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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 170

1863 - Essen : Bädeker
170 Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß- städterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- (Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsieht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrück'schen und in einem Theil von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind, so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Viehstall erblickt. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes- bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-

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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 177

1873 - Essen : Bädeker
177 oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken Wuchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutsch- land vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Haut- farbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Großstadterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- brod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland, wo besonders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte Brod zu Hause ist; Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß; Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland; Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden; Kaffee, seit 100 Jahren.all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahl- zeiten vertretend; Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Bayern; Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nörd- lichen Deutschland; Milch vorzugsweise in den Alpenländern; Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, allein das Kauen desselben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den größern Städten und verbreitet sich von hier aus auch über die Dorf- und Landbewohner. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungm, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Hauser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln lie- genden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsteht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osna- brück'schen und in einem Theile von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind; so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Vjchstall erblickt. Haestrrtz Lesebuch für Obern. Simultan-Ausgabe, 12 t

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 170

1864 - Essen : Bädeker
170 Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß- städterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- sschwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Wetz en- (Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Bayern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Bayern— Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise' in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen^ von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepstasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsteht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrückffchen und in einem Theil von Ostsriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf aufgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind, so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Viehstall erblickt. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes- bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 175

1853 - Essen : Bädeker
175 Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; Dort in der fremden Welt stehst du.allein, Ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt. 2. Das deutsche Volk. In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deutschen nach den einzelnen Landstrichen stark von einander ab. Rauhere oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt inan an den Männern einen hohen, schlanken Wuchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hell- graue, in Süddeutschland vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutsch- land und die Großstädterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Rog- genbrod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland, wo beson- ders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte Brod zu Hause ist; Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohl- schmeckend zu bereiten weiß; Fleisch und Fische mehr in Norddeutsch- land als in Süddeutschland, Mehlspeisen und Gemüse inehr in Schwa- den, Baiern und Österreich als im Norden; Kaffee, seit 100 Jahren allgemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeiten vertretend; Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern; Wein mehr iin Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland; Milch vorzugsweise in den Alpenländern; Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnu- pfen des Tabaks,- allein das Kauen desselben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklasse. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutscheil nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode, regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und. Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln lie- genden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren

4. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 173

1859 - Essen : Bädeker
173 pflegen, mögen sie in der Schweiz, im Elsaß, in Schleswig, in Ungarn re., oder gar in Amerika wohnen. „Ans Vaterland, ans theure, schließ dich an, Das halte fest mit deinem ganzen Herzeni Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; Dort in der fremden Welt stehst du allein, Ein schwaches Rohr, das jeder Sturm zerknickt." 2. Das deutsche Volk. In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deut- schen nach den einzelnen Landstrichen stark von einander ab. Rauhere oder mildere Luft, Nahrung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken Muchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutsch- land vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Haut- farbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Großstädterinnen aus. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- hweiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Baiern und Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und bei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Baiern — Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklaffe. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen zu- meist den Modegesetzen gehorchen, welche Paris vorschreibt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen —

5. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 178

1872 - Essen : Bädeker
178 Geschlecht hat ebenfalls einen schlanken Wuchs, und eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen in Norddeutschland und die Groß- städterinnen aus. ^ Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Roggen- (Schwarz-) Brod, in Westphalen Pumpernickel genannt, und Weizen- (Weiß-)Brod — Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden,wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschmeckend zu bereiten weiß — Fleisch und Fische mehr in Norddeutschland als in Süddeutschland — Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwaben, Bayernund Österreich als im Norden — Kaffee, seit 100 Jahren all- gemein verbreitet und Lei den niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeit vertretend — Bier, am meisten in Norddeutschland, in Sachsen und Bayern— Wein mehr irrt Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland — Milch vorzugsweise in den Alpenländern — Thee an den Küsten der Nordsee. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks; allein das Kauen des- selben gilt für gemein und findet sich nur Lei der geringsten Volksklaffe Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den größern Städten und verbreitet sich von hier aus auch über die Dorf- und Landbewohner. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen^ von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Nord- deutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen einen Weiler ausmachen. Ganze Striche solcher Weiler, mit ihren Gärten, Äckern, Wiesen — mit ihren die einzelnen Höfe umgebenden Eschen, Linden, Ulmen — mit ihren Obstbäumen, welche oft kleine Wäldchen bilden und dem ermüdeten Landmann Schatten, so wie seinem Hause Schutz gegen die Stürme gewähren — haben oft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes freundlich hervorsteht. Die armseligsten Wohnungen der Landleute trifft man aber im Osnabrück scheu und in einem Theil von Ostfriesland, die oft nur aus Rasen oder Torf ausgeführt und mit ein paar Sparren und Stroh bedeckt sind, so daß der Reisende oft im Zweifel ist, ob er eine menschliche Wohnung oder einen Viehstall erblickt. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistes- bildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, Lieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapfer-

6. Die Vaterlands- und Weltkunde - S. 123

1869 - Essen : Bädeker
121 tragen zu dieser Abweichung bei. Im allgemeinen bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken Wuchs. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß, und Haare und Augen heller im Norden, als im Süden. In Norddeutschland findet man meist blaue und hellgraue, in Süddeutschland vorherrschend dunkelgraue und dunkelbraune Augen. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind Noggen- schwarz-) Brod, Weizen- (Weiß-) Brod, Kartoffeln, Fleisch und Fische, Mehlspeisen und Gemüse, Kaffee, Bier, Wein, Milch und Thee. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen. Die Dörfer in Süddeutschland, besonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Häuser, gepflasterte Straßen, und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Norddeutschlands. Die Ackersleute wohnen aber gewöhnlich auf einzeln liegenden Höfen, deren mehrere zusammen gewöhnlich einen Weiler ausmachen. Was endlich das Volk der Deutschen in Hinsicht seiner Geistesbildung anbelangt, so können wir kühn behaupten, daß kein Volk die Deutschen an geistiger Bildung übertrifft; denn nirgends ist mehr für Volksunterricht und Volksbildung geschehen, als in Deutschland. Von Charakter gilt der Deutsche für ehrlich, bieder, fleißig, ausdauernd und besonnen. Von deutscher Treue und Tapferkeit wird aus alten und neuen Zeiten manches herrliche Beispiel erzählt. Mit Ausnahme von ungefähr einer halben Million Juden be- kennen sich die Bewohner Deutschlands zur christlichen Religion. Die Christen aber theilen sich in Evangelische und Katholiken. Die Evangelischen, über 20^/z Millionen, wohnen der Mehrzahl nach in Norddeutschland, wohingegen die Katholiken, etwa 25^/z Millionen, vorherrschend in Süd- und Westdeutschland leben. Der Deutsche hat ein tiefes Gemüth. Die Religion ist ihm Herzens- sache; darum wurden die Deutschen im Mittelalter die Träger des Christenthums für das Abendland, und zur Zeit ihrer großen Kaiser waren sie das erste Volk der Christenheit. Ihr religiöser Geist, ihr hoher Glaube spricht, wie aus dem Werke der Reformation, so aus den herrlichen Kirchen und Domen in Nürnberg, Magde- burg, Lübeck, Ulm, Köln, Marburg, Straßburg, Freiburg, Regensburg und Wien zu allen folgenden Jahrhunderten. Freuen wir uns daher, daß wir Deutsche sind! Bestreben wir uns aber auch, stets echte, wahre Deutsche zu sein! Haesters' Leseb. f. evang. einkta,sige(Land-) Schulen. Ii. Theil. 6

