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1. Theil 2 - S. 232

1864 - Mainz : Kirchheim
232 — hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens bloß von Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700,000, ja, 800,000 Thalern hat. Merkwürdig ist noch die ungeheure große Staatsschuld des britischen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle Schulden, und gegen- wärtig seufzt das Land unter einer Staatsschuldenlast von 768,147,000 Psd. Sterling oder 4,728,882,000 Thalern! Wahrlich wäre nicht die größeste Ge- wißheit da, daß der britische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für eine Erdichtung halten. Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa 7/10 zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katholiken, welche meistens in Irland wohnen. Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf bei- den Seiten der T h e m s e. London zählt fast drei Millionen Einwohner *)! Die Länge der Stadt, mit ihren 260,000 Häusern, 10,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stunden und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74 mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben keinen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr armen, bedauernswerthen Menschen! 11. London. Die Räder des Dampfschiffes schlugen mächtig in die weichen Wellen, und wie mit Riesenarmen schob die Kraft des Dampfes unser Schiff die Themse hinauf. Der Strom wimmelte von großen und kleineren Fahrzeugen; ganze Flotten Steinkohlenschiffe begegneten uns und dazwischen gleiteten große Segel- und Dampfschiffe hin, von denen manche weit her, aus China und den beiden Indien, aus Nordamerika, Brasilien und Afrika, der Weltstadt die fern- sten Produkte zuführten. Aus der Bai von Chatam erhob sich ein Wald von Masten der dort ankernden Linienschiffe. Von Greenwich weg, mit seiner langen, der Themse zugekehrten Terrasse, begleitet eine fast ununterbrochene und an zwei Meilen lange Reihe von Häusern und Hütten das linke Ufer und spä- ter auch das rechte Ufer des Stromes. Magazine aller Art, Mühlen und Eisen- gießereien, Kalköfen, Bierbrauereien, Schisfswerfte, Kaffee- und Wirthshäuser liegen im bunten Gemiscke durcheinander. Mehr und mehr breiten sich Häuser- massen auch landeinwärts aus. Endlich schimmern durch Rauch und Nebel, womit die Riesenstadt gewöhnlich bedeckt ist, die dunklen Gestalten großartiger Gebäude. Vor uns steht die alte Burgveste von London, der Tower, und in der Ferne ragt die Kuppel der Paulskirche über Häuser und Paläste. *) 2,805,000.

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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 324

1873 - Essen : Bädeker
— 324 — englischen und schottischen Baumwollfabriken beschäftigen 1 i/2 Million Menschen. In Eisen- und Stahlwaaren wurden zu Zeiten schon in einem einzigen Jahre für 40 bis 45 Millionen Thaler geliefert. In Lederwaaren werden jährlich auch ungeheure Geschäfte gemacht, und in der Stadt Worcester allein fertigen gegen 10,000 Menschen Tag aus, Tag ein — lederne Handschuhe! Das engländische Stein- gut ist ebenfalls hochberühmt. In der Grafschaft Stafford allein sind ungefähr 40,000 Menschen mit der Verfertigung von Steingutwaaren beschäftigt. Die Zahl aller britischen Handelsschiffe, welche die englischen Fabrikate bis in die fernsten Länder tragen, belief sich schon vor 20 Jah- ren auf 25 Tausend, die mit 166,583 Seeleuten bemannt waren. Allein ungeachtet der so hoch stehenden Industrie, des so weit aus- gebreiteten Handels, sind dennoch in England der Armen unglaublich viele, und man hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens bloß vom Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8 mal hundert Tausend Thalern hat. Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des briti- schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschulden- last von 788,147,000 Pfd. Sterling oder4,728,882,000 Thalern! Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der britische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für eine Erdichtung halten. Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa Vio zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katholiken, welche meistens in Irland wohnen. Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf beiden Seiten der Themse. London zählt über 3 Millionen Ein- wohner! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 10,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stun- den und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74 mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen Lun- ten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr armen, bedauernswerthen Menschen! 24. Der Wallfischfang. In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere, welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine Hinterfüße und statt ver Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 279

1859 - Essen : Bädeker
279 Reichthum Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer Lord (Graf) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8 mal hundert Tausend Thalern hat. Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des briti- schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschulden- last von 788,147,000 Pfd. Sterling oder 4,728,882,000 Thalern! Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der britische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für eine Erdichtung halten. Von den Bewohnern des britischen Reiches bekennen sich etwa Vio zur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katho- liken, welche meistens in Irland wohnen. Die riesenhafte Hauptstadt des britischen Reiches ist London, auf beiden Seiten der Themse. London zählt über zwei Millionen Einwohner! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 10,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stunden und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74 mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obst- baum, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr armen, bedauernswerthen Menschen! 22. Der Wallfischfang. In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere, welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine Hinterfüße und statt der Vordersüße Schwimmflossen und eine wagerecht ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der Delphin, der Wallfisch. Der Wallfisch ist das größte Säuge- thier, denn 80 Elephanten machen erst einen Wallfisch aus; er ist 70 bis 80 Fuß lang und bis 2000 Centner schwer. Wegen des großen Nutzens, den der Wallfisch durch seinen Thran und sein Fischbein gewährt, ist der Fang desselben seit Jahrhunderten von verschiedenen Völkern mit großem Eifer betrieben worden. Vom 11. bis 14. Jahrhunderc betrieben ihn besonders die Basken (aus Spanten). Darauf kam er in die Hände der Holländer, die ihn im 17. Jahrhundert zu einer solchen Blüthe brachten, daß sie in einem Jahre 300 Schiffe mit 18,000 Matrosen aus- schickten und auf Spitzbergen eine besondere Niederlassung zur Betreibung dieses wichtigen Industriezweiges gründeten. Gegenwärtig wird der Fang dieses Thieres im hohen Norden hauptsächlich von den Engländern betrieben, doch gehen jährlich auch einige Schiffe von Frankreich, Hamburg, Bremen, Altona, Glückstadt, Holstein und Schleswig, Hannover, Rostock und Stettin auf den Wallfischfang. Die Schiffe, jedes ungefähr mit 50 Mann besetzt, laufen im Frühjahr aus und kommen im August und September zurück. So lauge der Fang noch ergiebiger war, erlegte ein Schiff auf einer solchen Fahrt nach Spitz- bergen 8 Wallfische. Die Ergiebigkeit ist jedoch nicht in allen Jahren gleich. Jetzt rechnet man es gewöhnlich schon für ein glückliches Jahr, wenn auf einer Fahrt drei Wallfische erlegt werden. - Sind die Schiffe in den Gegenden, wo sich Wallfische aufhalten, angekommen,

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 283

1853 - Essen : Bädeker
283 sche Steingut ist ebenfalls hochberühmt. In der Grafschaft Stafford allein sind ungefähr 40,000 Menschen mit der Verfertigung von Stein- gutwaaren beschäftigt. Die Zahl aller Lrittischen Handelsschiffe, welche die englischen Fabrikate bis in die fernsten Länder tragen, belief sich schon vor 20 Jahren auf 25 Tausend, die mit 166,583 Seeleuten bemannt waren. Allein ungeachtet der so hoch stehenden Industrie, des so weit aus- gebreiteten Handels, sind dennoch in England der Armen unglaublich viele, und man hat berechnet, daß der 7te bis 8te Mensch meistens bloß vom Almosen lebt. Dagegen ist aber auch wieder der Reichthum Einzelner sehr groß. Es ist gar keine Seltenheit, daß ein englischer Lord (Gras) eine jährliche reine Einnahme von 700 Tausend, ja 8 mal Kundert Tausend Thalern hat. Merkwürdig ist noch die ungeheuer große Staatsschuld des britti- schen Reiches. Vor 160 Jahren war das ganze Reich noch ohne alle Schulden, und gegenwärtig seufzt das Land unter einer Staatsschul- denlast von 788,147,000 Pf. Sterling oder 4,728,882,000 Thalern! Welch' eine ungeheure, ja welch' eine grauenhafte Summe! Vier tau- send Millionen, sieben hundert Millionen und 28 Millionen!! Schon eine Million Thaler, welch' eine Geldmasse! Aber nun ein tausend Millionen Thaler und 1000 Millionen wieder viermal genommen!! Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der brittische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe siir eine Erdichtung halten. Von den Bewohnern des brittischen Reichs bekennen sich etwa 7io Sur evangelischen Religion; die übrigen 3/10 sind Katho- liken, welche meistens in Irland wohnen. Die riesenhafte Hauptstadt des Lrittischen Reiches ist London, auf beiden Seiten der Themse. London zählt fast zwei Millionen Ein- wohner! Die Länge der Stadt mit ihren 260,000 Häusern, 10,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen rc. rc., beträgt über acht Stun- den und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74 mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen bun- ten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt! Ach ihr armen, bedauernswerthen Menschen! 2ñ. Der Wattfischfarrg. In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere, welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine Hinterfüße und statt der Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer^ Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren und heißen Walle. Zu ihnen gehören ;. B. die

