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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 57

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. ■- 57 Den Bürgern wurde kalt und heiß, Bis noch der Trost sich fand, Daß unentdeckt im ebrnen Kreis Ein Fluchtweg offen stand. Da griffen sie geschwind zum Stabe, Und'stöhn mit Weib und Kind und Habe. Hans Marsch, der Schafhirt, blieb im Ort Der Männer ganzer Nest, Denn Ehehaflen hielten dort Den wackern Burschen fest. Sein Weib, ein ihm sehr liebes Wesen „ y; War eines Kindleins erst genesen. „Sikh zu, was siehet dir bevor? Rathschlagte Hans mit sich. Das Wölk umlagert Wall und Thor, Und tobep fürchterlich. Doch nur getrost! Wie sichs auch stelle. Es stamm?denn doch nicht aus der Hölle!" „Tritt mannhaft ihm vor's Angesicht, Und sprich ein tapfres Wort! Das war des Bürgermeisters Pflicht, Doch lief die Memme fort. So bist du leicht der Stadt wehr nütze, Als jene ausgewichne Stütze." Und zwischen Donnerbüchsen stand Er plötzlich auf dem Thor, Schwang muthig mit der rechten, Hand Ein weißes Luch empor, Und rief fast trotzig: „Hört ihr Degen, Ich soll mit euch Verhandlung pflegen. Gelobt ihr Schutz und Sicherheit Uns allen redlich an, So wird euch ohne Widerstreit Das Thor flugs aufgethan. Doch, wollet ihr die Stadt verheeren, So werden wir uns grimmig wehren."

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1. Bd. 1 - S. 306

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 306 — Pflugk zu Groschutz und Wolffen zu Breitenbach zu Behlen zu Stadthaltern in das Schloß nach Leipzig verordnet / und denselben etliche Knechte zu gegeben. Nachdem nun Churfürst Johann Friedrich zu Sachsen / den 31. Dezembr. zu Hall ankommen / hat Ihr Fürstl. Gn. Hertzog Moritz vnter dessen gemelten Stadthaltern 10. Fähnlein Landsknechte / sampt etlichen Compagnien Reutern zugeschicket / . . . auch an allerhand Officirern genungsame Versetzung gethan / welche / nachdem sie Ihrer Fürstl. Gn. auffm Marckte / beneben der domals gantzen Bürgerschafft geschworen / daß sie die Stadt Welten helffen erhalten / so lang ein jeder sein Leib / und Leben hette / sich des Regiments angemaffet / Alsbald auch den 29. ©ec. die armen Leute aus dem Hospital zu S. Georgen in die Stadt erfordert / und den Hospital angezündet / und öerbrant / nachmals auch alle Häuser nach dem Höllischen Graben / und Thore / znsampt der gantzen Höllischen / und Ranftetifchen Vorstadt den 30. Decembr. angezündet / damit die Gebäwde / und Vorstädte in der künftigen Belägerung zur Gegenwehr nicht hinderlich seyn möchten . . . Den 31. Decembr. hat die Höllische / und Ranftätifche Vorstadt Tag / und Nacht gebrandt / Auch warffen sie etliche Häuser in der Stadt beym Höllischen / und Ranstetifchtit Thor darnieder / brachen etliche Tächer ein / und machten dz Ransteter / und Höllische Thor zu / brachen die Brücken abe / verschütteten und Meten die Thor mit Mist und Erden / und fatzten Schantzkörbe / und Geschütz daranff. Vnd weil der Stadtgraben sehr gefroren / ward er täglich geeiffet. Auch ward zu erhaltung der Justitien zu Nacht ein Galgen vff den Marcft ausgerichtet1). Anno 1547. Den 1. 2. und 3. Januarii / hat man das Peters Thor zugemacht / die höltzerne Brücken abgebrand / und das Thor gleicherweise mit Mist verschüttet / und Geschütz daranff geführt / Auch sonsten hin und wider gebawet / und zugerüstet / die Wehren mit Geschütz versorget / und also die Stadt allenthalben wol befestiget j darzu die Bürger neben den Soldaten helffen müssen. Auch wurden diese Tage die Hauptleute einquartiret. Hans von Dißkaw hat innen das Peters Thor / und das Schloß biß an den Schießgraben / mit zwey Föhnlein. Der ließ täglich grosse Arbeit vollbringen. Hans Georgen Hochbereutem Hauptman / ward mit seinem Fähnlein übergeben das Peters Thor / biß an das Grimmische. Er ließ alles wol vor den Sturm / und das schieffen befestigen / vnnd die kleinen Thüren alle abtragen / damit sie mit einschiessen nicht die Gräben füllen / noch den Knechten in einfallen schaden möchten. Melchior Hauff Haupt-mann hatte den Zwinger von Grimmischen Thor / biß an die newe Pastey innen. Haus von Schönbergk Hauptmann / hatte mit zwey Fähnlein Knechte inn die newe Pastey von den Höllischen Thor an biß an das Pförtigen. Der ließ gleicher weise grosse Arbeit thun / und alles fleissig befestigen. Des Obersten Fähnlein hatte den Zwinger vorm Höllischen Pförtgen biß ans Ranftäter Thor inite. ^ George Wachtmeister Hauptman / hatte das Ranftäter Thor / und den Zwinger / Item / das Barfüffer Thor biß ans Thomas Thor. Ließ auch alles wol verwahren." [„Auffn im. Januarii hat sich der Stadt Leiptzcigk Feind aus Halle und das nehifte um Schkeuditz gelagerth. Zcu Nacht unser gnedigster Herr hundert Reuther unnd zewei hundert Huffernn2) an gemelde Feind geschickth, deren etzlich gefangenrt. Und feindt zweene Huffenut von den Feind gefangenn wordenn. Dan unser gnedigster Herr damals noch in Leiptzcigk gewesen. ') Vgl. folgende Nr. 3. -) Husaren.

2. Wiben Peter - S. 80

1901 - Braunschweig : Appelhans
— 80 — schlichen, und er _war_ es, der nun die Genossen einließ. Dann begannen sie, die Straße bis zum Hause des Hans Vogedes, des reichsten Mannes in Melders, mit Kaff zu bestreuen; sie drangen in den Stall desselben ein und führten die sieben prächtigen Pferde, die in dem Stalle standen, heraus. Um den Schall der Hustritte noch mehr zu dämpfen, wurden den Tieren die Füße mit Säcken umwickelt, und alsdann führte man sie gemächlich vor das Thor. Während die Leute Wibeus diese Aufgabe schnell und sicher ausführten, begab er sich selbst mit seinem Bruder Johann nach seinem Hanse am Zingel, wo Barthold und Lina sie mit den Kindern erwarteten. Mit nassen Augen nahmen sie Abschied von den traulichen, ihnen so lieb gewordenen Räumen; einige Schmucksachen, die Patengroschen der Kinder und das bare Geld packten sie in ein Bündel zusammen, und dann verließen sie das Haus, die Stätte ihres einstigen stillen Glückes. Wiben setzte sein Weib vor sich aufs Pferd, Johann und Barthold nahmen jeder eins von den Mädchen, und im gestreckten Galopp sprengten sie aus dem Thore hinaus, wo sie von den Leuten Wibens mit lautem Hurra empfangen wurden. Dann ging es weiter in die Nacht der Grenze zu, und als am Morgen die Herbstsonne aufging, da waren sie schon weit in Holstein auf dem Wege nach der Segeberger Heide. Aber Wiben wollte nicht, daß sein Weib und seine Kinder in der Gesellschaft der rohen Landsknechte in dem einsamen Schlosse blieben; deshalb machte er sich an einem der nächsten Tage aus nach dem Schlosse des Herrn von Ahlefeld, wo er einst längere Zeit Gastfreundschaft genossen hatte. Er ließ sich melden bei der Frau Gräfin, erzählte ihr das Schicksal seines Weibes und seiner Kinder und bat sie, sich ihrer anzunehmen. Die edle Frau war gern dazu bereit, und so fand denn Lina Peter mit ihren beiden Töchtern Zuflucht in dem gräflichen Schlosse. Dasselbe wurde ihnen zur zweiten Heimat und ein inniges Band der Freundschaft wob sich mit der Zeit um die beiden Frauenherzen; die Töchter Wibens aber wuchsen

