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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1868 - Leipzig : Arnoldi
Sächsische Geschichte. Die alten Sachsen. Wir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß es uns wichtig sein, zu erfahren, wo unsere Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmählig ein gebildetes Volk geworden sind. Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name Sachsen in der Geschichte vor. Früher lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem Worte Sap, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen bleiben, weil sie sich an einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des König- reichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Karte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald ausfindig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthieren, Auerochsen und andern: Wild ange- füllt war. Um sich vor diesen wilden Thieren zu schützen und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Häute zur Kleidung und Ruhestätte zu be- nutzen, waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Witterung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapfern Kriegern. Ueberall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr geschickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen Otto, Kinderfreund. 1

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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 1

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
o ä ch s i s ch e Geschickte. Die alten Sachsen. >E^ir nennen uns Sachsen, meine Kinder, und daher muß cs uns wichtig seyn, zu erfahren, wo unsre Vorältern wohnten, wer sie waren und wie sie allmalig ein gebildetes Volk geworden sind. . Schon im zweiten Jahrhunderte nach Christi Geburt kommt der Name: Sachsen in der Ge- schichte vor. Vor dieser Zeit lebten sie unbekannt unter den großen Völkern, welche damals in Deutschland wohnten. Ihren Namen haben sie entweder von dem.worte Sax, d. h. Messer oder Dolch, weil sie stets diese Waffe bei sich zu tragen pflegten, oder von Saßen, d. h. sitzen blei- den, weil sie sich an. einem bestimmten Orte niederließen. Denn früher bewohnten unsre Vorfahren nicht etwa das Land, worin wir jetzt leben und das wir unter dem Namen des Königreichs Sachsen kennen, sondern sie hatten die Gegend im nördlichen Deutschland inne, welche von der Nordsee, der Elbe, der Schelde und dem Rheine umgeben ist. Seht euch nun um auf der Charte von Deutschland, und ihr werdet die ältesten Wohnsitze eurer Väter bald aus- findig machen. Die alten Sachsen waren ein sehr rohes Volk. Die Gegend, wo sie ihre Wohnsitze aufschlugen, hatte noch keine Städte und Dörfer, sondern weit und breit sah man nichts, als einen großen Wald, der mit Bären, Wölfen, Elenthie- ren, Auerochsen und anderm Wild angefüllt war. tlm sich vor diesen wilden Thieren zu schützen, und um ihr Fleisch zur Nahrung, ihre Haute zur Kleidung und Ruhestätte zu benutzen, so waren sie genöthigt, auf die Jagd zu gehen. Die Jagd war eine ihrer liebsten Beschäftigungen. Kein Wunder, daß sie dadurch eben so muthig als abgehärtet wurden. Denn sie fürchteten weder den dicken Wald, noch

2. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 292

1865 - Göttingen : Deuerlich
292 Vaterländische Geschichte. 126. Das alte Deutschland und die alten Deutschen. Das alte Deutschland war den Wildnissen des jetzigen Kord- amerika zu vergleichen. Das südliche gebirgige Hochland war grösstenteils mit Avald bedeckt, das nördliche ebene Tieiland eine Einöde, von grossen Morästen und Wäldern durchschnitten. Hauher war das Klima, als jetzt, denn Waldungen halten ja die Sonnenstrahlen ab, lassen den Hoden nicht austrocknen und küh- len daher die Luft. Schon längst hat man die Erfahrung ge- macht, dass das Klima eines Landes durch das Aushauen der Wälder und ausgebreiteten Anbau selbst milder wird. So ist es auch mit Deutschland geschehen. Die alten Deutschen dachten wenig an Ackerbau; die meisten unsrer Getreide-, Gemüse- und Obstarten waren damals noch gar nicht dort einheimisch, und eine Weintraube kannte kein Deutscher; aber Herden, vorzüglich von Hindern, waren das Hauptbesitzthum der Bewohner. Dazu kam noch der grosse Heichthum an wilden Thieren und Wild- pret, den die endlosen Waldungen enthielten. Damals hauseten in Deutschlands Forsten noch der Bär, das Elenthier und der Auerochse; das Hennthior hat schwerlich dort gelebt. Der Dout- sclvu war den Indianern Kordamerikas ähnlich; die gleiche Be- schaffenheit des Vaterlandes zwang sie zu ähnlicher Lebensart. Gross und kräftig war ihr Körper, abgehärtet gegen die Bauhheit der Luft und die Beschwerden der Jagd und des Krieges. Ihr Kleid war das Fell erlegter Thiere, deren Gehörn ihnen oft selbst zum Kopfschmucke diente. Daher erschienen sie den an schöne Gewänder und schimmernden Waffenschmuck gewöhnten Hörnern fürchterlich. Keulen, Lanzen, Stroitäxto, Schwerter waren ihre Waffen; keine Panzer, wohl aber gewaltige Schilde schützten sie gegen den Feind. Hütten von Baumstämmen gaben ihnen hin- reichenden Schutz gegen die Aritterung, deren “Rauheit sie so wenig achteten, dass sie ihre Versammlungen, Schmausereien und Feste stets im Freien hielten. Städte kannte man nicht; jeder bauete sich an, wo ein bequemer Platz ihn einlud; jedoch bilde- ten ihre Wohnungen auch Dorfschaften, die aber weit von ein- ander entfernt lagen, denn nur schwach war die Bevölkerung des Landes. Jagd und Krieg war das Hauptgeschäft des freien Man- nes; für den nothdürftigen Ackerbau liess er Weiber und leib- eigene Knechte (Sclaven) sorgen. Bewaffnet war daher der Deutsche stets; bei den Opfern, in der Volksversammlung, selbst bei Schmäusen und Trinkgelagen fehlte Schwert und Lanze nicht; daher oft blutiger Streit des rohen Volkes unter sich selbst. Kampf war des Deutschen Lust und unter den vielen Stämmen, welche Gebirge und Ebenen bewohnten, deshalb beständiger Krieg, der freilich nach kurzer Dauer gewöhnlich schnell beigelegt, aber

3. Deutsches Lesebuch für einfache Schulverhältnisse - S. 270

1876 - Berlin : Wohlgemuth
mm 270 Winter, Frühling und Sommer; vom Herbst kennen sie wedck Namen noch Gaben." Ueberhaupt fanden die Römer das Lbs so unfreundlich, daß sie es für unmöglich hielten, jemand könnt Italien verlassen, um in Deutschland zu wohnen. J Unsere Vorfahren aber liebten dieses Land über alles, wen sie als freie Männer darin geboren waren, und weil des Lande- Beschaffenheit ihre Freiheit schützen half. Die Wälder und Sümpl' schreckten den Feind; die rauhe Luft, sowie die Jagd der wilden Thieü stählten die Kraft der Männer, und bei einfacher, natürlicher wuchsen sie zu so hohen Gestalten empor, daß die andern Völü'' sie staunend bewunderten. Fr. Kohlrausch- 265. Lebensart und Sitten der alten Deutschen. Die alten Deutschen liebten das Leben in der freien Natur iib^ alles. Städte bauten sie nicht, sic verglichen sie den Gefängnissen. Dz wenigen Oerter, welche bei den römischen Schriftstellern unter dem Nau"'' von Städten vorkommen, waren wohl nichts als die Wohnsitze der nehmen, etwas größer und kunstreicher gebaut als die der gemeinen Freie'' und nnt Wall und Graben gegen feindliche Angriffe umgeben. Die niederdeutschen Völker legten zum Theil nicht einmal zusauittu'' hängende Dörfer an, sondern lebten aus Einzelhöfen. Die Häuser foir in der Mitte der Feldmark, die zu ihnen gehörte und mit einem Geh^ umschlossen war. Nicht künstlich war der Bau dieser Häuser. Mit ^ Axt zugehauene Balken wurden aufgerichtet und verbunden, die Fächer ,»^ geflochtenen Weidenzweigen gefüllt und mit Lehm und Stroh zu en'^ festen Wand beworfen. Ein Strohdach deckte das Ganze, welches au das Viel) in sich faßte, und zum Zierat färbten sie die Wände mit W glänzenden Farben. f Wo ein Hain, wo eine Quelle sie lockt, sagt Tacitus, da wäh.., sie ihren Wohnplatz. Also mochte oft der Nutzen und die Bequemle^ der Liebe zu der freien und schöne»! Natur nachstehen; und auch desh?! mochten sie ihr Vaterland so sehr lieben, well cs eine große Ma»n>.'b faltigkeit an Berg und Thal, an Wald und Wiese und an Gewußt aller Art ihnen darbot. . Dieses starke Naturgefühl, welches in unsern Vorfahren von Aus^s an gelebt hat, ist ein Grundzug des deutschen Wesens. Es wird w' so lange wir es bewahren, vor der Erschlaffung der Sinne und der S'w schützen, in welche die gebildetsten Völker des Alterthums durch lieber'^ feineruug und Ueppigkeit und durch Zusammendrängen in große versunken sind. ' ' j Der Deutschen Lieblingsbeschäftigung war nächst dem Kriege . Jagd, und sie selbst war ein Krieg; denn die Wälder bargen außer' noch jetzt gewöhnlichen Wilde auch Wölfe, Bären, Auerochsen, thiere, Elenthiere, wilde Schweine und viele Arten der großen Vögel. Daher wurde der Knabe von Jugend auf im Gebrauche \ Waffen geübt, und das war ein festlicher Tag, wenn er zuerst mit r Vater im Walde den reißenden Thieren nachjagen durfte.

