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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 157

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
157 höchsten Gipfel erreicht hatten. Ein lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk auseinander, und der Sturm stürzte sich heulend auf das unglückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Fock- mast zum großen Mast führen, züngelte das Feuer wie eine Schlange hinauf, und in einem Nu stand auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen fiel auf die Raacn und Stengen des Besanmastes nieder. Im Innern wüthete die Glut fort, und das Feuer näherte sich mehr und mehr dem vcrhängnißvotten Orte der Pulverkammer. Der Kapitän hatte eine kurze Berathung mit seinen Offizieren ge- halten ; diese traten aus einander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick ! Das Schiff ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten ! Wir besteigen die Böte! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänncr erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Böte! In die Böte! Rette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Böte von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst ver- suchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. . Ein Knall! Neues Eutsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuer- bords-Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, diekugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Scitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzerschneidend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereigniß, das auf die rohen Gemüther der'matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Kanone, und umsprüht von herabströmendcn Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräther, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie Hereinbrack. Die Glut des Feuers strahlte über die Mecresflache» hin und vergoldete die weißschaumenden Häupter der Wellen. Der in der Tiefe schlummernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob cs Tag geworden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht aus die Meer- flut- werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöffneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasserstrahlen gegen den Nachthimmcl aufspritzend, während die Kanonen des Backbords sich lösten und wie ferner Donner verhallten.

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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 157

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
157 höchsten Gipfel erreicht hatten. Ein lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk auseinander, und der Sturm stürzte sich heulend auf das unglückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Fock- mast zum großen Mast führen, züngelte das Feuer wie eine Schlange hinauf, und in einem Nu stand auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen fiel auf die Raaen und Stengen des Besanmastes nieder. Im Innern wüthete die Glut fort, und das Feuer näherte sich mehr und mehr dem verhängnißvollen Orte der Pulverkammer. Der Kapitän hatte eine kurze Berathung mit seinen Offizieren ge- halten ; diese traten aus einander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick ! Das Schiff ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten ! Wir besteigen die Böte! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen ; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Böte! In die Böte! Rette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Böte von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst ver- suchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuer- bords-Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sic schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzerschneidend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrci der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereigniß, das aus die rohen Gemüther der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Kanone, und umsprüht von herabströmenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräther, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie Hereinbrack. Die Glut des Feuers strahlte über die Mceresfläche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen." Der in der Tiefe schlummernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag geworden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht auf die Meer- flut werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöffnctcn Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasserstrahlen gegen den Nachthimmel ausspritzend, während die Kanonen des Backbords sich lösten und wie ferner Donner verhallten.

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 165

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
221. Der Schiffsbrand. 165 ihnen eine trügerische Hoffnung auf. Plötzlich aber sprangen mit lautem Ge- prassel die Luken auseinander, die Flamme stieg riesengroß empor, umarmte den Fockmast und ergriff die Takelage desselben, von der untersten Webeleine bis zum Wimpel mit rasender Schnelle emporsteigend. „Die Boote! Die Boote! Rettet die Boote!" lautete der allgemeine Ruf, und alle ließen ab von den unnützen Löscharbeiten. Kaum berührte das erste Boot den Wasserspiegel, und das zweite sollte folgen, als die finstern Wolken, die aus dem Abgrunde aufstiegen, den höchsten Gipfel erreicht hatten. Ein lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk auseinander, und der Sturm stürzte sich heulend aus das unglückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Fockmast zum großen Mast führen, züngelte das Feuer wie eine Schlange hinauf, und in einem Nu stand auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen fiel auf die Rahen und Stengen des Besanmastes nieder. Im Innern wütete die Glut fort, und das Feuer näherte sich mehr und mehr dem verhängnisvollen Orte der Pulverkammer. Der Kapitän hatte eine kurze Beratung mit seinen Offizieren gehalten; diese traten auseinander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick! Das Schiff ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten! Wir besteigen die Boote! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Boote! In die Boote! Rette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Boote von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst versuchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuerbords- Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Tie Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab von: Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzerschnei- dend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereignis, das auf die rohen Gemüter der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich ans eine Kanone, und umsprüht von herabströmenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräter, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie hereinbrach. Die Glut des Feuers strahlte über die Meeresfläche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen. Ter in der Tiefe schlnm-

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 165

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
221. Der Schiffsbrand. 165 und das Feuer näherte sich mehr und inehr dein verhängnisvollen Orte der Pulverkammer. Der Kapitän hatte eine kurze Beratung mit feinen Offizieren gehalten; diese traten aus einander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick! Das Schiff ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten! Wir besteigen die Boote! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Boote! In die Boote! Rette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Boote von den aufgeregten Wellen aus und nieder geschleudert wurden. Umsonst versuchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuerbords- Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzerschnei- dend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereignis, das auf die rohen Gemüter der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Kanone, und umsprüht von herabströinenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräter, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie hereinbrach. Die Glut des Feuers strahlte über die Meeresflüche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen. Der in der Tiefe schlum- mernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag gewdrden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht auf die Meerflut werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöffneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasser- strahlen gegen den Nachthimmel aufspritzend, während die Kanonen des Back- bords sich lösten und wie ferner Donner verhallten. Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Mög- lichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere wieder gedul- dig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennenden Schiffe zu entfernen und aus dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam an die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter; doch

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 154

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
154 Feuer näherte sich mehr und mehr dem verhängnißvollen Orte der Pulver- kammer. Der Kapitän hatte eine kurze Berathung mit seinen Offizieren gehalten; diese traten aus einander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick! Das Schiss ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten! Wir besteigen die Boote! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Boote! In die Boote! Nette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Boote von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst versuchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuerbords- Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzer- schneidend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereigniß, das auf die rohen Gemüther der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Ka- none, und umsprüht von herabströmenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräther, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie hereinbrach. Die Glut des Feuers strahlte über die Meeresfläche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen, Der in der Tiefe schlum- mernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag geworden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht auf die Meerflnt werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöfsneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasser- strahlen gegen den Nachthimmel aufspritzend, während die Kanonen des Back- bords sich lösten imb wie ferner Donner verhallten. Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Mög- lichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere lvieder ge- duldig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennender: Schisse zu entfernen und ans dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam au die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter;

