Ähnliche Ergebnisse
1891 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Schürmann, Franz, Windmöller, Friedrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
74
Der Blitz ist ein Erzeugnis der Elektricität, die in der Luft entsteht
und wahrscheinlich dann entsteht, wenn Luftströme, wenn Winde von entgegen-
gesetzten Richtungen sich begegnen und bei ihrem Vorüberstreifen aneinander,
bei ihren: Durchdringen und Ringen und Durcheinanderwirbeln eine große
Reibung der Luftschichten entsteht, welche die Elektricität ebenso frei macht,
wie das Reiben der Seide am Glase.
Wie sehr die Reibung der Luft Elektricität hervorruft, das hat man
erst vor wenigen Jahren Gelegenheit gehabt zu beobachten. Ein Feuermann
bei der Lokomotive machte die Entdeckung, daß man unter geeigneten Umständen
aus den: ausströmenden Dampf des Sicherheitsventils der Lokomotive ungemein
große _ elektrische Funken hervorlocken kann. Nähere Untersuchungen dieser
Erscheinung haben ergeben, daß die Elektricität hier nicht entsteht durch die
Verwandlung des Dampfes in Wasser, wie man anfangs vermutete, sondern
daß die Reibung des Dampfes Beim Herausströmen durch die kleine Öffnung
des Ventils die eigentliche Quelle der elektrischen Erscheinungen ist.
Der Blitzableiter ist der Draht, der bei gewitterschwerer Luft die Elektricität
fortwährend aus der Luft über den: Gebäude auffängt und sie in die Erde
führt, wohin der Blitzableiter verläuft. Ein Blitzableiter ist daher ein vor-
zügliches Schutzmittel für hohe Gebäude und Türme, die dem elektrischen
Schlage des Blitzes am meisten ausgesetzt sind. Auch deckt er so ziemlich die
kleineren Gebäude, die in der Nähe liegen. Nur wenn der Blitzableiter zerbrochen
oder verrostet ist, so daß er nicht über die beschädigte Stelle hinaus den Blitz
leiten kann, ist er nicht nur unnütz, sondern auch gefährlich.
Nach A. Bernstein.
42. Galvanismus.
a. Die Erscheinungen desselben.
Die Erscheinungen, welche man mit dem Namen Galvanismus bezeichnet,
sind an sich nur Erscheinungen der Elektricität; den Namen Galvanismus
gab mau ihnen nur, weil ihr erster Entdecker ein italienischer Gelehrter,
Namens Galvani, war und weil man in der ersten Zeit glaubte, daß
durch ihn eine neue Naturkraft entdeckt worden sei, was aber nicht der Fall
ist. — Ein zweiter italienischer Gelehrter, Namens Volta, hat durch seine
Erfindungen das große Verdienst, der Welt das richtige Verständnis für
Galvauis Entdeckungen zu geben und sie vor den Irrwegen zu bewahren, auf
welchen sie sich leicht hätten verlieren können. Seit Voltas Zeiten weiß
man, daß der Galvanismus nicht eine besondere Naturkraft, sondern nur
eine besondere Eigenschaft der Elektricität ist. Wir wollen sie auch in
diesem Sinne betrachten und zur Unterscheidung von der bisher besprochenen
Elektricität, die mau Reibungs-Elektricität nennt, Berührungs-
Elektricität nennen.
Der einfache Grundsatz, auf dem der Galvanisnms beruht, ist folgender:
Allenthalben, wo zwei verschiedene Dinge sich beriihren, entsteht Elektricität.
Dieser Satz läßt sich zwar nicht an allen Dingen in der Welt nachweisen
und tritt hauptsächlich nur an Metallen hervor; allein es ist aller Grund
vorhanden, anzunehmen, daß das Dasein der Elektricität bei Berührung
zweier Metalle nur merkbarer ist als anderswo, daß aber bei jeder Art von-.
Berührung zweier Gegenstände elektrische Wirkungen entstehen.
Wenn man auf eine Kupferplatte eine Ziukplatte legt, beide etwa
von der Größe und Stärke eines Thalers, so genügt dies, um mit feinen >
1895 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
89
Bilde einer der erhabensten und furchtbarsten Naturerscheinungen geworden;
aber der weise Franklin, der weitere Folgen daran knüpfte, verschmähte es
nicht, wieder zu einem Kinderspiel zu greifen, und machte seine ersten Versuche,
den Blitz abzuleiten, mit dem Papierdrachen seines Sohnes, den er hoch hinauf
in die Luft steigen ließ, in dessen Schnur er aber einen feinen Metallfaden
einwebte mit dem Wunsche, daß dieser Metallfaden einen Blitz vom Himmel
herablocken möge.
Nach wenigen Wiederholungen gelang sein Versuch vollkommen. Trotz
der Gefahr, die er mit sich führte und die später einem ausgezeichneten
Naturforscher das Leben kostete, lief alles so glücklich ab, daß Franklin die
Genugthuung hatte, die Blitzableiter als sichere Schutzmittel gegen Gewitter-
schläge an den vorzüglichsten Gebäuden prangen und selbst an Kirchen an-
gebracht zu sehen.
Der Blitz ist ein Erzeugnis der Elektricität, die in der Luft entsteht
und wahrscheinlich dann entsteht, wenn Luftströme, wenn Winde von entgegen-
gesetzten Richtungen sich begegnen und bei ihrem Vorüberstreifen aneinander,
bei ihrem Dnrchdringen und Ringen und Durcheinanderwirbeln eine große
Reibung der Luftschichten entsteht, welche die Elektricität ebenso frei macht,
wie das Reiben der Seide am Glase.
Wie sehr die Reibung der Luft Elektricität hervorruft, das hat man
erst vor wenigen Jahren Gelegenheit gehabt zu beobachten. Ein Fenermann
bei der Lokomotive machte die Entdeckung, daß man unter geeigneten Umständen
ans dem ausströmenden Dampf der Sicherheitsklappe (Ventil) der Lokomotive
ungemein große elektrische Funken hervorlocken kann. Nähere Untersuchungen
dieser Erscheinung haben ergeben, daß die Elektricität hier nicht entsteht
durch die Verwandlung des Dampfes in Wasser, wie man anfangs vermutete,
sondern daß die Reibung des Dampfes beim Herausströmen durch die kleine
Öffnung der Klappe die eigentliche Quelle der elektrischen Erscheinungen ist.
Der Blitzableiter ist der Draht, der bei gewitterschwerer Luft die Elektricität
fortwährend aus der Lust über dem Gebäude auffängt und sie in die Erde
führt, wohin der Blitzableiter verläuft. Ein Blitzableiter ist daher ein vor-
zügliches Schutzmittel für hohe Gebäude und Türme, die dem elektrischen
Schlage des Blitzes am meisten ausgesetzt sind. Auch deckt er so ziemlich die
kleineren Gebäude, die in der Nähe liegen. Nur wenn der Blitzableiter zerbrochen
oder verrostet ist, so daß er nicht über die beschädigte Stelle hinaus den Blitz,
leiten kann, ist er nicht nur unnütz, sondern auch gefährlich.
Nach A. Bernstein.
56. Galvanismus.
a. Die Erscheinungen desselben.
Die Erscheinmigen, welche man mit dem Namen Galvanismus bezeichnet,
sind an sich nur Erscheinungen der Elektricität; den Namen Galvanismus
gab man ihnen nur, weil ihr erster Entdecker ein italienischer Gelehrter,
Namens Galvani, war und weil man in der ersten Zeit glaubte, daß
durch ihir eine neue Natnrkraft entdeckt wordeir sei, was aber nicht der Fall
ist. — Ein zweiter italienischer Gelehrter, Namens Volta, hat durch seine
Erfindungen das große Verdienst, der Welt das richtige Verständnis für
Galvanis Entdeckungen zu geben und sie vor den Irrwegen zu bewahren, auf
welchen sie sich leicht hätte verlieren können. Seit Voltas Zeiten weiß
man, daß der Galvanismus nicht eine besondere Natnrkraft, sondern nur
1900 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Windmöller, Friedrich, Schürmann, Franz
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1881
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
- Geschlecht (WdK): koedukativ
89
Bilde einer Der erhabensten und furchtbarsten Naturerscheinungen geworden;
aber der weise Franklin, der weitere Folgen daran knüpfte, verschmähte es
nicht, wieder zu einem Kinderspiel zu greifen, und machte seine ersten Versuche,
den Blitz abzuleiten, mit dem Papierdrachen seines Sohnes, den er hoch hinauf
in die Luft steigen ließ, in dessen Schnur er aber einen feinen Metallfaden
einwebte mit dem Wunsche, daß dieser Metallfaden einen Blitz vom Himmel
herablocken möge.
Nach wenigen Wiederholungen gelang sein Versuch vollkommen. Trotz
der Gefahr, die er mit sich führte und die später einem ausgezeichneten
Naturforscher das Leben kostete, lief alles so glücklich ab, daß Franklin die
Genugthuung hatte, die Blitzableiter als sichere Schutzmittel gegen Gewitter-
schläge an den vorzüglichsten Gebäuden prangen und selbst an Kirchen an-
gebracht zu sehen.
