nomaden sind die erst in neuerer Zeit bekannt gewordenen und mit den Araucanern nahe verwandten P eh neu che n. Sie haben keine festen Wohnplätze und halten sich im Winter im Gebirge auf, wo sie zahl- reiche Heerden besitzen. Im Sommer streichen sie dagegen in den Pampas umher, stets mit anderen Stämmen oder mit den Weißen im Kriege, wo- bei eine lange Lanze und der Lazo ihre einzigen Waffen sind. Mehr als einmal haben sie ihre blutigen, verwüstenden Ueberfälle bis an die Thore von Buenos-Ayres ausgedehnt. Die Charruas, jetzt am östlichen Ufer des Uruguay, waren bei der Entdeckung und sind noch gefährliche Feinde der Weißen. Sie sind ebenfalls beritten, leben vom wilden Rindvieh, gehen fast durchaus nackt und hassen jede Art von Civilisation; sie zahlen nur noch 400 Krieger. Am zahlreichsten sind die Indianer in der Provinz Chaco oder den großen Ebenen westlich vom Paraguay zwischen 20 und 30" Br. Hier hausen unter anderen im N. die Guanas; sie mögen an 8000 Seelen zählen, sind friedlich, treiben jetzt größtentheils Ackerbau oder Viehzucht und haben sich freiwillig den kriegerischen Mbayas unterworfen, welche, 4- bis 5000 Seelen stark, beritten sind, mit allen übrigen Indianern in Fehde leben und viele Sclaven halten. Die M achicuys sind ebenfalls beritten, leben von der Jagd und etwas Ackerbau, und zählen über 1000 Krieger. Die Mocobys, gleichfalls in Chaco, leben blos von der Jagd und ihren Rinder- und Schafheerden; sie sind groß, beritten und sollen an 2000 Krieger stellen können. Die ebenso athletischen Abipo neu waren einst ein mächtiges und berühmtes Volk in Chaco; sie sind aber von den Mocobys vertrieben und am unteren Parana ansässig geworden; sind wenig zahlreich, behaupten aber noch ihre Freiheit. In den nördlichen Gegenden Hausen außerdem mehrere andere, wenig bekannte Stämme, z. B. die Mat a cos in den Llanos de Man so, westlich vom Flusse Pilcomayo. Die Mündung des Rio de la Plata ward zuerst von Diaz de Solis 1515 eutdeckt, welcher bei dem Versuch der Besitznahme des Landes von den Eingeborenen erschlagen ward. Erst 1526 errichtete Cabot ein Fort in dieser Gegend; es mußte aber wegen der Angriffe der Eingeborenen wieder aufgegeben werden, und die Spanier ließen sich bei Asuncion, wo erstere weniger feindselig sich zeigten, nieder; erst 1581 kehrten sie an die Mündung des Flusses zurück und legten Buenos-Ayres an. Von der Zeit an theilten diese Gegenden das Schicksal der übrigen von den Spaniern in Amerika beherrschten Länder, und ertrugen das unnatürliche Joch, welches ihnen auferlegt war und alle Entwickelung ihrer Kräfte lähmte, mit großer Ruhe, obwohl die Kreolen zu Buenos-Ayres schon seit der Mitte des vori- gen Jahrhunderts einen bitteren Haß gegen die europäischen Spanier hegten. Ueberhaupt belebte ein kriegerischer Sinn die Einwohner jener Stadt, welchen sie rühmlich an den Tag legten, als sie 1806 und 1807 die englische Macht,

5. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 630

1869 - Braunschweig : Schwetschke
630 E. Amerika. tigirng roh gearbeiteter Wollenzeuge, z. B. der Ponchos, wollener Decken, init denen sich die Gauchos kleiden. Die Bevölkerung dieses Landes, wo Neger und Mulatten jetzt sehr selten sind, ist noch ungemein schwach, und fast nur der südliche Theil und vorzüglich die User der großen Ströme sind wirklich angebaut. Aber die Pampas bilden gegenwärtig nicht mehr eine nutzlose Einöde, in der das Vieh wie ehemals wild umherläuft; der größte Theil derselben ist von der Re- gierung vermessen und unter Hunderttausenden von Thieren, die hier herum- schweifen, ist vielleicht nicht eins, dem nicht vor Erreichung des ersten Jahres ein Zeichen zur Erkennung des Besitzers eingebrannt worden. Das meiste Land ist in Estancias (Meiereien) getheilt, oft mehrere Quadratmeilen groß; in der Mitte liegt das Wohnhaus, wo möglich in der Nähe eines Baches, weil die zuweilen 3 bis 4 Monate lang anhaltende Dürre für das Vieh verderblich ist*). Es giebt E8taneia8, welche 60,000 Stück Vieh und viele Hundert Pferde enthalten; vor der Revolution gab es deren, welche 5oo,Ooo Stück hielten; aber der Preis ist auch jetzt im Verhältniß gestiegen; In den umherliegenden Ranchos halten sich die Gauchos, und die Peons auf; diese besorgen die Heerden, jene die Pferde. Das Innere ist noch fast ganz den unabhängigen, hier sehr zahlreichen Jndianerstämmen überlassen, unter denen sich noch immer mehrere den Weißen höchst feindselig erweisen. Viele dieser Judianerstämme sind seit der Entdeckung dieser Gegenden aus- gestorben oder doch außerordentlich zusammengeschmolzen, was theils die Folge ihrer unaufhörlichen inneren Kriege, theils Wirkung der Blattern und des Branntweins ist, welchen alle Indianer ohne Ausnahme lieben; theils endlich eine Folge der unmenschlichen Sitte, welche (wie in Neuholland) bei vielen Stämmen herrscht, die Leibesfrucht der Weiber vor der Geburt gewaltsam abzutreiben, um nicht die Last vieler Kinder zu haben. Mehrere dieser Stämme sind vortrefflich gebaut, wissen fast nichts von Krankheiten und Gebrechen und erreichen ein außerordentlich hohes Alter. Jeder Stamm redet eine eigene Sprache, wovon einige sehr wohlklingend und leicht, andere außerordentlich schwer auszusprechen sind. Sonderbar ist es, daß, obgleich die wilden Pferde überall verbreitet sind, doch nur einige Jndianerstämme sich beritten gemacht haben, andere durchaus nicht. Nur die zahlreichsten oder sonst merkwürdigsten dieser Stänime können wir hier anführen. Die Payaguas, aus deren Namen durch Verstümmelung der Name Paraguay entstanden ist, und welche den Guaycurus, zu beiden Seiten des oberen Pa- raguay, nahe verwandt sind, leisteten bei der Ankunft der Europäer den heftigsten Widerstand, blieben lange die Herren der Schifffahrt auf jenem Strome, sollen aber jetzt an Zahl sehr unbedeutend sein. Sie haben sich in der Gegend von Asuncion niedergelassen, wo sie zwar keinen Ackerbau treiben, aber mit Kähnen und mit dem Fischfang sehr geschickt umzugehen wissen; sie sind völlig frei, aber Verbündete der Weißen. Die Pampas- Indianer, der Name für mehrere Stämme, leben in den weiten Ebenen südöstlich von Buenos-Ayres; sie sind beritten und daher gefährliche Feinde. *) In den höchst trocknen Jahren 1830 bis 1832 schätzt man die Zahl der um- ekommenen Thiere auf nicht weniger als 1% bis 2 Millionen; solche Verheerungen ommcn jedoch glücklicher Weise nur selten vor.

6. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 496

1834 - Halle : Schwetschke
496 E. Ameri ka. der Bergwerksdistritte und andrer großen Städte aufhatten, zum Theil gerauft und zu einigem Ackerbau angelehrt worden; hin und wieder haben sie kleine Aldecn oder Dörfer gebildet, solche hei- ßen Indios mansos oder zahme. Die unendlich größere Zahl aber lebt noch völlig unabhängig, vorzüglich in den unzugänglichen Urwäldern der Küstengegenden, wo sie in vielen kleinen Stäm- men meist nur von der Jagd, dem Fischfänge, seltener von etwas selbst gepflanzter Maniokwurzel leben. Man bezeichnet sie mit dem allgemeinen Namen Tapuyos, Obgleich sie im Ganzen mit den Portugiesen im Frieden leben, so fallen doch häufig genug Räubereien und Mordthaten vor, so daß es an vielen Punkten der Küste, vorzüglich aber in den Wäldern nicht rathsam ist, an- ders als wohlbewaffnet und in gehöriger Zahl zu reisen. Die Waffen dieser Indianer bestehen meist aus schön gearbeiteten Bo- gen und sehr langen Pfeilen, womit sie sehr weit und sehr sicher schießen. Messer haben sie erst durch den Handel erhalten. Meh- rere dieser Stamme verzehren noch jetzt das Fleisch ihrer getödtc- ten Feinde, früher mögen sie es wohl alle gethan haben. Auch unter sich leben sie häufig in blutigen Fehden. Kleinere Zwistig- keiten werden durch eine Art von Zweikampf abgemacht, wobei sie sich mit langen Stangen schlagen, während die Weiber der Kämpfenden sich ebenfalls mit Nägeln und Zähnen bekriegen. Alle diese Wilden sind meistens von kleiner aber gedrungener Sta- tur; Hände und Füße sind schwächer als bei dem Europäer, das Haar ist durchaus lang, stark, schwarz und schlicht, der Bart ist meist nur schwach. Alle sind gefräßig wie die Thiere, haben keinen andern Gedanken, als wie sie sich Lebensmittel verschaffen können; sind treffliche gewandte Jäger, und können, wenn es Noth thut, lange hungern. Fast alle Versuche, sowohl an der Küste als im Innern, sie durch Missionare zu civilisiren, haben nur einen äußerst dürftigen Erfolg gehabt. Die Stämme an der Küste sind uns in der neuesten Zeit am besten bekanntgeworden; es sind vorzüglich die der Puris, der Patachos, der Kamakans und der Botocuden. Letztere sind die zahlreichsten, die am besten und kräftigsten gebauten, aber auch die wildesten von allen. Sie sind noch fast alle Anthropophagen und zeichnen sich vor allen übri- gen Stämmen durch die entstellende Zierde der Unterlippe und der Ohrlappen aus. Diese werden nemlich schon in der frühem Jugend durchbohrt und nach und nach immer größere Pflöcke eines leichten Holzes in die Löcher gezwängt, so daß einige in der Unter- lippe Pflöcke von 4*/2 Zoll Durchmesser tragen, wodurch die un- tern Vorderzähne meist ganz verdrängt werden und ausfallen. Von diesen Pflöcken, botoque, haben sie auch ihren Namen erhalten. Bis 1808 seufzte Brasilien unter einem Joche, wie kaum irgend eine andre europäische Colonie in Amerika. Don Pedro * * Alva-

7. Lesebuch der Erdkunde - S. 814

1884 - Calw [u. a.] : Verl. der Vereinsbuchh.
814 Südamerika. reiche Singvögel, in den Pampas und Patagonien die Rhea-Strauße), auch in der Menge und Größe der Reptilien, wie Kaimans, Schildkröten, Land- und Wasserschlangen, Frösche, und in einer Unzahl von Fischen (allein im Amazonas 2000 Arten). § 638. In den Besitz von Südamerika haben sich zwei europäische Nationen beinahe völlig geteilt: die Spanier im N. und W., die Portugiesen im O. (Brasilien). Sie haben hier wie in Westindien Neger als Sklaven eingeführt, doch haben nun alle Staaten dieses Fluches sich entledigt; Brasilien, das die meisten besitzt, wird im I. 1900 nur freie Schwarze haben. Die große Masse aber der 28—29 Mill. E. von Südamerika besteht aus Mischlingen (S. 758). Nach einer neueren Schätzung wären anzunehmen: ö1/? Mill. Weiße, Sll2 Mill, Amerikaner (Indianer), 8^ Mill. Mischlinge aus Weißen und Amerikanern, 10 Mill. Neger, Mulatten u. s. w. Die Urbevölkerung, von derselben Rasse wie im Norden, ist hier in größerer Zahl vorhanden, und scheint, obgleich teilweise tiefer stehend, doch lebens- kräftiger. Freilich haben die Weißen sich hier in sehr geringer Anzahl eingefunden, und die Einwanderung aus Europa ist noch in ihren Anfängen, obgleich Boden und Klima der gemäßigten Erdstriche günstiger sind als in Nordamerika. Gibt es doch im Innern Brasiliens Stämme, zu denen bis in unsere Tage kein Europäer gedrungen war, die nicht einmal den Gebrauch des Eisens kannten. Andererseits haben sich die Pampasindianer und Patagouier, sowie die Feuerlünder ihre Selbständigkeit be- hauptet. Sodann sahen es die Spanier, verschieden von den energischen Sachsen, mehr auf Dieustbarmachuug der Indianer als auf Alleinbesitz des Bodens ab, be- drückten sie also mehr, ohne sie zu verdrängen, während andrerseits die Missionen hier größere Massen von Indianern vereinigten, als je im Norden. Immerhin sind unabsehbare Ländereien noch menschenleer. Deuuoch hat sich hier begeben, was in Nordamerika unerhört ist, daß auch Weiße, wie in Paraguay, einer Jndianersprache sich bedienen, und eine solche, das Guarani, weithin Verkehrssprache geworden ist. Ein großer Teil der Indianer bewohnt die weiten Waldungen. Da schweifen sie, in viele Stämme mit eigenen Sprachen zerteilt, auf Jagd und Fischfang umher, bringen aber ihr meistes Lebeu in Unthätigkeit und dumpfem Hinbrüten zu. Das Klima entledigt sie der Sorge sür Wohuuug und Kleidung; gegen die Ungeheuern Regenstürze schützt sie das dichte Blätterdach des Urwalds, Nahrung finden sie genugsam in dessen Früchten und Wurzeln, sowie in der zahlreichen Tierwelt, nnter der sie mit Giftpfeilen, oder mit Giftbolzen ans Blasrohren das Wild ihrer Wahl erlegen. Katholische Mis- sionare haben unter manchen dieser Völker lange gewirkt; namentlich haben Jesuiten mit Aufopferung und Hingebung unter den roten Stämmen Brasiliens ?c. gearbeitet; aber nach- dem der Orden aufgehoben worden, sind Kapellen und Bekehrungen meist wieder dem Urwalde anheimgefallen. Haben sie da und dort die Eingebornen an Ansäßigkeit gewöhnt, so nahmen sie ihnen doch den Rest von Energie durch die Vernichtung jeder selbständigen Lebensregung; man hat sie mehr abgerichtet als bekehrt. Weniger noch vermögen die Städte der Europäer an den Küsten und Strömen über den Indianer, außer daß sie ihn zum Trunk verleiten. Er bleibt in feinem Walde, pflanzt seinen Manioc, macht sich seine Pseile zurecht und jagt sein Wild, entzieht sich aber allem Verkehr. Auch uuter sich leben sie ziemlich ungesellig, außer es würde sie der dumpfe Ruf der Holzpauke aus den Wäldern zu einem Krieg aufjagen, den sie dann mit abscheulichen Festgelagen, wozu sie berauschende Getränke brauen, und mit furchtbaren Tänzen eröffnen und beschließen. Traurig eintönige Lieder, die sie mit den schwermütigen Tönen der Schilfflöte (Tain a) begleiten, ergreifen jedes Jndianerohr mit Zaubergewalt. Daß sie ein menschliches Herz haben, das für Liebe empfänglich ist, hat die evangelische Mission in Guayana gezeigt. — Doch haben ans dem Rücken der Anden, auf jenen kühlern freien Höhen, im Ange- gefichte der schneebedeckten Hochgebirge, lange vor der spanischen Eroberung indianische

8. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 426

1869 - Braunschweig : Schwetschke
426 E. Amerika. ausgeartet sind; und in die der Amerikaner oder aller wilden Indianer- Stämme der neuen Welt; beide zerfallen wieder in verschiedene Gruppen und die letzteren namentlich in eine große Menge von Stämmen. Diese, gewöhnlich Indianer genannt, bilden bei aller klimatischen Verschiedenheit doch auffallend nur ein und dieselbe Menschenart. Der Indianer ist meist von kräftiger, oft, wie die Patagonen, selbst von hoher Statur. Die Haut- farbe ist bei allen zimmtbraun oder lohfarben, wie Eisenrost oder ange- laufenes Kupfer, der Kopf etwas eckig mit stark hervortretenden Augenknochen, das Gesicht nicht sehr platt, doch die Nase stumpf, die Stirn kurz, die Lippen etwas ausgeworfen und die Augen etwa schief gespalten. Das Haar ist schlicht und schwarz und der Bart dünn. Gesunden Verstand, sogar Scharfsinn, kann man ihnen nicht absprechen; bei den nördlichen Indianern zeigt sich eine unglaubliche Schärfe der Sinne, eine unbegrenzte Freiheitsliebe, Verachtung des Todes, übermenschliche Ertragung der fürchterlichsten Dualen ohne einen Laut der Klage. Grausamkeit scheint ein Hauptzug ihres Charakters. So lange sie Hunger und Entbehrung ertragen können, so unglaublich schwelgerisch und unbekümmert um die Zukunft sind sie im Ueberfluß. Zur Zeit der Ent- deckung gab es nur zwei etwas civilisirte Volksstämme in Amerika, die Mepicaner und die Peruaner. Alle übrigen lebten wie noch jetzt in un- zählige kleine, unter einander feindselige Stämme gespalten, von der Jagd, dem Fischfänge und von dem, was die Natur ihnen von selbst darbot; schwerlich möchte daher die damalige Bevölkerung Amerikas der jetzigen gleich- gekommen sein, welche man (mit den Mestizen) auf k 3 % Millionen anschlägt, nämlich gegen 2 Mill. in Nord-, 5 Mill. in Mittel- und 6% Mill. in Süd-Amerika. Die Zahl der Indianer hat indeß, namentlich in Nord- Amerika, unglaublich abgenommen, besonders auch durch die Blattern, welche 1838 ganze Stäinme hinweggerafft haben, und es ist möglich, daß nach wenig mehr als einem Jahrhundert sich kaum noch Spuren derselben zeigen. Merkwürdig ist, daß von den unzähligen Stämmen der Indianer fast jeder eine eigene Sprache redet, die wahrscheinlich jedoch nur Dialekte eines Stammes sind. Außer bei den Peruanern und Mexicanern, wo sich schon ausgebildetere, aber höchst grausame Religionsbegriffe fanden, hatten und haben noch jetzt die eigentlich wilden Jndianerstämme eine höchst einfache, bei den nördlichen Indianern sogar nicht unwürdige Vorstellung eines höch- sten Wesens. In den spanischen Besitzungen sind fast alle Indianer zum Christenthum bekehrt, weniger im portugiesischen und fast gar nicht in Nord-Amerika. Die Zahl der untergegangenen Indianer ist überreich durch Fremdlinge ersetzt worden. Dies sind Europäer von allen Nationen, vor- züglich Spanier, Portugiesen und Briten, dann Niederländer, Deutsche, Franzosen, Italiener, Schweden rc.; im nordwestlichen Amerika sind noch Russen hinzugekommen, doch dürsten diese nach der Abtretung der russischen Besitzungen an die Vereinigten Staaten sich zum großen Theil wieder zu- rückziehen. — In ganz Amerika unterscheidet man weiße und farbige Men- schen: die ersteren, wenn sie geborene Europäer, heißen in ganz Süd-Amerika Chapetons (tschapetons); die in Amerika geborenen Nachkommen spani- scher, portugiesischer oder französischer Colonisten Kreolen; die Mischlinge der Europäer und Indianer Mestizen; die der Europäer und Neger Mulatten; die der Neger und Indianer Zambos, doch giebt es noch

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 328

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
328 61. Die Indianer in Nordamerika. Schon vor seiner Entdeckung war Amerika von verschiedenen Völkerschaften bewohnt, die in seinen Ebenen und Wildnissen nach ihren Natursitten lebten.' Von den Weißen sind sie aber mehr und mehr ihrer östlichen Wohnsitze beraubt und immer weiter und weiter nach Westen zurückgedrängt worden. Auch haben die Blattern und der Branntwein die einst zahlreichen Stämme bedeutend vermindert und manche sogar ausgerottet. Noch mögen etwa 600,000 Indianer im Gebiete der nordamerikanischen Freistaaten leben. Im Westen von Arkansas, im soge- nannten Jndianergebiete, haben sich viele als Ackerbauer angesiedelt, andere leben noch als Jägervölker in den Ebenen zwischen dem Mississippi und dem Felsen- gebirge. Hier durchstreifen sie die Prairien, mit Jagd und Krieg sich beschäfti- gend. Wie sie sich durch einen kräftigen, gedrungenen Körperbau auszeichnen, ist auch die Ausbildung ihres Körpers durch Schwimmen, Laufen, Klettern, Sprin- gen bei ihnen die Hauptsache. Dazu werden sie an Schärfe der Sinne wohl von keiner andern Völkerschaft übertroffen. Mit Falkenangen wissen sie die Thier- fährten und die Fußtritte ihrer Freunde von denen ihrer Feinde genau zu unter- scheiden. Die meisten sind vortreffliche Reiter, und tollkühn erjagen sie sich in den Grasebenen ihr Hauptnahrungsmittel, den Büffel. Den Feind greifen sie nur an, wenn sie ihm überlegen sind, am liebsten des Nachts oder aus einem ver- steckten Hinterhalte. Das langgewachsene Haupthaar salben sie mit Fett und schmücken es mit Federn und anderem Zierrath, das Barthaar wird aber sorgfältig ausgezupft. Bei allen Stämmen ist immer noch das Tättowieren Sitte, obgleich das Einpunktieren und Einstechen von Figuren in die Haut mit großen Schmerzen verbunden ist. Außerdem wird der Körper auch noch mit allerlei Figuren bemalt und mit man- cherlei Schmuck behängt. Die Kleidung besteht meist aus einem Ueberwurfe von Hirsch- oder Schaffell, das kunstvoll mit Glasperlen und Hermelin besetzt ist. Die enganschließenden, hirschledernen Beinkleider sind an den Nähten mit Stachel- schweinkielen verziert. Ueber der einen Schulter hängt die Haut eines Büffels, auf welcher die ruhmvollen Thaten des Besitzers dargestellt sind. Häufig kaufen sich jetzt die Indianer auch bunte Decken von den Weißen, mit denen sie Kopf und Schultern bedecken. Bei einem Kriegszuge suchen sie sich durch Bemalung, durch Hörner und Schwänze, die sie überall anbringen, ein fürchterliches Ansehen zu geben. Der Ban ihrer Hütte ist fast bei jedem Stamme ein anderer. Auf dem hart- getretenen Fußboden werden Pfähle eingeschlagen und an der Außenseite mit einer Erdwand umgeben. Auf diese Pfähle befestigt man andere, die sich nach der Mitte hinneigen und ein spitzgehendes Dach bilden, das mit Weidenruthen und daraus mit Erde belegt wird. Andere überspannen das Stangengerüst auch mit Büffelhäuten. In der Mitte befindet sich der Feuerherd, über welchem der Kessel mit Büffelfleisch hängt und von dem der Rauch durch ein oben angebrachtes Loch zieht. Um die Wände herum laufen die aus Büffelhäuten bestehenden Betten, und an einem Pfahle daneben hängen Kleider, Waffen, Tabacksbeutel und andere Bedürfnisse des Indianers. Gewöhnlich sind die Hütten eines Jndianerdorfes rings um eine größere Hütte, den Tempel, erbaut. Für das ganze Hauswesen, Ausbau der Hütten, Fertigung der Kleidnngsstiickc und Jagdgeräthschaften hat die Frau zu sorgen, während der Mann, wenn er nicht auf Jagd und Krieg ausge- zogen ist, wie einst die alten Deutschen, ruhig auf seiner Bärenhaut liegt. Geht es in den Krieg, der häufig unter den nmherstreifenden Stämmen ans- bricht, dann blitzt Wuth und Feuer ans ihren Augen. Bewaffnet mit Lanze, Bo- gen und Pfeil, mit Keulen und Messern stürzen sie unter entsetzlichem Schreien wild auf einander, bis die eine Partei den Rückzug antritt. Die Pfeile sind ver- giftet und mit Widerhaken versehen. In neuerer Zeit bedienen sie sich auch der Flinte. Die getödteten oder gefangenen Feinde werden skalpiert, d. h. man zieht ihnen die Kopfhaut ab, um sie als Siegeszeichen aufzubewahren. Dann feiert man den Sieg unter Tänzen und Lustbarkeiten, die man durch grausame Martern