4. Lesebuch für Volksschulen - S. 121

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
Zweite Abtheilung. A. Geschichten aus der Geschichte. 1. Das alte Deutschland und seine Bewohner. 1. Das alte Deutschland war den Wildnissen des jetzigen Nordamerikas zu vergleichen. Das südliche gebirgige Hochland war größtentheils mit Wald bedeckt, das nördliche ebene Tiefland eine Einöde, von großen Morästen durchschnitten. Rauher war das Klima, als jetzt, denn Waldungen halten die Sonnenstrahlen ab, lassen den Boden nicht austrocknen und kühlen daher die Luft. Daher hat man schon längst die Erfahrung gemacht, daß das Klima eines Landes durch Aus- hauen der Wälder und ausgebreiteten Anbau selbst milder wird. So ist es auch mit Deutschland geschehen. Die Einwohner dachten wenig an Ackerbau; die meisten unserer Getreide-, Gemüse- und Obstarten waren damals noch gar nicht dort einheimisch, und eine Weintraube kannte kein Deutscher; aber Heerden, vorzüglich von Rindern, waren das Hauptbesitzthum der Bewohner. Dazu kam der große Reichthum au wilden Thieren und Wildpret, den die endlosen Waldungen enthielten; damals hauseten in Deutschlands Forsten noch der Bär, das Elenn- thier und der Auerochse; selbst das Reunthier soll dort gelebt haben. 2. Die alten Deutschen. Der Deutsche war den Indianern Nordamerikas ähnlich; die gleiche Beschaffenheit des Vaterlandes zwang sie zu ähnlicher Lebensart. Groß und kräftig war ihr Körper, abgehärtet gegen die Rauhheit der Luft und die Beschwerden der Jagd und des Krieges. Ihr Kleid war das Fell erlegter Thiere, deren Gehörn ihnen selbst zum Kopfschmuck diente; dadurch schon erschienen sie den an schöne Gewänder und schimmernden Waffenschmuck gewöhnten Römern fürchterlich. Keulen, Lanzen, Streitäxte, S chwerter waren ihre Waffen; kein Panzer, wohl aber gewaltige Schilde schützten sie gegen den Feind. Hütten von Baumstämmen oder Thierfelleu gaben ihnen hinreichenden Schutz gegen die Witterung, deren Rauhheit sie so wenig achteten, daß sie ihre Versammlungen, Schmausereien und Feste stets im Freien hielten. Städte kannte man nicht; jeder bauete sich an, wo ein bequemer Platz ihn einlud; jedoch bildeten ihre Wohnungen Dorfschaften, die aber weit von einander getrennt lagen, denn nur schwach war die Bevölkerung des Landes. Jagd und Krieg war das Hauptgeschäft des freien Mannes; für den nothdürftigen Acker-

5. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 193

1854 - Stuttgart : Hallberger
193 daß einem Weidmann das Herz darob lachen mochte. Damals haus- ten aber auch noch Baren, Wölfe, Luchse in den deutschen Wäldern, kunstsinnige Biber bauten sich ihre Häuser an Flüsse und Bäche, und Fischottern hielten mit. Renn- und Elenthiere durchstreiften die Wälder, auf den Höhen wohnte der Steinbock. Das größte und ge- fährlichste Thier war aber der Ur oder Auerochs. Der soll nicht viel kleiner gewesen sein als ein Elephant und von unglaublicher Stärke und Behendigkeit. Er stürzte auf Menschen und Thiere los und konnte nicht gezähmt werden. Die alten Deutschen hatten das Herz auf dem rechten Fleck; aber den Ur singen sie doch selten in freier Jagd, son- dern meist in Gruben. Seine Hörner gehörten zu ihren kostbar- sten Geräthen. Die Ortsnamen: Ellwangen, früher Elchenwang, Wiesensteig, früher Wiesontessteige, Urach (Aurich), Rechberghausen, Hirschau erinnern an den Elch d. h. Elenthier, den Wiesunt d. h. Büffel, den Ur d. h. Auerochse, das Rech d. h. Reh und den Hirsch. Außer obigen Thieren liefen auch ganze Heerden wilder Pferde umher, und Schwärme wilder Bienen führten da und dort ihre sinnige Haus- und Staatswirthschaft. Die Luft war wegen des Waldes und der Sümpfe meist nebe- lig und rauh; der Winter dauerte viel länger als jetzt und war härter. In einem so feuchten Boden gediehen besonders gut die Ret- tige, auch wilde Spargeln, Rüben u. dgl; Bohnen wurden fleißig gebaut, auch Roggen, Haber, Gerste und Hanf. Von Obst war ein- heimisch der wilde Apfel und die Waldkirsche. Vieh war fast der einzige Reichthum der Deutschen; Milch, Wildpret und Fische ihre hauptsächlichste Nahrung. Ihr Brod waren dünne Kuchen, die am Feuer geröstet wurden. Aus Haber kochten sie einen Brei. Butter- verständen sie zu bereiten, Käsemachen aber lernten sie erst von den Römern. Geld kannten sie nicht. So sah es vor etwa 2000 Jahren in Deutschland aus. Und was ist nun im Laufe der Jahrhunderte aus diesem rauhen Lande worden? — Die weiten Fluren, die mannigfaltig von Thälern durchschnit- ten, von den hohen, über dem mittelländischen und adriatischen Meer emporragenden Alpen an — in unbestimmten Grenzen — sich westlich an den Ufern der Maas und der Schelde hinab, und östlich von der March hinüber zur Oder, bis zum Ausfluß der Weichsel, zur Nord- und Ostsee hinbreiten, nennen wir Deutschland. Dieses Land in dieser Ausdehnung gehört zu den schönsten Län- dern, welche die Sonne begrüßt in ihrem Lauf. Lesebuch. 13

6. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 2

1869 - Heidelberg : Weiß
2 Im Norden zwischen Rhein und Elbe wohnten: die Chatten in Hessen, die Ehernster am Harz, die Sachsen in Holstein, die Angeln in Schleswig, die C im Lern in Jütland, die Friesen an der Nordsee. Man bezeichnet diese Nölker gewöhnlich mit dem gemeinsamen Namen des sächsi- schen oder sassischcn Stammes. Südlich und östlich von den Sachsen wohnte der suevische Stamm. Zu ihm gehörten die Markomannen am Oberrhein, später in Böhmen und Mähren, und die Langobarden an der mittleren Elbe. Der gothische Stamm wohnte ursprünglich im Nord- osten an der Mündung der Weichsel. Zn ihm rechnet man auch die Van- dalen am Quellgebiet der Elbe und die Burgunder zwischen Oder und Weichsel. Merkwürdig bleibt immerhin, daß die Lebensweise der südlichen Stämme im Allgemeinen ganz verschieden war von jener der nordischen Bölkerschasten. Die Sueven hatten einen vorherrschend kriegerischen Sinn. Darum errich- teten sie keine festen Wohnsitze; auch durste der Einzelne kein eigenes Ver- mögen erwerben. Das Land wurde gleichmäßig vertheilt und mit dem Besitz alljährlich untereinander gewechselt. Während dann ein Theil des Volkes in den Krieg zog, bebauten die Zurückgebliebenen den Boden; kehrten jene heim, so zogen diese in den Kampf. Auf solche Weise wurde nicht nur die Uebung in den Massen, sondern auch der Feldbau gepflegt. Die im Norden wohnenden Stämme hatten dagegen feste Wohnsitze; jeder Einzelne besaß sein bestimmtes, bleibendes Eigenthum in Hans und Feld, das sich auf die Söhne forterbte. Ackerbau war neben Jagd und Kriegsübung die vorzüglichste Beschäftigung. Doch lagen die einzelnen Höfe meist zerstreut, und es gab wenige zusammenhängende Gemeinden oder Dörfer. Gegen die Mitte des dritten Jahrhunderts hatten sich die verschiedenen deutschen Völkerschaften zu großen Völkerbündnissen vereinigt. Die wichtigsten dieser, theilweise neu entstandenen Völkervereine waren: die Allemannen im Süden, die Franken in der Mitte Deutschlands, die Sachsen im Norden. die Gothen im Osten bis zu den Usern des schwarzen Meeres. Ueber die Entstehung dieser mächtigen Völkervereine besitzen wir keine sichern Nachrichten, und ihr Ursprung wird für uns wohl immer dunkel bleiben. 3. Lebensart und Sitten. Die alten Deutschen liebten das Leben in der freien Natur über Alles; deßhalb wohnten sie nicht in Städten und Dörfern. Diese erschienen ihnen wie Gefängnisse; sie bauten darum ihre Wohnungen abgesondert und ein- zeln an. Wo sie eine Quelle, ein freiliegendes Feld oder ein stiller Waldes- grnnd lockte, da errichteten sie ihre Hütte, meist aus Holz und Lehm und mit Stroh gedeckt. Sie lag gewöhnlich mitten in ihrem Besitzthnm, das Hecken und Erdwall begrenzten. Außerdem gruben sie sich unterirdische Höhlungen und bedeckten dieselben mit Stroh oder Banmzweigen. In diesen Höhlen be- wahrten sie ihre Vorräthe an Lebensmitteln gegen die Strenge des Winters. Eine solche Wohnung, meist von den eingehegten Feldern umgeben, nannte man Hof oder Gehöfte. Als Kleidung trugen sie Felle wilder Thiere, deren Gehörne ihnen oft noch als Kopfschmuck diente, oder einen kurzen, weilen Rock, der mit einer Gurt zusammengehalten wurde. Doch waren sie von früher Jugend an ge- wöhnt, selbst im Winter nur wenige Kleider zu tragen. Männer und Frauen waren gewöhnlich gleich gekleidet.

7. Lesebuch für Volksschulen - S. 202

1855 - Duisburg : Ewich
202 nördliche ebene Tiefland eine Einöde von großen Morä- sten durchschnitten. Rauher war das Klima, als jetzt, denn Waldungen halten die Sonnenstrahlen ab, lassen 5, den Boden nicht austrocknen und kühlen daher die Luft. Daher hat man schon längst die Erfahrung gemacht, daß das Klima eines Landes durch Aushauen der Wälder, und ausgebreiteten Anbau selbst milder wird. So ist es auch mit Deutschland geschehen. Die Einwohner dach- ten wenig an Ackerbau; die meisten unserer Getreide-, 10. Gemüse- und Obstarten waren damals noch gar nicht dort einheimisch, und eine Weintraube kannte kein Deut- scher; aber Heerden, vorzüglich von Rindern, waren das Hauptbesitzthum der Bewohner. Dazu kam der große Reichthum an wilden Thieren und Wildpret, _ 15. den die endlosen Waldungen enthielten; damals hause- ten in Deutschlands Forsten noch der Bär, das Elenthier und der Auerochse; selbst das Rennthier soll dort gelebt haben. Der Deutsche war den Indianern Nordamerikas ähnlich; die gleiche Beschaffenheit des Vaterlandes zwang 20. sie zu ähnlicher Lebensart. Groß und kräftig war ihr Körper, abgehärtet gegen die Rauhheit der Luft und die Beschwerden der Jagd und des Krieges. Ihr Kleid war das Fell erlegter Thiere, deren Gehörn ihnen selbst zum Kopfschmuck diente; dadurch schon erschienen sie den an 25. schöne Gewänder und schimmernden Waffenschmuck ge- wöhnten Römern fürchterlich. Keulen, Lanzen, Streit- äxte, Schwerster waren ihre Waffen; keine Panzer, wohl aber gewaltige Schilde schützten sie gegen den Feind. Hütten von Baumstämmen oder Thierfellen gaben ihnen 30. hinreichenden Schutz gegen die Witterung, deren Rauh- heit sie so wenig achteten, daß sie ihre Versammlungen, Schmausereien und Feste stets im Freien hielten. Städte kannte man nicht; Jeder bauete sich an, wo ein beque- mer Platz ihn einlud; jedoch bildeten ihre Wohnungen 35. Dorfschaften, die aber weit von einander getrennt lagen, denn nur schwach war die Bevölkerung des Landes. Jagd und Krieg war das Hauptgeschäft des freien Man- nes; für den nothdürftigen Ackerbau ließen sie Weiber und leibeigene Knechte (Sklaven) sorgen. Bewaffnet war 40. daher der Deutsche stets; bei ihren Opfern, in der Volks- versammlung, selbst bei Schmäusen und Trinkgelagen fehlte Schwerdt und Lanze nicht; daher oft blutiger

8. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 193

1860 - Stuttgart : Hallberger
193 daß einem Weidmann das Herz darob lachen mochte. Damals haus- ten aber auch noch Bären, Wölfe, Luchse in den deutschen Wäldern, kunstsinnige Biber bauten sich ihre Häuser an Flüsse und Bäche, und Fischottern hielten mit. Renn- und Elenthiere durchstreiften die Wälder, auf den Höhen wohnte der Steinbock. Das größte und ge- fährlichste Thier war aber der Ur oder Auerochs. Der soll nicht viel kleiner gewesen sein als ein Elephant und von unglaublicher Stärke und Behendigkeit. Er stürzte auf Menschen und Thiere los und konnte nicht gezähmt werden. Die ^lten Deutschen hatten das Herz auf dem rechten Fleck; aber den Ur singen sie doch selten in freier Jagd, son- dern meist in Gruben. Seine Hörner gehörten zu ihren kostbar- sten Geräthen. Die Ortsnamen: Ellwangen, früher Elchenwang, Wiesensteig, früher Wiesontessteige, Urach (Aurich), Rechberghausen, Hirschau erinnern an den Elch d. h. Elenthier, den Wiesunt d. h. Büffel, den Ur d. h. Auerochse, das Rech d. h. Reh und den Hirsch. Außer obigen Thieren liefen auch ganze Heerden wilder Pferde umher, und Schwärme wilder Bienen führten da und dort ihre sinnige Haus- und Staatswirthschaft. Die Luft war wegen des Waldes und der Sümpfe meist nebe- lig und rauh; der Winter dauerte viel länger als jetzt und war härter. In einem so feuchten Boden gediehen besonders gut die Ret- tige, auch wilde Spargeln, Rüben u. dgl; Bohnen wurden fleißig gebaut, auch Roggen, Haber, Gerste und Hanf. Von Obst war ein- heimisch der wilde Apfel und die Waldkirsche. Vieh war fast der einzige Reichthum der Deutschen; Milch, Wildpret und Fische^^re hauptsächlichste Nahrung. Ihr Brod waren dünne Kuchen^Ä-r^m Feuer geröstet wurden. Aus Haber kochten sie einen Brei. Butter verstanden sie zu bereiten, Käsemachen aber lernten sie erst von den R" wrn. Geld kannten sie nicht. So sah es vor etwa 2000 Jahren in Deutschland aus. Und was ist nun im Laufe der Jahrhunderte aus diesem rauhen Lande worden? — Die weiten Fluren, die mannigfaltig von Thälern durchschnit- ten, von den hohen, über dem mittelländischen und adriatischen Meer emporragenden Alpen an — in unbestimmten Grenzen — sich westlich an den Usern der Maas und der Schelde hinab, und östlich voy der M.nch hinüber zur Oder, bis zum Ausfluß der Weichsel, zur Nord- und Ostsee hinbreiten, nennen wir Deutschland. * Dieses Land in dieser Ausdehnung gehört ju den schönsten Län- dcrn, welche die Sonne begrüßt in ihrem Lauf. Lcscbuch. 13 -Jhb