Der Blitz ist ein Erzeugnis der Elektricität, die in der Luft entsteht
und wahrscheinlich dann entsteht, wenn Luftströme, wenn Winde von entgegen-
gesetzten Richtungen sich begegnen und bei ihrem Vorüberstreifen aneinander,
bei ihrem Durchdringen und Ringen und Durcheinandenvirbeln eine große
Reibung der Luftschichten entsteht, welche die Elektricität ebenso frei macht,
wie das Reiben der Seide am Glase.
Wie sehr die Reibung der Luft Elektricität hervorruft, das hat man
erst vor wenigen Jahren Gelegenheit gehabt zu beobachten. Ein Feuermann
bei der Lokomotive machte die Entdeckung, daß man unter geeigneten Umständen
aus dem ausströmenden Dampf der Sicherheitsklappe (Ventil) der Lokomotive
ungemein große elektrische Funken hervorlocken kann. Nähere Untersuchungen
dieser Erscheinung haben ergeben, daß die Elektricität hier nicht entsteht
durch die Verwandlung des Dampfes in Wasser, wie man anfangs vermutete,
sondern daß die Reibung des Dampfes beim Herausströmen durch die kleine
Öffnung der Klappe die eigentliche Quelle der elektrischen Erscheinungen ist.
Der Blitzableiter ist der Draht, der bei gewitterschwerer Luft die Elektricität
fortwährend aus der Luft über dem Gebäude auffängt und sie in die Erde
führt, wohin der Blitzableiter verläuft. Ein Blitzableiter ist daher ein vor-
zügliches Schutzmittel für hohe Gebäude und Türme, die dem elektrischen
Schlage des Blitzes am meisten ausgesetzt sind. Auch deckt er so ziemlich die
kleineren Gebäude, die in der Nähe liegen. Nur wenn der Blitzableiter zerbrochen
oder verrostet ist, so daß er nicht über die beschädigte Stelle hinaus den Blitz
leiten kann, ist er nicht nur unnütz, sondern auch gefährlich.
Nach 21. Bernstein.
56. Galvanismus.
a. Die Erscheinungen desselben.
Die Erscheinungen, welche man mit dem Namen Galvanismus bezeichnet,
sind an sich nur Erscheinungen der Elektricität; den Namen Galvanismus
gab man ihnen nur, weil ihr erster Entdecker ein italienischer Gelehrter,
Namens Galvani, war und weil man in der ersten Zeit glaubte, daß
durch ihn eine neue Naturkraft entdeckt worden sei, was aber nicht der Fall
ist. — Ein zweiter italienischer Gelehrter, Namens Volta, hat durch seine
Erfindungen das große Verdienst, der Welt das richtige Verständnis für
Galvanis Entdeckungen zu geben und sie vor den Irrwegen zu bewahren, ans
welchen sie sich leicht hätte verlieren können. Seit Voltas Zeiten weiß
man. daß der Galvanismus nicht eine besondere Naturkraft, sondern nur
1881 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Senckpiehl, Richard, Schreiber, Carl
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
169
Der Donner ist der Schall, welcher die Entladung der elektrischen Wolke begleitet.
Er entsteht durch das Zusammenschlagen der Luft in dem vom Blitze gebildeten luftleeren
Raume. Das Rollen desselben wird einesteils durch die Zurllckwersung des Donners
von den Wolken oder Gegenständen auf der Erde hervorgerufen; andernteils ist es eine
Folge davon, daß der Schall in verschiedenen Höhen und Entfernungen vom Beobachter
erregt wird. Blitz und Donner entstehen immer gleichzeitig; doch wird letzterer später
vernommen, weil sich der Schall langsamer fortpflanzt, als das Licht. Aus der Zeit, welche
zwischen Blitz und Donner vergeht, läßt sich die Entfernung des Gewitters vom Be-
obachter berechnen: Die Gewitterwolke ist so viel mal 340 in entfernt, als Sekunden zwischen
Blitz und Donner vergehen.
Das Wetterleuchten besteht in Blitzen ohne Donner. Es rührt entweder von Ge-
wittern her, welche zu weit entfernt sind, als daß wir den Donner noch zu vernehmen ver-
möchten, oder ist ein Wiederschein solcher Blitze am Himmel, welche von Wolken unter dem
Horizonte ausgehen, oder besteht in ruhigem Ausströmen der Elektricität. — Während eines
Gewitters oder bei stark elektrischem Zustande der Luft bemerkt man, daß die Spitzen hoher
Gegenstände (Türme, Masten auf Schiffen) leuchten. Diese Erscheinung heißt das
St. Elmsfeuer oder Wctterlicht und besteht in einem ruhigen Ausströmen der
Elektricität in die Luft. — Die namentlich in den Polargegenden häufig vorkommende
Erscheinung des Polarlichtes (Nord- und Südlicht) scheint in sehr naher Beziehung
zur Elektricität zu stehen; wahrscheinlich ist es eine elektrische Ausströmung in höhere, ver-
dünnte Luftregionen.
Vorsichtsmaßregeln beim Gewitter: I.jm Freien vermeide man einzeln stehende
Bäume, Gelreidehaufen, die Nähe der Gewässer und Tiere. 2. Man hüte sich, in einem
größeren Umkreise der höchste Gegenstand zu sein, weil mau als solcher der Gewitterwolke
am nächsten ist. 3. In den Straßen einer Stadt gehe mau lieber in der Mitte, als an
den Seiten der Häuser; besonders ist die Nähe solcher Stellen, wo das Wasser von den
starken Güssen niederstürzt, zu meiden. 4. In Gebäuden hüte man sich, mit seinem Körper
die vorhandenen Lücken einer unterbrochenen Leitung auszufüllen. Solche Stellen sind z. B.
unter Kronleuchtern, welche an metallenen Ketten hängen, unter Drahtzügen, in der Küche
unter dem Schornstein. Der beste Platz ist in der Mitte des Zimmers; die Nähe des Ofens,
Klavieres und eiserner Fensterstaugen ist zu meiden. Im allgemeinen ist mau im Erdgeschoß
sicherer als in der Höhe der Gebäude. Die Fenster während des Gewitters verschlossen zu
halten, ist nicht nötig. Es ist ratsam, während eines starken Gewitters das Feuer im
Ofen auszulöschen, weil der aufsteigende Rauch ein guter Elektricitätsleiter ist. 5. Me-
tallische Gegenstände trage mau während eines nahen Gewitters nicht ohne Not bei sich.
6. Für Gebäude gewährt der von Franklin erfundene Blitzableiter den besten Schutz.
Der Blitzableiter besteht aus 3 Teilen: der Auffangestauge, der Ableitungs-
stange und der Bodenleitung. Die Auffangestange endet oben in eine vergoldete oder Silber-
oder Platin-Spitze. Man nimmt an, daß der Blitzableiter ringsum so weit schützt, als
die doppelte Länge der Auffangestauge beträgt. Die Ableituugsstauge besteht aus
Eisen oder Kupfer. Sie geht nach unten in die Bodenleitung über. Dieselbe endigt vorteil-
haft mit einer großen Metallplatte oder wird in Windungen durch einen Brunnen geleitet.
Die Berührungs-Elektricitiit oder der Galvanismus.
Erregung der Lerührungs-Elektricität.
Vor nahezu 100 Jahren (1789) beobachtete Galvani, Professor in Bologna, daß Frosch-
schenkel, welche von der Haut entblößt am oberen Ende mittelst kupferner Drähte an einem
eisernen Geländer aufgehängt waren, in heftige Zuckungen gerieten, als die Füße derselben
durch Zufall mit dem Geländer in Berührung kamen. Galvani suchte diese Erscheinung als
Wirkung einer besonderen tierischen Elektricität zu erklären und versuchte nachzuweisen,
daß sie die Ursache aller Lebenserscheinungen in der Menschen- und Tierwelt sei. Gegen
diese Ansicht trat Volta, Professor in Padua, mit dem nach ihm benannten Voltaschen
1900 -
Gießen
: Roth
- Hrsg.: Müller, P., Völker, J. A.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
80
Von der Elektricität.
gefähre Entfernung des Gewitters bestimnien. So oft eine Sekunde zwischen beiden
Erscheinungen verfließt, soviel mal 333 in ist die Entstehungsstelle des Blitzes ent-
fernt. — Das Wetterleuchten entsteht entweder durch die Blitze eines weit entfernten
Gewitters oder durch sogenannte Flüchenblitze. denen kein Donner folgt. Die
Elektricität strömt dabei als Büschellicht von Wolke zu Wolke.
Die beste Vorsichtsmaßregel bei Gewittern besteht darin, daß man sich von hohen
und gutleitenden Gegenständen fernhält. Empfehlenswert ist das Offnen eines Fensters
im Zimmer unter Vermeidung von Zuglust. Warum darf nian bei einem Gewitter
im Freien nicht laufen?