4. Für die dritte Bildungsstufe - S. 360

1855 - Hamburg : Kittler
360 der Provinz Kommende und sich in Paris Niederlassende seinen Provinzialcharakter verliert und zum Pariser wird: —so belebt London durch seine unbedingt nach Außen gehende Richtung und Bestrebung, so ist seine Lage völlig allseitig, fes- selt nicht, laßt jeden bleiben, was er ist, und wird seine Universalität in der un- bedingten Eentralisirung besonders dadurch geschwächt, daß die Hauptstädte der bei- den andern Theile des britischen Reiches, Edinburg und Dublin, eine ganz andere Lage im Streben nach Außen, und durch die Lage am Meer und Meerbusen, an schiffbaren Flüssen und Kanälen eine selbstständige Kraft haben, welche London nicht verwischen konnte und welche diese daher, selbst nach der Einverleibung Schott- lands und Irlands zu einem Ganzen, nicht verloren haben. Lassen Sie uns London in seiner Länge von und in seiner Breite von 5 Meilen, mit seinen fast zwei Millionen Einwohnern, seinem Labyrinthe von Straßen, Palästen, seinen Häusern und Menschen, diese Stadt des Reichthums und der Pracht, der Armuth und des gräßlichen Elends nicht etwa von dem Knopfe der Paulskirche, sondern in Gedanken aus dem berühmten Nassau-Ballon des Herrn Green, der die fabelhafte Reise von London nach Nassau in einer Nacht ge- macht hat, überschauen. Siehe, da windet sich der breite, herrliche Strom, die 46 Meilen lange Themse, wie eine silberne Schlange, in schöner Windung, dem ge- waltigen Meere zu; an ihren beiden Ufern lagert sich die unendliche Stadt. Drei Meilen der Themse entlang, von Greenwich bis Chelsea, liegen die einzelnen Stadt- viertel und die für sich bestehenden Städte, die alle in ein unermeßliches Ganzes zu- sammenfließen. Noch ehe man in die Mündung der Themse einfährt, sieht man ringsumher die Masse Dreimaster, West-, Ostindien- und Chinafahrer aus allen Weltgegenden herbeieilen, die von raschen Dampfschiffen geschleppt oder von ihnen überholt werden. Je mehr sich die Themsemündung verengt, desto dichter wird der Mastenwald. Zuerst eilen wir bei Gravesand vorbei, wo alle Seeschiffe unter- sucht werden, dann Woolwich, wo die königliche Artillerie garnisonirt und die groß- artigsten Waffenvorräthe der Welt aufgestapelt sind; dann begrüßen wir Greenwich, wo das großmüthige England in einem der schönsten Schlösser, in welchem einst Heinrich Vlls. und die Königinn Elisabeth residirten, seinen invalid gewordenen Seeleuten eine königliche Freistatt für das Alter gewährt, dasselbe Greenwich, von dessen Sternwarte die englischen Astronomen den ersten Meridian ziehen. Ihm gegenüber gelangen wir an die Docks für Ost - und Westindienfahrer h. , die durch Schleusen unmittelbar mit der Themse in Verbindung stehen, in deren Bassin jedes Schiff mit voller Ladung einziehen und in wenigen Stunden dieselbe löschen und eine neue einnehmen kann. Sie kosten über 200 Mill. Franken, ersparen aber dem Handel jährlich 40—50 Millionen. In der Nähe der ungeheuren Speicher woh- nen die Matrosen, Lastträger, die Themsebootleute, die Hafenarbeiter und Krämer. Dann gelangen wir zum Tower mit seinen vier Thürmen, in denen mancher König und Königssohn eine lange Gefangenschaft erduldet oder von irgend einem Meu- chelmörder den Todesstoß erhalten hat. Schon sind wir bereits in der Nähe der London-Docks über den Themsetunnel gefahren, jenem riesigen Werke, das noch von keinem Volke der Erde bisher ausgeführt worden ist. Wir sehen, wie schwie- rig es den Dampfschiffen hält, bis zum Zollhause und zur ersten steinernen, kühn über die Themse geführten New-London-Brücke vorzudringen; denn von den West- indien-Docks bis zum Zollhause stehen in einzelnen Geschwadern und Reihen aufge- pflanzt, die von der langen Seereise ausruhenden, oder auf eine Seereise in ferne Gegenden sich vorbereitenden Schiffe, deren Zahl stets 1—2000 beträgt. Jetzt drängen sich die Häuser an beiden Ufern, so daß die steigende Fluth ih- ren Fuß benetzt. Da liegt auf der linken Seite die City oder Altstadt, die man mit Recht das Herz von London, das Comptoir Englands, den Mittelpunkt der Ge-

5. Für die Oberklassen - S. 213

1850 - Leipzig : Wöller
213 schuldenlast von 788,147,000 Pf. Sterling oder 4,728,882,000 Thalern! Welch' eine ungeheure, ja welch' eine grauenhafte Summe! Vier tausend Millionen, sieben hundert Millionen und 28 Mil- lionen!! Schon eine Million Thaler, welch' eine Geldmasse! Aber nun ein tausend Millionen Thaler und 1000 Millionen Thaler wieder viermal genommen!! Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der brittische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für eine Erdichtung halten. Die riesenhafte Hauptstadt des brittischen Reiches ist London, auf beiden Seiten der Themse. London zählt gegenwärtig mehr Einwohner, als das Königreich Sachsen, und jedenfalls über zwei Millionen! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 14.000 Straßen, 500 Kirchen und Kapellen, 2000 Schulen, 150 Hospitälern, 156 Armenhäusern, 4400 Wirthshäusern, 330 Gast- höfen rc. re., beträgt über acht Stunden und die Breite vier Stun- den. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt' Ach ihr armen, bedauernswerthen Menschen! Gg. A. Winter. 11. Das Kaiferthum Rußland, das größte Reich der Erde. Toi. Das ungeheure russische Reich breitet sich von den Gren- zen der preußischen und östreichischen Monarchie an über Ost-Europa und Nord-Asien, so wie über mehre Inseln zwischen Asien und Ame- rika und über einen Theil von Nordwest-Amerika aus, begreift den „sechsten" Theil des Flächeninhalts aller fünf Erdtheile und ist doppelt so groß, als ganz Europa; denn es hält 401,536 Omei- len, worauf aber nur 64 Millionen Einwohner leben. Die Entfer- nung in gerader Richtung zwischen dem westlichsten Punkte in Polen und der östlichsten Spitze Sibiriens Betragt 1360 Meilen, auf dem gewöhnlichen Reisewege aber über 4000 Stunden! Gehen wir noch weiter bis zur russischen Nordwestküste von Amerika, so haben wir in der Richtung von Westen nach Osten eine Ausdehnung von 202 Längengraden, so daß, (um uns hier so auszudrücken) die Sonne beinahe 13| Stunden gebraucht, um auf allen Punkten des russischen Reichs Mittag zu machen. In diesem Reiche geht also die Sonne im wahren Sinne des Wortes nie unter. Es ist um mehr, als 100.000 mmeilen größer, als das ganze große chinesische Reich; und selbst das römische Reich war zur Zeit seiner größten Ausdeh- nung nicht einmal zum vierten Theile so groß, da sein Flächenin- halt nur zwischen 90.000 und 100,000 □ Meilen betrug. Von

