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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 4

1868 - Leipzig : Arnoldi
4 den König der Franken mitten im Gefechte, schlugen sich ans die Seite der Sorben und bewirkten dadurch, daß er eine empfindliche Niederlage erlitt. Dieß war eine große Treulosigkeit, die keine Entschuldigung verdient. Karl der Große konnte solch ein Unrecht nicht vergessen. Zu Verden, einer Stadt in Hannover an dem Flusse Aller, befanden sich 4500 Sachsen, welche in mehren Schlachten in die Gefangenschaft der Franken gerathen waren. Was that Karl mit diesen wehrlosen Leuten? Er ließ sie sämmtlich auf einen freien Platz führen und ihnen den Kopf abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten nicht weniger beschimpft, als die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen endlich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Im Jahre '803 kam es zwischen den beiden Theilen zu einem Frieden, in welchem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum annehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Seit dieser Zeit fingen die Sachsen an, ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Jugend in nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Jrmensäule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und seinen Sohn, Jesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Ab- götterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben und haben den dauernden Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, dnrch Aufklärung und Fleiß zu den gebildetsten Völkern Deutschlands zu gehören. Larl der Große. Mit Recht verdientkarl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Er wurde den 2. April 742, vermuthlich zu Aachen, geboren. Seine Mutter hieß Bertha. In seinen früheren Jahren hatte er allerdings nicht viel gelernt; denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im geschickten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 40 Jahre alt, nahm er sich es vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierigkeit und brachte es bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil er sich selbst lernbegierig erwies, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte es an Schulen; da konnte Niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab es in den Klöstern viel Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt es daher für das erste Geschäft eines Regenten,

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1. Der sächsische Kinderfreund - S. 5

1830 - Dresden Leipzig : Arnoldi
z abschlagen. Ebenfalls eine barbarische Grausamkeit, die den großen Fürsten eben so beschimpft, wi. die Sachsen ihr treuloses Betragen. Nach langen Kämpfen unterlagen end- lich die Sachsen der fränkischen Gewalt. Fm Fahre 803 kam es zwischen beiden Theilen zu einem Frieden, in wel- chem Karl forderte, daß die Sachsen das Christenthum an- nehmen sollten. Wittekind war der Erste, der sich taufen ließ. Seinem Beispiele folgten seine Untergebenen. Von dieser Zeit singen die Sachsen an ein gesittetes Volk zu werden; denn Karl legte Klöster und Schulen an, in welchen die Fugend sn nützlichen Kenntnissen unterrichtet werden konnte. Statt der Sonne, des Mondes und der Sterne, statt des Kriegsgottes Wodan oder Odin und der Frmen- saule verehrten unsere Vorfahren den alleinigen Gott und sei- nen Sehn Fesum Christum. Auch haben sie sich niemals wieder zur Abgötterei gewendet, vielmehr sind sie dem Christenthume stets treu geblieben, und sie haben den dauern- den Ruhm behauptet, durch Erlernung der Künste und Wissenschaften, durch Aufklärung und Fleiß zu den gebil- detsten, Völkern Deutschlands zu gehören. Karl der Große. Mit Recht verdient Karl den ehrenvollen Beinamen des Großen. Zn seinen früheren Fahren hatte er aller- dings nicht viel gelernt, denn seine Kunst bestand im guten Reiten und im guten Gebrauche der Waffen. Allein er holte später eifrig das nach, was er in seiner Kindheit nicht gelernt hatte. Schon 4o Fahre alt, nahm er sichs vor, das Schreiben zu lernen, und wiewohl seine Hand, die das große Schwert zu führen wußte, an die leichte Feder sich ungern gewöhnte, so überwand er doch jede Schwierig- keit und brachte cs bald zu einer Fertigkeit im Schreiben. Weil, er sich selbst lernbegierig erwieß, so verlangte er es auch von dem Volke, das er regierte. Denn zu seiner Zeit war die Unwissenheit entsetzlich groß. Da fehlte cs an Schulen; da konnte niemand lesen, schreiben und rechnen; da gab cs in den Klöstern viele Mönche, die nicht einmal lesen konnten. Karl hielt cs daher für das erste Geschäft eines Regenten, das Volk durch Anlegung von Schulen zu

2. Lesebuch für Volksschulen - S. 150

1894 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
150 4. Als vierundsiebzigjähriger Greis ging Bonifatius noch einmal zu den Friesen. Seine Predigt schaiite viele Frucht. Einst hatte er auch wieder viele getauft und sie zu einem bestimmten Tage zur Firmelung bestellt. Statt ihrer kamen aber wilde Heiden, welche den greisen Apostel mit zweiundfünfzig Gehilfen erschlugen (754). Die Leiche des Bonifatius wurde im Kloster Fulda, das er gegründet hat, begraben. Nach Andra u. Bischofs. 234. Karl der Große. 768-814. a. Karls Person. Sorge für Kirche und Schule. 1. Im Dome zu Aachen steht ein schlichter Grabstein. Darauf sind die Worte zu lesen: „Karl dem Großen." Dieser große Kaiser herrschte von 768 biz 814 über das große Frankenreich, das sich zu beiden Seiten des Niederrheins ausdehnte. Erst sechsundzwanzig Jahre alt, bestieg er den Thron seines Vaters Pipin. Karl war sehr groß von Körperbau. Er maß sieben seiner Fußlangen. Seine Kleidung war einfach. Das Linnen dazu mußten ihm seine Töchter spinnen und weben. Nur an hohen Festtagen erschien er in königlicher Pracht. Dann trug er ein langes Gewand, das mit Gold durchwirkt war, Schuhe, mit Edel- steinen besetzt, und einen goldenen Kopfreif (Diadem), strahlend von Edelsteinen. 2. Karl hatte einen frommen Sinn. Die Kirche besuchte er täglich, früh- morgens und nachmittags. Alle Sonntage mußte in der Volkssprache gepredigt werden. Die Geistlichen, welche nicht lesen konnten, mußten es noch lernen. Um den Gottesdienst zu heben, ließ er aus Italien Sänger und Orgeln kommen; da- durch lernten die Franken nach und nach lieblicher singen. Die Kirchen zierte er mit schönen Gemälden. Aberglauben duldete er nicht und verbot das Verbrennen von Hexen und Zauberern. 3. Zu Karls Zeiten verschmähten es noch die Fürsten und Freien, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Auch Karl hatte als Knabe nicht schreiben gelernt, deshalb setzte er sich als Mann noch hin, um die Buchstaben nachmachen zu lernen; ja, er hatte in seinem Bette unter dem Kopfkissen Tafeln und Blätter liegen, ans tvelchcn er sich des Nachts, wenn er aufwachte, im Schreiben übte. Doch seine des Schwertes gewohnte Hand brachte es darin nie zu großer Fertigkeit. 4. Karl hatte an seinem Hofe eine Schule errichtet, in welcher die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niedern, unterrichtet wurden. Einst be- suchte er die Schule, um zu sehen, was die Kinder gelernt hatten. 1. Als Kaiser Karl zur Schule kam und wollte visitieren da prüft’ er scharf das kleine Volk, ihr Schreiben, Buchstabieren, ihr Vaterunser, Einmaleins und was man lernte mehr; zum Schlüsse rief die Majestät die Schüler um sich her. 2. Gleich wie der Hirte schied er da die Böcke von den Schafen, zu seiner Rechten hiess er stehn die Fleifsigen, die Braven, da stand im groben Linnenkleid manch schlichtes Bürgerkind, manch Söhnlein eines armen Knechts von Kaisers Ilofgesind’. 3. Dann rief er mit gestrengem Blick die Faulen her, die Böcke, und wies sie mit erhobner Hand zur Linken in die Ecke; da stand im pelzverbrämten Rock manch feiner Herren Sohn, manch ungezognes Mutterkind, manch junger Reichsbaron.

3. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. IX

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ix 2. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern nicht selten auch Nachmittags und Abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligenbildern würdig aus. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt. 3. Wie Karl schreiben lernt. Zn Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürstensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. (Deutsche Jugend 3, S. 117: Wie Kaiser Karl schreiben lernte.) 4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und errichtete verschiedene Schulen. An seinem Hofe hatte er eine Muster schule, worin die Kinder feiner Diener, sowohl der hohen als der niederen, unterrichtet wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten und sprach dann zu deu fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort, — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu seiner Linken nud sprach: „Jl^ Hochgeborueu, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut aus eure Abkunft und mit Spiel und Nichtstun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf eitern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten.“ (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.) 5. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle beunruhigten. Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, breiten Messer, das sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Woher sie gekommen, weiß man nicht. Erst, nachdem der Name Cherusker verschwunden ist, hört man von ihnen. Wahrscheinlich nahmen um diese Zeit alle germanischen Völker, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, den Namen „Sachsen" an. Sie zerfielen in Westfalen, Ostfalen und Engern. Die Engern wohnten zu beiden Seiten der Weser, westlich von ihnen die Westfalen, östlich die Ostfalen. (Im jetzigen Braunschweig wohnten Engern und Ostfalen.) „Die Sachsen haben nie Könige gehabt, sondern sie lebten wie die alten Germanen in freien Gemeinden unter ihren Grafen und Edelingen. Nur im Kriege vereinten sie sich unter freigewählten Herzögen." Karl beschloß, dies Volk zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Mit einem Heere drang er ins freie Sachsenland ein, zerstörte die Eresbnrg und vernichtete die Jrmensänle, einen riesenhaften Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug. Daun zog er bis an die Weser und machte hier Frieden mit den Sachsen. Diese empörten sich aber zu wiederholten Malen, zer-

4. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. IX

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ix 2. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern nicht selten auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligenbildern würdig ans. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler ans Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt. 3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürstensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und nachts, ivenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. (Deutsche Jugend 3, S. 117: Wie Kaiser Karl schreiben lernte.) 4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er- richtete verschiedene Schulen. An seinem Hose hatte er eine Musterschule, worin die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niedern, unterrichtet wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten an- treten und sprach dann zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort, — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu seiner Linken und sprach: „Ihr Hochgebornen, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut auf eure Abkunft und mit Spiel und Nichtsthun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten." (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.) 5. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle beunruhigten. Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, breiten Messer, das sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Woher sie gekommen, weiß man nicht. Erst, nachdem der Name Cherusker verschwunden ist, hört man von ihnen. Wahrscheinlich nahmen um diese Zeit alle germanischen Völker, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, den Namen „Sachsen" an. Sie zerfielen in Westfalen, Ostfalen und Engern. Die Engern wohnten zu beiden Seiten der Weser, westlich von ihnen die Westfalen, östlich die Ostfalen. (Im jetzigen Braunschweig wohnten Engern und Ostfalen.) „Die Sachsen haben nie Könige gehabt, sondern sie lebten wie die alten Germanen in freien Gemeinden unter ihren Grafen und Edelingen. Nur im Kriege vereinten sie sich unter freigewählten Herzögen." Karl beschloß, dies Volk zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Mit einem Heere drang er ins freie Sachsenland ein, zerstörte die Eresbnrg und vernichtete die Jrmensänle, einen riesenhaften Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug. Dann zog er bis an die Weser und machte hier Frieden mit den Sachsen. Diese empörten sich aber zu wiederholten Malen, zer-

5. Lehr- und Lesebuch für gewerbliche Fortbildungsschulen und Fachschulen sowie zur Selbstbelehrung - S. 124

1882 - Kiel : Homann
124 Ii. Kulturbilder aus Welt und Werkstatt. 61. Die Klöster als Pflege- und Pflanzstätten des Gewerbes, der Kunst und Wissenschaft. Bereits zu den Zeiten der Merowinger begegnen wir klösterlichen Stiftungen im Frankenreiche, die sich weiterhin zu blühenden Abteien, zu Stätten der Wissenschaft, der Staatskunst und feinerer Sitte ausgebildet hatten. Zu Tours hatte Gregor seine Frankengeschichte geschrieben und unter Karl Martell und Pipin blühten diese segensreichen Zustuchtsorte für alles, was jene rauhe Zeit an zarteren Regungen kannte, herrlich wei- ter. Soissons, Tours, Orleans, Metz, Rheims waren bereits damals Stätten, an denen die spärlichen Reste des Altertums, die geringe Kunde der Wissenschaften, die Kunst des Schreibens und die Gewohnheit des Aufzeichnens der geschehenen Dinge bewahrt und gehegt wurde. Irische Mönche und nach ihnen die angelsächsischen Missionare, Bonifacius und seine Nachfolger trugen das Evangelisationswerk über den Rhein; St. Gal- len, Reichenau, Fulda und andere Stätten singen an, in deutschen Gauen Licht und Wärme zu verbreiten. Karl der Große erwarb sich große Ver- dienste um die alten und zahlreichen neuen Stiftungen. An jedes Kloster schloß sich eine Schule an, die Mönche unterwiesen die jungen Söhne des ungeschlachten Adels in der Kunst des Lesens und Schreibens, führten die Begabteren unter ihnen auf die grünen Auen des Altertums, ließen die Franken siegen und lehrten in den mauerumschlossenen Klostergärten deutsche Bauerknaben die Kunst des Obstschnitls und die Zucht auserlese- ner Früchte. Das kirchen- und klosterfreundliche Geschlecht der Karolinger ließ nicht ab mit Gründung neuer Stiftungen und mit Schenkungen an alte. Jedes Herrschergeschlecht hatte seine Familienstiftung, jeder Einzelherrscher sein Lieblingskloster. Ludwig der Fromme gründete 822 das Kloster Korvey an der Weser. Von den letzten Karolingern ließ Karl der Dicke sich in Reichenau begraben, dem er zu Lebzeiten viel Gutes gethan hatte; Arnulf und Ludwig das Kind bevorzugten St. Emmeran bei Regensburg, wo sie auch beigesetzt wurden. Gandersheim war eine Stiftung der Ludolfinger, wo später die Schwestern und Töchter des kaiserlich sächsischen Hauses ihre ansehnliche Versorgung fanden. Stiftungen der bayrischen Agilolfinger waren die bald zu großer Blüte gelangenden Klöster im Chiemsee, zu Tegernsee, Benedictbeuren und Wessobrunn. Weltliche und geistliche Große gründeten Klöster, in welche sie sich am Abend ihres Lebens zurückzogen; so Eginhard der Zögling Karls des Großen, Seligenstadt am Main, wo Kaiser Ludwig 836 den Jugendfreund besuchte. Überblicken wir am Ende des karolingischen Zeitraums das geistige Leben des ostfränkischen Landes, so finden wir die Kultur, die Pflege der Wissenschaft und des Unterrichts wesentlich in die Klöster und Bischofs- sitze zurückgedrängt. Zwar bestand noch die Hofschule Karls, aber diese erstreckte ihre Wirkung doch nur auf die höchste Aristokratie und darüber hinaus ließ die unruhige Zeä keine öffentlichen Schulen aufkommen. Die Schulen aber, die Karl in den friedlichen Mauern von Fulda, Reichenau,

6. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 5

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
5 Wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt. 3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürsten- söhne jener Zeit blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und nachts, wenn er nic£)t schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwert- gewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. 4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er- richtete verschiedene Schulen. An seinem. Hofe hatte er eine Musterschule. Darin wurden die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niedern, unterrichtet. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten. Dann sprach er zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer und Klöster geben!" Hierauf wandte er sich zürnend zu seiner Linken und sprach: „Ihr Hochgebornen aber, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut auf eure Abkunft und mit Spiel und Nichtsthun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten." 5. Heerbann. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen. Diese beunruhigten die Franken durch häufige Einfälle. Karl beschloß daher, die Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Er rief deshalb den Heerbann zusammen. Alle waffen- fähigen Freien mußten mit ihrem Gefolge erscheinen. Einen Sold bekamen sie nicht. Jeder mußte für seine Ausrüstung selbst sorgen. Auch hatte sich jeder auf 3 Monate mit Lebensmitteln zu versehen und diese auf einem Karren oder Saumrosse mit sich zu führen. Mit einem wohlgerüsteten Heere drang Karl ins freie Sachsen- land ein. In einem heiligen Walde vernichtete er die Jrmensäule. Das war ein riesenhafter Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug. Dann drang er bis an die Weser vor und machte hier Frieden mit den Sachsen. Unter Anführung Wittekinds, eines Edelings der Westfalen, empörten sich aber die Sachsen zu wiederholten Malen gegen Karl. Sie zerstörten die neuerbauten christlichen Kirchen und erschlugen oder vertrieben die ihnen von Karl eingesetzten Priester. Einmal (782) vernichteten sie Karls Heer fast vollständig. Da war dessen Geduld zu Ende. Bei Verden a. d. Aller hielt er Gericht über die Aufrührer und ließ ihrer 4500 hinrichten. Wittekind war entflohen, kehrte aber bald zurück, um die Sachsen zur Rache für diese Blutthat zu entflammen. Sein Heer wurde jedoch an der Hase so vollständig geschlagen, daß er den fernern Kampf für den alten Glauben und die alte Freiheit aufgab. Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich aufnahm, und empfing mit vielen sächsischen Edlen die heilige Taufe. — Roch mehrmals ver- suchten die Sachsen, das Joch der Franken abzuschütteln. Aber ihr Widerstand erlahmte nach und nach, bis sie sich endlich nach 31 Jahren Karl vollständig unterwarfen. 6. Bekehrung der Sachsen. Um das Heidentum auszurotten, verordnete Karl: Wer die Taufe verschmäht oder die Toten verbrennt oder den Götzen opfert, soll des Todes sterben. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre gründete Karl die Bischofs- sitze in Münster, Minden, Halberstadt, Osnabrück, Bremen u. s. w.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für die Elementarschule - S. 20

1874 - Köln [u.a.] : Schwann
— 20 — denn sie hatten den Kaiser mit seinem ganzen Heere kommen sehen. Herr Noland aber lag bleich und todt auf dem Rasen und hielt in der Rechten sein gutes Schwert und in der Linken sein goldnes Horn, das war der Länge nach geborsten. Kaiser Karl und alle Franken jammerten und beklagten bitterlich den Tod des wackern Helden.' Jener Verräther aber, der Roland in die Hände der Feinde überliefert, ward entdeckt und nach Gebühr mit einem schrecklichen Tode bestraft. 6. Karls weitere Kriege. Fast während der ganzen Zeit seiner Regierung hat Karl Krieg geführt. Die Bayern, die sich seiner Herrschaft nicht fügen wollten, unterwarf er ohne Mühe. Dann rückte’ er weiter gegen Osten vor und machte alles Land bis tief nach Ungarn hinein sich unterthänig. Die Friesen an der Nordsee hatten an dem Kriege der Sachsen gegen die Franken theil-genommen und wurden wie die Sachsen besiegt. Karl dehnte seine Herrschaft noch über die Elbe bis zur Ostsee aus. Sein Reich erstreckte sich von der Eider in Schleswig bis über Italien, von der Theiß und Drau m Ungarn bis zum Ebro in Spanien. Der Ruf von feinen Siegesthaten verbreitete sich über die Grenzen Europas hinaus. Ueberall wurde Karls Name mit Ehrfurcht und Bewunderung genannt. Fremde, weit enfernte Könige suchten seine Freundschaft, schickten Gesandte an ihn und ehrten ihn mit Geschenken. 7. Karls Sorge für Schule und Unterricht. Zur Zeit Karls des Großen gehörten Bücher zu den Seltenheiten, weil die Buchdrv.ckerkunst noch nicht erfunden war, und alle Bücher geschrieben werden mußten. Nur wenige Franken konnten lesen und schreiben. Selbst Karl hatte in seiner Jugend nicht schreiben gelernt und übte sich darin noch in seinem Alter. An seinem Hofe zu Aachen stiftete er -eine höhere Schule und berief fromme und gelehrte Männer an dieselbe. Diese nannte er feine Freunde, unterhielt sich mit ihnen und sprach mit ihnen über die Regierung des Reiches. Durch diese Männer ließ er die alten Lieder sammeln und unter seiner Aufsicht die Bibel abschreiben. Um sich Bücher zu verschaffen, hatte Karl Leute, die nichts thaten als abschreiben. In der hohen Schule zu Tours gab es einen besondern Saal für die Abschreiber. Noch jetzt werden zu Aachen, Wien, Paris und Rom Bücher und Schriften aus der Zeit Karls des Großen aufbewahrt. In hohem tochulen wurden Priester zu ihrem Berufe ausgebildet. Karl war ein frommer und thätiger Christ und gründete neue Bisthümer, Kirchen und Klöster und beschenkte sie reichlich. In den Klosterschulen unterrichteten die Mönche die Jugend im Lesen, Schreiben und in der Religion und sorgten dabei für Arme und Kranke und beherbergten Reisende; denn Gasthöfe gab es

8. Teil 2 - S. 34

1912 - Leipzig : Freytag
34 errichtet; alle durchreisenden Kaufleute mußten die Waren einige Tage zun: Umtausch auslegen. b) Karls Fürsorge fürdas geistigewohl seines Volkes. Obgleich Karl der Große ein Kriegsheld war, so hatte er doch auch Lust und Liebe 51t den Wissenschaften. An seinem Hose lebten berühmte Gelehrte, unter denen der Angelsachse A l k u i u und der Deutsche Einhard besonders hervorragten. Dieser verfaßte ein Lebensbild von dem gewaltigen Herrscher. Karl selbst hatte in seiner Jugend nur wenig gelernt. Dennoch brachte er es in den späteren Jahren durch Fleiß dahin, daß er die lateinische Sprache sprechen und lesen konnte; auch das Griechische verstand er. Mit den Schreibübungen wollte es jedoch nicht vorwärts gehen, obgleich er jeden Augenblick dazu bemchte und selbst in schlaflosen Nächten Stift und Tafel unter dein Kopfkissen hervorzog. Die Hand, die das schwere Schwert zu führen wußte, konnte mit dem leichten Schreibrohre nicht fertig werden. Für die Bildung des Volkes trug der Kaiser eifrig Sorge. Bei jedem Kloster und Bischofssitze mußten Schulen errichtet werden, in denen nicht mir die angehenden Geistlicheu, sondern auch die Kinder der Adeligen und der Hörigen unterrichtet werden sollten. Sie mußten Grammatik, Psalmen, geistliche Gesänge und Kalenderkunde lernen. Auch die Erwachsenen, Männer und Frauen, mußten das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser und die Tanfformel hersagen können. Die Söhne der Beamten erhielten Unterricht in der Hofschule; sie lernten hauptsächlich schreiben, lesen und rechnen, damit sie einst in den Dienst des Kaisers treten konnten. Die Hofschnle wurde öfters von Karl revidiert. — Besondere Sorgfalt verwandte der Kaiser auf die Volkssprache. Auf seinen Wunsch wurden lateinische Predigten ins Deutsche übersetzt. Den Geistlichen gebot er, den Gottesdienst in der Muttersprache abzuhalten und die religiösen Stücke in der deutschen Sprache lernen zu lassen. Er gab den Winden und Monaten deutsche Namen und ließ die alten Heldenlieder der Germanen sammeln. — Auch die Künste förderte der Kaiser; seine Pfalzen zu Ingelheim und Aachen ließ er durch italienische Baumeister aufführen, und römische Sänger sollten den Franken die religiösen Weisen beibringen. Auch die Kunst des Orgelspiels verpflanzte er vou Italien nach Deutschland. 5. Karls des Großen Persönlichkeit. Karl war von großer, kräftiger Gestalt ; seine Länge betrug sieben seiner Füße. Aus den blauen Augen und aus den: heiteren Gesichte blickten Freundlichkeit und Festigkeit, Ernst und Würde. Seinen Körper hatte er durch Reiten, Fechten, Schwimmen und Jagen abgehärtet und gestählt. Nur selten wurde er von Krankheiten heimgesucht. — Die Kleidung des Herrschers war einfach; sie bestand aus Stoffen, die seine Töchter gewebt hatten. Nur bei festlichen Gelegenheiten erschien er im golddnrchwirkten Kleide und mit der Krone auf dem Haupte, die aus Gold und Edelsteinen verfertigt war. — Der Kleidnng entsprach die Lebensweise des Kaisers. Er verschmähte berauschende Getränke und stark gewürzte Speisen. Am besten schmeckte ihm der Wildbraten, der am Spieße über dem offenen Herdfeuer

