Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 369

1854 - Münster : Aschendorff
369 Als hätt' er nur bisher ge- spickt. Verdoppelt er der Streiche Macht. Und drängt, und läßt nicht nach zu stürmen. Bis er den Gegner so betäubt. Daß dem, unfähig sich zu schir- men. Nichts als Ergebung übrig bleibt. Er senkt das Schwert, steht um sein Leben, Und will, nach des Vertrages Kraft, Sich nach des Kaisers Hofbegebcn, Gewärtig ritterlicher Haft. Da reicht, zur Milde schnell gewendet. Ihm Max die kaiserliche Hand, Und glorreich ist der Kampf geen- det. Den er für Deutschlands Wohl bestand. Jetzt schmettern jubelnd die Tvvm- peten. Und Alles preist des Herrschers That, Der, seines Volkes Ruhm zu retten. Als Kämpfer in die Schranken trat. 21. Die Kirchenspaltung im sechszehnten Jahrhundert. Unter der Negierung des Papstes Leo X. ward an der überaus merkwürdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hüt. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr unvol- lendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heili- gen Buß-und Altar-Sakraments, Gebete, Werke der Ab- tödtung und der christlichen Barmherzigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Betheiligen- den, als ein Almosen, freiwillige Beiträge zur Vollerwung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf 24

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 403

1886 - Münster i.W. : Aschendorff
403 Der treffliche Führer gerissen, und — „Land, Land!" rief es, und donnert es — „Land!!" Ein glänzender Streifen, mit Purpur gemalt, Erschien dem beflügelten Blick; Vom Golde der steigenden Sonne bestrahlt Erhob sich das winkende Glück, Was kaum noch geahnet der za- gende Sinn, Was mutvoll der Große ge- dacht! — Sie stürzten zu Fiißen des Herr- lichen hin Und priesen die göttliche Macht. Die Kirchenspaltttttl; im sechzehnten Jahrhundert. Papst Leo X. setzte den Bau der Peterskirche in Rom, der vom Papst Nikolaus V. im Jahre 1450 begonnen war, während seiner Regierung mit Eifer fort. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur För- derung dieses Prachtbaues hin. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tempel schien noch manches Jahr un- vollendet bleiben zu müssen. Da schrieb Leo um 1517 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegenheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christenheit einzig in seiner Art dastehen sollte. Die Kirche schreibt, wie bekannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den wür- digen Empfang des heiligen Buß- und Altars-Sakraments, Gebete, Werke der Abtötung und der christlichen Barmherzig- keit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deshalb be- stimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Beteiligenden als ein Almosen freiwillige Beiträge zur Vollendung der Peterskirche geben möchten. An verschie- dene Bischöfe der Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland erhielt diesen Auftrag der Kurfürst von Mainz, Albrecht von Brandenburg. Er wählte zur Ver- kündigung des Ablasses Mönche aus dem Orden des heiligen Dominikus; in Sachsen wurde dieselbe einem Manne, Namens 26 *

2. 2 - S. 115

1856 - Breslau : Leuckart
Kirchentrennung. Luther. 115 ming, sonst auch Reformation genannt, wurde hauptsächlich durch den Mißbrauch, welchen Unbesonnene mit dem Ablasse trie- den, veranlaßt. In den ersten Zeiten pflegte die Kirche die gröbern Uebertre- tungen der göttlichen Gebote streng zu bestrafen. Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt. Die Theil- nahme am Gottesdienste war den Büßenden versagt, nur am Eingänge des Gotteshauses durften sie im demüthigen Bußkleide stehen. Eine solche Bußübung währte oft mehrere Jahre hindurch, wurde aber auch zuweilen durch den Ablaß der Bischöfe gemildert. Sie kürzten die durch Kirchengesetze bestimmte Büßung entwe- der ab, oder verwandelten sie in Uebungen guter Werke. So bot der Papst Urban Ii. allen Kreuzfahrern vollkommenen Ablaß an, das heißt er verordnete, daß Alle, die ihre Sünden mit reui- gem Gemüthe beichteten und an den Kreuzzügen Theil nahmen, wegen der Gefahren und Mühseligkeiten, denen sie sich im Dienste der Kirche aussetzten, von den kirchlichen Strafen befreit sein soll- ten, welchen sie sich sonst hätten unterwerfen müssen. Später ward auf der Kirchenversammlung zu Lyon dieser Ablaß auch auf solche ausgedehnt, die zu Hause blieben und den Kreuzzug durch freiwillige Gaben an Geld unterstützten. Seit jener Zeit fingen die Ablässe an häufig zu werden, und man ertheilte sie auch denen, welche Beiträge zur Erbauung von Kirchen und Schulen leisteten. * So geschah es auch kurz vor der Kirchenlrennung. Leo X., der 1513 zum Oberhaupte der katholischen Kirche gewählt worden war, faßte bald nach dem Antritte seines oberhirtlichen Amtes den Entschluß: das Denkmal des Apostelfürsten, die Peterskirche zu Rom, zu vollenden, zu der sein Borgänger Julius Ii. den Grund gelegt hatte. Dieser Dom sollte ein Bau der ganzen Christenheit, der Nationen und Völker werden; Alle sollten dazu nach Kräften beitragen, wie ja Alle Glieder der einigen heiligen Kirche sind. Das Mittel hierzu war der Ablaß; denn nur auf diese Weise konnte Jeder ohne Rücksicht auf Stand und Geschlecht, vom schwa- chen Kinde bis zum gebückten Greise, der Reiche wie der Bettler sich am Baue betheiligen — die Einen mit irdischen Gaben, die Andern mit Gebeten — und während sie Gott einen christlichen Völkerdom errichteten, erbauten sie sich selbst zu erneueten Tempeln des heiligen Geistes. Ein so erhabenes Ziel zu erreichen, schrieb der Papst Leo X. einen Ablaß im Jahre 1515 aus und übertrug die Ausführung desselben im nördlichen Deutschland dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht, einem gebornen Markgrafen von Brandenburg. Dieser bestimmte den Dominikanermönch Johann Tetzel, den Ablaß zu verkündigen. 8*

3. Bilder aus der deutschen und preußischen Geschichte für Elementarschulen - S. 40

1878 - Münster : Regensberg
— 40 — uhren, so daß man im Stande mar, außerordentlich kleine zu liefern. Die Reformation. Im Jahre 1517 schrieb Papst Leo X. einen vollkommenen Ablaß ans. Jeder, der denselben gewinnen wollte, mußte die von jeher von der Kirche vorgeschriebenen guten Werke verrichten und außerdem als Almosen einen Beitrag zum Bau der Peterskirche in Rom geben. An verschiedene Bischöfe der Christenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland erhielt diesen Auftrag der Kurfürst von Maiuz, Albrecht vonbrandenburg. Er wählte zur Verkündigung des Ablasses Mönche ans dem Orden des heil. Dominikus; in Sachsen wurde dieselbe einem Manne, Namens Tezel, übertragen. Die Art und Weise, wie dieser den Auftrag ausführte, erregte Anstoß. Dr. Martin Luther, ein Augustinermönch und Professor in Wittenberg, trat öffentlich dagegen auf. Am Tage vor Allerheiligen im Jahre 1517 heftete er 95 Sätze über den Ablaß an die Schloßkirche zu Wittenberg; allein mehrere derselben standen mit der Lehre der Kirche in Widerspruch. Die Sache wurde nach Rom berichtet. Der Papst bezeichnete 41 Sätze ans Luthers Schriften als ketzerisch und forderte ihn auf, dieselben zu widerrufen. Anstatt aber zu widerrufen, verbrannte dieser mit seinen Anhängern das päpstliche Schreiben vor den Thoren Wittenberg's. Damit hatte sich Luther von der Kirche losgesagt, und nun entstand eine traurige Zerspaltung unter den Christen; denn Luthers Lehre fand unter allen Ständen, bei Hohen und Niedern viele Anhänger. Da der Kaiser der unseligen Spaltung mit Gewalt Einhalt thun wollte, so kam es endlich zum offenen Kampf. Schließlich erlangten die Anhänger der Lehre Luther's im Religionsfrieden zu Augsburg (1555) das Recht freier Religionsübung.

