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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 207

1859 - Essen : Bädeker
207 für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- burg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch' den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jeüe, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind uich legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl ukid die Wellen schlugen schäumend über, daß allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den See. Nun kletterte der Erlös'te den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand.

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1. Geschichts-Bilder - S. 180

1865 - Langensalza : Greßler
gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun; des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königs- Vögte Uebles zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben.« Und die dreißig Anderen streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott und allen Heiligen, »die Frei- heit mannhaft zu behaupten.« Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werke. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk muthiger umherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: »Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oesterreich sei.« Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgeln, ging vorüber, einer von den Männern auf Rütli; aber er beugte sich nicht. Als- bald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach er- grimmt: »Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht.« — Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schnurrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: »Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei birv« Es antwortete Tell: »Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!« Darüber erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach K ü ß n a ch t, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Ufer- berge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Teil die Fesseln ab- nehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: »Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich

2. Deutscher Schul-, Haus- und Kinderfreund - S. 554

1848 - Grimma : Verlags-Comptoir
554 von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Kö- nigsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu verderben. Und die dreißig Andern ftrekkten die Hände au* und thaten den Eid wie jene zu Gott und'allen Heiligen, die Frei- heit mannhaftig zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, Jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Gessler ward nicht wohl, denn er hatte böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger ein- herginge und trotziger aussähe. Darum ließ ec den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange im Uri und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, ging vorüber, einer von den Männern aus dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt und dieser sprach er- grimmt: Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht! Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Gessler aber fragte den Schützen: Wozu trägst du noch den andern Psiil bei dir? Es antwortete Tell: Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiss der andere dein Herz! Dess erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern schien wegen des Volkes nicht rathfam, ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen war wider des Landes Rechrsame. Darum fürchtete der Vogt Zu- sammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Fönwind blies. Die See ging hohl und die Wellen schlugen schau- mend über, dass Allen bange ward und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer die Todesnoth; denn da steigen Ufer- berge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Him- mel. In schwerer Angst ließ Gessler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe als guter Schiffer das Fahrzeug lenkte. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nakkte Felsplatte wenig Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung; der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus in den See.

3. Für die dritte Bildungsstufe - S. 450

1855 - Hamburg : Kittler
450 nacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, Jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange im Uri und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Oesterreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, ging vorüber, einer von den Mannen aus dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt des- selben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der an- dere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff füh- ren nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Fönwind blies. Die See ging hohl, und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer die Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln ab- thun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Arenberges, wo eine nackte Felsplatte wenig Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus in den See. Run kletterte der Erlösete den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen ver- hängen, wenn Landenberg schon um zwei gebrochener Finger seines Knechts willen dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte. Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr an- hört? Ist aber kein Gesetz gültig, und Keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll Eins von Beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige nieder! So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne, da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. (1307) Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unterdrückers ver- nahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth; allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. Zschokke. 27. Schlacht bei Morgarten. Von dem rothen Thurm auf dem Weg in die Einstedlen ging bis an den Thurm Schoren die Verschanzung der Eingänge des Landes; die Eidgenossen erwarteten

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 211

1864 - Essen : Bädeker
211 zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- Lurg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände aus und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge, und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer- von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch dm andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, damr gewiß.der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer'in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewäffers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Feffeln abnehmm, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wmige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- 14*

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 219

1872 - Essen : Bädeker
219 zum gestirnten Himmel und schwuren.zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kern Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- Lurg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte ,Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände aus und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Denr Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk wüthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigens Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch dm andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herzt" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützm greisen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warm?Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Feffeln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos-

6. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 204

1863 - Essen : Bädeker
204 Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern Schweizer streckten auch die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu be- haupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen aus einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgten, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie Landen das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Teil: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Men bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Üferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vierwaldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und stoh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entstiehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 215

1873 - Essen : Bädeker
215 „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins Walther, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne; und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volt jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusam- menlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl und die Wellen schlugen schäumend über, daß Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit der- selbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den Vier- waldstädter-See. Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bos- heit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richter- stuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und floh mit Pfeil und Bogen gen Küß- nacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre

8. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 501

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
501 Wie sie aber in der Nacht am 17. November 1307 zusammen kamen und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für Nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände gen Himmel und schwuren zu Gott dem Herren, vor welchem Könige und Bauern gleich sind, „in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben; Alles gemeinschaftlich, Nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch keiu Uurecht zu thun; des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Könkgsvögte Uebels zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben." Und die dreißig Andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, „die Freiheit mannhaft zu behaupten." Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie ausein- ander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Ii. Wilhelm T e l l. Dem Vogt Hermann Geßler war nicht wohl zu Muthe, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk wüthi- ger umherginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut vou Oestreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oestreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz von Bürgten, ging vorüber, einer von den Männern auf dem Rütli, aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigne Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Hanvt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Darüber erschrack der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Der See ging aber hoch, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Uferberge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in die See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte, — noch jetzt Tellsplatte genannt — das Schiff hinaus aus den See.

9. Europa - S. 118

1860 - Hannover : Pockwitz
118 Sollen wir Mütter an unsern Brüsten Bettler säugen und den Ausländern leibeigene Mägde erziehen? Das sei ferne!" Darauf ging schweigend der Werner Stauffacher hinab zum Orte Brunnen am See und fuhr über das Wasser nach Uri zum Walther Fürst in Attinghausen. Bei demselben fand er verborgen den Heinrich von Melchthal, welcher vor dem Grimm deß Landenberg über das Gebirg entwichen war. Und sie redeten von der Noth deß Landes und dem Gräuel der ausländischen Dögte. Auch gedachten sie, wie sie gegen die Bosheit der Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes daß Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, umbüschten Wiese, am Fuße der Felsen desseelis- berges, gegenüber dem D.örflein Brunnen. Man heißt ihn vom ausgerotteten Ge- strüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. ' Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmäh- liche Joch. Wie sie aber im Herbste des Jahres 1307 zusammenkamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehrenmänner geführt hatte, ent- schlossen, die alte Landesfreiheit über alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Uebles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, daß Land zu verderben. Und die dreißig andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus einander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger einherginge und trotziger aussehe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er erkennen, wer wider Oesterreich sei. Und Wilhelm Teil, der Schütz aus Bürgten, einer von den Männern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Sohnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schutzen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Ge- fangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl, und die Wellen schlugen schäumend über, daß allen bange ward und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todes- noth; denn da steigen Uferberge jäh aus dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, daß Schiff hinaus auf den See. Run kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen.

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 213

1853 - Essen : Bädeker
213 Vögte vergebens geklagt hätten vor dem Könige. Sie meinten, der Tod sei viel leichter, als so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern spre- chen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zu- sammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag fast mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, auf einer schmalen, um- büschten Wiese, am Fuße der Felsen des Seelisberges, gegenüber dem Dörflein Brunnen. Man heißt ihn vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Bald brachte jeglicher frohe Botschaft mit: allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch. Wie sie aber im Herbste des Jahres 1307 zusammenkamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehren- männer geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über alles, das Leben für nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände zum gestirnten Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn: in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben, alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen, kein Un- recht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun, des Grafen von Habs- burg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Übles zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu ver- derben. Und die dreißig andern streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott, die Freiheit mannhaft zu behaupten. Und sie wählten die Neujahrsnacht zum Werk. Dann gingen sie aus ein- ander, jeder in sein Thal zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewisses. Es dünkte ihn, als wenn das Volk muthiger ein- herginge und trotziger aussähe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Österreich erhöhen auf einer Stange in Uri, und befahl, wer vor- übergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wollte er er- kennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Teil, der Schütz aus Bürglen, einer von den Män- nern auf dem Rütli, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotzi- ger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne. Da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Deß erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küß nacht, wohin er selbst zu fahren gedachte.

11. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 220

1871 - Braunschweig : Wreden
— 220 — Kind und legten aus das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrte die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Darüber erschrak der Vogt und ließ deu Schützen greifen und auf ein Schiff führen nachküßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffslente verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Uferberge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Laud Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimat mein Weib und Kind zum Pfande. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte? Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz giltig, und ist Keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von uns beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler du: so falle du, und Freiheit steige nieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Orte. Da kam der Vogt, da schwirrte die Bogensehne; da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unterdrückers vernahm. Die That des Tell verlieh hohem Muth, allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. Es kam die Nacht. Da ging einer der Jünglinge, die auf dem Rütli geschworen hatten, zur Burg Roßbach in Oberwälden; drinnen kannte er eine Magd. Diese zog ihn an einem Seile hinauf aus dem Burggraben. Drunten aber warteten noch zwanzig andere, die zog der erste auch hinauf. Wie alle oben waren, Gemeisterten sie sich des Amtmanns und seiner Knechte und der ganzen Burg. Als es Tag war, ging Landenberg aus der königlichen Burg bei Sarnen hervor zur Messe. Da kamen ihm aus Unterwalden zwanzig Männer entgegen, brachten Hühner, Ziegen, Lämmer und andere Gaben zum Neujahrsgeschenk. Der Vogt hieß sie freundlich in die Burg hineingehen. Da stieß unterm Thor einer von ihnen ins Horn. Schnell zogen Alle

12. Geschichts-Bilder - S. 187

1878 - Langensalza : Greßler
187 Tod sei leichter als ein so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, Jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei und was es für Freiheit und Sicherheit einsetzen wolle. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag säst mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, aus einer schmalen, umbuschten Wiese am Fuße von den Bergen des Se elisb erge s, gegenüber dem Dörfchen Brunnen. Man hieß ihn vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Bald brachte Jeglicher frohe Botschaft mit: »Allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch.« Wie sie aber in der Nacht am 17. November 1307 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für Nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände gen Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn, vor welchem Könige und Bauern gleich sind, »in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben; Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun; des Grasen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Uebels zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben.« Und die dreißig Anderen streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott und allen Heiligen, »die Freiheit mannhaft zu behaupten.« Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werke. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk muthiger umherginge und trotziger aussehe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: »Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oesterreich sei.« Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgeln, ging vorüber, einer von den Männern auf Rütli; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt und dieser sprach ergrimmt: »Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht.« — Und sie banden das Kind und legten aus das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrt die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: »Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?« Es antwortete Tell: »Hätte der erste nicht den Apfel getroffen,

13. Theil 2 - S. 75

1839 - Halle : Kümmel
Wilhelm Tel! und Geßler. 75 weisen. Daran wollte er- erkennen, wer wider Oest- reich wäre. Und Wilhelm Tel!, der Schütz aus Bürglen, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führ- ten sie ihn gefangen zum Voigt, und dieser sprach er- grimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eige- ne Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt dei- nes Söhnleins; den schieße herab und fehle nicht!" — Und sie banden das Kind und legten auf das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit da- von. Er zielte; da schwirrte die Bogensehne; da spaltete der Pfeil den Apfel; alles Volk jauchzte freu- dig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Es antwortete Tell: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann ge- wiss der andere dein Herz!" Dess erschrak der Voigt und - ließ den Schützen greifen und auf einem Schiffe führen nach Küß- nacht, wohin er selber zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien, wegen des Volkes, nicht, rathsam; ihn aber in ausländische Ge- fangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum fürchtete der Voigt Zusammen- lauf des Volks und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Fönwind ungestüm blies. Der See ging hoch, und die Wellen schlugen schäumend über, dass Allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. In schwe- rer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber Tell lenkte gegen die kahle Wand des Axen- berges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus in den See. Nun kletterte der Erlösete den Berg hinauf und flog durch das Land Schwyz. Und er dachte in sei- nem bekümmerten Herzen: „Wohin entfliehen dem Zor- ne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und mein Kind