9. Für die Oberstufe - S. 170

1879 - Stuttgart : Hallberger
170 bett. Man hatte weit zu gehen, bis man wieder einzelne, zerstreut liegende Hütten sah. Aber ganze Rudel Wild liefen umher, daß einem Weidmann das Herz darob lachen mochte. Damals hausten aber auch noch Bären, Wölfe, Luchse in den deutschen Wäldern, kunstsinnige Biber bauten sich ihre Häuser an Flüsse und Bäche, und Fischottern hielten mit. Ren- und Elenthiere durchstreiften die Wälder, auf den Höhen wohnte der Steinbock. Das größte und gefährlichste Thier war aber der Ur oder Auerochs. Der soll nicht viel kleiner gewesen sein als ein Elephant und von unglaublicher Stärke und Behendigkeit. Er stürzte auf Menschen und Thiere los und konnte nicht gezähmt werden. Die alten Deutschen hatten das Herz auf dem rechten Fleck; aber den Ur fiengen sie doch selten in freier Jagd sondern meist in Gruben. Seine Hörner gehörten zu ihren kostbarsten Gerüthen. Die Ortsnamen Ellwangen, früher Elchen- wang, Wiesensteig, früher Wiesontessteige, Urach (Aurich), Rechberghausen, Hirschau erinnern an den Elch d. h. Elenthier, den Wiesunt d. h. Büffel, den Ur d. h. Auerochse, das Rech d. h. Reh und den Hirsch. Außer obigen Thieren liefen auch ganze Herden wilder Pferde umher, und Schwärme wilder Bienen führten da und dort ihre sinnige Haus- und Staatswirthschaft. Die Luft war wegen des Waldes und der Sümpfe meist nebelig und rauh. Der Winter dauerte viel länger als jetzt und war härter. In einem so feuchten Boden gediehen besonders gut die Rettiche, auch wilde Spargeln, Rüben u. bergt.; Bohnen wurden fleißig gebaut, auch Roggen, Haber, Gerste und Hanf. Von Obst war einheimisch der wilde Apfel und die Waldkirsche. Vieh war fast der einzige Reichthum der Deutschen, Milch, Wildbret und Fische ihre hauptsächlichste Nahrung. Ihr Brot waren dünne Kuchen, welche am Feuer geröstet wurden. Aus Haber kochten sie einen Brei. Butter verstanden sie zu bereiten; Käsemachen aber lernten sie erst von den Römern. Geld kannten sie nicht. 2. So sah es vor etwa 2000 Jahren in Deutschland aus. Und was ist nun im Laufe der Jahrhunderte aus diesem rauhen Lande geworden? Der Boden ist jetzt fähig zu jeglichem Anbau. Unterhalb des ewigen Schnees der Alpen dehnen sich die herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem wirkungslos vorübergieng. An den kahlen Felswänden ziehen sich üppige Thäler hin. Anders sieht es wieder gegen Norden aus. Neben Moor und Heide, die nur von der bleichen Binse und von der Brombeerstaude belebt sind und menschlichem Fleiße nichts gewähren als die magere Frucht des Buchweizens oder des Habers, erfreuen das Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den

10. Der sächsische Kinderfreund - S. 2

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
2 den Angriff des reißenden Thieres, noch die rauheste Wit- terung. Nicht weniger bildeten sie sich dadurch zu tapferen Kriegern. Uebcrall war damals die Tapferkeit der alten Sachsen bekannt, und wo der alte Sachse eine Schlacht lieferte, da war auch gewöhnlich der Sieg. Sein schönster Schmuck blieben daher die Waffen. Selten ging er ohne Lanze vor seine Hütte; den Wurfspieß wußte er sehr ge- schickt zu schleudern; mit dem Schilde, der gewöhnlich von Weidenruthen geflochten und bunt gemalt war, bedeckte er seinen ganzen Körper; ein großes Schwert bing an seiner Seite. So kriegerisch aber der Sachse war, so unwissend war er auch.. Natürlich blieben die Kinder auch ungebildet. Von Schulen wußte man damals noch nichts, und folglich dürfte man an das Lesen, Schreiben, Rechnen und an andre nützliche Kenntnisse gar nicht denken. Der Vater härtete den Knaben schon frühzeitig ab; dieser mußte sich im Reiten, Wettrennen, Werfen, Schwimmen, Springen üben; er mußte über Lanzen, die mit ihren Spitzen aufrecht standen, hinwegspringen, oder'durch Schwerter, die in einiger Ent- fernung aufgesteckt waren, schnell tanzeu, womit freilich manche Gefahr verbunden war. Konnte er die Waffen re- gieren, so nahm ihn der Vater mit auf die Jagd, und als Jüngling zog er sodann mit in den Krieg; denn kein waf- fenfähiger Sachse blieb zu Hause, wenn es galt, in der Schlacht Ehre und Beute zu erwerben. Wie Spiel und Beschäftigung unsre Vorfahren schon von Jugend auf vor jeder Verweichlichung sicherten, so thaten cs auch ihre Nahrungmittel und Wohnungen. Jene bestanden in Krau- tern, Wurzeln, Milch und dem Fleische der wilden Thiere, diese in Hütten oder Zelten, die sie da wieder aufschlugen, wo sie für ihre Viehheerden frische Weideplätze fanden; denn sie blieben nur so lange an einem und demselben Orte, als das Futter für ihr Vieh ausreichte. Als ein rohes Volk beteten sie mehre Götzen an. Außer der Sonne und dem Monde war ihnen besonders Wodan heilig, den sie als ihren Kriegsgott verehrten. Wie grausam sie bei dieser groben llnwissenheit waren, das kann man daraus wahrnehmen, daß sie zuweilen einige ihrer gefangenen Feinde schlachteten und ihren Götzen opferten. Bei aller Roh-

11. Grundriß der Weltgeschichte - S. 78

1875 - Regensburg : Manz
78 Ii. Dusmilkelüller. a) Won 476-1254. §. 49. Die Germanen. Von den zahlreichen Völkern, die im Mittelalter neben einander auf dem Schauplatz der Weltgeschichte handelnd auftreten ist das deutsche, das wichtigste. Die Geschichte der Deutschen steht zugleich in dem innigsten Zusammenhange mit der Völkerwanderung, durch welche die Zertrümmerung des weströmischen Reiches erfolgte. Die Bedeutung dieses Volkes erfordert deshalb ein näheres Eingehen auf seine frühesten Schicksale. Die alten Deutschen wurden von den Römern mit dem bis jetzt nicht sicher erklärten Namen, Germanen, bezeichnet. Sie gehören dem arischen Stammgeschlechte an, das an den Abhängen des Himalaja seine Wohnsitze hatte. Von hier aus wanderten sie in Europa ein und ließen sich im mittleren Theile dieses Erdtheiles nieder. — Deutschland, das heut zu den schönsten und fruchtbarsten Ländern gehört, war früher schauriger Urwald und düsterer Moorgrund. Der schlecht bebaute Boden brachte nur Korn, Gerste, Hafer und wenig Weizen hervor. Dagegen gab es schöne, grasreiche Weiden, zahlreiches Rindvieh, Pferde, die, wenn auch klein und unansehnlich, doch stark und ausdauernd waren. In den Wäldern gab es eine Menge wilder Thiere, darunter Bären, Wölfe, Auerochsen und Rennthiere, welche von den Deutschen fleißig gejagt wurden. — Die Deutschen liebten dieses Land über Alles, weil es ihnen ihre Freiheit beschützen half. Die verweichlichten Römer dagegen hatten einen solchen Schauder vor Deutschland, daß sie es für unmöglich hielten, Jemand könne Italien verlassen, um in jener Wildniß zu leben. Die alten Deutschen hatten weder Städte noch Flecken, sondern bauten ihre einfachen Wohnungen in der Mitte ihrer Felder. Die Kleidung war einfach und bestand aus einem leinenen Unterkleide und einem Mantel von grober Wolle, ober einem Thierfell. Das Hauptgeschäft des Mannes war Krieg oder Jagd. Haus- und Feldwirthschaft