6. Für die Oberklassen - S. 214

1857 - Leipzig : Wöller
214 schuldenlast von 6000 Millionen Thalern, nämlich nach unserm Gelde be- rechnet, denn in England wird bekanntlich nach Pfund und Sterling ge- zählt. Welch' eine ungeheure, ja welch' eine grauenhafte Summe! Sechs tausend Millionen! Schon eine einzige Million Thaler, welch'eine Geldmasse! Aber nun ein tausend Millionen Thaler, und 1000 Mil- lionen Thaler wieder sechsmal genommen! Wahrlich, wäre nicht die größeste Gewißheit da, daß der brittische Staat wirklich eine solche Summe schuldet, man würde diese Zahlenreihe für eine Erdichtung halten. Die riesenhafte Hauptstadt des brittischen Reiches ist London, auf beiden Seiten der Themse. London zählt gegenwärtig mehr Einwohner, als das ganze Königreich Sachsen, und zwar viel über zwei Millionen! Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Hausern, 14.000 Straßen, 500 Kirchen und Kapellen, 2000 Schulen, 150 Hospitälern, 156 Armenhäusern, 4400 Wirthshäusern, 330 Gast- höfen rc. re., beträgt über acht Stunden und die Breite vier Stun- den. Wie so niancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaurp, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat! O, du große, reiche Stadt' Ach ihr armen, bcdauernswcrthen Menschen! ' ®fl. %. Winter. 11. Das Saiserthuin Rußland, das größte Reich der Erde. 2cm. Das ungeheure russische Reich breitet sich von den Gren- zen der preußischen und östreichischen Monarchie an über Ost-Europa und Nord-Asien, so wie über mehre Inseln zwischen Olsten und -Ame- rika und über einen Theil von Nordwest-Amerika aus, begreift den „sechsten" Theil des Flächeninhalts aller fünf Erdtheile und ist doppelt so groß, als ganz Europa; denn cs hält 401,536 □ Mei-' len, woraus aber nur 64 Millionen Einwohner leben. Die Entfer- nung in gerader Richtung zwischen deut westlichsten Punkte jn Polen und der östlichsten Spitze Sibiriens beträgt 1360 Meilen, auf dem gewöhnlichen Renewege aber über 4000 Stunden! Gehen wir noch weiter bis znr russischen Nordwestküste von Amerika, so haben wir in der Richtung von Westen nach Osten eine Ausdehnung voit 202 Längengraden, so daß, (um uns hier so auszudrücken) die Sonne beinahe 13s Stunden gebraucht, um ans allen Punkten des russischen Reichs Mittag zu machen. Iw diesem Reiche geht also die Sonne im wahren Sinne des Wortes nie unter. Es ist um mehr, als 100.000 Ulmeilen größer, als das ganze große chinesische Reich; und selbst das römische Reich war zur Zeit seiner größten Ausdeh- nung nicht einmal zum vierten Theile so groß, da sein Flächenin- halt nur zwischen 90.000 und 100,000 □ Meilen betrug. Von

7. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 473

1895 - München : Oldenbourg
61. London. 473 61. London, t London bedeckt einen Raum, der von Osten nach Westen 25, von Norden nach Süden über 12 km mißt. Auf diesem Raum Hütte Paris dreimal, Berlin fünfmal, Hamburg dreißig- mal Platz. Es ist die größte Stadt der Welt und hat über vier Millionen Einwohner, so daß es allein manchen Staat, wie das Königreich Sachsen, an Volkszahl übertrifft. Die ungeheure Stadt liegt zu beiden Seiten der Themse, zum größeren Teile auf dem linken, nördlichen Ufer. Die Themse ist Londons Größe und Schmuck, sie ist die belebende Puls- ader des gewaltigen Ganzen. Fast 20 Brücken führen über den Strom, der 360 — 380 m breit ist. In dem größten Teile der Stadt sind die Häuser meist schmal, nur drei oder höchstens vier Fenster breit, auch nicht sonderlich hoch. Das kommt daher, weil jeder Engländer, wenn er es irgend kann, gern mit seiner Familie ein Haus für sich bewohnt. Fast alle Häuser sind ohne Kalkabputz und vom Steinkohlendampfe geschwärzt. Schöne Quais von Granit ziehen sich an der Themse entlang, und diese bieten im Verein mit den zahlreichen Dampfschiffen, die den Fluß nach allen Richtungen durchkreuzen, einen prächtigen Anblick. Von einzelnen Bauwerken sind die wichtigsten das groß- artige Parlamentsgebünde; die Westminsterabtei, eine schöne gothische Kirche, wo die Könige gekrönt und die Bildsäulen von allen berühmten Männern Englands aufgestellt werden; die Paulskirche, die größte evangelische Kirche der Welt; der Tower*), eine alte Burg, in der die Reichskleinodien auf- bewahrt werden. Gleich unter dem Tower beginnt die Reihe der Docks. Das sind ausgegrabene, große Wasserbecken, in welche die Schiffe durch Kanäle und Schleusen einlaufen, um daselbst ein- und auszuladen, oder auch um ausgebessert zu werden. Denn da an einem Tage oft 300 bis 400 Schiffe einlaufen, *) Sprich: Tauer!

8. Allgemeine Einleitung, Portugal, Spanien, Frankreich, Britisches Reich, Holland, Belgien, Schweiz - S. 579

1868 - Braunschweig : Schwetschke
Iii. Das britische Reich. A. England. 579 welche die Namen ihrer Stifter führen, hinzugefügt, und auf dem freien Platz zwischen den vier Gebäuden steht eine Marmorstatue Georgs ll. Die Reinlichkeit im Innern, die vortreffliche Verpflegung und Bekleidung der Invalide:!, wovon jeder ein eigenes kleines Cabinet bewohnt und außer der sehr guten Kost noch ein kleines Taschengeld erhält, haben wohl ihres Gleichen nicht in der Welt. Außerdem erhalten mehrere tausend Epspec- tauten jeder jährlich 4'/, bis 27 Pfd. Sterl. bis zu ihrer Aufnahme. Die 150 Aufwärterinnen müssen sämmtlich Wittwen von Seeleuten sein. Mit dieser Anstalt ist eine Schule für verwaisete Kinder von Seeleuten verbun- den, wo sie zum Seedienst vorbereitet werden. Auf einem Hügel in dem vielbesuchten Park steht die Sternwarte, von welcher man eine herrliche Aussicht über die Themse hat. Die englischen Geographen nehmen den Meridian derselben für den ersten (0 °) an (S. 56). Die kurze Eisenbahn von London nach Greenwich ist, von der London bridge beginnend, wie ein Paar andere, quer über Londons Straßen ans Bogen ruhend (Biaducte), auf der Höhe der oberen Etagen der Häuser, weggeführt. Bei der Eisen- bahn nach Birmingham gelangt man dagegen unter der Erde in die Stadt. — Westlich von London liegen die königlichen Lustschlösser und die Land- sitze einer großen Menge reicher Privatleute. Wir bemerken unter den Ortschaften hier: Chelsea (tschelsi), am linken User der Themse, hat sich in der neueren Zeit so erweitert, daß es jetzt als ein Theil von London betrachtet wird. Hier befindet sich das große Jnvalidenhaus für die Landtrnppen; es ist ebenso vorzüglich eingerichtet wie das zu Greenwich, faßt aber nur an 400 Per- sonen; inehrere Tausend anderswo lebende erhalten nur Pension. Mit dem Hospital ist eine Erziehungsanstalt für 1000 Soldatenkinder verbunden. Auch ist hier ein botanischer Garten des Londoner Apothekervereins. — Das prächtige Städtchen Richmond, 7423 Einw., am rechten Ufer der Themse, von dessen Hügel man eine entzückende Aussicht über den Strom und die reich bebaute Gegend genießt. Richmond ist der Lieblingssommer ausenthalt der feinen Welt und besitzt ein gutes Theater. Au' den Park stoßen die königlichen Gärten von Kew (kju) ; diese sind mit geschmacklosen Pavillons, Pagoden, Ruinen rc. überladen, aber der eigentliche botanische Garten ist einer der merkwürdigsten und reichsten in der Welt. Auch zu Chiswick (tschissik) ist ein ansehnlicher botanischer Garten. Roch weiter austvärts an der Themse liegt das Lustschloß Hampboncouik, in dessen Gemäldesammlung sich u. a. die sieben berühmten Raphaelschen Cartons (Skizzen) auszeichnen. — Weiter gegen W., am rechten Ufer der Themse, 9 Stunden von London, liegt die Stadt und das berühmte Schloß Wind- sor, der gewöhnliche Sommeraufenthalt der königlichen Familie. Das Schloß besteht aus mehreren nicht znsaminen passenden Gebäuden ans sehr verschiedener Zeit, wovon das älteste, im gothischen Stile, mit Thürmen versehen ist. Schon Wilhelm der Eroberer soll hier ein festes Schloß an- gelegt haben; mehrere spätere Könige fügten eine Kapelle und andere Ge bände hinzu, und am meisten verdankt das Schloß Georg Iii-, dessen Lieb lingsausenthalt es war, und Georg Iv. Die Parks und Gärten sind sehr weitläufig; Alles aber zeugt von der edelsten Einfachheit, und alles Steife mi* festino ves gewöhnlichen Hoflebens war aus diesem Aufenthalte t-“ ver-

9. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 170

1872 - Leipzig : Merseburger
170 Eintheilung. England wird, wie Schottland und Irland, in Shires (Scheirs) oder Grafschaften getheilt (Engl. 40, Schottl. 33, Irl. 32). Geschichtlich zerfällt es in die 7 (angelsächsischen) Königreiche Essex, Keut, Sussex, Wessex, Ostangeln, Mercia und Northumberland. Uebrigens hat kein Land der Erde so viele volkreiche und so rasch sich erweiternde Städte. Längst schon ist die städtische Bevölkerung weit stärker als die ländliche. Man kann ein ackerbauendes (den O. und So.) und ein ge- werbliches England unterscheiden. Jenes, dem Kontinent zugekehrt, der Mittelpunkt der Geschichte, umfaßt die Hauptsitze der Wissenschaft, der hohen Geistlichen, des Adels und der Ackerbau treibenden Bevölke- ruug, sowie die besten Kriegshäfen. Dieses enthält die reichhaltigen Kohlen- und Metalllager und die Fabrikstädte mit ihrer blühenden Industrie. i. Das ackerbauende England. Die Hauptstadt des ganzen britischen Reiches, London, liegt an beiden Ufern der Themse. Sie ist die größte Stadt der Erde, da sie über 5v2 m Meilen bedeckt und 31/4 Mill. E. zählt (Berlin hat fast 5 mal in London Platz). Die Themse ist bei London schon ein mächtiger Strom von 220 bis 440m (700—1400') Breite, und da sie sich ungefähr 12 Meilen davon entfernt in das Meer ergießt, und da die Flut bis zur Stadt dringt, so finden hier die größten Kauffahrteischiffe den bequemsten und sichersten Hafen von der Welt. Beide Ufer sind durch 9 Brücken und eine unterirdische Straße für Fußgänger, Tunnel, mit Gasbeleuchtung, Kolon- naden und Kaufläden verbunden. Zwei Eisenbahnen, von denen die eine eine atmo- sphärische ist, und ein System von Kloaken laufen unter der Stadt hin. Es führt sogar eine Eisenbahn (nach Greenwich) über die Häuser. Auf dem linken Ufer der Themse liegen die Stadttheile City (Altstadt) und Westminster, auf dem rechten Sonthwark (ßanßnärk). Kommt man die Themse stromaufwärts, so begleitet schon 2 Meilen von London eine fast ununterbrochene Reihe von Häusern und Hütten zu- erst das linke und später auch das rechte Ufer des Stromes. Endlich betritt man das Land und sieht sich von einem unübersehbaren Häuserkranze einge- schlössen. Die Breite, die Großartigkeit endloser Straßen, von unzähligen Gassen und Gäßchen durchflochten, das geschäftige Umhertreiben einer rastlosen Be- völkerung, das unaufhörliche Nebeneinanderjagen von vier, fünf, sechs Wagenreihen, alles erfüllt uns mit dem Gefühle, in einer Weltstadt zu sein. Ist dieser erste Ein- druck, den London auf den Fremden macht, auch immer ein großartiger, so ist er doch zugleich ein unfreundlicher. Die Häuser siud einfach und einförmig, meist nur drei Fenster breit und vom Kohlendampfe geschwärzt. Die ganze Atmosphäre ist rauchig und nebelig, daß man zu Zeiten auch bei Tage Licht brennen muß. In der City, dem geräuschvollsten Theile der Stadt, wo in den engen und winkeligen Gassen die größten Handels- und Wechselhänser stehen und in den Kellern des Bankgebäudes ungeheure Massen von Gold und Silber lagern, erhebt sich, von Hau- fern umdrängt, die größte protestantische Kirche der Erde, die Paulskirche mit ihrer herrlichen 45^ (144') im Durchmesser haltenden Kuppel. Ganz am Ostende, an der Themse, steht der Tower, früher Königsschloß, dann Staatsgesängniß, der Schau- platz vieler blutige Thaten. In Westmiuster, dem ruhigsten und schönsten Stadt- theile, wo die breiten Straßen und die vielen Rasen- und Gartenplätze, wie der James- und Hydepark u. a., freier athmen lassen, empfangen uns die prachtvollsten Läden, in denen die kostbarsten Waaren ausgestellt sind. Einen wundervollen An- blick gewähren diese bei der hellen, reinen Gasbeleuchtung, wenn das Licht von den großen Spiegeln widerstrahlt, die an den Seitenwänden und im Hintergründe auf- gestellt sind.' Bis in die späten Abendstunden dauert dann das rege _ Leben auf den vom hellsten Gaslicht erleuchteten Straßen. An Gebäuden merken wir besonders die Westminsterabtei, eine herrliche, gothische Kirche mit vielen Grabdenkmälern berühmter Personen, und die neuen prachtvollen Parlamentshäuser. Kommt man aus diesem, von Vornehmen und Reichen bewohnten Stadttheile nach dem Ostende, welches neue Gewühl von Menschen umgiebt uns! Schiffer, Schiffsmäkler und Schiffsbauer, Hand- werker, Fabrikanten und Trödler, Käufer und Verkäufer gehen geschäftig durch ein- ander. Armut und Verworfenheit, Lustigkeit und Gemeinheit begegnen unfern Schritten. Endlich im südlichsten Theile der Stadt, in dem tief und ungesund ge- legenen Southwark, tritt uns die Gewerbthätigkeit in ihrer bewunderungswürdigen

10. Die Erde und ihre Bewohner - S. 512

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
Europa, Großbritannien und Jreland. Regelmäßigkeit im Laufe ihrer Straßen, noch übereinstimmende Schönheit im Bau ihrer Häuser verlangt werden. Doch sind viele, große Stadttheile durchaus regelmäßig angelegt und schön gebaut. Ungeachtet der reizenden Umgebungen und des prächtigen Skromes, ist der erste Eindruck, welchen diese große Stadt auf den Ankom- menden macht, mehr düster, als freundlich. Beständige Wolken von Steinkohlendampf hüllen theils die große Häusermasse ein, theils lassen sie die geschwärzten Kuppeln und Thürme und die größten Palläste nur gruppen- und stückweise übersehen. Die Zahl der Straßen und Gassen soll sich auf mehr als 9.000 belaufen; Häuser sind über 180.000, und jährlich werden mehre tausend neue gebaut. Diese, im Verhältniß mit der Einwohnerzahl, gegen an« dere große Städte auffallende, Häuserzahl, kömmt daher, daß er« stens in London die Häuser meist nur 3 Stock hoch und nicht so groß sind, als in vielen großen Städten Mitteleuropas, wo nicht selten ein Dutzend, ja einige Dutzend Wohnpartien in einem Hause beisammen sind, daß zweitens in London ein sehr großer Theil der Häuser nur von einer wohlhabenden Familie bewohnt wird. Die Häuser, im britischen Geschmack, einfach, von Backsteinen gebaut, sind nicht mit Kalk überworfen (abgeputzt), sondern vom Kohlen« dampf geschwärzt. Allenthalben trifft man aber, was man in an« dern großen Städten so oft vermißt, Nettigkeit und Reinlichkeit, gutes Pflaster und für die Fußgänger auf beiden Seiten breite Steine. Die Fenster sind aus Spiegelglas, durch welches der Reichthum und die Pracht der Gewölbe durchschimmern. Außer« ordentlich ist das Gewühl der Menschen, selbst in den abgelegenen Stadttheilen, am größten aber in der Nähe der Themse, und es zeigt deutlich, daß man sich in eines mächtigen Reiches reicher Hauptstadt befindet. London zerfällt in drei Haupttheile: 1) die City, das ist der östliche Theil, 2) Westminster, das ist der westliche Theil und 3) Southwark, auf dem rechten, oder südlichen Ufer der Themse. In der City ist die berühmte, 510 Fuß lange, 282 Fuß breite und 404 Fuß hohe Paulskirche, von Wren erbaut; der Tower, eine alte Burg mit halbverfallenen Mauern und Gräben, die Bank von'england, die Börse und das neue Zollhaus. Westmin« ster hat meistens gerade und breite Straßen; dort wohnen der Kö- nig und die Großen. Southwark hat das Ansehen einer alten Fabrikstadt, und die berußten Häuser liegen dicht gedrängt und regellos durcheinander; ein unaufhörlicher Kohlendampf steigt aus unzähligen Feueressen und Dampfmaschinen in die Luft, doch hat