7. Das Vaterland - S. 169

1856 - Darmstadt : Diehl
169 Deutschland, wo sie, besonders in den Gebirgsstrichen, stärker ausgedruckt sind. Das weibliche Geschlecht hat ebenfalls einen regelmäßigen, schlanken Wuchs. Eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Mädchen des nördlichen Deuschlands und die Großstädterinnen aus. Jiu Allgemeinen sind die Deutschen größer als die Franzosen, Spanier, Italiener, Ungarn und Rüsten, etwa gleich mit den Engländern und Griechen, wohl etwas kleiner als die Schweden. An Körperkraft dürften die Deutschen schwer- lich einem anderen Volke Europa's nachstehen, an Gewandtheit werden sie von den Franzosen und Spaniern übertroffen. Eine Ausnahme von dem gewöhnlich guten Gesundheitszustände machen mehrere Alpenthäler Oesterreichs und einige Gegenden des- Neckarthales, wo sich die Erschei- nung von Kröpfen und Kretinismus darbietet. Die von diesem Übel be- hafteten Menschen, gewöhnlich Kretinen genannt, haben bei einer großen Geistesschwäche und Stumpfheit der Sinne, eine schlaffe, matte Haut, ein faltiges, aufgedunsenes Gesicht, kleine Augen, großen Mund, dicke Lippen, oft 3 bis 4 herabhängende Kröpfe und geben ein widerliches Grunzen, Krähen, Schnarchen und Stöhnen, statt der Sprache von sich. An Verstand stehen diese Unglücklichen beinahe unter den Thieren und eines Unterrichtes sind sie kaum fähig. Durch ihre Gefräßigkeit und Unvernünftigkeit werden sie natürlich ihren Angehörigen lästig. Gleich wohl ist es Unrecht, sie deßhalb zu mißhandeln und dadurch ihren schwa- chen Geist noch mehr niederzudrücken. Die gewöhnlichsten Nahrungsmittel in Deutschland sind: Roggen- brod, in Süddeutschland weißer als in Norddeutschland swo besonders in Westphalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte, grobe, aus zweimal geschrotenem Roggen, in Form ungeheurer Laibe bereitete Brod zu Hause iftj, Kartoffeln besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohlschme- ckend zu bereiten weiß. Fleisch und Fische kommen mehr in Norddeutsch- land als in Süddeutschland vor, Mehlspeisen und Gemüse mehr in Schwa- den, Baiern und Oesterreich als im Norden. Kaffee ist seit 100 Jahren allgemein verbreitet und vertritt bei den niederen Ständen oft die Stelle der Mahlzeiten. Bier findet sich am meisten in Norddcutschland, dann in Sachsen und Baiern. Letzteres ist durch sein Bier, das für das beßte in Deutsch- land gilt, vorzüglich berühmt. Wein ist mehr im Süden als im Norden, Obstwein in den Maingegenden am stärksten verbreitet, Branntwein mehr im nördlichen Deutschland. Milch wird vorzugsweise in den Alpenländern, Thee an den Küsten der Nordsee verbraucht. Sehr verbreitet ist auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks, so daß andere Völker darüber spotten, allein das Kauen desselben, welchem die Nordamerikaner ergeben sind, gilt bei uns für gemein und findet sich nur bei der geringsten Volksklaffe. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode, regiert besonders in den Städten, um so mehr, je größer sie sind, indem die höheren Volksklassen den Modegesetzen gehorchen, welche Paris und London vorschreiben. Die untere Klasie, hauptsächlich in den Gebirgsgegenden und auf dem Lande hat noch manches Eigenthümliche in der lang hergebrachten Tracht. Doch verdrängt auch hier der immer weiter um sich greifende Luruö nach und nach die wenigen Spuren der vormals bestandenen und beliebten Trachten, an denen man jeden Bewohner leicht nach seiner heimischen Gegend er-

8. Bd. 1 - S. 634

1835 - Eisleben : Reichardt
f 634 Deutschland. im Süden als im Norden; Kaffee, allgemein verbreitet und bei Len niedern Ständen oft die Stelle der Mahlzeiten vertretend; Bier, am meisten in Nord - und Mitteldeutschland und in Bai- ern, letzteres durch sein Bier, das für das beste in Deutschland gilt, vorzüglich berühmt; Wein mehr im Süden als im Norden, Obstwein im mittlern Deutschland am stärksten verbreitet, Brannt, wein irn nördlichen Deutschland am gewöhnlichsten, Milch Vorzugs» weise in den Alpenländern, Thee im nordwestlichen Deutschland am häufigsten. Sehr verbreitet sind auch das Rauchen und Schnupfen des Tabaks. Eine allgemeine Nationaltracht haben die Deutschen nicht. Die ewig wechselnde, oft lächerliche Mode regiert besonders in den Städten um so mehr, je größer sie sind, indem die höhern Volks- klaffen den Modegesetzen gehorchen, welche Paris und London vor- schreiben. Die untere Klaffe hauptsächlich in den Gebirgsgegenden und auf dem Lande hat noch manches Eigenthümliche in der lang hergebrachten Tracht. Doch verdrängt auch hier der immer weiter um sich greifende Luxus nach und nach die wenigen Spuren der vormals bestandenen und beliebten Trachten, an denen man jeden Bewohner leicht nach seiner heimischen Gegend erkennen konnte. Die gewöhnlichsten Veranlassungen zu Vergnügungen geben die Jahrmärkte, Kirmsen oder Kirchweihen, Taufen und Hoch- zeiten, die Scheiben- und Vogelschießen, die Weinlesen, die Erndte- feste rc. Auch haben manche Städte und Orte ihre ihnen eigen- thümlichen Volksfeste. Tanz, Musik, Kegel-, Würfel- und Kar- tenspiele sind gleichfalls sehr beliebt. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Wohnungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Pallästen und man darf nicht erst in entfernte Länder zu halb- wilden Völkern, sondern nur auf die Alpen gehen, um zusam- mengehäufte Steinklumpen, mit einem innern Raume, ohne Fen- ster, ohne Rauchfang, ohne Hausgeräth, oft ohne Thüre zu se- hen, die jedoch nur während des Sommers Menschen zu Woh- nungen dienen. Im Uebrigen findet man überall, wo der Teutsche sich eine feste Wohnstätte errichtet, mehrere Reinlichkeit und Be- quemlichkeit als bei den Slaven und bei den andern Völkern, die nicht Germanischer Abstammung sind. Die Häuser sind entweder ganz aus Holz (wie im Alpenlande häufig) oder aus Holz und Lehm, oder aus Holz und Steinen, oder ganz aus Steinen sowohl na- türlichen als gebrannten. Die Dörfer in Süddeutschland, beson- ders in den Rheingegenden zeigen viele im städtischen Geschmacke erbaute Hauser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bau- art und Einwohnerzahl die Landstädte Norddeutschlands. Auch im Erzgebirge und in den Gebirgsgegenden der Lausitz findet man schöne Dörfer. In einigen Gegenden Süddeutschlands, z. B. in Oberschwaben, im Schwarzwalde, in den. Gebirgsgegenden Altbai-

9. Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend - S. 700

1836 - Stuttgart : Scheible
700 Bewohner. §. 5. Unter den höhern Ständen ist auch in Deutschland, wie in den übri- gen Ländern Europas, die Nahrung außerordentlich mannichfaltig, was man besonders in den großen Seestädten und Hauptstädten, z. B. in Hamburg, Berlin und Wien am besten beobachten kann. Alle Erdtheile liefern zur Besetzung der Tafeln. Beim Mittelstände findet man, daß er sich (die Gewürze ausgenom- men) meist mit den Erzeugnissen des Vaterlandes begnügt, und bei der unteren Volksklasse trifft inan, daß sie von den Erzeugnissen der Heimat lebt. Verschiedene Gegenden und Landstriche haben, je nachdem das Land es bietet, vorzugsweise besondere Lieblmgsspeisen und Getränke. Im nördlichen Deutschlands und auf den Alpen werden mehr Speisen aus dem Thierreiche, dort viel Fleisch, Fische, Butter, Schmalz, Käse und Eier, hier besonders Milch und Käse genossen, während im mittlern und südlichen Deutschland mehr Pflanzenkost zur Nahrung dient. Kartof- feln und Brod findet man durch ganz Deutschland verbreitet, und jene in manchen Gegenden so häufig, daß sie in einzelnen Strichen, z. B. bei den Bewohnern des Erzgebirges, das Hauptnahrungsmittel bilden. Das Brod ist im Allgemeinen in Norddeutschland nicht so weiß, als in Süd- deulschland, wo es in manchen Gegenden auö Spelz oder Waizen, seltener aus Roggen bereitet wird, während es in Norddeutschland hänfi- ger aus Roggen, als aus Waizen ist. Obst wird mehr im mittlern und südlichern Deutschland, als in Norddeutschland, wo man es häufiger ge- dörrt als frisch genießt, gegessen. Eben so sind Mehlspeisen und Ge- müse im südlichen Deutschland weit häufiger, als im nördlichen, wäh- rend dagegen Grütze (von Buchwaizen, Hafer, Gerste, Reis u. s. w.) im nordöstlichen Deutschlands eine beliebte Speise ist. Von Getränken wird Bier am häufigsten genossen, und besonders ist es das allgemeine Getränk in den Landschaften, in welchen kein Wein gebaut, oder kein Obstwein (Zider und Most genannt) bereitet wird. Im Allgemeinen ist das Bier am besten in Baiern und Böhmen, und wird im erstgenannten Lande in erstaunlicher Menge verbraucht. In einzelnen Gegenden des. nördlichen Deutschlands wird zwar auch sehr gutes (in Stettin vielleicht das beste) Bier gebraut, im Ganzen genommen ist aber das Bier in Norddeutschland nicht so gut, als in Baiern. Der Wein ist allgemeines Getränk in den Rheinlanden und wird auch in dem Erzherzogthmn Oesterreich häufig getrunken. Im nördlichsten Deutschland, wo kein Wein- bau ist, wird Wein in der Regel nur von Wohlhabenderen getrunken, und es sind daselbst meistens nur französische Weine vorherrschend. Schnaps, welcher in Norddeutschland aus Getraide, in Süddeutschland aus Obst bereitet wird, wird besonders in den Küstenländern, welche die

10. Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend - S. 645

1836 - Stuttgart : Scheible
Bewohner. 645 Im Königreiche der Niederlande (in Holland und Belgien) kommen 5.388 Bewohner auf eine Geviertmeile, und auf einen Bewohner 3°*/«. preußische Morgen. §. 3- Ihrer Körperlichkeit nach unterscheiden sich die Deutschen in ver- schiedenen Landstrichen oft sehr beträchtlich von einander. Klima, Nah» rung und Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung wirken so mächtig auf das Aeußere des Menschen ein, daß es unendlich schwer ist, aus den vielen, oft so sehr von einander abweichenden, Einzelnheiten, etwas Ge- meinsames, auf das ganze Volk Passendes, heraus zu finden. Bei den höheren Volksklassen, die sich im ganzen Lande ähnlicher sind, als die unteren Stände, findet man an den Männern in Nord- deutschland einen hohen, schlanken, regelmäßigen, in Süddeutschland einen gedrungenern, um einige Zolle niederern Wuchs. Woblbeleibtheit, welche mehr im Norden als im Süden angetroffen wird, und Dickleibigkeit, die man mehr in ebenen als in gebirgigen Landstrichen findet, treten gewöhnlich erst im mittleren Alter (nach dem dreißigsten Jahre) ein. Das Gesicht, welches im Allgemeinen eine ovale Forin hat, ist bei den Baiern und Oesterreichern mehr rund, als bei de» übrigen deutschen Volksstäinmen, und die Farbe desselben in Norddentschland Heller als in Süddeutschland. Die Rosenfarbe der Wangen, welche man besonders in den norddeutschen Küstenländern trifft, geht in Altbaiern in ein Roth über, welches der Farbe des Kupfers sich nähert. Bleiche Gesichter trifft man am meisten in den Theilen Deutschlands, in welchen Wein gebauet wird, oder wo eil» großer Theil der Einwohnerschaft in Fabriken beschäf- tigt ist. Die Haare find heller im Norden als im Süden, dort blond, hier hellbraun, dunkelbraun, und (wenn auch selten) zuweilen schwarz. Eben so selten als im nördlichsten Deutschland dunkelbraune Haare sind, sind in Süddeutschland blonde, die man meist nur bei kleinen Kindern, selten bei Erwachsenen trifft. Rothe Haare sind in ganz Deutschland selten, und man hat sie allgemein nicht gern, obgleich die Personen, welche damit begabt sind, gewöhnlich durch zarte Hautfarbe sich auszeichnen. Die Augen sind in Norddeutschland blau oder hellgrau, selten braun und höchst selten schwarz, im mittlern Deutschland hellgrau und zuweilen blau oder hellbraun, im südlichen Deutschland dunkelgrau oder braun, selten blau und sehr selten schwarz. Im ebneren nördlichen Deutschlande erscheinen die Gesichtszüge mehr ineinander verschmolzen, als in Süddeutschland, wo sie besonders in den Gegenden, in welchen Wein gebauet wird, und in den gebirgigen Landstrichen stärker ausgedrückt sind. Das weibliche Geschlecht hat eben-