10. Bd. 3 - S. 79

1838 - Eisleben : Reichardt
Indianer-Länder. 79 ges Leben. Freilich sprechen sich diese Begriffe bei dem einen Volke anders, als bei dem andern aus; manche haben Priester, Zauberer, andere nicht, allen aber schwebt die Idee von einem oder mehreren höch- sten unsichtbaren' Wesen, von Geistern, von einem Daseyn nach dem Tode vor. Wie gering auch die Zahl aller Indianer im Verhältniß zur Gesammtbevölkerung erscheinen mag, so bestehen sie doch, nach der außerordentlichen Mannigfaltigkeit ihrer Sprachen und Mundarten zu urtheilen, aus einer so großen Menge von Stammen und Völker- schaften, daß sich die Zahl derselben, nach der von Adelung gegebe- nen Übersicht, auf nicht weniger als 820 belauft. Unter den Sprachen derselben zahlt man an 50 Hauptsprachen, die zum Theil ausjeroc- dentlich von einander abweichen. Doch sind die meisten Stamme nur schwach, viele schon ausgestorben oder doch dem Aussterben nahe, wozu vorzüglich der häufige Genuß des Branntweins beiträgt, womit sie von den Europäern versehen werden und bei deren Gebrauch sie sich nicht mäßigen können. Die Indianer dieser Länder scheinen vorzüglich zu 2 großen Volks- zweigen zu gehören, die zwei ganz verschiedene Sprachen reden, nämlich zu den Schepewyans oder Chepewyans und Knistinoer oder Knistineaux. Die Schepewyans, die sich selbst Dinnehs nen- nen, bewohnen den nördlichen Theil und sind von einem nichts weniger als einnehmenden Äußern. Wie alle Indianer können sie ungeheure Quantitäten von Speise und Trank zu sich nehmen, aber auch lange- fasten und hungern. Tabak und Branntwein erhalten sie von den Europäern; sie berauschen sich gern und überlassen sich dann furchtba- ren Ausschweifungen. Sie leben von der Jagd, auch von dem Fisch- fang. Gewöhnlich wird das Fleisch für den Winter und als Vorrath auf Reisen entweder an der Sonne getrocknet und in lange Streifen zerschnitten oder in der Form des Pemmikan aufbewahrt, von wel- chem auch die Europäer Vorräthe einsammeln. Dieses letztere besteht aus Büffel-, Rennthier- oder anderm eßbaren Fleische, welches zuerst am Feuer oder an d>?r Sonne getrocknet, dann auf einem Felle aus- gebreitet und mit Steinen klein gestoßen wird. In diesem Zustande bringen es die Indianer nach den Forts der Europäer, wo man es sorgfältig von den beigemischten Haaren reinigt und osingefähc ein Drittel geschmolzenes Fett darunter mischt. Alles zusammen wird hierauf in große ledertie Säcke gestampft, deren einer an 85 Pfund fassen kann, und dann an luftigen und trockenen Plätzen zum Abküh- len hingestellt. Dieses Pemmikan, dessen sich vornehmlich die Britti- schen und Canadsschen Pelzhändler auf den Reifen in diesen Gegenden bedienen, hält sich, werm man es vor Nässe und Feuchtigkeit bewahrt, ein auch wohl 2 Jahre. Der Gemüthsart nach sind die Schepewyans zurückhaltend, ernst- haft und äußerst habsüchtig, indem sie den Fremden alles, was sie bei

11. Bd. 3 - S. 389

1838 - Eisleben : Reichardt
V 389 (- Uruguay. steten, als die zahlreichen Heere der Inkas und Montezumas. Aber durch die letzten kriegerischen Unternehmungen der Republikaner von Uruguay gegen sie sind sie fast gänzlich aufgerieben, so daß die Re- publik jetzt vor jedem Einfalle der Indianer gesichert ist. Bier Indi- viduen, drei Männer und eine Frau, die in Gefangenschaft geriethen, hat man 1832 nach Paris geschickt, wo man sie dem Publikum zeigte. Sie sind von mittlerer Größe, untersetztem, gedrungenem, ziemlich kräftigem Körperbau. Die Farbe ihrer Haut ist mehr kasta- nienbraun als kupferrot!) ; sie haben nur dünne Haare am Barte, ein breites Gesicht und stark hervorragende Backenknochen. Die Gewohn- heit, nackt und allen Wechseln der Witterung ausgesetzt zu leben, härtet die Haut ab. und macht die Charrúas, wie die andern Wilden gegen Kalte und andere Einflüsse der Atmosphäre unempfindlich, daß selbst die Weiber sich Einschnitte in die Haut der Arme machen und Stücke davon wegschneiden, entweder als Zeichen der Trauer, oder um sich zu tättowiren und zu verschönern. Die Weiber tragen auch längs der Nase und der Stirn 3 blaue Streifen, die man ihnen zur Zeit, wo sie mannbar werden, in die Haut einsticht. Die Charrúas sind sehr gefräßig; sie verzehren zu 4 Personen täglich 10 Pfund halb gebra- tenes Fleisch und noch mehr, ohne Salz, ohne Brod, ohne Gemüse, die sie nicht gern essen. Bei dieser außerordentlichen Gefräßigkeit aber können sie im Nothfälle 4 Tage lang fasten, wenn es ihnen in ihren Wildnissen an Jagdbeute fehlt. Ihre Zähne sind sehr weiß und ver- derben nie, ihre Haare bleichen selbst im hohen Alter nicht, ihr Auge ist scharf und ihr Gehör sehr fein. Sie besitzen große Geschicklichkeit in der Jagd und verstehen es vortrefflich, wilde Pferde zu bändigen und die wüthendsten Stiere mittelst des Lassos, dessen Führung die Gauchos von den Wilden erlernt haben, einzufangen. Der Stamm der Charrúas hatte sich schon früher furchtbar ge- macht; später vereinigten sie sich mit den Mi nu anas, einem an- dern Volksstamme Uruguays, der in Wildheit und unversöhnlichem Hasse gegen die Spanier, mit ihnen wetteiferte. Diese Wilden konn- ten nie bezwungen werden; starrsinnig verwarfen sie seit 2 Jahrhun- derten schon, in einem fortwährenden Kampfe mit Feuer und Schwert, jeden Friedensantrag. Sie führen den Krieg durch Überfälle und Hinterhalt, oder stürzen sich, mit der Lanze in der Faust, mit wildem Muthe auf die dichten Schlachthaufen ihrer Feinde, gleich den Jaguars ihrer Wälder. Sie waschen sich niemals und gehören überhaupt zu den rohesten aller Amerikanischen Wilden. Die Kaziken oder Häupt- linge haben außer dem Kriege keine weitere Gewalt über sie; Gesetze, Religion sind ihnen gänzlich unbekannt. Sie leben umherschweifend, nehmen das nächste beste Weib, das ihnen gefällt, und die Weiber verweigern selbst den Häßlichen und Alten ihre Gunst nicht, wenn sie darum angegangen werden; doch leben sie gern mit einem Manne, dem sie den Vorzug schenken, können ihn aber für einen jüngern,

12. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 342

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
342 die leichten Wagen der Amerikaner aus. Nachts erleuchtet Helles Gaslicht die Straßen. Die öffentlichen Gebäude sind geschmackvoll und größtentheils von Marmor und Quadern aufgeführt. Unter den mehr als 150 Kirchen sind manche schöner und prachtvoller, als die Kirchen in den größten Städten Deutschlands. Ein vorzügliches Bauwerk ist das große Armenhaus, in welchem jährlich über tausend Arme Aufnahme und Pflege finden. Das merkwürdigste Gebäude ist Föderal-Hall, wo 1780 Washington an der Spitze deö Kon- gresses die uordamerikanische Verfassung beschwor. Das Ralhhaus, aus weißem Marmor erbaut, übertrifft Königs - Paläste an Pracht und wird für das schönste Gebäude der ganzen Union gehalten. Nirgends fast, als in Neu-Jork, findet man eine so große Vertretung der verschie- densten Völkerstämme. Da sieht man den kupferfarbigen Indianer, den stolzen Eingebornen des Landes, in seiner eigenthümlichen Tracht einherschreiten. Obgleich er die weißen Män- ner haßt, die ihn aus seinen Jagdgründcn vertrieben, den Urwald gelichtet, daö Wild gc- tödtet und auf seinem Grund und Boden sich angesiedelt haben, so kommt er doch zu ihnen, um seine Jagdbeute an Fellen ihnen zu verkaufen. Da sicht man ferner den Janker, den echten Amerikaner, mit geschäftiger Eile durch die Straßen wandern. Nur Geld und Ge- winn treibt ihn, und auf seinen stark ausgeprägten Zügen ruht bloß der Ausdruck kauf- männischer Gewinnsucht. Da sieht man die Vertreter fremder Nationen, den stolzen Eng- länder mit röthlichem Haar und scharf gebogener Nase, den schwarzäugigen Italiener, den beweglichen Franzosen, den sonnverbrannten Spanier,- den schlauen Iren, den gemüthlichen Deutschen, im blauen Kittel und mit dem Wandcrstabe in der Hand. Dazwischen gewahrt man überall die Lieger, deren Vorfahren einst aus dem heißen Afrika als Sklaven hier- her geschleppt worden sind. Jetzt hat die Sklaverei zwar aufgehört, aber jene Unglücklichen werden von den Amerikanern mit grenzenloser Verachtung behandelt. Unglaublich schnell ist Neu-Jork in Folge seiner günstigen Lage zum ersten Handels- platz der Neuen Welt emporgeblüht. Im Jahre 1700 hatte die Stadt 4500, im Jahre 1800 schon gegen 60,000, und jetzt zählt sie fast eine Million Einwohner. 77. Die Indianer in Nordamerika. Schon vor seiner Entdeckung war Amerika von verschiedenen Völkerschaften bewohnt, die in seinen Ebenen und Wildnissen nach ihren Natursitten lebten. Von den Weißen sind sie aber mehr und mehr ihrer östlichen Wohnsitze beraubt und immer weiter und weiter nach Westen zurückgedrängt worden. Auch haben die Blattern und der Branntwein die einst zahlreichen Stämme bedeutend vermindert und manche sogar ausgerottet. Noch mögen etwa 600,000 Indianer im Gebiete der nordamerikanischen Freistaaten leben. Im Westen von Arkansas, im sogenannten Jndianergebiete, haben sich viele als Ackerbauer angesiedelt, andere leben noch als Jägcrvölker in den Ebenen zwischen dem Mississippi und dem Fel- sengebirge. Hier durchstreifen sie die Prairien, mit Jagd und Krieg sich beschäftigend. Wie sie sich durch einen kräftigen, gedrungenen Körperbau auszeichnen, ist auch die Ausbildung ihres Körpers durch Schwimmen, Laufen, Klettern, Springen bei ihnen die Hauptsache. Dazu werden sie an Schärfe der Sinne wohl von keiner andern Völkerschaft übertroffen. Mit Falkenaugen wissen sie die Thierfährten und die Fußtritte ihrer Freunde von denen ihrer Feinde genau zu unterscheiden. Die meisten sind vortreffliche Reiter, und tollkühn erjagen sie sich in den Grasebenen ihr Hauptnahrungsmittel, den Büffel. Den Feind grei- fen sie nur an, wenn sie ihm überlegen sind, am liebsten des Nachts oder ans einem ver- steckten Hinterhalte. Das langgewachsene Haupthaar salben sie mit Fett und schmücken es mit Federn und anderem Zierrath, das Barthaar wird aber sorgfältig ausgezupft. Bei allen Stämmen