14. Kursus 3 - S. 71

1880 - : Lauteborn
— 71 — Grafen von Habsburg Recht und Eigentum zu ehren und keinem der Vögte Übels zuzufügen, aber auch den Vögten zu wehren, das Land zu verderben." Sie leisteten sämtlich den Eid und erhielten daher den Namen Eidgenossen. Der übermütige Landvogt Geßler hatte in Uri den österreichischen Herzogshut auf eine Stange gesteckt und befohlen, jeder Vorübergehende müßte davor seine Ehrfurcht bezeugen. Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, auch einer von den Männern auf Rütli, ging vorüber, ohne dem Hut die geringste Beachtung zu schenken. Tell wurde ergriffen und zu Geßler geführt. Dieser sprach: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt beines Söhnleins, den schieße herunter und fehle nicht." Mit schwerem Herzen ging Tell an die Ausführung der ihm gestellten Aufgabe. Er zielte. Da schwirrte die Bogensehne und der Pfeil durchbohrte den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?" Der schwergeprüfte Vater antwortete: „Hätte der erste nicht den Apfel getroffen, dann gewiß der andere dein Herz!" Darauf ließ Geßler den Schützen binden, um ihn in einem Kahne über den See nach Küßnacht zu bringen. Unterwegs erhob sich ein gewaltiger Sturm und das Schifflein drohte zu sinken. In dieser Not befahl der Vogt, Tell die Fesseln abzunehmen, bamit er das Fahrzeug lenke. Mit kräftigem Arm steuerte Tell nach einer Felsplatte, schwang sich auf dieselbe und stieß das Fahrzeug weit in den See hinaus. Tell floh durch das Land Schwyz. Im Hohlwege bei Küßnacht legte er sich in einen Hinterhalt. „Durch biefe hohle Gasse muß er kommen, es führt kein anberer Weg nach Küßnacht hin," dachte Tell, und schon nach kurzer Zeit zog Geßler die Straße daher. Da schwirrte die Bogensehne — und ein Pfeil durchbohrte das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrack freudig, als es bett Tod seines Unterbrückers vernahm. Die That des Tell verlieh höheren Mut. In der Nacht des Neujahrs (1308) würden die Zwingburgen überfallen und die Vögte vertrieben. Darüber entbrannte Albrechts I. Zorn. Mit Heeresmacht rückte er heran, um diese „elenden Hirten" zu züchtigen und zu unterjochen. Dieses Vorhaben kam jedoch nicht zur Ausführung. Er

15. Geschichts-Bilder - S. 188

1878 - Langensalza : Greßler
188 dann gewiß der andere dein Herz!« Darüber erschrak der Vogt und ließ den Schützen greifen und auf ein Schiff führen nach Küßnacht, wohin er selbst zu fahren gedachte. Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darauf fürchtete der Vogt Zusammenlauf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhnwind ungestüm blies. Der See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, desto größer die Todesnoth; denn da stiegen Uferberge jäh aus dem Abgrunde des Gewässers, wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte es gegen die kahle Wand des Axenberges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung, — der Tell hinaus auf die Platte (noch jetzt Tellsplatte genannt); das Schiff hinaus auf den See! Nun kletterte der Erlöste den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: »Wohin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfande. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Landenberg schon, um zwei zerbrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte? Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz giltig, und ist Keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von uns beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du; so falle du, und Freiheit steige nieder!« So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Orte. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unterdrückers vernahm. Die That des Tell verlieh hohem Muth, allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. Es kam die Nacht. Da ging einer der Jünglinge, die auf dem Rütli geschworen hatten, zur Burg Roßbach in Oberwälden; darinnen kannte er eine Magd. Diese zog ihn an einem Seile hinauf aus dem Burggraben. Drunten aber warteten noch zwanzig andere, die zog der erste auch hinauf. Wie alle oben waren, bemusterten sie sich des Amtmanns und feiner Knechte und der ganzen Burg. Als es Tag war, ging Landenberg aus der königlichen Burg bei Sarnen hervor zur Messe. Da kamen ihm aus Unterwalden