11. Die Erde und ihre Bewohner - S. 408

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
408 Europa, Deutschland, Bewohner. Lech, dem Inn und der Donau, die sogenannten Altbaiern, welche et- wa um einen Kopf kleiner sind, als die Holsteiner, Mecklenburger, Pommern, Westfalen und Knrhessen. Die stärksten Knochen haben die Bewohner des Alpengebirges. Die Gesichtszüge sind in den gebirgigen Gegenden schärfer ausgeprägt als in den ebenen Landstrichen. Das weibliche Geschlecht ist, wie das männliche, ebenfalls in Norddeutsch- land größer als in Süddeutschland, und man trifft daselbst, besonder- bei den Großstädterinnen, sehr weiße Hautfarbe. Als Mittelgröße für hie Männer darf man in Deutschland 5 Fuß 6 Zoll (reinisch) anneh- inen. Was die Nahrungsmittel betrifft, so werden im nördlichen Deutschland weit mehr Speisen aus dem Thierrei'ch (Fleisch und Fische) und weniger Gemüse genossen, als in Süddeutschland, wo Fische weit seltener sind. Im nördlichen Deutschland wird viel geräuchertes Fleisch (Spickgänse und Schinken) gegessen, in Süddeutschland siedet man den geräucherten Schinken vorher, und liebt mehr gebratenes Geflügel (Hühner und Gänse) als geräuchertes Fleisch. Während in mehren Strichen Norddeutschlands die Speisen mit sehr vielen Gewürzen berei- fet werden, wird in Süddeutschland meist sehr wenig Gewürz beim Kochen angewendet. Das Brod ist in Süddeutschland im Allgemeinen weißer, als in Norddeutschland, dort in mehren Strichen aus Dinkel oder Spelz, hier meist aus Roggen, seltener aus Walzen. Kartoffeln werden im Süd und Nord häufig gegessen, Obst mehr in den Mittlern und südlichen Ge- genden, und an Statt der in den Mittlern und südlichen Strichen häu- figen Mehlspeisen, im Norden Grütze aus Buchwaizen oder Hafer. Bier trifft man im Allgemeinen zwar im ganzen Lande, doch in den Weingegenden manchmal Striche von mehren Meilen, wo keines zu habey ist; am häufigsten wird Bier in Baiern, wo es auch im Allge- meinen am besten ist, genossen; Wein wird am meisten im Reinlande und im untern Theile des Donaulandes, Kaffee überall, Thee mehr in Nord- als in Süddeutschland, Schnaps häufig in Norddeutschland und selten im südlichen Deutschland getrunken. In Norddeutschland ist der Branntwein aus Getraide, in Süddeutschland meist aus Obst (Pflau- men oder Kirschen). Most oder Obstwein (Zider) wird im südwestli- chen Deutschland, wy er das Getränk der ärmeren Volksklassen ist, häufig getrunken, Die deutsche Sppach? wird gewöhnlich in das sogenannte Hochdeutsche, welches man als mit der Schriftsprache gleichbedeu- tend nimmt, und in daß Plattdeutsche, welches im nördlichen

12. Bd. 1 - S. 633

1835 - Eisleben : Reichardt
Deutschland. 633 herauszufinden. Bei den höhern Volksklaffen, die km ganzen Wolke mehr sich ähnlich sind, als die untern Stände, bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken, regelmäßigen Wuchs. Wohlbeleibtheit, mehr im Norden als im Süden zu Hause und Dickleibigkeit, mehr in der Ebene als im Gebirge, tritt gewöhnlich erst in den mittlern Lebensjahren ein. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß und wie die Haare und Augen hel- ler im Norden als im Süden. Im Allgemeinen ist die Farbe des Haares häufiger hellbraun als blond. Blaue Augen sind in Norddeutschland zwar nicht selten, doch findet man öfter hellgraue und in Süddeutschland meistens dunkelgraue und hellbraune. Im flachen nördlichen Deutschland erscheinen die Gesichtszüge mehr in einander verschmolzen als in Süddeutschland, wo sie, besonders in den Gebkrgsstrichen stärker ausgedrückt sind. Das weibliche Ge- schlecht hat ebenfalls einen regelmäßigen, schlanken Wuchs. Eine sehr weiße Hautfarbe zeichnet die Schönen des nördlichen Deutsch- lands und die Großstädterinnen aus. Berühmt wegen ihrer Schön- heit sind die Wienerinnen und Linzerinnen in Oesterreich, die Be- wohnerinnen eines Theiles des Erzgebirges in Sachsen, die Schö- nen des Steinlacher und Lautlinger Thales in Würtemberg rc. Im Allgemeinen sind die Deutschen größer als die Franzosen, Spanier, Italiener, Ungarn und Russen, etwa gleich mit den Engländern und Griechen, wohl etwas kleiner als die Schweden. An Kör- perkraft dürften die Deutschen schwerlich einem andern Volke Eu- ropa's nachstehen, an Gewandtheit werden sie von den Franzosen * und Spaniern übertreffen. Eine Ausnahme von dem gewöhnlich guten Gesundheitszustände machen mehrere Alpenthäler Oesterreichs, wo sich die Erscheinung von Kröpfen und Kretinismus darbietet. Die von diesem Uebel behafteten Menschen, gewöhnlich Kretinen genannt, in dem Oesterreichischen unter den Namen Dosten, Tcotteln, Fexen bekannt, haben bei einer großen Geistesschwa- che und Stumpfheit der Sinne, eine schlaffe, matte Haut, ein faltiges, aufgedunsenes Gesicht, kleine klugen, großen Mund, dicke Lippen, oft 5 bis 4 herabhangende Kröpfe, und geben ein wider- liches Grunzen, Krähen, Schnarchen und Stöhnen, statt der Spra- che von sich. Ferner sind Kröpfe häufig in dem Roth - und Ko- cherthale des Würtembergischen Oberamtes Gaildorf, wo dieses Uebel in völligen Kretinismus übergeht. Tie gewöhnlichsten Nahrungsmittel sind Rcggenbrod, in Süd? deutschland weißer als in Norddeutschland, wo besonders in West- phalen das unter dem Namen Pumpernickel bekannte, grobe aus zweimal geschrotenem Roggen, in Form ungeheurer Laibe bereitete Brod zu Hause ist; Kartoffeln, besonders in den Gebirgsgegenden, wo man sie täglich genießt und sie auf die mannigfaltigste Weise wohl- schmeckend zu bereiten weiß; Fleisch und Fische mehr in Nord- deutschland als in Südd.utschland, Mehlspeisen und Gemüse mehr