Der Blitzableiter, 1753 durch B. Franklin erfunden, besteht aus einer Auffang-
stange mit Platinspitze und der Ableitestange. Beide sind von verzinktem Schmiede-
eisen. Die Ableitestange wird bis zum Grundwasser in die Erde geführt und dort
an große Metallplatten befestigt. Der Blitzableiter hat eine doppelte Aufgabe. Da
aus seiner Spitze fortwährend die ungleichnamige Elektricität gegen die Wolken aus-
strömt, so bewirkt er eine gefahrlose Ausgleichung beider Elektricitäten. Dem etwa
doch einschlagenden Blitz zeichnet er den Weg in die Erde vor. Ein richtig hergestellter
Blitzableiter schützt einen Kreis, dessen Durchmesser dreimal so groß als die Länge der
Auffangstange ist. Größere Gebäude fordern darum mehrere leitend verbundene Auf-
fangstangen. —
B. Galvanische Elektricität.
73. Entstehung der galvanischen Elektricität. Die galvanische Nette.
Ihren Namen erhielt diese Art der Elektricität nach dem Italiener Galvani,
welcher (1786) den ersten Anstoß zu ihrer Entdeckung gab. Er hatte nämlich wahr-
genommen, daß die Schenkel eines eben getöteten Frosches, den er mittels Kupserdraht
an ein Eisengitter gehängt hatte, jedesmal in Zuckungen gerieten, wenn der feuchte
Schenkel das Eisen berührte. Galvani suchte diese Erscheinung als Wirkung einer be-
sonderen tierischen Elektricität zu erklären. Er stellte die Lehre auf, alle lebendigen
Geschöpfe seien gleich einer Verstärkungsflasche mit Elektricität geladen. Diese Elektri-
cität sei die Ursache aller Lebenserscheinungen. — Dieser Lehre trat ein anderer
Italiener Namens Volta entgegen. Er legte auf eine mit gläsernem Handgriff ver-
sehene polierte Kupferplatte eine Zinkplatte und zeigte, daß das Kupfer negativ, das
Zink positiv elektrisch wurde. Auf Grund dieses Versuches stellte er das Gesetz auf:
Durch die gegenseitige Berührung verschiedenartiger Körper, besonders
zweier Metalle, wird Elektricität erregt. Volta nannte dieselbe Berührungs-
elektricität, welcher Name noch heute häufig gebraucht wird.
Die galvanische Kette. Wir füllen ein Trinkglas
zu Dreiviertel mit Wasser und gießen dann Schwefel-
säure zu. In diese Flüssigkeit tauchen wir eine Kupfer-
platte und eine Zinkplatte derart ein, daß beide sich nicht
berühren. Befestigt man an jeder Platte einen mit
Seide umwickelten Kupferdraht und nähert die Enden
der Drähte einander, so zeigt sich zwischen denselben
ein kleiner Funke. Drückt man das eine Ende aus
eine grobe Feile und fährt mit dem andern über die-
selbe hin, so nimmt man viele Funken wahr. Diese
Funken zeigen das Vorhandensein von Elektricität an.
Diese Elektricität scheint durch bloße Berührung
des Kupfers und Zinks mit der Flüssigkeit enfftanden
zu sein. In Wirklichkeit aber ist es ein chemischer Vor-
gang. welcher Elektricität erregt. Wie bei jeder Ver-
94- brennung Wärme entsteht, so entwickelt sich bei
jedem chemischen Vorgang Elektricität. Bei unserem Versuch ist vorzugs-
weise das Zink als Elektricitätserreger wirksam. Es setzt sich nämlich an die Stelle
1896 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Renner, August, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F., Feddeler, Gustav, Marten, Adolf
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
356
scheibe erregte Elektricität aufnehmen; zu dem Ende ist er mit
Saugarmen versehen, die zu beiden Seiten der Scheibe vor-
stehende Spitzen haben und die freie Elektricität ihm zuführen. —
Beim Reiben wird die Glasscheibe positiv, das Neibzeug negativ
elektrisch. Das Reibzeug ist zuweilen mit einem Konduktor' ver-
sehen, welcher die negative Elektricität aufnimmt. —- Will man
positive Elektricität sammeln, so muß man den Konduktor des
Reibzeuges (den negativen Konduktor) leitend mit der Erde
durch eine Kette rc. verbinden; setzt man dagegen den positiven
Konduktor mit der Erde in leitende Verbindung, so sammelt sich
in dem Konduktor des Reibzeuges negative Elektricität an.
1. Welches sind die wesentlichen Teile der Elektrisiermaschine? —
2. Warum muß das Reibzeug mit der Erde leitend verbunden werden, wenn
der (positive) Konduktor Elektricität zeigen soll? — 3. Weise nach, daß die
Erregung der Elektricität durch die Elektrisiermaschine auf Verteilung beruht!
— 4. Beschreibe die wichtigsten Versuche mit der Elektrisiermaschine! —
5. Wiederhole die Gesetze über die Reibungselektricität!
§ 59. Das Gewitter. 1. Das Gewitter ist eine
elektrische Erscheinung; der Blitz ist ein elektrischer Funke;
der Donner entsteht durch die Schwingungen der von dem Blitze
durchbrochenen und erschütterten Luft. — 2. Die oberen Luft-
schichten besitzen jederzeit freie Elektricität; am meisten ist
dieselbe in den Gewitterwolken vorhanden. Wolken mit
entgegengesetzten Elektricitäten ziehen einander an. Die
Ursachen der atmosphärischen Elektricität sind noch nicht genügend
bekannt. — 3. Die meisten Blitze fahren von einer Wolke zur
anderen; die wenigsten nehmen ihren Weg zur Erde. Durch
jeden Blitz werden entgegengesetzte Elektricitäten ausgeglichen;
auch der einschlagende, d. h. zur Erde fahrende Blitz gleicht den
Gegensatz zwischen den Elektricitäten der Gewitterwolke und der
Erdoberfläche aus. — Der Blitz folgt auf seinem Wege zur Erde
vorzugsweise den guten Leitern; er sucht den kürzesten
Weg'in den feuchten Erdboden. Gute Leiter von bedeutender
Festigkeit werden von dem Blitze nicht beschädigt; schlechte Leiter
verletzt oder zertrümmert er. •— 4. Hohe Gebäude rc. sucht man
vor dem Blitze zu schützen durch den Blitzableiter. Er besteht
aus einer starken Metallstange, oben zugespitzt und vergoldet,
welche das zu schützende Gebäude bedeutend überragt, und aus der
Ableitungsstange (Kupferblech oder Geflecht aus Kupfcrdraht), welche
die Auffangestange mit dem feuchten Boden in Icitente Ver-
bindung bringt. — Der Blitzableiter wurde 1760 von Benjamin
Franklin erfunden.
1. Inwiefern schützt der Blitzableiter ein Gebäude vor den Wirkungen
des Blitzes? — 2. Warum ist es gefährlich, sich während des Gewitters unter
einen hohen Baum zu stellen? — 3. Welche Verhaltungsmaßregel leitet man
aus dem Satze her, daß der Blitz gern guten Leitern folgt? — 4. Warum
müssen die Metallstangen des Blitzableiters frei von Rost und sowohl unter-
einander als mit der Erde leitend verbunden sein?
1874 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
324
Elektrisiermaschine! — 5. Wiederhole die Gesetze über die Reibungs-
elektricität!
8. 59. Das Gewitter. 1. Das Gewitter ist eine
elektrische Erscheinung; der Blitz ist ein elektrischer Funke; der
Donner entsteht durch die Schwingungen der von dem Blitze durch-
brochenen und erschütterten Lust. — 2. Die oberen Luftschichten
besitzen jederzeit freie Elektricität, am meisten ist dieselbe in den
Gewitterwolken vorhanden. Wolken mit entgegengesetzten
Elektricitüten ziehen einander an. Die Ursachen der atmosphä-
rischen Elektricität sind noch nicht genügend bekannt. — 3. Die
meisten Blitze fahren von einer Wolke zur andern; die wenigsten
nehmen ihren Weg zur Erde. Durch jeden Blitz werden entgegen-
gesetzte Elektricitäten ausgeglichen; auch der einschlagende d. h. zur
Erde fahrende Blitz gleicht den Gegensatz zwischen den Elektricitäten
der Gewitterwolke und der Erdoberstäche aus. — Der Blitz folgt
auf seinem Wege zur Erde vorzugsweise den guten Leitern; er
sucht den kürzesten Weg in den feuchten Erdboden. Gute Leiter
von bedeutender Festigkeit werden von dem Blitze nicht beschädigt;
schlechte Leiter verletzt oder zertrümmert er. —4. Hohe Gebäude rc.
sucht man vor dem Blitze zu schützen durch den Blitzableiter.
Er besteht aus einer starken Metallstange, oben zugespitzt und ver-
goldet, welche das zu schützende Gebäude bedeutend überragt, und
aus der Ableitungsstange, welche die Auffangestange mit dem
feuchten Boden in leitende Verbindung bringt. — Benjamin
Franklin 1760.
1. Inwiefern schützt der Blitzableiter ein Gebäude vor den Wir-
kungen des Blitzes? — 2. Warum ist es gefährlich, sich während des
Gewitters unter einen hohen Baum zu stellen? — 3. Welche Verhal-
tungsmaßregel leitet man aus dem Satze her, daß der Blitz gern guten
Leitern folgt? — 4. Warum müssen die Metallstangcn des Blitzablei-
ters frei von Rost, und sowohl unter einander als mit der Erde leitend
verbunden sein?
b. Bkrührnngseltkiricitttt. — Galvanismus.
8. 60. Grmrderscheirrmrgett der Berührungs-
cicftricitiit. 1. a) Berührt man die obere Flüche der Zunge
mit einem Kupserstreifcn (oder einem Stück Silber), die untere
mit einem Zinkstreifen, und läßt beide Metalle außerhalb des
Mundes sich leitend berühren, so verspürt man im Augenblick der
Berührung einen laugennrtigen Geschmack. Legt man aber
das Zink auf, das Kupfer unter die Zunge, so entsteht ein s äuer-
1886 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Marten, Adolf, Jastram, Heinrich, Hüttmann, J. F.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
315
stehende Spitzen haben und die freie Elektricität ihm zuführen.