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 169

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
221. Der Schiff-brand 169 ihnen eine trügerische Hoffnung auf. Plötzlich aber sprangen mit lautem Ge- prassel die Luken auseinander, die Flamme stieg riesengroß empor, umarmte den Fockmast und ergriff die Takelage desselben, von der untersten Webeleine bis zum Wimpel mit rasender Schnelle emporsteigend. „Die Boote! Die Boote! Rettet die Boote!" lautete der allgemeine Ruf, und alle ließen ab von den unnützen Löscharbeiten. Kaum berührte das erste Boot den Wasserspiegel, und das zweite sollte folgen, als die finsteren Wolken, die aus dem Abgrunde aufstiegen, den höchsten Gipfel erreicht hatten. Ein lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk auseinander, und der Sturm stürzte sich heulend auf das unglückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Fockmast zum großen Mast führten, züngelte das Feuer wie eine Schlange hinauf, und in einem Nu stand auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen fiel auf die Rahen und Stengen des Besanmastes nieder; im Innern wütete die Glut fort, und das Feuer näherte sich mehr und mehr dem verhängnisvollen Orte der Pulverkammer. Der Kapitän hatte eine kurze Beratung mit seinen Offizieren gehalten; diese traten auseinander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick! Das Schiff ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten! Wir besteigen die Boote! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Boote! In die Boote! Rette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Boote von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst versuchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuerbords- Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzerschneidend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Ver- sinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereignis, das auf die rohen Gemüter der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Kanone, und umsprüht von herabströmenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräter, wenn es der Arm des Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie hereinbrach. Die Glut des Feuers strahlte über die Meeresffäche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen. Der in der Tiefe schlum- mernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 166

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
166 221. Der Schiffsbrand. mernbe Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag geworden sei und die Morgensonue ihr rosiges Licht auf die Meerflut werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöffneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasser- strahlen gegen den Nachthimmel aufspritzend, wahrend die Kanonen des Back- bords sich lösten und wie ferner Donner verhallten. Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Mög- lichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere wieder gedul- dig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennenden Schiffe zu entfernen und aus dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam an die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter; doch plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulverkammer beordert wurden?" Keine Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mah- nung, daß der Kapitän nicht länger säunien möge. „Nicht von der Stelle", ries er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im Klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits aus das bedroh- lichste näherte. Dort fand er sie. Erschöpft von der anstrengenden vergeblichen Arbeit, war der jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere bemühte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapitän ergriff den ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter endlosem Feuer- regen, auf das Verdeck, während der andere ihm folgte. Mit lautem Freuden- geschrei wurden sie von den Offizieren empfangen und in die Schaluppe gebracht, die von einer Welle ersaßt und weit von dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übrigen Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haien, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur bemüht, so schnell als möglich aus dem Bereiche des Schiffes zu kommen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalante" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischen An- blick. Der Vordermast und das Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast war ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besaumast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus iu die aufgeregte Sturmesnacht. Schon waren die Boote in weiter Entfernung; da drang das Feuer bis iu die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamme, die in die Wolken hineinstrahlte; dann ein glühender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinaufgeschleudert wurden und knitternd und knatternd herabfielen; endlich tiefe, schweigende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Boote die Küste von Biscaya. H- Smidt.

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 164

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
164 221. Der Lchiffsbrand. Zwei unerschrockene Kadetten wurden zur Pulverkammer beordert, um genau nachzusehen, ob jede Vorsichtsmaßregel getroffen sei, diese zu schützen. Zwei andere begleiteten den Proviantmeister hinab gu den Vorräten, mit dein Austrage, sobald es nötig sei, alle feuerfangendcn Gegenstände zu entfernen und, wenn es sein müsse, sie über Bord zu werfen. Sie drangen in die finstern Räume ein; um sehen zu können, mußten sie die Thür auflassen, und nun gewährte ihnen der Feuerschein hinlängliches Licht. Aber an dem entgegengesetzten Ende der Kammer waren die Lustklappen geöffnet; der Wind gewann einen freien Durchzug und flog zu dein Feuer herüber; wild prasselte die Flamme auf und leckte die Balken des Verdecks. „Über Bord mit dem Rum und Branntwein!" schrie der Proviantmeister außer sich und rollte ein Faß vor sich her, um es vom Verdeck aus über Bord zu rollen. Kräftige Hilfe war zur Hand, es wurde ein Tau herabgelassen und das Faß gehißt; das Tau war aber zu schwach, konnte die angehängte Last nicht tragen und riß. Das Faß stürzte hinab und platzte aus einander; glühende Brände fielen in das nach allen Seiten hinströmende Feuerwasser, und brennende Wellen brachen sich an den Seitenborden des Zwischendecks. Die Kunde des neuen Unglücks gelangte aus das Verdeck. Die Offiziere wandten die erbleichenden Gesichter ab, der Kapitän aber schien allgegenwärtig zu sein und munterte mit kräftigen, entschlossenen Worten die Leute zu neuen Anstrengungen auf. Längst waren die Segel festgemacht und das Schiff den Wellen überlassen; überdies hatte auch der schwächste Windhauch aufgehört, und die Atmosphäre war unbeweglich. Der Mond schien klar und hell, und einzelne Sterne blitzten freundlich auf die Unglücksstelle herab. Aber fern im Westen änderte sich die Scene, und eine Wolkenmasse stieg aus der Tiefe des Meeres herauf. Hätten die Leute noch auf irgend etwas anderes achten können, als auf die Flammen, die in dem Innern des Schiffes wüteten, so würden sie gesehen haben, daß sich ein zweites Element zu ihrem Untergange rüstete. Zum Tode erschöpft, ließen die Matrosen die Arme hängen; die Offiziere gingen von einem zum andern, feuerten sie durch erniutigende Worte an und erquickten sie mit stärkendem Wein. Aufs neue begann die Arbeit, die Ver- zweiflung verlieh ihnen übermenschliche Kräfte, und jeden Augenblick dämmerte ihnen eine trügerische Hoffnung auf. Plötzlich aber sprangen mit lautem Ge- prassel die Luken aus einander, die Flamme stieg riesengroß empor, umarmte den Fockmast und ergriff die Takelage desselben, von der untersten Webeleine bis zum Wimpel mit rasender Schnelle emporsteigend. „Die Boote! Die Boote! Rettet die Boote!" lautete der allgemeine Ruf, und alle ließen ab von den unnützen Löscharbeiten. Kaum berührte das erste Boot den Wasserspiegel, und das zweite sollte folgen, als die finsteren Wolken, die aus dem Abgrunde aufstiegen, den höchsten Gipfel erreicht hatten. Ein lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk aus einander, und der Sturm stürzte sich heulend auf das unglückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Focknmst zum großen Mast führen, züngelte das Feuer wie eine Schlange hinauf, und in einem Ru stand auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen siel auf die Rahen und Stengen des Besanmastes nieder. Im Innern wütete die Glut fort,