13. Das Vaterland - S. 170

1856 - Darmstadt : Diehl
170 kennen konnte, und welche durch Dauerhaftigkeit und Wohlfeilheit bei weitem den Vorzug vor der modischen Kleidung verdient. Die gewöhnlichsten Veranlassungen zum Vergnügen geben die Jahr- märkte, Kirmsen oder Kirchweihen, Taufen und Hochzeiten, die Scheiben- und Vogelschießen, die Weinlesen, die Erntefeste k. Auch haben manche Städte und Orte ihre ihnen eigenthümlichen Volksfeste. Tanz, Musik, Kegel-, Würfel- und Kartenspiele sind leider beliebter, als für Sittlich- keit unv Wohlstand des Volks zu wünschen wäre. Doch gibt es immer noch Gegenden, wo die gute Sitte die verderblichen Spiele abhält. Man findet bei den Deutschen alle Arten von menschlichen Woh- nungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Palästen, und man darf nicht erst in entfernte Länder zu halbwilden Völkern, sondern nur auf die Alpen gehen, um zusammengehäufte Steinklumpen, mit einem innern Raume ohne Fenster, ohne Rauchfang, ohne Hausgeräth, oft ohne Thüre zu sehen, die jedoch nur während des Sommers Men- schen zu Wohnungen dienen. Im Übrigen findet man überall, wo der Deutsche sich eine feste Wohnstätte errichtet, mehr Reinlichkeit und Be- quemlichkeit als bei den Polen, Russen, Ungarn, selbst Italienern und Franzosen. Aber freilich können wir uns in diesem Stücke weder mit den Holländern noch mit den Engländern messen. Die Häuser sind ent- weder ganz aus Holz (wie im Alpenlande häufig), oder aus Holz und Lehm, oder aus Holz und Steinen, oder ganz aus Steinen, sowohl natürlichen als gebrannten gebaut. Die Dörfer in Süddeutschland, be- sonders in den Rheingegenden, zeigen viele im städtischen Geschmacke er- baute Häuser, gepflasterte Straßen und übertreffen oft an Bauart und Einwohnerzahl die Landstädte Norddeutschlands. Auch im Erzgebirge und in den Gebirgsgegenden der Lausitz findet man schöne Dörfer. In einigen Gegenden Süddeutschlands, z. B. in Oberschwaben, im Schwarz- walde, in den Gebirgsgegenden Altbaierns wohnt der Landmann in zer- streuten Gehöften, in der Mitte seiner Besitzungen, und geschlossene Dörfer find daselbst selten. Noch seltener sind sie in einem großen Theile Nieder- deutschlands , namentlich in Oldenburg, Westphalen und in einem Theile der Provinz Rheinpreußen, wo man meiftcntheils nur einzelne Höfe sieht, und eine Anzahl solcher zerstreuter Höfe unter dem Namen einer Bauer- schaft begriffen wird. Der Besitzer eines solchen Bauernhofs wohnt isolier, aber mit Allem umgeben, was seine Wirthschaft erfordert, indem oft ein einziges Gebäude Menschen, Vieh und Norräthc birgt und Wohnung, Stall und Scheune unter einem Dache vereint find, und die Diele (Haus- flur) der Lieblingsaufenthalt der Hausgenossen ist. Hart am Hause, das keinen Schornstein hat, sondern äußerlich blos ein großes Strohdach zu sein scheint, erheben sich zu einer beträchtlichen Höhe: Eschen, Linden, Ulmen und Obstbäume, welche einen kleinen Wald bilden, der dem ermü- deten Landmanne Schatten und seinem Hause Feuerung und Schutz gegen die Stürme gewährt. Um das Haus herum liegen Gärten, Äcker und Wie- sen, von einem Graben und oft von einer lebendigen Hecke umgeben. Ganze Striche bekommen durch diese patriarchalische Landwirthschaft das Ansehen eines Parkes, aus dem hier und da die Spitze eines Kirchthurmes her- vorsieht. Auch in den geschlossenen Dörfern der meisten anderen Gegen- den Niederdeutschlands haben die Häuser dieselbe beschriebene Bauart. Die armseligsten Wohnungen der Deutschen trifft man jedoch im Osnabrückischen,-

14. Erster Band, Deutschland im Allgemeinen enthaltend - S. 707

1836 - Stuttgart : Scheible
707 Bewohner. §. 9. Allenthalben, wo der Boden es zuläßt, ist in Deutschland der 21 cf er* bau mehr oder minder iin Flor; am höchsten steht er in Mecklenburg, Holstein, einem Theile von Hannover und in Braunschweig, nächst dein in Sachsen, Böhmen, einem Theile Oesterreichs und des ehemaligen Frankens. Im nordöstlichen Deutschland wird der Ackerbau mehr im Großen, im Südwesten oft auf sehr kleinen Feldstückchen getrieben, so daß er sich dem Gartenbau nähert. Während man in Mecklenburg einzelne Güter an- trifft, die gegen eine Million und darüber Hl Ruthen *) Oberfläche haben, ein mittelgroßes Gut in Mecklenburg deren 400.000 bis 500.000 hat, findet man in Würtemberg Ackerstückchen, auch Güter genannt, die zu- weilen ein Milliontheil so groß, häufiger den hunderttausendsten Theil so groß sind, als ein Gut in Mecklenburg. So steht man im nordöstlichen Deutschland, wo Schlagwirthschaft getrieben wird, z. ,B. einen Schlag (das ist ein Theil eines Gutes) als ein unabsehbares Feld bloß mit Rog- gen, einen andern bloß mit Klee, einen dritten mit Hafer u. s. w. besäet, während auf einem anderen Häker, Pflüger und Egger beschäftigt sind, und auf wieder einem andern große Viehheerden Waiden. Im südwest- lichen Theile Deutschlands dagegen steht auf den kleinen Ackerstückchen oft Sllles bunt durcheinander. Während der eine auf seinem Feldchen Dinkel gesäet hat, baut der eine Nachbar daneben Hanf, der andere Nachbar Kartoffeln, der dritte Reps, der vierte Hafer. — Deutschland bringt weit mehr Getraide hervor, als es für Menschen und Vieh gebrauchen kann, besonders die fruchtbaren Striche in Norddeutschland. Es ist ein ziemlich allgemein verbreiteter Irrthum, daß der Boden in Süddelitschland frucht» barer sei, als in Norddeutschland. Das ist keineswegeö so, sondern das Umgekehrte ist der Fall. Norddeutschland hat viel Sand- und Moor- boden, Süddeutschland dagegen viele deö 2lnbaues unfähige Gebirgsstriche. Die überaus fruchtbaren Maschstriche (auch Marschland genannt) kennt Süddeutschland nicht, und obgleich der Boden in Süddentschland, in Folge der verbreiteteren Stallfütterung, mehr Dünger erhält, als in Nord- deutschland, wird er bei gleicher Behandlung nie den Ertrag an Körnern *) Eine solche lh Ruthe hat 16 reinischefuß Länge und Breite, also 256 reinische Geviertfuß. Das Gut Tornow, in Mecklenburg Streich enthält, nach dein Staatskalender, 1.200.000 L) Ruthen, das Gut Brohm 1.095.700 luruthen, und andere Güter, gerade wie sie tut Staatskalender aufeinander, nach den Buchstaben, folgen, als: Ballin mit 508.000 Lh Ruthen, Barsdorf mit 876.000 lh Ruthen, Bas- sow mit 205.600 Llrutheu, Bergfeld mit 433.000 O Ruthen, Beseritz mit 523.170 Hhruthen sind tut südwestlichen Deutschland etwas Unerhörtes. Dabei ist noch zu bemerken, dag Barsdorf zwar ein großes, Baffow dagegen nur ein kleines Gut ist.