4. Erzählungen aus der vaterländischen Geschichte - S. 47

1884 - Leipzig : Siegismund & Volkening
D. Martin Luther. 47 ein alter Mönch, der ihm das Wort zurief: „Ich glaube au eiue Vergebung der Sünde." Auch sein Vorgesetzter, der Generalvikar Johann von Stanpitz, der in ihm ein besonderes Werkzeug Gottes für die Kirche ahnte, richtete ihn durch belehrenden Zuspruch aus. 3. Luther in Wittenberg. Durch Staupitz kam er 1508 als Lehrer an die Universität zu Wittenberg, welche Kurfürst Friedrich der Weise vou Sachsen neu gestiftet hatte. Hier legte er in seinen Vorlesungen die Bibel durch sie selbst au* und predigte in einfacher biblischer Weise. Ans einer Reise nach Rom, welche er 1510 in Sachen des Augustinerordens unternahm, lernte er mit eigenen Augen das ungeistliche Wesen kennen, welches damals in der,Hauptstadt der Christenheit herrschte, und es wurde ihm immer klarer, daß eine Änderung in der Kirche not thue. Im Jahre 1512 ward er Doktor der heiligen Schrift. 4. Lnthers Kampf gegen den Ablatz. In jener Zeit hatte der kunstliebende Papst Leo X. einen allgemeinen Ablaß zur Vollendung der Peterskirche in Rom bewilligt: diese ist die größte und schönste Kirche in der ganzen Christenheit, 640' lang und 440' hoch. Unter Ablaß verstand man ursprünglich die Erlassung von Strafen, welche die Kirche ans grobe Sünden gelegt hatte. Allein der Verfall der Kirche war jetzt so groß geworden, daß das unwissende Volk glaubte, sich Erlaß der Sünden für Geld erkaufen zu können. Den Ablaß betrieb in Deutschland Johann Tetzel im Aufträge Albrechts, Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, auf die anstößigste Weise. Er verkaufte Ablaßbriefe für alle Sünden, selbst für zukünftige, und rühmte sich, mit seinem Ablaß mehr Seelen erlöst zu haben als Petrus mit dem Evangelium. Auch nach Jüterbog kam Tetzel, und das Volk strömte scharenweise dahin. Solchem Miß-brauch konnte Luther nicht länger ruhig zusehen und schlug am^31. Oktober 1517 an die Schloßkirche 95 Sätze gegen den Ablaß an: dies war der Ansang der Reformation. 5. Lnthers Kampf mit vem Papste. Mit großer Schnelligkeit verbreiteten sich diese Sätze über ganz Deutschland, ja über Europa. Der Papst Leo X., welcher anfangs den entbrannten Streit für ein bloßes Mönchsgezänk gehalten hatte, beschied jefit den kühnen Mönch nach Rom, damit er sich vor ihm wegen seiner Neuerungen verantworte. Aber der Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen vermittelte es, daß Luther in Augsburg vor dem Kardinale Cajetan verhört wurde; dieser vermochte ihn aber nicht zum Widerruf zu bewegen. Ein andrer ' Gesandter, der päpstliche Kammerherr Karl von Miltitz, erlangte von ihm zu 1 Altenburg nur da* Versprechen, daß, wenn seine Gegner schwiegen, auch er schweigen und einen Entschuldigungsbries an den Papst schreiben wolle. Allein jenes Schweigen wurde nicht beobachtet. Einer der größten Gegner Luthers war D. E ck, Lehrer an der Universität zu Ingolstadt in Baiern. Dieser veranlaßte i 1^19 einen gelehrten Wettstreit zu Leipzig. Aber anstatt die Gemüter zu vereinigen, erzeugte er nur noch größere Erbitterung. Hatte Luther anfangs nur gegen die Mißbrauche des Ablasses geeifert, so verwarf er bald auch den Ablaß selbst und > trennte sich nach und nach in mehreren wesentlichen Punkten von den Lehren und Satzungen der katholischen Kirche. „Nicht der Papst in Rom," sprach er, „ist das - Haupt der Christenheit, sondern allein Jesus Christus." Nun wurde er auf An- stiften Ecks in den Bann gethan und für einen Kefier erklärt; Luther aber zog mit den Lehrern und Studenten der Universität vor das Elsterthor in Wittenberg, bei brannte die Bannbulle öffentlich, 1520, und sagte sich damit feierlich von der römischen Kirche los. Der Bettelmönch nahm den Kampf mit dem aewaltiaen Papst auf. J 9 6. Der Reichstag zu Worms 1521. Der junge Kaiser Karl V. war vom 4$ap)t aufgefordert worden, der neuen Ketzerei ein Ende zu machen. Er beschied D. Martin Luther.

5. Lesebuch für die obere Klasse katholischer Stadt- und Landschulen - S. 115

1864 - Breslau : Leuckart
Kirchentrcnnung. Luther. 115 Trennung, sonst auch Reformation genannt, wurde hauptsächlich durch den Mißbrauch, welchen Unbesonnene mit dem Ablasse trie- den, veranlaßt. In den ersten Zeiten Pflegte die Kirche die gröbern Uebertre- tungen der göttlichen Gebote streng zu-bestrafen. Für öffentliche Sünden wurden auch öffentliche Bußwerke auferlegt. Die Theil- nahme am Gottesdienste war den Büßenden versagt, nur am Eingauge des Gotteshauses durften sie im demüthigen Bußkleide stehen. Eine solche Bußübung währte oft mehrere Jahre hindurch, wurde aber auch zuweilen durch den Ablaß der Bischöfe gemildert. Sie kürzten die durch Kirchengesetze bestimmte Büßung entweder ab, oder verwandelten sie in Uebungen guter Werke. So bot der Papst Urban Ii. allen Kreuzfahrern vollkommenen Ablaß an, d. h. er verordnete, daß Alle, die ihre Sünden mit reuigem Gemüthe beichteten und an den Kreuzzügen Theil nahmen, wegen der Gefahren und Mühseligkeiten, denen sie sich im Dienste der Kirche aussetzten, von den kirchlichen Strafen befreit sein sollten, welchen sie sich sonst hätten unterwerfen müssen. Später ward auf der Kircheuversammlung zu Lyon dieser Ablaß auch aus solche aus- gedehnt, die zu Hause blieben und den Kreuzzug durch freiwillige Gaben an Geld unterstützten. Seit jener Zeit singen die Ablässe an häufig zu werden, und man ertheilte sie auch denen, welche Beiträge zur Erbauung von Kirchen und Schulen leisteten. * So geschah es auch kurz vor der Kircheutrennuug. Leox., der 1513 zum Oberhaupte der katholischen Kirche gewählt worden war, faßte bald nach dem Antritte seines oberhirtlichen Amtes den Entschluß: das Denkmal des Apostelfürsten, die Peterskirche zu Rom, zu vollenden, zu der sein Vorgänger Julius Ii. den Grund gelegt hatte. Dieser Dom sollte ein Bau der ganzen Christenheit, der Nationen und Völker werden; Alle sollten dazu nach Kräften beitragen, wie ja Alle Glieder der einigen, heiligen Kirche sind. Das Mittel hierzu war der Ablaß; denn nur auf diese Weise konnte Jeder ohne Rücksicht auf Stand und Geschlecht, vom schwachen Kinde bis zum gebückten Greise, der Reiche wie der Bettler sich am Baue betheiligen — die Einen mit irdischen Gaben, die Andern mit Gebeten — und während sie Gott einen christlichen Völkerdom errichteten, erbauten sie sich selbst zu erneueten Tempeln des heiligen Geistes. Ein so erhabenes Ziel zu erreichen, schrieb der Papst Leo X. einen Ablaß im Jahre 1515 aus und übertrug die Ausführung desselben im nördlichen Deutschland dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht, einem gebornen Markgrafen von Brandenburg. Dieser bestimmte den Dominikanermönch Johann Tetzel, den Ablaß zu verkündigen. 8*