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 170

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
170 221. Der Scfyiffsbranb. geworden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht auf die Meerflut werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöffneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasser- strahlen gegen den Nachthimmel aufspritzend, während die Kanonen des Back- bords sich lösten und wie ferner Donner verhallten. Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Mög- lichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Ofsiziere wieder gedul- dig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennenden Schiffe zu entfernen und aus dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam an die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß aus die schwankende Leiter; doch plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulver- kammer beordert wurden?" Keine Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mah- nung, daß der Kapitän nicht länger säumen möge. „Nicht von der Stelle", rief er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits auf das bedrohlichste näherte. Dort fand er sie. Erschöpft von der anstrengenden ver- geblichen Arbeit, war der jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere bemühte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapi- tän ergriff den Ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter end- losem Feuerregen, auf das Verdeck, während der andere ihm folgte. Mit lautem Freudengeschrei wurden sie von den Offizieren empfangen und in die Schaluppe gebracht, die von einer Welle erfaßt und weit von dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übrigen Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haien, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur bemüht, so schnell als möglich aus dem Bereiche des Schiffes zu kommen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalante" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischen An- blick. Der Vordermast und der Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast war ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besanmast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus in die aufgeregte Sturmesnacht. Schon waren die Boote in weiter Entfernung; da drang das Feuer bis in die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamme, die in die Wolken hineinstrahlte; dann ein glühender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinaufgeschleudert wurden und knitternd und knatternd herabfielen; endlich tiefe, schweigende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Boote die Küste von Biscaya. ©Ottbt-

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 158

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
158 Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Möglichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere wieder geduldig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennenden Schiffe zu entfernen und aus dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam an die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter; doch plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulverkammer beordert wurden?" Keine Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mahnung, daß der Kapitän nicht länger säumen möge. „Nicht von der Stelle", rief er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im Klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits auf das bedrohlichste näherte. Dort fand er sie. Erschöpft von der anstrengenden vergeblichen Arbeit war der jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere bemühte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapitän ergriff den Ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter endlosem Feuerregen, auf das Verdeck, während der andere ibm folgte. Mit lautem Freudengeschrei wurden sie von den Offizieren empfangen und in die Schaluppe gebracht, die von einer Welle erfaßt und weit von dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übrigen Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haien, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur be- müht, so schnell als möglich aus dem Bereiche des Schiffes zu kommen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalante" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischen Anblick. Der Vordermast und das Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast war ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besanmast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus in die aufgeregte Sturmesnacht. Schon waren die Böte in weiter Entfernung; da drang das Feuer bis in die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamme, die in die Wolken hineinstrahlte; dann ein glühender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinaufgeschleudert wurden und knitternd und knatternd herab- fielen ; endlich tiefe, schweigende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Böte die Küste von Biscaya.

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 158

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
158 Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Möglichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere wieder geduldig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennenden Schiffe zu entfernen und aus dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam an die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter; doch Plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulverkammer beordert wurden?" Keine Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mahnung, daß der Kapitän nicht länger säumen möge. „Nicht von der Stelle", rief er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im Klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits auf das bedrohlichste näherte. Dort fand erste. Erschöpft von der anstrengenden vergeblichen Arbeit war der jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere bemühte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapitän ergriff den Ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter endlosem Fcuerregen, auf das Verdeck, während der andere ihm folgte. Mit lautem Freudengeschrei wurden sie von den Offizieren empfangen und in die Schaluppe gebracht, die von einer Welle erfaßt und weit von dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übrigen Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haien, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur be- müht, so schnell als möglich aus dem Bereiche des Schiffes zu kommen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalante" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischen Anblick. Der Vordermast und das Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast war ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besanmast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus in die aufgeregte Sturmesnacht. Schon waren die Böte in weiter Entfernung; da drang das Feuer bis in die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamme, die in die Wolken hineinstrahlte; dann ein glühender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinaufgeschleudert wurden und knitternd und knatternd herab- fielen ; endlich tiefe, schweigende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Böte die Küste von Biscaya.

11. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 153

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
153 Zwei unerschrockene Kadetten wurden zur Pulverkammer beordert, um genau nachzusehen, ob jede Vorsichtsmaßregel getroffen sei, diese zu schützen. Zwei andere begleiteten den Proviantmeister hinab zu den Vorräthen, mit dem Auf- träge, sobald es nöthig sei, alle feuerfangenden Gegenstände zu entfernen und, wenn es sein müsse, sie über Bord zu werfen. Sie drangen in die finsteren Räume ein; um sehen zu können, mußten sie die Thür auflassen, und nun gewährte ihnen der Feuerschein hinlängliches Licht. Aber an dem entgegenge- setzten Ende der Kammer waren die Luftklappen geöffnet; der Wind gewann einen freien Durchzug und flog zu dem Feuer herüber; wild prasselte die Flamme auf und leckte die Balken des Verdecks. „lieber Bord mit dem Rum und Branntwein!" schrie der Proviant- meister außer sich und rollte ein Faß vor sich her, um es vom Verdeck aus über Bord zu rollen. Kräftige Hiilfe war zur Hand; cs wurde ein Tau her- abgelassen und das Faß gehißt; das Tau war aber zu schwach, konnte die an- gehängte Last nicht tragen und riß. Das Faß stürzte hinab und platzte aus ein- ander ; glühende Brände fielen in das nach allen Seiten hinströmende Feuerwasser, und brennende Welleil brachen sich an den Seitenborden des Zwischendecks. Die Kunde des neuen Unglücks gelangte auf das Verdeck. Die Offiziere wandten die erbleichenden Gesichter ab, der Kapitär: aber schien allgegenwärtig zu sein und munterte mit kräftigen, entschlossenen Worten die Leute zu neuen Anstrengungen auf. , Längst waren die Segel festgemacht und das Schiff den Wellen über- lassen; überdies hatte auch der schwächste Windhauch aufgehört, und die Atmo- sphäre war unbeweglich. Der Mond schien klar und hell, und einzelne Sterne blitzten freundlich auf die Unglücksstelle herab. Aber fern im Westen änderte sich die Scene, und eine Wolkenmasse stieg aus der Tiefe des Meeres herauf. Hätten die Leute noch auf irgend etwas anderes achten können, als auf die Flam- men, die in dem Innern des Schiffes wütheten, so würden sie geseheil haben, daß sich ein zweites Element zu ihrem Untergange rüstete. Zum Tode erschöpft, ließen die Matrosen die Arme hängen; die Offiziere gingen von einem zum andern, feuerten sie durch ermuthigende Worte all und erquickten sie mit stärkendem Wein. Aufs Neue begaim die Arbeit, die Ver- zweiflung verlieh ihnen iibermenschliche Kräfte, und jeden Augenblick dämmerte ihnen eine trügerische Hoffnung auf. Plötzlich aber sprangen mit lautem Ge- prassel die Lukeil aus einander, die Flamme stieg riesengroß empor, umarmte dell Focknlast und ergriff die Takelage desselben, von der untersten Webeleine bis zum Winlpel mit rasender Schnelle emporsteigend. „Die Boote! Die Boote! Rettet die Boote!" lautete der allgemeine Ruf, und alle ließen ab voll den unnützen Löscharbeiten. Kaum berührte das erste Boot den Wasserspiegel, nnb das zweite sollte folgen, als die finsteren Wolken, die aus dein Abgrunde aufstiegen, den höchsten Gipfel erreicht hatten. Eiil lauter Donner hallte vorüber, ein zischender Blitz riß das Gewölk aus einander, und der Sturm stürzte sich heulend auf das un- glückliche Schiff. An den Stangen, die von dem Fockmast zum großen A tast führen, ziingelte das Feuer loie eine Schlange hinalif, und in einem Nu staild auch dieser in Flammen; ein dichter Funkenregen fiel auf die Naaen und Sten- gen des Besanmastcs nieder. Im Innern lvüthete die Glut fort, und das