15. Bd. 1 - S. 347

1874 - Köln : DuMont-Schauberg
101. Nord- und Süddeutschland. 347 ist in Norddeutschland das Hauptgetreide, in Süddeutschland hat der Weizen mehr das Uebergewicht. Wenn man sowohl die wilde Naturflora als die Culturflora Süddeutsch- lands im Vergleich zu der des Nordens als mannichfaltig bezeichnen muß, so herrscht dagegen in der Flora Norddeutschlands, eben so wie in seinem Klima, eine große Einförmigkeit, und in den Verbreitungskreisen der Pflan- zen ein großartiges Umsichgreifen. Weit wuchernde, gesellige Haidekräuter und Moorpflanzen, große, massenhaft zusammenhangende Wälder und Ge- holze von Buchen, Tannen, Eichen, ebenso weit um sich greifende Wiesen (in den Marschen, in Pommern :c.) und ganze, bloß mit Kornwuchs gefüllte Landschaften von vielen Meilen im Umfange sind die charakteristischen Züge des Anblicks, den die Vegetation Norddeutschlands gewährt. Während in Süddeutschland Alles abgestuft, bunt, parcellirt ist, erscheint hier Alles mehr massenhaft, vergesellschaftet. Man kann Eiche und Buche als charakteristische Bäume von Norddeutschland, nicht so von Süddeutschland bezeichnen. Auch in der Thierwelt gibt es Erscheinungen genug, welche dem Norden oder Süden Deutschlands entweder nur allein oder nur Vorzugs- weise angehören, und zwar gilt dies sowohl von den wilden als von den gezähmten. Während die Alpen einzelne Thiergattungen beherbergen, welche man im Norden gar nicht kennt, so das Murmelthier, den Steinbock, die Gemse, kommen im Norden noch einige große Vierfüßer vor, die im Süden unbekannt sind, z. B. das Elenthier in Ostpreußen. Die Vierfüßer, die der Mensch fast überall zähmte und in seinen Haushalt aufnahm, sind im Norden und Süden ebenfalls auf verschiedene Weise verbreitet. Die Ziegen, die Esel und Maulesel sind im Süden häufiger als im Norden. Die Schafe, insbesondere auch die Zucht der feinen Merinoschafe, sind häufiger im Nor- den (Pommern, Sachsen und Schlesien) als im Süden. Die Hauptländer für deutsche Pferdezucht liegen im Norden (Ostpreußen, Holstein, Mecklen- bürg, Hannover). Die Schweinezucht wird am meisten im Norden, im Buchen- und Eichenlande (z. B. Sachsen und Westfalen) betrieben. — Unter den wilden Vögeln gibt es viele, die bloß im Norden vorkommen. Die wilden Gänse und Schwäne erscheinen fast nur auf den nördlichen Seen: die wilden Enten wandern in großen Massen fast nur längs der Meeresküsten und längs der großen Ströme und der wässerigen Niederungen des Nordens. Ueberhaupt sind alle Gattungen Wasservögel im Norden häufiger und für ihn charakteristisch. Die Reptilien dagegen und manche Arten von Jnsecten und Würmern, Schlangen, Eidechsen, Frösche und Schnecken sind im Süden häufiger als im Norden. Die Wanderheuschrecken erscheinen in Süd- deutschend zuweilen, in Norddeutschland fast nie; die Bienenzucht wird großartig fast nur in den Haidegegenden Norddeutschlands betrieben, die Zucht des Seidenwurmes umgekehrt einigermaßen bedeutend nur in Süddeutsch- land. Der Reichthum an Fischen bildet einen der Hauptunterschiede von

16. Die Erde und ihre Bewohner - S. 412

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
412 Europa, Deutschland, Bewohner. Zufall und der Zeit hingegeben ist; sie wird von Stutzern, Pflastertre- tern und Kaufdienern großer Handelsstädte und vornehmen, putzsüchti- gen Damen zuerst aufgefiscbt und aufgetischt, verbreitet dann allmalig sich weiter, bis sie, mehre Jahrgänge hinter den Modezeitungen zurück, unter Handwerksburschen und Jungfern kleiner Städte sich verliert. Daß ein so großes, in einem so inannichfaltig gestalteten Lande verbreitetes Volk nicht überall auf gleiche Weise Hansen und wohnen werde, ist natürlich. Man findet in Deutschland alle Arten von mensch- lichen Wohnungen, von den elendesten Hütten bis zu den prächtigsten Pallästen, und man darf nicht erst in entfernte Länder zu halbwilden Völkern, sondern nur in das Alpengebirge gehen, um zusammenge- häufte Steinklumpen, mit einem inner» Raume, ohne Fenster, ohne Rauchfang, ohne Hausgeräth, oft ohne Thüre, zu sehen, die, wenn auch nur während des Sommers, Menschen zu Wohnungen dienen. Im übrigen sind die Häuser in Deutschland entweder ganz aus Holz (was im Alpengebirge häufig der Fall ist), oder aus Holz und Lehm (wie im nordöstlichen Deutschland in den Dörfern nicht selten), oder aus Holz und Steinen, was man am häufigsten trifft, oder ganz aus Stein, was in mehren, besonders größeren, Städten der Fall ist. Die mei- sten großen Städte hat Norddeutschland, die größte Zahl volkreicher Dörfer, welche oft an Bauart und Einwohnerzahl manche kleine Städte des nordöstlichen Deutschlands übertreffen, findet man im südwestlichen Deutschland. Fast alle Erwerbs- und Beschäftigungsweisen, welche man bei den unkultivirtesten so wie bei den gebildetsten Völkern findet, trifft man in Deutschland. Uin die ersten Bedürfnisse zu befriedigen, und das Leben zu fristen, stellt im Alpengebirge der Jäger den Gemsen nach. Hier ist die Jagd an den unzugänglichsten Orten gefahrvoll, im ebneren, dem bei weitem größten, Theile zur Kunst erhoben, und mit der Forstwirthschaft ver- bunden. Die Fischerei wird an den Küsten und in den vielen Seen und Flüssen Norddeutschlands sehr stark betrieben; in Süddeutschland, wo es weniger Gelegenheit dafür, und wenige Fische giebt, ist sie unbe- deutend. Die Viehzucht findet man in Deutschland auf allen Stufen. Auf dem Alpengebirge besteht in den Hauslhieren häufig der ganze Reich- thum vieler Familien, die, wie die Nomaden, ein Wanderleben füh- ren, im Sommer zu Berg, im Winter zu Thal ziehen, und einzig sich mit der Wartung und Pflege ihre» Diehes beschäftigen. Im ebe-