12. Für die Oberklassen - S. 289

1850 - Leipzig : Wöller
289 die <m denselben vermittelst kleinerer Stäbe nach allen Seiten aus- gespannt wurde. Diese Bekleidung bestand anfänglich aus Thier- häuten; später aber, nach Erfindung der Spinn- und Webekunst, aus Leinen. Unter solchen tragbaren Zelten wohnte der Hirt mir Weib und Kind, ruhig und vergnügt, umgeben von seinen Heerden, die im fröhlichen Gedränge um ihn herum weideten, oder die vollen Euter zur Labung ihnen entgegen trugen. Die Bibel nennt uns Jabal als den ersten, welcher unter Zelten wohnte. War die Gegend wasserlos, so grub man eine Grube, Cisterne genannt, — um hierin das Regenwasser zu sammeln. Noch jetzt ziehen ganze Völkerschaften, z. B. die Araber, so mit ihren Heerden umher. Von dieser wandernden Lebensart nennt man sie mit einem griechischen Worte: Nomaden. Das anmuthigste Gemälde des Nomadenle- bens stellt uns die Bibel aus der Zeit nach der Sündfluth in der Geschichte der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob auf. Auch die Viehzucht stand im Alterthume in hohem Ansehen. Selbst Könige und Königssöhne beschäftigten sich mit derselben. So wurde David von seiner Heerde weg zum Throne berufen. Th. B. Weiter 3. Wie Jagd. 234 Die immer weitere Trennung führte auch manche Men- schen in solche Gegenden, die sich weder für den Ackerbau, noch für die Viehzucht eigneten. Ungeheure Wälder bedeckten den Boden und bargen in ihrem Dickichte eine Menge großer und kleiner Thiere, die mit ihrem Geheule die ganze Gegend erfüllten. Die Noth machte den Menschen kühn. Er nahm seine Waffe, trat in den Wald und wurde Jäger. Das rohe Fleisch des erschlagenen Thieres stillte seinen Hunger, das warme Blut desselben war sein köstlichstes Ge- tränk. Die abgezogene Haut hing er sich selbst um, und freuete sich hoch auf, dem furchtbaren Naubthiere so ähnlich zu sein. Von nun an war Jagd seine liebste Beschäftigung. Er suchte seine Waffe zu verbessern und sann auf allerlei List. Hier lauerte er im Hinterhalte, dort lief er über Berg und Thal mit der Keule hinter dem wilden Thiere her. In Höhlen, welche die Natur selbst in Bergen und Felsen gewölbt hat, ruhte er von blutiger Arbeit für das neue Ge- würze des Tages aus, — Andere führte die Wanderung an Meere und Flüsse, wo Fischfang den Hunger stillen lehrte. Noch jetzt ver- zehren manche wilde Völker die erjagten Thiere eben so roh. Ihre Zähne, die nicht durch künstlich zubereitete Speisen verdorben find, sind äußerst scharf. Sie zerkauen das rohe Fleisch eben so leicht wie wir das gekochte. Th. B. Welt-r. Winter, Lesebuch. Ii.' 19

13. Für die Oberklassen - S. 290

1857 - Leipzig : Wöller
290 die an denselben vermittelst kleinerer Stäbe nach allen Seiten aus- gespannt wurde. Diese Bekleidung bestand anfänglich aus Thier- häuten ; später aber, nach Erfindung der Spinn- und Webckunst, aus Leinen. Unter solchen tragbaren Zelten wohnte der Hirt mir Weib und Kind, ruhig und vergnügt, umgeben von seinen Hecrden, die im fröhlichen Gedränge um ihn herum weideten oder die vollen Euter zur Labung ihnen entgegen trugen. Die Bibel nennt uns I a b a l als den ersten, welcher unter Zelten wohnte. War die Gegend wasserlos, so grub man eine Grube, Cisterne genannt, — um hierin das Regenwasscr zu samnicln. Noch jetzt ziehen ganze Völkerschaften, z. B. die Araber, so mit ihren Heerden umher. Von dieser wandernden Lebensart nennt man sie mit einem griechischen Worte: Nomaden. Das anmuthigste Gemälde des Nomadenle- bens stellt Uns die Bibel aus der Zeit nach der Sündfluth in der Geschichte der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob aus. Auch die Viehzucht stand im Alterthume in hohem Ansehen. Selbst Könige und Königssöhne beschäftigten sich mit derselben. So wurde David von seiner Heerde weg zum Throne berufen. Th. B. Weiter 237 3. Die Jagd. <2uf. Die immer weitere Trennung führte auch manche Men- schen in solche Gegenden, die sich weder für den Ackerbau, noch für die Viehzucht eigneten. Ungeheure Wälder bedeckten den Boden und bargen in ihrem Dickichte eine Menge großer und kleiner Thiere, die mit ihrem Geheule die ganze Gegend erfüllten. Die Noth niachte den Menschen kühn. Er nahm seine Waffe, trat in den Wald und wurde Jager. Das rohe Fleisch des erschlagenen Thieres stillte seinen Hunger, das warme Blut desselben war sein köstlichstes Ge- tränk. Die abgezogene Haut hing er sich selbst um, und frenete sich hoch allst dcnl furchtbaren Naubthiere so ähnlich zu sein. Von nun an war Jagd seine liebste Beschäftigung. Er suchte seine Waffe zu verbessern und sann azis allerlei List. Hier lauerte er im Hinterhalte, dort lief er über Berg lind Thal mit der Keule hinter dem wilden Thiere her. In Höhlen, welche die Natur selbst in Bergen und Felsen gewölbt hat, ruhte er von blutiger Arbeit für das neue Gc- würge des Tages aus. — Andere führte die Wanderung an Meere und Flüsse, wo Fischfang den Hunger stillen lehrte. Noch jetzt vcr- zchrcil manche wilde Völker die erjagten Thiere eben so roh. Ihre Zähne,-die nicht durch künstlich zubereitete Speisen verdorben sind, sind äußerst scharf. Sie zerkauen das rohe Fleisch eben io leicht wie wir das gekochte. Th. B. Weller.

