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1. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 243

1887 - Leipzig : Kesselring
Deutschland seit 1815. 243 In Deutsch! and zunchst erwartete man nach den Verheiungen Deutsche der Fürsten und den Erklrungen der Minister bei dem Sturz Napoleons Zustnde, ein einheitliches Vaterland, stark nach auen und frei im Innern, ein gemeinsames deutsches Parlament und eine wahre Volksver-tretung. Diese Erwartungen waren durch den Wiener Kongre bitter getuscht worden. Je weniger dieser traurige Bau der Staatskunst be-friedigte, umsomehr suchte der deutsche Geist, wie er namentlich auf den Univer-sitten zu Tage trat, die entsprechende politische Neugestaltung herbeizufhren. Das von der Burschenschaft zu Jena veranlagte Wartburgfest am Wart-18. Oktober 1817 erregte bei Fürsten und Minister groe Aufregung und burgfest trat wie das Vorspiel einer deutschen Revolution vor die Augen. Dagegen 1837-einzuschreiten, hielten sich die Vertreter des Bestehenden berufen und er-schienen zu beschrnkenden Maregeln noch mehr berechtigt, als die Er-mordung Kotzebues durch Sand (23. Mrz 1819) zu den revolutionren Kotzebue Worten auch die revolutionre That hinzufgte. f 1819. An der Spitze der deutschen Reaktion stand der bereits erwhnte Fürst Metternich, der nicht nur den Kaiserstaat, sondern ganz Deutschland System beherrschte. Bei groer Gewandtheit in mndlicher und schriftlicher Dar- Metter-stellung beruhte seine Staatskunst lediglich auf dem Grundsatz des Fest- "ichs. Haltens am Alten und Hergebrachten, auf dem Gesetz des Stillstandes, also auf dem Streben, jeden nationalen Aufschwung zu nichte zu machen. Das Volk, dem er jede Teilnahme an der Staatsverwaltung absprach, war ihm nur eine steuerzahlende Masse, der deren Leben, Hab und Gut die Fürsten frei schalten und walten drften. Preußen gegenber ging Metternichs Streben dahin, diesen Staat von der politischen Bedeutung, welche er durch die Freiheitskriege erlangt, wieder herabzudrcken, und dazu wie zur Niederhaltung der nationalen Be-wegung schien nunmehr der rechte Zeitpunkt gekommen zu sein. Die Ausschreitungen der deutschen Jugend boten fr Metternich den Anla, dem König Friedrich Wilhelm Iii. die Schreckbilder einer drohenden Revolution vorzuspiegeln, worauf von Erteilung einer Verfassung in Preußen keine Rede mehr war. Da andererseits in dem erstarrten fter-reichischen Kaiserstaat keine Unruhen vorkamen, so schob Metternich bei Verfolgung der Demagogen" Preußen in den Vordergrund und erregte dadurch zugleich die ffentliche Meinung gegen diesen Staat, auf dem bis dahin die deutschen Hoffnungen beruht hatten. Es folgten nun jene Maregelungen der besten und edelsten Männer, die Schlieung der Turnpltze und endlich die unter Metternichs Vorsitz gefaten Karlsbader Beschlsse" vom 20. September 1819, welche in der Wiener Schluakte" am 16. Mai 1820 noch eine Steigerung fanden. Das politische Leben Deutschlands war begraben, und nur die konstitutionellen Verfassungen, die einzelne Fürsten gegen Metter-Mittel- und mchs Willen gaben (Sachsen-Weimar 1816; Nassau, Baiern, Baden 1818; Klem-Wrtemberg 1819; Hessen-Darmstadt 1821), hielten die Hoffnung auf ftaaten-eine bessere Zukunft aufrecht. 2. Deutschland 1830 1848. Die franzsischejulirev olution uerte auf Deutschland einen bedeutenden Einflu. Es waren ins- besondere zwei Ideen, die sich Geltung zu verschaffen suchten. Die Ideen Iei^bett der Freiheit, welche fr jeden Staat eine Reprsentativverfassung Ideen. 16*

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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 20

1877 - Oldenburg : Stalling
20 - dazu schien der rechte Zeitpunkt ebensowohl gekommen zu sein, wie zur Niederhaltung der nationalen Bewegung in Deutsch-land. Kotzebue's Ermordung durch Sand gab dem Fürsten Met-ternich Gelegenheit, dem König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen fortwhrend das Schreckbild einer deutschen Revo-lution vor Augen zu halten und diesen Monarchen mit der Besorgni vor einer im Stillen schleichenden Macht des re-Volutionren Geistes zu erfllen. Von Ertheilung einer Verfassung in Preußen war nun feine Rede mehr; der König behielt zwar Wilhelm von Humboldt und Boien, der am Ver-fafsungswerke gearbeitet, unter seinen Rthen, wollte aber erst ruhigere Zeiten abwarten, und Hardenberg, der frher Stein's patriotische und liberale Politik befolgt, schlug sich jetzt eben so leicht auf die andere Seite. Der König gab sich nun unbedingt den Ideen Metternichs hin, und Preußen schlo sich allen politischen Maregeln Oestrichs an. Da in dem erstarrten streichischen Kaiserstaat Niemand zu be-lstigen war, so gewann Metternich, indem er bei der Ver-folgung der Demagogen" Preußen in den Vordergrund schob, noch den besonderen Vortheil, die ffentliche Meinung gegen diesen Staat, auf dem bis dahin die deutschen Hoffnungen beruht, zu verbittern und fein politisches Ansehen zu schwchen. Nun wurden im Jahre 1819 die preuischen Turnpltze geschlossen, ihr Grnder, Jahn, verhaftet, ebenso andere Pro-fefforert, wie auch Studirende, und ihre Papiere mit Beschlag belegt. In Berlin wrbe gegen die bemagogischen Umtriebe", wie man sich ausbrckte, eine Untersuchungs-Cornrnission ein-gesetzt, an beren Spitze der Minister des kniglichen Hauses, Fürst Wittgenstein, und Geheimrath Kamptz stauben, der jetzt ein eifriger Verfolger feiner politischen Gegner wrbe. Doch Metternich ging noch weiter. Am 6. August 1819 wrbe unter seinem Vorfitze ein Minister-Congre in Karlsbab erffnet, *) beffen Beschlsse auf folgenbe brei Punkte hinaus- *) Das Protokoll fhrte der gewandte und talentvolle, aber genuschtige und frivole Hofrath von Gentz, der der des eigenen Systems Unbaltbarteit die berchtigten Worte aussprach: Mich und den Metternich hlt es noch aus!" wie denn auch Metternich selbst geuert haben soll: Apres nous le deluge!"

2. Vom Tode Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 87

1912 - Leipzig : Hirt
160. Revolutionen in den kleineren deutschen Staaten usw. 87 160. Revolutionen in den Kleineren deutschen Staaten, in sterreich und Preußen. Friedrich Wilhelm Iv. und der preuische Verfassungskampf. 1. Die revolutionre Literatur. In Deutschland fehlte es so wenig wie in Frankreich an einer literarischen Vorbereitung der Revolution. Heine und Brne und die sich an sie anschlieenden Schriftsteller vom Jungen Deutschland" sogen ihre Ideen aus den Werken der franzsischen Sozialisten und der emanzipierten franzsischen Romanschriftstellerin George Sand, verherrlichten Frankreich, richteten hnlich wie die franzsischen Auf-klrer des 18. Jahrhunderts ihre boshaften Angriffe gegen Staat und Kirche, gegen alles, was ihnen mifiel. Manche gefielen sich darin, das Elend der Notleidenden in grellen Farben zu schildern und den Ha gegen die Besitzenden zu schren. Man las phantastisch aufgeputzte Schilderungen der freiheitlichen Zustnde in Amerika, wurde europamde oder verfiel dem Weltschmerz. Ein Verbot des Bundestages gegen diese Literatur fruchtete wenig. Politische Lieder im revolutionren Geiste, wie die von Herwegh, entstanden in Menge. Auch die Zeitungen und Zeitschriften, denen eine milde Handhabung der Zensur namentlich in Preußen unter Friedrich Wilhelm Iv. freieren Spielraum gewhrt hatte, waren zum groen Teil von dieser Richtung angesteckt. 2. Die kleineren Staaten. Der rasche Sieg der Februarrevolution brachte berall einen starken Eindruck hervor: er entmutigte die Regierenden und ermutigte die Regierten. In allen Staaten gab es Mrzunruhen, 1848. die der Hauptsache nach in mehr oder weniger strmischen Volksversammlungen bestanden. In den Mittel- und Kleinstaaten kam es fast nirgends zu Gewalttaten. Die Regierungen gaben den Forderungen der Volksfhrer nach und gewhrten grere Rechte und Freiheiten, wie Prefreiheit, Schwurgerichte, das Vereins- und Versammlungsrecht. Miliebige Minister traten ab und machten liberalen Platz, die fr ein Bundesparlament zu wirken versprachen. 3. sterreich. Am schwersten hatte sterreich, wo auf Franz I. 1835 sein Sohn Ferdinand gefolgt war, unter der Revolution zu leiden, da sich mit dem Kampf um politische Rechte das Streben der verschiedenen Vlkerschaften nach nationaler Selbstndigkeit verband. Im Mrz wurde Metternich durch einen Aufstand in Wien gestrzt und entfloh nach England; zugleich brachen in Prag, in Ungarn, der Lombardei und Venezien Emprungen aus. Der Kaiser versprach eine liberale Verfassung, obgleich eine solche seiner Neigung durchaus widersprach; aber mit der zur Be-ratung der Verfassung einberufenen Reichsversammlung konnte sich die Regierung nicht einigen. Noch zweimal erhoben sich die Wiener gegen

3. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 57

1911 - Breslau : Dülfer
Der Sieg der Restauration. 57 und wirklich erreichten Stufe des Glanzes, Ruhmes und Ansehens nichts als die Erinnerung und keine Realitt brigbleiben wrde, wer htte damals wohl alles aufgeopfert, solchen Resultates halber? Die Aufstellung'jener Frage ver-pflichtet auf das heiligste, einem Volke von 11 Millionen (Preußen) den Platz zu erhalten, welchen es durch Aufopferungen erlangte, die weder frher gesehen worden sind, noch werden gesehen werden." i. Das nationale Interesse der Masfe des deutschen Volkes aber begann unter dem Drucke solcher Verhltnisse in der zweiten Hlfte der zwanziger Jahre fast vllig zu verschwinden. Wenn man einem emporstrebenden Geschlechte das Vaterland zerstrt, so ist die Folge unausbleiblich, da seine geistige Bewegung vaterlandslos wird. Alles, was in unfern Landen noch Herz und Sinn fr politische Freiheit hatte, wandte sich damals von dem Bunde und dem Bundestage, dem einzigen Vertreter Gesamtdeutschlands, hinweg und der Verfassung des heimischen Einzelstaates, als dem letzten Bollwerk der Volksrechte, zu. Einst hatten die liberalen Parteien geklagt, da die Hoffnung auf ein mchtiges Reichsregiment eine Tuschung gewesen, jetzt waren sie unermdliche Versechter jener Stze der Wiener Schluakte geworden, da der Bund nur ein vlkerrechtlicher Verein unabhngiger Staaten und zur Einmischung in die inneren Landesverhltnisse gar nicht befugt fei. . . . Mit Bewunderung und Neid blickten jetzt die Sieger von 1813 auf das besiegte Frankreich, wo unter einer freien Verfassung glnzende parlamentarische Parteikmpfe die Aufmerksamkeit Europas fesselten und die Begeisterung der deutschen Jugend entzndeten. . . . Mit innerer Freude begrte man jede flammende Rede, welche Foy oder Manuel gegen die feudalen und klerikalen Ultras in Frankreich schleuderten; die schneidenden Worte trafen ja dieselbe Staatsweisheit, welcher Metternich und seine Berliner Verehrer mit prunkender Andacht huldigten. Vollends hingerissen aber nahm man fr den groen George Canning Partei, als er den reaktionren Mchten das stolze Wort entgegenrief, da England berufen fei, fr die Freiheit der Völker einzutreten. . . . Ein solches Entzcken der die Angriffe des Auslandes auf die leitenden Bundesstaaten setzte das Absterben des patriotischen Gefhls in trauriges Sicht: wie htte es aber anders sein knnen nach dem langen Vernichtungskrieg, den Metternich und seine Helfer der den deutschen National-gedanken verhngt hatten? Es war ihrer Staatskunst gelungen, das deutsche Publikum wieder einmal zugleich partikularistisch und kosmopolitisch zu machen." (Sybel.) Iii. Der Steg der Restauration. Mit der Unterdrckung der revolutionren Bewegungen in den sdeuropischen Staaten schien der endgltige Sieg der Restauration gesichert zu sein. 1. Whrend sich Metternichs Sorge um die Ruhe Europas" noch ganz auf die Ausrottung der angeblichen demagogischen Verschwrungen in Deutsch-land konzentrierte, zeigte der Ausbruch der Revolution in Spanien und Italien, da die neuen politischen Ideen des Nationalismus und Liberalismus trotz aller Restaurationsversuche noch immer lebenskrftig genug waren, gewaltsame Reaktionen gegen die Herrschaft der Restauration herbei-zufhren.

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 243

1896 - Hannover : Manz & Lange
Die Zeiten der heiligen Allianz". 243 Wilhelm Iii. von Preußen einen Vertrag, die heilige Allianz" genannt. Darin verpflichteten sich die drei Monarchen, da sie sowohl in der Regierung ihrer Unterthanen, wie auch in ihrem Verhalten zu anderen Staaten nur die Vorschriften des Christentums, der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens zur Richtschnur nehmen wollten. 2) Der sterreichische Ttaatskcmzler Fürst Metternich. In Deutschland hatten die edel denkenden und vater-lndisch gesinnten Männer gehofft, da nach Abschttelung der franzsischen Fremdherrschaft die Errichtung eines groen, einigen deutschen Reiches erfolgen werde. Ebenso war es ein billiger Wunsch, da die Völker, die zum Teil so opferwillig fr die Throne ihrer Herrscher gestritten hatten, nicht mehr im Zustande der Unmndigkeit gehalten wrden, sondern einen Anteil an der Regierung gewhrt erhielten. Auch war in einem Abschnitt der Wiener Bundesakte vom Jahr 1815, welche die staatlichen Verhltnisse Deutschlands regelte, bestimmt worden, da in allen Bundesstaaten eine landstndische Verfafsuug stattfinden" solle. Aber der einflureichste Staatsmann im deutschen Bunde, der sterreichische Minister und nachmalige Staatskanzler Fürst Metter-ich, hate alle nationalen und freiheitlichen Bestrebungen und verfolgte sie, da er sie. fr den Ausflu revolutionrer Gesinnung ansah, aufs bitterste. Darum wurde jene Forderung der Bundesakte in den meisten deutschen Staaten, so namentlich in sterreich und Preußen, nicht erfllt. Nur einige wenige hochherzige Fürsten, so der Groherzog Karl August von Sachsen-Weimar (1816), der König Maximilian Josef von Baiern und der Groherzog Karl von Baden (1818), ferner der König Wilhelm I. von Wrttemberg (1819) erteilten ihren Vlkern Versassnngen. 16*

5. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 143

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland. 143 Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland. 131, Tie Burschenschaften und die Reaktion. Auch in Deutschland war ein Teil der Bevlkerung von Mistimmung darber erfllt, da die Frchte der groen Kriege so wenig den nationalen Wnschen entsprochen hatten, und sehnte sich nach einer Besserung der politischen Zustnde. Die Zerrissenheit Deutschlands tvar wiedergekehrt, ein starkes, einiges Vaterland nicht geschaffen worden. Auch die Hoffnung, da in den deutschen Staaten Volksvertretungen geschaffen wrden, erfllte sich nur teilweise. Die sddeutschen Staaten erhielten Verfassungen; sterreich, Preußen, auch Sachsen wurden ferner absolutistisch regiert. Besonders die studierende Jugend war es, die freiheitliche und nationale Hoffnungen pflegte; und die Burschenschaft, welche im Jcchre 1815 auf der Universitt Jena ge- $u^ert6 grndet wurde und sich von dort bald nach anderen Hochschulen verbreitete, schiften, war der Sammelpunkt fr die, welche diesen Bestrebungen huldigten. Der nationale und religise Geist, der die Mehrzahl ihrer Mitglieder erfllte, kam auf dem Wartburg feste, das im Jahre 1817 zum Andenken an die deutsche Reformation veranstaltet wurde, deutlich zum Ausdruck. Da indessen bei dieser Gelegenheit von einer Gruppe von Studenten auch einige politisch miliebige Bcher ffentlich verbrannt worden waren, wurde von der sterreichischen und anderen Regierungen als ein Anzeichen revolutionrer Gesinnung aufgefat; und dieser Verdacht schien sich zu besttigen, als im Jahre 1819 ein irregeleiteter Student, namens Sand, den Lustspieldichter und russischen Staatsrat Kotzebue, weil er ein von der russischen Regierung besoldeter Spion sei, in Mannheim ermordete. Auf Metternichs Betrieb traten die Minister der deutschen Staaten zu Karlsbad zusammen und art6efibcr faten gemeinsame Beschlsse. Die Burschenschaften wurden unterdrckt, die Beschlsse. Presteiheit aufgehoben und fr alle Druckschriften von geringerem Um-fange eine staatliche Zensur eingefhrt; ferner wurde in Mainz eine Zentral-Untersuchungskommission eingesetzt, der es indessen nicht gelang, die ver-muteten demagogischen Umtriebe" nachzuweisen. Schwarz-rot-gold, die Farben der deutschen Einheit, endlich wurden als Zeichen revolutionrer Ge-sinnung verboten. Diese Maregeln weckten starke Erbitterung. Besonders die preuische Regierung, die sogar so patriotische und verdiente Männer wie Arndt und Jahn durch Polizeimaregeln verfolgte, zog sich vielen Ha zu; Preußen galt weithin als das Land der Reaktion". Als nun im Jcchre 1830 die Julirevolution ausbrach und Erfolg hatte, trat auch in Deutschland eine strkere Erregung der Gemter ein, die sich an mehreren Orten in Aufstnden Lust machte. Doch wurden diese meistens schnell berwltigt. Auf Metternichs Betrieb fate darauf der