12. Bd. 2 - S. 401

1886 - Langensalza : Greßler
401 besetzt, welche ihre Ferngläser nach der Hafeneinfahrt richten. — Einen besonders schönen Anblick gewährt aber ein Kriegsschiff, wenn es mit günstigem Winde und vollen Segeln die Wellen mit einer Ruhe durchschneidet, als gebiete es dem mächtigen Elemente. Die Kriegsflagge weht stolz auf dem Maste, die Besatzung ist auf ihren Posten verteilt, allenthalben herrscht feierliche Stille. Jetzt folgt ein Zeichen des Befehlshabers; alsbald scheint aus den Flanken des Schiffes Feuer zu strömen; ihm folgt der Donner der Geschütze, die nahen Hafen- forts und brasilianische Flagge begrüßend, und hallt hundertfältig von den Gebirgen wieder. Dampfwolken umhüllen das Schiff; doch bald läßt es diese hinter sich, seinen Weg langsamer fortsetzend. Jetzt naht es der Stelle, die der Kapitän zum Ankern ausersehen hat; die Pfeife des Hochbootsmanns ertönt, hundert Hände setzen sich in Bewegung; ein Augenblick, und alle Segel sind eingezogen; ein Wink des Kapitäns, und der gewaltige Anker senkt sich brausend in die Tiefe; bald daraus hält das Schiff unbeweglich. Zum zweitenmal tönt jetzt die Pfeife; da belebt sich das ganze Schiff: Strickleitern, Masten und Rahen füllen sich mit Matrosen; schweigend, doch mit geschäftiger Eile werden die Segel an die Rahen gebunden, Stricke und Taue eingezogen; dann tritt wieder Stille ein. Ein ganz verändertes Bild gewährt die herrliche Bai von Rio, wenn der Mond bei eintretender Nacht feinen Zauber über die Gegend verbreitet. Die Landhäuser werden allmählich beleuchtet, der Ruder- schlag heimkehrender Fahrzeuge, oder der schwermütige Gesang der arbeitenden Neger, und die wellschallenden Töne der Cikaden unter- brechen allein die feierliche Stille des Abends. Die Abendlust trägt Balsamdüfte von den Gärten herüber, und das nahe Waldgebirge haucht den Wohlgeruch der ihm eigentümlichen Blüten über die Gegend. Die sanftbewegten Wellen des Meeres nehmen das Bild der strahlenden Sterne auf; die Schiffe so vieler und well entfernter Nationen schaukeln sich hier friedlich nebeneinander, und selbst die gewaltigen Massen der Kriegsschiffe scheinen, von dem freundlichen Schimmer des Mondes beleuchtet, weniger schreckhaft. Rio ist eine große Stadt, und von Jahr zu Jahr wird sie größer und volkreicher. Jetzt hat sie 400 000 Einwohner. Auffallend ist für den Europäer der Anblick der verschieden gefärbten Menschen, die sich durch die Straßen drängen; denn es giebt hier viel mehr schwarze und gelbbraune als weiße Menschen. Die singenden und Lasten tragenden Neger, die sonderbar gebauten Sänften, die von Maultieren gezogenen, schwerfälligen Kutschen — alles ist dem Fremden ein über- raschender Anblick. Von zwei Seiten wird die Stadt vom Meere bespült, und von der Landseite von Bergen und Felsen umschlossen, in deren Thäler sich lange Straßen wie Riesenarme hinziehen. Auf den Felsenspitzen stehen Kirchen und Klöster, und an den Abhängen sind reizende Gärten und Orangenwälder. Eine prächtige Stadt kann Geogr. Bilder. Lr Band. 26 [