— Beim Reiben wird die Glasscheibe positiv, das Reibzeug
negativ elektrisch. Das Neibzeug ist zuweilen mit einen: Kon-
duktor versehen, welcher die negative Elektricität aufnimmt. —
Will man positive Elektricität sammeln, so muß man den
Konduktor des Reibzeuges (den negativen Konduktor) leitend
mit der Erde durch eine Kette rc. verbinden; setzt man dagegen
den positiven Konduktor mit der Erde in leitende Verbindung,
so sammelt sich in dem Konduktor des Reibzeuges negative
Elektricität an.
1. Welches sind die wesentlichen Teile der Elektrisiermaschine? —
2. Warum muß das Reibzeug mit der Erde leitend verbunden werden,
wenn der (positive) Konduktor Elektricität zeigen soll? — 3. Weise nach,
daß die Erregung der Elektricität durch die Elektrisiermaschine auf Ver-
teilung beruht! — 4. Beschreib die wichtigsten Versuche mit der Elektrisier-
maschine! — 5. Wiederhole die Gesetze über die Reibungselektricität!
§ 59. Das Gewitter. 1. Das Gewitter ist eine elek-
trische Erscheinung; der Blitz ist ein elektrischer Funke; der
Donner entsteht durch die Schwingungen der von dem Blitze
durchbrochenen und erschütterten Luft. — 2. Die oberen Luft-
schichten besitzen jederzeit freie Elektricität, am meisten ist
dieselbe in den Gewitterwolken vorhanden. Wolken mit
entgegengesetzten Elektricitäten ziehen einander an. Die
Ursachen der atmosphärischen Elektricität sind noch nicht genügend
bekannt. — 3. Die meisten Blitze fahren von einer Wolke zur
anderen; die wenigsten nehmen ihren Weg zur Erde. Durch
jeden Blitz werden entgegengesetzte Elektricitäten ausgeglichen;
auch der einschlagende d. h. zur Erde fahrende Blitz gleicht den
Gegensatz zwischen den Elektricitäten der Gewitterwolke und der
Erdoberfläche aus. — Der Blitz folgt auf seinen: Wege zur Erde
vorzugsweise den guten Leitern; er sucht den kürzesten Weg
in den feuchten Erdboden. Gute Leiter von bedeutender Festigkeit
werden von dem Blitze nicht beschädigt; schlechte Leiter verletzt
oder zertrümmert er. — 4. Hohe Gebäude rc. sucht man vor
dem Blitze zu schützen durch den Blitzableiter. Er besteht aus
einer starken Metallstange, oben zugespitzt und vergoldet, welche
das zu schützende Gebäude bedeutend überragt, und aus der
Ableitungsstange (Kupferblech, Geflecht aus Kupferdraht), welche
die Auffangestange mit dem feuchten Boden in leitende Ver-
bindung bringt. — Der Blitzableiter wurde 1760 von Benjamin
Franklin erfunden.
1. Inwiefern schützt der Blitzableiter ein Gebäude vor den Wirkungen
des Blitzes? — 2. Warum ist es gefährlich, sich während des Gewitters
unter einen hohen Baum zu stellen? — 3. Welche Verhaltungsmaßregel
teilet man aus dem Satze her, daß der Blitz gern guten Leitern folgt? —
4. Warum müssen die Metallstangen des Blitzableiters frei von Rost, und
sowohl unter einander als mit der Erde leitend verbunden sein?
1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Allgemeine Einleitung. 49
der Regenbogen dieselbe Ordnung der Farben, wie bei dem Ver-
suche mit dem Prisma: die violette Farbe ist unten, an der innern
Seite des Bogens, die rothe oben, nach außen. Der zweite Bo-
gen, der sich über dem ersten in einiger Entfernung davon zeigt,
ist nur eine Abspiegelung des ersten, daher erscheinen hier die Far-
den blasser und in umgekehrter Ordnung, das Violet oben, das
Roth unten. Da der Regenbogen nur durch die Stellung des Au-
ges zwischen der Sonne und der Regenwolke entsteht, so sieht ein
Jeder, von jedem Standpunkte aus, einen verschiedenen Regen-
bogen. — Das Gewitter ist ein ganz elektrisches Phänomen,
und es ist leicht, mit dem nöthigen elektrischen Apparat die vorzüg-
lichsten Erscheinungen des Gewitters im Kleinen nachzuahmen;
aber die Erklärung dieser Erscheinungen kann hier nicht gegeben
werden, weil sie nur denen verständlich wäre, die schon mit der
Natur und den Wirkungen der Elektrizität bekannt sind. Der
Blitz, der dadurch entstehende Donner und das zugleich entste-
hende Wasser, daher der sich jedesmal nach einem Schlage verstärken-
de Regen, sind die wesentlichen Erscheinungen des Gewitters. Der
Donner hat gewöhnlich einen rollenden Schall, welches größten-
theils von dem Zurückgeworfenwerden des Schalles von der Erde
und vielleicht von den Wolken selbst entsteht. Nicht alle Blitze fah-
ren auf die Erde herab, viele schlagen nach oben oder seitwärts von
einer Wolke zur andern. Das Zünden des Blitzes hängt ganz von
der Beschaffenheit der Körper ab, die er trifft, ob sie leicht ent-
zündlich sind, oder nicht: sogenannte kalte Schläge sind daher
ein bloßes Volks-Vorurtheil. Der Blitz, wie die Elektrizität über-
haupt, wird von einigen Substanzen, vorzüglich Metallen, ange-
zogen und fortgelcitet. An diesen fährt er meistens ohne ihnen zu
schaden herab, oder schmilzt sie auch wohl, wenn sie dünn sind.
Andre Substanzen, als trocknes Holz, Glas, Seide re., leiten die
Elektrizität nicht, und werden vom Blitze, wenn er sie trifft, zer-
trümmert oder entzündet. Hierauf beruht die Erfindung der Blitz-
ableiter oder Gewitterableiter, welche Frsn£-Hn, ein
Nord-Amerikaner, geboren 1706, gestorben 1790, im Jahre
1749 gemacht hat. Der Blitzableiter ist eine metallene Stange,
welche über das Dach eines Gebäudes, hervorragen muß, und welche
am Gebäude herunter bis in die Erde geleitet wird. Es ist wichtig,
daß der Blitzableiter nicht irgendwo unterbrochen sey, weil sonst
der Blitz leicht davon abspringen und dem Gebäude nur um so ge-
fährlicher werden könnte. ^ Wird ein damit versehenes Gebäude
vom Blitze getroffen, so fährt er ohne es zu beschädigen an der
Stange hinab in den Erdboden.-
Das Wetterleuchten ist eine schwächere elektrische Ent-
ladung, wobei kein Funken, also kein Blitz und eben so wenig
Donner entsteht, es ist ein sich zerstreuender Blitz. In unsern
Gegenden macht diese Erscheinung gewöhnlich t*n Schluß bedeu-
Blanc Handb. t. 2, Ausl- 4
1850 -
Königsberg
: Bon
- Autor: Pechner, Fr.
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
385
H
abzuleiten, hat der berühmte Amerikaner Franklin 1732 erfun-
den. Bei seinen vielfältigen elektrischen Versuchen bemerkte er,
daß Metallspitzen die Elektricität stärker und aus weiterer Ent-
fernung anziehen, als abgerundete Leiter. Das häufige Erschla-
gen des Blitzes in Thürme schien ihm daher von den hohen me-
tallenen Spitzen derselben herzurühren. Er machte auf diese
Beobachtung aufmerksam und schlug vor, durch eiserne Wetter-
stangen, welche mit der Erde durch dicke Dräthe in fortlaufender
Verbindung stehen, die elektrische Materie von den Gebäuden
abzuleiten, oder den wirklichen Blitz aufznfangen und außerhalb
des Hauses in die Erde zu führen. Ein französischer Naturfor-
scher, Namens Romas, wünschte das durch eine Probe bestätigt
zu sehen. Er fand es zu langweilig, erst abzuwarten, bis eine
Gewitterwolke in die Nähe einer solchen Stange käme und ver-
fiel darauf, einen Papierdrachen mit einer eisernen Spitze zu
versehen, die Schnur mit Metalldrath zu verflechten, das untere
Ende aber aus lauter Seide zu drehen, damit die Elektricität
nicht bis zur Hand fortliefe. Diesen Drachen ließ er der ersten
Gewitterwolke entgegensteigen, und siehe da, der Drachen wurde
so stark elektrisch, daß 10" lange Lichtftreifen aus ihm heraus-
fuhren. Während Romas in Frankreich diesen Versuch anstellte,
machte ihn auch Franklin in Nordamerika, und die Erscheinun-
gen waren die nämlichen. Allenthalben fanden sich nun Natur-
forscher, welche mit Wetterstangen Versuche machten. Professor
Nichmann in Petersburg ließ eine solche auf sein Haus setzen
und von ihr Dräthe ins Haus leiten, die er am Ende isolirte.
Bei einem heftigen Gewitter aber im I. 1753, als er eben die
Wirkungen der elektrischen Wolke auf diese Dräthe recht genau
beobachten wollte, kam er mit der Stirn einem derselben zu nahe:
es fuhr ein Funken heraus und tödtete den würdigen Mann.