3. Kleine vaterländische Geschichte für preußische Volksschulen - S. 33

1896 - Halle : Anton
83 b. Die Drfer. Im Laufe der Jahrhunderte hatte die Bevlkerung des Landes zugenommen. Da wurde ntig, da man die cker sorgfltiger bebaute, und da die Ansiedelungen enger aneinander rckten. Lagen sonst die Bauernhfe der die Flur zerstreut, so wurden sie jetzt zu geschlossenen Drfern vereinigt. Die Drfer waren, zum Schutz vor Raubgesellen, nicht nur durch Zune, sondern oft auch durch Mauern, Grben und Thore geschtzt, und vor den Thoren standen zuweilen Blockhuser zur Abwehr feindlicher Angriffe. Inmitten des Dorfes war die hohe Kirchhofsmauer wieder zur Verteidigung eingerichtet, zuweilen mit Trmen besetzt. Wenn dann das Dorf in Gefahr war, rettete der Bauer hierher Weib und Kind, Vieh und Habe und stand in der Eisenkappe hinter der Mauer, sein Liebstes zu verteidigen. Unterdes verkndete die Sturmglocke den berfall den benachtbarten Gemeinden. c. Die Stbte. 1) Die Städte der damaligen Zeit waren meistens erweiterte Burgen, die Hab und Gut des Brgers hinter einer festen Ringmauer schtzten. Diese war mit vielen eckigen ober runden Trmen besetzt; nach den Hauptlanbstraen fhrten feste Thore, die ebenfalls ber-trmt waren. Rings um die Stabtmauer lies ein breiter Wassergraben, der dem Feinde das Herannahen erschweren sollte. Bei manchen Stdten befanb sich noch eine Burg, zu der der den Stadtgraben hinweg eine Zugbrcke fhrte. Diese Burg galt als letztes Bollwerk in gefahrvoller Kriegszeit. 2) Im Innern der Städte waren die Straen eng und winkelig und nur selten gepflastert, hufig mit Ziehbrunnen besetzt, in denen man mit Rolle, Kette und Doppeleimer das Wasser heraufwinden mute. Die meisten Brgerhuser waren klein, von Fachwerk gebaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Zwischen den niederen Brgerhusern aber erhoben sich die stattlichen Hfe der Geschlechter" ld. i. des Stadtadels) mit hervortretenden Obergeschossen und stolzen Giebeln. Bauten die Brger fr sich selbst einfach, so geizten sie nicht, wenn es galt, die Stadt mit ffentlichen Gebuden zu schmcken. Aus jenen Zeiten stammen die stolzen Rat-Huser und die wunderbar schnen Kirchen, welche noch heute die alten Städte zieren. 3) In diesen alten Stdten regte sich ein buntes Leben. Nutzbares oder kunstreiches Handwerk beschftigte viele Hnde; auf schweren Fracht-wagen lieen die reichen Kaufherren die Gter der Fremde herbeifhren, um sie gegen die Erzeugnisse des stdtischen Gewerbfleies einzutauschen. Aber auf den Heerstraen lauerten die Raubritter. Um vor ihren Hnden das kostbare Handelsgut zu sichern, hielt der Rat der Stadt reisige Leute unter einem Kriegshauptmann. Oft waren diese auch ntig, wenn es galt, einen Feind von der Stadt abzutreiben. Dann strzten, aus den Hornruf des Thorwarts, die gewappneten Brger unter ihren Viertelsmeistern heraus, die Friedensstrer mit Bolzen, Lanzen und Morgensternen zu empfangen. d. Die Hansa. 1) In den letzten Jahren der Hohenstaufenzeit ent-stand auch der Hans ab und. Er hatte seine Ursache in der groen Unsicherheit, die zu dieser Zeit herrschte. Wegen der hufigen Abwesenheit der Hummel, Vaterlndische Geschichte. 3

4. Geschichte - S. 56

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
56 lautete da wieder der Befehl. Mit schweigender Augst gabeu die Karthager auch diese hin. Nachdem sie so entwaffnet und aller Vertheidignugsmittel beraubt waren fanrkr letzte und furchtbarste Befehl: „Auszuziehen mit Wet& inid Kind von der Heimat, zu zerstören mit eigener Hand die Stadt und einige Meilen von der Küste sich neue Hütten zu bauen!" Jetzt aber gerieth ganz Karthago in Wuth und Verzweiflung Falles verwünschte und verfluchte deu römischen Namen, ©ie schworen mit ihrer Stadt unterzugehen. Sofort begannen die Nothanstalten der Gegenwehr. Die Thore wurden verrammt, der Hafen mit einer laugen Zugkette gesperrt, die Giebel der Häuser abgetragen, um das Holz zum Schiffbau zu gebrauchen. Ganz Karthago glich einer großen Werksiätte; in allen Straßen wurde gehämmert, gehobelt, geschmolzen. Die Weiber schnitten ihr langes Haar ab, um Taue und Sehnen zu flechten, eine halbe Million Menschen wetteiferte in Darbringung freiwilliger Gaben und Opfer. Vor den Thoren stand Karthagos Feldherr Hasdrnbal mit einem Heere. Zwei Jahre lang schlugen die Verzweifelnden alle Angriffe der Belagerer-siegreich zurück; da schickten die Römer deu Cousul S cipio Aerniliauus dahiu. Dieser berühmte Kriegsheld erstürmte endlich im dritten Jahre der Belagerung, im Jahre 146 v. Chr., die Maueru, und die Römer drangen hinein. Ein furchtbares Gemetzel begann jetzt in den Straßen, in den Häusern, sechs Tage lang, mitten zwischen den Trümmern und Flammen der angezündeten Stadt. Siebenzehn Tage hindurch stand sie in heller Lohe. Was des Römers Schwert nicht fraß, gab sich selbst den Tod; Tausende stürzten sich in die Flammen, scipio selbst vergoß bei dem Anblicke des namenlosen Elendes, unter düsterer Ahnung des künftigen Schicksals seiner eigenen Vaterstadt, Thränen der Wehmuth. Nach der mörderischen Vertheidigung waren kaum noch 50,000 Unglückliche übrig, die zu Sklaven gemacht wurden. So sank Karthago, die Han-delskönigin der Welt, in Schutt und Asche. Wilde Thiere und barbarische Völker Hansen heutzutage auf der Stätte, wo Karthago 700 Jahre laug in regem Kunstfleiße stand und blühte.

5. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 201

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
20 t burtsort von Fr. Schiller (geb. 1789 ff 1805), dem Lieb- lingsdichter des deutschen Volkes, sehen. Vor seinem Ge- burtshause ist jetzt seine kolossale Statue von Thorwal'dson aufgestellt. Im W. liegt Mark-Groningen, der Ge- burtsort von dem berühmten freisinnigen Theologen Paulus. Daselbst wird alljährlich am Bartholomäustage ein Schäfer- markt, eine Art Volksfest, gehalten. Auf diesem Orte haf- tete das Recht der „Reichssturmfahnc" (Erzpanzeramt) und kam mit ihm an die Fürsten Wirtembcrgs. Weiter abwärts liegen Laufen am Neckar, wo Landgraf Philipp von Hessen und Herzog Ulrich 1534 die Ocstreicher schlugen, und die uralte Reichsstadt Heilbronn mit 12,000 Einw. Seine Lage ist allerliebst und macht es zur ersten Handels- stadt des Neckar. Es blühen daher hier Handel und Ge- werbe. Der Weinbau ist vorzüglich. Heilbronn hat in den Fehden zur Ritterzeit eine wichtige Rolle gespielt und in der Vergangenheit liegt sein größter Ruhm. Daselbst ist noch der alte „Diebsthurm" zu sehen, in welchem 1525 der Rit- ter Götz v. Berlichingen mit der eisernen Hand drei Jahre lang gefangen gesessen hat. Wer kennt nicht das „schöne Käthchen von Heilbronn?" Nahe bei Hcilbronn liegt das durch vorzüglichen Weinbau ausgezeichnete Städtchen Weins- berg, das wackere Städtchen, dessen Weibertreue aus dem 12ten Jahrh, bekannt und von Bürger in einer Romanze besungen ist. Als der Kaiser Konrad Iii. 1140 die Stadt belagerte, in welche sich sein Feind, der Herzog Welf von Baiern geworfen hatte, so drohte er den Männern den Tod, weil sie die Thore nicht öffneten. Als die Stadt sich nun ergab, erlaubte er den Weibern allein auszuziehen und mit- zunehmen, was sie tragen konnten. Darauf nahm jedes Weib ihren Mann auf den Rücken und so zogen sie zur Stadt hinaus. Konrad lachte herzlich darüber, und sprach: „ein Kaiser hält sein Wort." Noch jetzt sieht man auf einem nahen Berge die Trümmer des alten Schlosses Weibcrtreu. Wer sagt mir an, wo Weinsberg liegt? Die Weiber sollten Abzug han Soll sein ein wackres Städtchen, Mit ihren besten Schätzen; Soll haben, fromm und gut gewiegt Was übrig bliebe, wollte man Viel Weiberchen und Mädchen. * Zerhauen und zerfetzen. Einsmals der Kaiser Konrad war Drauf als der Morgen bricht hervor. Dem guten Städtchen böse, Gebt Achtung! Was geschiehet? Wild rückt' heran mit Kriegesschaar Es öffnet sich das nächste Thor. Und Reisiaengetöse. Und jedes Weibchen ziebet, Ihr Schurken, komm' ich 'nein, so wißt. Mit ihrem Männchen schwer im Sack Soll hängen, was ein Mannsen ist. So wahr ich lebe! Huckepack. — Hier zu Weinsberg wurden im Bauernkriege 1525 viele Gräuel verübt und der Graf von Helfenstein mit seinen Genossen durch Peitschenhiebe in die vorgehaltenen Spieße getrieben,

6. Teil 3 - S. 155

1907 - Halle a.S. : Schroedel
155 >— war in den letzten Tagen belebter als je und bedeckt mit hungrigen und durstigen Wandrern, welche jedoch weniger dem Nährstande als dem Wehr- stande angehörten. Es nutzte irgendwo in der Welt irgend etwas vorge- fallen sein, was das gefährliche, sehr gefrätzige und sehr durstige Volk der Landsknechte, Reiter und Abenteurer mehr als gewöhnlich in Bewegung gebracht hatte. Und so war es auch. Ein kriegerisch Spiel war zu Ende, und ein andres sollte beginnen, und die Karten dazu waren bereits gemischt und ausgegeben worden. Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig hatte wieder einmal seine gute Landesstadt Braunschweig hart belagert und die Belagerung aufgehoben, ohne der Stadt viel abzugewinnen. Herzog und Stadt zahlten ihre Knechte und' Reiter aus, und das zusammengelaufene Volk im Lager und in den Wällen erhob sich summend und flog auseinander wie ein Schwarm Hummeln und Hundsmücken, wenn der Honigtopf zugedeckt wird. Von dem versammelten Volke blieb unter dem Herzog Jürgen von Mecklenburg ein wilder Schwarm beisammen. Ein grotzer Teil aber der herzoglichen und städtischen Rotten zerstreute sich auf allen Landstratzeu des heiligen römischen Reichs deutscher Nation. Der Wirt zum Magdeburger Kranz, Hans Rolle, mochte aber mit bester Hoffnung nach guter Kundschaft ausschauen; denn es war bestimmt, daß um die Stadt Magdeburg sich alle die zerstreuten Atome der bei Braunschweig auseinandergesprengten Heeres- massen wieder sammeln und zu neuem Unheile sich zusammenfügen sollten. 2. Gute Kundschaft für den Wirt Hans Nolle näherte sich schon gleich einem Krähenschwarme mit großem Geschrei; sie marschierte nach dem Gequiek einer Querpfeife, welche ein blutjunges Bürschlein keck und frech dem wunderlichen Haufen voranblies. Einem Krähenschwarme gleich, wel- cher sich mit Tumult auf einer Weide am Wege niederläßt, schlug sich dieser Schwarm abgedankter Söldner vor der Stratzenschenke zum Magde- burger Kranz nieder. Der Wirt aber schrie nach seinem Weibe, nach seiner Magd, seiner Tochter, seinem Knecht und Jungen; denn nun waren alle Hände der Wirtschaft zur Bedienung nötig, wenn der ungebärdige Haufe nicht Tische, Stühle, Bänke und Fenster zerschlagen sollte. Die in der niedern Schenkstube Anwesenden aber sahen einander ziemlich scheu an, und jeder schien bei sich zu überlegen, ob es nicht das Veste sein werde, wenn mau schnell seinen Krug austrinke und schleunigst sich davonmache, ehe der wüste Haufe anstürme. Die Neugier spricht jedoch in solchen Fällen ein zu großes Wort mit und überwindet nur allzu häufig den Verstand. So auch jetzt; Schneider, Metzger, Hausierer und Bettelmann tranken nicht aus, sondern rückten in ihrer'ecke, an ihrem Tische nur ein wenig dichter zusammen und horchten mit gesenkten Köpfen, wie der Wirt unter der Tür, wo des Metzgers erhandeltes Kalb an einen Pfosten gebunden war, die Ankommen- den begrüßte. 3. Selten hatte wohl eine auf der alten Hanse- und Levantestraße

7. Natur-, Erd-, Menschen- und Völkerkunde, und deren Geschichte - S. 384

1839 - Karlsruhe : Groos
384 Dritte Stufe des Unterrichts. 10 wählten wieder je einen, welche 4 zuletzt allein den König wählen oder krönen sollten. Darum nannte man sie Kurfürsten. Den Vorsitz bei der Neichsversammlung führte der Erzbischof von Mainz. Der sächs. Herzog Lothar ward zum Kaiser erkoren. Ergab 1133 die Mark Brandenburg seinem Verwandten, dem Grafen Albrecht von Ballenstädt, wegen seiner ungestümen Tapferkeit der Bär genannt. Nach Lothar erhoben die Kur- fürsten den Herzog Konrad (!!!) von Hohenstaufen (1138) auf den Thron; mit diesem beginnt die Reihe der hohenstau- fi schon oder schwäbischen Kaiser. Heinrich der Stolze, der welsische Herzog von Baiern und Sachsen, der Eidam Lothars, der seine Erwählung zum Kaiser erwartet hatte, unterwarf sich nicht dem kaiserlichen Befehl, daß er das Herzogtum Sachsen abtrete, weil die Vereinigung zweier Herzogthümer sich nicht gezwine. Es kam zum Krieg. Als Konrad die Stadt Weinsberg, eine wclstsche Besitzung, 1140 belagerte, bewiesen die Weiber dieser Stadt eine denkwürdige List und Treue. Nur ihnen war wegen der hartnäckigen Gegen- wehr der Männer ein freier Abzug gestattet, mit der Erlaubnis, von ihren Schätzen mitzunehmen, was jede tragen könne. Als das Thor geöffnet ward, begann ein langer Zug der Weiber, von denen jede ihren Mann auf dem Rücken und ihre Kinder in den Armen trug. Der Kaiser staunte. Als Einige ans des Kaisers Umgebung mnrreten: „So sei es mit dem Vertrage nicht gemeint," entgegncte Konrad: „Eines Königs Wort soll man nicht drehen noch deuten." Statt des alten Feldgeschreis: Kyrie Eleyson , er- hoben die Streiter bei der Belagerung dieser Stadt zuerst den Ruf: „Hie Welf!" „Hie Waiblingen!" Heinrich-des Srolzen Sohn, näml. Hein- rich der Löwe, erhielt später das Herzogthum Sachsen. — Der h. Abt Bernhard von Clairvaur (Klärwo) regte den großen Kreuzzug 1146 an. Er zog predigend von Heidelberg nach Frei- burg und Constauz, und riß alle - Gemüther hin. In Speier predigte er vor dem Kaiser im Dom. Milten in der Predigt erhob sich Konrad, und erklärte seine Bereitwilligkeit zum Kreuzzug. Sein Neffe, der junge Friedrich (nachheriger Kaiser), zog mit. Der Zug war nicht glücklich. Die griechischen Städte verschloffeu die Thore, und reichten vergiftete Lebensmittel. Die Deutschen thaten Wunder von Tapferkeit. Vor Damascus spaltete Konrad einen Araber mit einem Schwertstreich mitten von einander. Sie richteten aber Nichts aus; doch besuchten sie Jerusalem, und

