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1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Aus der Gowe der itrifuictfni Kirche.
203. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
Die Veränderung, die das Christenthum im Herzen der
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen
bleiben, sie mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren.
Welch' ein Unterschied, wenn man das Thun und Treiben
der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen
vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn
und zu ihren Brüdern ein frommes, demüthiges Leben in
aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich unter
einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben
zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn
erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt;
ihre Armen, Kranken, Wittwen und Waisen wurden mit
aufopfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der
Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger,
aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr
Blick war gerichtet auf das, was droben ist; sie sahen den
Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische
Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der
Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten
ihnen ein gutes Zeugniß nicht versagen.
In den Gemeinden der Christen war eine einfache
Ordnung eingeführt. Einige der erfahrensten Christen, die
den Namen Presbyter oder Aelteste führten, wurden dazu
ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung zu leiten und über
Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere übernahmen
die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger
oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den
Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde.
Als später sich mehrere naheliegende Gemeinden unter einem
Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe
noch bedeutender und ihr Ansehen größer.
Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich
die Christen in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung
Lesebuch für »»getheilte Bolksschulen. Ii. 34 p.
1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
Die Veränderung, die das Christentum im Herzen der
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen
bleiben; sie mußte sich im Leben und im Wandet offenbaren.
Welch ein Unterschied, wenn man das Thun und Treiben
der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben der Christen
vergleicht! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn
und zu ihren Brüdern ein frommes, demütiges Leben in
aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich unter-
einander Brüder und waren bereit, für einander das Leber
zu lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn
erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt;
ihre Armen, Kranken, Witwen und Waisen wurden mit auf-
opfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der
Feind, war nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger,
aber heiterer Ernst begleitete alles Thun der Christen; ihr
Blick war gerichtet auf das, was droben ist; sie sahen den
Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische
Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der
Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten
ihnen ein gutes Zeugnis nicht versagen.
In den Gemeinden der Christen war eine einfache
Ordnung eingeführt. Einige der erfahrensten Christen, die
den Namen Presbyter oder Älteste führten, wurden dazu
ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung zu leiten und über
Lehre und Leben der Brüder zu wachen.- Andere übernahmen
die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Armenpfleger
oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der den
Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde.
Als später sich mehrere naheliegende Gemeinden unter einem
Bischof an einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe
noch bedeutender und ihr Ansehen größer.
Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich
die Christen in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung
1854 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Evangelische Volksschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
281
130. Leben -er Christen in den ersten Jahrhunderten.
Dieselbige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der
Menschen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie
mußte sich im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unter-
schied, wenn man das Thun und Treiben der Heiden der damaligen
Zeit mit dem Leben der Christen vergleicht! Die Christen lebten in
der Liebe zu ihrem Herrn und zu ihren Brüdern ein frommes, demü-
thiges Leben, in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit; sie nannten sill-
unter einander Brüder und waren bereit, für einander das Leben zu
lassen. Ihre Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen; ihre
Sklaven mit Gerechtigkeit und Güte behandelt; ihre Armen, Kran-
ken , Wittwen und Waisen wurden mit aufopfernder Sorgfalt ge-
pflegt; auch der Fremde, sogar der Feind, war nicht von dieser Liebe
ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst begleitete alles Thun
der Christen; ihr Blick war gerichtet auf das, was droben ist, sie
sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten ihre irdische
/ Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der Erde
und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein
gutes Zeugniß nicht versagen.
In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein-
geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter
oder Aelteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Er-
bauung zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen.
Andere übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen
Armenpfleger oder Diakonen. Derjenige unter den Presbytern, der
den Vorsitz führte, hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als
später sich mehrere nahliegende Gemeinden unter einem Bischof an
einander schlossen, wurde das Amt der Bischöfe noch bedeutender und
ihr Ansehen großer.
Am Tag des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Chri-
sten in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur
Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Ge-
meinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und
nannte es des Herrn Haus, auf griechisch: Kyriake, woraus unser
deutsches Wort: Kirche worden ist. Bei diesen Zusammenkünften
wurde ein Psalm gesungen, ein Abschnitt aus der heiligen Schrift
gelesen, darüber geredet und gebetet. Jeden Sonntag, und in ge-
1
1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
251
Armenpfleger. Derjenige unter den Presbytern, der den Vorsitz führte,
hieß Bischof oder Aufseher der Gemeinde. Als später sich mehrere nahe-
liegende Gemeinden unter einem Bischof an einander schloßen, wurde das
Amt der Bischöfe noch bedeutender und ihr Ansehen größer.
3. Am Tage des Herrn, am Sonntage, versammelten sich die Christen
in einem Christenhause, in Zeiten der Verfolgung auch wohl zur Nacht-
zeit in Wüsten und Höhlen. Erst später baute manche Gemeinde ein
eigenes Haus zu gottesdienstlichen Versammlungen und nannte es des
Herrn Haus, auf griechisch Kyriake, woraus unser deutsches Wort Kirche
geworden ist. Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen,
ein Abschnitt aus der H. Schrift gelesen, darüber geredet und gebetet.
Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten täglich wurde das heilige
Abendmahl gefeiert, an dem die ganze Gemeinde theilnahm.
4. Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung des Evan-
geliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem Unterricht, und zwar
durch völlige Untertauchung unter das Wasser. Nach der Taufe bekam
der Täufling ein reines, weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten,
daß sein voriges sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes
Leben beginnen müsse. Diejenigen, die noch im vorbereitenden Unter-
richt standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den Bund der Taufe
durch Sünden wieder zu verletzen, verschob man die Taufe oft lange.
Keiner wurde aber getauft, der nicht vorher überzeugende ^ Beweise der
Sinnesänderung gegeben hatte.
5. Vor dem Abendmahl genoßen die Christen ein gemeinschaftliches
Mahl, das Liebesmahl, griechisch Agape genannt. Jeder brachte dazu
aus seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde gemeinschaftlich
getheilt. Der Reiche aß von dem Brot des Armen, und der Arme ge-
noß die Speise des Reichen. Dieses Liebesmahl, welches die innige Ver-
bindung der Christen untereinander darstellen und erhalten sollte, schloß
mit dem Bruderkuß. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz
nach der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte kein
Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein. Das Gebet nannte
man die Seele des Christenlebens und die Mauer des Glaubens. Die
Christen waren nicht an festgesetzte Zeiten zum Gebet gebunden. Doch
hielten sie es für schicklich, Morgens und Abends und beim Genuß der
Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die Seele ohne Er-
quickung bleibend" sagten sie. Am Tage des Herrn pflegte man stehend zu
beten, weil der Herr an diesem Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe
aus Sünde und Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet.
1879 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
250
glühenden Nadeln durchstochen, wobei man ihm höhnend zurief: Nun züngle,
du Schlange! Dieser Sieg, der unserem Vaterlande Freiheit und Selb-
ständigkeit gerettet hat, ist im Jahr 9 nach Christi Geburt erfochten worden.