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen - S. 207

1889 - Berlin : Vahlen
H 269. 270. 2. pariser Friede, wiener Kongre. (Europa bis 1848. 207 269. Europische Revolutionen, 1821 und 1830. So lebte nun in Ruhe die friedebedrstige Welt; und blieben auch die natio-nalen Wnsche Deutschlands noch unerfllt, glhten namentlich in den brigen Teilen Europas die Zdeen, die einst die franzsische Revolution von 1789 angefacht hatten, noch still um sich greifend weiter und brachen wohl einmal in helle Flammen aus wie im Jahre 1821 in den romanischen Lndern Europas, vornehmlich in Spanien, Portugal und Italien, die europische Ordnung blieb unter dem Einflu der heiligen Allianz erhalten. Auch diejulirevo-1830. lution 1830 in Paris, welche die Bourbonen in Frankreich strzte und Louis Philipp von Orleans, den Brgerknig" auf den Thron brachte, wirkte in Deutschland nur unbedeutend nach; dagegen hatte sie in den Niederlanden die Loslsung Belgiens von Holland zur Folge, schuf in Italien und Spanien neue Unruhen, veranlagte aber namentlich eine letzte unglckliche Erhebung Polens gegen Ru-land, wo auf Alexanderl. 1825 sein Bruder Nikolaus als Kaiser gefolgt war. 270. Die Zahre 18481860. 1. Dagegen erschtterte eine zweite, wieder von Paris ausgehende Revolution, die Februar-Revolution 1848, Deutschland aufs tiefste. Zn sterreich, wo nach 1848. dem Tode des Kaisers Franz (1835) sein Sohn Ferdinand unter Metternichs Leitung nach der alten Weise fortregierte, brach der Aufruhr zuerst los und ergriff besonders die nichtdeutschen Lnder Italien, Ungarn, Bhmen und Polen (Krakau), welche von der neuen Idee der Nationalitt (der Selbstndigkeit der Nationen) ent-zndet waren, so da die Auflsung des Kaiserstaates unausbleiblich schien; und in Preußen, wo 1840 Friedrich Wilhelm Iii., tief betrauert von seinem ganzen Volke, gestorben war und seitdem sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. regierte, folgte nun ebenfalls ein 1840-1861. revolutionrer Ausbruch in Berlin (18. Mrz). hnliche Bewegungen erschtterten ganz Deutschland, der Bundestag lste sich auf, die statt seiner in Frankfurt zusammentretende deutsche National-Versammlung sollte, so hoffte man, eine freie, einheitliche Verfassung schaffen. Die Hoffnungen erfllten sich nicht. König Friedrich Wil-Helm Iv. von Preußen lehnte die erbliche deutsche Kaiserkrone, welche ihm die Versammlung 1849 antrug, ab, da die Zustimmung der Fürsten fehlte und er Preuens Kraft nicht an eine Aufgabe wagen wollte, die ihm unlslich schien. 2. Schwere Zeiten folgten. In Sachsen und Baden erhoben sich Ausstnde; die Versuche Friedrich Wilhelms Iv., die deutschen

7. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 142

1912 - Breslau : Hirt
142 Die Zeit vom 2. Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. 87. Einigkeit sterreichs und Preuens, die durch die Waffengemeinschaft in den Befreiungskriegen begrndet worden war und so lange bestand, als die Frage nach einer Neugestaltung des Bundes in den Hintergrund trat. Sobald diese auftauchte und die Geister lebhaft beschftigte, mute die Nebenbuhlerschaft der beiden Gromchte erwachen und jede fr sich die Vorherrschaft in Deutschland unter Ausschlu oder Unterdrckung der anderen erstreben. Den im Wiener Kongre erworbenen Besitz zu behaupten und wenn Metternich, mglich zu vergrern, war das Ziel der Politik des Fürsten Metternich. Ernstliche Gefahren fr den Bestand des Staates hatte er weniger von ueren Kriegen als von revolutionren Bewegungen zu befrchten. Bei der bunten Zusammensetzung der Bevlkerung des Kaiserstaates aus Deut-scheu, Slawen, Magyaren, Italienern n. a. war er vor dem Umsichgreifen des nationalen Gedankens besorgt, der die Monarchie aufzulsen drohte. Jede Regung des nationalen Geistes suchte er daher durch scharfe poli-zeiliche Beaufsichtigung der Untertanen und strengste Zensur des Schrift-tnms zu unterdrcken. Die erste Pflicht aller europischen Mchte sah er darin, jede revolutionre Bewegung niederzuhalten. Da in Deutschland nach den Strmen der napoleonischen Zeit ein Zustand der Erschpfung eingetreten war und die Bevlkerung vollauf damit zu tun hatte, die Folgen der schweren Wunden zu berwinden, die dem Wohlstande ge-schlagen worden waren, kam eine Politik, welche die Erhaltung von Ruhe und Frieden zu ihrer vornehmsten Aufgabe machte, einem weitverbreiteten Bedrfnis entgegen. So kam es, da Metternich, der Vertreter dieser Politik, der fhrende Staatsmann in Mitteleuropa wurde. Unter seiner Leitung bertraf sterreich Preußen an Einflu und Ansehen beim Bunde. Deutsche Besonders schwer hatte unter der jedem Fortschritt und jeder uatio-nalen Regung abholden Politik Metternichs die deutsche akademische Jugend zu leiden. In ihr lebte das Ideal eines freien, groen dent-fchen Vaterlandes und wurde namentlich in der an allen Universitten Wartburg- aufblhenden Burschenschaft gepflegt; am 18. Oktober 1817 wurde zur w i8i7. brittm Jahrhundertfeier der Reformation und zugleich zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig auf der Wartburg ein groes Studentenfest Karlsbader gefeiert, bei dem man in Erinnerung an Luthers Verbrennung der Bann-*2? bulle miliebige Bcher sowie einen sterreichischen Korporalstock, einen preuischen Gardisten-Schnrleib und einen hessischen Zopf1 den Flammen bergab. Erregte schon dieser studentische bermut das Mifallen und den Argwohn der Regierungen, fo schienen die schlimmsten Befrchtungen be-rechtigt zu sein, als i. I. 1819 ein Burschenschafter mit Namen Sand den russischen Staatsrat von Kotzebne ermordete, den er fr einen Feind der Freiheit und gefhrlichen politischen Agenten hielt. Hierauf kamen die Minister der deutschen Mchte in Karlsbad zusammen und setzten eine i Der Kurfürst von Hessen hatte die alten Zustnde vor der franzsischen Zeit, auch die Zpfe seiner Soldaten wieder eingefhrt.

8. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 144

1911 - Breslau : Hirt
144 Die Zeit vom 2. Pariser Frieden bis zum Regierungsantritt Wilhelms I. 87. ueren Kriegen als von revolutionren Bewegungen zu befrchten. Bei der bunten Znsammensetzung der Bevlkerung des Kaiserstaates aus Deut-scheu, Slawen, Magyaren, Italienern it. a. war er vor dem Umsichgreifen des nationalen Gedankens besorgt, der die Monarchie aufzulsen drohte. Jede Regung des nationalen Geistes suchte er daher durch scharfe poli-zeiliche Beaufsichtigung der Untertanen und strengste Zensur des Schrift-tums zu unterdrcken. Die erste Pflicht aller europischen Mchte sah er darin, jede revolutionre Bewegung niederzuhalten. Da in Deutschland nach den Strmen der napoleonischen Zeit ein Zustand der Erschpfung eingetreten war und die Bevlkerung vollauf damit zu tun hatte, die Folgen der schweren Wunden zu berwinden, die dem Wohlstande ge-schlagen worden waren, kam eine Politik, welche die Erhaltung von Ruhe und Frieden zu ihrer vornehmsten Aufgabe machte, einem weitverbreiteten Bedrfnis entgegen. So kam es, da Metternich, der Vertreter dieser Politik, der fhrende Staatsmann in Mitteleuropa wurde. Unter seiner Leitung bertraf sterreich Preußen an Einflu und Ansehen beim Bunde. Deutsche Besonders schwer hatte unter der jedem Fortschritt und jeder natio-nalen Regung abholden Politik Metternichs die deutsche akademische Jugend zu leiden. In ihr lebte das Ideal eines freien, groen deutschen Vaterlandes und wurde namentlich in der an allen Universitten Wartburg- aufblhenden Burschenschaft gepflegt; am 18. Oktober 1817 wurde zur fest i8i7. britten Jahrhundertfeier der Reformation und zugleich zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig auf der Wartburg ein groes Studentenfest Karlsbader gefeiert. Als aber 1819 ein Burschenschafter mit Namen Sand den rnsfi-^sis? scheu Staatsrat von Kotzebne ermordete, da er ihn fr einen Feind der Freiheit und gefhrlichen politischen Agenten hielt, kamen die Minister der deutschen Mchte in Karlsbad zusammen und setzten eine auer-ordentliche Zentralnntersuchungskommission" ein, zu dem Zweck, eine grndliche Untersuchung der revolutionren Umtriebe und demagogischen Verbindungen anzustellen, die sich gegen die bestehenden Verfassungen richteten. Die Burschenschaft wurde aufgehoben und viele ihrer Mitglieder gefnglich eingezogen, ja zu lebenslnglicher Festungsstrafe verurteilt. Selbst Männer wie Arndt, Jahn und Schleiermacher hatten unter den Verfolgungen zu leiden; die Hoffnung auf die Einigung des deutschen Vaterlandes schien erloschen. Romantik. Je weniger die damaligen politischen Zustnde Deutschlands zu be-friedigen vermochten, desto eifriger versenkte man sich in die Betrachtung des deutschen Mittelalters oder in die Welt des Ubersinnlichen und der Sage. Hiermit hngt es zusammen, da in jene Zeit die Blte der Romantik fllt, die bereits in Novalis einen Vorlufer gehabt und jetzt in den Gebrdern Schlegel, in Tieck, Brentano, Arnim, Fouque, etwas spter in Eichendorff, Uhland und Chamisso ihre Hauptvertreter, in Platen aber einen bedeutenden Gegner hatte. Eine hnliche Richtung gelangte damals auch in der Tonkunst (namentlich durch Weber und Schubert) zur Herrschaft.

9. Geschichte der neueren und der neuesten Zeit - S. 150

1913 - Braunschweig : Appelhans
- 150 - In allen Bundesstaaten wird eine Landstndische Verfassung stattfinden." Landstndische Verfassungen erhielten: 1816 Weimar, 1818 Baden und Bayern, 1819 Hannover und Wrttemberg, 1820 Grobherzogtum Hessen und Vraunschweig. Die beiden deutschen Gromchte blieben absolute Staaten: 1823 Preußen schuf nur beratende Provinzialstnde^), getrennt tn jeder der acht Provinzen, zur Hlfte aus Adligen, zur Hlfte aus Vertretern der Städte und der Bauern bestehend. Die Provinziallandtage in sterreich wurden nur zur Bewilligung und Verteilung der Steuern einberufen. a) Man entlie sie wieder nach eintgiger Sitzung. b) In Ungarn wurde der Landtag 13, in Siebenbrgen 23 Jahre nicht versammelt. Folgen. 1. Das deutsche Volk, das sich um seinen Lohn fr die Opfer von Gut und Blut in dem Freiheitskampfe betrogen sah und Selbst-gefhl gewonnen hatte, drang bestndig auf Einheit (nationale Idee) und Freiheit (liberale oder konstitutionelle Idee). 2 Sobald ich Preußen seiner Macht bewut wurde, mute es nach einer Bundesreform streben. Der Kampf zwischen Preußen und sterreich um die erste Stellung im Bunde beherrschte die deutsche und sogar die europische Geschichte bis zur Lsung der deutschen Frage mit Blut und Eisen. 3. Das politische Leben in den Einzelstaaten war gehemmt, der deutsche Geist in Fesseln geschlagen. ..... v < - Im Innern glimmte der Funken der Unzufriedenheit, der bei jedem Ansto von auen in hellen Flammen emporlodern mufete. Die Regierungen saen auf einem Vulkan. Trger des Einheits- und Freiheitsgedankens war in der studierenden Jugend: Die Burschenschaft. Reaktionre Politik Metternichs in Deutschland. Metternich, der leitende sterreichische Minister (1809-1848), war berzeugt, da das national gemischte Osterreich weder nationale (Einheit noch Freiheit gewhren drfe. Folge: Er erstrebte eine chinesische Absperrung sterreichs und die Unterdrckung aller nationalen und liberalen Bewegungen tn Deutschland und Europa. , nr rjl Vorwand zum Einschreiten in Deutschland boten Ausschreitungen lsh^arf einiger freiheitsfeindlicher Schriften. 1819 Der Lustspieldichter und russische Staatsrat Kotzebue als russischer Spion" vom Studenten Sand ermordet. 1) Trotz des kmglichen Versprechens 'vom 22. Mai 1815 : Es soll eine Re-Prsentation des Volkes gebildet werden".

10. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 149

1913 - Breslau : Hirt
87 sterreich und Preußen. 149 87. sterreich und Preußen. Whrend in dieser Weise die Pyrenen- und die Balkanhalbinsel von heftigen Kmpfen erfllt wurden und auch in Italien, namentlich in Neapel, aufstndische Bewegungen stattfanden, die von sterreich gem den Grundstzen der Heiligen Allianz niedergeworfen wurden, blieb die Ruhe in Deutschland damals noch gewahrt. Sie beruhte auf der Einigkeit sterreichs und Preuens, die durch die Waffengemeinschaft in den Befreiungskriegen begrndet worden war und so lange bestand, wie die Frage nach einer Neugestal-tuug des Bundes in den Hintergrund trat. Sobald diese auftauchte und die Geister lebhaft beschftigte, mute die Nebenbuhlerschaft der beiden Gromchte erwachen und jede fr sich die Vorherrschaft in Deutschland unter Ausschlu oder Unterdrckung der anderen erstreben. Den im Wiener Kongre erworbenen Besitz zu behaupten und wenn sterreich mglich zu vergrern, war das Ziel der Politik des Fürsten Metternich. Metternich. Ernstliche Gefahren fr den Bestand des Staates hatte er weniger von ueren Kriegen als von revolutionren Bewegungen zu befrchten. Bei der bunten Zusammensetzung der Bevlkerung des Kaiserstaates aus Deut-schen, Slawen, Magyaren, Italienern n. a. war er vor dem Umsichgreifen des nationalen Gedankens besorgt, der die Monarchie aufzulsen drohte. Jede Regung des nationalen Geistes suchte er daher durch scharfe poli-zeiliche Beaufsichtigung der Untertanen und strengste Zensur des Schrift-tnms zu unterdrcken. Die erste Pflicht aller europischen Mchte sah er darin, jede revolutionre Bewegung niederzuhalten. Da in Deutschland nach den Strmen der napoleonischen Zeit ein Zustand der Erschpfung eingetreten war und die Bevlkerung vollauf damit zu tun hatte, die Folgen der schweren Wunden zu berwinden, die dem Wohlstand ge-schlagen worden waren, kam eine Politik, welche die Erhaltung von Ruhe und Frieden zu ihrer vornehmsten Aufgabe machte, einem weitverbreiteten Bedrfnis entgegen. So kam es, da Metternich, der Vertreter dieser Politik, der fhrende Staatsmann in Mitteleuropa wurde. Unter seiner Leitung bertraf sterreich Preußen an Einstu und Ansehen beim Bunde. Wie in sterreich, so wurde auch in Preußen der Wunsch des Presen. Volkes nach einer Verfassung nicht erfllt. Friedrich Wilhelm Iii. war ihm zwar insoweit entgegengekommen, da er (im Mai 1815) auf Hardenbergs Rat die Berufung von Provinzialstnden als Repr-sentation des Volkes verordnete. Zur Schaffung einer Landesreprsentation" aber, die aus den Provinzialstnden mit dem Sitz in Berlin gewhlt werden sollte, kam es, trotz zahlreicher Vorarbeiten, durch den Einstu Metternichs und infolge der Zaghaftigkeit des Knigs nicht. Um so mehr war der König nach den Befreiungskriegen bemht, die Folgen der Leiden, die fein Volk unter der Fremdherrfchaft erduldet hatte, zu lindern und die neuen Untertanen, die, wie die Sachsen, sich nur wider-willig einfgten, oder, wie die Rheinlnder, nach Volksart, Religion und Geschichte durch eine tiefe Kluft vou den Altpreuen getrennt waren, auch innerlich dem preuischen Staatswesen einzuordnen. Dazu diente die Ver-