8. Das Alte Rom oder Schilderung der bürgerlichen, religiösen und militärischen Verfassung, des häuslichen Lebens, der Sitten, Gebräuche und Meinungen der alten Römer - S. 31

1831 - Nürnberg : Bauer und Raspe
/ 31 *—r nur ihren Muth nicht, verloren die Römer cm diesem blu- tigen Tage. (I. 216 v. C. Geb.) In der Stadt Nom entstand bei der Nachricht von die- ser neuen, gräßlichen Niederlage in den ersten Tagen eine allgemeine Bestürzung. Oie Weiber rannten schreiend, mit aufgelößtcn Haaren auf den Markt, als wäre schon Hanni- bal vor den Thoren. Der Senat wurde versammelt; die Senatoren gingen in der Stadt umher, die Hausväter zu beruhigen, und ihnen Trost zuzusprecheu. Ein neuer Feld- herr wurde abgeschickt, sich an die Spitze von 10,000 Mann, den ganzen Ueberrcst des geschlagenen Heeres zu, stellen. Zu- gleich faßte man den Beschluß, daß die bei Cannä gefange- nen Römer nicht losgekauft, sondern ihrem Schicksale über- lassen werden sollten. Bald darauf machte Han nibal Frie- densvorschläge, seine Gesandten wurden aber nicht einmal in die Stadt eingelassen; man sagte ihnen außen vor den Thoren, es könne vom Frieden nicht eher die Rede seyn, als bis der Feind Italien geräumt haben würde. Dieser Festigkeit, dieser Entschlossenheit verdankte der Staat seine Rettung. Durch eine bedeutende Anzahl Frei- williger wurde das Heer wieder ergänzt, und der Krieg ging seinen Gang fort. Die Völker in Unter-Italien schlugen sich zu den Siegern; aber Hannibal versäumte es, Rom selbst anzugreifen. Indessen waren die römischen Waffen siegreich in Spa- nien, Sicilien, Sardinien. Publius Scipio ging als Heerführer nach Spanien, überwand die carthagifchen Heere in mehreren Treffen, und setzte von da nach Africa über, wo sich der numidische König, Masinissa mit ihm ver- einigte. Carthago war jetzt in der größten Gefahr angegriffen

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 31

1875 - Münster : Coppenrath
— 31 — übrigen um sie einen Kreis schließen. Und in dem Augenblicke blitzte des Königes Schwert, und des Weibes Haupt flog vom blutenden Rumpfe. Da sangen die übrigen Weiber mit heller Stimme: „Ehre sei Gott in der Höhe!" Jauchzend fielen Zinken und Trompeten ein. Der König griff eines seiner Weiber bei der Hand und begann mit demselben auf offenem Markte um den blutigen Leichnam einen lustigen Reigentanz. Die anderen Weiber und das Hofgesinde folgten dem königlichen Beispiele. Das arme bethörte Volk schloß sich gleichfalls an den tanzenden Zug und sprang weidlich herum mit leerem, bellendem Magen, und aus aller Munde ertönte der Jubelruf: „Ehre sei Gott in der Höhe!" Unterdessen war die Noth der Belagerten, welche von dem Heere des Bischofes und dessen Verbündeten auf das Engste eingeschlossen wurden, zur gräßlichsten Höhe gestiegen, so daß sogar Mütter ihre eigenen Kinder geschlachtet haben sollen, um sie sich zum schauderhaften Mahle zu bereiten. Vergebens ließ der Bischof die Bürgerschaft wiederholt auffordern, sich auf Gnade und Ungnade zu ergeben; die Furcht vor dem entsetzlichen Johannes war stärker, als die Sehnsucht nach Erlösung, die doch jetzt in manchem Herzen aufzusteigen begann. Endlich erbarmten sich zwei Bürger der Stadt und einer von ihnen leitete in einer stürmischen Nacht vierhundert feindliche Krieger durch den Graben auf den Wall. Die schlafenden Schildwachen wurden niedergehauen, die Thore erbrochen, und ungehindert drang das Häuflein mitten in die Stadt. Da aber wurde Lärm, die bewaffneten Bürger liefen zusammen, warfen die letzten der eindringenden Soldaten zurück, verschlossen und besetzten die Thore und griffen nun die schon Eingedrungenen mit doppelter Wuth an. Fast zwei Stunden lang währte das Gemetzel in der dicksten Finsterniß, erschöpft wich die bischöfliche Schar zurück und schlug sich bis zum nächsten schwach besetzten Thore durch. Vor diesem harrte der Feldherr, Graf Wirich von Daun, mit dem Kerne seines Heeres. Das Thor wurde gesprengt, und unter lautem Siegesgeschrei strömten die hellen Scharen der Bischöflichen in die Stadt. Aber der Sieg war darum noch nicht errungen. Jeden Fußtritt Raum verkauften die halbverhungerten Wiedertäufer um Blut. Am grimmigsten war der Kampf auf dem Marktplatze. Hier stand der König mit seinen besten Leuten, und es galt, frisch zu streiten. Die ganze Nacht hindurch währte das Gewürge; blutig stieg über demselben das Morgenroth empor, und der Kampf, bei dem sich Feind und Freund erst jetzt unterscheiden konnten, wurde regelmäßiger.

10. Sagen - S. 102

1912 - Berlin : Oehmigke
102 nehmen, und noch heute trägt der Schloßherr eifrigst für die Er- haltung der zahlreichen, schönen Ringelnattern Sorge, die zur Zeit des Sonnenscheins auf Wegen und Beeten des Schloß- parts spielen. August Trinius (Märkische Streifzüge). 78. Die Weiber von Drossen. Die gute Stadt Drossen war in tausend Ängsten. Der beute- gierige und ausschweifende Herzog Hans von Sagan, den sie auch den „bösen Hans" nannten, hatte sie bedroht, weil angeblich einer der Mannen des Herzogs von der Stadt gefangen gehalten wurde. Da aber der Rat von Drossen nicht das geringste von einem solchen Gefangenen wußte, konnte er diesen auch nicht ausliefern und weigerte sich, das verlangte Sühnegeld zu zahlen. Da ritt der Herzog, dem es nur auf einen Vorwand zur Plün- derung ankam, mit einem Haufen Gewappneter gegen die Stadt, und so stark war der Anprall, daß der Rat schon alles preisgeben wollte, um nur das nackte Leben zu retten. Da kam er aber bei den Frauen schön an. Die waren auch zusammengetreten und hatten Beratung gepflogen, und bald eilten alle nach den Stadtmauern, wohin sie große Kessel mit siedendem Brei trugen. „Macht Platz, ihr Männer!" ertönte es aus der Frauen Munde, „wir wollen dem Mordbuben die Hölle heiß machen." Da gossen sie über die Brustwehr der Mauer den zischenden Brei, daß er sich wie Lavaströme über die an- stürmenden Feinde ergoß. Die flohen alle in wilder Hast und mit schrecklichen Wunden bedeckt auseinander, ohne sich weiter um den Herzog zu kümmern. Auch dieser erhielt seinen Lohn mit einem Kübel voll heißen Breis, daß er querfeldein ritt und nie wieder daran dachte, mit der Stadt Drossen in Fehde zu treten. Von jenem Geschehnis soll aber das alte märkische Sprich- wort herrühren: „Der Hans hat sich das Maul verbrannt." Paul Kunzendorf (Sagen der Provinz Brandenburg.) 79. Der Riese von Züllichau. Das Stadtwappen von Züllichau zeigt von altersher einen Riesen auf einer Mauer zwischen zwei Türmen sitzend, der zur Wehr eine Lanze in der Hand hält. Dieses Bild ist gestiftet zur

11. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 5

1898 - Schwabach : Schreyer
2. Was werdet Ihr nun wissen wollen? Warum die Diukelsbühler die Kinderzeche seiern. Während des dreißigjährigen Krieges mußte die Stadt Dinkelsbühl viele Drangsale ausstehen. Es ging ihr nicht viel besser wie unserer Vaterstadt; denn öfters ward sie belagert und ausgeplündert. Da erschien eiust wieder eine Abteilung Schweden vor den Mauern der Stadt; Brot und Fleisch verlangten sie. Doch die Dinkelsbühler schlössen die Thore und setzten sich zur Wehr. Umsonst. Nach wenigen Tagen mußte sich die Stadt ergeben. Etliche Ratsherren gingen ins Lager der Schweden und baten den Schweden ob erst Klaus*) um Gnade für die Stadt. Allein der wollte von Schonung nichts wissen; die Stadt sollte dem Erdboden gleich gemacht werden. Angst und Schrecken ergriff die Bewohner von Dinkelsbühl. Zusammenfassung! Dinkelsbühl in Not. Im dreißigjährigen Krieg wurde Diukelsbühl öfters belagert und ausgeplündert. Ein- mal kam ein Haufe Schweden vor die Stadt und verlangte Brot und Fleisch. Die Dinkelsbühler verteidigten sich, freilich vergeblich. Ihre Stadt sollte zerstört werden. Die Not war groß. 3. Voll Verzweiflung saßen die Ratsherren im Rathaussaal; keiner wußte, wie der Stadt zu Helsen wäre. — Da geht die Thüre, aus, herein tritt Lore, vom Rothenburger Thor des Wächters Töchterlein. „Kin- der-Lore" ward sie benannt; denn die Kinder Dinkelsbühls hatten sie lieb wie ihre Mutter und folgten ihr in allem. „Ich will die Stadt erretten mit meiner kleinen Stadtarmee!" — Stadtarmee? Woraus mag die bestehen? Kinder; Buben, Mädchen. — Stolz steigt die schöne Kin- derlore die breite Rathausstiege herab. „Kaum daß sie aus der Straße ging, Rechts Ännchen ihr, links Käthchen hing; Hans, Fritz, die just sich in den Haaren — Ein Blick — und Fritz läßt Hänschen fahren! Sie hingen hinten ihr am Kleid, Wie Lämmchen folgten sie der Maid; Aus allen Gassen, allen Stuben Die Mägdlein liefen und die Buben. Sie seh'n, und von dem schönsten Spiel Lief weg das junge Dinkelsbühl, Ja, gar von Butterbrot und Suppe — Bald war mobil die ganze Truppe." Nun erzählte die kluge Lore der horchenden Kinderschar von der Not der Stadt und machte mit den Kleinen gar Wichtiges aus. *) Sperrenreut.

12. Zur deutschen Geschichte - S. 92

1887 - Breslau : Hirt
— 92 — Die Bürger - stehen droben und rufen mauerab: „Bereitet uns dort unten ein wohlgebettet Grab! Daß wir, zu Grund gefallen, am Boden liegen weich Und sanft gelagert kommen ins liebe Himmelreich!" — Nun geht es an ein Stürmen, daß rings der Boden dröhnt, Daß unter Rosseshufen die Erde bangt und stöhnt. Und zu dem Schweiß des Tages rinnt roter Todesschweiß, Und an der Mauer liegen die Toten stufenweis. Schon klimmt an Leichenhaufen der kühne Feind empor, Aus weiter Ferne windet sich neu Geschwärm hervor. Hei! wie durch Staubeswirbel die Heereswirbel ziehn; Da überfällt die Städter ein Schrecken — sie entfliehn. Was Männer nicht erfochten, Han Weiber wohl vermocht, Die Han in Topf und Kessel siedheißen Brei gekocht, Und gießen von der Mauer so manchen schönen Guß, Darin Herr Hans von Sagan beinah' ertrinken muß. Die Feinde, die gekommen ganz trocken, wohl und kalt, Die fliehn verbrannt, durchfeuchtet und ohne Aufenthalt. Und noch ein Sprüchlein gehet durchs ganze Märkerland: Herr Hans hat sich vor Drossen am Brei das Maul verbrannt. tz. Marggraff. 100. I>er letzte Preuße. Hoch steht er auf des Berges Rand, Der weit ins Ostmeer schaut. Im Sturme flattert sein Gewand, Vom Blut der Schlacht betaut. Laut ras't der Donner über ihm Aus schwarzer Wetternacht, Daß vor dem wilden Ungestüm Der Eichenwald zerkracht. Tief unten brüllt und heult und stöhnt Die weißbefchäumte Flut, Das zitternde Gestade dröhnt Dumpf vor der Brandung Wut. Und Blitze zucken blutigrot, Rings um den Helden her; Hoch aus dem Himmel winkt der Tod, Er winkt aus tiefem Meer. Kühn steht er auf des Berges Rand, Lust beut ihm die Gefahr; Ein Eichenkranz schmückt sein Gewand, Ein Eichenkranz das Haar. Hellblank in seiner Rechten blitzt Sein unbesiegtes Schwert, Frisch von der Feinde Mord bespritzt, Durch Feigheit nie entehrt. Und trauernd blickt er auf den Stahl Und blickt ihn liebend an: „Wie flammtest du wohl tausendmal Dem Sturm der Schlacht voran:" Und eine stolze Thräne sinkt Auf's blanke Eisen schwer, Und daß es weit hinschallend klingt, Zerbricht er rasch die Wehr.

13. Der Schleswig-holsteinische Kinderfreund - S. 83

1822 - Altona : Hammerich
dem Hl., zu. „Schnell! Schnell! Die Gefahr ist groß! Hört, wie die Bomben schon pfeifen! Wie sie glühn! Fort! Fort! Die Stadt mit ihren schwachen Fortifikationen muß sich ergeben!" — Einige flohn; Friedrich nicht. „ Ich fliehe nicht, und übergebe nicht! Lieber will ich in meiner Burg umkommen!"— Und wirklich, er floh nicht! Die Kugeln fausten ihm um die Ohren! Ein treuer Gefährte siel an seiner Seite! Das lödtende Geschütz durchbohrte die Thürme, und die gransenden Bomben tanzten fürchterlich auf den Straßen umher und zerrissen die Wohnungen der Bürger! — Man hörte eine Trom- pete. Feindliche Officiere kamen angeritten und riefen den Einwohnern zu: „Macht auf die Thore der Stadt! Lasset uns hinein ziehen! Es gilt euch gleich, ob euer König Friedrich, oder Karl Gustav heißt! Der Kö- nig, dem wir dienen, fordert euch dazu auf!" — „Daraus wird nichts!"— dachten tausende Bürger, Studenten, Handwerker und Soldaten. „Noch kön- nen wir uns wehren! Wir fürchten keinen Feind!" — „ Hurra! Hurra! Ihr getreuen Bürger der Königs- bürg, eilet herbei! Greift zu den Waffen! Werst euch auf den Feind! Jaget ihn davon!"— setzten crmurt* ternd der König, Hans Schak und Guldenlöwe hinzu. — Bei diesem Zurufe stürzten die Bürger der Stadt bei Tausenden herbei. „ Wir wollen lieber sterben, als die Stadt übergeben!" — riefen sie. „Wer Gott und Friedrich, den König, liebt, der folge uns!" — Alles, was Waffen tragen konnte, lief herbet. Die Thore wurden geöffnet. Die bewaffneten Bürger, Studenten, Handwerksbursche und Soldaten stürzten, zum Theil nur mit Sicheln und Morgensternen ver- sehen, hinaus auf den Fernd, „Für Gott und den König! Für Gott und den König!" war ihre Losung. — Die Feinde wurden bestürzt. „ Auf, Kinder, auf!" rief ihr General; „haut ein' dringt vor! nehmt die Stadt! und die Plünderung steht euch frei." — Mächtig wirkte im Herzen der feindlichen Solda- ten diese Lockspeise; dennoch erreichten sie ihren Zweck