5. Hermann begnügte sich aber nicht damit, nur den Varus geschlagen
zu haben; er eroberte und zerstörte auch alle römischen Festen, welche dies-
seits des Rheins waren, und hörte nicht auf, bis er an den Ufern dieses
Stromes stand. Weiter gieng er nicht; er hatte nur den vaterländischen Boden
von den fremden Unterjochern befreien wollen. In Rom aber glaubte man
ihn schon auf dem Wege nach Italien, und der alte Schrecken vor den
Cimbern und Teutonen, die 100 Jahre vorher zuerst die Römer deutsche
Tapferkeit und Waffen fühlen ließen, erneuerte sich. Der Kaiser Augustus,
der sich sonst wohl zu fasseu wußte, verlor diesmal alle Besinnung, rannte
mit dem Kopf gegen die Wand und rief dabei aus: Varus, Varus, gib
mir meine Legionen wieder!
130. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
1. ^ie selige Veränderung, die das Christenthum im Herzen der Men-
schen hervorbrachte, konnte nicht im Innern verborgen bleiben, sie mußte sich
im Leben und im Wandel offenbaren. Welch ein Unterschied, wenn man
das Thun und Treiben der Heiden der damaligen Zeit mit dem Leben
der Christen vergleicht ! Die Christen lebten in der Liebe zu ihrem Herrn
und zu ihren Brüdern ein frommes, demüthiges Leben in aller Gott-
seligkeit und Ehrbarkeit. Sie nannten sich untereinander Brüder und
waren bereit für einander das Leben zu lassen. Ihre Kinder wurden
in der Furcht des Herrn erzogen, ihre Sklaven mit Gerechtigkeit und
Güte behandelt; ihre Armen, Kranken, Witwen und Waisen wurden mit
aufopfernder Sorgfalt gepflegt; auch der Fremde, sogar der Feind war
nicht von dieser Liebe ausgeschlossen. Ein heiliger, aber heiterer Ernst
begleitete alles Thun der Christen. Ihr Blick war gerichtet auf das, was
droben ist; sie sahen den Himmel als ihr Vaterland an und nannten
ihre irdische Wohnung nur ihre Herberge. So waren sie das Salz der
Erde und ein Licht der Welt, und auch ihre Feinde konnten ihnen ein
gutes Zeugniß nicht versagen.
2. In den Gemeinden der Christen war eine einfache Ordnung ein-
geführt. Einige der erfahrensten Christen, die den Namen Presbyter oder
Älteste führten, wurden dazu ernannt, die gemeinschaftliche Erbauung
zu leiten und über Lehre und Leben der Brüder zu wachen. Andere
übernahmen die Sorge für Arme und Kranke; diese hießen Diakonen oder
1879 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Hahn, H.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): koedukativ
— 23 —
§♦ 15. Das Christenthum in den ersten Jahrhunderten.
Nach der Himmelfahrt des Herrn Jesu Christi und der Ausgießung des heiligen Geistes über die Apostel am ersten christlichen Pfingstfeste wurde vou diesen das Evangelium aller Welt verkündigt. Petrus wirkte in Palästina und Rom, Johannes in Ephesus, Philippus in Kleinasien; Matthäus soll in Afrika, Thomas in Indien die Lehre des Herrn verbreitet haben. Keiner aber war dabei so thätig wie Paulus, der Apostel der Heiden. Unaufhörlich reiste er umher, belehrte das Volk und ermahnte und stärkte die Schwachen durch mündliche Lehre und Briefe (Episteln). In vielen Städten Syriens, besonders Kleinasiens, Griechenlands, ja selbst in Rom bildeten sich christliche Gemeinden. Die Reinheit und Vortrefflichkeit der Lehre, der strenge, sittenreine, einträchtige und stille Lebenswandel der Christen, ihre bürgerliche Gleichheit und Gütergemeinschaft, ihr Eifer und freudiger Märtyrertod waren ein mächtiger Antrieb zum Beitritt. In den Häusern der Christen wohnten Frömmigkeit, Liebe und milde Litten. Die Frau war nicht mehr die Magd, sondern die Gefährtin des Mannes; die Kinder wurden in der Furcht des Herrn erzogen und die Sclaven menschlich behandelt.
An der Spitze^ aller christlichen Gemeinden standen anfangs die Apostel. Die Vorsteher der einzelnen Gemeinden hießen Bischöfe (Aufseher) und Presbyter (Aelteste, woraus das Wort Priester entstanden ist), welche die ^Versammlungen leiteten; die Armenpflege hatten die Diaconen (Diener) zu besorgen. Die Bischöfe in größeren Städten eigneten sich ein gewisses Aufsichtsrecht über die benachbarten Gemeinden an, wodurch Diöceseu oder bischöfliche Sprengel entstanden. Die Bischöfe der bedeutendsten Städte, z. B. in Jerusalem, Antiochien, Constantinopel und Rom vergrößerten ihre Gewalt und erhoben sich zu Metropoliten oder Erzbischöfen. Hohes Ansehen legten sich insbesondere die Bischöfe von Rom als Nachfolger der Apostel Paulus und Petrus bei und nahmen später die Oberhoheit über die übrigen Bischöfe und die ganze christliche Kirche in Anspruch. Leit 450 hatte der Bischof von Rom den höchsten Rang und wurde Papst (Vater) genannt. Ans Grnnd der heiligen Schrift wurde die christliche Lehre frühzeitig in dem apostolischen Glaubensbekenntnisse zusammengestellt. Die Angelegenheiten der Kirche wurden auf den Kirchenversammlungen (Concilien) berathen.
Für den öffentlichen Gottesdienst wurde schon int ersten Jahrhundert der Sonntag als der Tag des Herrn bestimmt. Die Versammlungen der Christen wurden gewöhnlich gegen Abend gehalten und mit einem Liebesmahle beschlossen, zu welchem die Reicheren L-peisen mitbrachten, die sie in Gemeinschaft mit den armen Gliedern der Gemeinde genossen.
Da Lehre und Leben der Christen in grellem Widersprüche zu fcnt herrschenden Begriffen und Gebräuchen des Heidenthums stand, erhoben sich bald die blutigsten Verfolgungen gegen sie. Kaiser Nero
1878 -
Danzig
: Gruihn
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
132
Geschichte des Alterthums. — Die Römer.
79. Einrichtung der ersten Khristengemeinden.
Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingsttage wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und namentlich anfänglich als Mustergemeinde galt.
Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel Statt gewählte Aelteste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäst dieser Presbyter oder Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Geschlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und Wein umherreichten.
Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später ans apostolischen Briefen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zuweilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allgemeine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt.
Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchristen bestanden, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden gefeiert Hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und die Ausgießung des heiligen Geistes. ___
Zucht. Gute Zucht und Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche Mitglieder wurden ausgeschlossen und nur nach wirklicher Besserung wieder aufgenommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, so wurde, so lauge die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese auch entweder persönlich oder durch Briese ertheilten.
Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt^ die Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe vorbereitet wurden, hießen Katechnmenen und waren als solche nur Zuhörer. Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkcl u. a.
80. Aus der Zeit der Khrilleuversotgurrgeu.
Christenversolgungen. Die Christen hatten int römischen Reiche schwere Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt von der Obrigkeit mit Mißtraue» betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trojan, Marcus Aurelius, Septimns Severns, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und Diokletian.
Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und die ersten Christen verfolgten,'davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden zu erdulden, so daß ein Schriftsteller aus jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme ttt der Welt, so könnte tch doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die unschuldigen Christen ersonnen hat". — Man schonte keines Standes, keines Geschlechts, keines Alters. Einige wurden durchs Schwert, andere durchs Feuer, noch andere durchs Kreuz hingerichtet und wieder andere den wilden Thieren vorgeworfen. Man nähte sie auch in Säcke, welche mit Pech getränkt waren und zündete diese an, oder man bestrich sie mit Honig, setzte sie dann den glühenden Sonnenstrahlen aus und ließ, sie von den Insekten zerstechen; einige wurden mit zurückgebogenen Händen an einer hölzerne Maschine befestigt und alle ihre Glieder auseinander gezogen. Die
1880 -
Danzig
: Gruihn
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule, Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gehobene Volksschule, Präparandenanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
/2
Geschichte des Alterthums. — Die Römer.
die griechische Sprache, in welcher die Boten Christi das Evangelium verkündeten. Große und sichere Handelswege verbanden wie nie zuvor Orient und Occibent, und auf denselben gelangte die neue Lehre bald in alle Provinzen des weitläufigen Reiches. Nach Spieß u. a.
48. Einrichtung dev ersten Christengemeinden.
Erste Gemeinde. Nach dem Tode Jesu verbreiteten die Apostel die Lehre ihres Herrn und Meisters weiter. Schon am ersten Pfingfttage wurde die Gemeinde zu Jerusalem gegründet, welche die Gütergemeinschaft einführte und namentlich anfänglich als Mustergemeinde galt.
Gemeindeämter. An der Spitze einer jeden Gemeinde standen an der Apostel Statt gewählte Ael teste (oder Presbyter). Episkopns (oder Bischof) wurde derjenige unter ihnen genannt, welcher ein Uebergewicht über die andern erlangt hatte, wie z. B. Jakobus in Jerusalem. Das Amtsgeschäft dieser Presbyter oder Episkopen war die Leitung der gesammten Gemeindeverwaltung. Die nächsten Beamten waren die Diakonen und Diakonissen (letztere für das weibliche Geschlecht), welche Arme und Kranke versorgten und beim Abendmahle Brod und Wein umherreichten.
Versammlungen. Man hielt oft Versammlungen ab, jedoch anfangs nur in Privatwohnungen, wobei Vorlesungen aus dem alten Testamente, später aus apostolischen Briesen, Erklärungen, Vorträge, Gesänge und Gebete abwechselten. Die Vorträge konnte jedes dazu befähigte Mitglied der Gemeinde halten. Nur dem weiblichen Geschlechte war das Reden und Lehren in der Gemeinde untersagt. Das Bundesmahl wurde in manchen Gemeinden öfter, in manchen seltener gefeiert. Zuweilen fanden auch Liebesmähler (Agapen) statt, bei denen die Armen auf allgemeine Kosten mitgespeist wurden. Die armen Glieder der Gemeinde wurden überhaupt als christliche Brüder vor Mangel geschützt.
Festtage. Je nachdem die Gemeinden aus Juden und Heidenchriften bestanden, zeichneten sie die Festtage aus, die sie früher als Juden oder Heiden gefeiert hatten. Die Feier des Sonntags, anstatt früher des Sonnabends (Sabbaths) wurde erst später eine allgemeine mit Beziehung auf die Auferstehung Jesu und die Ausgießung des heiligen Geistes.
Zucht. Gute Zucht und Sitte war eine Zierde dieser Gemeinden; unsittliche Mitglieder wurden ausgeschlossen und nnr nach wirklicher Besserung wieder aufgenommen. Entstanden Streitigkeiten hinsichtlich der Lehre oder gewisser Gebräuche, so wurde, so lange die Apostel lebten, deren Entscheidung verlangt, welche diese anck entweder persönlich oder durch Briefe ertheilten.
Die Taufe. Als Zeichen der Aufnahme in die christliche Gemeinde galt die Taufe. Diejenigen, welche durch Unterricht in der christlichen Lehre für dieselbe vorbereitet wurden, hießen Katechumeueu und waren als solche nur Zuhörer. Am Sonntage nach Ostern (Quasimodogeneti) fand die Taufe derselben statt, nachdem sie ein Glaubensbekenntniß abgelegt hatten. Nach Jäkel u. o.
49. Ans dev Zeit der Christennerfolgnngen.
Christenverfolgungen. Die Christen hatten im römischen Reiche schwere Verfolgungen zu erdulden, weil sie sich von den Heiden absonderten und überhaupt von der Obrigkeit mit Mißtrauen betrachtet wurden. Man spricht gewöhnlich von zehn Christenverfolgungen unter den Kaisern: Nero, Domitian, Trajan, Marcus, Aurelius, Septimus Severus, Dezius, Gallus, Valeriau, Aurelian und Diokletian.
Arten der Verfolgungen. Mit welcher Wuth die Juden die Apostel und die ersten Christen verfolgten, davon erzählt uns schon die Apostelgeschichte. Viel Schrecklicheres noch hatten die ersten Christen aber später von den Heiden zu erbulben, so daß ein Schriftsteller ans jener Zeit sagt: „Hätte ich hundert Zungen und einen hundertfachen Mund und die stärkste Stimme in der Welt, so könnte ich doch nicht alle die Verbrechen beschreiben, welche begangen wurden, noch die Martern alle nennen, die der Scharfsinn der Obrigkeit gegen die unschuldigen Christen ersonnen hat." — Man schonte keines Standes, keines
1899 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
130 Sieg des Christentums: Das Leben der Christen; Älteste Einrichtung der Kirche.
daß der Sohn vom Vater geboren, nicht geschaffen, daher mit ihm gleiches Wesens sei. Arius wurde von der Kirche ausgeschlossen und vom Kaiser verbannt. Viele germanische Völker nahmen das Christentum nach der Lehre des Arius an und hielten noch jahrhundertelang an dem arianischen Bekenntnis fest.
Der zweite Nachfolger Konstantins, Julian, versuchte noch einmal, das Christentum zu unterdrücken und das Heidentum in alter Herrlichkeit wieder aufleben zu lassen, aber vergebens. Er fand einen frühen Tod in der Schlacht, und niemand wagte, seinen Versuch fortzusetzen. Nur in ganz abgelegenen Gegenden, in Steppen und Heiden, fand der alte Götzendienst unter dem rohen Volk noch Anhänger; aus diesem Grunde belegte man ihn auch von jetzt ab mit dem Namen Heidentum.
b. Das Leben der Christen. Die Christen betrachteten sich alle als Brüder (Ap.-Gesch. 2, 42); selbst die erbittertsten Heiden mußten oft bekennen: „Sehet, wie sie einander lieben!" Liebe erwiesen die Christen aber nicht nur ihren Brüdern, sondern selbst ihren Feinden. Als während einer Pest in Alexandria die Heiden ihre Kranken aus den Häusern stießen und davonliefen, nahmen die Christen diese Unglücklichen zu sich und pflegten sie, obwohl sie kurz zuvor von den Heiden verfolgt worden waren. Für die Armen brachten sie reichliche Almosen freiwillig auf, während sie für üppige Mahlzeiten und Flitterstaat wenig ausgaben, so daß man sie an der Kleidung von den Heiden unterscheiden konnte. Während die Heiden die Arbeit verachteten und nur von Sklaven verrichten ließen, und während in der Stadt Rom viele Tausende von den Gaben der Stadt oder der Reichen lebten, richteten sich die Christen nach dem Worte Gottes, das uns gebietet, mit stillem Wesen zu arbeiten und unser eigen Brot zu essen. Bei den Heiden wurden die Ehen oft leichtsinnig geschlossen und getrennt; die Christen aber hielten die Ehe heilig. Der heidnische Vater konnte sein neugeborenes Kind wegwerfen oder verschmachten lassen, und dies geschah auch bei kranken Kindchen oft genug; christliche Eltern aber betrachteten ihr Kind als ein ihnen von Gott geschenktes teures Kleinod, über das sie dereinst Gott Rechenschaft ablegen müßten. Jeder ernste Heide mußte sich daher von dem Christentume angezogen fühlen, am meisten aber die Armen und Unterdrückten, die Sklaven; denn unter den Christen gab es nicht Knechte und Freie, sondern nur Brüder. (Gal. 3, 28.)