Franklins Vermuthung, daß man mit metallenen Spitzen die
Elektricität aus der Luft an Dräthen ableiten könne, war also
erwiesen, zugleich aber auch, daß man mit dieser Ableitung vor-
sichtig zu Werke gehen müsse, wozu Franklin selbst schon Anlei-
tung gegeben hatte. — Die jetzige Einrichtung der Blitzableiter
ist folgende: Eine eiserne, etwa 1" im Durchmesser dicke Stange,
welche oben mit einer kupfernen, des Rostes wegen vergoldeten
Spitze versehen ist und mannshoch über die Schornsteine oder
die höchsten Theile des Gebäudes emporragt, wird auf der Firste
oder Thurmspitze befestigt. Von der Stange geht ein handbrei-
ter Metallstreifen an der Wand herab bis in die Erde. An dieser
Leitung fließt die elektrische Materie ruhig herab, und ein Blitz-
strahl, der das Haus etwa trifft, verläßt die ihm angewiesene
Metallbahn gleichfalls nicht.
Der Zickzack, in welchem der Blitz sich schlängelt, ist eigent-
lich nur ein starker elektrischer Funken, wie ec im Kleinen auch
mittelst der Elektrisirmaschine hervorgebracht wird; aber wegen
Pechner, Handb. 3. Theil. 25
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrg, Hermann, Stillcke, Fr., Helmkampf, Adolf, Krausbauer, Theodor
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1909
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländlich-gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
1. In der Werkstätte und auf dem Arbeitsplatz. 167
Lokomotive. Er machte die Entdeckung, daß man unter geeigneten
Umständen aus dem ausströmenden Dampfe des Sicherheitsventils der
Lokomotive große elektrische Funken hervorlocken kann. Nähere Unter-
suchungen dieser Erscheinungen ergaben, daß die Elektrizität hier nicht
durch die Verwandlung des Dampfes in Wasser entsteht, wie man
anfangs vermutete, sondern durch die Reibung des Dampfes beim
Herausströmen durch die kleine Öffnung der Klappe.
Der Blitzableiter, der bei gewitterschwerer Luft die Elektrizität
fortwährend aus der Luft über dem Gebäude auffängt und sie in die
Erde führt, hat oben eine Fangstange mit vergoldeten Spitzen, die
dem Rosten nicht ausgesetzt sind, und unten eine Metallplatte, die in die
feuchte Erde, gewöhnlich in einen Brunnen versenkt wird. Die Leitung
muß ununterbrochen fortgehen und gut isoliert sein. Man muß des-
halb mittels besonderer Apparate den Blitzableiter von Zeit zu Zeit auf
seine Brauchbarkeit prüfen. Ein guter Blitzableiter ist ein vorzügliches
Schutzmittel für bohe Gebäude und Türme, die dem elektrischen Schlage
des Blitzes am meisten ausgesetzt sind. Auch deckt er kleinere Gebäude,
die in der Nähe liegen. Nach A. Bernstein u. a.
100. Der Katvanismus oder die Aerührungseteklrizilät.
1. Bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts wußte man
nur, daß durch Reibung gewisser Körper Elektriziiät erzeugt werden
konnte. Man nannte sie Reibungselektrizität und unterschied positive
oder Glas-, negative oder Harzeleklrizitüt. Im Jahre 1789 wurde
Galvani, ein Arzt in Bologna, durch Zufall auf die Entdeckung
einer neuen Art von Elektrizität geführt. Er hatte enthäutete Frosch-
schenkel mit Haken aus Kupferdraht an einem eisernen Gitter auf-
gehängt und beobachtete, daß sie zuckten, so oft sie mit den Eisen-
stäben des Gitters in Berührung kamen. Galvani erkannte diese
Erscheinung als eine elektrische, hielt sie aber irrtümlich für eine
Wirkung der Muskeln und Nerven des Froschscheukels. Volta, ein
anderer Gelehrter, zeigte aber, daß die Ursache der Bewegungen in
der Berührung des Kupfers und Eisens zu suchen sei, und wies nach,
daß bei jeder Berührung zweier Metalle oder überhaupt zweier Leiter
Elektrizität erregt werde, und zwar in dem einen Körper positive, in
dem andern negatwe. Da diese Wirkung bei zwei Körpern jedoch sehr
gering war, legte er ijunbert Zink- und hundert Knpferplatten ab-
wechselnd aufeinander, indem er zwischen jedes Plattenpaar eine mit
Säure angefeuchtete Tuchscheibe brachte. Verbindet man beide Enden
der so entstandenen Vollaschen Säule durch einen leitenden Metall-
draht. so stiebt dauernd in ihm ein positiver elektrischer Strom von
der obersten Zink- nach der untersten Kupferplatte und ein negativer
in umgekehrter Richtung. Schließt man eine aus zahlreichen Platten-
paaren gebildete Säule durch den menschlichen Körper, so empsindet
man im Augenblicke des Schließens und Öffnens eine Erschütterung
wie beim Entladen der Verstärkungsstasche.
1889 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
90
besteht aus einem geriebenen Körper « (Glasscheibe), dem Reibzeuge § (weiche Kissen
mit Amalgama bestrichen) und Konduktor i (Messingkugel». Wird die Glasscheibe zwischen
den Kissen gedreht, so entwickelt sich in ihr Elektricität. Diese wird in den Konduktur ge-
leitet und sammelt sich hier an. Berührt man den Konduktor, so erhält man den Ent-
ladungsschlag. Befestigt man an dem Konduktor eine Kette und giebt sie einem Menschen
in die Hand, der auf einer Bank steht, die Glasfüße hat (Jsolierschemel), so wird er
elektrisch, und man kann aus allen Stellen seines Körpers elektrische Funken erhalten.
54. Gewitter. Im höchsten Maße zeigen sich die elektrischen Erscheinungen
in der Natur beim Gewitter. In den Wolken sammelt sich die Elektricität ver-
schiedener Art, diese vereinigt sich in einem gewaltigen Funken, dem Blitz, mit der
ungleichen Elektricität einer andern Wolke oder der Erde. Der Donner entsteht,
indem die Luft in den luftverdünnten Raum eindringt, den der Blitz verursacht.
Warum schlägt der Blitz gewöhnlich in hohe, spitze Gegenstände ein? Benjamin
Franklin erfand 1750 den Blitzableiter. Er besteht aus einer Auffangestange
mit vergoldeter Spitze und der gleichfalls metallenen Leitstange. — Die Blitze sehr
entfernter Gewitter verursachen das Wetterleuchten. Befinden sich spitze Gegen-
stände in einer niedrig schwebenden Gewitterwolke, z. B. in Gebirgen, so erscheinen
an denselben oft kleine Flämmchen, St. Elmsfeuer, wodurch sich wahrscheinlich die
verschiedene Elektricität in der Wolke ausgleicht.
54. Galvanismus. Berührungselektricität.
Der Arzt Galvani entdeckte zuerst, daß durch
gegenseitige Berührung zweier verschieden-
artiger Körper (Metall und Metall oder Me-
tall und Flüssigkeit) auch Elektricität erzeugt
wird. Man nannte sie nach ihm Galvanismus.
Taucht man in ein mit verdünnter Schwefelsäure fast
gefülltes Glas, Fig. 21, eine Zink- und eine Kupfer-
platte so ein, daß sich beide nicht berühren können, so
ist das Kupfer an dem nicht eingetauchten Teile +,
das Zink — elektrisch. Verbindet man beide Platten
oben durch einen Kupfcrdraht, so geht durch diesen vom
Kupfer zum Zink die +, vom Zink zum Kupfer die
— Elektricität (Galvanischer Strom). Beide glei-
chen sich aus, und man hat ein galvanisches Ele-
ment. Mehrere galvanische Elemente, die so mit
einander verbunden sind, daß von der Kupferplatte des
einen nach der Zinkplatte des andern Kupferdrähte
gehen, bilden eine galvanische Batterie.
55. Elektromagnetismus. Galvanische Elektricität
kann auch durch Metalldrähte aufgefangen und fort-
geleitet werden. Diese Leitung geschieht mit einer Geschwindigkeit von 450000 km in der
Sekunde. Umströmt der galvanische Strom weiches Eisen, so macht er dasselbe magnetisch.
Fig. 22.
Elektromagnet. Darauf beruht die Einrichtung des elektromagnetischen Telegraphen.
Fig. 22. Die Hauptteile desselben sind die Batterie, der Leitungsdraht (b), Elektro-
1895 -
Leipzig
: Ed. Peters Verl.
- Autor: Lettau, H.
- Auflagennummer (WdK): 26
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Reformiert
90
besteht aus einem geriebenen Körper a «Glasscheibe), dem Neibzeuge A (weiche Kisten
mit Amalgams bestrichen) und Konduktor i (Messingkugell. Wird die Glasscheibe zwischen
den Kissen gedreht, so entwickelt sich in ihr Elektricität. Diese wird in den Konduktur ge-
leitet und sammelt sich hier an. Berührt man den Konduktor, so erhält man den Ent-
ladungsschlag. Befestigt man an dem Konduktor eine Kette und giebt sie einem Menschen
in die Hand, der aus einer Bank steht, die Glasfüße hat (Jsolierschemel), so wird er
elektrisch, und man kann aus allen Stellen seines Körpers elektrische Funken erhalten.