6. Vom Interregnum bis zum Westfälischen Frieden - S. 182

1911 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 182 — Haupt den gesamten Verkehr mit dem päpstlichen Stuhle, erwarb sogar das Recht, Ablässe den Bischöfen od/er Domkapiteln in Deutschland anzubieten, und erwirkte dann die päpstliche Genehmigung. — Das erwählte Oberhaupt der katholischen Christenheit war seit 1513 Leo X., einer der gewissenlosesten Päpste, die es je gegeben hat. Die Sorge um die Kirche drückte ihn nicht, er liebte weltliche Geschäfte, Glanz und Pracht. An seiner Tafel speisten stets zahlreiche Gäste, so daß der päpstliche Tisch jährlich an 90 000 Dukaten (etwa 810 000 Mark) erforderte. Dazu kamen hohe Ausgaben für Verwandte, Hofleute und für Kriege. (Südlich bedurfte er großer Summen zum Neubau der Peterskirche, die ein Bauwerk von erhabener Größe und Schönheit werden sollte. Er brauchte also Geld, viel Geld und benutzte darum ebenso wie seine Vorgänger den Ablaß, um seine Taschen zu füllen. Ein großes Geldgeschäft, das die Fugger vermittelten, schloß Leo X. bald nach seiner Ernennung zum Papste mit Albrecht von Brandenburg ab. Dieser war Erzbischof von Magdeburg und bekam auch die Verwaltung des Bistums Halberstadt angeboten. Da er aber erst 23 Jahre zählte und die Vereinigung zweier Bistümer in einer Hand unstatthaft war, bedurfte er eines doppelten Dispenfes, den der Papst gegen Zahlung von 1079 Dukaten (ungefähr 25 000 Mark) auch unbedenklich gewährte. Bald wurde er aber auch zum Erzbischof von Mainz gewählt. Der Papst bestätigte ihn nach längeren Verhandlungen, die die Fugger führten, auch für dieses Amt und erhielt dabei ungefähr 600 000 Mark, die das Fuggersche Bankhaus dem Erzbischof geliehen hatte. Diesem bewilligte er 1515 zur Deckung seiner Schulden für die Erzbistümer Mainz und Magdeburg, sowie für die branden-burgifchen Länder aus 8 Jahre einen Ablaß, dessen Ertrag nach amtlicher Bekanntmachung für den Bau der Peterskirche in Rom bestimmt war, nach geheimer Abmachung aber zur Hälfte dem jungen Erzbischof zufiel. Nun zogen die Ablaßhändler hinaus, begleitet von Fugger-fchen Kassierern. Im Magdeburger Sprengel war es namentlich der Dominikanermönch Johann Tetzel, der in marktschreierischer Weise die Ablaßbriefe an den Mann zu bringen suchte. Er wußte die Leute besonders dadurch anzulocken, daß er sie beredete, die Seelen ihrer verstorbenen Angehörigen aus dem Fegefeuer zu erlösen, und für die Lebenden machte er den Erwerb der Ablaßbriefe

7. Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 10

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
10 Kapitel Ii. Die Neubelebung des europäischen Geistes im 16. Jahrhundert. Ablaßstreit. Idee des Ablasses. Fevt, Pebactöwki Pu Lchk10r Sur Ktxj* . Sou m Sv Tavüi Eid Al'g W X Cdiocxlix. In dem Ablaßstreit zeigte sich, wie verdorben die Kirche war. Der Papst Leo X. brauchte Geld, darum gab er vor, zum Zweck des Baues der großen Peterskirche in Rom ließe er einen Ablaß ausschreiben. Für Deutschland war Vollstrecker des päpstlichen Willens Erzbischof Albrecht von Mainz, der auch verschuldet war. War schon der Beweggrund zum Ablaß unsittlich, so war, was man unter Ablaß verstand, noch schlimmer. Idee des Ablasses.hervorgegangen ist der Ablaß ans dem Erlaß bestimmter Strafen, wenn der Büßer reumütig war. Hatte jemand aber eine Sünde begangen, für die er nach Ansicht der Kirche des ewigen Todes schuldig war und bereute, was dann? Dann konnte ihm die Kirche durch den Beichtvater Absolution (Lossprechung) gewähren und die Portal der Schloßkirche zu Wittenberg. Strafe in eine zeitliche umwandeln. Diese konnte nun erlassen werden. Auch durch Geld. Aus dieser Ordnung war allmählich ein Mißbrauch geworden, indem man glaubte, jede Missetat, jedes Verbrechen sogar, durch eine Bezahlung wieder gut machen zu können.

8. Kleine vaterländische Geschichte - S. 31

1883 - Langensalza : Beyer
Zweite Abteilung. Vom Beginn der Reformation bis aus die neueste Zeit. A. Die neuere Seif. I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. Der Ablatzkram. § 50. In den früheren Jahrhunderten der Christenheit pflegte die Kirche die Übertretungen der Gebote Gottes mit besonderer Strenge zu bestrafen. Um das gegebene Ärgernis zu sühnen, wurden von ihr öffentliche Bußwerke auferlegt. Solche Büßende dursten zum Beispiel nicht am öffentlichen Gottesdienste teilnehmen. Nur vor der Kirche durften sie im Bußgewande stehen und die Kirchgänger um ihre Fürbitte bei Gott und den Heiligen anflehen. War nun der Büßende sehr eifrig und reuig, so wurden die ihm auferlegten Bußübungen nicht selten von den Bischöfen gemildert. Eine solche Milderung oder einen solchen Nachlaß der Bußübungen nannte man Ablaß. Später wurden die Ablässe häufiger, und oft mußte derjenige, welcher sich des Ablasses teilhaftig machen wollte, außer daß er sich den vorgeschriebenen Bußübungen unterzog, auch freiwillige Beiträge, Beiträge an Geld zu irgend einem guten Zwecke, zum Beispiel zur Erbauung von Kirchen u. s. w., liefern. Immer aber setzte die Kirche voraus, daß derjenige, welcher Ablaß erhielt, auch innerlich sich gebessert habe und seine Sünden aufrichtig bereue. Es gab aber gar viele, welche eine ganz irrige Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann glaubte, wenn er einen Ablaßzettel für Geld einlöse, so bedeute das eine Vergebung seiner Sündenschuld, selbst ohne daß er an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken brauche. Die Ablaßprediger versäumten dabei nur allzusehr ihre Pflicht, das Volk über diesen verderblichen Wahn aufzuklären. Die meisten Vorwürfe verdient in dieser Beziehung der Dominikanermönch Johann Tetzel aus Leipzig. Leo X., der damalige Papst, schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei einkommenden freiwilligen Gaben zum Bau der prachtvollen Peterskirche in Rom. Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, sollte diesen Ablaß in Deutschland verkündigen. Albrecht schickte nun Ablaßverkündiger durch ganz Deutschland. In Sachsen sollte den Ablaß der oben genannte Johann Tetzel predigen. Er that das aber in einer Weise, welche bei vielen großen Anstoß erregte. Um nämlich recht viele Gaben an Geld zu erhalten, behauptete er ganz dreist, daß schon der Kauf feiner Ablaßzettel allein die Vergebung der Sünde zur Folge habe. „So wie das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt," pflegte er zu sagen. Da

9. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 223

1873 - Essen : Bädeker
223 Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann hielt den eingelösten Ablaßzettel für einen Nachlaß der Sündenschuld selbst, ohne an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken. Die Ablaßprediger versäumten oft die Pflicht, diesen verderblichen Wahn zu bestreiten und das Volk über das Wesen des Ablasses und die Art und Weise, ihn zu gewinnen, zu belehren. Die meisten Vorwürfe werden in dieser Hinsicht dem Dominikaner- mönch Johann Tetzel aus Leipzig gemacht. Der damalige Pabst, Leo X., schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß aus und bestimmte die dabei einkommenden fteiwilligen Gaben zur Vollendung des Baues der pracht- vollen Peterskirche in Rom. Die Verkündigung dieses Ablasses in Deutschland trug er dem Erzbischöfe von Mainz, Albrecht von Bran- denburg auf. Dieser bestimmte hierzu den Dominikanerorden. Der vorgenannte Dominikanermönch, Johann Tetzel, erhielt den Auftrag, den Ablaß in Sachsen zu verkündigen. Er that dies aber in einer Weise, welche bei vielen großen Unwillen erregte. Da schlug der Augustinermönch vr. Martin Luther am 31. Oktober 1517 fünf und neunzig Sätze, die sich hauptsächlich auf den Ablaß bezogen, an die Schloßkirche zu Wittenberg, indem er alle Gelehrten aufforderte, dieselben zu prüfen. Das gab die Veranlassung zur Kirchentrennung — zur Reformation. — Tetzel und mit ihm mehrere seines Ordens wurden über die Kühnheit des Augustiner- mönchs höchst entrüstet. In Predigten und Schriften kämpften sie gegen die Sätze, schalten den Verfasser einen Abtrünnigen und behaupte- ten, daß er damit das Ansehen des Papstes und der Kirche angreife. Diese Ausfälle reizten Luther zu einer heftigen Vertheidigung, bei welcher ihn seine Ordensbrüder, die Augustiner, eifrig unterstützten. Nun traten beide Theile feindselig gegen einander auf, verloren aber im hitzigen Kampfe der Meinungen nur zu oft die Ruhe des Urtheils sowohl, als auch des Gemüths. Hatte Luther anfangs, wie schon viele vor ihm, nur gegen die Mißbräuche des Ablasses geeifert, so verwarf er bald auch den Ablaß selbst. Und weil ihm seine Gegner das An- sehen des Papstes, als des sichtbaren Oberhauptes der christlichen Kirche, unablässig entgegenstellten, so läugnete er auch dieses und trennte sich so nach und nach in mehreren Stücken von den Lehren und Satzungen der katholischen Kirche. Der Papst achtete zuerst wenig auf den Streit, den er für eine bloße Zänkerei der Mönche hielt. Was aber anfangs nur Sache der Gelehrten gewesen war, wurde bald Sache des Volkes. Es wurde viel geredet und geschrieben, viel hin und her disputirt und immer mehr Öl ins Feuer gegossen. Endlich kam eine päpstliche Verordnung oder Bulle, welche eine Anzahl Sätze aus Luthers Schriften als Irrthümer bezeichnete und den Urheber mit dem Banne bedrohte, wenn er nicht binnen zwei Monaten widerriefe. Luther aber verbrannte die päpstliche Bannbulle und das Kirchenrecht vor den Thoren Wittenbergs. Unterdessen war der deutsche Kaiser, Maximilian I., gestorben (1519),

10. Neuere Zeit - S. 21

1882 - Oldenburg : Stalling
21 Die Deformation. § 6 Luthers Kampf gegen den Ablah. Sein früheres Leben. Anfang der Reformation (1517). Verbrennung der Bannbulle (1520). Die Konzilien (Kirchenversammlungen) hatten die Sehnsucht der Christenheit nach einer Verbesserung der Kirche an Haupt und Gliedern nicht erfüllt (Tl. Ii § 17). Die Mißbrauche in der Kirche nahmen daher immer mehr zu; die Geistlichkeit war in Üppigkeit und Schwelgerei versunken, und die Klöster waren aus Stätten christlicher Zucht und Frömmigkeit in Sitze der Unzucht und Gottlosigkeit ausgeartet. Ein arger Mißbrauch ward in der Kirche mit dem Ablaß getrieben. Man hatte die Lehre erfunden, Christus und die Apostel hätten unendlich mehr gethan, als sie nach dem Gesetze schuldig gewesen, daher käme der Überfluß ihrer guten Werke allen Christen zu gute und bilde einen Schatz für die Kirche, über welchem dem Papst, als Statthalter Christi, die Verfügung zum besten aller Sünder zustehe. Diese Lehre benutzten die Päpste, Geld zu gewinnen; von Buße und Besserung war keine Rede. Im Jahre 1517 ließ Papst Leo X., angeblich zum Bau der Peterskirche in Rom, in Wahrheit aber zur Ausstattung seiner Schwester, einen Ablaß ausschreiben, und Erzbischof Albrecht von Mainz erhielt die Vollmacht dazu in Deutschland. Dieser Ablaßkram war keineswegs neu, aber der Dominikanermönch Johann Tezel trieb sein Geschäft mit besonderer Unverschämtheit. Er durchreiste ganz Sachsen; die Städte holten ihn in feierlichem Aufzuge in ihre Mauern. Er hatte zwei Kisten, in der einen waren die Ablaßbriefe, die andere war für das Geld bestimmt. Er ließ neben sich ein großes Feuer anzünden oder ein Kreuz mit des Papstes Wappen aufrichten und behauptete ganz unverschämt, er habe mit feinem Ablaß mehr Seelen erlöst, als sämtliche Apostel mit ihrer Predigt. Sein Spruch war: ,^Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegseuer springt." Das Volk strömte herbei, um sich für allerlei Sünden, eigene und fremde, begangene und noch zukünftige, Vergebung zu kaufen. Ein Meineid kostete 9, ein Mord 8 Dukaten, eine Seele aus dem Fegfeuer zu erlösen 4 Groschen; er hatte auch Milch- und Butterbriefe feil, um in den Fasten Milch und Butter genießen zu können, ohne dadurch eine Sünde zu begehen.