c. Älteste Einrichtung der Kirche. Schon die Apostel stellten an die Spitze der von ihnen gegründeten Gemeinden Männer, welche auf dieselbe achthaben sollten. Man nannte dieselben Presbyter, d. i. Älteste, oder Bischöfe, d.i. Aufseher. Mit der Zeit erlangte in den einzelnen Gemeinden einer der Vorsteher größeren Einfluß als die anderen und erhielt allein den Neunen Bischof. Von den Bischöfen erlangten wiederum
1848 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Neudecker, Chr. Gotth., Schröer, Tobias Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
38
die mit dem Tode Jesu für immer fallen mußten. Die Aeltesten und
Weisesten unter den Christen führten die Aufsicht über die Gemeinde, wo--
mit auch das Lehramt verbunden war. Doch lag ihnen ursprünglich das
Lehrgeschäft keineswegs als eigentliches Amt ob, denn man betrachtete die
Fähigkeit, in den Versammlungen durch Lehre und Ermahnung zu erbauen,
für ein Gnadengeschenk des heiligen Geistes, das jedem Christen ohne Unter-
schied des Standes zu Theil werden konnte und sich auch auf verschiedene
Weise, bald als Prophetie, bald als Lehre, äußerte. Sie hießen Aufseher
oder griechisch Episkopi (daher das deutsche Wort Bischöfe), Aelteste oder
Presbyter (daher das deutsche Wort Priester), Pastoren oder Hirten, Papä
oder Väter, Diaconen und Diaconissinnen, die den Kirchendienst besorgten,
den Abwesenden daß Liebesmahl brachten, Kranke pflegten u. dgl. m.,
Katecheten, welche die jungen Christen und auch Neubekehrte vor der Taufe
im Worte Gottes unterrichteten; denn die Kindertaufe ist erst in späteren
Zeiten aufgekommen. Dazu kamen besonders seit dem dritten Jahrhunderte
noch Exorcisten, Leser u. m. A. Mlle diese Kirchenbeamten wurden wohl
von der Gemeinde hochgeachtet, hatten aber keinen besonderen Vorrang vor
den Uebrigen, obgleich Einzele von ihnen in manchen Gemeinden auch
schon ein persönliches Uebergewicht erhielten. Sie bezogen auch keinen Ge-
halt, sondern nährten sich wie Andere von ihrer Hände Arbeit oder irgend
einem anderen Erwerbszweige; man ahmte auch hierin dem Beispiele der
Apostel nach. Nach und nach, als die Gemeinden größer wurden, erhielten
auch diese Männer, die das geistliche Wohl der Brüder zu besorgen hatten,
besonders in Hauptstädten ein größeres Ansehen. Indem man aber die mo-
saische Verfassung des Priesterthums gern als ein Vorbild der christlichen
Kirche betrachtete, verglich man auch die christlichen Kirchenbeamten mit der
mosaischen Priesterschaft und nannte sie nach derselben. So bezeichnete
man nur im zweiten Jahrhunderte ihre Gesammtheit als eine Gott zuge-
hörige Schaar (I. Petr. 5, 3) mit dem Namen Clerus (nach dem grie-
chischen Worte Kleros) und betrachtete sie als einen eigenen, von den ge-
wöhnlichen Christen, den Laien (vom griech. Worte Laos, das Volk),
abgesonderten Stand; doch wurde dabei die Idee des allgemeinen christlichen
Priesterthums immer festgehalten. Bestanden auch die Gemeinden unab-
hängig von einander, so schwangen sich doch einzele, bald wegen ihres
apostolischen Ursprunges, bald wegen der Wichtigkeit der Stadt, in der sie
lebten, bald weil sie Muttergemeinden waren, über andere empor und die
Bischöfe erhielten ein höheres Ansehen. Solche Umstände führten auch
dazu, daß man nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts anfing, der Stadt
und dem Bischöfe von Nom ein höheres Ansehen vor den Bischöfen und
Gemeinden anderer Städte zuzutheilen, doch wurde es von diesen gar oft
als unzulässig sehr nachdrücklich zurückgewiesen. Das Ansehen der Bischöfe
mußte aber überhaupt steigen, als man Synoden oder Kirchen Ver-
sammlungen einzuführen begann; diese wurden aber erst seit dem dritten
1879 -
München
: Königl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
314 263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
auch wohl zur Nachtzeit iu Wüsten und Höhlen. Erst später
baute manche Gemeinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen
Versammlungen und nannte es des Herrn Haus, auf griechisch
Kyriäke! woraus unser deutsches Wort Kirche geworden ist.
Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein
Abschnitt ans der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet
und gebetet. Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten
täglich wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die
ganze Gemeinde theilnahm.
Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung
des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem
Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das
Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines,
weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges
sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes
Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vorbereitenden
Unterrichte standen, hießen Katechnmenen. Aus Furcht, den
Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob
man die Taufe oft lange. Keiner wurde aber getauft,
der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung
gegeben hatte.
Vor dem Abendmahle genossen die Christen ein gemein-
schaftliches Mahl, das Liebesmahl genannt. Jeder brachte
dazu ans seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde
gemeinschaftlich verzehrt. Der Reiche aß von dem Brode des
Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dieses
Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter
einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruder-
kusse. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach
der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte
kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein.
Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und
die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an
festgesetzte Zetten zum Gebete gebunden. Doch hielten sie es
für schicklich, Morgens und Abends und beim Genusse der
Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die
Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tage des
Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an diesem
Tage die Menschen wieder ausgerichtet habe aus Sünde und
Noth; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet.
Christliche Feste waren das Auferstehungsfest, dem zwei
stille Tage zum Andenken an den Tod Jesu vorangingen, das
1884 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Protestantische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): evangelisch
344 263. Leben der Christen in den ersten Jahrhunderten.
auch wohl zur Nachtzeit in Wüsten und Höhlen. Erst später
baute manche Gemeinde ein eigenes Haus zu gottesdienstlichen
Versammlungen und nannte es des Herrn Hans, auf griechisch
Kyrinke! woraus unser deutsches Wort Kirche geworden ist.
Bei diesen Zusammenkünften wurde ein Psalm gesungen, ein
Abschnitt aus der heiligen Schrift gelesen, darüber geredet
und gebetet. Jeden Sonntag und in gefährlichen Zeiten
täglich wurde das heilige Abendmahl gefeiert, an dem die
ganze Gemeinde teilnahm.
Die Taufe geschah in der ersten Zeit der Verkündigung
des Evangeliums an Erwachsenen nach vorhergegangenem
Unterricht, und zwar durch völlige Untertauchung unter das
Wasser. Nach der Taufe bekam der Täufling ein reines,
weißes Gewand. Das sollte ihm andeuten, daß sein voriges
sündliches Leben aufhören und ein neues, gottgeheiligtes
Leben beginnen müßte. Diejenigen, die noch im vorbereitenden
Unterrichte standen, hießen Katechumenen. Aus Furcht, den
Bund der Taufe durch Sünden wieder zu verletzen, verschob
man die Taufe oft lange. Keiner aber wurde getauft,
der nicht vorher überzeugende Beweise der Sinnesänderung
gegeben hatte.