13. Bd. 2 - S. 482

1903 - Langensalza : Greßler
482 Bananenbäume in dichten Gruppen, dunkelgrüne Orangenwäldchen, mit goldenen Früchten beladen, Melonenbäume u. a. m. Herrlich sind die Spaziergänge, besonders am Strande des Meeres, und der Änblick der aus fernen Weltgegenden im Hafen glücklich anlangenden Schiffe. In der Bai selbst ragen hier und da kleinere und größere Inseln und sonderbar gestaltete Felsen hervor. Die täglich hier ankommenden Schiffe erregen die allgemeine Neugierde. Alle Fenster und Balkone der Häuser, welche die Aussicht auf die Bai haben, sind mit Menschen besetzt, welche ihre Ferngläser nach der Hafeneinfahrt richten. — Einen besonders schönen Anblick gewährt aber ein Kriegsschiff, wenn es mit günstigem Winde und vollen Segeln die Wellen mit einer Ruhe durchschneidet, als gebiete es dem mächtigen Elemente. Die Kriegs- flagge weht stolz auf dem Mäste, die Besatzung ist auf ihren Posten verteilt, allenthalben herrscht feierliche Stille. Jetzt folgt em Zeichen des Befehlshabers; alsbald scheint aus den Flanken des Schiffes Feuer zu strömen; ihm folgt der Donner der Geschütze, die nahen Hafenforts und brasilianische Flagge begrüßend, und hallt hundertfältig von den Gebirgen wider. Dampfwolken umhüllen das Schiff; doch bald läßt es diese hinter sich, seinen Weg langsamer fortsetzend. Jetzt naht es der Stelle, die der Kapitän zum Ankern ausersehen hat; die Pfeife des Hochbootsmanns ertönt, hundert Hände setzen sich in Bewegung; ein Augenblick, und alle Segel sind gezogen; ein Wink des Kapitäns, und der gewaltige Anker senkt sich brausend in die Tiefe; bald darauf hält das Schiff unbeweglich. Zum zweitenmal tönt jetzt die Pfeife; da belebt sich das ganze Schiff: Strickleitern, Masten und Rahen füllen sich mit Matrosen; schweigend, doch mit geschäftiger Eile werden die Segel an die Rahen gebunden, Stricke und Taue eingezogen; dann tritt wieder Stille ein. Ein ganz verändertes Bild gewährt die herrliche Bai von Rio. wenn der Mond bei eintretender Nacht seinen Zauber über die Gegend verbreitet. Die Landhäuser werden allmählich beleuchtet, der Ruder schlag heimkehrender Fahrzeuge, oder der schwermütige Gesang der arbeitenden Neger, und die weitschallenden Töne der Zikaden unter- brechen allein die feierliche Stille des Abends. Die Abendluft trägt Balsamdüfte von den Gärten herüber, und das nahe Waldgebirge haucht den Wohlgeruch der ihm eigentümlichen Blüten über die Gegend. Die sanftbewegten Wellen des Meeres nehmen das Bild der strahlenden Sterne auf; die Schiffe so vieler und weit entfernter Nationen schaukeln sich hier friedlich nebeneinander, und selbst die gewaltigen Massen der Kriegsschiffe scheinen, von dem freundlichen Schimmer des Mondes beleuchtet, weniger schreckhaft. Rio ist eine große Stadt, und von Jahr zu Jahr wird sie größer und volkreicher. Jetzt hat sie mit Vororten 820 090 Einwohner. Auf- fallend ist für den Europäer der Anblick der verschieden gefärbten Menschen, die sich durch die Straßen drängen; denn es gibt hier viel mehr schwarze

14. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 166

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
166 222. 2lus Schillers Glocke. plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulverkammer beordert wurden?" Keine Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mah- nung, daß der Kapitän nicht länger säumen möge. „Nicht von der Stelle," rief er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits auf das bedroh- lichste näherte. Dort fand er sie. Erschöpft von der anstrengenden vergeblichen Arbeit, war der jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere bemühte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapitän ergriff den ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter endlosem Feuer- regen, auf das Verdeck, während der andere ihin folgte. Mit lautem Freuden- geschrei wurden sie von den Offizieren empfangen und in die Schaluppe gebracht, die von -einer Welle erfaßt und weit von dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übrigen Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haien, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur bemüht, so schnell als möglich aus dem Bereiche des Schiffes zu kommen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalante" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischen An- blick. Der Vordermast und das Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast war ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besanmast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus in die aufgeregte Sturmesnacht. Schon waren die Boote in weiter Entfernung; da drang das Feuer bis in die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamnie, die in die Wolken hinein- strahlte; dann ein glühender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinaus- geschlcudert wurden und knitternd und knatternd herabfielen; endlich tiefe, schwei- gende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Boote die Küste von Biscaya. H- Smidt. 322. Aus Schillers Glocke i. Heil’ge Ordnung, segensreiche Himmelstochter, die das Gleiche frei und leicht und freudig bindet, die der Städte Bau gegründet, die herein von den Gefilden rief den ungesell’gen Avilden, eintrat in der Menschen Hütten, sie gewöhnt zu sanften Sitten und das teuerste der Bande woh, den Trieb zum Vaterlande! und in feurigem Bewegen werden alle Kräfte kund. Meister rührt sich und Geselle in der Freiheit heü’gein Schutz, jeder freut sich seiner Stelle, bietet dem Verächter Trutz. Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis; ehrt den König seine Avürde: ehret uns der Hände Fleiss. Tausend fleiss’ge Hände regen, helfen sich in munterm Bund, Holder Friede, süsse Eintracht.

15. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 155

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
155 doch plötzlich wich er zurück und rief: „Wo sind die Kadetten, die zur Pulver- kammer beordert wurden?" Keinb Antwort! Aus der Schaluppe aber erfolgte die ungeduldige Mah- nung, daß der Kapitän nicht länger säumen möge. „Nicht von der Stelle," rief er aus, „bis ich über das Schicksal dieser Unglücklichen im Klaren bin!" Und mit diesen Worten stürzte er durch Rauch und Flammen nach der Pulverkammer, der sich die Glut bereits auf das be- drohlichste näherte. Dort fand er sie. Erschöpft von der anstrengenden vergeb- lichen Arbeit, war der'jüngere bereits ohnmächtig niedergesunken; der ältere be- miihte sich umsonst, ihn zu ermuntern und mit sich fortzuziehen. Der Kapitän ergriff den ohnmächtigen, und mit starken Armen trug er ihn, unter endlosem Feuerregen, auf das Verdeck, während der andere ihm folgte. Mit lautem Freudengeschrei wurden sie von den Offizieren empfangen imb in die Schaluppe gebracht, die von einer Welle erfaßt und weit voir dem Schiffe fortgeschleudert wurde. Das Langboot und die übriger: Fahrzeuge, begleitet von gierigen Haier:, steuerten nach der Richtung hin, wo das Land lag, vorerst nur bemüht, so schnell als möglich ans dein Bereiche des Schiffes zu kornrnen. Wenn die Glut heller aufleuchtete, sah man eines oder das andere über die Flut hinstreichen. Die „Atalarrte" gewährte in ihrer letzten Stunde einen majestätischer: Anblick. Der Vordermast uird das Bugspriet waren herabgestürzt, und der große Mast rvar ausgebrannt und bereitete sich schwankend zum Sturze; der Besanmast stand in heller Glut, und als ob es ein Zauber gewesen, der sie schützte, war bis jetzt die von der Gaffel wehende Flagge noch nicht entzündet, sondern ihr weißes Kreuz leuchtete weit hinaus in die aufgeregte Sturmesnacht. Schon rvarer: die Boote in weiter Entfernung; da drar:g das Feuer bis in die Pulverkammer. Ein einziger, furchtbarer Knall, der das Meer bis in seine Tiefe erbeben machte; eine ungeheure Flamme, die in die Wolken hinein- strahlte ; dann ein gliihender Regen von Trümmern aller Art, die hoch hinauf- geschleudert lourde:: und knitternd und knatternd herabfielen; endlich tiefe, schwei- gende Nacht. Gegen Mittag des folgenden Tages erreichten die Boote die Küste von Biscaha. 222. Aus Schillers Glocke, i. Heil’gc Ordnung, segensreiche Himmelstochter, die das Gleiche frei und leicht und freudig bindet, die der Städte Bau gegründet, die herein von den Gefilden rief den ungesell’gen Wilden, eintrat in der Menschen Hütten, sie gewöhnt zu sanften Sitten und das theuerste der Bande wob, den Trieb zum Vaterlande! Tausend fieiß’ge Hände regen, helfen sich in munterm Bund, und in feurigem Bewegen werden alle Kräfte kund. Meister rührt sich und Geselle in der Freiheit heü’gem Schutz, jeder freut sich seiner Stelle, bietet dem Verächter Trutz. Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis;