11. Auszug aus Annegarns Weltgeschichte für Schulen - S. 172

1901 - Münster i. W. : Theissing
Die Neuzeit. einzigen Tochter des Königs Ladislau s m\ Ungarn, die Anwartschaft auf dieses Land. Skaxi V. (1519—1556.) Als der Kaiser Maximilian starb, trachteten auch Franz I. von Frankreich und Heinrich Viii. von England nach der Kaiserwürde; doch wurde auf den Rat Friedrichs des Weisen, des Kurfürsten von Sachsen, der Enkel Maximilians, Karl I. von Spanien, als Karl V. zum deutschen Kaiser gewählt und im Jahre 1520 zu Aachen feierlich gekrönt. Gleich darauf richtete er ein Rundschreiben an alle Reichsstände, durch das er sie zum Feste der Erscheinung des Herrn im Jahre 1521 zu einem Reichstag nach Worms beschied. Dieser Reichstag ist einer der merkwürdigsten, die je gehalten worden sind; denn auf demselben trat Luther auf, der Urheber der Kirchentrennung in Deutschland. Der Rnfsng der Kirchentrennung. — Martin Luther. Als der Papst Leo X. einen vollkommenen Ablaß ausschrieb für alle, die zur Vollendung der neuen herrlichen Peterskirche in Rom Geldbeiträge spenden würden, übernahm der gelehrte Dominikaner Johann Tetzel im Aufträge des Erzbischofs von Mainz die Verkündigung desselben in Deutschland. Daß die ganze Christenheit zu einem herrlichen Tempel an dem Sitze ihres Oberhauptes beisteuerte, war ebensowenig unrecht, wie die Verleihung eines Ablasses durch den Papst an alle Wohlthäter. Denn die Spenbe des Gelbes war burchaus nicht die einzige Bebingung, unter welcher der Nachlaß von Sünbenstrafen gewährt wurde, sondern als unerläßliche Bedingung war gesetzt der Empfang des Bußsakramentes, Reinheit von schweren Sünben und eine fromme Gesinnung. Um so mehr aber blieb zu bebauern, daß in den Vortragen an das Volk bei der Verkündigung des Ablasses hin und wieber Übertreibungen und Mißbräuche vorkamen; freilich sinb bieselben vielfach vergrößert und entstellt, und namentlich ist Tetzel in schmählicher Weise verleumbet worben. Gegen ihn erhob sich zunächst auf der Kanzel der Schloßkirche zu Wittenberg Dr. Martin Luther. Geboren zu Eisleben

12. Die neuere Zeit - S. 15

1872 - Paderborn : Schöningh
— 15 - mehr an, aber er konnte seiner Natur nach aus den Schichten der Gebildeten sich nicht unter das Volk verzweigen. Auch auf dem Boden der Kirche wünschten Viele eine Besserung der bestehenden Verhältnisse. Die Concilien zu Constanz und Basel hatten den Wunsch nach einer Reformatio ecclesiae in capite et in membris nicht vollständig befriedigt (Vgl. Bd. Ii. 8. 234). Die Kirchenzucht war vielfach verfallen, und die wissenschaftliche Bildung der Geistlichen war hinter den Forderungen der neuen Zeit zurückgeblieben. Selbst das Ansehen der Päpste war unter Alexander Vi., Julius Ii. und Leo X. gesunken. Unter diesen Umständen musste ein Angriff auf die kirchlichen Zustände von weitgreifenden Folgen sein. 2. Luthers erstes Auftreten. Der Papst Leo X. aus dem kunstliebenden Hause der Medici, schrieb im J. 1517 einen Ablass aus, dessen Ertrag grösstenteils zum Ausbau der Peterskirche bestimmt war. Dass bei der Ertheilung eines Ablasses zugleich ein Almosen für allgemeine Zwecke der Christenheit vorgeschrieben wurde, war ein gewöhnlicher Brauch; noch kurz vorher zur Zeit der Türkenkriege war nicht selten die Erlangung eines Ablasses mit solchen Geldspenden zum Kriege gegen die Ungläubigen verbunden. Da sich jedoch im Volke öfter die falsche Ansicht entwickelte, als ob der Kauf eines Ablasszettels wahre Busse und Lebensbesserung überflüssig mache, so hatten sich schon mehrfach gewichtige Stimmen gegen die Spendung des Ablasses für Geld ausgesprochen. Die Austheilung des Ablasses*) übertrug der Erzbischof Albrecht von Mainz, welcher zugleich Erzbischof von Magdeburg war, in seinen Sprengeln dem Dominicaner Johann Tetzel. Als dieser nun in dem sächsischen Städtchen Jüterbock unter gewaltigem Zudrange der Menge den Ablass predigte, nahm der Augustinermönch Dr. Martin Luther, Lehrer an der Universität zu Wittenberg, Veranlassung in seinen Predigten das Volk vor der falschen Auffassung des Ablasses zu warnen. Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben geboren. Sein Vater, ein Bergmann und später Theilhaber an einem Hütten- *) Jacob May, Erzbischof Albrecht Ii. von Mainz und Magdeburg. Band 1. 1867.

13. Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges - S. 152

1901 - Halle : Gesenius
— 152 — als letztere ihre Macht wieder ausdehnten. Aber Karl hatte doch auf diese Weise die Spanier im Kampfe gegen die Sarazenen gestärkt und bestärkt. Nochmalige, vertiefte Wiedergabe. Also am Ebro war dem gewaltigen Frankenherrscher eine Grenze gesetzt worden. Aber sein Ziel hatte er doch im ganzen erreicht. Nun besals er ein Reich wie kein germanischer König vor ihm, selbst nicht Theodorich; es umfasste ein ebensogrofses Gebiet wie ehemals das weströmische Reich. Dem Herrscher fehlte nur der Kaisertitel. Und auch diesen hat Karl erhalten. Also: Iv. Teilziel. Karl wird weströmischer Kaiser. I. Stufe. Aber wie mag er das geworden sein? (Vermutungen.) Hört! Ii. Stufe. 4. a) Karl hatte alle Länder des Festlandes, in denen germanische Stämme wohnten, unter seiner Herrschaft vereinigt und auch die westgotischen Fürsten in Spanien und die sächsischen in Britannien erkannten ihn als Oberherrn an. Man gab ihm wie den römischen Kaisern Konstantin und Theodosius und dem Ostgotenkönige Theodorich den Beinamen: der Grosse. Er war der Schutzherr der abendländischen Christenheit; sein Reich reichte von den Pyrenäen bis zur Raab, von der Eider bis zum Garigliano, und der römische Papst war ihm Unterthan. Erzähle! b) Zu der grossen Macht, die kein anderer Germanenkönig vor ihm besessen hatte, musste er nun auch den entsprechenden Titel haben. Grosskönig der Franken war zu wenig. Daher kamen die fränkischen mit den römischen Grossen überein, Karl den Kaisertitel zu verleihen. Der Papst sollte ihn in der Peterskirche zu Rom zum weströmischen Kaiser krönen. Nun geschah es, dass Papst Leo und die Römer in Streit miteinander waren. Karl berief den Papst und seine Gegner vor sich und schlichtete den Streit, so dass beide Teile zufrieden waren. Er nahm dann die Einladung, nach Rom zu kommen, an. Als er dort am Weihnachtstage des Jahres 800 nach der Messe im Petersdom sein Gebet verrichtete, rief ihn der Papst zum römischen Augustus (Kaiser) aus und krönte ihn darauf als solchen. Das ganze Volk rief lauten Beifall, und die gesamte Christenheit

14. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 381

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
381 Der Kirche suchte er eiftigft zu befördern, was diesem im Wege stand, mit weiser Vorsicht zu beseitigen, um ja nicht in Gefahr zu kommen, mit dem Unkraut zugleich den Weizen auszurotten. Unter der Regierung dieses Papstes ward an der überaus merk- würdigen Peterskirche in Rom gebaut. Freudig gab er seine Einkünfte und sein großes Privatvermögen zur Förderung dieses Prachtbaues hin. Beides indessen reichte nicht aus; der herrliche Tem- pel schien noch manches Jahr unvollendet bleiben zu müssen. Da schrieb L e o um 1917 einen Ablaß aus. Vorzüglich wollte er dadurch die Gläubigen in drangvoller Zeit zur Tugendübung ermuntern und ihnen neue Gelegtznheit zur Vervollkommnung bieten, zugleich aber auch für die Mittel sorgen, bald dem Herrn ein Haus vollenden zu können, welches zu dessen Verherrlichung im Hauptorte der Christen- heit einzig in seiner Art da stehen sollte. Die Kirche schreibt, wie be- kannt, zur Gewinnung eines Ablasses bestimmte Verpflichtungen vor, als: den würdigen Empfang des heiligen Buß- und Altars-Sacra- mentes, Gebete, Werke der Abtödtung und der christlichen Barmher- zigkeit. So war's von jeher, so besteht es noch. Deßhalb bestimmte der Papst bei Ausschreibung dieses Ablasses, daß die daran sich Bethei- ligenden als ein Almosen freiwillige Beiträge zur Vollendung der Peterskirche geben möchten. An verschiedene Bischöfe der ganzen Chri- stenheit erging die Aufforderung, den Ablaß zu verkündigen und die Gaben zu sammeln. In Deutschland traf diese Obliegenheit den Kur- fürsten von Mainz, Albrecht von Brandenburg. Er wählte zur Verkündigung des Ablasses Mönche aus dem Orden des heiligen Dominicus; in Sachsen wurde dieselbe einem Manne Namens Tezel übertragen. Die Art und Weise, wie dieser den Auftrag ausführte, veranlaßte hin und wieder Anstoß. Martin Luther, ein Augusti- ner aus Wittenberg, trat alsbald gegen ihn auf. Tezel suchte sein Verfahren zu vertheidigen. Man ergriff für diesen und jenen Partei. Mit Bitterkeit fuhr man auf einander los. Die Sache wurde nach Rom berichtet. Ehe indeß von dort aus Entscheidung erfolgt war, griff Luther in seinem aufgereizten Zustande das Oberhaupt der Kirche selbst an. Endlich ging er gar so weit, das unfehlbare Lehr- amt der Kirche zu läugnen und die mündliche Ueberlieferung in ihr zu verwerfen. Da ließ sich denn die heilige Schrift nach Gefallen deu- ten; ein Irrthum folgte dem anderen. Luther wollte das Aus- gesprochene nicht widerrufen. Seine Lehren wurden vom Papste ver- dammt^). Jetzt sagte er sich mit seinen Anhängern im Jahre 1520 von der Kirche los; und so entstand eine traurige Zerspaltung unter *) Dasselbe geschah durch die vom Jahre 1545-63 Statt gehabte Kirchen-Versammlung zu Trient»

15. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 101

1877 - Langensalza : Beyer
Die neuere Zeit. A. Deutschland. I. Die Reformation oder Kirchenverbesserung. § 122. Der Aölaßkram. In den früheren Jahrhunderten der Christenheit pflegte die Kirche die Übertretungen der Gebote Gottes mit besonderer Strenge zu bestrafen. Um das gegebene Aergerniß zu sühnen, wurden von ihr öffentliche Bußwerke auferlegt. Solche Büßende durften: zum Beispiel nicht am öffentlichen Gottesdienste teilnehmen. Nur vor der Kirche durften sie im Bußgewande stehen und die Kirchgänger um: ihre Fürbitte bei Gott und den Heiligen anflehen. War nun der Büßende sehr eifrig und reuig, so wurden die ihm auferlegten Buß- Übuugeu nicht selten von den Bischöfen gemildert. Eine solche Milderung oder Nachlaß der Bußübungen nannte man Ablaß. Später wurden die Ablässe häufiger und oft mußte derjenige, welcher sich des Ablasses teilhaftig machen wollte, außer daß er sich den vorgeschriebenen Bnß-übungen unterzog, auch freiwillige Beiträge, Beiträge an Geld zu irgend einem guten Zwecke, zum Beispiel zur Erbauung von Kirchen u. s. w., liefern. Immer aber setzte die Kirche voraus, daß derjenige, welcher Ablaß erhielt, auch innerlich sich gebessert habe und seine Sünden aufrichtig bereue. Es gab aber gar viele, welche eine ganz irrige Ansicht vom Ablaß hatten. Der gemeine Mann glaubte, wenn er einen Ablaßzettel für Geld einlöse, so bedeute das eine Vergebung seiner Sündenschuld selbst, ohne daß er an die von der Kirche vorgeschriebene Buße und Besserung zu denken brauche. Die Ablaßprediger versäumten dabei nur allzusehr ihre Pflicht, das Volk über diesen verderblichen Wahn aufzuklären. Die meisten Vorwürfe verdient in dieser Beziehung der Dominicanermönch Johann Tetzel ans Leipzig. Leo X., der damalige Pabst, schrieb im Jahre 1517 einen Ablaß ans und bestimmte die dabei einkommenden freiwilligen Gaben zum Bau der prachtvollen Peterskirche tit Rom. Albrecht von Brandenburg, Erzbischof von Mainz, sollte diesen Ablaß in Deutschland verkündigen. Albrecht schickte nun Ablaß-