Vor dem Abendmahle genossen die Christen ein gemein-
schaftliches Mahl, das Liebesmahl genannt. Jeder brachte
dazu aus seinem Hause Speise und Trank, und alles wurde
gemeinschaftlich verzehrt. Der Reiche aß von dem Brode des
Armen, und der Arme genoß die Speise des Reichen. Dieses
Liebesmahl, welches die innige Verbindung der Christen unter
einander darstellen und erhalten sollte, schloß mit dem Bruder-
kusse. Bei der Feier des heiligen Abendmahls, die ganz nach
der einfachen Weise der Einsetzung gehalten wurde, durfte
kein Heide, nicht einmal ein Katechumene gegenwärtig sein.
Das Gebet nannte man die Seele des Christenlebens und
die Mauer des Glaubens. Die Christen waren nicht an
festgesetzte Zeiten zum Gebete gebunden. Doch hielten sie es
für schicklich, morgens und abends und beim Genusse der
Speisen zu beten. „Sollte der Leib sich laben und die
Seele ohne Erquickung bleiben?" sagten sie. Am Tage des
Herrn pflegte man stehend zu beten, weil der Herr an diesem
Tage die Menschen wieder aufgerichtet habe aus Sünde und
Not; an den übrigen Tagen wurde meist knieend gebetet.
Christliche Feste waren das Auferstehungsfest, dem zwei
stille Tage zumandenken an den Tod Jesu vorangingen, das
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig
- Hrsg.: Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
118 Das Altertum.
Vater geboren, nicht geschaffen, daher mit ihm gleiches Wesens sel. Viele germanische Völker hielten aber noch jahrhundertelang an dem arianischen Bekenntnisse fest.
Der zweite Nachfolger Konstantins, Julian, versuchte noch einmal, das Christentum zu unterdrücken und das Heidentum in alter Herrlichkeit wieder aufleben zu lassen, aber vergebens. Er fand einen frühen Tod in der Schlacht, und niemand wagte, seinen Versuch fortzusetzen. Nur in ganz abgelegenen Gegenden, in Steppen und Heiden, fand der alte Götzendienst unter dem rohen Volk noch Anhänger; aus diesem Grunde belegte man ihn auch von jetzt ab mit dem Namen Heidentum.
1). Das Leben der Christen. Die Christen betrachteten sich alle als Brüder (Ap.-Gesch.2,42); selbst die erbittertsten Heiden mußten oft bekennen: „Sehet, wie sie einander lieben!" Dieseliebe erwiesen die Christen aber nicht nur ihren Brüdern, sondern selbst ihren Feinden. Als während einer Pest in Alexandria die Heiden ihre Kranken aus den Häusern stießen und davonliefen, nahmen die Christen diese Unglücklichen zu sich und pflegten sie, obwohl sie kurz zuvor von den Heiden verfolgt worden waren. Die Almosen, welche Armen geschenkt werden sollten, wurden freiwillig aufgebracht. Hierzu hatten die Christen stets Geld, obwohl sie fast alle den unteren Ständen angehörten; aber für üppige Mahlzeiten und Flitterstaat gaben sie nichts aus. Schon an der Kleidung konnte man die Christen von den Heiden unterscheiden. Während die Heiden die Arbeit verachteten und nur von Sklaven verrichten ließen, und während in der Stadt Rom viele Tausende von den Gaben der Stadt oder der Reichen lebten, richteten sich die Christen nach dem Worte Gottes, das uns gebietet, mit stillem Wesen zu arbeiten und unser eigen Brot zu essen. Bei den Heiden wurden die Ehen oft leichtsinnig, ohne die Hand des Priesters geschlossen und deswegen auch so oft und leichtfertig getrennt; die Christen aber hielten die Ehe heilig und traten nie ohne den Segen der Kirche in dieselbe ein. Der heidnische Vater konnte sein neugeborenes Kind wegwerfen und verschmachten lassen, und dies geschah auch bei kranken Kindchen oft genug; christliche Eltern aber betrachteten ihr Kind als ein ihnen von Gott geschenktes eures Kleinod, über das sie dereinst Gott Rechenschaft ablegen müßten. Jeder ernste Heide mußte sich daher von dem Christentume angezogen fühlen, am meisten aber die Armen und Unterdrückten, die Sklaven; denn unter den Christen gab es nicht Knechte und Freie, sondern nur Brüder. (Gal. 3, 28.)
c. Älteste Einrichtung der Kirche. Schon die Apostel stellten an die Spitze der von ihnen gegründeten Gemeinden Männer, welche ans dieselbe achthaben sollten. Man nannte dieselben Presbyter, d. i. Älteste, oder Bischöfe, d. i. Aufseher. Mit der Zeit erlangte in den einzelnen Gemeinden einer der Vorsteher größeren Einfluß als die anderen und erhielt allein den Namen Bischof. Die Macht dieser
1890 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
lteste Einrichtung der Kirche; Mnche und Klster. 55
oft und so leichtfertig getrennt; die Christen aber hielten die Ehe heilig und traten nie ohne den Segen der Kirche in dieselbe ein. Der Heid-nifche Vater konnte sein neugebornes Kind wegwerfen und verschmachten lassen, und dies geschah auch bei kranken Kindchen oft genug; christliche Eltern aber betrachteten ihr Kind als ein ihnen von Gott geschenktes teures Kleinod, der das sie dereinst Gott Rechenschaft ablegen mten. Jeder ernste Heide mute sich daher von dem Christentume angezogen fhlen, am meisten aber die Armen und Unterdrckten, die Sklaven; denn unter den Christen gab es nicht Knechte und Freie, sondern nur Brder. (Gal. 3, 28.)
3. lteste Einrichtung der Kirche. Schon die Apostel stellten an die Spitze der von ihnen gegrndeten Gemeinden Männer, welche auf dieselbe achthaben sollten. Man nannte dieselben Presbyter, d. i. lteste, oder Bischfe, d. i. Aufseher. Mit der Zeit erlangte in den einzelnen Gemeinden einer der Vorsteher greren Einflu als die anderen und erhielt allein den Namen Bischof. Die Macht dieser Bischfe wuchs stetig; das grte Ansehen erlangten die Bischfe in den groen Stdten, besonders in denjenigen, in welchen die Apostel selber gelehrt und gelebt hatten, also in Antiochien, Ephesus, Jerusalem und Rom. Ihnen waren die Bischfe der nahen Landgemeinden wieder untergeordnet. Rom galt als Hauptstadt der Welt; Petrus selber war, wie man meinte, der erste Bischof der dortigen Gemeinde gewesen; der Bischof zu Rom betrachtete sich also als dessen Nachfolger und benutzte sein Ansehen, um sich der alle anderen Bischfe zu erheben. Schon frh fing er an, sich Bischof der Bischfe" zu nennen und Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen einzelnen Gemeinden ausgebrochen waren. Spter nannte er sich Papst, d. i. Vater. Die Bischse sorgten fr uere Zucht und Ordnung in der Gemeinde. An dem Auferstehungstage Christi, am Sonntage, versammelte sich die ganze Gemeinde in einem Bethause oder Saale; grere Gemeinden erbauten sich bald auch besondere Kirchen. Schon frh feierte man alljhrlich das Osterfest und das P fing st-fest, die Feier des Himmelfahrts- und des Weihnachtsfestes aber kam erst im vierten Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch.