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 5

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt. 3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Alaun noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürsten- söhne jener Zeit blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Manuesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und Nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwert- gewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. 4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er- richtete verschiedene Schulen. An seinem Hofe hatte er eine Musterschule. Darin wurden die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niederen, unterrichtet. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten. Dann sprach er zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer und Klöster geben!" Hierauf wandte er sich zürnend zu denen zu seiner Linken und sprach: „Ihr Hochgeborenen aber, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut auf eure Abkunft und mit Spiel und Nichtstun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten." 5. Heerbann. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen. Diese beunruhigten die Franken durch häufige Einfälle. Karl beschloß daher, die Sachsen zu unterwerfen und zum Christentum zu zwingen. Er ries deshalb den Heerbann zusammen. Alle waffen- fähigen Freien mußten mit ihrem Gefolge erscheinen. Einen Sold bekamen sie nicht. Jeder mußte für seine Ausrüstung selbst sorgen. Auch hatte sich jeder aus 3 Monat mit Lebensmitteln zu versehen und diese auf einem Karren oder Saum- (Last)rosse mit sich zu führen. Mit einem wohlgerüsteten Heere drang Karl ins freie Sachsenland ein und zerstörte die Eresburg. Auch vernichtete er in einem heiligen Walde die Jrmensäule. (Das war ein riesenhafter Baum, der nach dem Glauben der Sachsen das All trug.) Dann drang er bis an die Weser vor und machte hier Frieden mit den Sachsen. Unter Anführung Wittekinds, eines Edelings der Westfalen, empörten sich aber die Sachsen wiederholten Malen gegen Karl. Sie zerstörten die neuerbauten christlichen Kirchen und erschlugen oder vertrieben die ihnen von Karl eingesetzten Priester. Einmal (782) vernichteten sie Karls Heer fast vollständig. Da war dessen Geduld zu Ende. Bei Verden a. d. Aller hielt er Gericht über die Ausrührer und ließ ihrer 4500 hinrichten. Wittekind war entflohen, kehrte aber bald zurück, um die Sachsen zur Rache für diese Bluttat zu entflammen. Sein Heer wurde jedoch an der Hase so vollständig ge- schlagen, daß er den ferneren Kampf für den alten Glauben und die alte Freiheit aufgab. Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich aufnahm, und empfing mit vielen sächsischen Edeln die heilige Taufe. — Noch mehrmals versuchten die Sachsen, das Joch der Franken abzuschütteln. Aber ihr Widerstand erlahmte nach und nach, bis sie sich endlich nach 31 Jahren Karl vollständig unterwarfen. 6. Bekehrung der Sachsen. Um das Heidentum auszurotten, verordnete Karl: Wer die Taufe verschmäht oder die Toten verbrennt oder den Götzen opfert, soll des Todes sterben. Zur Ausbreitung der christlichen Lehre gründete Karl Bischofs- sitze in Münster, Minden, Halberstadt, Osnabrück, Bremen u. s. w.

10. Für die Oberklassen - S. 346

1857 - Leipzig : Wöller
— 346 — Apostel Petrus weihete; auch gründete er das Kloster Fulda als eine Schule für Glaubensboten. Im Jahre 732 wurde Bonifacius vom Papste zum Erzbischof ernannt, und als solcher hat er die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland mit großer Umsicht geordnet, besonders durch Gründung von Äisthümern und durch Einrichtung der Provinzial synv den. d. i. der regelmäßigen Ver- sammlungen der Geistlichen einer Provinz, wo die kirchlichen Angelegen- heiten berathen wurden. Um diese Zeit wurde das Bisthum Mainz auf merkwürdige Art er- ledigt: Der Bischof von Mainz hatte nämlich seinen Vateren einem Feld- zuge gegen die Sachsen verloren und. um seinen Tod zu rächen, nahm er an dem nächsten Zuge Theil, ließ den Mörder seines Vaters zu einer Unterredung einladen und erstach ihn hinterlistig. Er wurde deshalb ab- gesetzt und Mainz zum Sitze des Erzbischofs bestimmt. Als Erzbischof von Mainz salbte Bonifacius im Auftrage des Papstes den Frankenherzog Pivin den Kurzen zum Könige (752). Er hatte aber in P^inz keine Ruhe. übergab das Erzbisthum einem treuen Gehülfen und ging 753 als ein Greis von 73 Jahren noch einmal zu den Friesen. Zwei Jahre predigte er unter ihnen das Evangelium mit großem Erfolge. Einst hatte er auch wieder viele getauft und sie zu einem bestimmten Tage zur Firmeluug bestellt. Statt ihrer kamen aber wilde Heiden, welche den greisen Apostel mit 52 Gefährten erschlugen (am 5. Juni 755). Die Leiche des Bonifacius wurde in seinem Lieblingskloster Fulda bestattet. Das heilige Werk des Bonifacius wurde durch treue Schüler fortgesetzt. Die Kirchen und Klöster waren damals Schulen, in welchen nicht bloß neue Glaubensboten erzogen, sondern auch die Jugend im Lesen, Schreiben. Rechnen und mancherlei Künsten und Handwerken unterrichtet wurde. Die Mönche beschäftigten sich viel mit Ackerbau, Gartenbau und Handwerken, und dadurch wurden die Deutschen nach und nach von dem kriegerischen Treiben entwöhnt und fanden Geschmack an friedlichen und nützlichen Beschäftigungen. So breitete sich das Christenthum immer weiter aus. und nur zu denen, welche einsam in großen Heiden wohnten, konnte das Christenthum nicht sogleich gelangen; daher nannte man die Götzendiener „Heiden", d. i. Heidenbewohner. * 6. Kaiser Heinrich Iv. und Papst Vregor Vii. Einer der unglücklichsten deutschen Kaiser warheinrich Iv. (1056—1106). Er war erst sechs Jahre alt. als sein Vater starb. Anfangs wurde er von seiner frommen Mutter Agnes, dann von dem finstern Erzbischof Hanno von Cöln, zuletzt von dem leichtsinnigen Erzbischof Adalbert von Bremen erzogen, und hatte von seinem letzten Erzieher Stolz und Herrschsucht, sowie Haß gegen den Papst und Mißtrauen gegen die Sachsen geerbt. Er erlaubte sich daher als Kaiser die größten Un- gerechtigkeiten gegen dieses Volk, zerstört« ihre Burgen, nahm ihre Fürsten