16. Die Geschichte des deutschen Volkes - S. 212

1845 - Berlin : Klemann
212 Viertes Buch. Dritter Abschnitt. als allertheuerstes Gut ihren Kindern und Kindeskindern verbliebe. Das beschworen die frommen Männer bei dem allmächtigen Gott und seinen Heiligen. Dann gingen die Eidgenossen heim und erwarteten still und ver- schwiegen die rechte Stunde für ihr Werk. Inzwischen hatte Geßler in seinem Argwohn sich vorgenommen, die Herzen derer zu erforschen, welche seinem Regiment und dem Hause Oester- reich am meisten abhold wären. Deshalb ließ er im Lande Uri den Her- zogshut von Oesterreich auf einer hohen Stange aufrichten, mit dem Ge- bot: Jeder, welcher des Weges käme, müsse sich vor dem Hute neigen und demselben Ehrfurcht beweisen. Da kam Wilhelm Tell,'ein Mann aus Bürgten in Uri, der auf dem Grütli mitgeschworen hatte, weit und breit bekannt als der beste Schütze und als ein Mann, der zu Allem beherzt sei. Der wollte dem Hut nicht Ehrfurcht beweisen. Als der Vogt dies ver- nahm, kam er voll Grimms herzu, ließ den Tell greifen und that nach Uebermuth also mit ihm: Er ließ des Tells Kind an eine Linde hinstellen und einen Apfel auf des Kindes Haupt legen, und gebot dem Vater, weil er ein so guter Schütze sei, solle er zur Stelle den Apfel vom Haupt des Kindes herabschießen. Mit Gottes Hülfe unterwand sich der Tell der That und traf glücklich den Apfel, ohne seines Kindes Haupt zu verletzen. In- dessen hatte der Vogt genau auf des Tells Miene und Geberden geachtet und wie Alle Gott priesen, daß Er dem braven Mann geholfen, sprach er zu ihm: „Du bist ein wackrer Schütze! Doch sag mir an: Ich sah, wie du einen andern Pfeil hinten ins Goller stecktest; wofür war der?" Da säumte der Tell mit der Antwort und wollte sich entschuldigen: „das sei so Schützenbrauch". Doch der Vogt in seinem Argwohn nahm dies nicht an und sprach: „Tell, es ist ein andrer Grund; den sag mir fröhlich und frei; du sollst deines Lebens sicher sein." Da erwiederte der Tell: „Wohlan, Herr, weil ihr mich meines Lebens versichert habt, so will ich euch gründ- lich die Wahrheit sagen. Wenn ich mein Kind getroffen, dann hätte ich euch selbst mit dem andern Pfeil erschossen, und eurer nicht gefehlt." Wie der Vogt dies vernahm, sprach er: „Deines Lebens hab ich dich gesichert und will dies halten. Weil ich aber deinen bösen Willen erkannt, so will ich dich führen und hinlegen lassen an einen Ort, wo du Sonne und Mond nimmermehr sehen sollst, damit ich vor dir sicher sei;" und ließ ihn fangen und binden und führte ihn mit sich über den Waldstättersee; denn er wollte ihn nach Küßnacht bringen auf sein Schloß und dort in den Thurm wer- fen. Wie sie aber dahin fuhren auf dem See, und jenseits des Grütli ka- men, da ward der wilde Wind los, welcher der „Föhn" heißt, der See ging hohl und die Wellen schlugen hoch auf und tief nieder, daß den Vogt ein Grausen ankam um sein Leben. In solcher Todesnoth ließ er dem Tell, welcher gebunden da lag, die Fesseln lösen, daß er, als ein starker und der Fahrt auf dem See wohl kundiger Mann, ihn errette. Nun führte der Tell das Fahrzeug mit Macht gegen Wind und Wellen; wie sie aber an den Arenberg kamen und der Tell eine Felsplatte ersah, drückte er das Schiff hart daran, ergriff rasch sein Schießzeug, sprang aus dem Schiff auftie Platte und stieß das Schiff mit dem Fuß gewaltig in den See hinaus; so war er aus des Vogts Gewalt frei. Jene Platte heißt seitdem die Tel- lenplatte. Hierauf entrann der Tell eiligen Fußes durch Schwyz und legte sich in die hohle Gasse bei Küßnacht, wo der Geßler des Weges kommen mußte. Und als derselbe heranritt, voll böser Anschläge auf den Tell, da durchschoß ihn dieser mit dem zweiten Pfeil, daß er todt vom Rosse fiel; so

17. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 192

1887 - Hannover : Meyer
192 87. Albrecht I. Die Schweizer Eidgenossenschaft. waren von Kaiser Friedrich Ii. für reichsunmittelbar erklärt worden, erkannten also keinen andern Herrn über sich, als den Kaiser. Zum Schutze ihrer Freiheit schlossen die Waldstätte im Todesjahre Rndolss (1291) unter sich den sogenannten „ewigen Bund". Dieser Bund bildet den Anfang der Schweizer Eidgenossenschaft, welche heutzutage 22 Kantone umfaßt. Manchen Angriff hatten die Eidgenossen zu bestehen; aber sie wußten das Kleinod ihrer Freiheit gegen jedermann zu behaupten. 8. Albrechts Vögte (Sage). Dem Kaiser Albrecht war die freie Schweizer Eidgenossenschaft ein Dorn im Auge; er wüus chte zur Vergrößerung seiner Hausmacht aus der Schweiz ein österreichisches Fürstentum zu machen. „Gebt eure Reichsunmittelbarkeit auf und werdet österreichisch!" redete er den Eidgenossen zu. „Nimmermehr", erwiderten diese,,„als unserm Kaiser sind wir dir Unterthan; aber mit dem Herzoge von Österreich haben wir nichts zu schaffen." Da schickte Albrecht ihnen Vögte ins Land; das durfte er. Diese Vögte aber ließ er wider alles Recht im Lande wohnen, damit sie das Volk quälten, bis es mürbe und gefügig würde. Der Vogt Geßler baute sich bei Alters in Uri eine Zwingburg; Laudenberg bezog ein Schloß zu Sarnen in Unterwalden. Nun begann für die Wald-stätte eine böse Zeit. Als einst Geßler vor dem neuen Haufe eines angesehenen Schwyzers, namens Stauffacher, vorbeiritt, sprach er hämisch zu dem Besitzer: „Kann man's auch dulden, daß ihr Bauern so schöne Häuser baut? Ich werde es euch wehren!" Landenberg strafte einst den Landwirt Heinrich von Melchthal für ein geringes Vergehen um ein Paar fchöner Ochsen. Sein Knecht riß die Tiere vom Pfluge, indem er höhnisch jagte: „Wenn der Bauer Brot essen will, mag er seinen Pflug selber ziehen!" Darüber ergrimmte Melchthals Sohn Arnold; er schlug nach dem Knechte und zerbrach ihm zwei Finger. Hierauf floh er bestürzt ins Gebirge. Was that Landenberg? Da ihm der Sohn entgangen war, ließ er den schuldlosen Vater ergreifen und ihm beide Augen ausstechen. 4. Das Rütli (Sage). Nach solchem und anderem Frevel der Vögte versammelten sich Arnold von Melchthal ans Unterwalden, Werner Stauffacher aus Schwyz und Walter Fürst aus Uri in stiller Nacht aus einer Waldwiese am See, die hieß das Rütli. Jeder von ihnen brachte noch zehn Freunde aus seinem Kanton mit. Diese 33 Männer schwuren im Angesicht der schneebedeckten Berge und des leuchtenden Mondes mit zum Himmel erhobenen Händen, dem Kaiser treu zu bleiben, aber die bösen Vögte aus dem Lande zu verjagen. In der Neujahrsnacht des kommenden Jahres 1308 sollte das Werk vollbracht werden. 5. Wilhelm Tell (Sage). Dem Vogt Geßler war nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihn, als ob das Volk mutiger einhergehe und trotziger blicke. Darum ließ er in Altors den herzoglichen Hut von Österreich auf eine Stange stecken und befahl, daß jeder Vorübergehende sich vor demselben verneige; daran wolle er erkennen , wer wider Österreich fei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgleu, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führte man ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt

18. Kaisers Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 78

1906 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
78 34. Albrecht I. (1298-1308). erkennen, wer wider Österreich sei. Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürglen, ging vorüber; aber er beugte sich nicht. Alsbald führte man ihn gefangen zum Vogt, und dieser sprach ergrimmt: „Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst. Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhuleins; den schieße herab und fehle nicht!" Und sie banden das Kind, legten auf seinen Kopf einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; dann schwirrte die Bogensehne, und siehe, der Apfel war mittendurch geschossen. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: „Wozu entnahmst du noch einen zweiten Pfeil dem Köcher?" „Das ist so Schützenbrauch," war die Antwort. „Sag die Wahrheit, Tell!" sprach Geßler, „und was es auch sei, ich sichere dir dein Leben!" „So wisset denn, Herr," sagte nun Tell, „hätte der erste Pfeil mein Kind getroffen, so hätte der zweite Euer Herz durchbohrt!" Da erblaßte der Vogt. „Wohlan," sprach er, „dein Leben habe ich dir gesichert; aber in ein Gefängnis will ich dich werfen, wo weder Sonne noch Mond dich bescheinen soll." — Er ließ Tell binden und auf ein Schiff bringen, um ihn mit sich über den See nach Küßnacht zu nehmen. Aus Furcht vor dem Volk fuhr er schleunig ab. Da erhob sich der Föhn (Südwind); die See ging hohl, und die Schiffsleute verzagten. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abnehmen; denn keiner war kundiger, ein Schiff zu lenken. „Nun tu’ dein Bestes, Tell," sprach er; „es gilt dein Leben so gut wie das unsrige." Tell aber steuert gegen eine vorspringende Felsplatte; jetzt fährt der Kahn daran hin; Tell ergreift die Armbrust, ein Schwung und Sprung — und zurück fliegt das Boot unter seinem kräftigen Fußtritte. Auf dem Felsuser steht der Tell, frei! er flieht in die Berge. — Aber wie sich schützen gegen die Rache des Gewaltherrn? „Entrinne ich auch," denkt er bekümmerten Herzens, „so hat er mein Weib und Kind zum Pfande. Es hilft nicht, fällen muß ich den Tyrannen; nicht Mord ist's, sondern Notwehr." So fliegt er eilenden Fußes nach der hohlen Gasse, die gen Küßnacht führt; diesen Weg muß der Vogt kommen, wenn er den Wogen entrann. Da naht er; wieder schwirrt des Schützen Pfeil, er durchbohrt die Brust des Gewalt-herrn. „Ha, das war Tells Geschoß!" ruft Geßler und sinkt tot vom Rosse. 6. Vertreibung Landenbergs (Sage). Das ganze Volk erschrak freudig über Tells Tat; ungeduldig erwarteten die Verschwornen die Neujahrsnacht. Als sie kam, überwältigten sie ohne Blutvergießen alle Burgen im Lande. Landenberg in Sarnen ging am Neujahrsmorgen zur Messe, als ihm zwanzig Männer begegneten, welche Hühner, Lämmer und Geißen zum üblichen Neujahrsgeschenk bringen wollten. Der Vogt hieß sie freundlich in die Burg gehen. Unter dem Tor stößt einer von ihnen ins Hont; schnell ziehen alle scharfe Eisen hervor und stecken sie auf ihre Stäbe. Zugleich eilen dreißig Genossen, die sich in der Nähe versteckt hatten, herbei, und ohne Blutvergießen gewinnen sie die Burg. Landenberg ergreift die Flucht, wird aber eingeholt und muß schwören, die Waldstätte zu meiden ewiglich. Hierauf lassen sie ihn ungekränkt ziehen. Das Land war nun frei, und hoch loderten die Freudenfemr

19. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 214

1853 - Essen : Bädeker
— 214 Denn den Tell im Lande Uri einzukerkern, schien wegen des Volkes nicht rathsam; ihn aber in ausländische Gefangenschaft zu schleppen, war wider des Landes Rechtsame. Darum sirrchtete der Vogt Zusain- menlanf des Volkes und fuhr schleunig ab, wiewohl der warme Föhn- wind blies. Der See ging hohl, und die Wellen schlugen schäumend über, daß allen bange ward, und die Schiffsleute verzagten. Je weiter im See, je größer in Todesnoth; denn da steigeu Uferberge jäh ans dem Abgrund des Gewässers wie Mauern zum Himmel. In schwerer Angst ließ Geßler dem Tell die Fesseln abthun, damit derselbe, als guter Schiffer, das Fahrzeug lenke. Aber der Tell lenkte gegen die kahle Wand des Gebirges, wo eine nackte Felsplatte wenige Schritte weit in den See hervortritt. Schwung und Sprung; — der Tell hinaus auf die Platte, das Schiff hinaus auf den See. Run kletterte der Erlös'te den Berg hinauf und floh durch das Land Schwyz. Und er dachte in seinem bekümmerten Herzen: „Wo- hin entfliehen dem Zorne des Gewaltherrn? Und entrinne ich seiner Bosheit, so hat er in der Heimath mein Weib und Kind zum Pfand. Was wird nicht der Geßler gegen die Meinigen verhängen, wenn Lan- denberg schon, um zwei gebrochener Finger seines Knechtes willen, dem Alten von Melchthal beide Augen ausbohrte! Wo ist der Richterstuhl, vor den ich Geßler lade, wenn der König selbst des ganzen Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm, so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küß- nacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da brach der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth; allein noch war die Nacht des Neujahrs nicht gekommen. 23. Die Fehmgerichte. Im Mittelalter bestanden durch ganz Deutschland furchtbare heimliche Gerichte, die grobe Verbrecher aller Art vor ihren Richter- stuhl zogen und, wenn sie sich nicht genügend rechtfertigen konnten, mit dem Tode bestraften. Es war gefährlich, sich vor ihnen zu stellen, und noch gefährlicher, sich ans ihre Vorladung nicht einzufinden. Ihren ersten und vornehmsten Sitz hatten sie in Westphalen (in Dort- mund), daruln hießen sie auch die westphälischen Freigerichte; den Namen Fehingerichte hatten sie aber von dem altdeutschen Worte verfehmen, das so viel heißt als verbannen.