17. Naturgemäßer Unterricht in der Erdkunde - S. 211

1846 - Aachen : Benrath
211 tcrulig etwas gelinde, so blühen gegen das Ende des Monats in Süddeutschland die Kornelkirsche, der Kellerhals, die Haselstaude, Ulme und Espe oder Zitterpappel, und einige Frühlingspflanzen, als: Schneeglöckchen, Märzglöckchen (Leucoyum), Huflattich, Ane- monen, Erocus, Masliebchen, Narcissen und Leberblünichen; Finken und weiße Bachstelzen kommen an und Lerchen singen. Die Tempera- tur steigt im März um 3—4°; in Norddentschland bringen Nord- ostwinde nicht selten wieder kältere Tage mit Schneegestöber. Die Luft ist trockener als im Januar und Februar. Bei gelinder Wit- terung blühen in Süddeutschland Veilchen, Ehrenpreis, Gunder- mann , Milchstern und Lerchensporn. Schon zu Anfang des Mo- nats kommen die Störche nach Süddeutschland und treffen einige Wochen später in Norddeutschland ein; die Enten, Nebelkrähen, Reiher und andere Zugvögel ziehen nach Norden; Frösche, Krö- ten und Salamander kommen zum Vorschein und laichen. Im April wechseln heitere Frühlingstage nicht selten mit stürmischem Wetter und, besonders in Norddeutschland, mit Schneegestöber, so daß das Aprilwetter und die Aprilbiesen in ganz Deutschland berüchtigt sind. Im Allgemeinen wächst die Temperatur um 5°; einzelne Tage sind schon sehr warm und gewöhnlich hat man in diesem Monate die ersten Gewitter. Die meisten im Freien wach- senden mehrjährigen Pflanzen treiben in diesen: Monate Blätter; gegen das Ende sind die Laubholzwälder in Süddeutschland und bei günstiger Witterung auch verschiedene in Norddeutschland neu begrünt; in der zweiten Hälfte des Aprils blühen viele Obstar- ten, Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen, und die Weinre- den schlagen aus. Um die Mitte dieses Monats kommen Schwal- den, Nachtigallen, Rothschwäuzchen, Schwarzköpfchcn, und et- was später die Wachteln; der Seidenschwanz zieht weg, die Kra- niche kehren nach Norddeutschland ,und Nordeuropa zurück. Im Mai nimnit die Temperatur uni 5'/r° zu, besonders schnell zu Ansang und am Ende; in der Mitte geht die Wärme oft rück- wärts und es entstehen nicht selten die den Obstblüthen so nach- theiligen Reise und Nachtfröste. Die Regenmenge ist in Westdeutsch- land meist sehr bedeutend. Es blühen : die Birn- und Apfelbäu- me, Quitten, Nägelein (Syringa), Roßkastanien, Schneebällen und das Geisblatt, die Mai- und Schlüffelblumen, der Winterraps; gegen das Ende des Monats auch der Roggen. Die meisten Vögel,

18. Lehrstoff für die mittleren Klassen - S. 94

1906 - Berlin : Weidmann
94 Europa. am Niederrhein entstand der Bund der Franken, die auch das Rheinische Schiefergebirge, das Hessische und Weserbergland inne- hatten und später die Rheinpfalz und das Maingebiet einnahmen. Zwischen Niederrhein und Elbe, zwischen Nordsee und Harz wohnten die Sachsen, zwischen Harz und Thüringer Wald die Thüringer, und au den Küsten der.nordsee die Friesen. Die Wohnsitze dieser Volksstämme bezw. ihre Wanderungen sind z. T. ersichtlich aus den in den einzelnen Gegenden mehr oder weniger häufig auftretenden Formen der Ortsnamen. Die Endungen =iiip (= Ange- hörige, Nachkommen eines Mannes), -hofer^ (Gehöft), -beuren, huren (bur — Wohnung) sind schmmch; -heim, -Hausen, -scheid (= auf der Grenze) sind fränkisch: -Hagen (= ei gefriedeter Platz), -Büttel (bodl — Haus) sind sächsisch; -um (—Wohnung) ist friesisch; -leben (althochdeutsch laiba — Nachlaß, (5x1)-- gw'findet sich besonders s.ö. vom Harz und von da n.wärts. Ostlich der Elbe, wo die Ortsnamen auf -ow, -in, -us, -itz an die alte slawische Be- völkerung erinnern, haben sich Angehörige fast aller deutscher Stämme an- gesiedelt, deshalb finden sich hier jene Endungen oft bunt durch- und neben- einander. Aus der Menge der rein deutschen Ortsnamen läßt sich die Stärke der deutschen Einwanderung erkennen: im Weichseldelta finden sich nur deutsche Ortsnamen (vergl. S. 137). — Andere Ortsnamenendungen sind allgemein deutsch und gestatten Rückschlüsse auf die Zeit der Orts- gründungen; die Endungen -boxt (auch -torp, in Holstein -trup), in S.- Deutschland -weiler weisen auf die Zeit der ältesten zusammenhängenden Siedlungen; -rode,, in Holstein -rade, in S.-Deutschland -reut und -schwende (= Wald mit Feuer lichten) erinnern daran, wie der in alter Zeit viel aus- gedehntere Wald erst gelichtet werden wußte; -bürg, -berg, -fels zeigen wie die Orte in Anlehnung an eine schützende Burg entstanden; -stadt, -statt, -stetten weisen auf wirkliche Stadtgründungen hin. Da ferner aus dem Lateinischen stammende Ortsnamen fast nur w. vom Rhein und s. der Donau, slawische beinahe ausschließlich ö. von Saale und Elbe sich finden, so ist schon aus den Ortsnamen ersichtlich, welche Gebiete stets von Deutschen bewohnt waren. Auch die Anlage der Wohnungen und Wohnplähe ist verschieden nach den Volksstämmen. Am weitesten verbreitet sind das fränkische und das sächsische Haus (Fig. 24 u. 33); eine dem Gebirge angepaßte Abart des frän- kischen Hauses ist das dem Alpenhause (Fig. 20) sehr ähnliche Schwarz- waldhaus. Im ö.sten Deutschland findet sich auch das polnische Haus, das durch seine schlechte Bauart sich vom deutschen unterscheidet und oft nur eine elende Lehmhütte ist. — In den Alpen und in Oberbayern bedingt das Überwiegen der Viehzucht das Wohnen in Einzelhöfen; dieselbe Sitte findet sich aber auch bei den Sachsen z. B. im Münsterlande, wo um jeden Hof die dazu gehörigen Felder und Wiesen ein geschlossenes Ganze bilden. (Mit den Sachsen ist diese Art des Wohnens auch in das ö. Norddeutsch- land gedrungen.) Zm Gebiet des fränkischen Hauses herrscht meist das Haufendorf, in dem die Gehöfte scheinbar planlos liegen; da jeder Besitzer