11. Teil 1 - S. 113

1882 - Leipzig : Brandstetter
Wissenschaft und Schule im karolingischen Zeitalter. Hz dieselbe lediglich in den Händen der Frauen. Denn dem freien, sich im geräuschvollen öffentlichen Leben tummelnden Manne schien die Aufgabe eine unwürdige zu fein, sich der Pflege der Kinder oder der eignen Erlernung des Lesens und Schreibens hinzugeben. Der Hausfrau lag es ob, ihre Kinder die alten Heldenlieder und den Gebrauch der Runen zu lehren. Sie war es auch, die bessere, christliche Sitte und Sinn für Wissenschaft und Kunst zuerst pflegte. Noch bis in die späteren Zeiten des Mittelalters saud der Unterricht in den Elementen der Wissenschaft weit leichter bei den Mädchen als bei den Knaben Eingang, und gefeierte Dichter, wie Wolfram von Eschenbach, Ulrich von Lichteusteiu u. a. haben in ihrem ganzen Leben weder lesen noch schreiben gelernt. Die besten Regenten des Mittelalters, Karl der Große, Heinrich I. und Otto I., sind ohne jede gelehrte Bildung in ihrer Jugend auferzogen worden, und man rühmte es dem Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen, der im 11. Jahrhundert lebte, als etwas ganz Außerordentliches nach, daß er in der Schule zu Fulda gelernt habe, Briefe zu lesen und zu verstehen. Karl gab sich noch in seinem späteren Mannesalter der Erlernung der Wissenschaften hin. Otto I. erlernte von seiner Gemahlin Adelheid das Lesen, die Kaiserin Gisela, Gemahlin Konrads Ii., ließ sich Notkers Werke abschreiben, und vor allen hoch gefeiert war wegen ihrer gelehrten Bildung des Kaisers Heinrich Iii. Gattin Agnes. Es ließen sich leicht noch mehr Beispiele aufführen, um den Nachweis zu liefern, wie die Frauen besonders die Trägerinnen der wissenschaftlichen Bildung in den höheren Kreisen waren. Die berühmten Bischöfe Liudger, Ansgar und Bruno bekennen, wie sie in ihrer frühesten Jugend, bevor sie ins Kloster ausgenommen wurden, von ihren frommen Müttern im Lesen der heiligen Schrift unterrichtet wurden. Doch immer noch blieben diese Fälle vereinzelt und reichten nicht aus, auf die große Menge des Volkes so einzuwirken, daß die letzten Spuren des Heidentums im Frankenreiche vollständig getilgt werden konnten. Zwar fingen schon seit dem 7. Jahrhunderte die merovingischen Könige an, gewaltsam dagegen einzuschreiten, doch fand der alte Götzendienst noch lange am unteren Rhein, an der Maas und Schelbe eine Zuflucht. Der Gelehrteste der Merovinger, König Chilperich I., scheint die alten Kaiserschulen, die in den Hauptstädten des Reiches in der Römerzeit bestanden hatten, wieder ausgerichtet zu haben, doch können sie kaum von großem Einfluß gewesen sein, da man gegen 768 im Reiche nach dem Zeugnisse eines nur wenig Iahte später lebenden Schriftstellers keine Spur von Wissenschaften und schönen Künsten sah. Hatten sich bis zum Ende des 6. Jahrhunderts allenthalben auf den fränkischen Bischofssitzen römische Geistliche erhalten, so bemächtigte sich von da an die erste germanische Generation der kirchlichen Würben. Stand dieselbe auch an Tüchtigkeit und Ernst der Gesinnung, an praktisch tiefer Erfassung des Christentums ihren Vorgängern nicht nach, so konnte sie sich boch nicht in der Gelehrsamkeit und Bilbung mit ihnen messen. Sehr viele beutsche Bischöfe legten daher, weil sie sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlten, ihre Ämter wieber rtieber, kehrten Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. I. g

12. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 10

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
gen — 10 — Schmucke, auf dem Haupte die von Gold und Diamanten strahlende Krone. „Unausgesetzt war Karl mit den Angelegenheiten seines Reichs beschäftigt; oft stand er des Nachts 4—5mal von seinem Lager auf und wandte sich seinen Ar- beiten zu; selbst beim Ankleiden verhandelte er von Geschäften mit seinen Räten oder ließ Parteien vor, die seinen Richterspruch suchten; beim Mahle ließ er sich geschicht- liche oder erbauliche Schriften vorlesen; keine Stunde verstrich ungenutzt." — 3. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern nicht selten auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüch- tige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligen- bildern würdig aus. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahin rasselt. 4. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürsten- söhne jener Zeit blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er dieselbe hervor und übte die schwert- gewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. Doch brachte er es in der Kunst des Schreibens nicht mehr sehr weit; denn die meisten seiner Unterschriften be- standen nur aus einem im Viereck gezogenen Strich. 5. Zn der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner <ß finden sein, der nicht lesen Karl der Große in der Schule.

13. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 14

1892 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
1 — 14 — retten." Mit wildem Geheul stürzten die Feinde herein und streckten ihn und seine Begleiter nieder. Seine Leiche wurde nach dem Kloster Fulda gebracht. \2* Karl der Große. 768—8 1. Karls Person. Karl der Große, der Sohn Pipins und König des Frankenlandes, war von stattlich hoher Gestalt; er maß sieben seiner Fußlängen und besaß eine riesenhafte Stärke. Feine, ausländische Kleidung konnte er nicht leiden. Am liebsten ging er in Kleidern, die ihm seine Gemahlin oder seine Töchter gesponnen und gewoben hatten. Nur bei feierlichen Gelegenheiten erschien er im königlichen Schmucke, auf dem Haupte eine von Gold und Diamanten strahlende Krone. 2. Die eitlen Hofherren. Einmal kamen seine Höflinge an einem kalten Regentage in italienischer Tracht, wie bunte Papageien angeputzt, zur Jagd. Karl, der einen einfachen Schafpelz trug, führte sie beim schlimmsten Unwetter durch Dickicht und Dorngestrüpp. Da zerrissen die dünnen, seidenen Kleider und hingen in Lappen und Fetzen vom Leibe herab. Am nächsten Tage mußten sie in derselben Kleidung wieder vor Karl erscheinen. Er zeigte ihnen seinen weißen und unversehrten Schafpelz und hielt ihnen eine derbe Strafpredigt über ihren Flitterkram. 3. Rastlose Thätigkeit und Frömmigkeit. „Unausgesetzt war Karl mit den Angelegenheiten seines Reichs beschäftigt; oft stand er des Nachts 4—5mal von seinem Lager auf und wandte sich seinen Arbeiten zu; selbst beim Ankleiden verhandelte er von Geschäften mit seinen Räten oder ließ Parteien vor, die seinen Richterspruch suchten; beim Mahle ließ er sich geschichtliche ober erbauliche Schriften vorlesen; keine Stunde verstrich ungenutzt." — Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüchtige Geistlichen und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligenbildern würdig ans. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken fangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahin rasselt. 4. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürsten-söhne jener Zeit blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er dieselbe hervor und übte die schwert-gewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. Doch brachte er es in der Kunst des Schreibens nicht mehr weit; denn die meisten feiner Unterschriften bestanden nur aus einem im Viereck gezogenen Strich. 5. In der Schule. Karl wollte aber, daß an seinem Hose keiner zu finden fei, der nicht lesen und schreiben könne. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und gründete eine Schule an feinem Hofe, in welcher die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niedern, unterrichtet wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu feiner Rechten antreten und sprach dann zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort — dann werde ich euch einst gar herrliche Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu seiner Linken und sprach: „Ihr aber, ihr feinen Leutchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt, eure hübschen Gesichter gelten nichts bet mir. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten. Beim Könige des Himmels, ich werde euch strafen, wie ihr es verdient."

14. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 16

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
16 Der Lehnsmann oder Vasall kniete vor dem Lehnsherrn nieder und gelobte ihm Treue bis in den Tod, indem er seine Hände in die des Herrn legte. Als Vasall hatte er die Pflicht, dem Herrn in den Krieg zu folgen und denselben, wenn er gefangen genommen wurde, durch Geld loszukaufen. Die Macht der Vasallen wurde mit der Zeit immer größer, so daß die Macht des Kaisers dadurch bedeutend geschwächt wurde. Heerwesen. Jeder freie Mann mußte im Frankenreich Kriegsdienste thun, dabei für seine Bewaffnung sorgen und sich für drei Monate mit Lebensmitteln versehen. Solche, die zu arm waren, sich allein auszurüsten, vereinigten sich zu dreien oder fünfen und bewaffneten einen aus ihrer Mitte für den Krieg. War ein Heereszug notwendig, so wurde der Heerbann aufgeboten. Die Maifelder. Die alten Volksversammlungen der Franken behielt Karl der Große bei. Da sie im Mai abgehalten wurden, so wurden sie Maifelder genannt. Hier berieten die Vertreter des Volkes über alle wichtigen Angelegenheiten des Staates und der Kirche. Alle Beschlüsse aber, die gefaßt wurden, bedurften der Genehmigung des Kaisers, Fürst und Volk nahmen also an der Regierung gemeinsamen Anteil. * Pflege der Volksbildung. Zu Karls Zeiten herrschte im Volke noch große Unwissenheit. Lesen und schreiben konnten nur wenige. Wer diese Künste verstand, galt für einen gelehrten Mann. Um die Bildung feines Volkes zu heben, sorgte Karl für die Gründung von Schulen. Es waren aber keine Volksschulen, wie sie heute an jedem Orte sich befinden, sondern Kloster- und Hofschulen, in denen die späteren Mönche und die Kinder der Hofbeamten unterrichtet wurden. Der Kaiser besuchte selbst die Schulen, ermunterte die fleißigen und tadelte die trägen Schüler. (Gerok: Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt.) Den Kirchengesang suchte er dadurch zu verbessern, daß er aus Italien Sangesmeister kommen ließ, welche die Franken im Singen unterweisen mußten. Den Geistlichen befahl er, bei ihren Predigten statt der lateinischen die deutsche Sprache anzuwenden. * Sorge für die Wohlfahrt des Volkes. Um dm Handel zu erleichtern, führte Karl der Große in seinem ganzen Reiche gleiche Maße und Gewichte ein, gründete Handelsplätze und ließ Jahrmärkte abhalten. Er versuchte, durch einen Kanal den Main mit der Donau zu verbinden, um so den Verkehr des Abendlandes mit dem Morgenlande zu erleichtern. Durch anhaltende Regengüsse wurde aber das angefangene Werk zerstört. Bei Mainz erbaute er eine hölzerne Rheinbrücke, deren Herstellung zehn Jahre erforderte. Um die Meeresfahrt der Schiffe gefahrloser zu machen, ließ er am Kanal, der Meeresenge zwischen Frankreich und England, einen Leuchtturm errichten. Durch

15. Realienbuch - S. 21

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 21 allen Geistlichen forderte er, daß sie die heilige Schrift kannten und ein vorbildliches Leben führten. Sie sollten in deutscher Sprache predigen und dafür sorgen, daß das Volk den Sonntag heiligte, den Gottesdienst besuchte, sowie Vaterunser und Glaubens- bekenntnis wußte, heidnische Gebräuche suchte er auszurotten. Um den Uirchengesang zu verbessern, richtete er Gesangschulen ein. Kn Bischofssitzen und Klöstern wurden Schulen gegründet, in denen die Kinder der Freien und hörigen in Religion, Lesen und Schreiben unterrichtet werden sollten. Die Schule am Königshofe besuchte der Kaiser nicht selten selbst (Gedicht: wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt). In seinem Testament bestimmte er zwei Drittel seines Vermögens für die Kirche. e) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Karl verstand und sprach die lateinische und die deutsche Sprache; auch lesen konnte er. Das Schreiben aber hatte er in der Jugend nicht gelernt. Tr suchte es später nachzuholen und übte sich darin mit vieler Mühe noch im Mannesalter. Uns fernen Ländern rief er Gelehrte herbei, die der hofschule vorstanden. Sie schufen Lehrbücher und eine Predigtsammlung für Geistliche, und einer von ihnen hat auch Karls Lebensgeschichte geschrieben. Kn dem Hofe zu Kachen wurde eine Büchersammlung eingerichtet; die alten deutschen Heldengesänge ließ Karl sorgfältig sammeln und aufschreiben, wenn er beim Mahle saß, wurde häufig aus geschichtlichen Schriften vorgelesen. Seine Liebe zur Baukunst zeigte er dadurch, daß er die Marienkirche in Kachen, sowie die Pfalzen zu Ingelheim und Kachen errichtete. f) Sorge für Handel und Verkehr. Um den Handel zu erleichtern, ließ Karl Landstraßen anlegen und bei Mainz eine Brücke über den Khein schlagen. Er wollte sogar Donau und Main durch einen Kanal verbinden; das Werk wurde aber nicht ausgeführt. Über Maße und Gewichte traf er Knordnungen; auch ließ er Silber- münzen mit seinem Kamen und Titel prägen, die im ganzen Reiche galten. Kußer ihm durfte niemand im Frankenreiche Geld herstellen lassen (königliches Münzrecht). 5. Kofi wird römischer Kaiser. Der Papst war van mächtigen Feinden aus Rom vertrieben worden und nach Deutschland geflohen. Karl überstieg mit einem Heere die Klpen und führte den Kirchenfürsten wieder zurück. Kls er am weihnachtsfeste in der Peterskirche am Kltare kniete, setzte ihm der Papst unvermutet eine goldene Krone auf das Haupt, beugte seine Knie vor ihm und begrüßte ihn als „römischen Kaiser". Da die römischen Kaiser einst das mächtigste Reich der Erde beherrscht hatten, galt dieser Titel als das Zeichen der Weltherrschaft. Die Krönung Karls bedeutete also, daß das untergegangene römische Reich wieder aufgerichtet, die Herrschaft über die christliche Welt aber von den Römern auf die Franken übergegangen sei (800). 6. Letzte Lebenszeit und Tod. Seit Karl römischer Kaiser geworden war, wurde er in der ganzen Welt als der oberste Schirmherr der Ehristenheit angesehen. Der Ruhm seiner Regierung war bis nach den fernsten Ländern gedrungen, und ein mäch- tiger Fürst des Morgenlandes schickte zu ihm sogar Gesandte mit prächtigen Geschenken. — Rach 46jähriger Regierung verschied Kaiser Karl, über 70 Jahre alt. Sterbend sprach er: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" In der von ihm erbauten Marienkirche zu Kachen ruht er in einem marmornen Sarge. 7. Entstehung des deutschen Reicher. Das gewaltige Reich Karls des Großen konnte nur durch einen Mann von außerordentlichen herrschergaben regiert werden. Unter dem Sohne und Nachfolger Karls, Ludwig dem Frommen, riß überall Un- ordnung ein. Bis an sein Lebensende mußte er mit seinen drei Söhnen, die sich gegen ihn empörten, Krieg führen.