11. Theil 2 - S. 210

1830 - Königsberg : Bornträger
210 Das britische Reich. während in der City mehr die gewerbfleißigcn Kaufleute und Hand, werter wohnen. Jenseit der Themse, südlich liegt der dritte Theil von London , Southwark (Sauthwahrk). Sechs schöne Brü, cken verbinden diesen Theil mit der City und Westminster. Die älteste ist die ehrwürdige London-Brücke, von steinernem Ge- länder eingefaßt, und deö Nachts mit großen Laternen erleuchtet. Hier war sonst ein alter Thurm, auf besten Zinnen die Köpfe der Hingerichteten Hochverrälher dem Anblicke des Volks preisge- geben wurden *). Sie ist die besuchteste, und Tag und Nacht wird sie nicht leer. An einem Sonntage zählte man einmal bei, nahe 90.000 Fußgänger und 1240 Kutschen, die über sie gingen und fuhren. Unterhalb derselben ist der Strom fast ganz mit großen und kleinen Schiffen bedeckt; denn hier ist der Hafen von London. Am herrlichsten ist die erst neugebaute Waterloo, Brücke, die über 3 Mill. Thaler gekostet hat, und an dem er, sten Jahrstage der Schlacht von Waterloo (oder Belle Alliance) zum ersten Male befahren wurde. Da man hier aber einen Zoll bezahlen muß, so ist sie nicht so besucht als die andern, über welche man unentgeltlich gehen kann. Eine der Brücken, die Southwarksbrücke, ist ganz von Eisen; sie schwebt wie ein leichtes Gitterwerk über dem breiten Strome **). Vergebens sucht man in London große Palläste, die man in andern großen Städten zu finden gewohnt ist. Selbst die Woh- nungen der Personen des königlichen Hauses sind nicht ausgezeich- net und führen nur den bescheidenen Namen von Häusern. Alle ihre Pracht ist nur im Innern der Zimmer, nie im Aeußern zu suchen. Ganz London ist von roth - und weißgrauen Backsteinen erbaut, und äußerst selten sind diese mit Kalk überzogen. Nur sehr wenige neue Gebäude bestehen aus Quadersteinen. Durch den beständigen Kohlendampf bekommen alle sehr bald ein düste, res Ansehen, das nur durch das sehr helle Spiegelglas der Fenster einigermaßen gehoben wird. Die meisten Häuser sind sich völlig gleich, in der Regel sehr schmal. Man geht durch lange Stra- ßen, wo alle nur ein gemeinschaftliches Dach zu haben scheinen, und bloß durch ziemlich schmale Hausthüren von einander abge- sondert sind. Die meisten sind nur Z Fenster breit, aber Z — 5 Stock hoch. Die Tiefe ersetzt einigermaßen den Raum; von lan- gen Zimmerreihen kann hier nicht die Rede seyn. Jede Familie bewohnt ihr Haus allein, und nur einzelne Personen, nicht leicht ganze Familien, finden Gelegenheit, sich Zimmer zu miethen. Denkt man sich daher London menschenleer und ohne Handel, so *) Daher heißt cs in Schillers Maria Stuart: „Babingtons und Tichburns blut'ge Häupter Auf Londons Brücke warnend aufgesteckt." **) Wir folgen in dem Folgenden meist den Beschreibungen von Nic- mcyer und der Madame Schopenhauer.

12. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 47

1899 - Schleswig : Bergas
47 13. Das Königreich Großbritannien und Irland. (315 T. qkm, 40 Mll. E.) 1. Das britische Reich besteht aus den beiden großen Inseln Groß- britannien und Irland und vielen kleinen umliegenden Inseln. Diese Inseln werden vom atlantischen Oceane und von der Nordsee umspült. Die beiden Inseln Großbritannien und Irland sind durch die irische See getrennt. Der englische Kanal trennt Großbritannien und Frankreich. 2. Der nördliche Teil von Großbritannien heißt Schottland, der süd- liche England. Im Süden und Osten der Insel ist Tiefland, im Norden und Westen Berg land. 3. Das Bergland Englands besteht aus mehreren Teilen, welche durch Tiefländer getrennt sind. Die Gebirgszüge sind nicht sehr hoch. In den Thälern wird Ackerbau, auf den Höhen Viehzucht getrieben. Unermeßliche Schütze an Steinkohlen, Eisen, Kupfer und Zinn finden sich im Innern der Berge. Daher liegen in den Berggegenden viele große Fabrikstädte. In Birmingham ftpr. börminghüm) werden die verschiedensten Metallwaren hergestellt. Manchester ftpr. mäntschestr) verarbeitet viel Baumwolle. Die größten Steinkohlenbergwerke sind in Newcastle ftpr. njuküßl) an der Nordsee. 4. Die Gebirge Schottlands sind durch eine breite Tiefebene getrennt, Letztere eignet sich besonders zum Ackerbau. Hier liegen auch die großen Städte des Landes: die schöne Hauptstadt Edinburg und die Fabrik- und Handelsstadt Glasgow ftpr. glasgo). Die Gebirge Schottlands sind rauh, zum Teil kahl und stellenweise mit großen Heiden und Mooren bedeckt. Die Bewohner ernähren sich von Viehzucht und Jagd. 5. Das Tiefland ist meistens fruchtbarer Boden und reich bewässert. Im Süden fließen die Themse und der Severn ftpr. ßewwern), nördlicher der Humber ftpr. ömber). Die Flüsse haben nur kurzen Lauf, ihre Mün- dungen sind aber breit und tief und bilden vortreffliche Häfen. Zahlreiche Kanäle erleichtern Handel und Verkehr. Durch die Nähe des Meeres wird das Klima des Tieflandes sehr gemildert, auch regnet es viel und dichter Nebel liegt oft tagelang iiber dem Lande. Im Winter bleibt der Schnee selten liegen und das Vieh tveidet dann draußen. Das milde, feuchte Klima ist dem Pflanzenwuchse sehr förderlich. Daher blühen hier Ackerbau und Viehzucht. Man züchtet edle Pferde und schweres Schlachtvieh. 6. England hat viele große Seehandelsstädte. Die Hauptstadt London liegt an der Themse. London hat 4^Z Millionen Einwohner und ist die größte Stadt der Welt. 12 000 Schifte laufen jährlich ans allen Weltteilen in den Londoner Hafen ein. London ist eine Welthandelsstadt. Über der Stadt liegt fortwährend eine dicke Wolke von Rauch und Nebel. Im Winter müssen deshalb die Straßenlaternen oft den ganzen Tag brennen. Der Verkehr auf den Straßen Londons ist sehr groß. Die Wagen fahren oft in 6 bis 7 Reihen nebeneinander. Auf der Themse sieht man zahlreiche Dampfschiffe hin- und herfahren. Eisenbahnzüge fahren über den Häusern und sogar unter der Themse durch. London hat große schöne Plätze und Parks. — An der Westküste liegen Bristol ftpr. bristl) und Liverpol ispr. liwwerpuhl). In letzterer Stadt wird besonders Baumwolle eingeführt. 7. Die Engländer sind unternehmend und ausdauernd, stolz auf ihr Vaterland, aber hochmütig und verschlossen gegen Fremde. Sie gehören zur

13. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 290

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
290 Drittes Buch. gothische Kirche aus dem Mittelalter mit vielen Grabdenkmälern berühm- ter Personen; gegenüber liegt Westminsterhall [ueftminsteichäl], mit einem der größten Säle der Welt, in dem z. B. die Könige gekrönt werden, jetzt ein Theil der neuen prachtvollen, im gothischen Stil auf- geführten Parlamentshäuser-, dann Whitehall [ndt hat], aus dessen Fenstern Karl I. aufs Schaffet stieg. Am Südwestende von Westminster liegt der unansehnliche, jetzt wenig mehr gebrauchte Königs- Palast St. James fsänt dfchäms]; um ihn herum der Jamespark, der Greenpark sgrinpark), der Hydepark [hndparfj, große unregel- mäßig mit Bäumen besetzte Wiesen; in der Mitte ein Wasserbecken, ringsumher Alleen. Ihr Hauptschmuck (wie der aller englischen Gärten) bleibt das unvergleichliche Rasengrün, nur durch das feuchte Klima und die sorgsamste Pflege ermöglicht, c) Nördlich von Westminster der Re- gentspark ^redschentspark^ mit dem größten zoologischen Garten der Welt und um ihn herum die neuen und eleganten Straßen des n. w. London; wieder mehr s. ö. davon, gegen das Stadtinnere hin, die Uni- versität und das Britische Museum mit seinen weltberühmten Alterthümern, besonders aus der griechischen und orientalischen Vorzeit, ü) Am nordöstlichen Ende der Stadt der Victoria-Park. Das Ostende der Stadt, Eastend [istend], ist die Schifffahrts- und Seestadt. London ist die erste Handelsstadt der Welt. Jährlich laufen etwa 30,000 Schiffe aus und ein, die Themse ist fast immer mit einem Walde von Masten bedeckt. London allein entrichtet von seinem überseeischen Handel an den Staat im Jahre 71 Millionen Thaler. 2) Die Umgegend von London ist mit Städten und Dörfern besät; selbst die (Nachts erleuchteten) Chausseen sind oft noch weithin mit Häusern besetzt. Unterhalb der Stadt sind zuerst die verschiedenen Docks, d.h. große, mit der Themse in Verbindung stehende Wasser- becken, in denen die Schiffe befrachtet und ausgeladen werden; dann weiter an der Themse Green wich [grinitsch], berühmt durch seine Sternwarte (S. 12) und sein Hospital für invalide Seeleute. Wool - wich [wnlütsch], Hauptort der englischen Artillerieeinrichtungen; Arsenal. Oberhalb, am rechten Ufer, bei der Stadt gleichen Namens, das berühmte Lustschloß Windsor [uiubs'v], mit herrlichem Park; gegenüber, am linken Themseufer, Etou [it'n], die besuchteste gelehrte Schule und Pensionsanstalt Englands. Das ganze Themseufer zwischen hier und London voller Landsitze. Südlich von Southwark Sydenham [sidd'n- härn] mit dem znr Londoner Industrie-Ausstellung erbauten „Krystall- Palast" aus Eisen und Glas, der danach zu einem dauernden geogra- phischen Museum lehrreichster Art umgestaltet worden ist. 3) Im südlichen England, im S. des Canals von Bristol und der Themse, oder nach den alten Bezeichnungen Wes sex, [nessex], Sussex [fösfex], Kent: Canterbnry [fanterbrt] in Kent, mit der Kathedrale des ersten Erzbischoss der englischen Kirche — ein paar Meilen südlich am Canal Dover [döwer] (S. 264), weiter nach Sw. das Seebad Brighton sbreit'n^, mit einem königlichen Schlosse im orientalischen Geschmack, 90000 E. — weiterhin Sonthampton [saufjamt'n], Handelsstadt und Hauptstation der Dampfschiffe, 50,000 E., Portsmonth [pörtsmis], 110,000 E., Hauptkriegshafen und Haupt- festung auf einem Jnfelchen am Eingange eines Meerbusens, der die ganze Seemacht von England aufnehmen kann; am westlichen Eingange

14. Bd. 2 - S. 50

1837 - Eisleben : Reichardt
50 Europa. eine Stadt, die jetzt nach London, Paris und Eonstantinopel die volk- reichste Stadt in Europa ist und in ihren 8000 Häusern eine Bevöl- kerung von 450,000 Menschen hat. Außerdem kommen aber jährlich im Frühlinge gegen 150,000 Menschen aus dem Innern des Reichs hierher, theils als Arbeiter auf den Barken, theils als Maurer, Zim- merleute rc.; von diesen bleibt gewöhnlich mehr als ^ den Winter über daselbst, so daß man immer über eine halbe Million Bewohner rechnen kann. Petersburg hat nicht den Vortheil der zauberischen Um- gebung, der schönen Natur und einer malerischen Lage; vielmehr liegt es niedrig auf einem flachen, meistens sumpfigen Moorboden (wo sich in den Niederungen kaum Z F. tief schon Wasser findet, daher auch die meisten Hauser wie in Venedig und Amsterdam auf einem Funda- ment von Pfählen erbaut sind) und in einer Landschaft, die nirgends jene schöne Abwechslung darbietet, welche die Lage vieler andern Haupt- städte schmückt, sondern wo selbst noch jetzt, ungeachtet dessen was die Kunst zur Verschönerung der Gegend am meisten auf der Südseite der Stadt gethan hat, die Kultur in einiger Entfernung von dersel- den, namentlich gegen O. und N. gering ist, und man außer so manchen Dörfern und Lustschlössern und Landsitzen der Großen, nichts als Wald erblickt. Desgleichen entbehrt Petersburg bei seiner sehr nördlichen Lage, fast unter 60. Grad der Breite, eines milden Klimas. Das Angenehmste sind die schönen hellen Sommernächte, die so klar sind, daß man die ganze Nacht hindurch die feinste Schrift ohne Licht zu bedürfen, lesen kann. Dagegen hat man freilich in vielen Winter- tagen kaum 4 Stunden Tageslicht. In Rücksicht des Handels aber hat Petersburg eine sehr günstige Lage; denn ein schiffbarer majestäti- scher, 1200 F. breiter Strom, die Newa, welche aus dem großen Ladogasee kommt, durchfließt in mehrere Arme sich theilend, die Stadt und ergießt sich nach einem überhaupt 9 Meilen langen Laufe, in den Finischen Meerbusen, der dicht bis an das Westende Petersburgs geht. Dieser Fluß, von großer Tiefe und schöner Durchsichtigkeit seiner,blauen Fluthen ist von schönen, aus Granitquadern ausgemauerten Kaien oder Dämmen, mit Brustlehnen von Granit und gegittertem Eisen, mit prächtigen Landungsplätzen eingefaßt, die sich längs der Newa und ihrer Kanäle in ungeheurer Länge erstrecken und so einen mehrere Mei- len langen Spaziergang gewähren, indem ein breiter Fahr- und wohl- gepflasteter Fußweg, der an den Brustwehren hinläuft, die Reihe der das Ufer schmückenden Palläste und prachtvollen Gebäude von dem Flusse selbst scheidet. Zugleich dient das schöne, klare Wasser der Newa, da Petersburg keine Brunnen hat, zum allgemeinen Trinkwasser. Allein so große Vortheile die Newa der Stadt gewährt und einen der be- merkenswerthesten Züge in dem Gemälde derselben bildet; so furchtbar wird auch dieser Strom, wenn Stürme sich erheben, und dann diese sonst spiegelglatten Fluthen maueräbnlich sich thürmen. Noch in fri- schem Andenken ist jener schreckenvolle Tag, der 19. November 1824,

15. Geographische Charakterbilder aus Europa - S. 137

1888 - Leipzig : Fues (R. Reisland)
Iv. West-Guropa. Großbritannien und Irland. 1. In London. — Worih von Kcrtckstein ^ Um einen allgemeinen Eindruck des Charakters von London und der Physiognomie seines öffentlichen Lebens zu gewinnen, be- schloß ich, deu ersten Tag meines Aufenthalts nur flüchtig einige der belebteren Teile zu durchstreichen. Von allen Punkten innerhalb dieser Ungeheuern Stadt ist der Anblick auf dieselbe von einer der Themse- brücken, die mit hochgeschwungenen Bogen den hier sehr breiten, reich belebten Strom überwölben, besonders schön. Der eigentliche Knoten- puukt des Verkehrs ist die London-Bridge, weil hier die meisten für die Stromschiffahrt bestimmten Dampfschiffe abgehen. Mit der Annäherung zur Loudou-Bridge wird das Gewühl und die Regsamkeit des Straßen- lebens immer größer, und man wird, ohne Zeit zu einer ruhigen Sammlung zu gewinnen, unwillkürlich von dem auf- und abwogenden Menschenstrom mit fortgerissen. Die Breite der Straßen in allen leb- hasteren Gegenden erleichtert das Ausweichen der Menge hin und her rollender Wagen, unter denen Cabs, ganze Reihen aufeinander folgender Omnibusse, für den Geschäftsbetrieb bestimmte Fahrzeuge mit Kohleutrausporteu, Porterfässern oder Warenballen beschwert, ein ewig wechselndes Durcheinander bilden. Von der London-Bridge aus ist der Eindruck, welchen das weit ausgespannte Panorama dieser mächtigen Riesenstadt zurückläßt, wahr- Haft überwältigend. London ist mit seiner unermeßlichen Häuserwelt in der Form einer Ellipse um beide Ufer der Themse gruppiert. Der Strom teilt die vier Millionen Bewohner umfassende Stadt in zwei durch zahlreiche Brücken verbundene Abteilungen. Die Stadtteile London und Westminster liegen auf der Nordseite der Themse, Southwark

16. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 349

1883 - Regensburg : Pustet
349 geheure Reichtümer besitzen, wimmelt doch das Land von Bett- lern. Besonders die Irländer schmachten in großem Elende. Die Briten stehen mit ihrem Welthandel und ihrer Seemacht allen Völkern voran. Die Regierung ist konstitutionell-mo- narchisch. Der Reichstag heißt Parlament und besteht aus dem Oberhause, in welchem sich die Lords als Vertreter des hohen Adels, und dem Unterhause, in welchem sich die Abgeordneten des Volkes versammeln. Der Religion nach sind ungefähr ein Drittel der Bevölkerung Katholiken, wovon die meisten in Irland sind; die übrigen sind reformiert. Ihrem Charakter nach sind die Briten sehr ordnungsliebend und er- finderisch. Boxen (Faustkämpfen), Hahnengefechte, Pferde- rennen und Wetten um große Summen sind bei ihnen sehr beliebt. 23. London. In der That, der erste Eindruck, den diese unermeßliche Stadt der Häuser und Menschen, des Reichtums und der Pracht, der Armut und des gräßlichen Elendes in dem Beschauer hervor- ruft, ist der der Unendlichkeit. Mag man kommen von wel- chem Punkte der Erde man will, mag auch die Phantasie die kühnsten Bilder von der Größe und Unermeßlichkeit dieser Welt- stadt einem vorgezaubert haben, die Wirklichkeit übertrifft sie alle. Und hört man nun noch alle Sprachen der Erde an den belebtesten Plätzen aus dem Munde wandelnder Menschen, so glaubt man sich nicht allein in das Labyrinth versetzt, sondern findet auch die Schilderung vom alten Babel abermals verwirklicht vor sich. Denn alle Völker senden ihre Vertreter Jahr aus, Jahr ein nach diesem einzigen Orte der Erde; alle Völker Europas eben so gut, wie Indien, Afrika, Australien, Neuseeland, Amerika, Chiva, ñapan und die Inseln des stillen Ozeans. Der nördliche und südliche Stadtteil, durch die Themse getrennt, sind durch 7 bemerkenswerte Brücken und den seit 1842 eröffneten Tunnel verbunden. London ist die größte Stadt der Erde. Die Länge der Stadt mit ihren 300,000 Häusern, 14,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen, 150 Hospitälern, 156 Armenhäusern re., beträgt über 8 Stunden "ud die Breite 4 Stunden. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben we einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obst- oaum, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat! O du große, reiche Stadt! Ach ihr armen, bedauernswerten Menschen!

17. Die Landschaften Europas - S. 208

1900 - Trier : Lintz
208 Das Britische Inselreicb. jarmötli). Colchester (spr. koltschesstör), das ebenfalls an der Ost- küste, aber südlicher liegt, treibt Austern fang, ebenfalls der kleine Ort Whitstable ispr. witstäbl) bei Dover, dessen Austern- bänke schon bei den Römern in Ansehen standen. An der Schiff- fahrt und am Seehandel sind besonders London und Sout- hampton, ferner die schon genannten Städte Brighton und Hastings, sowie Ipswich (spr. ipsswitsch, 60000 E.) beteiligt. Einige Hafenstädte, die der Festlandsküste am meisten genähert sind, haben für die Uberfahrt nach den gegenüberliegenden Ländern Bedeutimg erlangt. So ist Folkestone (spr. föksstön) Überfahrtsplatz nach Boulogne (spr. bulonj'), Dover nach Calais (spr. kaläh) in Frankreich imd Ostende in Holland, Harwich (spr. häredsch) und Yarmouth ebenfalls nach Holland. Die günstige Lage, die Entwicklung und das Lebensbild Londons. London hat für die Seeschiffahrt und den Seehandel eine bevorzugte Lage. Es vereinigt in sich die Vorzüge der Landstadt mit denen der Seestadt. Für seine Gründung war wohl seiue ziemliche Entfernung von der meerbusenartig er- weiterten Themsemündung massgebend. Diese Entfernung, die ungefähr 30 km beträgt, bot gegen einen etwaigen Angriff von der See her einen gewissen Schutz. Anderseits war der Ort geeignet, der Mittelpunkt eines ausgedehnten Gebietes zu werden. Dieses, das Londoner Becken, war zugleich sehr fruchtbar. Die Mög- lichkeit einer bedeutenden Entwicklung der Stadt war schon damit gegeben. Der günstige Ltmstand der gleichzeitigen Meereslage, die durch das starke Einströmen der Flutwelle in die Themse hergestellt wird, kam hinzu. Sie wurde in dem Masse wirksam, als die Macht des englischen bezw. des ganzen britischen Reiches wuchs und sich Beziehungen zu anderen Erdenländern, besonders zu einem ausgedehnten Kolonialreiche, knüpften. So ward London mit dem Werden des britischen Welt- reichs die heutige Weltstadt, so ward es der Mittelpunkt des Welthandels und in gewissem Sinne auch des Weltver- kehrs, jedenfalls aber des Nachrichtendienstes der ganzen Erde. Seine Entwicklung wird nicht eher stocken, bis auch das britische Weltreich die Grenzen seines äussern und innern Wachsens erreicht sieht. Bis dahin mögen aber wohl noch einige Millionen Menschen zu den 6 Millionen, die Gross-London gegenwärtig zählt, hinzu- kommen. Aber heute ist es schon die grösste und volksreichste Stadt, die es je auf Erden gegeben hat. Über die Entwicklung Londons mögen folgende Angaben hier Platz finden: Die in den Jahren 1664—66 von der grossen Pest und ferner 1666 von einer riesigen Feuersbrunst heimgesuchte Stadt zählte um 1700 700 000 E., um 1800 900 000 E. und 1880 bereits 3 800 000 E. Im Jahre 1807 wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, und in dem nämlichen Jahre be- gannen auch die Dampfschiffe ihre Fahrten. Jetzt laufen jährlich 20000 Schiffe in die Themse ein. Die ausgeführten Waren haben einen Wert von 2 Milliarden dl.

18. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 311

1863 - Essen : Bädeker
311 Die Länge der Stadt mit ihren 260,000 Häusern, 10,000 Straßen, 600 Kirchen und Kapellen, unter denen die Paulskirche die größte evangelische Kirche der Welt ist, der 1300 Fuß lange Tunnel unter der Themse her; den vielen Bibel- und Missionsanstalten rc. rc., be- trägt über acht Stunden und die Breite vier Stunden. Im Innern der Stadt sind 74 mit Bäumen bepflanzte große Plätze. Wie so mancher erwachsene Mensch mag jährlich in London sterben, der in seinem Leben nie einen wogenden Getreideacker, nie einen blühenden Obstbaum, nie einen bunten Wiesenteppich geschaut hat!- O, du große, reiche Stadt! Ach, ihr armen, bedauernswerthen Menschen! — Zu Großbritannien gehören so viele Besitzungen rings um die Erde, daß .inan sagen kann: In diesem Reiche geht die Sonne nicht unter. 21 Der Wallfischfarrg. In den großen Meeren, besonders den nördlichen, leben Thiere, welche eine nackte oder doch nur mit einigen Borsten besetzte Haut, keine Hinterfüße und statt der Vorderfüße Schwimmflossen und eine wagerecht ausgebreitete Schwanzflosse haben. Diese Thiere gehören, trotz ihrer Fischähnlichkeit, nicht zu den Fischen, sondern zu den Säugethieren und heißen Walle. Zu ihnen gehören z. B. die Seekuh, der Delphin, der Wallfisch. Der Wallfisch ist das größte Säuge- thier, denn 80 Elephanten machen erst einen Wallfisch aus; er ist 70 bis 80 Fuß lang Und bis 2000 Centner schwer. Wegen des großen Nutzens, den der Wallfisch durch seinen Thran und sein Fischbein gewährt, ist der Fang desselben seit Jahrhunderten von verschiedenen Völkern mit großem Eifer betrieben worden. Vom 11. bis 14. Jahrhundert betrieben ihn besonders vie Basken (aus Spanien). Darauf kam er in d>e Hände der Holländer, die ihn im 17. Jahrhundert zu einer solchen Blüthe brachten, daß sie in einem Jahre 300 Schiffe mit 18,000 Matrosen aus- schickten und auf Spitzbergen eine besondere Niederlassung zur Betreibung dieses wichtigen Industriezweiges gründeten. Gegenwärtig wird der Fang dieses Thieres im hohen Norden hauptsächlich von den Engländern betrieben; doch gehen jährlich auch einige Schiffe von Frankreich, Hamburg, Bremen, Altona, Glückftadt, Holstein und Schleswig, Hannover, Rostock und Stettin auf den Wallfischfang. Die Schiffe, jedes mit ungefähr 50 Mann besetzt, laufen im Frühjahr aus und kommen im August und September zurück. So lange der Fang noch ergiebiger war, erlegte ein Schiff auf einer solchen Fahrt nach Spitz- bergen 8 Wallfische. Die Ergiebigkeit ist jedoch nicht in allen Jahren gleich. Jetzt rechnet man es gewöhnlich schon für ein glückliches Jahr, wenn auf einer Fahrt drei Wallfische erlegt werden. Sind die Schiffe in den Gegenden, wo sich Wallfische aufhalten, angekommen, so muß Tag und Nacht die größte Wachsamkeit beobachtet werden. Die Böte werden an den Seiten des Schiffes ausgehängt, um zu augenblicklicher Benutzung bereit zu sein. Gestattet es der Stand des Meeres, so wird auch wohl sofort ein Boot ausgesetzt, bemannt und ins Schlepptau genommen. Sobald sich ein Wallfisch wahrnehmen läßt, wird sogleich das Zeichen zum Aufbrechen gegeben: rin Walli ein Wall! ruft die Wache, und sogleich setzt sich ein Boot in Bewe- gung, und andere folgen ihm in größter Eile und unter großem Allarm. Man nähert sich dem Ungeheuer, der Chef lenkt das Boot, der Harpunirer schwingt seine schlanke, leichte Waffe, auf Befehl des Chefs durchschneidet sie die Luft und trifft das Thier. Dieses schlägt furchtbar mit seinem Schwänze umher, und weh« dem Fahrzeuge, das von ihm getroffen wird, denn es wird unfehlbar von ihm zerschmettert. Mit ungeheurer Schnelligkeit fliegt der Wallfisch, hinter sich her die Siegerbarke schleppend; denn an der Harpune war ja jenes Tau be- festigt, das nun dem Boote als Schlepptau dient. Abwechselnd taucht der Wall-