14. Realienbuch nebst einem Anhange für Deutsch für Elementarschulen - S. 20

1879 - Leipzig : Ed. Peters Verl.
20 113 o. Chr. Marius und Sulla beunruhigten längere Zeit das Volk. Marius schlug auch 113 v. Chr. die deutschen Bolksstämme der Cimlern und Teutonen, welche nach Gallien gekommen waren. Um's 60 v. Chr. Jahr 6ü v. Chr. vereinigten sich Po mp ejus, Crassus und Julius Cäsar (Triumvirat) als ge- rr»Pt .£Sprrisfipr hpä rrimiirfipn Sy?pfrf\p£ ^ scäirir ornfiorfo r. „; < meinschaftliche Herrscher des römischen Reiches. I. Cäsar eroberte fast ganz Gallien, auch einen Theil Deutschlands, führte den sogenannten Julianischen Kalender mit der vierjährigen Schaltperiode ein, (ihm zu Ehren erhielt der frühere Monat Sextilus den Namen Julius oder Juli), machte sich endlich 41 t). Chr. zum Alleinherrscher, wurde aber 44 v. Chr. ermordet. Bon den Männern des zweiten Triumvirats, welches sich jetzt bildete, machte sich Octavianus unter dem Namen Cäsar (d. h. Kaiser) Augustus 30 v. Chr. 30 v. Chr. zum Kaiser von Rom. Zu seiner Zeit wurde Jesus Christus geboren. Kriege mit den Deutschen waren wenig glücklich. Armin, ein edler Cheruskerfürst, besiegte Varus, den Feldherrn 9. n. Chr. des Augustus, entscheidend im Teutoburger Walde 9 n. Chr. Des Augustus Nachfolger waren meistens grausame Herrscher, die auch die Christen sehr heftig verfolgten, weil diese den Kaiser nicht göttlich verehren wollten und durch ihre Lehre und ihr Leben das Heidenthum straften. Zur Zeit des Kaisers Nero soll Paulus, wahrscheinlich auch Petrus getödtet worden sein. Unter Domitians und Trajans Regierung galten die Christen für die ge- sährlichsten Feinde des Reiches. Ignatius, Bischof von Antiochien, wurde den wilden Thieren vor- geworfen. Kaiser Mark Aurel ließ den frommen Bischof Polykarpus aus Smyrna verbrennen, Justin den Märtyrer enthaupten. Blandina, eine Sclavin aus Lyon, wurde auch den wilden Thieren vorgeworfen. Die schrecklichste, aber letzte Christenverfolgung sand unter Diocletian um's 300. Jahr 300 statt. Hunderttausende wurden hingerichtet, doch immer mehr bekannten freudig den Christen- glauben. Das Blut der Märtyrer ward der Same der Kirche. Kaiser Constantin der 303—37. Große, von 306—37, wurde selbst ein Christ, erklärte das Christenthum zur Staatsreligion und machte 325. Byzanz (Constantinopel) zur Reichshauptstadt. (Kirchenversammlung zu Nicäa 325. Osterfest.) Sein Nachfolger Julian der Abtrünnige wollte zwar das Christenthum unterdrücken, jedoch gelang 375 n. Chr. es ihm nicht. Kaiser Theodosius d. Gr. theilte 375 n. Chr. das Reich unter seine beiden Söhne 1453. Arkadius (oströmisches Reich) und Honorius (weström. Reich). Das erstere wurde 1453 durch die 476. Türken, das letztere 476 durch Deutsche erobert. Z 2. Deutschlands älteste Zeit. 1. Das Land. Die ersten sichern Nachrichten über Deutschland verdanken wir den Römern und Griechen. Nach ihren Mittheilungen war das Land damals fast ganz mit Wald bedeckt und hatte ein rauhes Klima. 2. Seine Bewohner. Dieselben waren groß und stark, hatten blaue Augen, blondes oder gelb- liches Haar. Sie beschäftigten sich besonders mit Viehzucht und Jagd, doch liebten sie auch den Krieg. Sie waren ein seßhaftes Volk, daher auch Sachsen genannt, wohnten aber nicht in Ortschaften zu- sammen, sondern vereinzelt. — Sie beteten in heiligen Hainen unter alten Eichen Wodan, den Gott des Krieges, Donar, den Gott des Donners und andere Götter an. Auch an eine Fortdauer nach dem Tode glaubten sie. Die Tapfern kämen zu Wodan nach Walhalla, die Feigen und Bösen zur Göttin Hellia in die Unterwelt. 9 n. Chr. 3. Kämpfe mit den Römern. Im Jahre 9 n. Chr. wollte der römische Kaiser Augustus, der bereits Gallien erobert hatte, auch Deutschland unterjochen. Er sandte deshalb seinen Feldherrn Varus mit einem Heere über den Rhein. Der Cheruskerfürst Ar mini us vernichtete im Teutoburger Walde (unweit dem jetzigen Paderborn) die römischen Legionen, (Hermannsland) und die Römerherr- schaft hatte in Deutschland für immer ein Ende. 375. 4. Bölkerwanderung. Ums Jahr 375 vertrieb ein wildes, asiatisches Nomadeuvolk, die Hunnen, die Ost- und Westgothen aus ihren Wohnsitzen. Diese warfen sich aus andere deutsche Völkerschaften, und so kamen dieselben bald alle in Bewegung und wechselten ihre bisherigen Wohnsitze. Der West- gothenkönig Alarich unterwarf sich Rom, starb aber plötzlich und wurde von seinem Volke im Bu- sentoflusse begraben. Später zogen die Westgothen nach Südgallien. Einige deutsche Völker verließen Deutschland ganz. So ließen sich die Franken in Gallien, die Angeln in Britannien, die Lango- barden in Oberitalien, die Vandalen in Afrika nieder. Die Hunnen setzten sich unter ihrem 451. Könige Attila noch einmal in Bewegung und zogen weiter nach Westen, wurden aber 451 auf den catalaunischen Feldern bei Chalons von den Westgothen, Franken und Römern geschlagen und 476. mußten umkehren. Im Jahre 476 setzte Odoaker, ein deutscher Fürst, den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab und machte sich selbst zum Herrscher von Italien, wurde aber vom heldenmülhigen Ostgothenkönige Theodorich wieder gestürzt. Später eroberten die Langobarden Italien und gründeten hier das lombardische Reich. 571. z 3. Muhamed, 571 zu Mekka in Arabien geboren, lehrte eine neue Religion, (Islam) ein Gemisch aus jüdischen, christlichen und heidnischen Lehren. (Es giebt nur einen Gott, und Muhamed ist sein Prophet. Moses und Christus sind geringere Propheten als er. Häufige Gebete, Waschungen, ... Almosen, Fasten, Ausbreitung der Religion durchs Schwert sind religiöse Forderungen des Korans, d. i. der heil. Urkunde.) Im Jahre 622 mußte er aus Mekka nach Medina fliehen und starb 632. Seine Anhänger, die Moslemin, eroberten unter Anführung der Kalifen Kleinasien, Nordafrika, Spanien und zuletzt machten sie gar dem oströmischen Kaiserthum ein Ende. 1453. 501 8 4. Die Franken eroberten um's Jahr 501 unter dem Könige Chlodwig ganz Gallien. Chlod- wig trat später mit den Vornehmsten des Volkes zum Christenthume über. Seine Nachfolger über- ließen die Regierung ihren Ministern (Majordomus), unter denen sich Pipin v. Heristall zum erb- 732 lichen Majordomus machte. Sein Sohn Karl Martell (der Hammer) schlug 732 bei Tours die muhamedanischen Araber, und dessen Sohn Pipin der Kleine machte sich zum Könige der Franken. 768—814 Sein Sohn Karl der Große, v. 768—814, unterwarf sich nach langem Kampfe die Sachsen und zwang sie, das Christenthum anzunehmen. (Wittekind.) Ebenso besiegte er den Longobardenkömg De- siderius und unterwarf ihn dem Christenthum. Aus Dankbarkeit krönte Papst Leo den König Karl 800. im Jahre 800 zum „römischen Kaiser". So wurde er oberster Schutzherr der christlichen Kirche, der dieselbe gegen alle ihre Feinde mit dem Schwerte schützen wollte. — Auch einen großen ‘i-fipfs (Shnnipng eroberte Karl d. Kr., so daß er nun über Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien

15. Alexandros bis Christus - S. 27

1829 - Leipzig : Cnobloch
27 Kenntnisse auf die Erdbeschreibung angewendet zu haben und zuerst auf den Gedanken gekommen zu seyn , fcctjj man von Europa westwärts nach Indien kommen könne. Deutsche Völkerschaften. Von der Elbe östlich ab weithin bis zur Weichsel, und westlich ab weithin bis zum Rhein, bewohnten um diese Zeit und auch wohl früher schon alles Land viele Völkerschaften, nämlich die damaligen Deutschen. Noch war aber zu der Zeit und späterhin alles dieses Land voll finste- rer Wälder, großer Seen und widriger Sümpfe, daher auch die meiste Jahreszeit gar rauh, neb- licht und unfreundlich war. Dieses rauhe Land war nur von vielem Wilde, von Hirschen, Wöl- fen, Nennthieren, Baren, Elenthieren, Aueroch- sen und andern wilden Thieren des Nordens belebt; es war unwegsam, ohne Feldbau und ohne andere Früchte als wildes Obst. Aber auch seine Bewoh- ner, die Deutschen selbst, lebten damals und spä- terhin noch als Wilde. Sie gingen mit einem Thier- felle oder einer Binsenmatte behängen, und so halb nackt und barfuß einher, die Männer mit Keule oder Streitaxt bewassnet und mit einem (wohl aus Korbweide geflochtenem ) Schild. Sie wohnten in armseligen Hütten oder gar in Erdhöhlen, uwd nährten sich meist von der Jagd und dem Fisch-

16. Hauptbd. - S. 12

1896 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 12 — Schwelgers. Die Ostseeküste lieferte den wertvollen Bernstein. Mit dem deutschen Goldhaar schmückten sich römische Frauen. 2. Die Deutschen bekamen dagegen von Rom den viel begehrten Gold- und Silberschmuck, feinere Kleidung, südliche Weine und schöne Waffen. Römisches Geld wurde bei diesem Handel das mehr und mehr-gangbare Tauschmittel. Aber noch enger wurde die Verbindung durch den Söldnerdienst. Durch das ganze römische Reich waren deutsche Jünglinge als römische Soldaten im Dienste. So lernten sie am ehesten römische Art und vor allen Dingen auch römische Kriegskunst kennen. Heimkehrend erweckte dann der Söldner mit seinen Erzählungen von der Pracht und Herrlichkeit Roms neben dem Stauneu zugleich Begehr nach solchen Herrlichkeiten in den Seelen seiner Stammesgenoffen. 10> Nölkerbündttiste und Völkerwanderung. 200-500, 1. Die stete Kriegsgefahr und der Andrang mächtiger Nachbaren zwang unsere Vater, je länger desto mehr sich enger aneinander zu schließen. So entstanden schon frühe aus der Zahl der Nachbaren und Stammesverwandten kleine Bündnisse, die das Volk nach und nach zu größerer Einheit führten. Die Markgenoffen schloffen sich zu Gaugenoffen und diese wieder zu Völkerschaften zusammen. Von vielen Gauen ist uns noch heute der Name bekannt und wird in der Gegend gebraucht. Die bedeutendsten Völkerschaften im Nordwesten Germaniens waren die Sigambrer an der .Sieg, die Friesen an der Nordsee, die Chaukeu an der unteren Weser, die Longobarden an der unteren Elbe, die Cherusker in der Gegend.des Harzes, die Thüringer um den Thüringer Wald, die Chatteu am Main u. a. m. Die Länder östlich der Elbe waren damals meistens von fremden, nichtdeutschen Völkerschaften bewohnt und noch wenig bekannt, während in Süddeutschland römischer Einfluß die alten Einrichtungen frühe zerstört hatte. Die benachbarten Völkerschaften schloffen sich wieder zu größeren Verbänden zusammen. In diesen Verbänden bildeten sich nach und nach besondere Stammeseigentümlichkeiten aus. Auf diese Weise entstanden die Stammesherzogtümer der Franklu^Burgunden, Alamannen, Sachsen, zu denen später noch Baieru und Lothringen kam. 2. Ums Jahr 300 setzte oer^Herr im fernerpasien große Völkerscharen in Bewegung, die wie ein ungeheurer Strom unseren Erdteil überfluteten. Unter ihnen waren die Hunnen besonders gefürchtet, ein wildes, häßliches Reitervolk, das auf windschnellen Rossen mordend und sengend das Land überfiel und die Leute aus ihren Wohnsitzen drängte. Dadurch entstand eine grode Bewegung unter den deutschen Völkerschaften, ein Rücken von einem Wohnsitz zum anderen. Das war die Völkerwanderung, welche fast zweihundert Jahre gedauert hat. Damals zogen Sachsen und Angeln nach England, die

17. Das Vaterland - S. 158

1856 - Darmstadt : Diehl
Ii. Land und Volk. 1. Unser deutsches Vaterland. Fast in der Mitte Europas liegt Deutschland, unser Vater- land. Man hat es das Herz dieses Welttheils genannt, und nicht mit Unrecht; denn seitdem es selbst das Christenthum aus den Händen der früher bekehrten Römer empfangen hatte, ging von ihm fortwährend viel Leben der Wissenschaft und Kunst in die andern Länder Europas aus, und das Blut seiner tapferen Söhne hiesst noch in den Adern vieler anderen Völker, die von den deutschen Waffen besiegt wurden. Es ist ein Land an Gut und Kunst und edlen Sitten reich. So war es aber keineswegs von Anfang an. Noch vor 1900 Jahren breitete sich über das jetzt so angebaute und volkreiche Deutschland meistens noch ein grosser, nur hier und da unterbrochener Wald aus, und der Bo- den war grossentheils mit Sümpfen und Morästen angefüllt. Da irrten in dicken Wäldern Bären, Wölfe, Auerochsen und andere wilden Thiere in Menge umher; und selbst am Rhein, jetzt der schönsten, fruchtbarsten und mildesten Gegend Deutschlands, lie- fen Rennthiere, die jetzt nur noch in den kältesten Ländern sich finden. In diesen Wäldern wohnte ein zahlreiches Volk, vor unvor- denklichen Zeiten aus Asien eingewandert, hauptsächlich von der Jagd und Viehzucht lebend; es betrieb nur wenig Feldbau, und von Gewerben verstand es beinahe nur die Bereitung von Waffen. Die Männer waren hohe, kräftige Gestalten mit blonden Haaren und blauen Augen. Sie kannten die Furcht nicht, und der Kampf mit dem gewaltigen Auerochsen galt ihnen als Ergötzung und als Vorübung zum ernsteren Kampfe des Krieges. Ihre Frauen, gleich ihnen, von blauen Augen und blonden Haaren, schön und kräftig gebildet und aufgewachsen in Zucht und Scham, besorgten das einfache Hauswesen, während der Mann auf der Jagd oder im Kriege war, oder auf seiner Bärenhaut ruhte. In den Krieg zo- gen auch sie oft mit; ihrer viele wussten die Waffen zu führen, andere wurden ihres weissen Raths wegen sehr geehrt. Die Kin- der wurden sogleich nach der Geburt in kaltes Wasser getaucht, die schwachen, wie bei anderen heidnischen Völkern getödet und die andern fortwährend abgehärtet; alle lernten schwimmen, rin- gen, das Schwerd und die Lanze führen, Kälte und Hitze, Ilun-