4. Mnche und Klster. Schon in den ersten Zeiten nach Christo gab es Christen, welche es fr ein Gott wohlgeflliges Werk ansahen, all ihr Hab und Gut den Armen zu geben und fern von dem Treiben der Welt in der Einsamkeit bei drftiger Nahrung mit Fasten und Beten das Leben zu verbringen. Solche Menschen nannte man Mnche, d. i. Alleinlebende. Als Stifter des Mnchswesens verehrt man den gypter Antonius. Schon als Kind liebte er die Einsamkeit und mied die Spiele seiner Genossen; als Jngling beschftigte er sich am liebsten
1859 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Kurts, Friedrich, Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
218
daß schon im zweiten Jahrhundert die heidnischen Tempel fast leer standen,
und in allen Städten, selbst am Hofe, eine Menge Christen gefunden wurden.
So wurde also das Gleichniß Jesu vom Senfkorn immer sichtbarer erfüllt.
Fast in allen Städten fand man nun schon christliche Gemeinden. Jede wählte
einen Aeltesten oder Presbyter (daraus ist das Wort Priester entstanden) oder
einen Ausseher oder Episkopos (woraus das Wort Bischof wurde). Diese
hatten anfangs nur die Aufsicht über die Sittlichkeit der Gemeindeglieder.
Nachher aber machte man sie auch zu Lehrern der Gemeinde. In den Ge-
meinden, die ans ehemaligen Juden bestanden, feierte man lange den Sonn-
abend; aber den Heiden-Christen schien der Sonntag wichtiger, als der Auf-
erstehungstag Jesu, und dabei blieb es nachher. Die Versammlungen wurden
gewöhnlich gegen Abend gehalten, und mit einer gemeinschaftlichen, einfachen
Mahlzeit beschlossen, welche man ein Lieb es mahl (Agape) nannte. Die
Reicheren brachten die Speisen mit, und ließen die Aermeren davon essen.
Zuletzt wurde Wein und Brod herumgegeben, wobei man sich an Jesus dank-
bar und ehrfurchtsvoll erinnerte. Die Armen wurden aus einer gemeinschaft-
lichen Kasse unterstützt, und da die Apostel, und nachher die Aeltesten, bei dem
Wachsthum der Gemeinden zur Armenpflege keine Zeit behielten, so wurden
dazu besondere Gemeindeglieder bestimmt, die man Diakonen nannte. Diese
Männer wurden nachher auch bei den Gottesdiensten gebraucht; sie mußten
den Bischof vertreten, und so ist es noch. Die Gemeinden standen mit-
einander in freundschaftlicher Verbindung; sie schickten einander die von den
Aposteln erhaltenen Briefe und andere Nachrichten zu, und diese wurden der
ganzen Gemeinde vorgelesen. Ein Bischof war anfangs dem andern ganz
gleich; aber bald suchte sich einer vor dem andern zu erheben, und wollte
mehr sein. Das thaten besonders die Bischöfe in den größeren Städten.
Doch ist das mehr erst da geschehen, als die Christen nicht mehr ver-
folgt wurden.
Noch während dieser Verfolgungen aber, ja vom Anfänge der christ-
lichen Gemeinden an, zeigte sich die traurige Erscheinung der Religions-Par-
teien oder Sekten. Da waren noch in der apostolischen Zeit die Juden-
christen, welche die Beobachtung des mosaischen Gesetzes für nothwendig er-
klärten; sie sind zu keinem Ansehen gekommen. Dann traten, namentlich im
Morgenlande und in Afrika, die Gnostiker und Manichäer auf, welche
theils über die leibliche Erscheinung des Heilandes (sie schrieben ihm nur
einen Scheinkörper zu), theils über den Ursprung des Bösen abweichende
Meinungen aufstellten, in denen eine Vermischung morgenländischer Religions-
Vorstellungen (vom Gotte des Lichtes und der Finsteruiß, vom Kampfe des
Lichtreiches mit der Materie, von den Dämonen) mit christlichen Ideen er-
scheint. Sie sind in den Verfolgungen untergegangen. Auch noch andere
Sekten gab es, die in der Uebung der Kirchenzucht abwichen.
1892 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hering, Wilhelm, Hoffmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
Sieg des Christentums. 83 -
d. i. Älteste, oder Bischöfe, d. i. Aufseher. Mit der Zeit erlangte in den einzelnen Gemeinden einer der Vorsteher größern Einfluß als die anderen und erhielt allein den Namen Bischof. Die Macht dieser Bischöfe wuchs stetig; das größte Ansehen erlangten die Bischöfe in den großen Städten, besonders in denjenigen, in welchen die Apostel selber gelehrt und gelebt hatten, also in Antiochien. Ephesus, Jerusalem und Rom. Ihnen waren die Bischöfe der nahen Landgemeinden wieder untergeordnet. Rom galt als Hauptstadt der Welt; Petrus selber war, wie man meinte, der erste Bischof der dortigen Gemeinde gewesen; der Bischof zu Rom betrachtete sich also als dessen Nachfolger und benutzte sein Ansehen, um sich über alle anderen Bischöfe zu erheben. Schon früh fing er an, sich „Bischof der Bischöfe" zu nennen und Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen einzelnen Gemeinden ausgebrochen waren. Später nannte er sich Papst, d. i. Vater. Die Bischöfe sorgten für äußere Zucht und Ordnung in der Gemeinde. An dem Auferstehungstage Christi, am Sonntage, versammelte sich die ganze Gemeinde in einem Bethause oder Saale; größere Gemeinden erbauten sich bald auch besondere Kirchen. Schon früh feierte man alljährlich das Osterfest und das Pfingstfest, die Feier des Himmelfahrts- und des Weihnachtsfestes aber kam erst im vierten Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch.
(1. Mönche und Klöster. Schon in den ersten Zeiten nach Christo gab es Christen, welche es für ein Gott wohlgefälliges Werk ansahen, all ihr Hab und Gut den Armen zu geben und fern von dem Treiben der Welt in der Einsamkeit bei dürftiger Nahrung mit Fasten und Beten das Leben zu verbringen. Solche Menschen nannte man Mönche, d. i. Alleinlebende. Als Stifter des Mönchswesens verehrt man den Ägypter Antonius. Schon als Kind liebte er die Einsamkeit und mied die Spiele seiner Genossen; als Jüngling beschäftigte er sich am liebsten mit der Bibel. Das Wort des Herrn: „Verkaufe alles, was du hast, und gieb es den Armen!" ergriff ihn so, daß er sein ganzes Vermögen verschenkte und sich in die Einsamkeit zurückzog. Dort verbrachte er seine Tage mit strengen Bußübungen, Gebet und frommen Betrachtungen. Eine Hütte war seine Wohnung, die Früchte einiger Dattelbäume seine Speise; für Körbe, die er flocht, tauschte er Brot ein, mit dem er die müden Wanderer, welche ihn dort aussuchten, erquickte. Denn seine Hütte wurde bald ein Wallfahrtsort für alle, welche Rat und Trost suchten; weithin verbreitete sich sein Ruhm, selbst Kaiser Konstantin verehrte ihn als seinen geistigen Vater. Es gesellten sich auch bald viele Jünger zu ihm, die seine Lebensweise nachahmten. Nach seinem Tode vereinigte einer seiner Schüler die Mönche; sie wollten nicht mehr einzeln und zerstreut, sondern in gemeinschaftlichen Gebäuden nach einer bestimmten Ordnung leben. Ein solches, durch Mauern abgeschlossenes Gebäude nannte man Kloster; der Vorsteher desselben hieß Abt, d. i. Vater. Die älteste Kloster-
1869 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert, Bender, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
247
brachen, waren es auch wohl Wälder, Höhlen oder Klüfte, wo sie
im Dunkel der Nacht ihren Heiland anbeteten. Doch hatten sie in
den letzten Verfolgungen auch schon hier und da prächtige Kirchen.