19. Lesebuch in Lebensbildern für Schulen - S. 282

1853 - Oppenheim a.Rh. [u.a.] : Kern
282 allein 800 englische Fahrzeuge Schiffbruch gelitten. Diese Stadt solltet Ihr einmal sehen! Ein Meer von Häusern (an 260,000) über zwei Stunden lang und H Stunden breit, mit einer Bevölkerung von fast 2 Million Menschen, also größer, wie die des Königreichs Wurtemberg mit all seinen Städten, Flecken und Dörfern zusammen genommen! Ueber die Themse führen mehrere große lind kostbare Brücken, wie z. B. die Westmünsterbrücke 68' brett und 1200' lang. Auch unter der Themse geht ein Weg her, Tunnel genannt. In dieser Stadt blühen Fabriken, Gewerbe, Künste und Wissenschaften und 1200 Erziehungs- anstalten. Hier trifft man herrliche Anstalten für Arme und Unglück- liche. Unter den großen, merkwürdigen Gebäuden Londons verdient genannt zu werden der Tower und die Paulskirche. Der Tower ist das alte Staatsgefängniß von London, ein vierthürmiges, finsteres Gebäude. Der ringsherumlaufende, 20' breite Graben kann durch das Aufziehen der Schleichen unter Wasser gesetzt werden. Die Thore des Tower werden jeden Morgen und Abend mit Feierlichkeit geöffnet und geschlossen. Hier wurde manches Verhör gehalten und mancher Staats- verbrecher hingerichtet. Die Paulskirche gehört gleichfalls zu den be- rühmtesten Gebäuden Londons und ist der größte Tempel der pro- testantischen Christenheit. Ihre Grundform ist ein Kreuz, über dessen Mitte sich ein 400' hoher Rundbau erhebt, gedeckt mit einer Kuppel, welche 100' weit ist. Die ganze Kirche hat eine Länge von 500' und kostet 748,000 Pfund Sterlinge. Dublin, die Hauptstadt von Irland, liegt in einer fruchtbaren Ebene und ge- hört mit Neapel, Constantinopel und Stockholm zu den schönsten Städten Europas. Es liegt eine englische Meile von der Küste ent- fernt und hat 300,000 Einw. Seine Gärten und reiche Kaufläden erinnern an London; allein Dublin ist regelmäßig gebaut und hat prachtvolle Straßen und Paläste. Der Hafen ist seicht und durch Sandbänke und starke Winde gefährlich. Daher zog man einen 2 Stunden langen Damm, an dessen Ende sich 2 Leuchtthürme gegen- über stehen. In Dublin gibt es viele äußerst arme Leute, aber auch Männer, die jährlich 4000 Pfund zu verzehren haben. In England lebt mehr als Einer, der alle Jahre 10,000 Pfund Sterling ein- nimmt. E d i n b u r g, die Hauptstadt Schottlands, mit 200,000 Einw., ist auf mehreren Hügeln erbaut und in den Straßen geht es bergauf und bergab, wie in Stockholm. Manche Gäßchen sind so steil, daß kein Fuhrwerk darin fortkommen kann. Die Häuser dieser alterthümlichen Stadt sind meist 8 bis 10 Stockwerke hoch. Zwischen der Alt- und Neustadt zieht sich quer eine häßliche, sumpfige Schlucht hin, welche früher ein See war, und das Norderloch heißt. Darüber zieht ein Damm und eine Brücke, um beide Stadtheile zu verbinden. Eine Straße, die Hochstraße genannt, läuft über 5000' lang auf dem Rücken eines Hü- gels hin und endet mit einem Castel, welches auf einem 200' hohen I

20. Theil 2 - S. 242

1830 - Königsberg : Bornträger
242 Das britische Reich. ab, und ziehen eiserne Walzen darüber hin. Am Sonntage sin« det man auf jener Terrasse eine unendliche Menge von Menschen, die aus London und der ganzen umliegenden Gegend bcrbeiströ- men: Landleute, Gutsbesitzer, Pächter, schwerfällige Bewohner der City mit ihren wohlbeleibten, geputzten Ehehälften und zierli- chen, trippelnden Töchtern u. a. m. — Ganz nahe bei Windsor, nur durch den Fluß getrennt, liegt E to n (Jten), ein großes Dorf, mit der berühmtesten Schule Englands, wo die vornehmsten jungen Leute erzogen und unter- richtet werden. Ein halbe Stunde weiter kommen wir über dem Sammetteppich blumenreicher Wiesen nach dem Dorfe Slough (Sloh), wo der berühmte, vor wenigen Jahren verstorbene Astronom Herschel wohnte. Vor seinem stillen Hause steht sein ungeheures Spiegelteleskop, das zu groß ist, um in einem Gebäude Platz zu siuden. Die Röhre dieses Niesenfern- rohres ist fast 20 Ellen lang, von geschmiedetem Eisen, und ruht auf einem Fußgestellc, das durch 20 Rollen nach allen Seiten be- wegt werden kann. Es vergrößert die Himmelskörper Zooo Mal, und oft sah Herschel in einer Stunde mehr als 50,000 Sterne vor dem Gesichtsfelde des Fernrohrs vorübergehen. Mit dieser bewunderungswürdigen Maschine hat der große Mann die stau- nenswürdigsten Entdeckungen am Himmel gemacht. Jetzt ist er da, wo er wohl heller sehen wird, was er hier nur ahnen konnte. Seine Schwester half ihm bei seinen Beobachtungeri, und hat selbst manche wichtige Entdeckung gemacht. — Wenn wir nach London zurückgekehrt sind, und nun östlich, stromabwärts, fahren, so kommen wir nach Greenwich sgrinitsch). Wir fahren auf der Themse hin- ab. Welcher stetö" Wechsel der Ansichten an beiden Ufern! „Hier Palläste, dort armselige Fischerhütten ; zur Rechten die engen. Lich- ten Straßen von Southwark; zur Linken der herüberdrohende To- wer, und an dem Fuße seiner Wälle die Landungsplätze, wo vor- mals so oft bei nächtlicher Weile die Opfer des Todes ausgeschifft wurden; dann weiter nach Osten die Londondocks. Auf dem Stro- me selbst — welches unaufhörliche Gewühl der Boote, die sich mit bewunderungswürdiger Gewandtheit begegnen und ausweichen; Gondeln und Nachen mit bunten, wehenden Wimpeln; reichgeklei- dete Ruderer; fröhliche Musikchöre. Von fern schon erblickt man Greenwich, ein freundlich belebtes Städtchen." Seine größte Se- henswürdigkeit ist das wahrhaft prächtige Hospital für 3000 invalide Seeleute. Man glaubt einen königlichen Nesideiizpauast zu sehen. Wie ärmlich nimmt sich dagegen der St. James-Pal- last in Westminster aus! Eine breite Treppe führt von der Themse nach der geräumigen Vorhalle, von welcher die ausgedienten See- leute, die nun in den ruhigen Hafen ihres Lebens eingelaufen sind, die vorübergleitendcn Schiffe ungestört betrachten können.