14. Mit einem kolorirten Kupfer - S. 204

1809 - Leipzig Dresden : Selbstverl. K. Engelhardt / Barth
204 I I sie ihm den Kanzler Brück, Hans Beyer *) und Wilhelm von Stein zurückgeben. Aber ein wildes: Nein, mit Nichten — durchhallte den nächtlichen Schloshof. — Nun so will ich euch, fuhr der Herzog fort, nochmals ermahnen, erinnern und bitten „bey den Pflich- ten», mit denen ihr mir verwant, gehuldet vnnd geschworen» feilt," daß ihr mir beistehen wollet mit Leib und Leben — „ vnndt wer das thun will vnndt gesinnet wehre, der sollte 2 finger aussreckenn." Aber nur einige Finger erhoben sich über den wilden Haufen, und weil ,,der guete fromme Fürst nit gewust, wie er dran geweßenn" schied er traurig von ihnen in sein Gemach. So hatte nun der Herzog fast nur noch 'den Titel —" die Kraft seines Amtes war in den Hän- den der Soldaten und Bürger, welche die Thor- fchlüssel zu sich nahmen, die Wachen nach Gefallen besetzten, und die Gefangnen auf dem Rathhaufe in Ketten legten. Den folgenden Tag (5 Apr.) berichtete man im Namen des Adels, des Militärs und der Bürger- schaft alles, was vorgefallen, ins Lager an den Kurfürsten, den Herzog Johann Wilhelm und die kaiserlichen Kommissarien, mit Bitte um 14 tägi- gen Waffenstillstand und mündliche Unter- redung *) Sonst Amtmann su Schellenberg bei Augufiusburg, wo er kurfürstliche Gelder veruntraut und sich deshalb ge, flüchtet hatte. Er und Stein waren die besten Freun- de Grumbachs.

15. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 9

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
9 denn Acht und Bann drohten dem, der ans eigne Faust auszog, seinen Feind zu bestrafen. Zur Schlichtung aller Streitigkeiten wurde das Reichskammer- gericht eingesetzt, das weder vom Kaiser noch von einem Landesherrn abhängig sein sollte. Alle deutschen Landstände freuten sich dieser Einrichtung, die Schweiz aber wollte sie nicht anerkennen und riß sich 1499 ganz vom deutschen Reich los. 4. Landsknechte. Um den Einfällen der Türken und Franzosen wehren zu können, errichtete Maximilian ein Reichsheer. Es bestand aus Söldnern, die nur aus des Kaisers Landen (meist aus dem Bauernstände) genommen wurden und daher den Namen „Landsknechte" erhielten (S. 15). 5. Reichssteuer. Zur Erhaltung dieses Heeres legte Maximilian eine Reichs- steuer, den sogenannten „gemeinen Pfennig", ans. Jeder, der über 15 Jahre alt war, mußte von je 1000 Gulden seines Besitzes 1 Gulden, von 500 Gulden einen halben Gulden zahlen u. s. w. Mit der Einnahme dieser Steuer waren die Pfarrer beauftragt. 26. Stabtleben im Mittelalter. 1. Bauart. Um eine rechte Stadt des Mittelalters kennen zu lernen, haben wir nur nötig, uns die Stadt Braunschweig vor etwa 600 Jahren anzusehen. Die ganze Stadt war damals mit einer hohen Mauer umgeben, die innerhalb des Mauergrabens herlief. Auf der Mauer sah man in angemessenen Ent- fernungen runde oder eckige Türme, im ganzen 41, die zur Aufnahme der Ge- schütze dienten. In der Mauer lagen 10 überwölbte Thore, die durch mächtige Thorslügel geschlossen werden konnten. Über dem Thore befand sich ein vier- eckiger Turm. Darin wohnte der Thorwärter. Er hatte das Thor des Abends zu schließen und des Morgens zu öffnen. Von den eingehenden Waren mußte er den Zoll erheben. Nahte der Stadt ein Feind, so gab der Wächter den Bürgern mit seinem Horn ein Zeichen. Später, im 14. und 15. Jahrhundert, wurden außerhalb dieser Mauer noch zwei andere Festungslinien (Wall mit Graben) um die Stadt gelegt. Aus der mittleren sind jetzt die Wallpromenaden entstanden, an die äußere, die „Landwehr", erinnern noch die Namen Olper Turm, Gliesmaroder Turm, Schöppenstedter Turm rc. Diese Türme dienten zum Aufenthalt für die ausspähenden Wächter. Die Straßen der Stadt waren gekrümmt und so eng, daß man oft über sich den blauen Himmel kaum zu sehen vermochte. Vor den Häusern lagen so- genannte Steinlvege, auch der Raum zwischen den beiderseitigen Steinwegen scheint gepflastert gewesen zu sein. Tie Häuser waren mit überstehenden Stock- werken gebaut und mit zierlichen Ecktürmchen, Holzbildern und frommen Sprüchen geziert. Meistens standen ihre Giebel nach der Straße hin. 2. Wehr und Waffen. Jeder Bürger war zum Waffendienste verpflichtet. Die Waffen mußte er sich selbst halten. Wenn die Reihe an ihn kam, mußte er des Nachts auf einem der Thore Wachtdienste thun. Ertönte die Sturmglocke, dann eilte jeder Bürger bewaffnet nach dem Markte seines Stadtteils. Ebenso wurden auch alle Pferde und Wagen dorthin gebracht. Neben der Bürgerwehr hatte die Stadt auch noch Söldner. (S. 15.) Ihr Befehlshaber war der Stadthauptmann. 3. Am Abend. Sobald die Dunkelheit eintrat, wurde geläutet. Wer dann noch auf der Straße zu thun hatte, mußte mit Licht versehen sein. Um Zusammenrottungen

16. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 78

1889 - Berlin : Nicolai
— 78 lich an dess von Pntlitz hanffen machen und denselben trennen, damit er hernach desto besser in die Stadt ohn widerstand kommen mochte. Diesen rathschlag hat der Hertzog nicht wollen annemen, sondern ist mit seinem hellen hanffen zur Stadt zugezogen und da er dnrch das Thor, so der Kästner uach innen gehabt, hinein kommen, hat er in dreyen gassen drey Panier anffgerichtet. Nun hatte der Marggraff sein Volck am meisten in den Herbergen losiret und hin und her in der Stad gelassen. Er selbst aber hatte sich mit etlichen Rentern anffm Marckt mit den Wagen be- schanzet nnnd sich darauff zur ruhe begeben, Weil er die vorige Nacht in erobernng der Stadt grosse mühe und arbeit gehabt nnnd nicht viel ge- schlaffen hatte. Als nun Hertzog Casimirns nnvorsehens in die Stadt kommen und jhm mit den seinen nicht anders gedacht, denn er hette die Stadt wider in seiner gewalt, haben sie alle geschryen: Stettin, Stettin, Stettin! Von solchen geschrey ist der Chursürst sampt den seinen erwachet, hat sich mit seinem Pauier der Mark Brandenburg bald hersür gemacht und ist mit den Pomern in einen harten streit mitten in der Stadt ge- kommen und ist da Dethleff von Schwerin und Peter Trampe, beyde Rittere, in der spitzen dess Hertzoges mit vielen andern blieben und er- schlagen worden. Und weil der Herr von Pntlitz mit seinen vier hundert Reutern auch hinzu gedruugeu und die Pommern also recht mitten unter den feinden gewesen, dass sie sich hinten und sornen haben wehren müssen, ists jhnen unmöglich gewesen, etwas treffliches auszurichten, sondern haben wider durch das Thor, dadurch sie hineiugekonnnen, müssen zurückweichen. Da das geschehen, hat der Marggraff mit gewaltiger gewapneter Hand den Kastuer vom Schlosse getrieben, über drey hundert Mann von den Pommern nnnd Poleu uuud über süuff hundert Pferde gesangen bekommen, welche die Märcker folgendes tages unter sich getheilet haben. Zu ehreu dieses Sieges hat der löbliche Marggraff in gedachter Stadt Angermünd durch Herrn Günther von Bartensleben zu Ritter geschlagen: Hauseu von Bredaw, Matthiasen von Uchtenhagen, Berndt von der Schulen- bürg, Joachim vou Bredaw, Ludolffeu von Alvensleben und etliche andere aus seinem Hoffe. — 58. König Sigismunds Einspruch gegen den polnischen Heirats- plan Friedrichs I. 1421. (Cod. n, 3, Nr. 1891; deutsch.) Sigismund, von Gottes Gnaden Römischer König :c. Hochge- borener, lieber Oheim und Kurfürst! Indem Du mit uns und der aller- durchlauchtigsten Fürstin, unserer lieben Gemahlin, Frau Barbara, Römi- scher, Ungarischer und Böhmischer 2c. Königin, insbesondere gesprochen hast, daß der König von Polen Deinem Sohne seine Tochter zu ehelichem Weibe