Gern versammelten sie sich auch auf den Begräbnißstätten der Mär-
tyrer, deren Todestage sie als himmlische Geburtstage feierten.
3. Je weiter das Evangelium sich ausbreitete, desto mehr ent-
standen eigenthümliche christliche Feiertage, und die alten jüdi-
schen Feste wurden vergessen. Bei den Heidenchristen trat an die
Stelle des Sabbats der Sonntag als Feiertag, denn an diesem
war der Herr auferstanden. Als Freudentag wurde er ausgezeichnet
durch Stehen beim Gebet, während sonst meist knieend gebetet wurde.
Mittwoch und Freitag wurden später zum Gedächtniß des Leidens
Christi (Verrath und Tod) als Buß-, Bet- und Fasttage begangen
bis drei Uhr Nachmittags. Unter den Festen kam zuerst das Osterfest
auf; Pfingsten kam erst im dritten, und Himmelfahrt und Weih-
nacht im vierten Jahrhundert auf, das letzte zuerst im Abendlande.
4. Das neue Leben der Christen offenbarte sich in einem gott-
seligen Wandel. Die Liebe trieb sie, den armen Brüdern beizustehen.
Wie viele ihrer waren in der Gemeinde zu Jerusalem, die da Acker
oder Häuser hatten, die verkauften dieselben und brachten das Geld
des verkauften Guts und legten es zu der Apostel Füßen, welche
jedem nach Bedürfniß davon austheilten. Von Antiochien wurden
Paulus und Barnabas gen Jerusalem gesandt, zur Zeit der Theu-
rung den dortigen Christen Handreichung zu überbringen, und auf
seiner dritten Reise nahm der Apostel abermals eine Summe Geldes
dorthin mit, die er unter den Heidenchristen gesammelt hatte. In
Liebe fühlten sich die Gemeinden mit einander verbunden; ihre Ge-
meinschaft unter einander wurde gepflegt durch Briefe und durch rei-
sende Christen; diese wurden gastfreundschaftlich beherbergt. Die
Kranken wurden sorgsam gepflegt, selbst mit eigner Lebensgefahr. Die
Heiden, wenn sie solches bemerkten, wunderten sich darüber aufs höchste
und sprachen: „Seht, wie sie einander lieben." Ein christlicher Mann
aus jener Zeit schreibt dazu: „Das fällt den Heiden so auf, wie
einer für den andern zu sterben bereit ist; denn sie sind gewohnt,
einander zu hassen." Die Ehe wurde heilig gehalten; die Kinder
wurden von früh auf von den Müttern zum Gebet angehalten und
fleißig von den Lehrern im Worte Gottes unterrichtet. Als Glieder
Christi enthielten sich die Christen von den heidnischen Sünden; öffent-
liche Lustbarkeiten, Tanz und Schauspiel mieden sie. Ein Kirchen-
lehrer schreibt: „Wir, die wir einst der Wollust dienten, streben jetzt
nach Sittenreinheit; die wir einst Geldgewinn mehr als alles liebten,
theilen jetzt auch das, was wir besitzen, mit allen und geben jedem
Dürftigen; die wir einst einander haßten und mordeten, lieben uns
unter einander und beten für unsre Feinde. — Die Christen leben
im Fleisch, aber nicht nach dem Fleisch; sie wohnen auf Erden und
leben im Himmel; sie werden von allen verkannt, verfolgt und ver-
1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
257
über alle Maaßen wichtige Herrlichkeit warte. Darum starben sie ge-
trost, und wurden nicht irre. So sollen auch wir unsre Ueberzeu-
gungen zwar Keinem aufdringen, aber fest dabei beharren, und durch
keine äußeren Leiden und Freuden der Welt uns davon abweydig
machen lasten. Denn die Lust der Welt vergeht; wer aber den Wil-
len Gottes thut, der bleibt in Ewigkeit.
Trotz jener Verfolgungen breitete sich das Christenthum so rei-
ßend aus, daß schon im zweiten Jahrhundert die heidnischen Tempel
fast leer standen, und in allen Ständen, selbst am Hofe, eine Menge
Christen gefunden wurden. So wurde also das Gleichniß Jesu vom
Senfkorn, immer sichtbarer erfüllt. Fast in allen Städten fand man
nun schon christliche Gemeinden. Jede wählte einen Aeltesten oder
-Presbyter (daraus ist das Wort Priester entstanden) oder einen
Aufseher oder Episkopos (woraus das Wortwischof wurde). Diese
hatten anfangs nur die Aufsicht über die Sittlichkeit der Gemeindeglie-
der. Nachher aber machte man sie auch zu Lehrern der Gemeinde.
In den Gemeinden, die aus ehemaligen Juden bestanden, feierte man
lange den Sonnabend; aber den Heiden-Christen schien der Sonntag
wichtiger, als der Auferstehungstag Jesu, und dabei blieb es nachher.
Ueber solche unwesentliche Dinge hatten Jesus und die Apostel sich
nie bestimmt geäußert, und ein vernünftiger Christ wird auch darüber
nie streiten, weil darauf nichts ankommt. Die Versammlungen wur-
den gewöhnlich gegen Abend gehalten, und mit einer gemeinschaftli-
chen, einfachen Mahlzeit beschlossen, welche man ein Liebes mahl
nannte. Die Reicheren brachten die Speisen mit, und ließen die Aer-
meren davon essen. Zuletzt wurde Wein und Brod herumgegeben,
wobei man sich an Jesus dankbar und ehrfurchtsvoll erinnerte. Die
Armen wurden aus einer gemeinschaftlichen Kasse unterstützt, und da
die Apostel, und nachher die Aeltesten, bei dem Wachsthum der Ge-
meinden zur Armenpflege keine Zeit behielten, so wurden dazu beson-
dere Leute bestimmt, die man Diaconen nannte. Diese Leute wur-
den nachher auch bei den Religionsverehrungen gebraucht; sie mußten
den Bischof vertreten, und so ist es noch. Die Gemeinden standen
mit einander in freundschaftlicher Verbindung; sie schickten einander
die von den Aposteln erhaltenen Briefe und andere Nachrichten zu,
und diese wurden der ganzen Gemeinde vorgelesen. Ein Bischof war
anfangs dem andern ganz gleich; aber bald suchte sich einer vor dem
andern zu erheben, und wollte mehr seyn. Das thaten besonders die
Bischöfe in den größeren Städten. Doch ist das mehr erst da ge-
schehen, als die Christen nicht mehr verfolgt wurden.
Ross. Wkltgcsch. I. Th.