54. Gewitter. Im höchsten Maße zeigen sich die elektrischen Erscheinungen
in der Natur beim Gewitter. In den Wolken sammelt sich die Elektricität ver-
schiedener Art, diese vereinigt sich in einem gewaltigen Funken, dem Blitz, mit der
ungleichen Elektricität einer andern Wolke oder der Erde. Der Donner entsteht,
indem die Luft in den luftverdünnten Raum eindringt, den der Blitz verursacht.
Warum schlägt der Blitz gewöhnlich in hohe, spitze Gegenstände ein? Benjamin
Franklin erfand 1750 den Blitzableiter. Er besteht aus einer Auffangestange
mit vergoldeter Spitze und der gleichfalls metallenen Leitstange.—Die Blitze sehr
entfernter Gewitter verursachen das Wetterleuchten. Befinden sich spitze Gegen-
stände in einer niedrig schwebenden Gewitterwolke, z. B. in Gebirgen, so erscheinen
an denselben oft kleine Flämmchen, St. Elmsfeuer, wodurch sich wahrscheinlich die
verschiedene Elektricität in der Wolke ausgleicht.
54. Galvanismus. Berührungselektricität.
Der Arzt Galvani entdeckte zuerst, daß durch
gegenseitige Berührung zweier verschieden-
artiger Körper (Metall und Metall oder Me-
tall und Flüssigkeit) auch Elektricität erzeugt
wird. Man nannte sie nach ihm Galvanismus.
Taucht man in ein mit verdünnter Schwefelsäure fast
gefülltes Glas, Fig. 21, eine Zink- und eine Kupfer-
platte so ein, daß sich beide nicht berühren können, so
ist das Kupfer an dem nicht eingetauchten Teile ch-,
das Zink — elektrisch. Verbindet man beide Platten
oben durch einen Kupferdraht, so geht durch diesen vom
Kupfer zum Zink die +, vom Zink zum Kupfer die
— Elektricität (Galvanischer Strom). Beide glei-
chen sich aus, und man hat ein galvanisches Ele-
ment. Mehrere galvanische Elemente, die so mir
einander verbunden sind, daß von der Kupferplatte des
einen nach der Zinkplatte des andern Kupserdrähte
gehen, bilden eine galvanische Batterie.
55. Elektromagnetismus. Galvanische Elektricität
kann auch durch Metalldrähte aufgefangen und fort-
geleilet werden. Diese Leitung geschieht mit einer Geschwindigkeit von 450000 km in der
Sekunde. Umströmt der galvanische Strom weiches Eisen, so macht er dasselbe magnetisch.
Fig. 21.
Elektromagnet. Darauf beruht die Einrichtung des elektromagnetischen Telegraphen.
Fig. 22. Die Hauptteile desselben sind die Batterie, der Leitungsdraht (h), Elektro-
1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Werner, Anton von, Zissel, Adolf, Brücke, Th., Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
414
deren + Elektrizität durch den menschlichen Körper zum Erdboden abfließt.
In den beiden Belägen binden sich also gegenseitig größere Mengen entgegen-
gesetzter Elektrizitäten.
7. Das Gewitter. Früher hielt man das Gewitter für eine Ent-
zündung atmosphärischer Dünste. Seine elektrische Natur wurde erst durch
Benjamin Franklin erkannt (S. 77). Im Jahre 1752 unternahm er den
kühnen Versuch, mittelst eines Drachens die Elektrizität einer nahenden
Gewitterwolke unmittelbar zur Erde zu leiten. — Als Ursache der Luft-
elektrizität sieht man die lebhafte Verdichtung der Wasserdämpse an. Das
Gewitter kommt zum Ausbruch, wenn eine elektrische Wolke in die Nähe einer
andern Wolke oder irdischer Gegenstände kommt. Der Ausgleich der entgegen-
gesetzten Elektrizitäten ist von Lichterscheinungen und Lufterschütterungen
begleitet (Blitz und Donner). Den Widerschein entfernter Blitze nennt man
Wetterleuchten. Aus der Zeit, die zwischen Blitz und Donner verstreicht, läßt
sich die Entfernung des Gewitters berechnen (S. 423, 2).
8. Der Blitzableiter, eine Erfindung Franklins, hat eine doppelte Auf-
gabe zu erfüllen. Durch „Spitzenwirkung" soll er zum Ausgleich der entgegen-
gesetzten Elektrizitäten beitragen, also den eigentlichen Blitzschlag verhüten.
Ist das nicht möglich, dann soll er dem Blitze eine gefahrlose Ableitung zur
Erde bieten. Als Auffangestange dient starker Eisendraht mit vergoldeter oder
platinierter Spitze, zur Ableitung ein Kupferdrahtseil, das bis ins feuchte
Erdreich führt. Längere Gebäude bedürfen mehrerer Auffangestangen, da jede
von ihnen das Gebäude nur in einem Umkreis schützt, der die Länge der Auf-
fangestange zum Halbmesser hat.
Strömende Elektrizität.
1. Eine neue Quelle der Elektrizität. In ein Glas mit angesäuertem
Wasser tauchen wir eine Kupfer- und eine Zinkplatte so, daß diese etwas aus
der Flüssigkeit herausragen und sich gegenseitig nicht berühren (Fig. 30). Ver-
binden wir die unbenetzten Enden der beiden Metallplatten durch einen Draht,
so wird in seiner Nähe eine Magnetnadel abgelenkt.
Zerschneiden wir den Draht, drücken das eine Ende
gegen eine Feile und streichen mit dem andern über
sie hinweg, so zeigen sich elektrische Funken. In der
Flüssigkeit steigen Gasblasen auf, und das Zink erscheint
von der Säure „angefressen"' Solange der chemische
Prozeß dauert, fließt ununterbrochen Elektrizität durch
den Draht. Solche Zusammenstellung von Metallen
und Flüssigkeiten, bei der als „Nebenprodukt" eines
chemischen Vorganges Elektrizität entsteht, heißt ein gal-
vanisches Element. — Mehrere vereinigte Elemente
bilden eine galvanische Batterie. Auch durch manche
chemische Vorgänge wird Elektrizität erzeugt.
2. Dauer-Elemente. Die Wirkung des eben
beschriebenen (Volta-) Elementes hört bald auf, weil
Volta-Element.
1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Thiel, Oswald, Ruthe, Paul, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav, Hausen, Friedrich
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
414
deren + Elektrizität durch den menschlichen Körper zum Erdboden abfließt.
In den beiden Belägen binden sich also gegenseitig größere Mengen entgegen-
gesetzter Elektrizitäten.
7. Das Gewitter. Früher hielt man das Gewitter für eine Ent-
zündung atmosphärischer Dünste. Seine elektrische Natur wurde erst durch
Benjamin Franklin erkannt (S. 77). Im Jahre 1752 unternahm er den
kühnen Versuch, mittelst eines Drachens die Elektrizität einer nahenden
Gewitterwolke unmittelbar zur Erde zu leiten. — Als Ursache der Luft-
elektrizität sieht mau die lebhafte Verdichtung der Wasserdämpfe an. Das
Gewitter kommt zum Ausbruch, wenn eine elektrische Wolke in die Nähe einer
andern Wolke oder irdischer Gegenstände kommt. Der Ausgleich der entgegen-
gesetzten Elektrizitäten ist von Lichterscheinungen und Lufterschütterungen
begleitet (Blitz und Donner). Den Widerschein entfernter Blitze nennt man
Wetterleuchten. Aus der Zeit, die zwischen Blitz und Donner verstreicht, läßt
sich die Entfernung des Gewitters berechnen (S. 423, 2).
8. Der Blitzableiter, eine Erfindung Franklins, hat eine doppelte Auf-
gabe zu erfüllen. Durch „Spitzenwirkung" soll er zum Ausgleich der entgegen-
gesetzten Elektrizitäten beitragen, also den eigentlichen Blitzschlag verhüten.
Ist das nicht möglich, dann soll er dem Blitze eine gefahrlose Ableitung zur
Erde bieten. Als Auffangestange dient starker Eisendraht mit vergoldeter oder
platinierter Spitze, zur Ableitung ein Kupferdrahtseil, das bis ins feuchte
Erdreich führt. Längere Gebäude bedürfen mehrerer Auffangestangen, da jede
von ihnen das Gebäude nur in einem Umkreis schützt, der die Länge der Auf-
fangestange zum Halbmesser hat.
Strömende Elektrizität.
1. Eine neue Quelle der Elektrizität. In ein Glas mit angesäuertem
Wasser tauchen wir eine Kwpser- und eine Zinkplatte so, daß diese etwas aus
der Flüssigkeit herausragen und sich gegenseitig nicht berühren (Fig. 30). Ver-
binden wir die unbenetzten Enden der beiden Metallplatten durch einen Draht,
so wird in seiner Nähe eine Magnetnadel abgelenkt.
Zerschneiden wir den Draht, drücken das eine Ende
gegen eine Feile und streichen mit dem andern über
sie hinweg, so zeigen sich elektrische Funken. In der
Flüssigkeit steigen Gasblasen auf, und das Zink erscheint
von der Säure „angefressen"' Solange der chemische
Prozeß dauert, fließt ununterbrochen Elektrizität durch
den Draht. Solche Zusammenstellung von Metallen
und Flüssigkeiten, bei der als „Nebenprodukt" eines
chemischen Vorganges Elektrizität entsteht, heißt ein gal-
vanisches Element. — Mehrere vereinigte Elemente
bilden eine galvanische Batterie. Auch durch manche
chemische Vorgänge wird Elektrizität erzeugt.