11. Lehrbuch der Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 118

1904 - Gotha : Perthes
118 4. Jenode. Der deutsche Bund (unter sterreichs Leitung). Als die hchste Aufgabe des Bundes betrachtete sterreich (Metternich) diebekmpfnng aller freiheitlichen und nationalenbestrebungen. Es wute in dieser Politik Preußen festzuhalten, das indessen ans dem Gebiete der Verwaltung in musterhafter Weise eine Neuordnung des Staates vollzog. Endlich erzeugte die Fernhaltung des Volkes von den ffentlichen An-gelegensten und das Elend des deutschen Bundes eine revolutionre Gesinnung. Es kam zu den preuischen und deutschen Verfassungskmpfen, in denen Preußen zu einem Verfassungsstaat umgewandelt wurde, die uatio-nalen Bestrebungen dagegen insbesondere an dem Widerstande sterreichs scheiterten. I. Die Gekmpfung freiheitlicher und nationaler Bestrebungen. Nach den Strmen einer gottlosen Revolution betrachteten die Fürsten die christliche Religion als den festesten Halt der Staatsordnung. Daher schlssen die drei siegreichen Monarchen auf Antrieb Alexanders I. (Sept 1815) die heilige Allianz, in der sie sich zu den christlichen Grundstzen der Gerechtigkeit, Liebe und Friedfertigkeit verpflichteten. In der Bekmpfung der Revolution ging das Frstentum indes zu weit, denn es trat jeder freieren politischen und nationalen Regung mit Gewalt entgegen. Von patriotischer Begeisterung erfllt war insbesondere die deutsche Jugend aus dem Freiheitskampf zurckgekehrt. Um die deutsche Kraft zu sthlen, erffnete Turnvater Jahn in Berlin wieder seine Tnrnschnle (srisch, frei, frhlich, fromm ist der Turngemein Willkomm!"). Voll sittlichen Ernstes und christlicher Gesinnung war vor allem die studentische Jugend. In Jena entstand 1815 eine neue Burschenschaft, die alle Studenten zu einer groen christlich - deutschen Studentenschast verbinden und so in ihrem Kreise zum ersten Male die deutsche Einheit darstellen wollte. Ein groes Ver-brderungssest wurde am 18. Oktober 1817 zu Eisenach gehalten (Wart-burgfest) und das Jubelfest der Reformation mit der Jahresfeier der Leip-ziger Schlacht verbunden. Ein Jahr darauf (18. Okt. 1818) kam die allgemeine deutsche Burschenschaft zustande. Der kecke Freimut der Studentenschaft erschreckte die Regierungen, und der nationale Gedanke beunruhigte besonders den sterreichischen Minister Metter-nich. Da geschah es, da von einem jungen Fanatiker, Karl Sand, der Dichter Kotzebue, in den Augen der Burschen ein russischer Spion und Vater-landsverrter, in Mannheim erdolcht wurde (1819). Dies Ereignis setzte die Hfe vollends in Besorgnis und wurde Anla und Vorwand, alle auf Freiheit und Einheit gerichteten Bestrebungen zu bekmpfen; die Turnpltze wurden geschlossen, die Jenaer Burschenschaft aufgelst, Jahn in Festungshaft

12. Der allgemeine Geschichtsunterricht - S. 152

1873 - Berlin : Gaertner
- 152 — §. 127. Deutschland und die Schweiz. Österreich, das von Fürst Metternich unter der Regierung Ferdinand's l. (1835—1848) mit strenger Unterdrückung aller aus der Revolution hervorgegangenen Ideen gelenkt wurde (Absperrung Österreichs nach außen hin, Beschränkung des Buchhandels, Jesuiten, Kamps gegen die Volksvertretungen, Trennung der Nationalitäten) und sich auch in materieller Beziehung nur theilweise eines günstigen Zustandes erfreute (Roboten, galizische Verhältnisse), hatte durch den Bundestag, durch die Nachgiebigkeit Preußens, vor allem aber durch die unreifen Ideen und Aufstandsversuche politischer Schwärmer den entschiedensten Einfluss auf die innern politischen Verhältnisse Deutschlands. Die Wiederherstellung des deutsch-römischen Kaisertums war nach Besiegung der französischen Fremdherrschaft von vielen gehofft worden, der 13. Artikel der Bundesakte verhieß die Einführung landständischer Verfassungen; aber das Erste ging gar nicht, das Zweite nur theilweise in Erfüllung. Zwar erhielten die kleineren und mittleren Staaten nach und nach Verfassungen (Baiern, Würtemberg, Hannover, Baden, Hessen-Darmstadt, Kurhessen, Sachsen, Braunschweig, Mecklenburg, die sächsischen Herzogtümer), die bald ständischen Charakters waren, bald dem konstitutionellen System des Census folgten und hier freisinniger, dort strenger ausfielen. Aber das Streben zu entschiedener Annahme des konstitutionellen Systems wurde dadurch nicht befriedigt und steigerte sich bei einzelnen Gelegenheiten zu beunruhigenden Überschreitung^ (Wartburgsfest 1817 und Ermordung Kotze bue's durch Sand 1819). Nun erfolgten die Karlsbader Beschlüsse, welche die Freiheit der Presse durch die Censur beschränkten und die Universitäten unter besondere Aufsicht stellten. In der Wiener Schlussakte wurde der 13. Artikel der Bundesakte dahin erklärt, dass darin nur von ständischen Verfassungen die Rede sei, durch welche die Macht der Regierungen nicht beschränkt werde (1820). Der Beamtenstand wollte eben so wenig seine Unumschränktheit des Regiments aufgeben, als die privilegierten Stände ihre Vorrechte; fo kam es denn dahin, dass auch in Preußen bedeutende Vertreter des Liberalismus theils zurückgesetzt, theils verfolgt wurden (Wilhelm von Humboldt, Arndt). Die Julirevolution veranlasste mehrere deutsche Fürsten, anfangs den Liberalen Zugeständnisse zu machen. Durch die Übereilungen der liberalen Partei (Hambacher Fest 1832, Frankfurter Attentat 1833) wurde es aber auch diesmal wieder möglich, dass die entgegengesetzte Richtung den Sieg gewann (Weidig, Jordan). Sowohl der Bundestag als die Ministerkonferenz in Wien (1834) trafen Bestimmungen, durch die das konstitutionelle Leben bedeutend beschränkt wurde (das Recht der Steuerverweigerung, Abhängigkeit der einzelnen Staaten vom Bundestage, Beschränkungen der Pressfreiheit). Als in Hannover Ernst August, Herzog von Cumberland, den Thron bestieg (1837), das Staatsgrundgesetz von 1833 aufhob und von den Beamten die Leistung eines neuen Huldigungseides verlangte, weigerten sich dessen 7 Professoren der Universität Göttingen (Grimm, Gewinns, Dahlmann u. a.); sie wurden ihres Amtes entlassen, der König setzte trotz des Widerspruches der Stände seinen Willen durch. In Preußen, das sich unter der Regierung Friedrich Wilhelm's Iii. (1797 —1840), obschon er den freisinnigen Ideen der Zeit nur in bedingtem Maße huldigte, durch die Vortrefflichkeit der Verwaltung und Rechtspflege ausgezeichnet und durch Gründung des Zollvereins (1834) eine bedeutende That für die Herstellung deutscher Einheit aufzuweisen hatte, begann mit Friedrich Wil-