16. Realienbuch - S. 25

1907 - Leipzig [u.a.] : Teubner
I Geschichte. 25 sorgte für die Ausbildung der Geistlichen und forderte von ihnen, daß sie ein vor- bildliches Leben führten. Sie sollten darüber wachen, daß das Volk den Sonntag heiligte, den Gottesdienst besuchte, sowie Vaterunser und Glaubensbekenntnis wußte, heidnische Gebräuche suchte er auszurotten. Um den Kirchengesang zu verbessern, richtete er Gesangschulen ein. Kn Bischofssitzen und in Klöstern wurden Schulen gegründet, in denen die Rinder der freien und hörigen in Religion, Lesen und Schreiben unterrichtet werden sollten. Die Schule am Uönigshofe besuchte der Kaiser nicht selten selbst (Gedicht: lvie Kaiser Karl Schulvisitation hielt). In seinem Testa- ment bestimmte er zwei Drittel seines Vermögens für die Kirche. s) Sorge für Wissenschaft und Kunst. Karl verstand und sprach die lateinische und die deutsche Sprache; auch lesen konnte er. Das Schreiben aber hatte er in der Jugend nicht gelernt. Tr suchte es später nachzuholen und übte sich darin mit vieler Mühe noch im Mannesalter. Aus fernen Ländern rief er Gelehrte herbei, die der hofschule vorstanden. Sie schufen Lehrbücher und eine Predigtsammlung für Geistliche. Tiner von ihnen hat auch Karls Lebensgeschichte geschrieben. An dem Hose zu Aachen wurde eine Büchersammlung eingerichtet; die alten deutschen Heldengesänge ließ Karl sorgfältig sammeln und ausschreiben, wenn er beim Mahle saß, wurde häufig aus geschichtlichen Schriften vorgelesen. Seine Liebe zur Baukunst zeigte er dadurch, daß er die Marienkirche in Aachen, sowie die Pfalzen zu Ingelheim und Aachen errichtete. f) Sorge für Handel und Verkehr. Um den Handel zu erleichtern, ließ Karl Landstraßen anlegen und bei Mainz eine Brücke über den Rhein schlagen. Tr wollte sogar Donau und Main durch einen Kanal verbinden; das Merk wurde aber nicht ausgeführt. Über Maße und Gewichte traf er Anordnungen; auch ließ er Silber- münzen mit seinem Namen und Titel prägen, die im ganzen Reiche galten. Außer ihm durste niemand im Frankenreiche Geld herstellen lassen (königliches Münzrecht). 5. Kfld wird römischer Kaiser. Der Papst war von mächtigen Feinden aus Rom vertrieben worden und nach Deutschland geflohen. Karl überstieg mit einem Heere die Alpen und führte den Kirchenfürsten wieder zurück. Als er am kveihnachtsfefte in der Peterskirche am Altar kniete, setzte ihm der Papst unvermutet eine goldene Krone auf das Haupt, beugte seine Knie vor ihm und begrüßte ihn als „römischen Kaiser". Da die römischen Kaiser einst das mächtigste Reich der Trde beherrscht hatten, galt dieser Titel als das Zeichen der Weltherrschaft. Die Krönung Karls bedeutete also, daß das untergegangene römische Reich wiederaufgerichtet, die Herrschaft über die christliche Welt aber von den Römern auf die Franken übergegangen sei (800). 6. Letzte Lebenszeit und Tod. Seit Karl römischer Kaiser geworden war, wurde er in der ganzen Welt als der oberste Schirmherr der Christenheit angesehen. Der Ruhm seiner Regierung war bis nach den fernsten Ländern gedrungen, und ein mäch- tiger Fürst des Morgenlandes schickte zu ihm sogar Gesandte mit prächtigen Geschenken. — Rach 46jähriger Regierung verschied Kaiser Karl, über 70 Jahre alt. Sterbend sprach er: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" In der von ihm erbauten Marienkirche in Aachen ruht er in einem marmornen Sarge. 7. Entstehung der deutschen Reicher. Vas gewaltige Reich Karls des Großen konnte nur durch einen Mann von außerordentlichen herrschergaben regiert werden. Unter Karls Sohne und Nachfolger, Ludwig dem Frommen, riß überall Un- ordnung ein. Bis an sein Lebensende mußte er mit seinen drei Söhnen', die sich gegen ihn empörten, Krieg führen.

17. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. IX

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ix ging er in Kleidern, die ihm seine Gemahlin oder seine Töchter gesponnen und gewoben hatten. Bei feierlichen Gelegenheiten erschien er in voller Majestät, angetan mit einem golddurchwirkten Talar und geschmückt mit einer von Gold und Diamanten strahlenden Krone. (Deutsche Jugend 4: Die Schule der Stutzer und: Karl d. Gr. auf der Jagd.) 2. Frömmigkeit. Die Kirche besuchte Karl nicht nur frühmorgens, sondern nicht selten auch nachmittags und abends. Er sorgte dafür, daß die Gemeinden tüchtige Geistliche und Bischöfe bekamen, baute Kirchen und schmückte sie mit Heiligenbildern würdig aus. Zur Verherrlichung des Kirchengesanges ließ er Sänger und Orgelspieler aus Italien kommen; denn seine Franken sangen schlecht, und wenn sie ihre rauhe Stimme ertönen ließen, so klang es, wie wenn ein schwerer Lastwagen über einen holprigen Knüppeldamm dahinrasselt. 3. Wie Karl schreiben lernt. Zu Karls Zeiten erachtete es der freie Mann noch für unwürdig, sich mit Lesen und Schreiben zu beschäftigen. Selbst die Fürstensöhne blieben meist ohne alle Bildung. Auch Karl hatte in seiner Jugend wenig Gelegenheit zum Lernen gehabt. Schreiben lernte er erst im Mannesalter. Er hatte deshalb immer eine Schreibtafel von Wachs unter dem Kopfkissen liegen, und nachts, wenn er nicht schlafen konnte, zog er sie hervor und übte die schwertgewohnte Hand im Führen des leichten Griffels. (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl schreiben lernte.) 4. In der Schule. Am Hofe Karls sollte keiner zu finden sein, der nicht lesen und schreiben könnte. Deshalb berief er gelehrte Männer zu sich und er- richtete verschiedene Schulen. An seinem Hofe hatte er eine Musterschule, worin die Kinder seiner Diener, sowohl der hohen als der niederen, unterrichtet wurden. Einst besuchte er diese Schule. Da bemerkte er, daß die Kinder der Vornehmen den Kindern der Geringen an Fleiß weit nachstanden. Darüber ward er zornig. Er ließ die Faulen zu seiner Linken und die Fleißigen zu seiner Rechten antreten und sprach dann zu den fleißigen Schülern: „Ich freue mich, daß ihr so gute Fortschritte macht. Fahret so fort, — dann werde ich euch gar herrliche Bistümer und Klöster geben." Dann aber wandte er sich zürnend zu seiner Linken und sprach: „Ihr Hochgebornen, ihr zierlichen und hübschen Leutchen, die ihr traut auf eure Abkunft und mit Spiel und Nichtstun die Zeit verbringt — beim Herrn des Himmels, ich gebe nichts auf euern Adel und auf euer schönes Aussehen. Wenn ihr euch nicht bessert, so habt ihr von mir nie etwas Gutes zu erwarten." (Deutsche Jugend 3: Wie Kaiser Karl Schul- visitation hielt.) 5. Sachsenkrieg. An der Grenze des Frankenlandes, zwischen Rhein und Elbe, lebten die heidnischen Sachsen, die die Franken durch häufige Einfälle beunruhigten. Ihren Namen haben die Sachsen von „Sachs", einem kurzen, breiten Messer, das sie an einem Gurt um die Hüfte trugen. Die ursprüngliche Heimat der Sachsen war der südliche Teil der kimbrischen Halbinsel, das heutige Schleswig-Holstein. Auch einige Inseln vor der Elbmündung hatten sie im Besitz. Von hier aus unternahmen sie ihre kühnen Seeräuberfahrten nach der Nordküste Belgiens und Frankreichs. Sie zogen aus ihrer Heimat aus, drangen in das Land ein, das zwischen Elbe und Rhein liegt und er- warben sich durch eine List ein großes Stück dieses Landes. Ein sächsischer Jüngling, so heißt es, habe von einem dortigen Bewohner einen Mantel voll Erde gekauft, sie über

18. Bd. 1 - S. 50

1873 - Köln : Schwann
— 50 — auf der Bibliothek aufbewahrt. Karl schickte dem Chalifen als Gegengeschenke spanische Maulthiere, rheinländifche Pferde, friesische Leinwand, auch große Hunde, die sich der Chalif zur Löwen- und Tigerjagd ausgebeten hatte. 9. Karls Sorge für Schule und Unterricht. Zeit Karls des Großen gehörten Bücher zu Seltenheiten, weil die Buchdruckerkunst noch nicht erfunden war, und alle Bücher geschrieben werden mußten. Nur wenige Franken konnten lesen und schreiben. Selbst Karl hatte in feiner Jugend nicht schreiben gelernt und übte sich darin noch in feinem Alter. Er fchlief Nachts sehr unruhig, indem er in der Regel 4 —5mal aufwachte. Dann zog er unter feinem Kopf-kiffen ein Buch oder eine Schreibtafel hervor und las oder übte sich im Nachbilden der Buchstaben. Doch verstand er besser mit feiner schweren Hand das Schwert als den Griffel zu führen, und im Schreiben brachte er es nicht weiter, als daß er feinen Namen unterzeichnen konnte. Er machte dazu ein Kreuz und fetzte in jede Ecke einen der vier Buchstaben, aus denen fein Name besteht. An feinem Hofe zu Aachen stiftete Karl eine höhere Schule und berief fromme und gelehrte Männer an dieselbe. Diese nannte er seine Freunde, unterhielt sich mit ihnen und sprach mit ihnen über die Regierung des Reiches. Durch diese Männer ließ er die alten Lieder sammeln und unter feiner Aufsicht die Bibel abschreiben und von den Fehlern verbessern, die sich durch Abschreiben allmählig eingeschlichen hatten. Um sich Bücher zu verschaffen , hatte Karl Leute, die nichts thaten, als abschreiben. In der hohen Schule zu Tours gab es einen besondern Saal für die Abschreiber. Noch jetzt werden zu Aachen, Wien, Paris und Rom Bücher und Schriften aus der Zeit Karls des Großen aufbewahrt. ./

19. Für die Oberklassen - S. 308

1857 - Leipzig : Wöller
308 Franken — an der Rhone bis tief in die Schweiz die Burgun- der — am Main und an der Saale die Thüringer — zwischen Rhein und Weser die Friesen — an der Weser und Elbe die Sachsen — von der Elbe östlich die Slawen, die sich in eine Menge einzelner Völkerschaften theilten — von der Donau südlich bis nach Ober-Italien hinein die Ostgothen und L on gob arden — auf den Inseln im Mittelmeere und im nördlichen Afrika die Vandalen. Dadurch, dass diese Völkerschaften in den genannten Ländern sich behaupteten, dass §ie das Christenthum annahmen und mit dem Christenthume eine gewisse bürgerliche Ordnung und jenen Grad der Cultur empfingen, dessen sie fähig waren, wurde der Grund zur Staatenbildung des heutigen Europa gelegt und es begann unter der Einwirkung der christlichen Kirche eine neue Zeit, das Mittelalter. 11 (17). Karl der Große. (Geb. 742; gest. 814 in Aachen.) T4n (250). Die Franken waren ein deutsches Volk und durch englische Missionäre: Calumban, Gallus, Suibertus und Win- fried (auch Bonifacius, d. i. Wohlthäter), schon früh zum Christcn- thume bekehrt worden. Selbst ihr König Chlodwig (Ludwig) ward im Jahre 496 nach einem Siege über die Allemanncn Christ, und dadurch das Christenthum uuter seinem Volke herrschend. Die späteren Könige der Franken ergaben sich aber der Trägheit und lies- sen ihre Minister für sich regieren. Solch ein Minister war Karl Martell. Sein Sohn, Pipin der Kleine, war auch ,wieder ein so mächtiger Minister, begehrte aber noch mehr zu sein, und schrieb deßhalb an den Papst: „Wer sollte eigentlich wohl König heißen, der regiert, oder der nicht regiert?" Der Papst antwortete: „Der regiert!" — „Gut," sagte Pipin, „dann will auch ich König heis- sen!" und ließ seinem Könige "Childerich Iii. das Haar abscheeren, ihn in ein Kloster sperren und zum Mönche machen. Dieser Pipin der Kleine oder der Kurze hatte einen Sohn mit Namen Karl. Im I. 768 folgte er seinem Vater in der Re- gierung. Man nannte ihn Karl den G r o ßen, weil er im Frieden und im Kriege sich als einen Mann von hohen Fähigkeiten bewies, und seine Völker zu besseren, verständigeren und glücklicheren Men- schen zu machen suchte. Er war von seinem Vater schlecht erzogen worden und hatte wenig mehr gelernt, als Jagen und Fechten, sa nicht einmal seinen Namen konnte er schreiben; allein was in seiner Jugend versäumt worden war, das suchte er als Manu eifrig nack- zuholen. Er hielt sich einen Schreibmeister und war bemüht, sich in dem Umgänge der gelehrtesten und geistreichsten Männer möglichst auszubilden, von denen er ungemein viel lernte. Er schämte sich auch nicht, dem Unterrichte, den er seinen Söhnen geben ließ, mit

20. Denkfreund - S. 456

1847 - Giessen : Heyer
456 Geschichte des Mittelalters. zu bewirken, wiewohl er zugleich durch die Errichtung von Klöstern, Schulen und Bisthümern für die Befestigung des Christenthums unter ihnen sorgte. Nachdem von beiden Seiten viele Grausamkeiten ver- . übt worden waren, ließ sich endlich der Anführer der Sachsen, Wit- te kind, taufen, und ihm und andern Häuptlingen folgte das ganze Volk [785]. Doch war auch nun der Frieden noch nicht von Dauer. — Einst hatte der Aufstand einiger Stämme der Sachsen den König wieder nach Paderborn geführt; da erschien der Papst Leo I!!. in eigener Person bei ihm und bat ihn um Hilfe gegen seine Feinde in Rom. Karl kam im Herbste des I. 800 dahin, stellte die Ordnung wieder her und weilte daselbst während des Weihnachtsfestes. Als er am ersten Festtage in der Peterskirche an den Stufen des Altars ge- betet hatte, setzte der Papst dem Könige eine Krone auf, und die Versammlung rief ihn zum römischen Kaiser aus. Dieser Titel war seit 476 im Abendlande nicht mehr gebräuchlich gewesen, wurde aber nun von Karls Nachfolgern, selbst von den meisten Regenten des deutschen Reiches, fortgeführt, auch als sie nichts mehr über Nom zu verfügen hatten. Durch die Vereinigung des Sachsenlandes mit dem fränk. Reiche hatte dieses an den Slaven zwischen der Elbe und Ostsee, sowie an den Nor männern (Dänen) in Jütland feindliche Gränznachbarn bekommen. Die Slaven, mit denen Karl schon vorher im Kampfe gewesen war, wurden jedoch bis gegen die Oder hin besiegt und zum Theil zinsbar gemacht; die Normanner mußten die Eider als Gränzflnß des Reiches anerkennen (811). Das fränkische Reich erstreckte sich unter Karl d. G. von der Eider und Ostsee im Norden bis zum Ebro und bis zur Tiber im Süden, vom atlantischen Meere im Westen bis zur Naab und Oder im Osten. Die Verwaltung dieses großen Gebietes er- forderte schon allein die ganze Thätigkeit des Königes. Stets war er mit weisen Anordnungen zum Wohle der ihm unterworfenen Län- der beschäftigt, suchte aber auch in allen Theilen des Reiches seine Oberherrlichkeit aufrecht zu erhalten. Trotz diesem unruh- und thatenvollen Leben suchte indeß Karl als König noch das in der Jugend Versäumte nachzuholen. Er lernte z. B. als Regent noch lesen und schreiben. Die gelehrtesten Männer seiner Zeit, namentlich den Engländer A leu in, zog er an seinen Hof, nicht um dadurch zu glänzen, sondern um stets von ihnen zu ler- nen und das Licht der Wissenschaften durch sie zu verbreiten. Seine Kinder ließ er durch dieselben um so sorgfältiger unterrichten, je un- angenehmer es ihm war, selbst nicht gut unterrichtet worden zu sein. Ueberhaupt war erbemüht, dem Schulwesen aufzuhelfen, so weit Zeit und Umstände es gestatteten, und sah zuweilen selbst in den Schulen nach, ob man auch seine Anordnungen befolgte. Als er einst bei einer solchen Gelegenheit in einer Schule fand, daß die Knaben aus niede- ren Ständen fleißiger und geschickter waren, als die Söhne der Reichen