2. Dauer-Elemente. Die Wirkung des eben
beschriebenen (Volta-) Elementes hört bald auf, weil
Fig. 30.
Volta-Element.
1892 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
- 250 -
auf, so daß nach ihrer Vereinigung von Elektricität überhaupt gar
nichts mehr zu spüren ist. Man sagt, sie gleichen sich aus.
2. Die beiden Elektricitäten sind überall vorhanden, in der
Luft, in den Wolken, auf der Erde und in allen Dingen, die sich
auf der Erde befinden. Gewöhnlich merkt man sie nicht, weil sie
sich gegenseitig die Wage halten. Anders verhält sich die Sache
bei der Entstehung eines Gewitters. Ihr wisset, ehe ein
Gewitter kommt, zeigen sich dunkle Wolken am Himmel. Wir
sehen es deutlich, wie sich eine Wolke gleichsam aus der andern
herausschiebt, bis der zuvor heitere Himmel ganz mit Wolken
überzogen ist. Indem sich nun die in der Luft enthaltenen Wasser-
dämpfe verdichten, häuft sich in ihnen Elektricität an, und das
in um so größerer Menge, je reichlicher und rascher sich die
Wolken bilden. Gewöhnlich enthalten diese positive, die Erde
hingegen negative Elektricität. Jene sucht diese, und nun ge-
schieht es zuweilen, daß sich beide allmählich und unmerklich aus-
gleichen, indem diese an Bäumen, Türmen, Felsen hinaufstrebt
und jene aus der Wolke ihr entgegen kommt. Zuweilen geschieht
aber auch ihre Vereinigung sehr plötzlich und sichtbar durch einen
Blitz. Dieser ist nichts anderes, als ein großer elektrischer Funke.
Fährt er aus der Wolke auf eine Spitze, welche die Erde ihm
entgegen hält, und somit zur Erde selbst herab, so sagt man: der
Blitz hat eingeschlagen. Die meisten Blitze gehen jedoch von
einer Wolke zur andern über. Der Donner ist im großen das-
selbe, was im kleinen das Knistern ist, welches den Funken be-
gleitet, der aus der Siegellackstange auf den Knöchel fährt. Das
Rollen des Donners erklärt sich teils dadurch, daß der Schall
in den Wolken oder an den Gegenständen auf der Erde zurück-
geworfen wird, teils dadurch, daß der Schall, welchen der Blitz
auf seinem Gange durch die Luft hervorbringt, zu verschiedenen
Zeiten an dein Ohr gelangt.
3- Was ist denn aber der Blitzableiter? Es giebt Körper,
welche den elektrischen Funken rasch weiter leiten, aber auch
solche, welche dieses gar nicht oder nur sehr langsam thun. Jene
nennt man gute, diese schlechte Leiter. Zu den letzteren ge-
hört die Luft, besonders die trockene und verdichtete. Aus diesem
Umstande sucht man die Zickzacklinie des Blitzes zu erklären;
indem er die Luft vor sich her treibt, verdichtet er sie und macht
sie so selber zu einem schlechten Leiter; deshalb verläßt er seine
gerade Bahn und springt nach der dünneren Luft ab/ Zu den guten
Leitern gehören besonders die Metalle/ Bringt man darum die
Spitze einer Metallstange in die Nähe eines elektrischen Funkens,
so springt er, weil er sich den Weg durch die Luft, den schlechten
Leiter, möglichst kurz machen will, auf sie herab und läuft, ohne
Schaden zu verursachen, an ihr herunter, bis er in der feuchten
Erde mit der entgegengesetzten Elektricität sich vereinigt hat und
nun spurlos verschwindet; Daher ist die Auffangestange an
dem Blitzableiter ein notwendiges Stück. Sie besteht aus Eisen
und hat gewöhnlich eine vergoldete Spitze. Sie schützt das Haus
1876 -
Hannover
: Helwing
- Autor: Hüttmann, J. F., Jastram, Heinrich, Marten, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
Erdoberfläche aus. — Der Blitz folgt auf feinem Wege zur
Erde vorzugsweise den guten Leitern; er sucht den kürzesten
Weg in den feuchten Erdboden. Gute Leiter von bedeutender
Festigkeit werden von dem Blitze nicht beschädigt; schlechte Leiter
verletzt oder zertrümmert er. — 4. Hohe Gebäude rc. sucht man
vor dem Blitze zu schützen durch den Blitzableiter. Er be-
steht aus einer starken Metallstange, oben zugespitzt und ver-
goldet, welche das zu schützende Gebäude bedeutend überragt, und
aus der Ableituugsstauge, welche die Auffangestange mit dem
feuchten Boden in leitende Verbindung bringt. — Benjamin
Franklin 1760.
1. Inwiefern schützt der Blitzableiter ein Gebäude vor den Wirkungen
des Blitzes? — 2. Warum ist es gefährlich, sich während des Gewitters
unter einen hohen Baum zu stellen? — 3. Welche Verhaltungsmaßregel
leitet man aus dem Satze her, daß der Blitz gern guten Leitern folgt? —
4. Warum müssen die Metallstangen des Blitzableiters frei von Rost, und
sowohl unter einander als mit der Erde leitend verbunden sein?
B. Berührungselektricität. — Galvanismus.
§. 60. Grunderscheinungen der Berührungselektrici-
tüt. 1. a. Berührt man die obere Fläche der Zunge mit einem
Kup ferst reifen (oder einem Stück Silber), die untere mit
einem Zinkst re ifeu, und läßt beide Metalle außerhalb des
Mundes sich leitend berühren, so verspürt mau im Augenblick der
Berührung einen laugen artigen Geschmack. Legt man aber
das Zink auf, das Kupfer unter die Zunge, so entsteht ein
säuerlicher Geschmack. Hört die Berührung der beiden Me-
talle auf, so verschwindet auch der Geschmack. — b. Drückt man
an das obere Zahnfleisch auf der einen Seite des Mundes einen
Ziukstreisen, auf der andern einen Kupserstreifen, so bemerkt man
in dem Augenblick, da die Metalle sich berühren, einen blitzar-
tigen Schein. Blei und Silber bringen dieselbe Erscheinung
hervor. Sie zeigt sich auch, wenn man das Zahnfleisch mit Sil-
der (einem Theelöffel), eine angefeuchtete Stelle über dem einen
Auge mit Zink berührt und die beiden Metalle zugleich in leitende
Berührung bringt. — c. Stellt man einen Zinkstreifen in ein
Glas mit einer verdünnten Säure, z. B. 1 Theil Schwefelsäure
und 6 bis 10 Theile Wasser, so zeigt das hervorragende Ende
negative Elektricität; die Flüssigkeit wird positiv
elektrisch. — 2. Diese Erscheinungen sind Wirkungen der
Elektricität. Dieselbe wird hier aber nicht durch Rei-
bung, sondern durch Berührung erregt; daher heißt sie
1878 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Vorbrodt, Franz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
271
Der Mensch und die Naturkrüfte.
Aber nicht im Glase, Harze, Schwefel und in der Seide allein sind die beiden
Elektricitäten vorhanden, sie befinden sich in jedem Körper: in Erde und Wasser,
Luft und Steinen, Pflanzen, Thieren und Menschen, nur daß sie sich nicht in allen
Körpern auf gleich leichte Weise trennen und bemerkbar machen lassen. Sie sind
auch vorhanden in den Wolken und trennen sich dort, besonders im Sommer, oft
von einander. Ob die Wärme, das Verdunsten des Wassers oder das Tropfbar-
werden des Wasserdampfes, oder aber, ob die Luftströmungen und vielleicht durch
dieselben herbeigeführte Reibungen die Trennung der beiden Elektricitäten veranlaßt,
wissen wir nicht genau. Vielleicht wirken mehrere Ursachen gemeinschaftlich. Mit-
unter santtnelt sich eine Art Elektricität in der einen Wolke und die andere Art
in einer andern. Nähern sich nun beide Wolken, so vereinigen sich die getrennten
Kräfte. Der große Funke, welcher sich hierbei zeigt, ist der Blitz, der dabei hör-
bare Knall ist der Donner, der bekanntlich auf dieselbe Weise entsteht, wie das
Klatschen einer Peitsche und wie der Knall einer Kanone. Hat sich die eine der
getrennten Elektricitäten in der Erde gesammelt, so springt der Funke aus der
Wolke zur Erde, und man pflegt zu sagen, der Blitz hat eingeschlagen.
Hin und wieder bemerkt man, daß auf Häusern ein oder zwei senkrecht empor-
steigende Eisenstangen mit vergoldeten Spitzen angebracht und über beide Seiten
des Daches hinweg an dem ganzen Gebäude herunter in die Erde geleitet werden.
Das sind Blitzableiter, durch welche man die Gebäude vor dem Einschlagen des
Blitzes schützt. Aber wie soll eine solche Stange ein Schutz gegen die furchtbar
zuckenden, zermalmenden Blitze sein? Höre!