13. Die Geschichte der letzten 50 Jahre - S. 19

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
3. Die ersten 15 Jahre des deutschen Bundes. 19 Bonn, Fries in Jena. Oken sollte seine Zeitschrift „Isis" unterdrücken, wollte aber nicht und wanderte mit ihr nach der Schweiz aus. Görres war schon 1817 dem Fürsten Hardenberg mit einer Adresse der Stadt Coblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Ver- fassung gefordert wurde, beschwerlich gefallen und hatte im Sommer von 1819 eine flammende Flugschrift: „Deutschland und die Revolu- tion" herausgegeben, worin er die deutschen Machthaber warnte, nicht so zu verfahren, daß am Ende die wirkliche Revolution hereinbräche. Diese Prophetenstimme, deren Worte erst dreißig Jahre später in Erfüllung gingen, wurde eben, weil die Gefahr noch nicht nahe war, verlacht. Gentz soll damals gesagt haben: „Uns hält's aus", und Metternich: „^pres nous Io déluge.“ Dem gegen ihn erlassenen Verhaftbefehle aber kam Görres zuvor, indem er nach Straßburg, später nach der Schweiz flüchtete. Roch mehrere jüngere Männer, Ludwig Follen, Rédacteur einer elberfelder Zeitung, damals berühmt als Dichter kühner Freiheitslieder, und viele Studenten wurden ver- haftet oder flohen nach der Schweiz oder Amerika. Der Fürst von Metternich hielt die in Karlsbad gefaßten Beschlüsse noch nicht für hinreichend zur Erreichung seiner Absichten, und lud seine College» zu einer Fortsetzung der Berathungen für den Spätherbst nach Wien ein. Am 25. Nov. 1819 ward ein Minister-Congreß in Wien eröffnet. Das Bestreben des österreichischen Staatskanzlers war besonders darauf gerichtet, aus den süddeutschen Verfassungen alles zu entfernen, was seiner Meinung nach an eine wirkliche Volksvertretung erinnerte und dem Begriffe von Landständen zu widersprechen schien. Es wurde von ihm hervorgehoben, daß, da der deutsche Bund, mit Ausnahme der vier freien Städte, aus monar- chischen Staaten bestehe, die allgemeine volle Regierungsgewalt in der Person des Souverains vereinigt sein müsse, und derselbe nur bei Ausübung bestimmter einzelner Rechte an die Mitwirkung der Stände gebunden sein könne. Auch wären die Verpflichtungen gegen den Bund, mit oder ohne Zustimmung der Kammern und Stände, unter allen Umständen zu erfüllen. Es wurde in diesem Sinne eine Reihe von Bestimmungen entworfen, deren Gesammtheit unter dem Namen der Wiener Schlußacte bekannt ist, und am 16. Mai 1820 von den Bevollmächtigten der einzelnen Staaten unterzeichnet. Am 8. Juni desselben Jahres ward die Wiener Schlußacte von der Bundesversammlung bestätigt, für ein Grundgesetz des deutschen Bundes erklärt, und ihr gleiche Kraft mit der Bundesacte beigelegt. b. Das Verfassungswesen in Deutschland. Während die kleine, aber begeisterte Partei der Patrioten, die von dem großen Siege der deutschen Nation auch einen dauernden Gewinn für dieselbe gehofft hatte, zum Schweigen gebracht, und zugleich die Erwartung, Preußen werde sich eine Verfassung geben 2*

14. Die Geschichte der letzten 50 Jahre (1816 - 1866) ; in abgerundeten Gemälden - S. 19

1867 - Köln : DuMont-Schauberg
3. Die ersten 15 Jahre des deutschen Bundes. 19 Bonn, Fries in Jena. Oken sollte seine Zeitschrift „Isis" unterdrücken, wollte aber nicht und wanderte mit ihr nach der Schweiz aus. Görres war schon 1817 dem Fürsten Hardenberg mit einer Adresse der Stadt Coblenz, worin die Einführung der versprochenen preußischen Ver- fassung gefordert wurde, beschwerlich gefallen und hatte im Sommer von 1819 eine flammende Flugschrift: „Deutschland und die Revolu- tion" herausgegeben, worin er die deutschen Machthaber warnte, nicht so zu verfahren, daß am Ende die wirkliche Revolution hereinbräche. Diese Prophetenstimme, deren Worte erst dreißig Jahre später in Erfüllung gingen, wurde eben, weil die Gefahr noch nicht nahe war, verlacht. Gentz soll damals gesagt haben: „Uns hält's aus", und Metternich: „Après nous le déluge.“ Dem gegen ihn erlassenen Verhaftbefehle aber kam Görres zuvor, indem er nach Straßburg, später nach der Schweiz flüchtete. Noch mehrere jüngere Männer, Ludwig Follen, Redacteur einer elberfelder Zeitung, damals berühmt als Dichter kühner Freiheitslieder, und viele Studenten wurden ver- haftet oder flohen nach der Schweiz oder Amerika. Der Fürst von Metternich hielt die in Karlsbad gefaßten Beschlüße noch nicht für hinreichend zur Erreichung seiner Absichten, und lud seine Collegen zu einer Fortsetzung der Berathungen für den Spätherbst nach Wien ein. Am 25. Rov. 1819 ward ein Minister-Congreß in Wien eröffnet. Das Bestreben des österreichischen Staatskanzlers war besonders darauf gerichtet, aus den süddeutschen Verfassungen alles zu entfernen, was seiner Meinung nach an eine wirkliche Volksvertretung erinnerte und dem Begriffe von Landständen zu widersprechen schien. Es wurde von ihm hervorgehoben, daß, da der deutsche Bund, mit Ausnahme der vier freien Städte, aus monar- chischen Staaten bestehe, die allgemeine volle Regierungsgewalt in der Person des Souverains vereinigt sein müsse, und derselbe nur bei Ausübung bestimmter einzelner Rechte an die Mitwirkung der Stände gebunden sein könne. Auch wären die Verpflichtungen gegen den Bund, mit oder ohne Zustimmung der Kammern und Stände, unter allen Umständen zu erfüllen. Es wurde in diesem Sinne eine Reihe von Bestimmungen entworfen, deren Gesammtheit unter dem Namen der Wiener Schlußacte bekannt ist, und am 16. Mai 1820 von den Bevollmächtigten der einzelnen Staaten unterzeichnet. Am 8. Juni desselben Jahres ward die Wiener Schlußacte von der Bundesversammlung bestätigt, für ein Grundgesetz des deutschen Bundes erklärt, und ihr gleiche Kraft mit der Bundesacte beigelegt. b. Das Verfassungswesen in Deutschland. Während die kleine, aber begeisterte Partei der Patrioten, die von dem großen Siege der deutschen Nation auch einen dauernden Gewinn für dieselbe gehofft hatte, zum Schweigen gebracht, und zugleich die Erwartung, Preußen werde sich eine Verfassung geben 2*