17
1869 -
Erfurt
: Körner
- Autor: Förster, Eduard
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
15
Iii. Blicke in die innern Zustände der christlichen Kirche
im 2. und 3. Jahrhundert.
1. Wie die Kirche verwaltet worden. In Jerusalem, von wo die
Predigt des Evangelii ausgegangen war, genossen die Apostel, so lange sie
lebten, vor allen andern Gläubigen das höchste Ansehen. Nicht nur, daß sie
ihren eigenen Gemeinden als Lehrer Vorständen, sondern sie wurden auch von
andern in zweifelhaften Fällen zu Rathe gezogen, uui) ihre Entscheidung ward
als giltig und bindend anerkannt. Dabei blieben sie aber Diener der Kirche
und herrschten nicht über sie. Ueberall, wo neue christliche Gemeinden gestiftet
worden waren, hatten die Apostel einen Rath der Aeltesten eingerichtet,
nach dem Vorbilde der jüdischen Gemeinden. Die Mitglieder desselben hießen
Aelteste (mit dem griechischen Namen Presbyter), obwohl es nicht
gerade immer die in den Jahren am weitesten vorgeschrittenen Glieder der
Gemeinde waren, oder Hirten, auch Bischöfe d. h. Aufseher. Die Ael-
testen waren nicht ausschließlich die Lehrer der Gemeinde. Mit Ausnahme
der Weiber lehrte ursprünglich Jeder, der vom Geiste die Gabe dazu empfangen
hatte; es gab im Anfänge keinen Unterschied zwischen Geistlichen (Clerus)
und Volk (Laien). Alle Christen waren Priester und konnten in den Ver-
sammlungen das Wort Gottes verkündigen und die Taufe vollziehen. Schon
frühzeitig hatten sich die Apostel Diakonen zugeordnet, welchen die Pflege
der Armen und Kranken, die Verwaltung der gemeinschaftlichen Güter und
andere Hilfsleistung übertragen war. Für das weibliche Geschlecht waren
Diakonissinnen berufen. Außerdem gab es noch Vorsteher; das waren
Gemeindeglieder, welche an den Berathungen der allgemeinen kirchlichen An-
gelegenheiten Theil nahmen, wie Ap.-Gesch. 15 erzählt wird.
Diejenigen, welche sich besonders zu Lehrern eigneten, erhielten je nach
der Art ihrer Wirksamkeit besondere Namen. Evangelisten nannte man
die, welche wie Paulus von Ort zu Ort zogen und predigten; Propheten
hießen solche, welche in der Schriftauslegung besonders geschickt waren;
Hirten waren solche Lehrer, welche einer Gemeinde bleibend gegeben
wurden. Später kam es zwischen Clerus und Laien ;u einer schärferen Unter-
scheidung. Die Bischöfe wurden die Häupter der Gemeinde, namentlich
gelangten die zu Antiochien, Rom, Alexandrien') und Karthago zu
großem Ansehen. Mit besonderer Verehrung betrachtete man den Bischof zu
Rom, weil Petrus und Paulus hier den Märtyrertod erduldet hatten und
von hier aus die Ausbreitung des Christenthums in das Abendland ge-
schehen war.
Die Kirchenzncht wurde noch im Sinne der Apostel geübt. Die von der
Gemeinde Ausgeschlossenen mußten öffentlich Kirchenbuße thun, wenn sie Ab-
solution erhalten wollten. Die Uebung christlicher Barmherzigkeit lag allen
Gemeinden noch immer sehr am Herzen. Gerieth eine benachbarte Gemeinde
in Noth, so sammelte man für sie eine besondere Collecte, wie es zuerst jn
Antiochien für die Brüder in Judäa geschah. So wurde des Apostels Wort
1j Alexandrien, feste Seestadt an der Mittelmeerküste Acgyprcn's, liegt am
nordwestlichen Rande des Nildclta.
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Hoffmeyer, Ludwig
- Hrsg.: Hering, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Präparandenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt
Sieg des Christentums. 119
Bischöfe wuchs stetig; das größte Ansehen erlangten die Bischöfe in den großen Städten, besonders in denjenigen, in welchen die Apostel selber gelehrt und gelebt hatten, also in Antiochien, Ephesus, Jerusalem und Rom. Ihnen waren die Bischöfe der nahen Landgemeinden wieder untergeordnet. Rom galt als Hauptstadt der Welt; Petrus selber war, wie man meinte, der erste Bischof der dortigen Gemeinde gewesen; der Bischof zu Rom betrachtete sich also als dessen Nachfolger und benutzte sein Ansehen, um sich über alle anderen Bischöfe zu erheben. Schon früh fing er an, sich „Bischof der Bischöfe" zu nennen und Streitigkeiten zu schlichten, die zwischen einzelnen Gemeinden ausgebrochen waren. Später nannte er sich Papst, d. i. Vater. Die Bischöfe sorgten sür äußere Zucht und Ordnung in der Gemeinde. An dem Auferstehungstage Christi, am Sonntage, versammelte sich die ganze Gemeinde in einem Bethause oder Saale; größere Gemeinden erbauten sich bald auch besondere Kirchen. Schon früh feierte man alljährlich das Osterfest und das Pfingstfest, die Feier des Himmelfahrtsund des Weihnachtsfestes aber kam erst im vierten Jahrhundert n. Chr. in Gebrauch.
d. Mönche und Klöster. Schon in den ersten Zeiten nach Christo gab es Christen, welche es für ein Gott wohlgefälliges Werk ansahen, all ihr Hab und Gut den Armen zu geben und fern von dem Treiben der Welt in der Einsamkeit bei dürftiger Nahrung mit Fasten und Beten das Leben zu verbringen. Solche Menschen nannte man Mönche, d. i. Alleinlebende. Als Stifter des Mönchswesens verehrt man den Ägypter Antonius. Schon als Kind liebte er die Einsamkeit und mied die Spiele seiner Genossen; als Jüngling beschäftigte er sich am liebsten mit der Bibel. Das Wort des Herrn: „Verkaufe alles, was du hast, und gieb es den Armen!" ergriff ihn so, daß er sein ganzes Vermögen verschenkte und sich in die Einsamkeit zurückzog. Dort verbrachte er seine Tage mit strengen Bußübungen, Gebet und frommen Betrachtungen. Eine Hütte war seine Wohnung, die Früchte einiger Dattelbäume seine Speise; für Körbe, die er flocht, tauschte er Brot ein, mit dem er die müden Wanderer, welche ihn dort aufsuchten, erquickte. Denn feine Hütte wurde bald ein Wallfahrtsort für alle, welche Rat und Trost suchten; weithin verbreitete sich sein Ruhm, selbst Kaiser Konstantin verehrte ihn als seinen geistigen Vater. Es gesellten sich auch bald viele Jünger zu ihm, die seine Lebensweise nachahmten. Nach seinem Tode vereinigte einer seiner Schüler die Mönche; sie wollten nicht mehr einzeln und zerstreut, sondern in gemeinschaftlichen Gebäuden nach einer bestimmten Ordnung leben. Ein solches durch Mauern abgeschlossenes Gebäude nannte man Kloster; der Vorsteher desselben hieß Abt, d. i. Vater. Die älteste Klosterregel machte den Mönchen Einsamkeit, Ehelosigkeit, Beten, Fasten und strengen Gehorsam gegen den Abt zur Pflicht. Sie beschäftigten sich mit Gartenbau, Handarbeit und Krankenpflege; schon von weitem