19. Das Vaterland - S. 168

1856 - Darmstadt : Diehl
168 denen man sich durch hohe Dämme zu schützen sucht. Nur ein schiffba- rer Fluß, die Warthe, verstärkt die Oder. Durch diese Warthe gelangt man zu einem in die Weichsel führenden Kanäle. Da nun auch auf der linken Seite eine Verbindung mit der Elbe besteht, so würde die Schiff- fahrt von Westen nach Osten in der preußischen Monarchie sehr voll- komnien sein, wenn diese Kanäle größere Schiffe tragen könnten. Die Mündung der Oder geschieht in der Provinz Pommern durch mehrere Arme und zwar in die Ostsee oder eigentlich in einen See, der mit dem Meere zusammenhängt und das Haff genannt wird. Die größeste Stadt an der Oder ist die Hauptstadt von Schlesien, Breslau. Erster Handelsplatz aber ist Stettin, die Hauptstadt Pommerns, wo die Thei- lung der Oder in mehrere Arme beginnt, weshalb sie nicht auf einer einzigen Brücke überschritten wird, sondern auf 4 kürzeren. Die Weichsel ist kein ganz deutscher Strom, denn sie berührte die Länder des vormals deutschen Bundes nicht, und an der größesten Länge ihrer Ufer wird polnisch gesprochen. Weil aber gegen ihren Aus- fluß hin deutsch-redende Städte z. B. das handel-treibende Danzig liegen, und weil einst deutsche Ritter die Gegend umher für Deutschland ge- wannen, so rechnet man die Weichsel immer noch gern zu den Flüssen unseres Vaterlandes. Ihre Quelle liegt auf den Karpathen, da wo man aus Mähren nach Ungarn geht, und nachdem sie in einem großen Bogen Polen durchflossen und die dortigen Gewässer sich zugeeignet, auch die Hauptstadt Polens, Warschau, in zwei Theile geschieden hat, fließt sie endlich nach Preußen, und in mehrere Arme getheilt, in ein mit der Ost- see zusammenhängendes Haff. Obgleich das von der Weichsel durch- flossene Land fast durchaus eben ist, so hat sie doch einen raschen Lauf und richtet sehr oft durch Überschwemmungen Verheerung an. Da sieht der Landmann die Früchte seines Fleißes vor seinen Augen zu Grunde gehen und erleidet im Winter Hungersnoth. Schon deßhalb ist das Weich- selland mit dem Rheinland nicht zu vergleichen, aber es fehlt auch die Schönheit der Ufer, welche jährlich so viele Fremde an den Rhein lockt. 3. Das deutsche Volk. In Hinsicht der körperlichen Beschaffenheit weichen die Deutschen nach den einzelnen Landstrichen oft stark voll einander ab. .Klima, Nah- rung, Lebensweise, selbst Bildung und Kleidung wirken so mächtig auf die äußere Gestalt ein, daß es unendlich schwer wird, etwas Gemein- sames, auf das ganze Volk Passendes herauszufinden. Bei den höheren Volksklasscn, die im ganzen Volke mehr sich ähnlich sind, als die unteren Stände, bemerkt man an den Männern einen hohen, schlanken, regel- mäßigen Wuchs. Wohlbeleibtheit mehr im Norden als im Süden zu Hause, und Dickleibigkeit, mehr in der Ebene als im Gebirge, tritt ge- wöhnlich erst in den mittleren Lebensjahren ein. Das Gesicht ist oval, die Hautfarbe weiß und, wie auch Haare und Augen, heller im Norden als im Süden. Im Allgemeinen ist die Farbe des Haares häufiger hell- braun als blond. Blaue , Augen sind in Norddeutschland zwar nicht selten, doch findet man öfter hellgraue und in Süddeutschland meistens dunkelgraue und hellbraune. Im flachen nördlichen Deutschland er- scheinen die Gesichtszüge mehr in einander verschmolzen als in Süd-

20. Bd. 1 - S. 458

1859 - Köln : DuMont-Schauberg
458 Iii. Länder- und Völkerkunde. A. Europa. sende Wiesen (in den Marschen, in Pommern rc.) und ganze, bloß mit Kornwuchs gefüllte Landschaften von vielen Meilen im Umfange sind die charakteristischen Züge des Anblicks, den die Vegetation Nord- deutschlands gewährt. Während in Süddeutschland Alles abgestuft, bunt, parcellirt ist, erscheint hier Alles massenhaft, langgedehnt, vergesellschaftet. Im nördlichen Deutschland wird der Ackerbau mehr im Großen betrieben, im Süden (namentlich im Südwesten) oft auf sehr kleinen Feldstückchen. Man kann Eiche und Buche als charakteristische Bäume von Norddeutschland, nicht so von Süddeutschland bezeichnen. Auch in der Thierwelt gibt cs Erscheinungen genug, welche den Norden und Süden Deutschlands, entweder nur allein, oder jeden von ihnen nur vorzugsweise angehen, und zwar gilt dies sowohl von den wilden, als von den gezähmten, von den großen, wie von den kleinen Thieren. Zunächst sind namentlich den Alpen viele Thiergattungen eigen, welche man im Norden gar nicht kennt, so das Mnrmelthier, der Sie- benschläfer, die Gemse. Die Bären sind im Norden überall ausgerottet, in den südlichen Alpen noch nicht. Dagegen kommen im Norden noch einige große Vierfüßer vor, die im Süden unbekannt sind, z. B. das Elen- thier in Ostpreußen. Die Vierfüßer, die der Mensch fast überall zähmte und in seinem Haushalte ansnahm, sind im Norden und Süden ebenfalls auf verschiedene Weise verbreitet. Die Ziegen, die Esel und Maulesel sind im Süden häufiger als im Norden. Die Schafe, insbesondere auch die Zucht der feinen Merinoschafe, sind häufiger im Norden (Sachsen und Schlesien) als im Süden. Die Hauptländer für deutsche Pferdezucht liegen im Norden (das holsteinische, mecklenbur- gische, hannoverische Pferd). Die Schweinezucht wird am meisten im Norden, im Buchen- und Eichenlande (z. B. Westfalen) betrieben. Unter den wilden Vögeln gibt es viele, die bloß im Süden, andere, die bloß im Norden vorkommen. Die wilden Gänse und Schwäne erscheinen fast nur auf den nördlichen Seen. Die wilden Enten wandern in großen Massen fast nur längs der Meeresküsten und längs der großen Ströme und der wässerigen Niederungen des Nordens. Ueberhanpt sind alle Gattungen Wasservögel im Norden häu- figer und für ihn charakteristisch, und alle deutschen Länder im Sü- den des hercynisch-karpathischen Rückens stehen ihm darin in hohem Grade nach. Die Reptilien sind im Süden häufiger als im Norden, nament- lich viele Gattungen von Schlangen, desgleichen die Eidechsen; Frösche und Schnecken werden im Süden gegessen, letztere auch gemästet, nicht so im Norden. Zahlreich sind die Arten der Jnsecten und Würmer, welche nur im Süden und nicht im Norden erscheinen. Ich hebe wegen ihrer Beziehung zum Menschen nur folgende hervor: die Wanderheu- schrecken, die in Süddcutschland in den Donaugegenden zuweilen, in Norddeutschland fast nie erschienen sind; die Bienen, deren Zucht großartig fast nur in den Haidegegeuden Norddeutschlands betrieben