15. Geschichte des deutschen Volkes - S. 446

1905 - Berlin : Vahlen
446 Deutschland bis zum Jahre 1840. 704706. in der fremden Freiheit die eigene zu lieben. Aber wie Metternich die Stimmen der freigesinnten Männer in Deutschland verstummen machte, so war es sein Einflu, der berall in Europa dem Freiheitsdrange der Völker entgegentrat. In Spanien schlugen franzsische, in Italien sterreichische Truppen die Aufstnde nieder, und die Kongresse zu Aachen (1818) Troppau (1820), Laibach (1821) und Verona (1822), auf denen Fürsten und Diplomaten gegen die revolutionren Ereignisse in Europa gemeinsame Maregeln trafen, lieen dann die Heilige Allianz immer mehr als nur zur Unterdrckung jeder freiheitlichen Bewegung bestimmt erscheinen. 705. Ernster als der Widerstand schwankender, unklarer Stimmungen war in Deutschland derjenige, der gegen das Metternichsche System allmhlich in den Klein- und Mittelstaaten heranwuchs. Die Wiener Bundesakte hatte verheien, da in allen deutschen Lndern stndische Verfassungen eingefhrt werden sollten. Whrend beide Gromchte mit der Erfllung dieses Versprechens zgerten, gingen die brigen Staaten damit vor. Am frhesten (schon 1814) tat es Nassau, dann folgte (1816) Weimar, noch immer unter dem trefflichen Karl August ( 532), Bayern und Baden (1818), Wrttemberg (1819), spter die meisten anderen. Zugleich kamen in einigen von diesen Staaten nicht unbegabte, volksfreundliche Herrscher auf den Thron, so in Wrttemberg König Wilhelm I. (18161864) und in Bayern König Ludwig I. (1825 1848). Diese zeigten sich, wie auch manche Fürsten kleinerer Lnder, der konstitutionellen Entwicklung weniger abgeneigt als die beiden Gromchte, und so kam es, da die kleineren Staaten als die freieren erschienen, die von den greren durch Vermittlung des Bundestags zu allem, was Verhates geschah, nur gezwungen wrden. Einst Rheinbunds-mchte, hatten diese meist sddeutschen Staaten auch jetzt noch eine Vorliebe fr das Andenken Napoleons, fr Frankreich, fr die Kmpfe der torgen Volksvertreter gegen die Bourbonen. So entwickelte sich, auf die konstitutionellen Bestrebungen der eigenen Volksvertretung gesttzt und auf-merksam auf alle derartigen Kmpfe, die in den greren Reichen Europas, besonders in England und Frankreich, stattfanden, jene allgemein freisinnige Richtung, die an gewissen Idealen freiheitlicher Verfassung festhielt, mit den bestehenden Verhltnissen und der historischen Begrndung des wirklichen politischen Lebens ungern rechnete und im ganzen einen mehr weltbrgerlichen als nationalen Charakter trug. Dieser sogenannte Liberalismus beherrschte besonders das sdliche und westliche Deutschland. 706. Bei solchen Stimmungen war es erklrlich, da die Juli-revolution in Frankreich (1830), durch welche die Bourbonen entthront wurden und der Herzog von Orleans, Ludwig Philipp, König der Franzosen ward, die Geister auch in Deutschland in Aufregung versetzte. Wieder < 539) geschah dies mehr in den kleineren Lndern als in den groen: fter= reich und Preußen blieben von der Revolution unberhrt. Besonders in den rheinischen Staaten, in Baden, Darmstadt, Rheinbayern, gab sich eine revolutionre Aufregung kund, die in dem sogenannten Hambacher Fest <1832) und in dem unsinnigen, bald darauf gegen die Bundesversammlung unternommenen sogenannten Frankfurter Attentat (3. April 1833) ihren Gipfel erreichte. Auch in Braunschweig, Hessen und Sachsen kam es zu Unruhen. Alle diese Bewegungen suchte Metternich durch neue Bundes-Beschlsse niederzuhalten, und uerlich kehrte wirklich bald die Ruhe berall zurck. Ja es konnte sogar 1837 in Hannover, als hier der König Ernst August die Regierung bernahm, die bisherige Verfassung umgestrzt

16. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 44

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
44 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. Deutschland und Preußen. / 37. Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland. Auch in Deutschland war ein Teil der Bevlkerung von Mistimmung dar-ber erfllt, da die Frchte der groen Kriege so wenig den nationalen Wnschen entsprochen hatten, und sehnte sich nach einer Besserung der politischen Zustnde. Die Zerrissenheit Deutschlands war wieder-gekehrt, ein starkes, einiges Vaterland nicht geschaffen worden. Auch die Hoffnung, da in den deutschen Staaten Volksvertretungen ge-schaffen wrden, erfllte sich nur teilweise; die beiden Gromchte fter-reich und Preußen wurden auch ferner absolutistisch regiert. Besonders die studierende Jugend war es, die solche Wnsche und Stimmungen Bu?chen- Pfted*61 und die Burschenschaft, welche im Jahre 1815 auf der sch^ Universitt Jena gegrndet wurde und sich von dort bald nach anderen Hochschulen verbreitete, war der Sammelpunkt fr die, welche diesen Bestrebungen huldigten. Der nationale und religise Geist, der die Mehrzahl ihrer Mitglieder erfllte, kam auf dem Wartburgfeste, das im Jahre 1817 zum Andenken an die deutsche Reformation und zu-gleich an die Schlacht bei Leipzig veranstaltet wurde, deutlich zum Aus-druck. Da indessen bei dieser Gelegenheit von einer Gruppe von Studenten auch einige politisch miliebige Bcher ffentlich verbrannt worden waren, wurde von der sterreichischen und anderen Regierungen als ein Anzeichen revolutionrer Gesinnung aufgefat; und dieser Verdacht schien sich zu besttigen, als im Jahre 1819 ein irregeleiteter Student namens Sand den Lustspieldichter und russischen Staatsrat Kotze-b u e, weil er ein von der russischen Regierung besoldeter Spion sei, in Mannheim ermordete. Auf Metternichs Betrieb traten die Minister der Die deutschen Staaten zu Karlsbad zusammen und faten gemeinsame Beschlsse" Beschlsse. Die Burschenschaft wurde verboten, die Prefreiheit auf-gehoben und fr alle Druckschriften von geringerem Umfange eine staat-liche Zensur eingefhrt; ferner wurde in Mainz eine Zentralunter-suchungskommission eingesetzt, der es indessen nicht gelang, die ber-muteten demagogischen Umtriebe" nachzuweisen. Diese Maregeln weckten starke Erbitterung. Besonders die preuische Regierung, die sogar so patriotische und berdiente Männer wie Arndt und Jahn durch Polizeimaregeln berfolgte, zog sich fielen Ha zu; Preußen galt weit-hin als das Land der Reaktion"/ Als nun im Jahre 1830 die Julirebolutton ausbrach und Erfolg hatte, trat auch in Deutschland eine strkere Erregung der Ge-mter ein, die sich an mehreren Orten in Aufstnden Luft machte. Doch

17. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 43

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland und Preußen. 43 Die Julirevolution machte berall in Europa den grten Eindruck. Ihre wichtigsten Folgen waren ein groer Polen aufstand, der von Ken- _ den Nssen erst spt und unter vielem Blutvergieen niedergeworfen werden konnte, und eine Erhebung der Belgier, welche die asereimgimg Holland von vornherein nur ungern ertragen hatten und sich losrissen. Unter Genehmigung der groen Mchte wurde ein Knigreich Belgien geschaffen und zum König Leopold, Prinz von Sachsen-Koburg, ge-whlt./ Deutschland und Preußen. 37. Nationale und liberale Bestrebungen in Deutschland. Auch in Deutschland war ein Teil der Bevlkerung von Mistimmung darber erfllt, da die Frchte der groen Kriege so wenig den nationalen Wn-schen entsprochen hatten, und sehnte sich nach einer Besserung der politischen Zustnde. Die Zerrissenheit Deutschlands war wiedergekehrt, ein starkes, einiges Vaterland nicht geschaffen worden. Auch die Hoffnung, da in den deutschen Staaten Volksvertretungen geschaffen wr-den, erfllte sich nur teilweise; die beiden Gromchte sterreich und Preußen wurden auch serner absolutistisch regiert. Besonders die studie-rende Jugend war es, die solche Wnsche und Stimmungen pflegte; und die B u r s ch e u s ch a f t, welche im Jahre 1815 auf der Universitt Jena gegrndet wurde und sich von dort bald nach anderen Hochschulen ver- _-breitete, war der Sammelpunkt fr die, welche diesen Bestrebungen huldigten. Der nationale und religise Geist, der' die Mehrzahl ihrer Mitglieder erfllte, kam auf dem W ar t b u r g f e ftj, das im Jahre-1817 zum Andenken an die deutsche Reformation und zugleich an die Schlacht bei Leipzig veranstaltet wurde, deutlich zum Ausdruck. Da indessen bei dieser Gelegenheit von einer Gruppe von Studenten auch einige politisch miliebige Bcher ffentlich verbrannt worden waren, wurde von der sterreichischen und anderen Regierungen als ein Anzeichen revolutionrer Gesinnung aufgefat; und dieser Verdacht schien sich zu besttigen, als im Jahre 1819 ein irregeleiteter Student namens Sand den Lustspieldichter und russischen Staatsrat K o tz e b u e, weil er ein von der russischen Regierung besoldeter Spion sei, in Mannheim er-mordete. Aus Metternichs Betrieb traten die Minister der deutschen Staaten zu Karlsbad zusammen und faten gemeinsame Beschlsse.ffarj;bet Die Burschenschast wurde verboten, die Prefreiheit aufgehoben und fr Beschlsie. alle Druckschriften von geringerem Umfange eine staatliche Zensur einge-fhrt; ferner wurde iu Mainz eine Zentraluntersuchungskommission einge-setzt, der es indessen nicht gelang, die vermuteten demagogischen Umtriebe"

18. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 151

1913 - Breslau : Hirt
88 Das brige Deutschland. Die Reaktion. 151 Ablehnung aller Beschrnkungen ihrer Souvernittsrechte und in starrem Festhalten am Alten uerte und es hier daher meist nur zu studi-scheu Vertretungen tarn, verdankten die einstigen Rheinbundstaaten Sddeutschlands gerade ihre Gre dem von Frankreich ausgegangenen Umschwung und standen daher den liberalen Ideen weit nher; so wurden hier bald wirkliche Volksvertretungen eingefhrt (Bayern und Baden 1818, Wrttemberg 1819). Whrend die konstitutionellen und nationalen Wnsche des Liberalis- Thringen, mus in den beiden deutschen Grostaaten auf den entschiedenen Wider-stand der konservativ-reaktionren Stabilittspolitik" Metternichs stieen, fanden sie in Thringen, namentlich S.-Weimar, um so bereitwilligere Aufnahme. Der Groherzog Karl August war der erste deutsche Fürst, der die Forderung des Artikels 13 der Bundesakte erfllte und auf Grund eines neuen Staatsgrundgesetzes (5. Mai 1816) im Jahre 1817 die Ber- mar aeie). treter der Ritterschaft, der Brger und Bauern als Landtag berief mit der Befugnis, an der Gesetzgebung und der Festsetzung des Staatshaushaltes mitzuwirken. Dem Vorbilde Weimars folgten S.-Hildbnrghaufen 1818, S.-Coburg-Saalfeld, S.-Gotha-Alteuburg und Schwarzbnrg-Rndol-stobt 1821, S.-Meiningen 1824. Auch sonst zeigte sich Karl August von S.-Weimar den liberalen Der Libera-Ideen der Zeit geneigt; das Groherzogtum, das die alles berragenderen Gestalt Goethes noch immer zum geistigen Mittelpunkte Deutschlands machte, trat jetzt auch in politischer Beziehung in den Mittelpunkt des Interesses und wurde die Hoffnung aller freisinnigen Elemente. Die in der neuen Verfassung ausdrcklich gewhrleistete Freiheit der Presse rief sogleich eine Anzahl liberaler Zeitungen hervor, die vor allem von Jena aus die liberalen Gedanken verbreiteten. Der Hauptherd aller liberal-nationalen Strmungen wurde die Universitt Jena. Hier wurde 1815 die Deutsche Burschenschaft gegrndet, die eine freiheitliche und einige Deutsch-Entwicklung des befreiten Vaterlandes erstrebte und sich der ganz be-^^A^ sonderen Gunst des Groherzogs erfreute; rasch blhte sie auch auf den anderen deutschen Universitten auf. Am 18. Oktober 1817 fand zur dritten Jahrhundertfeier der Reformation und zugleich zur Erinnerung an die Schlacht bei Leipzig auf der Wartburg, die Karl August den Wartburg-Studenten bereitwillig berlassen hatte, ein groes Studentenfest statt, 6 auf dem die nationalen und freiheitlichen Hoffnungen der Burschenschaft begeisterten Ausdruck fanden. Aber gerade wegen dieser Ziele mute die Burschenschaft den Mchten der Heiligen Allianz, bei denen die Begnstigung des Liberalismus in Weimar schon lngst Ansto erregt hatte, gefhrlich erscheinen. Als da-her 1819 ein Burschenschafter mit Namen Sand den in Weimar lebenden russischen Staatsrat von Kotzebue ermordete, den er fr einen Feind der Freiheit und gefhrlichen politischen Agenten hielt, kamen die Minister der deutschen Mchte aus Einladung Metternichs in Karlsbad zusammen (18i9).

19. Leitfaden für den Unterricht in der neueren Geschichte - S. 132

1890 - Berlin : Grote
132 Das Zeitalter der Revolution und Restauration zc. druck und veranlaten in den fortgeschritteneren Kreisen auch phan-tastische Plne zur Herbeifhrung einer nderung, Verirrungen, die in der Ermordung des Deutschrussen A. von Kotzebne durch Karl Sand 1819 blutig offenbar wurden. Die von Metternich zur Niederhaltung Karls- der nationalen Grung veranlaten Karlsbader Beschlsse Msse (1819) richteten sich deshalb namentlich gegen die deutschen Univer-i8i9. itten (Mainzer Untersuchungskommission gegen die Demagoge), Schi? hatten aber 1820 auch die Wiener Schluakte zur Folge, welche kte- die weitere verfassungsmige Entwickelung der Einzelstaaten aufhalten sollte. So wurde denn auch in Preußen die in Aussicht gestellte Verfassung nicht erlassen, sondern es wurden 1823 nur in den einzelnen Provinzen stndisch gegliederte Provinziallandtage eingefhrt, die sich blo gutachtlich uern durften. Um so bedeutender aber und folgenreicher war die fortschreitende Ausbildung der pren-ischen Verwaltung, hinter der die Sorge fr Erhaltung der Wehrkraft (allgemeine Dienstpflicht) nicht zurcktrat, während die Einfhrung eines einheitlichen und wesentlich vereinfachten Zoll-tarifs 1818 fr das gesamte Staatsgebiet einen raschen Aufschwung von Handel und Verkehr hervorrief. Des weiteren ergab sich daraus das Streben nach einer Zolleinigung zunchst mit den zwischen preuischen Gebietsteilen beschlossenen und den nchst benachbarten kleineren deutschen Staaten, welches, ausdauernd und geschickt weiter verfolgt, trotz vielfachen Widerstands endlich zur Errichtung des v?rin Preuischen Zollvereins fhrte, durch welchen feit dem 1. Ja-1834- nnar 1834 der grte Teil des politisch vielgeteilten Deutschlands in Bezug auf Handel und Verkehr zu einer Einheit zusammengefat und eine Gemeinschaft der materiellen Interessen begrndet wurde, die trotz der zahlreichen Nord und Sd trennenden Momente das Gefhl der Zusammengehrigkeit nachhaltig strkte und dadurch zur Vor-bereitung einer knftigen Einigung beitrug. 125 2. Eine Erschtterung und Durchbrechung des 1815 geschaffenen und von Metternich mglichst unverndert zu er-haltenden Zustands ging von den romanischen Nationen aus. Whrend in Frankreich das aufrichtige und ehrliche Streben Ludwigs Xviii. (181525) nach Erhaltung des innern Friedens und Verwirklichung verfassungsmiger Ordnung durch den immer mchtiger entbrennenden bereifer der Anhnger der vorrevolutionren Zustnde gestrt und zu rcksichtsloser Reaktion in politischer und kirchlicher Hinsicht gedrngt wurde, der einzelne Ausschreitungen von

20. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 169

1915 - Bonn : Hanstein
169 Die Französische Revolution hätte die Frage der Teilnahme des Volkes am politischen Leben aufgerollt. Die Stein-Hardenbergischen Reformen waren auch von der Absicht getragen, den Staat auf einen neuen Pfeiler, auf die Teilnahme der Nation, zu stützen, und in den Freiheitskriegen hatte das deutsche Volk seine politische Mündigkeit bewiesen. Während der Verhandlungen des Wiener Kongresses bemühte sich Preußen um die Verleihung der Verfassung an die Völker der verschiedenen deutschen Staaten, und es war wesentlich sein Verdienst, wenn die Bundesakte von 1815 ausdrücklich bestimmte, daß die einzelnen Staaten Verfassungen erhalten sollten. So galt Preußen damals nicht nur als der Staat, der die nationale Wiedergeburt Deutschlands in den Freiheitskriegen begründet hatte, sondern man betrachtete es auch als den Schöpfer der Idee des Verfassungsstaates. Dessen war man sich auch am Rhein bewußt, und dieses Bewußtsein förderte in den politisch regsamen Kreisen den Anschluß des Rheinlandes an Preußen. Bei der Besitznahme versprach der König den Rheinländern, daß sie fortan in dreifacher Weise an der Repräsentation des Volkes teilnehmen sollten: sie sollten Provinzialstände erhalten, sie sollten an der für den ganzen Staat zu schaffenden Volksvertretung teilnehmen, und die Steuern sollten fortan unter Zuziehung des Volkes festgesetzt werden. Die Erfüllung dieser Beschlüsse aber verzögerte die preußische Regierung anfangs, als aber nach der Gründung der Heiligen Allianz (1818) und den Karlsbader Beschlüssen (1819) die Reaktion sieghaft vordrang, verweigerte sie dieselbe. Während die süddeutschen Staaten in den Jahren nach 1815 eine Verfassung erhielten, blieb in Preußen der absolutistische Staat bestehen. Die Verordnung über das Staatsschuldenwesen (17. 1. 1820) und die Einrichtung der Provinziallandtage mit beratender, aber nicht beschließender Stimme (5. 6. 1823) befriedigten die Wünsche des Volkes nicht. Die Verfolgung der Demagogen — auch E. M. Arndt in Bonn wurde seiner Professur entsetzt, und Josef v. Gör-res floh — entfremdete das Volk seinem Könige immer mehr. Die Julirevolution 1830 in Paris gab dem Streben nach politischer Freiheit einen neuen Schwung, und die politische Poesie nährte die Hoffnung auf den kommenden