Ein kluger Mann in Amerika, Namens Franklin, machte einst einen großen
Drachen, eben so einen, wie ihn die Knaben im Herbste steigen lassen, dessen
Spitze oben von Eisen war und der unten in einen eisernen Draht endigte,
welcher statt des Bindfadens bis zur Erde reichte. Diesen Drachen ließ er während
eines Gewitters emporsteigen, und siehe, sobald die Gewitterwolken sich ihm näherten,
fuhren die feurigen Blitze an dem Drahte hinab in die Erde. Bei solch' einem
Versuche wurde einmal ein unvorsichtiger Mensch erschlagen. Dieses Her-
abgleiten der Blitze brachte Franklin auf die schöne Erfindung der Blitzableiter.
Metallene Spitzen haben die Eigenschaft, die Kraft, aus welcher die Blitzstrahlen
entstehen, der Gewitterwolke, die über dem beschützten Gebäude steht, langsam zu
entziehen, so daß die Entladung ohne Blitz geschieht. Wenn aber dennoch ein
Blitzstrahl auf das Gebäude herabschießt, so wird er durch die Spitze der eisernen
Stange angezogen und, ohne Schaden zu thun, in die Erde geleitet. Der Blitz
führt gern in erhabene Gegenstände; daher darf man sich während eines Ge-
witters nicht unter einen Baum stellen, vor allem nicht unter einen Eichenbaum;
denn je härter das Holz, desto besser dient es dem Blitze zur Herableitung in die
Erde. Zu Hause meide man die Nähe des Ofens und die Zugluft, unterwegs
aber gehe, fahre und reite man langsam, oder steige lieber ab und halte sich mög-
lichst fern von Pferd und Wagen.
H. Wagner.
1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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ung an keiner Stelle unterbrochen sein, und ihr Ende in feuchte Erde
münden. Wenn nun ein Gewitter darüber hinweg geht und der
Blitz in den Blitzableiter einschlägt, so verfolgt er seinen Weg
durch die Leitung in die Erde hinab, und der Bau bleibt unbe-
schädigt. Die Blitzableiter sind übrigens nicht nur dadurch vou
Nutzen, daß sie dem herabsahrenden Blitz gleichsam einen Weg
anweisen, auf welchem er ohne Gefahr für die Menschen und ihre
Habe zur Erde gelangen kann, sondern man nimmt an, daß an
einem Orte, wo deren sehr viele angebracht sind, selbst die Ent-
stehung von Blitzen und damit das Einschlagen verhütet oder
wenigstens vermindert wird. Die Elektricität ist nämlich von
zweierlei Art. Die eine befindet sich in der Wetterwolke, die an-
dere ihr entgegengesetzte Art sammelt sich in den Leitungen und
Stangen der Blitzableiter an und strömt nun nach oben aus, was mau
bei großer Dunkelheit sogar sehen kann, indem an den Spitzen der
Blitzableiter ein Büschel von feinen leuchtenden Strahlen empor-
ragt. Durch Vereinigung der beiden Arten von Elektricität gleichen
sich dieselben gegenseitig fortwährend aus, und es wird so die plötz-
liche Entladung der ganzen Wetterwolke verhütet. Das erwähnte
Ausströmen von Elektricität in Form von leuchtenden Strahlen
sieht man übrigens nicht nur an Blitzableitern, sondern auch au
andern Spitzen zu Zeiten, wann sich die Lust in stark elektrischem
Zustande befindet. Man nennt es St. Elmsfeuer und bemerkt
es an den Mastspitzen und andern spitzigen (besonders metallischen)
Gegenständen auf Schiffen, auf den Öhren von Pferden, an den
ausgespreizten Fingern der erhobenen Hand, ja selbst am Kopse
von Menschen.
5. Der Galvanismus und die Galvanoplastik.
Der Galvanismus ist eine eigene Art von Elektricität;
er zeigt sich, wenn man zwei verschiedene Metalle mit einander in
Berührung bringt, und wird daher auch Berührungselektrici-
tät genannt. Man kann sie im kleinen dadurch erzeugen, daß
man z. B. ein Zinkstäbchen in den Mund nimmt und eine nasse
Silbermünze, etwa ein Markstück, aus das Auge legt. Biegt man
nun den Zinkstab nach aufwärts und berührt damit die Münze, so
bemerkt man im Auge eine Lichterscheinung, wie einen kleinen Blitz,
und auf der Zunge bekommt man einen sauren Geschmack. Um
diese Elektricität in größerer Stärke hervorzubringen, hat man ver-
schiedene Apparate verfertigt, welche mit dem Namen Voltasche
Säulen und galvanische Batterien bezeichnet werden. Letztere
werden aus sehr verschiedene Weise verfertigt, bestehen aber der
Hauptsache nach alle darin, daß zwei verschiedene Metalle, von denen
das eine in der Regel Zink, das andere Kupfer ist, welches durch
Kohle oder Platina ersetzt werden kann, sich berühren und in ein
Gesäß gestellt sind, wobei die Wirkung durch saure Flüssigkeiten erhöht
20. Nr. 1
- S. 168
1897 -
Breslau
: Hirt
- Autor: ,
- Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
168
Physik
Donner wird immer geringer; es fallen einzelne Regentropfen, denen bald ein
Platzregen folgt. Nach dem Gewitter kühlt sich die Luft gewöhnlich ab. Der
Blitz ist ein elektrischer Funke; der Donner entsteht, indem die Luft in den
luftverdünnten Raum eindringt, der durch den Blitz erzeugt wird. — Die
Wolken werden zu gewissen Zeiten elektrisch und zwar teils positiv, teils ne-
gativ. Nähert sich nun eine elektrische Wolke einer unelektrischen oder der Erd-
oberfläche, so findet eine allmähliche oder plötzliche Ausgleichung statt. Ge-
schieht die Verteilung plötzlich, so springt ein elektrischer Funke, ein Blitz, von
Wolke zu Wolke oder von der Wolke zur Erde über. Wenn der Blitz von
der Wolke zur Erde überspringt, so sagt man: es hat eingeschlagen. —
Der Blitzableiter besteht aus einer Eisenstange, welche über das Dach
eines Hauses hinläuft und an der äußern Wand desselben herab in die Erde
geleitet ist. Oben sind auf dieser Stange eine oder mehrere senkrechte Eisen-
stangen befestigt, die über den höchsten Punkt des Hauses hervorragen. Da-
mit sie nicht rosten, wodurch die Leitungsfähigkeit des Eisens verloren geht,
sind sie mit Zink überzogen und an den Spitzen stark vergoldet. Nähert sich
eine Gewitterwolke dem Hause, das mit einem Blitzableiter versehen ist, so
strömt die Elektricität durch die Spitzen des Blitzableiters ans. Springt aber
ein elektrischer Funke von der Wolke zum Blitzableiter über, so folgt er dem
guten Leiter und fährt an der Eisenstange hinab in die Erde.
8 36. Berührungselektricität oder Galvanismus. Ein Becherglas füllt man zum
Teil mit verdünnter Schwefelsäure und stellt eine Zinkplatte und eine Kupferplatte,
an deren obere Enden je ein Kupferdraht gelötet ist, hinein. Die beiden Metalle dürfen
sich aber nicht berühren. Eine solche Vorrichtung heißt ein galvanisches Element.
Mehrere solcher Elemente, die so zusammengestellt sind, daß die Kupferplatte des einen
mit der Ziukplatte des andern u. s. f. durch Kupferdrähte verbunden werden, nennt man
eine galvanische Batterie (Fig. 23).
Fig. 23. 1. Drückt man die Spitze des einen Drahtes an
eine Feile und fährt mit der Spitze des andern Drahtes
7 7j K ^^ x auf der rauhen Oberfläche der Feile hin und her, so
springen Funken von einer Spitze zur andern über.
2. Schaltet man zwischen beide Drähte einen kurzen, sehr
dünnen Eisendraht ein, so wird derselbe glühend, bei
starken Batterien verbrennt er. 3. Versieht man die
Enden mit metallenen Handgriffen und faßt dieselben
mit befeuchteten Händen an, so empfindet man ein
Zucken, sobald man anfaßt und wenn man wieder
losläßt. 4. Hält man die Drähte über eine stillstehende Magnetnadel, so daß sie sich an
den Spitzen berühren und der Nadel parallel sind, so weicht die Magnetnadel von der
Nordrichtung ab.
Erklärung: Durch die Berührung eines Metalles und einer Flüssig-
keit, welche das Metall zersetzt, wird Elektricität erzeugt, und zwar wird
das Metall stets negativ, die Flüssigkeit stets positiv elektrisch. Die
Kupferdrähte dienen zur Leitung der Elektricität. Wenn die Drahtenden miteinander
in Berührung gebracht werden, strömt die Elektricität von dem einen Metall durch die
Flüssigkeit zum andern und von diesem durch den Draht zum ersten Metalls Man sagt
alsdann: das Element ist geschlossen. Diese Art der Elektricität heißt Berüh-
rungselektricität oder Galvanismus. (Galvani, ein italienischer Arzt, beobachtete
sie zuerst).
Der Elektromagnetismus.
§ 37. Grundversuch. Man umwickelt ein hnfeisenförmiges Stück weiches,
unmagnetisches Eisen mit einem übersponnenen Kupserdrahte und bringt die
metallisch reinen Enden des Kupserdrahtes mit einer galvanischen Batterie in
Verbindung. Nun schließt man den Strom und hält ein Schächtelchen mit