13. Asien, Afrika, Amerika und Australien - S. 219

1830 - Hannover : Hahn
219 §. 8o. Columbien. oder Niguas, eine Art Flöhe, welche häufig unter die Haut der Finger und die Fußsohlen kriecht, dort ihre Eier legt und ein unerträglich juk- kendes Geschwür verursacht, welches, wenn das Thier nicht bald her- ausgebracht wird, aufbricht und ein Gewimmel von Tschicken zeigt, die sich dann nach allen Selten unter der Haut verbreiten. An der N. Küste und bei Panamá wurden sonst auch perlenmuschelu gefangen; dies hat man aufgegeben. Auf den höchsten Gebirgen lebt der gewaltige Londor und in den Ebenen irren Tausende von verwilderten Pferden Rindern und Eseln umher. An Metallen haben die Gebirge Ueber- fluß, aber weder Gold- noch Silberbergwerkc werden ordentlich betrie- den; dagegen wascht man aus manchen Flüssen oder findet im Sande eine große Menge Gold; vorzüglich reich darin ist eine der westlichen Provinzen, Lhocä (Tschocko), wo man ganze Goldstücke findet und wo allein Platina gewonnen wird; aber gerade hier herrscht die meiste Hungersnoth, weil der so fruchtbare Boden gar nicht angebauet wird, und überhaupt das schon seit 5oo Jahren von den Spaniern besessene und bewohnte Land noch immer ein dicker Wald ist. Mehl wird aus den Vereinigten Staaten hergebracht und der tägliche Unterhalt eines Tagelöhners kommt auf 2 Rthlr. zu stehen- Rupfer und Blei ist reich- lich vorhanden, wird aber auch wenig gewonnen. Auch Edelsteine fin- den sich, und unter diesen vorzüglich schöne Smaragde und kleine Dia- manten. Die E. sind Spanier, Indianer, Neger, Mulatten und Mestizen. Die Indianer sind in unzählige Stamme getheilt, von denen einige durch Missionairs mit dem Christenthum bekannt gemacht sind, in Städten und Dörfern wohnen und Ackerbau treiben. Ihre Farbe ist vom dunkelsten Kupferbraun bis zur Europäischen Weiße verschieden; sie sind kraftvoll, unempfindlich gegen Schmerzen und manche Völkerschaf- ten ausgezeichnet schön gebauet, aber unfähig lange Anstrengungen zu ertragen, die rohesten in den Wäldern und Wildnissen sind stunipfsin- nig, gleichgültig gegen alle Reize, arbeitsscheu und unmäßig in Essen und Trinken, wohl gar noch Menschenfresser. Die freien Indianern stehen unter Oberhäuptern, Razikcn, und leben im beständigen Kampfe unter einander, oder mit den Spaniern. Sie gehen ganz nackt; nur ein Gürtel deckt die Mitte des Leibes; als Schmuck tragen sie im Na- senknvrpel goldene Ringe, Hals- und Armbänder von Glasperlen, Zähne und Muscheln; die Haut bemalen sie mit bunten Vögelgestaltcn, oder tattowircn farbige Figuren hinein. Ihre Wohnungen, die aus Pfählen und Flechtwerk mit Lehm bestrichen gemacht sind, schlagen sie bald hier, bald dort auf. Jedes Dorf hat aber ein großes Haus, gleichsam das Kastell, aus welchem sie durch Schißscharten auf den Feind schießen und in welchem sie die eingeerndteten Früchte, Mais, Z)ams, Maniok aufbe- wahren. Sie lieben den Trunk ungemein und haben zwei Arten berau- schender Getränke, aus Mais und dem Safte einer Art Platane, die auf die eckelhafteste Art zubereitet werden. Der Mais wird nämlich von s

14. Bd. 3 - S. 78

1838 - Eisleben : Reichardt
78 Amerika. sich doch im Kriege und auf der Jagd den größten Anstrengungen und können die größten Entbehrungen, Kalte und Hunger ertragen. Ihr Muth kommt ihrer Starke, ihrer Behendigkeit gleich, und sie zeigen dabei eine große Gleichgültigkeit gegen das Leben; der größte Schmerz ist nicht vermögend, ihnen ein Äch und Weh abzuzwingen, und scher- zend und höhnend bis zum letzten Athemzuge geben sie ihren Körper den unmenschlichen Grausamkeiten ihrer Feinde bloß. Viele Indianer pflegen bei ähren Kriegen die todten oder verwundeten Feinde zu skal- pi re n, îw h. man, macht einen Schnitt in die Haut des Schädels, quer durch die Stirn, hinter den Ohren und über den Nacken weg, faßt dann die Haare mit der Hand zusammen und zieht die ganze Schädelhaut ab. Je mehr solche Skalps oder Schädelhäute ein Krie- ger aufzuweisen hat, desto größer ist der Ruhm seiner Tapferkeit. Er befestigt sie an seiner Kriegskleidung und tragt sie so als Zeugen sei- ner Waffenthaten zur Schau. Der unerschütterliche Muth, den sie selbst unter den grausamsten Qualen zeigen, scheint nur das Resultat eines hohen Grades physischer Unempfindlichkeit zu seyn. Bei aller Grausamkeit jedoch, die sie in ihren Kriegen beweisen, sind sie übri- gens sanft und umgänglich, ungemein gastfreundlich und mildthätig gegen die Hinterlassenen ihrer Verwandten, äußerst mäßig, wenn es seyn muß, aber auch wieder übermäßige Schwelger, wenn sie Über- fluß haben; denn für die Zukunft leben sie höchst unbesorgt, so daß sie häufig aus bloßem Mangel an Vorsicht in Gefahr gerathen, Hun- gers zu sterben. Ein Theil der Indianer hat in frühern Jahrhunderten einen nicht unbedeutenden Grad von Bildung besessen, ist aber, seitdem er von den Europäern unterjocht worden, wieder verwildert, ein Theil der- selben hat sich mehr oder weniger der Kultur der Europäer genähert und mit der Unterwerfung unter deren Gesetze auch den christlichen Glauben angenommen. Der größte Theil derselben lebt aber in seiner ursprünglichen Wildheit fort und sucht vorzüglich durch Jagd sich sei- nen Unterhalt zu verschaffen. In der Regel berrscht bei den frei ge- bliebenen Indianern völlige Freiheit und Gleichheit ohne regelmäßige Oberhäupter; doch wenn sie in Krieg ziehen o^>er auf Handelsunter- nehmungen ausgehen, wählen sie den tapfersten Krieger, den muthig- sten Anführer zum Anführer, dem sie, so lange der Krieg dauert, un- bedingt gehorchen, und der auch im Frieden ihr Haupt bleibt und den Namen Kazike führt. Er muß aber für seinen Unterhalt selbst sor- gen, wird von seinem Stamme edwählt, darf durchaus kein Fremder seyn und hat wiederum seine Räthö, die aus den wohlhabendsten oder erfahrensten Hausvätern ausgesucht werden. Fast alle Indianer, er- kennen ein höchstes Wesen an, dem sie auch oft einen bösen Gott zur Seite geben, dem sie die Macht zugestehen, ihnen zu schaden und den zu verehren die Furcht treibt; sie haben zum Theil Erde und Himmel mit Untergöttern und Geistern bevölkert und glauben an ein zukünsti-