17. Das Mittelalter - S. 258

1852 - Leipzig : Brandstetter
258 rüstigen Muthes, zum Thore seiner Vaterstadt Nürnberg hinauswanderte, in deren Schoos ihm seine Knabenjahre freudlos gegnug verstrichen waren. Aber diese Erinnerung trübte seine jugendfrische Seele nicht mehr; war ihm ja das hohe Ideal seines Berufs gleich einem leuchtenden Sternbilde im Osten auf- gegangen! Hans Sachs pilgerte nun den ganzen Rheinstrom auf und ab, keine Stadt unbesucht lassend, wo die Kunst des Meistergesangs gepflegt ward. Aber vom Singen wird der Mensch nicht satt, so erging es schon in jener Zeit den bedauernswerthen Dichtern. Es half nichts, Hans Sachs mußte wieder zu seinem Handwerk sich wenden und bei tüchtigen Schustermeistern Arbeit suchen, die ihm auch nirgends fehlte und wenn er nun, auf dem Dreifuß sitzend, den ganzen Tag genaht und gehämmert hatte, dann warf er sich noch spät am Abend in seinen Sonntagsstaat und begab sich nach den Versamm- lungsorten der Singschulen, wo er Anfangs als lernbegieriger, vielverspre- chender Schüler, bald aber selbst als wackerer Praktikant und endlich als ein so tüchtiger Meister willkommen war, wie nur einer jemals ein Gesatz und Gegengesatz gefügt hatte. So vergingen einige Jahre, binnen welcher Hans Sachs bekannt und berühmt geworden war bei allen Verständigen und Lieb- habern der Kunst in ganz Deutschland. Aber als brodlose Kunst erwies sich denn doch noch für's Erste der herrliche Meistergesang, so wie es Hans Sachsens Vater vorausgesagt hatte. Da entschloß sich der Jüngling, im gerechten Stolz auf seinen erworbenen Ruhm, wieder umzukehren nach seiner lieben Vaterstadt und wie zuvor im Hause des Vaters zu arbeiten, als Handwerksgenosse, nebenbei aber der edlen Kunst, von welcher er nun und nimmer lassen konnte, fleißig obzuliegen. Nach langer, mühseliger Wanderschaft langte er an einem spaten Abende in Nürn- berg an. Er suchte die wohlbekannte Gasse auf, wo das väterliche Häuschen stand; lange mußte der Jüngling erst leise, dann lauter und immer lauter klopfen, bevor im Innern des Hauses Tritte und eine keifende Weiberstimme laut wurden. Endlich öffnete sich das Fenster und ein altes Weib erschien mit Licht, scheltend, wer noch in so später Nacht Einlaß begehre. „Gute Frau", sagte bescheiden der Jüngling, „wohnt hier nicht Veit Sachs, der Schuster?" Auf diese Frage schalt die Frau nur ärger. „Merkt's Euch, Ihr Tagedieb", rief sie im heftigsten Unwillen, „daß Veit Sachs, der Schuster, schon vor zwei Jahren das Zeitliche gesegnet und weder Mann noch Maus von seiner Familie an dieser Wohnung mehr Antheil hat." Wie diese traurige Nachricht den armen Jüngling erschreckte, wollen wir dem Leser nicht schildern; er sank erschüttert nieder auf einen Stein vor der Thüre des gegenüberstehenden Hauses, verbarg das Gesicht in beide Händen und schluchzte laut. Armer Sachs, wohin sollst du dich nun wenden, um ein Nachtquartier, um eine gastliche Aufnahme zu finden? Muth gefaßt! Dem Redlichen hilft Gott! Der traurige Hans besann sich zu rechter Zeit aufseinen alten Meister in der Kunst, der er sein ganzes Leben nun gewidmet hatte, auf den alten Weber Nunnenbeck. Zum Hause dieses würdigen Mannes wendet er sich und bald liegt er in den Armen seines einzigen, väterlichen Freundes. „Bleibe bei mir, lieber Sohn", spricht der wackere Greis, „und liege ohne Scheu und Störung der edlen Kunst ob, welche dir schon so reichlich Früchte der Ehre getragen. Vertraue dabei auf Gottes Rath, er wird das Zukünftige am besten fügen." Durch diesen Freundestrost gestärkt, verlebte nun der wackere Jüng- ling im Hause seines alten Lehrers ruhige, glückliche Tage, welche ganz dem

18. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - S. 49

1912 - Langensalza : Beltz
Der deutsch-französisckie 5krieg. 49 Schlugst jauchzend in die Hände dann: Willst du's, so mag es sein! Auf, meine Kinder, alle Mann! Zum Rhein! zum Rhein! zum Rhein! Hurra, hurra, hurra! Hurra, Germania! Da rauscht das Haff, da rauscht der Belt, Da rauscht das deutsche Meer; Da rückt die Oder dreist ins Feld, Die Elbe greift zur Wehr. Neckar und Weser stürmen an, Sogar die Flut des Mains! Vergessen ist der alte Span: Das deutsche Volk ist eins! Hurra, hurra, hurra! Hurra, Germania! Schwaben und Preußen, Hand in Han< Der Nord, der Süd ein Heer! Was ist des Deutschen Vaterland? — Wir fragen's heut nicht mehr! Ein Geist, e i n Arm, e i n einziger Leib, Ein Wille sind wir heut! Hurra, Germania, stolzes Weib! Hurra, du große Zeit! Hurra, hurra, hurra! Hurra, Germania! Mag kommen nun, was kommen mag: Fest steht Germania! Dies ist All-Deutschlands Ehrentag; Nun weh dir, Gallia! Weh, daß ein Räuber dir das Schwert Frech in die Hand gedrückt! Fluch ihm! und nun für Heim und Herd Das deutsche Schwert gezückt! Hurra, hurra, hurra! Hurra, Germania! Für Heim und Herd, für Weib und Kind Für jedes teure Gut, Dem wir bestellt zu Hütern sind Vor fremdem Frevelmut! Für deutsches Recht, für deutsches Wort, Für deutsche Sitt' und Art, — Für jeden heil'gen deutschen Hort, Hurra! zur Kriegesfahrt! Hurra, hurra, hurra! Hurra, Germania! Auf, Deutschland, auf, und Gott mit dir! Jn's Feld, der Würfel klirrt! Wohl fchnürt's die Brust uns, denken wir Des Blut's, das fließen wird! Ratgeber, 1. Reihe. Band 2. Reiniger. Geschichte. Teil Iv. ±