18. Der Jugendfreund für Schule und Haus - S. 268

1841 - Gütersloh Erfurt : Martinsstift Bertelsmann
Afrika und den größten fthetl Spaniens, nebft dem südli^ chen Frankreich in ihrer Gewalt; und an den Alpen hattet sie das ganze Land am Fuß der Gebirge, nach der Schwei;/ nach Schwaben, Barern und Östreich zu, erobert. Um das Jahr 120 vor Christi Geburt wagte schon kein Volk mehr, ihnen zu widerstehen; sie hielten sich selbst für unbesiegbar und für Herren der Erde. Neben ihnen, in Frankreich und Deutschland, wohnten zwar noch uubezwungene Völkerschaft ten; aber diese hatten so viel schlechtere Waffen, und wv ren darin so viel schlechter geübt, als sie, daß sie nicht ari die Möglichkeit dachten, dieselben könnten ihnen jemals 1 fährlich werden. Sie benannten sie nur im Allgemeinen mit dem wegwerfenden Namen Barbaren. Nach und nastl wurden sie mit den Deutschen soweit bekannt, daß sie viele merkwürdige Nachrichten von ihnen aufschreiben konnten, und wir verdanken denselben Alles, was wir von unsers frühern Vorfahren wissen. Denn diese selbst kannten damals noch keine Schreibekunst, und hätten uns also gar keine Nachricht von sich zurücklassen können. 2. Die alten Deutschen. Zwar, woher diese unsere Vorfahren eigentlich stammten, da sie doch ohne Zweifel zu irgend einer Zeit in das vor»' her wüste Land eingewandert waren, — das können uns auch die Römer nicht sagen. Doch ist es wohl als ausge^ macht anzunehmen, daß sie viele hundert Jahre vor Christi Geburt aus Asien, wo der erste Wohnsitz des Mensches geschlechts war, um das schwarze Meer herum, durch Iw gärn und Polen eingewandert seien, und sich dann immer weiter in den ungeheuren Urwäldern ausgebreitet haben uw ! gen. Denn damit war unser ganzes Vaterland damals ow ' Zweifel noch bedeckt. Die Römer selbst schildern Deutschland, > als sie es kennen lernten, wie ein rauhes, unwirthbarcs, mit Wald und Sumpf bedecktes Land, und können niclst begreifen, wie Jemand dieses Land zu seinem Wohnplatzr wählen könne. Durch ganz Deutschland erstreckte sich, sie erzählen, ein großes Waldgebirge, der Herzynischr Wald genannt, von 60 Tagereisen in der Länge, und mehr | zum Wohnplatz wilder Thiere als der Menschen gemaclst- Von Früchten, die dem Menschen leibliche Nahrung bieten, war Nichts zu finden. Die ersten Einwohner mußten M,

19. Bd. 1, Abth. 1 - S. 279

1874 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
24. Die Verbreitung des organischen Lebens. 279 geier, Auerochs und Elenn, der Bison, der Biber u. s. w. Im Harze und in den Ebenen Niedersachsens waren zu Karls des Großen Zeit die Auerochsen häufig, jetzt hegt die russische Regierung im Bialowitzer Walde noch eine Herde, die im Jahre 1844 nahezu 1000 Stück Zählte. In Norwegen war das Elennthier vor einigen Jahrzehnten in Gefahr ganz ausgerottet zu werden, und es wurde auf Tödtung desselben eine hohe Strafe gesetzt; auch in Ostpreußen hat man Schutz für dasselbe verlangt. Gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts wurde der letzte Bär in Sachsen getödtet; dieses einst gefürchtete Thier der deutschen Wälder, das Kaiser Max zu Hunderten erle- gen ließ und kühnen Muths wohl auch zuweilen allein im Kampfe bestand, hat sich in die bayrischen und österreichischen Alpen, in die Schweiz, nach Ungarn und Polen zurückgezogen. In Norwegen und Rußland werden jährlich viele Tausende von Bären, Füchsen und Wölfen getödtet. Was in England geschehen ist, kann als ein Zeichen weit fortgeschrittener Cultur betrachtet werden: mit den Naubthieren sind fast alle Thiere der hohen Jagd dort verschwunden, der Bär, der Hirsch, der Wolf, das wilde Schwein. Auch in Deutschland werden dieselben immer seltener, und selbst Hasen, Schnepfen und Feldhühner vermindern sich trotz des Jagdschutzes, den sie genießen. Wenn aber der Mensch alles weit und breit um sich her tödtet, sagt Oken treffend, so vermehrt sich dafür seine eigene Bevölkerung. Schon das alte Rom führte im stolzen Triumphzuge oder in den bluti- gen Schauspielen des Circus die wilden Thiere der neu eroberten Provinzen dem Volke vor, und indem es die Neugierde desselben befriedigte oder seiner Ruhmsucht schmeichelte, leistete es zugleich der Cultur serner Gegenden einen wesentlichen Dienst. Pompejns führte 600 Löwen im Triumphe auf und ließ bei der Einweihung des Tempels des Marcellus 600 Panther erwürgen; im Circus des Flaminius schwammen 36 Krokodile; Probus zeigte im Circus 1000 Strauße, 2000 Damhirsche, 200 Löwen, 200 Leoparden, 300 Bären. Wie hat sich Europa verändert, seit der Löwe, der noch zur Zeit des griechi- scheu Alterthums in demselben hauste, es verlassen und die Hyäne nicht mehr in jenen Höhlen wohnt, in denen wir ihre Gebeine zwischen angenagten Knochen anderer Thiere finden? Der neue Welttheil, dessen ausgedehnte Wälder allein schon, wie v. Humboldt bemerkt, die Jugend seiner Cultur bekunden, wird allmählich denselben Veränderungen erliegen, die Europa einige Jahrtausende früher betroffen haben. In Nordamerika theilt die Thier- welt das Schicksal der eingeborenen Menschenstämme. Die Büffel, die auf damit die Steinbock zu schiessen, das »durch die pawrsleut beschehn ist, die dann wo si über das wiltpret kumen, kein maß halten, sondern ihrer pawrnart nach ausöden." Wei- teres bei v. Kobell im „ Wildanger

20. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 124

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
124 Sriitfát «esduáfr. 137. Die alten Deutschen. a. Das alte Deutschland erstreckte sich vom Rhein bis zur Oder und von der Donau bis zur Ost- und Nordsee. Ungeheure Wälder, unterbrochen durch große Sümpfe und öde Strecken, bedeckten es. In den Wäldern hausten Wölfe, Bären, Luchse und Auerochsen. Breite Ströme traten oft über die Ufer und überschwemmten große Gebiete; daher war die Luft rauh und feucht. Nur ein geringer Teil des Bodens war angepflanzt, und zwar mit Gerste, Hafer, Roggen und Flachs. b. Die alten Deutschen (Germanen) sollen aus dem vorderen Asien in ihre jetzigen Wohnsitze eingewandert sein. Sie bestanden aus ver- schiedenen Volksstämmen, über welche zumteil Könige herrschten. Durch gemeinsame Sprache, ähnliche Sitten und gleichartige Körpergestalt bil- deten sie jedoch nur ein einziges Volk. Die wichtigsten Stämme waren: die Franken, Sachsen, Alemannen und Schwaben, Goten, Longobarden, Burgunden und Friesen. e. Unsere Voreltern waren große, kräftige Gestalten mit blauen Augen und blonden Haaren. Ihre Kleidung war im Sommer wie im Wrnter fast dieselbe und bestand aus Fellen wilder Tiere, deren Hörner oder Rachen oft einen fürchterlichen Kopfschmuck bildeten. Darunter trugen sie ein leinenes oder wollenes Hemd. Als Nahrung diente ihnen das Fleisch der erlegten Tiere, ferner wilde Beeren, Wurzeln und Früchte, Milch und Käse. Aus Hafer und Gerste brauten sie Bier; aus Honig bereiteten sie sich Met (Honigwein). U. Unsere Vorfahren wohnten einzeln in Höfen (Gehöften), welche von den Feldern umgeben und gewöhnlich eingezäunt waren. Die Häuser waren aus rohen Baumstämmen und Lehm zusammengefügt, mit Stroh gedeckt und am Giebel mit bunten Farben bestrichen (Blockhäuser). In der Mitte des Hauses war die Feuerstell?. Neben der Wohnung war eine kellerartige Vertiefung, in der man die Vorräte vor der Winterkälte schützte und sich selbst vor dem Feinde verstecken konnte. 6. Die Erziehung der Jugend war ganz kriegerisch. Sehr früh wurden die Knaben in dem Gebrauch der Waffen unterwiesen; der ge- fährliche Schwerttanz war das beliebteste Spiel. Mit dem 18. Jahre wurde der Jüngling feierlich für wehrhaft erklärt und erhielt nun sämt- liche Waffen, ohne die er von jetzt an nicht mehr ausging. Die Haupt- waffe war der Wurfspieß oder Speer aus Eschenholz; ferner ein langes Schwert, eine Streitaxt oder eine Keule, Pfeil und Bogen und ein aus Weiden geflochtener, mit starkem Leder überzogener Schild. Der Abhärtung wegen wurde fast täglich im Flusse gebadet. f. Krieg war dem freien Manne die angenehmste Beschäftigung.