16. Viertehalb Jahrhunderte - S. 582

1856 - Freiburg im Breisgau : Herder
582 Kaiser Karl V. und die Kirchentrennung in Deutschland. Handeln, den nur die Kirche geben konnte. Man verkannte dabei, daß 'die Kirche als solche sich selbst nie mit gegenwärtigen Zuständen zufrie- den gezeigt, vielmehr sich immer ihrem Wesen gemäß in einem Ringen nach Erhebung befunden hatte, daß es ihr nie an Männern gefehlt hatte, die mit heiligem Sinne ihre Verhältnisse prüften, mit scharfem Blicke ihre Gebrechen erkannten, mit freimüthiger Rede die Beförderer der Ent- artung straften, daß also in der Kirche selbst die Mittel der Reformation gesucht werden mußten. Da man aber den Beispielen reformatorischer Bestrebungen, welche man innerhalb der Kirche hätte finden können, nicht folgte, sondern einen der ersten Schritte mit Aufkündigung des kirchlichen Gehorsams that, machte man für sich jene wahre Reformation, welche ein beständiges Geschäft der Kirche ist, die Gestaltung des Le- bens ihrer Glieder nach der von ihr bewahrten göttlichen Lehre, unmög- lich. Die Leiter der neuen Bewegung konnten auch nicht im Ernste meinen, daß ihr Beginnen in der unwürdigen Vertretung, die die Kirche an dem in Laster versunkenen Alexander, an dem in Kriegsgerüusch be- fangenen Julius, an dem in die neuheidnische, mediceische Bildung ver- lorenen Leo hatte, eine Rechtfertigung finde. Sie waren aber, wie sie im Fortgange der Bewegung über ihr eigenes ursprüngliches Ziel hinaus- gerissen wurden, genöthigt, die Bundesgenossenschaft von Bestrebungen zu suchen oder anzuerkennen, die ganz Anderes, als das Vedürfniß einer sittlichen Erneuerung zur Quelle hatten. 4. Der Anfang der Bewegung reicht bis in die Zeit Maximilians zurück. Den Anlaß gab, wie zu der hussischen Bewegung, eine von dem Papste angeordnete Ablaßverkündigung. Wie damals Beiträge zur Be- kämpfung des Königs Ladislaus, so waren es diesmal Beiträge zu dem beabsichtigten prachtvollen Neubau der Peterskirche zu Nom, an welche Leo die Gewinnung des Ablasses knüpfte. Mochte nun schon der Zweck, für welchen der Ablaß als Mittel dienen sollte, Unzufriedenheit erregen, so war auch durch frühere Schritte der Reichöfürsten, welche diese Auf- bringung von Geldern für einen außerhalb des Reiches liegenden Zweck mißbilligten, eine Abneigung gegen das Verfahren geweckt, und diese Abneigung mehrte sich durch die Art, wie der Dominikaner Tetzel im Namen des vom Papste beauftragten Erzbischofs Albrecht von Mainz die Angelegenheit betrieb. Betheiligung an dem hierdurch erregten Un- willen gab einem Lehrer der Theologie, den der Kurfürst Friedrich von Sachsen an der im Jahre 1502 von ihm gestifteten Universität Witten- berg angestellt hatte, den Anlaß, die Entwicklung einer bei ihm schon früher entstandenen, von der Kirchenlehre abweichenden Ansicht zu be- schleunigen, und die Gelegenheit, dieselbe bei dem Zusammenhänge, den ihr Gegenstand mit dem Ablasse hatte, unter den Schutz der in Betreff des Ablasses schon aufgeregten öffentlichen Meinung zu stellen. Martin

17. Leitfaden für den geschichtlichen Unterricht - S. 64

1881 - Berlin : Wohlgemuth
— 64 - Hierzu bestimmte er den Dominikanermönch Johann Tetzel, welcher sein Geschäft mit großer Unverschämtheit betrieb. Er gab Ablaß-zettel für alle Verbrechen, für Diebstahl, Meineid, Mord, ja sogar für Verbrechen, die erst begangen werden sollten. Den Leuten pflegte er zuzurufen: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer in den Himmel springt." Bald kam Tetzel auch in die Nähe von Wittenberg, nach Jüterbog. In seinen Predigten warnte Luther seine Zuhörer vor dem Ablaß. Als er aber den Schaden, welchen der Ablaß in den Gemütern des Volkes anrichtete, kennen lernte, schlug er am 31. Oktober 1517 an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Thesen (Sätze) an, in welchen er den Ablaß als unchristlich darstellte und lehrte, daß Gott allein die Sünden vergeben könnte, und daß diese Vergebung nur durch wahre Reue und Buße erworben werden könne. In Tausenden von Abdrücken wurden diese 95 Sätze verbreitet, sie flogen „wie von Engelhänden getragen" über ganz Deutschland und wurden überall mit Freuben ausgenommen. Hiermit begann die Reformation. Als der Papst Leo X. bavon hörte, verlangte er, daß Luther zu ihm nach Rom kommen sollte. Der Kurfürst Friedrich der Weise setzte es aber durch, daß Luther in Deutschland verhört werde. Voll Demut und Ehrerbietung erschien dieser in Augsburg vor dem Cardinal Cajetan (1518). Vergebens suchte ihn der Cardinal zum Widerrufe zu bewegen, Lnther blieb standhaft, ba ihm Cajetan nicht aus der heiligen Schrift beweisen konnte, daß er unrecht habe. Ebenso vergeblich suchte der päpstliche Kammerherr von Miltitz in Altenburg Luther zum Wiberrufe zu bringen. Dem Verlangen, Luther nach Rom auszuliefern, ober boch wenigstens aus Wittenberg und Sachsen zu verbannen, nachzukommen, weigerte sich der Kurfürst von Sachsen ganz entschieden. Kurze Zeit darauf hatte der Professor Dr. Eck aus Ingolstadt mit Luther in Leipzig eine Disputation und suchte ihn zu belehren. Aber hier bezeugte Luther öffentlich, daß nicht der Papst, sondern Jesus Christus das alleinige Haupt der Christenheit sei. Nun reiste Dr. Eck nach Rom und bewirkte, daß der Papst Luther als Ketzer in den Bann that. Luther aber verbrannte am 10. Dezember 1520 zu Wittenberg vor dem Elsterthore die ihm überschickte Bannbulle mit den Worten: „Weil Du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre Dich das ewige Feuer!" Hiermit sagte er sich gänzlich vom Papste los. _____________ Im Jahre 1521 hatte Kaiser Karl Y. zu Worms einen Reichstag anberaumt. Es waren zu demselben sämtliche Fürsten Deutschlands und die hohe Geistlichkeit eingeladen. Man wünschte eine Reformation, aber man haßte den Reformator: man wollte den Sieg und scheute den Kampf. Es wurde der Beschluß gefaßt, Luther herbeizurufen, um ihn öffentlich zur Rechenschaft zu ziehen. Der

18. Geschichte der Neuzeit - S. 2

1883 - Freiburg : Herder
2 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. als Schlokanzler und Sekretr dienten und dabei ein sehr freies Leben fhrten. Endlich war durch die jngern Humanisten (Erasmus von Rotter-bam, Johann Reuchlin, Ulrich v. Hutten) ein leichtfertiger, ja, oft ein den kirchlichen Einrichtungen geradezu feindlicher Geist in die gelesensten Bcher gedrungen, welcher vergiftend auf weite Kreise wirkte. Ganz falsch ist freilich die Annahme, als ob die Verweltlichung und das Sitten-Verderbnis unter 'der Geistlichkeit ein allgemeines gewesen sei. Es fehlte nicht an edlen, frommen und gelehrten Priestern, welche dem herrschenden bel entgegen traten und an einer durchgreifenden kirchlichen Reform arbeiteten. Aber ihre Stimmen waren zu schwach, zumal die Humanisten ihnen wissentlich entgegenwirkten. So entstand, bevor noch die kirchliche Autoritt Abhilfe schaffen konnte, in Deutschland eine Bewegung, welche zur Kirchentrennung fhrte. Dr. Marlin Luthers 95 Wesen gegen den Abla. (31. Oktober 1517.) 2. Um den von seinem Vorgnger Julius Ii. begonnenen Bau einer groartigen neuen Peterskirche in Rom zu vollenden, erlie Papst Leo X. einen Aufruf zur Beisteuer an alle Glubigen, da die ppstliche Kasse erschpft war und die Peterskirche ein Prachtbau fr die ganze Christenheit werden sollte. Zur Aneiferung der Glubigen schrieb er gleichzeitig einen Abla aus, d. h. allen denen, welche nach Er-slluug aller von der Kirche zur Gewinnung eines Ablasses vorge-schriebenen Bedingungen eine Gabe fr den Fortbau des Petersdomes spendeten, wurde vollkommener Abla verliehen. Eine Neuerung war also dieser Abla keineswegs, beim die Kirche hat von jeher Abla erteilt, d. h. die nach der Vergebung der Snden im Busakramente noch zu erleidenden zeitlichen Snden strafen oder Kirchenbnen teilweise oder gnzlich erlassen und statt derselben Werke der Bue auf-erlegt und diese in Opfer fr einen christlichen Zweck verwandelt, z. B. in ein Opfer fr den Loskauf christlicher Sklaven, fr die Verteidigung christlicher Städte und Lnder gegen die Trken, fr den Bau oder Unterhalt einer Kirche u. s. w. Mit der Verkndigung des Ablasses in Deutschland wurde der Erzbischos von Mainz, Albrecht von Branden-brg, betraut und dieser ernannte wieder mehrere Unterkommissre. Zu diesen letztern gehrte der Dominikaner Johann Tehel, ein ebenso ge-lehrter als frommer Mann, dem spter mit Unrecht die schlimmsten Dinge nachgesagt wurden. Er sollte dem Volke vorgepredigt haben, da man auch ohne Bue und Besserung der Sndenvergebung und des Ablasses teilhaftig werden knne. In der That aber war Setzet ein eifriger Priester der nicht nur selbst dem Volke die Notwendigkeit der Bufee

19. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 92

1905 - Breslau : Handel
O" Aus der deutschen Geschichte. Zierde der Hochschule und ward als Kanzelredner hochgeschätzt. Anch unternahm er eine Reise nach Rom. Nach der Rückkehr erwarb er sich die theologische Doktorwürde. b) Die Anfänge der Kirchenspaltung. Der Ablaßstreit. Zur selben Zeit schrieb Papst Leo X. einen Ablaß aus. Die Gewinnung war an den würdigen Empfang der hl. Sakramente und die Spendung eines Geldbeitrages zum Ausbau der Peterskirche in Rom, des schönsten und größten Gotteshauses der Christenheit, geknüpft. Mit der Verkündigung im nordöstlichen Deutschland wurde der Dominikanermönch Johann Tetzel beauftragt. Manche seiner Gehilfen machten sich bei der Anpreisung des Ablasses der Übertreibung schuldig; auch hatten viele Gläubige über dessen Wesen eine falsche Auffassung und meinten, durch Ankauf eines Ablaßzettels ihre Sünden tilgen zu können. Als Luther die mit dem Ablaß getriebenen 1517 Mißbrauche wahrnahm, schlug er am 31. Oktober 1517 nach der Sitte der Zeit 95 Thesen, die sich zumeist auf den Ablaß bezogen, an die Schloßkirche in Wittenberg an und forderte Sachkundige zu ihrer öffentlichen Erörterung auf. Die Thesen wurden durch den Druck bald in ganz Deutschland bekannt und erregten ungeheures Aussehen. Augustiner und Dominikaner traten zu Gunsten ihrer Ordensbrüder mit Schriften für und wider die Sätze auf. — Da der Ablaß-streit immer mehr um sich griff und die Gemüter der Christen in Verwirrung setzte, wurde Luther im nächsten Jahre nach Augsburg geladen, um sich vor dem daselbst weilenden Bevollmächtigten des Papstes, dem Kardinal Thomas de Vio, nach seiner Geburtsstadt Gaeta Kajetan genannt, zu verantworten. Der Kardinal verlangte unbedingte Unterwerfung unter das päpstliche Lehramt. Luther aber, um seine Freiheit besorgt, verließ Augsburg heimlich und suchte sich beim Papste durch die Schrift: „Von dem übel unterrichteten Papste an den besser zu unterrichtenden" zu rechtfertigen. — Im nächsten Jahre kam der Vertreter des sächsischen Kurfürsten beim hl. Stuhle, Karl von Miltitz, im Aufträge des Papstes nach Deutschland und lud Luther zu einer Unterredung nach Altenburg. Durch freundliche Vorstellungen gewann er ihm das Versprechen ab, über die Streitsache fortan nicht mehr zu predigen und zu schreiben, wenn auch seine Gegner zu schweigen verpflichtet würden. Die Bannbulle. Der Streit war bereits zu weit gediehen; es waren schon zu viele in ihn verwickelt, als daß Luther, selbst wenn er ernstlich gewollt hätte, seinen Fortgang zu hemmen imstande gewesen wäre. Wohl der Streitbarste seiner Gegner war der Jngolstadter Professor Johann Mayr aus Eck. Zwischen ihm und Luthers Amtsgenossen Andreas

20. Der geschichtliche Unterricht in der Volksschule - S. 70

1910 - München : Kellerer
— 70 — b) Erzählung: Der Schuhnagel (von Chr. Schmid, Nr. 105, S. 103, Unterklassenlesebuch). Welchen Versuch machte Herr von Berg? Was erreichte er dadurch? Welchen Wert für sich und die meisten Dorfbewohner? 2. Im Dienste des Lesens: Gutenberg, der Erfinder der Buchdruckerkunst. (Nr. 258, S. 277, Oberklassenlesebuch.) 26. Die Kirchenspaltung oder Reformation. Lehrmittel: Bild Luthers, der Peterskirche; Wandtafel von Meinhold: Luther verbrennt die päpstliche Bulle. I. Stufe. Welche Religion haben wir? (katholisch). Wer hat uns diesen Glauben gelehrt? (Christus). Wie heißen alle, die an Christus glauben? (Christen). Sind aber alle Christen auch Katholiken? Wie nennen sich Andersgläubige? (Protestanten). rc. Als Christus die Apostel in die ganze Welt hinaussandte, da gab es nur eine christliche Kirche. Ich will nun erzählen, wie diese Kirche getrennt wurde. ü. Stufe. 1. Erzählung: Papst Leo X. schrieb einen vollkommenen Ablaß aus. Leute, welche diesen Ablaß gewinnen wollten, mußten ein Almosen zum Bau der Peterskirche in Rom spenden. Mit der Verkündigung des Ablasses in Deutschland wurde der Dominikanerorden beauftragt. Der Dominikanermönch Johann Tetzel kam nun nach Wittenberg und predigte den Ablaß. In Wittenberg lebte der Augustinermönch Martin Luther, Professor an der Universität. Dieser schlug an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Lehrsätze über den Ablaß an. Davon stimmten 41 dieser Lehrsätze mit der Lehre der Kirche nicht überein. Der Papst verlangte, daß Luther seine Irrtümer widerrufe. Luther gehorchte aber dem Papste nicht. Der Papst sprach daher über Luther den Bann aus. Dieser verbrannte die päpstliche Bannbulle öffentlich vor der Stadt. Damit bekannte Luther, daß er sich selbst aus der katholischen Kirche ausschließe. Luther und seine Anhänger legten Protest ein. Sie nannten sich Protestanten. Die protestantische Religion verbreitete sich sehr rasch, namentlich in Norddeutschland. Nacherzählen! 2. Betrachten der Bilder: Luther: Welches Aussehen? Wie erkennt man an ihm die priest erliche Kleidung? Peterskirche: Wie ist der Bau? (Rundbau). Zeige den Turm! Er ist nur eine runde Kuppel. Die Peterskirche ist die größte Kirche der Erde. In derselben haben viele Tausende von Personen Platz.