19. Teil 2 - S. 13

1904 - Hildburghausen : Gadow
13 Hans hinblickte nach der Stelle, wo der Baumstamm gelegen hatte, war von diesem nichts mehr zu sehen; der Wirbelwind aber war vorüber, kein Lüftchen regte sich mehr. Da merkte Hans, wer ihm den Possen gespielt hatte; die Sprache kehrte ihm wieder und wütend schrie er: Vermaledeiter, rußiger, rotbärtiger, spitzbübischer Rübezahl! Du heimtückischer Neidhart, hast mir mein ganzes Lebensglück zerstört! Rübezahl ließ nichts von sich hören und sehen; aber zwei unsichtbare Hände begannen den armen Hans dergestalt zu ohrfeigen, und ein paar- dicke Prügel tanzten dazu auf feinem Rücken herum, daß ihm schnell sein Heldenmut sank. Er stürzte von: Hügel hinab und langte mit hoch- geschwollenen Backen und blauem Rücken, halb tot vor Angst, Schmerz und Verzweiflung, vor seinem Hause an. Frau Lisbeth erschrak erst uiächtig, als sie ihren Blaun in einem so kläglichen Zustand erblickte. Als er ihr aber alles erzählt hatte, merkte sie, daß es Rübezahl gewesen wäre, und konnte sich eines schadenfrohen Lächelns nicht erwehren. Es ist kein anderes Mittel, ächzte Hans, als daß du die Ziege und die Zicklein verkaufest. Sobald ich mich dann von meiner Prügelsuppe erholt habe, will ich zurück nach Böhmen und neue Gläser kaufen. Ach, lieber Hans, sprach Lisbeth mit verstellter Trauer, die Ziege und die Zicklein sind leider gestorben. Gestorben? schrie Hans — die Ziege und die Zicklein? Ach, daß Gott sich erbarme! Da können wir und die armen Kinder uns auch hin- legen und sterben; ich weiß keine Rettung mehr! Indem tritt der Pfarrer ein, der Hans hatte ankommen sehen, und eröffnete ihm, daß er eine sehr frohe Botschaft bringe. Könnt ihr die Ziege und die Zicklein lebendig und mein Glas wieder gnt machen? fragte weinerlich Hans. — Ich weiß nicht, was Ihr redet, sprach der Pfarrer; ich kümmere mich weder um Eure Ziege noch um Euer Zicklein noch um Euer Glas und würde mich auch nicht um Euch kümmern; denn die Wahrheit zu sagen, so taugt Ihr nicht viel; denn Ihr seid geizig und mißtrauisch und behandelt Euer Weib sehr übel; aber ich komme zu Euch, weil das, was ich Euch sagen will. Euer edles Weib betrifft. Nun erzählte ihm der Pfarrer, daß seine Frau von einem reichen, unbekannten Verwandten 2000 Dukaten geschenkt erhalten habe mit der Bedingung, daß der Pfarrer des Orts dieses Geld in Empfang nehme und verwalte, weil Hans ein Geizhals sei. Als Hans dies hörte, wollte er es erst gar nicht glauben; da zog der Pfarrer den Sack mit den: Gelde hervor und zeigte ihn dem Hans. Aber welche Freude empfand nun Hans, und wie lieb hatte er nun fein Weib! Er umarmte und küßte sie so zärtlich, wie er seit seinem Bräutigams- stande nicht getan hatte, und blieb auch von Stund an der artigste Mann im ganzen Riesengebirge. Übrigens fügte er sich in alles, was der Pfarrer- für gut fand. Der kaufte ein hübsches Banerngütchen mit allem Zubehör, welches Hans und Lisbeth fleißig bestellten. Ihr Wohlstand nahm von Jahr zu Jahr zu, und ihre Nachkommen gelten jetzt für die wohlhabendsten Bauern des Riesengebirges und verehren noch bis auf den heutigen Tag den guten Rübezahl als den ersten Gründer ihres Glückes. Nach Mnsäus.

20. Geschichtsbilder für mehrklassige Volksschulen - S. 29

1897 - Leipzig : Siegismund & Volkening
Friedrich Barbarossa. 29 ihre Zahl wuchs bis auf 600,000 Köpfe an. Sie fetzten bei Konstantinopel nach Kleinasien über und eroberten Nicäa. Auf dem Weitermarsche durch das wüste Land der Feinde mußten sie aber viel Not und Beschwerden ertragen, und Tausende raffte der Tod hinweg. Man eroberte die Stadt Antiochien und näherte sich unter tausend Mühseligkeiten und Gefahren allmählich der heiligen Stadt. Im Juni des Jahres 1099 erblickte man endlich von einer Anhöhe bei 6mmaus im Golde der Abendsonne die Kuppeln Jerusalems. „Jerusalem, Jerusalem!" erscholl der Frendenrus. Alle Mühsale und Entbehrungen waren vergessen; die Kreuzfahrer fielen auf die Knie und dankten Gott mit Freudenthrä-nen für seine Gnade. 3. Eroberung von Jerusalem. Aber Jerusalem hatte eine zahlreiche Besatzung und war stark befestigt. Das Heer der Kreuzfahrer war bis auf 20,000 Mann zusammengeschmolzen. Der erste Sturm wurde abgeschlagen. Mit Mühe und Not brachte man in der holzarmen Gegend so viel Holz zusammen, um die erforderlichen Belagerungswerkzeuge anzufertigen. Nach vier Wochen waren zwei Türme fertig Nun wurde der Sturm erneuert; am zweiten Tage gelang es dem tapfern Gottfried von Bouillon, von einem Turme aus die Mauer zu besteigen und in die Stadt einzudringen; ihm nach stürmte die gesamte Besatzung des Turmes; man eröffnete sogleich ein Thor, und mit dem Rufe: „Gott will es! Gott hilft uns!" drangen die rachedurstigen Scharen in die Stadt ein. Es entstand ein grauenvolles Gemetzel, ant blutigsten an Omars.moschee, wo einst der Tempel gestanden hatte; 70,000 Türken fielen. Gottfried von Bouillon war in Begleitung weniger Gefährten nach dem heiligen Grabe gegangen und hatte dort im wollenen Büßerhemde, barfuß und ohne Waffen, Gott für den errungenen Sieg gedankt — Nun galt es, das eroberte Jerusalem auch zu behaupten. Als man Gottfried zum Könige wählte, sagte er: „Da, wo mein Erlöser eine Dornenkrone trug, will ich keine goldene Krone tragen," und nannte sich nur ,,Beschützer des heiligen Grabes". Infolge der vielen Beschwerden erkrankte er im folgenden Jahre und starb. Sein Bruder Balduin nahm den Titel „König von Jerusalem" an. 25. Ariedrich Barbarossa. 1. Seine Vorgänger. Auf Heinrich V. folgte Lothar von Sachsen, aus dessen im ganzen rühmlosen Regierung wir uns nur merken, daß er im Jahre 1134 die Nordmark (den Ansang des brandenburgisch-preußischen Staats) an Albrecht den Bären von Ballenstedt gab. Dann wurde Konrad Iii. von Dolicnstaufen gewählt, welcher von dem Schlosse Hohenstaufen in Schwaben stammte. Konrad war ein Mann von Treu und Glauben. Das zeigte sich vor Weinsberg, das Konrad lange vergeblich belagert hatte, endlich aber zur Uebergabe zwang. Nur die Weiber sollten freien Abzug haben und ihre besten Schätze mitnehmen dürfen; so wollte es der zornige Kaiser. Wie erstaunten aber alle, als sich die Thore Schloß Hohenstausen. öffneten und jede Frau und Jungfrau einen Mann auf dem Rücken heraustrug. Schon wollte man es ihnen wehren; doch Konrad sagte: „Ein Kaiserwort muß heilig sein!" Und die ganze Bevölkerung kam straflos davon. „Die Weiber von Weinsberg" von Chamisso. Bei der Belagerung von Weinsberg hörte man zum erstenmale das Feldgeschrei der streitende Parteien (Päpstliche und Kaiserliche): „Hie Wels! Hie Waibling!" Unter