15. Russisches Reich, Krakau, Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 510

1834 - Halle : Schwetschke
510 E. Amerika. 1000 Seelen stark, haben sie sich in der Gegend von Assuncion nie- dergelassen, wo sie zwar keinen Ackerbau treiben, aber mit Käh- nen und mit dem Fischfänge sehr geschickt umzugehen wissen; sie sind völlig frei, aber Verbündete der Weißen. Die Pampas- Indianer leben in den weiten Ebenen (Pampas) südlich von Bue- nos Ayres; sie sind beritten und daher gefährliche Feinde. Sie leben zwar von der Jagd und wissen sich dabei der Vola sehr gut zu bedienen, handelnaberauch mit Rindvieh. Sie werden auch wohl Puelches genannt, und sind höchstens noch 400krieger stark. Die Charrúas, jetzt am östlichen Ufer des Uruguay, waren bei der Entdeckung und sind noch gefährlichefeinde der Wei- ßen. Sie leben vom wilden Rindvieh, gehen fast durchaus nackt und hassen jede Art von Civilisation; sie sind beritten und zählen etwa 400 Krieger. Am zahlreichsten sind die Indianer in der Pro- vinz Chaco oder den großen Ebenen westlich vom Paraguay zwi- schen 200 und 30°. Hier hausen unter andern die Guanas, sie mögen an 8000 Seelen zählen, sind friedlich, treiben etwas Ackerbau und Viehzucht, und haben sich freiwillig den kriegerischen Mbayas unterworfen, welche 4 — 5000 Seelen stark, beritten sind, mit allen übrigen Indianern in Fehde leben und viele Skla- ven halten. Die Machicuys, ebendaselbst, sind ebenfalls beritten, leben von der Jagd und etwas Ackerbau, und zählen an 1200krie- ger. Die Mocobys, ebendaselbst, leben blos von der Jagd und ihren Rinder- und Schaafheerden; sie sind beritten und sollen an 2000 Krieger stellen können. Die Abiponen waren einst ein mächtiges und berühmtes Volk in Chaco, jetzt aber sind sie von den Mocobys vertrieben, im O. des Paranä ansässig geworden; sie sind wenig zahlreich, behaupten aber noch ihre Freiheit. In den nörd- licheren Gegenden Hausen die Chiquitos und andre wenig be- kannte Stämme. Die Mündung des Rio de la Plata ward zuerst von Diaz de Solls 1515 entdeckt, welcher bei dem Versuch der Besitznahme des Landes von den Wilden erschlagen ward. Erst 1526 errichtete Cabot ein Fort in dieser Gegend, es mußte aber wegen der Angriffe der Wilden wieder aufgegeben werden, und die Spanier ließen sich bei Assuncion, wo die Wilden weniger feindselig sich zeigten, nie- der; erst 1581 kehrten sie an die Mündung des Flusses zurück und legten Buenos Ayres an. Von der Zeit an theilten diese Gegen- den das Schicksal der übrigen von den Spaniern in Amerika be- herrschten Länder, und ertrugen das unnatürliche Joch, welches ihnen auferlegt war und alle Entwickelung ihrer Kräfte lähmte, nur daß die Kreolen zu Buenos Ayres schon seit der Mitte des vo- rigen Jahrhunderts einen bittern Haß gegen die europäischen Spa- nier hegten. Ueberhaupt belebte ein kriegerischer Sinn die Ein- wohner jener Stadt, welchen sie rühmlich au den Tag legten, als sie 1806 und 1807 die englische Macht, welche sie überfallen und

16. Lehrbuch der allgemeinen Geographie - S. 282

1867 - Frankfurt a.M. : Jaeger
282 nach Amerika kamen, fanden sie nur 3 halbgebildete Nationen vor: 1) die Natchez am Mississippi; 2) die Azteken oder Mexikaner, und 3) die Inka in Peru. Sic trieben einen prunkhaften Götzendienst in riesenhaften Tempeln; die Azteken brachten auch Menschenopfer. Jetzt sind die Natchez ganz ver- schwunden; die andern Indianer aber leben unter der Herrschaft der Weißen nach deren Sitten, treiben Ackerbau und Gewerbe und heißen Indios reäu- cidos oder fideles; diejenigen, welche ihre Eigenthümlichkeiten beibehalten haben und die Oberherrschaft der Weißen anerkennen, werden Indios catequisa- dos, die, welche als Jäger, Fischer oder Krieger frei herumstreifen, Indios bravos genannt. Die Indianer leben in geringer Zahl bei einander. Da sie keine Heerden besitzen, keinen Ackerbau treiben und zur Trägheit hinneigen, so gehen sie, vom unerbittlichen Hunger getrieben, auf Beute aus. Durch das wilde Leben, die fortwährenden Fehden und blutigen Kämpfe sind sie grausam und rachsüchtig geworden. Die Meisten sind wahre Kannibalen, skalpiren ihre Feinde und martern die Gefangenen auf das Schauderhafteste. Die jungen Indianer werden in diesen Gräueln nicht nur thätig unterwiesen, sondern auch angehalten, selbst ohne ein Zeichen des Schmerzes die größten Peinigungen zu ertragen. Während die Männer feiern, müssen die Weiber arbeiten. Der kühnste Krieger wird ihr Führer. Ihre Kriegstänze sollen schaudererregend sein; andere Tänze, womit sie Feste oder einen Frieden feiern, während die Anführer die Friedenspfeife rauchen, sollen nett aussehen. Von den eingebornen Völkern Südamerikas wollen wir nur die bekann- teren anführen. 1) Die Pescherähs bewohnen das Feucrland, sind klein, kupferfarbig und bemalen das Gesicht mit Kohle. Ihr Körperbau ist merkwürdig. Während Brust und Schultern gut entwickelt sind, bleiben Arme und Beine dünn und hager; den Kniemuskeln fehlt die Kraft, und die Arme sind unverhältniß- mäßig lang. Kleine schwarze Augen, breite Nase, stark hervortretende Backen- knochen, sehr schöne Zähne, großer Mund, langes dünnes und schmutziges Haar sind die Merkmale des Kopfes. Ihre Hütten und Kähne zeugen von Einsicht und Kunstfertigkeit. Sie leben von Muscheln, Austern, Fischen und Seehunden. Sie Schwäche ihrer Beine rührt von ihrem beständigen Sitzen und Liegen her. 2) Die Patagonier sind öfter Gegenstand der Besprechung gewesen, weil seit Magelhaen ganz widersprechende Nachrichten von ihnen nach Europa drangen. Patagonien wird von verschiedenen Völkern bewohnt; die Tehuel- bets sind am zahlreichsten, und einige ihrer Stämme zeichnen sich allerdings durch ihre Größe aus. Daß alle Bewohner Patagoniens aber Riesen von 6 — 7' Höhe seien, ist ein Märchen. 3) Die Araukaner in Chile unter 38° und 39° S. Br. haben sich frei erhalten und standen lange iin Rufe, als ob sie eine höhere Bildung besäßen, wie ihre Nachbarn. Wahr ist es, daß sie Ackerbau treiben, bleibende Wohnsitze haben und festen staatlichen Einrichtungen anhangen. Ihre Art Krieg zu führen ist gefürchtet, weil sie vorzügliche Reiter sind und ihre 20' lange Lanze sehr geschickt führen. Sie werden als gastfrei und herzlich ^ ge- schildert. Die Frauen sind Sklavinnen der Männer und müssen arbeiten, während die Männer auf Jagd und Abenteuer ausziehen, Volksversammlungen besuchen oder auch träge im Schatten liegen und rauchen.

17. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 328

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
328 61. Die Indianer in Nordamerika. Schon vor seiner Entdeckung war Amerika von verschiedenen Völkerschaften bewohnt, die in seinen Ebenen und Wildnissen nach ihren Natursitten lebten. Von den.weißen sind sie aber mehr und mehr ihrer östlichen Wohnsitze beraubt und immer weiter und weiter nach Westen zurückgedrängt worden. Auch haben die Blattern und der Branntwein die einst zahlreichen Stämme bedeutend vermindert und manche sogar ausgerottet. Noch mögen etwa 600,000 Indianer im Gebiete der nordamerikanischen Freistaaten leben. Im Westen von^Arkansas, im soge- nannten Jndianergebiete, haben sich viele als Ackerbauer angesiedelt, andere leben noch als Jägervölker in den Ebenen zwischen dem Mississippi und dem Felsen- gebirge. Hierdurchstreifen sie die Prairien, mit Jagd und Krieg sich beschäfti- gend. Wie sie sich durch einen kräftigen, gedrungenen Körperbau auszeichnen, ist auch die Ausbildung ihres Körpers durch Schwimmen, Laufen, Klettern, Sprin- gen bei ihnen die Hauptsache. Dazu werden sie an Schärfe der Sinne wohl von keiner andern Völkerschaft übertroffen. Mit Falkenaugen wissen sie die Thier- sährten und die Fußtritte ihrer Freunde von denen ihrer Feinde genau zu unter- scheiden. Die meisten sind vortreffliche Reiter, und tollkühn erjagen sie sich in den Grasebenen ihr Hauptnahrungsmittel, den Büffel. Den Feind greifen sie nur an, wenn sie ihm überlegen sind, am liebsten des Nachts oder aus einem ver- steckten Hinterhalte. Das langgewachsene Haupthaar salben sie mit Fett lind schmücken es mit Federn und anderem Zierrath, das Barthaar wird aber sorgfältig ausgezupft. Bei allen Stämmen ist immer noch das Tättowieren Sitte, obgleich das Einpunktieren und Einstechen von Figuren in die Haut mit großen Schmerzen verbunden ist. Außerdem wird der Körper auch noch mit allerlei Figuren bemalt und mit man- cherlei Schmuck behängt. Die Kleidung besteht meist aus einem Ueberwurfe von Hirsch- oder Schaffell, das kunstvoll mit Glasperlen und Hermelin besetzt ist. Die enganschließenden, hirschledernen Beinkleider sind an den Nähten mit Stachel- schweinkielen verziert. Ueber der einen Schulter hängt die Haut eines Büffels, auf welcher die ruhmvollen Thaten des Besitzers dargestellt sind. Häufig kaufen sich jetzt die Indianer auch bunte Decken von den Weißen, mit denen sie Kopf und Schultern bedecken. Bei einem Kriegszuge suchen sie sich durch Bemalung, durch Hörner und Schwänze, die sie überall anbringen, ein fürchterliches Ansehen zu geben. Der Ban ihrer Hütte ist fast bei jedem Stamme ein anderer. Auf dem hart- getretenen Fußboden werden Pfähle eingeschlagen und an der Außenseite mit einer Erdwand umgeben. Auf diese Pfähle befestigt man andere, die sich nach der Mitte hinneigen und ein spitzgehendes Dach bilden, das mit Weidenruthen und darauf mit Erde belegt wird. Andere überspannen das Stangengerüst auch mit Büffelhäuten. In der Mitte befindet sich der Feuerherd, über welchem der Kessel mit Büffelfleisch hängt und von dem der Ranch durch ein oben angebrachtes Loch zieht. Um die Wände herum laufen die aus Büffelhäuten bestehenden Betten, und an einem Pfahle daneben hängen Kleider, Waffen, Tabacksbeutel und andere Bedürfnisse des Indianers. Gewöhnlich sind die Hütten eines Jndianerdorfes rings um eine größere Hütte, den Tempel, erbaut. Für das ganze Hauswesen, Aufbau der Hütten, Fertigung der Kleidungsstücke und Jagdgeräthschaften hat die Frau zu sorgen, während der Mann, wenn er nicht auf Jagd und Krieg ausge- zogen ist, wie einst die alten Deutschen, ruhig aus seiner Bärenhaut liegt. Geht es in den Krieg, der häufig unter den umherstreifenden Stämmen ans- bricht, dann blitzt Wuth und Feuer aus ihren Augen. Bewaffnet mit Lanze, Bo- gen und Pfeil, mit Keulen und Messern stürzen sie unter entsetzlichem Schreien wild auf einander, bis die eine Partei den Rückzug antritt. Die Pfeile sind ver- giftet und mit Widerhaken versehen. In neuerer Zeit bedienen sie sich auch der Flinte. Die getödteten oder gefangenen Feinde werden skalpiert, d. h. man zieht ihnen die Kopfhaut ab, um sie als Siegeszeichen aufzubewahren. Dann feiert man den Swf unter Tänzen, und Lustbarkeiten, die man durch grausame Martern

18. Entdeckungen und geographisch bedeutsame Unternehmungen nach Auffindung der Neuen Welt bis zur Gegenwart - S. 4

1900 - Leipzig : Spamer
4 Die Kolonisation der Staaten der Nordamerikanischen Union. Kultur, meist zu ihrem Nachteil, näher gerückt. Mit Ausnahme einzelner Reitervölker im Sw. sind sie in die Reservationen eingeschlossen, in denen sie der Jagd, dem Fischfang oder dem Ackerbau obliegen können, und deren Grenzen von ihnen wie von den Weißen respektiert werden sollen. Die größten dieser Reservationen liegen im Jndianerterritorium und in Dakota, wo das abgegrenzte Gebiet der Sioux 30600 Indianer umschließt; keine einzige befindet sich im O. des Mississippi, dort leben die Indianer zerstreut unter der weißen Bevölkerung. Diese Völker zer- fallen in die Kenai, welche im äußersten Nw. wohnen, die Athabasken, deren Gebiet sich von dem Ausfluß des Mackenzie bis zum 51.° n. Br. und vom Dukon bis an die Hudsonsbai erstreckt und zu denen die Chippeways, die Biber-, Hasen-, Kupferminen- und Bergindianer gehören, und mit denen im S. als versprengte Teile die Navajos und Apachen eng verwandt sind. Die Algongkin, die im W. zwischen dem Churchhill und dem südlichen Arme des Saskatchewan sitzen, im O. die Gebiete zwischen den Großen Seen und der Hudsonsbai und den größten Teil der Halbinsel Labrador einnehmen, und die Stämme der Crees (Knistino), Ojibway, Ottawas, Saulteux, Schwarzfüße und andre umfassen, die Irokesen, im Gebiete der Großen Seen, welche vorzüglich durch die Huronen repräsentiert werden, die Dakota oder Sioux am oberen Missouri und im So. bis an den Arkansas, zu denen auch die Krähen- indianer, Kansas, Osagen, Omahas und Iowas gehören, die Oregon- Indianer in Oregon und Washington und der Nordwestküste (Nutka, Koluschen u. a.); die Pawnies zwischen der oberen Platte, dem Arkansas und den Felsengebirgen mit den Kioway und die isolierten Völker von Kalifornien und den südwestlichen Ländern der Union, wie die Schoschoni, Utah, Auma, Comanchen, von denen mehrere Stämme eine sprachliche Ver- Wandtschaft mit den Indianern Mexikos zeigen. Die Söhne des Waldes oder der Prärie sind freie Männer, geborene Krieger, ihre Frauen nicht viel mehr als Sklavinnen. Sie halten es allein für ihrer würdig, sich mit Bogen. Köcher, Schild und Speer auf das schnaubende Roß zu schwingen, sich auf die fliehenden Büffelherden oder auf den Feind zu stürzen und vom selten fehlenden Bogen den tödlichen Pfeil zu entsenden. Die Jagd auf Büffel und Bären, das Einfangen und Bändigen gestohlener Pferde, der Krieg der Stämme untereinander bilden die Hauptbeschäftigungen der Männer, während die Frauen daheim im Wigwam, wie die bald einer umgekehrten Schüssel ähnliche, bald zuckerhut- förmige Hütte des Indianers genannt wird, die Felle der Hirsche, Schafe und Büffel gerben, Kleider fertigen, Mais anbauen und die einfachen, größtenteils aus Büffelfleisch bestehenden Speisen bereiten. Die verwegensten Reiter, die kühnsten Jäger, die tüchtigsten Bogenschützen findet man unter diesen Reitervölkern. Ihre Waffen sind die 2 m langen Bogen, von welchen der mit einer eisernen oder Feuersteinspitze versehene Pfeil abschwirrt, der