20. Sagen und Geschichten - S. 72

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
72 ja nur östreichisch werden, und alle Bedrückungen würden ein Lnbe haben. Doch die Bauern dachten nicht daran, aus ihre ererbte Freiheit zu verzichten, und dreiunddreißig der entschlos-ftnsten Männer schwuren auf dem Rütli, einer einsam qeseqenen Bergwteie am Vierwaldstätter See, nicht ferner das ihnen auferlegte Joch zu dulden, sondern die kaiserlichen Helfershelfer zum Lande hinauszujagen. Kurz darnach ließ Geßler, der gewaltthätigste der Vögte, auf dem Markte zu Altors den östreichischen Herzogshut an einer L tan ge aufrichten und befahl, daß jeder Vorübergehende demselben feine Ehrerbietung bezeigen sollte. Auch Wilhelm Tell, an wackerer Landmann aus Bürglen in Uri, der mit auf dem Rütli gewesen, ging vorüber, aber dem Hute schenkte er nicht die mindeste Beachtung. Da berief ihn der Vogt zu sich und fragte ihn m strengem Tone, warum er seinem ausdrücklichen Gebore nicht tfolge geleistet. Tell erwiderte, es sei ohne alle Absicht geschehen und solle gewiß nicht wieder vorkommen, weshalb ihm der Landvogt gnädigst verzeihen möge. „Wohlan," sprach da der letztere, „du bist ein guter Schütze, wie ich höre; so bewähre denn deine Kunst und schieße mir einen Apfel vom Haupte deines Knaben." Tell erschrak jmd bat um Gottes willen, ihm die unnatürliche That zu erlassen und ihn lieber zu töten als zu zwingen, das Leben des geliebten Kindes zu gefährden. Doch Geßler beharrte bei seinem Verlangen und erklärte: „Nicht nur du selbst, auch dein Lohn wird sterben müssen, wenn bu meinem Befehle nicht gehorchest." Da spannte Tell die Armbrust, die Sehne ichwirrte, und der Pfeil traf glücklich den Apfel auf dem Haupte des Knaben. „Das war wirklich ein meisterhafter Schuß," sprach voll Verwunderung der Landvogt; „aber sage mir, wozu hieltest du noch einen zweiten Pfeil in Bereitschaft?" Tell gedachte, daß die Frage nichts Gutes bedeute, und gab anfangs eine ausweichende Antwort; als ihm indes Geßler Sicherheit des Lebens verhieß, bekannte er offen: „Mit diesem andern Pfeile hätte ich dein Herz durchbohrt, wenn der erste den Apfel nicht getroffen." Der Vogt erbleichte und erwiderte dann: „Deines Lebens will ich schonen, wie ich es bir versprochen; weil ich aber beinen bösen Willen gegen mich erfahren, sollst bu gebracht werben an einen Ort, wohin Weber Sonne noch Monb scheint." Zugleich befahl er lernen Dienern, Tell zu binben und auf ein Schiff zu schaffen, um ihn mit sich nach Küßnacht auf dem jenseitigen Ufer des Vierwalbftätter Sees zu nehmen und bort in einen finstern Kerker werfen zu lassen. Währenb der Überfahrt erhob sich ein heftiger £>turm, und Tell würde auf den Rat eines Dieners feiner Fesseln entlebigt, bamit er als geübter Schiffer das Fahrzeug lenke. Mit Kraft und Gefchick steuerte es dieser nach einer vvrspringenben ^elsplatte, und als er bieselbe erreicht, sprang er hinüber und