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 152

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
152 und dann wurde die Abendmahlzeit in aller Ruhe gehalten, kaum daß die Matrosen es wagten, den zunächst stehenden irgend eine Bemerkung oder einen Einfall mitzutheilen. Eine halbe Stunde verging auf diese Weise. Abermals ertönte der Schall der silbernen Pfeife von einem Schiffsende zum andern. Die Eßgeräthschaften wurden schnell entfernt, und langsam und schweigend begaben sich die Matrosen nach dem Mitteldeck. An dem großen Mast hatten sich bereits die Marine- Soldaten aufgestellt; sie schulterten das Gewehr und schauten gleichgültig drein. Der letzte Schimmer des Abendrothes war längst verglommen; der Mond ging auf. Jetzt kamen auch die Offiziere aus dh Kajüte und begaben sich nach dem Backbord des Quarterdecks; der Marine-Offizier trat zu den Soldaten, die Kadetten zu den Matrosen. Endlich betritt der Kapitän das Verdeck. Auf ein Zeichen des Marine- Offiziers wirbeln die Trommeln, und die Soldaten präsentircn das Gewehr. Der Kapitän lüstet den Hut und dankt schweigend. Die Glocke läutet zum Gebet. Feierlich sammelt sich jetzt alles um den Schisfsprediger, der die üblichen Gebete spricht; er befiehlt das Schiff und die Besatzung dem Schutze dessen, der die Winde fesselt und den verschlingender: Wellen zuruft: „Bis hierher und nicht weiter!" Er erhebt die Hände zum Segen, und die wettergebräun- ten Seeleute beugen unwillkürlich das Haupt. Da stürzt athcmlos, bleich, mit gesträubtem Haar, ein Matrose von dem Lazaret herauf, durchdringt den Kreis der Beter, schreit mit herzzerschneiden- dem Tone „Feuer!" und stürzt ohnmächtig zusammen. Feuer! — Ein Schrei des Entsetzens ertönt; der Prediger verstumnlt, und die Matrosen stürzen nach allen Richtungen hin aus einander. Auch die Soldaten schwanken, ihre Kniee schlottern, die Gewehre senken sich; aber das eiserne Kommandowort fesselt sie, und hochaufgerichtet stehen sie in geschlossener Reihe. Die Offiziere umringen ihren Kapitän, während die Kadetten den ohn- mächtigen Matrosen aufrichten und ihn zu ermuntern suchen. „Geschwind, meine Herren, gehe einer von Ihnen und sehe, was Wahres an der Sache ist, und die übrigen halten sich bereit, sogleich- die wirksamsten Vorkehrungen zu treffen." Der Kapitain sprach's, und die Mannschaft machte den Offizieren Platz. Man brauchte keine weiteren Erkundigungen einzuziehen, denn als der dienst- thuende Offizier an den Eingang des Lazarets kam, drang ihm ein erstickender Rauch entgegen. Das Gestöhn der Kranken war herzzerschneidend. „Mir nach, mir nach!" rief der muthvolle Offizier und drang in die Räunie des Unglücks ein. Einzelne beherzte Matrosen folgten ihm und entrissen ihre un- glücklichen Kameraden dem entsetzlichen Feuertode. Die Kranken ans dem Rücken, erschienen sie oberhalb der Luken und legten ihre Last schweigend auf dem Ver- deck nieder. Unterdessen hatten die Offiziere mit großer Umsicht Anstalten. zum Löschen getroffen. Die Schiffspumpen waren im vollen Gange, und ein dichter Wasserstrahl schoß in die Räume des Lazarets hinab. Andere zogen in Eimern und anderen Behältern Wasser herauf und benetzten unaufhörlich das Verdeck von einem Ende bis zum anderen.

17. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 155

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
155 wiesenen Plätzen, und dann wurde die Abendmahlzeit in aller Ruhe ge- halten, kaum daß die Matrosen es wagten, den zunächst stehenden irgend eine Bemerkung oder einen Einfall mitzutheilen. Eine halbe Stunde verging auf diese Weise. Abermals ertönte der Schall der silbernen Pfeife von einem Schiffsende zum anderen. Die Eßgeräthschaften wurden schnell entfernt, und langsam und schweigend be- gaben sich die Matrosen nach dem Mitteldeck. An dem großen Mast hatten sich bereits die Marine-Soldaten aufgestellt; sie schulterten das Gewehr und schauten gleichgültig drein. Der letzte Schimmer des Abcndrothes war längst verglommen; der Mond ging auf. Jetzt kamen auch die Offiziere aus der Kajüte und begaben sich nach dem Backbord des Quarterdecks ; der Marine-Offizier trat zu den Soldaten, die Kadetten zu den Matrosen. Endlich betritt der Kapitän das Verdeck. Auf ein Zeichen des Marine- Offiziers wirbeln die Trommeln, und die Soldaten präsentieren das Gewehr. Der Kapitän lüftet den Hut und dankt schweigend. Die Glocke läutet zum Gebet. Feierlich sammelt sich jetzt alles um den Schiffsprediger, der die üb- lichen Gebete spricht; er befiehlt das Schiff und die Besatzung dem Schutze dessen, der die Win'de fesselt und den verschlingenden Wellen zuruft: „Bis hierher und nicht weiter!" Er erhebt die Hände zum Segen, und die wettergebräunten Seeleute beugen unwillkürlich das Haupt. Da stürzt athemlos, bleich, mit gesträubtem Haar ein Matrose von dem Lazaret herauf, durchdringt den Kreis der Beter, schreit mit herzzer- schneidendem Tone: „Feuer!" und stürzt ohnmächtig zusammen. Feuer! — Ein Schrei des Entsetzens ertönt; der Prediger verstummt, und die Matrosen stürzen nach allen Richtungen hin auseinander. Auch die Soldaten schwanken, ihre Kniee schlottern, die Gewehre senken sich; aber das eiserne Kommandowort fesselt sie, und hochaufgerichtet stehen sie in geschloffener Reihe. Die Offiziere umringen ihren Chef, während die Kadetten den ohnmächtigen Matrosen aufrichten und ihn zu ermuntern suchen. „Geschwind, meine Herren, gehe einer von Ihnen und sehe, was Wahres an der Sache ist, und die übrigen halten sich bereit, sogleich die wirksamsten Vorkehrungen zu treffen." Der Kapitän sprach's, und die Mannschaft machte den Offizieren Platz. Man brauchte keine weiteren Erkundigungen einzuziehen, denn als der dienstthuende Offizier an den Eingang des Lazarets kam, drang ihm ein erstickender Rauch entgegen. Das Gestöhn der Kranken war herzzerschnei- dend. „Mir nach, mir nach!" rief der muthvolle Offizier und drang in die Räume des Unglückes ein. Einzelne beherzte Matrosen folgten ihm und entrissen ihre unglücklichen Kameraden dem entsetzlichen Fcuertode. Die Kranken auf dem Rücken, erschienen sie oberhalb der Luken und legten ihre Last schweigend aus dem Verdeck nieder. Unterdessen hatten die Offiziere mit großer Umsicht Anstalten zum Löschen getroffen. Die Schiffspumpen waren im vollen Gange, und ein dichter Wasserstrahl schoß in die Räume des Lazarets hinab. Andere zogen

18. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 155

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
155 wiesencn Plätzen, und dann wurde die Abendmahlzeit in aller Ruhe ge- halten, kaum daß die Matrosen cs wagten, den zunächst stehenden irgend eine Bemerkung oder einen Einfall mitzutheilen. Eine halbe Stunde verging auf diese Weise. Abermals ertönte der Schall der silbernen Pfeife von einem Schiffsende zum anderen. Die Eßgeräthschaften wurden schnell entfernt, und langsam und schweigend be- gaben sich die Matrosen nach dem Mitteldeck. An dem großen Mast hatten sich bereits die Marine-Soldaten aufgestellt; sie schulterten das Gewehr und schauten gleichgültig drein. Der letzte Schimmer des Abendrothes war langst verglommen; der Mond ging auf. Jetzt kamen auch die Offiziere aus der Kajüte und begaben sich nach dem Backbord des Quarterdecks ; der Marine-Offizier trat zu den Soldaten, die Kadetten zu den Matrosen. Endlich betritt der Kapitän das Verdeck. Auf ein Zeichen des Marine- Offiziers wirbeln die Trommeln, und die Soldaten präsentieren das Gewehr. Der Kapitän lüftet den Hut und dankt schweigend. Die Glocke läutet zum Gebet. Feierlich sammelt sich jetzt alles um den Schiffsprediger, der die üb- lichen Gebete spricht; er befiehlt das Schiff und die Besatzung dem Schutze dessen, der die Winde fesselt und den verschlingenden Wellen zuruft: „Bis hierher und nicht weiter!" Er erhebt die Hände zum Segen, und die wettergebräunten Seeleute beugen unwillkürlich das Haupt. Da stürzt athcmlos, bleich, mit gesträubtem Haar ein Matrose von dem Lazaret herauf, durchdringt den Kreis der Beter, schreit mit herzzer- schneidendem Tone: „Feuer!" und stürzt ohnmächtig zusammen. Feuer! — Ein Schrei des Entsetzens ertönt; der Prediger verstummt, und die Matrosen stürzen nach allen Richtungen hin auseinander. Auch die Soldaten schwanken, ihre Kniee schlottern, die Gewehre senken sich; aber das eiserne Kommandowort fesselt sie, und hochaufgerichtet stehen sic in geschlossener Reihe. Die Offiziere umringen ihren Chef, während die Kadetten den ohnmächtigen Matrosen aufrichten und ihn zu ermuntern suchen. „Geschwind, meine Herren, gehe einer von Ihnen und sehe, was Wahres an der Sache ist, und die übrigen halten sich bereit, sogleich die wirksamsten Vorkehrungen zu treffen." Der Kapitän sprach's, und die Mannschaft machte den Offizieren Platz. Man brauchte keine weiteren Erkundigungen einzuziehen, denn als der dienstthuende Offizier an den Eingang des Lazarets kam, drang ihm ein erstickender Rauch entgegen. Das Gestöhn der Kranken war herzzerschnci- dend. „Mir nach, mir nach!" rief der muthvolle Offizier und drang in die Räume des Unglückes ein. Einzelne beherzte Matrosen folgten ihm und entrissen ihre unglücklichen Kameraden dem entsetzlichen Feuertode. Die Kranken aus dem Rücken, erschienen sie oberhalb der Luken und legten ihre Last schweigend auf dem Verdeck nieder. Unterdessen hatten die Offiziere mit großer Umsicht Anstalten zum Löschen getroffen. Die Schiffspumpen waren im vollen Gange, und ein dichter Wasserstrahl schoß in die Räume des Lazarets hinab. Andere zogen

19. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 162

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
162 221. Der Schiffsbrand. Es dröhnt mit dumpfem Schlage die Brandung in mein Wort; der Sturm zerreißt die Klage und trägt beschwingt sie fort. O möcht' er brausend schweben und geben euch Bericht: „Wohl lass' ich hier das Leben, die Treue lass' ich nicht!" Geibel. 221. Der Schiffsbrand. 'Yvyitijüt wogte das prächtige, majestätische Meer. Der Rand desselben mar mit einem langen, dunklen Streifen eingefaßt, dessen Oberfläche rosen- farben erglänzte; das war die im letzten Schimmer der Abendröte erglühende Küste von Biscaya. Aus den Wellen schaukelte sich der stolze Rumpf einer Fregatte; von ihrem großen Mast wehte der königliche Wimpel, von ihrer Gaffel die blutrote Danebrogsflagge mit dem weißen Kreuz. Von dem Verdeck bis zu den Oberbramstengcn war das Schiff mit seinen Segeln bedeckt; aber der schwache Hauch des Windes hielt sie kaum gefüllt, und nur langsam bewegte sich das Schiff der fernhin winkenden Küste entgegen. Die Seitenborde waren mit einem glänzenden schwarzen Lack überzogen, dazwischen liefen zwei weiße Linien in zierlicher Wölbung zur Schanze; es waren die Ein- fassungen der Kanonenpsorten, die geöffnet waren und fünfzig Feuerschlünde zeigten, welche hell erglänzten im scheidenden Abendlicht. „Atalante" hieß die Fregatte. Aus den erleuchteten Fenstern tönte fröhliches Geschwätz; es schallte von der Tafel des Kapitäns her, der seine Offiziere zu einem fröhlichen Bankett um sich versammelt hatte. Jetzt ertönte die silberne Pfeife des Hochbootsmanns, und gleich daraus wurde es lebendig auf dem Verdeck. Aus den Masten und aus den Schanzen kamen sie herbei und sammelten sich am Backbord des Mitteldecks. Hier stellten sie sich nach der bestimmten Ordnung auf, je acht Mann um eine Schüssel; nachdem diese gefüllt war, begaben sie sich nach den ihnen angewiesenen Plätzen, und dann wurde die Abendmahlzeit in aller Ruhe gehalten, kauin daß die Matrosen es wagten, den zunächst stehenden irgend eine Bemerkung oder einen Einsall mitzuteilen. Eine halbe Stunde verging auf diese Weise. Abermals ertönte der Schall der silbernen Pfeife von einem Schiffsende zum andern. Die Eßgerütschaften wurden schnell entfernt, und langsam und schweigend begaben sich die Matrosen nach den: Mitteldeck. An dem großen Mast hatten sich bereits die Marine- Soldaten ausgestellt; sie schulterten das Gewehr und schauten gleichgültig drein. Der letzte Schimmer des Abendrotes war längst verglommen; der Mond ging aus. Jetzt kamen auch die Offiziere aus der Kajüte und begaben sich nach dem Backbord des Quarterdecks; der Marine-Offizier trat zu den Soldaten, die Kadetten zu den Matrosen. Endlich betritt der Kapitän das Verdeck. Aus ein Zeichen des Marine- Offiziers wirbeln die Trommeln, und die Soldaten präsentieren das Gewehr. Der Kapitän lüftet den Hut und dankt schweigend. Die Glocke läutet zum Gebet. Feierlich sammelt sich alles um den Schiffsprediger, der die üblichen Gebete spricht; er befiehlt das Schiff und die Besatzung dem Schutze dessen, der die Winde fesselt und den verschlingenden Wellen zuruft: „Bis hierher und

20. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 156

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
156 in Eimern und anderen Behältern Wasser herauf und benetzten unaufhörlich das Verdeck von einem Ende bis zum anderen. Zwei unerschrockene Kadetten wurden zur Pulverkammer beordert, um genau nachzusehen, ob jede Vorsichtsmaßregel getroffen sei, diese zu schützen. Zwei andere begleiteten den Proviantmeister hinab zu den Vorräthcn, mit dem Aufträge, sobald cs nöthig sei, alle feuerfangende Gegenstände zu entfernen und, wenn es sein müsse, sie über Bord zu werfen. Sie drangen in die finsteren Räume ein; um sehen zu können, mußten sie die Thür auf- lassen, und nun gewährte ihnen der Feuerschein hinlängliches Licht. Aber an dem entgegengesetzten Ende der Kammer waren die Luftklappen geöffnet; der Wind gewann einen freien Durchzug und flog zu dem Feuer herüber; wild prasselte die Flamme auf und leckte die Balken des Verdecks. „Ueber Bord mit dem Rum und Branntwein!" schrie der Proviant- meister außer sich und rollte ein Faß vor sich her, um es vom Verdeck aus über Bord zu rollen. Kräftige Hülfe war zur Hand; es wurde ein Tan herabgelassen und das Faß gehißt; das Tau war aber zu schwach, konnte die angehängte Last nicht tragen und riß. Das Faß stürzte herab und platzte auseinander; glühende Brände fielen in das nach allen Seiten hin- strömende Feuerwasser, und brennende Wellen brachen sich an den Seiteu- borden des Zwischendecks. Die Kunde des neuen Unglücks gelangte auf das Verdeck. Die Offiziere wandten die erbleichenden Gesichter ab, der Kapitän aber schien allgegenwärtig zu sein und munterte mit kräftigen, entschlossenen Worten die Leute zu neuen Anstrengungen auf. Längst waren die Segel festgemacht und das Schiff den Wellen über- lassen; überdies hatte auch der schwächste Windhauch aufgehört, und die Atmosphäre war unbeweglich. Der Mond schien klar und hell, und einzelne Sterne blitzten freundlich auf die Unglücksstelle herab. Aber fern im Westen änderte sich die Scene, und eine Wolkenmasse stieg aus der Tiefe des Meeres heraus. Hätten die Leute noch auf irgend etwas Anderes achten können, als auf die Flammen, die in dem Innern des Schiffes wütheten, so würden sie gesehen haben, daß sich ein zweites Element zu ihrem Untergänge rüstete. Zum Tode erschöpft, ließen die Matrosen die Arme hängen; die Offiziere gingen von einem zum anderen, feuerten sie durch ermuthigende Worte an und erquickten sie mit stärkendem Wein. Auf's neue begann die Arbeit, die Verzweiflung verlieh ihnen übermenschliche Kräfte, und 'jeden Augenblick dämmerte ihnen eine trügerische Hoffnung auf. Plötzlich aber sprangen mit lautem Geprassel die Luken auseinander, die Flamme stieg riesengroß empor, umarmte den Fockmast und ergriff die Takelage desselben, von der untersten Webeleine bis zum Wimpel mit rasender Schnelle em- porsteigend. „Die Böte! Die Böte! Rettet die Böte!" lautete der allgemeine Ruf, und alle ließen ab von den unnützen Löscharbeiten. Kaum berührte das erste Boot den Wasserspiegel, und das zweite sollte folgen, als die finsteren Wolken, die aus dem Abgrunde aufstiegen, den