19. Die weite Welt - S. 369

1865 - Leipzig : Amelang
— 369 — Grauenerregend ist der Anblick der Ljanos, wenn in der entsetzlichen Gluth des Sommers die Grasdecke verbrannt, verkohlt und in Staub zerfallen ist. Die Menschen sind ent- flohen; die ganze Natur lechzt im Todesschlafe. Wolken von Staub werden von jedem Lüftchen emporgejagt, während der brennendheiße Boden sich zerspaltet und zerklüftet. Tritt aber die Regenzeit ein, so verwandelt sich das Bild der Landschaft wie mit Einem Schlage. In wenigen Tagen sprießt das üppigste Grün hervor; die von der Hitze verscheuchten Rinder und Pferde tummeln sich in dem erfrischenden Grase umher; im Schilf versteckt sich der Jaguar, das schöngefleckte amerikanische Raubthier aus dem Katzengeschlechte, um seine Bente zu beschleichen. Steigt die Fluth höher, so wird die Ebene zu einem ungeheuren See, aus dem nur wenige Hügel hervorragen, — die letzte Zuflucht der geängsteten Heerden. *) Gar manches edle Thier ist von der Fluth ereilt und von dem amerikanischen Krokodil, dem Kaiman oder Alligator überwältigt worden, dessen Reich jetzt beginnt. Er hat nur halbe Schwimmhäute^und eine sehr stumpfe Schnauze; auch ist er nur halb so groß. wie das Nilkrokodil (S. 296); seiner Gefräßigkeit wegen ist er jedoch nicht weniger gefürchtet. An manchen Stellen ist der Spiegel des Slromes, so weit das Auge blickt, mit Kaimans bedeckt, die wie die Balken einer Brücke aneinander gereiht sind. Wehe dem Fahrzeuge, das sich in ihre Nähe wagt! In den Sümpfen und Pfützen am Rande des See's erwacht der Zitteraal ans seinem Sommerschlafe, jener aalartige, 5,—6 Fnß lange Fisch, welcher vermöge eine« besonderen Organes starke elektrische Schläge auszutheilen im Stande ist, mit denen er sich in Ermangelung anderer Waffen gegen seine Feinde wehrt oder seine Beute über- wältigt. Hat er jedrch mehrere Schläge nacheinander dem Gegner beigebracht, so verliert er die Kraft dazu, und die Indianer werden seiner dadurch Meister, daß sie Pferde in die Sümpfe jagen, in denen er haus't. Die armen Thiere werden mit derben Schlägen empfangen und suchen dem unsichtbaren Feinde zu entrinnen. In wilder Angst eilen sie dem Ufer entgegen, doch werten sie von den dort aufgestellten Indianern wieder in den Sumpf zurück getrieben. Manche erliegen den heftigen Angriffen; endlich jedoch ermattet die Kraft deö Siegers. Die Zitteraale selbst sind eö jetzt, die den Kampf auf geben und sich vor den schäumenden, stampfenden Rossen ans Ufer zurückziehen, wo sie nun vermittelst kleiner, an langen Stricken befestigter Harpunen getödtet werden. — Ein noch wertvolleres Erzeugniß des Thierreichs sind die Schildkröten cier, die in ungeheurer Menge an den sumpfigen Ufern deö Stromes und auf den Inseln abgesetzt werden. Sie bilden ein vorzügliches Nahrungsmittel; außerdem wird anö ihnen ein Oel gewonnen, das weit umher versandt wird. Die Bevölkerung der Steppen am Orinoco besteht fast nur aus Iudiancrstänimcn. Da finden sich au den Mündungen des Strome« noch die Ueberreste der Karaiben **), die vor der Ankunft der Europäer das ganze Küstengebiet sammt den südlichen Inseln besetzt hielten. Die Fächer Palme ist der wahre Lebensbaum dieser klcinge wordenen Zahl unüberwundener Indianer. Hängematten, aus den Stielen der Blätter gewebt, spannen sie künstlich von Stamm zu Stamm, um nach Art der Äffen aus den Bäumen zu leben, wenn der vom Himmel herabströmende Regen ihre Wöhnplätze überschwemmt. Unter den dicht verwachsenen Kronen sind sie sicher vor Sturm und Regen. Mag sich auch die ganze Gegend zum See umwandeln, — der Karaibe bleibt ruhig und sorglos in seiner kleinen, nestartigen Hütte, die er tagelang nicht zu ver- lassen braucht, da der Baum ihm bietet, was er zu seiner Nahrung bedarf: Mark, Saft und Früchte. Der Kahn, am Stamme festgebunven, schaukelt sich auf dem Wasser; der Indianer benutzt ihn nur, wenn ihn nach Fhschnahrung gelüstet. Fackellicht lockt die Fische herbei, die er alsdann mit dem Wurfspeere oder mit dem Pfeil erlegt. Die entsetzliche Sitte, gefangene Feinde zu schlachten und zu verzehren, um derer willen ihre Borfahren vorzugsweise als Menschenfresser bezeichnet worden sind, soll auch jetzt noch nicht ganz von den Karaiben aufgegeben sein. Nur wenige haben au feste Wohn- sitze gewöhnt werden können; die meisten ziehen unablässig von Ort zu Ort. Das Christenthum hal keinen Eingang bei ihnen gefunden. Zwar waren, aller Gefahren ungeachtet, seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts Missionare aus der Brüdergemeinde bemüht, in jenen ungesunden Küstengegenden das Evangelium zu verkündigen, auch war es ihnen schon gelungen, mehrere Missionsstationen zu begründen, als etwa ums Jahr *) Der Orinoco tritt alsdann sogar mit einem Nebenflüsse deö A in a z o n e n str o me S in Ber- bindung, so dass eine Stromgabelung cnlsteht; eine Erscheinung, die sich im Gebiete deö Pa- rana wiederholt. **) Richtiger: Kariben. 24

20. Asien, Australien, Afrika, Amerika - S. 560

1869 - Braunschweig : Schwetschke
560 E. Amerika. ger und Mulatten. In den Gebirgsgegenden haben sich Europäer und Indianer häufig gemischt, und die Mestizen sind hier sehr zahlreich. In den Llanos und in den Wildnissen zwischen dem Orinoco und Marañon leben theils noch ganz unabhängige Indianer-Stämme, Indio3 bravos oder salvages (wilde), theils Zambos oder Mischlinge von Indianern und Ne- gern; sie sind ein kräftiges, muthiges und gewandtes Volk. Die Indianer hingegen, welche unter spanischer Herrschaft und zum Christenthum bekehrt in den Gebirgen in regelmäßigen Dörfern leben, Indios reducidos, racio- nales, civilisados, sind unkriegerisch und schwach. Ueberhaupt ist es merk- würdig, daß hier die Bewohner der Ebenen, fast den Beduinen vergleichbar, freiheitliebend und tapfer, die Gebirgsbewohner dagegen sanft und friedlich sind. Neger sind nur in den Küstengegenden häufig; aber die Sclaverei ist gesetzlich aufgehoben. Der vorherrschende Charakter der gebildeten Classe der Einwohner ist Trägheit und Stolz; man beschuldigt sie des Geizes und der Spielsucht. 1. Neu-Granada oder die Vereinigten Staaten von Columbia. Neu-Granada begreift den nordwestlichen Theil von Süd-Amerika, im O. grenzt die Republik an Venezuela, im S. au Brasilien und Ecuador, im W. an den Stillen Ocean und im N. an das Caribische Meer. Die nach neuden Blatte: „El Tiempo“ aus folgenden neun Staaten: zu Vogata erschei 1. Antioquia mit 1072,o geogr. Lüm. und 327,322 Einwohnern 2. Bolivar .. 1271,3 ff „ ff 175,006 ff 3. Boyaca „ 1568,7 ff ff ff 442,996 ff 4. Cauca .. 12109,8 ff ff ff 437,102 ff 5. Cundinamarca ! „ 3753,, ff ff ff 391,096 ff 6. Magdalena „ 867,2 ff ff ff 100,284 ff 7. Panamá „ 1267,B ff ff ff 173,729 ff 8. Santander 1501, t lf ff ff 496,000 ff 9. Tolima „ 766,i ff ff ff 250,938 ff Im Ganzen 24178,3 geogr. Ihm. und 2,794,473 Einwohner. Neu-Grauada ist eins der metallreichsten Länder; die Goldwäschereien in den westlichen Anden, vorzüglich im District von Ch o co, sind sehr bedeu- tend, und die jährliche Ausbeute beträgt etwa 18,000 Mark Gold; Platin findet sich ebenfalls nur dort, nicht östlicher. Der eigentliche Bergbau ist ganz vernachlässigt, vorzüglich auch deshalb, weil die metallreichen Gegenden fast unzugänglich sind und die Theuerung der Lebensmittel darin sehr groß ist. Auch findet man schöne Smaragden, kleine Diamanten und Quecksilber. Der Bau auf Blei und Kupfer wird ganz verabsäumt. Die Indianer machen nur noch einen Keinen Theil der Bevölkerung aus, wovon die Moskos im südlichen Theile schon zur Zeit der Eroberung einen gewissen Grad der Civilisation erreicht hatten; in den nördlicheren Gebirgen hinge- gen, an den Ufern des Rio Cauca und Magdalena, Hausen noch völlig wilde und räuberische Stämme. Die wichtigsten Städte sind: